Kannon Bosatsu der „Bodhisattva des Mitgefühls“

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Kannon 観音 (jap.)

auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt

Buddha

Der Begriff „Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(skt.

Avalokiteśvara अवलोकितेश्वर (skt., m.)

„Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)

Buddha

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) ist die im gesamten

Mahāyāna महायान (skt., n.)

„Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)

Schulrichtung

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Buddhismus be·kannteste

Bodhisattva बोधिसत्त्व (skt., m.)

„Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)

Buddha

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Figur. Bodhisattvas (jap.

bosatsu 菩薩 (jap.)

Bodhisattva, buddhistische Heilsgestalt

Buddha

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) sind Mittler·gestalten, ähnlich den christlichen Heiligen, die ganz besonders daran interessiert sind, den Menschen und allen anderen fühlenden Wesen zur Erleuchtung zu verhelfen. In der Ikonographie äußert sich dieses Mitgefühl der Bodhisattvas interessanter·weise nicht nur darin, dass sie viel bewegter ab·ge·bildet werden als die

Buddha बुद्ध (skt., m.)

„Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)

Buddha

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, sie verfügen darüber hinaus auch über diverse über·mensch·liche Attribute, nämlich bis zu tausend Arme, mehrere Köpfe, diverse Gegen·stände und Waffen und allerlei Schmuck — alles Zeichen ihrer über·natür·lichen Fähig·keiten, in den Lauf des Schicksals einzugreifen und die Gläubigen vor der karmischen Vergeltung ihrer schlechten Taten zu retten. Diese Charakteristika äußern sich exemplarisch in der Figur des Kannon Bosatsu.

Kannons Vielgestaltigkeit

Vorlage:Galerie1 Kannon tritt den Gläubigen in verschiedenen Gestalten entgegen, je nach dem, wie es die Situation erfordert. Diese verschiedenen Erscheinungs·formen werden in der Fach·literatur als Manifestationen, Emanationen oder Inkarnationen bezeichnet. Wichtig ist, dass es sich im Kern jeweils um den gleichen Bodhisattva handelt, der bloß dem Auge des Unerleuchteten als vielgestaltig erscheint. Auch andere Bodhisattvas besitzen unter·schied·liche Erscheinungs·formen, von keinem sind allerdings so viele bekannt wie von Kannon. Einige der häufigsten bildlichen Darstellungen sind: Vorlage:Wrapper

Shō Kannon 聖観音 (jap.)

Heilige(r) Kannon

Buddha

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(Heilige(r) Kannon): Einfache Figur, zumeist stehend, mit einer Lotos-Blüte in der Hand. Die Lotos-Blüte ist auch in anderen Mani·festa·tionen ein besonderes Charak·teristi·kum Kannons.
Jūichimen Kannon 十一面観音 (jap.)

„Kannon mit den Elf Gesichtern“; geläufige Erscheinungsform von Kannon Bosatsu

Buddha

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(Kannon mit den Elf Gesichtern): Elf Gesichter als Kopfputz, drei davon mit zorni·gem Gesichts·aus·druck.
Nyoirin Kannon 如意輪観音 (jap.)

Kannon mit Wunscherfüllungs-Perle (nyoi no tama)

Buddha

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(Kannon mit der Wunscherfüllungsperle): Figur mit sechs Armen, meist sitzend, in der „Haltung könig·licher Gelas·senheit“.
Senju Kannon 千手観音 (jap.)

Kannon mit den Tausend Händen; typische Darstellung des Bodhisattva Avalokiteshvara

Buddha

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(Kannon mit den Tausend Händen): Zumeist nicht mit tausend sondern mit 42 Armen dargestellt; manchmal erscheint auf den Hand·flächen jeweils ein Auge.
Suigetsu Kannon 水月観音 (jap.)

Wassermond Kannon; Motiv Kannons an mondbeleuchtetem Meer

Buddha

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oder

Byakue Kannon 白衣観音 (jap.)

Kannon im weißen Gewand

Buddha

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(Kannon beim Betrachten des Mondes): Kannon in weißem Gewand, am Meer sitzend, in Betrachtung der Mond·spiege·lung im Wasser. In China ent·standene Figur, dort meist weiblich.
Batō Kannon 馬頭観音 (jap.)

Kannon mit dem Pferdekopf, eine zornvolle Manifestation Kannons

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(Kannon mit Pferdekopf): Zornvolle Erscheinungsform (s.u.).

Darüber hinaus gibt es noch zahllose andere Kannon Motive, die sich allerdings oft nur gering·fügig von einander unter·scheiden. Die buddhis·tische Ikono·graphie hat diese Erschei·nungs·formen wiede·rum in unter·schied·lichen Reihen zusam·men·gefasst. Dazu zählen:

  • Die Sechs Kannon (
Roku Kannon 六観音 (jap.)

Sechs (Erscheinungsformen von) Kannon, entsprechend den Sechs Wegen

Buddha

Der Begriff „Roku Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

). Sie entsprechen den Sechs Bereichen der Wiedergeburt. Jeweils eine Kannon-Inkarnation ist dafür zuständig, den Wesen in diesen Bereichen zum Austritt aus dem Geburten·kreis·lauf zu verhelfen.

  • Die 33 Kannon (
Sanjūsanshin Kannon 三十三身観音 (jap.)

33 (Erscheinungsformen von) Kannon

Buddha

Der Begriff „Sanjūsanshin Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

). Diese gehen auf das Lotos Sutra zurück, das diesem Bodhisattva ein eigenes Kapitel widmet und darin von seinen 33 Erscheinungs·formen berichtet. Ausgehend von der Zahl 33 entstand bereits in der

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

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Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar

-Zeit eine Kannon-Pilgerroute in den Provinzen rund um Kyoto mit 33 Stationen. Später kam noch eine zweite im Kantō-Gebiet (Raum um das heutige Tokyo) dazu und schließlich komplet·tierte eine dritte Route mit 34 Tempeln die Gesamt·zahl der Kannon-Pilger·stätten auf 100. Auch der Name der berühmten „33-Klafter Halle“ (

Sanjūsangen-dō 三十三間堂 (jap.)

33 Klafter Halle; Kannon-Tempelhalle in Kyōto; offizieller buddhistischer Tempelname: Rengeō-in

Tempel

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Geographische Lage von Sanjūsangen-dō; s.a. Geo-Glossar

) erklärt sich aus den 33 Erscheinungs·formen des Avalokiteshvara im Lotos

sūtra सूत्र (skt., n.)

„Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)

Text

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. Die Sanjūsangen-dō ist das vielleicht beein·druckend·ste Kannon-Gesamt·kunst·werk Japans. In ihr thront eine über·dimensionale Kannon-Statue, umgeben von tausend lebens·großen Tausend·armigen Kannons.

Kannon findet sich öfter als irgend ein anderer Bodhisattva als Haupt·verehrungs·gegen·stand eines japanischen Tempels. So sind etwa der berühmte

Kiyomizu-dera 清水寺 (jap.)

Tempel in Kyōto; der Name des Tempels leitet sich vom wunderwirkenden Wasserfall her (kiyomizu 清水 = „Reines Wasser“)

Tempel

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Kiyomizu-dera; s.a. Geo-Glossar

in Kyoto oder der

Asakusa-dera 浅草寺 (jap.)

Tempel in Tōkyō; offizielle (sino-jap.) Lesung: Sensō-ji

Tempel

Der Begriff „Asakusa-dera“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Asakusa-dera; s.a. Geo-Glossar

Tempel in Tokyo diesem Bodhisattva geweiht. Kannon kann aber auch als Begleiter eines Buddhas auftreten. In der Amida Trias wird

Amida Nyorai 阿弥陀如来 (jap.)

Amida Buddha; skt. Buddha Amitabha

Buddha

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von den Bodhisattvas Kannon und

Seishi Bosatsu 勢至菩薩 (jap.)

Bodhisattva Mahasthamaprapta; Begleiter Amidas

Buddha

Der Begriff „Seishi Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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flankiert. Ein berühmtes frühes Beispiel der Amida Trias befindet sich auf einem Wandfresco im Tempel

Hōryū-ji 法隆寺 (jap.)

Tempel in Ikaruga bei Nara, gegr. 607; wtl. „Tempel des prosperierenden [Buddha]-Gesetzes“

Tempel

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Hōryū-ji; s.a. Geo-Glossar

. Von dort stammt auch das Portrait Kannons (Bild oben rechts). Bei genauer Betrachtung (Bild anklicken) erkennt man, dass in der Krone Kannons wiederum eine Buddhafigur sitzt. Diese stellt Amida, sozusagen als „Chef“ dieses Bodhisattvas, dar.

Mildtätigkeit

Die häufige Verbindung von Kannon und Amida kommt nicht von ungefähr, stellt doch Amida selbst das Urbild eines Bodhisattvas dar. Der Legende des Amida zufolge war er zunächst ein Prinz, der der Welt ent·sagte und ein Bodhisattva wurde. In dieser Gestalt, unter dem Namen

Hōzō Bosatsu 宝蔵菩薩 (jap.)

skt. Dharmākara; Bodhisattva-Namen des Buddha Amida

Buddha

Der Begriff „Hōzō Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(skt.

Dharmakāra धर्मकार (skt., m.)

„Gesetzesmacher“, Bodhisattva-Namen des Amida (jap. Hōzō Bosatsu 宝蔵菩薩)

Buddha

Der Begriff „Dharmakara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), leistete er seine berühmten 48 Schwüre. Der Theorie nach haben auch alle anderen Bodhisattvas diese oder ähnliche Schwüre ge·leistet und durch·laufen dann eine lange Reihe von Übungen, an deren Ende die höchste Stufe der Buddha·schaft steht. Auch der historische Buddha selbst muss wohl das Stadium eines Bodhisattvas absolviert haben. Für die buddhistische Kunst ist das Bodhisattva Stadium eines Buddhas aller·dings nur von geringem Interesse. Bosatsu Figuren wie Kannon scheinen da·gegen auf immer im Bodhisattva Stadium zu ver·harren, Hinweise auf ihre zukünftige Buddha·schaft sind in der Ikonographie nicht zu erkennen.

Im klassischen Sanskrit wird Kannon meist

Avalokiteśvara अवलोकितेश्वर (skt., m.)

„Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)

Buddha

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genannt. Es gibt unterschiedliche Deutungen des Namens, doch geht es in jedem Fall um das „Wahrnehmen“. In Ostasien lautet der volle Name

Kanzeon 観世音 (jap.)

voller Name von Kannon

Buddha

Der Begriff „Kanzeon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, wtl. „Der, der den Klang der Welt erhört“, wobei der Klang als die Anrufung Kannons durch die Gläubigen interpretiert wird. Der Name impliziert somit, dass Kannon derjenige ist, der unmit·telbar auf die Anrufung seines Namens (in Form von mild·tätiger Unter·stützung) reagiert.

Kannon/Avalokiteshvara wird aufgrund dieser besonderen Bereitschaft, sich um „die Welt“ zu kümmern, auch als „Gottheit des Mitleids“ bezeichnet. Die starke Betonung seiner Barm·herzig·keit macht diesen Bodhisattva nicht nur in Japan, sondern auch in allen anderen bud·dhis·tischen Kulturen Asiens zu einer der re·prä·sen·ta·tivsten Gestalten des Buddhismus über·haupt. In Tibet wird etwa der Dalai Lama als Inkarnation des Avalo·kiteshvara an·ge·sehen. In China, wo Kannon als

Guanyin 観音 (chin.)

chin. Namen von Avalokiteśvara; jap. Kannon

Buddha

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bekannt ist, und im Anschluss daran in Korea und Japan zieht er weit mehr Gläubige an als die meisten anderen Buddhas und Bodhisattvas. Dies hat wie bereits erwähnt u.a. damit zu tun, dass bereits das Lotos Sutra, der viel·leicht wichtigste Mahayana  Text über·haupt, diesem Bodhisattva ein ganzes Kapitel (Kap. 25) gewidmet hat, das manch·mal auch als eigenes Sutra (Avalo·kiteshvara Sutra) angesehen wird.

Alles in allem tendiert die Kannon-Verehrung dazu, sich zu verselbständigen und die Buddha-Verehrung in den Hintergrund zu drängen. Kannon verfügt sogar über ein eigenes Paradies, die Insel

Fudaraku 補陀落 (jap.)

paradisische Insel des Kannon (Avalokiteshvara), abgeleitet von skt. Potalaka

Pantheon

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(von skt. Potalaka), die im Süden Indiens gelegen sein soll. Darstellungen des meditierenden Kannon (Nyoirin Kannon oder Suigetsu Kannon) imaginieren den Bodhisattva meist auf dieser Insel der Glückseligkeit und einzelne Episoden aus diversen Sutren berichten von frommen Gläubigen, die Kannon dorthin gefolgt sind. Kannons Popularität scheint somit auf der unausgesprochenen Erwartung zu gründen, dass es über diese Instanz des buddhistischen Pantheons verhältnismäßig einfach sei, dem unerbittlichen Gesetz der karmischen Vergeltung zu entkommen.

Er oder sie?

Im Zusammenhang mit dieser Mildtätigkeit fällt bereits in den frühen chinesischen und japanischen Skulpturen ein besonderer Hang zu androgynen Dar·stel·lungen auf. Darüber hinaus tritt Guanyin/Kannon vor allem in chinesischen Legenden als weibliche Gestalt auf, die auch zum Thema der bildenden Kunst wurden, zum Beispiel die Mond be·trach·tende Kannon, oder die Kannon mit einem Säugling an der Brust (

Koyasu Kannon 子安観音 (jap.)

Kannon als Beschützer der Kinder

Buddha

Der Begriff „Koyasu Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

). Diese ikonographischen Formen sind außerhalb Ost·asiens unbekannt, wie über·haupt die explizite Ver·weib·lichung dieses Bodhisattvas eine chinesische Innovation sein dürfte. Die weibliche Guanyin erlebte in der Ming-Zeit (1368–1644) ihre große Blüte. Es entstanden damals sogar apokryphe Sutren, die Guanyin eine Bio·graphie als chinesische Prinzessin beifügten. Als die Jesuiten im sech·zehnten und sieb·zehnten Jahr·hundert in China ihre Missions·tätig·keit entfalteten, bauten sie den Kult für die Gottes·mutter Maria nach dem Vorbild der Guanyin Verehrung auf. Sie waren damit sehr erfolg·reich. Dass dabei die Figur Jesu in den Hinter·grund trat, wurde allerdings vom Vatikan heftig kritisiert. Auch in Japan wurden Maria und Kannon einander an·ge·glichen. Vor allem während der Christen·verfolgungen in der Edo-Zeit beteten japanische Christen zu Statuen, die äußerlich wie Kannon aussahen, jedoch Maria darstellen sollten.

Der Glaube an Kannon in weiblicher Form ist in Japan nicht in gleichem Um·fang verbreitet wie in China. Die meisten traditionellen Kannonskulpturen sind in Japan männlich. Sofern sie bemalt sind, erkennt man häufig, dass wie bei anderen Buddhas und Bodhisattvas ein feiner Bart den Mund umspielt. In jüngerer Zeit sind in Japan allerdings vermehrt Varianten der Weißgewandeten Kannon, ins·be·sondere die Kollosal·statuen aus dem 20. Jahr·hundert, zu bemerken, die eher weiblich als männlich konnotiert sind.

Kannons fließende, weibliche Körper·formen und -bewegungen sind im übrigen auch bei anderen Bodhisattva Figuren an·zu·treffen. Ulrich Pauly spricht in diesem Zu·sammen·hang vom Typus des „Göttlichen Androgyns“, der in vielen Religionen, nicht zuletzt in den christlichen Engeln zu erkennen ist. Daher ist es zweifel·haft, ob man von der oder dem Kannon sprechen soll. Es kommt wohl auf den jeweiligen Kontext an.

Vorlage:Galerie1

Zornvolle Erscheinungen

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Im Buddhismus gibt es bekanntlich keinen Teufel und auch nicht das absolute Böse, eben·so·wenig wie es einen Schöpfer·gott gibt. Dennoch haben sich auch im Bud·dhis·mus Höllen·vor·stellungen entwickelt, die frappante Ähn·lich·keiten mit der christlichen Hölle haben. Auch außer·halb der Hölle begegnet man zahl·reichen furcht·ein·flößenden Gestalten. Diese quälen oder strafen die menschlichen Sünder jedoch nicht aus eigenem Antrieb, sondern im Auf·trag Buddhas bzw. des

Karma कर्म (skt., n.)

„Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)

Konzept

Der Begriff „Karma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

-Gesetzes.

Im allgemeinen sind die strafenden Instanzen des Buddhismus den mild·tätigen unter·geordnet. Es gehört jedoch zu den Be·sonder·heiten des buddhistischen Glaubens, dass auch diese mitfühlenden Figuren über zornvolle Er·scheinungs·formen verfügen können. Besonders im esoterischen Buddhismus, der seinen Höhe·punkt im japanischen Mittel·alter erreichte, wandte man diesen zorn·vollen Erscheinungs·formen große Aufmerksamkeit zu. Im Fall Kannons gibt es unter den Zusatz·gesichtern des Elfgesichtigen Kannon drei zornige. Noch deutlicher erkennt man die Ambivalenz der Bodhisattva Ikono·graphie in der Figur „Kannon mit Pferdekopf“ (

Batō Kannon 馬頭観音 (jap.)

Kannon mit dem Pferdekopf, eine zornvolle Manifestation Kannons

Der Begriff „Batō Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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), der ganz ähnlich aussieht wie

myōō 明王 (jap.)

wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja

Der Begriff „myōō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

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oder

tenbu 天部 (jap.)

Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)

Der Begriff „tenbu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • 4ten O.jpg
Gottheiten. Mehr dazu auf der Sidepage  Batō Kannon ...

  1. ^  
    Senju kannon.jpg
    Hauptstatue des Kannon (skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) des Tempels Sanjūsangen-dō. Die tausend Arme erklären sich dem Shingon-Mönch Ono Nigai (951–1046) zufolge daraus, dass diese Kannon-Manifestation für alle jene Wesen zuständig ist, die im Reich der Hungergeister wiedergeboren wurden. Diese Wiedergeburt droht jedem, der sich in früheren Leben der Gier schuldig gemacht hat. Ganz offensichtlich gibt es in diesem Bereich für Kannon besonders viel zu tun.
    Werk von Tankei (1173–1256). 1254. Bildquelle: unbekannt.
  2. ^  
    Nyoirin kannon.jpg
    Sechsarmiger Kannon (auch Kanzeon; skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) in der Haltung „königlicher Gelassenheit“ (d.h. mit aufgestelltem Knie), mit dem Juwel oder der Perle der Wunscherfüllung (nyoi no tama), einem magischen Gegenstand, an seiner Brust und dem „Rad der Lehre“ (hōrin, skt. Dharmachakra) in erhobener Position. Diese beiden Attribute geben der Figur den Namen Nyoirin Kannon. Daneben ist auch eine Lotosblüte zu erkennen. Dieser Kannon sitzt außerdem auf einer Lotosblüte, auf anderen Abbildungen aber auf einem Felsen im Meer. Dieser Felsen symbolisiert Kannons Reines Land, also quasi das Zuhause des Bodhisattvas.
    Die Nyoirin-Statue des Kanshin-ji ist die früheste bekannte japanische Statue dieses Typs. Ihr ausgezeichneter Erhaltungszustand erklärt sich daraus, dass die Statue auch heute noch als „geheimer Buddha“ (hibutsu) gilt und nur einmal im Jahr öffentlich gezeigt wird.
    Heian-Zeit, Mitte 9. Jh. Huntington Archive.
  3. ^  
    Juichimen kannon.jpg
    Die Ausgestaltung der elf Köpfe, die Kannon (auch Kanzeon; skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) hier auf dem eigenen Kopf trägt, ist einem Sutra entnommen, das sich ausschließlich mit dieser Erscheinungsform des Bodhisattvas befasst (jap. Jūichimen jinjushin-gyō) und 656 vom Pilgermönch Xuanzang ins Chinesische übertragen wurde. Hierin heißt es, dass drei der Köpfe mild, drei weitere streng blicken, drei hätten nach oben stehende Zähne, einer ein wildes Grinsen und einer das Aussehen eines Buddhas (Kajitani Ryōji in Epprecht 2007, S. 133-134). Niels Gülberg beschreibt die Köpfe folgendermaßen:

    ... am Scheitel ein Kopf des Tathâgata; zur Stirnseite drei milde lächelnde Bodhisattvamasken; zur linken Seite die drei sog. "Zornesaugenmasken", die Übel abwehren sollen; zur rechten Seite drei gestrenge Gesichter mit nach oben weisenden Eckzähnen, die den Menschen zum Praktizieren des Guten anhalten sollen; und auf der Rückseite ein in Gelächter ausbrechendes Gesicht, das die schlechten Taten der Menschen tadeln soll. (Niels Gülberg, „Michizane und die Kannon von Hase: Ergänzende Anmerkungen zum mittelalterlichen Tenjin-Kult.“ Asiatische Studien 48 (1994), S. 207.)

    In der vorliegenden Darstellung tragen alle Zusatzköpfe bis auf den obersten Buddha-Kopf wiederum eine Art Kopfputz, der einen Buddha (wahrscheinlich Amida) darstellt. In der linken Hand hält Kannon das für ihn typischste Attribut: eine Vase mit Lotosblüte.
    Heian-Zeit, 12. Jh. Nara National Museum.

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    Shokannon 13.jpg
    Als ich diese Statue erstmals in das Projekt aufnahm, galt sie als Shō Kannon (auch Kanzeon; skt. Avalokiteshvara chin. Guanyin); in der linken Hand wurde eine ehemals vorhandene Lotosblüte vermutet, das Kennzeichen dieses Bodhisattva. Mittlerweile scheinen Experten in der Figur eher Miroku (Maitreya) zu erkennen. Im Kontext dieses Handbuchs soll die Figur dennoch als Beispiel für Kannon fungieren und zugleich ausdrücken, dass die Unterschiede zwischen gleichrangigen buddhistischen Heilsfiguren so subtil sind, dass man sie in vielen Fällen vernachlässigen kann.
    Werk von Zen'en (zugeschrieben) (1197–1258). Kamakura-Zeit. Bildquelle: ColBase (Tokyo National Museum), bildbearbeitet.
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    Kannon fresco horyuji.jpg
    Bodhisattva Kannon (auch Kanzeon; skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) als Begleiter von Amida in Fresco-Technik. Die photographische Aufnahme entstand vor dem Brand des Hōryū-ji im Jahr 1949.
    Nara-Zeit, 1949 durch Brand zerstört. Bildquelle: Yamashina Reiji, aus Haruyama Takematsu, Hōryūji no hekiga 法隆寺壁画 (1947).
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    Sanjusangendo2.jpg
    In der Sanjūsangen-dō, dem längsten Tempelbau Japans, sind rund um eine Riesenstatue des tausendarmigen Kannon weitere 1001 lebensgroße Kannonstatuen, sowie 30 Schutzgötter, aufgestellt.
    Heian-Zeit, 1165. Bernhard Scheid, Flickr, 2016.
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    Sanjusangendo.jpg
    Die 1.000 Kannon-Figuren beiderseits der großen Kannon-Statue.
    Bildquelle: unbekannt.
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    Nyoirin kannon 14c.jpg
    Kannon (skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) mit der Wunscherfüllungsperle (nyoi no tama) in meditativer Haltung, in seinem Reinen Land, Fudaraku. Die Darstellung mit sechs Armen entspricht der geläufigsten Form dieses Motivs.
    Späte Heian-Zeit. www.emuseum.jp.
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    Guanyin 12c.jpg
    Sung-zeitliche Darstellung der Guanyin (jap. Kannon; skt. Avalokiteshvara).
    China,Shanxi, 12. Jh. Rijksmuseum Amsterdam.
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    Byakue kannon.jpg
    Frühes Beispiel eines monochromen Tuschebilds, wie es vor allem im Zen gepflegt wurde.

    Die dargestellte Szene zeigt Kannon (skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) in meditativer Haltung, im Hintergrund deutet der Nimbus (Heiligenschein) des Bodhisattvas zugleich den Mond an. Der Felsen, auf dem Kannon auch auf anderen Darstellungen in meditativer Haltung thront, ist ein Zeichen, dass sich Kannon in seinem Reinen Land, Fudaraku (skt. Potalaka), befindet. Die feminine weiße Gewandung entspricht dem damaligen chinesischen Zeitgeschmack, der zusammen mit dem Zen Buddhismus auch in Japan Eingang fand.
    Kamakura-Zeit. Nara National Museum.

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    Maria kannon.jpg
    Marienbild aus China, an Bodhisattva Kannon (chin. Guanyin; skt. Avalokiteshvara) angeglichen, auch von japanischen Krypto-Christen verwendet.
    China. Tōkyō National Museum.
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    Koyasu kannon.jpg
    Koyasu Kannon, eine Statue, die von den Christen zur Marienverehrung verwendet wurde. Zu finden im Tempel #71 der Shikoku-Pilgerroute.
    Shikoku henro shashinshu.
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    Ofuna kannon.jpg
    Daibutsu-Statue von Kannon (skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) im weißen Gewand (Byakue Kannon). Was hier nicht zu sehen ist: Die Statue beschränkt sich auf ein Brustbild.
    Errichtet 1929–1960. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung).
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    Sendai kannon.jpg
    daibutsu-Statue des Bodhisattvas Kannon in Sendai (Sendai Daikannon).
    1991. Bildquelle: unbekannt.

Religion in JapanIkonographie
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„Kannon Bosatsu: Der Bodhisattva des Mitgefühls.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001