Exzerpt:Marder 1945

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Seiten-Infobox
Themengruppe Exzerpte
Behandeltes Werk
Arthur J. Marder 1945
„From Jimmu Tennō to Perry: Sea power in early Japanese history.“ The American Historical Review 51/1 (1945), S. 1-34. (s.a. Exzerpt.)

Über den Autor

Arthur Jacob Marder (1910-1980) war ein US-amerikanischer Historiker. Marder wurde vor allem aufgrund seiner Arbeiten zur Geschichte der britischen Marine bekannt, insbesondere seine vielbändige History of the Royal Navy. From Dreadnought to Scapa Flow gilt als ein Standardwerk der historischen Forschung.

Kapitel I

Marders Aufsatz beginnt mit einem Zitat aus einem der damals wichtigsten Werke über die japanische Seefahrt (Kaigun Tokuhon, 1933) welches hauptsächlich besagt, dass das japanische Reich und die Japaner schon immer mit dem Meer verbunden gewesen seien. Des Weiteren schreibt Marder, dass sich die Japaner damit brüsken würden, dass das Meer sie schon immer vor „Verunreinigung“ von Invasoren von außen beschützt hätte, und sie außerdem die älteste See-Tradition hätten, da die Geschichte der Götter bis zum Abstieg Tensons, dem Enkel Amaterasus, quasi die Geschichte des Meeres ist.

Allerdings ist laut Marder die Seefahrt in Japan älter als man denkt. Da die Japaner aufgrund der geographischen Beschaffenheit der Insel gezwungen sind sich an den Küsten anzusiedeln, waren sie auch gezwungen sich mit dem Meer auseinanderzusetzen, trotzdem waren sie bis zum Ende der neunzehnten Jahrhunderts keine große Seemacht. Da Japan so isoliert gelegen ist, haben sie bis zur Meiji-Ära nur wenige Seeschlachten gefochten, diese standen im Zusammenhang mit der internen Zusammenlegung, dem koreanischen Imperialismus, dem Bürgerkrieg im Mittelalter und den Mongoleninvasionen. Weitere Faktoren, welche die Entwicklung der japanischen Seefahrt zurückgehalten haben, seien unter anderem gewesen, dass Japan nicht auf Handel angewiesen war, und die schwierigen meteorologischen Bedingungen, wie Taifune, welche die Seefahrt gefährlich machten. Jedoch machten die geografischen Bedingungen der Insel (keine guten Straßen, schwieriges Terrain) die Schifffahrt zum Transport von Gütern notwendig und so gab es verschiedene Tennōs, welche den Schiffbauförderten, wie zum Beispiel Sujin Tennō. Um also den Landtransport zu umgehen, gab es bereits seit frühen Zeiten Schiffe, die an der Küste entlangsegelten. (Seite 1-3)

Kapitel II

Die erste Erwähnung von Schiffen in der japanischen Geschichte lässt sich bereits seit der Ankunft Susanoos in Japan finden. Der Legende nach, ist er nach seiner Verbannung aus dem Himmel von Korea aus mit einem Boot nach Japan gekommen. Marder schreibt, dass wahrscheinlich ein Jahrhundert vor Christus die Vorfahren der heutigen Japaner auf der Inselgruppe ankamen, und somit auch die Ureinwohner Japans vertrieben. Es wird gesagt, dass Jimmu Tennō mit einer Armee und Flotte, welche er selber kommandiert habe, die Ureinwohner vom östlichen Honshū unterworfen und dann im Jahre 660 v.Chr. (wobei Marder meint, dass 100 v. Chr. Wahrscheinlicher sei) sein Königreich gegründet haben soll.

Laut koreanischen und chinesischen Quellen soll es in den ersten 500 Jahren nach Christus zu mehreren Invasionen durch die Japaner gekommen sein. Zum Beispiel als ca. im Jahr 362 n.Chr. Chūai Tennō bei einem Kampf mit dem Kumaso-Stamm im Süden Kyūshūs ums kam, woraufhin seine Frau Jingū, nachdem sie erfahren hatte, dass der Kumaso-Stamm vom koreanischen Königreich Shiragi (Silla) unterstützt worden sei, beschloss, in Korea einzumarschieren. Angeblich kleidete sie sich als Mann und kommandierte die Expedition selbst. Sie starteten im Nordwesten Kyūshūs, kamen östlich an den Iki Inseln vorbei und stoppten im Hafen Wani auf der Insel Tsushima. Dann querten sie die Korea Straße und kamen schließlich in der Bucht von Geijitsu (Yeongil), nahe dem modernen Gyeongju. Sowohl im Kojiki als auch dem Nihongi lassen sich Beschreibungen dieser Invasion finden, allerdings klingen beide eher mythisch als historisch korrekt, da im Kojiki beispielsweise geschrieben steht, dass Jingū Hilfe von Fischen hatte, welche ihre Flotte auf ihrem Rücken trugen. Des Weiteren steht im Nihongi, dass der König von Silla ohne Widerstand sich Jingū unterworfen und versprochen habe, solange Himmel und Erde existieren, ihr Tribute zu senden. Jingūs Unterwerfung Koreas wurde lange als eines der ruhmreichsten Ereignisse der japanischen Geschichte angesehen, und sowohl sie als auch ihr Sohn, Ōjin Tennō, wurden lange als die ersten Eroberer eines fremden Landes verehrt. Marder meint, dass auch wenn die Eroberung durch Jingū nur Fiktion war, so ist es doch wahrscheinlich, dass viele Invasionen Koreas, sowohl vor als auch nach Jingū, stattgefunden haben und im späten vierten oder frühen fünften Jahrhundert weitete Japan seinen Machbereich über verschiedene koreanische Königreiche aus. Dies markierte den Anfang von Japans Verbindung mit dem asiatischen Kontinent.

Laut Historikern soll Japan von der Zeit von Jingū bis ins Jahr 633 die Herrschaft über das Meer im Fernen Osten gehabt haben, was auch damit zu tun hatte, dass jedes Handelsschiff nach Bedarf ein Kriegsschiff werden konnte, was zu einer respektablen Zahl an Schiffen führen musste, wenngleich die Schiffe selber nicht sehr ausgereift waren. Es ist wahrscheinlich, dass die Schiffe Jimmu Tennōs mit Rudern angetrieben wurden, ab der Zeit Jingūs hatten die Schiffe auch Segel. Somit waren die Japaner den Chinesen, und sehr lange auch den Koreanern, im Schiffbau unterlegen. Dies zeigte sich im siebten Jahrhundert (663), als sich der König von Silla mit dem Kaiser der Tang-Dynastie in China zusammenschloss, um die japanische Basis anzugreifen. Die japanische Flotte, welche aus ungefähr 400 Schiffen bestand, wurde zerstört und Japan zum Rückzug aus Korea gezwungen. Die Niederlage kam nicht unerwartet, da die Streitkräfte der Tang bereits jahrelange Erfahrung in Seekämpfen, bei ihren vielen koreanischen Kriegen, sammeln konnten. Allerdings gibt es auch unter Historikern die Theorie, dass Japan gar nicht an Korea selber interessiert, sondern nur nach einem Zugang gesucht habe, um Kontakt zu China herstellen zu können, da der direkte Kontakt mit China nur schwer durchführbar war, da die japanischen Schiffe nicht tauglich für die weite Reise waren. So wurde nun über die Koreastraße Kontakt zu den Chinesen hergestellt. (Seite 3-8)

Kapitel III

Sowohl die zentrale Regierung als auch die daimyō besaßen Kriegsschiffe, welche zum Teil mit Segeln und zum Teil mit Rudern funktionierten. Die Marine wurde zu einer puren Verteidigungskraft, welche die Küsten, wenn auch nicht immer erfolgreich, vor den japanischen und ausländischen Piraten, welche oft in Kyūshū und der Inlandsee plünderten, zu schützen versuchte. Einer dieser Piratenangriffe ist in Erinnerung geblieben: 1019 attackierte der mandschurische Stamm der „Toi“ Tsushima und landete in der historischen Provinz Hizen (heutige Präfekturen Saga und Nagasaki). Ein erfolgreicher Angriff der japanischen Marine schlug die Piraten in die Flucht und diese Niederlage entmutigte den Kontinent für weitere Angriffe für 250 Jahre.

Nach und nach entstand immer mehr Bürgerkrieg in Japan, bei welchem Schiffe eine große Rolle spielten. Im Krieg zwischen den Minamoto und Taira Clans, als der Genpei-Krieg bekannt, fanden einige Seekämpfe statt. Diese erreichten ihren Höhepunkt 1185 in der Schlacht von Dan-no-ura, die bis dahin größte Seeschlacht im Fernen Osten und die erste in der Geschichte Japans, über welche viele Details bekannt sind. Zur Schlacht kam es, weil die Taira, welche bereits auf dem Festland besiegt worden sind, die Kontrolle über die Shimonoseki-Straße hatten, welche die Minamoto für sich erobern wollten. Die Minamoto bsaßen zu diesem Zeitpunkt ungefähr 840 Schiffe, während die Taira nur 500 besaßen. Am 24. April 1185 brach die Flotte der Taira von Hikoshima nach Ta-no-ura, Kyūshū, auf. Gleichzeitig näherte sich die Minamoto Flotte der Insel Okutsu (wahrscheinlich die heutige Insel Manshūjima). Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden Flotten zwei Meilen voneinander entfernt. Am nächsten Tag näherten sie sich bei Dan-no-ura so nahe, dass sie nur mehr an die 400 Meter voneinander entfernt waren, die Flotte der Minamoto war stromaufwärts, die der Taira stromabwärts.

Durch das Bild der Schlacht von Tosa Mitsunobu, kann man sich heute ein Bild der damaligen Schiffe machen. Obwohl sie als Kriegsschiffe bezeichnet wurden, unterschieden sie sich nicht großartig von den gewöhnlichen Schiffen, was daran liegt, dass die Schiffe damals nur genutzt wurden um zwei Armeen in Schwert- und Bogenreichweite zu bringen. Obwohl die Taira seit Generationen Erfahrung in der Seefahrt sammeln konnten, vor allem durch ihre Aufgabe die japanische Inlandsee vor den Piraten zu schützen, wurden sie ihres Vorteils dadurch beraubt, dass auf vielen ihrer Schiffe Frauen und Kinder, unter ihnen Antoku Tennō, seine Mutter und Großmutter. Die Flotte der Minamoto war, obwohl sie nicht so viel von der Seefahrt verstand, von so einer Last befreit und hatte somit einen Vorteil. Nach einem langen Kampf gingen schließlich die Minamoto als Sieger hervor. Antoku Tennō ertrank in der Schlacht, da seine Großmutter sich mit ihm ins Meer stürzte um einer Gefangennahme durch die Minamoto zu entgehen. (Seite 8-12)

Kapitel IV

Minamoto Yoritomo gründete das Kamakura-Shōgunat in 1192. Obwohl es einen Schiffsadministrator (funa bugyō) gab, der dazu beauftragt war, die shōgunale Flotte zu überwachen, war die japanische Seemacht in einem Zustand des Verfalls zur Zeit der Mongoleninvasionen in den Jahren 1274 und 1281.

Im Jahr 1274 machte es sich der mongolische Kaiser Kubilai Khan zum Ziel Japan zu erobern und stach mit einer Flotte von 30.000 Mann in See. Die japanische Seeflotte war so viel schwächer, dass sie keine Versuche unternahm die Mongolen auf See zu stoppen. Die Mongolen hatten die unangefochtene Macht über das Meer zwischen Südkorea und Japan, was dazu führte, dass die Inseln Tsushima und Iki schnell überrannt und eingenommen wurden und schließlich erreichten die Mongolen die Bucht von Hakata, allerdings machten die Widerstände der Japaner es den Mongolen schwer an Land zu gehen. Dennoch schafften es an die 7000 Mongolen mit ihren Pferden an Land zu gehen, und es gab erbitterte Kämpfe in den Regionen von Hakata, Hakozaki und Akasaka, welche die Einnahme Dazaifus zum Ziel hatten. Die Verteidigung der Japaner hielt nicht lange und die Krieger mussten sich zurückziehen und warteten auf Verstärkungen von Shikoku und West-Honshū. Doch die Mongolen hatten sich über Nacht zurückgezogen – die Gründe dafür sollen die unerwartete Sturheit der Japaner, ein Mangel an Pfeilen und ein aufkommender Sturm gewesen sein. Während ihrem Rückzug setzten die Mongolen einige Dörfer an der Küste in Brand. Noch in derselben Nacht zog tatsächlich ein Sturm auf, welcher fast die Hälfte der mongolischen Streitkräfte vernichtete.

Da angenommen wurde, dass die Mongolen eines Tages zurückkehren würden, wurden Vorbereitungen in Form eines Steinwalls in der Bucht von Hakata, welcher über 25 Meilen lang gewesen sein soll, getroffen. Tatsächlich startete Kubilai Khan im Jahr 1281 einen zweiten Angriff auf Japan, bei welchem er seine gesamten militärischen Ressourcen verwendete. Die Schlacht, welche hauptsächlich in der Hakata- und Hizen-Region stattfand, dauerte ungefähr drei Monate. Als der Kampf sich seinem Höhepunkt näherte, mussten die Japaner gemerkt haben, dass sie nicht mehr lange standhalten können würden und der ehemalige Tennō Kameyama sandte einen Vertreter zum Ise-Schrein um die Sonnengöttin Amaterasu um Hilfe zu bitten. Es steht geschrieben, dass sich eine große Wolke am Himmel gebildet hätte, als man das kaiserliche Gebet gesprochen hatte. Diese soll sich schnell ausgebreitet und zu einem schrecklichen Taifun entwickelt haben, welcher die mongolischen Schiffe schließlich zerstörte und diese zum Rückzug zwang.

Es wurde eine universal akzeptierte Tatsache, dass der Taifun, welcher die Mongolen besiegte, von den Göttern geschickt worden war, weshalb dieser seitdem als „Göttlicher Wind des Ise“ (Ise no kamikaze) in der japanischen Geschichte bezeichnet wird. Es ist also kein Zufall, dass der Ise-Schrein zum Zentrum der nationalen Gottesanbetung wurde und Japan sich als shinkoku, also „Göttliches Land“ fühlte.

Es gibt jedoch von japanischen Historikern die Kritik, dass die japanische Seeflotte nach der ersten Mongoleninvasion ihre Lektion gelernt haben sollten und die sechs Jahre zwischen den Angriffen lieber dazu genutzt hätten, ihre Schifffahrt weiterzuentwickeln und die Flotte zu verbessern. (Seite 13-19)

Kapitel V

Die folgenden dreihundert Jahre, in welchen die Kommunikation über See und Kriegsschiffe eine große Rolle spielten, waren die kriegerischsten in Japans Geschichte.

Noch von der kriegerischen Stimmung, welche durch die Mongoleninvasion entstand, beeinflusst, entschieden sich viele Feudalherren und ihre Bediensteten dazu, die Piraterie zu ihrem Lebensunterhalt zu machen. Sie waren sogenannte „Land-Piraten“, welche nicht die Schiffe, sondern die Küsten Chinas und Koreas sowie auch so südliche Länder wie Malaysia, Sumatra, Borneo und die Philippinen plünderten. Sie nahmen zwar Gefangene, töteten aber auch viele unschuldige Menschen und nahmen ihnen ihr Hab und Gut. Sogar berühmte Militärfamilien, wie die der Ōuchi, übten diesen Beruf aus und waren stolz, sich die „Chiefs of the Pirates“ zu nennen. Die Piraterie war also ein angesehener Beruf für jede Klasse.

Die Piraten waren sehr effektiv organisiert und benutzten Inseln wie Tsushima oder Iki als ihre Ausgangsposition. Eine Piratenflotte bestand üblicherweise aus 50 Schiffen, manchmal aber auch aus mehr als 200, mit jeweils mindestens hundert Mann an Bord. Das Ashikaga Shōgunat war entweder unwillig oder unfähig die Piraterie zu stoppen, obwohl sie von den chinesischen und koreanischen Behörden dazu aufgefordert wurden. Manchmal verwendete das Shōgunat die Piraten sogar für seine eigenen Zwecke. Die Piraterie ging erst Mitte des sechzehnten Jahrhunderts zurück, als die Chinesen anfingen eine umfangreiche Küstenabwehr zu errichten und große Armeen einzusetzen, sowie Kriegsschiffe entlang der Küste zu positionieren. Außerdem beschloss die neue Zentralregierung Japans unter Hideyoshi, aufgrund von nationaler Würde und Selbstachtung, der Piraterie ein Ende zu machen. Um 1587 erließ Hideyoshi strenge Anti-Piraten-Gesetze, welche die Feudalherren und lokalen Behörden bestrafen würden, wenn in ihren Gebieten Piraterie betrieben worden wäre.

Die Japaner sind sehr stolz auf die wakō, da sie die „Länder der asiatischen Kontinentalküste zum zittern brachten“. Doch die Zeit der wakō war trotz allem nicht besonders förderlich für die Entwicklung der japanischen Seefahrt, da ihre Schiffe keine Kriegsschiffe waren, da sie hauptsächlich an Land kämpften. Dies könnte laut Marder eine Erklärung dafür sein, dass Hideyoshis Kriegsschiffe uneffektiv bei seinen koreanischen Eroberungen waren. (Seite 19-20)

Kapitel VI

Im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert fand eine große kommerzielle Ausdehnung Japans statt. Dank einer neuen Seeroute erreichten spanische und portugiesischen Handelsleute Japan, von welchen die Japaner neues über die Seefahrt der westlichen Welt lernte. Dies führte dazu, dass sich die japanische Seefahrt so weit entwickelte, dass überseeische militärische Expeditionen zum ersten Mal machbar waren. So plante Hideyoshi schließlich erst Korea und dann auch China einzunehmen, und startete seine Expedition im Frühjahr 1592. Die Koreaner wurden überrascht und den Japanern gelang es die Halbinsel einzunehmen. Jedoch hatte Hideyoshi die Wichtigkeit einer funktionierenden Flotte außer Acht gelassen. Er dachte, dass wenn er nur genug Schiffe und Männer hätte, er schon die bessere Flotte hätte, doch er trainierte seine Männer nicht, und seine Anti-Piraterie-Gesetze führten ebenfalls dazu, dass die einzige funktionierende Seemacht Japans langsam verfiel. Sein zweiter Fehler war die Flotte der Armee unterzuordnen und die Flotte nur mit der Beförderung der Land-Einheiten zu betreuen. Es scheint, als wäre Hideyoshi nie auf den Gedanken gekommen erst die See zu erobern, bevor er weiter nach Korea vordringt.

Dazu kommt, dass eine Vielzahl seiner Schiffe eher kleine und zerbrechliche, nicht sehr seetaugliche Schiffe waren und die Besatzung nicht aus professionellen Seeleuten bestand. Nur drei seiner neuen Kommandeure hatten bereits Erfahrung in der Seefahrt und waren somit nicht sehr für ihre Aufgabe geeignet. Dazu kam, dass Hideyoshi keinen Anführer ernannte, sondern alle Kommandeure die gleiche Macht hatten, was dazu führte, dass sie gemeinsam nichts erreichen konnten, da jeder die Lorbeeren für sich selber einheimsen wollte.

Der japanische Grundgedanke einer Kriegsführung zu See war, dass man die Schiffe neben dem Feind anlegt, diesen entert, und in dann im Nahkampf besiegt. Die japanischen Schiffe waren scheinbar mit keiner Artillerie ausgestattet, sie waren nur Transportmittel für die Soldaten. Ironischerweise war die koreanische Seeflotte aufgrund der jahrelangen Kämpfe mit den wakō extrem weit entwickelt und den Japanern weitaus überlegen, vor allem was die Armierung ihrer Schiffe betraf. Die Japaner wurden schließlich von den Koreanern, hauptsächlich wegen ihrem hervorragenden Kommandeur Yi Sun-sin, besiegt und zogen sich im Oktober 1953 zurück. Im folgenden Juni kam es zum Waffenstillstand um zu verlängerten Friedensverhandlungen für mehr als drei Jahre, welche allerdings in einer Sackgasse endeten.

Im Frühjahr 1597 kam es schließlich zur zweiten Invasion Koreas durch Hideyoshi, diesmal mit einer verbesserten Flotte und 140.000 Mann. Ein großer Vorteil war erst die Entmutigung der koreanischen Flotte, doch als diese chinesische Unterstützung erhielt, konnten die Koreaner die Macht über die See wieder zurückgewinnen. Im September 1598 starb Hideyoshi und so kam es zum Ende der zweiten Invasion. Obwohl ein Waffenstillstand beschlossen wurde, überfiel die koreanisch-chinesische Flotte die japanischen Transportschiffe während der Evakuierung. Dieser siebenjährige Krieg endete schließlich damit, dass das japanische Reich weder territoriale, finanzielle oder politische Gewinne zu verzeichnen gehabt hatte. (Seite 20-31)

Kapitel VII

Im Jahr 1636 kam die japanische Seefahrt zu ihrem Ende. Im Jahr 1633 erließ Shōgun Tokugawa Iemitsu, mit dem Ziel, das Christentum aus Japan zu verbannen, ein Verbot, demnach Schiffe nur mit der Genehmigung des Shōgunats zu fremden Ländern segeln durften. Des Weiteren war der Bau von seefahrtstauglichen Schiffen, also ab einer Größe von fünfhundert koku (etwa 50 Tonnen) illegal. Alle größeren Schiffe wurden zerstört. Westlichen Schiffen war es untersagt nach Japan zu kommen, mit Ausnahme der Holländer, welche unter strengen Einschränkungen in Nagasaki Handel betrieben. Dies führte zur Isolationspolitik (sakoku) Japans und zum Verfall der japanischen Marine. Iemitsu wusste zwar, dass eine Marine notwendig sei um den Handel und die Kolonisten zu beschützen, jedoch hatte er zu viel Angst, dass eine solche Macht in die Hände eines untreuen Untertan fallen könnte und dies in einem Bürgerkrieg resultieren würde.

Die japanische Flotte zerfiel also, der Geist der Seefahrt verschwand beim Volk. Der funa bugyō des Shōgunats musste nur die kleinen Boote der Feudalherren und die „Freizeitboote“ des Shōguns beaufsichtigen, da es nicht ein Kriegsschiff gab.

Doch die Isolation hatte ihr Ende, als die Briten und Russen sich dem Osten immer weiter näherten und schließlich 1853 Commodore Perry in der Bucht von Edo mit vier schwarzen Schiffen ankam. Zwei Monate nach dessen Ankunft nahm der Shōgun das Schiffbauverbot wieder zurück. Es kam schließlich zu solchen Veränderungen, dass nur ein halbes Jahrhundert später Japan zur fünftstärksten Seemacht weltweit wurde. (Seite 31-32)