Geschichte/Christentum: Unterschied zwischen den Versionen

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Die ersten Missionare, die Japan Mitte des 16. Jahrhunderts erreichten, wurden — wie [[Geschichte:Reichseinigung| bereits erwähnt]] — sehr wohlwollend aufgenommen. Insbesondere im Norden der Insel Kyushu fanden sie in lokalen Machthabern wie {{glossar:oumurasumitada}}, {{glossar:outomosourin}} oder {{glossar:arimaharunobu}} mächtige Gönner, die schließlich sogar selbst zum Christentum übertraten. Sie überließen den Portugiesen die Stadt Nagasaki, die bald zu einem neuen Handelszentrum empor wuchs und zugleich auch das Zentrum der jesuitischen Mission darstellte. Von dort aus gelang es zunächst jesuitischen, später auch franziskanischen Missionaren, eine beträchtliche Gefolgschaft in Kyushu aufzubauen. Als nächstes konzentrierte man sich auf die Hauptstadt Kyoto, wo die Christen durch den damals mächtigsten Kriegsfürsten und Reichseiniger {{glossar:odanobunaga}} wohlwollende Duldung wenn nicht gar Förderung erfuhren.
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Die ersten Missionare, die Japan Mitte des sechzehnter Jahrhunderts erreichten, wurden — wie [[Geschichte:Reichseinigung| bereits erwähnt]] — sehr wohlwollend aufgenommen. Insbesondere im Norden der Insel Kyushu fanden sie in lokalen Machthabern wie {{glossar:oumurasumitada}}, {{glossar:outomosourin}} oder {{glossar:arimaharunobu}} mächtige Gönner, die schließlich sogar selbst zum Christentum übertraten. Sie überließen den Portugiesen die Stadt Nagasaki, die bald zu einem neuen Handelszentrum empor wuchs und zugleich auch das Zentrum der jesuitischen Mission darstellte. Von dort aus gelang es zunächst jesuitischen, später auch franziskanischen Missionaren, eine beträchtliche Gefolgschaft in Kyushu aufzubauen. Als nächstes konzentrierte man sich auf die Hauptstadt Kyoto, wo die Christen durch den damals mächtigsten Kriegsfürsten und Reichseiniger {{glossar:odanobunaga}} wohlwollende Duldung wenn nicht gar Förderung erfuhren.
  
 
==Verbote und Repressionen==
 
==Verbote und Repressionen==

Version vom 16. September 2010, 15:03 Uhr

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Japans „christliches Jahrhundert“

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Die ersten Missionare, die Japan Mitte des sechzehnter Jahrhunderts erreichten, wurden — wie bereits erwähnt — sehr wohlwollend aufgenommen. Insbesondere im Norden der Insel Kyushu fanden sie in lokalen Machthabern wie

Ōmura Sumitada 大村純忠 (jap.)

1533–1587; erster christlicher Daimyō; getauft 1563

Der Begriff „Ōmura Sumitada“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Tensho mission 1586.jpg

,

Ōtomo Sōrin 大友宗麟 (jap.)

1530–1587; christlicher Daimyō in Kyūshū

Der Begriff „Ōtomo Sōrin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Tensho mission 1586.jpg

oder

Arima Harunobu 有馬晴信 (jap.)

1561?–1612; christlicher Daimyō in Kyūshū

Der Begriff „Arima Harunobu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Arima harunobu.jpg
  • Tensho mission 1586.jpg

mächtige Gönner, die schließlich sogar selbst zum Christentum übertraten. Sie überließen den Portugiesen die Stadt Nagasaki, die bald zu einem neuen Handelszentrum empor wuchs und zugleich auch das Zentrum der jesuitischen Mission darstellte. Von dort aus gelang es zunächst jesuitischen, später auch franziskanischen Missionaren, eine beträchtliche Gefolgschaft in Kyushu aufzubauen. Als nächstes konzentrierte man sich auf die Hauptstadt Kyoto, wo die Christen durch den damals mächtigsten Kriegsfürsten und Reichseiniger

Oda Nobunaga 織田信長 (jap.)

1534–1582, Kriegsfürst, Reichseiniger

Der Begriff „Oda Nobunaga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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wohlwollende Duldung wenn nicht gar Förderung erfuhren.

Verbote und Repressionen

Nach Nobunagas Ermordung im Jahr 1582 übernahm sein Gefolgsmann

Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 (jap.)

1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)

Der Begriff „Toyotomi Hideyoshi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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(1537–1598) die Führung seiner Truppen und setzte den Einigungsprozess des Landes zügig fort. Nachdem er den Erfolg der Christen in Kyushu 1587 mit eigenen Augen erlebte, reagierte Hideyoshi mit Skepsis gegenüber der fremden Religion und verwies die Missionare des Landes. Wie Nobunaga hatte auch er die Erfahrung gemacht, dass gerade diejenigen feindlichen Heere, die von religiösen Gruppierungen geführt wurden, am schwierigsten zu unterwerfen waren. Obwohl die Christen ihm nicht feindlich entgegentraten, sah er in ihnen offenbar aufrührerisches Potential. Da Hideyoshi aber weiter am Handel mit den Portugiesen interessiert war, scheinen seine Verbote des Christentums nicht konsequent umgesetzt worden zu sein. Erst zehn Jahre später, im Jahre 1597 (ein Jahr vor Hideyoshis Tod) kam es zu ersten brutalen Repressionen, denen auch die bekannten 26 Märtyrer von Nagasaki zum Opfer fielen.
Tokugawa Ieyasu 徳川家康 (jap.)

1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger

Der Begriff „Tokugawa Ieyasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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(1543–1616), der dritte der „Drei Reichseiniger“, betrieb nach seiner Machtergreifung (1600, bzw. 1603) vorübergehend eine tolerantere Politik — noch war auch er am Handel mit den Portugiesen interessiert. Als aber immer mehr europäische Protestanten (Holländer, Engländer) nach Japan kamen, verloren die Portugiesen ihr Handelsmonopol. Zugleich wurde auch der europäische Religionsstreit zwischen Katholiken und Protestanten in Japan sichtbar. Ieyasu sah sich daraufhin nicht länger genötigt, die von ihm als potentiell gefährlich eingestufte fremde Religion zu dulden. 1613 kam es neuerlich zu einem totalen Verbot (Bateren tsuihōrei), Missionare, japanische Christen und sogar christliche

Daimyō 大名 (jap.)

Territorialfürst, Titel des Kriegeradels

Der Begriff „Daimyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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wurden des Landes verwiesen oder hingerichtet.

Unter Ieyasus Nachfolgern verstärkten sich die Repressionen, Christen wurden systematisch ausgeforscht. Da sie für ihren unbedingten Glauben bekannt waren, ließen sie sich identifizieren, indem man sie zwang, auf Bildern von Jesus oder Maria oder auf Kruzifixen herumzutrampeln. Wer dies verweigerte, entlarvte sich als Christ und wurde zumeist gekreuzigt. Diese Praxis wurde als

fumie 踏み絵 (jap.)

„Bildertreten“; Zwangsmaßnahme zur Entlarvung von Christen

Ritus, Bild

Der Begriff „fumie“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Fumie maria.jpg
  • Fumie pieta.jpg

, wtl. „Bildertreten“ bezeichnet. 1622 kam es neuerlich zu öffentlichen Hinrichtungen in Nagasaki, denen 51 Christen zum Opfer fielen. Vorlage:Sidebox

Die Repressionen erreichten 1637 und 38, zur Zeit der sog. Shimabara Rebellion in Kyushu, ihren Höhepunkt. Der Grund für diesen Aufstand lag wohl hauptsächlich in der exzessiven Besteuerung der Bauern, doch wurde das Christentum, das ja in Kyushu tatsächlich besonders verbreitet war, als Ursache gebrandmarkt. Die Rebellion wurde niedergeschlagen, 40.000 Aufständische wurden dabei getötet. In der Folge wurde die Verfolgung der Christen auf ganz Japan ausgedehnt. Um zu gewährleisten, dass in keinem japanischen Haushalt mehr Christen lebten, mussten sich alle Japaner in die Gläubigenregister der buddhistischen Tempel eintragen lassen (s. terauke System). Bald getraute sich niemand mehr, sich öffentlich zum Christentum zu bekennen, im Untergrund blieben aber einige Gemeinden (die sog. „Krypto-Christen“,

kakure kirishitan 隠れキリシタン (jap.)

„Krypto-Christen“; christliche Geheimbünde

Der Begriff „kakure kirishitan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Nagasaki martyrs 1622.jpg

) bis zur frühen

Meiji 明治 (jap.)

posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt

Der Begriff „Meiji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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  • Byodoin 1879.jpg

-Zeit, genauer bis zur Aufhebung des Christenbannes 1873, bestehen. Interessanterweise gibt es bis heute Nachfahren dieser Krypto-Christen, die lieber bei ihrer heimlich überlieferten Version des Christentums bleiben, statt sich der katholischen „Mutterkirche“ anzuschließen.

Mit dem absoluten Verbot des Christentums setzte in Japan auch die „Politik der Abschließung des Landes“ (

sakoku 鎖国 (jap.)

Abschließung des Landes in der Edo-Zeit, 1639–1853

Konzept, Epoche

Der Begriff „sakoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) ein, die bis zur erzwungenen Öffnung des Hafens von Yokohama durch den amerikanischen Admiral Perry (1853) beibehalten wurde. Einziges Fenster zur europäischen Welt war der niederländische Handelsstützpunkt auf Deshima, eine künstliche Insel im Hafen von Nagasaki, deren Zugang vom Shogunat streng kontrolliert wurde.

Gründe der Christenverfolgung

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Das Christentum wurde wohl zunächst für eine exotische Form des Buddhismus gehalten, da sich die ersten Dolmetscher natürlich buddhistischer Termini bedienten. Auch das oben abgebildete Portrait des „Christenfürsten“

Arima Harunobu 有馬晴信 (jap.)

1561?–1612; christlicher Daimyō in Kyūshū

Der Begriff „Arima Harunobu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Arima harunobu.jpg
  • Tensho mission 1586.jpg
zeigt, dass zumindest die religiöse Bildsprache der frühen japanischen Christen stark dem Buddhismus verpflichtet war.

Die Jesuiten bemühten sich allerdings konsequent, die Landessprache zu erlernen, den Konvertiten Latein und Portugiesisch beizubringen und schließlich christliche Schriften ins Japanische zu übertragen. Ein berühmtes Beispiel dieser kulturellen Annäherung stellt das 1604 fertig gestellte Portugiesisch-Japanische Wörterbuch Lingoa de Iapam von Joao Rodrigues dar. Es ist nicht nur ein Zeichen für die Ernsthaftigkeit und den missionarischen Eifer der Jesuiten, es stellt darüber hinaus eine unersetzliche Quelle zur Phonetik und zum Vokabular des damaligen Umgangsjapanisch dar.

Trotz dieser durchaus ernst gemeinten Bemühungen um einen Dialog mit der japanischen Kultur im Dienste der Mission blieb das Christentum den meisten japanischen Machthabern doch in derselben Weise verdächtig, wie einzelne fundamentalistisch-buddhistische Sekten: Es war nicht bereit, den grundsätzlichen Konsens zu teilen, dass letztlich alle (tolerierbaren) Religionsformen die gleiche Wahrheit ausdrücken. Diese Grundhaltung des Buddhismus (s. Einführung) wurde auch von weltlichen Herrschern geteilt. Die japanischen Christenverfolgungen sind daher nicht unbedingt als Ausdruck von besonderer Fremdenfeindlichkeit oder Anti-Christianismus zu sehen, vielmehr wurden alle religiösen Gruppen, die mit dem Anspruch auftraten, allein seligmachend zu sein, auf ähnliche Weise behandelt. Ähnlich wie die Christen wurden auch einzelne radikale Fraktionen der Nichiren und Amida-Sekten als Häretiker gebrandmarkt und verfolgt.

Im übrigen offenbaren jesuitische Quellen, dass das Misstrauen in Japan durchaus nicht ohne Berechtigung war. Unter den Jesuiten gab es auch eine Fraktion in den Mönchstand getretener Hidalgos, die ernsthaft darüber nachdachten, Japan mit militärischer Gewalt zu unterwerfen.

Abgesehen von Bedenken gegenüber der fremden Religion waren sich Hideyoshi und Ieyasu sehr wohl der Rolle bewusst, die der Handel, bzw. neue, aus Europa importierte Technologien bei der Reichseinigung gespielt hatten: Dank neuer Kriegstechnologien gelang es den „progessiveren“ unter den Kriegsherren, die existierende militärische Pattstellung zu kippen und mehr und mehr Verbündete auf ihre Seite zu ziehen. Als dieser Prozess der Einigung abgeschlossen war, trachtete das Tokugawa Shogunat danach, die Vorteile, die ihm zur Macht verholfen hatten, potenziellen Gegnern zu verwehren. Da aber Daimyo, die das Christentum förderten, zweifellos privilegierte Beziehungen zum europäischen Handel hatten, standen die neuen Herrscher über kurz oder lang vor der Wahl, entweder selbst das Christentum zu fördern oder es zu verbieten, und entschieden sich für das letztere.

Jap maria 17jh.jpg
Japanisches Rollbild mit Mariendarstellung, 17. Jh.
Quelle: 26 Martyrs Museum, Nagasaki [2010/8]

  1. ^  
    Franzxaver.jpg
    Francisco de Xavier (1506–1552), der heilige Franz Xaver, war der Begründer der japanischen Jesuitenmission. Wie viele christliche Artefakte in Japan wurde auch dieses Bild, in Folge der Christenverfolgungen ab 1614, Jahrhunderte lang unter Verschluss gehalten und erst 1920 wieder entdeckt. Man nimmt an, dass das Bild von einem japanischen Maler stammt, der von den Jesuiten in europäischer Maltechnik ausgebildet wurde. Die Inschrift kennzeichnet Franz Xaver als Heiligen („S.“) und müsste demnach nach seiner Heiligsprechung (1622) entstanden sein, manche Experten sind allerdings der Meinung, dass die Jesuiten ihn schon vorzeitig als Heiligen titulierten und das Bild daher aus früherer Zeit stammt.

    Das Bild zeigt den Heiligen, dem sich Christus in einer Vision offenbart. Er soll darauf mit den Worten reagiert haben: „Satis est, domine, satis est“ (salopp ausgedrückt, „das reicht schon“). Die Worte werden als Ausdruck einer besonderen Bescheidenheit ausgelegt.
    Frühe Edo-Zeit, frühes 17. Jh. Kōbe City Museum, über Internet Archive.

  2. ^ Nanbanbune2.jpg 
  3. ^  
    Arima harunobu.jpg
    Offiziell handelt es sich hier um ein Abbild des buddhistischen Bodhisattvas Kokūzō (skt. Akashagarbha), der häufig mit einem Wunschjuwel, das er in Brusthöhe hält, dargestellt wird. Auf dieser Darstellung fällt allerdings auf, dass das „Wunschjuwel“ eher dem Weltenberg Sumeru gleicht, auf dem jedoch ein Kreuz thront. Dies erinnert wiederum an das christliche Herrschaftssymbol von Reichsapfel mit Kreuz. Auch der Mantel des Dargestellten entspricht nicht der gängigen Bodhisattva Ikonographie. Schließlich sind in dem Gewand vier Gesichter versteckt, die ebenfalls Rätsel aufgeben. Die lange in einer Schachtel verwahrte Darstellung, deren Ursprung im Dunklen liegt, dürfte jedenfalls unter christlichem Einfluss entstanden sein.

    Laut dem Japanologen Detlev Schauwecker, einem Spezialisten des „christlichen Zeitalters“ in Japan, handelt es sich in der Tat um ein Portrait des christlichen Daimyōs Arima Harunobu (1561?-1612). In den Jesuitendramen der Barockzeit tritt dieser unter dem Namen Protasio von Aryma als Idealtyp des japanischen „Christenfürsten“ auf. Tatsächlich wurde er auf Grund seines Glaubens unter Tokugawa Ieyasu verbannt und schließlich zum Tode verurteilt. Japanische Quellen deuten allerdings darauf hin, dass er dem Christentum zuvor abschwor. Sollte die vorliegende Darstellung tatsächlich Arima Harunobu abbilden, so zeigt sie ihn jedenfalls in einer perfekten Überblendung christlicher und buddhistischer Attribute.

    Eine andere Theorie sieht die Darstellung in der Tradition des chinesischen Nestorianismus, also einer frühen Abspaltung des Christentums, die sich schon vor der Missionierung im 16. Jh. bis China verbreitet hatte.
    Frühe Edo-Zeit. Kōshū-shi.

  4. ^  
    Hasekura tsunenaga.jpg
    Hasekura Tsunenaga, der Leiter einer japanischen Mission nach Spanien und Italien, als Christ. Das Bild wurde zur Zeit von Hasekuras Audienz bei Papst Paul V in Italien angefertigt.
    1615. Wikimedia Commons.
  5. ^  
    Deshima 1790.jpg
    Skizze der künstlichen Insel Dejima (oder Deshima) in der Bucht von Nagasaki, die den einzigen europäischen Handelsstützpunkt der Edo-Zeit darstellte. Die dort Ansässigen waren offiziell alles Holländer. Sie wurden streng kontrolliert und durften die Insel nur selten und in Begleitung verlassen, stellten aber für viele Japaner auch einen faszinierenden Anziehungspunkt dar. So auch für den Maler und Autor Shiba Kōkan (1747–1818), der Deshima besuchen durfte und hier unter anderem die westliche Ölmalerei erlernte. Das über Deshima nach Japan gebrachte Wissen wurde „Holland-Wissenschaft“ (rangaku) genannt. Shiba Kōkan war auch als Gelehrter in dieser Wissenschaft aktiv und gilt als großer Popularisierer von westlicher Wissenschaft und Kunst im Edo-zeitlichen Japan.

    Im rechten Bildteil steht: „Die Holländer haben auf Deshima einen Kyūshū-Stützpunkt errichtet. Jedes Jahr bringen sie aus ihrem Land 55 kanme (ca. 200 kg) Silber nach Japan.“ Das bezieht sich möglicherweise auf die „Miete“, die die Holländer für Dejima zahlen mussten. Im linken Bildteil sind die Ausmaße der Insel verzeichnet. Demnach war die fächerförmige Insel 35 kan (ca. 63m) breit und maß an der Außenseite 180 kan (ca. 324m).
    Werk von Shiba Kōkan (1747–1818). Edo-Zeit, 1790. Japan Netherlands Exchange in the Edo-Period, National Diet Library, Tōkyō.