Phalluskult: Unterschied zwischen den Versionen

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|schlagworte= ''[[dōsojin]]'' 道祖神, ''[[sekibō]]'' 石棒
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Prähistorische Phallusgegenstände oder '''''sekibo''''' '''石棒''' (ältere Bezeichungen sind ''raitsui'' 雷鎚 oder ''raichin'' 雷碪) lassen sich bereits Mitte der ''Jomon''-Zeit (ca. 3600 v. Chr. Bis 2500 v. Chr.) in Japan finden und bekamen im Laufe der Zeit verschiedene Funktionen zugewiesen, wie etwa das Verleihen von Fruchtbarkeit oder das Stiften einer Ehe. Ihr Kult verschmolz aber auch mit der Verehrung der ''dōsojin'' (Quejada 1998: 1-4). Die Bedeutung der ''sekibo'' hing dabei jeweils von der „Kultur“ ab, in der sie hergestellt wurden. In der Yamanashi Präfektur wurden sie zum Beispiel als Grabsteine verwendet (Quejada 1998: 14).
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Der japanische Phalluskult, ''inkeisūhai'' 陰茎崇拝, existiert in Japan seit der prähistorischen Zeit und die Phalli haben deswegen viele unterschiedliche Entwicklungen durchgemacht. Es gibt aber auch an verschiedenen Orten verschiedene Ausprägungen. Deswegen lässt sich generell sagen, dass diese Kultgegenstände in mannigfaltiger Form und aus unterschiedlichsten Materialien bestehend existieren.  
  
Es gibt '''verschiedene Arten''' der ''sekibo'', z.B. ''sekibo'' mit einer Eichel an jedem Ende oder ''sekibo'' ohne jegliche Eichel (Quejada 1998: 6). Deswegen gibt es auch '''verschiedene Deutungsversuche''', wie etwa, daß die ''sekibo'' '''Waffen''' waren (Quejada 1998: 16), daß sie zum '''Dreschen von Korn''' eingesetzt wurden (Quejada 1998: 23), oder daß sie als '''Symbole''' für unverständliche Naturvorgänge dienten (Quejada 1998: 18). Hierbei ist von Bedeutung, daß nicht der Phallus an sich verehrt wurde, sondern das, was er repäsentierte: die '''Natur''' (Quejada 1998: 19).
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Trotz der mannigfaltigen Darstellungsformen und Materialien lassen sich alle Kultphalli aber in eine von zwei Gruppen einordnen: In die durch Umwelteinflüsse natürlich entstandenen und die von Menschenhand geschaffenen Phalli. Quejada geht davon aus, dass jede eine eigene Funktion hat, nämlich die Befriedigung spezieller menschlicher Bedürfnisse (Fruchtbarkeit, leichte Niederkunft, etc.) in der ersten und landwirtschaftliche Bedürfnisse (gute Ernte, etc.) in der zweiten.<ref>Quejada 1998:83–84</ref>
  
Es mag von Bedeutung sein, daß die ''sekibo'' zuerst in einer Zeit auftraten, in der die Bevölkerung Japans '''seßhaft''' wurde, und das Leben als Jäger und Sammler zugunsten eines Lebens als Bauer aufgegeben wurde (Quejada 1998: 7).  
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Die ältesten Phallusgegenstände sind die sogenannten Steinstäbe, [[Sekibou|''sekibō'']]  石棒 (ältere Bezeichungen sind ''raitsui'' 雷鎚 oder ''raichin'' 雷碪), die bereits Mitte der Jōmon-Zeit 縄文時代 (ca. 3600 v. Chr. bis 2500 v. Chr.) existierten.<ref>Quejada 1998:1–4</ref> Die ältesten phallischen Artefakte aus Ibaraki sollen laut einer C14-Untersuchung sogar aus der Zeit um 5000 v. Chr. stammen.<ref>Czaja 1974:164</ref>
  
Es gibt eine Besonderheit in der Funktionalität der Phalli: Jene Kultusobjekte, die '''ohne das Zutun des Menschen''' entstanden sind, dienen speziellen menschlichen Bedürfnissen (wie etwa Fruchtbarkeit, leichte Niederkunft, etc.), während '''künstlich''' erschaffene Phalli landwirtschaftlichen Bedürfnissen dienen (Quejada 1998: 83f). 
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Die Phalli können aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt werden, aber die meisten bestehen wohl aus Stein und Holz. Während vieler matsuri gibt es aber auch Phalli aus Pappmache oder aus Stroh zu bestaunen, wobei letztere am Ende des Festivals verbrannt werden.<ref>Bornoff 1992:146–147</ref>
  
Die Phallussymbolik findet sich auch in den beiden ältesten uns erhaltenen japanischen Textsammlungen, dem '''''Kojiki''''' (712 n. Chr.) und dem '''''Nihongi''''' (720 n. Chr.), da Forscher den '''Himmelsspeer''', mit dem das Götterpaar Izanami und Izanagi die erste Insel erschaffen haben sollen, als Phallus deuten (Quejada 1998: 7). Auch der '''Stein''', mit dem sich Izanagi vor der Verfolgung seiner verstorbenen Frau in der Unterwelt schützt, kann als Phallussymbol gedeutet werden Quejada 1998: 28).
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In Kawasaki 川崎市 wird ein Phallus aus Metall verehrt, der dem Kanamara-sama-jinja 金山神社 seinen Namen verleiht und dem zu Ehren das ''jibeta''-Festival 地べた祭り gefeiert wird.<ref>Bornoff 1992:138</ref>
  
Auch die '''''dōsojin'' 道祖神''' können in der gleichen Funktion auftreten. Sie werden als '''''kami''''' verehrt und an Straßen aufgestellt, um den '''Reisenden Schutz zu gewähren''', aber auch, um das '''Böse daran zu hindern, in Orte einzudringen''' (Quejada 1998: 31f).
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In der Volkskunst finden sich verschiedene phallische Darstellungen aus gebranntem Lehm, die auf unterschiedliche Weise auch im Alltag genutzt werden. Darunter gibt es auch Phalli, die vermenschlicht in zeremonieller Robe sitzend dargestellt werden, und die bunt bemalt sind.<ref>Buckley 1895:15</ref>
  
An dieser Stelle sei erwähnt, daß die Mythen dem Herrscherhaus dazu dienten, seine „göttliche“ '''Herkunft''' und seinen '''Machtanspruch zu legitimieren''' Quejada 1998: 39).
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In früheren Zeiten wurden phallische Gegenstände auch aus besonders wertvollen Materialien hergestellt. So lassen sich zum Beispiel Grabbeigaben aus Bergkristall, Jaspis, Achat oder Obsidian finden.<ref>Gassner 1993:127</ref><noinclude>{{q| Quelle unbekannt. [[Benutzer:Lenka.wuscherova|Lenka.wuscherova]] ([[Benutzer Diskussion:Lenka.wuscherova|Diskussion]]) 13:07, 1. Sep. 2021 (CEST)}}</noinclude>
  
Die Bedeutung des Phallus im Zusammenhang mit Landwirtschaft ist zuerst im '''''Kogoshui''''' (807 n. Chr.) schriftlich festgehalten, als dem Mythos nach der Gott der Reisernte '''''Mitoshi no kami''''' die von ihm gesandte Heuschreckenplage erst nach verschiedenen '''Opfergaben''', unter denen sich ein Phallussymbol befinden sollte, beendete (Quejada 1998: 29f).  
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So unterschiedlich wie die Materialien, so verschieden können auch die Formen sein. Das Kultusobjekt des Tagata-''jinja'' ist etwa sehr realistisch gestaltet, aber es kann sich auch nur um Felsen mit einer Inschrift handeln, bei denen zum Beispiel ein längliches Radikal so geschrieben wird, dass es an das männliche Sexualorgan erinnert.<ref>Czaja 1974:130/Abb. 7-8</ref>
  
=== Bilder Teil 1===
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Besonders bei den Wegegöttern, [[dousojin|''dōsojin'']] 道祖神, sind die unterschiedlichen Entwicklungsstufen der Göttergestalten ersichtlich. Nach dem Eingreifen der Behörden, die bereits seit 1841 versuchen, die phallischen Symbole zumindest aus dem alltäglichen Bild zu vertreiben<ref>Gassner 1993:119</ref>, hatten großen Einfluss auf ihre Gestaltung. Von nackten kopulierenden Figuren ging man auf die Darstellung von angezogenen Figuren über, die erst noch ihre Hände auf die Geschlechtsorgane der jeweils anderen Figur legen.<ref>Czaja 1974:38</ref> Es gibt ''dōsojin'' deren Ärmel der weiblichen Scham und deren Kopfbedeckungen dem Phallus gleichen. Man ging auch dazu über, Sexualität durch die Attribute der dargestellten Figuren darzustellen, indem sich die beiden Götter zum Beispiel gegenseitig Sake einschenken.<ref>Richie 1967:54</ref> Manche Künstler und ihre Auftraggeber lassen sich aber trotz den Verboten nicht von expliziten Darstellungen abhalten.
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Bild:Phallusmikoshi2.jpg|Fröhliche Träger mit Phallusmikoshi
 
Bild:Phallusmikoshi3.jpg|Tagata Jinja mit Phallusmikoshi
 
Bild:Phallusmikoshi.jpg|Seitenansicht des Phallusmikoshi
 
Bild:Kultischetonpuppe.jpg|In einen Kimono gekleideter Phallus aus Ton
 
Bild:Kobayashi Izanami Izanagi.jpg|Der Speer des Schöpfungsmythos als Phallussymbol
 
Bild:Kanamara-Matsuri 1.jpg|Bemalter Phallus des Kanamara Matsuri
 
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===Weiterführendes===
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Die Phallussymbolik findet sich schon in den beiden ältesten uns erhaltenen japanischen Textsammlungen, dem ''[[Kojiki]]'' 古事記 (712 n. Chr.) und dem ''[[Nihongi]]'' 日本書紀 (720 n. Chr.), da Forscher den Himmelsspeer, mit dem das Götterpaar Izanami und Izanagi die erste Insel erschaffen haben sollen, als Phallus deuten.<ref>Quejada 1998:7</ref> Auch der Stein, mit dem sich Izanagi vor der Verfolgung seiner verstorbenen Frau in der Unterwelt schützt, kann als Phallussymbol gedeutet werden.<ref>Quejada 1998:28</ref>
*[[Der Phallus des Tagata Jinja]]
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*{{Link:Hounen Matsuri des Tagata Jinja}}
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An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Mythen dem Herrscherhaus dazu dienten, seine „göttliche“ Herkunft und seinen Machtanspruch zu legitimieren.<ref>Quejada 1998:39</ref>
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Die Bedeutung des Phallus im Zusammenhang mit Landwirtschaft ist zuerst im ''[[Kogo shūi]]'' 古語拾遺 (807 n. Chr.) schriftlich festgehalten, als dem Mythos nach der Gott der Reisernte ''Mitoshi no kami'' 御年神 die von ihm gesandte Heuschreckenplage erst nach verschiedenen Opfergaben, unter denen sich ein Phallussymbol befinden sollte, beendete.<ref>Quejada 1998:29–30</ref>
  
=== Literatur ===
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=== Bilder ===
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* {{Literatur:Quejada 1998}}
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=== Bilder Teil 2 ===
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Bild:Yakushidousojin.jpg|Gott Yakushi geweihter Dōsojin
 
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Bild:Dousojinpärchen.jpg|Dōsojin aus Sokoiri
 
Bild:Doppeldousojin.jpg|Dōsojinpärchen aus Dangozaka
 
Bild:Phallusdousojin.jpg|Dōsojin aus Stein und Holz
 
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Bild:Natürlicher Phallus.jpg|Natürlicher Steinphallus mit ''shimenawa''
 
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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 15:24 Uhr

Phallusmikoshi2.jpg
Phallusmikoshi des Tagata Jinja[Abb. 1]
Seiten-Infobox
Themengruppe Sonstige Themen
Schlagworte dōsojin 道祖神, sekibō 石棒
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Wintersemester 2011.

Der japanische Phalluskult, inkeisūhai 陰茎崇拝, existiert in Japan seit der prähistorischen Zeit und die Phalli haben deswegen viele unterschiedliche Entwicklungen durchgemacht. Es gibt aber auch an verschiedenen Orten verschiedene Ausprägungen. Deswegen lässt sich generell sagen, dass diese Kultgegenstände in mannigfaltiger Form und aus unterschiedlichsten Materialien bestehend existieren.

Trotz der mannigfaltigen Darstellungsformen und Materialien lassen sich alle Kultphalli aber in eine von zwei Gruppen einordnen: In die durch Umwelteinflüsse natürlich entstandenen und die von Menschenhand geschaffenen Phalli. Quejada geht davon aus, dass jede eine eigene Funktion hat, nämlich die Befriedigung spezieller menschlicher Bedürfnisse (Fruchtbarkeit, leichte Niederkunft, etc.) in der ersten und landwirtschaftliche Bedürfnisse (gute Ernte, etc.) in der zweiten.[1]

Die ältesten Phallusgegenstände sind die sogenannten Steinstäbe, sekibō 石棒 (ältere Bezeichungen sind raitsui 雷鎚 oder raichin 雷碪), die bereits Mitte der Jōmon-Zeit 縄文時代 (ca. 3600 v. Chr. bis 2500 v. Chr.) existierten.[2] Die ältesten phallischen Artefakte aus Ibaraki sollen laut einer C14-Untersuchung sogar aus der Zeit um 5000 v. Chr. stammen.[3]

Die Phalli können aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt werden, aber die meisten bestehen wohl aus Stein und Holz. Während vieler matsuri gibt es aber auch Phalli aus Pappmache oder aus Stroh zu bestaunen, wobei letztere am Ende des Festivals verbrannt werden.[4]

In Kawasaki 川崎市 wird ein Phallus aus Metall verehrt, der dem Kanamara-sama-jinja 金山神社 seinen Namen verleiht und dem zu Ehren das jibeta-Festival 地べた祭り gefeiert wird.[5]

In der Volkskunst finden sich verschiedene phallische Darstellungen aus gebranntem Lehm, die auf unterschiedliche Weise auch im Alltag genutzt werden. Darunter gibt es auch Phalli, die vermenschlicht in zeremonieller Robe sitzend dargestellt werden, und die bunt bemalt sind.[6]

In früheren Zeiten wurden phallische Gegenstände auch aus besonders wertvollen Materialien hergestellt. So lassen sich zum Beispiel Grabbeigaben aus Bergkristall, Jaspis, Achat oder Obsidian finden.[7]

So unterschiedlich wie die Materialien, so verschieden können auch die Formen sein. Das Kultusobjekt des Tagata-jinja ist etwa sehr realistisch gestaltet, aber es kann sich auch nur um Felsen mit einer Inschrift handeln, bei denen zum Beispiel ein längliches Radikal so geschrieben wird, dass es an das männliche Sexualorgan erinnert.[8]

Besonders bei den Wegegöttern, dōsojin 道祖神, sind die unterschiedlichen Entwicklungsstufen der Göttergestalten ersichtlich. Nach dem Eingreifen der Behörden, die bereits seit 1841 versuchen, die phallischen Symbole zumindest aus dem alltäglichen Bild zu vertreiben[9], hatten großen Einfluss auf ihre Gestaltung. Von nackten kopulierenden Figuren ging man auf die Darstellung von angezogenen Figuren über, die erst noch ihre Hände auf die Geschlechtsorgane der jeweils anderen Figur legen.[10] Es gibt dōsojin deren Ärmel der weiblichen Scham und deren Kopfbedeckungen dem Phallus gleichen. Man ging auch dazu über, Sexualität durch die Attribute der dargestellten Figuren darzustellen, indem sich die beiden Götter zum Beispiel gegenseitig Sake einschenken.[11] Manche Künstler und ihre Auftraggeber lassen sich aber trotz den Verboten nicht von expliziten Darstellungen abhalten.

Die Phallussymbolik findet sich schon in den beiden ältesten uns erhaltenen japanischen Textsammlungen, dem Kojiki 古事記 (712 n. Chr.) und dem Nihongi 日本書紀 (720 n. Chr.), da Forscher den Himmelsspeer, mit dem das Götterpaar Izanami und Izanagi die erste Insel erschaffen haben sollen, als Phallus deuten.[12] Auch der Stein, mit dem sich Izanagi vor der Verfolgung seiner verstorbenen Frau in der Unterwelt schützt, kann als Phallussymbol gedeutet werden.[13]

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Mythen dem Herrscherhaus dazu dienten, seine „göttliche“ Herkunft und seinen Machtanspruch zu legitimieren.[14]

Die Bedeutung des Phallus im Zusammenhang mit Landwirtschaft ist zuerst im Kogo shūi 古語拾遺 (807 n. Chr.) schriftlich festgehalten, als dem Mythos nach der Gott der Reisernte Mitoshi no kami 御年神 die von ihm gesandte Heuschreckenplage erst nach verschiedenen Opfergaben, unter denen sich ein Phallussymbol befinden sollte, beendete.[15]

Bilder


Verweise

Verwandte Themen

Literatur

  • Nicholas Bornoff 1992
    Pink Samurai: The pursuit and politics of sex in Japan. London: Grafton 1992.
  • Edmund Buckley 1895
    Phallicism in Japan. Chicago: University of Chicago Press 1895. (Dissertation.)
  • Michael Czaja 1974
    Gods of myth and stone: Phallicism in Japanese folk religion. New York: Weatherhill 1974.
  • Karl Florenz 1919
    Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1919. (Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki [in Auszügen] sowie Kogo shūi [ganz].)
  • Ellen Quejada 1998
    Phallic whorship in Japan: Celebrating the phallus. Ann Arbor: UMI 1998. (UMI Kopie einer unveröffentlichten Magisterarbeit, Exzerpt.)
  • Donald Richie, Kenkichi Ito 1967
    The erotic gods: Phallicism in Japan. Tokyo: Zufushinsha 1967.

Fußnoten

  1. Quejada 1998:83–84
  2. Quejada 1998:1–4
  3. Czaja 1974:164
  4. Bornoff 1992:146–147
  5. Bornoff 1992:138
  6. Buckley 1895:15
  7. Gassner 1993:127
  8. Czaja 1974:130/Abb. 7-8
  9. Gassner 1993:119
  10. Czaja 1974:38
  11. Richie 1967:54
  12. Quejada 1998:7
  13. Quejada 1998:28
  14. Quejada 1998:39
  15. Quejada 1998:29–30

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:

  1. Phallusmikoshi2.jpg
    Der Phallusmikoshi des Tagata Jinja Matsuri (Holz). Heisei-Zeit, wird immer wieder erneuert, Jap. Nationalschatz; Tagata jinja, Komaki; Länge: 2,5 m
    Bild © The Thoeny Family

    Das Bild zeigt den berühmten Phallus des Tagata Jinja während einer Prozession. Es handelt sich dabei um ein aus Hinokiholz gefertigtes Kultusobjekt, das während des Hōnen Festivals durch die Massen der Gläubigen getragen wird. Es ist ca. zweieinhalb Meter lang und wird von zwölf Personen getragen. Er wird immer wieder neu angefertigt.

  2. Phallusmikoshi3.jpg
    Phallusmikoshi vor dem Tagata Jinja Fest (Holz). Heisei-Zeit, wird immer wieder erneuert, Jap. Nationalschatz; Tagata jinja, Komaki; Länge: 2,5 m
    Bild © The Thoeny Family. (Letzter Zugriff: 2012/10/14)

    Das Bild zeigt den berühmten Holzphallus des Tagata Jinja während einer Prozession. Er ist ca. zweieinhalb Meter lang und wird von zwölf in weiß gekleideten Personen mit schwarzen Kopfbedeckungen getragen. Im Hintergrund ist das typische Dach eines sakralen Gebäudes zu erkennen.

  3. Phallusmikoshi.jpg
    Phallusmikoshi mit Träger Matsuri (Holz). Heisei-Zeit, wird immer wieder erneuert, Jap. Nationalschatz; Tagata Jinja, Komaki; Länge: 2,5 m
    Bild © The Yamasa Institute

    Das Bild zeigt den berühmten Phallus des Tagata Jinja, der sich in Komaki (Aichi Prefektur) befindet. Es handelt sich dabei um ein aus Hinokiholz gefertigtes Kultusobjekt, das während des Hōnen Festivals durch die Massen der Gläubigen getragen wird. Es ist ca. zweieinhalb Meter lang und wird von zwölf Personen in weiß getragen.

  4. Kanamara-Matsuri 1.jpg
    Kanamara Matsuri Fest
    Bild © RTV Slovenia. (Letzter Zugriff: 2021/8/23)
    Das alljährliche Anfang April stattfindende Kanamara Matsuri かなまら祭り im Kanayama Schrein 金山神社 in Kawasaki.
  5. Img006.jpg
    Flagge als Geleit der Götter Matsuri (Gefärbter Stoff, Metall); Ogi-machi, Niigata
    Bild © Haga 1970, S.55

    Während des Tomobata matsuri am 28. bis 31. August wird eine Flagge wie diese benutzt, um kami aus der Ferne in das Dorf zu geleiten.

  6. Kultischetonpuppe.jpg
    Kultische Tonpuppe Objekt (Ton, Farbe); Privatbesitz, Wien
    Bild © Franz X. Eder und Sabine Frühstück (Hg.), Neue Geschichten der Sexualität. Beispiele aus Ostasien und Zentraleuropa 1700 - 2000. Wien: Turia und Kant, 2002, S.141
  7. Glücksbringender Phallus.jpg
    Glücksbringender Phallus Matsuri (Holz); Kawasaki
    Bild © Bornoff 1992
    Eine ältere Frau setzt während des Jibeta-Festivals im Kanayama Schrein ein kleines Mädchen auf den hölzernen Phallus, um die Fruchtbarkeit der zukünftigen Braut zu steigern.
  8. Küssende Dousojin.jpg
    Küssende dōsojin Statue (Stein); Iarubori-Mudanzo, Nagano
    Bild © Richie 1967, S.112
    Zwei einander küssende und an den Händen haltende dōsojin, die nur von einer einfachen Behausung vor der Witterunggeschützt sind.
  9. Strohopfer.jpg
    Strohopfer für einen Dōsojin Kultgegenstand (Stroh); Tottori
    Bild © Michael Czaja, Gods of Myth and Stone. Phallicism in Japanese Folk Religion. New York: Weatherhill, 1974, S.120
    Zwei aus Stroh gefertigte Opfergaben für einen Dōsojin, die das männliche und weibliche Sexualorgan darstellen.
  10. Strohpenis.jpg
    Okariyani Kultgegenstand (Stroh); Nishiyashi, Yamanashi
    Bild © Richie 1967, S. 118

    Ein aus Stroh gefertigtes Phallusobjekt oder okariyani.

  11. Strohphallus.jpg
    Strohphallus Kultgegenstand (Stroh); Makioka, Yamanashi
    Bild © Michael Czaja, Gods of Myth and Stone. Phallicism in Japanese Folk Religion. New York: Weatherhill, 1974, S. 125
    Ein aus Stroh gefertigter Phallus, der für das Dōsojin Festival in Makioka verwendet wurde. Er war mit shimenawa geschmückt und wurde während des Festes verbrannt.
  12. Kobayashi Izanami Izanagi.jpg
    Izanagi and Izanami Hängerollbild von Kobayashi Eitaku (1843-1890). Meiji-Zeit, 1885
    Bild © Ameblo. (Letzter Zugriff: 2021/9/9)
  13. Dousojin mit Phalli.jpg
    Dōsojin mit Phallidarstellung Relief (Stein). Meiji-Zeit, 1893; Miyagi
    Bild © Czaja 1974, S.113
    Ein aus Stein gefertigter Dōsojin, auf dem zwei Phalli abgebildet sind.
  14. Phallus mit swastika.jpg
    Phallus mit swastika Statue (Stein); Im Besitz von Kenkichi Ito
    Bild © Richie 1967, S. 117
    Phallusobjekt mit einer Swastika.
  15. Dousojingedenkstein.jpg
    Dōsojin Gedenkstein Statue (Stein). Frühere Showa-Zeit, 1961; Kowada-Honyado, Kanagawa
    Bild © Richie 1967, S.100
    Ein sorgfältig gemeißelter Gedenkstein, der die Form eines Phallus hat und zwei Dōsojin zeigt, die einander die Hände halten. Eine Inschrift trägt das Datum 14. Jänner 1961.
  16. Männlich und weiblich.jpg
    Männlicher und weiblicher Stein Kultgegenstand (Stein); Shizuoka
    Bild © Michael Czaja, Gods of Myth and Stone. Phallicism in Japanese Folk Religion. New York: Weatherhill, 1974, S. 117
    Ein wahrscheinlich auf natürliche Weise entstandenes Steinpaar, das ein männliches und ein weibliches Geschlechtsteil darstellt.
  17. Yakushidousojin.jpg
    Yakushidōsojin Relief (Stein); Seta-gun, Gumma
    Bild © Richie 1967, S.80

    Ein auf dem Boden kniender dōsojin, der von zwei Phalli flankiert ist. Der Name der Gottheit Yakushi ist darauf zu finden, die unter anderem für leichte Geburten angerufen wird.

  18. Phallische Steinformationen.jpg
    Phallische Steinformationen Kultgegenstand (Stein); Nakamichi, Nagano
    Bild © Richie 1967, S.29

    Drei naturbelassene Steinformationen, die die Form von weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen haben und vor einem Wegeschrein aufbewahrt werden. Sie sind nicht durch shimenawa gekennzeichnet oder durch ein Dach geschützt.

  19. Dousojinpärchen.jpg
    Dōsojin Pärchen Relief (Stein). Edo-Zeit, 1505; Sokoiri, Nagano
    Bild © Richie 1967, S.64

    Zwei Figuren (wahrscheinlich eine männlich und eine weiblich) reichen sich die Hände. Ein Schal oder obi ist zwischen den beiden zu sehen.

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    Doppeldōsojin in Umarmung Relief (Stein); Dangozaka, Yamanashi
    Bild © Richie 1967, S.60
    Eine primitive Darstellung von zwei Dōsojin in einer engen Umarmung, die einander küssen. Der Proportionen der Figuren wegen wirken die beiden Dōsojin wie Kinder.
  21. Phallusdousojin.jpg
    Dōsojin in Phallusform Statue (Stein, Holz); Myoan-ji, Aichi
    Bild © Michael Czaja, Gods of Myth and Stone. Phallicism in Japanese Folk Religion. New York: Weatherhill, 1974, S. 124
    Zwei Dōsojin in der Form eines Phallus. Auf ihrer Vorderseite sind zwar auffällig Zeichen eingeritzt, aber die Dōsojin sind hinter einer Statue von Jizo versteckt. Auf dem steinernen Phallus ist "Doso Konsei-jin" und auf dem hölzernen "Doso Konsei Dai-Myojin" geschrieben.
  22. Doppeldousojinschrein.jpg
    Doppelter dōsojin Schrein Statue (Stein); Yahata-kita, Yamanashi
    Bild © Richie 1967, S.59
    Ein rudimentärer Schrein, der aus einem einzigen Felsen gehauen worden sein mag. Unterhalb des gewaltigen Daches, das eine gute Hälfte des Steingebildes ausmacht, sind zwei Figuren (wahrscheinlich eine männlich und eine weiblich) zu sehen, die einander in einer liebevollen Geste die Hände reichen.
  23. Jomon Period Figure.jpg
    Jōmon Period Figure Statue (Stein); Katagiri, Nagano
    Bild © Richie 1967, S.50
    Ein aus der Jōmon-Zeit stammender Phallus, der die Gesichtszüge eines grimmigen Mannes zu haben scheint. Das Objekt ist mit feinen Linien versehen, die den Eindruck von Kleidung erwecken.
  24. Dousojinrelief.jpg
    Dōsojin Relief Relief (Stein). Edo-Zeit, 1705; Nagano-hara-mura-bayashi, Gumma
    Bild © Richie 1967, S.68
    Zwei dōsojin stehen nebeneinander und blicken starr gerade aus. Eine Hand ist jedoch auf den Schambereich der jeweils anderen Figur gelegt. Die Körper sind seltsam kurz geraten und vermitteln beinahe den Eindruck, als ob die Figuren sitzen würden. Sie sind Teil des größeren Steines, der sich wie ein phalloknetischer Heiligenschein um die beiden spannt.
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    Phallusobjekt in einem Schrein Kultgegenstand (Stein); Gumyoji, Kanagawa
    Bild © Richie 1967, S. 27
    Ein naturbelassener Stein, der an einen Phallus erinnert, wird in einem kleinen Schrein aufbewahrt, um ihn verehren zu können.
  26. Natürlicher Phallus.jpg
    Natürlicher Steinphallus Kultgegenstand (Stein); Ichimiya-cho, Yamanashi
    Bild © Richie 1967, S. 26

    Eine natürliche Steinformation, die die Form eines Phallus hat und deswegen als Kultusobjekt verehrt wird, wie man auch an den befestigten shimenawa erkennen kann.

  27. Pillar.jpg
    Om-bashira matsuri Pfeiler Kultgegenstand (Holz); Nagano; Höhe: ca. 10 m, Gewicht: ca. 10 Tonnen
    Bild © Haga 1970, S. 63

    Während des om-bashira matsuri wird im Kamisuwa und Suwa Schrein ein hölzerner Pfeiler aufgestellt. Der Transport einer "heiligen" Fichte vom Berg Happo dauert einen Monat lang und sie wird während des Transportes in einem Fluß gereinigt. Die Fichte ist ca. 10 Meter hoch und 10 Tonnen schwer. Das Fest findet nur alle sieben Jahre im Frühling statt.