Der Fünf-Artikel-Eid (1868)

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Der Fünf-Artikel-Eid (1868)

Vorlage:Fler Fünf Artikel-Eid, Gokajō no go-seimon [Gokajō no go-seimon (jap.) 五箇条の御誓文 „5-Artikel-Eid“; erste Grundsatzerklärung der Meiji-Regierung; 6. April 1868], ist der erste Schritt Japans zu einem modernen Re·gierungs·system. Er wurde ver·laut·bart und unter·zeichnet am 6. April 1868 (Meiji 1/3/14).

  1. Wir wollen weit·reichende Ver·samm·lungen abhalten, um alle An·gelegen·heiten öffentlich zu entscheiden.
  2. Obrigkeit und Unter·tanen seien eines Herzens, um die Wirt·schaft des Reichs1 zu stärken.
  3. Es ist von Nöten, dass Hof und Krieger zusammen mit dem gemeinen Volk ihre Ziele verfolgen können und nicht in Mut·losig·keit versinken.
  4. Wir wollen alt·her·ge·brachte Unsitten beseitigen und uns auf die Basis des Öffent·lichen Weges von Him·mel und Erde stellen.
  5. Wir wollen Wissen aus aller Welt erwerben, um die Funda·mente des Kaiser·tums umfassend zu festigen.


  1. 廣ク會議ヲ興シ萬機公論ニ決スヘシ
    hiroku kaigi wo okoshi banki kōron ni kessubeshi
  2. 上下心ヲ一ニシテ盛ニ經綸ヲ行フヘシ
    shōka kokoro wo hitotsu ni shite sakan ni keirin wo okonau beshi
  3. 官武一途庶民ニ至ル迄各其志ヲ遂ケ人心ヲシテ倦マサラシメン事ヲ要ス
    kanbu itto shōmin ni itaru made onoono sono kokorozashi wo toge jinshin wo shite umazarashimen koto wo yō su
  4. 舊來ノ陋習ヲ破リ天地ノ公道ニ基クヘシ
    kyūrai no rōshu wo yaburi, tenchi no kōdō ni motozuku beshi
  5. 智識ヲ世界ニ求メ大ニ皇基ヲ振起スヘシ
    chishiki wo sekai ni motome, ōi ni kōki wo shinki subeshi

Geschichtlicher Kontext

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1 Meiji Oligarche
Drei führende Politiker der frühen Meiji-Zeit Sanjō Sanetomi (re.), Iwakura Tomomi (Mitte) und Ōkubo Toshimichi (li.). Iwakura, der in der Darstellung offenbar den wichtigsten Platz innehält und den breitesten Raum einnimmt, war u.a. Leiter der sog. Iwakura Mission, die in den Jahren 1871–1873 die Länder der westlichen Welt bereiste, um die diplomatischen Beziehungen zu festigen.
Werk von Yamazaki Toshinobu (1857–1885). Meiji-Zeit, 1878. Antique Art Morimiya.

Der Fünf-Artikel-Eid war die erste Grund·satz·erklärung des neuen

Meiji 明治 (jap.)

posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt

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-Regimes, das sich drei Monate zuvor (3. Jänner 1868) an die Macht geputscht hatte. Er kann auch als eine Art „Ver·fassung“ der neuen Meiji-Regierung angesehen werden oder wurde zumindest im Rück·blick so gedeutet. Der Text durchlief eine Reihe von Redaktionen, zuletzt durch

Kido Takayoshi 木戸孝允 (jap.)

1833–1877; Staatsmann der Meiji-Zeit

Der Begriff „Kido Takayoshi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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und

Iwakura Tomomi 岩倉具視 (jap.)

1825–1883; Staatsmann der Meiji-Zeit; Leiter der Iwakura Mission Iwakura Shisetsudan, 1871–1873)

Der Begriff „Iwakura Tomomi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, die unmittelbar an den Hebeln der Macht saßen. Die Unter·zeichnung des Dokuments besiegelte den Unter·gang der alten Eliten und den Aufstieg der so·genan·nten Meiji-Oligarchen, damals angeführt von Kido, Iwakura und

Ōkubo Toshimichi 大久保利通 (jap.)

1830–1878; Staatsmann der Meiji-Zeit aus Satsuma

Der Begriff „Ōkubo Toshimichi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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. Es gelang ihnen, die führenden Vertreter des Hofes und des Tennō-loyalen Krieger·adels in einer spektakulären In·augura·tions·zere·monie zu versammeln und insgesamt 767 Personen zur Unter·zeichnung des Eids zu bewegen.

Die ersten drei Punkte spiegeln das Be·dürfnis wider, die alten Hierarchien zu überwinden, und wurden oft auch als demo·kratische Ansätze interpretiert. Die „alten Unsitten“ in Punkt vier wurden einer·seits als Ge·pflogen·heiten des Tokugawa-Regimes, etwa die Privi·legien des Shōgun, verstanden, konnten sich aber auch z.B. auf den Bud·dhis·mus beziehen. Punkt 5 erhält ein Bekenntnis zur Modernisierung nach westlichem Muster. Schon Robert Spaulding machte aller·dings darauf aufmerksam, dass die Ziele des Eids Anfangs wesentlich enger und konkreter waren, als sich dem Text selbst ent·nehmen lässt. Doch dank der allgemeinen Formulierungen, die teils aus Rück·sicht auf mögliche politische Gegner nicht auf konkrete Anlässe gemünzt waren, ließ sich der Text im Rück·blick als Auf·forderung zu weit radikaleren Reformen lesen, als sie den „Meiji-Oligarchen“ zunächst selbst vor Augen standen.

Verweise

Fußnoten

  1. Keirin, üblicherweise Staats·verwaltung, wird hier in einem speziellen Sinne ähnlich wie keizai 経済 verwendet (Spaulding 1967, S. 8).

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Japanischer Originaltext:

Übersetzungen:

John Breen, „The Imperial Oath of April 1868: Ritual, Politics, and Power in the Restauration“. Monumenta Nipponica 51:4 (1996), 407–29.
Marius Jansen, The Making of Modern Japan. Cambridge, MA: Harvard University Press, 2000.
Robert Spaulding, „The Intent of the Charter Oath“. In: Richard Beardsley (Hg.), Studies in Japanese History and Politics. Ann Arbor: Univ. of Michigan Press, 1967, 3–35. (Online.)
Reinhard Zöllner, Geschichte Japans: Von 1800 bis zur Gegenwart. Paderborn: Schöningh, 2008. [2., durchgesehene Auflage 2009.]

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Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
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    Drei führende Politiker der frühen Meiji-Zeit Sanjō Sanetomi (re.), Iwakura Tomomi (Mitte) und Ōkubo Toshimichi (li.). Iwakura, der in der Darstellung offenbar den wichtigsten Platz innehält und den breitesten Raum einnimmt, war u.a. Leiter der sog. Iwakura Mission, die in den Jahren 1871–1873 die Länder der westlichen Welt bereiste, um die diplomatischen Beziehungen zu festigen.
    Werk von Yamazaki Toshinobu (1857–1885). Meiji-Zeit, 1878. Antique Art Morimiya.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Gokajō no go-seimon 五箇条の御誓文 ^ „5-Artikel-Eid“; erste Grundsatzerklärung der Meiji-Regierung; 6. April 1868
  • Iwakura Tomomi 岩倉具視 ^ 1825–1883; Staatsmann der Meiji-Zeit; Leiter der Iwakura Mission Iwakura Shisetsudan, 1871–1873)
  • Kido Takayoshi 木戸孝允 ^ 1833–1877; Staatsmann der Meiji-Zeit
  • Meiji 明治 ^ posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt
  • Ōkubo Toshimichi 大久保利通 ^ 1830–1878; Staatsmann der Meiji-Zeit aus Satsuma
  • Shōgun 将軍 ^ Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)
  • Tennō 天皇 ^ jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
  • Tokugawa 徳川 ^ Kriegerdynastie, die während der Edo- oder Tokugawa-Zeit (1603–1867) das Amt des Militärmachthabers (Shōgun) inne hatte.

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Religion in JapanGeschichte
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„Der Fünf-Artikel-Eid (1868).“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001