Die Götter der Erde (Zeitalter der Götter, Teil 2)


The British Museum.
Die Begriffe Götter des Himmels und Götter der Erde (ama-tsu-kami, bzw. kuni-tsu-kami) spielten zur Zeit der schriftlichen Fixierung der Mythen (um 700) offenbar eine wichtige Rolle. Im Allgemeinen verstehen die frühen Chroniken darunter einerseits die göttlichen Vorfahren des Tennō und seiner unmittelbaren Vasallen, die im Himmel (Takama no hara) residieren, andererseits die göttlichen Vorfahren der meisten anderen territorialen Klans der Frühzeit. Die Mythen von den Göttern der Erde schildern (und begründen), wie die Hierarchie zwischen diesen Gruppen zustande kommt, und behandeln damit letzlich nichts anderes als das Zustandekommen des frühen japanischen Staates und der ihn regierenden Eliten.1
Susanoo und Ōkuninushi
Nachdem Amaterasu dank des Zusammenwirkens der gesamten Götterschar wieder aus ihrer Höhle herausgelockt worden ist, wird Susanoo einer Reihe von Strafen und Foltern unterworfen und schließlich endgültig in die Unterwelt verbannt. Als erzieherische Maßnahme hat die Verbannung offensichtlich Erfolg. Auf dem Weg in die Unterwelt kommt Susanoo auch auf die Erde (genauer: in das Land Izumo) und nimmt dort, ganz der Trickster-Definition von Mircea Eliade folgend, die Rolle eines Kulturheroen an (s. Japanische Trickster). So rettet er etwa ein Mädchen vor der achtköpfigen Schlange Yamata no Orochi, welche die Menschen terrorisiert. Diese Heldentat ist bis heute die bekannteste Einzelepisode des Susanoo-Zyklus geblieben. Der Mythos erwähnt aber auch, dass aus seinen Haaren nützliche Bäume entstehen, und bringt ihn außerdem mit der Erfindung des Sake in Verbindung. Schließlich verfasst Susanoo anlässlich seiner Heirat ein Gedicht in der klassischen 31-Silben Form.2 Da dies das erste in den Mythen erwähnte Gedicht ist, wird Susanoo — ganz gegen seine ansonsten ungestüme Natur — auch häufig als Begründer der japanischen Dichtkunst dargestellt.
Mit dem geretteten Mädchen, der Prinzessin Kushinada-hime, zeugt Susanoo eine neue Herrscherdynastie auf Erden. Die Geschichten dieser Nachkommen sind vor allem im Kojiki zu finden. Vieles deutet daraufhin, dass sie einem eigenen Mythenkreis entstammen und in den Erzählungen rund um die Sonnengottheit ursprünglich gar nicht vorkamen. Denn in gewisser Weise wird die Welt durch diese Nachkommen des Susanoo ein weiteres Mal neu geschaffen. Die Hauptgötter dieser Episode werden vor allem im Großschrein von Izumo verehrt und sind auch in den Mythen eng mit dieser Region nordwestlich von Kyōto verbunden. Man kann daher annehmen, dass die Izumo-Kultur ursprünglich über einen eigenen Sagenkreis verfügte, der in Kojiki und Nihon shoki nur notdürftig mit dem Yamato-Sagenkreis verbunden wurde. Susanoo stellt sozusagen das Bindeglied zwischen diesen Erzählungen dar.
Der Hauptheld des Izumo Sagenkreises heißt allerdings nicht Susanoo, sondern Ōkuninushi — der „Große Landesherr“. Er ist der Sohn des Susanoo (nach einer anderen Version ein Abkömmling in der fünften oder sechsten Generation) und muss — selbst eine Art Trickster-Gottheit — erst eine Reihe von Qualen und Demütigungen durchstehen, bevor er schließlich Herr des Landes wird und zusammen mit einer weiteren Schöpfergottheit, dem winzigen Sukunabikona, die Erde in ihren nunmehrigen Zustand bringt. Wie im Essay zu Ōkuninushi genauer beschrieben, steht Ōkuninushi stellvertretend für eine ganze Reihe von Territorialgottheiten, die noch in den späteren Erzählungen einzelner Tennō immer wieder auftauchen und die Geschicke des Landes maßgeblich mitgestalten.
Die Entmachtung des Ōkuninushi


Museum of Fine Arts, Boston.
Die Verbindung zwischen den Mythen der „Himmlischen Götter“ und den Erzählungen von Ōkuninushis Gestaltung der Welt stellt die Episode von Ōkuninushis Entmachtung dar. Es ist die Geschichte einer Kolonisation, die den Chroniken zufolge lediglich mit sanfter Gewalt durchgeführt wird: Zunächst entsenden die Himmlischen Götter Boten aus ihren eigenen Reihen, die Ōkuninushi überzeugen sollen, dass es das Beste für ihn sei, den Nachkommen der Sonnengottheit kampflos die Herrschaft zu überlassen. Ōkuninushi gelingt es zwar, die ersten Boten von ihrer Mission abzubringen, indem er sie mit Luxus überhäuft und zum Bleiben überredet, doch schließlich sendet der Himmel seine bewährtesten Haudegen, Takemikazuchi und Futsunushi. (Die beiden sind aus Feuer und Schwert hervorgegangen und zwar in genau jener Episode, als Göttervater Izanagi das Feuerkind in Stücke schlug, das den Tod der Göttermutter Izanami verursacht hatte.) Als diese beiden „Feuer-Schwert-Götter“ dem Ōkuninushi ihre Schwertkünste demonstrieren, ist er schließlich bereit abzudanken und zieht sich an einen mysteriösen Ort (die Unterwelt?) zurück. Statt ihm soll nun Ninigi, der Enkel der Sonnengottheit, die Welt (bzw. Japan) regieren.
In dieser Episode zeichnet sich ein politischer Gegensatz zwischen einem Herrschergeschlecht in der Gegend des Izumo Schreins (wo Susanoo und Ōkuninushi verehrt werden) und dem Tennō-Geschlecht ab. Die Erzählung trägt deutlich propagandistische Züge, indem sie den Anschluss Izumos an das „Reich der Himmlischen Götter“ als freiwilligen Herrschaftsverzicht einer Lokaldynastie darstellt und allfällige Gewaltanwendungen fast vollkommen übergeht. Nur am Rande ist davon die Rede, dass einige aufmüpfige Götter im Gefolge des Ōkuninushi bestraft werden mussten. Ein mehrfach wiederholter Stehsatz lautet, dass Bäume und Gräser, die zur Zeit Ōkuninushis vorlaut durcheinanderquasselten, nun endlich zum Schweigen gebracht wurden. Trotzdem deutet sich an, dass die Entmachtung Ōkuninushis nicht ganz ohne Widerstand erfolgte. Wie der weitere Verlauf der Erzählung ausführt, ist die Etablierung der Sonnendynastie auch mit Ninigi noch lange nicht abgeschlossen. (Siehe dazu auch den Essay Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter.)
Die Dynastie des „Himmlischen Enkelsohns“
Ninigi, der Himmlische Enkelsohn, wählt als Ort seines Abstiegs interessanterweise weder Izumo, noch die zentraljapanische Yamato Region, sondern das von zahlreichen Vulkanen zerklüftete Hochland Takachiho im Zentrum der Insel Kyūshū. Auf diese Weise bezieht die mythische Erzählung von der Staatsgründung Japans eine weitere Großlandschaft mit ein, nämlich Kyūshū, das seit alters her eine Brücke zwischen der Hauptinsel Honshū und der koreanischen Halbinsel bildet.
Der ideologische Charakter der Ninigi-Episode äußert sich meines Erachtens u.a. darin, dass seine Figur merkwürdig flach und farblos bleibt. Er scheint zunächst nicht vielmehr als eine Marionette seiner Großmutter väterlicherseits, Amaterasu, zu sein, die ihm den Auftrag gibt, in ihrem Namen die Erde zu beherrschen. Doch auch in diesem Punkt existieren abweichende Varianten, in denen der Herrschaftsauftrag von Ninigis Großvater mütterlicherseits, Takamimusubi, ausgeht.


Tsubaki Jinja.
Die einzigen Gestalten, die bei Ninigis Abstieg augenfällig in Erscheinung treten, sind ein langnasiger Berggott namens Sarutahiko, eine Art tengu, der den himmlischen Göttern mit zweifelhaften Drohgebärden entgegen tritt, und die bereits erwähnte temperamentvolle Ame no Uzume. Diese Ahnherrin des japanischen Theaters entblößt ein weiteres Mal ihre Brüste und drängt damit den unheimlichen Sarutahiko in die Defensive, sodass er sich bereit erklärt, Ninigi sicher zur Erde zu geleiten. Ame no Uzume und Sarutahiko werden schließlich ein Paar.
Ninigis Gestalt nimmt erst Konturen an, als er auf der Erde nach einer Braut Ausschau hält. Er findet sie schließlich in der Gestalt der Prinzessin Baumblüte (Konohana Sakuya-hime), der Tochter eines lokalen Berggottes. Da er ihre ältere Schwester, Prinzessin Felsenlang, verschmäht, wird ihm prophezeiht, dass seine Nachkommen (die Menschen) nur das kurze Leben einer Baumblüte und nicht das lange Leben eines Felsens haben werden. Prinzessin Baumblüte wiederum bringt drei Söhne zur Welt, die mysteriöserweise nach eintägiger Schwangerschaft zur Welt kommen. Die Geschichte dieser Nachkommen eröffnet ein weiteres mythologisches Kapitel, das geographisch in Kyūshū angesiedelt ist und mit den vorhergegangen Erzählungen kaum etwas gemein hat.
Bergglück und Meerglück


Ekkyō suru e-monogatari. (Ausstellungskatalog, Univ. Nagoya.) Nishio-shi: Iwase Bunko, 2016, S. 2..
Die Geschichte der nächsten Generation nach Ninigi beginnt mit einer Art Kain-und-Abel Geschichte von der Konkurrenz zweier Brüder (der dritte Sohn Ninigis fällt unter den Tisch). Der positive Held dieser Episode ist Hiko Hohodemi, eigentlich ein Jäger, der dazu bestimmt ist in den Bergen zu jagen und einen Bogen (das „Bergglück“, yama no sachi) als persönlichen Schatz besitzt. Sein älterer Bruder besitzt stattdessen einen Angelhaken („Meerglück“, umi no sachi). Er ist also Fischer und sein Territorium ist das Meer. Einmal beschließen die beiden ihre Schätze zu tauschen, doch der Angelhaken geht Hiko Hohodemi beim Fischen verloren. Sein älterer Bruder möchte ihn aber auf jeden Fall zurückhaben und stürzt den jüngeren in Verzweiflung. Mit Hilfe eines alten Mannes gelangt Hohodemi aber schließlich zum Palast des Meereskönigs Watatsumi, der am Grunde des Meeres residiert. Der Meereskönig erweist sich als sehr freundlich und hilft, den Angelhaken zu finden. Im Zuge dessen vermählt sich Hohodemi mit seiner Tochter Toyotama-hime. Als es Zeit wird, zu seinem Bruder zurückzukehren, erhält Hohodemi von seinem Schwiegervater noch das Fluthebe- und das Flutsenke-Juwel, als Rückversicherung für mögliche Konflikte. Tatsächlich gibt sich der Bruder nicht mit der Rückgabe des Angelhakens zufrieden und möchte allein über die Erde herrschen, doch mithilfe der Juwelen kann Hiko Hohodemi ihn besiegen und wird damit seinerseits zum alleinigen Herrscher. Sein Palast befindet sich nach wie vor in Takachiho auf Kyūshū, wo sein Vater Ninigi vom Himmel herabgestiegen war.


The British Museum.
Es kommt allerdings zu einem Zerwürfnis zwischen Hohodemi und seiner Frau, der Meeresprinzessin, und zwar aus folgendem Grund: Sie ist schwanger und errichtet vor der Geburt ihres gemeinsamen Kindes notdürftig eine Gebärhütte aus Kormoranfedern. Sie befiehlt ihrem Mann, keinesfalls einen Blick in die Hütte zu werfen, doch Hohodemi übertritt das Verbot und erblickt seine Gefährtin in Gestalt eines Meeresungeheuers (wani), die sie während der Geburt angenommen hat. Prinzessin Toyotama fühlt sich beschämt, begibt sich wieder zurück ins Meer und versperrt zugleich die Grenze zwischen Wasser und Land.3 Ihre jüngere Schwester, Tamayori-hime, kümmert sich jedoch um das zurück gelassene Kind und wird schließlich von seiner Amme zu seiner Frau. Der jüngste Sohn dieses Paares wird der erste offizielle „Kaiser“ Japans.
Jinmu Tennō


Bildquelle: unbekannt.


Bildquelle: Andreas Pichler, Kamigraphie.
Ein Urenkel Ninigis und zugleich Urenkel des Drachen/ Meeresgottes ist Jinmu Tennō, der offiziell als erster menschlicher Herrscher des Sonnengeschlechts und daher als der erste Tennō gehandelt wird. Worin er sich konkret von den Göttern unterscheidet, geht allerdings aus den mythischen Erzählungen nicht hervor. Jinmu Tennō steht aber auch insofern an der Schwelle von Mythos und Geschichte, als er als siegreicher Anführer eines historisch bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbaren Feldzugs geschildert wird. Von Kyūshū aus erobert er die zentraljapanischen Provinzen der Kansai Region, die mit den späteren Hauptstädten Nara und Kyōto zum Ausgangspunkt eines zentralisierten landesweiten Staatsgebildes werden. Es ist dieser Feldzug, von dem die Tennō-Dynastie ihren Machtanspruch über ganz Japan ableitet.
Der Feldzug selbst ist allerdings mit einer Reihe von magisch-spirituellen Begegnungen gespickt. Jinmu begegnet u.a. einem Bär, der ihn verzaubert, und der dreibeinigen Sonnenkrähe Yatagarasu, die ihm den richtigen Weg weist. Seine himmlischen Großeltern mischen in seinen Schlachten mit, während irdische Gottheiten sich ihm widersetzen. Schließlich erobert Jinmu das Yamato-Becken (die heutige Präfektur Nara), errichtet dort den Palast von Kashihara und ehelicht eine Tochter des Gottes Ōmononushi, der im nahe gelegenen Ōmiwa Jinja verehrt wird. Ōmononushi wird im Kojiki mit Ōkuninushi identifiziert, also jener Gottheit aus Izumo, die eigentlich schon Generationen zuvor zugunsten des Ninigi auf ihren Machtanspruch verzichtete.
Zeitalter der menschlichen Herrscher
Mit Jinmu Tennō endet das Zeitalter der Götter. In den beiden ältesten Chroniken Kojiki und Nihonshoki folgt nun eine Chronologie der nachfolgenden Tennō, die immer stärker die Züge einer historiographischen Aufzeichnung annimmt und sich stilistisch mehr oder weniger stark an chinesische Herrscherannalen anlehnt. Dennoch ist heute offenkundig, dass die Rekonstruktion der Tennō-Genealogie ein Werk des siebenten und achten Jahrhunderts ist und trotz einiger historisch ernst zu nehmender Details auch viele nachträgliche Geschichtsmanipulationen beinhaltet. Neben trocken-sachlichen Aufzählungen von Namen und Daten enthalten auch die Chroniken der späteren Tennō viele mythologische Episoden.
Die vielleicht interessanteste Erzählung der Tennō-Dynastie handelt vom Eroberungsfeldzug der Kaiserin Jingū Kōgō nach Korea. Nachdem sie für die Dauer der Schlacht ihre Schwangerschaft hinausgezögert hat, bringt die Kaiserin schließlich einen Sohn zur Welt, den späteren Ōjin Tennō, der sich in einem anderen Sagenkreis als der Gott Hachiman reinkarniert und neben Amaterasu zum wichtigsten Ahnengott des Tennō-Hauses avanciert.
Mythologische Motive in Märchen und Legenden

Neben den hier geschilderten „offiziellen Mythen“ gibt es noch eine Vielzahl von Märchen und Legenden, die ebenfalls mythische Züge tragen und in zahlreichen Varianten erzählt werden. Am bekanntesten ist vielleicht die Geschichte von Urashima Tarō, dem Fischer, der eine Schildkröte rettet, die sich als Tochter des Meeres- oder Drachenkönigs entpuppt. Die beiden verlieben sich und heiraten im Palast des Meeres, doch schließlich packt Urashima das Heimweh und er will zurück in sein Heimatdorf. Dort angekommen stellt er fest, dass während seines Aufenthalts im Meerespalast viele hundert Jahre vergangen sind. Als er in seiner Verzweiflung das Schatzkästchen öffnet, das ihm seine Frau mitgegeben hat, verliert er auch noch die Gabe der ewigen Jugend und stirbt.


The British Museum.
Dem Drachenkönig am Grunde des Meeres begegnet man also bereits in den ältesten Mythen. Dieses Motiv ist in ganz Asien verbreitet und auch in buddhistischen Legenden präsent. Aus diesen gemeinsamen Motiven in Mythen und Legenden lässt sich ermessen, wie groß die Einflüsse des Festlands auf die japanische Kultur schon vor der Übernahme der chinesischen Schriftkultur gewesen sein müssen (s.a. Drachenbilder).
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
- ↑ Die Unterscheidung in Götter des Himmels und Götter der Erde ist wahrscheinlich chinesischen Ursprungs (vgl. den Begriff jingi), bekam aber in den japanischen Mythen eine spezielle Bedeutung. Obwohl die Begriffe ama-tsu-kami und kuni-tsu-kami nicht immer konsequent in diesem Sinne gebraucht werden, scheint ihr eigentlicher Sinn — wie bereits Wilhelm Gundert festgestellt hat — in der Unterscheidung von „erobernden“ und „zu unterwerfenden“ Dynastien gelegen zu haben. (S. Gundert 1935, S. 12.)
- ↑
Als Einweihung des Palastes in Izumo, in dem sich Susanoo vorübergehend zusammen mit der geretteten Prinzessin niederlassen wird, stimmt er dem Kojiki zufolge folgendes Lied an:
- Yakumo tatsu/ Izumo yaegaki/ tsuma-gomi ni//
- yaegaki tsukuru/ sono yaegaki o
- Achtfach umwölkt/ Izumos achtfacher Zaun/ Zur Wohnstatt der Gattin//
- Mach ich den achtfachen Zaun./ Ja, diesen achtfachen Zaun! (S.a. Florenz 1919, S. 45.)
- ↑ Diese Episode besitzt auffällige strukturelle Parallelen zur Trennung zwischen Izanami und Izanagi.
Internetquellen
- Amatsukami, Kunitsukami, Endō Jun (en.)
Artikel in der Encyclopedia of Shinto.
Literatur
Bilder
Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:
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Susanoo und Yamata no Orochi. Man muss erst ein wenig suchen, bis man den Kopf der Schlange in der unteren Bildhälfte entdeckt. Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Meiji-Zeit, 1887
The British Museum. - ^
Finster blickt Sarutahiko der barbusigen Ame no Uzume entgegen. Meiji-Zeit
Tsubaki Jinja. - ^
Hiko Hohodemi auf einem Krokodil-artigen Meeresungeheuer (wani), in Begleitung des Meeresgottes Watatsumi und seiner Töchter. Watatsumi hält den wieder gefundenen Angelhaken in der Hand, während seine Töchter die magischen Flutsenke- und Fluthebe-Juwelen mit sich tragen. Muromachi- oder Edo-Zeit
Ekkyō suru e-monogatari. (Ausstellungskatalog, Univ. Nagoya.) Nishio-shi: Iwase Bunko, 2016, S. 2..
- ^
Toyotama-hime, die Tochter des Drachenkönigs, gebiert in ihrer wahren Gestalt einen Sohn. Der Vater, Hiko Hohodemi wirft einen verbotenen Blick in die Gebärhütte. Dies wird die Drachenfrau veranlassen, ins Meer zurückzukehren. Der lebhafte Knabe, der den Bauch der Drachenmutter wie eine schwere Decke von sich stemmt, hat den komplizierten Namen Hiko-nagisa-takeugaya-fukiaezu. Er wird später seine Tante, ebenfalls eine Drachenfrau heiraten und mit ihr den ersten Tennō, Jinmu, zeugen. Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit
The British Museum. - ^ Die hier dargestellte Szene ist dem Nihon shoki entnommen. Dort heißt es, dass eine Schlacht gegen Ende von Jinmus Eroberungsfeldzug zugunsten dieses ersten Kaisers entschieden wurde, als sich ein goldener Raubvogel (kinshi 金鵄, eine Art Milan oder Weihe, jap. tobi) auf Jinmus Bogen niederließ und die Feinde derart blendete, dass sie unfähig waren, Widerstand zu leisten. Diese Episode wurde in der Meiji-Zeit zum Anlass genommen, den höchsten militärischen Orden nach diesem goldenen Milan zu benennen. 1873 wurde außerdem im Gedenken an Jinmu ein Reichsgründungstag (Kigensetsu) als neuer nationaler Feiertag (11. Februar) festgesetzt.
Tsukioka Yoshitoshis Jinmu zeigt gewisse Ähnlichkeiten mit dem damaligen Kaiser Meiji. Zweifellos versuchte der Künstler im Einklang mit dem Geist seiner Zeit, eine Beziehung zwischen dieser heldenhaften Vorzeit und dem neuen Regime unter Meiji Tennō herzustellen. Werk von Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892). Meiji-Zeit, Feb. 1880
Bildquelle: unbekannt. - ^
Geschichte des Urashima Tarō, illustriert von Utagawa Hiroshige. Der Künstler folgt hier der frühesten Fassung der Legende im Nihon shoki und interpretiert den Meerespalast, zu dem Urashima geführt wird, als Hōrai (auch tokoyo no kuni), die Insel der ewigen Jugend. Der eigentliche Bildtitel lautet daher: „Die Schildkröte geleitet den Jüngling nach Hōrai“ (kame rō wo tomonaite Horai ni hairu). Dem Nihon shoki entsprechend wird die Begebenheit auf das Jahr 22 der Regierung des Yūryaku Tennō (478 u.Z.) datiert. Die entsprechende Legende von seinem Verschwinden für dreihundert Jahre, die er selbst nur als drei Jahre erlebte, ist im letzten Textabschnitt des Farbholzschnitts festgehalten. Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit, um 1850
The British Museum.
Glossar
Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite:
- Eliade, Mircea (west.) ^ 1907–1986, rumänischer Religionswissenschaftler und Ethnologe, lehrte an der Universität Chicago
- Hiko Hohodemi 彦火火出見 ^ auch Hoori; mythologischer Vorfahre der Tennō Dynastie und Held des Mythos von Bergglück und Meerglück
- Iwanaga-hime 石長比売/磐長姫 ^ wtl. Prinzessin Felsenlang; mythol. Gottheit, Schwester der Konohana Sakuya-hime
- Jinmu Tennō 神武天皇 ^ wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans
- Kashihara 橿原 ^ Ort im Nara-Becken, wo der legendäre erste japanische Kaiser, Jinmu Tennō, seinen Palast errichtet haben soll
- Konohana Sakuya-hime 許乃波奈佐久夜比賣 ^ Prinzessin der aufblühenden Baumblüten; Ehefrau des Ninigi; später auch als Gottheit des Berges Fuji angesehen.
- Ōjin Tennō 応神天皇 ^ auch Homuda Wake 誉田別; mytholog. Herrscher, offiziell der 15. Tennō; trad. Lebensdaten: 200–310, r. 270–310
- Takama no Hara/Takamagahara 高天原 ^ wtl. „Die himmlischen Gefilde“, mythol. Bez. für das Reich der Himmlischen Götter
- Takemikazuchi 建御雷 ^ Mythologischer Schwertgott (wtl. Gewittergott); Ahnengottheit der Fujiwara; u.a. in den Schreinen Kashima und Kasuga verehrt
- Urashima Tarō 浦島太郎 ^ Held einer berühmten Sage; heiratet eine Meeresprinzessin, verbringt mit ihr drei Jahre im Meerespalast, kehrt nach Hause zurück und stellt fest, dass nicht drei, sondern dreihundert Jahre seit seinem Fortgang vergangen sind.
- Yamata no Orochi 八岐大蛇 ^ Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt
- Yatagarasu 八咫烏 ^ wtl. Achthand-Krähe, wahrscheinlich in der Bedeutung „Riesen-Krähe“; wird zumeist als dreibeinig dargestellt, was einem chinesischen Sonnensymbol entspricht; mythologische Gottheit, die v.a. in Kumano verehrt wird
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- Jenseits
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Diese Seite:
„Die Götter der Erde (Zeitalter der Götter, Teil 2).“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001