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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 15:21 Uhr
Themengruppe | Geister (inkl. Tiere und Monster) |
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Name | baku 獏/貘 („Tapir“ bzw. „tapirähnliche Chimäre“) |
Sonstige Namen | Shirokina Kami; chin. 獏 mo bzw. chin. mengbao 猛豹 (chinesischer Leopard) |
Herkunft | Indien, China |
Ikonographie | Elefantenrüssel, haariger Kopf, Elefantenstoßzähne, Nashornaugen, stacheliges Rückgrat, Ochsenschwanz, Tigerpfoten, gelb-schwarzes Fell |
Funktion, Wirkkraft | Traumfresser, Talisman gegen Krankheiten, gegen das Böse und schlechte Träume |
Bemerkung | Freundliches Fantasietier aus der chinesischen Mythologie |
Der baku 獏/貘 ist eine Art Geist (eher ein yōkai 妖怪[1]) bzw. Fantasietier, das sowohl Kupfer und Eisen als auch böse Träume frisst. Daher findet man das Kanji 獏 in manchen Darstellungen auch auf dem Segel des Schatzschiffes der Sieben Glücksgötter wieder.
Baku sind sowohl in buddhistischen Tempeln als auch in shintoistischen Schreinen als Figuren eingearbeitet.
Geschichte
Der baku 獏/ 貘 ist eine elefantenartige Kreatur, ein Fantasietier aus der chinesischen Mythologie, die auch den Namen Shirokina Kami trägt, welcher von einem chinesischen Schriftzeichen herrührt, das man in Häusern als Talisman gegen Seuchen aufhängte. Wenn man von ihm eine Zeichnung anfertigt, wird man vor dem Bösen beschützt. Schläft man auf seiner Haut, wird man nicht krank. Er hat einen langen Rüssel, einen haarigen Kopf und die zwei Stoßzähne eines Elefanten, die Augen eines Nashorns, ein stacheliges Rückgrat, den Schwanz einer Kuh oder eines Ochsen und die Pfoten eines Tigers. Roberts meint, er sei eine Gestalt mit dem Körper eines Pferdes, dem Kopf eines Löwen und den Füßen eines Tigers. Sein Fell hat jedenfalls eine gelb-schwarze Zeichnung. Außerdem soll er Kupfer und Eisen essen und in südlichen Bergtälern leben. Diese Chimäre gilt als mythologisches Tier, das sich von bösen Träumen ernährt, und wird mit den Worten „Baku kurae!“「獏、食らえ!」„Verschlinge, oh Baku! / Komm baku und iss meinen Traum!“ angerufen. Es heißt in einer alten Geschichte von einem baku, dass jener sprechen konnte. Außerdem scheint er mit dem chinesischen Leoparden (貘 chin. mo bzw. 猛豹 chin. mengbao) in Verbindung zu stehen, der in alten illustrierten chinesischen Texten wie dem Shanhaijing[2] in Zusammenhang mit südlichen Bergen erwähnt wird. Deren früheste erhaltene Blockdrucke des Künstlers Jiang Yinghao stammen aus dem Jahre 1597, also der späten Ming-Dynastie 明朝 (China, 1368−1644). Eine wichtige Quelle, in welcher der baku ebenfalls vorkommt, ist auch das Sankai Ibutsu 山海異物[3], ein japanischer Text aus dem 17. Jahrhundert.
Das Fabelwesen ist wohl vom Aussehen eines Tapirs inspiriert und wird daher mit ihm oft gleichgesetzt. Der echte Tapir (Gattung der Tapiridae) lebt in Südamerika, Mittelamerika und Südostasien an Flussufern von dichten Wäldern. Seine bevorzugte Nahrung sind Früchte und er ist gut im Schwimmen. Der amerikanische baku hat am ganzen Körper eine dunkle Färbung, in Malaysien gibt es jedoch einen Tapir, der halb grauweiß und halb dunkel ist.[4]
Es ist nicht geklärt, was zuerst entstand: die Legende oder das Tier. Auch die Gestalt kirin[5] kann gleichzeitig die japanische Giraffe bedeuten oder sich auch auf ein mythisches chinesisches Monster beziehen. Sie sind ähnlich in ihrer Gestalt und miteinander verbunden, aber die Ähnlichkeit könnte auch ein reiner Zufall sein. Der asiatische Tapir in China habe vielleicht zu einer Zeit existiert, aber sei dann ausgestorben, so eine Hypothese, denn die Menschen hätten ihn für das Fell gejagt, das auch als Talisman gegen Krankheit und böse Geister diene, und als er nicht mehr existierte, Bilder verwendet. In der Tang-Dynastie 唐朝 (China, 618−907) waren Stellschirme mit baku-Dekor sehr beliebt. In einem Werk namens Torokuten aus der Tang-Zeit isst ein heiliges Tier namens bakuki Träume und es ist auch wahrscheinlich, dass beide zu einer Legende verschmolzen sind. In der Muromachi-Zeit 室町時代 (1337−1573) etablierte sich der Brauch, dass man an seinem Sterbebett ein Bild des baku gegen die bösen Geister in Händen hält.
Bald wurde der baku jedenfalls mit dem ersten Traum im Jahr assoziiert, den er günstig und glücksverheißend stimmen soll. Hat man einen wohlwollenden Traum, so hat man auch das ganze Jahr über Glück, hat man jedoch zu diesem Zeitpunkt einen schlechten Traum, sollte man baku zur Sicherheit anrufen. Es gibt auch den Brauch, ein liedähnliches Palindrom zu rezitieren. Kindern wird aufgetragen, den Vers vor dem Schlafengehen dreimal hintereinander aufzusagen. Aber es gibt auch eine dunklere Seite des baku: denn ein zu hungriger baku wäre nicht mit einem einzelnen Traum zufrieden und könnte alle Hoffnungen und Ambitionen wegsaugen und den Träumenden leer zurücklassen, einfach alle Träume von Hoffnung und Zukunft fressen.
Schließlich findet man auch Bilder von ihm neben Löwen unter dem Dachvorsprung von japanischen Tempeln und Schreinen, um die bösen Geister abzuwehren. Baku Effigies waren schon populär zur Edo-Zeit 江戸時代 (1603−1868). Gemeinsam mit dem Schatzschiff, den Sieben Glücksgöttern, Kranichen und Schildkröten ist er auf solchen beliebten Bildern zu finden.
Auch heute gibt es in Japan nach wie vor Polster in der Form eines baku oder mit dem Kanji baku beschriebene Kissen, baku-Spielzeug und andere Talismane. Außerdem taucht er in Cartoons, in Computer-Spielen und in Comic-Büchern auf.
Bilder
Weitere Bilder
- Baku by Soga Shōhaku Stand: 2014/07/28
- 夢貘まくら Stand: 2014/07/28
- Baku – The Dream Eater Stand: 2014/07/28
- BAKU 獏 or 貘 Eater of Nightmares Stand: 2014/07/28
Verweise
Literatur
- Tetsuo Aiga 1975„baku.“ Nihon Kokugo Daijiten 16. Tōkyō: Shōgakukan 1975, S. 168.
- Frederick Hadland Davis 2007Myths and legends of Japan. New York: Cosimo 2007.
- Davisson, Zack (2012) Hyakumonogatari Kaidankai. Translated Japanese Ghost Stories and Tales of the Weird and Strange Baku – The Dream Eater (Stand: 2013/12/17)
- Yoshinori Imaizumi 1970„baku.“ In: Aiga Tetsuo (Hg.), Encyclopedia Japonica 14. Tōkyō: Shōgakukan 1970, S. 446.
- Henri J. Joly 1967Legend in Japanese art: A description of historical episodes, legendary characters, folklore, myths, religious symbolism illustrated in the arts of old Japan. Rutland, Vt. u.a.: Tuttle 1967.
- Jeremy Roberts 2009„baku.“ Japanese Mythology A to Z. New York: Chelsea House 2009, S. 12.
- Norimasa Satō 2001„Baku.“ Nihon kokugo daijiten 10. Tōkyō: Shōgakukan 2001, S. 1019.
- Richard E. Strassberg 2002A Chinese bestiary: Strange creatures from the guideways through mountains and seas. Berkeley: University of California Press 2002.
- Haruo Suwa 1997„Nihon no yūrei.“ In: Kashiwagi (Hg.), Yūrei no shōtai. Nihon no shikisai. Rensai 8. Tōkyō: Heibonsha 1997, S. 34-43.
- Toshimi Takeuchi 1970„Hatsuyume.“ In: Aiga Tetsuo (Hg.), Encyclopedia Japonica 14. Tōkyō: Shōgakukan 1970.
Internetquellen
- „BAKU 獏 or 貘 Eater of Nightmares“, A to Z Photo Dictionary of Japanese Culture and Art (Online-Enzyklopädie, Mark Schumacher, seit 1995).
Fußnoten
Bilder
Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:
- ↑ Baku — Eater of Nightmares Gemälde (Farbe auf Zedernholz) von Soga Shōhaku 曽我蕭白 (1730-1781). Edo-Zeit, 18. Jh.; Asada-ji Temple 朝田寺, Matsusaka, Präfektur Mie
Bild © MakiTaki. (Letzter Zugriff: 2021/8/26) - ↑ Baku Holzschnitzerei Statue (Holz); Kōzen-ji, Tōkyō
Bild © Shinshizo 神使像めぐり. (Letzter Zugriff: 2021/08/26) - ↑ Baku von Mizuki Shigeru Illustration (Papier, mit Farbe bemalt) von Mizuki Shigeru 水木しげる, real: Shigeru Mura (*1922). 20. Jh.; aus Magical Animal Stories
Bild © Baku – The Dream Eater. (Letzter Zugriff: 2021/08/23) - ↑ Shishi und Baku (獅子と獏) Statue (Holz); Myōhonji Temple 妙本寺, Kamakura
Bild © Mark Schumacher. (Letzter Zugriff: 2021/08/26) - ↑ Baku Makura (獏枕) Objekt (Baumwolle, Stoff, bedruckt)
Bild © 夢貘まくら. (Letzter Zugriff: 2021/08/26) - ↑ Baku-Malerei Buchillustration (Papier, bemalt); aus Chōju giga
Bild © Aiga 1975, Nihon Kokugo Daijiten 16, Seite 168. - ↑ Mengbao Buchillustration (Papier, bemalt); aus Shanhaijing
Bild © Strassberg 2002:89-89 - ↑ Baku im Sancai tuhui Buchillustration (Papier, bedruckt) von Wang Qi 王圻 (1565-1614). Ming-Zeit; aus der Serie Sancai tuhui 三才圖會 (Bd. 28), 1609
Bild © Bayrische Staatsbibliothek. (Letzter Zugriff: 2014/09/02)