Bauten/Schreine/Torii: Unterschied zwischen den Versionen

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{{glossar:torii|''Torii''}} sind das markanteste Kennzeichen eines Shinto Schreins. Trifft man in Japan auf ein Gebäude mit der schlichten symbolischen Balkenkonstruktion davor, so handelt es sich fast immer um ein shintoistisches Heiligtum. Dank ihrer simplen, einprägsamen Form sind ''torii'' nicht nur zu einem Emblem des [[Grundbegriffe:Shinto|Shinto]], sondern sogar zu einem Erkennungszeichen der traditionellen japanischen Kultur schlechthin geworden. Dennoch liegen die ursprüngliche Funktion und Bedeutung der ''torii'' im Dunklen. Zu ihrem rätselhaften Charakter trägt auch die Bezeichnung ''„torii“'' selbst bei. Das Wort wird mit den Schriftzeichen für „Vogel“ (''tori'' 鳥) und „sich befinden“ (''i[ru] ''居) geschrieben und würde demnach soviel wie „Vogelsitz“ bedeuten. Von Vögeln ist aber auf keinem bekannten ''torii'' auch nur die geringste Spur zu erkennen.
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{{glossar:torii|''Torii''}} sind das markanteste Kennzeichen eines Shinto Schreins. Trifft man in Japan auf ein Gebäude mit der schlichten sym·bo·lischen Balken·kon·struk·tion davor, so handelt es sich fast immer um ein shin·to·is·tisches Heilig·tum. Dank ihrer simplen, einprägsamen Form sind ''torii'' nicht nur zu einem Emblem des [[Grundbegriffe:Shinto|Shinto]], sondern sogar zu einem Er·kennungs·zeichen der traditionellen japanischen Kultur schlechthin geworden. Den·noch liegen die ursprüngliche Funktion und Be·deutung der ''torii'' im Dunklen. Zu ihrem rätselhaften Charakter trägt auch die Be·zeichnung ''„torii“'' selbst bei. Das Wort wird mit den Schrift·zeichen für „Vogel“ (''tori'' 鳥) und „sich befinden“ (''i[ru] ''居) geschrieben und würde demnach soviel wie „Vogel·sitz“ bedeuten. Von Vögeln ist aber auf keinem bekannten ''torii'' auch nur die geringste Spur zu erkennen.
  
 
==Grundform und Stilvarianten==
 
==Grundform und Stilvarianten==
  
Das äußere Erscheinungsbild der ''torii'' ist bemerkenswert homogen. Das typische ''torii'' besteht aus zwei kräftigen Stützpfosten ({{glossar:hashira}}), einem mächtigen oberen Querbalken ({{glossar:kasagi}}, wtl. „Schirmholz“), der auf den Stützpfosten ruht, und einem zweiten, etwas dünneren Querbalken ({{glossar:nuki}}, „Durchstoßer“), der die beiden Stützpfosten durchdringt. ''Torii'' sind üblicherweise aus rot bemaltem Holz gefertigt, aber auch Stein, Metall oder Beton kommen als Baumaterial in Frage. Der Umriss der meisten ''torii'' ist annähernd quadratisch.
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Das äußere Erscheinungsbild der ''torii'' ist bemerkenswert homogen. Das typische ''torii'' besteht aus zwei kräftigen Stütz·pfosten ({{glossar:hashira}}), einem mächtigen oberen Quer·balken ({{glossar:kasagi}}, wtl. „Schirmholz“), der auf den Stützpfosten ruht, und einem zweiten, etwas dünneren Quer·balken ({{glossar:nuki}}, „Durch·stoßer“), der die beiden Stütz·pfosten durchdringt. ''Torii'' sind üblicher·weise aus rot bemaltem Holz gefertigt, aber auch Stein, Metall oder Beton kommen als Bau·material in Frage. Der Umriss der meisten ''torii'' ist annähernd quadratisch.
  
Trotz dieser einfachen Grundform kennt die japanische Architekturgeschichte eine stattliche Anzahl von Stilformen, je nach dem, ob die Pfosten lotrecht stehen oder leicht geneigt sind, ob der Oberbalken gerade oder geschwungen ist, und ob der Unterbalken über die Pfosten hinausragt oder nicht. Dazu kommen noch einige Spezialkonstruktionen oder Hybridformen. Diese werden zumeist nach den repräsentativsten Schreinen benannt, in denen sie zu finden sind.
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Trotz dieser einfachen Grundform kennt die japanische Architektur·geschichte eine stattliche Anzahl von Stil·formen, je nach dem, ob die Pfosten lotrecht stehen oder leicht geneigt sind, ob der Ober·balken gerade oder ge·schwungen ist, und ob der Unter·balken über die Pfosten hin·aus·ragt oder nicht. Dazu kommen noch einige Spezial·konstruk·tionen oder Hybrid·formen. Diese werden zumeist nach den re·prä·sen·ta·tivsten Schreinen benannt, in denen sie zu finden sind.
 
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Der bei weitem häufigste Stiltyp ist das sogenannte {{Glossar:myoujintorii}}. Es besitzt zwei leicht nach innen geneigte Pfosten, einen sanft geschwungenen Oberbalken, der aus mehreren Kanthölzern zusammengesetzt ist, und einen Unterbalken, der an beiden Enden über die ihn tragenden Pfosten hinausragt. Zwischen Ober- und Unterbalken befindet sich ein vertikales Brett ({{glossar:gakuzuka}}), an dem Tafeln mit Inschriften angebracht werden können.
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Der bei weitem häufigste Stiltyp ist das sogenannte {{Glossar:myoujintorii}}. Es besitzt zwei leicht nach innen geneigte Pfosten, einen sanft ge·schwungenen Ober·balken, der aus mehreren Kanthölzern zusammen·gesetzt ist, und einen Unter·balken, der an beiden Enden über die ihn tragenden Pfosten hinausragt. Zwischen Ober- und Unter·balken befindet sich ein vertikales Brett ({{glossar:gakuzuka}}), an dem Tafeln mit Inschriften angebracht werden können.
  
Die simpelste Form ist das {{Glossar:shinmeitorii|''shinmei-''}} oder ''ise-torii'', bestehend aus lotrechten, runden Pfosten und geraden Querbalken ohne ''gakuzuka''. Es findet sich in der antiken Schreinanlage von {{glossar:Ise}}, wurde aber auch Anfang des 20. Jahrhunderts, zur Zeit des [[Staatsshinto]], als vermeintlich archaische Form gerne verwendet (etwa im {{glossar:yasukunijinja|Yasukuni-Schrein}}).
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Die simpelste Form ist das {{Glossar:shinmeitorii|''shinmei-''}} oder ''ise-torii'', bestehend aus lotrechten, runden Pfosten und geraden Quer·balken ohne ''gakuzuka''. Es findet sich in der antiken Schrein·anlage von {{glossar:Ise}}, wurde aber auch Anfang des 20. Jahr·hunderts, zur Zeit des [[Staatsshinto]], als ver·meint·lich archaische Form gerne verwendet (etwa im {{glossar:yasukunijinja|Yasukuni-Schrein}}).
  
Unter den „hybriden“ Formen ist das sogenannte ''ryōbu-torii'' das bekannteste. Es entspricht im wesentlichen dem ''myōjin''-Typ, besitzt aber zur Unterstützung der beiden Hauptpfosten vier kleinere Zusatzpfosten. Das berühmte, vom Meer umspülte ''torii'' von {{Glossar:Miyajima}} ist so konstruiert. Ein weiterer Hybridtyp ist das ''sannō-torii'' mit einem Dreieck auf dem „Kopf“ oder das ''miwa-torii'', das links und rechts von kleineren Seiten-''torii'' flankiert wird (s. Abb. oben).  
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Unter den „hybriden“ Formen ist das sogenannte ''ryōbu-torii'' das bekannteste. Es ent·spricht im wesent·lichen dem ''myōjin''-Typ, besitzt aber zur Unter·stützung der beiden Haupt·pfosten vier kleinere Zusatz·pfosten. Das berühmte, vom Meer umspülte ''torii'' von {{Glossar:Miyajima}} ist so konstruiert. Ein weiterer Hybrid·typ ist das ''sannō-torii'' mit einem Drei·eck auf dem „Kopf“ oder das ''miwa-torii'', das links und rechts von kleineren Seiten-''torii'' flankiert wird (s. Abb. oben).  
  
Der {{Glossar:oomiwajinja|Miwa Schrein}}, der dem letzteren Typ seinen Namen verleiht, besitzt noch eine weitere ''torii''-Sonderform: das sogenannten {{Glossar:shimetorii|''shime-''}} oder ''chūren-torii''. In diesem Fall sind die zwei tragenden Pfosten lediglich durch ein mächtiges Seil ({{Glossar:shimenawa}}) verbunden. Ob man diese Form, die es nur in ein paar wenigen alten Schreinen gibt, überhaupt als ''torii'' bezeichnen soll oder nicht, ist unklar. Es könnte sich um eine Frühform der ''torii'' handeln, einen sicheren Beweis dafür gibt es jedoch nicht.
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Der {{Glossar:oomiwajinja|Miwa Schrein}}, der dem letzteren Typ seinen Namen verleiht, besitzt noch eine weitere ''torii''-Sonder·form: das soge·nannten {{Glossar:shimetorii|''shime-''}} oder ''chūren-torii''. In diesem Fall sind die zwei tragenden Pfosten lediglich durch ein mächtiges Seil ({{Glossar:shimenawa}}) verbunden. Ob man diese Form, die es nur in ein paar wenigen alten Schreinen gibt, überhaupt als ''torii'' bezeichnen soll oder nicht, ist unklar. Es könnte sich um eine Früh·form der ''torii'' handeln, einen sicheren Beweis dafür gibt es jedoch nicht.
  
 
<div class="bildbox">[[Image:omiwa.jpg|link=]]<div class='bildtext'>''Shime-torii'' vor der Zeremonienhalle des Ōmiwa Schreins (Präfektur Nara) <br /> Bild: [http://holoholo.air-nifty.com/nara/2004/06/post_8.html Horohoro] 2004 [2010/8]</div></div>
 
<div class="bildbox">[[Image:omiwa.jpg|link=]]<div class='bildtext'>''Shime-torii'' vor der Zeremonienhalle des Ōmiwa Schreins (Präfektur Nara) <br /> Bild: [http://holoholo.air-nifty.com/nara/2004/06/post_8.html Horohoro] 2004 [2010/8]</div></div>
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==Funktion==
 
==Funktion==
  
''Torii'' dienen im allgemeinen dazu, eine symbolische Grenze zwischen Heiligem und Profanem zu markieren. Die prominentesten ''torii'' befinden sich daher zumeist am Zugangsweg zu einem Schrein, doch auch innerhalb eines Schreinareals können ''torii'' aufgestellt sein, z.B. um die wichtigsten Schreingebäude zu kennzeichnen. Auch werden ''torii'' häufig hinter einander aufgestellt und können sogar zu tunnelartigen Gebilden zusammenwachsen. Das extremste Beispiel ist der {{glossar:fushimiinaritaisha|Fushimi Inari Schrein}} in Kyoto, wo ein ganzer Berg von ''torii''-Tunneln überzogen ist.
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''Torii'' dienen im allgemeinen dazu, eine symbolische Grenze zwischen Heiligem und Profanem zu markieren. Die pro·minentesten ''torii'' befinden sich daher zumeist am Zugangs·weg zu einem Schrein, doch auch innerhalb eines Schrein·areals können ''torii'' auf·gestellt sein, z.B. um die wichtigsten Schrein·gebäude zu kennzeichnen. Auch werden ''torii'' häufig hinter einander auf·gestellt und können sogar zu tunnelartigen Gebilden zusammen·wachsen. Das extremste Beispiel ist der {{glossar:fushimiinaritaisha|Fushimi Inari Schrein}} in Kyoto, wo ein ganzer Berg von ''torii''-Tunneln überzogen ist.
  
''Torii'' scheinen bereits im japanischen Altertum als Erkennungszeichen von Kultstätten der einheimischen ''kami'' fungiert zu haben. Man könnte sie daher auch als ein Zeichen einer bewussten Unterscheidung von Shinto und Buddhismus interpretieren. Allerdings gibt es einige Ausnahmen, in denen ''torii'' auch vom Buddhismus in den Dienst genommen werden.
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''Torii'' scheinen bereits im japanischen Altertum als Erkennungs·zeichen von Kult·stätten der ein·heim·ischen ''kami'' fungiert zu haben. Man könnte sie daher auch als ein Zeichen einer bewussten Unter·scheidung von Shinto und Bud·dhis·mus interpretieren. Allerdings gibt es einige Aus·nahmen, in denen ''torii'' auch vom Buddhismus in den Dienst genommen werden.
  
 
==''Torii'' außerhalb des Shinto==
 
==''Torii'' außerhalb des Shinto==
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* Vor dem buddhistischen Tempel {{glossar:Shitennouji}} in Osaka gibt es ein ''torii'' aus Stein, das den Hauptzugang zur Tempelanlage markiert. Der Shitennō-ji ist nicht etwa irgendein Tempel, sondern das älteste staatlich errichtete buddhistische Kloster Japans. Es wurde im Jahr 593 von Prinzregent {{glossar:shoutokutaishi}} gegründet. Wann das ''torii'' gebaut wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ursprünglich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes ersetzt.
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* Vor dem buddhistischen Tempel {{glossar:Shitennouji}} in Osaka gibt es ein ''torii'' aus Stein, das den Haupt·zugang zur Tempel·anlage markiert. Der Shitennō-ji ist nicht etwa irgendein Tempel, sondern das älteste staatlich errichtete bud·dhis·tische Kloster Japans. Es wurde im Jahr 593 von Prinzregent {{glossar:shoutokutaishi}} gegründet. Wann das ''torii'' gebaut wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ursprünglich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes ersetzt.
* Obwohl der [[Totenkult]] in Japan traditionellerweise fest in buddhistischer Hand ist, findet man auf alten Friedhöfen ''torii'' vor den Grabanlagen bedeutender Familien aus der Edo-Zeit. (S. dazu auch [[Bauten:Bekannte Tempel/Berg Koya|Friedhof auf Berg Kōya]].)
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* Obwohl der [[Totenkult]] in Japan traditionellerweise fest in buddhistischer Hand ist, findet man auf alten Fried·höfen ''torii'' vor den Grab·anlagen bedeutender Familien aus der Edo-Zeit. (S. dazu auch [[Bauten:Bekannte Tempel/Berg Koya|Friedhof auf Berg Kōya]].)
* Buddhistische [[Mythen:Höllen|Hölle]]ndarstellungen aus der Edo-Zeit bedienen sich der ''torii'', um verschiedene Bereiche der Hölle von einander abzugrenzen.
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* Buddhistische [[Mythen:Höllen|Hölle]]ndarstellungen aus der Edo-Zeit bedienen sich der ''torii'', um ver·schiedene Bereiche der Hölle von einander abzugrenzen.
* Die indische Gottheit Sarasvati kam als Beschützerin des Buddhismus mit diesem nach Japan und wird hier als {{glossar:Benzaiten}} verehrt. Auf vielen Darstellungen trägt Benzaiten auf dem Haupt ein ''torii'', hinter dem eine Schlange mit menschlichem Kopf zu erkennen ist.
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* Die indische Gottheit Sarasvati kam als Beschützerin des Buddhismus mit diesem nach Japan und wird hier als {{glossar:Benzaiten}} verehrt. Auf vielen Dar·stellungen trägt Benzaiten auf dem Haupt ein ''torii'', hinter dem eine Schlange mit mensch·lichem Kopf zu erkennen ist.
* Die synkretistischen Bergasketen ({{glossar:yamabushi}}) bedienen sich zur Kennzeichnung ihrer Heiligtümer sowohl des ''torii'' als auch buddhistischer Embleme.
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* Die synkretistischen Bergasketen ({{glossar:yamabushi}}) bedienen sich zur Kenn·zeichnung ihrer Heilig·tümer sowohl des ''torii'' als auch buddhistischer Embleme.
  
Die frühesten Erwähnungen von ''torii'' stammen aus japanischen Quellen des zehnten Jahrhunderts Ob ''kami''-Schreine davor schon durch „Vogelsitze“ gekennzeichnet waren und wie diese ausgesehen haben könnten, ist unbekannt. Es wird daher immer wieder die Frage gestellt, ob nicht selbst die ''torii'', diese zutiefst shintoistischen Identitätsmerkmale, ein Produkt des Buddhismus sind, oder zumindest einen nicht-japanischen Ursprung besitzen. Für derartige Annahmen gibt es verschiedene Anhaltspunkte, da ''torii''-ähnliche Konstruktionen in vielen asiatischen Kulturen zu finden sind. Im folgenden werden die wichtigsten „Verwandten“ der ''torii'', die immer wieder als Prototypen in Betracht gezogen werden, kurz vorgestellt.
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Die frühesten Erwähnungen von ''torii'' stammen aus japanischen Quellen des zehnten Jahr·hunderts Ob ''kami''-Schreine davor schon durch „Vogel·sitze“ gekenn·zeichnet waren und wie diese aus·gesehen haben könnten, ist un·bekannt. Es wird daher immer wieder die Frage gestellt, ob nicht selbst die ''torii'', diese zutiefst shinto·istischen Identitäts·merkmale, ein Produkt des Bud·dhis·mus sind, oder zumindest einen nicht-japanischen Ursprung besitzen. Für derartige An·nahmen gibt es verschiedene Anhalts·punkte, da ''torii''-ähnliche Konstruktionen in vielen asiatischen Kulturen zu finden sind. Im folgenden werden die wichtigsten „Ver·wandten“ der ''torii'', die immer wieder als Pro·to·typen in Betracht gezogen werden, kurz vorgestellt.
  
 
{{h2+3| Verwandte der ''torii'' außerhalb Japans}}
 
{{h2+3| Verwandte der ''torii'' außerhalb Japans}}
 
===Indien===
 
===Indien===
 
<div class="bild left">[[Image:torii_sanchi.jpg|link=]]<div class='bildtext'>Bild: [http://www.flickr.com/photos/scottweatherson/tags/sanchi/ Scott Weatherson] (flickr), 2009 [2010/8]</div></div>
 
<div class="bild left">[[Image:torii_sanchi.jpg|link=]]<div class='bildtext'>Bild: [http://www.flickr.com/photos/scottweatherson/tags/sanchi/ Scott Weatherson] (flickr), 2009 [2010/8]</div></div>
An den vier Seiten des ältesten buddhistischen [[Bauten:Tempel/Stupa|Grabstupas]] in Sanchi, Indien, befinden sich markante Eingänge, die wie ein reich verziertes ''torii'' mit einem dritten Querbalken aussehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit ''torana''. Die Ähnlichkeiten in Wortklang und Aussehen bewogen frühe Japanologen (u.a. Aston und Chamberlain) zu der Annahme, ''torii'' stammten von ''torana'' ab. Inzwischen sind sowohl von linguistischer als auch von kunsthistorischer Seite Bedenken gegen diese Theorie geäußert worden, vollkommen auszuschließen ist sie jedoch nicht.
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An den vier Seiten des ältesten buddhistischen [[Bauten:Tempel/Stupa|Grabstupas]] in Sanchi, Indien, befinden sich markante Ein·gänge, die wie ein reich verziertes ''torii'' mit einem dritten Quer·balken aus·sehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit ''torana''. Die Ähn·lich·keiten in Wort·klang und Aus·sehen bewogen frühe Japanologen (u.a. Aston und Chamberlain) zu der Annahme, ''torii'' stammten von ''torana'' ab. Inzwischen sind sowohl von linguistischer als auch von kunst·historischer Seite Bedenken gegen diese Theorie geäußert worden, voll·kommen aus·zu·schließen ist sie jedoch nicht.
  
 
===Thailand===
 
===Thailand===
 
<div class="bild right">[[Image:bangkok_swing.jpg|link=]]<div class='bildtext'>Sao Ching Cha, die Große Schaukel (30m) vor dem Tempel Wat Suthat in Bangkok. <br /> Bild: [http://en.wikipedia.org/wiki/File:Bangkok_wat_suthat_019.jpg Mattana] (Wikipedia), 2007 [2010/8]</div></div>
 
<div class="bild right">[[Image:bangkok_swing.jpg|link=]]<div class='bildtext'>Sao Ching Cha, die Große Schaukel (30m) vor dem Tempel Wat Suthat in Bangkok. <br /> Bild: [http://en.wikipedia.org/wiki/File:Bangkok_wat_suthat_019.jpg Mattana] (Wikipedia), 2007 [2010/8]</div></div>
In Bangkok gibt es die sogenannte Große Schaukel (Sao Ching Cha), ein rituelles Gerät, das auf den ersten Blick (wenn man die Verzierungen einmal beiseite lässt) verblüffende Ähnlichkeiten mit einem ''shinmei-torii'' aufweist. Funktionell ist es jedoch grundverschieden, denn es handelt sich nicht um einen Durchgang, sondern wurde ehemals tatsächlich für eine brahmanische Schaukelzeremonie eingesetzt. Obwohl von frühen Japanologen als Prototyp eines ''torii'' in Erwägung gezogen, kommt die Große Schaukel dafür kaum in Betracht, denn zum vollständigen Gerät gehört eben auch ein Schaukelbrett (auch wenn es in Bangkok heute fehlt). Das Beispiel zeigt jedoch, dass sich Ähnlichkeiten auch aus rein konstruktionstechnischen Gründen ergeben können, ohne dass daraus gleich auf eine verwandtschaftliche Beziehung geschlossen werden muss.
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In Bangkok gibt es die sogenannte Große Schaukel (Sao Ching Cha), ein rituelles Gerät, das auf den ersten Blick (wenn man die Verzierungen einmal beiseite lässt) verblüffende Ähn·lich·keiten mit einem ''shinmei-torii'' aufweist. Funktionell ist es jedoch grund·verschieden, denn es handelt sich nicht um einen Durch·gang, sondern wurde ehemals tatsächlich für eine brahmanische Schaukel·zeremonie eingesetzt. Obwohl von frühen Japanologen als Prototyp eines ''torii'' in Erwägung gezogen, kommt die Große Schaukel dafür kaum in Betracht, denn zum vol·lständigen Gerät gehört eben auch ein Schaukel·brett (auch wenn es in Bangkok heute fehlt). Das Beispiel zeigt jedoch, dass sich Ähn·lich·keiten auch aus rein kon·struktions·technischen Gründen ergeben können, ohne dass daraus gleich auf eine verwandt·schaft·liche Beziehung geschlossen werden muss.
  
 
===China===
 
===China===
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<div class="bild left">[[Image:himmelstempel.jpg|link=]]<div class='bildtext'>Eingang zum Tempel des Himmels, Beijing, wo ehemals die chinesischen Kaiser jährliche Opferzeremonien vollzogen.<br /> Bild: Bernhard Scheid, 2008</div></div>
 
<div class="bild left">[[Image:himmelstempel.jpg|link=]]<div class='bildtext'>Eingang zum Tempel des Himmels, Beijing, wo ehemals die chinesischen Kaiser jährliche Opferzeremonien vollzogen.<br /> Bild: Bernhard Scheid, 2008</div></div>
  
In China begegnet man häufig einem Palasttor namens {{Glossar:paifang}} oder {{Glossar:pailou}}, das — ähnlich wie ein ''torii'' — meist keine Türen hat und daher eine rein symbolische Funktion besitzt. Andererseits sind ''pailuo'' architektonisch sehr aufwendig und variantenreich ausgestaltet. Häufig findet man dreiteilige Konstruktionen, die äußerst bombastisch dekoriert sind. Einige Beispiele erinnern allerdings tatsächlich an ''torii'', etwa die Tore im Pekinger Tempel des Himmels (Abb. links), doch stammen diese architektonischen Varianten aus relativ später Zeit.
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In China begegnet man häufig einem Palasttor namens {{Glossar:paifang}} oder {{Glossar:pailou}}, das — ähnlich wie ein ''torii'' — meist keine Türen hat und daher eine rein symbolische Funktion besitzt. Anderer·seits sind ''pailuo'' architektonisch sehr aufwendig und varianten·reich ausgestaltet. Häufig findet man dreiteilige Konstruktionen, die äußerst bombastisch dekoriert sind. Einige Beispiele erinnern allerdings tatsächlich an ''torii'', etwa die Tore im Pekinger Tempel des Himmels (Abb. links), doch stammen diese architektonischen Varianten aus relativ später Zeit.
  
Es gibt in China außerdem zeremonielle Stelen mit der Bezeichnung {{glossar:huabiao}}, die ähnlich wie ''torii'' zur Kennzeichnung des Zugangswegs zu einem zeremoniellen Gebäude (Palast oder Grabmal) dienen. Sie sind zumeist reich dekoriert und tragen an ihrer Spitze ein drachenartiges mythologisches Tier. Äußerlich haben sie also kaum etwas mit den ''torii'' gemein, doch werden sie in einem der ältesten Lexika Japans, dem {{glossar:wamyouruijushou}} aus dem frühen zehnten Jahrhundert, mit ''torii'' gleichgesetzt. Dies mag ein Missverständnis der damaligen Autoren gewesen sein, hat jedoch schon unter vormodernen japanischen Gelehrten zu zahlreichen Spekulationen über eine chinesische Herkunft der ''torii'' geführt (<span class='quelle'>Quelle: [http://ja.wikipedia.org/wiki/%E8%8F%AF%E8%A1%A8 Wikipedia(ja)]</span>).
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Es gibt in China außerdem zeremonielle Stelen mit der Bezeichnung {{glossar:huabiao}}, die ähnlich wie ''torii'' zur Kenn·zeichnung des Zugangs·wegs zu einem zeremoniellen Gebäude (Palast oder Grabmal) dienen. Sie sind zumeist reich dekoriert und tragen an ihrer Spitze ein drachen·artiges mythologisches Tier. Äußerlich haben sie also kaum etwas mit den ''torii'' gemein, doch werden sie in einem der ältesten Lexika Japans, dem {{glossar:wamyouruijushou}} aus dem frühen zehnten Jahr·hundert, mit ''torii'' gleich·gesetzt. Dies mag ein Miss·verständnis der damaligen Autoren gewesen sein, hat jedoch schon unter vor·modernen japanischen Gelehrten zu zahl·reichen Spekulationen über eine chinesische Herkunft der ''torii'' geführt (<span class='quelle'>Quelle: [http://ja.wikipedia.org/wiki/%E8%8F%AF%E8%A1%A8 Wikipedia(ja)]</span>).
  
 
===Korea===
 
===Korea===
  
Die wahrscheinlich nächsten Verwandten der ''torii'' findet man auf der koreanischen Halbinsel. Hier gibt es genau genommen zwei unterschiedliche Artefakte, die gewisse Gemeinsamkeiten mit den ''torii'' aufweisen, nämlich das sogenannte Rote Pfeiltor (kor. ''hongsalmun'') und das ''sotdae'', ein hölzerner Mast, der häufig mit einer einfachen Vogelskulptur versehen ist.
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Die wahrscheinlich nächsten Verwandten der ''torii'' findet man auf der koreanischen Halbinsel. Hier gibt es genau genommen zwei unter·schiedliche Arte·fakte, die gewisse Ge·mein·sam·keiten mit den ''torii'' aufweisen, nämlich das soge·nannte Rote Pfeiltor (kor. ''hongsalmun'') und das ''sotdae'', ein hölzerner Mast, der häufig mit einer einfachen Vogel·skulptur versehen ist.
 
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Das Pfeiltor {{glossar:hongsalmun}} besitzt bautechnisch große Ähnlichkeiten mit einem ''torii''. Es besteht ebenso aus zwei einfachen Pfosten und zwei Querbalken. Der vielleicht markanteste strukturelle Unterschied liegt darin, dass der obere Querbalken eines Pfeiltores von den tragenden Pfosten überragt wird, während er im Fall des ''torii'' auf den Pfosten lagert. Außerdem sind die Querbalken der Pfeiltore mit zahlreichen vertikalen Verstrebungen oder „Pfeilen“ versehen, die verantwortlich für den Namen dieses Tores sind. Die berühmtesten Pfeiltore finden sich vor den Königsgräbern der Joseon Dynastie (1392–1910) rund um die koreanische Hauptstadt Seoul. Ähnlich wie die ''torii'' stehen die Pfeiltore hier frei am Rande einer sakralen baulichen Anlage. Dem entsprechend fungieren sie als symbolischer Durchgang zwischen Profanem und Sakralem, nicht als verschließbares Tor. Allerdings gibt es in Korea auch Pfeiltore, die in Zäune oder Mauern integriert sind, was bei ''torii'' nur in wenigen Ausnahmen der Fall ist. Eine gewisse Verwandtschaft ist dennoch nicht unwahrscheinlich, doch ist unklar, ob es sich um „Cousins“ handelt, oder ob eines der beiden Tore tatsächlich zur Herausbildung des anderen beigetragen hat.
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Das Pfeiltor {{glossar:hongsalmun}} besitzt bautechnisch große Ähnlich·keiten mit einem ''torii''. Es besteht ebenso aus zwei einfachen Pfosten und zwei Quer·balken. Der vielleicht markanteste strukturelle Unter·schied liegt darin, dass der obere Quer·balken eines Pfeil·tores von den tragenden Pfosten überragt wird, während er im Fall des ''torii'' auf den Pfosten lagert. Außer·dem sind die Quer·balken der Pfeil·tore mit zahl·reichen vertikalen Ver·strebungen oder „Pfeilen“ versehen, die ver·ant·wort·lich für den Namen dieses Tores sind. Die berühmtesten Pfeil·tore finden sich vor den Königs·gräbern der Joseon Dynastie (1392–1910) rund um die koreanische Haupt·stadt Seoul. Ähnlich wie die ''torii'' stehen die Pfeil·tore hier frei am Rande einer sakralen baulichen Anlage. Dem entsprechend fungieren sie als symbolischer Durch·gang zwischen Profanem und Sakralem, nicht als ver·schließ·bares Tor. Allerdings gibt es in Korea auch Pfeiltore, die in Zäune oder Mauern integriert sind, was bei ''torii'' nur in wenigen Aus·nahmen der Fall ist. Eine gewisse Ver·wandt·schaft ist dennoch nicht un·wahr·schein·lich, doch ist unklar, ob es sich um „Cousins“ handelt, oder ob eines der beiden Tore tatsächlich zur Her·aus·bildung des anderen beigetragen hat.
 
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Die {{glossar:sotdae}} wiederum sind Glücksbringer oder schützende Talismane. Traditionellerweise finden sie sich am Eingang von Dörfern, wo sie in großen Gruppen zusammen mit einer Art Totempfahl, dem ''jangseung'', spirituellen Schutz oder reiche Ernte gewähren sollen, ähnlich wie in Japan die Wegegötter ({{glossar:dousojin}}). ''Sotdae'' können auch eigenhändig angefertigt und temporär (z.B. zu Neujahr) aufgestellt werden. Typischerweise handelt es sich um lange Stäbe, an deren oberem Ende ein oder mehrere Vogelfiguren angebracht sind. Es können aber auch andere Tiere oder Seile daran befestigt sein.
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Die {{glossar:sotdae}} wiederum sind Glücksbringer oder schützende Talismane. Tradi·tioneller·weise finden sie sich am Eingang von Dörfern, wo sie in großen Gruppen zusammen mit einer Art Totem·pfahl, dem ''jangseung'', spirituellen Schutz oder reiche Ernte gewähren sollen, ähnlich wie in Japan die Wege·götter ({{glossar:dousojin}}). ''Sotdae'' können auch eigen·händig angefertigt und temporär (z.B. zu Neujahr) aufgestellt werden. Typischer·weise handelt es sich um lange Stäbe, an deren oberem Ende ein oder mehrere Vogel·figuren angebracht sind. Es können aber auch andere Tiere oder Seile daran befestigt sein.
  
''Sotdae'' sehen also ganz anders aus als ''torii'' und besitzen andere Funktionen, aber sie enthalten einen Hinweis, dass Vögel auf Stäben in Korea eine magisch-religiöse Bedeutung besitzen und bieten damit einen Schlüssel zur rätselhaften Wortbedeutung von {{glossar:torii}} („Vogelsitz“). Das Wort ''„sotdae“'' selbst enthält jedoch keinen Hinweis auf einen Vogel.
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''Sotdae'' sehen also ganz anders aus als ''torii'' und besitzen andere Funktionen, aber sie enthalten einen Hinweis, dass Vögel auf Stäben in Korea eine magisch-religiöse Bedeutung besitzen und bieten damit einen Schlüssel zur rätsel·haften Wort·bedeutung von {{glossar:torii}} („Vogelsitz“). Das Wort ''„sotdae“'' selbst enthält jedoch keinen Hinweis auf einen Vogel.
  
Ähnliche „Vogelsitze“ gibt es im übrigen auch in shamanistischen Stammeskulturen Chinas, der Mongolei und in Sibirien.
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Ähnliche „Vogelsitze“ gibt es im übrigen auch in shamanistischen Stammes·kulturen Chinas, der Mongolei und in Sibirien.
  
 
==Theorien zum Ursprung der ''torii''==
 
==Theorien zum Ursprung der ''torii''==
  
Eine eindeutige Lehrmeinung, ob ''torii'' eine rein japanische Erfindung sind oder unter dem Einfluss von anderen Kulturen entstanden, hat sich derzeit weder in Japan noch außerhalb etabliert. Während man das Thema vor dem Zweiten Weltkrieg lebhaft diskutierte, wurde es danach kaum mehr erörtert und ist erst in jüngster Zeit durch die Archäologie wieder aufgegriffen worden. Einer der umfangreichsten westlichsprachigen Aufsätze, „Der Ursprung des Torii“ des Linguisten Otto Karow und des Kunsthistorikers Dietrich Seckel aus dem Jahr 1942, enthält zu dieser Frage eine gewagte These: Karow und Seckel zufolge leitet sich der Begriff ''torii'' nicht von „Vogel“, sondern von einem Balken ab. Davon ausgehend folgern die Autoren, dass man im ''torii'' das abstrakte Skelett eines Wohnhauses erblicken muss. Das wichtigste Element des ''torii'' sei der Oberbalken, der den Firstbalken des Hauses symbolisiere. Obwohl diese Theorie sehr weitläufig und gelehrt begründet wird, erscheint mir die darin enthaltene Hypothese, dass ''torii'' letztlich aus verlassenen Häusern entstanden, die zu den Grabstätten der darin Verstorbenen wurden, nicht wirklich plausibel.
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Eine eindeutige Lehrmeinung, ob ''torii'' eine rein japanische Erfindung sind oder unter dem Einfluss von anderen Kulturen ent·standen, hat sich derzeit weder in Japan noch außer·halb etabliert. Während man das Thema vor dem Zweiten Welt·krieg lebhaft diskutierte, wurde es danach kaum mehr erörtert und ist erst in jüngster Zeit durch die Archäologie wieder aufgegriffen worden. Einer der umfang·reichsten westlich·sprachigen Aufsätze, „Der Ursprung des Torii“ des Linguisten Otto Karow und des Kunst·historikers Dietrich Seckel aus dem Jahr 1942, enthält zu dieser Frage eine gewagte These: Karow und Seckel zufolge leitet sich der Begriff ''torii'' nicht von „Vogel“, sondern von einem Balken ab. Davon aus·gehend folgern die Autoren, dass man im ''torii'' das abstrakte Skelett eines Wohn·hauses erblicken muss. Das wichtigste Element des ''torii'' sei der Ober·balken, der den First·balken des Hauses symbolisiere. Obwohl diese Theorie sehr weitläufig und gelehrt begründet wird, erscheint mir die darin enthaltene Hypothese, dass ''torii'' letztlich aus verlassenen Häusern entstanden, die zu den Grab·stätten der darin Ver·storbenen wurden, nicht wirklich plausibel.
  
Karow und Seckel machen aber auch darauf aufmerksam, dass sich in den frühesten schriftlichen Quellen Japans zahlreiche Hinweise auf Vögel im Zusammenhang mit Bestattungsriten finden. U.a. erzählen sowohl das {{glossar:Kojiki}} als auch das {{glossar:Nihonshoki}}, dass sich der eroberungslustige Prinz {{glossar:Yamatotakeru}} nach seinem Tod in einen weißen Vogel verwandelte und in dieser Gestalt den Platz für sein Grabmonument auswählte. Dieses erhielt aus diesem Grunde auch den Namen „Weißvogel-Grab“ ({{glossar:Shiratorimisasagi}}). Dem ''Kojiki'' zufolge wurden Lieder, die auf diese Episode Bezug nehmen, auch bei späteren kaiserlichen Begräbnissen gesungen {{quelle|q=|(Chamberlain 1981, S. 268–69}}). Zahlreiche weitere Textstellen der klassischen Literatur untermauern die auch vom japanischen Volkskundler {{glossar:Origuchishinobu}} postulierte enge Beziehung zwischen weißen Vögeln und Totenseelen ({{quelle|q=|Karow und Seckel 1942, S. 35–42}}).
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Karow und Seckel machen aber auch darauf aufmerksam, dass sich in den frühesten schriftlichen Quellen Japans zahlreiche Hinweise auf Vögel im Zu·sammen·hang mit Be·stattungs·riten finden. U.a. erzählen sowohl das {{glossar:Kojiki}} als auch das {{glossar:Nihonshoki}}, dass sich der er·oberungs·lustige Prinz {{glossar:Yamatotakeru}} nach seinem Tod in einen weißen Vogel verwandelte und in dieser Gestalt den Platz für sein Grab·monument auswählte. Dieses erhielt aus diesem Grunde auch den Namen „Weiß·vogel-Grab“ ({{glossar:Shiratorimisasagi}}). Dem ''Kojiki'' zufolge wurden Lieder, die auf diese Episode Bezug nehmen, auch bei späteren kaiserlichen Be·gräb·nissen gesungen {{quelle|q=|(Chamberlain 1981, S. 268–69}}). Zahl·reiche weitere Textstellen der klassischen Literatur untermauern die auch vom japanischen Volks·kundler {{glossar:Origuchishinobu}} postulierte enge Beziehung zwischen weißen Vögeln und Totenseelen ({{quelle|q=|Karow und Seckel 1942, S. 35–42}}).
  
Japan steht jedoch in dieser Hinsicht nicht isoliert da. Der Zusammenhang zwischen Vogel und Totenseele ist, wie schon erwähnt, für zahlreiche, insbesondere shamanistisch geprägte Kulturen belegt. Die im Zusammenhang mit dem frühen Japan vielleicht überzeugendste Parallele findet sich in der Kultur der altkoreanischen Proto-Drei-Reiche Zeit, die ja mit dem damaligen Japan (bzw. mit der Kultur der Wa) in enger Beziehung stand. Das {{glossar:Weizhi}}, jene chinesische Quelle aus dem 3. Jh., die die frühesten systematischen Angaben zur Geschichte Japans und Koreas enthält, berichtet über die Bestattungsritten der Pyeon Jin im Süden der koreanischen Halbinsel: „Sie geben ihren Toten Federn von großen Vögeln mit. Sie wünschen, dass diese von den Toten zum Fliegen benutzt werden“ ({{quelle|q=|Seyock 2004, S. 49; Karow und Seckel 1942, S. 42}}). Für den gleichen Raum enthält das ''Weizhi'' im übrigen auch Hinweise auf Vorläufer der oben genannten ''sotdae''. Schließlich hat auch die Archäologie in diesem Raum zahlreiche Grabbeigaben mit Vogelmotiven zutage gebracht ({{quelle|q=|Seyock 2004, S. 96–97}}).
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Japan steht jedoch in dieser Hinsicht nicht isoliert da. Der Zusammen·hang zwischen Vogel und Toten·seele ist, wie schon erwähnt, für zahl·reiche, ins·besondere shamanistisch geprägte Kulturen belegt. Die im Zu·sammen·hang mit dem frühen Japan vielleicht über·zeugendste Parallele findet sich in der Kultur der alt·koreanischen Proto-Drei-Reiche Zeit, die ja mit dem damaligen Japan (bzw. mit der Kultur der Wa) in enger Beziehung stand. Das {{glossar:Weizhi}}, jene chinesische Quelle aus dem 3. Jh., die die frühesten systematischen Angaben zur Geschichte Japans und Koreas enthält, berichtet über die Be·stattungs·ritten der Pyeon Jin im Süden der koreanischen Halb·insel: „Sie geben ihren Toten Federn von großen Vögeln mit. Sie wünschen, dass diese von den Toten zum Fliegen benutzt werden“ ({{quelle|q=|Seyock 2004, S. 49; Karow und Seckel 1942, S. 42}}). Für den gleichen Raum enthält das ''Weizhi'' im übrigen auch Hinweise auf Vor·läufer der oben genannten ''sotdae''. Schließlich hat auch die Archäologie in diesem Raum zahlreiche Grab·beigaben mit Vogel·motiven zutage gebracht ({{quelle|q=|Seyock 2004, S. 96–97}}).
  
Aus Japan sind archäologische Funde von Vogelmotiven aus der Yayoi- und Kofun-Zeit ebenso bekannt. Andere Funde deuten wiederum darauf hin, dass es hier am Übergang von der Yayoi- zur Kofun-Zeit (3. Jh. n.u.Z.) Grabstätten von hochgestellten Persönlichkeiten gab, an deren Eingang zwei Pfosten standen ({{quelle|q=|Seyock 2003}}). Ob diese Pfosten aber durch Balken verbunden waren, ob Vögel auf ihnen angebracht waren oder ob sie sonst in irgend einer Hinsicht als Vorläufer der heutigen ''torii'' anzusehen sind, konnte bislang nicht geklärt werden. Dennoch verdichtet sich aus diesen Indizien ein möglicher Zusammenhang zwischen Totenkult und Vögeln, der am Beginn der Entwicklung von ''torii'' gestanden haben mag. Damit wäre auch eine implizite Erklärung vorhanden, warum an den heutigen ''torii'' überhaupt keine Spuren von Vögeln zu finden sind: als Zeichen des Todes könnten sie dem Tabu zum Opfer gefallen sein, das in historischer Zeit die Kulte für die {{glossar:kami}} strikt von jeder Assoziation mit dem Tod fern hielt (s. dazu Kap. [[Grundbegriffe: Shinto]].)
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Aus Japan sind archäologische Funde von Vogelmotiven aus der Yayoi- und Kofun-Zeit ebenso bekannt. Andere Funde deuten wiederum darauf hin, dass es hier am Über·gang von der Yayoi- zur Kofun-Zeit (3. Jh. n.u.Z.) Grab·stätten von hoch·gestellten Per·sönlich·keiten gab, an deren Eingang zwei Pfosten standen ({{quelle|q=|Seyock 2003}}). Ob diese Pfosten aber durch Balken verbunden waren, ob Vögel auf ihnen angebracht waren oder ob sie sonst in irgend einer Hinsicht als Vor·läufer der heutigen ''torii'' anzusehen sind, konnte bislang nicht geklärt werden. Dennoch ver·dichtet sich aus diesen Indizien ein möglicher Zu·sammen·hang zwischen Toten·kult und Vögeln, der am Beginn der Ent·wicklung von ''torii'' gestanden haben mag. Damit wäre auch eine implizite Er·klärung vorhanden, warum an den heutigen ''torii'' über·haupt keine Spuren von Vögeln zu finden sind: als Zeichen des Todes könnten sie dem Tabu zum Opfer gefallen sein, das in historischer Zeit die Kulte für die {{glossar:kami}} strikt von jeder Assoziation mit dem Tod fern hielt (s. dazu Kap. [[Grundbegriffe: Shinto]].)
 
{{Linkbox|ue=Literatur und Links| text=
 
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{{Literatur:Chamberlain 1981}}
 
{{Literatur:Chamberlain 1981}}

Version vom 15. September 2010, 14:55 Uhr

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Torii: Markenzeichen der Kami

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torii 鳥居 (jap.)

Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami

Schrein

Der Begriff „torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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sind das markanteste Kennzeichen eines Shinto Schreins. Trifft man in Japan auf ein Gebäude mit der schlichten sym·bo·lischen Balken·kon·struk·tion davor, so handelt es sich fast immer um ein shin·to·is·tisches Heilig·tum. Dank ihrer simplen, einprägsamen Form sind torii nicht nur zu einem Emblem des Shinto, sondern sogar zu einem Er·kennungs·zeichen der traditionellen japanischen Kultur schlechthin geworden. Den·noch liegen die ursprüngliche Funktion und Be·deutung der torii im Dunklen. Zu ihrem rätselhaften Charakter trägt auch die Be·zeichnung „torii“ selbst bei. Das Wort wird mit den Schrift·zeichen für „Vogel“ (tori 鳥) und „sich befinden“ (i[ru] 居) geschrieben und würde demnach soviel wie „Vogel·sitz“ bedeuten. Von Vögeln ist aber auf keinem bekannten torii auch nur die geringste Spur zu erkennen.

Grundform und Stilvarianten

Das äußere Erscheinungsbild der torii ist bemerkenswert homogen. Das typische torii besteht aus zwei kräftigen Stütz·pfosten (

hashira(jap.)

Pfeiler, Pfosten; auch: Zählwort für Gottheiten (kami)

Der Begriff „hashira“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), einem mächtigen oberen Quer·balken (

kasagi 笠木 (jap.)

Oberer Querbalken eines torii (Schreintors)

Schrein

Der Begriff „kasagi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, wtl. „Schirmholz“), der auf den Stützpfosten ruht, und einem zweiten, etwas dünneren Quer·balken (

nuki(jap.)

Unterer Querbalken eines torii (Schreintors)

Schrein

Der Begriff „nuki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Durch·stoßer“), der die beiden Stütz·pfosten durchdringt. Torii sind üblicher·weise aus rot bemaltem Holz gefertigt, aber auch Stein, Metall oder Beton kommen als Bau·material in Frage. Der Umriss der meisten torii ist annähernd quadratisch.

Trotz dieser einfachen Grundform kennt die japanische Architektur·geschichte eine stattliche Anzahl von Stil·formen, je nach dem, ob die Pfosten lotrecht stehen oder leicht geneigt sind, ob der Ober·balken gerade oder ge·schwungen ist, und ob der Unter·balken über die Pfosten hin·aus·ragt oder nicht. Dazu kommen noch einige Spezial·konstruk·tionen oder Hybrid·formen. Diese werden zumeist nach den re·prä·sen·ta·tivsten Schreinen benannt, in denen sie zu finden sind.

Myojintorii.gif

Shinmeitorii.gif

Der bei weitem häufigste Stiltyp ist das sogenannte

myōjin torii 明神鳥居 (jap.)

Stilvariante der torii (Schreintore) : geschwungene Balken, schräge Pfosten

Schrein

Der Begriff „myōjin torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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. Es besitzt zwei leicht nach innen geneigte Pfosten, einen sanft ge·schwungenen Ober·balken, der aus mehreren Kanthölzern zusammen·gesetzt ist, und einen Unter·balken, der an beiden Enden über die ihn tragenden Pfosten hinausragt. Zwischen Ober- und Unter·balken befindet sich ein vertikales Brett (

gakuzuka 額束 (jap.)

Schrifttafel eines torii (Schreintors)

Schrein, Architektur

Der Begriff „gakuzuka“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), an dem Tafeln mit Inschriften angebracht werden können.

Die simpelste Form ist das

shinmei torii 神明鳥居 (jap.)

Stilvariante des torii (Schreintors) im sogenanten shinmei-Stil: gerade Balken, lotrechte Pfosten: auch ise torii

Schrein

Der Begriff „shinmei torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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oder ise-torii, bestehend aus lotrechten, runden Pfosten und geraden Quer·balken ohne gakuzuka. Es findet sich in der antiken Schrein·anlage von

Ise 伊勢 (jap.)

vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū

Ort, Schrein

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Geographische Lage von Ise; s.a. Geo-Glossar

, wurde aber auch Anfang des 20. Jahr·hunderts, zur Zeit des Staatsshinto, als ver·meint·lich archaische Form gerne verwendet (etwa im

Yasukuni Jinja 靖国神社 (jap.)

Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene

Schrein

Der Begriff „Yasukuni Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage von Yasukuni Jinja; s.a. Geo-Glossar

).

Unter den „hybriden“ Formen ist das sogenannte ryōbu-torii das bekannteste. Es ent·spricht im wesent·lichen dem myōjin-Typ, besitzt aber zur Unter·stützung der beiden Haupt·pfosten vier kleinere Zusatz·pfosten. Das berühmte, vom Meer umspülte torii von

Miyajima 宮島 (jap.)

Schreininsel nahe Hiroshima; s.a. Itsukushima Schrein

Ort

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Miyajima; s.a. Geo-Glossar
ist so konstruiert. Ein weiterer Hybrid·typ ist das sannō-torii mit einem Drei·eck auf dem „Kopf“ oder das miwa-torii, das links und rechts von kleineren Seiten-torii flankiert wird (s. Abb. oben). 

Der

Ōmiwa Jinja 大神神社 (jap.)

Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans

Schrein

Der Begriff „Ōmiwa Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Ōmiwa Jinja; s.a. Geo-Glossar

, der dem letzteren Typ seinen Namen verleiht, besitzt noch eine weitere torii-Sonder·form: das soge·nannten

shimetorii 注連鳥居 (jap.)

Torii (Schreintor) bestehend aus zwei Pfosten und einem Seil; auch chūren torii gelesen

Schrein

Der Begriff „shimetorii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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oder chūren-torii. In diesem Fall sind die zwei tragenden Pfosten lediglich durch ein mächtiges Seil (

shimenawa 注連縄 (jap.)

shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.

Gegenstand

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) verbunden. Ob man diese Form, die es nur in ein paar wenigen alten Schreinen gibt, überhaupt als torii bezeichnen soll oder nicht, ist unklar. Es könnte sich um eine Früh·form der torii handeln, einen sicheren Beweis dafür gibt es jedoch nicht.

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Shime-torii vor der Zeremonienhalle des Ōmiwa Schreins (Präfektur Nara)
Bild: Horohoro 2004 [2010/8]

Funktion

Torii dienen im allgemeinen dazu, eine symbolische Grenze zwischen Heiligem und Profanem zu markieren. Die pro·minentesten torii befinden sich daher zumeist am Zugangs·weg zu einem Schrein, doch auch innerhalb eines Schrein·areals können torii auf·gestellt sein, z.B. um die wichtigsten Schrein·gebäude zu kennzeichnen. Auch werden torii häufig hinter einander auf·gestellt und können sogar zu tunnelartigen Gebilden zusammen·wachsen. Das extremste Beispiel ist der

Fushimi Inari Taisha 伏見稲荷大社 (jap.)

Großschrein der Gottheit Inari in Fushimi, im Süden Kyōtos

Schrein

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Fushimi Inari Taisha; s.a. Geo-Glossar
in Kyoto, wo ein ganzer Berg von torii-Tunneln überzogen ist.

Torii scheinen bereits im japanischen Altertum als Erkennungs·zeichen von Kult·stätten der ein·heim·ischen kami fungiert zu haben. Man könnte sie daher auch als ein Zeichen einer bewussten Unter·scheidung von Shinto und Bud·dhis·mus interpretieren. Allerdings gibt es einige Aus·nahmen, in denen torii auch vom Buddhismus in den Dienst genommen werden.

Torii außerhalb des Shinto

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  • Vor dem buddhistischen Tempel
Shitennō-ji 四天王寺 (jap.)

buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)

Tempel

Der Begriff „Shitennō-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Shitennō-ji; s.a. Geo-Glossar

in Osaka gibt es ein torii aus Stein, das den Haupt·zugang zur Tempel·anlage markiert. Der Shitennō-ji ist nicht etwa irgendein Tempel, sondern das älteste staatlich errichtete bud·dhis·tische Kloster Japans. Es wurde im Jahr 593 von Prinzregent

Shōtoku Taishi 聖徳太子 (jap.)

574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent

Der Begriff „Shōtoku Taishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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gegründet. Wann das torii gebaut wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ursprünglich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes ersetzt.
  • Obwohl der Totenkult in Japan traditionellerweise fest in buddhistischer Hand ist, findet man auf alten Fried·höfen torii vor den Grab·anlagen bedeutender Familien aus der Edo-Zeit. (S. dazu auch Friedhof auf Berg Kōya.)
  • Buddhistische Höllendarstellungen aus der Edo-Zeit bedienen sich der torii, um ver·schiedene Bereiche der Hölle von einander abzugrenzen.
  • Die indische Gottheit Sarasvati kam als Beschützerin des Buddhismus mit diesem nach Japan und wird hier als
Benzaiten 弁才天/弁財天 (jap.)

Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten

Der Begriff „Benzaiten“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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verehrt. Auf vielen Dar·stellungen trägt Benzaiten auf dem Haupt ein torii, hinter dem eine Schlange mit mensch·lichem Kopf zu erkennen ist.
  • Die synkretistischen Bergasketen (
yamabushi 山伏 (jap.)

Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō

Der Begriff „yamabushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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) bedienen sich zur Kenn·zeichnung ihrer Heilig·tümer sowohl des torii als auch buddhistischer Embleme.

Die frühesten Erwähnungen von torii stammen aus japanischen Quellen des zehnten Jahr·hunderts Ob kami-Schreine davor schon durch „Vogel·sitze“ gekenn·zeichnet waren und wie diese aus·gesehen haben könnten, ist un·bekannt. Es wird daher immer wieder die Frage gestellt, ob nicht selbst die torii, diese zutiefst shinto·istischen Identitäts·merkmale, ein Produkt des Bud·dhis·mus sind, oder zumindest einen nicht-japanischen Ursprung besitzen. Für derartige An·nahmen gibt es verschiedene Anhalts·punkte, da torii-ähnliche Konstruktionen in vielen asiatischen Kulturen zu finden sind. Im folgenden werden die wichtigsten „Ver·wandten“ der torii, die immer wieder als Pro·to·typen in Betracht gezogen werden, kurz vorgestellt.

Verwandte der torii außerhalb Japans

Indien

Torii sanchi.jpg
Bild: Scott Weatherson (flickr), 2009 [2010/8]

An den vier Seiten des ältesten buddhistischen Grabstupas in Sanchi, Indien, befinden sich markante Ein·gänge, die wie ein reich verziertes torii mit einem dritten Quer·balken aus·sehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit torana. Die Ähn·lich·keiten in Wort·klang und Aus·sehen bewogen frühe Japanologen (u.a. Aston und Chamberlain) zu der Annahme, torii stammten von torana ab. Inzwischen sind sowohl von linguistischer als auch von kunst·historischer Seite Bedenken gegen diese Theorie geäußert worden, voll·kommen aus·zu·schließen ist sie jedoch nicht.

Thailand

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Sao Ching Cha, die Große Schaukel (30m) vor dem Tempel Wat Suthat in Bangkok.
Bild: Mattana (Wikipedia), 2007 [2010/8]

In Bangkok gibt es die sogenannte Große Schaukel (Sao Ching Cha), ein rituelles Gerät, das auf den ersten Blick (wenn man die Verzierungen einmal beiseite lässt) verblüffende Ähn·lich·keiten mit einem shinmei-torii aufweist. Funktionell ist es jedoch grund·verschieden, denn es handelt sich nicht um einen Durch·gang, sondern wurde ehemals tatsächlich für eine brahmanische Schaukel·zeremonie eingesetzt. Obwohl von frühen Japanologen als Prototyp eines torii in Erwägung gezogen, kommt die Große Schaukel dafür kaum in Betracht, denn zum vol·lständigen Gerät gehört eben auch ein Schaukel·brett (auch wenn es in Bangkok heute fehlt). Das Beispiel zeigt jedoch, dass sich Ähn·lich·keiten auch aus rein kon·struktions·technischen Gründen ergeben können, ohne dass daraus gleich auf eine verwandt·schaft·liche Beziehung geschlossen werden muss.

China

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Eingang zum Tempel des Himmels, Beijing, wo ehemals die chinesischen Kaiser jährliche Opferzeremonien vollzogen.
Bild: Bernhard Scheid, 2008

In China begegnet man häufig einem Palasttor namens

paifang 牌坊 (chin.)

Chinesisches Zeremonialtor, Zeremonialbogen; auch pailou; jap. haibō bzw. hairō

Architektur

Der Begriff „paifang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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oder

pailou 牌楼 (chin.)

Chinesisches Zeremonialtor, Zeremonialbogen; auch paifang; jap. hairō

Architektur

Der Begriff „pailou“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, das — ähnlich wie ein torii — meist keine Türen hat und daher eine rein symbolische Funktion besitzt. Anderer·seits sind pailuo architektonisch sehr aufwendig und varianten·reich ausgestaltet. Häufig findet man dreiteilige Konstruktionen, die äußerst bombastisch dekoriert sind. Einige Beispiele erinnern allerdings tatsächlich an torii, etwa die Tore im Pekinger Tempel des Himmels (Abb. links), doch stammen diese architektonischen Varianten aus relativ später Zeit.

Es gibt in China außerdem zeremonielle Stelen mit der Bezeichnung

huabiao 華表 (chin.)

Chinesische Zeremonialstele; jap. kahyō

Architektur

Der Begriff „huabiao“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, die ähnlich wie torii zur Kenn·zeichnung des Zugangs·wegs zu einem zeremoniellen Gebäude (Palast oder Grabmal) dienen. Sie sind zumeist reich dekoriert und tragen an ihrer Spitze ein drachen·artiges mythologisches Tier. Äußerlich haben sie also kaum etwas mit den torii gemein, doch werden sie in einem der ältesten Lexika Japans, dem

Wamyō ruijushō 和名類聚抄 (jap.)

Heian-zeitliches Lexikon; zwischen 931 und 938 kompliert von Minamoto no Shitagō

Text

Der Begriff „Wamyō ruijushō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

aus dem frühen zehnten Jahr·hundert, mit torii gleich·gesetzt. Dies mag ein Miss·verständnis der damaligen Autoren gewesen sein, hat jedoch schon unter vor·modernen japanischen Gelehrten zu zahl·reichen Spekulationen über eine chinesische Herkunft der torii geführt (Quelle: Wikipedia(ja)).

Korea

Die wahrscheinlich nächsten Verwandten der torii findet man auf der koreanischen Halbinsel. Hier gibt es genau genommen zwei unter·schiedliche Arte·fakte, die gewisse Ge·mein·sam·keiten mit den torii aufweisen, nämlich das soge·nannte Rote Pfeiltor (kor. hongsalmun) und das sotdae, ein hölzerner Mast, der häufig mit einer einfachen Vogel·skulptur versehen ist.

hongsalmun hongsalmun
Rotes Pfeiltor (hongsalmun) bei den Altären der Erde und Ernte in Seoul
Bild: Kernbeisser, flickr 2008 [2010/8]
Pfeiltor (hongsalmun) vor einem Königsgrab der Joseon Dynastie

Das Pfeiltor

hongsalmun 紅箭門/홍살문 (kor.)

Koreanisches Zeremonialtor, wtl. „Rotes Pfeiltor“; jap. kōzenmon

Architektur

Der Begriff „hongsalmun“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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besitzt bautechnisch große Ähnlich·keiten mit einem torii. Es besteht ebenso aus zwei einfachen Pfosten und zwei Quer·balken. Der vielleicht markanteste strukturelle Unter·schied liegt darin, dass der obere Quer·balken eines Pfeil·tores von den tragenden Pfosten überragt wird, während er im Fall des torii auf den Pfosten lagert. Außer·dem sind die Quer·balken der Pfeil·tore mit zahl·reichen vertikalen Ver·strebungen oder „Pfeilen“ versehen, die ver·ant·wort·lich für den Namen dieses Tores sind. Die berühmtesten Pfeil·tore finden sich vor den Königs·gräbern der Joseon Dynastie (1392–1910) rund um die koreanische Haupt·stadt Seoul. Ähnlich wie die torii stehen die Pfeil·tore hier frei am Rande einer sakralen baulichen Anlage. Dem entsprechend fungieren sie als symbolischer Durch·gang zwischen Profanem und Sakralem, nicht als ver·schließ·bares Tor. Allerdings gibt es in Korea auch Pfeiltore, die in Zäune oder Mauern integriert sind, was bei torii nur in wenigen Aus·nahmen der Fall ist. Eine gewisse Ver·wandt·schaft ist dennoch nicht un·wahr·schein·lich, doch ist unklar, ob es sich um „Cousins“ handelt, oder ob eines der beiden Tore tatsächlich zur Her·aus·bildung des anderen beigetragen hat.

Vorlage:Galerie2

Die

sotdae 솟대 (kor.)

Zeremonielle Stäbe der koreanischen Volksreligion, meist mit Vogelskulptur

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wiederum sind Glücksbringer oder schützende Talismane. Tradi·tioneller·weise finden sie sich am Eingang von Dörfern, wo sie in großen Gruppen zusammen mit einer Art Totem·pfahl, dem jangseung, spirituellen Schutz oder reiche Ernte gewähren sollen, ähnlich wie in Japan die Wege·götter (

dōsojin 道祖神 (jap.)

Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form

Der Begriff „dōsojin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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). Sotdae können auch eigen·händig angefertigt und temporär (z.B. zu Neujahr) aufgestellt werden. Typischer·weise handelt es sich um lange Stäbe, an deren oberem Ende ein oder mehrere Vogel·figuren angebracht sind. Es können aber auch andere Tiere oder Seile daran befestigt sein.

Sotdae sehen also ganz anders aus als torii und besitzen andere Funktionen, aber sie enthalten einen Hinweis, dass Vögel auf Stäben in Korea eine magisch-religiöse Bedeutung besitzen und bieten damit einen Schlüssel zur rätsel·haften Wort·bedeutung von

torii 鳥居 (jap.)

Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami

Schrein

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(„Vogelsitz“). Das Wort „sotdae“ selbst enthält jedoch keinen Hinweis auf einen Vogel.

Ähnliche „Vogelsitze“ gibt es im übrigen auch in shamanistischen Stammes·kulturen Chinas, der Mongolei und in Sibirien.

Theorien zum Ursprung der torii

Eine eindeutige Lehrmeinung, ob torii eine rein japanische Erfindung sind oder unter dem Einfluss von anderen Kulturen ent·standen, hat sich derzeit weder in Japan noch außer·halb etabliert. Während man das Thema vor dem Zweiten Welt·krieg lebhaft diskutierte, wurde es danach kaum mehr erörtert und ist erst in jüngster Zeit durch die Archäologie wieder aufgegriffen worden. Einer der umfang·reichsten westlich·sprachigen Aufsätze, „Der Ursprung des Torii“ des Linguisten Otto Karow und des Kunst·historikers Dietrich Seckel aus dem Jahr 1942, enthält zu dieser Frage eine gewagte These: Karow und Seckel zufolge leitet sich der Begriff torii nicht von „Vogel“, sondern von einem Balken ab. Davon aus·gehend folgern die Autoren, dass man im torii das abstrakte Skelett eines Wohn·hauses erblicken muss. Das wichtigste Element des torii sei der Ober·balken, der den First·balken des Hauses symbolisiere. Obwohl diese Theorie sehr weitläufig und gelehrt begründet wird, erscheint mir die darin enthaltene Hypothese, dass torii letztlich aus verlassenen Häusern entstanden, die zu den Grab·stätten der darin Ver·storbenen wurden, nicht wirklich plausibel.

Karow und Seckel machen aber auch darauf aufmerksam, dass sich in den frühesten schriftlichen Quellen Japans zahlreiche Hinweise auf Vögel im Zu·sammen·hang mit Be·stattungs·riten finden. U.a. erzählen sowohl das

Kojiki 古事記 (jap.)

„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)

Text

Der Begriff „Kojiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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als auch das

Nihon shoki 日本書紀 (jap.)

Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)

Text

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, dass sich der er·oberungs·lustige Prinz

Yamato Takeru 倭建/日本武 (jap.)

Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato

Fiktive Person

Der Begriff „Yamato Takeru“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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nach seinem Tod in einen weißen Vogel verwandelte und in dieser Gestalt den Platz für sein Grab·monument auswählte. Dieses erhielt aus diesem Grunde auch den Namen „Weiß·vogel-Grab“ (

Shiratori Misasagi 白鳥陵 (jap.)

Hügelgrab des mythol. Helden Yamato Takeru

Architektur

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). Dem Kojiki zufolge wurden Lieder, die auf diese Episode Bezug nehmen, auch bei späteren kaiserlichen Be·gräb·nissen gesungen Vorlage:Quelle). Zahl·reiche weitere Textstellen der klassischen Literatur untermauern die auch vom japanischen Volks·kundler

Origuchi Shinobu 折口信夫 (jap.)

1887–1953, jap. Volkskundler und Religionswissenschaftler

Gelehrte Person

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postulierte enge Beziehung zwischen weißen Vögeln und Totenseelen (Vorlage:Quelle).

Japan steht jedoch in dieser Hinsicht nicht isoliert da. Der Zusammen·hang zwischen Vogel und Toten·seele ist, wie schon erwähnt, für zahl·reiche, ins·besondere shamanistisch geprägte Kulturen belegt. Die im Zu·sammen·hang mit dem frühen Japan vielleicht über·zeugendste Parallele findet sich in der Kultur der alt·koreanischen Proto-Drei-Reiche Zeit, die ja mit dem damaligen Japan (bzw. mit der Kultur der Wa) in enger Beziehung stand. Das

Weizhi 魏志 (chin.)

Chin. Chronik der Wei Dynastie (220–266) aus dem 3. Jh. u.Z.; enthält die frühesten Berichte über Japan (Wa) (vgl. wo)

Text

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, jene chinesische Quelle aus dem 3. Jh., die die frühesten systematischen Angaben zur Geschichte Japans und Koreas enthält, berichtet über die Be·stattungs·ritten der Pyeon Jin im Süden der koreanischen Halb·insel: „Sie geben ihren Toten Federn von großen Vögeln mit. Sie wünschen, dass diese von den Toten zum Fliegen benutzt werden“ (Vorlage:Quelle). Für den gleichen Raum enthält das Weizhi im übrigen auch Hinweise auf Vor·läufer der oben genannten sotdae. Schließlich hat auch die Archäologie in diesem Raum zahlreiche Grab·beigaben mit Vogel·motiven zutage gebracht (Vorlage:Quelle).

Aus Japan sind archäologische Funde von Vogelmotiven aus der Yayoi- und Kofun-Zeit ebenso bekannt. Andere Funde deuten wiederum darauf hin, dass es hier am Über·gang von der Yayoi- zur Kofun-Zeit (3. Jh. n.u.Z.) Grab·stätten von hoch·gestellten Per·sönlich·keiten gab, an deren Eingang zwei Pfosten standen (Vorlage:Quelle). Ob diese Pfosten aber durch Balken verbunden waren, ob Vögel auf ihnen angebracht waren oder ob sie sonst in irgend einer Hinsicht als Vor·läufer der heutigen torii anzusehen sind, konnte bislang nicht geklärt werden. Dennoch ver·dichtet sich aus diesen Indizien ein möglicher Zu·sammen·hang zwischen Toten·kult und Vögeln, der am Beginn der Ent·wicklung von torii gestanden haben mag. Damit wäre auch eine implizite Er·klärung vorhanden, warum an den heutigen torii über·haupt keine Spuren von Vögeln zu finden sind: als Zeichen des Todes könnten sie dem Tabu zum Opfer gefallen sein, das in historischer Zeit die Kulte für die

kami(jap.)

Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō

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strikt von jeder Assoziation mit dem Tod fern hielt (s. dazu Kap. Grundbegriffe: Shinto.)