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|erstellt= [[Benutzer:0707000|Simone Kahofer]] 16:53, 11. Okt. 2010 (CEST)
 
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|titel= Eine Füchsin zur Frau nehmen und ein Kind zeugen
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|titel= Wie es dazu kam, dass jemand eine Füchsin zur Frau nahm und mit ihr ein Kind zeugte
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|snkbt=7-8 |bohner=65-66 |nakamura=104-105
 
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Einst zur Regierungszeit des Kaisers Kinmei 欽明天皇, machte sich ein Mann aus dem Landkreis Oono 三乃国 im Lande Mino 大乃郡 auf den Weg nach einer guten Ehefrau.
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Einst zur Regierungszeit des Kaisers Kinmei 欽明天皇 <small>(es ist dies der Himmlische Herrscher Ame-kuni-Oshihiraki-Hironiwa no Mikoto, der vom Palast Shikishima no Kanasashi aus das Land regierte)</small> machte sich ein Mann aus dem Landkreis Ōno 大乃郡 in der Provinz Mino 三乃国 <ref
Als er in eine weite Ebene (曠き野 auch Wildnis/Ödnis) kam, stand mitten drinnen eine hübsche Frau (姝き女).
 
Jene Frau war in den besten Jahren (壮), flirtete (und blickte ihn) vertraulich (馴く?) mit dem Mann.
 
Der Mann blickte sie an (?) und sprach: "Wohin gehst du elegante junge Frau (雅き嬢)?"
 
Die Frau antwortete: "Ich bin eine Frau, die auf der Suche nach einem begabten jungen Mann (in den besten Jahren) ist, um seine Frau zu werden."(?)
 
Der Mann sprach was er sagen wollte: "Willst du zu meiner Frau werden (成)?"
 
Sie antwortete und sprach: "Ich willige ein (聴さむ)."
 
  
Sogleich nahm er sie mit nach Hause, wo sie wohnten und heiratete sie.
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>Die Provinz Mino entspricht dem heutigen Südteil der Präfektur Gifu. Das Land war in Provinzen geteilt, welche dann noch in Distrikte geteilt waren. Anfang des 8. Jahrhunderts waren es 66 Provinzen mit insgesamt 592 Distrikten (Nakamura).</ref
In dieser Zeit wurde sie schwanger und gebar einen Jungen.
 
Zu besagter Zeit, dem 15. Tag des 12. Monats, brachte auch der Hund des Hauses Junge zur Welt.
 
Besagte Welpen jaulten, starrten die Frau immer an und bellten.  
 
Die Frau des Hauses fühlte sich bedroht/fürchtete sich vor der Bedrohung und verkündete dem Herren des Hauses (家長): "Erschlage die Hunde (打ち殺せ)!"
 
Doch er hatte Mitleid (患) und entgegen ihrer Bitte tötete er die Hunde nicht.
 
  
Um die Zeit des 2. oder 3. Monats wurde wurde das jährliche Reisstampfen vorbereitet.
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> auf den Weg, um eine gute Frau (''yoki omina'' 好き嬢) zu finden.
Zu dieser Zeit ging die Frau des Hauses ins Mörserhaus (碓室 うすや), um den Frauen (女等) [welche den Reis stampften (稲春?)] eine Zwischenmahlzeit zu bringen.  
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Da begegnete ihm auf einer weiten Ebene eine hübsche Frau (''yoki omina'' 姝き女).
Da rannte ihr ein Hund bellend hinterher (und wollte sie beißen ?).
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Sie blickte ihn liebevoll und vertraulich (馴) an.  
Die Frau erschreckte und fürchtete sich, verwandelte sich in einen Fuchs und kletterte auf einen Zaun.
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Er erwiderte ihren Blick und sprach: "Wohin des Wegs, schöne Frau (''yoki omina'' 雅き嬢)?"
Der Hausherr sah dies und sagte: "Weil in unserer Beziehung ein Kind geboren wurde, komme zu mir, ich werde dich nicht vergessen. Komme wann immer du willst und lass uns schlafen."
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Sie antwortete: "Ich suche einen  guten Mann (''yoki otoko'' 能き壮)."<ref
Daher gehorchte sie ihrem Ehemann und kam, um zusammen zu schlafen.
 
Auf Grund dessen wird der Fuchs "kitsune" (zum Schlafen kommen) genannt.
 
  
Einst trug jene Ehefrau einen roten Rock-Pfirsichblütenschurzgewand-..... langen, roten Schleppe. Während sie beim Verlassen ihre Schleppe mit Grazie nachzog, wusste er, dass er ihre Gestalt kein weiteres Mal zu Gesicht bekommen würde....
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>B. (Ein Weib bin ich, das auf dem Weg ist, die rechte Verbindung [en] zu suchen) — ähnlich Naumann —  stützt sich offenbar auf eine andere Textversion</ref
Der Mann schaute der verschwindenden Gestalt nach und sang ein Liebeslied:
 
  
Mir ist als würde aller Liebe auf mich herabfallen.
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> Da meinte der Mann: "Willst du nicht meine Frau werden?"
[...] Sah ich sie verschwinden.
+
Worauf sie zur Antwort gab: "Einverstanden (''yurusamu'')."
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Darauf nahm er sie mit sich nach Hause, wo sie zusammen wohnten.
  
Daher wurde das gezeugte Kind Kitsune genannt.
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Bald wurde die Frau schwanger und gebar einen Jungen.
Kinder trugen den Familiennamen "Kitsune no Atahi".
+
Zu dieser Zeit, am 15. Tag des 12. Monats, brachte auch die Hündin des Hauses ein Junges zur Welt.
Zahlreiche Nachkommen waren stark. Sie konnten so schnell laufen, wie ein Vogel fliegt.
+
Der Welpe ging beständig auf seine Herrin (''ie no toji'' 家室) los und bellte sie wütend an.  
Die Provinz Mino ist der Ursprung von Kitsune no Atahi.
+
Die Herrin des Hauses fürchtete sich und bedrängte den Herrn des Hauses (''iegimi'' 家長): "Schlag diesen Hund tot (打ち殺せ)!"
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Doch er hatte Mitleid (患) und tötete den Hund nicht, so sehr sie auch darum bat.
  
|zeit= Regierungszeit des Kinmei Tennō
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Um die Zeit des 2. oder 3. Monats, als der jährliche [[Steuerreis]]<ref>Jedes Jahr bis Ende August mussten die Steuern in Form von Reis, welcher im Herbst des Vorjahres geerntet wurde, zur Hauptstadt gebracht werden (Nakamura).</ref> gestampft wurde, begab sich die Herrin des Hauses ins Mörserhaus (''usuya'' 碓室), um den Frauen, welche den Reis stampften (稲春), eine Zwischenmahlzeit zu bringen.
|ort = Distrikt Ōno in der Provinz Mino
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Da rannte ihr der junge Hund nach und wollte sie beißen.
|personen = ein Mann, der eine Gemahlin sucht; ein schönes Mädchen, welches sich als Fuchs entpuppt; deren beider Sohn; eine Hündin und deren Junges
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Sie aber verlor vor Schreck die Fassung, wurde zu einem Fuchs (''kitsune'' 野干), sprang auf einen Zaun (''magaki'' 籬)<ref>Hecke (Nakamura); Zaun (Bohner); Korb (Greenen); Hecke (Naumann).</ref> und verharrte dort.
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Als der Hausherr sie [so] sah, sprach er: "Da uns beiden<ref>汝と我れとの中に zwischen dir und mir</ref> ein Kind geboren wurde, werde ich dich nie vergessen. Komm wie immer und leg dich zu mir (''tsune ni kirite neyo'' 毎に来りて相寐よ)."
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Daher gehorchte sie den Worten ihres Mannes, kam und legte sich zu ihm (''kite neki'').
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<small>(Auf Grund dessen wurde sie ''[[kitsune]]'' 支都禰 genannt.)</small><ref
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>„Komm (ki) wie gewöhnlich (tsune)“ (Bohner); „come and sleep“ (Nakamura).</ref
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> Dann legte sie ein Kleid mit rot gefärbtem Saum an <small>(das heutige Pfirsichblütengewand)</small><ref>棑花裳 Bohner: „Pfirsichblütenschurzgewand“, N. „pink“</ref> und entschwand schön und anmutig (窈窕), den Saum des Keides hinter sich ziehend.
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Der Mann schaute ihrer verschwindenden Gestalt nach und sang ein Liebeslied:
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:Mein ganzes Sehnen
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:will mich schier erdrücken,
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:da einen Moment
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:ich von fern sie erblickte
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:und sie gleich wieder entschwand.
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:こひはみな わがうへにおちぬ たまかぎる
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:はろかにみえて いにしこゆゑに<ref>In jeder Übersetzung wird das Lied anders interpretiert. Es folgt dem klassischen 31 Silben Reimschema: 5-7[hier:8]-5-7-7.</ref>
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Aus diesem Grunde nannte er das Kind, das ihnen beiden geboren wurde, „Kitsune“.
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Außerdem erhielt das Kind den Familiennamen (''[[kabane]]'' 姓) "Kitsune no Atahi" 狐直<ref>Der Name "Kitsune no Atahi" wird im Shinsen Shojiroku (Auflistung von Titeln und Familiennamen) nicht gelistet, allerdings ist "atahi" ein erblicher Titel, welcher der Familie eines lokalen Gouverneurs übertragen wurde.</ref>
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Dieser Sohn<ref>是の人. In der Übersetzung von Bohner ist von männlichen Nachkommen die Rede, während es bei Nakamura nur um den Sohn selbst geht.</ref> war äußerst kräftig und konnte so schnell laufen, wie ein Vogel fliegt.
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Dies ist der Ursprung (''moto'' 根本) der Kitsune no Atahi aus der Provinz Mino.
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|zeit= Regierungszeit des Kinmei Tennō 欽明天皇
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|ort = Distrikt Ōno 大乃郡 in der Provinz Mino 三乃国
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|personen = ein Mann, der eine Gemahlin sucht; ein schönes Mädchen, welches sich als [[Kitsune|Fuchs]] entpuppt; deren beider Sohn;  
 
|inga =  
 
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Dadurch, dass sich der Mann von seiner Frau, welche sich als Füchsin entpuppte, nicht abwandte oder sie gar davonjagte, gedieh seine Familie lange Zeit sehr gut. Eine gute Tat schafft über lange Zeit hinweg gutes Karma. So waren die Nachkommin der Fuchsfrau sehr kräftig und konnten so schnell laufen wie ein Vogel fliegt.
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Die Beziehung zwischen Mensch und Fuchsfrau ist nicht von Dauer, doch ihr Sohn ist kräftig und kann schnell laufen. Ein Zusammenhang mit der Karmatheorie wird jedoch nicht hergestellt.
 
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===Nicht-buddhistische Erzählungen===
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[[Nakamura]] bezeichnet diese Erzählung in der Einführung von [[Nihon ryōiki]] 日本霊異記 als eine der „nicht buddhistischen“ Legenden in dieser Sammlung. Nakamura identifiziert diese und 3 weitere Geschichten ([[I-03]], [[II-04]], [[II-27]]) als '''„nicht buddhistisch“''' und stellt thematische und strukturelle Ähnlichkeiten fest, die sie von der Mehrheit der Erzählungen in [[Nihon ryōiki]] 日本霊異記 deutlich unterscheiden lassen.
  
[[Nakamura]] bezeichnet diese Erzählung in der Einführung von [[Nihon ryōiki]] 日本霊異記 als eine der „nicht buddhistischen“ Legenden in dieser Sammlung. Nakamura identifiziert diese und 3 weitere Geschichten ([[I-03]], [[II-04]], [[II-27]]) als '''„nicht buddhistisch“''' und stellt thematische und strukturelle Ähnlichkeiten fest, die sie von der Mehrheit der Erzählungen in [[Nihon ryōiki]] 日本霊異記 deutlich unterscheiden lassen.
 
 
Alle 4 Erzählungen stammen aus den Provinzen Owari und Mino und basieren auf deren lokalen Tradition. Die 4 Geschichten erinnern mit ihren Inhalt mehr auf die Japanische Volksgeschichten als an die buddhistischen Legenden. Weiter besitzen die 2 Helden und 2 Heldinnen, die in den Erzählungen eine primäre Rolle spielen, eine außergewöhnliche Kraft. Die Quelle ihrer Kraft ist der Donner. Das Motiv des Donners findet man auch in der Geschichte [[I-01]], in der man die Donnergottheit zu fangen versucht. [http://en.wikipedia.org/wiki/Kunio_Yanagita Yanagita Kunio], japanischer Forscher und Gründer der Volkskunde in Japan, interpretiert Donner als die Verkörperung einer [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Amatsukami_in_den_Fudoki Himmelsgottheit] ''amatsukami'' 天つ神, von der man die Kraft erhält, was jedenfalls mehr mit der schintoistischer als mit der buddhistischen Tradition in Japan übereinstimmt (deswegen „nicht buddhistisch“). (Nakamura 1997:73)
 
Alle 4 Erzählungen stammen aus den Provinzen Owari und Mino und basieren auf deren lokalen Tradition. Die 4 Geschichten erinnern mit ihren Inhalt mehr auf die Japanische Volksgeschichten als an die buddhistischen Legenden. Weiter besitzen die 2 Helden und 2 Heldinnen, die in den Erzählungen eine primäre Rolle spielen, eine außergewöhnliche Kraft. Die Quelle ihrer Kraft ist der Donner. Das Motiv des Donners findet man auch in der Geschichte [[I-01]], in der man die Donnergottheit zu fangen versucht. [http://en.wikipedia.org/wiki/Kunio_Yanagita Yanagita Kunio], japanischer Forscher und Gründer der Volkskunde in Japan, interpretiert Donner als die Verkörperung einer [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Amatsukami_in_den_Fudoki Himmelsgottheit] ''amatsukami'' 天つ神, von der man die Kraft erhält, was jedenfalls mehr mit der schintoistischer als mit der buddhistischen Tradition in Japan übereinstimmt (deswegen „nicht buddhistisch“). (Nakamura 1997:73)
  
 
Es gibt 4 weitere Erzählungen in dieser Sammlung , die sich laut [[Nakamura]] als „nicht buddhistische“ Legenden beschreiben lassen: [[I-25]], [[II-33]], [[II-41]], [[III-31]].  
 
Es gibt 4 weitere Erzählungen in dieser Sammlung , die sich laut [[Nakamura]] als „nicht buddhistische“ Legenden beschreiben lassen: [[I-25]], [[II-33]], [[II-41]], [[III-31]].  
  
Bei der Analyse dieser 8 Geschichten ([[I-02]], [[I-03]], [[II-04]], [[II-27]], [[I-25]], [[II-33]], [[II-41]], [[III-31]]) erfahren wir, dass sich bei 5 Helden und 3 Heldinnen ein Bezug auf Donner feststellen lässt. In der Mehrheit der Geschichten erfolgt eine Kraft-Übertragung von einer [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Amatsukami_in_den_Fudoki Himmelsgottheit] ''amatsukami'' 天つ神. Alle Erzählungen, wo eine Frau (Heldin) die primäre Rolle spielt, nehmen ein Bezug auf die Sexualität der Frau und betonen das '''Motiv der übernatürlichen Geburt''': [[I-02]], [[II-33]], [[II-41]], [[III-31]]. Das Motiv der der übernatürlichen Geburt wiederholt sich in den Japanischen Volksgeschichten und Mythen und symbolisiert die Übertragung der Kraft durch die Geburt (Blutsverbindung zwischen dem Meschen und ''kami'' 神). Die Symbolik der Frau als ein Mediator einer solchen Übertragung erklärt das Japanische Phänomen der weiblichen Schamaninnen und Priesterinnen. (Nakamura 1997:74)
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===Übernatürliche Geburt===
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Bei der Analyse dieser 8 Geschichten ([[I-02]], [[I-03]], [[II-04]], [[II-27]], [[I-25]], [[II-33]], [[II-41]], [[III-31]]) erfahren wir, dass sich bei 5 Helden und 3 Heldinnen ein Bezug auf Donner feststellen lässt. In der Mehrheit der Geschichten erfolgt eine Kraft-Übertragung von einer [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Amatsukami_in_den_Fudoki Himmelsgottheit] (''amatsukami'' 天つ神). Alle Erzählungen, wo eine Frau (Heldin) die primäre Rolle spielt, nehmen Bezug auf die Sexualität der Frau und betonen das '''Motiv der übernatürlichen Geburt''': [[I-02]], [[II-33]], [[II-41]], [[III-31]]. Das Motiv der der übernatürlichen Geburt wiederholt sich in den Japanischen Volksgeschichten und Mythen und symbolisiert die Übertragung der Kraft durch die Geburt (Blutsverbindung zwischen dem Meschen und ''kami'' 神). Die Symbolik der Frau als ein Mediator einer solchen Übertragung erklärt das japanische Phänomen der weiblichen Schamaninnen und Priesterinnen. (Nakamura 1997:74)
  
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=== Divine marriage ===
 
Ein weiteres Motiv, das wir in dieser Erzählung beobachten können, und das sich in den Japanischen Mythen wiederholt, ist '''das Motiv von "[http://en.wikipedia.org/wiki/Divine_marriage divine marriage]"''', einer Heirat zwischen einem Menschen und einer Gottheit (meistens handelt sich um eine männliche Himmelsgottheit und ein irdisches Mädchen), das man unter anderen in dem  Koreanischen Mythos von [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Japanische_und_koreanische_Abstiegsmythen#R.C3.BCckkehr_zum_Himmel Hyŏkkŏses Heirat mit einem irdischen Wesen] und dem Mythos von der [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Japanische_und_koreanische_Abstiegsmythen#Nigihayahi Heirat zwischen Nigihayahi und Nagasune-hikos Schwester] findet. Weitere Beispiele aus der Japanischen Mythologie findet man unter anderen in [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Kojiki Kojiki], wobei das Berühmteste davon das Mythos von der [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Japanische_und_koreanische_Abstiegsmythen#R.C3.BCckkehr_zum_Himmel Heirat zwischen Amewakahiko und Ōkuninushis Tochter] wäre.
 
Ein weiteres Motiv, das wir in dieser Erzählung beobachten können, und das sich in den Japanischen Mythen wiederholt, ist '''das Motiv von "[http://en.wikipedia.org/wiki/Divine_marriage divine marriage]"''', einer Heirat zwischen einem Menschen und einer Gottheit (meistens handelt sich um eine männliche Himmelsgottheit und ein irdisches Mädchen), das man unter anderen in dem  Koreanischen Mythos von [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Japanische_und_koreanische_Abstiegsmythen#R.C3.BCckkehr_zum_Himmel Hyŏkkŏses Heirat mit einem irdischen Wesen] und dem Mythos von der [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Japanische_und_koreanische_Abstiegsmythen#Nigihayahi Heirat zwischen Nigihayahi und Nagasune-hikos Schwester] findet. Weitere Beispiele aus der Japanischen Mythologie findet man unter anderen in [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Kojiki Kojiki], wobei das Berühmteste davon das Mythos von der [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Japanische_und_koreanische_Abstiegsmythen#R.C3.BCckkehr_zum_Himmel Heirat zwischen Amewakahiko und Ōkuninushis Tochter] wäre.
  
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*[[Datei:Snkbt_I-02k.pdf]] — SNKBT Kanbun
 
*[[Datei:Bohner_{{PAGENAME}}.pdf]] — Deutsche Übersetzung, [[Bohner]] 1934, Haupttext
 
*[[Datei:Bohner_{{PAGENAME}}.pdf]] — Deutsche Übersetzung, [[Bohner]] 1934, Haupttext
 
*[[Datei:Bohner_{{PAGENAME}}A.pdf]] — Bohner 1934, Anmerkungen
 
*[[Datei:Bohner_{{PAGENAME}}A.pdf]] — Bohner 1934, Anmerkungen
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[[Kategorie: Erzählung]]
 
[[Kategorie: Erzählung]]
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[[Kategorie: Tiere]]
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[[Kategorie: Namensgebung]]
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[[Kategorie: Sexualität]]
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[[Kategorie: Donner]]
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[[Kategorie: übersetzt]]

Aktuelle Version vom 26. Februar 2011, 01:30 Uhr

Wie es dazu kam, dass jemand eine Füchsin zur Frau nahm und mit ihr ein Kind zeugte
SNKBT 30: 7-8, Bohner 1934: 65-66, Nakamura 1997: 104-105

Einst zur Regierungszeit des Kaisers Kinmei 欽明天皇 (es ist dies der Himmlische Herrscher Ame-kuni-Oshihiraki-Hironiwa no Mikoto, der vom Palast Shikishima no Kanasashi aus das Land regierte) machte sich ein Mann aus dem Landkreis Ōno 大乃郡 in der Provinz Mino 三乃国 [1] auf den Weg, um eine gute Frau (yoki omina 好き嬢) zu finden. Da begegnete ihm auf einer weiten Ebene eine hübsche Frau (yoki omina 姝き女). Sie blickte ihn liebevoll und vertraulich (馴) an. Er erwiderte ihren Blick und sprach: "Wohin des Wegs, schöne Frau (yoki omina 雅き嬢)?" Sie antwortete: "Ich suche einen guten Mann (yoki otoko 能き壮)."[2] Da meinte der Mann: "Willst du nicht meine Frau werden?" Worauf sie zur Antwort gab: "Einverstanden (yurusamu)." Darauf nahm er sie mit sich nach Hause, wo sie zusammen wohnten.

Bald wurde die Frau schwanger und gebar einen Jungen. Zu dieser Zeit, am 15. Tag des 12. Monats, brachte auch die Hündin des Hauses ein Junges zur Welt. Der Welpe ging beständig auf seine Herrin (ie no toji 家室) los und bellte sie wütend an. Die Herrin des Hauses fürchtete sich und bedrängte den Herrn des Hauses (iegimi 家長): "Schlag diesen Hund tot (打ち殺せ)!" Doch er hatte Mitleid (患) und tötete den Hund nicht, so sehr sie auch darum bat.

Um die Zeit des 2. oder 3. Monats, als der jährliche Steuerreis[3] gestampft wurde, begab sich die Herrin des Hauses ins Mörserhaus (usuya 碓室), um den Frauen, welche den Reis stampften (稲春), eine Zwischenmahlzeit zu bringen. Da rannte ihr der junge Hund nach und wollte sie beißen. Sie aber verlor vor Schreck die Fassung, wurde zu einem Fuchs (kitsune 野干), sprang auf einen Zaun (magaki 籬)[4] und verharrte dort. Als der Hausherr sie [so] sah, sprach er: "Da uns beiden[5] ein Kind geboren wurde, werde ich dich nie vergessen. Komm wie immer und leg dich zu mir (tsune ni kirite neyo 毎に来りて相寐よ)." Daher gehorchte sie den Worten ihres Mannes, kam und legte sich zu ihm (kite neki). (Auf Grund dessen wurde sie kitsune 支都禰 genannt.)[6] Dann legte sie ein Kleid mit rot gefärbtem Saum an (das heutige Pfirsichblütengewand)[7] und entschwand schön und anmutig (窈窕), den Saum des Keides hinter sich ziehend. Der Mann schaute ihrer verschwindenden Gestalt nach und sang ein Liebeslied:

Mein ganzes Sehnen
will mich schier erdrücken,
da einen Moment
ich von fern sie erblickte
und sie gleich wieder entschwand.
こひはみな わがうへにおちぬ たまかぎる
はろかにみえて いにしこゆゑに[8]

Aus diesem Grunde nannte er das Kind, das ihnen beiden geboren wurde, „Kitsune“. Außerdem erhielt das Kind den Familiennamen (kabane 姓) "Kitsune no Atahi" 狐直[9] Dieser Sohn[10] war äußerst kräftig und konnte so schnell laufen, wie ein Vogel fliegt. Dies ist der Ursprung (moto 根本) der Kitsune no Atahi aus der Provinz Mino.



  1. Die Provinz Mino entspricht dem heutigen Südteil der Präfektur Gifu. Das Land war in Provinzen geteilt, welche dann noch in Distrikte geteilt waren. Anfang des 8. Jahrhunderts waren es 66 Provinzen mit insgesamt 592 Distrikten (Nakamura).
  2. B. (Ein Weib bin ich, das auf dem Weg ist, die rechte Verbindung [en] zu suchen) — ähnlich Naumann — stützt sich offenbar auf eine andere Textversion
  3. Jedes Jahr bis Ende August mussten die Steuern in Form von Reis, welcher im Herbst des Vorjahres geerntet wurde, zur Hauptstadt gebracht werden (Nakamura).
  4. Hecke (Nakamura); Zaun (Bohner); Korb (Greenen); Hecke (Naumann).
  5. 汝と我れとの中に zwischen dir und mir
  6. „Komm (ki) wie gewöhnlich (tsune)“ (Bohner); „come and sleep“ (Nakamura).
  7. 棑花裳 Bohner: „Pfirsichblütenschurzgewand“, N. „pink“
  8. In jeder Übersetzung wird das Lied anders interpretiert. Es folgt dem klassischen 31 Silben Reimschema: 5-7[hier:8]-5-7-7.
  9. Der Name "Kitsune no Atahi" wird im Shinsen Shojiroku (Auflistung von Titeln und Familiennamen) nicht gelistet, allerdings ist "atahi" ein erblicher Titel, welcher der Familie eines lokalen Gouverneurs übertragen wurde.
  10. 是の人. In der Übersetzung von Bohner ist von männlichen Nachkommen die Rede, während es bei Nakamura nur um den Sohn selbst geht.


Hintergrund

  • Zeit: Regierungszeit des Kinmei Tennō 欽明天皇
  • Ort: Distrikt Ōno 大乃郡 in der Provinz Mino 三乃国
  • Personen: ein Mann, der eine Gemahlin sucht; ein schönes Mädchen, welches sich als Fuchs entpuppt; deren beider Sohn;

Ursache und Wirkung

Die Beziehung zwischen Mensch und Fuchsfrau ist nicht von Dauer, doch ihr Sohn ist kräftig und kann schnell laufen. Ein Zusammenhang mit der Karmatheorie wird jedoch nicht hergestellt.

Anmerkungen

Nicht-buddhistische Erzählungen

Nakamura bezeichnet diese Erzählung in der Einführung von Nihon ryōiki 日本霊異記 als eine der „nicht buddhistischen“ Legenden in dieser Sammlung. Nakamura identifiziert diese und 3 weitere Geschichten (I-03, II-04, II-27) als „nicht buddhistisch“ und stellt thematische und strukturelle Ähnlichkeiten fest, die sie von der Mehrheit der Erzählungen in Nihon ryōiki 日本霊異記 deutlich unterscheiden lassen.

Alle 4 Erzählungen stammen aus den Provinzen Owari und Mino und basieren auf deren lokalen Tradition. Die 4 Geschichten erinnern mit ihren Inhalt mehr auf die Japanische Volksgeschichten als an die buddhistischen Legenden. Weiter besitzen die 2 Helden und 2 Heldinnen, die in den Erzählungen eine primäre Rolle spielen, eine außergewöhnliche Kraft. Die Quelle ihrer Kraft ist der Donner. Das Motiv des Donners findet man auch in der Geschichte I-01, in der man die Donnergottheit zu fangen versucht. Yanagita Kunio, japanischer Forscher und Gründer der Volkskunde in Japan, interpretiert Donner als die Verkörperung einer Himmelsgottheit amatsukami 天つ神, von der man die Kraft erhält, was jedenfalls mehr mit der schintoistischer als mit der buddhistischen Tradition in Japan übereinstimmt (deswegen „nicht buddhistisch“). (Nakamura 1997:73)

Es gibt 4 weitere Erzählungen in dieser Sammlung , die sich laut Nakamura als „nicht buddhistische“ Legenden beschreiben lassen: I-25, II-33, II-41, III-31.

Übernatürliche Geburt

Bei der Analyse dieser 8 Geschichten (I-02, I-03, II-04, II-27, I-25, II-33, II-41, III-31) erfahren wir, dass sich bei 5 Helden und 3 Heldinnen ein Bezug auf Donner feststellen lässt. In der Mehrheit der Geschichten erfolgt eine Kraft-Übertragung von einer Himmelsgottheit (amatsukami 天つ神). Alle Erzählungen, wo eine Frau (Heldin) die primäre Rolle spielt, nehmen Bezug auf die Sexualität der Frau und betonen das Motiv der übernatürlichen Geburt: I-02, II-33, II-41, III-31. Das Motiv der der übernatürlichen Geburt wiederholt sich in den Japanischen Volksgeschichten und Mythen und symbolisiert die Übertragung der Kraft durch die Geburt (Blutsverbindung zwischen dem Meschen und kami 神). Die Symbolik der Frau als ein Mediator einer solchen Übertragung erklärt das japanische Phänomen der weiblichen Schamaninnen und Priesterinnen. (Nakamura 1997:74)

Divine marriage

Ein weiteres Motiv, das wir in dieser Erzählung beobachten können, und das sich in den Japanischen Mythen wiederholt, ist das Motiv von "divine marriage", einer Heirat zwischen einem Menschen und einer Gottheit (meistens handelt sich um eine männliche Himmelsgottheit und ein irdisches Mädchen), das man unter anderen in dem Koreanischen Mythos von Hyŏkkŏses Heirat mit einem irdischen Wesen und dem Mythos von der Heirat zwischen Nigihayahi und Nagasune-hikos Schwester findet. Weitere Beispiele aus der Japanischen Mythologie findet man unter anderen in Kojiki, wobei das Berühmteste davon das Mythos von der Heirat zwischen Amewakahiko und Ōkuninushis Tochter wäre.

Wie in dieser Erzählung (I-02), erscheint die Gottheit vor der Heirat in der Japanischen Mythologie oft in einer menschlichen Form. Die Heirat endet meistens mit der Trennung der Eheleute nach der Geburt, oder nach dem der Mensch die wirkliche Form der Gottheit erblickt (ein Tabu bricht). Beispiele finden wir zum Beispiel in einer Geschichte aus Hitachi fudoki, in der die menschliche Frau mit einer Schlange schwanger wird oder dem Mythos von Ōtatanekos Geburt. Dieses Motiv ist kein Phänomen der Japanischen Mythologie. Die wahrscheinlich bekannteste Erzählung, an deren Ende das Liebespaar trennen muss, weil das Tabu gebrochen wurde, ist der Griechische Mythos von Eros und Psyche.

Materialien


Artikel erstellt von Simone Kahofer 16:53, 11. Okt. 2010 (CEST).