Grundbegriffe/Buddhismus: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 44: Zeile 44:
 
Erste buddhistische Kontakte mit China reichen bis ins erste Jahr·hundert vor unserer Zeit·rechnung zurück, aber zu einiger Bedeutung gelangte der chinesische Bud·dhis·mus erst im zweiten und dritten Jahr·hundert unserer Zeit. Von der nord-westlichen Einfalls·pforte aus erfolgte die Ver·brei·tung fächer·förmig über den ganzen chine·sischen Sub·kontinent, um schließlich im fünften und sechsten Jahr·hundert auch Korea und Japan zu erreichen. Daneben gab es auch über die südliche Route bud·dhis·tische Einflüsse. Da die bud·dhis·tische Mission aber in erster Linie auf die Höfe konzentriert war, konnte von einer gleich·mäßigen, flächen·deck·enden Verbrei·tung keine Rede sein. Der frühe chine·sische Bud·dhis·mus blühte daher in den urbanen Zentren. Doch errichteten Buddhisten auch Klöster in abgelegenen Regionen, vielleicht um sich dadurch eine gewisse Autonomie zu sichern.  
 
Erste buddhistische Kontakte mit China reichen bis ins erste Jahr·hundert vor unserer Zeit·rechnung zurück, aber zu einiger Bedeutung gelangte der chinesische Bud·dhis·mus erst im zweiten und dritten Jahr·hundert unserer Zeit. Von der nord-westlichen Einfalls·pforte aus erfolgte die Ver·brei·tung fächer·förmig über den ganzen chine·sischen Sub·kontinent, um schließlich im fünften und sechsten Jahr·hundert auch Korea und Japan zu erreichen. Daneben gab es auch über die südliche Route bud·dhis·tische Einflüsse. Da die bud·dhis·tische Mission aber in erster Linie auf die Höfe konzentriert war, konnte von einer gleich·mäßigen, flächen·deck·enden Verbrei·tung keine Rede sein. Der frühe chine·sische Bud·dhis·mus blühte daher in den urbanen Zentren. Doch errichteten Buddhisten auch Klöster in abgelegenen Regionen, vielleicht um sich dadurch eine gewisse Autonomie zu sichern.  
  
In der {{glossar:Tang}}-Zeit erfuhr der chinesische Bud·dhis·mus massive staatliche Förderungen, die nicht nur zu seiner Verbreitung, sondern auch zu einer gewissen Autonomie gegenüber dem Ursprungsland Indien führten. Der chine·sische Hof unter·stützte nämlich groß angelegte Über·setzungs·projekte, die es mit sich brachten, dass heute mehr buddhistische Schriften in chinesischer Übersetzung tradiert sind als in Sanskrit oder Pali, den Sprachen der Original·manuskripte.
+
In der {{glossar:Tang}}-Zeit erfuhr der chinesische Bud·dhis·mus massive staatliche Förderungen, die nicht nur zu seiner Verbreitung, sondern auch zu einer großen Eigenständigkeit gegenüber dem Ursprungsland Indien führten. Der chine·sische Hof unter·stützte nämlich groß angelegte Über·setzungs·projekte, die es mit sich brachten, dass heute mehr buddhistische Schriften in chinesischer Übersetzung tradiert sind als in Sanskrit oder Pali, den Sprachen der Original·manuskripte.
 
Die Über·setz·ungen in ein vollkommen anderes Idiom, in dem weder die grammati·kalischen, noch die philo·sophischen Grund·strukturen des indischen buddhis·tischen Kanons vorhanden waren, stellten nicht nur eine gewaltige Heraus·forderung dar, sie führten zwangs·läufig zu einer Sini·sierung des Bud·dhis·mus. Es ist dieser sinisierte Buddhismus, der in Ostasien weiter wirkte.   
 
Die Über·setz·ungen in ein vollkommen anderes Idiom, in dem weder die grammati·kalischen, noch die philo·sophischen Grund·strukturen des indischen buddhis·tischen Kanons vorhanden waren, stellten nicht nur eine gewaltige Heraus·forderung dar, sie führten zwangs·läufig zu einer Sini·sierung des Bud·dhis·mus. Es ist dieser sinisierte Buddhismus, der in Ostasien weiter wirkte.   
  
Nicht nur auf der Ebene der Texte, auch in der Ikono·graphie, also der Bilder·sprache, kam es zu neuen, chinesischen Stan·dardi·sie·rungen. Die typische, leicht dickliche Buddha-Figur ist beispielsweise eine chinesische Entwicklung, die  vollin·haltlich von Korea und Japan über·nommen wurde. Allerdings war in ganz Ostasien immer klar, dass der Buddha Inder war und insofern auch exotische Merkmale besaß.  
+
Nicht nur auf der Ebene der Texte, auch in der Ikono·graphie, also der Bilder·sprache, kam es zu neuen, chinesischen Stan·dardi·sie·rungen. Die typische, leicht dickliche Buddha-Figur ist beispielsweise eine chinesische Entwicklung, die  vollin·haltlich von Korea und Japan über·nommen wurde. Allerdings war in ganz Ostasien immer klar, dass der Buddha Inder war und insofern auch exotische Merkmale besaß.
  
 
==Übernahme des Buddhismus in Japan==
 
==Übernahme des Buddhismus in Japan==

Version vom 7. Oktober 2015, 17:36 Uhr

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Grundbegriffe/Buddhismus.

Der Weg des Bud·dhis·mus nach Japan

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Grundbegriffe/Buddhismus.

Die Lehre des Bud·dhis·mus (jap.

bukkyō 仏教 (jap.)

Lehre des Buddha, Buddhismus

Schulrichtung

Der Begriff „bukkyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Longmen.jpg

) geht auf eine historische Persön·lich·keit zurück,

Gautama गौतम (skt., m.)

Eigennamen des historischen Buddha; Pali: Gotama (jap. Kudon 瞿曇)

Buddha

Der Begriff „Gautama“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Siddhārtha सिद्धार्थ (skt., m.)

Eigennamen des historischen Buddha, Shakyamuni (jap. Shiddatta 悉達多)

Buddha

Der Begriff „Siddhartha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Alchi buddha ascetism.jpg
  • Alchi buddha excursion.jpg
  • Askese ingakyo.jpg
  • Alchi buddha seduction.jpg
  • Buddha palast.jpg
  • Asket ingakyo.jpg
  • Ausfahrt ingakyo.jpg
  • Ausfahrt gandhara.jpg
  • Borobudur beginn der askese.jpg
  • Rakan11 kunaicho.jpg

, der u.a. auch

Buddha बुद्ध (skt., m.)

„Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)

Buddha

Der Begriff „Buddha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Borobudur verfuehrung.jpg
  • Buddha predigt ingakyo.jpg
  • Devadatta hokusai.jpg
  • Alchi buddha birth.jpg
  • Buddha palast.jpg
  • Nehanzu.jpg
  • Buddha geburt dunhuang.jpg
  • Ausfahrt ingakyo.jpg
  • Daihannyakyo.jpg
  • Borobudur buddha.jpg
  • Leshan.jpg
  • Asket ingakyo.jpg
  • Buddha geburt.jpg
  • Rakanji morioka.jpg
  • Hoshi mandara boston.jpg
  • Birth buddha gandhara.jpg
  • Parinirvana gandhara.jpg

(„der Erleuchtete“) oder

Śākyamuni शाक्यमुनि (skt., m.)

„Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)

Buddha

Der Begriff „Shakyamuni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Hokekyo 25.jpg
  • Asuka daibutsu.jpg
  • Alchi buddha excursion.jpg
  • Shaka heian boston.jpg
  • Butsu nehanzu.jpg
  • Asuka daibutsu frontal.jpg
  • Shaka muroji.jpg
  • Alchi buddha predigt.jpg
  • Diamant Sutra.jpg
  • Seokguram.jpg
  • Shaka birth.jpg
  • Oni shohaku.jpg

(„der Weise des Shakya-Klans“) genannt wird. In Japan wird er als

Shaka Nyorai 釈迦如来 (jap.)

jap. Name des historischen Buddha, Shakyamuni

Buddha

Der Begriff „Shaka Nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Butsu nehanzu.jpg
  • Alchi buddha excursion.jpg
  • Asuka daibutsu.jpg
  • Shaka muroji.jpg
  • Shaka heian boston.jpg
  • Ueno daibutsu.jpg
  • Shaka birth.jpg
  • Asuka daibutsu frontal.jpg
  • Shakasanzon horyuji.jpg
verehrt. Er gilt als der Be·gründer der bud·dhis·tischen Lehre und wird auch als der „historische Buddha“ be·zeich·net.1

Man nahm bis vor kurzem allgemein an, dass Shak·ya·muni im sechsten oder fünften Jahr·hundert vor unserer Zeit·rechnung im Norden Indiens tätig war, doch setzen neuere For·schun·gen seine Lebenszeit hundert Jahre später, etwa 450–370 v.u.Z. an.2 Shakyamuni stammte jedenfalls aus einem nordindischen Königreich namens Magadha [Magadha (skt.) मगध Nordostindisches Königreich das im 6. bis 4. Jh. v.u.Z. seine Blütezeit erreichte], wo neben dem Buddhismus auch eine weitere indische Religion, der Jainismus entstand. Beide Religionen lehrten, dass selbst die Götter (deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]) der klassischen indischen Mythen nur eine relative Bedeutung besaßen und verkündeten einen für alle Lebewesen gültigen Heilsweg, der im Wesentlichen auf einer asketischen, mönchischen Lebensweise beruhte.

Magadha.png
Magadha, 6.–4. Jh. v.u.Z.
Ausbreitung des nordindischen Königreichs Magadha.
Wikimedia Commons, nach Schwartzberg, J. E. (1992), A Historical Atlas of South Asia: University of Oxford Press.

Nach seinem Tod hinter·ließ Shak·ya·muni einen Orden von Mönchen und Nonnen, sowie männ·liche und weib·liche Laien·anhänger. Diese „Vier Ver·samm·lungen“ bildeten die bud·dhis·tische Gemeinde im weiteren Sinne. Eine kodifizierte Lehre existierte zu diesem Zeitpunkt wahr·scheinlich noch nicht. Erst Shak·ya·munis Schüler und Enkel·schüler formu·lierten in soge·nannten „Konzilen“ die ersten schrift·lichen Texte, aus denen sich die ver·schie·denen Fassungen des weit·läufigen bud·dhis·tischen Kanons — die „Drei Körbe“ — ent·wickelten.

Die Ausbreitung des Buddhismus folgte im wesentlichen den großen Handelsrouten, die die Höfe von großen und kleineren Reichen mit einander verbanden. Der Buddhismus war also — trotz seiner asketischen Ideale — besonders in seiner Frühzeit eine Religion der Händler. Während die Händler exotische Güter an den Höfen der reichsten und mächtigsten Könige feilboten, predigten die Mönche in ihrer Begleitung eine neue Religion, die eben jenen Königen über den Tod hinaus „Rettung“ versprach. Diese Beschäftigung mit individuellen Schicksalen in einer kommenden Welt war möglicherweise eines der Erfolgsgeheimnisse, das die Lehren des Buddhismus ebenso begehrt machte wie materielle Reichtümer. Buddhisten hatten jedenfalls besonders an den Königshöfen Erfolg. Umgekehrt wurden sowohl Händler als auch Könige in den Legenden von Buddha und seinen Schülern zumeist positiv dargestellt. Reichtum und Macht sind im Buddhismus per se keine Hindernisse auf dem Pfad zur Erleuchtung, sondern im Gegenteil Zeichen der karmischen [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)] Belohnung aus früheren Leben, die es in diesem Leben klug und achtsam zu verwalten gilt.

Verbreitungsgeschichte

Buddh expansion.jpg
Ausbreitung des Buddhismus
Ausbreitung des Buddhismus.
Bernhard Scheid, 2015.

Im dritten Jahr·hundert v.u.Z., also etwa hundert Jahre nach Buddhas Tod, erfuhr der Bud·dhis·mus eine massive Förderung durch König

Aśoka अशोक (skt., m.)

„Der Unbesorgte“, 304?–232 v.u.Z., König von Nord-Indien (jap. Muu 無憂 oder Aikuō 阿育王)

Der Begriff „Ashoka“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Dhamek.jpg
  • Stupa sanchi.jpg
  • AshokaLions.jpg
  • Swayambhunatha kathmandu nepal.jpg
(304?–232 v.u.Z.), der große Teile Indiens unter seiner Herr·schaft vereinte. Von da an begann der Bud·dhis·mus auch über die Grenzen der indischen Kultur hinaus wirksam zu werden. Es entstanden zwei große Über·liefe·rungs·tradi·tionen („Fahrzeuge“). Die südliche Route verlief zum Großteil über den Seeweg nach Südostasien und China, die nördliche erreichte über die Seidenstraße diverse zentralasiatische Reiche und schließlich ebenfalls China, Korea und Japan.

Süden: Thera·vada

Die südliche Richtung wird auch als

Śrāvakayāna श्रावकयान (skt., n.)

„Fahrzeug der Schüler“, Richtung des Buddhismus (jap. Shōmon-jō 声聞乗)

Schulrichtung

Der Begriff „Shravakayana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(„Fahrzeug der Schüler“) bezeichnet, von ihren zahlreichen Schul·rich·tungen hat allerdings nur der

Theravāda थेरवाद (pali, m.)

„Schule der Ordensälteren“, buddhistische Richtung (hier in Pali angegeben; skt: Sthaviravada) (jap. jōzabu bukkyō 上座部仏教)

Schulrichtung

Der Begriff „Theravada“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

(„Schule der Ordensälteren“, jap.

jōzabu bukkyō 上座部仏教 (jap.)

Theravada Buddhismus, wtl. „Lehre der Ordensältesten“

Schulrichtung

Der Begriff „jōzabu bukkyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

) bis heute überdauert. Der Thera·vada Bud·dhis·mus gilt im Vergleich zur nördlichen Schul·rich·tung als ortho·doxere oder kon·servativere Form des Bud·dhis·mus. Gegenüber dem Maha·yana konzen·triert er sich stärker auf mön·chische Lebens·führung (das Arhat [Arhat (skt.) अर्हत् buddhistische Heiligenfigur; höchste Stufe des Menschseins vor dem Austritt aus dem Geburtenkreislauf (jap. rakan)]-Ideal) und Askese. Er wird heute vor allem in Sri Lanka, Myanmar (Burma), Thailand, Laos und Kambodscha praktiziert.

Norden: Maha·yana

Die nördliche Richtung ist allgemein als

Mahāyāna महायान (skt., n.)

„Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)

Schulrichtung

Der Begriff „Mahayana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

, „Großes Fahr·zeug“ (jap.

daijō bukkyō 大乗仏教 (jap.)

Mahayana Buddhismus, wtl. „Lehre des Großen Fahrzeugs“

Schulrichtung

Der Begriff „daijō bukkyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

), bekannt. Das Große Fahr·zeug war eine Reform·bewe·gung, die die ur·sprüng·liche, auf eine rein mönch·ische Lebens·führung ausgerichtete Form des Bud·dhis·mus auch für Laien zu·gäng·lich machen wollte. Auch Laien können nach Auf·fassung des Maha·yana er·leuch·tet werden. Im Maha·yana wurden die Lehren und Schriften des ortho·doxen Shravakayana Bud·dhis·mus zwar nicht grund·sätzlich abgelehnt, doch bezeichnete man sie, ein wenig verächtlich, als

Hīnayāna हीनयान (skt., n.)

„Kleines Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. Shōjō 小乗)

Schulrichtung

Der Begriff „Hinayana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Kleines Fahrzeug“.

Tantrismus oder esoterischer Buddhismus

Im fünften und sechsten Jahr·hundert u.Z. kam dann noch eine weitere Reform·bewegung dazu, die sich in Indien nicht nur innerhalb des Bud·dhis·mus, sondern auch im

Śiva शिव (skt., m.)

„Glückverheißender“, indische Göttheit, auch Maheshvara oder Ishvara (jap. Daijizai-ten 大自在天)

Der Begriff „Shiva“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Trailokavijaya.jpg

und

Viṣṇu विष्णु (skt., m.)

indische (vedische) Gottheit; gilt im Vishnuismus als Manifestation des höchsten Seins

Der Begriff „Vishnu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Hayagriva khmer.jpg
  • Sarasvati nepal.jpg

(also dem, was letztlich zum Hindu·ismus führte) breit machte: der Tan·tris·mus, benannt nach eigenen Lehr·schriften, den

tantra तन्त्र (skt., n.)

„Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)

Text

Der Begriff „tantra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Dakini indien.jpg

, in denen vor allem neuartige Ritual·techniken behandelt werden. Der Tan·tris·mus führte von der generell offenen Haltung des Mahayana zurück zu engen, in sich geschlos·senen Zirkeln von Ein·geweihten, innerhalb derer die Rituale kursierten. Man spricht daher auch vom „eso·terischen Bud·dhis·mus“ (esoterisch im Sinne von „nach innen gewandt“) — jap.

mikkyō 密教 (jap.)

esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten

Schulrichtung

Der Begriff „mikkyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Amoghavajra.jpg
  • Aizen nezu.jpg

, wtl. „geheime Lehre“.

Obwohl der esoterische Buddhismus generell als eine Unterkategorie des Mahayana gilt, lässt er sich weder doktrinär noch geographisch eindeutig zuordnen, da die einflussreichsten esoterischen Lehrer China offenbar über die Südroute erreichten. Für den japanischen Bud·dhis·mus ist jedenfalls vor allem das Maha·yana inklusive seiner eso·terischen Spielart von Belang.

Ausbreitung nach Ostasien

Im Norden benutzten Händler und Mönche den Landweg entlang der zentralasiatischen Seidenstraße. Hier kam der Bud·dhis·mus auch mit mit dem Hellenismus in Berührung. Im Süden war Sri Lanka ein wichtiger Stützpunkt, von wo man China per Schiff über Sumatra und Java erreichte, eine Route, die auch als „maritime Seidenstraße“ bezeichnet wird. Erste buddhistische Kontakte mit China reichen bis ins erste Jahr·hundert vor unserer Zeit·rechnung zurück, aber zu einiger Bedeutung gelangte der chinesische Bud·dhis·mus erst im zweiten und dritten Jahr·hundert unserer Zeit. Von der nord-westlichen Einfalls·pforte aus erfolgte die Ver·brei·tung fächer·förmig über den ganzen chine·sischen Sub·kontinent, um schließlich im fünften und sechsten Jahr·hundert auch Korea und Japan zu erreichen. Daneben gab es auch über die südliche Route bud·dhis·tische Einflüsse. Da die bud·dhis·tische Mission aber in erster Linie auf die Höfe konzentriert war, konnte von einer gleich·mäßigen, flächen·deck·enden Verbrei·tung keine Rede sein. Der frühe chine·sische Bud·dhis·mus blühte daher in den urbanen Zentren. Doch errichteten Buddhisten auch Klöster in abgelegenen Regionen, vielleicht um sich dadurch eine gewisse Autonomie zu sichern.

In der

Tang 唐 (chin.)

chin. Herrschaftsdynastie, 618–907

Epoche

Der Begriff „Tang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Longmen.jpg

-Zeit erfuhr der chinesische Bud·dhis·mus massive staatliche Förderungen, die nicht nur zu seiner Verbreitung, sondern auch zu einer großen Eigenständigkeit gegenüber dem Ursprungsland Indien führten. Der chine·sische Hof unter·stützte nämlich groß angelegte Über·setzungs·projekte, die es mit sich brachten, dass heute mehr buddhistische Schriften in chinesischer Übersetzung tradiert sind als in Sanskrit oder Pali, den Sprachen der Original·manuskripte. Die Über·setz·ungen in ein vollkommen anderes Idiom, in dem weder die grammati·kalischen, noch die philo·sophischen Grund·strukturen des indischen buddhis·tischen Kanons vorhanden waren, stellten nicht nur eine gewaltige Heraus·forderung dar, sie führten zwangs·läufig zu einer Sini·sierung des Bud·dhis·mus. Es ist dieser sinisierte Buddhismus, der in Ostasien weiter wirkte.

Nicht nur auf der Ebene der Texte, auch in der Ikono·graphie, also der Bilder·sprache, kam es zu neuen, chinesischen Stan·dardi·sie·rungen. Die typische, leicht dickliche Buddha-Figur ist beispielsweise eine chinesische Entwicklung, die vollin·haltlich von Korea und Japan über·nommen wurde. Allerdings war in ganz Ostasien immer klar, dass der Buddha Inder war und insofern auch exotische Merkmale besaß.

Übernahme des Buddhismus in Japan

Shaka muroji.jpg
Buddha Shakyamuni

Im japan·ischen Bud·dhis·mus haben wir es also mit dem Resultat einer langen Über·liefe·rungs·ge·schichte zu tun, im Zuge derer die ur·sprüng·lich indi·sche Religion mit Ele·menten aus Zentral·asien und China ange·reichert wurde. Da China für die japa·nische Kultur das Vorbild schlech·thin dar·stellte, ten·dierte man dazu, den Bud·dhis·mus in seiner chine·sischen Form zu belassen und unter·nahm zunächst nur zag·hafte Versuche der Adap·tion. Die

sūtra सूत्र (skt., n.)

„Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)

Text

Der Begriff „sutra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Daihannyakyo.jpg
  • Hannya shingyo.jpg
wurden daher kein weite·res Mal ins Japa·nische übersetzt.

In weiterer Folge nahm die Geschichte des Bud·dhis·mus in Japan jedoch einen anderen Verlauf als in China. Dort erwuchs dem Bud·dhis·mus vor allem in Gestalt des Daois·mus [Dōkyō (jap.) 道教 Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a. ] ein mächtiger Kon·kurrent: Auf Zeiten der staat·lichen Förde·rung folgten Zeiten des Nieder·gangs und sogar der Ver·folgung von Buddhisten. In Japan dagegen gelang es dem Bud·dhis·mus, bereits existie·rende Glau·bens·vor·stel·lungen fast voll·ständig zu absor·bieren. Auch wenn die Blüte·zeit des japa·nischen Bud·dhis·mus mit dem Beginn der Frühen Neuzeit (

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Koi hiroshige.jpg
  • Morokoshi kinmozui ziege.jpg
  • Nikko karamon.jpg
  • Morokoshi kinmozui tiger.jpg
  • Morokoshi kinmozui eber.jpg
  • Nichiren exile kuniyoshi.jpg
  • Asakusa nakamise.jpg
  • Kitsune ojiinari hiroshige.jpg
  • Morokoshi kinmozui hahn.jpg
  • Geisha-daruma.jpg
  • Daruma togetsu.jpg
  • Mito komon.jpg
  • Morokoshi kinmozui drache.jpg
  • Drachen hakozaki engi.jpg
  • Morokoshi kinmozui hund.jpg
  • Oda Nobunaga.jpg
  • Morokoshi kinmozui hase.jpg
  • Asakusa jinja2.jpg
  • Morokoshi kinmozui schlange.jpg
  • Kaika no daruma.jpg
  • Morokoshi kinmozui pferd.jpg
  • Tokugawa koyasan.jpg
  • Emaden3.jpg
  • Morokoshi kinmozui ochse.jpg
  • Namazu ken.jpg
  • Dainihonshi.jpg
  • Deshima 1790.jpg
  • Gangoji engi 2.jpg
  • Morokoshi kinmozui ratte.jpg
  • Morokoshi kinmozui affe.jpg
  • Junigu butsuzozui.jpg
  • Wagojin hokusai.jpg
  • Onna daruma.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

-Zeit) zu Ende ging und kon·kur·rierende Vor·stell·ungen in Form des Kon·fuzia·nismus [jukyō (jap.) 儒教 Konfuzianismus, Lehre des Konfuzius (Kong Zi oder Kong Fuzi); wtl. Lehre der Gelehrten] und des

Shintō 神道 (jap.)

Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami

Schulrichtung

Der Begriff „Shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

auf·tauchten, wurden Buddhisten — von den Anfängen im 6. Jh. und einer kurzen anti-bud·dhistischen Phase Ende des 19. Jh.s einmal abgesehen — in Japan nie verfolgt. Japa·nische bud·dhis·tische Tempel wurden im Lauf ihrer Ge·schichte gene·rell nicht von Anders·gläu·bigen, sondern ledig·lich von anderen buddhisti·schen Tempeln bedroht (s. Reli·gions·ge·schichte).

Heute ist der Buddhismus jedenfalls aus seinem ehe·maligen Kern·land Indien fast völlig ver·schwun·den, und auch in seiner „zweiten Heimat“ China stellt er nur eine religiöse Richtung unter vielen dar. Hingegen tritt er uns als Haupt·religion in den ehe·maligen Rand·ge·bie·ten der bud·dhisti·schen Ein·fluss·sphäre, in Süd·ost·asien, Tibet und Japan entgegen.

Anmerkungen

  1. Nach bud·dhis·tischer Auf·fass·ung exis·tier·ten Buddhas schon in grauer Vorzeit, und auch die Zukunft wird weitere Buddhas her·vor·bringen.
  2. Diese Angabe beruht auf jüngeren Forschungen des Indologen Heinz Bechert. Bechert zufolge starb Buddha hundert Jahre vor der Krönung König Ashokas (ca. 268 v.). Andere Forscher gehen davon aus, dass Buddha 30 bis 50 Jahre vor dem Indienfeldzug Alexanders des Großen (327–325 v.) verstarb. (Michaels 2011, S. 21–22.) Die buddhistische Hagiographie schreibt Buddha außerdem einhellig ein Alter von achtzig Jahren zu.

  1. ^  
    Vajrapani kusana2 hunt.jpg
    Darstellung der Unterwerfung der schwarzen Schlange in Rajgrha durch Buddha und Vajrapani.
    Kushana Periode, N-Indien, 1.–3.Jh. u.Z. Huntington Archive.
  2. ^  
    Coin of Kanishka I.jpg
    Goldmünze aus der Zeit König Kanishkas (ca. 127–163 u.Z.). Kanishka regierte die „goldene Zeit“ des Kushana Reichs, einer Dynastie aus Nordchina. Das Zentrum des Kushana Reiches befand sich allerdings in Gandhara im heutigen Pakistan und war stark vom Hellenismus geprägt. Das Kushana Reich war besonders wichtig für die Entwicklung der Seidenstraße, die China mit dem Mittelmeerraum verband. Zugleich war Kanishka ein großer Förderer des Buddhismus. Dies lässt sich auch an der vorliegenden Münze erkennnen. Auf einer Seite ist die Figur des Herrschers zu sehen, auf der anderen die Figur Buddhas. Die Münze ist in griechischen Buchstaben beschriftet, das Wort „Boddo“ (Buddha) ist deutlich zu erkennen.
    Kushana Reich. Wikimedia Commons.
  3. ^  
    Longmen.jpg
    Hauptnische der berühmten Felsengrotten von Longmen (Drachentor), einem Zentrum der buddhistischen Felsskulptur. Die größte Nische stammt aus der Tang-Zeit, aus der Zeit der einzigen Kaiserin dieser Zeit, Wu Zetian (625–705), die ihrerseits eine große Förderin des Buddhismus war. Im Zentrum dieser Nische steht Buddha Vairocana, dessen individuelle Züge angeblich der Kaiserin nachempfunden sind. Jedenfalls repräsentiert die Statuengruppe einen Höhepunkt des chinesischen Buddhismus.
    China, Tang-Zeit, err. 672–676. Global Travel Authors, über Internet Archive.
  4. ^  
    Shaka muroji.jpg
    Eine Skulptur des Shaka Nyorai (skt. Shakyamuni) im Lotos-Sitz mit der für ihn typischen mudra „Fürchtet euch nicht“ — semui-in, segan-in. Die Statue zählt zu den „Nationalschätzen“ und befindet sich im alten Shingon-shū Tempel Murō-ji bei Nara.
    Heian-Zeit, 9. Jh. Bildquelle: Wakasa Haikai, (Blog) [Scan aus Nara no furudera to butsuzō, Mitsui Memorial Museum, 2010], über Internet Archive.