Wolfsglaube: Unterschied zwischen den Versionen

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Der japanische Wolf ist wesentlich kleiner als der europäische und unterscheidet sich nur unwesentlich von japanischen Hunden. Tatsächlich war  die zoologische Trennung selbst unter Fachleuten lange umstritten.
  
In Japan werden Wölfe nicht unbedingt als Tiere gesehen, die Schaden anrichten, sondern sie wurden teilweise als Gottheiten der Berge betrachtet und werden auch Ōkuchi-no-makami (大口真神) genannt. Sie werden traditionellerweise als ōkami bezeichnet. Sie haben demnach auch eine symbolische Bedeutung in der japanischen Kultur, denn sie werden, zusammen mit Bären und Wildschweinen zu den kami gezählt, die auf Dörfer aufpassen und diese vor Naturkatastrophen, aber auch Pech und Seuchen retten und davor bewahren. Einen großen Aufschwung des Ōkami Shinko kann vor allem zur Zeit der Choleraepidemie, in der sich Menschen an die vor Seuchen bewahrenden kami um Hilfe wandten, im Jahr 1822 vermerkt werden.
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Im Unterschied zu Europa wurden Wölfe im traditionellen Japan kaum  als Tiere angesehen, die Schaden anrichten. Vielmehr wurden sie, ähnlich wie Füchse, vor allem in gebirgigen Gegenden religiös verehrt. In manchen Fällen wurden sie als mit Magie ausgestattete Boten der Götter (''kenzoku'' 眷属) angesehen, in anderen zusammen mit Bären und Wildschweinen zu den ''kami'' gezählt, die auf Dörfer aufpassen und diese vor Naturkatastrophen und Seuchen bewahren. All diese Vorstellungen werden unter dem Begriff ''ōkami shinkō'' 狼信仰 (Wolfsglauben) zusammengefasst.
Wölfe werden außerdem auch als go-kenzoku ( 眷属 ), also als mit Göttermagie ausgestattete Boten der Götter gesehen, die geschickt werden, um der Menschheit eine Nachricht oder auch ein Zeichen zu überbringen.
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Interessanterweise kann man hierbei eine Verschmelzung der Gestalt zwischen der okami und der inu (Hund) zu beobachten, denn einerseits ist ein okami als Wolfsgott vorzufinden, andererseits wird aber der o-inu (großer Hund) oder auch oinu-sama beim Oinuge Festival verehrt. Gleichzeitig kann man auch bei vielen Schreinen, die sich der Verehrung des Wolfes widmen, sind auch komainu, löwenähnliche Wolfshunde bei den Eingängen zu sehen. Um diese zu ehren, entstand das Oinu-. Es wird gesagt, dass die Rituale ungefähr in der Edo-Zeit entstanden sind. Man glaubt daran, dass ofuda, Talismane auf denen Glückwünsche stehen, die mit dem Abbild eines oder mehreren Wölfen versehen wurden, die Person vor Unheil, Unglück und vor allem vor Seuchen schützt. Weiters wurde auch daran geglaubt, dass Knochen sowie Überreste von Wölfen einen ähnlichen Schutz boten wie die Talismane, was schlussendlich weiterhin als einer von vielen Faktoren zur Ausrottung der Wölfe in Japan beitrug. Das Oinu-gē-Festival hat seinen Namen dadurch erhalten, da man diese Talismane jährlich beim bekannten Mitsumine Schrein, aber auch beim Muku Schrein, welche beide für die Verehrung von Wölfen bekannt sind, auszutauschen, um den Schutz durch den kami zu gewährleisten. Insgesamt kann man ca. 10 Schreine zählen, die mit der Verehrung der Wölfe zu tun haben. Die Zeremonie, die beim Festival abgehalten wird, hat je nach Region verschiedene Namen, am bekanntesten sind jedoch go-kenzoku und oinu-gē, was im übertragenem Sinne „die Hunde austauschen“, also die alten ofuda gegen neue ofuda mit neuem Schutz auszutauschen, bedeutet. Während des Festivals wird ein tragbarer Mikoshi Schrein von vielen Personen getragen und auch ein Theaterstück „kagura“ wird aufgeführt.
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Ein Aufschwung des ''okami shinkō'' lässt sich u.a. während der großen  [[Krankheiten in Altertum, Mittelalter und Neuzeit|Choleraepidemien]], 1822 und 1858–1859, verzeichnen. Damals galten Talismane (''ofuda'' 御札) mit Wolfsbildern als wirksamer Schutz gegen die Krankheit. Auch Wolfsknochen wurden zu Arzneien verarbeitet. Es gibt die Vermutung, dass dieser plötzliche Bedarf an ihren Knochen mit dem Verschwinden des japanischen Wolfes Ende des 19. Jh. in Zusammenhang steht, allerdings dürfte auch die Tollwut entscheidend dazu beigetragen haben.  
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In Hokkaidō wurden Wölfe hingegen, Hand in Hand mit der Meiji-zeitlichen Förderung der Viehzucht, systematisch ausgerottet, sodass der Wolf heute in ganz Japan  als ausgestorben gilt.
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==Begriffsklärung==
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Der Wolf wird meist mit dem chinesischen Schriftzeichen 狼 geschrieben, was sich in die Idiogramme „Tier“ (犭 ''kemono-hen'') und „gut" 良 unterteilen lässt. Die Aussprache ''ōkami'' lässt sich aber auch als „große Gottheit“ 大神 verstehen. Tatsächlich wurde der Wolf in der Vormoderne bisweilen in dieser Form verschriftet. Auch Namen wie ''ōkuchi-no-magami'' 大口真神 (wtl. „wahre ''kami'' mit großem Maul“) sind bekannt.
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Neben ''ōkami'' wurden Wölfe auch „Berghunde“ (''yamainu'' 山犬) genannt. In Schreinen, wo Wölfe verehrt werden, werden die Bezeichnungen  „Wolf“ und „Hund“ (''inu'' 犬) zumeist synonym verwendet.
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== Wolfs-Schreine ==
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Ein traditionelles Zentrum des Wolfsglaubens befindet sich in der Region Chichibu 秩父市, westlich von Tokyo, wo sich ein kleines Netzwerk aus zehn Schreinen mit dem [[Mitsumine Jinja]] 三峯神社 als Zentrum dem ''ōkami shinkō'' zuordnen lässt.
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Das ''o-inu-gē'' Festival des Mitsumine Schreins, wtl. „Fest des Hundetauschs“, das jährlich im April von mehreren Schreinen des Mitsumine-Netzwerks veranstaltet wird, bietet neben den üblichen Schreinumzügen auch die Gelegenheit, Wolfs-Talismane aus dem Vorjahr gegen neue auszutauschen. Die Praxis soll in der Edo-Zeit 江戸時代 entstanden sein.
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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 15:25 Uhr

Ofuda2.png
Talisman mit Wolfsbild[Abb. 1]
Seiten-Infobox
ThemengruppeGeister (inkl. Tiere und Monster)
Name 'ōkami shinkō 狼信仰 („Wolfsglaube“)
Bemerkung religiöse Verehrung von Wölfen
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Krankheiten.

Der japanische Wolf ist wesentlich kleiner als der europäische und unterscheidet sich nur unwesentlich von japanischen Hunden. Tatsächlich war die zoologische Trennung selbst unter Fachleuten lange umstritten.

Im Unterschied zu Europa wurden Wölfe im traditionellen Japan kaum als Tiere angesehen, die Schaden anrichten. Vielmehr wurden sie, ähnlich wie Füchse, vor allem in gebirgigen Gegenden religiös verehrt. In manchen Fällen wurden sie als mit Magie ausgestattete Boten der Götter (kenzoku 眷属) angesehen, in anderen zusammen mit Bären und Wildschweinen zu den kami gezählt, die auf Dörfer aufpassen und diese vor Naturkatastrophen und Seuchen bewahren. All diese Vorstellungen werden unter dem Begriff ōkami shinkō 狼信仰 (Wolfsglauben) zusammengefasst.

Ein Aufschwung des okami shinkō lässt sich u.a. während der großen Choleraepidemien, 1822 und 1858–1859, verzeichnen. Damals galten Talismane (ofuda 御札) mit Wolfsbildern als wirksamer Schutz gegen die Krankheit. Auch Wolfsknochen wurden zu Arzneien verarbeitet. Es gibt die Vermutung, dass dieser plötzliche Bedarf an ihren Knochen mit dem Verschwinden des japanischen Wolfes Ende des 19. Jh. in Zusammenhang steht, allerdings dürfte auch die Tollwut entscheidend dazu beigetragen haben. In Hokkaidō wurden Wölfe hingegen, Hand in Hand mit der Meiji-zeitlichen Förderung der Viehzucht, systematisch ausgerottet, sodass der Wolf heute in ganz Japan als ausgestorben gilt.

Begriffsklärung

Der Wolf wird meist mit dem chinesischen Schriftzeichen 狼 geschrieben, was sich in die Idiogramme „Tier“ (犭 kemono-hen) und „gut" 良 unterteilen lässt. Die Aussprache ōkami lässt sich aber auch als „große Gottheit“ 大神 verstehen. Tatsächlich wurde der Wolf in der Vormoderne bisweilen in dieser Form verschriftet. Auch Namen wie ōkuchi-no-magami 大口真神 (wtl. „wahre kami mit großem Maul“) sind bekannt.

Neben ōkami wurden Wölfe auch „Berghunde“ (yamainu 山犬) genannt. In Schreinen, wo Wölfe verehrt werden, werden die Bezeichnungen „Wolf“ und „Hund“ (inu 犬) zumeist synonym verwendet.

Wolfs-Schreine

Ein traditionelles Zentrum des Wolfsglaubens befindet sich in der Region Chichibu 秩父市, westlich von Tokyo, wo sich ein kleines Netzwerk aus zehn Schreinen mit dem Mitsumine Jinja 三峯神社 als Zentrum dem ōkami shinkō zuordnen lässt. Die dortigen Schreine besitzen z.B. komainu 狛犬 – also eigentlich löwenartige Tierwächter-Skulpturen – in Wolfs- bzw. Hundeform. Auch die sowohl in Shintō-Schreinen als auch in buddhistischen Tempeln üblichen Talismane (ofuda 御札) und Votivbilder (ema 絵馬) sind hier mit Wölfen versehen.

Das o-inu-gē Festival des Mitsumine Schreins, wtl. „Fest des Hundetauschs“, das jährlich im April von mehreren Schreinen des Mitsumine-Netzwerks veranstaltet wird, bietet neben den üblichen Schreinumzügen auch die Gelegenheit, Wolfs-Talismane aus dem Vorjahr gegen neue auszutauschen. Die Praxis soll in der Edo-Zeit 江戸時代 entstanden sein.

Verweise

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:

  1. Ofuda2.png
    Talismane mit Wolfsbildern Graphik