Bauten/Bekannte Schreine/Inari: Unterschied zwischen den Versionen
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Die weibliche Gottheit Inari ist eine Erscheinungsform der indisch-stämmigen Gottheit {{glossar:Dakini}}. Diese wiederum ist eine charakteristische Gestalt des tantrischen oder esoterischen Buddhismus. In Indien bezeichnet ''dākinī'' eigentlich eine Spezies von dämonischen Menschenfresserinnen, die gemäß den Legenden des indischen Buddhismus bekehrt wurden und sich darauf hin in eine buddhistische Schutzgottheit verwandelten. Auf indo-tibetischen Darstellungen ist Dakini nach wie vor mit furchteinflößenden und zugleich erotischen Zügen dargestellt, die sie in die Nähe der esoterischen [[Ikonographie:Wächtergötter|Wächtergötter]] rückt. Viele dieser ikonographischen Eigenheiten gingen Dakini bei ihrer Transformation nach Japan verloren, dafür aber bekam sie den Fuchs als Reittier. Ob diese Assoziation japanischen Ursprungs ist und welche Logik dahinter steckt, ist derzeit noch nicht restlos geklärt. | Die weibliche Gottheit Inari ist eine Erscheinungsform der indisch-stämmigen Gottheit {{glossar:Dakini}}. Diese wiederum ist eine charakteristische Gestalt des tantrischen oder esoterischen Buddhismus. In Indien bezeichnet ''dākinī'' eigentlich eine Spezies von dämonischen Menschenfresserinnen, die gemäß den Legenden des indischen Buddhismus bekehrt wurden und sich darauf hin in eine buddhistische Schutzgottheit verwandelten. Auf indo-tibetischen Darstellungen ist Dakini nach wie vor mit furchteinflößenden und zugleich erotischen Zügen dargestellt, die sie in die Nähe der esoterischen [[Ikonographie:Wächtergötter|Wächtergötter]] rückt. Viele dieser ikonographischen Eigenheiten gingen Dakini bei ihrer Transformation nach Japan verloren, dafür aber bekam sie den Fuchs als Reittier. Ob diese Assoziation japanischen Ursprungs ist und welche Logik dahinter steckt, ist derzeit noch nicht restlos geklärt. |
Version vom 10. September 2010, 14:20 Uhr
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Fushimi Inari Taisha Der Schrein der hunderttausend torii
Der
Der Begriff „Fushimi Inari Taisha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
im Süden Kyotos bietet mit seinen tausenden
Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
Der Begriff „torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, die oft zu rot leuchtenden Gängen verbunden sind, die lohnendsten Foto-Motive in der an an Sehenswürdigkeiten keineswegs armen ehemaligen Hauptstadt. Die entlang der Wege aufgestellten torii sind Opfergaben von Gläubigen, die sich von der Gottheit Inari einen besonderen Dienst (meist geschäftlichen Erfolg) erhoffen. Die meisten sind von Firmen gespendet.
Wie in anderen ähnlichen Fällen auch, wachsen die einzelnen Spenden zu einem Gesamtkunstwerk zusammen. (S. z.B. die Laternen des Kasuga Schreins.) Neben den torii bietet der Fushimi Schrein auch eine Menge pitoresker Fuchswächter, die für alle Inari Schreine kennzeichnend sind. Ausgangspunkt für diese Spendenflut scheinen aber die
Steinaltäre, oder Gedenksteine zur Verehrung der Gottheit Inari; wtl. „Hügel“
Der Begriff „o-tsuka“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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gewesen zu sein, individuelle Steinaltäre, die sich auch heute noch in großer Zahl über den Berg verstreut finden.
O-tsuka
O-tsuka (wtl. „Hügel“) haben eine gewisse Ähnlichkeit mit japanischen Grabstätten, es handelt sich aber um Andachtsstätten oder Altäre für die Gottheit
Der Begriff „Inari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Im Zentrum einer solchen Anlage befinden sich ein oder mehrere natürliche Steine mit einer Inschrift. Diese Inschrift ist als individueller Name der Inari Gottheit zu verstehen, mit dem Inari an diesem Altar angesprochen wird. (Verwirrender Weise sind unter diesen „Spitznamen“ auch die Namen anderer bekannter Gottheiten.) Das Aufstellen solcher otsuka-Steine geht auf eine volksreligiöse Bewegung zurück, die sich in den Jahren unmittelbar vor der Meiji Restauration (1868) spontan herausbildete. Gläubige errichteten ihre eigene Verehrungsstätte für Inari auf dem Berg, indem sie große Steine herbeischafften und darauf individuelle Götternamen schrieben. Dieser individuelle Zugang, den man auch watakushi no Inari-sama („meine persönliche Inari-Gottheit“) bezeichnet, wurde von den Schreinpriestern zunächst einmal verboten. Als es aber nicht gelang, diese Form der Laienfrömmigkeit abzuschaffen, gingen die Inari Priester dazu über sie zu kontrollieren. Man schuf bestimmte Areale, in denen die Errichtung von o-tsuka gestattet war, und förderte die Bildung von Laienorganisationen, die die Zuteilung der noch freien Plätze übernahmen. Heute ist es zwar kaum mehr möglich, einen neuen Altar zu errichten, man kann aber über diese Organisationen einen Altar zugeteilt bekommen.1 Dieser wird dann von den jeweiligen Gläubigen mit torii und Fuchsstatuen ausgestattet, die wiederum vom Inari Schrein hergestellt werden. Dank der großen Zahl der o-tsuka (ca. 10.000) ist dies zweifellos ein einträgliches Geschäft.
Wer ist Inari?
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Der Fushimi Inari Schrein taucht in den Quellen bereits im Jahr 711 erstmals auf. Er war zu dieser Zeit ein Ahnenschrein des Klans der Hata, die wiederum einige Generationen zuvor aus Korea eingewandert waren. Offenbar verehrten die Hata auf den drei Gipfeln des Inari Berges drei Gottheiten, die später kollektiv als „Inari“ bezeichnet wurden. Unter diesen Gottheiten soll sich auch die weibliche Nahrungsgottheit
Weibliche Nahrungsgottheit, die v.a. im Fushimi Inari Schrein verehrt wird.
Der Begriff „Uka-no-mitama“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
befunden haben. Möglicherweise ist diese Nahrungsgottheit dafür verantwortlich, dass Inari stets als Reisgottheit charakterisiert wird.
Als im Jahr 794 in der unmittelbaren Nachbarschaft des Schreins die neue Hauptstadt
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
errichtet wurde, erlangte der Schrein rasch überregionale Bedeutung. Er diente nun nicht mehr als Klan-Schrein der Hata, sondern wurde von
774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi
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(774–835), dem vielleicht bedeutendesten Mönch des japanischen Buddhismus, zum Schutzschrein des neu gegründeten „Ost-Tempels“ (
Ost-Tempel in Kyōto, eig. Kyōō Gokoku-ji (Tempel des Königs der Lehre zum Schutz des Landes)
Der Begriff „Tōji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
) der neuen Hauptstadt umfunktioniert. In einer Gründungslegende des Schreins wird davon erzählt, dass die Gottheit von Inari Kūkai in der Gestalt eines alten Mannes, der Reis auf dem Rücken trug, erschien:
Auf seinen Wanderungen traf Kūkai in Tanabe in der Provinz Kii [heute Wakayama, südlich von Nara] auf einen seltsamen alten Mann. Obwohl sich die beiden zum ersten Mal sahen, erkannten sie sofort, dass sie sich in einem früheren Leben bei der Rede des Buddha auf dem Geierberg (Grdhrakuta) in Indien getroffen hatten. Hoch erfreut über das Wiedersehen lud Kūkai den Greis ein, ihn in der Hauptstadt zu besuchen, wo er einen Tempel errichten wollte. Einige Jahre später, als der Tōji bereits erbaut war, erschien der Greis am Südtor des Tempels mit einigen Reisgarben auf dem Rücken 2 und Zypressenzweigen in den Händen in Begleitung zweier Mädchen und zweier Kinder. Kūkai war überglücklich und hielt ihm zu Ehren eine Predigt und alle seine Schüler, weltliche wie geistliche, boten ihm zu essen an. Die Greis blieb eine Zeit lang im Hause des Laienschülers Shibamori nahe dem Tōji 3 und richtete sich schließlich auf dem Berg Inari ein, wo das Holz für den Bau des Tōji gerodet worden war. 4
In dieser buddhistischen Version der Schreinlegende ist also von einem Inari Schrein vor der Zeit Kūkais gar keine Rede. Der rätselhafte Greis scheint durch den Reis auf seinem Rücken den Schreinnamen zu begründen — tatsächlich wird der Name Inari meist mit den Zeichen „Reisähre tragen“ (稲荷) geschrieben. Doch hat der Berg, auf dem er sich letztlich einquartiert, ebenfalls den Namen Inari. Es sind also zirkuläre (karmische) Verbindungen, die die Gottheit in Gestalt eines Reis-tragenden alten Mannes zu ihrem Bestimmungsort, dem Reistrage-Berg (Inari-yama), führen.
Die Legende könnte natürlich auch so gedeutet werden, dass sich hier bereits ein Schrein befand, der unter Kūkai einer neuen Gottheit zugeschrieben wurde. In jedem Fall deutet die Legende an, dass die Verbindung zum Reis essentiell für die Identität des Fushimi Inari Schreins war. Fraglich bleibt, wieso die Reisgottheit auch als Frau, bzw. als Fuchs dargestellt wird.
Inari, Fuchs und Dakini
Japanische Dakini auf einem weißen Fuchs, auf ihren Schultern trägt Dakini Reisballen. Bild: Toyokawa Inari Schrein, Tokyo [2010/8] |
Die Gottheit Inari auf einem weißen Fuchs erscheint dem Krieger Taira no Kiyomori. Holzschnitt von Utagawa Kuniyoshi Bild: Wikipedia [2010/8] |
Dakini auf einem weißen Fuchs, Darstellung aus der Kamakura-Zeit (14.Jh.). Bild: Ruth and Sherman Lee Institute [2010/8] |
Tanzende Dakini des indischen Tantrismus. Bild: exoticindiaart.com [2010/8] |
Die Verbindung Inaris mit dem Fuchs wird manchmal durch die Tatsache erklärt, dass sich Füchse gern in der Nähe von Feldern aufhalten, als Mäusefänger sogar nützlich für die Landwirtschaft sein können und sich daher als Götterboten einer Reisgottheit besonders anboten. Andererseits finden sich Textbelege für die Verbindung zwischen Fuchs und Inari erst ab dem elften Jahrhundert Es ist daher wahrscheinlich, dass die Verbindung Inari-Fuchs nicht aus landwirtschaftlichen Assoziationen zu erklären ist, sondern aus der Tatsache, dass Inari neben der Gestalt des alten Mannes auch als junge, auf einem Fuchs reitende Frauengestalt imaginiert wurde.
Die weibliche Gottheit Inari ist eine Erscheinungsform der indisch-stämmigen Gottheit
weibl. buddhist. Schutzgottheit, identifiziert mit Inari; skt. Dākinī; auch: menschenfressende Dämonin
Der Begriff „Dakini“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Diese wiederum ist eine charakteristische Gestalt des tantrischen oder esoterischen Buddhismus. In Indien bezeichnet dākinī eigentlich eine Spezies von dämonischen Menschenfresserinnen, die gemäß den Legenden des indischen Buddhismus bekehrt wurden und sich darauf hin in eine buddhistische Schutzgottheit verwandelten. Auf indo-tibetischen Darstellungen ist Dakini nach wie vor mit furchteinflößenden und zugleich erotischen Zügen dargestellt, die sie in die Nähe der esoterischen Wächtergötter rückt. Viele dieser ikonographischen Eigenheiten gingen Dakini bei ihrer Transformation nach Japan verloren, dafür aber bekam sie den Fuchs als Reittier. Ob diese Assoziation japanischen Ursprungs ist und welche Logik dahinter steckt, ist derzeit noch nicht restlos geklärt.
Die Einbeziehung der fuchsreitenden Dakini in den Inari-Kult ist ebenfalls rätselhaft, doch dürfte sie unter der Regie des Shingon Buddhismus erfolgt sein, der ja, wie aus der oben erwähnten Legende ersichtlich, eine besondere Beziehung zu Inari entwickelte. Die Assoziation Inari-Dakini lässt sich beispielhaft an einem der größten Inari Heiligtümer erkennen:
Inari Kultstätte in Toyokawa, Aichi-ken; eig. ein buddh. Tempel, Myōgon-ji
Der Begriff „Toyokawa Inari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
in der Präfektur Aichi wird gerne zu den „Drei Großen Inari [Schreinen]“ Japans gezählt, doch im Grunde handelt es sich um eine buddhistische Tempelanlage. Zudem stellt
auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
Der Begriff „Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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das Hauptheiligtum (
Hauptheiligtum eines Tempels
Der Begriff „honzon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) des Tempels dar, während in den Gründungslegenden Dakini die wichtigste Rolle spielt.5 Es handelt sich also um einen Kannon-Tempel, in dem Dakini als besondere Schutzgottheit verehrt wird. Dies führte wiederum dazu, dass in Toyokawa ein besonderer Inari Kult entstand, da man Dakini als identisch mit Inari ansah. In der Ikonographie dieses Tempels erscheint Dakini als schöne Frau, die auf einem weißen Fuchs reitet und Reisballen trägt. Die gleichen Attribute besitzt auch die weibliche Inari. Die spezielle ikonographische Gestalt der Dakini/ Inari von Toyokawa soll im übrigen auf den Zen Mönch Kangan Giin (寒巌義尹 1217–1300) zurückgehen.
Es deutet also vieles darauf hin, dass die komplexe Natur der Inari Gottheit(en) mit einstmals populären Kulten und Figuren des esoterischen Buddhismus in Verbindung steht. Vielleicht ist es sogar der Unterstützung durch den esoterischen Buddhismus zu verdanken, dass sich die Schreine für Inari in größerer Zahl verbreiteten, als für irgend eine andere Schreingottheit in Japan. Heute hingegen ist offensichtlich, dass die Verbindung Inari–Fuchs–Frau–Reis eine sehr enge ist, während die buddhistischen Elemente (Kūkai, Dakini), die möglicherweise zu ihrem Zustandekommen beitrugen, weitgehend in Vergessenheit geraten sind.
Anmerkungen
- ↑ Smyers 1999, S. 160–64
- ↑ Ine o ninai 稻を荷い, „Reisgarben tragend“, eine Anspielung auf den Schreinnamen Inari 稻荷
- ↑ Laut Iyanaga handelt es sich um den tabisho 旅所 (jap.)
wtl. „Reiseort“; Ziel einer Prozession mit tragbarem Schrein (mikoshi) bei Schreinfesten
Schrein • •Der Begriff „tabisho“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
von Fushimi Inari, also jenen Ort, wohin die Gottheit Inari während der Schreinfeste gebracht wird.
- ↑ Auszug aus Inari Daimyōjin ryū no ki 稻荷大明神流記. Angeblich ein Text des Kūkai Schülers Shinga (801-879), wahrscheinlich jedoch aus der Kamakura-Zeit. Übersetzung B. Scheid nach Iyanaga Nobumi: Ḍākinī et l’Empereur.
- ↑ S. Gründungslegende des Toyokawa Inari Tempels (jap.).
Literatur und Links
- Dance of the Yogini: Images of Aggression in Tantric Buddhism, Nitin Kumar (en.)
Online Artikel auf Indian Art: Exotic India. - Fushimi-Inari Taisha shrine, Asano Noboru (en.)
Ausführliche Foto-Dokumentation, Teil der Website My Kind of Kyoto. - Toyokawa Inari (jap.)
Homepage des Toyokawa Inari Tempels.Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2010