Religion und Reichseinigung

Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vorlage:Styles

Religion und Reichseinigung

Vorlage:Wrapper

Vorlage:Flie sogenannte Frühe Neuzeit beginnt in Japan, mit der politischen Wieder·ver·einigung des Landes unter der Herr·schaft der Tokugawa-Dynastie. Deren Be·gründer

Tokugawa Ieyasu 徳川家康 (jap.)

1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger

Der Begriff „Tokugawa Ieyasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Sanmen daikoku taizokyoji.jpg
  • Ieyasu.jpg
  • Premodern provinces murdoch.jpg
  • Otani yoshitsugu.jpg
  • Inukimon nikko.jpg
  • Grab yuki hideyasu.jpg
  • Hoto ieyasu nikko.jpg
  • Nikko torii stillfried.jpg
  • Wakamochi.jpg
  • Sekigahara.jpg
  • Kunozan.jpg
  • Nemuri neko.jpg

(1543–1616) er·lang·te durch seinen Sieg in der Schlacht von Sekigahara (1600) end·gültig die militärische Vor·herrschaft über Japan und ließ sich im Jahr 1603 zum

Shōgun 将軍 (jap.)

Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)

Der Begriff „Shōgun“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Ashikaga yoshimitsu.jpg

er·nennen. Damit sicherte er sich und seinen Nach·kommen das politische Führungs·amt des Landes, das von nun an von seiner Residenz·stadt

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Gangoji engi 2.jpg
  • Asakusa jinja2.jpg
  • Namazu ken.jpg
  • Drachen hakozaki engi.jpg
  • Deshima 1790.jpg
  • Daruma togetsu.jpg
  • Morokoshi kinmozui schlange.jpg
  • Asakusa nakamise.jpg
  • Tokugawa koyasan.jpg
  • Emaden3.jpg
  • Morokoshi kinmozui tiger.jpg
  • Oda Nobunaga.jpg
  • Kitsune ojiinari hiroshige.jpg
  • Morokoshi kinmozui ratte.jpg
  • Morokoshi kinmozui hase.jpg
  • Kaika no daruma.jpg
  • Morokoshi kinmozui ziege.jpg
  • Dainihonshi.jpg
  • Morokoshi kinmozui eber.jpg
  • Morokoshi kinmozui pferd.jpg
  • Geisha-daruma.jpg
  • Junigu butsuzozui.jpg
  • Onna daruma.jpg
  • Morokoshi kinmozui hund.jpg
  • Morokoshi kinmozui hahn.jpg
  • Morokoshi kinmozui drache.jpg
  • Koi hiroshige.jpg
  • Mito komon.jpg
  • Morokoshi kinmozui ochse.jpg
  • Wagojin hokusai.jpg
  • Morokoshi kinmozui affe.jpg
  • Nikko karamon.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar
(dem heutigen Tōkyō) aus regiert wurde. Man nennt die folgende Periode der Tokugawa-Herr·schaft, daher Tokugawa- oder Edo-Zeit (1600–1867). Die histori·schen Um·stände der Reichs·einigung hatten auf die japanische Religions·geschichte zahl·reiche Aus·wirkun·gen und sind zu·gleich durch religions·ge·schicht·liche Ereig·nisse mit·ver·ursacht worden. Um diese Ent·wicklung zu ver·stehen, ist es not·wendig, etwa fünfzig Jahre vor die Reichs·einigung, also in die Mitte des sech·zehnten Jahr·hunderts zurück·zugehen.

Die Zeit der kämpfenden Länder

In der japanischen „Zeit der kämp·fenden Länder“ (

Sengoku Jidai 戦国時代 (jap.)

Zeit der kämpfenden Länder, 1467–1568; beginnt mit dem Ōnin-Krieg und endet nach dieser Definition mit dem Beginn der nationalen Einigung unter Oda Nobunaga; nach anderen Definitionen mit der Ausrottung der Toyotomi durch Tokugawa Ieyasu im Jahr 1615

Epoche

Der Begriff „Sengoku Jidai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Aragensaburo.jpg
  • Takeda shingen.jpg
  • Pagode negoroji.jpg
  • Yomeimon waechter.jpg

, 1467–1568) ringen mindestens ein Dutzend großer und zahl·lose kleinere Ter·rito·rial·fürsten (

Daimyō 大名 (jap.)

Territorialfürst, Titel des Kriegeradels

Der Begriff „Daimyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Sekigahara.jpg
  • Koya8.jpg
  • Koya5.jpg
  • Torii hakozaki.jpg
  • Mito komon.jpg
  • Hideyoshi.jpg
  • Koya9.jpg
  • Seppuku namazu.jpg
  • Tokugawa nariaki.jpg

) um militärische und politische Vor·macht. Die Periode beginnt mit dem Ōnin-Krieg [Ōnin no Ran (jap.) 応仁の乱 Aufruhr der Ōnin-Zeit; Bürgerkrieg 1467–1477, der insbesondere in Kyōto große Zerstörungen verursachte] (1467-1477), im Zuge dessen die komplizierten Besitz·verhält·nisse der alten Eliten endgültig über den Haufen geworfen werden. Auch die Hauptstadt Kyōto wird erstmals von maro·die·renden Heeren dem Erd·boden gleichgemacht. Von da an zählt nur noch die militärische Stärke der Daimyō, die immer wieder auf dem Schlacht·feld unter Beweis gestellt werden muss.

Der Bud·dhis·mus ist in dieser Zeit nicht nur als Religion all·gegen·wärtig, er be·teiligt sich auch aktiv an mili·tärischen und poli·tischen Aus·ein·ander·setzungen. Das größte und mächtigste Einzel·kloster mit aus·ge·dehnten Lände·reien und einer eigenen Armee ist nach wie vor der Tempel·berg Hiei [Hiei-zan (jap.) 比叡山 Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus], ein Kloster·komplex mit dem Haupt·tempel

Enryaku-ji 延暦寺 (jap.)

Haupttempel des Hiei Klosterbergs

Tempel

Der Begriff „Enryaku-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Enryakuji.jpg
  • Daikoku 1301.jpg
  • Pagode hiei.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Enryaku-ji; s.a. Geo-Glossar

, im Nord·osten Kyōtos, der sich in den ver·gangenen Jahr·hunderten als Schutz·macht des Kaiser·hauses und der Kaiser·stadt etabliert hat. Berg Hiei ist seit der Tempel·grüdung durch

Saichō 最澄 (jap.)

767–822; Gründer des Tendai-Buddhismus; auch bekannt als Dengyō Daishi

Der Begriff „Saichō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Saicho ichijoji.jpg
  • Daikoku kongorinji.jpg

das geistige und organi·sato·rische Zentrum des japanischen

Tendai-shū 天台宗 (jap.)

Tendai-Schule, chin. Tiantai

Schulrichtung

Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Daikoku kongorinji.jpg
  • Hie mandara.jpg
  • Sannotorii atago.jpg
  • Hojoe iwashimizu2.jpg
  • Aizen mandara 1107.jpg
  • Sakai yusai.jpg

-Bud·dhis·mus und gebietet über ein landesweites Netz von Klöstern und Schreinen, die auch anders·wo als lokale Macht·zentren agieren. Da·neben sind weite Land·striche sowohl religiös, als auch mili·tärisch-poli·tisch vom

Amida 阿弥陀 (jap.)

Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)

Buddha

Der Begriff „Amida“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kamakura daibutsu2008.jpg
  • Kamakura daibutsu beato.jpg
  • Koshinto kamakura.jpg
  • Amida spinner.jpg
  • Kamakuradaibutsu meiji2.jpg
  • Taima narahaku.jpg
  • Kamakura Daibutsu.jpg
  • Byodoin 1879.jpg
  • Mudra amidahoryuji.jpg
  • Taima fukui.jpg
  • Namazu ken zenkoji.jpg
  • Koshinto amida.jpg
  • Daibutsu head2.jpg
  • Amida horyuji.jpg
  • Ushiku daibutsu.jpg
  • Bato rinnoji.jpg
  • Amida heian.jpg
  • Dabutsu back.jpg
  • Mudra kamakuradaibutsu.jpg
  • Raigo chionin.jpg
  • Daiitoku myoo detail.jpg
  • Amida byodoin.jpg
  • Kamakura daibutsu morgen.jpg
  • Amida yamagoe 13jh.jpg
  • Nishi no nozoki.jpg
  • Kamakura daibutsu kusakabe.jpg
  • Kamakuradaibutsu face.jpg

-Buddhismus dominiert (s. Amidismus). Einzelne Amida-Sekten haben ganze Provinzen unter ihre Kontrolle ge·bracht und dort eine Art gottes·staat·liches Regime er·richtet. Es kämpfen also nicht nur die Samurai unter·einander um die Füh·rung des Landes, auch reli·giöse Par·teien sind in die Kämpfe mit ein·ge·bunden.

Nanbanbune2.jpg
Schiff der Südlichen Barbaren
Schiff der Südlichen Barbaren (nanban-bune) // Wandschirm, byōbu, Detail. Edo-Zeit, frühes 17. Jh.; 169 × 363 cm // Bild © Rijksmuseum, Amsterdam (AK-RAK-1968-1-A) (letzter Zugriff: 2016/9/18) // Wandschirm mit europäischen „Barbaren“ (nanban). Kurz vor der Vertreibung der Europäer aus Japan zogen diese großes Interesse auf sich. An Bord des Schiffes sind europäisch-hellhäutige und dunkelhäutige (indische?) Personen zu sehen. Die dunkelhäutigen sind Diener und Matrosen.

In diese Zeit der Bürger·kriege fällt die An·kunft der ersten christ·lichen Mis·sio·nare in Japan. 1549 er·reichte der spa·nische Jesuit Francisco de Xavier [Francisco de Xavier (west.) 1506–1552; spanischer Mönch und Missionar, Mitbegründer des Jesuitenordens, zuständig für die Missionierung Ostasiens; auch als der Heilige Franz Xaver bekannt], der Heilige Franz Xaver, das Land und er·richtete erste Mis·sions·schulen. Von ihm ist über·liefert, dass er „unter den Heiden“ kein Volk gefunden habe, welches dem Chris·ten·tum zu·gäng·licher sei als die Japaner. Wie in anderen Erd·teilen, die im Zeit·alter der Ent·deckungen von Euro·päern er·schlossen wurden, ging die An·kunft der Mis·sio·nare auch in Japan Hand in Hand mit der Auf·nahme von Handels·beziehung nach Europa. Der rasche Missions·erfolg, der aus Franz Xavers Worten spricht, dürfte nicht zu·letzt mit diesem Handel in Ver·bindung stehen. Einige japanische Territorial·herren er·kannten sehr schnell, dass die „südlichen Barbaren“ (

nanban 南蛮 (jap.)

„südliche Barbaren“, Edo-zeitl. Ausdruck für Europäer

Der Begriff „nanban“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Nanbanbune3.jpg

), wie die Euro·päer damals in Japan hießen, über Techno·logien verfügten, die im Kampf um die Landes·herr·schaft von Vor·teil waren. Dazu zählten in erster Linie Feuer·waffen. Es spricht daher einiges dafür, dass die mili·tärische Eini·gung des Landes, die sich bald nach der An·kunft der christ·lichen Missio·nare abzuzeichnen begann, vor allem dieser neuen Kriegs·techno·logie zu·zu·schreiben ist, welche die exis·tierende mili·tärische Patt·stellung zum Kippen brachte. (s. dazu auch den berühmten Kurosawa-Film Kagemusha.)

Oda Nobunaga

Nobunaga amidaji lamers.jpg
Oda Nobunaga
Oda Nobunaga 織田信長 (jap.)

1534–1582, Kriegsfürst, Reichseiniger

Der Begriff „Oda Nobunaga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Nonne eisho.jpg
  • Oda Nobunaga.jpg
  • Wakamochi.jpg
(1534-1582) war der erste der so·ge·nannten „Drei Reichs·einiger“, der mit Hilfe der neuen Waf·fen eine hege·mo·niale Stellung inner·halb der kämpf·enden Par·teien er·rin·gen konnte. Seine guten Kon·takte zu den jesui·tischen Missio·naren, die zwischen ihm und anderen Europäern ver·mittelten, spielten in diesem Zu·sammen·hang keine geringe Rolle. Das Chris·ten·tum er·freute sich unter Nobunaga daher in Japan einer all·ge·meinen Duldung, wenn nicht gar För·derung. Gleich·zeitig zählten die oben erwähnten bud·dhis·tischen Institu·tionen, die aktiv im Kriegs·ge·schehen mit·mischten, zu Nobunagas er·bittertsten Feinden.

1571 richtete Nobunaga in dem Bestreben, Kyōto und seine Um·gebung end·gültig seinem Herr·schafts·bereich ein·zu·gliedern, seine gesamte Streit·macht gegen Berg Hiei und äscherte den Kloster·komplex voll·kommen ein. Nach den Berichten euro·päischer Missio·nare wurden etwa 1500 Mönche und Mönchs·soldaten er·barmungs·los nieder·ge·metzelt und sämtliche der etwa 400 Kloster·gebäude zer·stört. Obwohl bud·dhis·tische Tempel bereits in früherer Zeit Ziel mili·tärischer Opera·tionen gewesen waren, konnte sich insbesondere Berg Hiei doch einer gewissen reli·giösen Scheu aller kriegs·führenden Parteien sicher sein. Wenn man viel·leicht auch das Leben der Mönche ge·ring achtete, so ver·sprachen doch die vielen reli·giösen Heilig·tümer Schutz vor krieger·ischen Aggres·sionen. Dem·nach rechnete man im

Tendai-shū 天台宗 (jap.)

Tendai-Schule, chin. Tiantai

Schulrichtung

Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Hie mandara.jpg
  • Aizen mandara 1107.jpg
  • Sakai yusai.jpg
  • Daikoku kongorinji.jpg
  • Sannotorii atago.jpg
  • Hojoe iwashimizu2.jpg

-Kloster wohl damit, dass Nobunaga gegen die eigenen Mönchs·heere vor·gehen könnte, aber ein direkter Angriff, der die Zer·störung des Klosters be·zweckte, wurde offen·sicht·lich nicht für möglich ge·halten. Nobunaga aber fühlte sich an die jahr·hunderte·alten Tabus gegen·über religiösen Institu·tionen nicht mehr ge·bunden. Mit einem einzigen mili·tärischen Schlag be·reitete er somit der Hege·monie der japanischen Tendai-Schule ein Ende und fügte dem Nimbus des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus wohl auch ins·gesamt bleibenden Schaden zu.

Wie unter anderem Neil McMullin (1984) hervorhebt, änderte Nobunagas un·ge·schminkte Macht·politik das Ver·hältnis zwischen welt·licher Regierung und bud·dhis·tischer Macht grund·legend. Anstatt sich von der Religion effektive spirituelle Unter·stützung der eigenen poli·tischen Ziele zu erwarten, wie dies ganz besonders im Zu·sammen·hang mit der Einführung des Buddhismus der Fall war, sahen die neuen Macht·haber im Bud·dhis·mus von nun an ledig·lich ein poli·tisches Instrument, dessen sie sich ge·schickt zu be·dienen suchten. Die Figur Oda Nobunagas stellt ein para·dig·matisches Bei·spiel dieses neuen Herrscher·typs dar. Nicht umsonst wurde er letzt·lich selbst von den Christen, die ihm im Grunde viel zu ver·danken hatten, mit den schlimmsten Ty·rannen des Alten Testaments wie Nebukadnezar verglichen. Dies soll natür·lich nicht be·deuten, dass alle folgenden Herrscher Nobunagas religiösen Zy·nis·mus teilten und nicht auch einige aufrichtigen bud·dhis·tischen Glaubens waren. Doch waren poli·tische Führer von nun an nicht länger bereit, den vom Bud·dhis·mus selbst auf·ge·stellten Regeln zu folgen, wenn dies in irgend·einer Weise ihren eigenen Herrschafts·interessen zu·wider lief. Dieser a-religiöse Pragma·tismus, der (bei aller Vor·liebe für religiösen Pomp und sakrales Zere·moniell) von nun an das Ver·hältnis zwischen politischen Herr·schern und bud·dhis·tischen Institu·tionen prägte, scheint ein wesent·licher Unter·schied zwischen der religions·ge·schicht·lichen Situation des japanischen Mittel·alters und der frühen Neuzeit zu sein.

Religion in JapanGeschichte
Diese Seite:

„Religion und Reichseinigung.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001