Der Weg des Bud·dhis·mus nach Japan

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Der Weg des Bud·dhis·mus nach Japan

Vorlage:Flie Lehre des Bud·dhis·mus (jap. bukkyō [bukkyō (jap.) 仏教 Lehre des Buddha, Buddhismus]) geht auf eine histo·rische Persön·lich·keit zurück, die unter Eigen·namen wie Gautama [Gautama (skt.) गौतम Eigennamen des historischen Buddha; Pali: Gotama (jap. Kudon 瞿曇)] Siddhartha [Siddhārtha (skt.) सिद्धार्थ Eigennamen des historischen Buddha, Shakyamuni (jap. Shiddatta 悉達多)] oder Shakyamuni [Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)] („der Weise des Shakya-Klans“) bekannt ist. Nach bud·dhis·tischer Auf·fas·sung war er ein Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)], also ein „Erleuch·teter“, weshalb er auch als „der Buddha“ bzw. genauer als der „histo·rische Buddha“ be·zeich·net wird. Nach bud·dhis·tischer Auf·fass·ung exis·tier·ten Buddhas nämlich schon in grauer Vorzeit, und auch die Zu·kunft wird weitere Buddhas her·vor·bringen. In Japan wird dieser his·to·rische Buddha als Shaka Nyorai [Shaka Nyorai (jap.) 釈迦如来 jap. Name des historischen Buddha, Shakyamuni] verehrt.

Man nahm bis vor kurzem all·ge·mein an, dass Shak·ya·muni im sechs·ten oder fünf·ten Jahr·hun·dert vor unserer Zeit·rechnung im Norden Indiens tätig war, doch setzen neuere For·schun·gen seine Lebens·zeit hundert Jahre später, etwa 450–370 v.u.Z. an.1 Shakyamuni lebte jeden·falls in einem nord·indischen König·reich namens Magadha [Magadha (skt.) मगध Nordostindisches Königreich das im 6. bis 4. Jh. v.u.Z. seine Blütezeit erreichte], wo neben dem Bud·dhis·mus auch eine weitere indische Re·ligion, der Jai·nis·mus entstand. Beide Re·ligi·onen lehrten, dass selbst die Götter (deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]) der klas·sischen in·dischen Mythen nur eine relative Be·deu·tung besaßen und ver·kündeten einen für alle Lebe·wesen gültigen Heils·weg, der im Wesent·lichen auf einer aske·tischen, mönchi·schen Lebens·weise beruhte.

Magadha.png
Das indische Reich Magadha, 6.–4. Jh. v.u.Z.
Ausbreitung des nordindischen Königreichs Magadha.
Wikimedia Commons, nach Schwartzberg, J. E. (1992), A Historical Atlas of South Asia: University of Oxford Press.

Nach seinem Tod hinter·ließ Shak·ya·muni einen Orden von Mönchen und Nonnen, sowie männ·liche und weib·liche Laien·anhänger. Diese „Vier Ver·samm·lungen“ bildeten die bud·dhis·tische Ge·meinde im weiteren Sinne. Eine ko·di·fi·zier·te Lehre exis·tier·te zu diesem Zeit·punkt wahr·scheinlich noch nicht. Erst Shak·ya·munis Schüler und Enkel·schüler formu·lierten in so·ge·nannten „Konzilen“ die ersten schrift·lichen Texte, aus denen sich die ver·schie·denen Fas·sungen des weit·läufigen bud·dhis·tischen Kanons — die „Drei Körbe“ [Tripiṭaka (skt.) त्रिपिटक „Drei Körbe“, kanonische Schriften des Buddhismus (jap. Sanzō 三蔵)] — ent·wickelten.

Die Aus·brei·tung des Bud·dhismus folgte im we·sent·lichen den großen Handels·routen, die zahl·reiche Höfe von großen und klein·eren Reichen mit einander ver·banden. Der Bud·dhis·mus war also — trotz seiner aske·tischen Ideale — beson·ders in seiner Früh·zeit eine Re·ligion für Händler und ihre Kunden, die Könige. Während die Händler exo·tische Güter an den Höfen der Könige feilboten, pre·digten die Mönche in ihrer Beglei·tung eine neue Religion, die eben jenen Königen über den Tod hinaus „Rettung“ versprach. Das „Wissen“ um das indivi·duelle Schick·sal eines Königs in einer kom·men·den Welt war mög·licher·weise eines der Erfolgs·geheim·nisse, das die Lehren des Bud·dhis·mus ebenso begehrt machte wie mate·rielle Reich·tümer. Bud·dhisten hatten jeden·falls beson·ders an den Königs·höfen Erfolg. Um·ge·kehrt wurden sowohl Händler als auch Könige in den Legenden von Buddha und seinen Schülern generell positiv dar·ge·stellt. Reich·tum und Macht sind im Bud·dhis·mus per se keine Hinder·nisse auf dem Pfad zur Erleuchtung [prajñāpāramitā (skt.) प्रज्ञापारमिता „Vollkommene Weisheit“ (jap. hannyaharamitta 般若波羅蜜多)], sondern im Gegen·teil Zeichen der karmischen [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)] Beloh·nung aus früheren Leben, die es in diesem Leben klug und achtsam zu ver·walten und zu mehren gilt.

Die Ausbreitung des Buddhismus

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Ausbreitung des Buddhismus
Ausbreitung des Buddhismus.
Bernhard Scheid, 2015.

Im dritten Jahr·hun·dert v.u.Z., also etwa hundert Jahre nach Buddhas Tod, erfuhr der Bud·dhis·mus eine massive För·de·rung durch König Ashoka [Aśoka (skt.) अशोक „Der Unbesorgte“, 304?–232 v.u.Z., König von Nord-Indien (jap. Muu 無憂 oder Aikuō 阿育王)] (304?–232 v.u.Z.), der große Teile Indiens unter seiner Herr·schaft vereinte. Von da an begann der Bud·dhis·mus auch über die Grenzen der in·di·schen Kultur hinaus wirksam zu werden.

Im Norden stieß der Bud·dhis·mus zunächst auf die natür·liche Grenze des Himalaya und brei·tete sich entlang dieses Gebirgszuges nach Westen ins heu·tige Pakistan aus. Hier kam er mit dem hellenis·tischen Reich Gandhara [Gandhāra (skt.) गन्धार Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst] in Berüh·rung und erfuhr dadurch wichtige Im·pulse, z.B. auf dem Gebiet der Ikonographie. Der Bud·dha bekam so erstmals ein kon·kretes Aus·sehen, das er·staun·lich stark an grie·chisch-rö·mi·sche Statuen der Antike gemahnte.

Vajrapani kusana2 hunt.jpg
1 Buddha und Begleiter im hellenistischen Stil, Gandhara, 1.–3. Jh. u.Z.
Darstellung der Unterwerfung der schwarzen Schlange in Rajgrha durch Buddha und Vajrapani.
Kushana Periode, N-Indien, 1.–3.Jh. u.Z. Huntington Archive.
Coin of Kanishka I.jpg
2 Goldmünze mit Buddha-Figur (r.); Gandhara, 2. Jh. u.Z.
Goldmünze aus der Zeit König Kanishkas (ca. 127–163 u.Z.). Kanishka regierte die „goldene Zeit“ des Kushana Reichs, einer Dynastie aus Nordchina. Das Zentrum des Kushana Reiches befand sich allerdings in Gandhara im heutigen Pakistan und war stark vom Hellenismus geprägt. Das Kushana Reich war besonders wichtig für die Entwicklung der Seidenstraße, die China mit dem Mittelmeerraum verband. Zugleich war Kanishka ein großer Förderer des Buddhismus. Dies lässt sich auch an der vorliegenden Münze erkennnen. Auf einer Seite ist die Figur des Herrschers zu sehen, auf der anderen die Figur Buddhas. Die Münze ist in griechischen Buchstaben beschriftet, das Wort „Boddo“ (Buddha) ist deutlich zu erkennen.
Kushana Reich. Wikimedia Commons.

Trotz des frucht·baren und schein·bar har·mo·ni·schen Kontakts mit dem Hel·lenismus, endete die Westbewegung des Bud·dhis·mus auf dem Gebiet des heutigen Afghanistan. Von da an entwickelte das sich das im Osten ge·leg·ene China zum Hauptziel der bud·dhis·tischen Mission. Die Gründe dafür waren wahr·schein·lich nicht re·ligiö·ser Natur, sondern lagen in den kom·mer·ziel·len Mög·lich·kei·ten, die der Handel mit China versprach. Ähnlich wie später die christ·liche Mission war wohl auch die Ausbreitung des Buddhismus ökonomischen Zwängen unterworfen.

Um nach China zu gelangen, benutz·ten Händler und Mönche zumeist den Land·weg entlang der zentral·asia·tischen Seiden·straße. Doch konnte man China auch per Schiff erreichen, wenn man eine süd·liche Route wählte. Hier boten die In·seln Sri Lanka, Sumatra und Java sowohl für den Handel als auch für die bud·dhis·tische Mission wich·tige Stütz·punkte, wo sich bald frühe bud·dhis·tische Zentren eta·blier·ten. Diese Route wird auch als „maritime Seiden·straße“ bezeichnet. Dem nördlichen Land- und dem südlichen Seeweg folgend ent·standen zwei große Über·liefe·rungs·tradi·tionen, die man in der Sprache des Bud·dhismus als „Fahrzeuge“ (yāna [yāna (skt.) यान „Fahrzeug“, Schule, Glaubensrichtung]) bezeichnet.

Süden: Thera·vada

Die süd·liche Rich·tung wird auch als Shravakayana [Śrāvakayāna (skt.) श्रावकयान „Fahrzeug der Schüler“, Richtung des Buddhismus (jap. Shōmon-jō 声聞乗)] („Fahrzeug der Schüler“) be·zeich·net, von ihren zahl·reichen Schul·rich·tungen hat al·ler·dings nur der Theravada [Theravāda (pali) थेरवाद „Schule der Ordensälteren“, buddhistische Richtung (hier in Pali angegeben; skt: Sthaviravada) (jap. jōzabu bukkyō 上座部仏教)] („Schule der Ordens·älteren“, jap. jōzabu bukkyō [jōzabu bukkyō (jap.) 上座部仏教 Theravada Buddhismus, wtl. „Lehre der Ordensältesten“]) bis heute über·dau·ert. Der Thera·vada Bud·dhis·mus gilt im Ver·gleich zur nörd·lichen Schul·rich·tung als ortho·doxere oder kon·serva·tivere Form. Ge·gen·über dem Maha·yana konzen·triert er sich stärker auf mön·chische Lebens·führung (das Arhat [Arhat (skt.) अर्हत् buddhistische Heiligenfigur; höchste Stufe des Menschseins vor dem Austritt aus dem Geburtenkreislauf (jap. rakan)]-Ideal) und Askese. Er wird heute vor allem in Sri Lanka, Myanmar (Burma), Thai·land, Laos und Kam·bodscha prak·tiziert.

Norden: Maha·yana

Die nörd·liche Rich·tung ist all·gemein als Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)], „Großes Fahr·zeug“ (jap. daijō bukkyō [daijō bukkyō (jap.) 大乗仏教 Mahayana Buddhismus, wtl. „Lehre des Großen Fahrzeugs“]), bekannt. Das Große Fahr·zeug war eine Reform·bewe·gung, die die ur·sprüng·liche, auf eine rein mönch·ische Lebens·führung ausge·richtete Form des Bud·dhis·mus auch für Laien zu·gäng·lich machen wollte. Auch Laien können nach Auf·fassung des Maha·yana er·leuch·tet werden. Im Maha·yana wurden die Lehren und Schrif·ten des ortho·doxen Shravaka·yana Bud·dhis·mus zwar nicht grund·sätzlich abge·lehnt, doch bezeich·nete man diesen Bud·dhismus, ein wenig ab·wer·tend, als Hinayana [Hīnayāna (skt.) हीनयान „Kleines Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. Shōjō 小乗)], „Kleines Fahr·zeug“.

Ausbreitung nach Ostasien

Erste bud·dhis·tische Kon·takte mit China reichen bis ins erste Jahr·hun·dert vor unserer Zeit·rech·nung zurück, aber zu ein·iger Be·deu·tung gelangte der chine·sische Bud·dhis·mus erst im zwei·ten und dritten Jahr·hun·dert unserer Zeit. Von der nord-west·lichen Einfalls·pforte aus er·folgte die Ver·brei·tung fächer·förmig über den ganzen chine·sischen Sub·kontinent, um schließ·lich im fünf·ten und sechs·ten Jahr·hundert auch Korea und Japan zu er·rei·chen. Daneben gab es auch über die südliche Route bud·dhis·tische Einflüsse. Da die bud·dhis·tische Mission aber in erster Linie auf die Höfe konzen·triert war, konnte von einer gleich·mäßigen, flächen·deck·enden Verbrei·tung keine Rede sein. Der frühe chine·sische Bud·dhis·mus blühte daher in den ur·banen Zentren. Doch errich·teten Bud·dhisten auch Klöster in abge·lege·nen Regionen, viel·leicht um sich da·durch eine gewisse Auto·nomie zu sichern.

In der Tang [Tang (chin.) chin. Herrschaftsdynastie, 618–907]-Zeit erfuhr der chi·nesi·sche Bud·dhis·mus massive staat·liche För·de·run·gen, die nicht nur zu seiner Ver·brei·tung, sondern auch zu einer großen Ei·gen·stän·dig·keit ge·gen·über dem Ur·sprungs·land Indien führten. Der chine·sische Hof unter·stützte nämlich groß angelegte Über·setzungs·projekte, die es mit sich brachten, dass heute mehr bud·dhis·tische Schrif·ten in chi·nesi·scher Über·set·zung tradiert sind als in Sanskrit oder Pali, den Sprachen der Original·manus·kripte.

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3 Felsenbuddha aus der Tang-Zeit, Longmen, 7. Jh.
Hauptnische der berühmten Felsengrotten von Longmen (Drachentor), einem Zentrum der buddhistischen Felsskulptur. Die größte Nische stammt aus der Tang-Zeit, aus der Zeit der einzigen Kaiserin dieser Zeit, Wu Zetian (625–705), die ihrerseits eine große Förderin des Buddhismus war. Im Zentrum dieser Nische steht Buddha Vairocana, dessen individuelle Züge angeblich der Kaiserin nachempfunden sind. Jedenfalls repräsentiert die Statuengruppe einen Höhepunkt des chinesischen Buddhismus.
China, Tang-Zeit, err. 672–676. Global Travel Authors, über Internet Archive.

Die Über·setz·ungen des in·do-bud·dhis·tischen Kanons in ein voll·kommen neues Idiom, das weder sprachliche noch ideengeschichtliche Gemeinsamkeiten mit der indischen Philosophie aufwies, stellten nicht nur eine gewaltige linguistische Heraus·forderung dar, sie führten zwangs·läufig zu einer Sini·sierung des Bud·dhis·mus. Doch nicht nur auf der Ebene der Texte, auch in der Ikono·graphie, also der Bilder·sprache, kam es zu neuen, chinesi·schen Stan·dardi·sie·rungen. Es ist dieser si·ni·sier·te Bud·dhis·mus, der in Ost·asien weiter wirkte. Die typ·ische, leicht dick·liche Bud·dha-Figur ist bei·spiels·weise eine chine·sische Ent·wicklung, die voll·in·halt·lich von Korea und Japan über·nommen wurde. Zugleich war in ganz Ost·asien immer klar, dass der Bud·dha Inder war. Im Unterschied zum Jesusbild im europäischen Christentum blieb Buddha in den Kulturen Ostasiens immer von einem exotischen Hauch umhüllt.

Tantrismus oder esoterischer Buddhismus

Vorlage:Sidebox3 Im fünf·ten und sech·sten Jahr·hundert u.Z. wurden Shravakayāna und Mahayāna durch eine weitere Richt·gung ergänzt, die sich in Indien nicht nur inner·halb des Bud·dhis·mus, sondern auch im Shiva- [Śiva (skt.) शिव „Glückverheißender“, indische Göttheit, auch Maheshvara oder Ishvara (jap. Daijizai-ten 大自在天)] und Vishnuismus [Viṣṇu (skt.) विष्णु indische (vedische) Gottheit; gilt im Vishnuismus als Manifestation des höchsten Seins] (also dem, was letzt·lich zum Hindu·ismus führte) breit machte: der Tan·tris·mus, benannt nach eigenen Lehr·schriften, den Tantren [tantra (skt.) तन्त्र „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)], in denen vor allem neu·artige Ritual·tech·niken be·han·delt werden. Der Tan·tris·mus führte von der generell of·fe·nen Haltung des Maha·yana zurück zu engen, in sich geschlos·senen Zirkeln von Ein·geweih·ten, inner·halb derer die Rituale kursier·ten. Man spricht daher auch vom „eso·terischen Bud·dhis·mus“ (esoterisch im Sinne von „nach innen gewandt“) — jap. mikkyō [mikkyō (jap.) 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten], wtl. „geheime Lehre“.

Ein leicht er·kenn·bares Cha·rak·teris·tikum des eso·terischen Bud·dhis·mus sind krie·gerische Figuren mit zornigen Gesichtern, die jedoch keine Feinde des Bud·dhis·mus dar·stellen, sondern Helfer oder Ver·tei·diger. Sie unterstützen die Gläu·bigen dabei, innere Wi·der·stände oder „Be·gierden“ auf dem Pfad zur Er·leuch·tung zu über·winden, doch wandte man sich auch mit hand·festeren An·liegen wie z.B. der Bitte um Schla·chten·glück an sie.

Obwohl der eso·terische Bud·dhis·mus generell als eine Unter·kate·gorie des Mahayana gilt, lässt er sich doktrinär oft nicht ein·deutig zuordnen. Auch geo·gra·phisch passt er nicht ganz in das oben skiz·zierte Bild, da die ein·fluss·reichs·ten esote·rischen Lehrer China offenbar über die Süd·route erreichten. Manche Re·ligi·ons·his·tori·ker be·handeln den eso·terischen Bud·dhis·mus daher als eigene, un·ab·hän·gige Rich·tung, die nach einem cha·rak·teris·tischen tan·tris·tischen Ri·tual·in·stru·ment, dem vajra [vajra (skt.) वज्र „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)], auch als Vajrayana [Vajrayāna (skt.) वज्रयन „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)] (Vajra-Fahrzeug) be·zeichnet wird.

Für den ja·pan·ischen Bud·dhis·mus sind jedenfalls vor allem das Maha·yana und die „geheime Lehre“ (mikkyō) von Belang.

Übernahme des Buddhismus in Japan

Shaka muroji.jpg
4 Buddha Shakyamuni
Eine Skulptur des Shaka Nyorai (skt. Shakyamuni) im Lotos-Sitz mit der für ihn typischen mudra „Fürchtet euch nicht“ — semui-in, segan-in. Die Statue zählt zu den „Nationalschätzen“ und befindet sich im alten Shingon-shū Tempel Murō-ji bei Nara.
Heian-Zeit, 9. Jh. Bildquelle: Wakasa Haikai, (Blog) [Scan aus Nara no furudera to butsuzō, Mitsui Memorial Museum, 2010], über Internet Archive.

Im japan·ischen Bud·dhis·mus haben wir es also mit dem Re·sul·tat einer langen Über·liefe·rungs·ge·schichte zu tun, im Zuge derer die ur·sprüng·lich indi·sche Re·ligi·on mit Ele·menten aus Zentral·asien und China ange·reichert wurde. Da China für die japa·nische Kultur das Vor·bild schlech·thin dar·stellte, ten·dierte man dazu, den Bud·dhis·mus in seiner chine·sischen Form zu be·las·sen und unter·nahm zunächst nur zag·hafte Ver·suche der Adap·tion. Die Sutren [sūtra (skt.) सूत्र „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)] wurden daher kein weite·res Mal ins Japa·nische über·setzt.

In wei·terer Folge nahm die Ge·schich·te des Bud·dhis·mus in Japan jedoch einen an·deren Verlauf als in China. Dort erwuchs dem Bud·dhis·mus vor allem in Ge·stalt des Daois·mus [Dōkyō (jap.) 道教 Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a. ] ein mäch·tiger Kon·kurrent: Auf Zeiten der staat·lichen Förde·rung folgten Zeiten des Nieder·gangs und sogar der Ver·folgung von Bud·dhisten. In Japan dagegen gelang es dem Bud·dhis·mus, bereits existie·rende Glau·bens·vor·stel·lungen fast voll·ständig zu absor·bieren. Auch wenn die Blüte·zeit des japa·nischen Bud·dhis·mus mit dem Beginn der Frühen Neuzeit (Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit) zu Ende ging und kon·kur·rierende Vor·stell·ungen in Form des Kon·fuzia·nismus [jukyō (jap.) 儒教 Konfuzianismus, Lehre des Konfuzius (Kong Zi oder Kong Fuzi); wtl. Lehre der Gelehrten] und des Shintō [Shintō (jap.) 神道 Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami] auf·tauchten, wurden Bud·dhisten — von den Anfän·gen im 6. Jh. und einer kurzen anti-bud·dhistischen Phase Ende des 19. Jahr·hun·derts einmal abge·sehen — in Japan nie verfolgt. Japa·nische bud·dhis·tische Tempel wurden im Lauf ihrer Ge·schichte gene·rell nicht von Anders·gläu·bigen, sondern ledig·lich von anderen buddhisti·schen Tempeln bedroht (s. Reli·gions·ge·schichte).

Heute ist der Bud·dhismus aus seinem ehe·maligen Kern·land Indien fast völlig ver·schwun·den, und auch in seiner „zweiten Heimat“ China stellt er nur eine reli·giöse Rich·tung unter vielen dar. Hin·gegen tritt er uns als Haupt·religion in den ehe·maligen Rand·ge·bie·ten der bud·dhisti·schen Ein·fluss·sphäre, in Süd·ost·asien, Tibet und Japan entgegen.

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Diese Angabe beruht auf jüngeren For·schungen des In·do·logen Heinz Bechert. Bechert zufolge starb Buddha hundert Jahre vor der Krönung König Ashokas (ca. 268 v.). Ähnliche Schät·zungen gehen davon aus, dass Buddha 30 bis 50 Jahre vor dem In·dien·feld·zug Alexanders des Großen (327–325 v.) verstarb. Da die bud·dhis·tische Hagio·graphie Buddha außer·dem ein·hel·lig ein Alter von achtzig Jahren zuschreibt, erhält man die Lebens·daten 450–370 v.u.Z. (Michaels 2011, S. 21–22).

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Axel Michaels, Buddha: Leben, Lehre, Legende. München: C. H. Beck, 2011.
William Deal, Brian Ruppert, A Cultural History of Japanese Buddhism. New York: Wiley-Blackwell, 2015.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Vajrapani kusana2 hunt.jpg
    Darstellung der Unterwerfung der schwarzen Schlange in Rajgrha durch Buddha und Vajrapani.
    Kushana Periode, N-Indien, 1.–3.Jh. u.Z. Huntington Archive.
  2. ^ 
    Coin of Kanishka I.jpg
    Goldmünze aus der Zeit König Kanishkas (ca. 127–163 u.Z.). Kanishka regierte die „goldene Zeit“ des Kushana Reichs, einer Dynastie aus Nordchina. Das Zentrum des Kushana Reiches befand sich allerdings in Gandhara im heutigen Pakistan und war stark vom Hellenismus geprägt. Das Kushana Reich war besonders wichtig für die Entwicklung der Seidenstraße, die China mit dem Mittelmeerraum verband. Zugleich war Kanishka ein großer Förderer des Buddhismus. Dies lässt sich auch an der vorliegenden Münze erkennnen. Auf einer Seite ist die Figur des Herrschers zu sehen, auf der anderen die Figur Buddhas. Die Münze ist in griechischen Buchstaben beschriftet, das Wort „Boddo“ (Buddha) ist deutlich zu erkennen.
    Kushana Reich. Wikimedia Commons.
  1. ^ 
    Longmen.jpg
    Hauptnische der berühmten Felsengrotten von Longmen (Drachentor), einem Zentrum der buddhistischen Felsskulptur. Die größte Nische stammt aus der Tang-Zeit, aus der Zeit der einzigen Kaiserin dieser Zeit, Wu Zetian (625–705), die ihrerseits eine große Förderin des Buddhismus war. Im Zentrum dieser Nische steht Buddha Vairocana, dessen individuelle Züge angeblich der Kaiserin nachempfunden sind. Jedenfalls repräsentiert die Statuengruppe einen Höhepunkt des chinesischen Buddhismus.
    China, Tang-Zeit, err. 672–676. Global Travel Authors, über Internet Archive.
  2. ^ 
    Shaka muroji.jpg
    Eine Skulptur des Shaka Nyorai (skt. Shakyamuni) im Lotos-Sitz mit der für ihn typischen mudra „Fürchtet euch nicht“ — semui-in, segan-in. Die Statue zählt zu den „Nationalschätzen“ und befindet sich im alten Shingon-shū Tempel Murō-ji bei Nara.
    Heian-Zeit, 9. Jh. Bildquelle: Wakasa Haikai, (Blog) [Scan aus Nara no furudera to butsuzō, Mitsui Memorial Museum, 2010], über Internet Archive.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Arhat (skt.) अर्हत् ^ buddhistische Heiligenfigur; höchste Stufe des Menschseins vor dem Austritt aus dem Geburtenkreislauf (jap. rakan)
  • Aśoka (skt.) अशोक ^ „Der Unbesorgte“, 304?–232 v.u.Z., König von Nord-Indien (jap. Muu 無憂 oder Aikuō 阿育王)
  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • bukkyō 仏教 ^ Lehre des Buddha, Buddhismus
  • daijō bukkyō 大乗仏教 ^ Mahayana Buddhismus, wtl. „Lehre des Großen Fahrzeugs“
  • deva (skt.) देव ^ „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)
  • Dōkyō 道教 ^ Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a.
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Gandhāra (skt.) गन्धार ^ Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst
  • Gautama (skt.) गौतम ^ Eigennamen des historischen Buddha; Pali: Gotama (jap. Kudon 瞿曇)
  • Hīnayāna (skt.) हीनयान ^ „Kleines Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. Shōjō 小乗)
  • jōzabu bukkyō 上座部仏教 ^ Theravada Buddhismus, wtl. „Lehre der Ordensältesten“
  • jukyō 儒教 ^ Konfuzianismus, Lehre des Konfuzius (Kong Zi oder Kong Fuzi); wtl. Lehre der Gelehrten
  • Karma (skt.) कर्म ^ „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)
  • Magadha (skt.) मगध ^ Nordostindisches Königreich das im 6. bis 4. Jh. v.u.Z. seine Blütezeit erreichte
  • Mahāyāna (skt.) महायान ^ „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
  • mantra (skt.) मन्त्र ^ Gebetsformel (jap. shingon 真言)
  • mikkyō 密教 ^ esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten
  • Pāḷi (skt.) पाळि ^ mittelindische Sprache, eng verwandt mit dem Sanskit; Sprache der frühesten kanonischen Texte des Buddhismus
  • prajñāpāramitā (skt.) प्रज्ञापारमिता ^ „Vollkommene Weisheit“ (jap. hannyaharamitta 般若波羅蜜多)
  • Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि ^ „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
  • Shintō 神道 ^ Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami
  • Śiva (skt.) शिव ^ „Glückverheißender“, indische Göttheit, auch Maheshvara oder Ishvara (jap. Daijizai-ten 大自在天)
  • Śrāvakayāna (skt.) श्रावकयान ^ „Fahrzeug der Schüler“, Richtung des Buddhismus (jap. Shōmon-jō 声聞乗)
  • Siddhārtha (skt.) सिद्धार्थ ^ Eigennamen des historischen Buddha, Shakyamuni (jap. Shiddatta 悉達多)
  • Sindhu (skt.) सिन्धु ^ Indus; Fluss im heutigen Pakistan (Quellgebiet im tibetischen Himalaya), der lange die Grenze zwischen persischer und indischer Einflusssphäre darstellte
  • sūtra (skt.) सूत्र ^ „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)
  • Tang (chin.) 唐 ^ chin. Herrschaftsdynastie, 618–907
  • tantra (skt.) तन्त्र ^ „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)
  • Theravāda (pali) थेरवाद ^ „Schule der Ordensälteren“, buddhistische Richtung (hier in Pali angegeben; skt: Sthaviravada) (jap. jōzabu bukkyō 上座部仏教)
  • Tripiṭaka (skt.) त्रिपिटक ^ „Drei Körbe“, kanonische Schriften des Buddhismus (jap. Sanzō 三蔵)
  • vajra (skt.) वज्र ^ „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)
  • Vajrayāna (skt.) वज्रयन ^ „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)
  • Viṣṇu (skt.) विष्णु ^ indische (vedische) Gottheit; gilt im Vishnuismus als Manifestation des höchsten Seins
  • yāna (skt.) यान ^ „Fahrzeug“, Schule, Glaubensrichtung
Religion in JapanGrundbegriffe
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„Der Weg des Buddhismus nach Japan.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001