Denken/Sutra: Unterschied zwischen den Versionen

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{{titel | Was ist ein Sutra?}}
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| Was ist ein Sutra?
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Die elementarsten Texte des Buddhismus werden in der Regel als {{s|sutra|Sutra}} bezeichnet. Das Wort ''sūtra'' entstammt dem Sanskrit und ist der Webetechnik entlehnt. Es bedeutet „Faden“. Davon abgeleitet entstanden metaphorische Bedeutungen wie „Leitfaden“, „elementare Lehrschrift“, u.a.m. In Ostasien wird dafür das Schriftzeichen 経 (jap. {{g|kyou}}, chin. {{g|jing}}) verwendet, das ebenfalls die Grundbedeutung „Faden“ besitzt und nicht nur im Buddhismus, sondern beispielsweise auch im {{g|doukyou2|Daoismus}} Anwendung findet. Ein berühmter, nicht-buddhistischer „Leitfaden“ ist etwa das {{g|Yijing|''Yi-jing''}}, eig. „Leitfaden der Orakelkunst“, besser bekannt als das „Buch der Wandlungen“. Aus dem nicht-buddhistischen indischen Kontext ist hierzulande das ''Kama Sutra''{{q|skt. kama sutra/kamashastra glossar [[Benutzer:TheresaH|TheresaH]] 15:36, 17. Aug. 2022 (CEST)}}, der „Leitfaden der Liebe“, am besten bekannt. Auf dieser Seite ist jedoch nur von buddhistischen Sutren die Rede.
  
Die elementarsten Texte des Buddhismus werden in der Regel als Sutra be·zeich·net. Zu·min·dest der Theorie nach stammen die {{skt:sutra|Sutren}} von einem {{skt:Buddha}} (allerdings nicht not·wendiger·weise vom his·to·rischen [[Ikonographie:Shaka|Buddha Shakya·muni]]). Sowie im [[Grundbegriffe:Buddhismus|Maha·yana Buddhis·mus]] die Zahl der Buddhas im Lauf der Zeit immer mehr zu·ge·nommen hat, haben sich auch die Sutren ver·viel·facht und ein beinah un·über·schau·bares Maß angenommen.
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Infolge ihrer langen Textgeschichte, die oft weit in vor·schrift·liche Zeiten hin·ein·reicht, ist es zudem kaum möglich, den genauen Umfang eines be·stimmten Sutras ein·deutig ab·zu·grenzen. Meist existieren unter·schied·liche Ver·si·onen eines Textes ne·ben·ei·nan·der. Bei der Über·setzung des bud·dhisti·schen Schrift·tums ins Chinesische ent·stand ein weiterer Un·sicher·heits·faktor. Die Frage „Was ist ein Sutra?“ wird also zu·nehmend kompli·zierter, je ein·gehender man sich damit aus·einan·der·setzt.
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== Textgestalt ==
  
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Zumindest der Theorie nach stammen die Sutren von einem {{s|Buddha}} (allerdings nicht notwendigerweise vom historischen Buddha {{s|Shakyamuni}}). Parallel zur wachsenden Zahl der Buddhas im {{s|Mahayana}} Buddhismus haben sich auch die Sutren vervielfacht und ein beinah unüberschaubares Maß angenommen.
==Vokabel==
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Das Wort ''sūtra'' entstammt dem Sanskrit und ist der Webe·technik ent·lehnt. Es be·deutet „Faden“. Davon ab·ge·leitet ent·standen meta·phorische Be·deu·tungen wie „Leit·faden“, „ele·men·tare Lehr·schrift“, u.a.m. Im Chi·ne·sischen und Ja·pa·nischen wird dafür das Schrift·zeichen {{glossar:kyou}} (chin. ''jing'') ver·wendet, das die gleiche Grund·be·deu·tung be·sitzt und nicht nur im Bud·dhis·mus sondern bei·spiels·weise auch im Daoismus An·wen·dung findet. Ein be·rühmter, nicht-bud·dhisti·scher „Leit·faden“ ist etwa das {{glossar:Yijing|''Yi-jing''}}, eig. „Leit·faden der Orakel·kunst“, besser be·kannt als das „Buch der Wand·lungen“. Aus dem nicht-bud·dhis·tischen indischen Kon·text ist hier·zu·lande das ''Kama Sutra'', der „Leit·faden der Liebe“, am besten bekannt.
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Obwohl die unterschiedlichsten Themen abgehandelt werden, betten die meisten Sutren ihre Inhalte in die Rahmenhandlung einer Buddha-Predigt ein.
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Ein gemeinsames formales Merkmal ist die Standard-Einleitung des Rezitierenden: „So habe ich's gehört“. Oft sind auch die Umstände der Predigt Gegenstand des Sutras, bevor der Buddha selbst zu Wort kommt. Viele buddhistische Sutren thematisieren also die Umstände ihrer Entstehung und Verbreitung, bevor sie zum eigentlichen Kern der Botschaft kommen. Diese Selbst-Referenzialität scheint ein besonderes Kennzeichen buddhistischer Sutren zu sein.
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Infolge ihrer langen Textgeschichte, die oft weit in vorschriftliche Zeiten hineinreicht, ist es kaum möglich, den Umfang eines bestimmten Sutras eindeutig abzugrenzen. Von allen bekannteren Sutren gibt es Versionen in verschiedenen Formen und Längen. Es existieren auch unterschiedliche Versionen eines Textes unter dem gleichen Titel und beinahe identische Texte unter verschiedenen Titeln. Die verschiedenen Sprachen, in denen buddhistische Texte verfasst wurden, machen die Sache ein weiteres Mal komplexer: Da die Originale häufig verloren gegangen sind, ist meist nicht klar, ob chinesische Sutren als direkte Übertragungen eines indischen Originals zu werten sind, oder ob sich die Übersetzer Freiheiten herausnahmen, indem sie Sutren neu kombinierten, Teile wegließen oder überhaupt neu erfanden. Schließlich gibt es in jedem buddhistischen Land auch einen beträchtlichen Teil apokrypher Sutren, die zwar vorgeben, auf ein indisches Original zurückzugehen, aber eindeutig als „Fälschungen“ identifizierbar sind, weil sie z.B. lokale Gegebenheiten in die Handlung mit einbeziehen. Die Frage „Was ist ein Sutra?“ wird also zunehmend komplizierter, je eingehender man sich damit auseinandersetzt.
  
Sutren gibt es in verschiedenen Formen und Längen. Ein gemein·sames formales Merk·mal ist die Standard-Ein·leitung des Re·zi·tie·renden: „So habe ich's gehört“. Oft sind auch die Um·stände der Predigt Gegen·stand des Sutras, bevor der Buddha selbst zu Wort kommt. Viele bud·dhis·tische Sutren thema·ti·sieren also die Um·stände ihrer Ent·stehung und Ver·brei·tung, bevor sie zum eigent·lichen Kern der Bot·schaft kommen. Diese Selbst-Re·ferenziali·tät scheint ein be·sonderes Kenn·zeichen bud·dhisti·scher Sutren zu sein.
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== Textpflege ==
  
Das Kopieren von Sutren galt in der gesamten Welt des Bud·dhis·mus als frommes Werk, das ganz besonders dazu ge·eignet war, das eigene [[Grundbegriffe:Buddhismus Lehre|Karma]] zu ver·bessern. Dies bezog sich sowohl auf den Stifter als auch auf die Aus·führenden einer Sutren·kopie. Bud·dhisti·sche Sutren wurden aus diesem Grund mit großer Sorg·falt re·produziert und auf·be·wahrt. Es ist somit kein Zu·fall, dass das unten ab·ge·bildete Bei·spiel aus der {{glossar:nara}} Zeit — eines der ältesten bis heute er·haltenen Original·do·ku·mente des ja·pa·nischen Schrift·tums — ein bud·dhis·tischer Text ist. Es handelt sich um ein Frag·ment des zu dieser Zeit äußert po·pu·lären {{glossar:kegonkyou}} (skt. {{skt:Avatamsakasutra}}, „Blütenkranz Sutra“). Im Mittel·punkt steht Buddha [[Ikonographie:Dainichi|Vairocana]], der in der Nara Zeit auch als Großer Buddha des {{glossar:toudaiji}} verewigt wurde.
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| Avatamsaka Sutra (''Kegon-kyō'')
|Fragment einer Abschrift des Avatamsaka Sutras (''Kegon-kyō'') aus dem Jahr 744
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| caption= Fragment einer Abschrift aus dem Jahr 744
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==Lotos Sutra==
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Das Kopieren von Sutren galt in der gesamten Welt des Buddhismus als frommes Werk, das ganz besonders dazu geeignet war, das eigene {{s|Karma}} zu verbessern. Dies bezog sich sowohl auf den Stifter als auch auf die Ausführenden einer Sutrenkopie. Buddhistische Sutren wurden aus diesem Grund mit großer Sorgfalt reproduziert und aufbewahrt. Es ist somit kein Zufall, dass das abgebildete Beispiel aus der {{g|nara}}-Zeit — eines der ältesten bis heute erhaltenen Originaldokumente des japanischen Schrifttums — ein buddhistischer Text ist. Es handelt sich um ein Fragment des zu dieser Zeit äußert populären {{g|kegonkyou}} (skt. {{s|Avatamsakasutra}}, „Blütenkranz Sutra“). Im Mittelpunkt steht Buddha [[Ikonographie/Dainichi|Vairocana]], der in der Nara-Zeit auch als Großer Buddha des {{g|toudaiji}} verewigt wurde.
  
Das Lotos Sutra gehört zu den bekanntesten Sutren des {{skt:Mahayana}} Bud·dhis·mus. Seine geläufigste Version ist die chi·ne·sische Über·setzung durch Über·setzer·mönch {{skt:Kumarajiva}} (343–413), die 406 fertig·gestellt wurde und auch den meisten Über·setzungen in west·liche Sprachen zu·grunde liegt. In dieser Form besteht das Sutra aus 28 Kapiteln, die sehr unter·schied·liche Themen be·handeln. Die Rahmen·hand·lung dieser Kapitel be·schreibt, wie Buddha {{Skt:Shakyamuni}} vor einer un·über·seh·baren Menge von irdischen und über·irdischen An·hängern eine Predigt hält. Im Laufe dieser Predigt kommt u.a. die Parabel vom bren·nenden Haus (Kap. 3) zur Sprache, die das Anwenden von „an·ge·mes·senen Mitteln“ (skt. {{skt:upaya}}, jap. {{glossar:houben}}) legitimiert (Kap. 2). Der Buddha wird in dieser Parabel als gütiger Vater beschrieben, der versucht, die Kinder, die sich der Gefahr nicht be·wusst sind (die un·er·leuchteten Wesen), durch Ver·spre·chungen aus dem bren·nenden Haus zu locken. Ein anderes be·rühmtes Kapitel (16) thematisiert die Lebens·länge des Buddhas und damit zugleich die bud·dhis·tische Zeiten·theorie (s. dazu [[Geschichte:Heian_Zeit|Die Reformen der Heian-Zeit]]). Das Sutra enthält aber auch Passagen, die er·läutern, warum es ein besonderes karmisches Verdienst darstellt, es — das Sutra —  zu kopieren. Eines der ein·fluss·reichsten Kapitel ist Bodhisattva {{skt:Avalokiteshvara}} (jap. {{Glossar:Kannon}}) gewidmet und dürfte mit·ver·ant·wort·lich für die besondere Popularität dieser Figur sein.
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Das Lotos Sutra heißt auf Sanskrit {{skt:Saddharmapundarikasutra}}, wörtlich: „Sutra der Lotos·blume vom wunder·baren {{skt:Dharma}}“, jap. ent·weder kurz {{glossar:hokkekyou}}, oder {{glossar:myouhourengekyou}}. Es gilt vor allem im japanischen {{glossar:tendaishuu|Tendai}} und {{glossar:Nichiren}} Buddhismus (auch {{glossar:Hokkeshuu}}) als die wichtigste buddhistische Lehrschrift überhaupt.
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=== Lotos Sutra ===
  
==Herz Sutra  und Sutra der höchsten Weisheit==
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Das Lotos Sutra gehört zu den bekanntesten Sutren des {{s|Mahayana}} Buddhismus. Seine geläufigste Version ist die chinesische Übersetzung durch den Übersetzermönch {{s|Kumarajiva}} (343–413), die 406 fertiggestellt wurde und auch den meisten Übersetzungen in westliche Sprachen zugrunde liegt. In dieser Form besteht das Sutra aus 28 Kapiteln, die sehr unterschiedliche Themen behandeln. Die Rahmenhandlung dieser Kapitel beschreibt, wie Buddha {{s|Shakyamuni}} vor einer unübersehbaren Menge von irdischen und überirdischen Anhängern eine Predigt hält. Im Laufe dieser Predigt kommt u.a. die Parabel vom brennenden Haus (Kap. 3) zur Sprache, die das Anwenden von „angemessenen Mitteln“ (skt. {{s|upaya}}, jap. {{g|houben}}) legitimiert (Kap. 2). Der Buddha wird in dieser Parabel als gütiger Vater beschrieben, der versucht, die Kinder, die sich der Gefahr nicht bewusst sind (die unerleuchteten Wesen), durch Versprechungen aus dem brennenden Haus zu locken. Ein anderes berühmtes Kapitel (16) thematisiert die Lebenslänge des Buddhas und damit zugleich die buddhistische Zeitentheorie (s. dazu [[Geschichte/Heian_Zeit|Die Reformen der Heian-Zeit]]). Das Sutra enthält aber auch Passagen, die erläutern, warum es einen besonderen karmischen Verdienst darstellt, es — das Sutra zu kopieren. Dieses Verdienst wird höher eingeschätzt als das [[Alltag/Opfergaben/Selbstopfer| Opfer des eigenen Körpers]], obwohl auch diese Praxis grundsätzlich gut geheißen wird (Kap. 23). Eines der einflussreichsten Kapitel ist Bodhisattva {{s|Avalokiteshvara}} (jap. {{g|Kannon}}) gewidmet und dürfte mitverantwortlich für die besondere Popularität dieser Figur sein.
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|  Lotos Sutra in illustrierter Form, Kannon-Kapitel (1257)
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Das Lotos Sutra heißt auf Sanskrit {{s|Saddharmapundarikasutra}}, wörtlich: „Sutra der Lotosblume vom wunderbaren {{s|Dharma}}“, jap. entweder kurz {{g|hokkekyou}}, oder {{g|myouhourengekyou}}. Es gilt vor allem im japanischen {{g|tendaishuu|Tendai}} und {{g|Nichiren}} Buddhismus (auch {{g|Hokkeshuu}}) als die wichtigste buddhistische Lehrschrift überhaupt.
  
Ein weiteres allgemein bekanntes Sutra ist das Herz Sutra. Es ist so kurz, dass es eigent·lich mehr einem Gebet gleicht und in wenigen Minuten rezitiert werden kann. Es besteht im we·sent·lichen aus einer Lehrrede des Kannon (Bodhisattva Avalokiteshvara) an {{skt:Shariputra}}, einen Schüler des his·to·rischen Buddha. Einer der Kernsätze lautet „Form ist Leere, Leere ist Form“. Es geht also um die Philo·so·phie der Leere (skt. {{skt:shunyata}}, jap. {{glossar:kuu}}), bzw. der Un·be·ständig·keit des irdischen Da·seins, die u.a. auch als bud·dhis·tischer Nihilis·mus bezeichnet wird. Für die ja·pa·nischen Anhänger des Herz Sutras steht der in·haltliche Aspekt des Textes aber selten im Vor·der·grund. Das Sutra wird land·läufig in einer Mischung aus Sans·krit und Chi·ne·sisch rezitiert, die keinerlei Ähn·lich·keiten mit dem ge·sprochenen Japanisch aufweist und für Laien voll·kommen un·ver·ständlich ist. In·te·ressanter·weise ist es aber gerade in seiner japanisierten Form (also in sinisiertem Sankrit, japanisch aus·ge·sprochen) auch in west·lichen bud·dhis·tischen Kreisen populär geworden.
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=== Herz Sutra und Sutra der Höchsten Weisheit ===
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|Abschrift des Daihannya-kyō in Goldtinte auf blauem Grund, Heian-Zeit
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| Text des Herz Sutras
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Das Herz Sutra ist Teil einer ganzen Sutren·text·gruppe zur Doktrin der höchsten Weis·heit ({{skt:Prajnaparamita}}, jap. {{glossar:hannyaharamitta}}). Es existieren unter·schied·lich lange Samm·lungen dieser Text·gruppe. Eine der aus·führ·lichsten Fas·sungen, das ''Da bore boluomidou jing'' (jap. {{glossar:hannyaharamittakyou}}) existiert heute in Form einer chi·ne·sischen Über·setzung durch den Pilger·mönch {{glossar:Xuanzang}} aus den Jahren 660—663 und umfasst ca. 600 Einzel·texte, darunter das Herz Sutra oder das ebenfalls bekannte sog. Diamant Sutra.
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Ein weiteres allgemein bekanntes Sutra ist das Herz Sutra (jap. {{g|hannyashingyou}}). Es ist so kurz, dass es eigentlich mehr einem Gebet gleicht und in wenigen Minuten rezitiert werden kann. Es besteht im wesentlichen aus einer Lehrrede des Kannon (Bodhisattva Avalokiteshvara) an {{s|Shariputra}}, einen Schüler des historischen Buddha. Einer der Kernsätze lautet „Form ist Leere, Leere ist Form“. Es geht also um die Philosophie der Leere (skt. {{s|shunyata}}, jap. {{g|kuu}}), bzw. der Unbeständigkeit des irdischen Daseins, die u.a. auch als buddhistischer Nihilismus bezeichnet wird.  
  
== Das staatsschützende Goldglanz Sutra ==
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In Japan können viele Menschen das Herz Sutra auswendig, vor allem Anhänger des {{g|Zen}} und des {{g|Shingonshuu|Shingon}} Buddhismus. Das Sutra wird hier in einer Mischung aus Sanskrit und Chinesisch rezitiert, die keinerlei Ähnlichkeiten mit dem gesprochenen Japanisch aufweist und für Laien vollkommen unverständlich ist.  Für die meisten japanischen Buddhisten steht der inhaltliche Aspekt des Textes daher nicht im Vordergrund. Interessanterweise ist das Herz Sutra aber gerade in seiner japanisierten Form (also in sinisiertem Sankrit, japanisch ausgesprochen) auch in westlichen buddhistischen Kreisen populär geworden.
{{sidebox|kisshoten.jpg|w= 140|rahmen_h=230|Kichijō-ten, eine Heldin des Goldglanz Sutras}}
 
Das Goldglanz Sutra — {{glossar:konkoumyoukyou}}, skt. ''Suvarna-prabhasottama-sutra'' — ist in erweiter·ter Fassung auch als „Sutra vom golde·nen Glanz der sieg·reichen Könige“ — ''Konkō·myō saishōō kyō'' — bekannt. Die älteste bekannte Fassung stammt aus dem China des fünften Jahr·hun·derts, es wird aber angenom·men, dass es auch frühere indi·sche Fas·sungen gab. Doch ist das Gold·glanz Sutra in erster Linie in seiner erwei·terten chine·sischen Fassung (703) durch den  Über·setzer·mönch Yijing 義淨 (635–713) bekannt und in ganz Ostasien ver·breitet. Unter ande·rem spielte es im frühen japa·nischen Buddhis·mus eine wichtige Rolle.  
 
  
Wie die meisten Sutren, preist auch das Goldglanz Sutra seine eigene Effekti·vität und nennt dabei: 1) Schutz des Königs vor Feinden und Krank·heiten, Bewah·rung seines langen Lebens; 2) Friede unter den Frauen, Verwandten und Ministern des Königs; 3) Fröm·mig·keit unter Mönchen und Laien·unter·tanen; und 4) Schutz durch gött·liche Mächte (Kapitel 3). An anderer Stelle heißt es, dass dort, wo das Sutra gepredigt wird, alle Unter·tanen gesund, glücklich und reich sein werden (Kapitel 5). Es werden auch abstrak·tere Fragen und trans·zen·dente Themen erläutert, die sich teilweise stark mit dem Lotos Sutra überschneiden, doch beson·ders ab Kapitel 11, wo die Vier Himmels·könige ({{glossar:shitennou}}) auftre·ten, schieben sich die dies·seits·bezo·genen Aspekte des Staats·schutzes immer stärker in den Vorder·grund. Das Sutra enthält dazu eine Reihe von Gebets·formeln ({{skt:dharani}}) und rituelle Anlei·tungen, die als Frühformen des [[geschichte: Kukai|esoterischen Buddhismus]] angesehen werden können.  
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|Daihannyakyo.jpg
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|Abschrift des ''Daihannya-kyō'' in Goldtinte auf blauem Grund, Heian-Zeit
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Das Herz Sutra ist Teil einer ganzen Sutrentextgruppe zur Doktrin der höchsten Weisheit ({{s|Prajnaparamita}}, jap. {{g|hannyaharamitta}}). Es existieren unterschiedlich lange Sammlungen dieser Textgruppe. Eine der ausführlichsten Fassungen, das {{g|Daboreboluomidoujing}} (jap. {{g|hannyaharamittakyou}}) existiert heute in Form einer chinesischen Übersetzung durch den Pilgermönch {{g|Xuanzang}} aus den Jahren 660–663 und umfasst ca. 600 Einzeltexte, darunter das Herz Sutra oder das ebenfalls bekannte sog. Diamant Sutra.
  
Neben den Vier Himmelskönigen, spielen auch weibliche Gottheiten eine wichtige Rolle in diesem Sutra: Zunächst tritt {{glossar:Benzaiten}} prominent in Erscheinung und lehrt die Zuhörer u.a. ein rituel·les Kräuter·bad (s. dazu auch [[Ikonographie: Gluecksgoetter/Benzaiten|Benzaiten]]). Im Anschluss kommt die Gottheit {{glossar:kichijouten}} zu Wort. Beide Göttinnen zählen als Sarasvati und Lakshmi zu den bekanntes·ten weib·lichen Figuren des indi·schen Panthe·ons. Schließ·lich gesellt sich noch eine „Erdgöttin“ namens Kenrō Jishin 堅牢地神 zu den weib·lichen Schutz·gott·heiten des Goldglanz Sutras. Sie stellt dem·jenigen, der den bud·dhis·tischen Tempeln Gaben spendet, Ver·gnügun·gen mit sieben·tausend Himmels·frauen in Aussicht. Neben zahl·reichen {{skt:Bodhisattva|Bodhisattvas}} wirken außer·dem die indi·schen Gott·heiten Brahma und Indra, 28 Generäle und andere mehr als Schutz·götter, die alle erdenk·lichen Schwüre leisten, um jenen, die das Sutra hören und weiter ver·breiten, schüt·zend zur Seite zu stehen.
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=== Diamant Sutra ===
  
Zusammen mit dem Sutra der/für Barmherzige Könige (''Ninnō-kyō'') und dem Lotos Sutra zählte das Gold·glanz Sutra zu den soge·nannten Drei Staats·schutz Sutren, die ins·beson·dere vor und während der {{glossar:nara}}-Zeit große staat·liche Förde·rung erhielten, weil man sich um·gekehrt tat·säch·lich einen gleichsam magi·schen Schutz des Reiches von ihnen erwar·tete. Einer der ersten, der sich dieser Methode sys·tema·tisch bediente, war {{glossar:Tenmutennou}}, von dem das {{glossar:Nihonshoki}} berich·tet, er habe Goldglanz Sutra und das Sutra der Barm·herzi·gen Könige 677 in allen Landes·teile verbrei·ten lassen.<ref>Aston, Teil II, S. 335</ref> Sein Urenkel {{glossar:Shoumutennou|Shōmu}} folgte ab 725 diesem Beispiel in größe·rem Maßstab und ließ in der Nara Zeit ein Netzwerk von Provinz·tem·peln errich·ten, deren offiziel·ler Name „Tempel für den Schutz des Staates durch die Vier Himmels­könige des Gold­glanz Sutras“ lautete.<ref>''Konkōmyō shitennō gokoku no tera'' 金光明四天王護国之寺. Provinzialtempel für Nonnen hießen im übrigen ''hokke metsuzai no tera'' 法華滅罪之寺 (Tempel des Lotos [Sutras], das das Böse besiegt)</ref>  Offen·sicht·lich sollte das Goldglanz Sutra, das nun schon in erwei·terter Fassung als Sutra der Sieg·reichen Könige bekannt war, in diesen Tempeln rezitiert und auf·be·wahrt werden.  
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Diamant Sutra (jap. {{g|kongoukyou}}) ist die Kurzbezeichnung für einen Text, der wörtlich das „Sutra der Diamant-gleichen höchsten Weisheit“ (Skt. ''Vajracchedikā-prajñāpāramitā-sūtra''{{q|skt. glossar? [[Benutzer:TheresaH|TheresaH]] 16:12, 17. Aug. 2022 (CEST)}}) betitelt wurde. Ähnlich wie im Herz Sutra geht es auch hier um die höchste Weisheit, die als das Erkennen der Leere dargestellt wird, wobei für diese Leere ein Reihe kunstvoller Metaphern und Allegorien gefunden werden. Das relativ kurze Sutra genießt vor allem im {{g|Zen}} Buddhismus große Popularität.  Formal handelt es sich um einen Dialog zwischen dem  Buddha Shakyamuni und Subhūti, einem seiner Zehn Schüler, der auch als jener Jünger des Buddha galt, der als erster die Wahrheit der Leere zu begreifen vermochte.
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|  Diamant Sutra, China 868
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Das Sutra ist auch deshalb interessant, weil es als einer der ersten buddhistischen Texte auch als Blockdruck herausgebracht wurde. Der Druck entstand im Jahr 868 in China und gilt als ältestes gedrucktes Buch der Welt. Er enthält eine Illustration, auf der das Setting des Sutras zu sehen ist: Links unten der Mönch {{s|Subhuti}} in ehrfurchtsvoller Haltung, in der Bildmitte der Buddha, umringt von seinen Hauptschülern (zu denen auch Subhuti zählt), zwei {{s|Bodhisattva|Bodhisattvas}}, zwei Wächtern ({{g|niou}}), zwei Löwenhunden ({{g|komainu}}), zwei Himmlischen Wesen, sowie einem weltlichen Herrscher mit Gefolge (unten rechts).
  
Mit dem Rückgang staatlicher Förderung (und Regelmentierung) des Buddhismus  in der {{glossar:Heian}} Zeit nahm die Bedeu·tung des Goldglanz Sutras zwar ab, es legte aber den Grundstein für die Bekannt·heit von Figuren wie Benzaiten und {{glossar:Bishamonten}}, die heute als Bestand·teil der [Ikonographie: Gluecksgoetter| Sieben Glücksgötter]] in Japan ungebro·chene Popu·larität genießen.
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=== Goldglanz Sutra ===
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Das Goldglanz Sutra — {{g|konkoumyoukyou}}, skt. ''Suvarna-prabhasottama-sutra''{{q|skt. glossar? [[Benutzer:TheresaH|TheresaH]] 16:17, 17. Aug. 2022 (CEST)}},  in erweiterter Fassung auch als „Sutra vom goldenen Glanz der siegreichen Könige“ (''Konkōmyō saishōō kyō'') bekannt — ist vielleicht der politisch einflussreichste Text des frühen japanischen Buddhismus, da er sich explizit an die Herrschenden wendet.  
  
==Anmerkungen==
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Zusammen mit dem Sutra der/für Barmherzige Könige ({{g|Ninnoukyou}}) und dem Lotos Sutra zählte das Goldglanz Sutra zu den sogenannten Drei Staatsschutz Sutren, die insbesondere vor und während der {{g|nara}}-Zeit große staatliche Förderung erhielten, weil man sich umgekehrt tatsächlich einen gleichsam magischen Schutz des Reiches von ihnen erwartete. {{g|Tenmutennou}} und sein Urenkel {{g|Shoumutennou|Shōmu}} ließen im 7. und 8. Jahrhundert in allen Provinzen Tempel errichten, in denen das Goldglanz Sutra rezitiert und aufbewahrt werden sollte.
<references/>
 
  
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Mit dem Rückgang staatlicher Förderung (und Reglementierung) des Buddhismus in der {{g|Heian}}-Zeit nahm die Bedeutung des Goldglanz Sutras zwar ab, es legte aber den Grundstein für die Bekanntheit von Figuren wie {{g|Benzaiten}} und {{g|Bishamonten}}, die heute als Bestandteil der {{g|shichifukujin|Sieben Glücksgötter}} in Japan ungebrochene Popularität genießen. ([[Denken/Sutra/Goldglanz_Sutra|Mehr dazu...]])
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{{Verweise
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{{Literatur:Watson_1993}}
 
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{{Literatur: Deeg 2009}}
* [http://www.buddhanet.net/e-learning/heartstr.htm Heart-Sutra], Buddha Dharma Education Association (en.)<br/>Das Herz Sutra in englischer Übersetzung, buddhistisch-theo·logisch kommentiert auf ''[http://www.buddhanet.net/index.html Buddha-Net]''.
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* [http://www.buddhanet.net/e-learning/heartstr.htm Heart-Sutra], Buddha Dharma Education Association (en.)<br/>Das Herz Sutra in englischer Übersetzung, buddhistisch-theologisch kommentiert auf ''Buddha-Net''.
 
* [http://www.sacred-texts.com/bud/lotus/index.htm Saddharma pundarika or, The Lotus of the True Law]<br/>Online Version der ersten englischen Übersetzung von H. Kern, 1884.
 
* [http://www.sacred-texts.com/bud/lotus/index.htm Saddharma pundarika or, The Lotus of the True Law]<br/>Online Version der ersten englischen Übersetzung von H. Kern, 1884.
* [http://www.ne.jp/asahi/kibono/sumika/kibo/note/nob/konkomyokyo.htm Konkōmyō saishōō-kyō Memo] jap. Zusammenfassung des Goldglanz Sutras von Ōhoshi Kamemushi.
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* [https://web.archive.org/web/20160823101901/http://www.ne.jp/asahi/kibono/sumika/kibo/note/nob/konkomyokyo.htm Konkōmyō saishōō-kyō Memo] jap. Zusammenfassung des Goldglanz Sutras von Ōhoshi Kamemushi.
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|update= Jul. 2020
 
}}
 
}}
<div class='bildbox'> ''Ende des Kapitels „Texte und Lehren“'' </div>
 
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Version vom 9. Januar 2023, 18:38 Uhr

Was ist ein Sutra?

Die elementarsten Texte des Buddhismus werden in der Regel als Sutra [sūtra (skt.) सूत्र „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)] bezeichnet. Das Wort sūtra entstammt dem Sanskrit und ist der Webetechnik entlehnt. Es bedeutet „Faden“. Davon abgeleitet entstanden metaphorische Bedeutungen wie „Leitfaden“, „elementare Lehrschrift“, u.a.m. In Ostasien wird dafür das Schriftzeichen 経 (jap. kyō [kyō (jap.) kanonischer Text, wtl. „Kettfaden“; im Buddh.: Sutra (skt. sutra), Lehrrede des Buddha], chin. jing [jing (chin.) chin. Bezeichnung für eine kanonische Schrift, z.B. ein buddhistisches sutra oder ein daoistischer „Klassiker“; jap. kyō]) verwendet, das ebenfalls die Grundbedeutung „Faden“ besitzt und nicht nur im Buddhismus, sondern beispielsweise auch im Daoismus [Dōkyō (jap.) 道教 Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a. ] Anwendung findet. Ein berühmter, nicht-buddhistischer „Leitfaden“ ist etwa das Yi-jing [Yijing (chin.) 易経 „Buch/Leitfaden der Wandlungen“ (chin. Klassiker); jap. Ekikyō], eig. „Leitfaden der Orakelkunst“, besser bekannt als das „Buch der Wandlungen“. Aus dem nicht-buddhistischen indischen Kontext ist hierzulande das Kama Sutra, der „Leitfaden der Liebe“, am besten bekannt. Auf dieser Seite ist jedoch nur von buddhistischen Sutren die Rede.

Hannya shingyo.jpg
Japanische Abschrift des Herz-sutra.
Heian-Zeit, 12. Jh. The British Museum.

Textgestalt

Zumindest der Theorie nach stammen die Sutren von einem Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] (allerdings nicht notwendigerweise vom historischen Buddha Shakyamuni [Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)]). Parallel zur wachsenden Zahl der Buddhas im Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)] Buddhismus haben sich auch die Sutren vervielfacht und ein beinah unüberschaubares Maß angenommen.

Obwohl die unterschiedlichsten Themen abgehandelt werden, betten die meisten Sutren ihre Inhalte in die Rahmenhandlung einer Buddha-Predigt ein. Ein gemeinsames formales Merkmal ist die Standard-Einleitung des Rezitierenden: „So habe ich's gehört“. Oft sind auch die Umstände der Predigt Gegenstand des Sutras, bevor der Buddha selbst zu Wort kommt. Viele buddhistische Sutren thematisieren also die Umstände ihrer Entstehung und Verbreitung, bevor sie zum eigentlichen Kern der Botschaft kommen. Diese Selbst-Referenzialität scheint ein besonderes Kennzeichen buddhistischer Sutren zu sein.

Infolge ihrer langen Textgeschichte, die oft weit in vorschriftliche Zeiten hineinreicht, ist es kaum möglich, den Umfang eines bestimmten Sutras eindeutig abzugrenzen. Von allen bekannteren Sutren gibt es Versionen in verschiedenen Formen und Längen. Es existieren auch unterschiedliche Versionen eines Textes unter dem gleichen Titel und beinahe identische Texte unter verschiedenen Titeln. Die verschiedenen Sprachen, in denen buddhistische Texte verfasst wurden, machen die Sache ein weiteres Mal komplexer: Da die Originale häufig verloren gegangen sind, ist meist nicht klar, ob chinesische Sutren als direkte Übertragungen eines indischen Originals zu werten sind, oder ob sich die Übersetzer Freiheiten herausnahmen, indem sie Sutren neu kombinierten, Teile wegließen oder überhaupt neu erfanden. Schließlich gibt es in jedem buddhistischen Land auch einen beträchtlichen Teil apokrypher Sutren, die zwar vorgeben, auf ein indisches Original zurückzugehen, aber eindeutig als „Fälschungen“ identifizierbar sind, weil sie z.B. lokale Gegebenheiten in die Handlung mit einbeziehen. Die Frage „Was ist ein Sutra?“ wird also zunehmend komplizierter, je eingehender man sich damit auseinandersetzt.

Textpflege

Kegonkyo744.jpg
1 Avatamsaka Sutra (Kegon-kyō)
Auf diesem Fragment steht ein Teil des Kegon-kyō (Blütenkranz Sutra) geschrieben.
Nara-Zeit, 744. Metropolitan Museum of Art.
Fragment einer Abschrift aus dem Jahr 744

Das Kopieren von Sutren galt in der gesamten Welt des Buddhismus als frommes Werk, das ganz besonders dazu geeignet war, das eigene Karma [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)] zu verbessern. Dies bezog sich sowohl auf den Stifter als auch auf die Ausführenden einer Sutrenkopie. Buddhistische Sutren wurden aus diesem Grund mit großer Sorgfalt reproduziert und aufbewahrt. Es ist somit kein Zufall, dass das abgebildete Beispiel aus der Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Zeit — eines der ältesten bis heute erhaltenen Originaldokumente des japanischen Schrifttums — ein buddhistischer Text ist. Es handelt sich um ein Fragment des zu dieser Zeit äußert populären Kegon-kyō [Kegon-kyō (jap.) 華厳経 Avatamsaka Sutra bzw. Blütenkranz Sutra] (skt. Avatamsaka Sutra [Avataṃsakasūtra (skt.) अवतंसकसूत्र „Blütenkranz Sutra“, erste Übersetzung ins Chinesische um 420 (jap. Kegon-kyō 華厳経)], „Blütenkranz Sutra“). Im Mittelpunkt steht Buddha Vairocana, der in der Nara-Zeit auch als Großer Buddha des Tōdaiji [Tōdaiji (jap.) 東大寺 Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel] verewigt wurde.

Beispiele

Lotos Sutra

Das Lotos Sutra gehört zu den bekanntesten Sutren des Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)] Buddhismus. Seine geläufigste Version ist die chinesische Übersetzung durch den Übersetzermönch Kumarajiva [Kumārajīva (skt.) कुमारजीव 344–413; buddh. Gelehrter und Übersetzer (jap. Kumaraju 鳩摩羅什)] (343–413), die 406 fertiggestellt wurde und auch den meisten Übersetzungen in westliche Sprachen zugrunde liegt. In dieser Form besteht das Sutra aus 28 Kapiteln, die sehr unterschiedliche Themen behandeln. Die Rahmenhandlung dieser Kapitel beschreibt, wie Buddha Shakyamuni [Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)] vor einer unübersehbaren Menge von irdischen und überirdischen Anhängern eine Predigt hält. Im Laufe dieser Predigt kommt u.a. die Parabel vom brennenden Haus (Kap. 3) zur Sprache, die das Anwenden von „angemessenen Mitteln“ (skt. upaya [upāya (skt.) उपाय „[geschicktes] Mittel“ (jap. hōben 方便)], jap. hōben [hōben (jap.) 方便 geschicktes Mittel; skt. upāya]) legitimiert (Kap. 2). Der Buddha wird in dieser Parabel als gütiger Vater beschrieben, der versucht, die Kinder, die sich der Gefahr nicht bewusst sind (die unerleuchteten Wesen), durch Versprechungen aus dem brennenden Haus zu locken. Ein anderes berühmtes Kapitel (16) thematisiert die Lebenslänge des Buddhas und damit zugleich die buddhistische Zeitentheorie (s. dazu Die Reformen der Heian-Zeit). Das Sutra enthält aber auch Passagen, die erläutern, warum es einen besonderen karmischen Verdienst darstellt, es — das Sutra — zu kopieren. Dieses Verdienst wird höher eingeschätzt als das Opfer des eigenen Körpers, obwohl auch diese Praxis grundsätzlich gut geheißen wird (Kap. 23). Eines der einflussreichsten Kapitel ist Bodhisattva Avalokiteshvara [Avalokiteśvara (skt.) अवलोकितेश्वर „Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)] (jap. Kannon [Kannon (jap.) 観音 auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt]) gewidmet und dürfte mitverantwortlich für die besondere Popularität dieser Figur sein.

Hokekyo 25.jpg
2 Lotos Sutra in illustrierter Form, Kannon-Kapitel (1257)
Eröffnungsszene des 25. Kapitels des Lotos Sutra (Hoke-kyō), in dem es um die Vorzüge von Bodhisattva Kannon geht. Das Kapitel besteht aus einem Dialog zwischen Buddha Shakyamuni (durch Aureole gekennzeichnet) und dem „Bodhisattva Unerschöpfliche Absicht“ (ihm gegenüber am Boden sitzend), in dem die Eigenschaften Kannons als Helfer der notleidenden Lebewesen gepriesen werden. Kannon selbst tritt in dem Kapitel nur am Rande in Erscheinung. Die Illustration entstammt einer reichhaltig bebilderten Schriftrolle aus der Kamakura-Zeit, die lediglich das Kannon-Kapitel des Lotos Sutra enthält und sich vor allem auf die bildliche Darstellung der unzähligen Erscheinungsformen dieses Bodhisattvas konzentriert.
Werk von Sugawara Mitsushige. Kamakura-Zeit. Metropolitan Museum of Art.

Das Lotos Sutra heißt auf Sanskrit Saddharma pundarika sutra [Saddharma puṇḍarīka sūtra (skt.) सद्धर्मपुण्डरीकसूत्र „Sutra vom weißen Lotos des wunderbaren Dharma“, Lotos Sutra (jap. Myōhō renge kyō 妙法蓮華経 oder Hoke-kyō 法華経)], wörtlich: „Sutra der Lotosblume vom wunderbaren Dharma [Dharma (skt.) धर्म Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. 法)]“, jap. entweder kurz Hoke-kyō [Hoke-kyō (jap.) 法華経 Lotos Sutra; skt. Saddharma pundarika sutra; jap. auch Hokkekyō oder Myōhō renge kyō; zählt zu den einflussreichsten Texten des Mahayana-Buddhismus, älteste Fassungen dürften im ersten Jh. v.u.Z. entstanden sein.], oder Myōhō renge kyō [Myōhō renge kyō (jap.) 妙法蓮華経 Lotos Sutra (des Wunderbaren Dharma), skt. Saddharma-pundarīka-sūtra (jap. auch Hoke-kyō)]. Es gilt vor allem im japanischen Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai] und Nichiren [Nichiren (jap.) 日蓮 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus] Buddhismus (auch Hokke-shū [Hokke-shū (jap.) 法華宗 Andere Bez. des Nichiren Buddhismus]) als die wichtigste buddhistische Lehrschrift überhaupt.

Herz Sutra und Sutra der Höchsten Weisheit

Ein weiteres allgemein bekanntes Sutra ist das Herz Sutra (jap. Hannya shingyō [Hannya shingyō (jap.) 般若心経 „Herz Sutra der vollkommenen Weisheit“]). Es ist so kurz, dass es eigentlich mehr einem Gebet gleicht und in wenigen Minuten rezitiert werden kann. Es besteht im wesentlichen aus einer Lehrrede des Kannon (Bodhisattva Avalokiteshvara) an Shariputra [Śāriputra (skt.) शारिपुत्र Hauptschüler des Buddha (jap. Sharihotsu 舎利佛)], einen Schüler des historischen Buddha. Einer der Kernsätze lautet „Form ist Leere, Leere ist Form“. Es geht also um die Philosophie der Leere (skt. shunyata [śūnyatā (skt.) शून्यता „Leere, Nichts“, im Buddhismus ein wichtiges philosophisches Konzept (jap. 空)], jap. [ (jap.) Leere, Nichts; im Buddhismus ein wichtiges philosophisches Konzept]), bzw. der Unbeständigkeit des irdischen Daseins, die u.a. auch als buddhistischer Nihilismus bezeichnet wird.

In Japan können viele Menschen das Herz Sutra auswendig, vor allem Anhänger des Zen [Zen (jap.) chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus] und des Shingon [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan] Buddhismus. Das Sutra wird hier in einer Mischung aus Sanskrit und Chinesisch rezitiert, die keinerlei Ähnlichkeiten mit dem gesprochenen Japanisch aufweist und für Laien vollkommen unverständlich ist. Für die meisten japanischen Buddhisten steht der inhaltliche Aspekt des Textes daher nicht im Vordergrund. Interessanterweise ist das Herz Sutra aber gerade in seiner japanisierten Form (also in sinisiertem Sankrit, japanisch ausgesprochen) auch in westlichen buddhistischen Kreisen populär geworden.

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3 Abschrift des Daihannya-kyō in Goldtinte auf blauem Grund, Heian-Zeit
Abschrift des Daihannya-kyō aus der Heian-Zeit.

Das Titelblatt stellt Buddhas erste Predigt im Hirschpark von Sarnarth in Indien dar. Der Buddha und zwei Bodhisattvas sitzen auf Lotos-Blüten, dahinter die fünf Asketen, mit denen Buddha ehemals gemeinsam praktizierte, sowie die friedlichen Hirsche.

Das sutra wurde auf Bestellung von Fujiwara Hidehira (–1187) angefertigt, um für die Seele seines verstorbenen Vaters Motohira (–1157) zu beten. Dieser Zweig der Fujiwara begründete Ende der Heian-Zeit in Hiraizumi, Nordost-Japan ein florierendes geistig-religiöses Zentrum.
Heian-Zeit, ca. 1175. Metropolitan Museum, 2003, Abb. 28.

Das Herz Sutra ist Teil einer ganzen Sutrentextgruppe zur Doktrin der höchsten Weisheit (prajnaparamita [prajñāpāramitā (skt.) प्रज्ञापारमिता „Vollkommene Weisheit“ (jap. hannyaharamitta 般若波羅蜜多)], jap. hannyaharamitta [hannyaharamitta (jap.) 般若波羅蜜多 „vollkommene Weisheit“, abgeleitet von skt. prajnaparamita]). Es existieren unterschiedlich lange Sammlungen dieser Textgruppe. Eine der ausführlichsten Fassungen, das Da bore boluomidou jing [Da bore boluomidou jing (chin.) 大般若波羅蜜經 „Sutra der vollkommenen Weiheit“; jap. Hannyaharamitta-kyō] (jap. Hannyaharamitta-kyō [Hannyaharamitta-kyō (jap.) 般若波羅蜜多経 „Sutra der vollkommenen Weiheit“]) existiert heute in Form einer chinesischen Übersetzung durch den Pilgermönch Xuanzang [Xuanzang (chin.) 玄奘 602–664; berühmter chin. Pilgermönch und buddh. Gelehrter; Autor eines einflussreichen Reiseberichts über das buddhistische Indien, der später als „Reise nach dem Westen“ in einen Roman gefasst wurde] aus den Jahren 660–663 und umfasst ca. 600 Einzeltexte, darunter das Herz Sutra oder das ebenfalls bekannte sog. Diamant Sutra.

Diamant Sutra

Diamant Sutra (jap. Kongō-kyō [Kongō-kyō (jap.) 金剛経 Diamant Sutra, vollst. Name Kongō hannyaharamitsu kyō bzw. skt. Vajracchedikā-prajñāpāramitā-sūtra, erste Übersetzung ins Chinesische Kumārajīva, 403; online-Version inkl. eng. Ü.: Charles Muller]) ist die Kurzbezeichnung für einen Text, der wörtlich das „Sutra der Diamant-gleichen höchsten Weisheit“ (Skt. Vajracchedikā-prajñāpāramitā-sūtra) betitelt wurde. Ähnlich wie im Herz Sutra geht es auch hier um die höchste Weisheit, die als das Erkennen der Leere dargestellt wird, wobei für diese Leere ein Reihe kunstvoller Metaphern und Allegorien gefunden werden. Das relativ kurze Sutra genießt vor allem im Zen [Zen (jap.) chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus] Buddhismus große Popularität. Formal handelt es sich um einen Dialog zwischen dem Buddha Shakyamuni und Subhūti, einem seiner Zehn Schüler, der auch als jener Jünger des Buddha galt, der als erster die Wahrheit der Leere zu begreifen vermochte.

Diamant Sutra.jpg
4 Diamant Sutra, China 868
Das Bild zeigt den Mönch Subhuti und Buddha Shakyamuni im Dialog, wie er im Diamant Sutra wiedergegeben ist. Es handelt sich um die einzige Illustration in der ersten Druckversion dieses Textes aus dem Jahr 868. Dargestellt sind Subhuti und der wesentlich größere Buddha, umringt von seinen Hauptschülern (zu denen auch Subhuti zählt), zwei Bodhisattvas, zwei Wächtern niō, zwei Löwenhunden (komainu), zwei Himmlischen Wesen, sowie einem weltlichen Herrscher mit Gefolge (unten rechts). Der Text gilt als das älteste gedruckte Buch der Welt. Er überdauerte Jahrhunderte in Vergessenheit in einer der Höhlen von Dunhuang, wo er vom Altösterreicher in britischen Diensten Sir Aurel Stein (1862–1943) in den Jahren 1906–1908 entdeckt wurde.
Tang-Zeit, 868. Wikimedia Commons.

Das Sutra ist auch deshalb interessant, weil es als einer der ersten buddhistischen Texte auch als Blockdruck herausgebracht wurde. Der Druck entstand im Jahr 868 in China und gilt als ältestes gedrucktes Buch der Welt. Er enthält eine Illustration, auf der das Setting des Sutras zu sehen ist: Links unten der Mönch Subhuti [Subhūti (skt.) सुभूति einer der Zehn Schüler des Buddha; Fragensteller im Diamant Sutra (jap. Shubodai 須菩提 oder Gekū Daiichi 解空第一)] in ehrfurchtsvoller Haltung, in der Bildmitte der Buddha, umringt von seinen Hauptschülern (zu denen auch Subhuti zählt), zwei Bodhisattvas [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)], zwei Wächtern (niō [niō (jap.) 仁王 Wächterfigur, Torwächter]), zwei Löwenhunden (komainu [komainu (jap.) 狛犬 wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden]), zwei Himmlischen Wesen, sowie einem weltlichen Herrscher mit Gefolge (unten rechts).

Goldglanz Sutra

Das Goldglanz Sutra — Konkōmyō-kyō [Konkōmyō-kyō (jap.) 金光明経 Goldglanz Sutra; skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats], skt. Suvarna-prabhasottama-sutra, in erweiterter Fassung auch als „Sutra vom goldenen Glanz der siegreichen Könige“ (Konkōmyō saishōō kyō) bekannt — ist vielleicht der politisch einflussreichste Text des frühen japanischen Buddhismus, da er sich explizit an die Herrschenden wendet.

Zusammen mit dem Sutra der/für Barmherzige Könige (Ninnō-kyō [Ninnō-kyō (jap.) 仁王経 Sutra der Barmherzigen Könige; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats]) und dem Lotos Sutra zählte das Goldglanz Sutra zu den sogenannten Drei Staatsschutz Sutren, die insbesondere vor und während der Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Zeit große staatliche Förderung erhielten, weil man sich umgekehrt tatsächlich einen gleichsam magischen Schutz des Reiches von ihnen erwartete. Tenmu Tennō [Tenmu Tennō (jap.) 天武天皇 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)] und sein Urenkel Shōmu [Shōmu Tennō (jap.) 聖武天皇 701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus] ließen im 7. und 8. Jahrhundert in allen Provinzen Tempel errichten, in denen das Goldglanz Sutra rezitiert und aufbewahrt werden sollte.

Mit dem Rückgang staatlicher Förderung (und Reglementierung) des Buddhismus in der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit nahm die Bedeutung des Goldglanz Sutras zwar ab, es legte aber den Grundstein für die Bekanntheit von Figuren wie Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten] und Bishamon-ten [Bishamon-ten (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana], die heute als Bestandteil der Sieben Glücksgötter [Shichi Fukujin (jap.) 七福神 Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft] in Japan ungebrochene Popularität genießen. (Mehr dazu...)

Verweise

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

William George Aston (Ü.), Nihongi: Chronicles of Japan from the Earliest Times to A.D. 697. Rutland, Vt: Tuttle, 1972. (Online.) [Erste Ausgabe: London 1896.]
Burton Watson (Ü.), The Lotus Sutra. New York: Columbia University Press, 1993.
Max Deeg (Ü.), Das Lotos Sutra. Darmstadt: WBG, 2009. [2. korrigierte Auflage.]

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Kegonkyo744.jpg
    Auf diesem Fragment steht ein Teil des Kegon-kyō (Blütenkranz Sutra) geschrieben.
    Nara-Zeit, 744. Metropolitan Museum of Art.
  2. ^ 
    Hokekyo 25.jpg
    Eröffnungsszene des 25. Kapitels des Lotos Sutra (Hoke-kyō), in dem es um die Vorzüge von Bodhisattva Kannon geht. Das Kapitel besteht aus einem Dialog zwischen Buddha Shakyamuni (durch Aureole gekennzeichnet) und dem „Bodhisattva Unerschöpfliche Absicht“ (ihm gegenüber am Boden sitzend), in dem die Eigenschaften Kannons als Helfer der notleidenden Lebewesen gepriesen werden. Kannon selbst tritt in dem Kapitel nur am Rande in Erscheinung. Die Illustration entstammt einer reichhaltig bebilderten Schriftrolle aus der Kamakura-Zeit, die lediglich das Kannon-Kapitel des Lotos Sutra enthält und sich vor allem auf die bildliche Darstellung der unzähligen Erscheinungsformen dieses Bodhisattvas konzentriert.
    Werk von Sugawara Mitsushige. Kamakura-Zeit. Metropolitan Museum of Art.
  1. ^ 
    Daihannyakyo.jpg
    Abschrift des Daihannya-kyō aus der Heian-Zeit.

    Das Titelblatt stellt Buddhas erste Predigt im Hirschpark von Sarnarth in Indien dar. Der Buddha und zwei Bodhisattvas sitzen auf Lotos-Blüten, dahinter die fünf Asketen, mit denen Buddha ehemals gemeinsam praktizierte, sowie die friedlichen Hirsche.

    Das sutra wurde auf Bestellung von Fujiwara Hidehira (–1187) angefertigt, um für die Seele seines verstorbenen Vaters Motohira (–1157) zu beten. Dieser Zweig der Fujiwara begründete Ende der Heian-Zeit in Hiraizumi, Nordost-Japan ein florierendes geistig-religiöses Zentrum.
    Heian-Zeit, ca. 1175. Metropolitan Museum, 2003, Abb. 28.

  2. ^ 
    Diamant Sutra.jpg
    Das Bild zeigt den Mönch Subhuti und Buddha Shakyamuni im Dialog, wie er im Diamant Sutra wiedergegeben ist. Es handelt sich um die einzige Illustration in der ersten Druckversion dieses Textes aus dem Jahr 868. Dargestellt sind Subhuti und der wesentlich größere Buddha, umringt von seinen Hauptschülern (zu denen auch Subhuti zählt), zwei Bodhisattvas, zwei Wächtern niō, zwei Löwenhunden (komainu), zwei Himmlischen Wesen, sowie einem weltlichen Herrscher mit Gefolge (unten rechts).

    Der Text gilt als das älteste gedruckte Buch der Welt. Er überdauerte Jahrhunderte in Vergessenheit in einer der Höhlen von Dunhuang, wo er vom Altösterreicher in britischen Diensten Sir Aurel Stein (1862–1943) in den Jahren 1906–1908 entdeckt wurde.
    Tang-Zeit, 868. Wikimedia Commons.


Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Avalokiteśvara (skt.) अवलोकितेश्वर ^ „Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)
  • Avataṃsakasūtra (skt.) अवतंसकसूत्र ^ „Blütenkranz Sutra“, erste Übersetzung ins Chinesische um 420 (jap. Kegon-kyō 華厳経)
  • Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
  • Bishamon-ten 毘沙門天 ^ Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana
  • Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • Da bore boluomidou jing (chin.) 大般若波羅蜜經 ^ „Sutra der vollkommenen Weiheit“; jap. Hannyaharamitta-kyō
  • Dharma (skt.) धर्म ^ Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. 法)
  • Dōkyō 道教 ^ Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a.
  • hannyaharamitta 般若波羅蜜多 ^ „vollkommene Weisheit“, abgeleitet von skt. prajnaparamita
  • Hannyaharamitta-kyō 般若波羅蜜多経 ^ „Sutra der vollkommenen Weiheit“
  • Hannya shingyō 般若心経 ^ „Herz Sutra der vollkommenen Weisheit“
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Hoke-kyō 法華経 ^ Lotos Sutra; skt. Saddharma pundarika sutra; jap. auch Hokkekyō oder Myōhō renge kyō; zählt zu den einflussreichsten Texten des Mahayana-Buddhismus, älteste Fassungen dürften im ersten Jh. v.u.Z. entstanden sein.
  • Hokke-shū 法華宗 ^ Andere Bez. des Nichiren Buddhismus
  • hōben 方便 ^ geschicktes Mittel; skt. upāya
  • jing (chin.) 經 ^ chin. Bezeichnung für eine kanonische Schrift, z.B. ein buddhistisches sutra oder ein daoistischer „Klassiker“; jap. kyō
  • Kāmasūtra (skt.) कामसूत्र ^ „Leitfaden der Liebe“, klassisch-indisches Lehrbuch der Erotik
  • Kannon 観音 ^ auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
  • Karma (skt.) कर्म ^ „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)
  • Kegon-kyō 華厳経 ^ Avatamsaka Sutra bzw. Blütenkranz Sutra
  • komainu 狛犬 ^ wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden
  • Kongō-kyō 金剛経 ^ Diamant Sutra, vollst. Name Kongō hannyaharamitsu kyō bzw. skt. Vajracchedikā-prajñāpāramitā-sūtra, erste Übersetzung ins Chinesische Kumārajīva, 403; online-Version inkl. eng. Ü.: Charles Muller
  • Konkōmyō-kyō 金光明経 ^ Goldglanz Sutra; skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats
  • Kumārajīva (skt.) कुमारजीव ^ 344–413; buddh. Gelehrter und Übersetzer (jap. Kumaraju 鳩摩羅什)
  • ^ Leere, Nichts; im Buddhismus ein wichtiges philosophisches Konzept
  • kyō^ kanonischer Text, wtl. „Kettfaden“; im Buddh.: Sutra (skt. sutra), Lehrrede des Buddha
  • Mahāyāna (skt.) महायान ^ „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
  • Myōhō renge kyō 妙法蓮華経 ^ Lotos Sutra (des Wunderbaren Dharma), skt. Saddharma-pundarīka-sūtra (jap. auch Hoke-kyō)
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • Nichiren 日蓮 ^ 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus
  • Ninnō-kyō 仁王経 ^ Sutra der Barmherzigen Könige; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats
  • niō 仁王 ^ Wächterfigur, Torwächter
  • prajñāpāramitā (skt.) प्रज्ञापारमिता ^ „Vollkommene Weisheit“ (jap. hannyaharamitta 般若波羅蜜多)
  • Saddharma puṇḍarīka sūtra (skt.) सद्धर्मपुण्डरीकसूत्र ^ „Sutra vom weißen Lotos des wunderbaren Dharma“, Lotos Sutra (jap. Myōhō renge kyō 妙法蓮華経 oder Hoke-kyō 法華経)
  • Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि ^ „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
  • Śāriputra (skt.) शारिपुत्र ^ Hauptschüler des Buddha (jap. Sharihotsu 舎利佛)
  • Shichi Fukujin 七福神 ^ Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft
  • Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
  • Shōmu Tennō 聖武天皇 ^ 701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus
  • śūnyatā (skt.) शून्यता ^ „Leere, Nichts“, im Buddhismus ein wichtiges philosophisches Konzept (jap. 空)
  • Subhūti (skt.) सुभूति ^ einer der Zehn Schüler des Buddha; Fragensteller im Diamant Sutra (jap. Shubodai 須菩提 oder Gekū Daiichi 解空第一)
  • sūtra (skt.) सूत्र ^ „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)
  • Tendai-shū 天台宗 ^ Tendai-Schule, chin. Tiantai
  • Tenmu Tennō 天武天皇 ^ 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)
  • Tōdaiji 東大寺 ^ Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel
  • upāya (skt.) उपाय ^ „[geschicktes] Mittel“ (jap. hōben 方便)
  • Xuanzang (chin.) 玄奘 ^ 602–664; berühmter chin. Pilgermönch und buddh. Gelehrter; Autor eines einflussreichen Reiseberichts über das buddhistische Indien, der später als „Reise nach dem Westen“ in einen Roman gefasst wurde
  • Yijing (chin.) 易経 ^ „Buch/Leitfaden der Wandlungen“ (chin. Klassiker); jap. Ekikyō
  • Zen^ chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus