Yamaboko junkō

Aus Kamigraphie
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Die yamaboko junkō 山鉾巡行 („Parade der Berge und Lanzen“) findet jedes Jahr am 17. Juli statt und ist zumindest aus touristischer Sicht der Höhepunkt des Gion Matsuri. Sie wird oft als fahrendes Museum bezeichnet. Im Jahr 2011 sahen 200.000 Menschen bei der yamaboko junkō zu. An den drei Tagen davor, yoi yama 宵山 (hier: Vorabend der Parade) genannt, strömten insgesamt 880.000 in die umliegenden Viertel (yamaboko-chō), um die yamaboko 山鉾 Festwägen und deren Schätze zu bewundern.[1]

1962 wurden 29 der insgesamt 33 Festwägen von der japanischen Regierung als jūyō yūkei bunkazai 重要有形文化財 (wichtiges materielles Kulturgut) anerkannt. 1979 wurde die yamaboko junkō selbst als jūyō mukei bunkazai 重要無形文化財 (wichtiges immaterielles Kulturgut) ausgezeichnet. 2009 wurde sie schließlich von der UNESCO in die Liste für immaterielles Weltkulturerbe aufgenommen.

Yamaboko

Die prunkvoll geschmückten Festwägen der Parade sind in zwei Gruppen unterteilt, die größeren hoko 鉾 („Hellebarde“) und die kleineren yama 山 („Berg“), und werden gemeinsam als yamaboko bezeichnet. Gegenwärtig gibt es zehn hoko und 23 yama, insgesamt also 33 Wägen. Die yama 山 („Berge“) sind seit 998 Teil der Parade, die hoko 鉾 („Lanzen“ oder „Hellebarden“) kamen erst 1225 hinzu. Sie entwickelten sich aus den Hellebarden, die ursprünglich im Garten des damaligen Gion-Schreins (heute Yasaka Jinja) am dort befindlichen See aufgestellt wurden. Ursprünglich waren sie als Waffen gegen Unheil gedacht: Im Zuge der Parade entwickelten sie sich zu Festwägen, mittels derer Handwerker, wie Hersteller von Kimono und handgefertigten Brokaten, sowie die Händler des Viertels ihre Produkte zur Schau stellen konnten. Im 14. und 15. Jahrhundert, als sich die verschiedenen Handwerksgilden (japanisch za 座) entwickelt hatten, besaßen einige za ihre eigenen yamaboko, wie zum Beispiel die Kasasagi Hoko 鵲鉾 (auch 笠鷺鉾) der Webergilde[2], die heute nicht mehr in der yamabokojunkō zu sehen ist. Die Naginata Hoko 長刀鉾 , welche die Parade heute anführt, entstand im 15. Jahrhundert.

Yamaboko-chō

Für die 33 Festwägen ist jeweils ein bestimmtes Viertel, yamaboko-chō 山鉾町, verantwortlich. Die yamaboko-chō liegen alle auf einem relativ eng umgrenzten Gebiet zwischen der dritten (Sanjō) und fünften Straße (Gojō). Die Etablierung dieses Stadtteils als Verantwortlicher für die yamaboko beginnt wohl zu Beginn des 12. Jahrhunderts als wohlhabende Familien ihre Häuser in otabisho 御旅所 transformierten, in Aufbewahrungsorte für mikoshi 神輿, die einmal im Jahr in einer Zeremonie namens mikoshi togyo 神輿渡御 durch das Viertel getragen wurden.

Yamaboko-cō [Abb. 2]

Das Gebiet der yamaboko-chō wird durch die Horikawa dōri 堀川道 im Westen, die Aneyakoji dōri 姉小路道 im Norden, die Higashinotōin dōri 東洞院道 im Osten und die Matsubara dōri 松原道 im Süden begrenzt.

Die unterschiedlichen Festwägen

Die Reihenfolge der yamaboko bei der Parade wird durch Losentscheid festgelegt. Ausnahmen sind die Naginata Hoko, die immer die Parade anführt, und einige andere yamaboko (Kanko Hoko 函谷鉾, Hōka Hoko 放下鉾, Iwato Yama 岩戸山, Fune Hoko 船鉾, Kitakannon Yama 北観音山, Hashibenkei Yama), deren Platz in der Parade fixiert ist. Den Abschluss bildet immer die Minamikannon Yama 南観音山.

Hoko

Die hoko wiegen rund 12 t und sind bis zu 25 m hoch. Sie sind geschmückt mit Bildteppichen aus Eurasien und auf ihren Dächern sind hohe Bäume befestigt. Der aus religiöser Sicht wichtigste Teil der hoko ist der shinpō 神宝, der heilige Schatz. Er besteht aus einem hohen Mast, an dem ein tennōdai 天王台, ein symbolischer Sitz des kami, angebracht ist. Der Mast kann als Transformation der ursprünglichen Hellebarden des goryō-e 御霊会 Ende des 9. Jahrhunderts angesehen werden. Er ist weiters mit einem sakaki 榊 (immergrüner Baum) dekoriert und soll den kami als Orientierung dienen, um das matsuri zu finden.[3] Auf dem Dach sitzen vier Personen, die yanekata 屋根方, die darauf achten, dass der hohe Aufbau der hoko keine Schäden an Stromleitungen verursacht. Auf der Bühne unter dem Dach der hoko finden bis zu 50 hayashikata 囃子方 (Musikanten) Platz, welche auf Flöten, kleinen Glocken aus Bronze und kleinen Trommeln spielen. Die traditionelle Form der Musik heißt Gion Bayashi 祇園囃子 und variiert je nach hoko. An der Vorderseite unterhalb der Bühne stehen zwei ontōdori 音頭取. Sie geben mit den Bewegungen ihrer Fächer und bestimmten Gesängen den 40 bis 50 hikishi 曳子, den Ziehern, die Bewegungen der hoko vor.

Auf der Bühne befinden sich chigo 稚児, Kinder, die Gottheiten symbolisieren. Bis Ende des 15. Jahrhundert wurden die chigo durch junge Buben, die aus wohlhabenden und angesehenen Familien stammten, dargestellt. Heute werden sie, mit Ausnahme der Naginata Hoko 長刀鉾, auf der auch heute noch drei lebendige Kinder als chigo sitzen, durch lebensgroße Puppen dargestellt.

Yama

Die kleineren yama mit ihrer quadratischen Form, wiegen zwischen 500 kg und 1 t[4] und sind ungefähr 6 bis 15 m hoch. Auf ihnen sitzen lebensgroße ningyō 人形 (Puppen) oder plastische Darstellungen von übergroßen Tieren und Insekten, die oft das goshintai 御神体 (wörtl. Gottkörper), das Objekt der religiösen Verehrung, beherbergen. An der Rückseite der meisten yama sind sakaki angebracht, die den kami als yorishiro 依代 dienen sollen, als Ort, dem sie vorübergehend innewohnen können. Sie werden von 14 bis 24 Personen, den kakishi 舁子, durch die Straßen getragen.[5] Einzelne yama, etwa die Minami Kannon (s.u.) Ähneln allerdings in Form und Größe den hoko, sodass der Unterschied nicht immer klar zum Ausdruck kommt.

Die Prozession der Festwägen

Die yamabokojunkō wurde bis 1965 in zwei Teilen abgehalten. Der erste Teil, saki no matsuri junkō 先の祭り巡行, fand am 17. Juli statt und der zweite Teil, ato no matsuri junkō 後の祭り巡行, eine Woche später am 24. Juli. Seit 1966 werden beide Teile als eine Parade hinter einander abgehalten. Die Aufteilung der yamaboko in saki und ato no matsuri junkō besteht aber weiterhin.

Die Parade beginnt um 9 Uhr Vormittags und dauert rund fünf Stunden. Der Ablauf ist dabei bis auf die Minute durchgeplant. Der Ausgangspunkt der Parade ist die Kreuzung zwischen der Shijō dōri 四条通 und der Karasuma dōri 烏丸道. Der erste kritische Punkt ist an der Kreuzung zwischen der Shijō dōri und der Kawaramachi dōri 河原町道, wo die Strecke die erste Kurve macht. Das Manövrieren der hoko um die Kurven heißt tsujimawashi 辻回し (um die Ecke biegen) und ist besonders bei den hohen hoko eine Herausforderung, die mit Hilfe von nassen Bambusbrettern auf dem Boden gemeistert wird. Die Räder rutschen über diese Bambusbretter und können so um die Kurve gedreht werden. Dieses Manöver dauert je nach Festwagen und Kreuzung bis zu zwölf Minuten. Da die Strecke in Form eines Rechtecks verläuft, gibt es drei Punkte, an denen ein tsujimawashi durchgeführt werden muss. An der bereits genannten Kreuzung zwischen Shijō und Kawaramachi dōri, danach bei der Kreuzung von Kawaramachi und Oike dōri 御池道 und schließlich an der Kreuzung von Oike und Shinmachi dōri 新町道.

Die einzelnen Festwägen

Saki no matsuri junkō

Wagen am Beginn der Matsuri Prozession: Naginata Hoko, Mōsō Yama, Tokusa Yama, Aburatenjin Yama, Kanko Hoko, Arare Tenjin Yama, Shijōkasa Hoko, Taishi Yama, Kikusui Hoko, Hakuga Yama, Yamabushi Yama, Kakkyo Yama, Niwatori Hoko, Hakurakuten Yama, Ayagasa Hoko, Tōrō Yama, Tsuki Hoko, Urade Yama, Ashikari Yama, Hōshō Yama, Hōka Hoko, Iwato Yama, Fune Hoko.

Ato no matsuri junkō

Wagen am Ende der Prozession: Kitakannon Yama, Hashibenkei Yama, En no Gyōja Yama, Hachiman Yama, Kuronushi Yama, Suzuka Yama, Jōmyō Yama, Koi Yama, Minamikannon Yama

Yama

Aburatenjin Yama

Aburatenjin yama [Abb. 5]
Emblem der Aburatenjin

Auf der Aburatenjin Yama 油天神山 befindet sich hinter einem roten torii 鳥居 ein vergoldeter, tragbarer Schrein. Die Figur der Gottheit, die ursprünglich in einem kleinen Schrein des Viertels Kazabayashichō 風早町 verehrt wurde, wurde im Jahr 7 der Kan'ei-Ära 寛永時代 (1630) in dem tragbaren Schrein aufgestellt. Neben einem maki 真木 (naturbelassener Baum) befindet sich auch ein blühender Zweig einer roten Pflaume auf der Aburatenjin Yama.

Arare Tenjin Yama

Arare Tenjin Yama [Abb. 6]
Emblem des Arare Tenjin

Der Name der Arare Tenjin Yama 霰天神山 leitet sich von einer Legende aus dem 16. Jahrhundert ab, als in der Eishō-Zeit 永正年間 (1504–1521) ein Feuer in Kyōto wütete, welches durch plötzlich einsetzenden Hagel (jap. arare 霰) gelöscht wurde. Gemeinsam mit dem Hagel soll eine ca. 3,6 cm große Statue von Tenjin herabgefallen sein. Heute befindet sich auch eine Statue von Tenjin auf diesem Festwagen.

Die Arare Tenjin Yama ist mit einem belgischen Wandteppich aus dem 16. Jahrhundert, der eine Szene aus der Ilias[6] zeigt sowie chinesischen Stickereien geschmückt.

Dieser Festwagen wird mit dem Schutz gegen Feuer und Donner in Verbindung gebracht, daher werden am Vorabend der yamaboko junkō, dem yoiyama 宵山, von diesem Wagen aus entsprechende o-mamori 御守り (Glücksbringer) verteilt.

Ashikari Yama

Ashikari Yama [Abb. 7]
Emblem von Ashikari

Auf der Ashikara Yama 芦刈山 wird eine Szene aus dem Nō-Stück „Ashikari“ 芦刈, das von einem Ehepaar handelt, das sich aufgrund seiner Armut trennen musste, dargestellt. Die Statue (ningyō 人形) wurde von einem Bildhauer der Kei 慶-Schule im Jahr 1537 angefertigt. Die als wichtiges Kulturgut angesehene Kleidung der ningyō stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehört zu den ältesten Stücken des Gion Matsuri.

Die Figur zeigt den Ehemann, der, nachdem seine Frau nach Kyōto zog, um dort im Kaiserpalast Geld zu verdienen, als Schilfschneider arbeitete. In der einen Hand hält er Schilf, in der anderen eine Sichel.

Hinter der Statue steht ein maki 真木, der gleiche Baum, der auch an den Masten der hoko 鉾 befestigt ist.

An der Rückseite der Ashikara Yama hängen ein alter chinesischer Teppich und ein Brokat. Am Rumpf befindet sich u.a. das Bild „Kakitsubatazu“ 燕子花図 (Bild einer Iris). Ebenso kann man zwei Teppiche aus der Edo-Zeit sehen, auf denen ein Kranich bzw. ein Löwe abgebildet ist.

En no Gyōja Yama

En no Gyōja Yama [Abb. 8]

Die En no Gyōja Yama 役行者山 ist der sagenumwobenen Figur des En no Gyōja 役行者 („Asket En“) gewidmet, der als Begründer des Shugendō, eines alten synkretistischen Glaubenssystem, gilt. Auf dem tennōza天王座, dem Sitz des Himmelsgottes, befindet sich daher eine Statue von En no Gyōja, zur Rechten die Göttin Katsuraki und zur Linken der Gott Hitokoto Nushi 一言主.

Hachiman Yama

Hachiman Yama [Abb. 9]

Die Hachiman Yama 八幡山 ist Hachiman gewidmet, der als göttlicher Beschützer der Krieger, Japans und des japanischen Volkes gilt. Auf der yama, die in der Tenmei-Ära 天明時代 (1781–1789) entstanden sein soll, befindet sich ein kleiner Shintoschrein, der mit Blattgold verziert ist.

Hakuga Yama

Hakuga Yama [Abb. 10]

Die Hakuga Yama 伯牙山 wird auch Kotowari Yama 琴破山 genannt. Die Figur zeigt Haguka, einen chinesischen Meister der koto 琴 (jap. Saiteninstrument) während der Zhou-Dynastie (ca. 1045–249 v.Chr.), der, als er vom Tod seines Freundes hört, eine Saite auf seinem Instrument durchreißt. Heute hält die Figur eine Axt in der Hand und vor ihr liegt eine koto.

Besonders hervorstechend bei der Dekoration dieser yamaboko sind die Goldbeschläge an den Ecken mit ihrer seltenen Schmetterlingsform.

Hakurakuten Yama

Hakurakuten Yama [Abb. 11]
Emblem von Hakurakuten

Auf der Hakurakuten Yama 白楽天山 sind der Tang-zeitliche Poet Haku Rakuten (chin. Bai Letian 白楽天, aka. Po Chü-i) und der Meditationsmeister Dōrin (chin. Daolin 道林) dargestellt, die sich gerade in einem Diskurs über den Buddhismus befinden. Dōrin trägt ein violettes Gewand aus Damast und eine Kopfbedeckung aus blauer Wolle. In der linken Hand hält er eine Gebetskette und in der rechten einen Haarwedel (hossu 払子).[7] Er sitzt auf dem Ast einer Pinie. Hakurakuten, der in einer stehenden Position dargestellt wird, trägt ein weißes chinesisches Gewand und hält einen shaku 笏 (eine Art Holzzepter, das im Shintō oder im Hofzeremoniell verwendet wurde).

Hashi Benkei Yama

Die Hashi Benkei Yama 橋弁慶山 stellt eine berühmte Szene in der japanischen und vor allem Kyotoer Geschichte dar, als der riesige Kriegermönch Musashibō Benkei 武蔵坊弁慶 (1155–1189) den zierlichen, aber übermenschlichen Jüngling Ushiwakamaru 牛若丸, der Kindesname von Minamoto no Yoshitsune 源義経 (1159–1189), auf der Gojō-Brücke von Kyoto herausforderte. Beeindruckt von seiner Niederlage und Ushiwakamarus kämpferischen Fähigkeiten wurde Benkei Ushiwakamarus treuer Diener und der Name Benkei zu einem Synonym für Loyalität.

Hoshō Yama

Hoshō Yama [Abb. 12]

Das dargestellte Thema der Hoshō Yama 保昌山 ist die romantische Liebe, die verehrte und namensgebende Gottheit der für seinen Mut berühmte adelige Krieger Fujiwara no Yasumasa 藤原保昌 (958–1036), auch Hirai Hoshō 平井保昌 genannt. Hoshō war mutig genug, um mit Izumi Shikibu, eine der 36 unsterblichen Dichtern des Mittelalters, eine Beziehung zu führen. Neben verschiedenen Männern soll sie Pflaumenblüten geliebt haben und Hoshō riskierte sein Leben, um einige aus dem kaiserlichen Palast zu stehlen, um sie ihr zu schenken; wenn er erwischt worden wäre, hätte er die Todesstrafe erhalten. Der Wagen zeigt ihn mit diesen Pflaumenblüten in der Hand, um seinen Mut und seine Liebe zu ihr zu verdeutlichen.

Iwato Yama

Iwato Yama [Abb. 13]

Die Iwatō Yama 岩戸山 stellt drei wichtige Gottheiten der japanischen Geschichte und Mythologie dar: Amaterasu Ōmikami 天照大御神, Ame no Tajikarao 天手力男神 und Izanagi no Mikoto 伊邪那岐命.

Der Name Iwatō Yama bedeutet „Steintürwagen“ und erinnert an eine Legende, nach der Amaterasu wütend auf ihren jüngeren Bruder und Gott der Stürme Susanoo 須佐之男, die Hauptgottheit des Gion Matsuri und des Yasaka-Schreins, war, weshalb sie sich in einer Höhle versteckte und deren Öffnung mit einem großen Felsbrocken versperrte. Ame no Tajikarao, der für seine körperlichen Fähigkeiten bekannt war, schob den Felsbrocken beiseite, der den Höhleneingang blockierte. Andere Gottheiten konnten dann Amaterasu und ihr Sonnenlicht wieder herauslocken.

Jōmyō Yama

Jōmyō Yama [Abb. 14]

Die Jōmyō Yama 浄妙山 stellt die zwei Kriegermönche Tsutsui no Jōmyō Meishū 筒井浄妙明秀 und Ichirai 一来 in einer berühmten Schlacht aus dem Genpei-Krieg zwischen dem Minamoto- und dem Taira-Klan im 12. Jahrhundert dar. Weiters zeichnet sich die Jōmyō Yama durch kunstvoll gestaltete Wandteppiche aus, Reproduktionen berühmter Gemälde der Uji-Brücke, jenem Ort, an dem Jōmyō und Ichirai aufeinandertrafen.

Kakkyo Yama

Kakkyo Yama [Abb. 15]

Die Kakkyo Yama 郭巨山, die auch Kamahori Yama 釜堀り山 (kamahori bedeutet soviel wie einen Topf ausgraben) genannt wird, ist nach der Figur des Kakkyo, eines armen Mannes aus China, benannt. Dieser hatte laut einer Legende seinen Sohn lebendig begraben wollen, um dessen Essensration seiner kranken Mutter geben zu können. Während des Grabens fand er jedoch einen Topf voller Gold und konnte von da an seine gesamte Familie ernähren. Diese Geschichte gilt als Beispiel für konfuzianische Kindespflicht.

Kita Kannon Yama

Kita Kannon Yama [Abb. 16]

Die Kita Kannon Yama 北観音山 ist neben der Minami Kannon Yama eine von zwei yama, die Kannon, dem Bodhisattva des Mitgefühls, gewidmet ist. Entgegen der üblichen Darstellung als Frau weist die Kannon-Statue auf der Kita Kannon Yama einen leichten Bartwuchs auf. Die yama zeichnet sich durch prächtige Metallornamente an den Seiten aus.

Koi Yama

Koi Yama [Abb. 17]
Emblem der Koi Yama

Auf der Vorderseite der Koi Yama 鯉山 sieht man die Figur eines Karpfens, der versucht, den Ryūmon-Wasserfall 竜門の滝 hinaufzuschwimmen. Dahinter befindet sich ein rot lackiertes torii 鳥居 und ein kleiner Schrein, in dem Susanoo 須佐之男 verehrt wird.

An den Seiten befinden sich belgische Wandteppiche aus dem 16. Jahrhundert, welche für den Koi Yama auseinander geschnitten und mit Textilien zusammengenäht wurden und Drachen darstellen. Würde man sie wieder zusammensetzen, erhielte man das Bild einer Frau, die bei einem Steinaltar hockt, auf dem eine Statue von Apollo mit seiner Lyra steht. Dahinter steht eine Gruppe von Menschen, darunter ein Wahrsager, der mit seinem gebogenen Stab auf einen Adler in der Luft deutet, welcher einen Lorbeerzweig im Schnabel trägt. Weiters kann man ein möglicherweise kaiserliches Paar vor dem Tempel des Apollos sehen.

Zusätzlich zu diesen Teppichstücken finden sich auf dem Koi Yama Fragmente von Bordüren, die Vögel oder Wasserkreaturen wie Fische in einem Strom darstellen.[8]

Kuronushi Yama

Kuronushi Yama [Abb. 18]

Die Kuronushi Yama 黒主山 ist Ōtomo no Kuronushi 大友黒主, einem der Rokkasen 六歌仙 (die sechs besten Waka-Poeten der frühen Heian-Zeit), gewidmet. Seine poetischen Fähigkeiten sollen so großartig gewesen sein, dass er zu einer Gottheit stilisiert und in der benachbarten Provinz Shiga verehrt wurde.

Die auf der yama dargestellte Szene zeigt den Dichter, wie er zu den Blüten eines Kirschbaums emporblickt. Die Geländerdekoration besteht aus aus Metall geformten Kirsch-, Pfingstrosen- und Chrysanthemenblüten sowie Ahornblättern, die die vier Jahreszeiten repräsentieren.

Einer japanischen Legende nach soll Böses nicht in ein Haus eindringen können, wenn man die Kirschblüten dieses Wagens vor die Tür stellt.

Minami Kannon Yama

Minami Kannon Yama [Abb. 19]
Emblem der Minami Kannon Yama

Die Minami Kannon Yama 南観音山 ist immer der letzte Schauwagen der yamaboko junkō. Sie wird auch Kudari Kannon Yama 下り観音山 genannt.

Die zentrale Figur ist eine sitzende Statue aus der Kamakura-Zeit (1185–1333), die Yōryū Kannon 楊柳観音 in einer Pose der Meditation darstellt. Nach einem Feuer in der Tenmei-Ära 天明 (1781–1789) sind allerdings nur mehr der Kopf und Brustbereich der Statue erhalten. Die Statue ist gemeinsam mit der Holzfigur eines Heiligen auf der Minami Kannon Yama plaziert. Diese Figuren sollen vor Krankheit schützen. Ein großer Weidenzweig soll ebenfalls Krankheiten vertreiben.

An den vier Ecken der Minami Kannon Yama befindet sich jeweils eine Holzkugel, die mit einer Chrysantheme, Bambus, einer japanischen Pflaume bzw. einer Orchidee bemalt ist. Sie stellen Weihrauch dar, das Symbol der Göttin der Medizin.

Mōsō Yama

Mōsō Yama [Abb. 20]
Emblem der Mōsō

Die Szene, die auf der Mōsō Yama 孟宗山 dargestellt wird, hat ihren Ursprung in einer alten chinesischen Legende. Die kranke Mutter eines armen Mannes namens Mōsō bat ihren Sohn eines Winters um frische Bambussprossen, die zu dieser Jahreszeit nicht zu bekommen sind. Die Darstellung zeigt Mōsō, der die Götter um Gnade bittet und schließlich Bambussprossen im gefrorenen Boden findet. Auf dem Hut der Figur lässt sich Schnee erkennen. In der rechten Hand hält sie Bambussprossen, links trägt sie eine Feldhacke über der Schulter.

Der schlicht gehaltene Wandteppich bildet einen starken Kontrast zu den eher farbenfrohen Dekorationen der übrigen yamaboko.

Suzuka Yama

Suzuka Yama [Abb. 21]

Die Suzuka Yama 鈴鹿山 ist der Göttin Suzuka Myōjin 鈴鹿明神 gewidmet, der Beschützerin des Berges Suzuka 鈴鹿山, der sich zwischen den Präfekturen Mie und Shiga erhebt. Er lag an der Tōkaidō-Straße, die Edo und Kyoto verband; seine steilen Pfade waren ideal für Banditenüberfälle, die sich im Laufe der Zeit zu Geschichten über einen schrecklichen Dämon entwickelten. Der Legende nach soll Suzuka diesen Dämon niedergerungen haben.

Ein rothaariger Skalp am Fuße der Kiefer stellt den Kopf des Dämons dar. Suzuka trägt neben einer Nō-Maske, die auf ihren Status als Göttin hinweist, auch ein Schwert an der Taille und eine Naginata in der Hand, die sie als Kriegerin kennzeichnen.

Taishi Yama

Taishi Yama [Abb. 22]
Emblem der Taishi

Die Taishi Yama 太子山 trägt ihren Namen zu Ehren von Shōtoku Taishi 聖徳太子 (574–622; Regent für Kaiserin Suiko). Die Figur auf dieser yamaboko zeigt Shōtoku Taishi wie er in einem Wald das passende Holz für den Shitennōji 四天王寺, einen Tempel in Ōsaka, sucht. In der rechten Hand hält die Figur eine Axt und in der linken einen akomeōgi 衵扇 (formeller Fächer).

Eine Besonderheit der Taishi Yama ist, dass als maki 真木 (naturbelassener Baum) nicht wie sonst üblich eine Pinie, sondern eine japanische Zeder verwendet wird.

Tokusa Yama

Tokusa Yama [Abb. 23]
Emblem der Tokusa

Auf der Tokusa Yama 木賊山 wird eine Szene aus dem Nō-Stück Tokusa 木賊 (wtl. „Schachtelhalm“, eine Gattung der Farne) dargestellt. Ein Mann tanzt zu Ehren seines Sohnes, der vor langer Zeit entführt wurde. In der rechten Hand hält die Figur eine Sichel und in der linken ein Bündel tokusa. Der Kopf der Statue soll von dem Bildhauer Kasuga 春日, der buddhistische Statuen herstellte, gefertigt worden sein. Auf dem Sockel findet sich die Inschrift „Genroku gonen rokugatsu kichijitsu 元禄五年六月吉日 (Der glückliche Tag des Jahres fünf der Genroku Ära (1692)“.

Tōrō Yama

Tōrō Yama [Abb. 24]
Emblem der Tōrō

Auf dem Dach der Tōrō Yama 蟷螂山, die auch Kamakiri Yama genannt wird, befindet sich die Figur einer großen Gottesanbeterin, die auf Japanisch kamakiri 蟷螂 heißt. Die Zeichen können auch tōrō gelesen werden. Sie ist die einzige yamaboko mit einer sich bewegenden Figur.

Die Tōrō Yama wurde zu Ehren des Adeligen Shijō Takasuke 四条隆資 gebaut, der während der Nanbokuchō-Zeit 南北朝時代 (Zeit der Spaltung in einen Nord- und einen Südhof 1336–1392) in Kyoto lebte und 1367 gegen die Armee von Ashikaga Yoshiakira 足利義詮 (zweiter Ashikaga-Shōgun; 1330–1367) kämpfte und dabei ums Leben kam. Die Redewendung tōrō no ono o motte ryūsha ni mukau ga gotoshi 蟷螂の斧を以って隆車に向かうが如し (wörtl.: wie mit der Axt einer Gottesanbeterin gegen einen stattlichen Wagen kämpfen) kann mit dem sprichwörtlichen Kampf Davids gegen Goliath verglichen werden. Nach dem Tod Shijō Takasukes sollen seine Anhänger die Figur der Gottesanbeterin auf seinem Ochsenwagen montiert haben und sie zum ersten mal als Teil der yamaboko junkō durch Kyoto gezogen haben. Sie wurde immer wieder durch Brände beschädigt, Mitte des 19. Jahrhunderts so schwer, dass sie erst 1981, 117 Jahre nach ihrer Zerstörung, wieder restauriert wurde und an der yamaboko junkō teilnehmen konnte.

Urade Yama

Urade Yama [Abb. 25]
Emblem der Urade

Die Urade Yama 占出山 wird auch Ayutsuri Yama 鮎釣山 (Ayu-Angeln) genannt. Urade bedeutet Weissagung. Auf der Urade Yama ist die Kaiserin Jingū Kōgō 神功皇后 beim Fischen zu sehen. Als es ihr gelang, mit einer improvisierten Angel einen Ayu-Fisch zu fangen, wurde dies als gutes Omen für einen Sieg bei der Invasion Koreas gedeutet (vgl. Hizen fudoki). Die Figur trägt eine spitze, goldene Kopfbedeckung und hält eine große Angel in der Hand.

Jingū Kōgō wird u.a. als kami 神 für eine leichte Geburt verehrt. Wenn die Urade Yama für eine vordere Position in der yamaboko junkō ausgelost wird, wird dies als gutes Omen für leichte Geburten in diesem Jahr gedeutet.

Yamabushi Yama

Yamabushi Yama [Abb. 26]
Emblem der Yamabushi

Die Yamabushi Yama 山伏山 trägt ihren Namen aufgrund der Figur des japanischen Bergasketen (yamabushi 山伏) Jōzōkisho 浄蔵貴所, die sich auf dieser yamaboko befindet. Jōzōkisho soll die schräge Pagode des Hōkanji 法観寺, eines Tempels in Kyoto, der sich in der Nähe des Yasaka-Schreins 八坂神社 befindet, wieder aufgerichtet haben. In der linken Hand hält die Figur eine Gebetsschnur, in der rechten eine Axt, und an seinem Gürtel ist eine Trompetenschnecke befestigt.

Hoko

Ayagasa Hoko

Ayagasa Hoko [Abb. 27]
Emblem der Ayagasa

Die Ayagasa Hoko 綾傘鉾 ist eine von zwei yamaboko 山鉾 in der yamaboko junkō 山鉾巡行, die noch die Form der originalen hellebardenartigen Festwägen haben. Über dem Schirm kann man die Figur eines Hahns sehen. Der Schirm selbst ist mit Blumen, die die vier Jahreszeiten symbolisieren, und fliegenden himmlischen Figuren bemalt. Die Blumen sind von Moriguchi Kakou 森口華弘 gemalt, der ein lebender Nationalschatz Japans ist.

Die Ayagasa Hoko wurde im Jahr 1834 in einer kleineren Form als das Original nachgebaut, aber bei einem Feuer 1868 zerstört. Von 1879 bis 1884 nahm sie in ihrer ursprünglichen Form an der yamaboko junkō teil. Ihre heutige Form hat sie seit 1979. Sie wird von Musikern und einer als Bär verkleideten Person begleitet.

Fune Hoko

Fune Hoko [Abb. 28]

Die Fune Hoko 船鉾 weist die Form eines alten Schiffes auf und zeichnet sich durch kunstvollen Schnitzereien, die den gesamten Mittelteil verzieren, aus. Einer japanischen Sage zufolge wurde dieses Schiff für den Transport der Jingū Kōgō verwendet, die unter Frauen immer noch als Göttin der sicheren Entbindung verehrt wird.

Auf der hoko befindet sich eine Statue der Jingū Kōgō und ihrer drei begleitenden Gottheiten Isora 磯良, Sumiyoshi 住吉 und Kashima 鹿島. Die Hauptgottheit Kaiserin Jingu trägt eine shinmen 神面 („Göttermaske“ oder „Göttergesicht“; alte Nō-Masken oder Dämonen darstellende Masken, die oft als heilige Objekte in Schreinen oder für Gebete verwendet werden), die seit alten Zeiten als glücksverheißend für Geburten gilt.

Hōka Hoko

Hōka Hoko [Abb. 29]

Der Name der Hōka Hoko 放下鉾 leitet sich von der Statue eines Mönchs im tennōza her, der Hōka, eine mittelalterliche Form von Straßenkunst, betreibt. Die Spitze der Hōka Hoko ähnelt drei Scheiben, die Sonne, Mond und Sterne repräsentieren, die auf die Welt unter uns herabscheinen.

Kanko Hoko

Kanko Hoko [Abb. 30]
Emblem der Kanko

Der Name der Kanko Hoko 函谷鉾 basiert auf einer chinesischen Legende: Während einer Periode des Bürgerkriegs in China (403–221 v.Chr.) wollte ein chinesischer Adeliger namens Mōshōkun 孟嘗君 um Mitternacht den Hangu-Pass (jap. Kankokan 函谷関) passieren. Die Wachen hatten die Order, den Pass jeden Morgen beim ersten Krähen des Hahns zu öffnen, also imitierte Mōshōkun einen Hahn, um die Wachen zu täuschen und sie dazu zu bringen den Pass zu öffnen. Die Spitze der Kanko Hoko ist mit einer Mondsichel dekoriert, die diese Legende symbolisieren soll.

Die Kanko Hoko wurde beim großen Feuer der Tenmei-Ära 天明 (1781–1789) im Jahr 1788 zerstört und 1839 wieder hergestellt. Die Puppe, die das chigo 稚児 („heiliges Kind“) darstellt, heißt Katamaru 嘉多丸.

Der Wandteppich an der Vorderseite stellt eine Szene aus dem Buch „Genesis“ des Alten Testaments dar, der an der Rückseite zeigt japanische Kalligraphie.

Kikusui Hoko

Kikusui Hoko [Abb. 31]
Emblem der Kikusui

Der Name der Kikusui Hoko 菊水鉾 leitet sich von einem Brunnen, der sich einst in einem der yamaboko-chō 山鉾町 befand und Kikusuii 菊水井 („Brunnen der schwimmenden Chrysantheme“) hieß, her. An der Spitze der hoko befindet sich das goldene Symbol einer Chrysantheme.

Die chigo ningyō 稚児人形 („Puppe, die das heilige Kind darstellt“), stellt ein Kind namens Kikujidō 菊慈童 („Chrysanthemenkind“) dar, das sich gemäß einer chinesischen Legende vom Tau der Chrysanthmen ernährt haben soll.

Das Dach ist in chinesischem Gibelstil gebaut und mit einem goldenen Phönix verziert. Unter dem Dach befindet sich ein Bambusvorhang, der die Kikusui Hoko gemeinsam mit der einzigartigen Form des Daches von den anderen hoko unterscheidet.

Die Kikusui Hoko wurde bei einem Feuer 1864 zerstört und 1952 wieder hergestellt. Sie ist seit 1953 wieder Teil der yamaboko junkō.

Naginata Hoko

Naginata Hoko [Abb. 32]
Emblem der Naginata

Der Name der Naginata Hoko 長刀鉾 leitet sich von dem langen Schwert (naginata 長刀), das in aufrechter Position auf dem Dach der hoko befestigt ist, her. Ursprünglich war dies eine naginata 薙刀 aus der Werkstatt Munechika 宗近 in Sanjō 三条 in Kyoto, heutzutage wird allerdings eine leichtere Variante aus Bambus und Zinn verwendet.

Die Naginata Hoko ist die einzige yamaboko, auf der während der Parade drei lebendige Kinder, chigo 稚児 genannt, die Shintō-Gottheiten repräsentieren, sitzen.

Die Verzierung der Naginata Hoko ist sehr aufwendig und prunkvoll. Unter ihrem Dach sind hundert in Gold gemalte Vögel des Malers Matsumura Keibun 松村景文 (1779–1843) und eine aus Holz geschnitzte Darstellung des Schwertes aus der Munechika-Werkstatt von Kataoka Yūho 片岡友輔 zu sehen.

Am unteren Teil des Wagens sind wertvolle Wandteppiche aus Persien und Indien aus dem 16. bis 18. Jahrhundert mit Blumenmustern oder Bildern von Pflaumenbäumen angebracht. Darüber befindet sich ein Brokat mit einem Muster aus Wolken, Drachen und Wellen, welcher im Jahr 2005 restauriert wurde.

Die Naginata Hoko führt traditionell die yamaboko junkō an. Die Reihenfolge der nachfolgenden yamaboko wird per Los entschieden.

Niwatori Hoko

Niwatori Hoko [Abb. 33]
Emblem der Niwatori

Laut einer chinesischen Überlieferung baute ein Huhn einst ein Nest in einer unbenutzten, von Moos überwachsenen kanko 諌鼓, einer Trommel, die während der Tang-Zeit in China (618–907) vor dem Kaiserpalast aufgehängt war und von der Bevölkerung geschlagen werden konnte, um dem Kaiser Unzufriedenheit zu signalisieren.[9] Der Kreis im Dreieck an der Spitze der hoko symbolisiert ein Hühnerei in der kanko. Warum die Niwatori Hoko diesen Namen trägt, ist allerdings unklar.

Auf dem tennōza wird die Gottheit der Sumiyoshi-Schreine 住吉明神, eine Gottheit der Seefahrt, verehrt. Die Umrandung unter dem Dach ist von Shimokōbe Tamatsuru 下河辺玉鉉 dekoriert, die unteren Hängebilder sind u.a. von Matsumura Goshun 松村呉春 (1752–1811) und Matsumura Keibun 松村景文 (1779–1843).

An der Rückseite der Niwatori Hoko befindet sich ein Bildteppich, der im 16. Jahrhundert in Belgien hergestellt wurde und entweder einen trojanischen Prinzen mit seiner Familie oder den römischen General Coriolanus aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. darstellt.[10]

Ōfune Hoko

Die Ōfune Hoko 大船鉾 weist entsprechend ihres Namens die Form eines großen Schiffes auf und nimmt traditionell den letzten Platz in der yamaboko junkō ein.

Die hoko wurde vor mehr als 500 Jahren gebaut, jedoch bei den Bränden im Zuge des Aufstandes am Hamaguri-Tor im Jahr 1864 stark beschädigt. Erst 2014 nahm sie wieder an der Parade teil.

Shijōkasa Hoko

Shijōkasa [Abb. 34]

Die Shijōkasa Hoko 四条傘鉾 ist eine von zwei yamaboko 山鉾 in der yamaboko junkō, die noch die Form der originalen hellebardenartigen Festwägen haben. Der schirmförmige obere Teil der Shijōkasa Hoko ist mit einem Piniensetzling und gohei 御幣 (geweihte, eingeschnittene und gefaltete Papierstreifen, die im Shintō Heiligkeit symbolisieren) dekoriert.

Im Jahr 1871 nahm die Shijōkasa Hoko zum vorläufig letzten Mal an der yamaboko junkō teil, um 1985 von den Menschen der yamaboko-chō 山鉾町 rekonstruiert und ab 1988 wieder Teil der yamaboko junkō zu werden.

Tsuki Hoko

Tsuki Hoko [Abb. 35]
Emblem der Tsuki

Die Tsuki Hoko 月鉾 trägt ihren Namen aufgrund des Sichelmondes, japanisch mikazuki 新月, an ihrer Spitze. Im tennōza befindet sich Tsukuyomi no Mikoto 月読尊, ein Sohn von Izanagi 伊邪那岐 und Izanami 伊邪那美.

Auch auf dieser hoko finden sich wertvolle Kunstwerke, darunter ein Bild mit floralen Motiven von Maruyama Ōkyo 円山応挙 aus dem Jahr 1784 und Schnitzereien von Hidari Jingorō 左甚五郎 am Giebel. Als Dekoration werden Teppiche aus Indien und der Türkei verwendet.  

Verweise

Verwandte Themen

Literatur

  • Michael K. Roemer 2007
    „Ritual participation and social support in a major Japanese festival.“ Journal for the Scientific Study of Religion 46/2 (2007), S. 185 - 200. (Exzerpt.)
  • Markus Sesko 2010
    Tōban shōkan kōketsu. Norderstedt: Books on demans GmbH 2010.
  • Grace A.H. Vlam 1981
    „Sixteenth-century European tapestries in Tokugawa Japan.“ The Art Bulletin 63/3 (1981), S. 476-495.
  • Wakita Haruko 脇田晴子 1997
    „Fêtes et communautés urbaines dans le Japon medieval: La fête de Gion à Kyoto.“ Annales Histoires, Science Sociales 52/5 (1997), S. 1039-1056.

Internetquellen

  • Gion Matsuri  祇園祭 (Offizielle HP, KYOTO GIONMATSURI VOLUNTEER 京都・祇園祭ボランティア).
Letzte Überprüfung der Linkadressen: 2021/09/02

Fußnoten

  1. Entenka ni 20-man nin gion matsuri 6-nen buri nichiyō junkō 炎天下に20万人 祇園祭6年ぶり日曜巡行“ (200.000 Menschen unter glühender Sonne bei der Parade des Gion Matsuri, nach 6 Jahren wieder an einem Sonntag), Kyōto Shinbun 京都新聞 2011 (Zugriff über Internet Archive, Stand: 2021/09/02)
  2. Wakita 1997, S. 1050
  3. Roemer 2007, S. 187
  4. Zum Gewicht der yama finden sich unterschiedliche Angaben. Die hier genannte stammt von der offiziellen Website des Gion Matsuri. Roemer gibt das Gewicht jedoch zwischen 1,2 und 1,6 t an (Roemer 2007, S. 187).
  5. Eigentlich werden die yama nicht mehr getragen, sondern eher auf Rollen geschoben, nur in den Kurven müssen sie für die Drehung angehoben werden.
  6. Ilias“, Wikipedia[de] (Stand: 2021/09/02)
  7. In Indien wurden diese Haarwedel ursprünglich dazu verwendet um Fliegen etc. zu vertreiben; im buddh. Kontext um Leidenschaften und Störungen zu verscheuchen
  8. Vlam 1981, S. 477–479
  9. Sesko 2010, S. 177 (Eintrag „kanko“)
  10. Vlam 1981, S. 477

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:

  1. Yamaboko junko.jpg
    Prozession der Yamaboko (Yamaboku Junkō 山僕巡行) Photographie (omikoshi)
    Bild © http://satoh490625.blog50.fc2.com/blog-entry-855.html. (Letzter Zugriff: 2011/10/30)
    Aufnahme von 2011.
  2. Yamaboko chô.jpg
    Yamaboko chō (山鉾町) Graphik
    Bild © http://www.gionmatsuri.jp/. (Letzter Zugriff: 2011/11/25)
  3. Hoko Beschreibung.JPG
    Hoko - Beschreibung Graphik
    Bild © Gion matsuri. (Letzter Zugriff: 2012/10/25)

    Die hoko 鉾 wiegen rund 12 t und sind bis zu 25 m hoch. In ihnen finden 30 bis 40 Musikanten Platz. Sie sind geschmückt mit Bildteppichen aus Eurasien und auf ihren Dächern sind hohe Bäume befestigt.

    Das Gion Matsuri ist ursprünglich ein Fest zur Beruhigung der ekijin 疫神. Die Bäume auf den hoko sollen den kami als Orientierung dienen, um das matsuri zu finden. Sie werden von 40 bis 50 Personen gezogen. Auf der Bühne unter dem Dach finden bis zu 40 Personen Platz. Auf dem Dach sitzen weitere vier Personen, die darauf achten, dass der hohe Aufbau der hoko keine Schäden an Stromleitungen verursacht.

  4. Yama Beschreibung.JPG
    Yama - Beschreibung Bild © http://www.gionmatsuri.jp/. (Letzter Zugriff: 2011/11/16)Die quadratischen yama wiegen zwischen 1,2 und 1,6 t und sind ungefähr 6 m hoch. Auf ihnen sitzen lebensgroße ningyō 人形 (Puppen) oder plastische Darstellungen von übergroßen Tieren und Insekten. [1] Die yama werden von 14 von 24 Personen durch die Straßen getragen.

    Moriya Tatsusaburō, Yamaji Kōzō und Ueki Yokinobu (Hg.) 1994 Gion Matsuri daiten. Yamaboko meihō o chūshin ni [Bedeutende Entwicklungen des Gion Matsuri. Mit Hauptaugenmerk auf die berühmten Schätze der yamaboko]. Kyoto: Kyoto Shinbunsha; z.n. Roemer 2007: 187.

  5. Aburatenjin yama.jpg
    Aburatenjin Yama (油天神山) Fest
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2008.. (Letzter Zugriff: 2012/10/29)
  6. Arare Tenjin Yama.jpg
    Arare Tenjin Yama (霰天神山) Fest
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2008. (Letzter Zugriff: 2012/10/29)
  7. Ashikari Yama.jpg
    Ashikari Yama (芦刈山) Matsuri, yamaboko (Holz, bemalt). 20. Jh.
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/29)
  8. Ennogyoja yama.jpg
    En no Gyōja Yama (役行者山) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/26)
  9. Hachiman yama.jpg
    Hachiman Yama (八幡山) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/26)
  10. Hakuga yama.jpg
    Hakuga Yama (伯牙山) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/26)
  11. Hakurakuten yama.jpg
    Hakurakuten Yama (白楽天山) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/25)
  12. Hosho yama.jpg
    Hōshō Yama (保昌山) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/25)
  13. Iwato yama.jpg
    Iwato Yama (岩戸山) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/25)
  14. Jomyo yama.jpg
    Jōmyō Yama (浄妙山) Matsuri; Kyoto
    Bild © Ganjin, Aufnahme vom 17. Juli 1989. (Letzter Zugriff: 2012/10/25)
  15. Kakkyo yama.jpg
    Kakkyo Yama (郭巨山) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/25)
  16. Kitakannon yama.jpg
    Kitakannon Yama (北観音山) Fest
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/22)
  17. Koi yama.jpg
    Koi Yama (鯉山) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007.. (Letzter Zugriff: 2012/10/22)
  18. Kuronushi yama.jpg
    Kuronushi Yama (黒主山) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme von 2007.. (Letzter Zugriff: 2012/03/06)
  19. Minamikannon yama.jpg
    Minamikannon Yama (南観音山) Matsuri (Holz, Farbe, Stoff, bemalt)
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme von 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/14)
  20. Moso yama.jpg
    Mōsō Yama (孟宗山) Fest (Holz, Farbe, bemalt)
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme von 2008. (Letzter Zugriff: 2012/10/14)
  21. Suzuka yama.jpg
    Suzuka Yama (鈴鹿山) Fest
    Bild © Chris Gladis. (Letzter Zugriff: 2012/03/06)
    Aufnahme von 2008.
  22. Taishi yama.jpg
    Taishi Yama (太子山) Fest
    Bild © Chris Gladis. (Letzter Zugriff: 2012/03/06)
    Aufnahme von 2007.
  23. Tokusa yama.jpg
    Tokusa Yama (木賊山) Statue von wahrscheinlich Bildhauer Kasuga 春日. Wahrscheinlich 1692
    Bild © Chris Gladis. (Letzter Zugriff: 2012/03/06)
    Aufnhame von 2007. Szene aus dem Nō-Stück Tokusa 木賊 (Schachtelhalm): Ein Mann tanzt zu Ehren seines Sohnes, der vor langer Zeit entführt wurde. In der rechten Hand hält die Figur eine Sichel und in der linken ein Bündel tokusa.
  24. Toro yama.jpg
    Tōrō Yama (蟷螂山) Matsuri, omikoshi
    Bild © Chris Gladis. (Letzter Zugriff: 2012/10/09)
    Aufnahme von 2006.

    Omikoshi mit einer Gottesanbeterin als Figur.

  25. Urade yama.jpg
    Urade Yama (占出山) Fest
    Bild © Chris Gladis. (Letzter Zugriff: 2012/03/06)
    Aufnahme von 2008.

    Dieser omikoshi stellt Kaiserin Jingū beim Fischen da.

  26. Yamabushi yama.jpg
    Yamabushi Yama (山伏山) Matsuri (Holz, Stoffe)
    Bild © Chris Gladis. (Letzter Zugriff: 2012/03/06)
    Aufnahme von 2008.
  27. Ayagasa hoko.jpg
    Ayagasa Hoko (綾傘鉾) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007.. (Letzter Zugriff: 2012/03/29)
  28. Fune hoko.jpg
    Fune Hoko (船鉾) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/26)
  29. Hoka hoko.jpg
    Hōka Hoko (放下鉾) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007. (Letzter Zugriff: 2012/10/25)
  30. Kanko hoko.jpg
    Kanko Hoko (函谷鉾) Matsuri
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007.. (Letzter Zugriff: 2012/10/25)
  31. Kikusui hoko.jpg
    Kikusui Hoko (菊水鉾) Fest
    Bild © Chris Gladis, Aufnahme vom 17. Juli 2007.. (Letzter Zugriff: 2012/10/22)
  32. Naginata hoko.JPG
    Naginata Hoko (長刀鉾) Matsuri, omikoshi (Holz, bemalt)
    Bild © Webry-Blog "Tempsera". (Letzter Zugriff: 2012/10/14)

    Die Naginata Hoko ist eine der 32 yamaboko 山鉾 des Gion Matsuri.

  33. Niwatori hoko.jpg
    Niwatori Hoko (鶏鉾) Matsuri
    Bild © Chris Gladis. (Letzter Zugriff: 2012/10/14)
  34. Shijokasa hoko.jpg
    Shijōkasa Hoko (四条傘鉾) Bild © Chris Gladis, Aufnahme von 2008.. (Letzter Zugriff: 2012/10/13)
  35. Tsuki hoko.jpg
    Tsuki Hoko (月鉾) Bild © Chris Gladis. (Letzter Zugriff: 2012/03/06)Aufnahme von 2008.

    Die Tuski Hoko 月鉾 trägt ihren Namen aufgrund des Sichesmondes, japanisch mikazuki 新月, an ihre Spitze. Im tennōza 天王座 (Gottessitz) befindet sich Tsukiyomi no Mikoto 月読尊, ein Sohn von Izanagi und Izanami.