I-13

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Wie es dazu kam, dass eine Frau, die ihr Tageswerk auf wunderbare Weise verrichtete, heilige Kräuter 仙草 aß und mit ihrem irdischen Leib zum Himmel auffuhr
SNKBT 30: 26-27, Bohner 1934: 82-83, Nakamura 1997: 124-125

Im Lande Yamato 大倭國, im Bezirk Uda 宇太, in der Gemeinde Nuribe 漆部里[1], lebte eine tugendhafte Frau. Sie war eine Nebenfrau 妾 von Nuribe no Miyatsuko Maro. Sie war von Geburt an lauter[2] und trug den Geschmack von Salz und Würze in ihrem Herzen[3]. Sie gebar sieben Kinder. Sie war äußerst arm, hatte wenig zu essen und konnte [daher] ihre Kinder kaum versorgen. Sie hatten auch keine Kleidung, daher flocht sie [diese] aus Ranken,[4] badete aber täglich und reinigte ihren Körper, bevor sie das Flechtwerk anlegte. Stets sammelte sie Kräuter 草, wenn sie sich auf der Heide befand, stets putzte sie, wenn sie zuhause war. Sie bereitete die [gesammelten] Feldfrüchte (na 菜) zu, rief die Kinder und setzte sich aufrecht hin. Und während sie aßen, sprach sie, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, sanft zu den Kindern[5]. So waren ihre Gedanken und ihr Leib stets auf ihre Pflichten ausgerichtet. Dies ließ sie wie ein himmlisches Wesen[6] erscheinen. In der Ära der kaiserlichen Residenz Nagara no Toyosaki in Naniwa,[7] im Jahr des Holz-Tigers (654), wurde ihr lauterer Lebenswandel (misao naru koto) von den göttlichen Heiligen (神仙) erhört: Als sie im Frühling Feldfrüchte sammelte, aß sie ein heiliges Kraut und flog auf zum Himmel. Wahrhaft erkennen wir, dass sie für ihr lauteres Wesen mit heiliger Medizin[8] belohnt wurde (kan'ō 感応), obgleich sie nicht der Lehre Buddhas folgte.

Im Shōjin-nyomon-kyō[9] heißt es: „[Auch] wer in der Familie verbleibt, [kann] durch das Fegen des Hofes die fünf Tugenden[10] erwerben“. Dies trifft auch in diesem Falle zu.



  1. Wtl. „Gemeinde der Lackmeister“. Bohner verwendet die Bezeichnung Urushibe
  2. Der Ausdruck 風聲 (gelesen: misao) bezeichnet Bohner zufolge den Gegensatz zu irdischen Tätigkeiten und steht taoistischem Gedankengut nahe
  3. Die Bedeutung dieses Satzes ist nicht eindeutig geklärt
  4. fuji (furigana). Es wird hier also dezidiert von der Glyzinie (Wisteria floribunda) gesprochen. In I-28 findet sich eine ähnliche Wendung, wo allerdings das Zeichen 葛 (kuzu) verwendet wird und mit der Lesung fuji versehen ist.
  5. Izumoji interpretiert diese Textstelle als: Mit einem sanften Lächeln pflegte sie zu sagen: "Bringt dem Essen größte Achtung entgegen".
  6. Der hier verwendete Begriff 天上客 (tenjō no marahito) bedeutet wörtlich: „ein Gast aus den himmlischen Gefilden“, beschreibt aber laut Nakamura eine taoistische Figur. I merkt an, dass hier ein ähnliches Bild entsteht wie in den Geschichten von Kichijō Tennyo. S.a. I-28
  7. Bezieht sich auf Hakuchi Tennō. Bei Bohner: Zur Zeit der Nagara no Toyosaki no Miya, im Jahre Holz-oben-Tiger
  8. hijiri kusuri 仙薬. Nakamura spricht von einer speziellen Diät für taoistische Heilige
  9. Sutra über die Fragen an eine lautere Laienanhängerin
  10. Die fünf Tugenden beziehen sich vermutlich auf die fünf Gelübe, welche buddhistische Mönche beim Eintritt in einen Orden ablegen müssen, diese können aber auch von Laien eingehalten werden. vergleiche hierzu:Gokai.


Hintergrund

  • Zeit: Hakuchi 5 (654)
  • Ort: Dorf Nuribe 漆部里 (heute: Nurube) im Bezirk Uda 宇太郡 in der Provinz Yamato 大倭國 (heute: Soni-mura, Präfektur Nara 奈良県)
  • Personen: Nebenfrau von Nuribe no miyatsuko Maro;

Ursache und Wirkung

Auch jemand, der keinem Mönchsorden angehört, kann von den Göttern erhört werden.

Anmerkungen

 Auffallend und von den Kommentatoren einhellig angeführt sind Begriffe, die einen starken Bezug zur taoistischen Mythologie aufweisen.Die Verwendung des Begriffes misao 風声、風流 bei Bohner und Izumoji beispielweise sind von taoistischen Moralvorstellungen geprägt, und auch Nakamura merkt diese Verbindung an.

Auffällig ist weiters die häufige Erwähnung von Akten der Reinigung, welche Hinweise auf den Shintōismus geben, und somit auf einen Synkretismus zwischen sinisiertem Buddhismus und dem Kami-Glauben. Interessant ist auch die Tatasache, dass die Geschichte Nakamura zufolge auch im Konjaku Monogatari anzutreffen ist.

Auch werden sehr genaue Angaben zu Zeit und Personen gemacht. Bemerkenswert an diesen ist der relativ genaue Einblick in das Alltagsleben einer Familie, die im Umfeld des niederen Adels lebt. Vor allem die prekäre wirtschaftliche Situation der Familie wird angesprochen, aber auch Hinweise auf eine bereits bestehende Rollenverteilung zwischen Mann und Frau werden in dieser Erzählung ersichtlich.

Der Grundtenor der Geschichte, welcher vor allem die Reinheit der Frau des Nuribe no miyatsuko betont, wird auch in der Geschichte I-28 in Teilen aufgegriffen, welche den tugendhaften Ubasoku E als Protagonisten hat. Parallelen stellen zum einen die asketische Lebensweise dar- Beide Protagonisten kleiden sich in Gewänder aus Ranken-, wenn auch in Geschichte I-13 die Armut nicht als freiwillige Askese erscheint. Auch das regelmäßige Reinigen mit mit einem Bad ist eine Gemeinsamkeit beider Protagonisten welche sich vor allem dadurch ähneln, dass sie in Kontakt mit himmlischen Wesen oder Göttern treten können und schließlich aufgrund ihrer Taten in den Himmel aufsteigen. Bohner sieht eine starke taoistische Prägung der Geschichte, was auch aus den, in der Geschichte verwendeten Terminologien hervorgeht.

Buddhistischer Tenor tritt vor allem gegen Ende der Geschichte zutage, wo von den fünf buddhistischen Tugenden die Rede ist und Nakamura zufolge der letzte Satz der Geschichte(bei N:„ Man kann durch ein tugendhaftes Leben und das Fegen des Hofes mit der rechten Gesinnung die fünf Tugenden erwerben“) ein abgewandeltes Zitat, welches in seinem Originalkontext das Fegen des Hofes einer Pagode fordert. Kyōkai hat die Bedeutung des Zitats also in der Art verändert, dass explizit Laienanhänger damit angesprochen werden.

Materialien


Artikel erstellt von Dominik Stadelmann 10:48, 14. Okt. 2010 (CEST).