Bauten/Schreine/Torii: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 10. September 2010, 13:22 Uhr
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Bauten/Schreine/Torii.
Torii: Markenzeichen der Kami
Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
Der Begriff „torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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sind das markanteste Kennzeichen eines Shinto Schreins. Trifft man in Japan auf ein Gebäude mit der schlichten symbolischen Balkenkonstruktion davor, so handelt es sich fast immer um ein shintoistisches Heiligtum. Dank ihrer simplen, einprägsamen Form sind torii nicht nur zu einem Emblem des Shinto, sondern sogar zu einem Erkennungszeichen der traditionellen japanischen Kultur schlechthin geworden. Dennoch liegen die ursprüngliche Funktion und Bedeutung der torii im Dunklen. Zu ihrem rätselhaften Charakter trägt auch die Bezeichnung „torii“ selbst bei. Das Wort wird mit den Schriftzeichen für „Vogel“ (tori 鳥) und „sich befinden“ (i[ru] 居) geschrieben und würde demnach soviel wie „Vogelsitz“ bedeuten. Von Vögeln ist aber auf keinem bekannten torii auch nur die geringste Spur zu erkennen.
Grundform und Stilvarianten
Das äußere Erscheinungsbild der torii ist bemerkenswert homogen. Das typische torii besteht aus zwei kräftigen Stützpfosten (
Der Begriff „hashira“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), einem mächtigen oberen Querbalken (
, wtl. „Schirmholz“), der auf den Stützpfosten ruht, und einem zweiten, etwas dünneren Querbalken (
, „Durchstoßer“), der die beiden Stützpfosten durchdringt. Torii sind üblicherweise aus rot bemaltem Holz gefertigt, aber auch Stein, Metall oder Beton kommen als Baumaterial in Frage. Der Umriss der meisten torii ist annähernd quadratisch.
Trotz dieser einfachen Grundform kennt die japanische Architekturgeschichte eine stattliche Anzahl von Stilformen, je nach dem, ob die Pfosten lotrecht stehen oder leicht geneigt sind, ob der Oberbalken gerade oder geschwungen ist, und ob der Unterbalken über die Pfosten hinausragt oder nicht. Dazu kommen noch einige Spezialkonstruktionen oder Hybridformen. Diese werden zumeist nach den repräsentativsten Schreinen benannt, in denen sie zu finden sind.
Der bei weitem häufigste Stiltyp ist das sogenannte
Stilvariante der torii (Schreintore) : geschwungene Balken, schräge Pfosten
Der Begriff „myōjin torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Es besitzt zwei leicht nach innen geneigte Pfosten, einen sanft geschwungenen Oberbalken, der aus mehreren Kanthölzern zusammengesetzt ist, und einen Unterbalken, der an beiden Enden über die ihn tragenden Pfosten hinausragt. Zwischen Ober- und Unterbalken befindet sich ein vertikales Brett (
Der Begriff „gakuzuka“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), an dem Tafeln mit Inschriften angebracht werden können.
Die simpelste Form ist das
Stilvariante des torii (Schreintors) im sogenanten shinmei-Stil: gerade Balken, lotrechte Pfosten: auch ise torii
Der Begriff „shinmei torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder ise-torii, bestehend aus lotrechten, runden Pfosten und geraden Querbalken ohne gakuzuka. Es findet sich in der antiken Schreinanlage von
vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
Der Begriff „Ise“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
, wurde aber auch Anfang des 20. Jahrhunderts, zur Zeit des Staatsshinto, als vermeintlich archaische Form gerne verwendet (etwa im
Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
Der Begriff „Yasukuni Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
).
Unter den „hybriden“ Formen ist das sogenannte ryōbu-torii das bekannteste. Es entspricht im wesentlichen dem myōjin-Typ, besitzt aber zur Unterstützung der beiden Hauptpfosten vier kleinere Zusatzpfosten. Das berühmte, vom Meer umspülte torii von
Schreininsel nahe Hiroshima; s.a. Itsukushima Schrein
Der Begriff „Miyajima“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
ist so konstruiert. Ein weiterer Hybridtyp ist das sannō-torii mit einem Dreieck auf dem „Kopf“ oder das miwa-torii, das links und rechts von kleineren Seiten-torii flankiert wird (s. Abb. oben).
Der
Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans
Der Begriff „Ōmiwa Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
, der dem letzteren Typ seinen Namen verleiht, besitzt noch eine weitere torii-Sonderform: das sogenannten
Torii (Schreintor) bestehend aus zwei Pfosten und einem Seil; auch chūren torii gelesen
Der Begriff „shimetorii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder chūren-torii. In diesem Fall sind die zwei tragenden Pfosten lediglich durch ein mächtiges Seil (
shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.
Der Begriff „shimenawa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) verbunden. Ob man diese Form, die es nur in ein paar wenigen alten Schreinen gibt, überhaupt als torii bezeichnen soll oder nicht, ist unklar. Es könnte sich um eine Frühform der torii handeln, einen sicheren Beweis dafür gibt es jedoch nicht.
Bild: Horohoro 2004 [2010/8]
Funktion
Torii dienen im allgemeinen dazu, eine symbolische Grenze zwischen Heiligem und Profanem zu markieren. Die prominentesten torii befinden sich daher zumeist am Zugangsweg zu einem Schrein, doch auch innerhalb eines Schreinareals können torii aufgestellt sein, z.B. um die wichtigsten Schreingebäude zu kennzeichnen. Auch werden torii häufig hinter einander aufgestellt und können sogar zu tunnelartigen Gebilden zusammenwachsen. Das extremste Beispiel ist der
Der Begriff „Fushimi Inari Taisha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
in Kyoto, wo ein ganzer Berg von torii-Tunneln überzogen ist.
Torii scheinen bereits im japanischen Altertum als Erkennungszeichen von Kultstätten der einheimischen kami fungiert zu haben. Man könnte sie daher auch als ein Zeichen einer bewussten Unterscheidung von Shinto und Buddhismus interpretieren. Allerdings gibt es einige Ausnahmen, in denen torii auch vom Buddhismus in den Dienst genommen werden.
Torii außerhalb des Shinto
- Vor dem buddhistischen Tempel
buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)
Der Begriff „Shitennō-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
in Osaka gibt es ein torii aus Stein, das den Hauptzugang zur Tempelanlage markiert. Der Shitennō-ji ist nicht etwa irgendein Tempel, sondern das älteste staatlich errichtete buddhistische Kloster Japans. Es wurde im Jahr 593 von Prinzregent
574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
Der Begriff „Shōtoku Taishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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gegründet. Wann das torii gebaut wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ursprünglich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes ersetzt.
- Obwohl der Totenkult in Japan traditionellerweise fest in buddhistischer Hand ist, findet man auf alten Friedhöfen torii vor den Grabanlagen bedeutender Familien aus der Edo-Zeit. (S. dazu auch Friedhof auf Berg Kōya.)
- Buddhistische Höllendarstellungen aus der Edo-Zeit bedienen sich der torii, um verschiedene Bereiche der Hölle von einander abzugrenzen.
- Die indische Gottheit Sarasvati kam als Beschützerin des Buddhismus mit diesem nach Japan und wird hier als
Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
Der Begriff „Benzaiten“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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verehrt. Auf vielen Darstellungen trägt Benzaiten auf dem Haupt ein torii, hinter dem eine Schlange mit menschlichem Kopf zu erkennen ist.
- Die synkretistischen Bergasketen (
Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō
Der Begriff „yamabushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) bedienen sich zur Kennzeichnung ihrer Heiligtümer sowohl des torii als auch buddhistischer Embleme.
Die frühesten Erwähnungen von torii stammen aus japanischen Quellen des zehnten Jahrhunderts Ob kami-Schreine davor schon durch „Vogelsitze“ gekennzeichnet waren und wie diese ausgesehen haben könnten, ist unbekannt. Es wird daher immer wieder die Frage gestellt, ob nicht selbst die torii, diese zutiefst shintoistischen Identitätsmerkmale, ein Produkt des Buddhismus sind, oder zumindest einen nicht-japanischen Ursprung besitzen. Für derartige Annahmen gibt es verschiedene Anhaltspunkte, da torii-ähnliche Konstruktionen in vielen asiatischen Kulturen zu finden sind. Im folgenden werden die wichtigsten „Verwandten“ der torii, die immer wieder als Prototypen in Betracht gezogen werden, kurz vorgestellt.
Verwandte der torii außerhalb Japans
Indien
An den vier Seiten des ältesten buddhistischen Grabstupas in Sanchi, Indien, befinden sich markante Eingänge, die wie ein reich verziertes torii mit einem dritten Querbalken aussehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit torana. Die Ähnlichkeiten in Wortklang und Aussehen bewogen frühe Japanologen (u.a. Aston und Chamberlain) zu der Annahme, torii stammten von torana ab. Inzwischen sind sowohl von linguistischer als auch von kunsthistorischer Seite Bedenken gegen diese Theorie geäußert worden, vollkommen auszuschließen ist sie jedoch nicht.
Thailand
Bild: Mattana (Wikipedia), 2007 [2010/8]
In Bangkok gibt es die sogenannte Große Schaukel (Sao Ching Cha), ein rituelles Gerät, das auf den ersten Blick (wenn man die Verzierungen einmal beiseite lässt) verblüffende Ähnlichkeiten mit einem shinmei-torii aufweist. Funktionell ist es jedoch grundverschieden, denn es handelt sich nicht um einen Durchgang, sondern wurde ehemals tatsächlich für eine brahmanische Schaukelzeremonie eingesetzt. Obwohl von frühen Japanologen als Prototyp eines torii in Erwägung gezogen, kommt die Große Schaukel dafür kaum in Betracht, denn zum vollständigen Gerät gehört eben auch ein Schaukelbrett (auch wenn es in Bangkok heute fehlt). Das Beispiel zeigt jedoch, dass sich Ähnlichkeiten auch aus rein konstruktionstechnischen Gründen ergeben können, ohne dass daraus gleich auf eine verwandtschaftliche Beziehung geschlossen werden muss.
China
Bild: Bernhard Scheid, 2008
In China begegnet man häufig einem Palasttor namens
Der Begriff „paifang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder
Der Begriff „pailou“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, das — ähnlich wie ein torii — meist keine Türen hat und daher eine rein symbolische Funktion besitzt. Andererseits sind pailuo architektonisch sehr aufwendig und variantenreich ausgestaltet. Häufig findet man dreiteilige Konstruktionen, die äußerst bombastisch dekoriert sind. Einige Beispiele erinnern allerdings tatsächlich an torii, etwa die Tore im Pekinger Tempel des Himmels (Abb. links), doch stammen diese architektonischen Varianten aus relativ später Zeit.
Es gibt in China außerdem zeremonielle Stelen mit der Bezeichnung
Chinesische Zeremonialstele; jap. kahyō
Der Begriff „huabiao“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, die ähnlich wie torii zur Kennzeichnung des Zugangswegs zu einem zeremoniellen Gebäude (Palast oder Grabmal) dienen. Sie sind zumeist reich dekoriert und tragen an ihrer Spitze ein drachenartiges mythologisches Tier. Äußerlich haben sie also kaum etwas mit den torii gemein, doch werden sie in einem der ältesten Lexika Japans, dem
Heian-zeitliches Lexikon; zwischen 931 und 938 kompliert von Minamoto no Shitagō
Der Begriff „Wamyō ruijushō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
aus dem frühen zehnten Jahrhundert, mit torii gleichgesetzt. Dies mag ein Missverständnis der damaligen Autoren gewesen sein, hat jedoch schon unter vormodernen japanischen Gelehrten zu zahlreichen Spekulationen über eine chinesische Herkunft der torii geführt (Quelle: Wikipedia(ja)).
Korea
Die wahrscheinlich nächsten Verwandten der torii findet man auf der koreanischen Halbinsel. Hier gibt es genau genommen zwei unterschiedliche Artefakte, die gewisse Gemeinsamkeiten mit den torii aufweisen, nämlich das sogenannte Rote Pfeiltor (kor. hongsalmun) und das sotdae, ein hölzerner Mast, der häufig mit einer einfachen Vogelskulptur versehen ist.
Rotes Pfeiltor (hongsalmun) bei den Altären der Erde und Ernte in Seoul Bild: Kernbeisser, flickr 2008 [2010/8] |
Pfeiltor (hongsalmun) vor einem Königsgrab der Joseon Dynastie |
Das Pfeiltor
Koreanisches Zeremonialtor, wtl. „Rotes Pfeiltor“; jap. kōzenmon
Der Begriff „hongsalmun“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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besitzt bautechnisch große Ähnlichkeiten mit einem torii. Es besteht ebenso aus zwei einfachen Pfosten und zwei Querbalken. Der vielleicht markanteste strukturelle Unterschied liegt darin, dass der obere Querbalken eines Pfeiltores von den tragenden Pfosten überragt wird, während er im Fall des torii auf den Pfosten lagert. Außerdem sind die Querbalken der Pfeiltore mit zahlreichen vertikalen Verstrebungen oder „Pfeilen“ versehen, die verantwortlich für den Namen dieses Tores sind. Die berühmtesten Pfeiltore finden sich vor den Königsgräbern der Joseon Dynastie (1392–1910) rund um die koreanische Hauptstadt Seoul. Ähnlich wie die torii stehen die Pfeiltore hier frei am Rande einer sakralen baulichen Anlage. Dem entsprechend fungieren sie als symbolischer Durchgang zwischen Profanem und Sakralem, nicht als verschließbares Tor. Allerdings gibt es in Korea auch Pfeiltore, die in Zäune oder Mauern integriert sind, was bei torii nur in wenigen Ausnahmen der Fall ist. Eine gewisse Verwandtschaft ist dennoch nicht unwahrscheinlich, doch ist unklar, ob es sich um „Cousins“ handelt, oder ob eines der beiden Tore tatsächlich zur Herausbildung des anderen beigetragen hat.
Die
Zeremonielle Stäbe der koreanischen Volksreligion, meist mit Vogelskulptur
Der Begriff „sotdae“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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wiederum sind Glücksbringer oder schützende Talismane. Traditionellerweise finden sie sich am Eingang von Dörfern, wo sie in großen Gruppen zusammen mit einer Art Totempfahl, dem jangseung, spirituellen Schutz oder reiche Ernte gewähren sollen, ähnlich wie in Japan die Wegegötter (
Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form
Der Begriff „dōsojin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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). Sotdae können auch eigenhändig angefertigt und temporär (z.B. zu Neujahr) aufgestellt werden. Typischerweise handelt es sich um lange Stäbe, an deren oberem Ende ein oder mehrere Vogelfiguren angebracht sind. Es können aber auch andere Tiere oder Seile daran befestigt sein.
Sotdae sehen also ganz anders aus als torii und besitzen andere Funktionen, aber sie enthalten einen Hinweis, dass Vögel auf Stäben in Korea eine magisch-religiöse Bedeutung besitzen und bieten damit einen Schlüssel zur rätselhaften Wortbedeutung von
Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
Der Begriff „torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(„Vogelsitz“). Das Wort "sotdae" selbst enthält jedoch keinen Hinweis auf einen Vogel.
Ähnliche „Vogelsitze“ gibt es im übrigen auch in shamanistischen Stammeskulturen Chinas, der Mongolei und in Sibirien.
Theorien zum Ursprung der torii
Eine eindeutige Lehrmeinung, ob torii eine rein japanische Erfindung sind oder unter dem Einfluss von anderen Kulturen entstanden, hat sich derzeit weder in Japan noch außerhalb etabliert. Während man das Thema vor dem Zweiten Weltkrieg lebhaft diskutierte, wurde es danach kaum mehr erörtert und ist erst in jüngster Zeit durch die Archäologie wieder aufgegriffen worden. Einer der umfangreichsten westlichsprachigen Aufsätze, „Der Ursprung des Torii“ des Linguisten Otto Karow und des Kunsthistorikers Dietrich Seckel aus dem Jahr 1942, enthält zu dieser Frage eine gewagte These: Karow und Seckel zufolge leitet sich der Begriff torii nicht von „Vogel“, sondern von einem Balken ab. Davon ausgehend folgern die Autoren, dass man im torii das abstrakte Skelett eines Wohnhauses erblicken muss. Das wichtigste Element des torii sei der Oberbalken, der den Firstbalken des Hauses symbolisiere. Obwohl diese Theorie sehr weitläufig und gelehrt begründet wird, erscheint mir die darin enthaltene Hypothese, dass torii letztlich aus verlassenen Häusern entstanden, die zu den Grabstätten der darin Verstorbenen wurden, nicht wirklich plausibel.
Karow und Seckel machen aber auch darauf aufmerksam, dass sich in den frühesten schriftlichen Quellen Japans zahlreiche Hinweise auf Vögel im Zusammenhang mit Bestattungsriten finden. U.a. erzählen sowohl das
„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
Der Begriff „Kojiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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als auch das
Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
Der Begriff „Nihon shoki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, dass sich der eroberungslustige Prinz
Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato
Der Begriff „Yamato Takeru“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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nach seinem Tod in einen weißen Vogel verwandelte und in dieser Gestalt den Platz für sein Grabmonument auswählte. Dieses erhielt aus diesem Grunde auch den Namen „Weißvogel-Grab“ (
Hügelgrab des mythol. Helden Yamato Takeru
Der Begriff „Shiratori Misasagi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
). Dem Kojiki zufolge wurden Lieder, die auf diese Episode Bezug nehmen, auch bei späteren kaiserlichen Begräbnissen gesungen Vorlage:Quelle). Zahlreiche weitere Textstellen der klassischen Literatur untermauern die auch vom japanischen Volkskundler
1887–1953, jap. Volkskundler und Religionswissenschaftler
Der Begriff „Origuchi Shinobu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
postulierte enge Beziehung zwischen weißen Vögeln und Totenseelen (Vorlage:Quelle).
Japan steht jedoch in dieser Hinsicht nicht isoliert da. Der Zusammenhang zwischen Vogel und Totenseele ist, wie schon erwähnt, für zahlreiche, insbesondere shamanistisch geprägte Kulturen belegt. Die im Zusammenhang mit dem frühen Japan vielleicht überzeugendste Parallele findet sich in der Kultur der altkoreanischen Proto-Drei-Reiche Zeit, die ja mit dem damaligen Japan (bzw. mit der Kultur der Wa) in enger Beziehung stand. Das
Chin. Chronik der Wei Dynastie (220–266) aus dem 3. Jh. u.Z.; enthält die frühesten Berichte über Japan (Wa) (vgl. wo)
Der Begriff „Weizhi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, jene chinesische Quelle aus dem 3. Jh., die die frühesten systematischen Angaben zur Geschichte Japans und Koreas enthält, berichtet über die Bestattungsritten der Pyeon Jin im Süden der koreanischen Halbinsel: „Sie geben ihren Toten Federn von großen Vögeln mit. Sie wünschen, dass diese von den Toten zum Fliegen benutzt werden“ (Vorlage:Quelle). Für den gleichen Raum enthält das Weizhi im übrigen auch Hinweise auf Vorläufer der oben genannten sotdae. Schließlich hat auch die Archäologie in diesem Raum zahlreiche Grabbeigaben mit Vogelmotiven zutage gebracht (Vorlage:Quelle).
Aus Japan sind archäologische Funde von Vogelmotiven aus der Yayoi- und Kofun-Zeit ebenso bekannt. Andere Funde deuten wiederum darauf hin, dass es hier am Übergang von der Yayoi- zur Kofun-Zeit (3. Jh. n.u.Z.) Grabstätten von hochgestellten Persönlichkeiten gab, an deren Eingang zwei Pfosten standen (Vorlage:Quelle). Ob diese Pfosten aber durch Balken verbunden waren, ob Vögel auf ihnen angebracht waren oder ob sie sonst in irgend einer Hinsicht als Vorläufer der heutigen torii anzusehen sind, konnte bislang nicht geklärt werden. Dennoch verdichtet sich aus diesen Indizien ein möglicher Zusammenhang zwischen Totenkult und Vögeln, der am Beginn der Entwicklung von torii gestanden haben mag. Damit wäre auch eine implizite Erklärung vorhanden, warum an den heutigen torii überhaupt keine Spuren von Vögeln zu finden sind: als Zeichen des Todes könnten sie dem Tabu zum Opfer gefallen sein, das in historischer Zeit die Kulte für die
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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strikt von jeder Assoziation mit dem Tod fern hielt (s. dazu Kap. Grundbegriffe: Shinto.)
Literatur und Links
- Torii (jap.)
Wikipedia-Artikel - Sotdae (en.)
Wikipedia-Artikel - The Making of sotdae, Geumo Folk Museum (en.)
Informationen und eine kurze Anleitung zum Sotdae - Selberbauen.Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2010