Grundbegriffe/Buddhismus Lehre/Hannya shingyo: Unterschied zwischen den Versionen
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{{fl|D}}as Herz Sutra, jap. {{glossar:hannyashingyou}}, bezeichnet eigen·tlich das „Herz·stück“ des Sutras der Höchs·ten Weis·heit (''Prajna·para·mita Sutra''), ist also eine Art Kurz·fassung eines längeren Sutras. Dieses ''Prajna·para·mita Sutra'' existiert in mehreren Sprachen und Fassungen. Die einflussreichste Fassung ist eine Übertragung der ursprünglichen Sanskrit-Fassung ins Chinesische, die im sieben·ten Jahr·hun·dert von {{glossar:Xuanzang}} angefertigt wurde. | {{fl|D}}as Herz Sutra, jap. {{glossar:hannyashingyou}}, bezeichnet eigen·tlich das „Herz·stück“ des Sutras der Höchs·ten Weis·heit (''Prajna·para·mita Sutra''), ist also eine Art Kurz·fassung eines längeren Sutras. Dieses ''Prajna·para·mita Sutra'' existiert in mehreren Sprachen und Fassungen. Die einflussreichste Fassung ist eine Übertragung der ursprünglichen Sanskrit-Fassung ins Chinesische, die im sieben·ten Jahr·hun·dert von {{glossar:Xuanzang}} angefertigt wurde. | ||
− | Die fol·gende Fas·sung des Herz Sutras beruht auf Xuanzang und ist hier gemäß dem soge·nann·ten Taishō Kanon ({{g|Taishoutripitaka}}) wie·der·ge·geben. Der chinesische Text und die japa·nische Lesung sind den unten er·wähn·ten Quellen ent·nom·men, die deut·sche Über·setzung stammt vom Autor dieses Web-Projekts, Bern·hard Scheid. | + | Die fol·gende Fas·sung des Herz Sutras beruht auf Xuanzang und ist hier gemäß dem soge·nann·ten Taishō Kanon ({{g|Taishoutripitaka}}) wie·der·ge·geben. Der chinesische Text und die japa·nische Lesung sind den unten er·wähn·ten Quellen ent·nom·men, die deut·sche Über·setzung stammt vom Autor dieses Web-Projekts, Bern·hard Scheid.<!-- |
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+ | In der Übersetzung habe ich Sanskrit-Ausdrücke, die das chinesische Original unübersetzt wiedergibt, ebenfalls in Sanskrit belassen und mit Erläuterungen versehen. Auf diese Weise hoffe ich die Aura des Geheimnisvollen, die der Text für ostasiatische Buddhisten bis heute hat, am besten wiedergeben zu können. | ||
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: ''kanjizai bosatsu. gyō jin hannya haramitta ji. shōken goun kai kū. do issai kuyaku.'' | : ''kanjizai bosatsu. gyō jin hannya haramitta ji. shōken goun kai kū. do issai kuyaku.'' | ||
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− | : Bodhisattva Avalokiteshvara <ref>Eigentlich Bodhisattva der Freien Sicht, Beiname des Avalokiteshvara, jap. {{glossar:Kannonbosatsu}}</ref> versenkte sich tief in Prajna·para·mita <ref name=prajna /> und erkannte, dass die Fünf Skandhas <ref name=skandha /> alle leer sind. So überwand er Mühsal und Pein. | + | : Bodhisattva Avalokiteshvara<!-- |
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: ''shari-shi. shiki fu i kū. kū fu i shiki. shiki soku ze kū. kū soku ze shiki. ju-sō-gyō-shiki yaku bu nyo ze.'' | : ''shari-shi. shiki fu i kū. kū fu i shiki. shiki soku ze kū. kū soku ze shiki. ju-sō-gyō-shiki yaku bu nyo ze.'' | ||
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− | : „Oh, Meister Shari,<ref>Shariputra, ein Schüler des Buddha, der hier als passiver Gesprächspartner des Avalokiteshvara auftritt</ref> Form ist nicht verschie·den von Leere, Leere ist nicht verschie·den von Form. Daher ist Form Leere und Leere ist Form. Ebenso verhält es sich mit Gefühl, Vorstel·lung, Wille und Wahr·nehmung.“<ref> Neuerliche Erwähnung der Fünf Skandhas.</ref> | + | : „Oh, Meister Shari,<!-- |
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+ | Form ist nicht verschie·den von Leere, Leere ist nicht verschie·den von Form. Daher ist Form Leere und Leere ist Form. Ebenso verhält es sich mit Gefühl, Vorstel·lung, Wille und Wahr·nehmung.“<ref> Neuerliche Erwähnung der Fünf Skandhas.</ref> | ||
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: ''shari-shi. ze shohō kūsō. fushō fumetsu. fuku fujō fuzō fugen.'' | : ''shari-shi. ze shohō kūsō. fushō fumetsu. fuku fujō fuzō fugen.'' | ||
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+ | sind leer. Ohne Ent·stehen und ohne Vergehen; ohne Schmutz und ohne Reinheit; ohne Zunahme und ohne Abnahme.“ | ||
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: ''sanze shobutsu. e hannya haramitta ko. toku anokutara sanmyaku sanbodai.'' | : ''sanze shobutsu. e hannya haramitta ko. toku anokutara sanmyaku sanbodai.'' | ||
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− | : „Die Buddhas der Drei Welten <ref> Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft</ref> erlangen durch die Prajna·paramita das Anuttara Sam·yaksam·bodhi.“ <ref>Höchste, vollkommene Erleuchtung</ref> | + | : „Die Buddhas der Drei Welten<!-- |
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+ | Buddhas der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. | ||
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+ | erlangen durch die Prajna·paramita das Anuttara Sam·yaksam·bodhi.“<ref>Höchste, vollkommene Erleuchtung</ref> | ||
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<ref name = skandha> | <ref name = skandha> | ||
− | Die fünf Skandhas (jap ''goun'' 五蘊), wtl. die „Fünf Ansammlungen“, sind Bestandteile der menschlichen Konstitution. Die genaue Bedeutung der einzelnen Begriffe ist Gegenstand mannigfacher Interpretationen, lautet aber in etwa folgendermaßen: | + | Die fünf Skandhas (jap. ''goun'' 五蘊), wtl. die „Fünf Ansammlungen“, sind Bestandteile der menschlichen Konstitution. Die genaue Bedeutung der einzelnen Begriffe ist Gegenstand mannigfacher Interpretationen, lautet aber in etwa folgendermaßen: |
# Rupa (''shiki'' 色 ), Form oder Materie (materieller Körper) | # Rupa (''shiki'' 色 ), Form oder Materie (materieller Körper) | ||
# Vedana (''ju'' 受), Fühlen, Gefühl | # Vedana (''ju'' 受), Fühlen, Gefühl | ||
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# Samskara (''gyō'' 行), Wille, Gestaltungskraft | # Samskara (''gyō'' 行), Wille, Gestaltungskraft | ||
# Vijnana (''shiki'' 識), Wahrnehmung, Intellekt | # Vijnana (''shiki'' 識), Wahrnehmung, Intellekt | ||
− | Zusammen konstituieren sie nach buddhistischer Auffassung | + | Zusammen konstituieren sie nach buddhistischer Auffassung einen Menschen, ohne dass sich daraus eine feste Identität, ein Ich, ergibt. Laienhaft kann der Ausdruck aber dennoch im Sinne von „ich“ oder „Identität“ verstanden werden. |
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<ref name=gate> | <ref name=gate> |
Version vom 26. Januar 2016, 14:58 Uhr
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Das Herz Sutra, jap.
„Herz Sutra der vollkommenen Weisheit“
Der Begriff „Hannya shingyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
, bezeichnet eigen·tlich das „Herz·stück“ des Sutras der Höchs·ten Weis·heit (Prajna·para·mita Sutra), ist also eine Art Kurz·fassung eines längeren Sutras. Dieses Prajna·para·mita Sutra existiert in mehreren Sprachen und Fassungen. Die einflussreichste Fassung ist eine Übertragung der ursprünglichen Sanskrit-Fassung ins Chinesische, die im sieben·ten Jahr·hun·dert von
602–664; berühmter chin. Pilgermönch und buddh. Gelehrter; Autor eines einflussreichen Reiseberichts über das buddhistische Indien, der später als „Reise nach dem Westen“ in einen Roman gefasst wurde
Der Begriff „Xuanzang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
angefertigt wurde.
Die fol·gende Fas·sung des Herz Sutras beruht auf Xuanzang und ist hier gemäß dem soge·nann·ten Taishō Kanon (Taishō shinshū daizōkyō [Taishō shinshū daizōkyō (jap.) 大正新脩大藏經 Taishō Tripitaka, Taishō Kanon; in der Ära Taishō (1912–1926) revidierte Ausgabe des chinesischen buddhistischen Kanons]) wie·der·ge·geben. Der chinesische Text und die japa·nische Lesung sind den unten er·wähn·ten Quellen ent·nom·men, die deut·sche Über·setzung stammt vom Autor dieses Web-Projekts, Bern·hard Scheid.1
Chinesischer Text / japanische Aussprache |
Deutsche Übersetzung |
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versenkte sich tief in Prajna·para·mita3 und erkannte, dass die Fünf Skandhas4 alle leer sind. So überwand er Mühsal und Pein. |
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Form ist nicht verschie·den von Leere, Leere ist nicht verschie·den von Form. Daher ist Form Leere und Leere ist Form. Ebenso verhält es sich mit Gefühl, Vorstel·lung, Wille und Wahr·nehmung.“6 |
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sind leer. Ohne Ent·stehen und ohne Vergehen; ohne Schmutz und ohne Reinheit; ohne Zunahme und ohne Abnahme.“ |
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erlangen durch die Prajna·paramita das Anuttara Sam·yaksam·bodhi.“10 |
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Anmerkungen
- ↑ In der Übersetzung habe ich Sanskrit-Ausdrücke, die das chinesische Original unübersetzt wiedergibt, ebenfalls in Sanskrit belassen und mit Erläuterungen versehen. Auf diese Weise hoffe ich die Aura des Geheimnisvollen, die der Text für ostasiatische Buddhisten bis heute hat, am besten wiedergeben zu können.
- ↑
Eigentlich Bodhisattva der Freien Sicht, Beiname des Avalokiteshvara, jap. Kannon Bosatsu 観音菩薩 (jap.)
Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;
Buddha • •Der Begriff „Kannon Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
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- ↑ Prajna = Weisheit, Paramita = Transzendenz. Es gibt genau genommen sechs Stufen von Prajnaparamita, die man erreichen muss, um ein Bodhisattva zu werden. Hier bedeutet Prajnaparamita sinngemäß die höchste Stufe der Wahrnehmung/Erkenntnis. Im chinesisch/japanischen Text ist der Begriff nicht übersetzt, sondern als Lehnwort beibehalten: hannya haramitta.
- ↑
Die fünf Skandhas (jap. goun 五蘊), wtl. die „Fünf Ansammlungen“, sind Bestandteile der menschlichen Konstitution. Die genaue Bedeutung der einzelnen Begriffe ist Gegenstand mannigfacher Interpretationen, lautet aber in etwa folgendermaßen:
- Rupa (shiki 色 ), Form oder Materie (materieller Körper)
- Vedana (ju 受), Fühlen, Gefühl
- Samjna (sō 想), Vorstellung, Phantasie
- Samskara (gyō 行), Wille, Gestaltungskraft
- Vijnana (shiki 識), Wahrnehmung, Intellekt
- ↑ Shariputra, ein Schüler des Buddha, der hier als passiver Gesprächspartner des Avalokiteshvara auftritt.
- ↑ Neuerliche Erwähnung der Fünf Skandhas.
- ↑ Dharma [Dharma (skt.) धर्म Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. hō 法)] hier in der Bedeutung von Gegenstand, Phänomen.
- ↑ Noch einmal die Fünf Skandhas
- ↑ Buddhas der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.
- ↑ Höchste, vollkommene Erleuchtung
- ↑ Der namhafte Buddhismusforscher Edward Conze gibt die inhaltliche Bedeutung dieser Formel folgendermaßen wieder: „Gone, gone, gone beyond, gone altogether beyond, o what an awakening, all hail!“ (Gegangen, gegangen, hinübergegangen, ganz hinübergegangen, oh welch ein Erwachen, alles Heil!) Andere Buddhismuskundler deuten gate als „Weisheit“ und übersetzen: „O wisdom, o wisdom, o supreme wisdom, o unequalled supreme wisdom! Enlightenment! Hail!“ („Oh Weisheit, oh Weisheit, oh höchste Weisheit, oh unübertreffliche höchste Weiheit! Erleuchtung! Heil!“ [Micheal Pye in einem Beitrag zum Diskussionsforum PMJS, 10. Jänner 2014]), wobei allseits eingestanden wird, dass die Formel eine Vielzahl von Interpretationen zulässt. In der chinesisch-japanischen Version ist die inhaltliche Bedeutung jedenfalls nebensächlich, denn man nahm an, dass nur der genaue Wortklang das gewünschte Ergebnis, die höchste Form der Erkenntnis, hervorrufen könne. Daher behielt man in China die Laute der Sanskrit-Gebetsformel so gut als möglich bei und ließ dafür den genauen Sinn der Formel unbestimmt.
Quellen
- Hannya haramitta shingyō 般若波羅蜜多心經, Taishō Tripitaka, T0251.08.0848c06. (The SAT Daizōkyō Text Database, Universität Tokyo, seit 1998)
- Wikisource:
- The Heart Sutra. Übersetzung des Buddhologen Edward Conze (1904–1979) aus dem SanskritLetzte Überprüfung der Linkadressen: Sept. 2012
- ^ Japanische Abschrift des Herz-sutra.
Heian-Zeit, 12. Jh. The British Museum.