Exzerpt:Taniguchi 1962

Aus Kamigraphie
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Taniguchi Masaharu 谷口 雅春 begann 1930 mit der Publikation der Zeitschrift Seichō no Ie 生長の家 , die sich später zur gleichnamigen japanischen Neureligion entwickelte. Seine doktrinellen Lehren wurden in einer 40-teiligen Buchreihe Seimei no Jissō 生命の實相 zusammengefasst. Das folgende Exzerpt behandelt das 3. Kapitel des ersten Bandes Tōchūhan 頭注版 und widmet sich der Befreiung von Leiden und Missständen durch den Glauben.

Masaharu Taniguchi 1962
Seimei no Jissō: Tōchūhan. Tōkyō: Nihonkyōbunsha 1962. (Exzerpt Erster Band der 40-teiligen Serie.)

Kurzexzerpt

Eine zentrale Lehre Seichō no Ies stellt den Glauben an die Kraft des Geistes, der göttlichen Natur des Menschen dar. Denn der Mensch als Kind Gottes ist von Natur aus vollkommen. Jedoch ist sich der Mensch seines wahren Ichs meist nicht bewusst und durch diese Trübung seiner eigenen Vollkommenheit treten Krankheiten und Gebrechen auf. Erst wenn er seine göttliche Natur vollumfänglich begreift, kann er sich von jedem Übel befreien, indem er sich nicht nur selbst heilt, sondern auch alle äußeren Nöte und Widrigkeiten überwindet und sein Schicksal von Grund auf wandelt. An dieser Stelle betont Taniguchi, dass diese Erkenntnis der Wahrheit nicht bloß seelische Störungen beseitige, weil sie Furcht und Unruhe lindert, sondern in gleicher Weise für körperliche Schäden gelte. Denn sein Verständnis von Materie ist das folgende: die Atome der Materie sind nicht fest verankert in ihrer Position, sondern werden in ihrer Lage zueinander durch die Kräfte der Kohäsion und Repulsion bestimmt. Bezogen auf den menschlichen Körper übt der Geist diese Kräfte auf die Atome aus und wirkt so durch seine Gedanken auf den Zustand der Materie und die chemischen Vorgängen im Organismus ein. Taniguchi verweist hierbei auf die Erkenntnisse der Psychoanalyse, die ebenso bestätige, dass eine positive Gemütsverfassungen Heilung von Leiden bringen kann, ohne sich dabei der klassischen Schulmedizin zu bedienen. Um eine geistige Reinigung und damit die Wiedererlangung der ursprünglichen Vollkommenheit zu erlangen, solle man einerseits Lehrbücher, wie jene von Seichō no Ie studieren, und andererseits in der Meditation über Wahrheit und Wirklichkeit nachsinnen.

Taniguchi betont, dass sich seine Lehre aus vielen Quellen speist, sei es nun dem Christentum, Buddhismus oder den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft. Daher eröffne Seichō no Ie jedem Menschen, ganz gleich welcher Konfession oder Weltanschauung, die Möglichkeit, die Wahrheit zu erkennen. In weiterer Folge gibt er einige Beispiele dafür, wie Menschen ihren Gesundheitszustand und ihr Schicksal mithilfe der Lehren von Seichō no Ie verbesserten. So führt er einen Leser an, der seit Jahren an einem Bandscheibenschaden litt und sich Hilfe suchend an ihn wandte. Taniguchi erklärte ihm, dass es nicht die Materie des Körpers sei, die Schmerz empfinde, sondern der den Körper beseelende Geist. Daher müsse er schlicht das Gefühl des Schmerzes aus seinem Geist entfernen und werde sogleich genesen. Denn durch seine göttliche Natur ist der Mensch von sich aus vollkommen und frei von Krankheiten und Schmerz. Erst der der Selbsttäuschung erlegene Geist lässt den Körper Schmerz fühlen. Eine Bandscheibe als bloße Materie hat nicht aus sich selbst die Kraft ihre Lage zu verändern, es ist der Geist der durch negative Vorstellungen dies bewirke. Daher verschwindet ein Bandscheibenvorfall sobald sich der Geist wieder auf sein Gesundsein besinnt. Laut Taniguchi soll dieser Leser durch meditative Selbstbesinnung und Bejahung der Wahrheit innerhalb eines halben Monats von seinen Leiden geheilt worden sein. In diesem Zusammenhang spricht Taniguchi seine Einstellung gegenüber der Schulmedizin an, die er für das Aufkommen immer neuerer Krankheitsbilder verantwortlich macht. Denn je mehr man sich auf die Heilung durch äußere Mittel verlässt, desto schwächer wird der Glaube an die vollkommene Natur des Menschen als Kind Gottes. Das Vertrauen zur heilenden Kraft des göttlichen Geistes schwindet. Statt auf äußere Hilfe und Mittel zu vertrauen solle man die göttlichen Kräfte entfalten und wirken lassen. Zur Bekräftigung führt Taniguchi einige Beispiele des Placebo-Effektes an, also der Heilung durch inbrünstige Überzeugung an die positive Wirkung einer Behandlung, und kommt zu dem Schluss, dass wenn das Mittel belanglos und bloß das Vertrauen darauf entscheidend ist, dann bedürfe es eigentlich nur des Glaubens an die Heilung, um diese zu bewirken.

Im Umkehrschluss erleiden viele Menschen Krankheit und Schmerz, weil sie die entsprechende Vorstellung in ihren Gedanken tragen. So verbinden jene, die an Verdauungsstörungen leiden, bestimmte Vorstellungen mit der Nahrung und erzeugen damit die Furcht vor und Abhängigkeit von bestimmten Lebensmitteln. Als Folge dieser falschen geistigen Haltung ändert sich die Zusammensetzung der Verdauungssäfte und es treten tatsächlich Unverträglichkeiten auf. Taniguchi kommt zu dem Schluss, dass der Mensch seinem Wesen nach Geist, nicht Materie ist, daher kann Materie in welcher Form auch immer keine Macht über den Menschen ausüben. Vielmehr kann der Geist nur durch seine eigene Kraft gestärkt oder geschwächt werden. Erst die Reaktion und Haltung des Geistes führt zu einer Wirkung der Materie. Daher kann auch ein Heilmittel als bloße Materie solange keine Wirkung entfalten, bis der Geist ihm diese Wirkung zugedenkt. Diese Wahrheit verkündete bereits Buddha, indem er sagte, dass Materie als „nicht-wirklich“ weder Existenz noch Kraft an sich besitzt. Erst wenn diese Wahrheit voll begriffen wird, wird der Mensch fähig, seine geistige Kraft voll zu entfalten. Taniguchi führt in diesem Zusammenhang auch die Wiedererweckung des Lazarus an, die Christus ebenso durch die Erkenntnis, dass der Zustand des Körpers ein Produkt des Glauben und Denkens ist, vollbrachte.

Durch die Selbstbesinnung in der Meditation ist es nicht nur möglich eine Heilung durch den Geist zu bewirken, vielmehr sind ihre Möglichkeiten unbegrenzt: Charakter, Umwelt, Schicksale und vieles mehr könne dadurch gewandelt werden. Man müsse bloß im Geist das Bild dessen vor Augen haben, was Wirklichkeit werden soll, und sich dabei seines Einssein mit Gott bewusst bleiben, damit all die Kräfte des Universums zusammenwirken, um das Gewünschte zu verwirklichen. Taniguchi weist hierbei darauf hin, dass es durchaus vorkommen kann, dass in der Meditation Gewünschtes nicht eintritt, dies jedoch bloß ein Zeichen dafür ist, dass Gott etwas Besseres vorgesehen hat. Auch wenn sich die Situation scheinbar verschlimmert, so markiert diese plötzliche Krise bloß die Wende zum Guten. In solchen Fällen solle man sich umso mehr der Wahrheit in der Meditation hinwenden, denn die Verschlimmerung entstehe aus dem Prozess der Überwindung der Selbsttäuschung. Nach diesem Übergang wird man unter neuen Bedingungen oder in einer besseren Position umso leichter Glück und Erfolg finden.