Wels und Flaschenkürbis: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kamigraphie
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Der Wels (Namazu) hat sich, in Japan, über Jahrhunderte hinweg zum Symboltier für Erdbeben entwickelt. Diese Verbindung entstammt vermutlich aus der chinesischen Mythologie, die einen schlangenartigen Drachen als Urheber für Erdbeben betrachtete.
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Der Wels (''namazu'' 鯰) hat sich in Japan über Jahrhunderte hinweg zum Symboltier für Erdbeben entwickelt. Diese Verbindung entstammt vermutlich aus der chinesischen Mythologie, die einen schlangenartigen Drachen als Urheber für Erdbeben betrachtete.
Dafür verantwortlich, dass der Wels unter der Erde in Zaum gehalten wurde, war Kashima Daimyōjin. Während dessen Abwesenheit, während des "Monats der Abwesenden Götter"神無月 - alle Kami vesammeln sich im Oktober in Izumo - heisst es, ist also Ebisu als Haushüter an dessen Stelle getreten.  
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Dafür verantwortlich, dass der Wels unter der Erde in Zaum gehalten wird, war Kashima Daimyōjin 鹿島大明神. Während dessen Abwesenheit zum ''kami na zuki'' (auch ''kannazuki'' 神無月, "Monat der abwesenden Götter", in dem sich alle Götter in Izumo versammeln) heißt es, dass Ebisu als Haushüter an dessen Stelle tritt. Ebisu fungiert hier also in der Rolle eines sogenannten ''rusugami'' 留守神, was bedeutet, dass eine stellvertretende Gottheit an die Stelle einer anderen Gottheit tritt, die normalerweise für eine bestimmte Aufgabe zuständig ist.
  
  
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Auf vielen Namazu-e (Welsbildern) ist ein Flaschenkürbis, entweder nur am Rande oder als direktes Werkzeug zur Unterdrückung des Namazu, abgebildet. Man kann sich allerdings vorstellen, wie aussichtslos der Versuch ist, einen Fisch, egal welcher Art, mit einem Flaschenkürbis zu Boden zu drücken.  
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Auf vielen ''namazu-e'' (Welsbildern) ist ein Flaschenkürbis (hyōtan 瓢箪) abgebildet, entweder nur am Rand oder als direktes Werkzeug zur Unterdrückung des ''namazu''. Man kann sich allerdings vorstellen, wie aussichtslos der Versuch ist, einen Fisch, egal welcher Art, mit einem Flaschenkürbis zu Boden zu drücken.  
 
Aufgrund  [[Ebisu]]s  -  in manchen Abbildungen auch Daikokus  -  Unachtsamkeit wütet der Wels unter der Erde und es können Erdbeben entstehen.  
 
Aufgrund  [[Ebisu]]s  -  in manchen Abbildungen auch Daikokus  -  Unachtsamkeit wütet der Wels unter der Erde und es können Erdbeben entstehen.  
  
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[[Bild:Kashima - Namazu.jpg|thumb|Ebisu bändigt Namazu mit einem Flaschenkürbis]]
 
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Die Frage ist nun, welche Bedeutung der Flaschenkürbis auf den Namazu-e haben könnte.  
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Die Frage ist nun, welche Bedeutung der Flaschenkürbis auf den ''namazu-e'' haben könnte.  
  
Möglicherweise zeugt er für den Triumph, den die Kami letzten Endes doch über die Naturgewalten, in Gestalt den Namazu, erringen konnten. Er könnte aber auch für die Vergänglichkeit des errungenen Sieges stehen, lange wird der Wels sich wohl kaum unter einem Kürbis halten können.  
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Möglicherweise zeugt er für den Triumph, den die Kami letzten Endes doch über die Naturgewalten, hier in Gestalt den ''namazu'', erringen konnten. Er könnte aber auch für die Vergänglichkeit des errungenen Sieges stehen, lange wird der Wels sich wohl kaum unter einem Kürbis halten können.  
  
  
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Bereits einige Jahrhunderte zuvor galt diese Prozedur als ausdauernde Zen-Übung, da sie schier unlösbar war. Daraus entstand im Laufe der Zeit das Sprichwort ¬„瓢箪鯰“ in etwa   „etwas ist so schwierig wie einen Wels mit einem Flaschenkürbis zu fangen“.
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Bereits einige Jahrhunderte zuvor galt diese Prozedur als ausdauernde Zen-Übung, da sie schier unlösbar schien. Daraus entstand im Laufe der Zeit das Sprichwort ¬„瓢箪鯰“ in etwa „etwas ist so schwierig wie einen Wels mit einem Flaschenkürbis zu fangen“.
  
  

Version vom 28. Januar 2012, 17:48 Uhr

Der Wels (namazu 鯰) hat sich in Japan über Jahrhunderte hinweg zum Symboltier für Erdbeben entwickelt. Diese Verbindung entstammt vermutlich aus der chinesischen Mythologie, die einen schlangenartigen Drachen als Urheber für Erdbeben betrachtete. Dafür verantwortlich, dass der Wels unter der Erde in Zaum gehalten wird, war Kashima Daimyōjin 鹿島大明神. Während dessen Abwesenheit zum kami na zuki (auch kannazuki 神無月, "Monat der abwesenden Götter", in dem sich alle Götter in Izumo versammeln) heißt es, dass Ebisu als Haushüter an dessen Stelle tritt. Ebisu fungiert hier also in der Rolle eines sogenannten rusugami 留守神, was bedeutet, dass eine stellvertretende Gottheit an die Stelle einer anderen Gottheit tritt, die normalerweise für eine bestimmte Aufgabe zuständig ist.


Ebisu drückt Namazu zu Boden


Auf vielen namazu-e (Welsbildern) ist ein Flaschenkürbis (hyōtan 瓢箪) abgebildet, entweder nur am Rand oder als direktes Werkzeug zur Unterdrückung des namazu. Man kann sich allerdings vorstellen, wie aussichtslos der Versuch ist, einen Fisch, egal welcher Art, mit einem Flaschenkürbis zu Boden zu drücken. Aufgrund Ebisus - in manchen Abbildungen auch Daikokus - Unachtsamkeit wütet der Wels unter der Erde und es können Erdbeben entstehen.


Ebisu bändigt Namazu mit einem Flaschenkürbis

Die Frage ist nun, welche Bedeutung der Flaschenkürbis auf den namazu-e haben könnte.

Möglicherweise zeugt er für den Triumph, den die Kami letzten Endes doch über die Naturgewalten, hier in Gestalt den namazu, erringen konnten. Er könnte aber auch für die Vergänglichkeit des errungenen Sieges stehen, lange wird der Wels sich wohl kaum unter einem Kürbis halten können.


Bauer beim Versuch, einen Wels zu fangen


Bereits einige Jahrhunderte zuvor galt diese Prozedur als ausdauernde Zen-Übung, da sie schier unlösbar schien. Daraus entstand im Laufe der Zeit das Sprichwort ¬„瓢箪鯰“ in etwa „etwas ist so schwierig wie einen Wels mit einem Flaschenkürbis zu fangen“.


Quelle : Literatur:Smits 2006