Exzerpt:Kikuchi 1997
Exzerpt:
Kikuchi Ichirō
Kikuchi Ichirō 菊地 一郎 war als Arzt am Kokuritsu Ryōyōsho Miyako Nanseien 国立療養所宮古南静園, einem Sanatorium für Leprakranke in Miyakojima, Okinawa, tätig und veröffentlichte Artikel zu diversen Hauterkrankunge in englischer als auch japanischer Sprache. Zusammen mit Iso Ryōsuke gilt er als Entdecker der kongenitalen Onychodysplasie, einer krankhaften Veränderung der Fingernägel, die auch als Iso-Kikuchi-Syndrom bezeichnet wird.
Inhalt
In „Hansen’s disease in Japan: a brief history“, publiziert im International Journal of Dermatology, zeichnet Kikuchi Ichirō chronologisch strukturiert die Geschichte der Lepraerkrankung in Japan und insbesondere den Umgang mit Leprapatienten nach.
Altertum und Mittelalter
Das erste Auftreten von Lepra in Japan werde um das Jahr 700 datiert. Aufzeichnungen aus dem 9. Jhd. beschreiben bereits typische Symptome und weisen auf den virulenten Charakter der Krankheit hin. Im Mittelalter sahen sich Erkrankte Diskriminierung, mitunter religiös motiviert, ausgesetzt und lebten separiert von der restlichen Bevölkerung. In der Zeit von 1549–1611 brachten christliche Missionare eine andere Sichtweise auf die Erkrankung und errichteten Spitäler zur Behandlung der Leprakranken. Mit dem Verbot des Christentums sollten diese Bestrebungen aber bald ihr Ende finden.
Meiji-Zeit (1868–1912)
Nach dem Ende der Abschließung nahmen sich sowohl westliche Missionare als auch japanische Ärzte und sogar Mitglieder der kaiserlichen Familie der Leprakranken an. Zu den prominentesten Akteuren zählen u. a.:
- Germain Léger Testevuide: ein französischer Priester, der 1889 das Kōyama Fukusei Byōin 神山復生病院, das erste Leprakrankenhaus Japans gründete
- Masafumi Goto: Gründer des Kihai Hospital in Tokyo
- Teimei-kōgō 貞明皇后: Ehefrau des Taishō-tennō 大正天皇, gründete 1931 eine Organisation zur Lepraprävention
- Hannah Riddell: eine englische Missionarin und Begründerin von Krankenhäusern zur Behandlung von Lepra in Kusatsu, Präfektur Gunma, Okinawa und Kumamoto.
Präventionsgesetze
Im Jahr 1907 kam es zum Erlass des ersten Leprapräventionsgesetzes, das auch die Errichtung von fünf Sanatorien unter Präfekturverwaltung initiierte.
In weiterer Folge begab man sich auf der Suche nach einem abgeschiedenen Ort, der eine Isolierung der Erkrankten von der Bevölkerung ermöglichte, und errichtete schließlich 1931 das erste nationale Leprosorium auf der Insel Nagashima in der Seto-Inlandsee. Die Leitung übernahm Mitsuda Kensuke 光田 健輔, Lepraforscher und Vertreter einer strikten Isolation von Leprakranken.
1953 erfolgte eine Revision des Leprapräventionsgesetzes, die fortan eine Zwangshospitalisierung im Interesse der öffentlichen Gesundheit ermöglichte. Sie wurde jedoch 1996 wieder annulliert und durch ein Gesetz im Sinne der Patienten ersetzt.