Bauten/Bekannte Schreine/Ise: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Die beiden etwa gleich großen Hauptschreine, der Innere Schrein ({{glossar:naikuu}}) und der Äußere Schrein ({{glossar:gekuu}}), bilden die Zentren der Anlage. Sie | + | Die beiden etwa gleich großen Hauptschreine, der Innere Schrein ({{glossar:naikuu}}) und der Äußere Schrein ({{glossar:gekuu}}), bilden die Zentren der Anlage. Sie liegen etwas mehr als 4 km Luftlinie von ein·ander entfernt und waren ehemals von zwei separaten Dörfern, Yamada und Uji, umgeben. Daneben zählen noch 123 weitere Schrein·gebäude, die über die heutige Stadt Ise und ihre Umge·bung verstreut sind, zur gesamten Anlage. Alle Einzel·schreine sind im Stil der Haupt·gebäude gehalten, wenn auch kleiner, und werden ebenso wie diese im Abstand von zwanzig Jahren abge·rissen und neu errichtet. Auch {{glossar:torii}} und Brücken sowie bestimmte Schrein·schätze, die niemand zu Gesicht bekommt, sind Teil der rituellen Wieder·errich·tung. Dabei dürfen nur tradi·tionelle Materia·lien und Techni·ken zum Einsatz kommen, selbst der Gebrauch von maschi·nellen Sägen und Hobeln ist unter·sagt. |
− | Die Erneuerung der gesamten Anlage zieht sich etwa über acht Jahre hin. Der | + | Die Erneuerung der gesamten Anlage zieht sich etwa über acht Jahre hin. Der Höhe·punkt ist jedoch die Verle·gung der Haupt·gott·heiten, nach der auch das Datum der Schrein·er·neue·rung angegeben wird. In einer nächt·lichen Zere·monie, die mit dem jähr·lichen Ernte·dank·fest<ref>Kanname-sai, das wichtigste Schreinfest in Ise im Oktober.</ref> korreliert, werden die {{glossar:shintai}} von Gekū und Naikū in das neue Gebäude überführt, das von da an alle Funk·tionen des alten Gebäudes über·nimmt. Danach bleiben das alte und das neue Gebäude eine gewisse Zeit neben ein·ander bestehen, bis das alte abgebaut und durch einen Miniatur·schrein ersetzt wird. |
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Mit dem Niedergang des Hofes zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert verschwanden sowohl die Zeremonienmeister des Hofes als auch die Kult-Prinzessinnen und die Schreine wurden nun wirklich von den dort ansässigen Priestern geführt. Zugleich mussten sie sich aber unter den neuen Kriegereliten nach Ersatz für die ökonomische Unterstützung durch den Hof umsehen. | Mit dem Niedergang des Hofes zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert verschwanden sowohl die Zeremonienmeister des Hofes als auch die Kult-Prinzessinnen und die Schreine wurden nun wirklich von den dort ansässigen Priestern geführt. Zugleich mussten sie sich aber unter den neuen Kriegereliten nach Ersatz für die ökonomische Unterstützung durch den Hof umsehen. | ||
− | Dies führte zu einer erbitterten Konkurrenz zwischen den Watarai und den Arakida. Die Watarai bemühten sich, ihren Schrein, den Äußeren, als mindestens ebenso bedeutsam wie den Inneren darzustellen. Zu diesem Zweck identi·fizierten sie ihre Gottheit mit {{glossar:kuninotokotachi}}, der im ''Nihon shoki'' Gene·rationen vor Amaterasu als Urgottheit in Erscheinung tritt. Die Watarai waren in ihrem Bemühen um eine neue Identität durchaus erfolgreich und begrün·deten den sogenannten {{glossar:wataraishintou}}, der zu einer Inspirations·quelle späterer Shinto-Theologien wurde | + | Dies führte zu einer erbitterten Konkurrenz zwischen den Watarai und den Arakida. Die Watarai bemühten sich, ihren Schrein, den Äußeren, als mindestens ebenso bedeutsam wie den Inneren darzustellen. Zu diesem Zweck identi·fizierten sie ihre Gottheit mit {{glossar:kuninotokotachi}}, der im ''Nihon shoki'' Gene·rationen vor Amaterasu als Urgottheit in Erscheinung tritt. Die Watarai waren in ihrem Bemühen um eine neue Identität durchaus erfolgreich und begrün·deten den sogenannten {{glossar:wataraishintou}}, der zu einer Inspirations·quelle späterer Shinto-Theologien wurde. |
− | Gegen Ende der {{glossar:Edo}}-Zeit tauchten Gerüchte auf, dass die Ise-Pilger bisweilen mit einem Geldregen überschüttet werden würden, was zu einem weiteren Anstieg der Popularität Ises führte. Man stellte sich Amaterasu auch als weißes Pferd vor, das bei Hungerkatastrophen und Erdbeben helfend in Erscheinung trat. Schließlich entstanden unter den Ise-Pilgern unmittelbar vor der Meiji-Restauration millienaristische Bewegungen, die eine Art Zeitenwende (''yonaoshi'') heraufbeschworen und ekstatische Tänze und Gesänge (die nach ihrem Refrain ee ja nai ka – etwa: „ist doch gut so“ – genannt wurden) praktizierten. Obwohl diese Bewegungen eher unpolitisch und nicht auf den Tennō bezogen waren, leisteten sie wahrscheinlich einen Beitrag zum politischen Umschwung von 1867 bis 68. | + | Amaterasu blieb zwar über lange Sicht die bekanntere Gottheit, doch ihre genaue Identität geriet weitgehend in Vergessenheit. Der große buddhistische Dichtermönch Saigyō (1118–1190) etwa schrieb: „Obwohl wir das Geheimnis [Ises] nicht kennen, rührt es uns doch zu Tränen.“<ref> [http://www.isejingu.or.jp/english/isemairi/isemairi.htm About Ise Jingu] (Offizielle Website).</ref> In der Tat wurde Amaterasu zeitweise als Mann aufgefasst und mit einer jugend·lichen Gottheit namens Utsuho Dōji identifiziert. Besonders exaltierte Theologen sahen in ihr auch eine Schlangengottheit. |
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+ | Sowohl der Innere als auch der Äußere Schrein sandten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit unabhängig von einander Priester durchs Land, die der allgemeinen Bevölkerung von den sagen·haften Kräften der Ise-Gottheiten kündeten und Ise zur populärsten shinto·istischen Pilger·stätte des Landes machten. | ||
+ | Gegen Ende der {{glossar:Edo}}-Zeit tauchten Gerüchte auf, dass die Ise-Pilger bisweilen mit einem Geldregen überschüttet werden würden, was zu einem weiteren Anstieg der Popularität Ises führte. Man stellte sich Amaterasu auch als weißes Pferd vor, das bei Hungerkatastrophen und Erdbeben helfend in Erscheinung trat. Schließlich entstanden unter den Ise-Pilgern unmittelbar vor der Meiji-Restauration millienaristische Bewegungen, die eine Art Zeitenwende (''yonaoshi'') heraufbeschworen und ekstatische Tänze und Gesänge (die nach ihrem Refrain ''ee ja nai ka'' – etwa: „ist doch gut so“ – genannt wurden) praktizierten. Obwohl diese Bewegungen eher unpolitisch und nicht auf den Tennō bezogen waren, leisteten sie wahrscheinlich einen Beitrag zum politischen Umschwung von 1867 bis 68. | ||
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Ise wird auch in ästhetischer Hinsicht oft als Inbegriff des Shintō gedacht und gepriesen. Mit der Wiederaufwertung des Tennō Anfang der Meiji-Zeit wurden die monumental-archaischen Formen Ises auch für neu geschaffene Schreine verwendet. So verfügen etwa der {{glossar:yasukunijinja|Yasukuni}} Schrein, aber auch diverse neu geschaffene Kaisergräber, über die besonders schlichten ''torii'' im ''shinmei''-Stil. Interessanterweise wurde allerdings der Schrein für Kaiser {{glossar:meijitennou|Meiji}}, der 1920 fertig gestellt wurde, in einem Stil gehalten, der eher den buddhistisch beeinflussten Schreingebäuden der Edo-Zeit entspricht. Seine geschwungen Dächer und Balken wurden offenbar doch vertrauter empfunden als das kantige Erscheinungsbild Ises. Auch Europäer des 19. Jahrhunderts wie Ernest Satow (1843–1929), einer der Pioniere der britischen Japanologie, charakaterisierten Ise als „disappointing in its simplicity and perishable nature“.<ref> Ernest Satow, “The Shinto Temples of Ise.” ''Transactions of the Asiatic Society of Japan'' 1:2 (1874), S. 121.</ref> | Ise wird auch in ästhetischer Hinsicht oft als Inbegriff des Shintō gedacht und gepriesen. Mit der Wiederaufwertung des Tennō Anfang der Meiji-Zeit wurden die monumental-archaischen Formen Ises auch für neu geschaffene Schreine verwendet. So verfügen etwa der {{glossar:yasukunijinja|Yasukuni}} Schrein, aber auch diverse neu geschaffene Kaisergräber, über die besonders schlichten ''torii'' im ''shinmei''-Stil. Interessanterweise wurde allerdings der Schrein für Kaiser {{glossar:meijitennou|Meiji}}, der 1920 fertig gestellt wurde, in einem Stil gehalten, der eher den buddhistisch beeinflussten Schreingebäuden der Edo-Zeit entspricht. Seine geschwungen Dächer und Balken wurden offenbar doch vertrauter empfunden als das kantige Erscheinungsbild Ises. Auch Europäer des 19. Jahrhunderts wie Ernest Satow (1843–1929), einer der Pioniere der britischen Japanologie, charakaterisierten Ise als „disappointing in its simplicity and perishable nature“.<ref> Ernest Satow, “The Shinto Temples of Ise.” ''Transactions of the Asiatic Society of Japan'' 1:2 (1874), S. 121.</ref> | ||
− | Offenbar spielte der deutsche Architekt und Stadtplaner Bruno Taut (1880–1938) eine nicht unwesentliche Rolle für die heute gängige Bewertung. Als Pionier einer funktionalistischen, auf das Notwendigste reduzierten Architektur genoss Taut in den 1920er Jahren internationale Bekanntheit, u.a. durch richtungsweisende Sozialbauten in Berlin. Als Sympathisant der russischen Revolution musste er Deutschland allerdings mit dem Machtantritt der Nazis verlassen und fand vorübergehend in Japan Exil. Dort begeisterte er sich u.a. für die Schlichtheit der Ise Architektur, die er positiv mit dem Dekor buddhistischer Tempel oder der Schreinanlage von {{glossar:Nikkou}} kontrastierte. Ise | + | Offenbar spielte der deutsche Architekt und Stadtplaner Bruno Taut (1880–1938) eine nicht unwesentliche Rolle für die heute gängige Bewertung. Als Pionier einer funktionalistischen, auf das Notwendigste reduzierten Architektur genoss Taut in den 1920er Jahren internationale Bekanntheit, u.a. durch richtungsweisende Sozialbauten in Berlin. Als Sympathisant der russischen Revolution musste er Deutschland allerdings mit dem Machtantritt der Nazis verlassen und fand vorübergehend in Japan Exil. Dort begeisterte er sich u.a. für die Schlichtheit der Ise Architektur, die er positiv mit dem Dekor buddhistischer Tempel oder der Schreinanlage von {{glossar:Nikkou}} kontrastierte. Ise stellte für ihn eine Entsprechung der Akropolis auf dem Gebiet der Holzarchitektur dar. Zusammen mit dem Katsura Rikyū Palast in Kyoto sah er Ise auch als Vorwegnahme einer modernen Architektur. Taut bekam bereits 1933 die Gelegenheit, seine Sicht der japanischen Architektur und Kultur auf japanisch zu veröffentlichen und fand damit in Japan großen Anklang.<!-- |
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Tauts deutschsprachiges Original erschien erst 2009 unter dem Titel ''Nippon, mit europäischen Augen gesehen.'' Herausgegeben, mit einem Nachwort und Erläuterungen versehen von Manfred Speidel. Gebrüder Mann Verlag, Berlin 2009. | Tauts deutschsprachiges Original erschien erst 2009 unter dem Titel ''Nippon, mit europäischen Augen gesehen.'' Herausgegeben, mit einem Nachwort und Erläuterungen versehen von Manfred Speidel. Gebrüder Mann Verlag, Berlin 2009. |
Version vom 26. Oktober 2014, 23:01 Uhr
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Bauten/Bekannte_Schreine/Ise.
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Die Bedeutung der Schreinanlage von
kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū
Der Begriff „Ise Jingū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
spiegelt sich nicht in einem einzelnen Gebäude, sondern in der Aus·deh·nung und der schieren Anzahl von Schrein·gebäuden, die zu „Ise“ gezählt werden. Auch ihr archai·scher Baustil und ihr Bezug zur Mytho·logie der Sonnen·gottheit
Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
sind Teil des Charismas von Ise. Vor allem aber ist Ise der Ahnen·schrein des Tennō, was sich bereits im Namen wider·spiegelt:
, wtl. „Götter·palast“, ist eine Bezeich·nung, die nur Schreinen von kaiser·lichen Ahnen·gott·heiten zusteht. Obwohl dazu auch Schreine wie der
wichtigster und ältester Schrein in Nagoya
Der Begriff „Atsuta Jingū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
Geographische Lage
oder der
Schrein des Meiji Tennō in Tōkyō, err. 1920
Der Begriff „Meiji Jingū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
Geographische Lage
zählen, ist klar, dass von Ise die Rede ist, wenn jingū ohne spezi·fischen Zusatz ver·wendet wird.
Dank der Beziehung zum Kaiserhaus zeichnet sich Ise durch eine besondere Exklusi·vität aus. Die Haupt·gebäude sind durch einen vier·fachen Zaun von der All·gemein·heit getrennt, als normaler Besucher bekommt man lediglich die Spitzen der Dächer zu Gesicht. Ab·gesehen von den örtli·chen Priestern dürfen nur Mit·glieder der kaiser·lichen Familie in die innersten Schrein·berei·che vor·dringen.
Schreinanlage und Neuerrichtung
Die beiden etwa gleich großen Hauptschreine, der Innere Schrein (
Der Begriff „Naikū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
Geographische Lage
) und der Äußere Schrein (
Der Begriff „Gekū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
Geographische Lage
), bilden die Zentren der Anlage. Sie liegen etwas mehr als 4 km Luftlinie von ein·ander entfernt und waren ehemals von zwei separaten Dörfern, Yamada und Uji, umgeben. Daneben zählen noch 123 weitere Schrein·gebäude, die über die heutige Stadt Ise und ihre Umge·bung verstreut sind, zur gesamten Anlage. Alle Einzel·schreine sind im Stil der Haupt·gebäude gehalten, wenn auch kleiner, und werden ebenso wie diese im Abstand von zwanzig Jahren abge·rissen und neu errichtet. Auch
Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
Der Begriff „torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und Brücken sowie bestimmte Schrein·schätze, die niemand zu Gesicht bekommt, sind Teil der rituellen Wieder·errich·tung. Dabei dürfen nur tradi·tionelle Materia·lien und Techni·ken zum Einsatz kommen, selbst der Gebrauch von maschi·nellen Sägen und Hobeln ist unter·sagt.
Die Erneuerung der gesamten Anlage zieht sich etwa über acht Jahre hin. Der Höhe·punkt ist jedoch die Verle·gung der Haupt·gott·heiten, nach der auch das Datum der Schrein·er·neue·rung angegeben wird. In einer nächt·lichen Zere·monie, die mit dem jähr·lichen Ernte·dank·fest1 korreliert, werden die
heiliges Objekt eines Shintō-Schreins; wtl. „Gottkörper“
Der Begriff „shintai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
von Gekū und Naikū in das neue Gebäude überführt, das von da an alle Funk·tionen des alten Gebäudes über·nimmt. Danach bleiben das alte und das neue Gebäude eine gewisse Zeit neben ein·ander bestehen, bis das alte abgebaut und durch einen Miniatur·schrein ersetzt wird.
Meiji-Zeit. Schreinamt von Ise (Jingū Shichō), 2006.
Die genauen Gründe dieser Prozedur liegen im Dunkeln, man nimmt aber an, dass sie tatsächlich dazu geführt hat, die Struktur der Bauwerke in ihrer ur·sprüng·lichen Form zu bewahren. Auch die tradi·tionel·len Hand·werks·techniken werden durch die regel·mäßigen Er·neue·rungen lebendig gehalten. Ähnliche systematische Erneue·rungs·zyklen kennt man im übrigen auch von anderen tradi·tionel·len Schreinen, doch nir·gends werden sie so umfas·send durch·geführt wie in Ise. Dies erfordert klarer·weise eine ent·spre·chende ökono·mische Grundlage. Diese war jedoch während des japa·nischen Mittel·alters nicht immer gegeben, sodass die Tradition bisweilen unter·brochen war, sich ansonsten aber bis ins späte siebente Jahrhundert zurück verfolgen lässt.
Baustil
Den charakteristischen Stil der Ise Schreine nennt man
Baustil der Schreine von Ise bzw. Stil der torii von Ise; auch shinmei torii
Der Begriff „shinmei-zukuri“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, „Stil der strahlenden Gottheit [= die in Ise verehrte Sonnengottheit
Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
]“. Er entspricht der Bauweise in der Yayoi-Zeit, also der Zeit zwischen 300 vor und 300 nach unserer Zeitrechnung. Dies scheint das mythische Alter der Anlage (s.u.) zu bestätigen, doch geht man heute davon aus, dass sich das Ensemble der hier verehrten Gottheiten und ihr enger Bezug zum Kaiserhaus erst viel später festigte. Die Ise Schreine wurden daher wahrscheinlich von Beginn an in einem archa·isierenden Stil gehalten, der durch den regel·mäßigen Wieder·aufbau in Erinnerung blieb.
Vorlage:Galerie1 Die Grundform der Gebäude ähnelt einem Speicher, was auch den relativ großen Abstand vom Boden erklärt. Das Dach ist mit Schilf gedeckt. Der Dachfirst wird von einem eigenen, an die Außenwand gelehnten Pfeiler gestützt, ein Charakteristikum, das bei jüngeren, von China beeinflussten Bauformen fehlt.
Im Gegensatz zu fast allen anderen Schreinen, wird das Holz der Ise Schreine nicht lackiert oder sonst vor Verwitterung geschützt. Auch werden die Pfeiler der Gebäude einfach in den Boden versenkt, während sie bei anderen Gebäuden auf Steinen ruhen, um sie vor der Feuchtigkeit des Bodens zu schützen. Nach zwanzig Jahren sehen die Schreingebäude daher in der Tat bereits sehr „antik“ aus.
Herz-Pfeiler
Der symbolisch wichtigste Pfeiler ist der „Herz-Pfeiler“ (shin no mihashira) in der Mitte des Gebäudes, der kaum über den Erdboden emporreicht, keine statische Funktion besitzt und auch nicht sichtbar ist. Er existiert nur in den beiden Hauptgebäuden und ist dort das einzige Element, das von der regelmäßigen Erneuerung zunächst nicht betroffen ist. Stattdessen wird er nach dem Abbau des ihn umgebenden Schreingebäudes wie ein Heiligtum von einem Miniaturschrein beschützt. Acht Jahre vor dem Neubau der Haupthalle beginnt der Zyklus der Erneuerung dann damit, dass ein neuer Herzpfeiler für den kommenden Schrein in einer nächtlichen Zeremonie in den Boden versenkt wird. In Ise selbst heißt es, dass dieser Pfeiler ein altes Menschenopfer ersetzen würde.2 Ähnliche Herz-Pfeiler gibt es auch im Schrein von
alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha
Der Begriff „Izumo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
Geographische Lage
.
Katsuogi und chigi
Besonders charakteristisch ist außerdem der Dachschmuck des shinmei-Stils: Der First ist mit
ornamentale Querhölzer auf dem Schreindach; wörtlich „Bonito-Holz“, abgeleitet von der Form eines beliebten Speisefisches (katsuo = Bonito-Fisch)
Der Begriff „katsuogi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
-Querhölzern, die Giebel mit sogenannten
ornamentale Dachsparren
Der Begriff „chigi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
geschmückt. Chigi und katsuogi gelten als Überbleibsel des altjapanischen Palast-Baustils, die sich nur noch in der Schreinarchitektur erhalten haben. Sie existieren in vielen Varianten, die jeweils für einen bestimmten traditionsreichen Schrein charakteristisch sind. Im Fall von Ise gibt es die Besonderheit, dass die chigi mit der Dachkonstruktion verschmolzen sind, während sie in den meisten anderen Fällen als x-förmiges Dekorelement neben den katsuogi auf dem Dachfirst reiten.
Auf den Bildern oben sind chigi in zwei Varianten zu erkennen, einmal horizontal, einmal vertikal abgeschrägt. Dies findet sich auch bei anderen Schreinen, wobei horizontale chigi eine weibliche, vertikale dagegen eine männliche Schrein·gottheit symbolisieren. Auch auf die Anzahl der katsuogi wird Bedacht genommen: weibliche Gottheiten haben eine gerade Anzahl von katsuogi auf dem Dach, männliche eine ungerade. Dieser Symbolismus lässt einen Einfluss der
Dualistisches Prinzip der chin. Naturphilosophie
Der Begriff „Yin Yang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Philosophie erkennen (gerade = Yin = weiblich, ungerade = Yang = männlich), der möglicherweise jüngeren Datums ist als die eigentlichen architektonischen Grundelemente.
In Ise dienen die chigi-Formen jedoch zur Unterscheidung von Schreinen, die zum Äußeren (vertikal) bzw. zum Inneren Schrein (horizontal) gehören. Der Symbolismus wird also sowohl bei den Haupt- als auch bei den zahlreichen Nebenschreinen angewandt, unabhängig vom Geschlecht der spezifischen Gottheit. Zusammen mit der Tatsache, dass sich zwischen Äußerem und Innerem Schrein sonst kaum ein Unterschied erkennen lässt (auch kein größenmäßiger) wirft dies die Frage auf, ob die Anlage ursprünglich tatsächlich für eine weibliche Hauptgöttin und ihre Dienerin entworfen wurde, wie dies die Schreinchronik berichtet. Architektonisch gesehen haben wir es eher mit einem Paar von gleichrangigen Gottheiten unterschiedlichen Geschlechts zu tun, ein Muster, das sich in vielen alten Schreinen finden lässt. In jedem Fall ist festzuhalten, dass zwischen der Architektur und der Mythologie der Ise Schreine keine unmittelbare Verbindung besteht.
Schreinmythologie
Im Inneren Schrein von Ise wird als wichtigster Schatz ein Spiegel aufbewahrt, welcher der Schreinmythologie zufolge von den Göttern selbst angefertigt wurde, um Amaterasu aus ihrer selbstauferlegten Isolation in der Felsenhöhle zu locken (s. Göttermythen. Diesen Spiegel gab Amaterasu ihrem Enkel
Der Begriff „Ninigi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
mit auf den Weg, als er die Herrschaft auf der Erde antrat. Er solle diesen Spiegel als ein Ebenbild seiner göttlichen Großmutter ansehen. Der Spiegel wurde laut den ältesten Chroniken Japans (den sogenannten
Sammelbezeichnung für KojiKI und Nihon shoKI (ki, Bericht, ist jeweils mit einem leicht abweichenden Zeichen geschrieben)
Der Begriff „kiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) von den Nachfolgern des Ninigi, den frühen Tennō, zusammen mit anderen Schätzen im kaiserlichen Palast aufbewahrt. Unter dem zehnten Tennō,
97–30 v.u.Z. (mythol. Regierungszeit); 10. japanischer Kaiser
Der Begriff „Sujin Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, kam es jedoch zu einer Entfremdung zwischen dem Herrscher und seinen Ahnengöttern, als eine furchtbare Epidemie das Land heimsuchte. Diese wurde von den Gottheiten
Der Begriff „Ōmononushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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und Amaterasu hervorgerufen (man beachte, dass Amaterasu hier als missgünstige, gefährliche Gottheit auftritt). Erst durch eigene Schreine, die auch die göttlichen Schätze bargen, konnten die Gottheiten besänftigt werden.
Amaterasus Schrein befand sich jedoch zunächst nicht in Ise, sondern im Nara-Becken nahe Berg Miwa. Erst unter dem nächsten Tennō,
11. kaiserl. Herrscher Japans, leg. Regiergungszeit 29 v.–70 n.u.Z.
Der Begriff „Suinin Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wurde die kaiserliche Prinzessin
Mytholog. Priesterin der Amaterasu, Tochter von Suinin Tennō
Der Begriff „Yamato-hime“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
damit beauftragt, einen neuen Platz für die Sonnengottheit zu suchen, und fand ihn nach einer jahrelangen Wanderung in Ise, nachdem Amaterasu selbst ihr eine entsprechende Weisung gegeben hatte.3
In einer späteren Episode wird deutlich, dass Yamato-hime auch zwei der drei kaiserlichen Thron·insignien mit sich führte, nämlich Spiegel und Schwert. Das Schwert übergab sie jedoch ihrem Neffen,
Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato
Der Begriff „Yamato Takeru“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Es landete schluss·endlich im Atsuta Schrein. Der Spiegel hingegen soll sich seit Yamato-hime in Ise befinden.
Ise wird in den Episoden der folgenden Tennō lange nicht mehr erwähnt. Lediglich die tragische Geschichte einer kaiserlichen Kult-Prinzessin namens Takuhata-hime, einer Tochter des
418–479; semi-historischer 21. Kaiser Japans; (r. 456–479); andere Namen: Ōhatsuse Wakatake; Wakatakeru no Ōkimi
Der Begriff „Yūryaku Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
, fand Aufnahme in das Nihon shoki. Von ihr erfahren wir, dass sie den Spiegel entwendete und Selbstmord beging, nachdem sie fälschlich der Unzucht bezichtigt worden war. Ihr Leichnam und der Spiegel wurden aber durch einen Regen·bogen offenbart.4
Der Äußere Schrein führt seine Gründung auf eine Legende zurück, die ebenfalls in der Zeit des Yūraku Tennō angesiedelt ist. In einer Traum·botschaft teilte Amaterasu dem Tennō mit, dass er den Schrein der Nahrungs·gottheit Toyouke aus der Provinz Tanba in die Nähe ihres Schreins verlegen lassen solle. Toyouke wurde demnach zunächst in einer Provinz nord·westlich von Kyoto verehrt. Toyouke wird als marginale Gestalt im Kojiki flüchtig erwähnt. Ihr Schrein in Tanba und seine Übersiedlung nach Ise finden sich jedoch nicht in den kiki, sondern lediglich in der erwähnten Schrein·chronik aus dem Jahr 804.
Schließlich bergen die kiki noch den Hinweis auf eine weitere Gottheit, die möglicherweise vor Amaterasu in Ise verehrt wurde und vielleicht sogar in der Rolle einer Sonnengottheit von ihr verdrängt wurde. Es handelt sich um
Der Begriff „Sarutahiko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
, den etwas unheimlichen Bergführer des Ninigi, der mit
mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
Der Begriff „Ame no Uzume“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
vermählt wird. Von diesem Paar heißt es im Nihon shoki, dass sie sich – lange vor Yamato-hime – am Oberlauf des Isuzu-Flusses (der am Inneren Schrein vorbei fließt) niederließen.
Schreingeschichte
Die oben skizzierte Schreinmythologie ist zwar bereits in den kiki zu finden, doch deutet sich in diesen Chroniken zugleich an, dass die Zentren des
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
-Kults in vor- und frühgeschichtlicher Zeit woanders, nämlich in
alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha
Der Begriff „Izumo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
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Geographische Lage
und
Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans
Der Begriff „Ōmiwa Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
gelegen haben müssen. Auch bietet die Mythologie, wie erwähnt, keine befriedigende Erklärung für die Doppelstruktur der Anlage. Die meisten Experten gehen daher heute davon aus, dass die Verehrung einer weiblichen Sonnengottheit, die zugleich als wichtigste Ahnengottheit des Kaiserhauses gilt und ihren Hauptsitz in Ise hat, erst in historischer Zeit zustande kam. Man nimmt an, dass sich die schriftliche Niederlegung der kaiserlichen Mythologie Anfang des achten Jahrhunderts mit der Entstehung des Ise-Kults überschneidet.
Sowohl die Abfassung der kiki als auch der Ausbau von Ise wären nach dieser Theorie ein Produkt der Tenmu Dynastie, einer bestimmten Linie des Kaiserhauses, die von
631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)
Der Begriff „Tenmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
und seiner Witwe und Nachfolgerin
645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin
Der Begriff „Jitō Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
begründet wurde. Seit dieser Zeit ist auch die Existenz von zwei Hauptschreinen, die von den Priesterfamilien Arakida (Innerer Schrein) und Watarai (Äußerer Schrein) geführt wurden, zuverlässig dokumentiert. Auch die 20-jährigen Schrein·erneuerungen dürften ab dieser Zeit durchgeführt worden sein, obwohl sie erst ab 785 zweifelsfrei dokumentiert sind.
Erst die Tenmu Dynastie war also dafür verantwortlich, dass Ise den Status des obersten kaiserlichen Ahnenschreins erhielt. Das bedeutete u.a., dass der Betrieb der Schreinanlage in Form von „Opfergaben“ durch das Tennō-Haus realisiert wurde. Die Opfergaben waren materielle Güter, die den Unterhalt der Priester sicherten, und wurden von sogenannten Schrein·haushalten hergestellt, bäuerlichen Betrieben, die nominell dem Tennō unter·standen. Umgekehrt durften andere Personen, egal ob adelig oder nicht, den Gottheiten von Ise keine Unterstützungen oder Opfer zukommen lassen. Die Schreinhaushalte wurde jedoch von priesterlichen „Zeremonienmeistern“ (saishu) des Hofes überwacht.
Diese Zeremonienmeister, die wiederum aus der höfischen Priester·familie Nakatomi stammten, lebten zwar am Hof, hatten jedoch zunächst die eigentliche Autorität in Ise inne.5 Daneben gab es auch die Institution der Kult-Prinzessin (
Kult-Priesterin aus dem Tennō-Haus in den Schreinen Ise und Kamo; auch saigū; in Ise bis 1334 existent
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). Diese stammte aus der Familie des Tennō, musste Jungfrau sein und nahm in rituellen Belangen die höchste Stellung ein. Wahr·schein·lich hatte sie aber nur nominelle Autorität.
Werk von Minamikawa Sanjirō. 2013. Minamikawa Sanjirō, 2013/6/16.
Die besondere Beziehung zum Tennō-Haus führte zu einer Sonder·stellung Ises innerhalb der Schrein·land·schaft Japans. In allen bekannten Schreinlisten, die seit der Heian-Zeit geführt werden, steht Ise als kaiserlicher Ahnen·schrein unangefochten an erster Stelle, obwohl der Tennō selbst den Schrein nie besuchte und auch die Aristokratie sich eher an Schreine in Haupt·stadtnähe hielt.
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Mit dem Niedergang des Hofes zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert verschwanden sowohl die Zeremonienmeister des Hofes als auch die Kult-Prinzessinnen und die Schreine wurden nun wirklich von den dort ansässigen Priestern geführt. Zugleich mussten sie sich aber unter den neuen Kriegereliten nach Ersatz für die ökonomische Unterstützung durch den Hof umsehen.
Dies führte zu einer erbitterten Konkurrenz zwischen den Watarai und den Arakida. Die Watarai bemühten sich, ihren Schrein, den Äußeren, als mindestens ebenso bedeutsam wie den Inneren darzustellen. Zu diesem Zweck identi·fizierten sie ihre Gottheit mit
mythologische Urgottheit des Shintō
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, der im Nihon shoki Gene·rationen vor Amaterasu als Urgottheit in Erscheinung tritt. Die Watarai waren in ihrem Bemühen um eine neue Identität durchaus erfolgreich und begrün·deten den sogenannten
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, der zu einer Inspirations·quelle späterer Shinto-Theologien wurde.
Amaterasu blieb zwar über lange Sicht die bekanntere Gottheit, doch ihre genaue Identität geriet weitgehend in Vergessenheit. Der große buddhistische Dichtermönch Saigyō (1118–1190) etwa schrieb: „Obwohl wir das Geheimnis [Ises] nicht kennen, rührt es uns doch zu Tränen.“6 In der Tat wurde Amaterasu zeitweise als Mann aufgefasst und mit einer jugend·lichen Gottheit namens Utsuho Dōji identifiziert. Besonders exaltierte Theologen sahen in ihr auch eine Schlangengottheit.
Sowohl der Innere als auch der Äußere Schrein sandten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit unabhängig von einander Priester durchs Land, die der allgemeinen Bevölkerung von den sagen·haften Kräften der Ise-Gottheiten kündeten und Ise zur populärsten shinto·istischen Pilger·stätte des Landes machten.
Gegen Ende der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
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-Zeit tauchten Gerüchte auf, dass die Ise-Pilger bisweilen mit einem Geldregen überschüttet werden würden, was zu einem weiteren Anstieg der Popularität Ises führte. Man stellte sich Amaterasu auch als weißes Pferd vor, das bei Hungerkatastrophen und Erdbeben helfend in Erscheinung trat. Schließlich entstanden unter den Ise-Pilgern unmittelbar vor der Meiji-Restauration millienaristische Bewegungen, die eine Art Zeitenwende (yonaoshi) heraufbeschworen und ekstatische Tänze und Gesänge (die nach ihrem Refrain ee ja nai ka – etwa: „ist doch gut so“ – genannt wurden) praktizierten. Obwohl diese Bewegungen eher unpolitisch und nicht auf den Tennō bezogen waren, leisteten sie wahrscheinlich einen Beitrag zum politischen Umschwung von 1867 bis 68.
Moderne
Unter dem Regime der Meiji-Zeit wurden die Verbindungen zwischen Ise und Tennō schließlich wieder systematisch verstärkt. Der Watarai Shinto wurde endgültig als „Fälschung“ gebrandmarkt und die Gottheiten entsprechend den ältesten Chroniken in ihrer heutigen Gestalt festgelegt. Dass dies jedoch nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss sein muss, zeigen u.a. die erwähnten Widersprüche zwischen Architektur und Mythos.
Ein interessantes Detail am Rande: Die Institution der Kult-Prinzessin wurde in der Moderne in modi·fizierter Form erneut aufge·nommen. Allerdings lautet ihr Titel saishu (Zeremonienmeisterin). Das Kriterium der Jungfern·schaft fiel zwar weg und es muss sich nicht einmal unbedingt um eine Frau handeln. Doch pendelt sich langsam wieder der Brauch ein, weibliche Ange·hörige des Tennō-Hauses in leitender ritueller Funktion in Ise zu installieren
Ise als Inbegriff der japanischen Ästhetik
Ise wird auch in ästhetischer Hinsicht oft als Inbegriff des Shintō gedacht und gepriesen. Mit der Wiederaufwertung des Tennō Anfang der Meiji-Zeit wurden die monumental-archaischen Formen Ises auch für neu geschaffene Schreine verwendet. So verfügen etwa der
Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
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Schrein, aber auch diverse neu geschaffene Kaisergräber, über die besonders schlichten torii im shinmei-Stil. Interessanterweise wurde allerdings der Schrein für Kaiser
1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito
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, der 1920 fertig gestellt wurde, in einem Stil gehalten, der eher den buddhistisch beeinflussten Schreingebäuden der Edo-Zeit entspricht. Seine geschwungen Dächer und Balken wurden offenbar doch vertrauter empfunden als das kantige Erscheinungsbild Ises. Auch Europäer des 19. Jahrhunderts wie Ernest Satow (1843–1929), einer der Pioniere der britischen Japanologie, charakaterisierten Ise als „disappointing in its simplicity and perishable nature“.7
Offenbar spielte der deutsche Architekt und Stadtplaner Bruno Taut (1880–1938) eine nicht unwesentliche Rolle für die heute gängige Bewertung. Als Pionier einer funktionalistischen, auf das Notwendigste reduzierten Architektur genoss Taut in den 1920er Jahren internationale Bekanntheit, u.a. durch richtungsweisende Sozialbauten in Berlin. Als Sympathisant der russischen Revolution musste er Deutschland allerdings mit dem Machtantritt der Nazis verlassen und fand vorübergehend in Japan Exil. Dort begeisterte er sich u.a. für die Schlichtheit der Ise Architektur, die er positiv mit dem Dekor buddhistischer Tempel oder der Schreinanlage von
Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
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kontrastierte. Ise stellte für ihn eine Entsprechung der Akropolis auf dem Gebiet der Holzarchitektur dar. Zusammen mit dem Katsura Rikyū Palast in Kyoto sah er Ise auch als Vorwegnahme einer modernen Architektur. Taut bekam bereits 1933 die Gelegenheit, seine Sicht der japanischen Architektur und Kultur auf japanisch zu veröffentlichen und fand damit in Japan großen Anklang.8
Es mag ihm dabei nicht völlig bewusst gewesen sein, dass sein Lob der archaischen Monumentalität Ises durchaus ins Konzept des aufkeimenden japanischen Totalitarismus passte.
Im Kontext der Schreinerneuerung von 1953 sorgte dann Tange Kenzō (1913–2005), der Mitbegründer des sogenannten Metabolismus, für eine ähnliche Bewertung Ises. Zusammen mit dem Architekturkritiker Kawazoe Noboru veröffentlichte er eine Hommage an Ise, die unter dem Titel Ise: Prototype of Japanese Architecture auch im englischen Sprachraum weite Verbreitung fand. Noch zu Kriegszeiten machte Tange übrigens erstmals auf sich aufmerksam, als er mit nur 29 Jahren ein nationales Monument entwarf, das eindeutig von der Schreinarchitektur Ises inspiriert war und am Fuße des Berges Fuji errichtet werden sollte.9
Ise stellte somit – wohl nicht nur für Tange – ein scheinbar über jede Ideologie erhabenes Bindeglied zwischen Tradition und Moderne sowie zwischen Kriegs- und Nachkriegszeit dar. Charakteristischerweise nahmen Tange und Kawazoe wenig Bedacht auf die erwähnten historischen Veränderungen der Schreinanlage und ließen Mythen wie die über zweitausendjährige Schreingeschichte unhinterfragt. Zu Tanges Ehrenrettung muss jedoch hinzugefügt werden, dass er sich ebenso von der buddhistischen Architektur Japans inspirieren ließ und insofern keinen puristischen Shinto-Essenzialismus praktizierte.
Verweise
Fußnoten
- ↑ Kanname-sai, das wichtigste Schreinfest in Ise im Oktober.
- ↑ Ellwood 1968, S. 188.
- ↑
„The province of Ise, of the divine wind, is [...] a secluded and pleasant land. In this land I wish to dwell.“ (Aston 1972, Bd. 1, S. 176.) In diesem Ausspruch Amaterasu findet sich bereits der berühmte Ausdruck kamikaze 神風 (jap.)
Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht
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, Götterwind, als Charakterisierung von Ise.
- ↑ Regierungszeit des Yūryaku Tennō, Aston 1972, Bd. 1, S. 341.
- ↑ Teeuwen 1996, Kap. 1.
- ↑ About Ise Jingu (Offizielle Website).
- ↑ Ernest Satow, “The Shinto Temples of Ise.” Transactions of the Asiatic Society of Japan 1:2 (1874), S. 121.
- ↑ Tauts deutschsprachiges Original erschien erst 2009 unter dem Titel Nippon, mit europäischen Augen gesehen. Herausgegeben, mit einem Nachwort und Erläuterungen versehen von Manfred Speidel. Gebrüder Mann Verlag, Berlin 2009.
- ↑ Carlos Zeballos, „The Metabolist Movement“ (Blogartikel, 2011), in [http://architecturalmoleskine.blogspot.co.at/2011/10/metabolist-movement.html My Architectural Moleskine] (2014/10/24)
Internetquellen
- The Grand Shrines of Ise, Henry Smith (en.)
[Über Internet Archive, 2010/8]
Literatur
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- ^ Das 2013 neu errichtete Hauptgebäude des Äußeren Schreins (Gekū) von Ise. Bis auf wenige Details ist dieses Gebäude mit der Haupthalle des fünf Kilometer entfernten Inneren Schreins identisch.
Minamikawa Sanjirō, 2013. - ^ Lage des Inneren Schreins (Naikū) und Äußeren Schreins (Gekū) von Ise, deren Hauptgebäude über 4km von einander entfernt sind. Ehemals waren beide Anlagen von eigenen Dörfern, Yamada und Uji, umgeben, die heute zur Stadt Ise zusammengewachsen sind.
Google Earth, 2014. - ^ Satellitenbild welches den Äußeren Schrein (Gekū) von Ise zeigt.
Google Earth, 2014. - ^ Satellitenbild, welches den Inneren Schrein (Naikū) von Ise zeigt.
Google Earth, 2014.
- ^ Anlässlich der periodischen Neuerrichtung der Schreinanlage von Ise, die alle 20 Jahre stattfindet, wird das Hauptheiligtum (go-shintai) des Schreins in einer nächtlichen Prozession zu seinem neuen Bestimmungsort gebracht. Das heilige Objekt ist durch Tücher verhüllt.
Meiji-Zeit. Schreinamt von Ise (Jingū Shichō), 2006. - ^ Ise dach.jpg
- ^ Das Dach des Äußeren Schreins (Gekū) unterscheidet sich durch die Vertikale Abschrägung der Dachsparren (chigi) und die ungerade Zahl der Rundhölzer (9) vom Dach des Inneren Schreins.
Minamikawa Sanjirō, 2013. - ^ Kuroda Sayako, derzeit stellvertretende Kult-Prinzessin (saiō) in Ise, ist eine Tochter des Heisei Tennō. Hier leitet sie das Tsukinami-sai, ein traditionelles halbjährliches Ritual in Ise. Rechts die 20 Jahre alte Anlage des Inneren Schreins (Naikū), die in Kürze durch die neuen Gebäude im Hintergrund ersetzt werden wird.
Werk von Minamikawa Sanjirō. 2013. Minamikawa Sanjirō, 2013/6/16.
Glossar
- Ame no Uzume 天鈿女/天宇受賣 ^ mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
- Atsuta Jingū 熱田神宮 ^ wichtigster und ältester Schrein in Nagoya
- Dainichi Nyorai 大日如来 ^ Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“
- ee ja nai ka ええじゃないか ^ Dialektform von ii ja nai ka, „ist doch in Ordnung so“; Refrain von Liedern, nach denen millienniaristische Bewegungen um 1867 benannt wurden
- Jitō Tennō 持統天皇 ^ 645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin
- Kanname-sai 神嘗祭 ^ wtl. Fest des göttlichen Kostens [des ersten Reises]; kaiserl. Erntedankfest im zehnten Monat, das parallel am Kaiserpalast und im Ise Schrein durchgeführt wird
- Katsura Rikyū 桂離宮 ^ kaiserlicher Nebenpalast und -garten aus dem 17. Jahrhundert im Westen Kyōtos
- Kawazoe Noboru 川添登 ^ 1926–2015; japanischer Architekturkritiker
- kiki 記紀 ^ Sammelbezeichnung für KojiKI und Nihon shoKI (ki, Bericht, ist jeweils mit einem leicht abweichenden Zeichen geschrieben)
- Kuni no Tokotachi 国常立 ^ mythologische Urgottheit des Shintō
- Meiji Ishin 明治維新 ^ Meiji Restauration, wtl. Meiji-Erneuerung, umfasst den politischen Umsturz 1867–68 und die nachfolgende Konsolidierung Japans als moderner Nationalstaat
- Meiji Tennō 明治天皇 ^ 1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito
- Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
- Nikkō 日光 ^ Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
- Satow, Ernest (west.) ^ 1843–1929; brit. Diplomat und Pionier der Japanologie
- shikinen sengū 式年遷宮 ^ periodische Schreinverlegung bzw. -erneuerung; zumeist, aber nicht nur, auf Ise bezogen
- shin no mihashira 神の御柱 ^ „Herz-Pfeiler“; symbolischer Bauteil ohne statische Funktion unterhalb von Schreingebäuden, z.B. in Ise
- Suinin Tennō 垂仁天皇 ^ 11. kaiserl. Herrscher Japans, leg. Regiergungszeit 29 v.–70 n.u.Z.
- Sujin Tennō 崇神天皇 ^ 97–30 v.u.Z. (mythol. Regierungszeit); 10. japanischer Kaiser
- Takuhata-hime 栲幡姫 ^ Tochter des semi-historischen Herrschers Yūryaku und Kult-Prinzessin in Ise; wtl. Prinzessin Maulbeer-Webstuhl
- Tange Kenzō 丹下健三 ^ 1913–2005; japanischer Architekt und Städteplaner
- Taut, Bruno (west.) ^ 1880–1938; deutscher Architekt der Zwischenkriegszeit, der unter dem Nationalsozialismus (1933–1936) in Japan Asyl fand
- Tenmu Tennō 天武天皇 ^ 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)
- Uhō Dōji 雨宝童子 ^ shintō-buddhistische Gottheit in Gestalt eines Jünglings, der als Erscheinungsform Amaterasus galt
- Yamato Takeru 倭建/日本武 ^ Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato
- Yasukuni Jinja 靖国神社 ^ Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
- Yūryaku Tennō 雄略天皇 ^ 418–479; semi-historischer 21. Kaiser Japans; (r. 456–479); andere Namen: Ōhatsuse Wakatake; Wakatakeru no Ōkimi