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Prinz Uji 宇遲王 war von Natur aus schlecht (天骨邪見) <ref> wtl. von Natur aus falscher Ansicht </ref> und glaubte nicht an die drei Kostbarkeiten 三寶 <ref> Gemeint sind natürlich die triratna त्रिरत्न des Buddhismus: Buddha, Dharma und Saṅgha.</ref>. Zur Regierungszeit des [[Shōmu tennō]] 聖武天皇 reiste (徘徊) <ref> wtl. herumstreichen, umhergehen</ref> dieser Prinz durch [[Yamashiro]] 山背. Acht Untergebene folgten ihm. Als er [der Prinz] auf dem Weg in die Hauptstadt Nara 奈良京 war, befand sich der ''Shamon'' 沙門 Taikyō 諦鏡 des Shimotsuke-dera 下毛野寺 auf einer Reise von Nara nach Yamashiro und ging durch den Distrikt Tsuzuki 綴喜郡.  
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[[Prinz Uji]] 宇遲王<ref>Uji wird auch fallweise 宇治 geschrieben </ref> war von Natur aus schlecht (天骨邪見) <ref> wtl. von Natur aus falscher Ansicht </ref> und glaubte nicht an die drei Kostbarkeiten.<ref>''sanbō'' 三宝. Die drei Kostbarkeiten/Schätze des Buddhismus, Buddha, Dharma und Saṃgha (rel. Gemeinde).</ref> Zur Regierungszeit des [[Shōmu tennō]] 聖武天皇 reiste (徘徊) <ref> wtl. herumstreichen, umhergehen</ref> er(aus irgendeinem Grund 緑有りて) <ref>wtl. 緑有りて bedeutet „aus irgendeinem Grund“. Da Prinz Uji zu den Verwandten des Tennō gehörte, legt dies den Schluss nahe, dass er in einer offiziellen Mission unterwegs war. </ref> durch [[Yamashiro]] 山背. Acht Untergebene folgten ihm. Als er auf dem Weg in die Hauptstadt Nara 奈良京 war, befand sich der ''Shamon'' 沙門 Taikyō 諦鏡 des Shimotsukeno-dera 下毛野寺 auf einer Reise von Nara nach Yamashiro und ging durch den Distrikt Tsuzuki 綴喜郡.  
Der Mönch traf auf den Prinzen, aber es war nicht genug Platz da, um zurückzuweichen (無所避退); er blieb neben der Straße stehen und bedeckte sein Gesicht mit seinem Strohhut (傾笠匿面) <ref> wtl. neigte den Hut über sein Gesicht</ref>. Der Prinz sah es und zügelte sein Pferd, um ihn zu bestraften [indem er ihn schlug]. Der Meister und seine Schüler (師與弟子) flüchteten ins Reisfeld. Er [Prinz Uji] jagte ihn [nur] umso mehr, schlug ihn, und zerstörte die Truhen (藏) <ref> wtl. Speicher, Lager. Ich folge hier Nakamura, die 蔵 mit „chest“ übersetzt. </ref>, die sie trugen. Darauf schrie der ''hōshi'' 法師: „Gibt es keinen Schutz des  [durch das] Dharma (護法) <ref>護法: B übersetzt hier mit „Schutz des Gesetzes (Buddha’s)“; N mit „Beschützer der Dharma“. „Beschützer des Dharma“ impliziert, dass es jemanden gibt, der das Dharma schützt. 護法 bedeutet aber „die Kraft des buddhistischen Dharmas, vor etwas zu schützen“.</ref>?“ Der Prinz war noch nicht weit entfernt, als er auf dem Weg eine schwere Krankheit erlitt (儵受重病) [als er von einer schweren Krankheit befallen wurde]. Er schrie und stöhnte laut und sprang zwei drei shaku 尺 <ref> shaku 尺: japanischer Fuß; ca. 0,303 m</ref> vom Boden auf [in die Luft]. Die Gefolgsleute wussten über diesen Zustand [Bescheid] und baten den ''hōshi'' zu kommen. [Aber] Taikyō lehnte die Bitte ab (師否不受) <ref> wtl. „sagte ‚nein‘ und nahm nicht an“ </ref>. Drei Mal baten sie ihn, aber er ließ sich nicht umstimmen (三遍請之,猶終不受) <ref> wtl. aber am Ende nahm er nicht an. </ref>. Taikyō fragte: „Hat er Schmerzen (「病.」) <ref>wtl. „Ist [er] krank?“ Aber auf die darauffolgende Antwort: „Er hat außerordentliche Schmerzen.“ ist die Frage nach Schmerzen wohl logischer.</ref>?" Sie antworteten ihm (答) <ref> wtl. die Antwort war </ref>: „Er hat außerordentliche [starke] Schmerzen.“ Taikyō sagte: „Lass den unwürdigen Prinzen leiden, tausende Male, zehntausende Male!“
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Der Mönch traf auf den Prinzen, aber es war nicht genug Platz da, um zurückzuweichen (無所避退); er blieb neben der Straße stehen und bedeckte sein Gesicht mit seinem Strohhut (傾笠匿面) <ref> wtl. neigte den Hut über sein Gesicht</ref>. Der Prinz sah dies und zügelte sein Pferd, um ihn zu schlagen. Der Meister und seine Schüler (師與弟子) flüchteten in die Reisfelder. Er [Prinz Uji] jagte ihn [nur] umso mehr, schlug ihn, und zerstörte die Truhen (藏) <ref> wtl. Speicher, Lager. Ich folge hier Nakamura, die 蔵 mit „chest“ übersetzt. </ref>, die sie trugen. Darauf schrie der ''hōshi'' 法師: „Gibt es [denn] keinen Schutz des  [durch das] Dharma (護法) <ref>護法: B übersetzt hier mit „Schutz des Gesetzes (Buddha’s)“; N mit „Beschützer der Dharma“. 護法 bedeutet „die Kraft des buddhistischen Dharmas, vor etwas zu schützen“. Allerdings kann auch Nakamuras Übersetzung durchaus in Betracht gezogen werden, da man sich den "Schutz des Dharmas" auch als Personifizierung vorgestellt hat.</ref>?“ Der Prinz war noch nicht weit entfernt, als er auf dem Weg von starken Schmerzen befallen wurde (儵受重病). Er schrie und stöhnte laut und sprang zwei, drei shaku 尺<ref> shaku 尺: japanischer Fuß; ca. 0,303 m</ref> vom Boden auf [in die Luft]. Die Gefolgsleute machten sich ein Bild davon (状を知りて) und baten den ''hōshi'' zu kommen. [Aber] Taikyō lehnte die Bitte ab (師否不受) <ref> wtl. „sagte ‚nein‘ und nahm nicht an“ </ref>. Drei Mal baten sie ihn, aber er ließ sich nicht umstimmen (三遍請之,猶終不受) <ref> wtl. aber am Ende nahm er nicht an. </ref>. Taikyō fragte: „Hat er Schmerzen (「病.」) <ref>wtl. „Ist [er] krank?“ Aber auf die darauffolgende Antwort: „Er hat außerordentliche Schmerzen.“ ist die Frage nach Schmerzen wohl logischer.</ref>?" Sie antworteten ihm (答) <ref> wtl. die Antwort war </ref>: „Er hat außerordentliche [starke] Schmerzen.“ Taikyō sagte: „Lass den unwürdigen Prinzen leiden, tausende Male, abertausende Male!“
Da sprachen die Angehörigen des Prinzen beim Tennō vor: „Taikyō verflucht Prinz Uji" und sie trachteten nach seinem Leben. Aber der Tennō gab nicht nach und erlaubte es nicht. Drei Tage später starb Prinz Uji, sein Körper schwarz wie Tinte. Die Angehörigen sprachen abermals beim Tennō vor: "Auge um Auge, da Prinz Uji nun tot ist, möchten wir an Taikyō Vergeltung üben." Der Tennō sprach:"Ich bin ein ''hōshi'' 法師, wie Taikyō. Wie kann also ein ''hōshi'' 法師 einen ''hōshi'' 法師 töten. Prinz Uji selbst lud das Verderben ein, es war nicht der Fehler von Taikyō". Der Tennō rasierte sich den Kopf und folgte dem Weg Buddhas<ref>[[Shōmu tennō]] 聖武天皇 dankte 749 ab und wurde Mönch. </ref>, hielt dem ''hōshi'' 法師 die Treue und tötete Taikyō nicht.  
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Da sprachen die Angehörigen des Prinzen beim Tennō vor: „Taikyō verfluchte Prinz Uji, man sollte ihn gefangen nehmen und töten!" Aber der Tennō gab nicht nach und erlaubte es nicht. Drei Tage später starb Prinz Uji, sein Körper [schwarz] wie Tinte. Die Angehörigen sprachen abermals beim Tennō vor: "Tod dem, der den Tod bringt!" <ref> laut Bohner der Todesvergeltungskerl; der den Tod verdient; vielleicht aber auch der mit dem Tod vergolten hat.</ref>. Prinz Uji ist tot. Wir möchten an Taikyō Vergeltung üben." Der Tennō sprach: "Ich bin ein ''hōshi'' 法師, wie Taikyō. Wie kann also ein ''hōshi'' 法師 einen anderen''hōshi'' 法師 töten. Prinz Uji selbst lud das Verderben ein, es war nicht der Fehler von Taikyō". Der Tennō rasierte sich den Kopf und folgte dem Weg Buddhas<ref>Shōmu tennō 聖武天皇 dankte 749 ab und wurde Mönch. </ref>, hielt dem ''hōshi'' 法師 die Treue und tötete Taikyō nicht.  
Der verrückte Prinz Uji war von so boshafter Natur dass der Schutz des Dharma (護法)in bestrafte. Der Schutz des Dharma ist allgegenwärtig. Wir sollten wir uns nicht vor ihm fürchten?
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Der verrückte Prinz Uji war von so boshafter Natur dass der Schutz des Dharma (護法) in bestrafte. Der Schutz des Dharma ist allgegenwärtig. Wie sollten wir da nicht ehrfürchtig sein?
  
  
 
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|zeit= ~ 724–749 (Regierungszeit Shōmu tennōs 聖武天皇)  
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|zeit= Regentschaft des [[Shōmu Tennō]] (724–749)  
 
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|personen = Prinz Uji 宇遲王, Taikyō 諦鏡, Shōmu tennō (45. japanischer Kaiser, 701–756)
 
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|inga = Prinz Uji schlägt einen Mönch, wird daraufhin krank und stirbt  
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|inga = Prinz Uji schlägt einen Mönch, wird daraufhin krank und stirbt. Laut 日本人名大辞典 starb Prinz Uji durch eine 仏罰(butsubatsu).
 
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Prinz Uji trug im 9. Monat des 9. Jahres der Ära Tenpyō 天平 (Ärabezeichnung der Regierungszeit Shōmus 5.8.729–14.4.749) (738) den ''jugoi''-Rang 従五位 (fünfter unterer Rang). Im 12. Monat desselben Jahres hatte er das Kuraryō 内蔵寮 über, das nach dem Ritsuryō-System 律令制 zum kaiserlichen Haushaltsamt 中務省 gehörte. Im 7. Monat des 10. Jahres (739) war er erster Assistent im Justizministerium 刑部大輔 (''Gyōbu-taifu''). Im 12. Monat wurde er Nakatsukasa-taifu 中務大輔 (Erster Assistent des Ministers des Zentralministeriums 中務卿. Der Minister des Zentralministeriums war nach dem 11. Jahrhundert immer ein kaiserlicher Prinz.). Personen, die mehr als den untersten ''jugoi''-Hofrang innehaben, sind als Adel anzusehen. Demjenigen, dem  dieser Rang verliehen wurde, musste als Zeichen einen anderen Namen annehmen (vgl. Izumoji 1996:115; Fußnote 18). Interessanterweise schreibt Izumoji, dass Prinz Ujis Rang zu jener Zeit, als Shōmu tennō sich zum Mönch weihen ließ (750), nicht mehr bekannt war (vgl. Izumoji 1996:116).
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Distrikt Tsuzuki 綴喜郡 liegt im heutigen Kyōtō-fu 京都府.
 
Distrikt Tsuzuki 綴喜郡 liegt im heutigen Kyōtō-fu 京都府.
  
Die Person des Taikyō 諦鏡 ist laut Nakamura historisch unbekannt.  
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Die Person des Taikyō 諦鏡 ist laut Nakamura und Izumoji historisch unbekannt.
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Der Shimotsukeno-dera 下毛野寺 ist ein unbekannter Tempel, der in Nara gelegen haben soll. Nakamura meint, es könnte sich dabei um einen Familientempel der Shimotsuke Familie halten.
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Gemäß Artikel 19 des ''[[Sōni-ryō]]'' müssen sich Mönche und Nonnen verbergen, wenn sie eine Person des Dritten Ranges oder eines höheren Ranges auf der Straße antreffen. Mönche waren mit Personen des sechsten Ranges gleichgestellt. Da Prinz Uji Träger des Fünften Ranges war, hätte sich Taikyō laut Nakamura vor ihm verbergen müssen (Nakamura 1997:209). Allerdings heißt es im ''Sōni-ryō'', dass der Sachverhalt im Falle eines Aufeinandertreffens von einem Mönch und einer Person oberhalb des fünften Ranges nicht klar ist, sofern der Mönch keinen Platz zum Verbergen findet. Da Taikyō zu Fuß unterwegs war und versuchte, sich zu verbergen, ist es also gut möglich, dass Ujis Verhalten nicht gerechtfertigt war (vgl. Izumoji 1996:115; Fußnote 22).  
  
Der Shimotsuke-dera 下毛野寺 ist ein unbekannter Tempel, der in Nara gelegen haben soll. Nakamura meint, es könnte sich dabei um einen Familientempel der Shimotsuke Familie halten.
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藏: Eine Truhe, in der buddhistische Schriften verstaut wurden. Auch Izumoji beschreibt es als eine Art Tragkorb (Izumoji 1996:116)
  
Gemäß Artikel 19 des ''[[Sōni-ryō]]'' müssen sich Mönche und Nonnen verbergen, wenn sie eine Person des Dritten Ranges oder eines höheren Ranges auf der Straße antreffen. Mönche waren mit Personen des sechsten Ranges gleichgestellt. Prinz Uji war aber Träger des Fünften Ranges, daher hätte sich Taikyō verbergen müssen (Nakamura 1997:209).  
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Nicht nur Nakamura übersetzt 護法 (ごほふ) mit „Beschützer der Dharma“. Auch Izumoji beschreibt 護法 als 「護法神」, "den Buddhismus beschützende Götter". Der Glaube an Schutzgottheiten des Dharma, Dharmapāla, war im Mahāyāna und Vajrayāna sehr verbreitet (vgl. Izumoji 1996:116; Fußnote 24). Populärstes Beispiel in allen buddhistischen Traditionen ist Mahākāla महाकाल, der in Japan in einer abgewandelten Form als Daikoku 大黒, einer der Sieben Glücksgötter, shichi fukujin 七福神, verehrt wird.  
  
: Eine Truhe, in der buddhistische Schriften verstaut wurden.  
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Der bereits abgedankte Kaiser Shōmu ließ sich im Jahr Tenpyō 21 (750) zum Mönch weihen, gemäß dem [[Fusō ryakki]] geschah dies durch den Daisōjō 大僧正 Gyōki 行基 (vgl. Izumoji 1996:116).
  
 
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*[[Datei:Bohner_{{PAGENAME}}.pdf]] — Deutsche Übersetzung, [[Bohner]] 1934, Haupttext
 
*[[Datei:Bohner_{{PAGENAME}}.pdf]] — Deutsche Übersetzung, [[Bohner]] 1934, Haupttext
 
*[[Datei:Bohner_{{PAGENAME}}A.pdf]] — Bohner 1934, Anmerkungen
 
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[[Kategorie: Erzählung]]
 
[[Kategorie: Erzählung]]
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[[Kategorie: Drei Schätze]]
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Aktuelle Version vom 19. Februar 2011, 20:06 Uhr

Wie es dazu kam, dass jemand einen Priester schlug und unmittelbar schwer krank wurde und starb
SNKBT 30: 115-116, Bohner 1934: 154-155, Nakamura 1997: 208-209

Prinz Uji 宇遲王[1] war von Natur aus schlecht (天骨邪見) [2] und glaubte nicht an die drei Kostbarkeiten.[3] Zur Regierungszeit des Shōmu tennō 聖武天皇 reiste (徘徊) [4] er(aus irgendeinem Grund 緑有りて) [5] durch Yamashiro 山背. Acht Untergebene folgten ihm. Als er auf dem Weg in die Hauptstadt Nara 奈良京 war, befand sich der Shamon 沙門 Taikyō 諦鏡 des Shimotsukeno-dera 下毛野寺 auf einer Reise von Nara nach Yamashiro und ging durch den Distrikt Tsuzuki 綴喜郡. Der Mönch traf auf den Prinzen, aber es war nicht genug Platz da, um zurückzuweichen (無所避退); er blieb neben der Straße stehen und bedeckte sein Gesicht mit seinem Strohhut (傾笠匿面) [6]. Der Prinz sah dies und zügelte sein Pferd, um ihn zu schlagen. Der Meister und seine Schüler (師與弟子) flüchteten in die Reisfelder. Er [Prinz Uji] jagte ihn [nur] umso mehr, schlug ihn, und zerstörte die Truhen (藏) [7], die sie trugen. Darauf schrie der hōshi 法師: „Gibt es [denn] keinen Schutz des [durch das] Dharma (護法) [8]?“ Der Prinz war noch nicht weit entfernt, als er auf dem Weg von starken Schmerzen befallen wurde (儵受重病). Er schrie und stöhnte laut und sprang zwei, drei shaku 尺[9] vom Boden auf [in die Luft]. Die Gefolgsleute machten sich ein Bild davon (状を知りて) und baten den hōshi zu kommen. [Aber] Taikyō lehnte die Bitte ab (師否不受) [10]. Drei Mal baten sie ihn, aber er ließ sich nicht umstimmen (三遍請之,猶終不受) [11]. Taikyō fragte: „Hat er Schmerzen (「病.」) [12]?" Sie antworteten ihm (答) [13]: „Er hat außerordentliche [starke] Schmerzen.“ Taikyō sagte: „Lass den unwürdigen Prinzen leiden, tausende Male, abertausende Male!“ Da sprachen die Angehörigen des Prinzen beim Tennō vor: „Taikyō verfluchte Prinz Uji, man sollte ihn gefangen nehmen und töten!" Aber der Tennō gab nicht nach und erlaubte es nicht. Drei Tage später starb Prinz Uji, sein Körper [schwarz] wie Tinte. Die Angehörigen sprachen abermals beim Tennō vor: "Tod dem, der den Tod bringt!" [14]. Prinz Uji ist tot. Wir möchten an Taikyō Vergeltung üben." Der Tennō sprach: "Ich bin ein hōshi 法師, wie Taikyō. Wie kann also ein hōshi 法師 einen anderenhōshi 法師 töten. Prinz Uji selbst lud das Verderben ein, es war nicht der Fehler von Taikyō". Der Tennō rasierte sich den Kopf und folgte dem Weg Buddhas[15], hielt dem hōshi 法師 die Treue und tötete Taikyō nicht. Der verrückte Prinz Uji war von so boshafter Natur dass der Schutz des Dharma (護法) in bestrafte. Der Schutz des Dharma ist allgegenwärtig. Wie sollten wir da nicht ehrfürchtig sein?



  1. Uji wird auch fallweise 宇治 geschrieben
  2. wtl. von Natur aus falscher Ansicht
  3. sanbō 三宝. Die drei Kostbarkeiten/Schätze des Buddhismus, Buddha, Dharma und Saṃgha (rel. Gemeinde).
  4. wtl. herumstreichen, umhergehen
  5. wtl. 緑有りて bedeutet „aus irgendeinem Grund“. Da Prinz Uji zu den Verwandten des Tennō gehörte, legt dies den Schluss nahe, dass er in einer offiziellen Mission unterwegs war.
  6. wtl. neigte den Hut über sein Gesicht
  7. wtl. Speicher, Lager. Ich folge hier Nakamura, die 蔵 mit „chest“ übersetzt.
  8. 護法: B übersetzt hier mit „Schutz des Gesetzes (Buddha’s)“; N mit „Beschützer der Dharma“. 護法 bedeutet „die Kraft des buddhistischen Dharmas, vor etwas zu schützen“. Allerdings kann auch Nakamuras Übersetzung durchaus in Betracht gezogen werden, da man sich den "Schutz des Dharmas" auch als Personifizierung vorgestellt hat.
  9. shaku 尺: japanischer Fuß; ca. 0,303 m
  10. wtl. „sagte ‚nein‘ und nahm nicht an“
  11. wtl. aber am Ende nahm er nicht an.
  12. wtl. „Ist [er] krank?“ Aber auf die darauffolgende Antwort: „Er hat außerordentliche Schmerzen.“ ist die Frage nach Schmerzen wohl logischer.
  13. wtl. die Antwort war
  14. laut Bohner der Todesvergeltungskerl; der den Tod verdient; vielleicht aber auch der mit dem Tod vergolten hat.
  15. Shōmu tennō 聖武天皇 dankte 749 ab und wurde Mönch.


Hintergrund

  • Zeit: Regentschaft des Shōmu Tennō (724–749)
  • Ort: Yamashiro 山背, Bezirk Tsuzuki 綴喜郡, Nara 奈良
  • Personen: Prinz Uji 宇遲王, Taikyō 諦鏡, Shōmu tennō (45. japanischer Kaiser, 701–756)

Ursache und Wirkung

Prinz Uji schlägt einen Mönch, wird daraufhin krank und stirbt. Laut 日本人名大辞典 starb Prinz Uji durch eine 仏罰(butsubatsu).

Anmerkungen

Prinz Uji trug im 9. Monat des 9. Jahres der Ära Tenpyō 天平 (Ärabezeichnung der Regierungszeit Shōmus 5.8.729–14.4.749) (738) den jugoi-Rang 従五位 (fünfter unterer Rang). Im 12. Monat desselben Jahres hatte er das Kuraryō 内蔵寮 über, das nach dem Ritsuryō-System 律令制 zum kaiserlichen Haushaltsamt 中務省 gehörte. Im 7. Monat des 10. Jahres (739) war er erster Assistent im Justizministerium 刑部大輔 (Gyōbu-taifu). Im 12. Monat wurde er Nakatsukasa-taifu 中務大輔 (Erster Assistent des Ministers des Zentralministeriums 中務卿. Der Minister des Zentralministeriums war nach dem 11. Jahrhundert immer ein kaiserlicher Prinz.). Personen, die mehr als den untersten jugoi-Hofrang innehaben, sind als Adel anzusehen. Demjenigen, dem dieser Rang verliehen wurde, musste als Zeichen einen anderen Namen annehmen (vgl. Izumoji 1996:115; Fußnote 18). Interessanterweise schreibt Izumoji, dass Prinz Ujis Rang zu jener Zeit, als Shōmu tennō sich zum Mönch weihen ließ (750), nicht mehr bekannt war (vgl. Izumoji 1996:116).

Distrikt Tsuzuki 綴喜郡 liegt im heutigen Kyōtō-fu 京都府.

Die Person des Taikyō 諦鏡 ist laut Nakamura und Izumoji historisch unbekannt.

Der Shimotsukeno-dera 下毛野寺 ist ein unbekannter Tempel, der in Nara gelegen haben soll. Nakamura meint, es könnte sich dabei um einen Familientempel der Shimotsuke Familie halten.

Gemäß Artikel 19 des Sōni-ryō müssen sich Mönche und Nonnen verbergen, wenn sie eine Person des Dritten Ranges oder eines höheren Ranges auf der Straße antreffen. Mönche waren mit Personen des sechsten Ranges gleichgestellt. Da Prinz Uji Träger des Fünften Ranges war, hätte sich Taikyō laut Nakamura vor ihm verbergen müssen (Nakamura 1997:209). Allerdings heißt es im Sōni-ryō, dass der Sachverhalt im Falle eines Aufeinandertreffens von einem Mönch und einer Person oberhalb des fünften Ranges nicht klar ist, sofern der Mönch keinen Platz zum Verbergen findet. Da Taikyō zu Fuß unterwegs war und versuchte, sich zu verbergen, ist es also gut möglich, dass Ujis Verhalten nicht gerechtfertigt war (vgl. Izumoji 1996:115; Fußnote 22).

藏: Eine Truhe, in der buddhistische Schriften verstaut wurden. Auch Izumoji beschreibt es als eine Art Tragkorb (Izumoji 1996:116)

Nicht nur Nakamura übersetzt 護法 (ごほふ) mit „Beschützer der Dharma“. Auch Izumoji beschreibt 護法 als 「護法神」, "den Buddhismus beschützende Götter". Der Glaube an Schutzgottheiten des Dharma, Dharmapāla, war im Mahāyāna und Vajrayāna sehr verbreitet (vgl. Izumoji 1996:116; Fußnote 24). Populärstes Beispiel in allen buddhistischen Traditionen ist Mahākāla महाकाल, der in Japan in einer abgewandelten Form als Daikoku 大黒, einer der Sieben Glücksgötter, shichi fukujin 七福神, verehrt wird.

Der bereits abgedankte Kaiser Shōmu ließ sich im Jahr Tenpyō 21 (750) zum Mönch weihen, gemäß dem Fusō ryakki geschah dies durch den Daisōjō 大僧正 Gyōki 行基 (vgl. Izumoji 1996:116).

Materialien


Artikel erstellt von albert allgaier 11:14, 6. Nov. 2010 (CET).