Exzerpt:Hiroi 2020

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Exzerpt zu:

Yuu Hiroi 2020
„COVID-19 ni taisuru nihon-gata rokkudaun no gaishutsu yokusei kōka ni kansuru kenkyū.“ Journal of the City Planning Institute of Japan 55/3 (2020), S. 902-909.

Autor

Der Autor Yuu Hiroi 廣井悠 stammt aus Tōkyō 東京 und ist seit 2016 außerordentlicher Professor an der Universität Tōkyō, wo er sich im Bereich der Sozialforschung auf Katastrophenschutz und Stadtplanung spezialisiert hat. Davor war er als außerordentlicher Professor im Disaster Mitigation Research Center an der Nagoya 名古屋 Universität tätig [1].

Inhalt

Der Artikel versucht anhand einer durchgeführte Studie zu verstehen, wie effektiv die Aufforderung nach jishuku 自粛 (Selbstbeherrschung) in der japanischen Bevölkerung war.

Einleitung

Zunächst beschreibt der Autor kurz, wie die neue Lungenkrankheit COVID-19 sich von Wuhan, China ausgehend schnell ausbreitete und in Ländern wie Italien und Spanien bald Ausgangsbeschränkungen und andere Maßnahme gegen die Verbreitung eingeführt wurden. Dazu forschten unter anderem Flaxman et al (2020),Ferguson et al(2020) und Kissler et al(2020). Im Gegensatz dazu wurde in Japan am 7. April zwar in sieben Präfekturen ein Ausnahmezustand aufgerufen. Soziale Kontakte etc. sollen zwar eingeschränkt werden, jedoch wird der Verstoß gegen diese Forderung - anders als in anderen Ländern - nicht unter Strafe gestellt. Dieses Plädieren für Selbstdisziplin ist nicht untypisch für den japanischen Katastrophenschutz, so ist etwa auch die Evakuierung im Falle einer Naturkatastrophe keine Pflicht. [2].

Überblick über die Studie

Die Effektivität der Forderung nach jishuku wurde mittels einer Onlineumfrage von 5.541 über 18-Jährigen in den sieben Präfekturen mit Ausnahmezustand, wie z.B. Chiba 千葉 und Osaka 大阪, sowie in vier Präfekturen ohne Ausnahmezustand, wie z.B. Hokkaidō 北海道 und Aichi 愛知 erhoben. Die Anzahl der Befragten ist hinsichtlich Geschlecht und Präfektur relativ gleich verteilt, die meisten gehören der Gruppe der 20- und 60-Jährigen an. Mit ca. 43 Prozent geht ein Großteil einer Tätigkeit als Firmenangestellter nach [3].

Auswirkung der Erklärung des Ausnahmezustands auf das Unterlassen des Rausgehens

nhand von vier Grafiken wird in Folge aufgezeigt, wie sich das Ausgehverhalten der Menschen verändert hat. Diese sind in Wochenintervalle, die insgesamt von 10. Februar bis zum 13. April reichen, eingeteilt. Auf Abbildung eins ist der Prozentsatz der Menschen abgebildet, die aus fünf verschiedenen Gründen, wie Essen/Soziales/Unterhaltung, Sightseeing/Urlaub/Freizeit, Einkaufen, Pendeln oder anderen Gründen nicht rausgehen. Die ersten zwei und der letzte Grund lagen am 13.April bei über 50 Prozent. Auf der Grafik darunter, die sich auf die vier Präfekturen ohne Ausnahmezustand bezieht, ist ein ähnlicher Effekt der Steigerung des Nicht-Ausgehens zu sehen, jedoch ist der Prozentsatz insgesamt niedriger. In Abbildung 3 ist ersichtlich, dass die Anzahl der Menschen, die nicht rausgehen, um zu essen, Kontakte zu knüpfen und sich zu unterhalten in allen untersuchten Präfekturen stark angestiegen ist. Der Unterschied zwischen den Prozentzahlen, beträgt hier bis zu zehn Prozent. Ein weitaus größerer Unterschied im Verhältnis der Veränderung zwischen den Präfekturen mit und/ohne Ausnahmezustand ist beim Pendeln zu bemerken, vor allem in Tōkyō war der Effekt sehr stark. Hier wird vermutet, dass die großen Unterschiede auf Unterschiede beim Geschlecht und den Berufsgruppen zurückzuführen sind. So hat der Arbeitgeber einen starken Einfluss darauf, wie viele seine MitarbeiterInnen pendeln müssen. Der Rückgang wird auch von der Analyse mobiler Daten bestätigt.

Auf der Abbildung 5 sind die Reaktionen der Unternehmen ersichtlich. So wird es etwa im Laufe der Zeit mehr Menschen ermöglicht, von zu Hause aus zu arbeiten. An Abbildung 5 ist zu erkennen, wie sich die Anzahl der Menschen, die nicht pendeln, nach Jobtyp verändert hat. In Sektoren wie Telekommunikation, Bildung und Forschung stieg die Anzahl der Nicht-Pendler deutlich an. Zum Beispiel in der Medizin und Wohlfahrt blieb die Anzahl auf einem niedrigen Niveau. Abbildung 7 zeigt, dass es bezüglich des Pendelns keinen großen geschlechterspezifischen Unterschied gibt. Es gingen aber mehr Frauen als Männer zu Zwecken des Essens/Gesellschaft/Unterhaltung und Einkaufen raus. An der Altersverteilung, die in Abbildung 8 dargestellt ist, lässt sich erkennen, dass besonders die über 65-Jährigen weniger rausgingen, was mit der Schwere des COVID-19-Verlaufs unter dieser Gruppe erklärt werden kann [4].

Abb.1/2/3/4
Abb.5/6/7/8

Zusammenhang der Änderungen in der Häufigkeit, mit der sich Menschen treffen, und Verringerung der Häufigkeit des Ausgehens

Hier wurde gefragt, um wieviel der Kontakt mit anderen Menschen mit Ausrufung des Ausnahmezustandes verringert wurde. Die Häufigkeit, mit der die Befragten andere Menschen trafen, sank von 51 Prozent vor auf 34 Prozent nach der Ausrufung. 65 Prozent der Kontakte wurde vermieden. Auch in den vier Präfekturen ohne Ausnahmezustand wurden die Kontakte reduziert. Es wurde des Weiteren der Zusammenhang zwischen den Änderungen in der Häufigkeit des Ausgehens mit der Häufigkeit, mit denen sie Menschen treffen, verglichen. Dazu wurde gefragt, wie oft die Menschen im Verhältnis zu früher zu einem bestimmten Zweck rausgegangen sind und wie hoch der Grad an Kontakt gemessen an der Anzahl der Personen war. Auch, wenn Pendeln und Einkauf wie gewohnt stattfanden, betrug die Rate von face-to-face-Kontakten nur 50 Prozent, dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass zu anderen Zwecken nicht rausgegangen wurde.

Abb.9

In Abbildung 10 wird beschrieben, wie die einzelnen Bereiche Pendeln, Einkaufen, Essen/Soziales/Unterhaltung nach face-to-face-Rate im Verhältnis zueinander stehen. Das Muster, bei dem keiner der Bereiche reduziert wird, hat die höchste Rate mit 90 Prozent. Wenn jedoch einzelne Bereiche reduziert werden, sinkt die Rate schon deutlich. Am effektivsten ist es hier natürlich, (fast) gänzlich auf alle drei Tätigkeiten zu verzichten, mit nur 20 Prozent face-to-face-Kontakten[5].

Abb.10

Wie der Standort bewertet wird

In Abbildung 11 wird dargestellt, welche Orte vermieden wurden. Hierzu zählen vor allem nächtliche Aktivitäten in der Innenstadt, Karaoke- und Gamecenter. Abbildung 12 beschreibt, wie oft die Befragten in der Innenstadt ausgehen. Die Anzahl der Menschen, die im Laufe des Intervalls überhaupt nicht mehr in die Innenstadt gingen, stieg von 30 auf über 80 Prozent. Abbildung 13 beschreibt, welche Arten von Rausgehen von den Menschen als nicht notwendig betrachtet werden, dazu zählen etwa Glücksspiel, Konzerte, Festivals und Indoorunterhaltung wie Kinos. Als notwendiger betrachtet werden hingegen take away, Spaziergänge, Arztbesuche, Kindergarten, Schule, Pendeln und Einkaufe des täglichen Gebrauchs[6].

Abb.11/12
Abb.13

Maßnahmen zur weiteren Eindämmung

Die Menschen wurden gefragt, in welchen Situationen man zu welchem Zweck nicht rausgehen sollte. Zum Beispiel bei Symptomen, die eindeutig mit dem Virus verbunden sein können, meinen je um die 50 Prozent man solle nicht Arbeiten, Sightseeing betreiben, Essen gehen und nicht notwendige Einkäufe vermeiden. In den meisten Situationen ist der Anteil jener, die der Meinung sind, man solle nicht zur Arbeit gehen, am geringsten. Bei Abbildung 15 werden die Auswirkungen des Nicht-Ausgehens in den einzelnen Präfekturen beschrieben, am höchsten sind hier mit ca. 28 Prozent depressive Verstimmungen, mehr Zeit, um mit der Familie zu reden, und mehr essen[7].

Abb.14/15

Quellen

  1. http://www.u-hiroi.net/member-hiroi2.html
  2. Hiroi 2020: 902
  3. Hiroi 2020: 902-903
  4. Hiroi 2020: 903-906
  5. Hiroi 2020: 906-907
  6. Hiroi 2020: 907-908
  7. Hiroi 2020: 908-909