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− | + | Mahākāla, eine Erscheinungsform des indischen Gottes Shiva, ist ein buddhistischer Schutzgott des ''dharma'', der buddhistischen Lehre. Diese Schutzgötter werden ''dharmapāla'' genannt und dienen als Wächter insbesondere gegen:<ref>Nientiedt 2011, S. 19</ref> | |
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− | Mahākāla, eine Erscheinungsform des indischen Gottes Shiva, ist ein buddhistischer Schutzgott des ''dharma'', der buddhistischen Lehre. Diese Schutzgötter werden ''dharmapāla'' genannt und dienen als Wächter insbesondere gegen<ref>Nientiedt 2011 | ||
* Angriffe von außen: Naturgewalten, feindliche Angriffe, aber auch Übernatürliches | * Angriffe von außen: Naturgewalten, feindliche Angriffe, aber auch Übernatürliches | ||
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* Geheime Hindernisse: Depressionen oder geistige Blockaden | * Geheime Hindernisse: Depressionen oder geistige Blockaden | ||
− | + | Der Name des Gottes setzt sich aus den Sanskrit-Worten ''mahā'' („groß“) und ''kāla'' („schwarz“ oder auch „Zeit“) zusammen. Übersetzt bedeutet der Name also so etwas wie „der große Schwarze“ oder „die große Zeit“. Die erste Übersetzungsvariante erscheint plausibel, wenn man sich Darstellungen des Gottes ansieht: Meist ist er nämlich dunkelblau oder gar schwarz gefärbt. Aber auch in Bezug auf die Zeit hat Mahākāla eine tiefere Bedeutung. Zeit ist aus buddhistischer Sicht stets in dreierlei Arten zu sehen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wobei diese Unterscheidung grundsätzlich nur eine Illusion darstellt.<ref>Lancaster 1974, S. 209</ref> Wie der Gott Mahākāla von einer zornvollen Gottheit zu einem Beschützer wird, kann in diesem Sinne auch die furchteinflößende Zeit, zur beschützenden Zeit gemacht werden.<ref>Lancaster 1974, S. 212</ref> | |
− | Der Name des Gottes setzt sich aus den Sanskrit-Worten ''mahā'' („groß“) und ''kāla'' („schwarz“ oder auch „Zeit“) zusammen. Übersetzt bedeutet der Name also so etwas wie „der große Schwarze“ oder „die große Zeit“. Die erste Übersetzungsvariante erscheint plausibel, wenn man sich Darstellungen des Gottes ansieht: Meist ist er nämlich dunkelblau oder gar schwarz gefärbt. Aber auch in Bezug auf die Zeit hat Mahākāla eine tiefere Bedeutung. Zeit ist aus buddhistischer Sicht stets in dreierlei Arten zu sehen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wobei diese Unterscheidung grundsätzlich nur eine Illusion darstellt<ref>Lancaster 1974 | ||
− | Entstanden soll der Gott in folgendem Szenario sein: Der Bodhisattva Avalokitesvara leistete den Schwur, allen Wesen zu helfen, die Erleuchtung zu erlangen. Da er jedoch anfangs nicht erfolgreich war, beschloss er, zornvoller aufzutreten, um so die Wesen zu schützen<ref>Nientiedt 2011 | + | Entstanden soll der Gott in folgendem Szenario sein: Der Bodhisattva Avalokitesvara leistete den Schwur, allen Wesen zu helfen, die Erleuchtung zu erlangen. Da er jedoch anfangs nicht erfolgreich war, beschloss er, zornvoller aufzutreten, um so die Wesen zu schützen.<ref>Nientiedt 2011, S. 35–36</ref> Diese furchteinflößende Gestalt ist Mahākāla. |
== Attribute == | == Attribute == | ||
− | + | Darstellungen Mahākālas können stark variieren: Die Anzahl der Köpfe und Arme, sowie manchmal auch der Füße kann sehr unterschiedlich sein. Im Allgemeinen fällt aber auf, dass er fast immer ein drittes Auge besitzt, welches blutunterlaufen ist. Dieses dritte Auge wird auch „Weisheitsauge“ genannt. Er besitzt eine Krone aus fünf Totenköpfen, welche für die Transformation der fünf Geistesgifte im Buddhismus (Hass, Gier, Stolz, Neid und Ungewissheit) in die jeweiligen Weisheiten stehen soll.<ref>Nientiedt 2011, S. 37</ref> Gemeinsam ist den unterschiedlichen Darstellungen auch, dass der Mund des Gottes zumeist geöffnet ist und Fangzähne zu sehen sind. Andere beliebte Attribute sind: | |
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− | Darstellungen Mahākālas können stark variieren: Die Anzahl der Köpfe und Arme, sowie manchmal auch der Füße kann sehr unterschiedlich sein. Im Allgemeinen fällt aber auf, dass er fast immer ein drittes Auge besitzt, welches blutunterlaufen ist. Dieses dritte Auge wird auch „Weisheitsauge“ genannt. Er besitzt eine Krone aus fünf Totenköpfen, welche für die Transformation der fünf Geistesgifte im Buddhismus (Hass, Gier, Stolz, Neid und Ungewissheit) in die jeweiligen Weisheiten stehen soll<ref>Nientiedt 2011 | ||
* Tiger- bzw. Elefantenhaut | * Tiger- bzw. Elefantenhaut | ||
− | * Dreizack (''triśūla''): Der Dreizack hat zahlreiche Bedeutungen, die auf eine Art Dreifaltigkeit anspielen. Im Falle Mahākālas steht er beispielsweise für die Überwindung der drei Grundleidensformen (Gier, Hass und Unwissenheit), oder er steht für die drei Körbe (''tripiṭaka''<ref>Die drei Körbe bezeichnen die drei Abschnitte des Pali-Kanons, welcher oft als die wichtigste buddhistische Schriftsammlung angesehen wird</ref>)<ref>Nientiedt 2011 | + | * Dreizack (''triśūla''): Der Dreizack hat zahlreiche Bedeutungen, die auf eine Art Dreifaltigkeit anspielen. Im Falle Mahākālas steht er beispielsweise für die Überwindung der drei Grundleidensformen (Gier, Hass und Unwissenheit), oder er steht für die drei Körbe (''tripiṭaka''<ref>Die drei Körbe bezeichnen die drei Abschnitte des Pali-Kanons, welcher oft als die wichtigste buddhistische Schriftsammlung angesehen wird</ref>).<ref>Nientiedt 2011, S. 162</ref> |
* Schädelschüssel (''kapala''): Diese aus menschlichem Schädel gefertigte Schale halten zumeist ''dharmapāla'' in einer ihrer Hände. | * Schädelschüssel (''kapala''): Diese aus menschlichem Schädel gefertigte Schale halten zumeist ''dharmapāla'' in einer ihrer Hände. | ||
* Skelettkette (''mundamala''): Eine Kette von abgeschlagenen Köpfen (meist 50). | * Skelettkette (''mundamala''): Eine Kette von abgeschlagenen Köpfen (meist 50). | ||
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− | Mahākāla findet vor allem im tibetischen Buddhismus Tibets und der Mongolei großen Anklang, in China jedoch ist er nicht besonders populär. Manche Forscher meinen daher, dass er mit der Goldenen Horde über die Mongolei nach Japan gekommen sei | + | Mahākāla findet vor allem im tibetischen Buddhismus Tibets und der Mongolei großen Anklang, in China jedoch ist er nicht besonders populär. Manche Forscher meinen daher, dass er mit der Goldenen Horde über die Mongolei nach Japan gekommen sei, was aber angesichts der langen Existenz des Mahākāla-Kults in Japan, in Gestalt des [[Daikoku|Daikoku-ten]] 大黒天 unwahrscheinlich ist. Möglicherweise wertete die besondere Verehrung Mahakalas in Tibet aber den in Japan existierenden Kult auf, als man über die Mongolen davon erfuhr. Jedenfalls kannte man Mahākāla/Daikoku in Japan zunächst als Schutzgott der Küche und des Tempels, später als Glücksgott. |
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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 15:24 Uhr
Themengruppe | Gottheiten (Götter, numinose Erscheinungen) |
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Name | Mahākāla 大黒 („Der große Schwarze“) |
Sonstige Namen | Daikoku-ten |
Rel. Zugehörigkeiten | Hinduismus, Buddhismus |
Herkunft | Indien |
Ikonographie | blutrünstig, dreiäugig |
Attribute, Begleiter | Krone aus Totenschädeln, Kette aus Totenschädeln, Tiger- oder Elefantenhaut, Dreizack, Messer, Schädelschale |
Funktion, Wirkkraft | Beschützer der buddhistischen Lehre (dharma) |
Bemerkung | Einer der dharmapāla |
Mahākāla, eine Erscheinungsform des indischen Gottes Shiva, ist ein buddhistischer Schutzgott des dharma, der buddhistischen Lehre. Diese Schutzgötter werden dharmapāla genannt und dienen als Wächter insbesondere gegen:[1]
- Angriffe von außen: Naturgewalten, feindliche Angriffe, aber auch Übernatürliches
- Innere Hindernisse: körperliche oder geistige Blockaden
- Geheime Hindernisse: Depressionen oder geistige Blockaden
Der Name des Gottes setzt sich aus den Sanskrit-Worten mahā („groß“) und kāla („schwarz“ oder auch „Zeit“) zusammen. Übersetzt bedeutet der Name also so etwas wie „der große Schwarze“ oder „die große Zeit“. Die erste Übersetzungsvariante erscheint plausibel, wenn man sich Darstellungen des Gottes ansieht: Meist ist er nämlich dunkelblau oder gar schwarz gefärbt. Aber auch in Bezug auf die Zeit hat Mahākāla eine tiefere Bedeutung. Zeit ist aus buddhistischer Sicht stets in dreierlei Arten zu sehen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wobei diese Unterscheidung grundsätzlich nur eine Illusion darstellt.[2] Wie der Gott Mahākāla von einer zornvollen Gottheit zu einem Beschützer wird, kann in diesem Sinne auch die furchteinflößende Zeit, zur beschützenden Zeit gemacht werden.[3]
Entstanden soll der Gott in folgendem Szenario sein: Der Bodhisattva Avalokitesvara leistete den Schwur, allen Wesen zu helfen, die Erleuchtung zu erlangen. Da er jedoch anfangs nicht erfolgreich war, beschloss er, zornvoller aufzutreten, um so die Wesen zu schützen.[4] Diese furchteinflößende Gestalt ist Mahākāla.
Attribute
Darstellungen Mahākālas können stark variieren: Die Anzahl der Köpfe und Arme, sowie manchmal auch der Füße kann sehr unterschiedlich sein. Im Allgemeinen fällt aber auf, dass er fast immer ein drittes Auge besitzt, welches blutunterlaufen ist. Dieses dritte Auge wird auch „Weisheitsauge“ genannt. Er besitzt eine Krone aus fünf Totenköpfen, welche für die Transformation der fünf Geistesgifte im Buddhismus (Hass, Gier, Stolz, Neid und Ungewissheit) in die jeweiligen Weisheiten stehen soll.[5] Gemeinsam ist den unterschiedlichen Darstellungen auch, dass der Mund des Gottes zumeist geöffnet ist und Fangzähne zu sehen sind. Andere beliebte Attribute sind:
- Tiger- bzw. Elefantenhaut
- Dreizack (triśūla): Der Dreizack hat zahlreiche Bedeutungen, die auf eine Art Dreifaltigkeit anspielen. Im Falle Mahākālas steht er beispielsweise für die Überwindung der drei Grundleidensformen (Gier, Hass und Unwissenheit), oder er steht für die drei Körbe (tripiṭaka[6]).[7]
- Schädelschüssel (kapala): Diese aus menschlichem Schädel gefertigte Schale halten zumeist dharmapāla in einer ihrer Hände.
- Skelettkette (mundamala): Eine Kette von abgeschlagenen Köpfen (meist 50).
Mahākāla in Japan
Mahākāla findet vor allem im tibetischen Buddhismus Tibets und der Mongolei großen Anklang, in China jedoch ist er nicht besonders populär. Manche Forscher meinen daher, dass er mit der Goldenen Horde über die Mongolei nach Japan gekommen sei, was aber angesichts der langen Existenz des Mahākāla-Kults in Japan, in Gestalt des Daikoku-ten 大黒天 unwahrscheinlich ist. Möglicherweise wertete die besondere Verehrung Mahakalas in Tibet aber den in Japan existierenden Kult auf, als man über die Mongolen davon erfuhr. Jedenfalls kannte man Mahākāla/Daikoku in Japan zunächst als Schutzgott der Küche und des Tempels, später als Glücksgott.
Verweise
Literatur
Fußnoten
Bilder
Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:
- ↑ Mahakala Gemälde (Baumwollgemälde) von Mukti Singh Thapa. 2005-2007; 86,4 x 61 cm
Bild © asianart. (Letzter Zugriff: 2021/8/24) - ↑ Panjarnata Vajra Mahākāla Hängerollbild (Erdpigmente und goldene Linien auf Baumwolle). 18. Jh.; 61 x 40,6 cm
Bild © Himalayan Art Resources. (Letzter Zugriff: 2021/8/24)
Rubin Museum of Art - ↑
Three Nepali paintings. Wandgemälde (pata). Spätes 16. Jahrhundert
Bild ©Pattachitra-Gemälde; Māhakāla, auf einem Dämon sitzendStella Kramrisch 1965„Three Nepali paintings.“ Philadelphia Museum of Art bulletin 60/285 (1965), S. 65-76.