Exzerpt:Kobayashi H 2013
Rezensiertes Werk:
Die Autorin
Kobayashi hat im Jahre 2013 das BA-Studium Asienwissenschaften am Vassar College absolviert.
Das Werk
Als Folge des zweiten Weltkrieges gab es einen Arbeitskräftemangel, der auch Shinto-Schreine betraf und so kam es erstmals dazu, dass auch Frauen als Priesterinnen tätig sein durften. Bis dahin war es Frauen ausschließlich gestattet, die untergeordnete Rolle eines Schreinmädchens zu übernehmen, der miko. Während des zweiten Weltkrieges mangelte es an Priestern und die praktischste Lösung zu diesem Problem schien die Einstellung von Priesterinnen zu sein. Da die Ehefrauen der Schrein-Priester mit den schintoistischen Ritualen und deren Ablauf vertraut waren, übernahmen sie die Leitung des Schreines. Hierzu erwähnt die Autorin das sogenannte ie-Konzept, welches besagt, dass die Nachfolger eines Unternehmens, in diesem Falle eines Schreines, innerhalb des Haushaltes (ie), der Familie, bleiben. Traditionellerweise handelt es sich um männliche Nachfolger, doch bei diesem ie-Konzept haben auch die weiblichen Familienmitglieder die Möglichkeiten das Unternehmen bzw. den Schrein zu übernehmen. So kann eine Witwe die Rolle der Priesterin in einem Shinto-Schrein „erben“ und diesen weiterführen.
Im darauffolgenden Abschnitt widmet sich die Autorin der itako. Im Gegensatz zu Priesterinnen und Priestern wird die Berufung als itako nur von Frauen übernommen. Ihre Tätigkeiten sind vom Buddhismus beeinflusst, aber sie beinhalten auch schamanistische Praktiken und Gottheiten aus dem Shintoismus. Es handelt sich hierbei um ein Berufsfeld, das von Frauen allein praktiziert wird, jedoch sind die Geister und kami mit denen sie in Verbindung stehen überwiegend männlich. Als nächstes wird die Ausbildung der itako erklärt: blinde oder visuell beeinträchtigte Mädchen werden zu einer älteren itako geschickt, wo sie unter mentalen und physischen anstrengenden Bedingungen ausgebildet werden. Die Mädchen sollten vor ihrer Lehre noch nicht die Pubertät begonnen haben, da das sexuelle Verlangen die Kommunikation und Beschwörung der Geister beeinträchtigen kann. Hierbei merkt die Autorin an, dass trotz eines weiblichen Berufsfeldes die feminine Sexualität von Bedeutung ist und in diesem Bereich auch zwischen einer „unreinen“ und „reinen“ Frau unterschieden wird. In den nächsten Passagen wird der weitere Ausbildungsweg erklärt. Die Tätigkeit als itako ermöglicht den Frauen trotz ihrer Blindheit einen angesehenen und respektierten Beruf zu erlernen und auszuüben, was ihnen ansonsten das Leben in der Gesellschaft in Form von Diskriminierung und Ausgrenzung, negativ beeinträchtigen hätte.
Der letzte Abschnitt des Kapitels beschreibt die Rolle der japanischen Braut und ihren Zusammenhang mit dem Shintoismus. Die Verfasserin argumentiert, dass hohe Erwartungen an die Braut gestellt werden, es wird von ihr erwartet, als die „perfekte“ Frau aufzutreten, sich von der besten Seite zu präsentieren und ihre Gäste positiv zu überzeugen. Die Hochzeitszeremonien wechselten von privaten zu öffentlichen Veranstaltungen. Hochzeiten im Shinto-Stil begannen erst in den 1900ern, was also eine sogenannte alte und traditionelle Form einer Hochzeit ist, wurde erst vor 100 Jahren eingeführt, erwähnt Kobayashi. Diese Hochzeitszeremonien enthalten auch schintoistische Rituale und Gottheiten, die hervorgerufen werden. Kobayashi vergleicht die Rolle der Braut mit der Gottheit Izanami, die sich Izanagi „unterwirft“, wie die Braut die ihren Nachnamen verstoßt und den ihres Mannes annimmt.
Die Autorin erwähnt zwei Gemeinsamkeiten zwischen miko, itako und japanischen Ehefrauen: den Shintoismus und die unterlegene Rolle der Frauen. In diesem Kapitel versucht Kobayashi zu erklären, dass soziale und geschlechtsspezifische Ungleichheit im Shintoismus in jenen Bereichen vorkommt und sich bis in die Gegenwart erstrecken kann.