Bauten/Tempel: Unterschied zwischen den Versionen
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In der Japanologie wird der Begriff „Tempel“ nur auf ein buddhistisches Gebäude angewandt, handelt es sich um ein shintoistisches Gebäude, spricht man von einem „[[Bauten:Schreine|Schrein]]“. „Tempel“ ist das deutsche Übersetzungswort für japanisch: {{glossar:tera}}, {{glossar:jiin}}, {{glossar:ji}}, {{glossar:in}}, {{glossar:san}}. All diese Worte zeigen eine buddhistische Verehrungsstätte an. | In der Japanologie wird der Begriff „Tempel“ nur auf ein buddhistisches Gebäude angewandt, handelt es sich um ein shintoistisches Gebäude, spricht man von einem „[[Bauten:Schreine|Schrein]]“. „Tempel“ ist das deutsche Übersetzungswort für japanisch: {{glossar:tera}}, {{glossar:jiin}}, {{glossar:ji}}, {{glossar:in}}, {{glossar:san}}. All diese Worte zeigen eine buddhistische Verehrungsstätte an. | ||
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Ein Tempel ist typischerweise von einer Mauer umgeben, in der Tore in den vier Himmelsrichtungen angebracht sind. Das Haupttor weist meist in Richtung Süden. Innerhalb der Mauer befinden sich Haupthalle, Pagode und andere religiöse Gebäude. Das wichtigste Bauwerk (wenn auch nicht unbedingt das größte) ist die „Haupthalle“, {{glossar:hondou}} (oft auch {{glossar:kondou}}, „Goldene Halle“ genannt). Sie bildet das Zentrum des Tempels, denn in ihr wird das Hauptheiligtum des Tempels {{glossar:honzon}} aufbewahrt. Meist handelt es sich dabei um eine Statue jenes Buddhas, dem der Tempel geweiht ist. Neben dem Hauptbuddha gibt es oft auch noch andere Heiligengestalten, die in Seitengebäuden verehrt werden. Da in größeren Tempeln viele Mönche wohnen, spricht man auch von „Klöstern“. Ausgedehnte Klosteranlagen besitzen Wohngebäude für Mönche sowie für Gebete und Rituale. Im Gegensatz zu christlichen Kirchen dienen solche Bethallen aber eher den Mönchen als den Laien. Die meisten Japaner besuchen Tempelanlagen daher in der Regel nur an hohen Feiertagen oder als Touristen. In beiden Fällen genügt es, vor dem ''honzon'' ein kurzes Begrüßungsritual abzuhalten. Oft betritt man dabei die Haupthalle gar nicht, sondern steigt nur über ein paar Stufen zu einer Veranda, von wo aus man die goldenen Buddha Statuen aus dem dunklen Inneren der Halle herausleuchten sieht (s. Kap. Alltag, [[Alltag:Omairi|Tempel- und Schreinbesuch]]). | Ein Tempel ist typischerweise von einer Mauer umgeben, in der Tore in den vier Himmelsrichtungen angebracht sind. Das Haupttor weist meist in Richtung Süden. Innerhalb der Mauer befinden sich Haupthalle, Pagode und andere religiöse Gebäude. Das wichtigste Bauwerk (wenn auch nicht unbedingt das größte) ist die „Haupthalle“, {{glossar:hondou}} (oft auch {{glossar:kondou}}, „Goldene Halle“ genannt). Sie bildet das Zentrum des Tempels, denn in ihr wird das Hauptheiligtum des Tempels {{glossar:honzon}} aufbewahrt. Meist handelt es sich dabei um eine Statue jenes Buddhas, dem der Tempel geweiht ist. Neben dem Hauptbuddha gibt es oft auch noch andere Heiligengestalten, die in Seitengebäuden verehrt werden. Da in größeren Tempeln viele Mönche wohnen, spricht man auch von „Klöstern“. Ausgedehnte Klosteranlagen besitzen Wohngebäude für Mönche sowie für Gebete und Rituale. Im Gegensatz zu christlichen Kirchen dienen solche Bethallen aber eher den Mönchen als den Laien. Die meisten Japaner besuchen Tempelanlagen daher in der Regel nur an hohen Feiertagen oder als Touristen. In beiden Fällen genügt es, vor dem ''honzon'' ein kurzes Begrüßungsritual abzuhalten. Oft betritt man dabei die Haupthalle gar nicht, sondern steigt nur über ein paar Stufen zu einer Veranda, von wo aus man die goldenen Buddha Statuen aus dem dunklen Inneren der Halle herausleuchten sieht (s. Kap. Alltag, [[Alltag:Omairi|Tempel- und Schreinbesuch]]). | ||
Version vom 14. September 2010, 19:39 Uhr
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Was ist ein Tempel?
In der Japanologie wird der Begriff „Tempel“ nur auf ein buddhistisches Gebäude angewandt, handelt es sich um ein shintoistisches Gebäude, spricht man von einem „Schrein“. „Tempel“ ist das deutsche Übersetzungswort für japanisch:
buddhistischer Tempel; das Wort leitet sich von einem koreanischen Begriff her, der ehemals in etwa tyər ausgesprochen wurde
Der Begriff „tera“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
,
buddhistischer Tempel, Kloster
Der Begriff „jiin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
,
buddhistischer Tempel; andere Lesung: tera
Der Begriff „-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
,
Suffix für Institutionen, z.B. buddhistischer Tempel
Der Begriff „-in“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
,
wtl. „Berg“; als Suffix auch: Tempel- oder Klosteranlage (im Ggs. zu Einzelhalle)
Der Begriff „-san“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
. All diese Worte zeigen eine buddhistische Verehrungsstätte an. Vorlage:Bildbox
Ein Tempel ist typischerweise von einer Mauer umgeben, in der Tore in den vier Himmelsrichtungen angebracht sind. Das Haupttor weist meist in Richtung Süden. Innerhalb der Mauer befinden sich Haupthalle, Pagode und andere religiöse Gebäude. Das wichtigste Bauwerk (wenn auch nicht unbedingt das größte) ist die „Haupthalle“,
Haupthalle eines Tempels
Der Begriff „hondō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
(oft auch
Haupthalle eines Tempels; Synonym von hondō
Der Begriff „kondō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
, „Goldene Halle“ genannt). Sie bildet das Zentrum des Tempels, denn in ihr wird das Hauptheiligtum des Tempels
Hauptheiligtum eines Tempels
Der Begriff „honzon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
aufbewahrt. Meist handelt es sich dabei um eine Statue jenes Buddhas, dem der Tempel geweiht ist. Neben dem Hauptbuddha gibt es oft auch noch andere Heiligengestalten, die in Seitengebäuden verehrt werden. Da in größeren Tempeln viele Mönche wohnen, spricht man auch von „Klöstern“. Ausgedehnte Klosteranlagen besitzen Wohngebäude für Mönche sowie für Gebete und Rituale. Im Gegensatz zu christlichen Kirchen dienen solche Bethallen aber eher den Mönchen als den Laien. Die meisten Japaner besuchen Tempelanlagen daher in der Regel nur an hohen Feiertagen oder als Touristen. In beiden Fällen genügt es, vor dem honzon ein kurzes Begrüßungsritual abzuhalten. Oft betritt man dabei die Haupthalle gar nicht, sondern steigt nur über ein paar Stufen zu einer Veranda, von wo aus man die goldenen Buddha Statuen aus dem dunklen Inneren der Halle herausleuchten sieht (s. Kap. Alltag, Tempel- und Schreinbesuch).
Beispiel Hōryū-ji
Der Tempel
Tempel in Ikaruga bei Nara, gegr. 607; wtl. „Tempel des prosperierenden [Buddha]-Gesetzes“
Der Begriff „Hōryū-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
liegt in der Nähe der alten Hauptstadt
Der Begriff „Nara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
und ist einer der schönsten und ältesten Tempel Japans. Seine drei zentralen Bauwerke stammen aus dem siebenten oder achten Jahrhundert und gelten als die ältesten Holzbauten der Welt. Sie wirken schlichter als jüngere Gebäude und beeindrucken durch die starken hell-dunkel Kontraste. Doch auch die Gebäude des Hōryū-ji waren ursprünglich – getreu ihrem chinesischen Vorbild – rot bemalt. Ehemals lag hier das Anwesen von Prinz
574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
Der Begriff „Shōtoku Taishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, dem großen Reformer des frühen japanischen Staatswesens, der sich auch stark für die Übernahme des Buddhismus als Staatsreligion einsetzte (mehr dazu Geschichte, Frühzeit). Abgesehen von dieser historischen Bedeutung stellt der Hōryū-ji ein anschauliches Beispiel einer traditionellen buddhistischen Tempelanlage dar.
Tempelanlage
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Die Abbildung rechts zeigt den Hauptbezirk des Hōryū-ji aus der Vogelperspektive. Eine innere quadratische Einfriedung umschließt die Hauptgebäude, außerhalb davon befinden sich diverse Wohngebäude für Mönche, Verwaltungsgebäude und Nebentempel. Deutlich erkennbar ist die Pagode, schräg rechts darüber befindet sich das Haupttor, links darüber die Haupthalle. Das große Gebäude am linken Rand des inneren Tempelbezirks ist die sog. Predigt- oder Lesehalle (
Predigt- oder Vortragshalle eines Tempels
Der Begriff „kōdō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), wo Sutren und Predigten vorgetragen werden. Die gesamte Anlage wird zudem von einer zweiten äußeren Mauer umgeben, die hier nicht deutlich zu erkennen ist. Diese Mauern besaßen einst durchaus auch militärische Funktionen. Ähnlich wie christliche Kirchen boten auch japanische Tempel in früherer Zeit Schutz vor feindlichen Heeren.
Mon — das Tempeltor
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In den Mauern rund um die Anlage sind in der Regel mehrere Tore angebracht. Das Haupttor, und damit auch der Hauptzugagsweg, befindet sich meist im Süden. Ähnlich wie weltliche Paläste „blickt“ ein buddhistischer Tempel also üblicherweise von Norden nach Süden. Buddhistische Tempeltore stellen bereits für sich genommen eindrucksvolle architektonische Bauwerke dar. Links und rechts des Eingangs sind meist zwei furchterregende buddhistische Wächtergottheiten (
Wächterfigur, Torwächter
Der Begriff „niō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) aufgestellt (s.a. Kap. „Ikonographie“: Torwächter). Die Größe des Tores spiegelt zumeist das Prestige eines Tempels wider. Große Tempeltore verfügen in der Regel über ein Obergeschoß, in dem Tempelschätze untergebracht sein können.
Hondō — die Haupthalle
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Die Haupthalle (
Haupthalle eines Tempels
Der Begriff „hondō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder
Haupthalle eines Tempels; Synonym von hondō
Der Begriff „kondō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) des Hōryū-ji soll aus dem Jahr 680(!) stammen, wurde aber im 8. Jahrhundert erneuert und möglicherweise modifiziert. In jedem Fall ist sie weit über tausend Jahre alt. Hier werden das Hauptheiligtum des Tempels (
Hauptheiligtum eines Tempels
Der Begriff „honzon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), aber auch diverse andere Buddha-Statuen aufbewahrt. Früher waren die honzon eines Tempels für Laien meist nicht frei zugänglich, sondern wurden nur zu bestimmten Anlässen gezeigt. Die Haupthallen der japanischen Tempelbauten sind also nicht wie christliche Kirchen für allgemeine Gottesdienste gedacht. Oft gibt es allerdings auch eine Predigthalle (
Predigt- oder Vortragshalle eines Tempels
Der Begriff „kōdō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), doch auch diese wird in erster Linie von den Mönchen benützt.
Honzon — das Hauptheiligtum
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Das Hauptheiligtum des Hōryū-ji ist eine sogenannte
jap. Name des historischen Buddha, Shakyamuni
Der Begriff „Shaka Nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Trinität mit Buddha Shakyamuni, dem historischen Buddha, in der Mitte, und seinen „Assistenten“
Bodhisattva Manjushri; Schüler des historischen Buddha
Der Begriff „Monju Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
und
Bodhisattva Samantabhadra; Begleiter des Shaka Nyorai
Der Begriff „Fugen Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
. Eine solche Darstellung von Buddhas in Dreiergruppen ist in der gesamten buddhistischen Welt üblich. Tempel, in denen der historische Buddha das Hauptheiligtum darstellt, sind allerdings nicht die Regel. Vor allem in späterer Zeit wird Buddha Shakyamuni von Amida oder Dainichi überflügelt. In der Frühzeit des japanischen Buddhismus war außerdem der „Medizin-Buddha“,
Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru
Der Begriff „Yakushi Nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, sehr populär.
Tō — die Pagode
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Viele größere Tempel besitzen eine Pagode. Zur Zeit der Gründung des Hōryū-ji galten Pagoden als die wichtigsten Tempel·bauten und waren Auf·be·wahrungs·ort des honzon. Pagoden leiten sich von den indi·schen Stupas ab. Stupas sind Grab·mäler des Buddha und be·herber·gen seine Reliquien. Auch viele japani·sche Tempel geben an, in ihren Pagoden Reliquien des Buddha auf·zu·bewahren. Archi·tekto·nisch hat sich das indische Stupa jedoch unter chinesi·schem Einfluss stark gewandelt und ist zu einem hoch auf·ragenden, weithin sichtbaren Turm geworden. Während jede kultu·relle Epoche in China neue Pagoden·stile ent·wickelte, gelten die japani·schen Pagoden als getreue Abbilder der ur·sprüng·lichen chinesi·schen Holz·bau·weise. In Japan gibt es prinzipiel zwei Stil·formen, nämlich 1) die mehr·stöckige Pagode (
mehrstöckige Pagode
Der Begriff „tajū-tō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), die meist mit drei oder fünf Stock·werken aus·ge·stattet ist, und 2) die so·ge·nannte „Vielschatz Pagode“ (
einstöckiger Pagodentyp, wtl. „Vielschatzpagode“
Der Begriff „tahō-tō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
) mit einem kreis·förmigen, bauchigen Grund·ge·schoß, das deutlicher an die indischen Vor·bilder erinnert, aber interessanter·weise archi·tektur·geschicht·lich jünger ist. Im Hōryū-ji gibt es u. a. eine fünf·stöckige Pagode (Abb. rechts), die zu den berühm·testen „National·schätzen“ Japans zählt.
Seitengebäude
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Größere Tempelanlagen besitzen meist verschiedene Seitentempel oder ganze Seitenanlagen, die anderen Buddhas oder Bodhisattvas geweiht sind. Daneben können sich auch Shinto Schreine innerhalb einer buddhistischen Tempelanlage befinden. Der Hōryu-ji verfügt neben dem hier vorgestellten Westlichen Tempelbezirk auch noch über einen Östlichen Tempelbezirk, der wiederum einen inneren und einen äußeren Teil hat. Hauptgebäude des Östlichen Bezirks ist die „Halle der Träume“ (
Der Begriff „Yumedono“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), die
Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;
Der Begriff „Kannon Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
geweiht ist. Diese Halle ist ein besonders schönes Beispiel für die in der Umgebung von Nara recht häufigen Kapellen mit sechs- oder achteckigem Grundriss.
Tempelglocke
Die meisten größeren Tempel besitzen auch eine Glocke aus Bronze, die an einem frei stehenden, überdachten Gerüst aufgehängt ist. Die Bilder unten zeigen die größte Tempelglocke Japans im Tempel Chion-in in Kyoto, dem Haupttempel des Jōdo Buddhismus. Sie wiegt ca. 70 Tonnen und wird wie die meisten anderen Tempelglocken auch mit einem hölzernen Schlegel von außen angeschlagen. Dieser Schlegel ist mit Seilen dergaestalt am Glockenhaus befestigt, dass er sich nur in der Horizontalen hin und her bewegen lässt. Vorlage:Galerie1 Üblicherweise ist ein Erwachsener ohne weiteres in der Lage, eine derartige Glocke anzuschlagen, im Fall der Glocke des Chion-in sind jedoch aufgrund ihrer Größe 17 Mönche dazu nötig. Auf dem Bild sieht man eine Übung für das Ausläuten des Alten Jahres um Mitternacht am 31. Dezember. Das ist der wichtigste zeremonielle Einsatz einer Tempelglocke. Sie ertönt dabei 108 Mal — einmal für jede der 108 menschlichen Verunreinigungen, die der Buddhismus kennt.
Links
- Asian Historical Architecture, Timothy M. Ciccone (Hg.) (en.)
Diese umfangreiche architekturhistorische Dokumentation enthält auch einen Photorundgang durch den Hōryū-ji. - Prince Shotoku's Temple, Henry Smith (en.)
Eine sehr empfehlenswerte Einführung in die Geschichte und Kunstgeschichte des Hōryū-ji von Prof. Henry Smith (Columbia University).Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2010
- ^ Satelitenbild des Hōryū-ji, digitalisiert von Google Maps.
Nara-Zeit, 7. Jh. Google Maps, 2020. - ^ Dieses Tor (mon) wird als Mitteltor (chūmon) bezeichnet, weil es sich in der inneren Einfriedung des Tempels Hōryū-ji befindet. Es besitzt einen zweigeteilten Durchgang. Üblicherweise gibt es nur einen zentralen, bzw. drei Durchgänge. Nur im Hōryū-ji gibt es den Fall, dass ein Mittelpfosten quasi den natürlichen Zugang zum Tempel blockiert.
Nara-Zeit, 7. Jh. Bildquelle: Lonely Trip, über Internet Archive. - ^ Haupthalle (kondō) des Hōryū-ji
Nara-Zeit, 7. Jh. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Shaka-Trinität bestehend aus Shaka Nyorai, flankiert von den Bodhisattvas Yakuō und Yakujō, eine damals häufige Kombination. Hauptheiligtum (honzon) des Hōryū-ji. Die Figurengruppe stammt von Tori Busshi, dem gleichen Bildhauer koreanischer Herkunft, der zuvor auch den sog. Asuka daibutsu schuf. Auch stilistisch zeigen die Figuren noch einen starken Einfluss der damaligen buddhistischen Kunst Chinas und Koreas. An der Rückseite der Aureole ist eine Inschrift angebracht, die nicht nur den Bildhauer nennt, sondern auch den Anlass der Herstellung nennt: Sie wurde 622 in Auftrag gegeben, um damit für die Gesundung des Prinzregenten Shōtoku Taishi zu beten. Als der Prinzregent 622 dennoch starb, wurde die Statue umgewidmet und sollte ihm nun für eine Wiedergeburt im Reinen Land nützlich sein.
Ob Text und Aureole tatsächlich aus dem angegebenen Jahr (623) stammen oder eventuell erst einige Jahrzehnte später angefertigt wurden, ist unter Experten umstritten. Es besteht jedoch Konsens, dass es sich um den ältesten erzählenden Text der japanischen Literaturgeschichte handelt.
Werk von Tori Busshi (Kuratsukuri no Tori). Asuka-Zeit, 623. Bildquelle: unbekannt. - ^ Zentrales Bauwerk des östlichen Tempelbezirks des Hōryū-ji. Achteckiger Grundriss. Im Inneren befindet sich eine Statue des Kannon (Guze Kannon), die angeblich die Züge des Prinzen Shōtoku (574–622) trägt.
Nara-Zeit, 739. Wikimedia Commons, 663highland, 2010. - ^ Tempelglocke des Chion-in in Kyōto, die größte Tempelglocke Japans. Die Herstellung fällt in die erste Blüte-Zeit der Tokugawa-Dynastie. Ihr besonderes Ausmaß erklärt sich wohl aus der Tatsache, dass die Tokugawa selbst dem Jōdo Buddhismus angehörten und daher den Chion-in, den Haupttempel dieser Richtung, besonders hervorheben wollten.
Edo-Zeit, 1636. Wada Yoshio (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Mönche beim Anschlagen der Glocke des Chion-in. Sechzehn Mönche bewegen den über vier Meter langen Schlegel mit Seilen, einer sorgt für die Stabilität beim Anschlag. Die Aufnahme stammt von einer Übung für das Anschlagen der Glocke am letzten Tag des Jahres (ōmisoka).
Edo-Zeit, 1636. Sankei Foto, Maekawa Jun'ichirō, 27. 12. 2016.