Alltag/Opfergaben/Ema: Unterschied zwischen den Versionen

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Art und Inhalt der Beschriftung von ''ema'' variieren ebenso stark wie die Motive, mit denen sie geschmückt sind. Laut dem englischen Religions·anthropo·logen Ian Reader wird heute ein über·pro·por·tio·nal hoher Anteil von ''ema'' von Jungend·lichen und ins·besondere von Mädchen verfasst. Die häufigsten Wünsche beziehen sich auf schulischen Erfolg (Aufnahms·prüfungen), aber auch Themen wie Liebe und Heirat sind oft zu finden. Ältere Menschen thematisieren Ge·sund·heit und Geld·nöte. Auffallend ist laut Reader, dass tiefer gehende religiöse Themen, etwa genereller Dank oder Lob an die Gottheiten völlig fehlen. Die japanische Redens·art „in schweren Zeiten wendet man sich den Göttern zu“ ({{glossar:kurushiitoki}}), trifft also ganz besonders auf die Praxis der ''ema''-Beschriftung zu. In vielen Fällen ist aber auch der „fun-Faktor“ der modernen ''ema'' nicht zu übersehen.
 
Art und Inhalt der Beschriftung von ''ema'' variieren ebenso stark wie die Motive, mit denen sie geschmückt sind. Laut dem englischen Religions·anthropo·logen Ian Reader wird heute ein über·pro·por·tio·nal hoher Anteil von ''ema'' von Jungend·lichen und ins·besondere von Mädchen verfasst. Die häufigsten Wünsche beziehen sich auf schulischen Erfolg (Aufnahms·prüfungen), aber auch Themen wie Liebe und Heirat sind oft zu finden. Ältere Menschen thematisieren Ge·sund·heit und Geld·nöte. Auffallend ist laut Reader, dass tiefer gehende religiöse Themen, etwa genereller Dank oder Lob an die Gottheiten völlig fehlen. Die japanische Redens·art „in schweren Zeiten wendet man sich den Göttern zu“ ({{glossar:kurushiitoki}}), trifft also ganz besonders auf die Praxis der ''ema''-Beschriftung zu. In vielen Fällen ist aber auch der „fun-Faktor“ der modernen ''ema'' nicht zu übersehen.
  
Die unbeschwert-legere Handhabung der ''ema'' ist offenbar ein verhältnis·mäßig junges Phänomen. So erschien in den 30er Jahren des zwanzigsten Jahr·hunderts ein Artikel des Shinto-Spezialisten Daniel Holtom über die ''ema'' des Hōzan-ji in Ikoma, einem Tempel zwischen Kyoto und Nara, der der ur·sprüng·lich indischen Gott·heit Shōten (aka. Kankiten) geweiht ist. Die meisten Täfelchen enthielten mit großem Ernst verfasste Gelübde von Männern, für eine bestimmte Zeit, ggf. auch für immer, ihren Ehe·frauen treu zu sein. Auch ein paar wenige entsprechende Gelübde von Frauen sind dabei. Schließlich gibt es Gelübde, das Rauchen oder andere sinnliche Genüsse aufzugeben. In einer neueren Studie zu diesem Thema zeigt Ian Reader, dass die Abfassung von Gelübden eine ansonsten eher untypische Art der ''ema''-Beschriftung ist, im Hōzan-ji aber auch fünfzig Jahr später, in den 80er Jahren des zwanzigsten Jahr·hunderts noch vor·herrschte. Allerdings nimmt das Thema eheliche Treue nur mehr einen geringen Prozent·satz der Gelübde ein.
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Die unbeschwert-legere Handhabung der ''ema'' ist offenbar ein verhältnis·mäßig junges Phänomen. So erschien in den 30er Jahren des zwanzigsten Jahr·hunderts ein Artikel des Shinto-Spezialisten Daniel Holtom über die ''ema'' des Hōzan-ji in Ikoma, einem Tempel zwischen Kyoto und Nara, der der ur·sprüng·lich indischen Gott·heit Shōten (aka. Kankiten) geweiht ist. Die meisten Täfelchen enthielten mit großem Ernst verfasste Gelübde von Männern, für eine bestimmte Zeit, ggf. auch für immer, ihren Ehe·frauen treu zu sein. Auch ein paar wenige entsprechende Gelübde von Frauen sind dabei. Schließlich gibt es Gelübde, das Rauchen oder andere sinnliche Genüsse aufzugeben. In einer neueren Studie zu diesem Thema zeigt Ian Reader, dass die Abfassung von Gelübden eine ansonsten eher untypische Art der ''ema''-Beschriftung ist, im Hōzan-ji aber auch fünfzig Jahre später, in den 80er Jahren des zwanzigsten Jahr·hunderts noch vor·herrschte. Allerdings nimmt das Thema eheliche Treue nur mehr einen geringen Prozent·satz der Gelübde ein.
 
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Version vom 21. September 2010, 16:22 Uhr

Vorlage:Styles

Ema - Ansichtskarten für die Götter

Vorlage:Galerie2

ema 絵馬 (jap.)

Votivbild; wtl. Bild-Pferd

Bild

Der Begriff „ema“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Ema pferd.jpg
  • 3affen chichibu.jpg
  • Ema kasuga mcmorrow04.jpg
  • Ema inari2.jpg
  • Bishamon ema.jpg
  • Ema kiyomizu.jpg
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  • Ema 1712.jpg
  • Ema tengu.jpg
  • Ema kano sanraku1614.jpg
  • Hamaya tokyobling.jpg
  • Ema ekin 1846.jpg
  • Edison ema.jpg
  • Ema washinomiya.jpg
  • Ema kanamara.jpg
  • Ema kagurazaka.jpg
  • Ema inari.jpg
  • Enoshima ema.jpg
  • Ema meijijingu.jpg
  • Shinshoji gakudo.jpg
  • Ema hachimangu.jpg
  • Ema mitsumine.jpg
  • Ema muttermilch2.jpg
  • Ema yushimaseido.jpg
  • Milk-ema.jpg
  • Luckycharms.jpg
  • Ema goojinja.jpg

, auf denen die Gläubigen allerhand Wünsche auf·zeichnen können, werden in den meisten bud·dhis·tischen Tempeln und shintoistischen Schreinen verkauft. Zumeist gibt es vor Ort auch ein Gestell, um die beschrifteten ema auf·zu·hängen. Einige Tempel und Schreine besitzen noch die tra·di·tio·nellen Hallen für große, oft sehr präch·tigen Votiv·bilder, eine Praxis, die offenbar in der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Oda Nobunaga.jpg
  • Morokoshi kinmozui hahn.jpg
  • Morokoshi kinmozui affe.jpg
  • Morokoshi kinmozui hase.jpg
  • Morokoshi kinmozui pferd.jpg
  • Tokugawa koyasan.jpg
  • Junigu butsuzozui.jpg
  • Morokoshi kinmozui ziege.jpg
  • Dainihonshi.jpg
  • Emaden3.jpg
  • Morokoshi kinmozui ratte.jpg
  • Gangoji engi 2.jpg
  • Geisha-daruma.jpg
  • Drachen hakozaki engi.jpg
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  • Namazu ken.jpg
  • Morokoshi kinmozui hund.jpg
  • Deshima 1790.jpg
  • Morokoshi kinmozui drache.jpg
  • Morokoshi kinmozui schlange.jpg
  • Asakusa nakamise.jpg
  • Asakusa jinja2.jpg
  • Kaika no daruma.jpg
  • Onna daruma.jpg
  • Morokoshi kinmozui tiger.jpg
  • Morokoshi kinmozui ochse.jpg
  • Daruma togetsu.jpg
  • Wagojin hokusai.jpg
  • Koi hiroshige.jpg
  • Nikko karamon.jpg
  • Kitsune ojiinari hiroshige.jpg
  • Mito komon.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

-Zeit weit verbreitet war. Ob große Bilder oder kleine Täfelchen — stets waren ema mit konkreten Wünschen seitens der Gläubigen verbunden. Der etwas rätselhafte Begriff ema („Pferde·bild“) leitet sich wahrscheinlich von der alten Praxis her, Götter mit Pferden und später mit Bildern von Pferden zu beschenken. Nach Auf·fassung einiger Volkskundler spiegelt sich darin aber auch die Vor·stel·lung wider, das Pferd als Trans·port·tier par excellence möge die ent·sprech·enden Wünsche verlässlich der Gottheit überbringen.

Wunschmotive

Art und Inhalt der Beschriftung von ema variieren ebenso stark wie die Motive, mit denen sie geschmückt sind. Laut dem englischen Religions·anthropo·logen Ian Reader wird heute ein über·pro·por·tio·nal hoher Anteil von ema von Jungend·lichen und ins·besondere von Mädchen verfasst. Die häufigsten Wünsche beziehen sich auf schulischen Erfolg (Aufnahms·prüfungen), aber auch Themen wie Liebe und Heirat sind oft zu finden. Ältere Menschen thematisieren Ge·sund·heit und Geld·nöte. Auffallend ist laut Reader, dass tiefer gehende religiöse Themen, etwa genereller Dank oder Lob an die Gottheiten völlig fehlen. Die japanische Redens·art „in schweren Zeiten wendet man sich den Göttern zu“ (

kurushii toki no kamidanomi 苦しい時の神頼み (jap.)

„sich in Zeiten der Not an die Götter wenden“; jap. Redensart

Konzept

Der Begriff „kurushii toki no kamidanomi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), trifft also ganz besonders auf die Praxis der ema-Beschriftung zu. In vielen Fällen ist aber auch der „fun-Faktor“ der modernen ema nicht zu übersehen.

Die unbeschwert-legere Handhabung der ema ist offenbar ein verhältnis·mäßig junges Phänomen. So erschien in den 30er Jahren des zwanzigsten Jahr·hunderts ein Artikel des Shinto-Spezialisten Daniel Holtom über die ema des Hōzan-ji in Ikoma, einem Tempel zwischen Kyoto und Nara, der der ur·sprüng·lich indischen Gott·heit Shōten (aka. Kankiten) geweiht ist. Die meisten Täfelchen enthielten mit großem Ernst verfasste Gelübde von Männern, für eine bestimmte Zeit, ggf. auch für immer, ihren Ehe·frauen treu zu sein. Auch ein paar wenige entsprechende Gelübde von Frauen sind dabei. Schließlich gibt es Gelübde, das Rauchen oder andere sinnliche Genüsse aufzugeben. In einer neueren Studie zu diesem Thema zeigt Ian Reader, dass die Abfassung von Gelübden eine ansonsten eher untypische Art der ema-Beschriftung ist, im Hōzan-ji aber auch fünfzig Jahre später, in den 80er Jahren des zwanzigsten Jahr·hunderts noch vor·herrschte. Allerdings nimmt das Thema eheliche Treue nur mehr einen geringen Prozent·satz der Gelübde ein.