Grundbegriffe/Buddhismus Lehre: Unterschied zwischen den Versionen

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{{fl|I}}m Laufe seiner [[Grundbegriffe/Buddhismus|Verbreitung]] über ganz Asien  machte der {{g|bukkyou|Buddhismus}} zahlreiche Veränderungen durch, was in einer großen Anzahl regionaler Ausformungen resultierte. Unabhängig von diesen Unterschieden gibt es allerdings gewisse Grundannahmen, die in allen Richtungen Geltung haben. Auf dieser Seite werden zunächst die wichtigsten Lehrsätze kurz erläutert. Außerdem geht es um  die Unterschiede innerhalb der buddhistischen Hauptströmungen. Abschließend wird das Verhältnis des Buddhismus zu anderen Religionen thematisiert.
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== Sanskrit Vokabeln ==
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Bevor man sich mit der Lehre des Buddhismus beschäftigt, ist es ratsam, sich mit einigen Sanskrit-Termini vertraut zu machen, die auch in der nicht-indischen Buddhismusforschung allgemein verwendet werden.
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Buddhistische Hauptrichtungen:
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* {{s|shravakayana}} – Fahrzeug der Schüler
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* {{s|theravada}} – Weg der Alten
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* {{s|Mahayana}} – Großes Fahrzeug
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* {{s|vajrayana}} – Vajra-Fahrzeug (Tantrismus, esoterischer Buddhismus)
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Konzepte:
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* {{s|dharma}} – Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha)
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* {{s|karma}} – wtl. „Tat“; konsequente Folge
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* {{s|samsara}} – Kreislauf der Wiedergeburten, Diesseits
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* {{s|nirvana}} – Auslöschung, Jenseits
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Heilsgestalten:
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* {{s|buddha}} – Erleuchteter;
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* {{s|bodhisattva}} – Vorstufe zur letzen Stufe der Erleuchtung, noch nicht ins Nirvana eingegangener Buddha;
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Technische Begriffe:
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* {{s|sutra}} – wtl. „Kettfaden“; Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift
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* {{s|tantra}} – wtl. „Schussfaden“; Lehrschrift
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Der Kern der Lehre des Buddha lässt sich in etwa folgendermaßen zusammenfassen: Alle irdische Existenz ist von Begierden geleitet, die in letzter Konsequenz auf Leiden (skt. {{s|duhkha}}) hinauslaufen. Was immer man an irdischen Dingen erhofft, wird früher oder später zu Schmerz und Enttäuschung führen. Nur die Einsicht in die Wahrheit des Buddha (skt. {{s|prajnaparamita}}, jap. {{g|satori}}) führt zur Befreiung von Leid. „Befreiung“ oder „Erleuchtung“ ist daher das Ziel des gläubigen Buddhisten. Dieses buddhistische Grunddogma wird traditionellerweise in Form der Vier Edlen Wahrheiten und des Achtgliedrigen Pfads ausgedrückt (für den genauen Wortlaut dieser Lehrsätze siehe die Themenseite {{showTitel|Grundbegriffe/Buddhismus_Lehre/Vier_Wahrheiten|anf=1}}). Der Erleuchtung stehen Begierden oder Leidenschaften (skt. {{s|klesha}}) gegenüber, die zusammengefasst auch als „Unwissenheit“ bezeichnet werden. Unwissenheit ist ein Synonym für das gesamte normale Alltagsbewusstsein. Das Gegensatzpaar Erleuchtung und Unwissenheit spiegelt sich auch auf anderen Ebenen, etwa im Gegensatz {{s|Nirvana}} und {{s|Samsara}} (s.u.) wider. Der Buddhismus definiert auf diese Weise — ähnlich wie z.B. auch das Christentum — ein metaphysisches Ziel außerhalb oder jenseits der sichtbaren Welt, was es in vielen anderen Religionen — etwa im  {{g|Shintou}} — nicht gibt.
{{fl|I}}m Laufe seiner [[Grundbegriffe/Buddhismus|Verbreitung]] über ganz Asien  machte der Buddhismus zahlreiche Ver·ände·rungen durch, was in einer großen Anzahl regio·naler Aus·formungen resul·tierte. Unabhängig von diesen Unter·schieden gibt es aller·dings gewisse Grund·annahmen, die in allen Rich·tungen Geltung haben. Auf dieser Seite werden zunächst die wich·tigsten Lehrsätze kurz erläutert. Außerdem geht es um das Verhältnis des Bud·dhis·mus zu anderen Reli·gionen. Ab·schließ·end werden die Unter·schiede innerhalb der buddhis·tischen Haupt·strö·mungen thematisiert.  
 
  
{{h2+3| Lehrsätze und Konzepte}}
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===Vergänglichkeit===
===Die Vier Wahrheiten===
 
Der Kern der Lehre des Buddha lässt sich in etwa folgender·maßen zusammen·fassen: Alle irdische Existenz ist von Be·gier·den geleitet, die in letzter Kon·se·quenz auf Leiden (skt. {{skt:duhkha}}) hinauslaufen. Was immer man an irdischen Dingen erhofft, wird früher oder später zu Schmerz und Ent·täusch·ung führen. Nur die Ein·sicht in die Wahr·heit des Buddha (skt. {{skt:prajnaparamita}}, jap. {{glossar:satori}}, dt. in etwa „Erleuch·tung“) führt zur Be·frei·ung von Leid. Dieses bud·dhis·tische Grund·dogma wird tradi·tionel·ler·weise in Form der Vier Edlen Wahr·heiten und des Acht·glie·drigen Pfads ausgedrückt. Aus diesem Kern·satz geht hervor, dass das Ziel des Bud·dhis·mus im Erreichen der „Er·leuch·tung“ liegt. (Den genauen Wort·laut dieser Lehr·sätze findet man auf der Side·page [[Grundbegriffe/Buddhismus_Lehre/Vier_Wahrheiten|Vier Wahr·heiten]].) Der Erleuch·tung stehen Begierden oder Leidenschaften (skt. {{skt:klesha}}) gegenüber, die zu·sam·men·gefasst auch als „Un·wissen·heit“ bezeichnet werden. Un·wissen·heit ist somit ein Syno·nym für das gesamte normale Alltags·bewusst·sein. Das Gegen·satz·paar Erleuch·tung und Un·wissen·heit spiegelt sich auch auf anderen Ebenen, etwa im Gegen·satz {{skt:Nirvana}} und {{skt:Samsara}} (s.u.) wider. Der Buddhismus definiert auf diese Weise — ähnlich wie z.B. auch das Christe·ntum — ein meta·phy·si·sches Ziel außerhalb oder jenseits der sich·tbaren Welt, was es in vielen anderen Religionen — etwa im  {{Glossar:Shintou}} —  nicht gibt.
 
  
===Vergänglichkeit===
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Eng mit dem Dogma vom irdischen Leiden verbunden ist die Erkenntnis der Endlichkeit alles Irdischen. Endlich bedeutet „vergänglich“, „nicht von Dauer“. Da alles Irdische früher oder später zum Untergang verurteilt ist, ist es in gewisser Weise „nicht real“ oder „leer“. Der flüchtigen Natur des Irdischen steht die ewige Existenz der buddhistischen Wahrheit gegenüber. Sie ist unvergänglich und damit „real“, was auch „wahr“ bedeutet. Wer hingegen an irdischen Dingen festhält (sie für das Maß aller Dinge hält, nicht über das diesseitige Leben hinaus denkt), unterliegt einer „Illusion“ und ist somit „unwissend“. Das Konzept der illusorischen Qualität des Diesseits führte innerhalb des {{s|Mahayana}} Buddhismus zur Idee von zwei Ebenen der Realität, einer sichtbaren, aber eben letztlich illusorischen, und einer absoluten, die sich hinter der sichtbaren Welt verbirgt.
Eng mit dem Dogma vom irdischen Leiden ver·bunden ist die Er·kennt·nis der End·lich·keit alles Irdi·schen. Endlich bedeutet vergäng·lich, nicht von Dauer. Da alles Irdische früher oder später zum Untergang verur·teilt ist, ist es in gewisser Weise nicht real. Der flüch·tigen Natur des Irdischen steht die ewige Existenz der bud·dhis·tischen Wahr·heit gegenüber. Sie ist unvergänglich und damit „real“, was auch „wahr“ bedeutet. Wer hingegen an irdischen Dingen festhält (sie für das Maß aller Dinge hält, nicht über das dies·sei·tige Leben hinaus denkt), unter·liegt einer Illusion. Das Konzept der illuso·rischen Quali·tät des Dies·seits führte inner·halb des {{skt:Mahayana}} Bud·dhis·mus zur Idee von zwei Ebenen der Realität, einer sicht·baren, aber eben letztlich illuso·rischen, und einer abso·luten, die sich hinter der sicht·baren Welt verbirgt.
 
  
 
===Samsara und Nirvana===
 
===Samsara und Nirvana===
Unerleuchtete bzw. unwissende Existenzen, die sich den Illusio·nen des irdi·schen Da·seins hingeben, sind im Kreis·lauf der Wieder·geburten (Samsara) gefangen. Die Vor·stellung der Wieder·geburt exis·tierte schon vor dem Bud·dhis·mus und besagt, dass jedes Wesen nach seinem physi·schen Tod in neuer Form wieder·geboren wird. Diese Idee hat im Bud·dhis·mus jedoch nichts Tröst·liches, sondern läuft nur auf eine Fort·setzung von Leid hinaus. Daher strebt der gläubige Buddhist nach einem Austritt aus dem Kreis·lauf der Wieder·geburten. Dieser Aus·tritt beendet das Leid end·gültig. Er ist zu·gleich der Eintritt ins Nirvana, das dem Samsara als absolutes Jenseits gegen·über steht. Dies erklärt, warum Nirvana im Bud·dhis·mus als „Aus·löschung“ und zugleich als oberstes spiri·tu·elles Ziel ver·standen wird.
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Unerleuchtete bzw. unwissende Existenzen, die sich den Illusionen des irdischen Daseins hingeben, sind im Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) gefangen. Die Vorstellung der Wiedergeburt existierte schon vor dem Buddhismus und besagt, dass jedes Wesen nach seinem physischen Tod in neuer Form wiedergeboren wird. Diese Idee hat im Buddhismus jedoch nichts Tröstliches, sondern läuft nur auf eine Fortsetzung von Leid hinaus. Daher strebt der gläubige Buddhist nach einem Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Dieser Austritt beendet das Leid endgültig. Er ist zugleich der Eintritt ins Nirvana, das dem Samsara als absolutes Jenseits gegenüber steht. Dies erklärt, warum Nirvana im Buddhismus als „Auslöschung“ und zugleich als oberstes spirituelles Ziel verstanden wird.
  
 
===Karma===
 
===Karma===
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Innerhalb des Samsara, der Wiedergeburten, regiert das Gesetz des {{s|Karma}}. Karma bezeichnet die schicksalshaften Konsequenzen (Vergeltungen), die aus den Handlungen aller Wesen, Menschen ebenso wie Tiere, Geister, Götter, etc., resultieren. Die Karma-Lehre (die im übrigen nicht allein auf den Buddhismus beschränkt ist) geht hierbei von moralischen Wertmaßstäben aus: Gute Taten führen über kurz oder lang zu karmischer Belohnung, schlechte Taten zu karmischer Bestrafung. Ähnlich den Zehn Geboten in den monotheistischen Religionen, gibt es diverse Listen mit moralisch besonders hochstehenden bzw. verabscheuungswürdigen Verhaltensweisen. Am wichtigsten sind die fünf Laiengebote (die natürlich auch von Mönchen zu befolgen sind):  
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===Sanskrit Vokabeln===
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# nicht töten;  
Buddhistische Hauptrichtungen:
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# nicht stehlen;  
* {{skt:shravakayana}} – Fahrzeug der Schüler
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# keine [unstatthaften] sexuellen Beziehungen;  
* {{skt:theravada}} – Weg der Alten
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# nicht lügen;  
* {{skt:Mahayana}} – Großes Fahrzeug
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# keine berauschenden Substanzen (dies impliziert ein generelles Alkoholverbot, das allerdings im heutigen Japan selbst von buddhistischen Mönchen nicht eingehalten wird).
* {{skt:hinayana}} – Kleines Fahrzeug
 
* {{skt:vajrayana}} – Vajra-Fahrzeug (Tantris·mus, esote·rischer Buddhis·mus)
 
Konzepte:
 
* {{skt:dharma}} – Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha)
 
* {{skt:karma}} – wtl. „Tat“; konse·quente Folge
 
* {{skt:samsara}} – Kreislauf der Wieder·gebur·ten, Diesseits
 
* {{skt:nirvana}} – Auslöschung, Jenseits
 
Heilsgestalten:
 
* {{skt:buddha}} – Erleuchteter;
 
* {{skt:bodhisattva}} – Vorstufe zur letzen Stufe der Er·leuch·tung, noch nicht ins Nirvana ein·ge·gang·ener Buddha;
 
Technische Begriffe:
 
* {{skt:sutra}} – wtl. „Kettfaden“; Lehr·rede des Buddha, kanoni·sche Schrift
 
* {{skt:tantra}} – wtl. „Schuss·faden“; Lehr·schrift
 
* {{skt:mantra}} – Gebetsformel
 
* {{skt:mudra}} – Gebetsgeste
 
* {{skt:sangha}} – (Mönchs-) Gemeinde
 
 
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}}
Innerhalb des Samsara, der Wieder·geburten, regiert das Gesetz des {{skt:Karma}}. Karma bezeich·net die schick·sals·haften Konse·quen·zen (Ver·gel·tun·gen), die aus den Hand·lungen aller Wesen, Men·schen eben·so wie Tiere, Geister, Götter, etc., resul·tieren. Die Karma-Lehre (die im übrigen nicht allein auf den Bud·dhis·mus be·schränkt ist) geht hierbei von mora·li·schen Wert·maß·stäben aus: Gute Taten führen über kurz oder lang zu karmi·scher Beloh·nung, schlechte Taten zu karmi·scher Bestra·fung. Ähn·lich den Zehn Gebo·ten in den mono·theisti·schen Reli·gionen, gibt es diverse Listen mit mora·lisch beson·ders hoch·stehen·den bzw. ver·abscheu·ungs·wür·di·gen Ver·hal·tens·wei·sen. Am wich·tigsten sind die fünf Laien·ge·bote (die natür·lich auch von Mön·chen zu be·folgen sind):
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Besonders im Mahayana Buddhismus gilt darüber hinaus das „Mitleid mit allen Lebewesen“ als die zentrale ethische Maxime. Für Mönche gibt es eine große Zahl weiterer Gebote — im Mahayana  spricht man von 250 Mönchsregeln —, deren Stellenwert allerdings je nach spezifischer Richtung unterschiedlich ausgelegt werden kann.
:# nicht töten;
 
:# nicht stehlen;
 
:# keine [unstatthaften] sexuellen Bezie·hun·gen;
 
:# nicht lügen;
 
:# keine berauschen·den Substanzen (dies impliziert ein generelles Alkohol·verbot, das allerdings im heutigen Japan selbst von bud·dhisti·schen Mönchen nicht ein·gehalten wird).  
 
  
Besonders im Mahayana Buddhismus gilt darüber hinaus das „Mitleid mit allen Lebe·wesen“ als die zentrale ethische Maxime. Für Mönche gibt es eine große Zahl weiterer Gebote — im Mahayana  spricht man von 250 Mönchs·regeln —, deren Stellen·wert allerdings je nach spezi·fischer Richtung unter·schied·lich aus·gelegt werden kann.
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Konsequenzen aus moralischem oder unmoralischem Verhalten können sich innerhalb eines Erdenlebens, oft aber erst im folgenden Leben auswirken (was scheinbare „Ungerechtigkeiten“, also das Ausbleiben unmittelbarer karmischer Vergeltung erklärt). Das Karma eines Einzelnen resultiert aus der Summe aller seiner moralischen und unmoralischen Verhaltensweisen innerhalb einer langen Folge von Existenzen. Buddhistische Rituale können individuelles Karma beeinflussen, ersetzen also bis zu einem gewissen Grade individuelles moralisches Verhalten.
  
Konsequenzen aus moralischem oder unmora·lischem Ver·halten können sich inner·halb eines Erden·le·bens, oft aber erst im fol·genden Leben aus·wirken (was schein·bare „Unge·rechtig·keiten“, also das Aus·bleiben unmit·tel·barer karmi·scher Vergel·tung erklärt). Das Karma eines einzelnen resul·tiert aus der Summe aller seiner morali·schen und un·morali·schen Verhal·tens·weisen inner·halb einer langen Folge von Exis·tenzen. Bud·dhis·tische Rituale können indivi·duel·les Karma beein·flus·sen, ersetzen also bis zu einem gewis·sen Grade indivi·duel·les morali·sches Verhalten.
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===Dharma===
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Das Universum gehorcht keinem einzelnen Gott oder {{s|Buddha}}, sondern dem {{s|Dharma}} (jap. {{g|hou}}, „Gesetz“). Der Dharma nimmt im Buddhismus jene Stelle ein, die im Christentum „Gottvater“ bzw. dem Schöpfergott zukommt. Der Dharma ist jedoch unveränderlich und ohne Intention, also nicht strafend oder belohnend wie eine Gottheit. Er ist lediglich das Regelwerk, nach dem das Universum funktioniert. Insofern lässt sich der Buddhismus auch als „atheistische Religion“ bezeichnen. Erleuchtung wird  mit der vollkommenen Erkenntnis des Dharma gleichgesetzt. Umgekehrt kann „Dharma“ auch die Lehre des Buddha bezeichnen, die zur Erleuchtung führt.
  
===Dharma===
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===Buddhas und andere Erleuchtete ===
Das Universum gehorcht keinem einzelnen Gott oder {{skt:Buddha}}, sondern dem {{skt:Dharma}} (jap. {{Glossar:hou}}, „Gesetz“). Der Dharma nimmt im Bud·dhis·mus jene Stelle ein, die im Christen·tum „Gott·vater“ bzw. dem Schöpfer·gott zukommt. Der Dharma ist jedoch un·ver·änder·lich und ohne Intention, also nicht strafend oder belohnend wie eine Gott·heit. Er ist lediglich das Regel·werk, nach dem das Universum funk·tioniert. Insofern lässt sich der Bud·dhis·mus auch als „atheis·tische Religion“ be·zeich·nen. Er·leuch·tung wird  mit der voll·kom·menen Erkennt·nis des Dharma gleich·gesetzt. Um·ge·kehrt kann „Dharma“ auch die Lehre des Buddha be·zeich·nen, die zur Er·leuch·tung führt.
 
  
===Buddha===
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Buddhaschaft ist die  höchste Daseinsform im Universum des Buddhismus. Sie wurde nicht nur vom historischen Buddha, sondern auch von zahlreichen Vorgängern erreicht, die alle als Buddha bezeichnet werden. Ein Buddha tritt nach der ursprünglichen Auffassung nach seinem physischen Tod ins Nirvana ein. Er steht den Gläubigen nach seinem Tod daher nicht mehr zur Seite. (Spätere Auslegungen, vor allem der {{g|Amida}} Buddhismus, weichen in diesem Punkt stark von der ursprünglichen Lehre ab.) In den ältesten Schriften des Buddhismus findet man als nächstes die Schüler des Buddha, die aufgrund seiner Lehre erleuchtet wurden. Sie werden u.a. als {{s|arhat}} bezeichnet. Im Mahayana Buddhismus entwickelte sich zwischen Arhats und Buddhas die Figur des {{s|bodhisattva|Bodhisattvas}}. Bodhisattvas haben ebenso wie der Buddha aus eigener Kraft zur Erleuchtung  gefunden, verzögern aber ihren Eintritt ins Nirvana und verbleiben im Samsara, um andere Wesen zur Erleuchtung zu führen. Aus diesem Grunde erscheinen sie immer wieder in der Welt der Unerleuchteten und vollführen mitunter auch Wunder. Theoretisch sind weder der historische Buddha noch seine Vorgänger oder Nachfolger mit einem monotheistischen Gott zu vergleichen, denn sie sind keine Weltenschöpfer. Buddhas und Bodhisattvas sind jedoch über das Karma erhaben und daher ideale Adressaten, um eine karmische Verbesserung zu erreichen. Insofern genießen sie in der Praxis häufig einen gottähnlichen Status (s.a. Kap. Ikonographie, {{showTitel|Ikonographie/Ordnungssysteme}}).
Buddhaschaft ist die  höchste Da·seins·form im Universum des Bud·dhis·mus. Sie wurde nicht nur vom histori·schen Buddha, sondern auch von zahl·rei·chen Vor·gängern erreicht, die alle als Buddha bezeich·net werden. Im Mahayana Bud·dhis·mus gibt es außerdem die  {{skt:bodhisattva|Bodhisattvas}}, die wie die Buddhas Er·leuch·tung erfahren haben, aber im Samsara ver·bleiben um andere Wesen zur Er·leuch·tung zu führen. Aus diesem Grunde erschei·nen sie immer wieder in der Welt der Un·erleuch·teten und voll·führen mitunter auch Wunder. Theo·re·tisch sind weder der histo·rische Buddha noch seine Vor·gänger oder Nach·folger mit einem mono·theis·tischen Gott zu ver·gleichen, denn sie sind keine Welten·schöpfer. Buddhas und Bodhi·sattvas sind jedoch über das Karma erhaben und daher ideale Adres·saten, um eine karmische Ver·besse·rung zu erreichen. Insofern genießen sie in der Praxis häufig einen gott·ähn·lichen Status (s.a. [[Ikonographie]]).
 
  
 
===Drei Schätze oder Drei Juwelen ===
 
===Drei Schätze oder Drei Juwelen ===
  
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|Drei Juwelen
 
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Die drei wichtigsten Elemente des Bud·dhis·mus werden als die Drei Schätze, drei Juwelen oder  Drei Kleinodien  (jap. {{glossar:sanbou}}) bezeich·net. Es sind der Buddha, der Dharma, und der {{skt:Sangha}}, also die buddhis·tische (Mönchs-) Gemein·schaft. Der Begriff kann auch als Synonym für den Buddhismus insgesamt verwendet werden.
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Die drei wichtigsten Elemente des Buddhismus werden als die Drei Schätze, drei Juwelen oder  Drei Kleinodien  (jap. {{g|sanbou}}) bezeichnet. Es sind der Buddha, der Dharma, und der {{s|Sangha}}, also die buddhistische (Mönchs-) Gemeinschaft. Der Begriff „Drei Schätze“ kann auch als Synonym für den Buddhismus insgesamt verwendet werden.
  
 
===Drei Körbe===
 
===Drei Körbe===
  
Die kanonischen Schriften des Bud·dhis·mus sind in drei Grund·diszi·plinen unter·teilt, die als die Drei Körbe ({{skt:tripitaka}}) bezeich·net werden. Es sind (1) die Lehr·reden des Buddha, die {{skt:Sutra|Sutren}}; (2) die monas·tischen Ordens·regeln ({{skt:vinaya}}); und (3) die Kom·men·tar·werke ({{skt:abhidharma}}). Der Theorie nach ist alles, was in den Drei Körben fest·gelegt ist, für alle bud·dhis·tischen Richt·ungen gültig. In der Praxis unter·scheidet sich der Inhalt der Drei Körbe aber von Epoche zu Epoche, von Region zu Region und von Schule zu Schule.
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Die kanonischen Schriften des Buddhismus sind in drei Grunddisziplinen unterteilt, die als die Drei Körbe ({{s|tripitaka}}) bezeichnet werden. Es sind (1) die Lehrreden des Buddha, die {{s|Sutra|Sutren}}; (2) die monastischen Ordensregeln ({{s|vinaya}}); und (3) die Kommentarwerke ({{s|abhidharma}}). Der Theorie nach ist alles, was in den Drei Körben festgelegt ist, für alle buddhistischen Richtungen gültig. In der Praxis unterscheidet sich der Inhalt der Drei Körbe aber von Epoche zu Epoche, von Region zu Region und von Schule zu Schule. Japanische Buddhologen der {{g|taishou}}-Zeit (1912–1926) fassten auf der Grundlage chinesischer und koreanischer Vorlagen sämtliche Schriften des ostasiatischen Buddhismus, die im weitesten Sinne zu den Tripitaka gezählt werden können, in einer Werkausgabe zusammen, die als {{g|taishoushinshuudaizoukyou|''Taishō Tripitaka''}} bekannt ist. Die Ausgabe umfasst 85 Bände bestehend aus 5320 Einzeltexten.
  
==Unterschiede zwischen bud·dhis·tischen Rich·tungen==
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==Unterschiede zwischen buddhistischen Richtungen==
  
Während etwa die Schulen des {{skt:Theravada}} Bud·dhis·mus die Er·leuch·tung oder den Ein·tritt ins {{skt:Nirvana}} erst nach vielen Wieder·geburten als Mönch für möglich erachten, zeichnen sich die Mahayana-Schulen dadurch aus, dass sie die Buddha·wer·dung (= Erleuch·tung) in diesem Leben anstreben. Die Methoden, dieses Ziel zu erreichen, sind aller·dings sehr verschie·den und machen die Haupt·unter·schiede zwischen den einzelnen Mahayana-Schulen aus. Medi·tation wird zwar allgemein geübt, steht aber vor allem im [[Geschichte/Zen|Zen Buddhismus]] im Vorder·grund ({{glossar:zen}} bedeutet wörtlich „Meditation“). Daneben benutzt der Zen Bud·dhis·mus die Irri·tation durch paradoxe Fragen ({{glossar:kouan}}), um konven·tio·nelles Wissen (Alltags·bewusst·sein = „Unwis·senheit“) zum Einsturz zu bringen. Andere Schulen erachten die Rezi·tation von Gebets·texten für ent·schei·dend. Dabei kann es sich entweder um ganze Sutren handeln oder bloß um den Namen eines Sutra oder eines Buddha, etwa im Fall des [[Ikonographie/Amida|Amida Buddhis·mus]]. Im eso·terischen Bud·dhis·mus, der in Japan heute vor allem in Form der {{glossar:shingonshuu|Shingon}}-Schule präsent ist, wird der rituellen Praxis beson·deres Gewicht bei·ge·messen, wobei das Ziel ist, durch eine Kom·bination von Gebets·formeln ({{skt:Mantra}}), Hand·zeichen und -gesten ({{skt:Mudra}}) sowie geistiger Kon·zen·tration zur Buddha·schaft zu gelangen. Die genauen Formen dieser verbalen, gesti·schen und imagi·nierten Zeichen sind „geheim“, das heißt, es bedarf eines Meisters, der eine rituelle Initi·ation vornimmt und den Schüler Schritt für Schritt in die Ge·heim·nisse dieser Lehre einführt. Daher die Bezeich·nung „eso·terisch“ bzw. auf Japanisch {{glossar:mikkyou}}, wtl. „geheime Lehre“. (Weitere Unterschiede werden im Kapitel [[Geschichte]] eingehender besprochen.)
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Während etwa die Schulen des {{s|Theravada}} Buddhismus die Erleuchtung oder den Eintritt ins {{s|Nirvana}} erst nach vielen Wiedergeburten als Mönch für möglich erachten, zeichnen sich die {{s|Mahayana}}-Schulen dadurch aus, dass sie die Buddhawerdung (= Erleuchtung) in diesem Leben anstreben. Die Methoden, dieses Ziel zu erreichen, sind allerdings sehr verschieden und machen die Hauptunterschiede zwischen den einzelnen Mahayana-Schulen aus. Meditation wird zwar allgemein geübt, steht aber vor allem im [[Geschichte/Zen|Zen Buddhismus]] im Vordergrund ({{g|zen}} bedeutet wörtlich „Meditation“). Daneben benutzt der Zen Buddhismus die Irritation durch paradoxe Fragen ({{g|kouan}}), um konventionelles Wissen (Alltagsbewusstsein = „Unwissenheit“) zum Einsturz zu bringen. Andere Schulen erachten die Rezitation von Gebetstexten für entscheidend. Dabei kann es sich entweder um ganze Sutren handeln oder bloß um den Namen eines Sutra oder eines Buddha, etwa im Fall des [[Ikonographie/Amida|Amida Buddhismus]]. Im esoterischen Buddhismus, der in Japan heute vor allem in Form der {{g|shingonshuu|Shingon}}-Schule präsent ist, wird der rituellen Praxis besonderes Gewicht beigemessen, wobei das Ziel ist, durch eine Kombination von Gebetsformeln ({{s|Mantra}}), Handzeichen und -gesten ({{s|Mudra}}) sowie geistiger Konzentration zur Buddhaschaft zu gelangen. Die genauen Formen dieser verbalen, gestischen und imaginierten Zeichen sind „geheim“, das heißt, es bedarf eines Meisters, der eine rituelle Initiation vornimmt und den Schüler Schritt für Schritt in die Geheimnisse dieser Lehre einführt. Daher die Bezeichnung „esoterisch“ bzw. auf Japanisch {{g|mikkyou}}, wtl. „geheime Lehre“. (Weitere Unterschiede werden im Kapitel [[Geschichte| Geschichte]] eingehender besprochen.)
  
 
==Buddhismus und andere Religionen==
 
==Buddhismus und andere Religionen==
  
Andere Religionen führen nach buddhistischer Auf·fassung zwar nicht direkt zum Pfad der Erleuch·tung, können aber unter Umständen mit dem Buddhis·mus verein·bare Werte ver·brei·ten. Sie können sogar dem Plan eines Buddha ent·sprechen, um die Un·wissenden schritt·weise an seine Lehre heran·zuführen. Religionen, die den Bud·dhis·mus nicht ihrer·seits ablehnen (also z.B. der Shintō), werden daher als Umwege, aber nicht als Irr·wege auf·gefasst.
+
Andere Religionen führen nach buddhistischer Auffassung zwar nicht direkt zum Pfad der Erleuchtung, können aber unter Umständen mit dem Buddhismus vereinbare Werte verbreiten. Sie können sogar dem Plan eines Buddha entsprechen, um die Unwissenden schrittweise an seine Lehre heranzuführen. Religionen, die den Buddhismus nicht ihrerseits ablehnen (also z.B. der {{g|Shintou}}), werden daher als Umwege, aber nicht als Irrwege aufgefasst.
  
Ebenso wird die Existenz von Gott·heiten anderer Religionen nicht geleugnet. Aller·dings sind auch die Götter im Gebur·ten·kreis·lauf gefangen. Gott·sein ist also eine mögliche Form der Wieder·geburt. Vor allem indische Götter wurden in dieser Form konzi·piert (sie erhalten oft die Funktion eines Beschüt·zers des Buddhis·mus). Japani·sche Götter ({{glossar:kami}}) gelten hingegen in vielen Rich·tun·gen des japa·nischen Bud·dhis·mus als Mani·festa·tionen von Buddhas. Buddhas bedienen sich demnach der Form von ''kami'', um die Menschen an sich heran zu führen.
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Ebenso wird die Existenz von Gottheiten anderer Religionen nicht geleugnet. Allerdings sind auch die Götter im Geburtenkreislauf gefangen. Gottsein ist also eine mögliche Form der Wiedergeburt. Vor allem indische Götter wurden in dieser Form konzipiert (sie erhalten oft die Funktion eines Beschützers des Buddhismus). Japanische Götter ({{g|kami}}) gelten hingegen in vielen Richtungen des japanischen Buddhismus als Manifestationen von Buddhas. Buddhas bedienen sich demnach der Form von ''kami'', um die Menschen an sich heran zu führen.
  
In diesen Konzeptionen von nicht-buddhistischen Göttern spiegelt sich ein gemein·sames Grund·muster wider: Außerhalb des Bud·dhis·mus liegende Vor·stell·ungen werden von diesem nicht bekämpft oder negiert, sondern nach Mög·lich·keit inte·griert. Man hat diese Ver·fahrens·weise u.a. auch als „Inklusi·vismus“ bezeich·net. Mono·theis·tische Reli·gionen wie das Christen·tum oder der Islam gehen hier meist einen anderen Weg (Verneinung, Diffa·mierung, Ver·folgung), den man in diesem Zusam·men·hang als „exklusivistisch“ bezeich·nen könnte. Solchen ex·klusi·vis·tischen Religio·nen oder Sekten gegen·über zeigte sich um·ge·kehrt auch der Buddhis·mus von einer intole·ranten Seite und zwar genau dann, wenn diese Religio·nen sich gegen die Verein·nahmung durch den Buddhis·mus zur Wehr setzten oder diese von vorn·he·rein aus·schlos·sen. Christen und andere religiöse Gruppen mit exklu·sivem Absolut·heits·anspruch wurden daher in Japan auch im Namen des japani·schen Bud·dhis·mus auf ähnliche Weise verfolgt wie „Ketzer“ und „Heiden“ in der euro·päischen Reli·gions·ge·schichte (s. Kap. Geschichte, [[Geschichte/Christentum|Das christliche Jahrhundert]]).
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In diesen Konzeptionen von nicht-buddhistischen Göttern spiegelt sich ein gemeinsames Grundmuster wider: Außerhalb des Buddhismus liegende Vorstellungen werden von diesem nicht bekämpft oder negiert, sondern nach Möglichkeit integriert. Man hat diese Verfahrensweise u.a. auch als „Inklusivismus“ bezeichnet. Monotheistische Religionen wie das Christentum oder der Islam gehen hier meist einen anderen Weg (Verneinung, Diffamierung, Verfolgung), den man in diesem Zusammenhang als „exklusivistisch“ bezeichnen könnte. Solchen exklusivistischen Religionen oder Sekten gegenüber zeigte sich umgekehrt auch der Buddhismus von einer intoleranten Seite und zwar genau dann, wenn diese Religionen sich gegen die Vereinnahmung durch den Buddhismus zur Wehr setzten oder diese von vornherein ausschlossen. Christen und andere religiöse Gruppen mit exklusivem Absolutheitsanspruch (etwa die buddhistische {{g|ikkoushuu}}) wurden daher in Japan auch im Namen des japanischen Buddhismus auf ähnliche Weise verfolgt wie „Ketzer“ und „Heiden“ in der europäischen Religionsgeschichte (s. Kap. Geschichte, {{showTitel|Geschichte/Christentum}}).
  
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Einführungen in die Lehre des Buddha gibt es im Internet wie Sand am Meer, viele sind aller·dings durch den Blick einer spezifi·schen Richtung des Buddhis·mus gefärbt. Ande·rer·seits gibt es viele Link·samm·lungen, die teil·weise veraltet oder un·ge·ordnet sind. Hier eine kleine Aus·wahl von Links, die bereits länger funktio·nieren:
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Einführungen in die Lehre des Buddha gibt es im Internet wie Sand am Meer, viele sind allerdings durch den Blick einer spezifischen Richtung des Buddhismus gefärbt. Andererseits gibt es viele Linksammlungen, die teilweise veraltet oder ungeordnet sind. Hier eine kleine Auswahl von Links, die bereits länger funktionieren:
  
 
* [http://www.buddhanet.net/e-learning/index.htm Buddhanet's Buddhist Studies], Buddha Dharma Education Association (en.)<br/>Eine umfangreiche und informative Site mit einem religiösen Background (Kong Meng San Kloster, Singapur).
 
* [http://www.buddhanet.net/e-learning/index.htm Buddhanet's Buddhist Studies], Buddha Dharma Education Association (en.)<br/>Eine umfangreiche und informative Site mit einem religiösen Background (Kong Meng San Kloster, Singapur).
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* [http://www.ciolek.com/WWWVL-Buddhism.html Buddhist Studies WWW Virtual Library] (en.)<br/>Eine der anerkanntesten akademischen Meta-Sites, mit Links zu diversen Subthemen.
 
* [http://www.ciolek.com/WWWVL-Buddhism.html Buddhist Studies WWW Virtual Library] (en.)<br/>Eine der anerkanntesten akademischen Meta-Sites, mit Links zu diversen Subthemen.
 
* [http://www.humnet.ucla.edu/humnet/alc/refguide/refguide.htm East Asian Buddhist Studies: A Reference Guide], William M. Bodiford (en.)<br/>Eine kommentierte Bibliographie der wichtigsten Ressourcen (Quellensammlungen, Wörterbücher, ...) für alle die sich wissenschaftlich mit dem Buddhismus auseinandersetzen.
 
* [http://www.humnet.ucla.edu/humnet/alc/refguide/refguide.htm East Asian Buddhist Studies: A Reference Guide], William M. Bodiford (en.)<br/>Eine kommentierte Bibliographie der wichtigsten Ressourcen (Quellensammlungen, Wörterbücher, ...) für alle die sich wissenschaftlich mit dem Buddhismus auseinandersetzen.
* [http://xtf.lib.virginia.edu/xtf/view?docId=DicHist/uvaBook/tei/DicHist1.xml;chunk.id=dv1-34 ''Dictionary of the History of Ideas'' - Buddhism],  Nakamura Hajime (en.)<br/>Online Fassung eines einführenden Artikels des berühmten Buddhismuskundlers Nakamura Hajime aus dem Jahr 1961. Nicht mehr ganz neu, aber fundiert.
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* [http://xtf.lib.virginia.edu/xtf/view?docId=DicHist/uvaBook/tei/DicHist1.xml;chunk.id=dv1-34 ''Dictionary of the History of Ideas'' - Buddhism],  Nakamura Hajime (en.)<br/>Online Fassung eines einführenden Artikels des berühmten Buddhismuskundlers {{gb|Nakamurahajime}} aus dem Jahr 1961. Nicht mehr ganz neu, aber fundiert.
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Auch die Einführungsliteratur in den Buddhismus ist unübersehbar und zugleich von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus meist nicht befriedigend. 2011 ist jedoch ein Band zur Geschichte des japanischen Buddhismus erschienen, der von der Zielsetzung viel mit dem Kapitel [[Geschichte]] gemeinsam hat, allerdings wesentlich ausführlicher auf einzelne Punkte eingeht:
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Auch die Einführungsliteratur in den Bud·dhis·mus ist unübersehbar und zugleich von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus meist nicht befriedigend. 2011 ist jedoch ein Band zur Geschichte des japanischen Buddhismus erschienen, der von der Zielsetzung viel mit dem Kapitel [[Geschichte]] gemeinsam hat, allerdings wesentlich ausführlicher auf einzelne Punkte eingeht:
 
 
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Version vom 15. Juli 2022, 13:18 Uhr

Buddhistische Grundlehren

Vorlage:Flm Laufe seiner Verbreitung über ganz Asien machte der Buddhismus [bukkyō (jap.) 仏教 Lehre des Buddha, Buddhismus] zahlreiche Veränderungen durch, was in einer großen Anzahl regionaler Ausformungen resultierte. Unabhängig von diesen Unterschieden gibt es allerdings gewisse Grundannahmen, die in allen Richtungen Geltung haben. Auf dieser Seite werden zunächst die wichtigsten Lehrsätze kurz erläutert. Außerdem geht es um die Unterschiede innerhalb der buddhistischen Hauptströmungen. Abschließend wird das Verhältnis des Buddhismus zu anderen Religionen thematisiert.

Sanskrit Vokabeln

Bevor man sich mit der Lehre des Buddhismus beschäftigt, ist es ratsam, sich mit einigen Sanskrit-Termini vertraut zu machen, die auch in der nicht-indischen Buddhismusforschung allgemein verwendet werden.

Buddhistische Hauptrichtungen:

  • Shravakayana [Śrāvakayāna (skt.) श्रावकयान „Fahrzeug der Schüler“, Richtung des Buddhismus (jap. Shōmon-jō 声聞乗)] – Fahrzeug der Schüler
  • Theravada [Theravāda (pali) थेरवाद „Schule der Ordensälteren“, buddhistische Richtung (hier in Pali angegeben; skt: Sthaviravada) (jap. jōzabu bukkyō 上座部仏教)] – Weg der Alten
  • Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)] – Großes Fahrzeug
  • Hinayana [Hīnayāna (skt.) हीनयान „Kleines Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. Shōjō 小乗)] – Kleines Fahrzeug
  • Vajrayana [Vajrayāna (skt.) वज्रयन „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)] – Vajra-Fahrzeug (Tantrismus, esoterischer Buddhismus)

Konzepte:

  • Dharma [Dharma (skt.) धर्म Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. 法)] – Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha)
  • Karma [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)] – wtl. „Tat“; konsequente Folge
  • Samsara [Saṃsāra (skt.) संसार „Beständiger Fluss“, Kreislauf der Wiedergeburten, Diesseits (jap. Rinne 輪廻)] – Kreislauf der Wiedergeburten, Diesseits
  • Nirvana [Nirvāṇa (skt.) निर्वाण „Erloschen, ausgelöscht“, Ort der Erlösung von allem Leid, absolutes Jenseits (jap. Nehan 涅槃)] – Auslöschung, Jenseits

Heilsgestalten:

  • Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] – Erleuchteter;
  • Bodhisattva [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)] – Vorstufe zur letzen Stufe der Erleuchtung, noch nicht ins Nirvana eingegangener Buddha;

Technische Begriffe:

  • sutra [sūtra (skt.) सूत्र „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)] – wtl. „Kettfaden“; Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift
  • tantra [tantra (skt.) तन्त्र „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)] – wtl. „Schussfaden“; Lehrschrift
  • mantra [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)] – Gebetsformel
  • mudra [mudrā (skt.) मुद्रा „Siegel“, Gebetsgeste (jap. inzō 印相)] – Gebetsgeste
  • sangha [saṃgha (skt.) संघ „(Mönchs-)Gemeinde“ (jap. 僧 oder sōgya 僧伽)] – (Mönchs-) Gemeinde

Lehrsätze und Konzepte

Die Vier Wahrheiten

Vorlage:Sidebox3 Der Kern der Lehre des Buddha lässt sich in etwa folgendermaßen zusammenfassen: Alle irdische Existenz ist von Begierden geleitet, die in letzter Konsequenz auf Leiden (skt. duhkha [duḥkha (skt.) दुःख „Leiden“ (jap. ku 苦)]) hinauslaufen. Was immer man an irdischen Dingen erhofft, wird früher oder später zu Schmerz und Enttäuschung führen. Nur die Einsicht in die Wahrheit des Buddha (skt. prajnaparamita [prajñāpāramitā (skt.) प्रज्ञापारमिता „Vollkommene Weisheit“ (jap. hannyaharamitta 般若波羅蜜多)], jap. satori [satori (jap.) 悟り Erleuchtungserfahrung (bes. im Zen Buddhismus)]) führt zur Befreiung von Leid. „Befreiung“ oder „Erleuchtung“ ist daher das Ziel des gläubigen Buddhisten. Dieses buddhistische Grunddogma wird traditionellerweise in Form der Vier Edlen Wahrheiten und des Achtgliedrigen Pfads ausgedrückt (für den genauen Wortlaut dieser Lehrsätze siehe die Themenseite „Die Vier Edlen Wahrheiten“). Der Erleuchtung stehen Begierden oder Leidenschaften (skt. klesha [kleśa (skt,) क्लेश „Leid“, auch: Leidenschaft, die den Menschen ans Diesseits bindet; neben den sog. Fünf Giften (Ignoranz, Gier, Hass, Stolz und Neid) gibt es auch Serien von 3, 6, 10 oder 108 Kleshas (jap. bonnō 煩悩)]) gegenüber, die zusammengefasst auch als „Unwissenheit“ bezeichnet werden. Unwissenheit ist ein Synonym für das gesamte normale Alltagsbewusstsein. Das Gegensatzpaar Erleuchtung und Unwissenheit spiegelt sich auch auf anderen Ebenen, etwa im Gegensatz Nirvana [Nirvāṇa (skt.) निर्वाण „Erloschen, ausgelöscht“, Ort der Erlösung von allem Leid, absolutes Jenseits (jap. Nehan 涅槃)] und Samsara [Saṃsāra (skt.) संसार „Beständiger Fluss“, Kreislauf der Wiedergeburten, Diesseits (jap. Rinne 輪廻)] (s.u.) wider. Der Buddhismus definiert auf diese Weise — ähnlich wie z.B. auch das Christentum — ein metaphysisches Ziel außerhalb oder jenseits der sichtbaren Welt, was es in vielen anderen Religionen — etwa im Shintō [Shintō (jap.) 神道 Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami] — nicht gibt.

Vergänglichkeit

Eng mit dem Dogma vom irdischen Leiden verbunden ist die Erkenntnis der Endlichkeit alles Irdischen. Endlich bedeutet „vergänglich“, „nicht von Dauer“. Da alles Irdische früher oder später zum Untergang verurteilt ist, ist es in gewisser Weise „nicht real“ oder „leer“. Der flüchtigen Natur des Irdischen steht die ewige Existenz der buddhistischen Wahrheit gegenüber. Sie ist unvergänglich und damit „real“, was auch „wahr“ bedeutet. Wer hingegen an irdischen Dingen festhält (sie für das Maß aller Dinge hält, nicht über das diesseitige Leben hinaus denkt), unterliegt einer „Illusion“ und ist somit „unwissend“. Das Konzept der illusorischen Qualität des Diesseits führte innerhalb des Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)] Buddhismus zur Idee von zwei Ebenen der Realität, einer sichtbaren, aber eben letztlich illusorischen, und einer absoluten, die sich hinter der sichtbaren Welt verbirgt.

Samsara und Nirvana

Unerleuchtete bzw. unwissende Existenzen, die sich den Illusionen des irdischen Daseins hingeben, sind im Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) gefangen. Die Vorstellung der Wiedergeburt existierte schon vor dem Buddhismus und besagt, dass jedes Wesen nach seinem physischen Tod in neuer Form wiedergeboren wird. Diese Idee hat im Buddhismus jedoch nichts Tröstliches, sondern läuft nur auf eine Fortsetzung von Leid hinaus. Daher strebt der gläubige Buddhist nach einem Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Dieser Austritt beendet das Leid endgültig. Er ist zugleich der Eintritt ins Nirvana, das dem Samsara als absolutes Jenseits gegenüber steht. Dies erklärt, warum Nirvana im Buddhismus als „Auslöschung“ und zugleich als oberstes spirituelles Ziel verstanden wird.

Karma

Innerhalb des Samsara, der Wiedergeburten, regiert das Gesetz des Karma [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)]. Karma bezeichnet die schicksalshaften Konsequenzen (Vergeltungen), die aus den Handlungen aller Wesen, Menschen ebenso wie Tiere, Geister, Götter, etc., resultieren. Die Karma-Lehre (die im übrigen nicht allein auf den Buddhismus beschränkt ist) geht hierbei von moralischen Wertmaßstäben aus: Gute Taten führen über kurz oder lang zu karmischer Belohnung, schlechte Taten zu karmischer Bestrafung. Ähnlich den Zehn Geboten in den monotheistischen Religionen, gibt es diverse Listen mit moralisch besonders hochstehenden bzw. verabscheuungswürdigen Verhaltensweisen. Am wichtigsten sind die fünf Laiengebote (die natürlich auch von Mönchen zu befolgen sind):

  1. nicht töten;
  2. nicht stehlen;
  3. keine [unstatthaften] sexuellen Beziehungen;
  4. nicht lügen;
  5. keine berauschenden Substanzen (dies impliziert ein generelles Alkoholverbot, das allerdings im heutigen Japan selbst von buddhistischen Mönchen nicht eingehalten wird).

Besonders im Mahayana Buddhismus gilt darüber hinaus das „Mitleid mit allen Lebewesen“ als die zentrale ethische Maxime. Für Mönche gibt es eine große Zahl weiterer Gebote — im Mahayana spricht man von 250 Mönchsregeln —, deren Stellenwert allerdings je nach spezifischer Richtung unterschiedlich ausgelegt werden kann.

Konsequenzen aus moralischem oder unmoralischem Verhalten können sich innerhalb eines Erdenlebens, oft aber erst im folgenden Leben auswirken (was scheinbare „Ungerechtigkeiten“, also das Ausbleiben unmittelbarer karmischer Vergeltung erklärt). Das Karma eines Einzelnen resultiert aus der Summe aller seiner moralischen und unmoralischen Verhaltensweisen innerhalb einer langen Folge von Existenzen. Buddhistische Rituale können individuelles Karma beeinflussen, ersetzen also bis zu einem gewissen Grade individuelles moralisches Verhalten.

Dharma

Das Universum gehorcht keinem einzelnen Gott oder Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)], sondern dem Dharma [Dharma (skt.) धर्म Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. 法)] (jap. [ (jap.) buddhistischer Dharma, wtl. Gesetz], „Gesetz“). Der Dharma nimmt im Buddhismus jene Stelle ein, die im Christentum „Gottvater“ bzw. dem Schöpfergott zukommt. Der Dharma ist jedoch unveränderlich und ohne Intention, also nicht strafend oder belohnend wie eine Gottheit. Er ist lediglich das Regelwerk, nach dem das Universum funktioniert. Insofern lässt sich der Buddhismus auch als „atheistische Religion“ bezeichnen. Erleuchtung wird mit der vollkommenen Erkenntnis des Dharma gleichgesetzt. Umgekehrt kann „Dharma“ auch die Lehre des Buddha bezeichnen, die zur Erleuchtung führt.

Buddhas und andere Erleuchtete

Buddhaschaft ist die höchste Daseinsform im Universum des Buddhismus. Sie wurde nicht nur vom historischen Buddha, sondern auch von zahlreichen Vorgängern erreicht, die alle als Buddha bezeichnet werden. Ein Buddha tritt nach der ursprünglichen Auffassung nach seinem physischen Tod ins Nirvana ein. Er steht den Gläubigen nach seinem Tod daher nicht mehr zur Seite. (Spätere Auslegungen, vor allem der Amida [Amida (jap.) 阿弥陀 Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)] Buddhismus, weichen in diesem Punkt stark von der ursprünglichen Lehre ab.) In den ältesten Schriften des Buddhismus findet man als nächstes die Schüler des Buddha, die aufgrund seiner Lehre erleuchtet wurden. Sie werden u.a. als Arhat [Arhat (skt.) अर्हत् buddhistische Heiligenfigur; höchste Stufe des Menschseins vor dem Austritt aus dem Geburtenkreislauf (jap. rakan)] bezeichnet. Im Mahayana Buddhismus entwickelte sich zwischen Arhats und Buddhas die Figur des Bodhisattvas [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)]. Bodhisattvas haben ebenso wie der Buddha aus eigener Kraft zur Erleuchtung gefunden, verzögern aber ihren Eintritt ins Nirvana und verbleiben im Samsara, um andere Wesen zur Erleuchtung zu führen. Aus diesem Grunde erscheinen sie immer wieder in der Welt der Unerleuchteten und vollführen mitunter auch Wunder. Theoretisch sind weder der historische Buddha noch seine Vorgänger oder Nachfolger mit einem monotheistischen Gott zu vergleichen, denn sie sind keine Weltenschöpfer. Buddhas und Bodhisattvas sind jedoch über das Karma erhaben und daher ideale Adressaten, um eine karmische Verbesserung zu erreichen. Insofern genießen sie in der Praxis häufig einen gottähnlichen Status (s.a. Kap. Ikonographie, Ordnungssysteme im buddhistischen Pantheon).

Drei Schätze oder Drei Juwelen

Vorlage:Sidebox3 Die drei wichtigsten Elemente des Buddhismus werden als die Drei Schätze, drei Juwelen oder Drei Kleinodien (jap. sanbō [sanbō (jap.) 三宝 Drei Schätze oder Drei Juwelen, skt. triratna: Buddha, Dharma, Sangha; im Kontext des Shinto bezeichnet der Begriff ein Opfertischchen, wird in diesem Fall allerdings meist mit den Zeichen 三方 („drei Richtungen“) geschrieben.]) bezeichnet. Es sind der Buddha, der Dharma, und der sangha [saṃgha (skt.) संघ „(Mönchs-)Gemeinde“ (jap. 僧 oder sōgya 僧伽)], also die buddhistische (Mönchs-) Gemeinschaft. Der Begriff „Drei Schätze“ kann auch als Synonym für den Buddhismus insgesamt verwendet werden.

Drei Körbe

Die kanonischen Schriften des Buddhismus sind in drei Grunddisziplinen unterteilt, die als die Drei Körbe (Tripitaka [Tripiṭaka (skt.) त्रिपिटक „Drei Körbe“, kanonische Schriften des Buddhismus (jap. Sanzō 三蔵)]) bezeichnet werden. Es sind (1) die Lehrreden des Buddha, die Sutren [sūtra (skt.) सूत्र „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)]; (2) die monastischen Ordensregeln (Vinaya [Vinaya (skt.) विनय „Disziplin“, die monastischen Ordensregeln (jap. Ritsu 律)]); und (3) die Kommentarwerke (Abhidharma [Abhidharma (skt.) अभिधर्म Kommentarwerke des buddh. Kanons (jap. Abidatsuma 阿毘達磨)]). Der Theorie nach ist alles, was in den Drei Körben festgelegt ist, für alle buddhistischen Richtungen gültig. In der Praxis unterscheidet sich der Inhalt der Drei Körbe aber von Epoche zu Epoche, von Region zu Region und von Schule zu Schule. Japanische Buddhologen der Taishō [Taishō (jap.) 大正 1879–1926; zweiter Tennō des modernen Japan, Sohn des Meiji Tennō; seine Amtszeit (1912–1926) wird als Taishō-Zeit bezeichnet]-Zeit (1912–1926) fassten auf der Grundlage chinesischer und koreanischer Vorlagen sämtliche Schriften des ostasiatischen Buddhismus, die im weitesten Sinne zu den Tripitaka gezählt werden können, in einer Werkausgabe zusammen, die als Taishō Tripitaka [Taishō shinshū daizōkyō (jap.) 大正新脩大藏經 Taishō Tripitaka, Taishō Kanon; in der Ära Taishō (1912–1926) revidierte Ausgabe des chinesischen buddhistischen Kanons] bekannt ist. Die Ausgabe umfasst 85 Bände bestehend aus 5320 Einzeltexten.

Unterschiede zwischen buddhistischen Richtungen

Während etwa die Schulen des Theravada [Theravāda (pali) थेरवाद „Schule der Ordensälteren“, buddhistische Richtung (hier in Pali angegeben; skt: Sthaviravada) (jap. jōzabu bukkyō 上座部仏教)] Buddhismus die Erleuchtung oder den Eintritt ins Nirvana [Nirvāṇa (skt.) निर्वाण „Erloschen, ausgelöscht“, Ort der Erlösung von allem Leid, absolutes Jenseits (jap. Nehan 涅槃)] erst nach vielen Wiedergeburten als Mönch für möglich erachten, zeichnen sich die Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)]-Schulen dadurch aus, dass sie die Buddhawerdung (= Erleuchtung) in diesem Leben anstreben. Die Methoden, dieses Ziel zu erreichen, sind allerdings sehr verschieden und machen die Hauptunterschiede zwischen den einzelnen Mahayana-Schulen aus. Meditation wird zwar allgemein geübt, steht aber vor allem im Zen Buddhismus im Vordergrund (Zen [Zen (jap.) chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus] bedeutet wörtlich „Meditation“). Daneben benutzt der Zen Buddhismus die Irritation durch paradoxe Fragen (kōan [kōan (jap.) 公案 Koan, paradoxes Zen-Rätsel]), um konventionelles Wissen (Alltagsbewusstsein = „Unwissenheit“) zum Einsturz zu bringen. Andere Schulen erachten die Rezitation von Gebetstexten für entscheidend. Dabei kann es sich entweder um ganze Sutren handeln oder bloß um den Namen eines Sutra oder eines Buddha, etwa im Fall des Amida Buddhismus. Im esoterischen Buddhismus, der in Japan heute vor allem in Form der Shingon [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan]-Schule präsent ist, wird der rituellen Praxis besonderes Gewicht beigemessen, wobei das Ziel ist, durch eine Kombination von Gebetsformeln (mantra [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)]), Handzeichen und -gesten (mudra [mudrā (skt.) मुद्रा „Siegel“, Gebetsgeste (jap. inzō 印相)]) sowie geistiger Konzentration zur Buddhaschaft zu gelangen. Die genauen Formen dieser verbalen, gestischen und imaginierten Zeichen sind „geheim“, das heißt, es bedarf eines Meisters, der eine rituelle Initiation vornimmt und den Schüler Schritt für Schritt in die Geheimnisse dieser Lehre einführt. Daher die Bezeichnung „esoterisch“ bzw. auf Japanisch mikkyō [mikkyō (jap.) 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten], wtl. „geheime Lehre“. (Weitere Unterschiede werden im Kapitel Geschichte eingehender besprochen.)

Buddhismus und andere Religionen

Andere Religionen führen nach buddhistischer Auffassung zwar nicht direkt zum Pfad der Erleuchtung, können aber unter Umständen mit dem Buddhismus vereinbare Werte verbreiten. Sie können sogar dem Plan eines Buddha entsprechen, um die Unwissenden schrittweise an seine Lehre heranzuführen. Religionen, die den Buddhismus nicht ihrerseits ablehnen (also z.B. der Shintō [Shintō (jap.) 神道 Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami]), werden daher als Umwege, aber nicht als Irrwege aufgefasst.

Ebenso wird die Existenz von Gottheiten anderer Religionen nicht geleugnet. Allerdings sind auch die Götter im Geburtenkreislauf gefangen. Gottsein ist also eine mögliche Form der Wiedergeburt. Vor allem indische Götter wurden in dieser Form konzipiert (sie erhalten oft die Funktion eines Beschützers des Buddhismus). Japanische Götter (kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō]) gelten hingegen in vielen Richtungen des japanischen Buddhismus als Manifestationen von Buddhas. Buddhas bedienen sich demnach der Form von kami, um die Menschen an sich heran zu führen.

In diesen Konzeptionen von nicht-buddhistischen Göttern spiegelt sich ein gemeinsames Grundmuster wider: Außerhalb des Buddhismus liegende Vorstellungen werden von diesem nicht bekämpft oder negiert, sondern nach Möglichkeit integriert. Man hat diese Verfahrensweise u.a. auch als „Inklusivismus“ bezeichnet. Monotheistische Religionen wie das Christentum oder der Islam gehen hier meist einen anderen Weg (Verneinung, Diffamierung, Verfolgung), den man in diesem Zusammenhang als „exklusivistisch“ bezeichnen könnte. Solchen exklusivistischen Religionen oder Sekten gegenüber zeigte sich umgekehrt auch der Buddhismus von einer intoleranten Seite und zwar genau dann, wenn diese Religionen sich gegen die Vereinnahmung durch den Buddhismus zur Wehr setzten oder diese von vornherein ausschlossen. Christen und andere religiöse Gruppen mit exklusivem Absolutheitsanspruch (etwa die buddhistische Ikkō-shū [Ikkō-shū (jap.) 一向宗 Ikkō Sekte, eine Fraktion des Buddhismus vom Reinen Land ( Jōdo-shū)]) wurden daher in Japan auch im Namen des japanischen Buddhismus auf ähnliche Weise verfolgt wie „Ketzer“ und „Heiden“ in der europäischen Religionsgeschichte (s. Kap. Geschichte, Japans ‚christliches Jahrhundert‘).

Verweise

Verwandte Themen

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen

Einführungen in die Lehre des Buddha gibt es im Internet wie Sand am Meer, viele sind allerdings durch den Blick einer spezifischen Richtung des Buddhismus gefärbt. Andererseits gibt es viele Linksammlungen, die teilweise veraltet oder ungeordnet sind. Hier eine kleine Auswahl von Links, die bereits länger funktionieren:


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Auch die Einführungsliteratur in den Buddhismus ist unübersehbar und zugleich von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus meist nicht befriedigend. 2011 ist jedoch ein Band zur Geschichte des japanischen Buddhismus erschienen, der von der Zielsetzung viel mit dem Kapitel Geschichte gemeinsam hat, allerdings wesentlich ausführlicher auf einzelne Punkte eingeht:

Christoph Kleine, Der Buddhismus in Japan: Geschichte, Lehre, Praxis. Tübingen: Mohr Siebeck, 2011.

Zum indischen Buddhismus gibt es einige Klassiker, die zwar nicht mehr ganz aktuell sind, aber gut und allgemein verständlich geschrieben:

Edward Conze, Buddhismus: Wesen und Entwicklung. Stuttgart: Kohlhammer, 1995. [Engl. Originalausgabe: Buddhism. Its Essence and Development, 1951.]
Erich Frauwallner, Geschichte der Indischen Philosophie, Bd. 1. Salzburg: Otto Müller Verlag, 1953.

Etwas moderner und zudem sehr handlich:

Axel Michaels, Buddha: Leben, Lehre, Legende. München: C. H. Beck, 2011.
Bernard Faure, Buddhismus. Bergisch Gladbach: Lübbe, 1998. [Französische Originalausgabe: Le Buddhisme, 1997.]

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Abhidharma (skt.) अभिधर्म ^ Kommentarwerke des buddh. Kanons (jap. Abidatsuma 阿毘達磨)
  • Amida 阿弥陀 ^ Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)
  • Arhat (skt.) अर्हत् ^ buddhistische Heiligenfigur; höchste Stufe des Menschseins vor dem Austritt aus dem Geburtenkreislauf (jap. rakan)
  • Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • bukkyō 仏教 ^ Lehre des Buddha, Buddhismus
  • Dharma (skt.) धर्म ^ Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. 法)
  • duḥkha (skt.) दुःख ^ „Leiden“ (jap. ku 苦)
  • Hīnayāna (skt.) हीनयान ^ „Kleines Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. Shōjō 小乗)
  • ^ buddhistischer Dharma, wtl. Gesetz
  • Ikkō-shū 一向宗 ^ Ikkō Sekte, eine Fraktion des Buddhismus vom Reinen Land ( Jōdo-shū)
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • Karma (skt.) कर्म ^ „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)
  • kleśa (skt,) क्लेश ^ „Leid“, auch: Leidenschaft, die den Menschen ans Diesseits bindet; neben den sog. Fünf Giften (Ignoranz, Gier, Hass, Stolz und Neid) gibt es auch Serien von 3, 6, 10 oder 108 Kleshas (jap. bonnō 煩悩)
  • kōan 公案 ^ Koan, paradoxes Zen-Rätsel
  • Mahāyāna (skt.) महायान ^ „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
  • mantra (skt.) मन्त्र ^ Gebetsformel (jap. shingon 真言)
  • mikkyō 密教 ^ esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten
  • mudrā (skt.) मुद्रा ^ „Siegel“, Gebetsgeste (jap. inzō 印相)
  • Nirvāṇa (skt.) निर्वाण ^ „Erloschen, ausgelöscht“, Ort der Erlösung von allem Leid, absolutes Jenseits (jap. Nehan 涅槃)
  • prajñāpāramitā (skt.) प्रज्ञापारमिता ^ „Vollkommene Weisheit“ (jap. hannyaharamitta 般若波羅蜜多)
  • Saṃsāra (skt.) संसार ^ „Beständiger Fluss“, Kreislauf der Wiedergeburten, Diesseits (jap. Rinne 輪廻)
  • sanbō 三宝 ^ Drei Schätze oder Drei Juwelen, skt. triratna: Buddha, Dharma, Sangha; im Kontext des Shinto bezeichnet der Begriff ein Opfertischchen, wird in diesem Fall allerdings meist mit den Zeichen 三方 („drei Richtungen“) geschrieben.
  • saṃgha (skt.) संघ ^ „(Mönchs-)Gemeinde“ (jap. 僧 oder sōgya 僧伽)
  • satori 悟り ^ Erleuchtungserfahrung (bes. im Zen Buddhismus)
  • Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
  • Shintō 神道 ^ Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami
  • Śrāvakayāna (skt.) श्रावकयान ^ „Fahrzeug der Schüler“, Richtung des Buddhismus (jap. Shōmon-jō 声聞乗)
  • sūtra (skt.) सूत्र ^ „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)
  • Taishō 大正 ^ 1879–1926; zweiter Tennō des modernen Japan, Sohn des Meiji Tennō; seine Amtszeit (1912–1926) wird als Taishō-Zeit bezeichnet
  • Taishō shinshū daizōkyō 大正新脩大藏經 ^ Taishō Tripitaka, Taishō Kanon; in der Ära Taishō (1912–1926) revidierte Ausgabe des chinesischen buddhistischen Kanons
  • tantra (skt.) तन्त्र ^ „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)
  • Theravāda (pali) थेरवाद ^ „Schule der Ordensälteren“, buddhistische Richtung (hier in Pali angegeben; skt: Sthaviravada) (jap. jōzabu bukkyō 上座部仏教)
  • Tripiṭaka (skt.) त्रिपिटक ^ „Drei Körbe“, kanonische Schriften des Buddhismus (jap. Sanzō 三蔵)
  • Vajrayāna (skt.) वज्रयन ^ „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)
  • Vinaya (skt.) विनय ^ „Disziplin“, die monastischen Ordensregeln (jap. Ritsu 律)
  • Zen^ chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus