Alltag/Pilgerschaft/Shikoku: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Pilgerroute führt rund um die gesamte Insel. Der Fußweg beträgt je nach gewählter Route zwischen 1100 und 1400km und kann bei guter Kon·di·tion in etwa 40 bis 50 Tagen be·wäl·tigt werden. Üb·lich·er·weise be·ginnt man mit Tempel 1 und um·rundet die Insel im Uhr·zeiger·sinn bis Tempel 88. Anfang und Ende befinden sich in unmittelbarer Nähe der Naruto-Meerenge, dem natürlichen Zugangsweg von Shikoku, der über die Insel Awaji führt. Die Tempel sind einzeln num·meriert und  ver·schie·denen {{skt:buddha|Buddhas}} geweiht, gehören aber fast alle dem Shingon Bud·dhis·mus an. Sie ballen sich in fruchtbaren Tälern zu Gruppen zusammen und sind dazwischen oft spärlich gesät, insgesamt fallen aber in etwa gleich viele auf die vier Provinzen,<!--
 
Die Pilgerroute führt rund um die gesamte Insel. Der Fußweg beträgt je nach gewählter Route zwischen 1100 und 1400km und kann bei guter Kon·di·tion in etwa 40 bis 50 Tagen be·wäl·tigt werden. Üb·lich·er·weise be·ginnt man mit Tempel 1 und um·rundet die Insel im Uhr·zeiger·sinn bis Tempel 88. Anfang und Ende befinden sich in unmittelbarer Nähe der Naruto-Meerenge, dem natürlichen Zugangsweg von Shikoku, der über die Insel Awaji führt. Die Tempel sind einzeln num·meriert und  ver·schie·denen {{skt:buddha|Buddhas}} geweiht, gehören aber fast alle dem Shingon Bud·dhis·mus an. Sie ballen sich in fruchtbaren Tälern zu Gruppen zusammen und sind dazwischen oft spärlich gesät, insgesamt fallen aber in etwa gleich viele auf die vier Provinzen,<!--
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* Awa, heute Tokushima-ken, 1–23
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* Awa, heute Tokushima-ken, Tempel 1–23
 
* Tosa, heute Kōchi-ken, 24–39
 
* Tosa, heute Kōchi-ken, 24–39
 
* Iyo, heute Ehime-ken, 40–65
 
* Iyo, heute Ehime-ken, 40–65
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Die alten Provinznamen spielen in Shikoku immer noch eine wichtige Rolle.
 
Die alten Provinznamen spielen in Shikoku immer noch eine wichtige Rolle.
 
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den Shikoku (wtl. Vier-Land) seinen Namen verdankt.   
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Pilger ({{glossar:henro}} oder ''o-henro-san'') werden in Shikoku sehr freund·lich auf·ge·nommen. Der Brauch verlangt es, dass man ihnen kleine Ge·schen·ke ({{glossar:osettai}}) — z.B. Essen, aber auch Geld —  gibt, um auf diese Weise ein bisschen an ihrem frommen Werk zu partizi·pieren. Theo·re·tisch ist es daher mög·lich, auch gänzlich ohne eigene Mittel eine Pilger·schaft in Shikoku zu bestreiten. Tat·säch·lich profitiert aber die lokale Tourismus·branche nicht un·er·heblich von den Pilgern.
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== ''Osame-fuda'' und ''go-shuin'' ==
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Wie auch auf anderen Pilgerrouten führen die meisten Pilger in Shikoku eine Art Log·buch mit sich, in das sie sich von jedem be·such·ten Tempel einen Stempel ({{glossar:shuin}}) und eine Kalligraphie ein·tra·gen lassen. Die Kalli·graphien enthalten meist den Tempel·namen und ein Sanskrit·zeichen ({{glossar:shuji}}), das den Haupt·buddha ({{glossar:honzon}}) des be·tref·fenden Tempels sym·bolisiert. Diese Bestätigungen belegen den Besuch des Tempels und sind als Nachweis der erbrachten Übung ({{g|shuugyou}}) extrem wichtig.
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Um den Besuch eines Tempels zu bestätigen, spielen die sog. {{glossar:osamefuda|''osame-fuda''}} eine große Rolle. Das sind Pa·pier·streifen, die mit einem Bild Kūkais und dem Spruch: „Ehre der Pilger·schaft zu den 88 heiligen Orten“ bedruckt sind. Die Pilger kaufen sie in Blöcken, schreiben auf die Rück·seite ihren eigenen Namen und opfern diese Zettel an jedem Tempel, den sie besuchen. Unter·schied·liche Farben re·präsen·tieren den „Rang“ eines Pilgers, abhängig davon, wie oft er die Route bereits absolviert hat. ''Osame-fuda'' sind also „Visiten·karten“ im wörtlichen Sinn und bedeuten nichts anderes als: „I was here.“  
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Umgekehrt  spielen auch die sog. {{glossar:osamefuda|''osame-fuda''}} eine große Rolle. Das sind Pa·pier·streifen, die mit einem Bild Kūkais und dem Spruch: „Ehre der Pilger·schaft zu den 88 heiligen Orten“ bedruckt sind. Die Pilger kaufen sie in Blöcken, schreiben auf die Rück·seite ihren eigenen Namen und opfern diese Zettel an jedem Tempel, den sie besuchen. Unter·schied·liche Farben re·präsen·tieren den „Rang“ eines Pilgers, abhängig davon, wie oft er die Route bereits absolviert hat. ''Osame-fuda'' sind also „Visiten·karten“ im wörtlichen Sinn und bedeuten nichts anderes als: „I was here.“  
  
 
Auf vielen Pilger·routen ist es sogar üblich, dass Pilger ''osame-fuda'' mit ihrem eigenen Namen  mit·führen und diese an den be·such·ten Tempeln oder Schreinen aufkleben. Be·lieb·te Pilgerstätten sind daher oft über und über mit ''osame-fuda'' überzogen. Gegen diese Art von Graffiti be·ste·hen keiner·lei Vorbehalte in Japan. Aller·dings sind solche „Visiten·karten“ stets nach einem fest·ge·legten Muster gestaltet.  
 
Auf vielen Pilger·routen ist es sogar üblich, dass Pilger ''osame-fuda'' mit ihrem eigenen Namen  mit·führen und diese an den be·such·ten Tempeln oder Schreinen aufkleben. Be·lieb·te Pilgerstätten sind daher oft über und über mit ''osame-fuda'' überzogen. Gegen diese Art von Graffiti be·ste·hen keiner·lei Vorbehalte in Japan. Aller·dings sind solche „Visiten·karten“ stets nach einem fest·ge·legten Muster gestaltet.  
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In Shikoku führen die meisten Pilger außerdem eine Art Log·buch mit sich, in das sie sich von jedem be·such·ten Tempel einen Stempel ({{glossar:shuin}}) und eine Kalligraphie ein·tra·gen lassen. Die Kalli·graphien enthalten meist den Tempel·namen und ein Sanskrit·zeichen ({{glossar:shuji}}), das den Haupt·buddha ({{glossar:honzon}}) des be·tref·fenden Tempels sym·bolisiert.
 
 
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| Eintrag ins Pilgerlogbuch<br/>Bilder: D. Weiss
 
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Pilger ({{glossar:henro}} oder ''o-henro-san'') werden in Shikoku sehr freund·lich auf·ge·nommen. Der Brauch verlangt es, dass man ihnen kleine Ge·schen·ke ({{glossar:osettai}}) — z.B. Essen, aber auch Geld —  gibt, um auf diese Weise ein bisschen an ihrem frommen Werk zu partizi·pieren. Theo·re·tisch ist es daher mög·lich, auch gänzlich ohne eigene Mittel eine Pilger·schaft in Shikoku zu bestreiten. Tat·säch·lich profitiert aber die lokale Tourismus·branche nicht un·er·heblich von den Pilgern.
 
  
 
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== Ausländische Pilger ==
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Auch Ausländer beteiligen sich manchmal an der Wallfahrt in Shikoku, um in die Geheimnisse des japanischen Bud·dhis·mus einzudringen. Einer von ihnen, der Amerikaner Don Weiss, hat seine Er·fah·run·gen auf dem Shikoku Pilgerweg in seinem Buch ''Echoes of Incense'' ver·öffent·licht, das auch über das Internet zugänglich ist. 2006 brachte der Schweizer Ethnologe Tommi Mendel eine sehr sensible filmische Dokumentation heraus, die vor allem nach den Motiven jüngerer Shikoku Pilger fragt. Nach den über 60-jährigen bilden sie die zweit·größte Alters·kohorte, die sich auf den aufwendigen Fuß·marsch einlässt. Schließlich hat sich auch der Deutsche Gerald Koll zu einem „filmischen Selbstversuch“ mit einer Kamera im Gepäck auf den Weg der 88 Tempel begeben. Sein Do·ku·men·tar·film versteht sich als hin·ter·grün·di·ger Kom·men·tar zur Erfahrung des Pilgerns im All·ge·mei·nen, verrät aber auch viel über Japan aus einer unvoreingenommenen, nicht-japanologischen Perspektive.
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Auch Ausländer beteiligen sich manchmal an solchen Un·ter·neh·mun·gen, um in die Geheimnisse des japanischen Bud·dhis·mus einzudringen. Einer von ihnen, der Amerikaner Don Weiss, hat seine Er·fah·run·gen auf dem Shikoku Pilgerweg in seinem Buch ''Echoes of Incense'' ver·öffent·licht, das auch über das Internet zugänglich ist. 2006 brachte der Schweizer Ethnologe Tommi Mendel eine sehr sensible filmische Dokumentation heraus, die vor allem nach den Motiven jüngerer Shikoku Pilger fragt. Nach den über 60-jährigen bilden sie die zweit·größte Alters·kohorte, die sich auf den aufwendigen Fuß·marsch einlässt. Schließlich hat sich auch der Deutsche Gerald Koll zu einem „filmischen Selbstversuch“ mit einer Kamera im Gepäck auf den Weg der 88 Tempel begeben. Sein Do·ku·men·tar·film versteht sich als hin·ter·grün·di·ger Kom·men·tar zur Erfahrung des Pilgerns im All·ge·mei·nen, verrät aber auch viel über Japan aus einer unvoreingenommenen, nicht-japanologischen Perspektive.
 
 
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* [http://echoes.bluemandala.com/  ''Echoes of Incense, A Pilgrimage in Japan''], Don Weiss (en.)<br/>Erfahrungsbericht eines amerikanischen Pilgers aus dem Jahr 1993.
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* ''[http://www.tigertoda.ch/ARUKIHENRO.html Aruki henro]'', Tommi Mendel (en.)<br/> Website des gleichnamigen Dokumentarfilms, 2006.
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*''[http://www.88-pilgern-auf-japanisch.de/ 88 — Pilgern auf Japanisch]'' Gerald Koll<br/> Website des gleichnamigen Dokumentarfilms, 2008.
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* [http://www.shikokuhenrotrail.com/index.html Pilgrimage to the 88 Sacred Places of Shikoku], David Turkington (en.)<br/>Dokumentation und ausführliche Hintergrundinformationen.
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* [http://www.kms.ac.jp/%7Ehsc/henro/henro.htm  ''Shikoku Henro Shashinshū''] (jap.)<br/> Photodokumentation der Pilgerstätten von Shikoku.
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| update= Jan. 2011
 
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Version vom 10. August 2015, 00:01 Uhr

Pilgerweg Shikoku

Shikoku ist die Geburts·insel von

Kōbō Daishi 弘法大師 (jap.)

Ehrentitel von Kūkai

Der Begriff „Kōbō Daishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Henro.jpg
  • Butsudan.gif
  • Kuukai2.jpg
Kūkai 空海 (jap.)

774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi

Der Begriff „Kūkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Koya6.jpg
  • Koya1896.jpg
  • Gosanze myoo toji.jpg
  • Chigo daishi.jpg
  • Kuukai2.jpg
  • Gosonzomandara.jpg
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  • Tenguzoshi koyasan okunoin.jpg
  • Amoghavajra.jpg
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  • Kukai nitto.jpg
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  • Kukai koya myojin.jpg
  • Kukai2.jpg
  • Zennyo ryuo.jpg
  • Monks koya wada.jpg
  • Sanmendaikoku eishinji.jpg
  • Koya karte.jpg
(774–835), des viel·leicht popu·lärsten Mönchs der japani·schen Religions·ge·schichte. Kūkai grün·dete den Shingon [Shingon-shū  (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan] Bud·dhis·mus, der be·son·ders in Shikoku auch heute noch sehr stark ver·treten ist. Daher ent·stand in Shikoku eine Pil·ger·rou·te von 88 Tempeln (Shikoku hachijū hakkasho [Shikoku hachijū hakkasho  (jap.) 四国八十八箇所 Die 88 Pilgerstätten von Shikoku.]), die zu Ehren Kūkais unter·nom·men wird und die den in Europa immer beliebter wer·den·den Ja·kobs·weg zumindest ebenbürtig ist.
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Die Pilgerroute führt rund um die gesamte Insel. Der Fußweg beträgt je nach gewählter Route zwischen 1100 und 1400km und kann bei guter Kon·di·tion in etwa 40 bis 50 Tagen be·wäl·tigt werden. Üb·lich·er·weise be·ginnt man mit Tempel 1 und um·rundet die Insel im Uhr·zeiger·sinn bis Tempel 88. Anfang und Ende befinden sich in unmittelbarer Nähe der Naruto-Meerenge, dem natürlichen Zugangsweg von Shikoku, der über die Insel Awaji führt. Die Tempel sind einzeln num·meriert und ver·schie·denen

Buddha बुद्ध (skt., m.)

„Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)

Buddha

Der Begriff „Buddha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Nehanzu.jpg
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  • Buddha predigt ingakyo.jpg
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  • Asket ingakyo.jpg
  • Ausfahrt ingakyo.jpg
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  • Buddha geburt dunhuang.jpg
  • Leshan.jpg
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  • Birth buddha gandhara.jpg
  • Daihannyakyo.jpg
  • Devadatta hokusai.jpg
  • Borobudur verfuehrung.jpg
  • Parinirvana gandhara.jpg
geweiht, gehören aber fast alle dem Shingon Bud·dhis·mus an. Sie ballen sich in fruchtbaren Tälern zu Gruppen zusammen und sind dazwischen oft spärlich gesät, insgesamt fallen aber in etwa gleich viele auf die vier Provinzen,1

den Shikoku [Shikoku (jap.) 四国 kleinste der vier jap. Hauptinseln; wtl. Vier-Land, da es seit dem Altertum aus vier Provinzen besteht] (wtl. Vier-Land) seinen Namen verdankt.

Pilger (

henro 遍路 (jap.)

Pilger; Pilgerschaft

Der Begriff „henro“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Henro mendel.jpg
  • Kakumei gyoja ontake.jpg
  • Pilger koya wada.jpg

oder o-henro-san) werden in Shikoku sehr freund·lich auf·ge·nommen. Der Brauch verlangt es, dass man ihnen kleine Ge·schen·ke (

o-settai お接待 (jap.)

Almosen für Pilger (henro)

Gegenstand

Der Begriff „o-settai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) — z.B. Essen, aber auch Geld — gibt, um auf diese Weise ein bisschen an ihrem frommen Werk zu partizi·pieren. Theo·re·tisch ist es daher mög·lich, auch gänzlich ohne eigene Mittel eine Pilger·schaft in Shikoku zu bestreiten. Tat·säch·lich profitiert aber die lokale Tourismus·branche nicht un·er·heblich von den Pilgern.

Osame-fuda und go-shuin

Wie auch auf anderen Pilgerrouten führen die meisten Pilger in Shikoku eine Art Log·buch mit sich, in das sie sich von jedem be·such·ten Tempel einen Stempel (

shuin 朱印 (jap.)

wtl. „roter (=offizieller) Stempel“; auch für rel. Zwecke, z.B. Stempel ins Pilgerlogbuch verwendet

Gegenstand

Der Begriff „shuin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) und eine Kalligraphie ein·tra·gen lassen. Die Kalli·graphien enthalten meist den Tempel·namen und ein Sanskrit·zeichen (

shuji 種子 (jap.)

Symbolische Sanskrit-Zeichen in siddham-Schrift; wtl. Samen (Skt. bija); auch bonji 梵字, „indische Zeichen“; v.a. in rituellen Texten des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Gebrauch

Text

Der Begriff „shuji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Taizokai shuji.jpg

), das den Haupt·buddha (

honzon 本尊 (jap.)

Hauptheiligtum eines Tempels

Tempel, Gegenstand

Der Begriff „honzon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Shakasanzon horyuji.jpg

) des be·tref·fenden Tempels sym·bolisiert. Diese Bestätigungen belegen den Besuch des Tempels und sind als Nachweis der erbrachten Übung (shūgyō [shūgyō (jap.) 修業 Übung, Ausbildung; im rel. Kontext meist verbunden mit körperlichem Einsatz und/oder Askese]) extrem wichtig.

Sabadaishicallig.jpg  Shuin shikoku tempel4.gif
Eintrag ins Pilgerlogbuch
Bilder: D. Weiss
Osamefuda.gif

Umgekehrt spielen auch die sog.

osame-fuda, nōsatsu 納札 (jap.)

„Visitenkarte“ eines Pilgers, Votivzettel

Gegenstand

Der Begriff „osame-fuda, nōsatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Henro.jpg
  • Osamefuda.gif
  • Ameyadori.jpg
eine große Rolle. Das sind Pa·pier·streifen, die mit einem Bild Kūkais und dem Spruch: „Ehre der Pilger·schaft zu den 88 heiligen Orten“ bedruckt sind. Die Pilger kaufen sie in Blöcken, schreiben auf die Rück·seite ihren eigenen Namen und opfern diese Zettel an jedem Tempel, den sie besuchen. Unter·schied·liche Farben re·präsen·tieren den „Rang“ eines Pilgers, abhängig davon, wie oft er die Route bereits absolviert hat. Osame-fuda sind also „Visiten·karten“ im wörtlichen Sinn und bedeuten nichts anderes als: „I was here.“ 

Auf vielen Pilger·routen ist es sogar üblich, dass Pilger osame-fuda mit ihrem eigenen Namen mit·führen und diese an den be·such·ten Tempeln oder Schreinen aufkleben. Be·lieb·te Pilgerstätten sind daher oft über und über mit osame-fuda überzogen. Gegen diese Art von Graffiti be·ste·hen keiner·lei Vorbehalte in Japan. Aller·dings sind solche „Visiten·karten“ stets nach einem fest·ge·legten Muster gestaltet.

Ameyadori.jpg
1 Eine Gruppe Pilger hat unter einem Tempeldach Schutz vor dem Regen ge·fun·den. Ein Pilger nützt die Ge·le·gen·heit, um seinen Na·mens·zug an·zu·brin·gen.
In Suhara, einem Ort an der Inlandsroute zwischen Edo und Kyōto (dem Kisokaidō), werden Reisende von einem plötzlichen Sommergewitter überrascht. Unter dem Dach eines kleinen Tempels hat auch eine Gruppe Pilger Unterschlupf gefunden. Ein Pilger nützt die Gelegenheit, um eine Botschaft an einen Pfosten zu pinseln — wahrscheinlich seinen Namen, ähnlich wie es heutige Pilger mit Hilfe einer „Visitenkarte“ (osame-fuda, nōsatsu) tun. Die Figur mit dem korbartigen Hut ist ein komusō, ein flötenspielender Bettelmönch, und gehört nicht zur Pilgergruppe. Zwei Bauern kommen herbeigelaufen, während im Hintergrund ein Reiter und sein Diener ihre Reise trotz des Regens fortsetzen. Das Motiv der vom Regen überraschten Reisenden findet sich häufig in den Motiven der ukiyo-e-Künstler. Für dieses Bild Hiroshiges gibt es ein unmittelbares Vorbild in der Bildersammlung Itchō gafū von Suzuki Rinshō (1732-1803), wo ebenfalls ein Pilger mit Reiseschreibgerät dargestellt ist.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. The British Museum.

Ausländische Pilger

Auch Ausländer beteiligen sich manchmal an der Wallfahrt in Shikoku, um in die Geheimnisse des japanischen Bud·dhis·mus einzudringen. Einer von ihnen, der Amerikaner Don Weiss, hat seine Er·fah·run·gen auf dem Shikoku Pilgerweg in seinem Buch Echoes of Incense ver·öffent·licht, das auch über das Internet zugänglich ist. 2006 brachte der Schweizer Ethnologe Tommi Mendel eine sehr sensible filmische Dokumentation heraus, die vor allem nach den Motiven jüngerer Shikoku Pilger fragt. Nach den über 60-jährigen bilden sie die zweit·größte Alters·kohorte, die sich auf den aufwendigen Fuß·marsch einlässt. Schließlich hat sich auch der Deutsche Gerald Koll zu einem „filmischen Selbstversuch“ mit einer Kamera im Gepäck auf den Weg der 88 Tempel begeben. Sein Do·ku·men·tar·film versteht sich als hin·ter·grün·di·ger Kom·men·tar zur Erfahrung des Pilgerns im All·ge·mei·nen, verrät aber auch viel über Japan aus einer unvoreingenommenen, nicht-japanologischen Perspektive.

Henroishi2.jpg Henroishito11.jpg
Traditionelle Wegweiser
Bilder: Don Weiss

Verweise

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jan. 2011

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Ameyadori.jpg
    In Suhara, einem Ort an der Inlandsroute zwischen Edo und Kyōto (dem Kisokaidō), werden Reisende von einem plötzlichen Sommergewitter überrascht. Unter dem Dach eines kleinen Tempels hat auch eine Gruppe Pilger Unterschlupf gefunden. Ein Pilger nützt die Gelegenheit, um eine Botschaft an einen Pfosten zu pinseln — wahrscheinlich seinen Namen, ähnlich wie es heutige Pilger mit Hilfe einer „Visitenkarte“ (osame-fuda, nōsatsu) tun. Die Figur mit dem korbartigen Hut ist ein komusō, ein flötenspielender Bettelmönch, und gehört nicht zur Pilgergruppe. Zwei Bauern kommen herbeigelaufen, während im Hintergrund ein Reiter und sein Diener ihre Reise trotz des Regens fortsetzen.

    Das Motiv der vom Regen überraschten Reisenden findet sich häufig in den Motiven der ukiyo-e-Künstler. Für dieses Bild Hiroshiges gibt es ein unmittelbares Vorbild in der Bildersammlung Itchō gafū von Suzuki Rinshō (1732-1803), wo ebenfalls ein Pilger mit Reiseschreibgerät dargestellt ist.
    Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. The British Museum.


Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • henro 遍路 ^ Pilger; Pilgerschaft
  • honzon 本尊 ^ Hauptheiligtum eines Tempels
  • Koll, Gerald (west.) ^ 1966–; deutscher Kulturjournalist, Autor und Regisseur
  • Kōbō Daishi 弘法大師 ^ Ehrentitel von Kūkai
  • Kūkai 空海 ^ 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi
  • Mendel, Tommi (west.) ^ 1970–; Schweizer Ethnologe und Religionswissenschaftler
  • osame-fuda, nōsatsu 納札 ^ „Visitenkarte“ eines Pilgers, Votivzettel
  • o-settai お接待 ^ Almosen für Pilger (henro)
  • Shikoku 四国 ^ kleinste der vier jap. Hauptinseln; wtl. Vier-Land, da es seit dem Altertum aus vier Provinzen besteht
  • Shikoku hachijū hakkasho 四国八十八箇所 ^ Die 88 Pilgerstätten von Shikoku.
  • Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
  • shuin 朱印 ^ wtl. „roter (=offizieller) Stempel“; auch für rel. Zwecke, z.B. Stempel ins Pilgerlogbuch verwendet
  • shuji 種子 ^ Symbolische Sanskrit-Zeichen in siddham-Schrift; wtl. Samen (Skt. bija); auch bonji 梵字, „indische Zeichen“; v.a. in rituellen Texten des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Gebrauch
  • shūgyō 修業 ^ Übung, Ausbildung; im rel. Kontext meist verbunden mit körperlichem Einsatz und/oder Askese
  • Weiss, Don (west.) ^ amerikanischer Autor, beschrieb seine Erfahrungen auf dem Shikoku Pilgerweg in seinem Buch Echoes of Incense

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  1. Die alten Provinzen hatten dieselben Grenzen wie die heutigen Präfekturen:
    • Awa, heute Tokushima-ken, Tempel 1–23
    • Tosa, heute Kōchi-ken, 24–39
    • Iyo, heute Ehime-ken, 40–65
    • Sanuki, heute Kagawa-ken, 66–88
    Die alten Provinznamen spielen in Shikoku immer noch eine wichtige Rolle.