Denken/Sutra/Goldglanz Sutra: Unterschied zwischen den Versionen

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{{fl|D}}as Goldglanz Sutra ({{glossar:konkoumyoukyou}}) ist einer der ältesten in Japan bekannten buddhistischen Texte. Rund um das Sutra existieren Legenden, laut denen sich ein kleines König·reich im Norden Indiens erfolg·reich gegen seine Feinde zur Wehr setzen konnte, weil das Sutra hier gepredigt wurde. Als die Feinde davon erfuhren, kon·ver·tierten sie eben·falls zum Buddhis·mus. Das Gold·glanz Sutra wendet sich in diesem Sinne ganz speziell an weltliche Herrscher und enthält viele Episoden, die den militä·rischen Schutz und inneren Frieden des jeweiligen Landes in Aussicht stellen. Aber auch das häufige Auftreten weib·licher Schutz·gott·heiten mag den welt·lichen Ziel·set·zungen des Sutras geschuldet sein.
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Das Goldglanz Sutra ({{g|konkoumyoukyou}}) entfaltet sich rund um die Erzählung von einem kleinen Königreich im Norden Indiens, das sich erfolgreich gegen seine Feinde zur Wehr setzen konnte, weil das Sutra hier gepredigt wurde (ein typisches Beispiel für die Selbstreferenzialität buddhistischer Sutren). Es wendet sich in diesem Sinne ganz speziell an weltliche Herrscher und enthält viele Episoden, die den militärischen Schutz und inneren Frieden des jeweiligen Landes in Aussicht stellen. Aber auch das häufige Auftreten weiblicher Schutzgottheiten mag den weltlichen Zielsetzungen des Sutras geschuldet sein.
  
Das Sutra stammt wahrscheinlich aus Indien, doch sind die ursprüng·lichen Fassungen nicht mehr erhalten. Die älteste bekannte Ver·sion stammt  aus dem China des fünf·ten Jahr·hun·derts.<ref>Fassung in 18 Kapiteln von Dharma·kshema, verfasst zwischen 412 und 421.</ref> 703 fertigte der Über·setzer·mönch {{glossar:Yijing2}} eine neue, wesent·lich aus·führ·lichere Fassung in 31 Kapiteln an, die sich in ganz Ost·asien ver·breitete. Diese Fas·sung ist auch als „Sutra vom golde·nen Glanz der sieg·reichen Könige“ — jap. ''Konkō·myō saishōō kyō'' — bekannt.
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Das Sutra stammt wahrscheinlich aus Indien, doch sind die ursprünglichen Fassungen nicht mehr erhalten. Die älteste bekannte Version stammt  aus dem China des fünften Jahrhunderts.<ref>Fassung in 18 Kapiteln von Dharmakshema, verfasst zwischen 412 und 421.</ref> 703 fertigte der Übersetzermönch {{g|Yijing2}} eine neue, wesentlich ausführlichere Fassung in 31 Kapiteln an, die sich in ganz Ostasien verbreitete. Diese Fassung ist auch als „Sutra vom goldenen Glanz der siegreichen Könige“ — jap. ''Konkōmyō saishōō kyō'' — bekannt.
  
 
==Verbreitung in Japan==
 
==Verbreitung in Japan==
  
Zusammen mit dem Sutra der/für Barmherzige Könige ({{glossar:ninnoukyou}}) und dem Lotos Sutra ({{glossar:hokekyou}}) zählt das Gold·glanz Sutra zu den soge·nannten Drei Staats·schutz Sutren, die ins·beson·dere vor und wäh·rend der {{glossar:Nara}}-Zeit große staat·liche Förde·rung erhielten, weil man sich um·gekehrt tat·säch·lich einen gleich·sam magi·schen Schutz des Reiches von ihnen erwar·tete. Einer der ersten, der sich dieser Methode sys·tema·tisch bediente, war {{glossar:Tenmutennou}}, von dem das {{glossar:Nihonshoki}} berich·tet, er habe Gold·glanz Sutra und das Sutra der Barm·herzi·gen Könige 677 in allen Landes·teilen verbrei·ten lassen.<ref>Aston, Teil II, S. 335</ref> Sein Urenkel {{glossar:Shoumutennou|Shōmu}} folgte ab 725 diesem Beispiel in größe·rem Maß·stab und ließ in der Nara-Zeit ein Netzwerk von Provinz·tem·peln errich·ten, deren offiziel·ler Name „Tempel für den Schutz des Staates durch die Vier Himmels·könige des Gold·glanz Sutras“ lautete.<ref>''Konkōmyō shitennō gokoku no tera'' 金光明四天王護国之寺. Provinzialtempel für Nonnen hießen im übrigen ''hokke metsuzai no tera'' 法華滅罪之寺 (Tempel des Lotos [Sutras], das das Böse besiegt)</ref> Das Goldglanz Sutra, das nun schon in erwei·terter Fassung als Sutra der Sieg·reichen Könige bekannt war, sollte in diesen Tempeln auf·be·wahrt und regel·mäßig rezitiert werden.
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Das Goldglanzsutra war einer der ersten buddhistischen Texte, die in Japan Verbreitung fanden. Zusammen mit dem Sutra der/für Barmherzige Könige ({{g|ninnoukyou}}) und dem Lotos Sutra ({{g|hokekyou}}) zählte es zu den sogenannten Drei Staatsschutz Sutren, die insbesondere vor und während der {{g|Nara}}-Zeit große staatliche Förderung erhielten, weil man sich umgekehrt tatsächlich einen gleichsam magischen Schutz des Reiches von ihnen erwartete. Einer der ersten, der sich dieser Methode systematisch bediente, war {{g|Tenmutennou}}, von dem das {{g|Nihonshoki}} berichtet, er habe Goldglanz Sutra und das Sutra der Barmherzigen Könige 677 in allen Landesteilen verbreiten lassen.<ref>Aston, Teil II, S. 335</ref> Sein Urenkel {{g|Shoumutennou|Shōmu}} folgte ab 725 diesem Beispiel in größerem Maßstab und ließ in der Nara-Zeit ein Netzwerk von Provinztempeln errichten, deren offizieller Name „Tempel für den Schutz des Staates durch die Vier Himmelskönige des Goldglanz Sutras“ lautete.<ref>''Konkōmyō shitennō gokoku no tera'' 金光明四天王護国之寺. Provinzialtempel für Nonnen hießen im übrigen ''hokke metsuzai no tera'' 法華滅罪之寺 (Tempel des Lotos [Sutras], das das Böse besiegt)</ref> Das Goldglanz Sutra, das nun schon in erweiterter Fassung als Sutra der Siegreichen Könige bekannt war, sollte in diesen Tempeln aufbewahrt und regelmäßig rezitiert werden.
  
Mit dem Rückgang staatlicher Förderung (und Regle·men·tierung) des Buddhismus in der {{g|Heian}}-Zeit nahm die Bedeu·tung des Goldglanz Sutras zwar ab, es legte aber den Grundstein für die Bekannt·heit von Figuren wie {{glossar:Benzaiten}} und {{glossar:Bishamonten}}, die heute als Bestand·teil der {{g|shichifukujin|Sieben Glücksgötter}} in Japan ungebro·chene Popu·larität genießen.
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Mit dem Rückgang staatlicher Förderung (und Reglementierung) des Buddhismus in der {{g|Heian}}-Zeit nahm die Bedeutung des Goldglanz Sutras zwar ab, es legte aber den Grundstein für die Bekanntheit von Figuren wie {{g|Benzaiten}} und {{g|Bishamonten}}, die heute als Bestandteil der {{g|shichifukujin|Sieben Glücksgötter}} in Japan ungebrochene Popularität genießen.
  
 
== Inhalt des Sutras ==
 
== Inhalt des Sutras ==
  
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Wie die meisten längeren Sutren ist auch das Goldglanz Sutra in eine komplexe Rahmen·hand·lung ein·ge·bun·den, die den Text auf eine Predigt des Buddha zurück·führt. Doch nimmt die Predigt wiede·rum auf das Sutra Bezug, als ob es sich um einen be·reits vor·han·denen Text handeln würde. Die Haupt·person der Rahmen·hand·lung ist der from·me König und Bodhi·sattva Rucira·ketu <ref>Jap. Myōdō Bosatsu 妙幢菩薩</ref>. Eine  Traum·vision dieses Königs, in dem die bud·dhis·tische Lehre ({{s|Dharma}}) als sonnen·gleiche Trommel die Welt erleuchtet, gibt dem Sutra seinen Titel. Es treten aber nach und nach andere bud·dhis·tische Figuren in den Vorder·grund, die die Effekti·vität des Sutras preisen. Ab·ge·sehen von diesen selbst·referen·ziellen narra·tiven Ele·men·ten enthält das Sutra eine Reihe von Gebets·formeln ({{skt:dharani}}) und rituelle Anlei·tungen zur Er·rei·chung kon·kreter, welt·licher Ziele. Diese magisch-religiösen Ele·mente kön·nen als Früh·formen des [[Geschichte/Kukai|eso·teri·schen Bud·dhismus]] an·ge·sehen werden.
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Wie die meisten längeren Sutren ist auch das Goldglanz Sutra in eine komplexe Rahmenhandlung eingebunden, die den Text auf eine Predigt des Buddha zurückführt. Doch nimmt die Predigt wiederum auf das Sutra Bezug, als ob es sich um einen bereits vorhandenen Text handeln würde. Die Hauptperson der Rahmenhandlung ist der fromme König und Bodhisattva Ruciraketu{{q|skt. glossar/glossar myodo bosatsu [[Benutzer:TheresaH|TheresaH]] 16:40, 17. Aug. 2022 (CEST)}} <ref>Jap. Myōdō Bosatsu 妙幢菩薩</ref>. Eine  Traumvision dieses Königs, in dem die buddhistische Lehre ({{s|Dharma}}) als sonnengleiche Trommel die Welt erleuchtet, gibt dem Sutra seinen Titel. Es treten aber nach und nach andere buddhistische Figuren in den Vordergrund, die die Effektivität des Sutras preisen. Abgesehen von diesen selbstreferenziellen narrativen Elementen enthält das Sutra eine Reihe von Gebetsformeln ({{s|dharani}}) und rituelle Anleitungen zur Erreichung konkreter, weltlicher Ziele. Diese magisch-religiösen Elemente können als Frühformen des [[Geschichte/Kukai|esoterischen Buddhismus]] angesehen werden.
  
 
===Die Vier Himmelskönige ===
 
===Die Vier Himmelskönige ===
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In Yijings Version des Sutras werden auch abstraktere Fragen und transzendente Themen erläutert, die sich teilweise stark mit dem Lotos Sutra überschneiden, doch besonders ab dem Kapitel über die Vier Himmelskönige ({{g|shitennou}}) schieben sich die diesseitsbezogenen Aspekte des Staatsschutzes immer stärker in den Vordergrund. In diesem Abschnitt erklären die Himmelskönige, angeführt von Bishamon-ten,  in einem Dialog mit dem Buddha, wie sie Könige, die eben dieses Sutra hochhalten, beschützen und andere, die dem Sutra im speziellen und dem Buddhismus im allgemeinen abhold sind, bestrafen werden. Das folgende Zitat zeigt, dass in diesem Schutz auch der Krieg enthalten ist: 
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Wenn zur Zeit, da der Menschenkönig dieses Sūtra anhört, seine Feinde aus dem benachbarten Lande diesen Gedanken haben: „Wir wollen mit dem viergliedrigen Heer jenes Land bekriegen,“ dann werden, Erhabener, infolge der majestätischen Kraft dieses Sutra ihrerseits die anderen Feinde (jenes) benachbarten Feindes kommen und ihn heimsuchen, und in dem Land werden sich Missgeschicke und Seuchen verbreiten, und wenn dann der König dies gesehen hat und (daraufhin) sein viergliedriges Heer aufstellt und es gegen jenes Land entsendet in dem Wunsche, es zu bekämpfen und zu unterwerfen, dann werden wir [die Vier Himmelskönige] samt unserem Gefolge, den unermesslich und unbegrenzt (vielen) {{s|Yaksha|Yakṣas}} und göttlichen Wesen, einzeln unter der Verbergung unserer eigenen Gestalt (dem König) Schutz und Hilfe gewähren und veranlassen, dass jene Feinde ganz von selbst zu Fall kommen und es nicht mehr wagen, in sein Landesgebiet zu kommen; wie sollte es dann überhaupt noch möglich sein, dass sie es mit Soldaten und Waffen bekämpfen!<ref> Goldglanz Sutra nach Yijing, Kapitel 12 („Die Beschützung des Landes“). Übersetzung Nobel 1958, S. 190–191.</ref>
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Weitere in Aussicht gestellte Vorteile sind: Schutz des Königs vor Krankheiten, Bewahrung seines langen Lebens;  Friede unter den Frauen, Verwandten und Ministern des Königs;  Frömmigkeit unter Mönchen und Laienuntertanen; und  Schutz durch göttliche Mächte. An anderer Stelle heißt es, dass dort, wo das Sutra gepredigt wird, alle Untertanen gesund, glücklich und reich sein werden.
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|Die Vier Himmelskönige in einem ikonographischen Handbuch
 
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In Yijings Version des Sutras werden auch abstrak·tere Fragen und trans·zen·dente Themen erläutert, die sich teilweise stark mit dem Lotos Sutra überschneiden, doch beson·ders ab dem Kapitel über die Vier Himmelskönige ({{glossar:shitennou}}) schieben sich die dies·seits·bezo·genen Aspekte des Staats·schutzes immer stärker in den Vorder·grund. In diesem Abschnitt erklä·ren die Himmelskönige, angeführt von Bishamon-ten,  in einem Dialog mit dem Buddha, wie sie Könige, die eben dieses Sutra hoch·halten, beschüt·zen und andere, die dem Sutra im spe·ziellen und dem Bud·dhis·mus im allge·meinen abhold sind, bestra·fen werden. Das folgende Zitat zeigt, dass in diesem Schutz auch der Krieg enthalten ist: 
 
 
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Wenn zur Zeit, da der Menschen·könig dieses Sūtra anhört, seine Feinde aus dem benachbarten Lande diesen Gedanken haben: „Wir wollen mit dem vier·glied·rigen Heer jenes Land bekriegen,“ dann werden, Erhabener, infolge der majes·tätischen Kraft dieses Sutra ihrerseits die anderen Feinde (jenes) benach·barten Feindes kommen und ihn heimsuchen, und in dem Land werden sich Miss·geschicke und Seuchen verbreiten, und wenn dann der König dies gesehen hat und (daraufhin) sein vier·glie·driges Heer aufstellt und es gegen jenes Land entsendet in dem Wunsche, es zu bekämpfen und zu unterwerfen, dann werden wir [die Vier Himmelskönige] samt unserem Gefolge, den unermesslich und unbegrenzt (vielen) {{skt:Yaksha|Yakṣas}} und göttlichen Wesen, einzeln unter der Verbergung unserer eigenen Gestalt (dem König) Schutz und Hilfe gewähren und veranlassen, dass jene Feinde ganz von selbst zu Fall kommen und es nicht mehr wagen, in sein Landes·gebiet zu kommen; wie sollte es dann überhaupt noch möglich sein, dass sie es mit Soldaten und Waffen bekämpfen!<ref> Goldglanz Sutra nach Yijing, Kapitel 12 („Die Beschützung des Landes“). Übersetzung Nobel 1958, S. 190–191.</ref>
 
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Weitere in Aussicht gestellte Vorteile sind: Schutz des Königs vor Krank·heiten, Bewah·rung seines langen Lebens;  Friede unter den Frauen, Verwandten und Ministern des Königs;  Fröm·mig·keit unter Mönchen und Laien·unter·tanen; und  Schutz durch gött·liche Mächte. An anderer Stelle heißt es, dass dort, wo das Sutra gepredigt wird, alle Unter·tanen gesund, glücklich und reich sein werden.
 
  
In späteren Kapiteln leisten außer·dem zahl·reiche Bodhisattvas sowie die indi·schen Schöpfergott·heiten Brahma und Indra, 28 Generäle und andere Schutz·götter alle erdenk·lichen Schwüre, um jenen, die das Sutra hören und weiter ver·breiten, schüt·zend zur Seite zu stehen.
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In späteren Kapiteln leisten außerdem zahlreiche Bodhisattvas sowie die indischen Schöpfergottheiten {{s|Brahma}} und {{s|Indra}}, 28 Generäle und andere Schutzgötter alle erdenklichen Schwüre, um jenen, die das Sutra hören und weiter verbreiten, schützend zur Seite zu stehen.
  
 
=== Weibliche Schutzgottheiten ===
 
=== Weibliche Schutzgottheiten ===
  
Neben den Vier Himmelskönigen spielen auch weibliche, ursprünglich aus Indien stammende Gott·heiten eine erstaunlich wichtige Rolle in diesem Sutra: Zunächst tritt {{glossar:Benzaiten}} prominent in Erscheinung, doch auch die Gottheit {{glossar:Kichijouten}} kommt zu Wort. Beide Göttinnen zählen als {{skt:Sarasvati}} und {{skt:Lakshmi}} zu den bekanntes·ten weib·lichen Figuren des indi·schen Panthe·ons. Schließ·lich gesellt sich noch eine „Erdgöttin“ namens Kenrō Jishin 堅牢地神 zu den weib·lichen Schutz·gott·heiten des Goldglanz Sutras. Sie stellt dem·jenigen, der den bud·dhis·tischen Tempeln Gaben spendet, Ver·gnügun·gen mit sieben·tausend Himmels·frauen in Aussicht.  
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Neben den Vier Himmelskönigen spielen auch weibliche, ursprünglich aus Indien stammende Gottheiten eine erstaunlich wichtige Rolle in diesem Sutra: Zunächst tritt {{g|Benzaiten}} prominent in Erscheinung, doch auch die Gottheit {{g|Kichijouten}} kommt zu Wort. Beide Göttinnen zählen als {{s|Sarasvati}} und {{s|Lakshmi}} zu den bekanntesten weiblichen Figuren des indischen Pantheons. Schließlich gesellt sich noch eine „Erdgöttin“ namens {{g|Kenroujishin}} zu den weiblichen Schutzgottheiten des Goldglanz Sutras. Sie stellt demjenigen, der den buddhistischen Tempeln Gaben spendet, Vergnügungen mit siebentausend Himmelsfrauen in Aussicht.
  
 
=== Sarasvati/ Benzaiten ===
 
=== Sarasvati/ Benzaiten ===
  
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|Sarasvati (indische Darstellung)
 
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Im Sarasvati Kapitel des Goldglanz Sutras wird diese Gottheit aus drei unterschiedlichen Blick·winkeln geschildert:
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Im Sarasvati Kapitel des Goldglanz Sutras wird diese Gottheit aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln geschildert:
 
:# Als Gottheit der gewandten Rede und der Weisheit, entsprechend ihren vedischen Vorbildern.
 
:# Als Gottheit der gewandten Rede und der Weisheit, entsprechend ihren vedischen Vorbildern.
 
:# Als medizinische Gottheit, die ein sehr konkret beschriebenes Kräuterbad empfiehlt.
 
:# Als medizinische Gottheit, die ein sehr konkret beschriebenes Kräuterbad empfiehlt.
 
:# Als Kriegsgottheit.
 
:# Als Kriegsgottheit.
Die beiden letzen Aspekte finden sich in den Ver·sionen des Gold·glanz Sutras vor 703 noch nicht.<ref> Ludvik 2007, S. 154</ref>
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Die beiden letzen Aspekte finden sich in den Versionen des Goldglanz Sutras vor 703 noch nicht.<ref> Ludvik 2007, S. 154</ref>
Als Gott·heit der Weis·heit und Be·red·sam·keit fun·giert Saras·vati/ Ben·zai·ten vor allem als Be·schüt·zerin von bud·dhis·tischen Vor·lesern und Ko·pisten, indem sie ihnen hilft, Fehler zu ver·mei·den und das Wort Buddhas kor·rekt wie·der·zu·geben. Dazu enthält das Sutra auch einen ma·gi·schen Vers ({{skt:dharani}}). Des·glei·chen schützt Ben·zai·ten auch jene, die in den Genuss einer An·hö·rung des Sutras gelangen.
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Als Gottheit der Weisheit und Beredsamkeit fungiert Sarasvati/ Benzaiten vor allem als Beschützerin von buddhistischen Vorlesern und Kopisten, indem sie ihnen hilft, Fehler zu vermeiden und das Wort Buddhas korrekt wiederzugeben. Dazu enthält das Sutra auch einen magischen Vers ({{s|dharani}}). Desgleichen schützt Benzaiten auch jene, die in den Genuss einer Anhörung des Sutras gelangen.
 
 
Als nächstes gibt Benzaiten detaillierte Anweisung für ein Kräuter·heil·bad, das für wesent·lich kon·kre·tere An·wen·dun·gen bestimmt ist. Bis zu 32 Kräuter werden einzeln auf·ge·zählt. Sie werden zu Puder zer·rieben und mit heißem Was·ser ge·mischt, das auf einem im·pro·visier·ten Altar bereit gestellt wird. Geschützt durch Vor·hän·ge und vier Wäch·ter, und be·gleitet von zahl·reichen wei·teren ''dharani'' voll·zieht der Prakti·kant (der König) hier sein Bad. Das Bad ver·spricht zu·nächst Hei·lung von kör·per·lichen Be·schwer·den und Krank·heiten, aber auch langes Leben und all·ge·mei·nes Wohl·er·gehen, sowie Schutz vor schäd·lichen astro·logi·schen Ein·flüssen.<ref>Ludvik 2007, S. 169</ref> Dass eine Wasser·göttin ein Re·zept für ein Heil·bad bereit hält, macht natür·lich Sinn. Dieser Aspekt scheint jedoch bei der japani·schen Benzai·ten eher in den Hinter·grund geraten zu sein.
 
  
Der letzte Abschnitt besteht großteils aus Lobes·hymnen, die an Benzai·ten gerichtet sind. Wird zunächst noch einmal ihre Elo·quenz und ihre Schön·heit hervor·ge·hoben, so sprechen sie spätere Verse auch als Kriegerin an. Sie bekommt nun acht Arme mit Waffen <ref> Ludvik 2007, S. 197</ref> und wird mit einem Löwen ver·glichen.
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Als nächstes gibt Benzaiten detaillierte Anweisung für ein Kräuterheilbad, das für wesentlich konkretere Anwendungen bestimmt ist. Bis zu 32 Kräuter werden einzeln aufgezählt. Sie werden zu Puder zerrieben und mit heißem Wasser gemischt, das auf einem improvisierten Altar bereit gestellt wird. Geschützt durch Vorhänge und vier Wächter, und begleitet von zahlreichen weiteren ''dharani'' vollzieht der Praktikant (der König) hier sein Bad. Das Bad verspricht zunächst Heilung von körperlichen Beschwerden und Krankheiten, aber auch langes Leben und allgemeines Wohlergehen, sowie Schutz vor schädlichen astrologischen Einflüssen.<ref>Ludvik 2007, S. 169</ref> Dass eine Wassergöttin ein Rezept für ein Heilbad bereit hält, macht natürlich Sinn. Dieser Aspekt scheint jedoch bei der japanischen Benzaiten eher in den Hintergrund geraten zu sein.
  
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Der letzte Abschnitt besteht großteils aus Lobeshymnen, die an Benzaiten gerichtet sind. Wird zunächst noch einmal ihre Eloquenz und ihre Schönheit hervorgehoben, so sprechen sie spätere Verse auch als Kriegerin an. Sie bekommt nun acht Arme mit Waffen<ref> Ludvik 2007, S. 197</ref> und wird mit einem Löwen verglichen.
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* [[Geschichte/Nara| Geschichte, Nara Zeit]]
 
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* [http://www.ne.jp/asahi/kibono/sumika/kibo/note/nob/konkomyokyo.htm Konkōmyō saishōō-kyō Memo], japanische Zusammenfassung des Goldglanz Sutras von Ōhoshi Kamemushi.
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* [https://web.archive.org/web/20160823101901/http://www.ne.jp/asahi/kibono/sumika/kibo/note/nob/konkomyokyo.htm Konkōmyō saishōō-kyō Memo], japanische Zusammenfassung des Goldglanz Sutras von Ōhoshi Kamemushi.
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Aktuelle Version vom 9. Januar 2023, 15:33 Uhr

Das staatsschützende Goldglanz Sutra
Kisshoten.jpg
1 Kichijō-ten (Lakshmi)
Kisshō-ten, oder Kichijō-ten, skt. Lakshmi, eine Schutzgottheit des Goldglanz Sutras auf dem ältesten erhaltenen Farbbild Japans aus dem 8. Jahrhundert. Die Göttin soll die Züge der Hauptfrau (701–760) des Shōmu Tennō tragen, deren posthumer Name Kōmyō wiederum dem Goldglanz Sutra (Konkōmyō-kyō) entnommen ist. In der Nara-Zeit entstand ein besonderer Bußritus um Kichijō-ten, Kichijō keka, der Mitte des ersten Monats vollzogen wurde. Dank dieses Ritus überflügelte Kichijō-ten eine andere Göttin aus dem Goldglanz Sutra, Benzaiten (welche heute jedoch die bekanntere ist). Das vorliegende Bild entstand wahrscheinlich im Zusammenhang mit diesem Bußritus.
Nara-Zeit. Bildquelle: Gap.
Eine Heldin des Goldglanz Sutras (Nara-Zeit)

Das Goldglanz Sutra (Konkōmyō-kyō [Konkōmyō-kyō (jap.) 金光明経 Goldglanz Sutra; skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats]) entfaltet sich rund um die Erzählung von einem kleinen Königreich im Norden Indiens, das sich erfolgreich gegen seine Feinde zur Wehr setzen konnte, weil das Sutra hier gepredigt wurde (ein typisches Beispiel für die Selbstreferenzialität buddhistischer Sutren). Es wendet sich in diesem Sinne ganz speziell an weltliche Herrscher und enthält viele Episoden, die den militärischen Schutz und inneren Frieden des jeweiligen Landes in Aussicht stellen. Aber auch das häufige Auftreten weiblicher Schutzgottheiten mag den weltlichen Zielsetzungen des Sutras geschuldet sein.

Textfassungen

Das Sutra stammt wahrscheinlich aus Indien, doch sind die ursprünglichen Fassungen nicht mehr erhalten. Die älteste bekannte Version stammt aus dem China des fünften Jahrhunderts.1 703 fertigte der Übersetzermönch Yijing [Yijing (chin.) 義浄 635–713; chin. Pilgermönch, Übersetzer und „Indologe“; jap. Gijō] eine neue, wesentlich ausführlichere Fassung in 31 Kapiteln an, die sich in ganz Ostasien verbreitete. Diese Fassung ist auch als „Sutra vom goldenen Glanz der siegreichen Könige“ — jap. Konkōmyō saishōō kyō — bekannt.

Verbreitung in Japan

Das Goldglanzsutra war einer der ersten buddhistischen Texte, die in Japan Verbreitung fanden. Zusammen mit dem Sutra der/für Barmherzige Könige (Ninnō-kyō [Ninnō-kyō (jap.) 仁王経 Sutra der Barmherzigen Könige; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats]) und dem Lotos Sutra (Hoke-kyō [Hoke-kyō (jap.) 法華経 Lotos Sutra; skt. Saddharma pundarika sutra; jap. auch Hokkekyō oder Myōhō renge kyō; zählt zu den einflussreichsten Texten des Mahayana-Buddhismus, älteste Fassungen dürften im ersten Jh. v.u.Z. entstanden sein.]) zählte es zu den sogenannten Drei Staatsschutz Sutren, die insbesondere vor und während der Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Zeit große staatliche Förderung erhielten, weil man sich umgekehrt tatsächlich einen gleichsam magischen Schutz des Reiches von ihnen erwartete. Einer der ersten, der sich dieser Methode systematisch bediente, war Tenmu Tennō [Tenmu Tennō (jap.) 天武天皇 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)], von dem das Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)] berichtet, er habe Goldglanz Sutra und das Sutra der Barmherzigen Könige 677 in allen Landesteilen verbreiten lassen.2 Sein Urenkel Shōmu [Shōmu Tennō (jap.) 聖武天皇 701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus] folgte ab 725 diesem Beispiel in größerem Maßstab und ließ in der Nara-Zeit ein Netzwerk von Provinztempeln errichten, deren offizieller Name „Tempel für den Schutz des Staates durch die Vier Himmelskönige des Goldglanz Sutras“ lautete.3 Das Goldglanz Sutra, das nun schon in erweiterter Fassung als Sutra der Siegreichen Könige bekannt war, sollte in diesen Tempeln aufbewahrt und regelmäßig rezitiert werden.

Mit dem Rückgang staatlicher Förderung (und Reglementierung) des Buddhismus in der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit nahm die Bedeutung des Goldglanz Sutras zwar ab, es legte aber den Grundstein für die Bekanntheit von Figuren wie Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten] und Bishamon-ten [Bishamon-ten (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana], die heute als Bestandteil der Sieben Glücksgötter [Shichi Fukujin (jap.) 七福神 Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft] in Japan ungebrochene Popularität genießen.

Inhalt des Sutras

Wie die meisten längeren Sutren ist auch das Goldglanz Sutra in eine komplexe Rahmenhandlung eingebunden, die den Text auf eine Predigt des Buddha zurückführt. Doch nimmt die Predigt wiederum auf das Sutra Bezug, als ob es sich um einen bereits vorhandenen Text handeln würde. Die Hauptperson der Rahmenhandlung ist der fromme König und Bodhisattva Ruciraketu 4. Eine Traumvision dieses Königs, in dem die buddhistische Lehre (Dharma [Dharma (skt.) धर्म Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. 法)]) als sonnengleiche Trommel die Welt erleuchtet, gibt dem Sutra seinen Titel. Es treten aber nach und nach andere buddhistische Figuren in den Vordergrund, die die Effektivität des Sutras preisen. Abgesehen von diesen selbstreferenziellen narrativen Elementen enthält das Sutra eine Reihe von Gebetsformeln (dharani [dhāraṇī (skt.) धारणी (magische) Gebetsformel, ähnlich wie, aber meist länger als Mantra (jap. darani 陀羅尼 oder ju 呪)]) und rituelle Anleitungen zur Erreichung konkreter, weltlicher Ziele. Diese magisch-religiösen Elemente können als Frühformen des esoterischen Buddhismus angesehen werden.

Die Vier Himmelskönige

In Yijings Version des Sutras werden auch abstraktere Fragen und transzendente Themen erläutert, die sich teilweise stark mit dem Lotos Sutra überschneiden, doch besonders ab dem Kapitel über die Vier Himmelskönige (Shi-Tennō [Shi-Tennō (jap.) 四天王 wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet]) schieben sich die diesseitsbezogenen Aspekte des Staatsschutzes immer stärker in den Vordergrund. In diesem Abschnitt erklären die Himmelskönige, angeführt von Bishamon-ten, in einem Dialog mit dem Buddha, wie sie Könige, die eben dieses Sutra hochhalten, beschützen und andere, die dem Sutra im speziellen und dem Buddhismus im allgemeinen abhold sind, bestrafen werden. Das folgende Zitat zeigt, dass in diesem Schutz auch der Krieg enthalten ist:

Wenn zur Zeit, da der Menschenkönig dieses Sūtra anhört, seine Feinde aus dem benachbarten Lande diesen Gedanken haben: „Wir wollen mit dem viergliedrigen Heer jenes Land bekriegen,“ dann werden, Erhabener, infolge der majestätischen Kraft dieses Sutra ihrerseits die anderen Feinde (jenes) benachbarten Feindes kommen und ihn heimsuchen, und in dem Land werden sich Missgeschicke und Seuchen verbreiten, und wenn dann der König dies gesehen hat und (daraufhin) sein viergliedriges Heer aufstellt und es gegen jenes Land entsendet in dem Wunsche, es zu bekämpfen und zu unterwerfen, dann werden wir [die Vier Himmelskönige] samt unserem Gefolge, den unermesslich und unbegrenzt (vielen) Yakṣas [yakṣa (skt.) यक्ष übernatürliches Wesen, Geist, Dämon (jap. yasha 夜叉)] und göttlichen Wesen, einzeln unter der Verbergung unserer eigenen Gestalt (dem König) Schutz und Hilfe gewähren und veranlassen, dass jene Feinde ganz von selbst zu Fall kommen und es nicht mehr wagen, in sein Landesgebiet zu kommen; wie sollte es dann überhaupt noch möglich sein, dass sie es mit Soldaten und Waffen bekämpfen!5

Weitere in Aussicht gestellte Vorteile sind: Schutz des Königs vor Krankheiten, Bewahrung seines langen Lebens; Friede unter den Frauen, Verwandten und Ministern des Königs; Frömmigkeit unter Mönchen und Laienuntertanen; und Schutz durch göttliche Mächte. An anderer Stelle heißt es, dass dort, wo das Sutra gepredigt wird, alle Untertanen gesund, glücklich und reich sein werden.

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3 Die Vier Himmelskönige in einem ikonographischen Handbuch
Die Vier Himmelskönige (von rechts nach links: Osten= Jikoku-ten , Süden= Zōjō-ten, Westen= Kōmoku-ten, Norden= Tamon-ten) in einem ikonographischen Handbuch namens Zuzōshō (auch Jikkan-shō oder Ejū-shō). Das vorliegende Werk ist eine Kopie aus der Kamakura-Zeit, das Original stammt dem Jahr 1139 und gilt als eines der frühesten Standardwerke der buddhistischen Ikonographie Japans. Andere Kopien (Kamakura-Zeit, Edo-Zeit) zeigen, dass die Darstellungen der Figuren weitgehend gleich geblieben sind.
Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum, New York.

In späteren Kapiteln leisten außerdem zahlreiche Bodhisattvas sowie die indischen Schöpfergottheiten Brahma [Brahmā (skt.) ब्रह्मा einer der drei hinduistischen Hauptgottheiten, auch Brahman; davon abgeleitet: Brahmanen (Priester) (jap. Bonten 梵天)] und Indra [Indra (skt.) इन्द्र hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)], 28 Generäle und andere Schutzgötter alle erdenklichen Schwüre, um jenen, die das Sutra hören und weiter verbreiten, schützend zur Seite zu stehen.

Weibliche Schutzgottheiten

Neben den Vier Himmelskönigen spielen auch weibliche, ursprünglich aus Indien stammende Gottheiten eine erstaunlich wichtige Rolle in diesem Sutra: Zunächst tritt Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten] prominent in Erscheinung, doch auch die Gottheit Kichijō-ten [Kichijō-ten (jap.) 吉祥天 Hindu-buddhistische Göttin des Glücks; wtl. „Gottheit des Guten Omens“; auch: Kisshōten; skt. Lakshmi] kommt zu Wort. Beide Göttinnen zählen als Sarasvati [Sarasvatī (skt.) सरस्वती indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)] und Lakshmi [Lakṣmī (skt.) लक्ष्मी hindu-buddhistische Göttin der Anmut und der Liebe; Begleiterin Vishnus (jap. Kichijō-ten 吉祥天)] zu den bekanntesten weiblichen Figuren des indischen Pantheons. Schließlich gesellt sich noch eine „Erdgöttin“ namens Kenrō Jishin [Kenrō Jishin (jap.) 堅牢地神 indo-buddhistische Erdgöttin, auch jiten 地天; skt. Prthvi] zu den weiblichen Schutzgottheiten des Goldglanz Sutras. Sie stellt demjenigen, der den buddhistischen Tempeln Gaben spendet, Vergnügungen mit siebentausend Himmelsfrauen in Aussicht.

Sarasvati/ Benzaiten

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4 Sarasvati (indische Darstellung)
Die Göttin des Wassers und der Musik Sarasvati mit indischer Laute (vīṇā) und ihrem häufigen Tierbegleiter, dem Pfau (oft auch Schwan). Der Künstler gilt als Pionier der Verbindung von indischen Themen und westlicher Maltechnik.
Werk von Raja Ravi Varma (1848–1906). Indien, 1896. Wikimedia Commons.

Im Sarasvati Kapitel des Goldglanz Sutras wird diese Gottheit aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln geschildert:

  1. Als Gottheit der gewandten Rede und der Weisheit, entsprechend ihren vedischen Vorbildern.
  2. Als medizinische Gottheit, die ein sehr konkret beschriebenes Kräuterbad empfiehlt.
  3. Als Kriegsgottheit.

Die beiden letzen Aspekte finden sich in den Versionen des Goldglanz Sutras vor 703 noch nicht.6 Als Gottheit der Weisheit und Beredsamkeit fungiert Sarasvati/ Benzaiten vor allem als Beschützerin von buddhistischen Vorlesern und Kopisten, indem sie ihnen hilft, Fehler zu vermeiden und das Wort Buddhas korrekt wiederzugeben. Dazu enthält das Sutra auch einen magischen Vers (dharani [dhāraṇī (skt.) धारणी (magische) Gebetsformel, ähnlich wie, aber meist länger als Mantra (jap. darani 陀羅尼 oder ju 呪)]). Desgleichen schützt Benzaiten auch jene, die in den Genuss einer Anhörung des Sutras gelangen.

Als nächstes gibt Benzaiten detaillierte Anweisung für ein Kräuterheilbad, das für wesentlich konkretere Anwendungen bestimmt ist. Bis zu 32 Kräuter werden einzeln aufgezählt. Sie werden zu Puder zerrieben und mit heißem Wasser gemischt, das auf einem improvisierten Altar bereit gestellt wird. Geschützt durch Vorhänge und vier Wächter, und begleitet von zahlreichen weiteren dharani vollzieht der Praktikant (der König) hier sein Bad. Das Bad verspricht zunächst Heilung von körperlichen Beschwerden und Krankheiten, aber auch langes Leben und allgemeines Wohlergehen, sowie Schutz vor schädlichen astrologischen Einflüssen.7 Dass eine Wassergöttin ein Rezept für ein Heilbad bereit hält, macht natürlich Sinn. Dieser Aspekt scheint jedoch bei der japanischen Benzaiten eher in den Hintergrund geraten zu sein.

Der letzte Abschnitt besteht großteils aus Lobeshymnen, die an Benzaiten gerichtet sind. Wird zunächst noch einmal ihre Eloquenz und ihre Schönheit hervorgehoben, so sprechen sie spätere Verse auch als Kriegerin an. Sie bekommt nun acht Arme mit Waffen8 und wird mit einem Löwen verglichen.

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Fassung in 18 Kapiteln von Dharmakshema, verfasst zwischen 412 und 421.
  2. Aston, Teil II, S. 335
  3. Konkōmyō shitennō gokoku no tera 金光明四天王護国之寺. Provinzialtempel für Nonnen hießen im übrigen hokke metsuzai no tera 法華滅罪之寺 (Tempel des Lotos [Sutras], das das Böse besiegt)
  4. Jap. Myōdō Bosatsu 妙幢菩薩
  5. Goldglanz Sutra nach Yijing, Kapitel 12 („Die Beschützung des Landes“). Übersetzung Nobel 1958, S. 190–191.
  6. Ludvik 2007, S. 154
  7. Ludvik 2007, S. 169
  8. Ludvik 2007, S. 197

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


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Literatur

Siehe auch Literaturliste

William George Aston (Ü.), Nihongi: Chronicles of Japan from the Earliest Times to A.D. 697. Rutland, Vt: Tuttle, 1972. (Online.) [Erste Ausgabe: London 1896.]
Catherine Ludvik, Sarasvati, Riverine Goddess of Knowledge: From the Manuscript-Carrying Vina-Player to the Weapon-Wielding Defender of the Dharma. Leiden: Brill, 2007.
Johannes Nobel (Ü.), Suvarnaprabhāsottamasūtra, das Goldglanz-Sūtra: Ein Sanskrittext des Mahāyāna-Buddhismus. I-Tsing's chinesische Version und ihre tibetische Übersetzung. Leiden: Brill, 1958.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Kisshoten.jpg
    Kisshō-ten, oder Kichijō-ten, skt. Lakshmi, eine Schutzgottheit des Goldglanz Sutras auf dem ältesten erhaltenen Farbbild Japans aus dem 8. Jahrhundert. Die Göttin soll die Züge der Hauptfrau (701–760) des Shōmu Tennō tragen, deren posthumer Name Kōmyō wiederum dem Goldglanz Sutra (Konkōmyō-kyō) entnommen ist.

    In der Nara-Zeit entstand ein besonderer Bußritus um Kichijō-ten, Kichijō keka, der Mitte des ersten Monats vollzogen wurde. Dank dieses Ritus überflügelte Kichijō-ten eine andere Göttin aus dem Goldglanz Sutra, Benzaiten (welche heute jedoch die bekanntere ist). Das vorliegende Bild entstand wahrscheinlich im Zusammenhang mit diesem Bußritus.
    Nara-Zeit. Bildquelle: Gap.

  2. ^ 
    Tamonten nara.jpg
    Bishamon-ten, Wächter des Nordens und Anführer der Gruppe der Vier Himmelskönige (Shi-Tennō).
    Nara-Zeit, 8. Jh. Bildquelle: unbekannt.
  1. ^ 
    Shitenno met.jpg
    Die Vier Himmelskönige (von rechts nach links: Osten= Jikoku-ten , Süden= Zōjō-ten, Westen= Kōmoku-ten, Norden= Tamon-ten) in einem ikonographischen Handbuch namens Zuzōshō (auch Jikkan-shō oder Ejū-shō). Das vorliegende Werk ist eine Kopie aus der Kamakura-Zeit, das Original stammt dem Jahr 1139 und gilt als eines der frühesten Standardwerke der buddhistischen Ikonographie Japans. Andere Kopien (Kamakura-Zeit, Edo-Zeit) zeigen, dass die Darstellungen der Figuren weitgehend gleich geblieben sind.
    Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum, New York.
  2. ^ 
    Saraswati.jpg
    Die Göttin des Wassers und der Musik Sarasvati mit indischer Laute (vīṇā) und ihrem häufigen Tierbegleiter, dem Pfau (oft auch Schwan). Der Künstler gilt als Pionier der Verbindung von indischen Themen und westlicher Maltechnik.
    Werk von Raja Ravi Varma (1848–1906). Indien, 1896. Wikimedia Commons.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
  • Bishamon-ten 毘沙門天 ^ Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana
  • Brahmā (skt.) ब्रह्मा ^ einer der drei hinduistischen Hauptgottheiten, auch Brahman; davon abgeleitet: Brahmanen (Priester) (jap. Bonten 梵天)
  • dhāraṇī (skt.) धारणी ^ (magische) Gebetsformel, ähnlich wie, aber meist länger als Mantra (jap. darani 陀羅尼 oder ju 呪)
  • Dharma (skt.) धर्म ^ Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. 法)
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Hoke-kyō 法華経 ^ Lotos Sutra; skt. Saddharma pundarika sutra; jap. auch Hokkekyō oder Myōhō renge kyō; zählt zu den einflussreichsten Texten des Mahayana-Buddhismus, älteste Fassungen dürften im ersten Jh. v.u.Z. entstanden sein.
  • Indra (skt.) इन्द्र ^ hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)
  • Kenrō Jishin 堅牢地神 ^ indo-buddhistische Erdgöttin, auch jiten 地天; skt. Prthvi
  • Kichijō-ten 吉祥天 ^ Hindu-buddhistische Göttin des Glücks; wtl. „Gottheit des Guten Omens“; auch: Kisshōten; skt. Lakshmi
  • Konkōmyō-kyō 金光明経 ^ Goldglanz Sutra; skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats
  • Lakṣmī (skt.) लक्ष्मी ^ hindu-buddhistische Göttin der Anmut und der Liebe; Begleiterin Vishnus (jap. Kichijō-ten 吉祥天)
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
  • Ninnō-kyō 仁王経 ^ Sutra der Barmherzigen Könige; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats
  • Sarasvatī (skt.) सरस्वती ^ indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)
  • Shichi Fukujin 七福神 ^ Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft
  • Shi-Tennō 四天王 ^ wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet
  • Shōmu Tennō 聖武天皇 ^ 701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus
  • Tenmu Tennō 天武天皇 ^ 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)
  • yakṣa (skt.) यक्ष ^ übernatürliches Wesen, Geist, Dämon (jap. yasha 夜叉)
  • Yijing (chin.) 義浄 ^ 635–713; chin. Pilgermönch, Übersetzer und „Indologe“; jap. Gijō