Gottheit und Schreine des Tenjin-Glaubens

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Gottheit und Schreine des Tenjin-Glaubens
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Tenjin, der vergöttlichte Totengeist des Sugawara Michizane (1259) Vorlage:Credits2
Äußerlich gleicht diese Darstellung des Tenjin dem konventionellen Bild eines höfischen Staatsmannes, die extrem strengen Gesichtszüge deuten jedoch göttliche Autorität an.
Kamakura-Zeit, 1259. Bildquelle: Cleveland Museum of Art/Nara National Museum.

Vorlage:Flm shintōistischen Pantheon zählt

Tenman Tenjin 天満天神 (jap.)

Shintō-Gott, Apotheose des Sugawara no Michizane

Der Begriff „Tenman Tenjin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, die Hauptgottheit der weit verbreiteten

Tenjin 天神 (jap.)

wtl. „Himmelsgott“, s.a. Tenman Tenjin

Der Begriff „Tenjin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Schreine, zu den wechsel·vollsten Per·sönlich·keiten. Tenman Tenjin geht auf den

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar

-zeitlichen Gelehrten

Sugawara no Michizane 菅原道真 (jap.)

845–903, Heian-zeitl. Staatsmann und Gelehrter; posthum als Tenman Tenjin vergöttlicht, heute Gott der Gelehrsamkeit

Der Begriff „Sugawara no Michizane“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(845—903) zurück. Michizane stammte aus einer höfischen Gelehrten·dynastie und machte auch als Dichter auf sich aufmerksam. Anderer·seits engagierte er sich als höfischer Beamter in der Politik des Kaiser·hofs und zählte in seiner Doppel·rolle als Gelehrter und Staats·mann zu den bekanntesten und einfluss·reichsten Figuren seiner Zeit.

Vorlage:Galerie2 Die obigen Bilder zeigen die Hauptschreine der in Japan weit verbreiteten Tenjin Schreine, in denen Michizane verehrt wird. Heute gilt er im all·ge·meinen als Gott der Bildung, die ur·sprüng·liche Mo·tiva·tion, ihn als Gott zu verehren, rührte allerdings von der Furcht vor seiner schreck·lichen Rache, nachdem er zu Unrecht in Ungnade gefallen war.

Michizanes Karriere bei Hof

Infolge seiner Talente war es Michizane möglich, den Posten des „Staats·kanzlers zur Rechten“ zu erringen und er wäre vielleicht sogar „Groß·kanzler“ geworden, hätte der eifer·süchtige

Fujiwara 藤原 (jap.)

mächtigste Adelsfamilie im jap. Altertum

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Klan dies nicht zu ver·hindern gewusst. Die führenden Ämter des Hofes wurden nämlich in der Heian Zeit von den Fujiwara mono·polisiert. Michizane war seit Generationen der erste, der die politische Hegemonie dieser Adels·familie, deren Töchter gewohn·heits·mäßig mit dem Tennō ver·heiratet wurden, gefährdete. Sein Gegen·spieler, Fujiwara no Tokihira [Fujiwara no Tokihira (jap.) 藤原時平 871–909; japanischer Staatsman, Hofbeamter und Politiker der Heian-Zeit] bezichtigte ihn daher, ein Komplott gegen den re·gie·renden

Daigo Tennō 醍醐天皇 (jap.)

60. Kaiser Japans, 885–930, r. 897–930.

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angezettelt zu haben. Michizane wurde daraufhin aus der Haupt·stadt entfernt, indem man ihn zum Vize-Gouverneur von Kyū·shū degradierte. Es war dies eine bewährte Art, hoch·rangige Hof·beamte in den vorzeitigen Ruhe·stand zu schicken, und bedeutete das Ende von Michizanes Absicht, das Monopol der Fujiwara zu brechen und den alten Prin·zi·pien der Meri·to·kratie (Amt aufgrund von Leistung, nicht aufgrund von Herkunft) wieder zum Durch·bruch zu verhelfen. Er selbst starb kurze Zeit später im 58. Lebens·jahr in Dazaifu, damals das politische Zentrum Kyūshūs (heute Teil der Stadt Fukuoka).

Michizanes Rache

Nach dem Tod Michizanes häuften sich in der Haupt·stadt Natur·kata·strophen und Un·glücks·fälle. Die Kinder des Tennō starben eines nach dem anderen und ein Blitz, der in den Kaiser·palast einschlug, tötete zahl·reiche Höflinge. Schließlich starb auch Michizanes Gegen·spieler nach einer nicht un·erfolg·reichen politischen Karriere vorzeitig im Alter von 39 Jahren. Man ahnte, dass dies dem zürnenden Toten·geist Michizanes zuzu·schreiben sei, brachte ihm Opfer dar und holte seine Söhne aus der Ver·bannung zurück. Tennō Daigo trat in den Mönchs·stand ein. Als dies nichts half, beförderte man Michizane posthum zum „Kanzler zur Linken vom Wirklichen Zweiten Rang“ (913). 947 er·rich·tete man schließlich in Kitano, im Norden der Haupt·stadt einen Schrein, nachdem Michizane einen ent·sprech·enden Wunsch durch ein Medium kund·getan hatte. Ein Neffe Fujiwara Tokihiras stiftete dabei sogar aus eigenen Mitteln die Schrein·ge·bäude. Noch immer kam es jedoch zu Kata·stro·phen, die Michizane zuge·schrie·ben wurden. 993 (90 Jahre nach seinem Tod) erhielt er schließlich den „Wirk·lichen Ersten Rang“ und das Amt des Groß·kanzlers! Das scheint seinem Zorn schließlich ein Ende bereitet zu haben.

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Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes
Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes (Raijin) in einer der schönsten Ausführungen des Kitano tenjin engi.
Kamakura-Zeit, 13. Jh. Metropolitan Museum of Art, New York.

Tenjin-sama

Michizanes voller Götter·name lautet Tenman Daijizai Tenjin („Himmels·füllender, großer, nach Belieben wal·ten·der Himmels·gott“), die geläufigste volks·tüm·liche Be·zeich·nung ist Tenjin-sama. Die Namen seiner Schreine sind meist aus Teilen dieser Namen abgeleitet. Dass zu Un·recht zu Tode ge·kommene Personen als zürnende Totengeister (

goryō 御霊 (jap.)

„erhabener“ [Rache]Geist

Geist

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oder

onryō 怨霊 (jap.)

Rachegeist

Geist

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) die Lebenden heim·suchen würden, war eine weit ver·brei·tete Vor·stellung in der Heian Zeit. Im Falle Michizanes stellte man sich die Gottheit Tenjin spätestens seit dem Blitz·schlag im Kaiser·palast als Donnergott vor. Trotz oder gerade wegen der all·ge·meinen Furcht vor Tenjin schuf man auf·wendige Riten und bunte Schreinfeste (Kitano Matsuri, ab 987), um den Zorn dieses Gottes zu besänftigen. Erst viel später erinnerte man sich der Talente des Michizane und funktionierte ihn zum Gott der Gelehr·sam·keit und der Bildung um, als der er noch heute allgemein verehrt wird. Ein Zweig der Familie Sugawara war von der Gründung des Schreins an bis in die Meiji Zeit als Schrein·priester tätig, un·ter·stand dabei allerdings immer der Ober·hoheit des Tendai Buddhismus.

Der Kitano Schrein wurde ab dem elften Jahr·hun·dert in die Riege der vom Tennō persönlich ver·ehrten Schreine und schließlich in die Liste der 22 Staats·schreine auf·ge·nom·men (die Ende der Heian Zeit obsolet wurde). Die Legende Michizanes wurde 1194 auf·ge·schrieben, kurze Zeit später illustriert und in Form des Kitano Tenjin engi emaki („Illustrierte Legenden des Kitano Tenjin Schreins“) mehrfach kopiert. Im Gegen·satz zu anderen kai·ser·lichen Schreinen blieb die Erinnerung an Michizane also auch im japanischen Mittel·alter lebendig. Im Jahr 1578 veranstaltete

Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 (jap.)

1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)

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im Kitano Schrein seine berühmte Massen-Tee·zeremonie, für die er sich eigens ein goldenes Tee·haus errichten ließ. Sein Nachfolger Hideyori errichtete die heutige Schrein·anlage. Auch unter den Tokugawa wurde der Schrein gefördert.

Michizanes Ochse

Der zweite Hauptschrein des Tenjin Glaubens, der

Dazaifu Tenman-gū 大宰府天満宮 (jap.)

Dazaifu Tenman Schrein (Kyūshū), einer der beiden Hauptschreine für Sugawara no Michizane, gegr. 919

Schrein

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Dazaifu Tenman-gū; s.a. Geo-Glossar
in Kyūshū, leitet sich auf eine Legende im Zu·sammen·hang mit Michizanes Ableben zurück. Als er im Jahr 903 starb, sollte sein Leichnam zunächst in die Haupt·stadt zurück·gebracht werden. Kaum hatte sich der Trauer·zug aber in Bewegung gesetzt, blieb der Ochse, der den Sarg transportierte, unversehens stehen und rührte sich nicht mehr von der Stelle. Man nahm dies als Zeichen Michizanes und errichtete an dieser Stelle ein Grab, das 905 zum Mausoleum und 919 schließlich zum Schrein ausgebaut wurde.
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Begräbnis des Michizane
Ein Ochs entscheidet die Stelle, wo Michizane begraben werden soll.
Kamakura-Zeit, 15. Jh. Metropolitan Museum of Art.

Der Schrein in Dazaifu (Kyūshū) ist somit der eigentliche Ahnen·schrein des Michizane, ohne das schlechte Gewissen der Höflinge in Kyōto und den daraus re·sul·tie·ren·den Kitano Schrein wäre er aber wohl nicht zu landes·weiter Bedeutung auf·ge·stie·gen.

Michizanes Pflaumenblüten

Michizanes Schmerz über den er·zwun·genen Abschied von der Haupt·stadt ist der Nach·welt in einem berühmten Gedicht er·hal·ten geblieben, das er an die Pflaumen·blüten in seinem Garten richtete:

Wenn der Ostwind weht, gebt ihm euren Duft mit, ihr Pflaumen·blüten
Auch wenn der Haus·herr fort ist, vergesst nicht auf den Frühling

kochi fukaba/ nioi okoseyo/ ume no hana 東風吹かば にほひおこせよ 梅の花
aruji nashi tote/ haru na wasure zo 主なしとて 春な忘れそ

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Einer der Pflaumenbäume im heutigen Dazaifu Tenman-gū Schrein, soll dem Haus·herren tatsächlich nach Kyūshū nach·geflogen sein. In allen großen Tenman/Tenjin Schreinen sind heute Pflaumen·bäume (Ume) zu finden, die etwas früher blühen als die berühmten Sakura. Die einfache, fünf·blättrige Grund·struktur der Blüte ziert auch das Pflaumen-Emblem, das von vielen Tenjin Schreinen als eine Art Logo verwendet wird.

Siehe auch: Gespenster und Totengeister

Religion in JapanBauten
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„Gottheit und Schreine des Tenjin-Glaubens.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001