Weiße Vögel: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. Juli 2021, 15:12 Uhr

Seiten-Infobox
ThemengruppeErzählung (Mythos, Legende, Märchen, etc.)
Schlagworte Fudoki, Hitachi fudoki, Bungo fudoki
Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.

Im frühen japanischen Glauben besaßen weiße Vögel göttliche Kräfte und waren ein gutes Omen (etwa wie weiße Sperlingsjunge). Auch in den Fudoki 風土記 werden sie immer wieder erwähnt.

Hitachi Fudoki

Im Hitachi fudoki taucht das Motiv der weißen Vögel in folgendem Abschnitt auf:

  • Im Bezirk Kashima, Dorf Shirotori: (zur Namensgebung des Dorfes)

Eines Tages beobachteten die Dorfbewohner weiße Vögel am Himmel. Erstaunlicherweise verwandelten sich die Vögel nach der Landung in junge Mädchen. Als Mädchen sammelten sie während des Tages Felsen und Steine, die sie aufeinander stapelten um einen Damm zu bauen. Jeden Abend verwandelten sie sich wieder in weiße Vögel und flogen davon um am darauffolgenden Morgen wieder zu kommen um erneut in Form von jungen Mädchen zu arbeiten. Aber so schnell die Mädchen auch arbeiteten, die Felsen wurden immer wieder durch die Kraft der Wellen weggespült. (Aoki 1997: 64)

Bungo fudoki

Keiko Tennō 景行天皇 entsandte Unade in den Norden Kyūshūs. (Es handelt sich hierbei wohl um Unade Sukune, der der kuni no miyatsuko 國造 (semi-autonomer Herrscher) dieses Gebiets war.) Als Unade im Dorf Nakatomi im Bezirk Nakatsu (in der späteren Provinz Buzen) ankam, ging bereits die Sonne unter, weshalb er beschloss die Nacht hier zu verbringen. Am Morgen des nächsten Tages kamen weiße Vögel vom Norden aus in das Dorf geflogen. Als Unades Männer diese Vögel genauer beobachteten, verwandelten sich diese plötzlich in Reiswaffeln und nach einiger Zeit in Taro Pflanzen. Diese wuchsen unaufhörlich und sogar im Winter brachten sie Ertrag im Überfluss.

Unade war davon sehr beeindruckt und deutete dies als Zeichen der Gunst der Götter. Als er Keiko Tennō davon Bericht erstattete, war dieser hellauf begeistert und nannte das Unade unterstellte Land Toyokuni 豊国, was so viel bedeutet wie "ertragreiches Land". Später wurde das land in die die Provinzen Bungo 豊後 und Buzen 豊前 unterteilt.

Die Taro Kartoffel war das Grundnahrungsmittel der frühen Bewohner Japans, besonders jener in den südlichen Gebieten. Diese Geschichte deutet auf ein Eindringen des Nassreisanbaus in die Jäger und Sammler Kultur der frühen Kyūshū Bewohner hin.[1]


Tano

Im Bezirk Hayami 速見郡 gab es eine Gegend mit sehr fruchtbarer Erde. In keinem Teil des Reiches konnte Land so einfach urbar gemacht werden. Die Erträge zu allen Jahreszeiten waren so groß, dass die Bauern den Überschuss auf den Feldern liegen ließen. Dadurch wurden die Bewohner immer verschwenderischer und benutzten schließlich sogar Reiswaffeln als Ziele beim Bogenschießen. Da verwandelten sich die Reiswaffeln in weiße Vögel und flogen Richtung Süden. Innerhalb eines Jahres starben alle der Bauern und umliegenden Bewohner und die Felder gaben seitdem nie mehr viel Ertrag. Deshalb wird der Ort Tano 田野 genannt, was so viel bedeutet wie "verschwendete Reisfelder".

Wahrscheinlich wurde die Gegend durch Asche, die vom Ausbruch eines Vulkans stammte, zu einem unfruchtbaren Ödland.[2]

Yamato Takeru

Yamato Takeru starb vermutlich an einem unbekannten Ort in den Bergen Zentraljapans. Als er verstarb verwandelte sich sein Körper in einen großen weißen Vogel, welcher davonflog. (Aoki 1997:21)

Im Nihongi steht beispielsweise dazu geschrieben, als Yamato Takeru no Mikoto auf der Noho Heide starb, wurde er in einen misasagi (Kaiserliches Hügelgrab) begraben und er verwandelte sich in einen weißen Vogel und flog Richtung Yamato. Als man das Grab öffnete fand man nur seine Kleider, aber keinen Leichnam. Woraufhin man einen Boten schickte, den weißen Vogel zu suchen.

Deshalb bezeichnet man seine Ruhestätte in den japanischen Analen als Kaiserliches Grab Shiratori 白鳥陵.

Nihon Shoki

Als Andenken an seinen verstorbenen Vater, dessen divine spirit sich in einen weißen Vogel verwandelt hatte und in den Himmel geflogen war, ließ sich Chūai Tenno aus den Provinzen weiße Vögel schicken. Vier von der Provinz Koshi gesandte Vögel wurden von Chūais jüngerem Halbbruder entwendet, weil: "These may be white birds, but when they are roasted they will become black birds." Chūai ließ ihn daraufhin töten.[3]

Kojiki

Caladrius

The Caladrius And A Sick King, In A Bestiary
British Library, Harley 3244, f.52r aus dem Jahre 1236

Weiße Vögel spielten durchaus auch in der westlichen Welt eine Rolle. Genauer gesagt im Europa des 9. Jahrhunderts. Hier hatte man die Vorstellung, dass der Tod in Form eines großen weissen Vogels - einen Fabelwesen, namens Caladrius zu den Kranken kommt. Dieser mythologische Vogel war von so reinem, strahlendem Weiß, dass kein einziger schwarzer Fleck auf ihm zu finden war (Vorstellung der absoluten Reinheit und Keuschheit und angedeutete Symbolik für Christus). Der Vogel Caladrius erschien zu Füßen des Krankenbetts und wusste, ob der Kranke sterben oder leben würde. Sieht der Vogel dem Kranken ins Gesicht, so nimmt er dessen Krankheit in sich auf und der Kranke wird wieder gesund. Blickt der Vogel indessen weg und sieht den Kranken nicht direkt an, wie etwa in der Abbildung aus dem Jahre 1236, so wird dieser wohl an seiner Krankheit sterben.

Diese Vorstellung von Leben und Tod findet sich auch in Grimms Märchen Gevatter Tod wieder. Der Tod steht am Kopfende (etwa wie der Vogel der den Blick zum Kopfende richtet und somit den Kranken rettet) und das Leben wird gerettet, steht der Tod hingegen am Fußende (wie der Vogel, der den Blick vom Kopfende abwendet und auf das Fußende blickt) so muss dieser sterben. (Tsuji 2009:4-9)

Nachweise

  1. Aoki 1997: 233-235
  2. Aoki 1997: 246
  3. Nihon Shoki Vol. 1: 217-218

Quellen

  • Michiko Yamaguchi Aoki (Ü.) 1997
    Records of wind and earth: A translation of fudoki with introduction and commentaries. (Monographs of the Association for Asian Studies, Bd. 53.) Ann Arbor, Mich.: Association for Asian Studies 1997.
  • Isomae Jun'ichi 2009
    Japanese mythology: Hermeneutics on scripture. London: Equinox 2009. (Ü. von Mukund Subramanian, Exzerpt.)