Ikonographie/Gluecksgoetter/Daikoku: Unterschied zwischen den Versionen

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{{titel | Die rätselhafte Karriere des Daikoku| class= vorBild}}
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| Die rätselhafte Karriere des Daikoku  
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{{fl|D}}er Glücksgott {{g|daikoku}} ist sicherlich die am häufigsten dargestellte Gottheit innerhalb des weitläufigen buddhistisch-shintōistischen Pantheons in Japan.  Das Geheimnis seines Erfolges ist auf den ersten Blick einfach: Er gilt als  Gott des Wohlstands und des Reichtums. Wie auf den folgenden Abbildungen aus der {{g|Muromachi}}- und {{g|edo}}-Zeit gut zu erkennen ist, wird Daikoku schon lange mit bestimmten ikonographischen Charakteristika dargestellt:  Hammer, Sack und Reisballen, die ihm als Podest dienen. Er verfügt zudem über das typische Lächeln und den typischen Leibesumfang eines Glücksgottes. Auf dieser Seite geht es um die Genese  dieser Ikonographie, wobei auch Daikokus „dunkle Seite“ zur Sprache kommt.
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== Der Große Schwarze ==
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Der Anschein einer oberflächlichen ''happy go lucky''-Gottheit trügt. Die schwarze Hautfarbe, die Daikoku vor allem auf älteren Darstellungen auszeichnet,  erinnert  daran, dass „Daikoku“ wörtlich übersetzt „der Große Schwarze“ bedeutet. Forscht man  ein wenig nach den Ursprüngen dieser Bezeichnung, kommt eine dunkle, geheimnisvolle Dimension zum Vorschein, die diesem Namen gerecht wird. Den „Großen Schwarzen“ gibt es nämlich auch im {{s|tantra|tantristischen}} Buddhismus Indiens und Tibets, wo eine Gottheit mit furchterregenden Zügen namens {{s|Mahakala}} verehrt wird. Manches spricht dafür, dass dieser klassische „zornvolle“ Schutzgott des Buddhismus die Urform des heutigen Glücksgottes Daikoku darstellt. Abgesehen von den Namenselementen „groß“ (''dai'' 大, skt. maha) und „schwarz“ (''koku'' 黒, skt. kala)<ref><!--
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-->''Kala'' auf Sanskrit kann sowohl „schwarz“ als „Zeit“ heißen und es besteht Uneinigkeit, ob der Name nicht eigentlich „Groß-Zeit“ bedeutet. Fest steht, dass man sich in Ostasien  bei der Übersetzung aus  dem Sanskrit für „Groß-Schwarz“ entschied.<!--
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--></ref> besitzt Daikoku auch den Göttertitel {{g|ten}}, der ihn als sogenannte {{s|deva}}-Gottheit indischen Ursprungs ausweist.
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{{fl|D}}er Glücks·gott {{g|daikoku}} ist wahr·scheinlich die am häufigs·ten darge·stellte Gott·heit inner·halb des weit·läufigen buddhis·tisch-shintōis·tischen Pantheons in Japan. Das Geheim·nis seines Er·folges ist auf den ersten Blick einfach: Er gilt als  Gott des Wohl·stands und des Reich·tums. Einer seiner Bei·namen, unter denen er vor allem in der {{g|Edo}}-Zeit, bekannt war, lautet Shusse Daikoku, wtl. Karriere- oder Erfolgs-Daikoku.<ref >
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Man stößt aber auch auf die Erklärung, dass Daikoku eine Erscheinungsform des alten einheimischen Gottes {{g|ookuninushi}} sei. Der Zusammenhang wird dabei meist über den Gleichklang der beiden Namen hergestellt: die beiden ersten Zeichen des Namens Ō-kuni-nushi (大国主, wtl. „Groß-Land-Herr“) lassen sich sino-japanisch ebenfalls als ''dai-koku'' lesen. Diese ein wenig überzogen wirkende etymologische Erklärung wird durch eine mittelalterliche Legende gestützt, die den Ursprung der Daikoku Verehrung auf {{g|Saichou}}, den Begründer des {{g|Tendaishuu | Tendai}}-Buddhismus, zurückführt: Saichō habe im altehrwürdigen {{g|Miwajinja|Miwa Schrein }}, der Ōkuninushi geweiht ist,  gebetet, worauf Ōkuninushi sich ihm „in Gestalt des Daikoku Tenshin“ offenbart hätte. Saichō hätte nach diesem Vorbild selbst eine Statue des Daikoku geschnitzt und diesen als Schutzgott des Tendai Buddhismus verehrt.<ref>Iyanaga 2002, S. 547–48.</ref>
''Shusse suru'' (wtl. „in die Welt treten“) ist heute im Sinne von „aufsteigen“, „Karriere machen“ gebräuchlich. Ursprüng·lich bezog sich der Ausruck aber auf das In-die-Welt-treten eines Buddhas. Somit könnte Shusse Daikoku ursprüng·lich die Gestalt bedeutet haben, die Daikoku in der sicht·baren Welt annimmt (im Unter·schied zu seiner eigentlichen Buddha·gestalt). Die geläufi·gere Aus·legung des Namens Shusse Daikoku besagt jedoch, dass ein solcher Daikoku hilfreich sein kann, selbst in der Welt Karriere zu machen. Angeblich soll {{g|toyotomihideyoshi}} Daikoku diesen Namen verliehen haben, da er meinte, ihm seine eigene Karriere zu verdanken.
 
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Die folgende Abbildung zeigt eine Daikoku-Statue aus dem {{g|Kiyomizudera|Kiyo·mizu Tempel}} in Kyōto, die in der Edo-Zeit an·ge·fer·tigt worden sein dürfte. Hammer, Sack und Reis·ballen ent·spre·chen den gän·gigen ikono·graphi·schen Charak·teris·tika dieses Gottes. Er ver·fügt zudem über das typi·sche Lächeln und den typi·schen Leibes·um·fang eines Glücks·got·tes. Ledig·lich seine schwarze Haut·farbe un·ter·schei·det diesen Daikoku von den heute üb·li·chen Ab·bil·dun·gen. Sie erin·nert daran, dass „Daikoku“ wörtlich über·setzt „der Große Schwarze“ bedeutet. Forscht man  ein wenig in den ikono·gra·phi·schen Er·schei·nungs·for·men dieses Glücks·gottes nach, kommt in der Tat eine dunkle, ge·heim·nis·volle Dimen·sion zum Vor·schein, die diesem Namen ge·recht wird. Den „Großen Schwar·zen“ gibt es näm·lich auch im eso·teri·schen Bud·dhis·mus Indiens und Tibets, wo eine Gott·heit mit furcht·er·regen·den Zügen namens {{s|Mahakala}} verehrt wird.
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Wie passen diese beiden Erklärungen zusammen? Welche ist richtig? Oder stimmen beide?
  
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== Mahakala in Indien, Tibet und Japan ==
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|Shusse Daikoku ("Karriere Daikoku")
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|Mahakala, Tibet, 17.Jh.
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In Tibet zählt der bereits erwähnte „Große Schwarze“ (Nag po chen po, skt. Mahakala) zu den populärsten Gottheiten (s. z.B. Kumar 2005), dessen Kompetenzen weit über bloßen Reichtum hinausgehen. In erster Linie gilt er als Schutzgott buddhistischer Klöster. Trotzdem — oder gerade deshalb —  wird Mahakala zumeist als furchteinflößender, kriegerischer Dämon dargestellt. Genau genommen gibt es im tantristischen Buddhismus mehrere Gottheiten oder Bodhisattvas, die sich der Form des  Mahakala bedienen, wenn sie eine zornvolle Erscheinung annehmen. Es gibt daher mehrere Mahakalas, die sich beispielsweise durch die Anzahl ihrer Gesichter und Arme unterscheiden. Ikonographisch lassen sie sich aber auf die gleiche Grundform, nämlich die eines menschenfressenden indischen Dämonen zurückführen.<ref>
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Im speziellen handelt es sich um sogenannte Yakshas oder Rakshas. ''Himalayan Art'' erklärt dazu: „Mahakala is a category of Tantric Buddhist deity. His primary function is as a protector (Dharmapala) and specifically the primary Wisdom Protector of Himalayan and Tibetan Buddhism. There are dozens of different variations and forms of Mahakala. He is typically in wrathful appearance following the Indian model of a Raksha demon. In most occurrences and uses of Mahakala, he is paired with a meditational deity [...]. In most cases Mahakala is an emanation, or wrathful aspect, of the principal meditational deity that he is associated with.“ ([http://www.himalayanart.org/search/set.cfm?setID=173 Mahakala Main Page], Himalayan Art [2011/4])
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Rakshas oder {{sb|rakshasa|Rakshasas}} sind in den ältesten indischen Texten, den Veden, menschenfressende Dämonen, die in den komplizierten Kämpfen innerhalb des indischen Pantheons einen Teil des Fußvolks darstellen. Sie werden oft in einem Atemzug mit den {{sb|yaksha|Yakshas}} genannt, die ebenfalls eine niedere kriegerische Kaste darstellen (beide sollen aus Brahmas Fuß entstanden sein). Schon in den Veden werden Rakshas mitunter „zum Guten“ bekehrt und bewähren sich dann als tüchtige Kämpfer. Sie werden auch als ehemalige indische Lokalgottheiten interpretiert. Beide Dämonenrassen können auch weiblich sein. Der japanische Buddhismus kennt die Rakshas unter der Bezeichnung {{gb|rasetsu}}, eine Frühform der japanischen {{gb|oni}}. Yakshas kommen im Buddhismus besser weg: Als ihr oberster Chef gilt {{gb|bishamonten}}, der Wächter des Nordens.
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Um die Sache noch verwirrender zu machen, wird die gleiche dämonenartige Grundform nicht nur von verschiedenen Mahakalas, sondern auch von verschiedenen [[Ikonographie/Myoo/Vajrapani|Vajrapanis]] und anderen esoterischen Gestalten angenommen.
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|Mahakala, Tibet, 19. Jh.
 
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Die Darstellungen in diesem Abschnitt stammen aus dem Tibet des siebzehnten bzw. neunzehnten Jahrhunderts, gehen aber auf ältere ikonographische Vorbilder zurück. Ein Beispiel ist der ausgezeichneten online Kollektion tibetischer Kunst ''Himalayan Art'' entnommen, wo noch jede Menge ähnlicher Darstellungen zu finden sind. Auf dieser Seite findet sich zum dargestellten Motiv folgende ikonographische Beschreibung aus dem 16. Jahrhundert:
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{{Zitat|quelle=Konchog Lhundrup (1497–1557)<ref>Übersetzt nach [http://www.himalayanart.org/image.cfm/642.html Himalayan Art] [2011/4]</ref>
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Der große Vajra Mahakala mit einem Gesicht und zwei Händen steht lodernd da. In der Rechten hält er einen Krummdolch, in der Linken eine mit Blut gefüllte Schädelschale nahe seinem Herzen. In der Mitte der beiden Unterarme befindet sich das „Gandhi der Emanation“. Mit drei Augen, gebleckten Zähnen, gelbem Haar, das nach oben fließt, hat er eine Krone aus fünf trockenen menschlichen Schädeln und eine Kette aus fünfzig blutnassen Schädeln. Er ist mit sechs Knochenornamenten und Schlangen geschmückt, trägt einen Lendenschurz aus Tigerfell sowie Anhänger und Schals aus verschiedenen Seidenstoffen. So steht er in  dicker, zwergenhafter Statur über einer Leiche.
 
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Manches spricht dafür, dass dieser klas·sische „zornvolle“ Schutz·gott des Bud·dhis·mus die Urform des heu·tigen Glücks·gottes Daikoku dar·stellt. Abge·sehen von den Namens·ele·menten „groß“ (''dai'' 大, skt. maha) und „schwarz“ (''koku'' 黒, skt. kala)<ref>''Kala'' kann sowohl „schwarz“ als „Zeit“ heißen und es besteht Un·einig·keit, was im origi·nalen Sanskrit·namen gemeint ist. In Ostasien entschied man sich jedenfalls bei der Über·setzung für „schwarz“.</ref>  besitzt Daikoku auch den Götter·titel {{g|ten}}, der auf eine soge·nannte [[Ikonographie/Waechtergoetter | Deva Gottheit]] indi·schen Ur·sprungs hindeutet.
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Diese Mahakala Ikonographie ist auch im esoterischen Buddhismus Japans bekannt. Man findet sie vor allem auf [[Ikonographie/Mandala |Mandalas]], also auf Abbildungen einer eigenen spirituelllen Welt, in der Makakala im Mittelpunkt steht.  
  
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| Daikoku {{=}} Ōkuninushi
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|Daikoku Tenshin, Heian-Zeit
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|Makakara-ten, Edo-Zeit
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Man stößt aber auch auf die Er·klärung, dass Daikoku eine Erschei·nungs·form des ein·heimi·schen Gottes {{g|ookuninushi}} sei. Der Zu·sammen·hang wird dabei meist über den Gleich·klang der beiden Namen her·ge·stellt: die beiden ersten Zeichen des Namens Ō-kuni-nushi (大国主, wtl. „Groß-Land-Herr“) lassen sich sino-japanisch ebenfalls als ''dai-koku'' lesen. Diese ein wenig über·zogen wirkende etymo·logische Erklärung wird durch eine mittel·alter·liche Legende gestützt, die den Ur·sprung der Daikoku Ver·ehrung auf {{g|Saichou}}, den Be·gründer des {{g|Tendaishuu | Tendai}}-Buddhismus, zurück·führt: Saichō habe im altehr·würdigen {{g|Miwajinja|Miwa Schrein }}, der Ōkuni·nushi geweiht ist, ge·betet, worauf Ōkuni·nushi sich ihm „in Gestalt des Daikoku Tenshin“ offen·bart hätte. Saichō hätte nach diesem Vor·bild selbst eine Statue des Daikoku geschnitzt und diesen als Schutz·gott des Tendai Bud·dhis·mus verehrt.<ref>Iyanaga 2002, S. 547–48.</ref>
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Die hier abgebildete Gottheit geht ganz offensichtlich auf denselben ikonographischen Grundtypus zurück wie der indo-tibetische Mahakala. Totenschädel im Haar, Schlangenketten und die Leichen von Menschen und Tieren in Mahakalas Händen finden sich hier wie da. Ein häufiges Merkmal der japanischen Variante sind drei Gesichter und eine Elefantenhaut, die er sich wie einen Mantel über die Schultern wirft. Auch diese Merkmale gehen auf Indien zurück und lassen sich in Varianten des tibetischen Mahakala finden.
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Zur Kennzeichnung dieser speziellen Ikonographie wird heute zumeist der Name {{g|makakara}} verwendet, also die jap. Aussprache von Mahakala, die sich parallel zum Übersetzungsbegriff Daikoku in buddhistischen Texten ebenfalls findet. In älterer Zeit waren die Namen „Daikoku“ und „Makakara“ aber offenbar austauschbar, beide Namen wurden abwechselnd für die gleiche Gottheit verwendet. In der ältesten Sammlung ikonographischer Grundtypen, dem {{g|Zuzoushou}} aus der späten Heian-Zeit, ist eine solche Figur auch unter dem Namen Daikoku zu finden (s. Abb. oben). Und im {{g|Keiranshuuyoushuu}} (1317), einer Schrift des mittelalterlichen Tendai Buddhismus, heißt es, dass Daikoku-ten eine Gottheit sei, die „das Fleisch und das Blut der Menschen frisst“.<ref>Yamamoto 1998, S. 126</ref>  
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Dass gerade eine so grausame Gottheit wie Mahakala im esoterischen Buddhismus Bedeutung erlangte, entspricht einer paradoxen esoterischen Logik, die gerade in den schrecklichsten Gestalten einen Weg zur Erleuchtung sucht. Diese Logik war im übrigen nicht auf Mahakala allein beschränkt, sondern findet sich in allen möglichen Figuren des esoterischen Buddhismus, z.B. den „Mantra-Königen“ ({{g|myouou}}). Die allgemeine historische Entwicklung dieser Ikonographie wird in meinem Essay über die Figur des {{s|Vajrapani}} genauer besprochen. Wie wir aber im nächsten Abschnitt sehen werden, war dieser Typus wohl nicht die ursprüngliche Erscheinungsform des japanischen Daikoku.
  
Wie passen diese beiden Erklä·rungen zusammen? Welche ist richtig? Oder stimmen beide?
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== Evolution der japanischen Daikoku-Ikonographie==
  
==Frühe Darstellungen des Daikoku <br/> als einheimische Gottheit==
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=== Frühe Darstellungen als einheimische Gottheit ===
  
Betrachtet man die ältesten Daikoku-Figuren aus der späteren {{g|Heian}}-Zeit, so findet man eher einfache Dar·stellun·gen, die keine der beiden Theorien klar stützen oder wider·legen. Weder handelt es sich ein·deutig um einen Bodhi·sattva oder einen zorn·vollen Schutz·gott des Buddhis·mus, noch ähneln die Figuren — wie sonst bei frühen [[Ikonographie/Shinto-Goetter |Kami-Darstellungen]] üblich — den Hofadeligen des Alter·tums.  Sie wirken ver·hält·nis·mäßig realis·tisch und tragen (noch?) nicht die paranor·malen Attribute des Mahakala.
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Betrachtet man die ältesten Daikoku-Figuren aus der späteren {{g|Heian}}-Zeit, so findet man eher einfache Darstellungen, die sich nicht eindeutig als zornvolle Schutzgötter des Buddhismus identifizieren lassen. Sie wirken verhältnismäßig realistisch und tragen (noch?) nicht die paranormalen Attribute des Mahakala. Sie unterscheiden sich aber auch von anderen frühen [[Ikonographie/Shinto-Goetter |Kami-Darstellungen]], die den Hofadeligen des Altertums nachempfunden sind.  
  
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Die obigen Bei·spiele der Daikoku-Ikono·graphie stammen aus dem Um·feld des Tendai Bud·dhis·mus der {{g|Heian}}-Zeit.  
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Die obigen Beispiele der Daikoku-Ikonographie stammen aus dem Umfeld des Tendai Buddhismus der {{g|Heian}}-Zeit.  
Die Ab·bildung oben links zeigt die angeb·lich älteste Dar·stellung des Daikoku aus dem {{g|Kongourinji}}, einem alten Tendai-Tempel an der Ostseite des Biwa Sees. Die Rüstung und vor allem die langen Ohren offen·baren einen starken Ein·fluss der bud·dhis·tischen Ikono·graphie. Die Mütze und die ge·drun·gene Statur ver·mitteln anderer·seits den Eindruck einer gewisse Boden·ständig·keit und erinnern an den heutigen Daikoku.
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Die Abbildung oben links zeigt die angeblich älteste Darstellung des Daikoku aus dem {{g|Kongourinji}}, einem alten Tendai-Tempel an der Ostseite des {{g|biwako|Biwa}} Sees. Die Rüstung und vor allem die langen Ohren offenbaren einen starken Einfluss der buddhistischen Ikonographie. Die Mütze und die gedrungene Statur vermitteln andererseits den Eindruck einer gewisse Bodenständigkeit und erinnern an den heutigen Daikoku.
Der etwas jüngere Daikoku (re.) ist dagegen un·gewöhn·lich schlank, besitzt aber bereits eine ähnliche Tracht wie der klassische Daikoku. Man beachte auch den Sack, der noch heute auf fast allen Darstel·lungen ein Er·kennungs·merkmal des Daikoku dar·stellt. Dieser stellt wohl eines der ältesten Attri·bute Daikokus dar.  
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Der etwas jüngere Daikoku (re.) ist dagegen ungewöhnlich schlank, besitzt aber bereits eine ähnliche Tracht wie der spätere „klassische“ Daikoku. Man beachte auch den Sack, der noch heute auf fast allen Darstellungen ein Erkennungsmerkmal des Daikoku darstellt. Dieser stellt wohl eines der ältesten Attribute Daikokus dar.  
  
Ein chine·sischer Reise·bericht aus dem 7. Jahrhundert, „Bericht über den Buddhis·mus aus den Meeren des Südens“ <ref>''Nanhai jigui nefachuan'' 南海寄帰内法伝, jap. ''Naikai kiki naihōden''</ref> des Mönchs {{g|Yijing2}}, berichtet, dass Daikoku-ten als Glücks·gott·heit in den bud·dhis·tischen Tempel·küchen Indiens verehrt wurde. Er sei dort auf Stütz·pfei·lern ab·ge·bildet und zwar als schwarz·häu·tige Figur mit einem Sack.<ref>Iwai Hiroshi,  [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/entry.php?entryID=203 Daikokuten] (''Encyclopedia of Shinto'').</ref> Dieser Text galt zu seiner Zeit in China als wichtige „indologische“ Quelle. In Japan sind  Kopien davon erhal·ten geblieben, die in der {{g|Nara}}-Zeit angefertigt wurden. Daikoku war demnach durch diesen Text schon früh in Japan bekannt, vielleicht geht sogar seine Verehrung auf diesen Text zurück. Verbin·dungen Daikokus zur Tempel·küche sind jeden·falls auch in Japan nach·weisbar.  
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Es ist möglich, dass auch diese Ikonographie buddhistischen Ursprungs ist, aber auf eine ältere Tradition als die des esoterischen Buddhismus zurückweist. Ein chinesischer Reisebericht aus dem 7. Jahrhundert, „Bericht über den Buddhismus aus den Meeren des Südens“ <ref>''Nanhai jigui nefachuan'' 南海寄帰内法伝, jap. ''Naikai kiki naihōden''</ref> des Mönchs {{g|Yijing2}}, berichtet, dass Daikoku-ten als Glücksgottheit in den buddhistischen Tempelküchen Indiens verehrt wurde. Er sei dort auf Stützpfeilern abgebildet und zwar als schwarzhäutige Figur mit einem Sack.<ref>Iwai Hiroshi,  [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/entry.php?entryID=203 Daikokuten] (''Encyclopedia of Shinto'').</ref> Dieser Text galt zu seiner Zeit in China als wichtige „indologische“ Quelle. In Japan sind  Kopien davon erhalten geblieben, die in der {{g|Nara}}-Zeit angefertigt wurden. Daikoku war demnach durch diesen Text schon früh in Japan bekannt, vielleicht geht sogar seine Verehrung auf diesen Text zurück. Verbindungen Daikokus zur Tempelküche sind jedenfalls auch in Japan nachweisbar.  
 
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Der gemalte Daikoku (li.) aus der {{g|Kamakura}}-Zeit (die älteste ge·malte Version) erinnert nur durch ihre her·vor·quel·lenden Augen an die Wächter·gott·heiten des eso·teri·schen Bud·dhis·mus, während sich in der Skulptur rechts bereits die humor·volle Aus·strah·lung des späteren Glücks·gottes andeutet. Beide Bei·spiele stammen aus dem Umfeld des {{g|Shingonshuu | Shingon}} Buddhismus. Die Figur rechts ist im Besitz des {{g|Saidaiji}} in {{g|Nara}}, wo ein beson·derer Daikoku-Kult durch den berühmten Mönch {{g|Eizon}} (1201–1290) belegt ist. Ähn·lich wie (der Legende nach) Saichō unter·hielt auch Eizon gute Bezie·hungen zum erwähnten Miwa Schrein (südlich von Nara), wo die Gott·heit Ōkuninushi verehrt wird.
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Der gemalte Daikoku (li.) aus der {{g|Kamakura}}-Zeit (die älteste gemalte Version) erinnert nur durch ihre hervorquellenden Augen an die Wächtergottheiten des esoterischen Buddhismus, während sich in der Skulptur rechts bereits die humorvolle Ausstrahlung des späteren Glücksgottes andeutet. Beide Beispiele stammen aus dem Umfeld des {{g|Shingonshuu | Shingon}} Buddhismus. Die Figur rechts ist im Besitz des {{g|Saidaiji}} in {{g|Nara}}, wo ein besonderer Daikoku-Kult durch den berühmten Mönch {{g|Eizon}} (1201–1290) belegt ist. Ähnlich wie (der Legende nach) Saichō unterhielt auch Eizon gute Beziehungen zum erwähnten Miwa Schrein (südlich von Nara), wo die Gottheit Ōkuninushi verehrt wird.
  
Dass sowohl im Tendai als auch im Shingon Buddhis·mus reges Interesse an der Gott·heit des Miwa Schreins bestand, lässt sich auch aus anderen histo·rischen Zusammen·hängen erschließen.<ref>Mönche beider Rich·tungen trugen ent·scheidend zur Ent·stehung des soge·nannten Miwa-ryū Shintō bei. Es handelt sich dabei um eine nach Modellen des eso·teri·schen Buddhis·mus geformte Shintō-Schule, die in gewissen elitären Zirkeln des Mittel·alters und der frühen Neuzeit kursierte.</ref> Wie die Ver·bindung Ōkuni·nushis mit dem Küchen·gott Daikoku aber genau zu·stande kam, ist trotz der Homo·phonie ihrer Namen nicht leicht nach·voll·zieh·bar. Es scheint aber auf jeden Fall plausibel, dass die Be·deutung Daikokus ab dem Zeit·punkt, als er mit der wichtigen alten Gottheit Ōkuninushi iden·tifiziert wurde, über seine Funktion als Wächter der Tempel·küche hinaus ging. Möglicher·weise erklärt dies auch die Tat·sache, dass einer zunächst nieder·rangigen Gottheit wie Daikoku bereits in früher Zeit bildliche Denk·mäler ge·setzt wurden. Um aber zu  einer wirklich be·deuten·den Gestalt zu werden, waren in der Blüte·zeit des eso·teri·schen Buddhis·mus zusätzliche Eigen·schaften, wie sie der Namens·vetter aus Indien bereit hielt, von Nöten.
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Dass sowohl im Tendai als auch im Shingon Buddhismus reges Interesse an der Gottheit des Miwa Schreins bestand, lässt sich auch aus anderen historischen Zusammenhängen erschließen.<ref><!--
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-->Mönche beider Richtungen trugen entscheidend zur Entstehung des sogenannten Miwa-ryū Shintō bei. Es handelt sich dabei um eine nach Modellen des esoterischen Buddhismus geformte Shintō-Schule, die in gewissen elitären Zirkeln des Mittelalters und der frühen Neuzeit kursierte.</ref> <!--
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--->Wie die Verbindung Ōkuninushis mit dem Küchengott Daikoku aber genau zustande kam, ist trotz der Homophonie ihrer Namen nicht leicht nachvollziehbar. Es scheint aber auf jeden Fall plausibel, dass die Bedeutung Daikokus ab dem Zeitpunkt, als er mit der wichtigen alten Gottheit Ōkuninushi identifiziert wurde, über seine Funktion als Wächter der Tempelküche hinaus ging. Möglicherweise erklärt dies auch die Tatsache, dass einer zunächst niederrangigen Gottheit wie Daikoku bereits in früher Zeit bildliche Denkmäler gesetzt wurden. Um aber zu  einer wirklich bedeutenden Gestalt zu werden, waren in der Blütezeit des esoterischen Buddhismus zusätzliche Eigenschaften, wie sie der Namensvetter aus Indien bereit hielt, von Nöten.
  
==Mahakala in Indien, Tibet und Japan==
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=== Kombinationen ===
  
{{sidebox3
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Die obigen esoterischen Darstellungen des Daikoku/Makakara als zornvolle Beschützergottheit sind in Japan sehr selten. Ihre Kenntnis war wohl immer auf eng begrenzte Mönchskreise beschränkt. Gleichzeitig scheinen die bäuerlichen, auf Nahrung und Wohlstand bezogenen Aspekte des Daikoku immer den Hauptstrang seiner Erscheinungsformen gebildet zu haben. Allerdings kam es zu zahlreichen Vermischungen beider Typen.  
|mahakala_17jh_bm.jpg
+
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|Mahakala, Tibet, 17.Jh.
+
|daikoku_ebisu_1551.jpg |t1= -20
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+
|Sanmendaikoku_hokusai.jpg | lr2=-30 |top2=-75
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}}
 
In Tibet zählt der bereits erwähnte „Große Schwarze“ (Nag po chen po, skt. Mahakala) zu den popu·lärs·ten Gott·heiten (s. z.B. Kumar 2005). In erster Linie gilt er als Schutz·gott buddhisti·scher Klöster, was sicherlich im Zu·sammen·hang mit Daikoku als Beschützer der Tempel·küche zu sehen ist. Trotzdem — oder gerade deshalb —  wird Mahakala zumeist als furcht·ein·flößen·der, krie·ge·ri·scher Dämon dargestellt. Genau genommen gibt es im tantri·schen Buddhis·mus mehrere Gott·heiten oder Bodhi·sattvas, die sich der Form des  Mahakala bedienen, wenn sie eine zorn·volle Erschei·nung annehmen. Es gibt daher mehrere Mahakalas, die sich beispiels·weise durch die Anzahl ihrer Gesichter und Arme unterscheiden. Ikono·graphisch lassen sie sich aber auf die gleiche Grund·form, nämlich die eines menschen·fressenden indischen Dämonen zurück·führen.<ref>
 
Im speziellen handelt es sich um soge·nannte Yakshas oder Rakshas. ''Himalayan Art'' erklärt dazu: {{Zitat|quelle=[http://www.himalayanart.org/search/set.cfm?setID=173 Mahakala Main Page] [2011/4]|text=Mahakala is a category of Tantric Buddhist deity. His primary function is as a protector (Dharmapala) and specifically the primary Wisdom Protector of Himalayan and Tibetan Buddhism. There are dozens of different variations and forms of Mahakala. He is typically in wrathful appearance following the Indian model of a Raksha demon. In most occurrences and uses of Mahakala, he is paired with a meditational deity [...]. In most cases Mahakala is an emanation, or wrathful aspect, of the principal medi·tational deity that he is associated with.}}
 
Rakshas oder {{s|rakshasa|Rakshasas}} sind in den ältesten indischen Texten, den Veden, menschen·fressende Dämonen, die in den kompli·zierten Kämpfen inner·halb des indischen Pantheons einen Teil des Fuß·volks darstellen. Sie werden oft in einem Atemzug mit den {{s|yaksha|Yakshas}} genannt, die ebenfalls eine niedere kriege·rische Kaste darstellen (beide sollen aus Brahmas Fuß entstanden sein). Schon in den Veden werden Rakshas mitunter „zum Guten“ bekehrt und bewähren sich dann als tüchtige Kämpfer. Sie werden auch als ehe·malige indische Lokal·gott·heiten inter·pretiert. Beide Dämonen·rassen können auch weiblich sein. Der japanische Buddhis·mus kennt die Rakshas unter der Bezeich·nung {{g|rasetsu}}, eine Frühform der  japanischen {{g|oni}}. Yakshas kommen im Buddhis·mus besser weg: Als ihr oberster Chef gilt {{g|bishamonten}}, der Wächter des Nordens.
 
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Um die Sache noch verwirrender zu machen, wird die gleiche dämonen·artige Grund·form nicht nur von verschie·denen Mahakalas, sondern auch von verschiedenen [[Ikonographie/Myoo/Vajrapani|Vajrapanis]] und anderen eso·teri·schen Gestalten ange·nommen.
 
 
 
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|Mahakala, Tibet, 19. Jh.
 
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Die Dar·stel·lun·gen in diesem Abschnitt stam·men aus dem Tibet des sieb·zehn·ten bzw. neun·zehn·ten Jahr·hun·derts, gehen aber auf ältere ikono·graphi·sche Vor·bilder zurück. Ein Bei·spiel ist der aus·ge·zeich·ne·ten online Kol·lek·tion tibe·tischer Kunst ''Himalayan Art'' ent·nom·men, wo noch jede Menge ähnlicher Dar·stel·lungen zu finden sind. Auf dieser Seite findet sich zum dar·ge·stell·ten Motiv fol·gende ikono·gra·phische Be·schreibung aus dem 16. Jahrhundert:
 
{{Zitat|quelle=Konchog Lhundrup (1497–1557)<ref>Zitiert nach [http://www.himalayanart.org/image.cfm/642.html Himalayan Art] [2011/4]</ref>|text=The great Vajra Mahakala blazes, with one face, two hands, holding in the right a curved knife and in the left a skullcup filled with blood held above and below the heart. Held across the middle of the two forearms is the 'Gandhi of Emanation.' With three eyes, bared fangs, yellow hair flowing upward, [he has] a crown of five dry human skulls and a necklace of fifty wet - blood dripping. Adorned with six bone ornaments and snakes, having a lower garment of tiger skin, flowing with pendants and streamers of various silks, in a posture dwarfish and thick [he] stands above a corpse.
 
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Diese Mahakala Ikono·graphie ist auch im eso·teri·schen Buddhis·mus Japans bekannt. Man findet sie vor allem auf [[Ikonographie/Mandala |Mandalas]] des {{g|makakara}} (jap. Aus·sprache von Maha·kala), also Ab·bil·dun·gen einer eige·nen spiritu·elllen Welt, in der Maka·kara/Daikoku im Mittel·punkt steht. Auch in der ältes·ten Samm·lung iko·no·gra·phi·scher Grund·typen, dem ''Zuzōshō'' aus der späten Heian-Zeit, ist eine solche Dar·stel·lung des Daikoku zu finden (Abb. unten). Die hier ab·ge·bildete Gott·heit geht ganz offen·sicht·lich auf den·sel·ben ikono·graphi·schen Grund·typus zurück wie der indo-tibetische Mahakala. Toten·schädel im Haar, Schlangen·ketten und die Leichen von Menschen und Tieren in Maha·kalas Händen finden sich hier wie da. Auch die mehr·fachen Gesich·ter und die Ele·fanten·haut sind im tantrischen Buddhis·mus Tibets bekannt.
 
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|Daikoku Tenshin, Heian-Zeit
 
|Makakara-ten, Edo-Zeit
 
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Spätestens im japa·nischen Mittel·alter begann man, eine Verbin·dungen zwischen dem ein·heimischen „Daikoku“ und „Makakara“ her·zustellen. Beide Namen wurden abwech·selnd für die gleiche Gott·heit verwendet, Daikoku bekam explizit die Eigen·schaften des Makakara zuge·sprochen. So heißt es im {{g|Keiranshuuyoushuu}} (1317), einer Schrift des mittel·alter·lichen Tendai Bud·dhis·mus, dass Daikoku-ten eine Gott·heit sei, die „das Fleisch und das Blut der Menschen frisst“. <ref> Yamamoto 1998, S. 126</ref>
 
 
 
Dass gerade eine so grausame Gott·heit wie Mahakala im esoteri·schen Buddhis·mus Bedeutung erlangte, ent·spricht einer para·doxen esoteri·schen Logik, die gerade in den schreck·lichsten Gestalten einen Weg zur Er·leuch·tung sucht. Diese Logik war im übrigen nicht auf Maha·kala allein be·schränkt, sondern findet sich in allen mög·lichen Figuren des eso·teri·schen Buddhis·mus, z.B. den „Mantra-Königen“ ({{g|myouou}}). Die all·ge·meine histori·sche Entwick·lung dieser Ikono·graphie wird auch in meinem Essay über die Figur des {{s|Vajrapani}} genauer besprochen.
 
 
 
==Kombinationen==
 
 
 
Die obigen esoteri·schen Darstel·lungen des Daikoku/Makakara als zorn·volle Be·schützer·gott·heit sind in Japan sehr selten. Ihre Kennt·nis war wohl immer auf eng begrenzte Mönchs·kreise beschränkt. Gleich·zeitig scheinen die bäuer·lichen, auf Nahrung und Wohl·stand bezogenen Aspekte des Daikoku immer den Hauptstrang seiner Er·schei·nungs·formen gebildet zu haben. Aller·dings kam es zu zahl·reichen Ver·mischun·gen beider Typen.  
 
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|Sanmen Daikoku (Hokusai, 1849)
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Die Abbildung oben links zeigt eine frühe Version des klassi·schen Glücks·gottes Daikoku mit seinem Kollegen {{g|Ebisu}} von Kanō Motonobu. Die ver·spielte Dar·stellung der beiden Götter existierte also schon Ende des japa·nischen Mittelalters. Die Ab·bildung rechts stammt hingegen aus der späten Edo-Zeit und beweist, dass die Formen·sprache des esoteri·schen Buddhis·mus damals noch durchaus präsent war.  
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Die Abbildung oben links zeigt eine frühe Version des klassischen Glücksgottes Daikoku mit seinem Kollegen {{g|Ebisu}}. Die verspielte Darstellung der beiden Götter existierte also schon Ende des japanischen Mittelalters. Die Abbildung rechts stammt hingegen vom berühmten {{g|ukiyoe}}-Meister {{g|katsushikahokusai}} aus der späten Edo-Zeit und beweist, dass die Formensprache des esoterischen Buddhismus damals noch durchaus präsent war.  
Ähnlich wie manche Formen des indischen Mahakala ist auch dieser Dakoku mit drei Gesichtern aus·gestattet.   
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Ähnlich wie manche Formen des indischen Mahakala ist auch dieser Dakoku mit drei Gesichtern ausgestattet.   
Doch auch die heute geläufige  Ikono·graphie der Glücks·götter ist mit im Spiel: Bei genauem Hinsehen erkennt man in einem der Gesichter den Glücks·gott {{g|Bishamonten}} (li.) im anderen {{g|Benzaiten}} (re). Dies ist nicht etwa eine Erfindung des genialen {{g|katsushikahokusai}}, sondern entspricht dem gängigen Schema des drei·gesichtigen Daikoku (Sanmen Daikoku) der Edo-Zeit.
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Doch auch die heute geläufige  Ikonographie der Glücksgötter ist mit im Spiel: Bei genauem Hinsehen erkennt man in einem der Gesichter den Glücksgott {{g|Bishamonten}} (li.) im anderen {{g|Benzaiten}} (re). Dies ist nicht etwa eine Erfindung Hokusais, sondern entspricht dem gängigen Schema des „Daikoku mit drei Gesichtern“ ({{g|sanmendaikoku}}), wie die folgenden Statuen zeigen:
Auch die ironi·schen Züge des Glücks·gottes, die in Hokusais Dar·stellung deutlich hervor·blitzen, sind an anderen drei·gesich·tigen Daikokus der Edo-Zeit fest·stell·bar.
 
  
 
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|caption=Dreiköpfige Daikoku-Statuen der Edo-Zeit
 
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Obwohl die Be·deutung des esoteri·schen Buddhis·mus in der {{g|Edo}}-Zeit ins·ge·samt zurück ging, hielten sich die esoteri·schen Attribute des Mahakala, be·sonders die schwarze Haut und die drei Ge·sichter, also noch lange. Zu·gleich verlor Daikoku mit stei·gender Popu·larität als Glücks·gott seine furcht·ein·flößenden Züge und be·hielt ledig·lich den Hammer (in frühen Dar·stel·lungen eher ein Stab oder ein Schwert) als eine Art magisches Instrument.
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Viele dreigesichtige Daikoku-Statuen stammen aus der Zeit der [[Geschichte/Reichseinigung|Reichseinigung]] um 1600. Insbesondere der Kriegsherr {{g|Toyotomihideyoshi}} soll stets einen kleinen Sanmen Daikoku als persönlichen Schutzgott mit sich geführt haben.<ref><!--
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-->Der Tempel Entoku-in, ein Zweigtempel des {{g|koudaiji}} in Kyōto, der von Hideyoshis Witwe gestiftet wurde, ist stolzer Besitzer eines derartigen Daikoku von Hideyoshi (http://www.kodaiji.com/entoku-in/daikoku.html).</ref> <!--
 +
-->Auch ein geläufiger Beiname Daikokus, {{g|shussedaikoku}}, wtl. Karriere- oder Erfolgs-Daikoku, soll von Hideyoshi stammen, da er meinte Daikoku seine Erfolge zu verdanken.<ref ><!--
 +
-->''Shusse suru'' (wtl. „in die Welt treten“) ist heute im Sinne von „aufsteigen“, „Karriere machen“ gebräuchlich. Ursprünglich bezog sich der Ausruck aber auf das In-die-Welt-treten eines Buddhas. Somit könnte Shusse Daikoku ursprünglich die Gestalt bedeutet haben, die Daikoku in der sichtbaren Welt annimmt (im Unterschied zu seiner eigentlichen Buddhagestalt).<!--
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--></ref> Auch wenn derartige Legenden nicht über jeden Zweifel erhaben sind, legen sie nahe, dass der dreigesichtige Daikoku unter den Kriegsherrn des späten Mittelalters besondre Verehrung genoss, vielleicht genau wegen seiner Anreicherung mit esoterisch-buddhistischen Elementen.
  
Die Ikono·graphie des modernen Glücks·gottes hat sich mittler·weile sogar von der schwarzen Haut des Daikoku weg·ent·wickelt und ent·spricht weit·gehend dem ur·sprüng·lichen, bäuer·lichen Typ. Vom esoteri·schen Mahakala ist in erster Linie der gedrun·gene, zwergen·hafte Körper geblieben (den Daikoku im übrigen auch an andere Glücks·götter vererbt hat).
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=== Modernisierung ===
  
Mahakala scheint somit im histo·rischen Rück·blick als eine Art Katalysator gewirkt zu haben, damit aus dem Gott der Tempel·küche ein all·ge·mein bekannter und populärer Glücks·gott werden konnte. Erst durch diese Ver·bindung wurde Daikoku mit den nötigen Kräften aus·ge·stattet, um als Anführer der Sieben Glücks·götter beinahe jeden Wunsch nach einem guten, materiell abge·sicherten Leben erfüllen zu können.
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In der folgenden Edo-Zeit ging die Bedeutung des esoterischen Buddhismus insgesamt zurück, doch behielt Daikoku die esoterischen Attribute seines indischen Verwandten Mahakala noch lange — besonders die schwarze Haut und die drei Gesichter. Mit seiner steigenden Popularität in der Edo-Zeit verlor er schließlich fast alle furchteinflößenden Züge, seine Haut verblasste und seine multiplen Köpfe und Arme bildeten sich zurück. Doch der gedrungene, zwergenhafte Körper (den Daikoku im übrigen auch an andere Glücksgötter vererbt hat) ist geblieben und er führt noch immer eine magische Waffe mit sich: den Hammer (in frühen Darstellungen eher ein Stab oder ein Schwert).  
  
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Mahakala scheint somit im historischen Rückblick als eine Art Katalysator gewirkt zu haben, damit aus dem Gott der Tempelküche ein allgemein bekannter und populärer Glücksgott werden konnte. Erst durch diese Verbindung wurde Daikoku mit den nötigen Kräften ausgestattet, um als Anführer der Sieben Glücksgötter beinahe jeden Wunsch nach einem guten, materiell abgesicherten Leben erfüllen zu können. Diese Entwicklung fällt mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft in Japan zusammen, die Daikoku bald als besonderen Schutzgott für sich entdeckte.
  
== Daikoku-Geld ==
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==Daikokus Tiergefährte, die  Maus==
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Vieles an der Figur des Daikoku bleibt nach wie vor rätselhaft. Woher rührt beispielsweise die Tatsache, dass Daikoku stets von Mäusen begleitet wird?
  
Um das Jahr 1600 wurden in {{g|Ise}}, genauer in der Stadt {{g|Yamada}}, zum ersten Mal Zettel hergestellt, die den fahrenden Priester-Händlern der Ise-Schreine ({{g|oshi}}) ermög·lichten, Klein·geld aus Papier statt hoch·wertiges Münz·geld für ihre Geschäfte mit Pilgern und Laien·an·hängern der Ise-Schreine einzu·setzen. Diese Yamada-Scheine ({{g|yamadahagaki}}) gelten als Japans älteste und weltweit — nach China — zweitälteste Form von Papiergeld. Die Praxis wurde bald von einzelnen Händlern und Lokalfürsten aufgenommen und führte zu einem Verfall der Metall-basierten Währung, was die Zentralregierung veranlasste, Papiergeld zu verbieten oder zumindest lokal zu beschränken. So kam es zu den sogenannten Daimyats-Scheinen ({{g|hansatsu}}), Papiergeld, dessen Gültigkeit auf bestimmte Daimyate beschänkt war.<ref>[https://www.imes.boj.or.jp/cm/english/history/content/#EarlyModern The History of Japanese Currency] (Currency Museum, Bank of Japan).</ref>  
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|Daikoku veranstaltet ein Wagenrennen mit Mäusen
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| caption=  Auch ein weiteres Attribut Daikokus ist dargestellt, der Rettich (Daikon), der hier als Wagen dient.<br /> Neujahrsbild von Kawanabe Kyōsai, 19. Jh.
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Die Maus dient Daikoku heute ganz „offiziell“ als Tiergefährte, sie hat aber auch einen Bezug zu Ōkuninushi, der, wie wir gesehen haben, oft mit Daikoku identifiziert wurde. Im {{g|Kojiki}} wird erzählt, dass dieser Gott von seinem Vater (bzw. Ahnherren) {{g|Susanoo}} verstoßen wurde und es erst nach zahlreichen Prüfungen und Abenteuern schaffte, das Erbe Susanoos anzutreten. Eines dieser Abenteuer bestand darin, dass Ōkuninushi einem Steppenbrand entkommen musste, den sein Vater gelegt hatte. Inmitten der Flammen erschien eine Maus und zeigte Ōkuninushi ein Erdloch, in das er sich verkroch und überlebte.<ref>Siehe dazu auch meinen Essay {{showTitel|Mythen/Goetter_der_Erde/Okuninushi}}.</ref>
  
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Am sogenannten „Philosophenweg“ im Osten Kyōtos befindet sich ein alter Schrein namens {{g|ootoyojinja}}, der für seine zahlreichen Tierwächter bekannt ist. Zu diesen zählen auch zwei Mäuse. Sie bewachen jedoch keinen Daikoku-Schrein, sondern  einen Zweigschrein, der dem Ōkuninushi geweiht ist.
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Ist nun Daikokus Maus ein Hinweis auf seine Verwandtschaft mit Ōkuninushi? Oder erklärt sich ihre Bedeutung doch eher aus Daikokus Funktion in der Tempelküche: Etwa, dass eine Gottheit, die die Nahrung schützt, einen Einfluss auf Mäuse haben muss, die die Nahrung vernichten? Oder ist die Maus auf den verschlungenen Wegen des Mahakala an die Seite Daikokus gelangt? Einen möglichen Aufschluss darüber gibt die Geschichte eines anderen Glücksgottes: [[Ikonographie/Gluecksgoetter/Bishamonten|Bishamon-ten]].
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== Daikoku und das Geld ==
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Um das Jahr 1600 wurden in {{g|Ise}}, genauer in der Stadt {{g|Yamada}}, zum ersten Mal Zettel hergestellt, die den fahrenden Priester-Händlern der Ise Schreine ({{g|oshi}}) ermöglichten, Kleingeld aus Papier statt hochwertiges Münzgeld für ihre Geschäfte mit Pilgern und Laienanhängern der Ise Schreine einzusetzen. Diese Yamada-Scheine ({{g|yamadahagaki}}) gelten als Japans älteste und weltweit — nach China — zweitälteste Form von Papiergeld. Die Praxis wurde bald von einzelnen Händlern und Lokalfürsten aufgenommen und führte zu einem Verfall der Metall-basierten Währung, die im Zuge der Reichseinigung im späten 16. Jahrhundert eben erst standardisiert worden war. Dies veranlasste die Zentralregierung, Papiergeld zu verbieten oder zumindest lokal zu beschränken. So kam es zu den sogenannten „Daimyats-Scheinen” ({{g|hansatsu}}), Papiergeld, dessen Gültigkeit auf bestimmte Daimyate beschänkt war.<ref>[https://www.imes.boj.or.jp/cm/english/history/content/#EarlyModern The History of Japanese Currency] (Currency Museum, Bank of Japan).</ref>
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Bemerkenswert ist dabei erstens, dass die ersten japanische Geldscheine einem religiösen Kontext entstammen. Das ist vielleicht nicht ganz so verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Ise-Priester auch Talismane aus Papier, {{g|ofuda}}, in Umlauf brachten, die ihre Gottheiten repräsentierten. Zweitens fällt auf, dass Papiergeld aus Ise eben nicht mit Symbolen der Ise-Gottheiten, sondern mit einem Abbild des Daikoku versehen waren. Papier·geld wurde auf diese Weise in einem ganz wörtlichen Sinn als natürliches Medium des Glücks·gottes „begriffen“. Dieses Merkmal blieb auch in den späteren ''hansatsu'' erhalten, selbst wenn mitunter andere Glücksgötter die Geldscheine zierten.  
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Bemerkenswert ist dabei erstens, dass die ersten japanischen Geldscheine einem religiösen Kontext entstammen. Das ist vielleicht nicht ganz so verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Ise-Priester auch Talismane aus Papier, {{g|ofuda}}, in Umlauf brachten, die ihre Gottheiten repräsentierten. Die Gläubigen waren also daran gewöhnt, Papier aus Ise einen höheren Wert zuzuerkennen. Zweitens fällt auf, dass Papiergeld aus Ise eben nicht mit Symbolen der Ise-Gottheiten, sondern mit einem Abbild des Daikoku oder anderer Glücksgötter versehen waren.  
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Zur gleichen Zeit (ab 1601)  begann die neue {{gb|tokugawa}}-Regierung das damals gebräuchliche Silbergeld zu standardisieren und richtete dafür in den großen Städten Silbergilden ({{g|ginza}}) unter staatlicher Aufsicht ein. Der Leiter der Silberkontrolleure wurde von {{g|tokugawaieyasu}} mit dem Namen {{g|Daikokujouze}} versehen, erhielt also Daikoku als eine Art Familiennamen. Kleinere Münzen, die als „Bohnensilber“ ({{g|mameitagin}}) bekannt waren, wurden als Zeichen ihrer Echtheit ebenfalls mit Emblemen des Daikoku bedruckt.
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|Bohnen-Silber mit Daikoku
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Geld wurde auf diese Weise in einem ganz wörtlichen Sinn als natürliches Medium des Glücksgottes „begriffen“. Dieses Merkmal blieb auch in den späteren ''hansatsu'' erhalten, selbst wenn mitunter andere Glücksgötter die Geldscheine zierten. Möglicherweise eigneten sich die {{g|shichifukujin}} für monetäre Angelegenheiten besser als die höchsten Gottheiten, da man es letzteren nicht zumuten wollte, auf Münzen und Geldscheinen „begrapscht“ zu werden. Ähnliche Vorbehalte begründen auch, warum bislang noch nie ein Tennō auf japanischem Geld zu sehen war. Umgekehrt könnte man aber auch sagen, dass die beginnende Geldwirtschaft das ''window of opportunity'' darstellte, damit sich Daikoku und mit ihm die anderen Glücksgötter — die sich erst in dieser Zeit zu einem fixen Septett formierten — landesweit und in allen sozialen Schichten als bekannte Größen etablierten. 
  
 
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Die begin·nende Moder·nisierung Japans in der zweiten Hälfte des 19. Jahr·hunderts tat der gängigen Assoziation Daikokus mit finanziellem Wohlstand keinen Abbruch, im Gegen·teil: Nachdem Anfang der {{g|Meiji}}-Zeit endlich auch die Zentral·regierung Geld·scheine (nach west·lichem Muster) drucken ließ, zierte bald wieder ein Abbild Daikokus die Ein-Yen-Note (1885). Diesmal stammte das Design vom italienischen Graveur {{g|chiossoneedoardo}}, doch hielt auch er sich streng an die in der Edo-Zeit kanonisierte Daikoku-Ikonographie. Möglicherweise eigneten sich die {{g|shichifukujin}} für monetäre Angelegenheiten besser als die höchsten Gottheiten, da man es letzteren nicht zumuten wollte, auf Geldscheinen „begrapscht“ zu werden. Ähnliche Vorbehalte begründen auch, warum bislang noch nie ein Tennō auf japanischem Geld zu sehen war.  
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Die beginnende Modernisierung Japans in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts tat der gängigen Assoziation Daikokus mit finanziellem Wohlstand keinen Abbruch, im Gegenteil: Nachdem Anfang der {{g|Meiji}}-Zeit endlich auch die Zentralregierung Geldscheine (nach westlichem Muster) drucken ließ, zierte zunächst ein Bild des {{g|ebisu}} die Ein-Yen-Note (1877), welche aber bald durch ein Abbild Daikokus abgelöst wurde (1885). In beiden Fällen stammte das Design vom italienischen Graveur {{g|chiossoneedoardo}}, doch hielt auch er sich streng an die in der Edo-Zeit kanonisierte Glücksgötter-Ikonographie.
  
==Epilog: Daikokus Maus==
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Als man bald nach Einführung der Daikoku-Banknoten das Jahr der Ratte/Maus feierte (1888), schuf {{g|kawanabekyousai}} ein Kalenderbild, auf dem Daikoku als riesenhafter Koloss unter den anderen Glücksgöttern auftritt. Er verteilt dabei mit Hilfe der Glücksgöttin {{g|otafuku}} allerhand Schätze. Mäuse (eigentlich die Botentiere Daikokus) versuchen vergeblich, Daikoku in einem Tauziehen auf ihre Seite zu bringen, während die anderen Glücksgötter lediglich als unbedeutende Randfiguren auftreten. Die Figur selbst soll dem Daikoku auf den neuen Geldscheinen nachempfunden sein und enthält einen satirischen Kommentar auf Versuche, die Wirtschaft mit diesem Geld anzukurbeln.<ref>{{zitiert|Failla 2006}}.</ref>
Vieles an der Figur des Daikoku bleibt nach wie vor rätsel·haft. Woher rührt bei·spiels·weise die Tatsache, dass Daikoku stets von Mäusen begleitet wird?
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|kyosai daikoku.jpg
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| Daikoku verteilt Schätze
|daikoku_kyosai.jpg
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|Daikoku ver·anstaltet ein Wagen·rennen mit Mäusen
 
| caption=  Auch ein weiteres Attribut Daikokus ist dar·gestellt, der Rettich (Daikon), der hier als Wagen dient.<br /> Neujahrsbild von Kawanabe Kyōsai, 19. Jh.
 
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}}
 
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{{ThisWay}}
Die Maus dient Daikoku heute ganz „offiziell“ als Tiergefährte, sie hat aber auch einen Bezug zu Ōkuninushi, der, wie wir gesehen haben, oft mit Daikoku identi·fiziert wurde. Im {{g|Kojiki}} wird er·zählt, dass dieser Gott von seinem Vater (bzw. Ahnherren) {{g|Susanoo}} ver·stoßen wurde und es erst nach zahl·reichen Prüfungen und Aben·teuern schaffte, das Erbe Susanoos an·zu·treten. Eines dieser Aben·teuer be·stand darin, dass Ōkuninushi einem Steppen·brand ent·kommen musste, den sein Vater gelegt hatte. In·mitten der Flammen erschien eine Maus und zeigte Ōkuninushi ein Erd·loch, in das er sich verkroch und überlebte.<ref>Siehe dazu auch meinen Artikel [[Mythen/Goetter_der_Erde/Okuninushi|Die gewundenen Pfade des Großen Landesherren:
 
Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter]].</ref>
 
 
 
Im Südosten Kyōtos befindet sich ein alter Schrein namens Ōtoyo Jinja, der für seine zahl·reichen Tier·wächter bekannt ist. Zu diesen zählen auch zwei Mäuse. Sie be·wachen jedoch keinen Daikoku-Schrein, sondern  einen Zweigschrein, der dem Ōkuninushi geweiht ist.
 
 
 
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|caption=Ōkuninushi Schrein in Kyoto, bewacht von zwei Mäusen
 
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}}
 
Ist nun Daikokus Maus ein Hinweis auf seine Verwandtschaft mit Ōkuninushi? Oder erklärt sich ihre Bedeutung doch eher aus Daikokus Funktion in der Tempel·küche: Etwa, dass eine Gott·heit, die die Nahrung schützt, einen Ein·fluss auf Mäuse haben muss, die die Nahrung vernichten? Oder ist die Maus auf den verschlun·genen Wegen des Mahakala an die Seite Daikokus gelangt? Einen möglichen Auf·schluss darüber gibt  die Ikono·graphie eines anderen Glücks·gottes: [[Ikonographie/Gluecksgoetter/Bishamonten|Bishamon-ten]].
 
 
{{verweise|themen=
 
{{verweise|themen=
* [[Ikonographie/Gluecksgoetter|Glücksgötter]]
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* {{showTitel|attr=0|Ikonographie/Gluecksgoetter/Ebisu}}
* [[Mythen/Goetter der Erde/Okuninushi|Ōkuninushi ]]
 
 
| literatur=
 
| literatur=
 
{{Literatur:Iyanaga_2002}}
 
{{Literatur:Iyanaga_2002}}
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* [http://www.exoticindiaart.com/article/mahakala/ The Many Forms of Mahakala, Protector of Buddhist Monasteries], Nitin Kumar (en.)<br/>Mahakala - Artikel auf ''[http://www.exoticindiaart.com exoticindiaart.com]''.
 
* [http://www.exoticindiaart.com/article/mahakala/ The Many Forms of Mahakala, Protector of Buddhist Monasteries], Nitin Kumar (en.)<br/>Mahakala - Artikel auf ''[http://www.exoticindiaart.com exoticindiaart.com]''.
 
* ''[http://www.himalayanart.org/ Himalayan Art Ressources]'', Shelley & Donald Rubin Foundation (en.)<br />Siehe insbesondere: [http://www.himalayanart.org/pages/mahakala/index.html Mahakala ikonography]".
 
* ''[http://www.himalayanart.org/ Himalayan Art Ressources]'', Shelley & Donald Rubin Foundation (en.)<br />Siehe insbesondere: [http://www.himalayanart.org/pages/mahakala/index.html Mahakala ikonography]".
|update= Sept. 2016
+
|update= Jul. 2020
 
}}
 
}}
{{ThisWay}}
 

Version vom 8. November 2022, 22:09 Uhr

Die rätselhafte Karriere des Daikoku

Vorlage:Fler Glücksgott Daikoku [Daikoku (jap.) 大黒 Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikokuten] ist sicherlich die am häufigsten dargestellte Gottheit innerhalb des weitläufigen buddhistisch-shintōistischen Pantheons in Japan. Das Geheimnis seines Erfolges ist auf den ersten Blick einfach: Er gilt als Gott des Wohlstands und des Reichtums. Wie auf den folgenden Abbildungen aus der Muromachi [Muromachi (jap.) 室町 Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)]- und Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit gut zu erkennen ist, wird Daikoku schon lange mit bestimmten ikonographischen Charakteristika dargestellt: Hammer, Sack und Reisballen, die ihm als Podest dienen. Er verfügt zudem über das typische Lächeln und den typischen Leibesumfang eines Glücksgottes. Auf dieser Seite geht es um die Genese dieser Ikonographie, wobei auch Daikokus „dunkle Seite“ zur Sprache kommt.

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1 Daikoku, 16. Jh.
Relativ frühes Beispiel eines „typischen“ Daikoku mit Sack und Glückshammer, Barrett und den für die meisten Glücksgötter typischen riesigen Ohrläppchen. Die Statue befindet sich im Kojima-dera, einem sehr alten Tempel der Shingon-shū.
Muromachi Zeit. teravist.
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2 Shusse Daikoku
Statue eines schwarzhäutigen Daikoku auf zwei Reisballen im Kiyomizu-dera. Leider wurde dieser sog. shusse daikoku mittlerweile ziemlich lieblos restauriert und verströmt nicht mehr die gleiche geheimnisvolle Aura wie auf diesem Bild.
Muromachi-Zeit?. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung).
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3 Daikoku, 19. Jh.
Daikoku mit schwarzer Haut als privater Verehrungsgegenstand in einem Miniaturschrein (zushi).
19. Jh. Trocadero.
Ältere Darstellungen des Daikoku

Der Große Schwarze

Der Anschein einer oberflächlichen happy go lucky-Gottheit trügt. Die schwarze Hautfarbe, die Daikoku vor allem auf älteren Darstellungen auszeichnet, erinnert daran, dass „Daikoku“ wörtlich übersetzt „der Große Schwarze“ bedeutet. Forscht man ein wenig nach den Ursprüngen dieser Bezeichnung, kommt eine dunkle, geheimnisvolle Dimension zum Vorschein, die diesem Namen gerecht wird. Den „Großen Schwarzen“ gibt es nämlich auch im tantristischen [tantra (skt.) तन्त्र „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)] Buddhismus Indiens und Tibets, wo eine Gottheit mit furchterregenden Zügen namens Mahakala [Mahākāla (skt.) महाकाल „Großer Schwarzer“, esoterische Gottheit (jap. Makakara 摩訶迦羅 oder Daikoku 大黒)] verehrt wird. Manches spricht dafür, dass dieser klassische „zornvolle“ Schutzgott des Buddhismus die Urform des heutigen Glücksgottes Daikoku darstellt. Abgesehen von den Namenselementen „groß“ (dai 大, skt. maha) und „schwarz“ (koku 黒, skt. kala)1 besitzt Daikoku auch den Göttertitel -ten [-ten (jap.) wtl. Himmel; Göttertitel für eine eine aus Indien übernommene Gottheit (skt. deva)], der ihn als sogenannte deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]-Gottheit indischen Ursprungs ausweist.

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4 Daikoku = Ōkuninushi
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Man stößt aber auch auf die Erklärung, dass Daikoku eine Erscheinungsform des alten einheimischen Gottes Ōkuninushi [Ōkuninushi (jap.) 大国主 mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes] sei. Der Zusammenhang wird dabei meist über den Gleichklang der beiden Namen hergestellt: die beiden ersten Zeichen des Namens Ō-kuni-nushi (大国主, wtl. „Groß-Land-Herr“) lassen sich sino-japanisch ebenfalls als dai-koku lesen. Diese ein wenig überzogen wirkende etymologische Erklärung wird durch eine mittelalterliche Legende gestützt, die den Ursprung der Daikoku Verehrung auf Saichō [Saichō (jap.) 最澄 767–822; Gründer des Tendai-Buddhismus; auch bekannt als Dengyō Daishi], den Begründer des Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai]-Buddhismus, zurückführt: Saichō habe im altehrwürdigen Miwa Schrein [Miwa Jinja (jap.) 三輪神社 Miwa (auch Ōmiwa) Schrein, nahe Nara], der Ōkuninushi geweiht ist, gebetet, worauf Ōkuninushi sich ihm „in Gestalt des Daikoku Tenshin“ offenbart hätte. Saichō hätte nach diesem Vorbild selbst eine Statue des Daikoku geschnitzt und diesen als Schutzgott des Tendai Buddhismus verehrt.2

Wie passen diese beiden Erklärungen zusammen? Welche ist richtig? Oder stimmen beide?

Mahakala in Indien, Tibet und Japan

Vorlage:Sidebox3 In Tibet zählt der bereits erwähnte „Große Schwarze“ (Nag po chen po, skt. Mahakala) zu den populärsten Gottheiten (s. z.B. Kumar 2005), dessen Kompetenzen weit über bloßen Reichtum hinausgehen. In erster Linie gilt er als Schutzgott buddhistischer Klöster. Trotzdem — oder gerade deshalb — wird Mahakala zumeist als furchteinflößender, kriegerischer Dämon dargestellt. Genau genommen gibt es im tantristischen Buddhismus mehrere Gottheiten oder Bodhisattvas, die sich der Form des Mahakala bedienen, wenn sie eine zornvolle Erscheinung annehmen. Es gibt daher mehrere Mahakalas, die sich beispielsweise durch die Anzahl ihrer Gesichter und Arme unterscheiden. Ikonographisch lassen sie sich aber auf die gleiche Grundform, nämlich die eines menschenfressenden indischen Dämonen zurückführen.3 Um die Sache noch verwirrender zu machen, wird die gleiche dämonenartige Grundform nicht nur von verschiedenen Mahakalas, sondern auch von verschiedenen Vajrapanis und anderen esoterischen Gestalten angenommen.

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5 Mahakala, Tibet, 19. Jh.
Darstellung des Mahakala.
Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.

Die Darstellungen in diesem Abschnitt stammen aus dem Tibet des siebzehnten bzw. neunzehnten Jahrhunderts, gehen aber auf ältere ikonographische Vorbilder zurück. Ein Beispiel ist der ausgezeichneten online Kollektion tibetischer Kunst Himalayan Art entnommen, wo noch jede Menge ähnlicher Darstellungen zu finden sind. Auf dieser Seite findet sich zum dargestellten Motiv folgende ikonographische Beschreibung aus dem 16. Jahrhundert:

Der große Vajra Mahakala mit einem Gesicht und zwei Händen steht lodernd da. In der Rechten hält er einen Krummdolch, in der Linken eine mit Blut gefüllte Schädelschale nahe seinem Herzen. In der Mitte der beiden Unterarme befindet sich das „Gandhi der Emanation“. Mit drei Augen, gebleckten Zähnen, gelbem Haar, das nach oben fließt, hat er eine Krone aus fünf trockenen menschlichen Schädeln und eine Kette aus fünfzig blutnassen Schädeln. Er ist mit sechs Knochenornamenten und Schlangen geschmückt, trägt einen Lendenschurz aus Tigerfell sowie Anhänger und Schals aus verschiedenen Seidenstoffen. So steht er in dicker, zwergenhafter Statur über einer Leiche.

Konchog Lhundrup (1497–1557)4

Diese Mahakala Ikonographie ist auch im esoterischen Buddhismus Japans bekannt. Man findet sie vor allem auf Mandalas, also auf Abbildungen einer eigenen spirituelllen Welt, in der Makakala im Mittelpunkt steht.

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6 Daikoku Tenshin, Heian-Zeit
Abbildung des Daikoku aus einer Kopie des Jikkan-shō (auch Zuzōshō), dem ältesten Kompendium der buddhistischen Ikonographie Japans aus 1139.
Edo-Zeit, 1702. Ryūkoku University Library, Kyoto.
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7 Makakara-ten, Edo-Zeit
Makakara (oder auch Daikoku, skt. Mahakala) hier als zentrale Figur eines ihm gewidmeten Mandala (Makakara mandara). Die Abbildung entstammt dem Titelblatt eines Buches zu diesem Thema.
Edo-Zeit. Yamamoto Hiroko, Ishin. Chūsei Nihon no mikkyōteki sekai („Seltsame Götter: Die esoterische Welt des japanischen Mittelalters“), Titelblatt.
Japanischer Makakara/Daikoku

Die hier abgebildete Gottheit geht ganz offensichtlich auf denselben ikonographischen Grundtypus zurück wie der indo-tibetische Mahakala. Totenschädel im Haar, Schlangenketten und die Leichen von Menschen und Tieren in Mahakalas Händen finden sich hier wie da. Ein häufiges Merkmal der japanischen Variante sind drei Gesichter und eine Elefantenhaut, die er sich wie einen Mantel über die Schultern wirft. Auch diese Merkmale gehen auf Indien zurück und lassen sich in Varianten des tibetischen Mahakala finden.

Zur Kennzeichnung dieser speziellen Ikonographie wird heute zumeist der Name Makakara [Makakara (jap.) 摩訶迦羅 skt. Mahakala, „Großer Schwarzer“; alternativer Name des Glücksgotts Daikoku] verwendet, also die jap. Aussprache von Mahakala, die sich parallel zum Übersetzungsbegriff Daikoku in buddhistischen Texten ebenfalls findet. In älterer Zeit waren die Namen „Daikoku“ und „Makakara“ aber offenbar austauschbar, beide Namen wurden abwechselnd für die gleiche Gottheit verwendet. In der ältesten Sammlung ikonographischer Grundtypen, dem Zuzōshō [Zuzōshō (jap.) 図像抄 ikonographisches Handbuch des Shingon-Buddhismus von Ejū 恵什, einem Mönch des Ninna-ji aus der späten Heian-Zeit, auf Befehl von Exkaiser Toba zusammengestellt; älteste erhaltene Kopien aus der Kamakura-Zeit (1193, Daigo-ji); enthält 142 Skizzen von buddhistischen Gottheiten; auch Jikkan-shō] aus der späten Heian-Zeit, ist eine solche Figur auch unter dem Namen Daikoku zu finden (s. Abb. oben). Und im Keiran shūyōshū [Keiran shūyōshū (jap.) 渓嵐拾葉集 wtl. „Gesammelte Blätter aus stürmischen Tälern“; enzyklopädische Textsammlung zu den Lehren des Tendai-Buddhismus, erstellt zwischen 1311 und 1348 vom Mönch Kōshū (1276–1350) auf Berg Hiei.] (1317), einer Schrift des mittelalterlichen Tendai Buddhismus, heißt es, dass Daikoku-ten eine Gottheit sei, die „das Fleisch und das Blut der Menschen frisst“.5

Dass gerade eine so grausame Gottheit wie Mahakala im esoterischen Buddhismus Bedeutung erlangte, entspricht einer paradoxen esoterischen Logik, die gerade in den schrecklichsten Gestalten einen Weg zur Erleuchtung sucht. Diese Logik war im übrigen nicht auf Mahakala allein beschränkt, sondern findet sich in allen möglichen Figuren des esoterischen Buddhismus, z.B. den „Mantra-Königen“ (myōō [myōō (jap.) 明王 wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja]). Die allgemeine historische Entwicklung dieser Ikonographie wird in meinem Essay über die Figur des Vajrapani [Vajrapāṇi (skt.) वज्रपाणि „Vajrahand“, Vajraträger (jap. Kongōshu 金剛手)] genauer besprochen. Wie wir aber im nächsten Abschnitt sehen werden, war dieser Typus wohl nicht die ursprüngliche Erscheinungsform des japanischen Daikoku.

Evolution der japanischen Daikoku-Ikonographie

Frühe Darstellungen als einheimische Gottheit

Betrachtet man die ältesten Daikoku-Figuren aus der späteren Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit, so findet man eher einfache Darstellungen, die sich nicht eindeutig als zornvolle Schutzgötter des Buddhismus identifizieren lassen. Sie wirken verhältnismäßig realistisch und tragen (noch?) nicht die paranormalen Attribute des Mahakala. Sie unterscheiden sich aber auch von anderen frühen Kami-Darstellungen, die den Hofadeligen des Altertums nachempfunden sind.

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Dies ist die angeblich älteste Darstellung des japanischen Daikoku aus einem Tendai-Tempel in der Umgebung von Saichōs Klosterberg Hiei. Die Rüstung und vor allem die langen Ohren offenbaren einen starken Einfluss der buddhistischen Ikonographie. Dennoch verleihen die Mütze und die gedrungene Statur diesem Daikoku eine gewisse Bodenständigkeit. Die Figur ist ein ichiboku-zukuri, d.h. sie ist aus einem einzigen Holzblock herausgearbeitet. Das Motiv einer Figur, die im sogenannten „halben Lotossitz“ auf einem Felsen sitzt, erinnert an  Kannon oder Benzai-ten, die dann jeweils auf ihrer eigenen Insel dargestellt sind. Im Falle Daikokus ist das Motiv jedoch äußerst selten und praktisch nur auf Tendai-Tempel beschränkt. (Iyanaga 2002, S. 300.)
Heian-Zeit. Shinbutsu imasu Ōmi.
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Darstellung des Daikoku.
Späte Heian-Zeit, 11.–12. Jh. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 131, S. 161.
Früheste Beispiele Daikokus (Heian-Zeit)

Die obigen Beispiele der Daikoku-Ikonographie stammen aus dem Umfeld des Tendai Buddhismus der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit. Die Abbildung oben links zeigt die angeblich älteste Darstellung des Daikoku aus dem Kongōrin-ji [Kongōrin-ji (jap.) 金剛輪寺 Tendai Tempel in der Präfektur Shiga, östl. des Biwa-Sees; laut Gründungslegende bereits in der Nara-Zeit von Gyōki gegründet, später vom Tendai-Mönch Ennin ausgebaut.], einem alten Tendai-Tempel an der Ostseite des Biwa [Biwa-ko (jap.) 琵琶湖 Biwa-See; größter Süßwassersee Japans mit 3174 km², in der Präfektur Shiga gelegen; sein Name rührt der Legende nach von seiner Form her, die einer biwa — einer japanischen Laute — gleicht] Sees. Die Rüstung und vor allem die langen Ohren offenbaren einen starken Einfluss der buddhistischen Ikonographie. Die Mütze und die gedrungene Statur vermitteln andererseits den Eindruck einer gewisse Bodenständigkeit und erinnern an den heutigen Daikoku. Der etwas jüngere Daikoku (re.) ist dagegen ungewöhnlich schlank, besitzt aber bereits eine ähnliche Tracht wie der spätere „klassische“ Daikoku. Man beachte auch den Sack, der noch heute auf fast allen Darstellungen ein Erkennungsmerkmal des Daikoku darstellt. Dieser stellt wohl eines der ältesten Attribute Daikokus dar.

Es ist möglich, dass auch diese Ikonographie buddhistischen Ursprungs ist, aber auf eine ältere Tradition als die des esoterischen Buddhismus zurückweist. Ein chinesischer Reisebericht aus dem 7. Jahrhundert, „Bericht über den Buddhismus aus den Meeren des Südens“ 6 des Mönchs Yijing [Yijing (chin.) 義浄 635–713; chin. Pilgermönch, Übersetzer und „Indologe“; jap. Gijō], berichtet, dass Daikoku-ten als Glücksgottheit in den buddhistischen Tempelküchen Indiens verehrt wurde. Er sei dort auf Stützpfeilern abgebildet und zwar als schwarzhäutige Figur mit einem Sack.7 Dieser Text galt zu seiner Zeit in China als wichtige „indologische“ Quelle. In Japan sind Kopien davon erhalten geblieben, die in der Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Zeit angefertigt wurden. Daikoku war demnach durch diesen Text schon früh in Japan bekannt, vielleicht geht sogar seine Verehrung auf diesen Text zurück. Verbindungen Daikokus zur Tempelküche sind jedenfalls auch in Japan nachweisbar.

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10 Daikoku, Berg Kōya
Darstellung des Daikoku.
Späte Kamakura-Zeit. Kōbō Daishi and the Sacred Treasures of Mount Kōya, 2003, Abb. 31.
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11 Daikoku des Saidai-ji, Nara
Im Inneren dieser Statue des befanden sich Miniaturstatuen von Daikoku und Benzai-ten, Sutrenfragmente und andere religiöse Gegenstände.
Werk von Zenshun (?). Kamakura-Zeit. Mihotoke no katachi (Ausstellungskatalog), Nara National Museum 2013, Abb. 67, S. 104.
Kamakura Zeit

Vorlage:Sidebox3 Der gemalte Daikoku (li.) aus der Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit (die älteste gemalte Version) erinnert nur durch ihre hervorquellenden Augen an die Wächtergottheiten des esoterischen Buddhismus, während sich in der Skulptur rechts bereits die humorvolle Ausstrahlung des späteren Glücksgottes andeutet. Beide Beispiele stammen aus dem Umfeld des Shingon [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan] Buddhismus. Die Figur rechts ist im Besitz des Saidai-ji [Saidai-ji (jap.) 西大寺 Buddhistischer Tempel in Nara, err. 765, Haupttempel der Shingon Risshū Schule] in Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō], wo ein besonderer Daikoku-Kult durch den berühmten Mönch Eizon [Eizon (jap.) 叡尊 1201–1290; Shingon-Mönch; Abt des Saidai-ji in Nara] (1201–1290) belegt ist. Ähnlich wie (der Legende nach) Saichō unterhielt auch Eizon gute Beziehungen zum erwähnten Miwa Schrein (südlich von Nara), wo die Gottheit Ōkuninushi verehrt wird.

Dass sowohl im Tendai als auch im Shingon Buddhismus reges Interesse an der Gottheit des Miwa Schreins bestand, lässt sich auch aus anderen historischen Zusammenhängen erschließen.8 Wie die Verbindung Ōkuninushis mit dem Küchengott Daikoku aber genau zustande kam, ist trotz der Homophonie ihrer Namen nicht leicht nachvollziehbar. Es scheint aber auf jeden Fall plausibel, dass die Bedeutung Daikokus ab dem Zeitpunkt, als er mit der wichtigen alten Gottheit Ōkuninushi identifiziert wurde, über seine Funktion als Wächter der Tempelküche hinaus ging. Möglicherweise erklärt dies auch die Tatsache, dass einer zunächst niederrangigen Gottheit wie Daikoku bereits in früher Zeit bildliche Denkmäler gesetzt wurden. Um aber zu einer wirklich bedeutenden Gestalt zu werden, waren in der Blütezeit des esoterischen Buddhismus zusätzliche Eigenschaften, wie sie der Namensvetter aus Indien bereit hielt, von Nöten.

Kombinationen

Die obigen esoterischen Darstellungen des Daikoku/Makakara als zornvolle Beschützergottheit sind in Japan sehr selten. Ihre Kenntnis war wohl immer auf eng begrenzte Mönchskreise beschränkt. Gleichzeitig scheinen die bäuerlichen, auf Nahrung und Wohlstand bezogenen Aspekte des Daikoku immer den Hauptstrang seiner Erscheinungsformen gebildet zu haben. Allerdings kam es zu zahlreichen Vermischungen beider Typen.

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12 Daikoku und Ebisu, 1551
Ebisu und Daikoku, in klassischer Ausführung. Kopie eines Bildes, das auf 1551 datiert ist.
Werk von Kanō Motonobu (Kopie) (1476–1559). 1551/19.Jh. Museum of Fine Art, Boston.
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13 Sanmen Daikoku (Hokusai, 1849)
Ähnlich wie der indische Mahakala kann auch Daikoku eine dreigesichtige Form annehmen. In den meisten Beispielen aus der Edo-Zeit verschmilzt er dabei mit Bishamon-ten (li) und Benzaiten (re). Frühere Beispiele dieses Typs tragen durchaus auch zornvolle, furchteinflößende Züge.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Bildquelle: Bibliothèque de l'Institut National d'Histoire de l'Art, Paris, (bildbearbeitet).

Die Abbildung oben links zeigt eine frühe Version des klassischen Glücksgottes Daikoku mit seinem Kollegen Ebisu [Ebisu (jap.) 恵比寿 Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“]. Die verspielte Darstellung der beiden Götter existierte also schon Ende des japanischen Mittelalters. Die Abbildung rechts stammt hingegen vom berühmten ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit]-Meister Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] aus der späten Edo-Zeit und beweist, dass die Formensprache des esoterischen Buddhismus damals noch durchaus präsent war. Ähnlich wie manche Formen des indischen Mahakala ist auch dieser Dakoku mit drei Gesichtern ausgestattet. Doch auch die heute geläufige Ikonographie der Glücksgötter ist mit im Spiel: Bei genauem Hinsehen erkennt man in einem der Gesichter den Glücksgott Bishamon-ten [Bishamon-ten (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana] (li.) im anderen Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten] (re). Dies ist nicht etwa eine Erfindung Hokusais, sondern entspricht dem gängigen Schema des „Daikoku mit drei Gesichtern“ (Sanmen Daikoku [Sanmen Daikoku (jap.) 三面大黒 Daikoku mit drei Gesichtern bzw. Köpfen. Vom esoterischen Buddhismus beeinflusste Variante der Daikoku-Ikonographie.]), wie die folgenden Statuen zeigen:

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14
Dreiköpfiger Daikoku mit den Zusatzgesichtern von Bishamon-ten und Benzaiten.
Edo-Zeit. Bernhard Scheid, 2007.
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Daikoku mit drei Köpfen und sechs Armen, mit Glückshammer und anderen Gegenständen, auf Reisballen stehend. Die beiden seitlichen Köpfe repräsentieren Benzaiten und Bishamon-ten. Der Legende nach soll dieser Sanmen Daikoku von Tokugawa Ieyasu in Auftrag gegeben worden sein. Er hatte nämlich erfahren, dass sein Konkurrent, Toyotomi Hideyoshi, stets einen solchen Daikoku als persönlichen Schutzgott mit sich führte, und wollte es ihm gleich tun.
16. Jh. UTY, 2020.
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16
Abbildung des Daikoku, der Legende nach von Kūkai geschnitzt, wahrscheinlich jedoch aus der Edo-Zeit. Der Tempel Eishin-ji befindet sich im Norden des Ueno Parks, wo im 19. Jahrhundert die ersten Rundgänge zu Schreinen der Sieben Glücksgötter angelegt wurden. Heute ist er Teil der Shitaya-Fukujin-Route, wo Wallfahrtsorte der Glücksgötter auf ca. 3km aufgefädelt sind. Die Route entstand 1975.
Wahrscheinlich Edo-Zeit. Bildquelle: NaoMa, J-Blog (bildbearbeitet).
Dreiköpfige Daikoku-Statuen der Edo-Zeit

Viele dreigesichtige Daikoku-Statuen stammen aus der Zeit der Reichseinigung um 1600. Insbesondere der Kriegsherr Toyotomi Hideyoshi [Toyotomi Hideyoshi (jap.) 豊臣秀吉 1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)] soll stets einen kleinen Sanmen Daikoku als persönlichen Schutzgott mit sich geführt haben.9 Auch ein geläufiger Beiname Daikokus, Shusse Daikoku [Shusse Daikoku (jap.) 出世大黒 wtl. „Karriere“-Daikoku; geläufiger Beinamen des Glücksgottes Daikoku], wtl. Karriere- oder Erfolgs-Daikoku, soll von Hideyoshi stammen, da er meinte Daikoku seine Erfolge zu verdanken.10 Auch wenn derartige Legenden nicht über jeden Zweifel erhaben sind, legen sie nahe, dass der dreigesichtige Daikoku unter den Kriegsherrn des späten Mittelalters besondre Verehrung genoss, vielleicht genau wegen seiner Anreicherung mit esoterisch-buddhistischen Elementen.

Modernisierung

In der folgenden Edo-Zeit ging die Bedeutung des esoterischen Buddhismus insgesamt zurück, doch behielt Daikoku die esoterischen Attribute seines indischen Verwandten Mahakala noch lange — besonders die schwarze Haut und die drei Gesichter. Mit seiner steigenden Popularität in der Edo-Zeit verlor er schließlich fast alle furchteinflößenden Züge, seine Haut verblasste und seine multiplen Köpfe und Arme bildeten sich zurück. Doch der gedrungene, zwergenhafte Körper (den Daikoku im übrigen auch an andere Glücksgötter vererbt hat) ist geblieben und er führt noch immer eine magische Waffe mit sich: den Hammer (in frühen Darstellungen eher ein Stab oder ein Schwert).

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17 Daikoku,Tsurumitake
Daikoku, leicht beschneit, auf einer der höchstgelegenen Fukujin-Routen Japans, auf dem Berg Tsurumitake in der Provinz Ōita, ca. 1300m. Die Gegend ist insgesamt berühmt für ihre religiösen Steinstatuen (sekibutsu).
Blown in the wind, 2014.
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18 Daikoku, Kanda Schrein
Rezente Skulptur des Daikoku auf dem Gelände des Kanda Schreins.
20. Jh. Bildquelle: Ikeada Katsumi, 2014, über Internet Archive.
Daikoku in modernem Gewand
Daikoku edo yamaguchi.jpg
19 Netsuke
Figur des Daikoku, die als netsuke 根付 verwendet wurde. Ein netsuke stellt ein Gegengewicht zu verschiedenen sagemono („hängendes Behältnis“) dar, die am Gürtel (obi) des traditionellen Kimonos getragen werden.
Werk von Miwa Zenraku. Edo-Zeit, um 1800. MCJP.
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20 Tonfigur
Daikoku, wie er als einer der sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin) in modernen Souvenierläden zu finden ist.
20. Jh. Bildquelle: unbekannt.
Daikoku als Ziergegenstand

Mahakala scheint somit im historischen Rückblick als eine Art Katalysator gewirkt zu haben, damit aus dem Gott der Tempelküche ein allgemein bekannter und populärer Glücksgott werden konnte. Erst durch diese Verbindung wurde Daikoku mit den nötigen Kräften ausgestattet, um als Anführer der Sieben Glücksgötter beinahe jeden Wunsch nach einem guten, materiell abgesicherten Leben erfüllen zu können. Diese Entwicklung fällt mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft in Japan zusammen, die Daikoku bald als besonderen Schutzgott für sich entdeckte.

Daikokus Tiergefährte, die Maus

Vieles an der Figur des Daikoku bleibt nach wie vor rätselhaft. Woher rührt beispielsweise die Tatsache, dass Daikoku stets von Mäusen begleitet wird?

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21 Daikoku veranstaltet ein Wagenrennen mit Mäusen
Auch ein weiteres Attribut des Daikoku ist dargestellt, der Rettich (daikon), der hier als Wagen dient.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Meiji-Zeit. National Museums for Asian Art, Freer Gallery of Art.
Auch ein weiteres Attribut Daikokus ist dargestellt, der Rettich (Daikon), der hier als Wagen dient.
Neujahrsbild von Kawanabe Kyōsai, 19. Jh.

Die Maus dient Daikoku heute ganz „offiziell“ als Tiergefährte, sie hat aber auch einen Bezug zu Ōkuninushi, der, wie wir gesehen haben, oft mit Daikoku identifiziert wurde. Im Kojiki [Kojiki (jap.) 古事記 „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)] wird erzählt, dass dieser Gott von seinem Vater (bzw. Ahnherren) Susanoo [Susanoo (jap.) 須佐之男/素戔男 mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu] verstoßen wurde und es erst nach zahlreichen Prüfungen und Abenteuern schaffte, das Erbe Susanoos anzutreten. Eines dieser Abenteuer bestand darin, dass Ōkuninushi einem Steppenbrand entkommen musste, den sein Vater gelegt hatte. Inmitten der Flammen erschien eine Maus und zeigte Ōkuninushi ein Erdloch, in das er sich verkroch und überlebte.11

Am sogenannten „Philosophenweg“ im Osten Kyōtos befindet sich ein alter Schrein namens Ōtoyo Jinja [Ōtoyo Jinja (jap.) 大豊神社 Schrein am „Philosophenweg“ im Osten Kyotos; den mythologischen Gottheiten Sukunabikona und Ōkuninushi geweiht; bekannt für seine Mauswächter], der für seine zahlreichen Tierwächter bekannt ist. Zu diesen zählen auch zwei Mäuse. Sie bewachen jedoch keinen Daikoku-Schrein, sondern einen Zweigschrein, der dem Ōkuninushi geweiht ist.

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Der Ōtoyo Jinja ist ein kleiner, aber recht bekannter Schrein (hokora) am „Philosophenweg“ in Kyōto. Er wird von Mäusen bewacht.
Bernhard Scheid, Flickr 2016.
Otoyo komanezumi1.jpg
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Maus mit Wunschjuwel (nyoi no tama) als Botentier des Daikoku.
Craig Fryer, 2007.
Otoyo komanezumi2.jpg
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Maus als Botentier des Daikoku.
Craig Fryer, 2007.
Ōkuninushi Schrein in Kyoto, bewacht von zwei Mäusen

Ist nun Daikokus Maus ein Hinweis auf seine Verwandtschaft mit Ōkuninushi? Oder erklärt sich ihre Bedeutung doch eher aus Daikokus Funktion in der Tempelküche: Etwa, dass eine Gottheit, die die Nahrung schützt, einen Einfluss auf Mäuse haben muss, die die Nahrung vernichten? Oder ist die Maus auf den verschlungenen Wegen des Mahakala an die Seite Daikokus gelangt? Einen möglichen Aufschluss darüber gibt die Geschichte eines anderen Glücksgottes: Bishamon-ten.

Daikoku und das Geld

Um das Jahr 1600 wurden in Ise [Ise (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū], genauer in der Stadt Yamada [Yamada (jap.) 山田 Ehemals Stadt vor dem Äußeren Schrein von Ise (Gekū), heute Teil der Stadt Ise.], zum ersten Mal Zettel hergestellt, die den fahrenden Priester-Händlern der Ise Schreine (oshi [oshi (jap.) 御師 auch onshi; fahrende Priester aus Ise in der Muromachi- und Edo-Zeit, die Gläubige im ganzen Land mit Ise-Devotionalien versorgten und sie zu Pilgerfahrten nach Ise animierten]) ermöglichten, Kleingeld aus Papier statt hochwertiges Münzgeld für ihre Geschäfte mit Pilgern und Laienanhängern der Ise Schreine einzusetzen. Diese Yamada-Scheine (yamada hagaki [yamada hagaki (jap.) 山田羽書 früheste Form des japanischen Papiergelds, entstanden um 1600 in Yamada, Ise]) gelten als Japans älteste und weltweit — nach China — zweitälteste Form von Papiergeld. Die Praxis wurde bald von einzelnen Händlern und Lokalfürsten aufgenommen und führte zu einem Verfall der Metall-basierten Währung, die im Zuge der Reichseinigung im späten 16. Jahrhundert eben erst standardisiert worden war. Dies veranlasste die Zentralregierung, Papiergeld zu verbieten oder zumindest lokal zu beschränken. So kam es zu den sogenannten „Daimyats-Scheinen” (hansatsu [hansatsu (jap.) 藩札 lokales Papiergeld der Edo-Zeit, zumeist auf einzelne Daimyate (han) beschränkt]), Papiergeld, dessen Gültigkeit auf bestimmte Daimyate beschänkt war.12

Yamada Hagaki.jpg
25
Ältester bekannter Geldschein Japans, yamada hagaki, gedruckt um 1600 in Yamada, Ise, im Wert von 5 bun. Am Kopf des Blattes ist undeutlich die Figur des Glücksgottes Daikoku zu erkennen.
Edo-Zeit, 1600. Wikimedia Commons.
Hansatsu daikoku.jpg
26
Lokale Papierwährung (hansatsu) im Wert von 10 monme Silber aus dem Daimyat Toyooka, Provinz Tajima (heute Hyōgo-ken), mit Daikoku und dem Schatzschiff (takarabune) der Sieben Glücksgötter, sowie mit Drachenmotiven.
The British Museum.
Hansatsu daikoku yamato.jpg
27
Lokale Papierwährung (hansatsu) im Wert von 1 monme Silber aus der Provinz Yamato (heute Nara-ken), mit Daikoku-Motiv.
1830. Zeno, Oriental Coins Database.
Daikoku auf Papiergeld aus der Edo-Zeit

Bemerkenswert ist dabei erstens, dass die ersten japanischen Geldscheine einem religiösen Kontext entstammen. Das ist vielleicht nicht ganz so verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Ise-Priester auch Talismane aus Papier, o-fuda [o-fuda (jap.) お札 Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;], in Umlauf brachten, die ihre Gottheiten repräsentierten. Die Gläubigen waren also daran gewöhnt, Papier aus Ise einen höheren Wert zuzuerkennen. Zweitens fällt auf, dass Papiergeld aus Ise eben nicht mit Symbolen der Ise-Gottheiten, sondern mit einem Abbild des Daikoku oder anderer Glücksgötter versehen waren.

Zur gleichen Zeit (ab 1601) begann die neue Tokugawa-Regierung das damals gebräuchliche Silbergeld zu standardisieren und richtete dafür in den großen Städten Silbergilden (ginza [ginza (jap.) 銀座 „Silbergilde“; in der Edo-Zeit Amt für die Silberwährung; heute Stadtteil in Tōkyō]) unter staatlicher Aufsicht ein. Der Leiter der Silberkontrolleure wurde von Tokugawa Ieyasu [Tokugawa Ieyasu (jap.) 徳川家康 1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger] mit dem Namen Daikoku Jōze [Daikoku Jōze (jap.) 大黒常是 traditioneller Ehrenname des Oberhaupts der Silberkontrolleure innerhalb der „Silbergilde“ (ginza), die für die Silberwährung der Edo-Zeit zuständig war] versehen, erhielt also Daikoku als eine Art Familiennamen. Kleinere Münzen, die als „Bohnensilber“ (mameita-gin [mameita-gin (jap.) 豆板銀 Silberwährung der Edo-Zeit]) bekannt waren, wurden als Zeichen ihrer Echtheit ebenfalls mit Emblemen des Daikoku bedruckt.

Mameitagin.jpg
28 Bohnen-Silber mit Daikoku
Silbermünze (mameita-gin) der Edo-Zeit mit einem Emblem des Glücksgottes Daikoku.
1706–1710. NumisBids.

Geld wurde auf diese Weise in einem ganz wörtlichen Sinn als natürliches Medium des Glücksgottes „begriffen“. Dieses Merkmal blieb auch in den späteren hansatsu erhalten, selbst wenn mitunter andere Glücksgötter die Geldscheine zierten. Möglicherweise eigneten sich die Shichi Fukujin [Shichi Fukujin (jap.) 七福神 Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft] für monetäre Angelegenheiten besser als die höchsten Gottheiten, da man es letzteren nicht zumuten wollte, auf Münzen und Geldscheinen „begrapscht“ zu werden. Ähnliche Vorbehalte begründen auch, warum bislang noch nie ein Tennō auf japanischem Geld zu sehen war. Umgekehrt könnte man aber auch sagen, dass die beginnende Geldwirtschaft das window of opportunity darstellte, damit sich Daikoku und mit ihm die anderen Glücksgötter — die sich erst in dieser Zeit zu einem fixen Septett formierten — landesweit und in allen sozialen Schichten als bekannte Größen etablierten.

Daikoku 1en.jpg
29 Daikoku Geldschein, 1885
Einer der ersten modernen Geldscheine Japans zeigt den Glücksgott Daikoku auf zwei Reisballen, mit Sack, Hammer und Mäusen. Der italienische Graveur Edoardo Chiossone entwarf auch andere Geldscheine und offizielle Dokumente für die junge japanische Meiji-Regierung. Chiossones erster Entwurf, der ab 1877 gedruckt wurde, zeigte Daikokus „Kollegen“ Ebisu, unter anderem Gott der Händler. Der Entwurf von 1885 folgte auf eine Währungsreform zwischen 1881 und 1885, nachdem das neue Papiergeld zu einer Inflation geführt hatte. Der Rückgriff auf Daikoku als Gott de Reichtums sollte das Vertrauen in die neuen Geldscheine stärken (Failla 2006, S. 201).
Werk von Edoardo Chiossone (1833–1898). Meiji-Zeit, ab 1885. Bildquelle: Kin/Gendai Nihon no Okane.

Die beginnende Modernisierung Japans in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts tat der gängigen Assoziation Daikokus mit finanziellem Wohlstand keinen Abbruch, im Gegenteil: Nachdem Anfang der Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit endlich auch die Zentralregierung Geldscheine (nach westlichem Muster) drucken ließ, zierte zunächst ein Bild des Ebisu [Ebisu (jap.) 恵比寿 Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“] die Ein-Yen-Note (1877), welche aber bald durch ein Abbild Daikokus abgelöst wurde (1885). In beiden Fällen stammte das Design vom italienischen Graveur Edoardo Chiossone [Chiossone, Edoardo (west.) 1833–1898; italienischer Graphiker und Drucker, der ab 1872 bis zu seinem Tod in Japan tätig war], doch hielt auch er sich streng an die in der Edo-Zeit kanonisierte Glücksgötter-Ikonographie.

Als man bald nach Einführung der Daikoku-Banknoten das Jahr der Ratte/Maus feierte (1888), schuf Kawanabe Kyōsai [Kawanabe Kyōsai (jap.) 河鍋暁斎 1831–1889; Künstler und Karikaturist Ende Edo-, Anfang Meiji-Zeit] ein Kalenderbild, auf dem Daikoku als riesenhafter Koloss unter den anderen Glücksgöttern auftritt. Er verteilt dabei mit Hilfe der Glücksgöttin Otafuku [Otafuku (jap.) お多福 komödiantische weibliche Glücksgottheit, wtl. „Großes Glück“; auch Oto-goze, Okame; andere Schreibungen 阿多福] allerhand Schätze. Mäuse (eigentlich die Botentiere Daikokus) versuchen vergeblich, Daikoku in einem Tauziehen auf ihre Seite zu bringen, während die anderen Glücksgötter lediglich als unbedeutende Randfiguren auftreten. Die Figur selbst soll dem Daikoku auf den neuen Geldscheinen nachempfunden sein und enthält einen satirischen Kommentar auf Versuche, die Wirtschaft mit diesem Geld anzukurbeln.13 Vorlage:WmaxX

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Kala auf Sanskrit kann sowohl „schwarz“ als „Zeit“ heißen und es besteht Uneinigkeit, ob der Name nicht eigentlich „Groß-Zeit“ bedeutet. Fest steht, dass man sich in Ostasien bei der Übersetzung aus dem Sanskrit für „Groß-Schwarz“ entschied.
  2. Iyanaga 2002, S. 547–48.
  3. Im speziellen handelt es sich um sogenannte Yakshas oder Rakshas. Himalayan Art erklärt dazu: „Mahakala is a category of Tantric Buddhist deity. His primary function is as a protector (Dharmapala) and specifically the primary Wisdom Protector of Himalayan and Tibetan Buddhism. There are dozens of different variations and forms of Mahakala. He is typically in wrathful appearance following the Indian model of a Raksha demon. In most occurrences and uses of Mahakala, he is paired with a meditational deity [...]. In most cases Mahakala is an emanation, or wrathful aspect, of the principal meditational deity that he is associated with.“ (Mahakala Main Page, Himalayan Art [2011/4]) Rakshas oder Rakshasas sind in den ältesten indischen Texten, den Veden, menschenfressende Dämonen, die in den komplizierten Kämpfen innerhalb des indischen Pantheons einen Teil des Fußvolks darstellen. Sie werden oft in einem Atemzug mit den Yakshas genannt, die ebenfalls eine niedere kriegerische Kaste darstellen (beide sollen aus Brahmas Fuß entstanden sein). Schon in den Veden werden Rakshas mitunter „zum Guten“ bekehrt und bewähren sich dann als tüchtige Kämpfer. Sie werden auch als ehemalige indische Lokalgottheiten interpretiert. Beide Dämonenrassen können auch weiblich sein. Der japanische Buddhismus kennt die Rakshas unter der Bezeichnung rasetsu, eine Frühform der japanischen oni. Yakshas kommen im Buddhismus besser weg: Als ihr oberster Chef gilt Bishamon-ten, der Wächter des Nordens.
  4. Übersetzt nach Himalayan Art [2011/4]
  5. Yamamoto 1998, S. 126
  6. Nanhai jigui nefachuan 南海寄帰内法伝, jap. Naikai kiki naihōden
  7. Iwai Hiroshi, Daikokuten (Encyclopedia of Shinto).
  8. Mönche beider Richtungen trugen entscheidend zur Entstehung des sogenannten Miwa-ryū Shintō bei. Es handelt sich dabei um eine nach Modellen des esoterischen Buddhismus geformte Shintō-Schule, die in gewissen elitären Zirkeln des Mittelalters und der frühen Neuzeit kursierte.
  9. Der Tempel Entoku-in, ein Zweigtempel des Kōdai-ji [Kōdai-ji (jap.) 高台寺 Tempel der Rinzai-Schule des Zen Buddhismus in Kyōto, 1606 errichtet] in Kyōto, der von Hideyoshis Witwe gestiftet wurde, ist stolzer Besitzer eines derartigen Daikoku von Hideyoshi (http://www.kodaiji.com/entoku-in/daikoku.html).
  10. Shusse suru (wtl. „in die Welt treten“) ist heute im Sinne von „aufsteigen“, „Karriere machen“ gebräuchlich. Ursprünglich bezog sich der Ausruck aber auf das In-die-Welt-treten eines Buddhas. Somit könnte Shusse Daikoku ursprünglich die Gestalt bedeutet haben, die Daikoku in der sichtbaren Welt annimmt (im Unterschied zu seiner eigentlichen Buddhagestalt).
  11. Siehe dazu auch meinen Essay Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter.
  12. The History of Japanese Currency (Currency Museum, Bank of Japan).
  13. Failla 2006.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Donatella Failla, „The God of Wealth in Western Garb: Kawanabe Kyōsai's Portrait of Edoardo Chiossone as Daikokuten“. Monumenta Nipponica 61/2 (2006), 193–218.
Iyanaga Nobumi, Daikoku-ten hensō. Tokyo: Hōzōkan, 2002. (Online.) [Engl. Titel: Variations on the Theme of Mahākāla.]
Yamamoto Hiroko, Ishin: Chūsei Nihon no mikkyōteki sekai [Seltsame Götter: Die esoterische Welt des japanischen Mittelalters]. Tokyo: Heibonsha, 1998.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Daikoku kojimadera.jpg
    Relativ frühes Beispiel eines „typischen“ Daikoku mit Sack und Glückshammer, Barrett und den für die meisten Glücksgötter typischen riesigen Ohrläppchen. Die Statue befindet sich im Kojima-dera, einem sehr alten Tempel der Shingon-shū.
    Muromachi Zeit. teravist.
  2. ^ 
    Daikoku kiyomizu.jpg
    Statue eines schwarzhäutigen Daikoku auf zwei Reisballen im Kiyomizu-dera. Leider wurde dieser sog. shusse daikoku mittlerweile ziemlich lieblos restauriert und verströmt nicht mehr die gleiche geheimnisvolle Aura wie auf diesem Bild.
    Muromachi-Zeit?. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung).
  3. ^ 
    Daikoku zushi.jpg
    Daikoku mit schwarzer Haut als privater Verehrungsgegenstand in einem Miniaturschrein (zushi).
    19. Jh. Trocadero.
  4. ^ 
    Okuninushi hokusai.jpg
    Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
    Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
  5. ^ 
    Mahakala tibet.jpg
    Darstellung des Mahakala.
    Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
  6. ^ 
    Daikoku tenshin.jpg
    Abbildung des Daikoku aus einer Kopie des Jikkan-shō (auch Zuzōshō), dem ältesten Kompendium der buddhistischen Ikonographie Japans aus 1139.
    Edo-Zeit, 1702. Ryūkoku University Library, Kyoto.
  7. ^ 
    Makakara daikoku.jpg
    Makakara (oder auch Daikoku, skt. Mahakala) hier als zentrale Figur eines ihm gewidmeten Mandala (Makakara mandara). Die Abbildung entstammt dem Titelblatt eines Buches zu diesem Thema.
    Edo-Zeit. Yamamoto Hiroko, Ishin. Chūsei Nihon no mikkyōteki sekai („Seltsame Götter: Die esoterische Welt des japanischen Mittelalters“), Titelblatt.
  8. ^ 
    Daikoku kongorinji.jpg
    Dies ist die angeblich älteste Darstellung des japanischen Daikoku aus einem Tendai-Tempel in der Umgebung von Saichōs Klosterberg Hiei. Die Rüstung und vor allem die langen Ohren offenbaren einen starken Einfluss der buddhistischen Ikonographie. Dennoch verleihen die Mütze und die gedrungene Statur diesem Daikoku eine gewisse Bodenständigkeit. Die Figur ist ein ichiboku-zukuri, d.h. sie ist aus einem einzigen Holzblock herausgearbeitet.

    Das Motiv einer Figur, die im sogenannten „halben Lotossitz“ auf einem Felsen sitzt, erinnert an  Kannon oder Benzai-ten, die dann jeweils auf ihrer eigenen Insel dargestellt sind. Im Falle Daikokus ist das Motiv jedoch äußerst selten und praktisch nur auf Tendai-Tempel beschränkt. (Iyanaga 2002, S. 300.)
    Heian-Zeit. Shinbutsu imasu Ōmi.

  9. ^ 
    Daikoku kanzeonji.jpg
    Darstellung des Daikoku.
    Späte Heian-Zeit, 11.–12. Jh. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 131, S. 161.
  10. ^ 
    Daikoku koya.jpg
    Darstellung des Daikoku.
    Späte Kamakura-Zeit. Kōbō Daishi and the Sacred Treasures of Mount Kōya, 2003, Abb. 31.
  11. ^ 
    Daikoku saidaiji2.jpg
    Im Inneren dieser Statue des befanden sich Miniaturstatuen von Daikoku und Benzai-ten, Sutrenfragmente und andere religiöse Gegenstände.
    Werk von Zenshun (?). Kamakura-Zeit. Mihotoke no katachi (Ausstellungskatalog), Nara National Museum 2013, Abb. 67, S. 104.
  12. ^ 
    Daikoku ebisu 1551.jpg
    Ebisu und Daikoku, in klassischer Ausführung. Kopie eines Bildes, das auf 1551 datiert ist.
    Werk von Kanō Motonobu (Kopie) (1476–1559). 1551/19.Jh. Museum of Fine Art, Boston.
  13. ^ 
    Sanmendaikoku hokusai.jpg
    Ähnlich wie der indische Mahakala kann auch Daikoku eine dreigesichtige Form annehmen. In den meisten Beispielen aus der Edo-Zeit verschmilzt er dabei mit Bishamon-ten (li) und Benzaiten (re). Frühere Beispiele dieses Typs tragen durchaus auch zornvolle, furchteinflößende Züge.
    Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Bildquelle: Bibliothèque de l'Institut National d'Histoire de l'Art, Paris, (bildbearbeitet).
  14. ^ 
    Daikoku motoyama.jpg
    Dreiköpfiger Daikoku mit den Zusatzgesichtern von Bishamon-ten und Benzaiten.
    Edo-Zeit. Bernhard Scheid, 2007.
  15. ^ 
    Sanmen daikoku taizokyoji.jpg
    Daikoku mit drei Köpfen und sechs Armen, mit Glückshammer und anderen Gegenständen, auf Reisballen stehend. Die beiden seitlichen Köpfe repräsentieren Benzaiten und Bishamon-ten. Der Legende nach soll dieser Sanmen Daikoku von Tokugawa Ieyasu in Auftrag gegeben worden sein. Er hatte nämlich erfahren, dass sein Konkurrent, Toyotomi Hideyoshi, stets einen solchen Daikoku als persönlichen Schutzgott mit sich führte, und wollte es ihm gleich tun.
    16. Jh. UTY, 2020.
  1. ^ 
    Sanmendaikoku eishinji.jpg
    Abbildung des Daikoku, der Legende nach von Kūkai geschnitzt, wahrscheinlich jedoch aus der Edo-Zeit. Der Tempel Eishin-ji befindet sich im Norden des Ueno Parks, wo im 19. Jahrhundert die ersten Rundgänge zu Schreinen der Sieben Glücksgötter angelegt wurden. Heute ist er Teil der Shitaya-Fukujin-Route, wo Wallfahrtsorte der Glücksgötter auf ca. 3km aufgefädelt sind. Die Route entstand 1975.
    Wahrscheinlich Edo-Zeit. Bildquelle: NaoMa, J-Blog (bildbearbeitet).
  2. ^ 
    Daikoku tsurumitake.jpg
    Daikoku, leicht beschneit, auf einer der höchstgelegenen Fukujin-Routen Japans, auf dem Berg Tsurumitake in der Provinz Ōita, ca. 1300m. Die Gegend ist insgesamt berühmt für ihre religiösen Steinstatuen (sekibutsu).
    Blown in the wind, 2014.
  3. ^ 
    Kanda daikoku.jpg
    Rezente Skulptur des Daikoku auf dem Gelände des Kanda Schreins.
    20. Jh. Bildquelle: Ikeada Katsumi, 2014, über Internet Archive.
  4. ^ 
    Daikoku edo yamaguchi.jpg
    Figur des Daikoku, die als netsuke 根付 verwendet wurde. Ein netsuke stellt ein Gegengewicht zu verschiedenen sagemono („hängendes Behältnis“) dar, die am Gürtel (obi) des traditionellen Kimonos getragen werden.
    Werk von Miwa Zenraku. Edo-Zeit, um 1800. MCJP.
  5. ^ 
    Daikoku neu.jpg
    Daikoku, wie er als einer der sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin) in modernen Souvenierläden zu finden ist.
    20. Jh. Bildquelle: unbekannt.
  6. ^ 
    Daikoku kyosai.jpg
    Auch ein weiteres Attribut des Daikoku ist dargestellt, der Rettich (daikon), der hier als Wagen dient.
    Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Meiji-Zeit. National Museums for Asian Art, Freer Gallery of Art.
  7. ^ 
    Otoyo shrine.jpg
    Der Ōtoyo Jinja ist ein kleiner, aber recht bekannter Schrein (hokora) am „Philosophenweg“ in Kyōto. Er wird von Mäusen bewacht.
    Bernhard Scheid, Flickr 2016.
  8. ^ 
    Otoyo komanezumi1.jpg
    Maus mit Wunschjuwel (nyoi no tama) als Botentier des Daikoku.
    Craig Fryer, 2007.
  9. ^ 
    Otoyo komanezumi2.jpg
    Maus als Botentier des Daikoku.
    Craig Fryer, 2007.
  10. ^ 
    Yamada Hagaki.jpg
    Ältester bekannter Geldschein Japans, yamada hagaki, gedruckt um 1600 in Yamada, Ise, im Wert von 5 bun. Am Kopf des Blattes ist undeutlich die Figur des Glücksgottes Daikoku zu erkennen.
    Edo-Zeit, 1600. Wikimedia Commons.
  11. ^ 
    Hansatsu daikoku.jpg
    Lokale Papierwährung (hansatsu) im Wert von 10 monme Silber aus dem Daimyat Toyooka, Provinz Tajima (heute Hyōgo-ken), mit Daikoku und dem Schatzschiff (takarabune) der Sieben Glücksgötter, sowie mit Drachenmotiven.
    The British Museum.
  12. ^ 
    Hansatsu daikoku yamato.jpg
    Lokale Papierwährung (hansatsu) im Wert von 1 monme Silber aus der Provinz Yamato (heute Nara-ken), mit Daikoku-Motiv.
    1830. Zeno, Oriental Coins Database.
  13. ^ 
    Mameitagin.jpg
    Silbermünze (mameita-gin) der Edo-Zeit mit einem Emblem des Glücksgottes Daikoku.
    1706–1710. NumisBids.
  14. ^ 
    Daikoku 1en.jpg
    Einer der ersten modernen Geldscheine Japans zeigt den Glücksgott Daikoku auf zwei Reisballen, mit Sack, Hammer und Mäusen. Der italienische Graveur Edoardo Chiossone entwarf auch andere Geldscheine und offizielle Dokumente für die junge japanische Meiji-Regierung. Chiossones erster Entwurf, der ab 1877 gedruckt wurde, zeigte Daikokus „Kollegen“ Ebisu, unter anderem Gott der Händler. Der Entwurf von 1885 folgte auf eine Währungsreform zwischen 1881 und 1885, nachdem das neue Papiergeld zu einer Inflation geführt hatte. Der Rückgriff auf Daikoku als Gott de Reichtums sollte das Vertrauen in die neuen Geldscheine stärken (Failla 2006, S. 201).
    Werk von Edoardo Chiossone (1833–1898). Meiji-Zeit, ab 1885. Bildquelle: Kin/Gendai Nihon no Okane.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
  • Bishamon-ten 毘沙門天 ^ Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana
  • Biwa-ko 琵琶湖 ^ Biwa-See; größter Süßwassersee Japans mit 3174 km², in der Präfektur Shiga gelegen; sein Name rührt der Legende nach von seiner Form her, die einer biwa — einer japanischen Laute — gleicht
  • Chiossone, Edoardo (west.) ^ 1833–1898; italienischer Graphiker und Drucker, der ab 1872 bis zu seinem Tod in Japan tätig war
  • Daikoku 大黒 ^ Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikokuten
  • Daikoku Jōze 大黒常是 ^ traditioneller Ehrenname des Oberhaupts der Silberkontrolleure innerhalb der „Silbergilde“ (ginza), die für die Silberwährung der Edo-Zeit zuständig war
  • Daikoku-ten 大黒天 ^ voller, buddhistischer Name des Glücksgottes Daikoku (skt. Mahakala)
  • deva (skt.) देव ^ „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)
  • Ebisu 恵比寿 ^ Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Eizon 叡尊 ^ 1201–1290; Shingon-Mönch; Abt des Saidai-ji in Nara
  • ginza 銀座 ^ „Silbergilde“; in der Edo-Zeit Amt für die Silberwährung; heute Stadtteil in Tōkyō
  • hansatsu 藩札 ^ lokales Papiergeld der Edo-Zeit, zumeist auf einzelne Daimyate (han) beschränkt
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Ise 伊勢 ^ vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • Katsushika Hokusai 葛飾北斎 ^ 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • Kawanabe Kyōsai 河鍋暁斎 ^ 1831–1889; Künstler und Karikaturist Ende Edo-, Anfang Meiji-Zeit
  • Keiran shūyōshū 渓嵐拾葉集 ^ wtl. „Gesammelte Blätter aus stürmischen Tälern“; enzyklopädische Textsammlung zu den Lehren des Tendai-Buddhismus, erstellt zwischen 1311 und 1348 vom Mönch Kōshū (1276–1350) auf Berg Hiei.
  • Kojiki 古事記 ^ „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
  • Kongōrin-ji 金剛輪寺 ^ Tendai Tempel in der Präfektur Shiga, östl. des Biwa-Sees; laut Gründungslegende bereits in der Nara-Zeit von Gyōki gegründet, später vom Tendai-Mönch Ennin ausgebaut.
  • Kōdai-ji 高台寺 ^ Tempel der Rinzai-Schule des Zen Buddhismus in Kyōto, 1606 errichtet
  • Mahākāla (skt.) महाकाल ^ „Großer Schwarzer“, esoterische Gottheit (jap. Makakara 摩訶迦羅 oder Daikoku 大黒)
  • Makakara 摩訶迦羅 ^ skt. Mahakala, „Großer Schwarzer“; alternativer Name des Glücksgotts Daikoku
  • mameita-gin 豆板銀 ^ Silberwährung der Edo-Zeit
  • Meiji 明治 ^ posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt
  • Miwa Jinja 三輪神社 ^ Miwa (auch Ōmiwa) Schrein, nahe Nara
  • Muromachi 室町 ^ Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)
  • myōō 明王 ^ wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • o-fuda お札 ^ Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;
  • Ōkuninushi 大国主 ^ mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes
  • Ōtoyo Jinja 大豊神社 ^ Schrein am „Philosophenweg“ im Osten Kyotos; den mythologischen Gottheiten Sukunabikona und Ōkuninushi geweiht; bekannt für seine Mauswächter
  • oshi 御師 ^ auch onshi; fahrende Priester aus Ise in der Muromachi- und Edo-Zeit, die Gläubige im ganzen Land mit Ise-Devotionalien versorgten und sie zu Pilgerfahrten nach Ise animierten
  • Otafuku お多福 ^ komödiantische weibliche Glücksgottheit, wtl. „Großes Glück“; auch Oto-goze, Okame; andere Schreibungen 阿多福
  • Saichō 最澄 ^ 767–822; Gründer des Tendai-Buddhismus; auch bekannt als Dengyō Daishi
  • Saidai-ji 西大寺 ^ Buddhistischer Tempel in Nara, err. 765, Haupttempel der Shingon Risshū Schule
  • Sanmen Daikoku 三面大黒 ^ Daikoku mit drei Gesichtern bzw. Köpfen. Vom esoterischen Buddhismus beeinflusste Variante der Daikoku-Ikonographie.
  • Shichi Fukujin 七福神 ^ Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft
  • Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
  • Shusse Daikoku 出世大黒 ^ wtl. „Karriere“-Daikoku; geläufiger Beinamen des Glücksgottes Daikoku
  • Susanoo 須佐之男/素戔男 ^ mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
  • tantra (skt.) तन्त्र ^ „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)
  • -ten^ wtl. Himmel; Göttertitel für eine eine aus Indien übernommene Gottheit (skt. deva)
  • Tendai-shū 天台宗 ^ Tendai-Schule, chin. Tiantai
  • Tokugawa Ieyasu 徳川家康 ^ 1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger
  • Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 ^ 1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)
  • ukiyo-e 浮世絵 ^ „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit
  • Vajrapāṇi (skt.) वज्रपाणि ^ „Vajrahand“, Vajraträger (jap. Kongōshu 金剛手)
  • Yamada 山田 ^ Ehemals Stadt vor dem Äußeren Schrein von Ise (Gekū), heute Teil der Stadt Ise.
  • yamada hagaki 山田羽書 ^ früheste Form des japanischen Papiergelds, entstanden um 1600 in Yamada, Ise
  • Yijing (chin.) 義浄 ^ 635–713; chin. Pilgermönch, Übersetzer und „Indologe“; jap. Gijō
  • Zuzōshō 図像抄 ^ ikonographisches Handbuch des Shingon-Buddhismus von Ejū 恵什, einem Mönch des Ninna-ji aus der späten Heian-Zeit, auf Befehl von Exkaiser Toba zusammengestellt; älteste erhaltene Kopien aus der Kamakura-Zeit (1193, Daigo-ji); enthält 142 Skizzen von buddhistischen Gottheiten; auch Jikkan-shō