Gorintō: Stupa der Fünf Elemente
Edo-Zeit, errichtet 1773. Wikimedia Commons, Frank Gualtieri, 2006.
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G orintō [gorintō (jap.) 五輪塔 Grabsteinform; „Stupa der Fünf Elemente“], wtl. „stupa [stūpa (skt.) स्तूप „Hügel“, Grabmonument (jap. tō 塔 oder sotoba 卒塔婆)] der Fünf Ringe“, ist eine traditionelle Form ja·panischer Grab·monumente. Bis zur Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit waren die meisten Grab·steine im gorintō-Stil gestaltet. Ur·sprüng·lich leiten sich die gorintō ebenso wie die land·läufigen ja·panischen Pagoden von den Stupas, also den Grab·monu·menten des Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] ab. Die fünf Ab·schnitte (gorin, wtl. „Fünf Ringe“) ver·körpern die Fünf Elemente des Bud·dhis·mus.
Symbolik
- Raum (Juwel)
- Wind (Halbkreis)
- Feuer (Dreieck)
- Wasser (Kreis)
- Erde (Viereck)
Die Fünf Elemente re·präsen·tieren die Bestand·teile, aus denen sich das ge·sam·te Uni·ver·sum zu·sam·men·setzt. Diese Kon·zep·tion weist zwar viele Pa·rallelen zu den chine·sisch-dao·istischen Fünf Ele·menten bzw. den Fünf Wandlungsphasen auf, scheint aber unab·hängig davon bereits in vor-bud·dhis·tischer Zeit von der indischen Natur·philo·sophie ent·wickelt worden zu sein. Rund um die Zahl Fünf hat sich eine reiche sym·bo·lische Be·deutungs·viel·falt heraus·gebildet. So sind die fünf Elemente z.B. jeweils mit einer Himmels·richtung verbunden. Sie können auch durch Sanskrit·zeichen (jap, shuji [shuji (jap.) 種子 Symbolische Sanskrit-Zeichen in siddham-Schrift; wtl. Samen (Skt. bija); auch bonji 梵字, „indische Zeichen“; v.a. in rituellen Texten des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Gebrauch], wtl. „Samen-Zeichen“ oder bonji 梵字) repräsentiert werden, die auf der Grafik rechts in ja·panischer Aus·sprache und in Sanskrit-Aus·sprache (in Klammer) wieder·ge·geben sind.
Geschichte
Gorintō wurden wahrscheinlich in der späten Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit vom eso·teri·schen Bud·dhis·mus (Shingon-shū [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan], Tendai-shū [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai]) entwickelt und sind eng mit dem Kosmos des Dainichi Nyorai [Dainichi Nyorai (jap.) 大日如来 Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“] verknüpft. Die ältesten bekanntesten Beispiele stammen aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit hatten sie sich in den meisten Richtungen als Grab·monument etabliert, lediglich der Amida-Buddhismus (Jōdo-shū [Jōdo-shū (jap.) 浄土宗 Schule des Amida-Buddhismus], Jōdo Shinshū [Jōdo Shinshū (jap.) 浄土真宗 Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“]) scheint nie davon Gebrauch gemacht zu haben.
Bernhard Scheid, flickr, 2018.
Meiji-Zeit, 1898. Kyoto o kanjiru hibi, 2006, über Internet Archive.
Gregor Hohpe, flickr 2006.
Verweise
Verwandte Themen
Internetquellen
Eine Orien·tierung in der Ver·wendung von Sanskrit·zeichen im ja·panischen Bud·dhis·mus fand ich (leider nur auf Japanisch) bei:
- Bonji jiten (Tobifudō)
Sanskritzeichenlexikon einer empfehlenswerten Website des Tempels Shōbōin in Tōkyō. - Iida sekizai
Website eines Bestattungsunternehmens.
Bilder
- ^ Grabmonument im gorintō-Stil des Mönchs Eison (1201–1290), eines Reformers des Shingon-Buddhismus. Zählt mit dreieinhalb Metern zu den größten Exemplaren seiner Art.
Kamakura-Zeit, 1290. J-Blog, 2010. - ^ Das Monument in Form eines gorintō-Grabsteins ist mit deutlich erkennbaren Sanskrit-Zeichen versehen, die die fünf Elemente der buddhistischen Naturlehre symbolisieren. Es befindet sich auf dem Mimizuka ("Ohrenhügel") in Kyōto, wo die Nasen und Ohren der koreanischen Kriegsgegner, die im Zuge von Toyotomi Hideyoshis Korea-Invasion (1592–98) getötet wurden, beigesetzt sind. Zugleich ein Zeichen des Triumphes und der Bitte um Vergebung.
Edo-Zeit, errichtet 1773. Wikimedia Commons, Frank Gualtieri, 2006. - ^ Grabanlage der Familie Kuroda, die in der Edo-Zeit über das Daimyat Fukuoka, heute Teil der Präfektur Fukuoka im Norden Kyushus herrschten. Die Grabsteine sind im klassischen gorintō-Stil gehalten. Die Anlage befindet sich auf dem Gelände des Tempels Tōchō-ji, des ältesten Shingon-Tempels auf Kyushu. Der zentrale Grabstein birgt die Urne des zweiten Kuroda Daimyo, Tadayuki (1602–1654), der ein großer Förderer dieses Tempels war.
Bernhard Scheid, flickr, 2018.
- ^ Grab des Toyotomi Hideyoshi (1537-1598) im gorintō-Stil (Meiji-zeitliche Rekonstruktion).
Meiji-Zeit, 1898. Kyoto o kanjiru hibi, 2006, über Internet Archive. - ^ Bemooste Grabsteine im gorintō-Stil in der berühmten Grabanlage auf Berg Kōya.
Gregor Hohpe, flickr 2006.
Glossar
- Dainichi Nyorai 大日如来 ^ Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“
- (o)haka mairi (お)墓参り ^ Grab- oder Friedhofsbesuch
- Jōdo Shinshū 浄土真宗 ^ Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“
- Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
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- Jenseits
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- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
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- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
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„Friedhof und Grab.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001