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In einer alten Hauptstadt[1] lebte [einst] eine schlechte Frau (omina 婦). Ihre Herkunft[2] ist unbekannt. Sie hegte keinerlei kindliche Pietät in ihrem Herzen und achtete ihre Mutter nicht. An einem Fastentag[3] hatte die Mutter keinen Reis gekocht. Damit sie ihr Fastenmahl einnehmen könne, begab sie sich also zu ihrer Tochter, um sie um Reis zu bitten. Die Tochter aber sagte: „Mein Mann und ich wollen unser Fastenmahl erst essen. Ansonsten ist nichts da, was ich der Mutter geben könnte.“[4] Die Mutter aber hatte noch ein kleines Kind bei sich. Sie nahm es auf den Rücken und begab sich wieder nach Hause. Wie sie sich hinlegte und auf die Straße sah, da erblickte sie ein Bündel mit gekochtem Reis, das jemand dort zurück gelassen hatte. Sie hob es auf und stillte ihren Hunger. Dann begab sie sich erschöpft in ihr Schlafgemach. Mitten in der Nacht pochte jemand an ihre Türe und sagte: „Deine Tochter schreit: ‚Nadeln stechen in meiner Brust! Ich werde sterben!‘ Du musst hingehen und nach ihr sehen!“ Die Mutter aber schlief vor Erschöpfung so fest, dass sie nicht gehen und der Tochter helfen[5] konnte. So starb die Tochter schließlich, ohne dass sie sich noch einmal gesehen hätten.
Hätte sie doch der Mutter vor ihrem Tod noch ihren Teil abgegeben, anstatt zu sterben, ohne kindliche Pietät geübt zu haben!
Hintergrund
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Ursache und Wirkung
Anmerkungen
Materialien
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