Bauten/Schreine/Torii: Unterschied zwischen den Versionen
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* Obwohl der [[Totenkult]] in Japan traditionellerweise fest in buddhistischer Hand ist, findet man auf alten Fried·höfen ''torii'' vor den Grab·anlagen bedeutender Familien aus der Edo-Zeit. (S. dazu auch [[Bauten:Bekannte Tempel/Berg Koya|Friedhof auf Berg Kōya]].) | * Obwohl der [[Totenkult]] in Japan traditionellerweise fest in buddhistischer Hand ist, findet man auf alten Fried·höfen ''torii'' vor den Grab·anlagen bedeutender Familien aus der Edo-Zeit. (S. dazu auch [[Bauten:Bekannte Tempel/Berg Koya|Friedhof auf Berg Kōya]].) | ||
* Buddhistische [[Mythen:Höllen|Hölle]]ndarstellungen aus der Edo-Zeit bedienen sich der ''torii'', um ver·schiedene Bereiche der Hölle von einander abzugrenzen. | * Buddhistische [[Mythen:Höllen|Hölle]]ndarstellungen aus der Edo-Zeit bedienen sich der ''torii'', um ver·schiedene Bereiche der Hölle von einander abzugrenzen. | ||
− | * Die indische Gottheit | + | * Die indische Gottheit {{skt:Saraswati}} kam als Beschützerin des Buddhismus mit diesem nach Japan und wird hier als {{glossar:Benzaiten}} verehrt. Auf vielen Dar·stellungen trägt Benzaiten auf dem Haupt ein ''torii'', hinter dem eine Schlange mit mensch·lichem Kopf zu erkennen ist. |
* Die synkretistischen Bergasketen ({{glossar:yamabushi}}) bedienen sich zur Kenn·zeichnung ihrer Heilig·tümer sowohl des ''torii'' als auch buddhistischer Embleme. | * Die synkretistischen Bergasketen ({{glossar:yamabushi}}) bedienen sich zur Kenn·zeichnung ihrer Heilig·tümer sowohl des ''torii'' als auch buddhistischer Embleme. | ||
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− | An den vier Seiten des ältesten buddhistischen [[Bauten:Tempel/Stupa|Grabstupas]] in Sanchi, Indien, befinden sich markante Ein·gänge, die wie ein reich verziertes ''torii'' mit einem dritten Quer·balken aus·sehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit ''torana''. Die Ähn·lich·keiten in Wort·klang und Aus·sehen bewogen frühe Japanologen (u.a. Aston und Chamberlain) zu der Annahme, ''torii'' stammten von ''torana'' ab. Inzwischen sind sowohl von linguistischer als auch von kunst·historischer Seite Bedenken gegen diese Theorie geäußert worden, voll·kommen aus·zu·schließen ist sie jedoch nicht. | + | An den vier Seiten des ältesten buddhistischen [[Bauten:Tempel/Stupa|Grabstupas]] in {{skt:Sanchi}}, Indien, befinden sich markante Ein·gänge, die wie ein reich verziertes ''torii'' mit einem dritten Quer·balken aus·sehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit ''torana''. Die Ähn·lich·keiten in Wort·klang und Aus·sehen bewogen frühe Japanologen (u.a. Aston und Chamberlain) zu der Annahme, ''torii'' stammten von ''torana'' ab. Inzwischen sind sowohl von linguistischer als auch von kunst·historischer Seite Bedenken gegen diese Theorie geäußert worden, voll·kommen aus·zu·schließen ist sie jedoch nicht. |
===Thailand=== | ===Thailand=== |
Version vom 19. August 2011, 20:32 Uhr
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Torii: Markenzeichen der Kami
Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
Der Begriff „torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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sind das markanteste Kennzeichen eines Shinto Schreins. Trifft man in Japan auf ein Gebäude mit der schlichten sym·bo·lischen Balken·kon·struk·tion davor, so handelt es sich fast immer um ein shin·to·is·tisches Heilig·tum. Dank ihrer simplen, einprägsamen Form sind torii nicht nur zu einem Emblem des Shinto, sondern sogar zu einem Er·kennungs·zeichen der traditionellen japanischen Kultur schlechthin geworden. Den·noch liegen die ursprüngliche Funktion und Be·deutung der torii im Dunklen. Zu ihrem rätselhaften Charakter trägt auch die Be·zeichnung „torii“ selbst bei. Das Wort wird mit den Schrift·zeichen für „Vogel“ (tori 鳥) und „sich befinden“ (i[ru] 居) geschrieben und würde demnach soviel wie „Vogel·sitz“ bedeuten. Von Vögeln ist aber auf keinem bekannten torii auch nur die geringste Spur zu erkennen.
Grundform und Stilvarianten
Trotz dieser einfachen Grundform kennt die japanische Architektur·geschichte eine stattliche Anzahl von Stil·formen, je nach dem, ob die Pfosten lotrecht stehen oder leicht geneigt sind, ob der Ober·balken gerade oder ge·schwungen ist, und ob der Unter·balken über die Pfosten hin·aus·ragt oder nicht. Dazu kommen noch einige Spezial·konstruk·tionen oder Hybrid·formen. Diese werden zumeist nach den re·prä·sen·ta·tivsten Schreinen benannt, in denen sie zu finden sind.
Myōjin torii
Der bei weitem häufigste Stiltyp ist das sogenannte
Stilvariante der torii (Schreintore) : geschwungene Balken, schräge Pfosten
Der Begriff „myōjin torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Es besitzt zwei leicht nach innen geneigte Pfosten, einen sanft ge·schwungenen Ober·balken (
, wtl. „Schirmholz“), der aus mehreren Kanthölzern zusammen·gesetzt ist, und einen Unter·balken (
, wtl. „Durch·stecher“), der an beiden Enden über die ihn tragen·den Pfosten hinausragt. Bei myōjin torii aus Holz ist der Oberbalken zumeist mit einem kleinen Dach ausgestattet. Zwischen Ober- und Unter·balken befindet sich ein vertikales Brett (
Der Begriff „gakuzuka“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), an dem Tafeln mit Inschriften ange·bracht werden können. Vorlage:Galerie2
Shinmei und andere Torii
Die simpelste Form ist das
Stilvariante des torii (Schreintors) im sogenanten shinmei-Stil: gerade Balken, lotrechte Pfosten: auch ise torii
Der Begriff „shinmei torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder ise-torii, bestehend aus lotrechten, runden Pfosten (
Der Begriff „hashira“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) und geraden Quer·balken ohne gakuzuka. Es findet sich in der antiken Schrein·anlage von
vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
Der Begriff „Ise“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
, wurde aber auch Anfang des 20. Jahr·hunderts, zur Zeit des Staatsshinto, als ver·meint·lich archaische Form gerne verwendet (etwa im
Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
Der Begriff „Yasukuni Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
).
Unter den „hybriden“ Formen ist das sogenannte ryōbu-torii das bekannteste. Es ent·spricht im wesent·lichen dem myōjin-Typ, besitzt aber zur Unter·stützung der beiden Haupt·pfosten vier kleinere Zusatz·pfosten. Das berühmte, vom Meer umspülte torii von
Schreininsel nahe Hiroshima; s.a. Itsukushima Schrein
Der Begriff „Miyajima“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
ist so konstruiert. Ein weiterer Hybrid·typ ist das sannō-torii mit einem Drei·eck auf dem „Kopf“ oder das miwa-torii, das links und rechts von kleineren Seiten-torii flankiert wird.
Der
Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans
Der Begriff „Ōmiwa Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
, der dem letzteren Typ seinen Namen verleiht, besitzt noch eine weitere torii-Sonder·form: das soge·nannten
Torii (Schreintor) bestehend aus zwei Pfosten und einem Seil; auch chūren torii gelesen
Der Begriff „shimetorii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder chūren-torii. In diesem Fall sind die zwei tragenden Pfosten lediglich durch ein mächtiges Seil (
shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.
Der Begriff „shimenawa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) verbunden. Ob man diese Form, die es nur in ein paar wenigen alten Schreinen gibt, überhaupt als torii bezeichnen soll oder nicht, ist unklar. Es könnte sich um eine Früh·form der torii handeln, einen sicheren Beweis dafür gibt es jedoch nicht.
Bild: Horohoro 2004 [2010/8]
Funktion
Torii dienen im allgemeinen dazu, eine symbolische Grenze zwischen Heiligem und Profanem zu markieren. Die pro·minentesten torii befinden sich daher zumeist am Zugangs·weg zu einem Schrein, doch auch innerhalb eines Schrein·areals können torii auf·gestellt sein, z.B. um die wichtigsten Schrein·gebäude zu kennzeichnen. Auch werden torii häufig hinter einander auf·gestellt und können sogar zu tunnelartigen Gebilden zusammen·wachsen. Das extremste Beispiel ist der
Der Begriff „Fushimi Inari Taisha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
in Kyoto, wo ein ganzer Berg von torii-Tunneln überzogen ist.
Torii scheinen bereits im japanischen Altertum als Erkennungs·zeichen von Kult·stätten der ein·heim·ischen kami fungiert zu haben. Man könnte sie daher auch als ein Zeichen einer bewussten Unter·scheidung von Shinto und Bud·dhis·mus interpretieren. Allerdings gibt es einige Aus·nahmen, in denen torii auch vom Buddhismus in den Dienst genommen werden.
Torii außerhalb des Shinto
- Vor dem buddhistischen Tempel
buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)
Der Begriff „Shitennō-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
in Osaka gibt es ein torii aus Stein, das den Haupt·zugang zur Tempel·anlage markiert. Der Shitennō-ji ist nicht etwa irgendein Tempel, sondern das älteste staatlich errichtete bud·dhis·tische Kloster Japans. Es wurde im Jahr 593 von Prinzregent
574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
Der Begriff „Shōtoku Taishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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gegründet. Wann das torii gebaut wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ursprünglich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes ersetzt.
- Obwohl der Totenkult in Japan traditionellerweise fest in buddhistischer Hand ist, findet man auf alten Fried·höfen torii vor den Grab·anlagen bedeutender Familien aus der Edo-Zeit. (S. dazu auch Friedhof auf Berg Kōya.)
- Buddhistische Höllendarstellungen aus der Edo-Zeit bedienen sich der torii, um ver·schiedene Bereiche der Hölle von einander abzugrenzen.
- Die indische Gottheit Skt:Saraswati kam als Beschützerin des Buddhismus mit diesem nach Japan und wird hier als
Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
Der Begriff „Benzaiten“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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verehrt. Auf vielen Dar·stellungen trägt Benzaiten auf dem Haupt ein torii, hinter dem eine Schlange mit mensch·lichem Kopf zu erkennen ist.
- Die synkretistischen Bergasketen (
Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō
Der Begriff „yamabushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) bedienen sich zur Kenn·zeichnung ihrer Heilig·tümer sowohl des torii als auch buddhistischer Embleme.
Die frühesten Erwähnungen von torii stammen aus japanischen Quellen des zehnten Jahr·hunderts Ob kami-Schreine davor schon durch „Vogel·sitze“ gekenn·zeichnet waren und wie diese aus·gesehen haben könnten, ist un·bekannt. Es wird daher immer wieder die Frage gestellt, ob nicht selbst die torii, diese zutiefst shinto·istischen Identitäts·merkmale, ein Produkt des Bud·dhis·mus sind, oder zumindest einen nicht-japanischen Ursprung besitzen. Für derartige An·nahmen gibt es verschiedene Anhalts·punkte, da torii-ähnliche Konstruktionen in vielen asiatischen Kulturen zu finden sind. Im folgenden werden die wichtigsten „Ver·wandten“ der torii, die immer wieder als Pro·to·typen in Betracht gezogen werden, kurz vorgestellt.
Verwandte der torii außerhalb Japans
Indien
An den vier Seiten des ältesten buddhistischen Grabstupas in
Ortschaft im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh, bekannt für ihre buddhistischen Grabmonumente (stupa)
Der Begriff „Sanchi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
, Indien, befinden sich markante Ein·gänge, die wie ein reich verziertes torii mit einem dritten Quer·balken aus·sehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit torana. Die Ähn·lich·keiten in Wort·klang und Aus·sehen bewogen frühe Japanologen (u.a. Aston und Chamberlain) zu der Annahme, torii stammten von torana ab. Inzwischen sind sowohl von linguistischer als auch von kunst·historischer Seite Bedenken gegen diese Theorie geäußert worden, voll·kommen aus·zu·schließen ist sie jedoch nicht.
Thailand
In Bangkok gibt es die sogenannte Große Schaukel (Sao Ching Cha), ein rituelles Gerät, das auf den ersten Blick (wenn man die Verzierungen einmal beiseite lässt) verblüffende Ähn·lich·keiten mit einem shinmei-torii aufweist. Funktionell ist es jedoch grund·verschieden, denn es handelt sich nicht um einen Durch·gang, sondern wurde ehemals tatsächlich für eine brahmanische Schaukel·zeremonie eingesetzt. Obwohl von frühen Japanologen als Prototyp eines torii in Erwägung gezogen, kommt die Große Schaukel dafür kaum in Betracht, denn zum vol·lständigen Gerät gehört eben auch ein Schaukel·brett (auch wenn es in Bangkok heute fehlt). Das Beispiel zeigt jedoch, dass sich Ähn·lich·keiten auch aus rein kon·struktions·technischen Gründen ergeben können, ohne dass daraus gleich auf eine verwandt·schaft·liche Beziehung geschlossen werden muss.
China
In China begegnet man häufig einem Palasttor namens
Der Begriff „paifang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder
Der Begriff „pailou“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, das — ähnlich wie ein torii — meist keine Türen hat und daher eine rein symbolische Funktion besitzt. Anderer·seits sind pailuo architektonisch sehr aufwendig und varianten·reich ausgestaltet. Häufig findet man dreiteilige Konstruktionen, die äußerst bombastisch dekoriert sind. Einige Beispiele erinnern allerdings tatsächlich an torii, etwa die Tore im Pekinger Tempel des Himmels (Abb. links), doch stammen diese architektonischen Varianten aus relativ später Zeit.
Es gibt in China außerdem zeremonielle Stelen mit der Bezeichnung
Chinesische Zeremonialstele; jap. kahyō
Der Begriff „huabiao“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
, die ähnlich wie torii zur Kenn·zeichnung des Zugangs·wegs zu einem zeremoniellen Gebäude (Palast oder Grabmal) dienen. Sie sind zumeist reich dekoriert und tragen an ihrer Spitze ein drachen·artiges mythologisches Tier. Äußerlich haben sie also kaum etwas mit den torii gemein, doch werden sie in einem der ältesten Lexika Japans, dem
Heian-zeitliches Lexikon; zwischen 931 und 938 kompliert von Minamoto no Shitagō
Der Begriff „Wamyō ruijushō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
aus dem frühen zehnten Jahr·hundert, mit torii gleich·gesetzt. Dies mag ein Miss·verständnis der damaligen Autoren gewesen sein, hat jedoch schon unter vor·modernen japanischen Gelehrten zu zahl·reichen Spekulationen über eine chinesische Herkunft der torii geführt (Quelle: Wikipedia(ja)).
Korea
Die wahrscheinlich nächsten Verwandten der torii findet man auf der koreanischen Halbinsel. Hier gibt es genau genommen zwei unter·schiedliche Arte·fakte, die gewisse Ge·mein·sam·keiten mit den torii aufweisen, nämlich das soge·nannte Rote Pfeiltor (kor. hongsalmun) und das sotdae, ein hölzerner Mast, der häufig mit einer einfachen Vogel·skulptur versehen ist.
Das Pfeiltor
Koreanisches Zeremonialtor, wtl. „Rotes Pfeiltor“; jap. kōzenmon
Der Begriff „hongsalmun“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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besitzt bautechnisch große Ähnlich·keiten mit einem torii. Es besteht ebenso aus zwei einfachen Pfosten und zwei Quer·balken. Der vielleicht markanteste strukturelle Unter·schied liegt darin, dass der obere Quer·balken eines Pfeil·tores von den tragenden Pfosten überragt wird, während er im Fall des torii auf den Pfosten lagert. Außer·dem sind die Quer·balken der Pfeil·tore mit zahl·reichen vertikalen Ver·strebungen oder „Pfeilen“ versehen, die ver·ant·wort·lich für den Namen dieses Tores sind. Die berühmtesten Pfeil·tore finden sich vor den Königs·gräbern der Joseon Dynastie (1392–1910) rund um die koreanische Haupt·stadt Seoul. Ähnlich wie die torii stehen die Pfeil·tore hier frei am Rande einer sakralen baulichen Anlage. Dem entsprechend fungieren sie als symbolischer Durch·gang zwischen Profanem und Sakralem, nicht als ver·schließ·bares Tor. Allerdings gibt es in Korea auch Pfeiltore, die in Zäune oder Mauern integriert sind, was bei torii nur in wenigen Aus·nahmen der Fall ist. Eine gewisse Ver·wandt·schaft ist dennoch nicht un·wahr·schein·lich, doch ist unklar, ob es sich um „Cousins“ handelt, oder ob eines der beiden Tore tatsächlich zur Her·aus·bildung des anderen beigetragen hat.
Die
Zeremonielle Stäbe der koreanischen Volksreligion, meist mit Vogelskulptur
Der Begriff „sotdae“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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wiederum sind Glücksbringer oder schützende Talismane. Tradi·tioneller·weise finden sie sich am Eingang von Dörfern, wo sie in großen Gruppen zusammen mit einer Art Totem·pfahl, dem jangseung, spirituellen Schutz oder reiche Ernte gewähren sollen, ähnlich wie in Japan die Wege·götter (
Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form
Der Begriff „dōsojin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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). Sotdae können auch eigen·händig angefertigt und temporär (z.B. zu Neujahr) aufgestellt werden. Typischer·weise handelt es sich um lange Stäbe, an deren oberem Ende ein oder mehrere Vogel·figuren angebracht sind. Es können aber auch andere Tiere oder Seile daran befestigt sein.
Sotdae sehen also ganz anders aus als torii und besitzen andere Funktionen, aber sie enthalten einen Hinweis, dass Vögel auf Stäben in Korea eine magisch-religiöse Bedeutung besitzen und bieten damit einen Schlüssel zur rätsel·haften Wort·bedeutung von
Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
Der Begriff „torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(„Vogelsitz“). Das Wort „sotdae“ selbst enthält jedoch keinen Hinweis auf einen Vogel.
Ähnliche „Vogelsitze“ gibt es im übrigen auch in shamanistischen Stammes·kulturen Chinas, der Mongolei und in Sibirien.
Theorien zum Ursprung der torii
Eine eindeutige Lehrmeinung, ob torii eine rein japanische Erfindung sind oder unter dem Einfluss von anderen Kulturen ent·standen, hat sich derzeit weder in Japan noch außer·halb etabliert. Während man das Thema vor dem Zweiten Welt·krieg lebhaft diskutierte, wurde es danach kaum mehr erörtert und ist erst in jüngster Zeit durch die Archäologie wieder aufgegriffen worden. Einer der umfang·reichsten westlich·sprachigen Aufsätze, „Der Ursprung des Torii“ des Linguisten Otto Karow und des Kunst·historikers Dietrich Seckel aus dem Jahr 1942, enthält zu dieser Frage eine gewagte These: Karow und Seckel zufolge leitet sich der Begriff torii nicht von „Vogel“, sondern von einem Balken ab. Davon aus·gehend folgern die Autoren, dass man im torii das abstrakte Skelett eines Wohn·hauses erblicken muss. Das wichtigste Element des torii sei der Ober·balken, der den First·balken des Hauses symbolisiere. Obwohl diese Theorie sehr weitläufig und gelehrt begründet wird, erscheint mir die darin enthaltene Hypothese, dass torii letztlich aus verlassenen Häusern entstanden, die zu den Grab·stätten der darin Ver·storbenen wurden, nicht wirklich plausibel.
Karow und Seckel machen aber auch darauf aufmerksam, dass sich in den frühesten schriftlichen Quellen Japans zahlreiche Hinweise auf Vögel im Zu·sammen·hang mit Be·stattungs·riten finden. U.a. erzählen sowohl das
„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
Der Begriff „Kojiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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als auch das
Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
Der Begriff „Nihon shoki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, dass sich der er·oberungs·lustige Prinz
Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato
Der Begriff „Yamato Takeru“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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nach seinem Tod in einen weißen Vogel verwandelte und in dieser Gestalt den Platz für sein Grab·monument auswählte. Dieses erhielt aus diesem Grunde auch den Namen „Weiß·vogel-Grab“ (
Hügelgrab des mythol. Helden Yamato Takeru
Der Begriff „Shiratori Misasagi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
). Dem Kojiki zufolge wurden Lieder, die auf diese Episode Bezug nehmen, auch bei späteren kaiserlichen Be·gräb·nissen gesungen Vorlage:Quelle). Zahl·reiche weitere Textstellen der klassischen Literatur untermauern die auch vom japanischen Volks·kundler
1887–1953, jap. Volkskundler und Religionswissenschaftler
Der Begriff „Origuchi Shinobu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
postulierte enge Beziehung zwischen weißen Vögeln und Totenseelen (Vorlage:Quelle).
Japan steht jedoch in dieser Hinsicht nicht isoliert da. Der Zusammen·hang zwischen Vogel und Toten·seele ist, wie schon erwähnt, für zahl·reiche, ins·besondere shamanistisch geprägte Kulturen belegt. Die im Zu·sammen·hang mit dem frühen Japan vielleicht über·zeugendste Parallele findet sich in der Kultur der alt·koreanischen Proto-Drei-Reiche Zeit, die ja mit dem damaligen Japan (bzw. mit der Kultur der Wa) in enger Beziehung stand. Das
Chin. Chronik der Wei Dynastie (220–266) aus dem 3. Jh. u.Z.; enthält die frühesten Berichte über Japan (Wa) (vgl. wo)
Der Begriff „Weizhi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, jene chinesische Quelle aus dem 3. Jh., die die frühesten systematischen Angaben zur Geschichte Japans und Koreas enthält, berichtet über die Be·stattungs·ritten der Pyeon Jin im Süden der koreanischen Halb·insel: „Sie geben ihren Toten Federn von großen Vögeln mit. Sie wünschen, dass diese von den Toten zum Fliegen benutzt werden“ (Vorlage:Quelle). Für den gleichen Raum enthält das Weizhi im übrigen auch Hinweise auf Vor·läufer der oben genannten sotdae. Schließlich hat auch die Archäologie in diesem Raum zahlreiche Grab·beigaben mit Vogel·motiven zutage gebracht (Vorlage:Quelle).
Aus Japan sind archäologische Funde von Vogelmotiven aus der Yayoi- und Kofun-Zeit ebenso bekannt. Andere Funde deuten wiederum darauf hin, dass es hier am Über·gang von der Yayoi- zur Kofun-Zeit (3. Jh. n.u.Z.) Grab·stätten von hoch·gestellten Per·sönlich·keiten gab, an deren Eingang zwei Pfosten standen (Vorlage:Quelle). Ob diese Pfosten aber durch Balken verbunden waren, ob Vögel auf ihnen angebracht waren oder ob sie sonst in irgend einer Hinsicht als Vor·läufer der heutigen torii anzusehen sind, konnte bislang nicht geklärt werden. Dennoch ver·dichtet sich aus diesen Indizien ein möglicher Zu·sammen·hang zwischen Toten·kult und Vögeln, der am Beginn der Ent·wicklung von torii gestanden haben mag. Damit wäre auch eine implizite Er·klärung vorhanden, warum an den heutigen torii über·haupt keine Spuren von Vögeln zu finden sind: als Zeichen des Todes könnten sie dem Tabu zum Opfer gefallen sein, das in historischer Zeit die Kulte für die
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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strikt von jeder Assoziation mit dem Tod fern hielt (s. dazu Kap. Grundbegriffe: Shinto.)
Literatur und Links
- Torii (jap.)
Wikipedia-Artikel - Sotdae (en.)
Wikipedia-Artikel - The Making of sotdae, Geumo Folk Museum (en.)
Informationen und eine kurze Anleitung zum Sotdae - Selberbauen.Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2010