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2024-03-28T19:05:10Z
Benutzerbeiträge
MediaWiki 1.35.5
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Bescheid&diff=67294
Benutzer Diskussion:Bescheid
2016-09-21T19:31:34Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>Zurück zu [[{{SUBJECTPAGENAME}}]].<br />
<br />
Hinterlassen Sie hier eine Nachricht....<br />
<br />
==Nichtfunktionierende Links==<br />
<br />
* Seite= [[Geschichte/Shinto Mittelalter/Jinno shotoki]], Link= [http://sunsite.berkeley.edu/jhti/Jinno%20shotoki%20copyright.html ''Jinnō shōtō-ki'' online, in JHTI-Ausgabe]<br />
(Rest wurde bereinigt. --[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 17:06, 21. Sep. 2016 (CEST))<br />
* Seite= [[Ame no Uzume]], Link= [http://www.uwec.edu/philrel/shimbutsudo/uzume.html Ame-no-Uzume no Mikoto]<br />
* Seite= [[Mythentexte]], Link= [http://sunsite.berkeley.edu/jhti/Kojiki.html Kojiki (Ancient Records and Myths)]<br />
* Seite= [[Hilfe:Stylesheet]], Link= [http://spl-ostasien.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/spl15/Dokumente/Unterrichtsmaterialien/Zitierleitfaden_JapanologieWien_SoSe2014_Final2.pdf Leitfaden zum Zitieren der Japanologie Wien]<br />
(Ich habe jetzt sämtliche Links überprüft und weil noch etwas Zeit war auch die Links der Hilfeseiten. MfG [[Benutzer:Schnauder| Ivonne Schnauder]] 21:31, 21. Sep. 2016 (CEST))</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Hilfe:Stylesheet&diff=67293
Hilfe:Stylesheet
2016-09-21T19:25:00Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>Stylesheet zur Schreibung von Namen und Fachbegriffen, etc. Das Stylesheet orientiert sich am „[http://monumenta.cc.sophia.ac.jp/MN_Style_Sheet.pdf ''Monumenta Nipponica'' Stylesheet]“ (2008).<br />
<br />
== Klein, kursiv ==<br />
<br />
Grundsätzlich alle fremdsprachigen Fachbegriffe<br />
<br />
* ''ukiyoe''<br />
* ''kami''<br />
<br />
einschließlich komplexe Amtstitel wie <br />
<br />
* ''kanjō bugyō'' Ogiwara Shigehide<br />
* ''gonnegi'' Arakida Hisaoyu<br />
<br />
== Groß, gerade ==<br />
<br />
Grundsätzlich alle Eigennamen sowie „eingedeutschte“ Begriffe.<br />
<br />
=== „Eingedeutscht“ ===<br />
<br />
* Kimono, Sake, Sushi, Kabuki<br />
<br />
Trotzdem mit Längung:<ref name=abw>Hier weicht ''Religion in Japan'' von MN ab.</ref><br />
* Tennō<br />
* Shōgun<br />
* Daimyō<br />
* Nō<br />
<br />
Religionen: <br />
* '''Shintō'''<br />
* '''Shugendō'''<br />
<br />
=== Eigennamen mit Titel ===<br />
<br />
* Meiji '''Tennō''' (Kaiser Meiji)<br />
** Go- Kaiser mit Bindestrich: '''Go-Daigo''' Tennō<br />
* Shikishi '''Naishinnō''' (Prinzessin Shikishi) <br />
** aber: Prinzen und Prinzessinnen (''naishinnō'') [hier als generischer Fachbegriff verwendet]<br />
* Mito '''Kōmon''' (Tokugawa Mitsukuni, Daimyō von Mitō)<br />
<br />
=== Götter mit Titel ===<br />
<br />
* Amaterasu '''Ōmikami'''<br />
* Ame no Uzume '''no Mikoto'''<br />
* Sumiyoshi '''Daimyōjin'''<br />
* Tōshō '''Daigongen''' <br />
* Aizen '''Myōō'''<br />
* Shuten '''Dōji'''<br />
<br />
=== Gebäude ===<br />
<br />
* Kasuga '''Taisha''' (Großschrein von Kasuga) <br />
* Ise '''Jingū''' (Ise Schreine)<br />
<br />
=== Schulen, Ämter, Verlage, Firmen ===<br />
<br />
* Tōkyō '''D'''aigaku<br />
* Tōkyō '''D'''aigaku '''S'''huppankai<br />
* '''Jingikan''' (Götteramt)<br />
* '''Kyōbushō''' (Ministerium für religiöse Angelegenheiten)<br />
<br />
=== Feste, Zeremonien ===<br />
<br />
Wenn spezifisches Fest wie Eigenname: <br />
<br />
* Gion Matsuri<br />
* Butsumyō-e<br />
* aber ''hōjōe'', ''hōnen matsuri'' (generische Termini)<br />
<br />
== Groß, kursiv ==<br />
<br />
Werktitel und Ähnliches, grundsätzlich nur der erste Buchstabe groß: <br />
<br />
* ''Genji monogatari''<br />
* ''Nihon shoki''<br />
** aber ''Shoku '''N'''ihongi'', weil „Nihon“ Eigenname<br />
<br />
Zeitungen und Journale:<br />
* ''Asahi shinbun''<br />
* ''Bukkyō kenkyū" (Journal of Buddhist Study)<br />
<br />
Filmtitel, Romane, Kurzgeschichten, Videospiele, Bilder<br />
<br />
* ''Fugaku hyakkei'' (Hundert Ansichten des Fuji)<br />
<br />
== Anführungszeichen ==<br />
<br />
* Kapitel von Werken und Ähnliches<br />
* Gedichte, Lieder<br />
<br />
* Unveröffentlichte Werke (z.B. Dissertationen)<br />
<br />
Da der Grundtext Deutsch ist, sollten in der Regel deutsche Anführungszeichen („...“) verwendet werden, auch bei englischspr. Artikeln. Nur in Zitaten muss die urspr. Schreibung beibehalten werden.<br />
<br />
'''Grundsätzlich gibt es keine Kombination von kursiv und Anführungszeichen!'''<br />
<br />
== Gedankenstriche und Sonderzeichen ==<br />
<br />
Die wichtigsten Sonderzeichen finden Sie im Bearbeitungsmenü unter Sonderzeichen > Symbole. Dort findet sich auch der hochgestellte Punkt „ · “, der im Wiki-Code als unsichtbares Abteilungszeichen verwendet werden kann.<br />
<br />
Es gibt — abgesehen vom „Minus“, das eigentlich ein „Bindestrich“ und kein „Gedankenstrich“ ist — zwei verschieden lange Gedankenstriche: einen kürzeren: – (n-dash, hat die Breite eines ‚n‘; auch „Halbgeviertstrich“) und einen längeren: — (m-dash, „Geviertstrich“). Der kürzere sollte zwischen Zahlen stehen, z.B.: 1868–1912 oder S. 13–15 (kein Space!). Der längere sollte als eigentlicher Gedankenstrich — z.B. so — verwendet werden (mit Space). Das Minuszeichen „-“ sollte nur zum Abtrennen von Wortteilen — z.B. Bishamon-ten — verwendet werden.<br />
<br />
== Bindestriche ==<br />
<br />
Kombinationen aus Begriffen, die theoretisch auch in einem Wort geschrieben werden könnten, zur besseren Lesbarkeit aber getrennt bleiben sollten. <br />
<br />
=== Fremdwort und dt. Wort ===<br />
<br />
* Shintō'''-P'''riester<br />
* Kabuki'''-S'''tück<br />
* Tennō'''-H'''of<br />
* Staatsshintō (mit Binnen-S)<br />
<br />
Ähnlich Perioden: <br />
<br />
* Han-Zeit<br />
* Meiji-Zeit<br />
<br />
Analog dazu die Kombination Fremdwort (kursiv) und dt. Begriff:<br />
<br />
* ''kaji''-Ritus<br />
* ''kagura''-Tanz<br />
* ''kuge''-Rang<br />
* ''sengoku''-Zeit<br />
<br />
Der Bindestrich fällt (zumeist) weg, wenn der zusammengesetzte Begriff nur aus japanischen Worten besteht und/oder als Name zu verstehen ist. <br />
<br />
* ''sengoku daimyō'' (hier Daimyō klein schreiben)<br />
* Kanmu Tennō<br />
* Go-Toba Tennō (s.o.)<br />
* Ashikaga Shōgunat<br />
* Ise Schrein<br />
* Izumo Taisha<br />
* Zen Buddhismus<br />
* Kinryū-san Sensō-ji (s.u.)<br />
<br />
=== Groß, Bindestrich, klein ===<br />
<br />
Namen mit Suffix-artigen Titeln<br />
<br />
==== Personen ====<br />
* Tanaka-san<br />
* Tsuda-sensei<br />
* Yasunaga-kyō (Minister, Heian-Zeit)<br />
<br />
Legendäre Figuren:<br />
* Kaguya-hime<br />
* Yamato-hime<br />
** aber: Shuten '''Dōji'''<br />
<br />
==== Orte ==== <br />
* Ibaraki-ken (Präf.)<br />
* Tama-gun (Distrikt)<br />
* Mito-shi (Stadt)<br />
* Bunkyō-ku (Bezirk)<br />
* Hoshino-chō <br />
* Nagahama-mura<br />
* Shinjuku-dōri<br />
* Chōshū-han (Daimyat Chōshū)<br />
* Fuji-san (Berg)<br />
<br />
Aber keine Bindestriche bei ''kun''-Endungen:<br />
* Tateyama (Berg)<br />
* Miyajima, Hiroshima (Insel)<br />
* Tamagawa (Fluss)<br />
* Towadako (See)<br />
<br />
Der nachgestellte Ausdruck kann hier alternativ durch eine Übersetzung ausgedrückt werden, die dann wie ein Eigenname (onhe Bindestrich) zu behandeln: <br />
* Präfektur Ibaraki<br />
* Berg Fuji<br />
* Tama Fluss (oder Fluss Tamagawa)<br />
* Towada See<br />
<br />
==== Institutionen, Gebäude<ref name=abw/> ====<br />
* Kōfuku'''-ji''' (Kōfuku Tempel)<br />
** aber Tōji (Osttempel), Tōdaiji (Großer Osttempel)<br />
* Byōdō-in<br />
* Kiyomizu-dera<br />
<br />
==== Gruppen, Schulrichtungen ====<br />
* Kano-ha (Kano Schule)<br />
* Tachikawa-ryū (Tachikawa Richtung)<br />
<br />
== Abkürzungen ==<br />
<br />
* chin. – Chinesisch <br />
* dt. – Deutsch<br />
* en. – Englisch<br />
* fr. – Französisch<br />
* Hg. – Herausgeber<br />
* jap. – Japanisch<br />
* Jh. - Jahrhundert<br />
* kor. – Koreanisch<br />
* ntl. – national<br />
* s. – siehe<br />
* S. – Seite(n)<br />
* skt. – Sanskrit<br />
* Ü. – Übersetzer<br />
* u.Z. – unserer Zeitrechnung<br />
* v.u.Z. – vor unserer Zeitrechnung<br />
* wtl. – wörtlich<br />
<br />
Im normalen Fließtext sollten Abkürzungen eher vermieden werden, Ausnahmen sind jedoch „z.B.“, „bzw.“, „d.h.“, „u.a.“, „etc.“, „u.a.m.“., „s.“. Auch die Zahlen bis „zwanzig“ sollten ausgeschrieben werden. Lediglich in Klammerausdrücken oder in Bildunterschriften sollte die Kurzform stehen: „(3.–6. Jh.)“ statt „drittes bis sechstes Jahrhundert“.<br />
<br />
== Kanji, Glossareinträge und Links ==<br />
<br />
Interne Links <code><nowiki>[[Linktext]]</nowiki></code> sollten durch [[Hilfe: Vorlagen|Glossar-Links]] <code><nowiki>{{g|Linktext}}</nowiki></code> ersetzt werden, wenn der Linktext ein Fachausdruck ist. <br />
<br />
=== Keine Kanji im Haupttext ===<br />
<br />
Im normalen Fließtext sollten keine Kanji stehen. Statt dessen sollte jeder Name und Fachbegriff, der mit Kanji geschrieben werden kann, beim ersten Vorkommen auf einer Seite mit einem Glossar-Link versehen werden. <br />
<br />
Z.B. <code><nowiki>{{g|aoi}}</nowiki></code> ergibt {{g|aoi}}. <br />
<br />
Beim Anklicken werden dann Kanji und weitere Informationen angezeigt. Im Bedarfsfall sind neue Glossareinträge zu erstellen. Siehe dazu auch [[Hilfe: Vorlagen]].<br />
<br />
Ausnahmen: Kanji sind grundsätzlich in überblicksartigen Listen und in Fußnoten möglich, d.h. immer dann, wenn sehr spezielle Namen und Fachausdrücke angegeben sind, die im Glossar zu umständlich und verwirrend wären. S. z.B. die Seiten [[Mythen/Symboltiere/Junishi]] oder [[Ikonographie/Heilige/16_Rakan]].<br />
<br />
=== Nicht zu viele Glossar-Links ===<br />
<br />
Kanji und Glossareinträge sind nicht nötig bei geläufigen Namen und Fachausdrücken, z.B. Tokyo, Nihon, ... Oft ist hier die Grenze allerdings fließend. Auch ist ein gewisses Augenmaß nötig. Zu viele Glossareinträge in einem Satz sind verwirrend, daher sollten ggf. allgemeinere Begriffe (z.B. {{g|Edo}}-Zeit) nur dann mit Glossar-Links unterlegt werden, wenn nur wenige andere Glossar-Links in der Umgebung sind. <br />
<br />
Glossar-Links sollten grundsätzlich nur einmal pro Seite eingefügt werden, bei sehr langen Artikeln können sehr spezielle Glossareinträge jedoch auch wiederholt werden. <br />
<br />
Glossar-Links und andere Links sollten nicht in Überschriften stehen.<br />
<br />
=== Glossar-Links in Bilder- und Glossar-Seiten ===<br />
<br />
Interne Links in Bilder- und Glossar-Seiten sollten grundsätzlich als Glossar-Links gestaltet werden. Hier sollte allerdings die Vorlage <code><nowiki>{{gb|}}</nowiki></code> gewählt werden. Beispiel: {{bg|aoi}}. Solche Links sind insbesondere auf Bildseiten wichtig, da die Bilder dann auch in den betreffenden Glossar-Seiten aufscheinen. Beispiel: {{bg|Daikoku}}.<br />
<br />
== Zitieren ==<br />
<br />
=== Im Text ===<br />
<br />
* Autor Jahr, S. Nummer.<ref name=abwjap>Achtung, Abweichung von den Zitierregeln der Japanologie! </ref> <br>Sunaga 1979, S. 19.<br />
* Im Fließtext als Fußnote: <nowiki><ref>Sunaga 1979, S. 19.</ref></nowiki><br />
* Bei vormodernen Werktiteln: ''Murasaki shikibu nikki'', S. 496. (S. bezieht sich auf in der Literaturliste angeführte Edition oder Übersetzung.)<br />
<br />
=== Literturverzeichnis ===<br />
Am Ende der Seite: <br />
*<nowiki>{{literatur: autor jahr}}</nowiki><ref>Die bibliogr. Angaben sollten in einen eigenen Artikel eingetragen werden.</ref><br />
<br />
{{verweise<br />
| themen =<br />
* [[Hilfe: Wiki]]<br />
* [[Hilfe: Seite bearbeiten]]<br />
* [[Hilfe: Vorlagen]]<br />
| links =<br />
* „[http://monumenta.cc.sophia.ac.jp/MN_Style_Sheet.pdf ''Monumenta Nipponica'' Stylesheet]“<br />
* „[http://spl-ostasien.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/spl15/Dokumente/Unterrichtsmaterialien/Zitierleitfaden_JapanologieWien_SoSe2014_Final2.pdf Leitfaden zum Zitieren der Japanologie Wien]“<br />
|update= Sept. 2016<br />
| bilder=0<br />
}}<br />
{{ThisWay| Hilfe:Seite bearbeiten}}<br />
{{styles}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Hilfe:Seite_bearbeiten&diff=67292
Hilfe:Seite bearbeiten
2016-09-21T19:20:59Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>Sie können einen Artikel bearbeiten, wenn Sie Im Navigationsmenü unter „Tools“ oder in der Kopfzeile das Feld „Bearbeiten“ finden. Klicken Sie das Feld an, warten Sie, bis sich eine neue Seite öffnet und schreiben Sie Ihren neuen Text dort in das Bearbeitungsfenster. Unterhalb des Bearbeitungsfensters finden Sie die Funktion „Seite speichern“. Sicherheitshalber können Sie sich auch eine „Vorschau zeigen“ lassen. <br />
<br />
Alle Änderungen lassen sich zurück verfolgen, d.h. alle früheren Versionen einer Seite werden gespeichert und lassen sich im Notfall wieder herstellen.<br />
<br />
==Bearbeitungstechniken==<br />
<br />
Zur Textformatierung stehen Ihnen ein paar einfache „Codes“ zur Verfügung:<br />
{| class="prettytable" align="center"<br />
|-<br />
!'''Beschreibung'''<br />
!'''Wiki-Code''' <br />
!'''Ausgabe'''<br />
|-<br />
| colspan="3" align="center" | '''Text'''<br />
|-<br />
|Italic (kursiver) Text<br />
|<code><nowiki>''kursiv''</nowiki></code><br />
|''kursiv''<br />
|-<br />
| Bold (fetter) Text<br />
|<code><nowiki>'''fett'''</nowiki></code><br />
|'''fett'''<br />
|-<br />
| Bold und italic (fett und kursiv)<br />
|<code><nowiki>'''''fett & kursiv'''''</nowiki></code><br />
|'''''fett & kursiv'''''<br />
|-<br />
| colspan="3" align="center" | '''Links'''<br />
|-<br />
| Interne Links <br />
|<code><nowiki>[[Hauptseite]]</nowiki></code> <br />
|[[Hauptseite]]<br />
|-<br />
| Interne Links mit neuem Text<br />
|<code><nowiki>[[Hauptseite |Startseite]]</nowiki></code> <br />
|[[Hauptseite|Startseite]]<br />
|-<br />
| Externe Links <br />
|<code><nowiki>http://de.wikipedia.org/</nowiki></code> <br />
|http://de.wikipedia.org/<br />
|-<br />
| Externe Links mit neuem Text<br />
|<code><nowiki>[http://de.wikipedia.org/ Wikipedia]</nowiki></code> <br />
|[http://de.wikipedia.org/ Wikipedia]<br />
|-<br />
| colspan="3" align="center" | '''Absatz (nur am Beginn einer neuen Zeile!)'''<br />
|-<br />
|Überschriften<br /><br />
in verschiedenen Grössen<br />
|<br />
<code><nowiki>==Level 2==</nowiki></code><br /><br />
<code><nowiki>===Level 3===</nowiki></code><br /><br />
|<br />
==Level 2==<br />
===Level 3===<br />
|-<br />
|ungeordnete Liste<br />
|<br />
<code>&#42; erste Zeile</code><br><br />
<code>&#42; zweite Zeile</code><br />
|<br />
* erste Zeile<br />
* zweite Zeile<br />
|-<br />
|geordnete Liste<br />
|<br />
<code>&#35; erste Zeile</code><br><br />
<code>&#35; zweite Zeile</code><br />
|<br />
# erste Zeile<br />
# zweite Zeile<br />
|-<br />
|Einrücken<br />
|<code>&#58; Eingerückter Text</code><br />
|<br />
: Eingerückter Text<br />
|-<br />
|Horizontale Linie<br />
|<code><nowiki>----</nowiki></code><br />
|<br />
----<br />
|-<br />
|Vorformatierter Text<br />
|<br />
&nbsp;&nbsp;ein Leerzeichen am<br /><br />
&nbsp;&nbsp;Anfang einer Zeile<br /><br />
&nbsp;&nbsp;erstellt ein solches<br /><br />
&nbsp;&nbsp;Textfeld<br />
|<br />
ein Leerzeichen am<br />
Anfang einer Zeile<br />
erstellt ein solches<br />
Textfeld<br />
|}<br />
Sie finden auch Eingabehilfen oberhalb des Bearbeitungsfensters.<br />
<br />
==Neue Artikel==<br />
<br />
Um einen neuen Artikel anzulegen, gibt es mehrere Möglichkeiten, z.B. : <br />
#Den neuen Titel in die Adresszeile schreiben:<code><nowiki> http://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Neuer Titel</nowiki></code> und die Seite aufrufen.<br />
#Den Artikelnamen in die [[Spezial:Suche|Wiki-Suche]] eingeben und suchen. Existiert der Artikelnamen noch nicht, erscheint ein Vorschlag, den Artikel zu erstellen. <br />
#Den neuen Titel in einem vorhandenen Text als internen Link codieren:<code><nowiki> [[Neuer Titel]]</nowiki></code>, die Seite speichern oder in der Vorschau betrachten und den Link anklicken. Jeder Link auf eine [[Lektoren:nicht vorhandene Seite|nicht vorhandene Seite]] erzeugt beim Anklicken eine Bearbeitungsseite (sofern der User die entsprechenden Rechte besitzt). <br />
<br />
Artikel können zwar immer verändert, aber nicht mehr gelöscht werden, daher sollte man gut überlegen, ob und unter welchem Titel man einen neuen Artikel erstellt.<br />
<br />
{{verweise<br />
|bilder= 0 | FN= 0<br />
|themen=<br />
* [[Hilfe: Stylesheet]]<br />
* [[Hilfe: Vorlagen]]<br />
|links=<br />
* http://de.wikipedia.org/wiki/Hilfe:Neu_bei_Wikipedia<br />
* http://de.wikipedia.org/wiki/Hilfe:Seite_bearbeiten<br />
* http://de.wikipedia.org/wiki/Hilfe:Tutorial (Tutorial für Autoren)<br />
* http://de.wikipedia.org/wiki/Wiki (Was ist ein Wiki-Web?)<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay|Hilfe: Stylesheet}}<br />
{{Styles}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Hilfe:Vorlagen&diff=67291
Hilfe:Vorlagen
2016-09-21T19:19:28Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>Vorlagen sind Textbausteine, die strukturierten Text generieren. Sie werden üblicherweise durch zwei geschweifte Klammern gekennzeichnet. <br />
Sie bestehen aus einem fixen Vorlagen-Namen (z.B. „g“) und einem oder mehreren Parametern (variable Begriffe). Die Parameter werden jeweils durch ein Pipe-Symbol (<code>|</code>)<ref>Windows-Tastatur AltGr+„<“ [neben „Y“].</ref> eingeleitet.<br />
Beispiel: <code><nowiki>{{g|aoi}}</nowiki></code> ergibt {{g|aoi}}.<br />
<br />
== Vorlagen für Glossareinträge ==<br />
<br />
* '''<code><nowiki>{{g|(1)|(2)}}</nowiki></code>''': Fügt einen Glossareintrag zum betreffenden Fachbegriff (1) ein. Der Parameter für den Fachbegriff ist in vereinfachter Umschrift wiederzugeben (ou statt ō) und darf keine Leerzeichen enthalten. Ein zweiter Parameter (2) kann ggf. eingefügt werden und gibt dann den anzuzeigenden Text wieder. Auch folgende Syntax ist möglich: <code><nowiki>{{glossar:(1)|(2)}}</nowiki></code>.<br />
** <code><nowiki>{{g|aoi|''blau''}}</nowiki></code> ergibt {{g|aoi|''blau''}}.<br />
** <code><nowiki>{{g|tokugawaieyasu}}</nowiki></code> ergibt {{g|tokugawaieyasu}}.<br />
** <code><nowiki>{{glossar:tokugawaieyasu}}</nowiki></code> ergibt {{glossar:tokugawaieyasu}}.<br />
** <code><nowiki>{{g|tokugawaieyasu| Shōgun}}</nowiki></code> ergibt {{g|tokugawaieyasu| Shōgun}}.<br />
** <code><nowiki>{{g|shougun}}</nowiki></code> ergibt {{g|shougun}}.<br />
* '''<code><nowiki>{{gb|(1)|(2)}}</nowiki></code>''': Fügt einen einfachen Glossar-Link zum betreffenden Fachbegriff (1) ein. Alles weitere wie oben. Diese Vorlage sollte vor allem in Bild- und Glossar-Seiten benützt werden (gb= glossar/bild). <br />
** <code><nowiki>{{gb|aoi|''blau''}}</nowiki></code> ergibt {{gb|aoi|''blau''}}.<br />
** <code><nowiki>{{gb|tokugawaieyasu}}</nowiki></code> ergibt {{gb|tokugawaieyasu}}.<br />
* '''<code><nowiki>{{s|(1)|(2)}}</nowiki></code>''': Fügt einen Eintrag zum betreffenden Sanskritbegriff (1) ein. Auch folgende Syntax ist möglich: <code><nowiki>{{skt:(1)|(2)}}</nowiki></code>. <br />
**<code><nowiki>{{s|buddha}}</nowiki></code> ergibt {{s|buddha}}.<br />
**<code><nowiki>{{s|buddha|Erleuchteter}}</nowiki></code> ergibt {{s|buddha|Erleuchteter}}.<br />
* '''<code><nowiki>{{sb|(1)|(2)}}</nowiki></code>''': Fügt einen einfachen Glossar-Link zum betreffenden Sanskritbegriff (1) ein. Diese Vorlage sollte vor allem in Bild- und Glossar-Seiten benützt werden.<br />
**<code><nowiki>{{sb|buddha}}</nowiki></code> ergibt {{sb|buddha}}.<br />
**<code><nowiki>{{sb|buddha|Erleuchteter}}</nowiki></code> ergibt {{sb|buddha|Erleuchteter}}.<br />
<br />
=== Neue Glossareinträge erstellen ===<br />
<br />
Ein Glossareintrag wird nur angezeigt, wenn bereits ein entsprechender Glossarartikel existiert. Dieser befindet sich im „Themenraum“ ''Glossar'', d.h. er hat den Seitentitel Glossar:Fachbegriff, wobei der „Fachbegriff“ in vereinfachter Umschrift und ohne Space zu schreiben ist (s.o.). Listen aller Glossareinträge sind über [[Metalog:Glossar]] zugänglich.<br />
<br />
Sollte es nötig sein, einen neuen Glossareintrag zu erstellen, kreiert man am besten an der gewünschten Stelle einen entsprechenden Link, z.B. <code><nowiki>{{g|atarashii}}</nowiki></code> --> {{g|atarashii}} (der Link wird rot angezeigt). Wenn man dem roten Link folgt,<!--<br />
--><ref><br />
Idealerweise rechtsklickt man den roten Glossar-Link in der Bearbeitungsvorschau und öffnet ihn in einem neuen Fenster, damit kein unschöner roter Link gespeichert wird. Die Ursprunsseite sollte am besten erst nach der Fertigstellung des neuen Eintrags gespeichert werden. <br />
</ref><br />
kommt man direkt in eine vorstrukturierte Bearbeitungsmaske, die ungefähr so aussieht:<ref>Sollte die Seite leer sein, <nowiki>{{glossar ....}}</nowiki> Maske bitte von hier kopieren.</ref> <br />
<pre><br />
{{glossar<br />
| stichwort = {{{1|}}}<br />
| code = <!-- für Sonderfälle --><br />
| romaji =<br />
| kanji = <br />
| text =<br />
| sprache = <!-- chin. kor. --><br />
| link = <!-- wichtigste Seite --><br />
| tags = <!-- gottheit, person, wesen, bauwerk, text, bild, objekt, ort, zeit, tätigkeit, konzept, kalender, sonstiges --><br />
| map= <!-- such-stichwort für google maps --> <br />
| zoom= <!-- für google maps; standard = 9 --><br />
| type= <br />
| icon=<br />
}}<br />
</pre><br />
<br />
<code><nowiki><!-- ... --></nowiki></code> kennzeichnet Kommentartext, der nicht angezeigt wird.<br />
<br />
Auf jeden Fall ausfüllen: <br />
* romaji: Fachbegriff in genauer Umschrift und Formatierung (kursiv = <code>''...''</code>)<br />
* kanji: ggf. auch Hiragana<br />
* text: Übersetzung/Erklärung<br />
* link: interner Link zur Seite, wo der Glossareintrag eingefügt werden soll, keine [[ ]]. Z.B. Geschichte/Staatsshinto/Yasukuni<br />
* tags: eines oder zwei aus der auskommentierten Liste auswählen <br />
<br />
Falls im Erklärungstext des Glossareintrags weitere Fachbegriffe genannt werden, sollten diese mit <nowiki>{{gb:..}}</nowiki> zu anderen Glossarseiten verlinkt werden. Hier jedoch keine neuen Einträge erstellen.<br />
<br />
Spezialfälle<br />
* <nowiki>stichwort = {{{1|}}}</nowiki> ... bitte stehen lassen<br />
* code: Artikeltitel in vereinfachter Umschrift (nur bei komplizierten, zusammengesetzten Fachausdrücken oder Homonymen)<br />
* map: Suchbegriff, erzeugt eine Google-Karte. Nur bei Ortsangaben. <br />
* sprache: nur bei nicht-jap. Begriffen<br />
<br />
Nach dem Speichern sollte dann ein neuer Glossareintrag ohne ungültige (rote) Links erscheinen. Auf der ursprünglichen Seite sollte ebenfalls ein ordentlicher Glossareintrag erscheinen. Bitte beides überprüfen.<br />
<br />
=== Westliche Namen ===<br />
<br />
'''{{g''' kann auch genutzt werden, um westliche Begriffe zu glossieren. Folgende Parameter sind dabei besonders zu beachten:<br />
* ''kanji = '' bleibt leer<br />
* '''''sprache= west.''''' (unbedingt erforderlich!)<br />
* ''code = Familiennamevorname'' bei westl Namen (keine Leer-, keine Sonderzeichen). Dies ist zugleich das Schema des Artikelnamens (glossar:Familiennamevorname). <br />
* ''romaji = Vorname Familienname'' (mit Sonderzeichen)<br />
* '''''romaji_g = Familienname, Vorname''''' (mit Sonderzeichen). Format für die Glossarliste (meist nur bei Namen notwendig).<br />
<br />
=== Map ===<br />
<br />
Ortsnamen (auch Tempel und Schreine) sollten mit einer Karte von Google-Maps ausgestattet werden. Dazu dienen folgende Parameter<br />
<br />
* ''map='' (erforderlich); '''als Wert die Geo-Koordinaten eingeben''' (z.B.: 35.714770, 139.796640). Diese ermittelt man so: <br />
** http://www.gps-coordinates.net/ ... Oder:<br />
** Google Maps öffnen und den Ort suchen. <br />
** Nahe heranzoomen und mit der Maus über den gesuchten Punkt fahren<br />
** Rechtsklicken und "Was ist hier?" auswählen.<br />
** Es erscheint ein Informationsfenster mit den Koordinaten <br />
* ''zoom='' (optional); Werte zwischen 5 (klein) und 19 (groß); die Voreinstellung ist 9, was in Japan meist eine Küstenlinie und/oder eine Großstadt erfasst und damit eine gute Orientierung bietet<br />
* ''type='' (optional); mögliche Werte: roadmap, satellite, hybrid, terrain; die Voreinstellung ist terrain, weil es in unserem Kontext auch auf die Topographie ankommt, die hier am besten sichtbar ist<br />
* ''icon='' (opt.); Werte: "Schrein" oder "Tempel". Ändert das Symbol auf der Karte. Auch wichtig für eine spätere Gesamtkarte aller Tempel und Schreine.<br />
<br />
== Vorlage: Bild == <br />
<br />
'''<code><nowiki>{{bild|...}}</nowiki></code>''' dient dazu, die Informationen zu Bildern zu vereinheitlichen und an Bildlisten, etc. weiterzugeben. Wenn eine leere Bildseite bearbeitet wird, erscheint automatisch eine Vorlagenmaske, die ungefähr so aussieht: <br />
<pre><br />
{{bild <br />
| titel = <br />
| detail = 0<!-- 0 oder 1 (= „Detail“) --><br />
| form= <!-- Foto, Graphik, Malerei, Holzschnitt, Druck, Skulptur --> <br />
| inhalt= <!-- Architektur, Gottheit, Fabelwesen, Landkarte, Natur, Objekt, Person, Portrait, Ritus, Tier --> <br />
| genre = <!--Schreinhalle Tempelhalle Farbholzschnitt Hängerollbild Querbildrolle Statue Relief Photographie Zeremonie ...--><br />
| genre2 = <!-- nishiki-e surimono shunga ... --> <br />
| material = <!-- Seide, Farbe, Tusche, Holz, Metall, Papier, Bronze, bemalt ...--><br />
| maße = <!-- 25,5 x 19,1 cm ... Höhe: 30,2 cm --><br />
| artist= <br />
| artist_dates = <br />
| periode = <!--Heian-Zeit Kamakura-Zeit Edo-Zeit ... oder China, Indien, Tibet ...--><br />
| jahr = <!--1432 15. Jh. ...--><br />
| serie = <!--''japanisch'' (Ü)--><br />
| buch = <!--''japanisch'' (Ü)--><br />
| serie_j = <!--1831–32--><br />
| besitz = <!--im Besitz des ...--><br />
| treasure = 0 <!-- 0 oder 1 (= „Nationalschatz“) --><br />
| q_link = <!-- http://... (Bildquelle) --><br />
| q_text = <!-- Linktext (Name der Quelle) --><br />
| quelle_b = <!-- Zusatztext zur Quelle --><br />
| c = © <!-- © oder 0 (wenn Copyright unklar) --><br />
| quelle_d = <!-- abgerufen -->2015/8/3<br />
| collection = <br />
| beschreibung= <!--Beschreibung--><br />
<br />
}}<br />
</pre><br />
<br />
=== Titel ===<br />
<br />
* ''titel ='' unbedingt ausfüllen. Titel sollte kurz und prägnat sein, Jahreszahlen, Übersetzungen, etc. sollten nicht vorkommen. (Andere Titel-Parameter wie ''titel_j'' sind obsolet.) Informationen aus zu langen Titeln sollten in ''bescheibung ='' überführt werden. Titel dürfen keine Links enthalten. <br />
<br />
=== Bilder verschlagworten ===<br />
<br />
Durch Schlagworte werden Bilder den verschiedenen Listen zugeteilt (s. [[Metalog:Bilder]]). Die Parameter „''form''“ und „''inhalt''“ sind dafür in erster Linie verantwortlich und müssen daher nach festen Kriterien ausgefüllt werden: <br />
<br />
''form'' =<br />
<br />
* Foto (Kamera; nicht, wenn ein künstler. Medium klar im Vordergrund steht --> Skulptur, Malerei)<br />
** [bunt] --> „Foto“<br />
** sw --> „Foto, sw“<br />
** handkoll. --> „Foto, hand“<br />
<br />
* Malerei (Pinsel, Stift; ersetzt "Grafik")<br />
** [bunt] --> „Malerei“<br />
** sw (monochrom, Zeichnung, ...) --> „Malerei, sw“<br />
** Malerei, handschr. Buch --> „Buch, Malerei“<br />
<br />
* Schrift (Pinsel, Stift)<br />
** Kalligraphie, Brief, ... --> „Schrift“ <br />
** Handschr. Buch --> „Buch, Schrift“<br />
<br />
* Druck (Holz, Litho, ...)<br />
** „Druck“<br />
** Einzelblatt, Ukiyo-e --> „Holzschnitt“<br />
** Buchillustration --> „Druck, Buch“<br />
** Buchtext --> „Druck, Buch, Schrift“<br />
** Wo passend, „sw“<br />
<br />
* Skulptur (figurativ bzw. "künstlerisch", auch Maske, Schnitzwerk)<br />
** „Skulptur“<br />
** Alte/besondere Aufnahmen einer Skulptur--> „Skulptur, Foto, sw“<br />
<br />
* Computergraphik<br />
** „Digital“<br />
<br />
''inhalt'' = <br />
* „Person“ (einzeln oder Personengruppe)<br />
* „Portrait“ (einzelne bekannte Personen) <br />
* „Ritus“ (Riten, Zeremonien, ...)<br />
* „Gottheit“ (Buddhas, kami, ...)<br />
* „Fabelwesen“ (Dämonen, Geister, ...)<br />
* „Tier“<br />
* „Architektur“ (auch arch. Details, rel. Anlagen)<br />
* „Objekt“ (Kleider, Gräber, Schriftwerke, rituelle Ggst. ...)<br />
* „Natur“ (Landschaften, Pflanzen, ...)<br />
* „Landkarte“ (auch Panoramakarten, Luftbilder, Stadtpläne, ...)<br />
<br />
=== Genre===<br />
<br />
''genre ='' sollte ausgefüllt werden, wenn einer der vorgeschlagenen Begriffe passt, kann aber auch in Einzelfällen variiert werden. Folgende Begriffe erzeugen ein entsprechendes Schlagwort:<br />
* Tempel (auch Tempelhalle, Tempeltor, ...) --> [[Metalog:Bilder/Tempel]]<br />
* Schrein...<br />
* Pagode<br />
* Grab... <br />
<br />
''genre2 ='' nur jap. Fachbegriffe, kursiv erfolgt automatisch. Folgende Begriffe erzeugen ein entsprechendes Schlagwort (s.a. [[Vorlage: Bild_schlagworte]]):<br />
* torii<br />
* ema (Votivbild)<br />
* matsuri<br />
* nyorai (Buddha)<br />
* bosatsu (Bodhisattva)<br />
* myōō <br />
* tenbu (Wächtergottheit, -ten, deva)<br />
* shinzō (Skulptur, Shintō-Gottheit)<br />
* kami (Schreingottheit, mythol. Gottheit)<br />
* fukujin (Glücksgott)<br />
* rakan (Arhat)<br />
<br />
=== Sonstige ===<br />
<br />
Die meisten anderen Parameter sind optional. Wenn es sich um kein Kunstwerk handelt, kann das meiste frei gelassen werden. Unter ''besitz ='' kann auch eine Ortsangabe stehen.<br />
<br />
=== Quellenangabe ===<br />
<br />
* ''q_link ='' reine URL. Adresse der Seite, wo das Bild gefunden wurde (nicht Adresse des Bildes selbst!). Bei eigenen Scans nicht ausfüllen. <br />
* ''q_text ='' Name der Seite (oder des Web-Projekts). Text der mit Link unterlegt wird. Bei Scans bibl. Nachweis. <br />
* ''quelle_b ='' zusätzlicher Text, der nicht unterlegt wird<br />
* ''c ='' „©“ (Standard) oder „0“ (Null), wenn unklar, woher das Bild wirklich stammt<br />
* ''quelle_d ='' Datum des Zugriffs (wenn kein Link, nicht ausfüllen)<br />
<br />
=== Beschreibung ===<br />
<br />
In der Bildbeschreibung (''beschreibung = '') ist es manchmal sinnvoll, Namen und Fachbegriffe aus den vorigen Parametern noch einmal anzuführen und mithilfe der Vorlagen ''{{gb'' und ''{{sb'' zu verlinken (s.o.). Dies führt dazu, dass das Bild im entsprechenden Glossareintrag auftaucht. <br />
<br />
== Vorlage: Verweise ==<br />
<br />
'''<code><nowiki>{{verweise|...}}</nowiki></code>''' ist dann angebracht, wenn verschiedene Zusatzinformationen wie Literatur, Links, Anmerkungen, etc. am Seitenende zusammengefasst werden sollen. Die Vorlage fügt automatisch Fußnoten und Anmerkungen zu Bildern ein. Dh., es sollte auf der Seite Anmerkungen, <code><nowiki><ref>...</ref></nowiki></code>, und Bildanmerkungen, <code><nowiki>{{... | ref=1 }}</nowiki></code>, geben. Ist das nicht der Fall, können die vorgesehenen Überschriften mit '''<code><nowiki>FN = 0</nowiki></code>''' und '''<code><nowiki>bilder = 0</nowiki></code>''' ausgeschaltet werden. (S.a. Code dieser Seite). <br />
<br />
Weitere händisch auszufüllende Parameter: <br />
* ''themen = '' für eine Liste verwantder Seiten<br />
* ''links = '' für externe Links<br />
* ''update = '' Angabe, wann Links aktualisiert wurden<br />
* ''literatur = ''<br />
<br />
{{verweise<br />
| themen =<br />
* [[Hilfe: Seite bearbeiten]]<br />
* [[Hilfe: Stylesheet]]<br />
| links =<br />
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Hilfe:Vorlagen Vorlagen] (Wikipedia)<br />
| bilder=0<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay| Hilfe: Seite bearbeiten}}<br />
{{styles}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Metalog:Japan/Umschrift&diff=67290
Metalog:Japan/Umschrift
2016-09-21T19:06:32Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{styles}}<br />
{{titel | Umschrift und Abkürzungen}}<br />
__TOC__<br />
{{fl|J}}apanische Namen werden in diesem Handbuch, der üblichen Konvention folgend, mit dem Fami·lien·namen zuerst ange·geben.<br />
Fremdsprachige Fachbegriffe folgen den üblichen Konventionen: <br />
<br />
:*Japanisch — modifizierte Hepburn Umschrift<br />
:*Chinesisch — Pinyin Umschrift<br />
:*Sanskrit — IAST (International Alphabet of Sanskrit Transliteration)<br />
<br />
Im Fließtext werden japanische und chinesische Ausdrücke ohne {{glossar:Kanji}}, Sanskrit·begriffe ohne Sonder·zeichen (Dia·kritika) ange·zeigt. {{glossar:aoi|Blau}} unter·legte Be·griffe können je·doch ange·klickt werden und ver·weisen auf Kanji bzw. auf die fachlich kor·rekte Umschrift. <br />
<br />
{{linkbox|ue= Aussprache|text=<br />
{{{!}} class=wikitable <br />
!Schreibung !! Aussprache !! Beispiel<br />
{{!}}-<br />
{{!}} ō, ū{{!}}{{!}} oh, uh {{!}}{{!}} Ōsaka (sprich Ohsaka)<br />
{{!}}-<br />
{{!}} ei {{!}}{{!}} eh {{!}}{{!}} Nikkei (sprich Nikkeh)<br />
{{!}}-<br />
{{!}}cha, chi, cho, chu{{!}}{{!}}tscha, tschi, tscho, tschu{{!}}{{!}} michi (sprich mitschi)<br />
{{!}}-<br />
{{!}}ja, ji, jo, ju{{!}}{{!}}dscha, dschi, dscho, dschu{{!}}{{!}} Jūdō (sprich Dschuhdoh)<br />
{{!}}-<br />
{{!}}za, ze, zo, zu{{!}}{{!}}dsa, dse, dso, dsu{{!}}{{!}} Zazen (sprich Dsadsen)<br />
{{!}}}<br />
}}<br />
== Abkürzungen ==<br />
* chin. — Chinesisch <br />
* dt. — Deutsch<br />
* en. — Englisch<br />
* jap. — Japanisch<br />
* Jh. — Jahrhundert<br />
* kor. — Koreanisch<br />
* ntl. — national<br />
* skt. — Sanskrit<br />
* s. — siehe<br />
* S. — Seite<br />
* u.Z. — (nach) unserer Zeitrechnung<br />
* v.u.Z. — vor unserer Zeitrechnung<br />
* wtl. — wörtlich<br />
<br />
== Datumsangaben==<br />
Bei historischen Jahresangaben wird üblicherweise die west·liche Zäh·lung heran·ge·zogen, traditio·nelle japa·nische Ära·an·gaben (''nengō'') werden still·schwei·gend umge·rechnet. Tages- und Monatsangaben vor 1873 entsprechen dem traditionellen luno-solaren Kalen·der, der vom gre·goria·nischen Kalender meist um ein bis einein·halb Monate abweicht. Diese Tages- und Monats·angaben werden üb·licher·weise nicht um·ge·rechnet. Um auf die Ab·weichung hin·zu·weisen, werden Monats·namen vor 1873 nach dem Schema Erster Monat, Zweiter Monat, etc. — nicht Januar, Februar, etc. — wieder·ge·geben. <br />
<br />
Für eine Erläuterung der gängigen geschichtlichen Periodisierung s. [[Metalog: Geschichtsperioden| Ge·schichts·perio·den]].<br />
<br />
{{Linkbox|ue=Link zur Kalenderkunde|text=<br />
* [http://web.me.com/meyer.eva/www.yukikurete.de/nengo_chronology.htm Einführung in die japanische Chronologie], Matthias Schemm<br/>Der Autor programmierte auch das online Um·rech·nungs·tool für japa·nische in west·liche Zeit·an·gaben ''NengoCalc''.<br />
|update= Sept. 2016|<br />
}}<br />
{{ThisWay|Metalog: Glossar}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Denken/Sutra/Hannya_shingyo&diff=67289
Denken/Sutra/Hannya shingyo
2016-09-21T19:02:03Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel | Herz Sutra (''Hannya shingyō'')}}<br />
<br />
{{sidebox2<br />
| Shokannon_13.jpg <br />
| w=180 | rh= 330 <br />
| Kannon Bosatsu <br />
}}<br />
{{fl|D}}as Herz Sutra, jap. {{glossar:hannyashingyou}}, bezeichnet eigen·tlich das „Herz·stück“ des Sutras der Höchs·ten Weis·heit (''Prajna·para·mita Sutra''), ist also eine Art Kurz·fassung eines längeren Sutras. Dieses ''Prajna·para·mita Sutra'' existiert in mehreren Sprachen und Fassungen. Die einflussreichste Fassung ist eine Übertragung der ursprünglichen Sanskrit-Fassung ins Chinesische, die im sieben·ten Jahr·hun·dert von {{glossar:Xuanzang}} angefertigt wurde. <br />
<br />
Die fol·gende Fas·sung des Herz Sutras beruht auf Xuanzang und ist hier gemäß dem soge·nann·ten Taishō Kanon ({{g|Taishoutripitaka}}) wie·der·ge·geben. Der chinesische Text und die japa·nische Lesung sind den unten er·wähn·ten Quellen ent·nom·men, die deut·sche Über·setzung stammt vom Autor dieses Web-Projekts, Bern·hard Scheid.<!--<br />
--><ref> <br />
In der Übersetzung habe ich Lehnwörter aus dem Sanskrit, die das chinesische Original unübersetzt wiedergibt, ebenfalls in Sanskrit belassen und mit Erläuterungen versehen. Auf diese Weise hoffe ich die Aura des Geheimnisvollen, die der Text für ostasiatische Buddhisten bis heute hat, am besten wiedergeben zu können. <br />
</ref><br />
{| class=wikitable |<br />
! width=50% | Chinesischer Text /<br/> japanische Aussprache<br />
! Deutsche Übersetzung<br />
|-<br />
| <br />
: 般若波羅蜜多心経<br />
: ''hannya haramitta shingyō''<br />
|<br />
: Herz Sutra der Prajnaparamita<br />
|-<br />
|<br />
: 觀自在菩薩。行深般若波羅蜜多時。照見五蘊皆空。度一切苦厄。<br />
: ''kanjizai bosatsu. gyō jin hannya haramitta ji. shōken goun kai kū. do issai kuyaku.''<br />
|<br />
: Bodhisattva Avalokiteshvara<!--<br />
--><ref><br />
Eigentlich Bodhisattva der Freien Sicht, Beiname des Avalokiteshvara, jap. {{glossar:Kannonbosatsu}}.<br />
</ref> <br />
versenkte sich tief in Prajna·para·mita<ref name=prajna /> und erkannte, dass die Fünf Skandhas<ref name=skandha /> alle leer sind. So überwand er Mühsal und Pein. <br />
|-<br />
| <br />
: 舍利子。色不異空。空不異色。色即是空。空即是色。受想行識亦復如是。<br />
: ''shari-shi. shiki fu i kū. kū fu i shiki. shiki soku ze kū. kū soku ze shiki. ju-sō-gyō-shiki yaku bu nyo ze.''<br />
|<br />
: „Oh, Meister Shari,<!--<br />
--><ref><br />
Shariputra, ein Schüler des Buddha, der hier als passiver Gesprächspartner des Avalokiteshvara auftritt.<br />
</ref> <br />
Form ist nicht verschie·den von Leere, Leere ist nicht verschie·den von Form. Daher ist Körper Leere und Leere ist Körper. Ebenso verhält es sich mit Gefühl, Vorstel·lung, Wille und Wahr·nehmung.“<ref>„Form“ (''rūpa'') kann auch als „Körper“ verstanden werden, also das erste der Fünf Skandhas. Abschließend werden auch die weiteren vier Skandhas aufgezählt.</ref><br />
|-<br />
| <br />
: 舍利子。是諸法空相。不生不滅。不垢不淨不增不減。<br />
: ''shari-shi. ze shohō kūsō. fushō fumetsu. fuku fujō fuzō fugen.''<br />
|<br />
: „Oh, Meister Shari, alle Dharmas<!--<br />
--><ref>{{s|Dharma}} hier in der Bedeutung von Gegenstand, Phänomen.<br />
</ref> <br />
sind leer. Ohne Ent·stehen und ohne Vergehen; ohne Schmutz und ohne Reinheit; ohne Zunahme und ohne Abnahme.“<br />
|-<br />
|<br />
: 是故空中。無色。無受想行識。無眼耳鼻舌身意。無色聲香味觸法。無眼界。乃至無意識界。<br />
: ''ze ko kū chū. mu shiki. mu ju-sō-gyō-shiki. mu gen-ni-bi-zes-shin-i. mu shiki-shō-kō-mi-soku-hō. mu genkai. naishi mu ishikikai.''<br />
|<br />
: „Daher existiert in der Leere keine Form, kein Fühlen, Wahr·nehmen, Wollen oder Denken.<ref>Noch einmal die Fünf Skandhas</ref> Nicht Auge noch Ohr, Nase, Zunge, Körper oder Geist. Weder Farbe noch Ton, Geruch, Geschmack, Berüh·rung oder Gegen·stand. Weder die sicht·bare Welt noch die Welt der Vor·stellung.“<br />
|-<br />
|<br />
: 無無明。亦無無明盡。乃至無老死。亦無老死盡。無苦集滅道。無智亦無得。<br />
: ''mu mumyō. yaku mu mumyō jin. naishi mu rōshi. yaku mu roshi jin. mu ku-shū-metsu-dō. mu chi yaku mu toku.''<br />
|<br />
: „Nicht das Nicht-Wissen noch die Aufhebung des Nicht-Wissens; nicht Alter und Tod noch die Aufhe·bung von Alter und Tod; kein Leiden, kein Ent·stehen, kein Ver·gehen, kein Weg; weder Erkennen noch Erlangen.“<br />
|-<br />
|<br />
: 以無所得故。菩提薩埵。依般若波羅蜜多故。心無罣礙。無罣礙故。無有恐怖。遠離顚倒夢想。究竟涅槃。<br />
: ''i mu shotokko. bodaisatta. e hannya haramitta ko. shin mu kege. mu kege ko. mu u kufu. onri tentō musō. kukyō nehan.''<br />
|<br />
: „Weil der Bodhisattva nichts begehrt und sich in Prajna·paramita versenkt, ist sein Bewusst·sein ohne Hinder·nisse. Weil unge·hindert, ist er ohne Furcht. Fern von allen Illu·sionen und Träumen meistert er das Nirvana.“ <br />
|-<br />
|<br />
: 三世諸佛。依般若波羅蜜多故。得阿耨多羅三藐三菩提。<br />
: ''sanze shobutsu. e hannya haramitta ko. toku anokutara sanmyaku sanbodai.''<br />
|<br />
: „Die Buddhas der Drei Welten<!--<br />
--><ref> <br />
Buddhas der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. <br />
</ref> <br />
erlangen durch die Prajna·paramita das Anuttara Sam·yaksam·bodhi.“<ref>Höchste, vollkommene Erleuchtung</ref><br />
|-<br />
|<br />
: 故知般若波羅蜜多。是大神咒。是大明咒是無上咒。是無等等咒。能除一切苦。真實不虛。<br />
: ''ko chi hannya haramitta. ze daijin-shu. ze daimyō shu ze mujō shu. ze mutōdō shu. nō jo issai ku. shinjitsu fuko.'' <br />
|<br />
: „Höre daher den großen gött·lichen Spruch der Prajna·paramita, das große Mantra, den un·über·treff·lichen Spruch, den un·ver·gleich·lichen Spruch, der alles Leiden hinweg·fegt. Dies ist die Wahr·heit, keine Täu·schung.“ <br />
|-<br />
|<br />
: 故說般若波羅蜜多咒即說咒曰<br />
: ''ko setsu hannya haramitta shu soku setsu shu watsu''<br />
|<br />
: Und so erklärte er das Mantra der Prajnaparamita und sprach: <br />
|-<br />
|<br />
: 掲帝掲帝 般羅掲帝 般羅僧掲帝 菩提僧莎訶<br />
: ''gyatē-gyatē hara-gyatē harasō-gyatē boji sowaka''<br />
|<br />
: „''Gate gate paragate parasamgate bodhi svaha''“<ref name=gate /><br />
|-<br />
|<br />
: 般若波羅蜜多心經<br />
: ''hannya haramitta shin-gyō''<br />
|<br />
:Herz Sutra der Höchsten Weisheit<br />
|}<br />
<br />
{{w500|<br />
Hannya_shingyo.jpg |top =-15 |Japanische Abschrift des Herz Sutras, 12. Jh. {{credits2|bm}}<br />
}}<br />
<br />
==Anmerkungen==<br />
<references><br />
<ref name=prajna><br />
Prajna = Weisheit, Paramita = Transzendenz. Es gibt genau genommen sechs Stufen von Prajnaparamita, die man erreichen muss, um ein Bodhisattva zu werden. Hier bedeutet Prajnaparamita sinngemäß die höchste Stufe der Wahrnehmung/Erkenntnis. <br />
<br />
Im chinesisch/japanischen Text ist der Begriff nicht übersetzt, sondern als Lehnwort beibehalten: ''hannya haramitta''.<br />
</ref> <br />
<ref name = skandha> <br />
Die fünf Skandhas (jap. ''goun'' 五蘊), wtl. die „Fünf Ansammlungen“, sind Bestandteile der menschlichen Konstitution. Die genaue Bedeutung der einzelnen Begriffe ist Gegenstand mannigfacher Interpretationen, lautet aber in etwa folgendermaßen: <br />
# Rupa (''shiki'' 色 ), Form oder Materie (materieller Körper)<br />
# Vedana (''ju'' 受), Fühlen, Gefühl<br />
# Samjna (''sō'' 想), Vorstellung, Phantasie<br />
# Samskara (''gyō'' 行), Wille, Gestaltungskraft<br />
# Vijnana (''shiki'' 識), Wahrnehmung, Intellekt<br />
Zusammen konstituieren sie nach buddhistischer Auffassung einen Menschen, ohne dass sich daraus eine feste Identität, ein Ich, ergibt. Laienhaft kann der Ausdruck aber dennoch im Sinne von (falschem) „Ich“ oder „Identität“ verstanden werden. Avalokiteshvara erkennt also, dass er selbst aus nichts anderem als aus Leere besteht. <br />
</ref><br />
<ref name=gate> <br />
Der namhafte Buddhismusforscher Edward Conze gibt die inhaltliche Bedeutung dieser Formel folgendermaßen wieder: „Gone, gone, gone beyond, gone altogether beyond, o what an awakening, all hail!“ (Gegangen, gegangen, hinübergegangen, ganz hinübergegangen, oh welch ein Erwachen, alles Heil!)<br />
<br />
Andere Buddhismuskundler deuten ''gate'' als „Weisheit“ und übersetzen: „O wisdom, o wisdom, o supreme wisdom, o unequalled supreme wisdom! Enlightenment! Hail!“ („Oh Weisheit, oh Weisheit, oh höchste Weisheit, oh unübertreffliche höchste Weiheit! Erleuchtung! Heil!“ [Micheal Pye in einem Beitrag zum Diskussionsforum [https://groups.google.com/forum/#!topic/pmjs/3AuFY9rMa1A PMJS], 10. Jänner 2014]), wobei allseits eingestanden wird, dass die Formel eine Vielzahl von Interpretationen zulässt. <br />
<br />
In der chinesisch-japanischen Version ist die inhaltliche Bedeutung jedenfalls nebensächlich, denn man nahm an, dass nur der genaue Wortklang das gewünschte Ergebnis, die höchste Form der Erkenntnis, hervorrufen könne. Daher behielt man in China die Laute der Sanskrit-Gebetsformel so gut als möglich bei und ließ dafür den genauen Sinn der Formel unbestimmt. <br />
</ref><br />
</references><br />
<br />
{{linkbox|ue=Quellen|text=<br />
* [http://21dzk.l.u-tokyo.ac.jp/SAT2012/T0251_.08.0848c06:0848c06.cit Hannya haramitta shingyō 般若波羅蜜多心經], ''Taishō Tripitaka'', T0251.08.0848c06. (''The SAT Daizōkyō Text Database'', Universität Tokyo, seit 1998)<br />
* Wikisource:<br />
** [http://ja.wikisource.org/wiki/%E6%91%A9%E8%A8%B6%E8%88%AC%E8%8B%A5%E6%B3%A2%E7%BE%85%E8%9C%9C%E5%A4%9A%E5%BF%83%E7%B5%8C Maka hannya haramitta shingyō 摩訶般若波羅蜜多心経]<br />
** [http://de.wikisource.org/wiki/Herz-Sutra Herz-Sutra] <br />
** [http://en.wikisource.org/wiki/Shorter_Praj%C3%B1%C4%81p%C4%81ramit%C4%81_H%E1%B9%9Bdaya_S%C5%ABtra Shorter Prajñāpāramitā Hṛdaya Sūtra]<br />
* [http://kr.buddhism.org/zen/sutras/conze.htm The Heart Sutra]. Übersetzung des Buddhologen Edward Conze (1904–1979) aus dem Sanskrit<br />
|update = Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}{{Styles}}{{#css:<br />
table.wikitable { <br />
margin: 1.8em auto; <br />
background: #F9F9F1;<br />
}<br />
.wikitable th {<br />
padding: .8em .5em;<br />
background-color: #ededd3 !important;<br />
color: #442;<br />
line-height: 1.2em;<br />
}<br />
.wikitable th, .wikitable td {<br />
border: 1px #AA8 solid;<br />
}<br />
table.wikitable dd { <br />
margin: .2em .8em;<br />
}<br />
}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Bescheid&diff=67288
Benutzer Diskussion:Bescheid
2016-09-21T19:00:13Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>Zurück zu [[{{SUBJECTPAGENAME}}]].<br />
<br />
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<br />
==Nichtfunktionierende Links==<br />
<br />
* Seite= [[Geschichte/Shinto Mittelalter/Jinno shotoki]], Link= [http://sunsite.berkeley.edu/jhti/Jinno%20shotoki%20copyright.html ''Jinnō shōtō-ki'' online, in JHTI-Ausgabe]<br />
(Rest wurde bereinigt. --[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 17:06, 21. Sep. 2016 (CEST))<br />
* Seite= [[Ame no Uzume]], Link= [http://www.uwec.edu/philrel/shimbutsudo/uzume.html Ame-no-Uzume no Mikoto]<br />
* Seite= [[Mythentexte]], Link= [http://sunsite.berkeley.edu/jhti/Kojiki.html Kojiki (Ancient Records and Myths)]<br />
([[Benutzer:Schnauder| Ivonne Schnauder]] 20:59, 21. Sep. 2016 (CEST))</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Denken/Mythentexte&diff=67287
Denken/Mythentexte
2016-09-21T18:54:47Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Die ''kiki''-Mythen}}<br />
<br />
{{fl|D}}ie bekanntesten und bis heute wichtigsten Werke, die uns Auskunft über die ältes·ten japani·schen Mythen und Legen·den geben, sind zu·gleich die ältes·ten Zeug·nisse der ja·pa·ni·schen Li·te·ratur über·haupt: {{glossar:kojiki}} („Berichte alter Be·geben·hei·ten“, 712) und {{glossar:nihonshoki}} („Berichte über Japan“, 720, auch als ''Nihongi'' bekannt). Für beide zusammen hat sich der Ausdruck {{glossar:kiki}} eingebürgert.<br />
<br />
{{w500<br />
| nihonshoki_kanekata.jpg<br />
| Erste Seite aus der ''Nihon shoki'' Abschrift von Urabe Kanekata<br />
| caption = Eine der ältesten frag·men·ta·rischen Ab·schrif·ten aus dem Jahr 1286. Neben dem Haupt·text finden sich zahl·reiche An·mer·kungen und An·gaben zur Lesung, die auf einer langen Tradition der „Textpflege“ inner·halb der kaiser·lichen Hof·ge·lehrten hin·deuten.<br />
| rw= 500 | w= 501<br />
| top=-15 <br />
| rh= 230<br />
| hell= hell<br />
}}<br />
Wie bei fast allen frühen Schrift·werken handelt es sich bei den ''kiki'' um staat·lich ge·förderte Mammut·unter·neh·mun·gen. Sie ent·standen im Auf·trag des kaiser·lichen Hofes und re·präsen·tieren daher die offi·zielle Sicht·weise der Ge·schichte des Lan·des und seiner Herrscher. Beide Werke verstehen sich daher als historische Chroniken, doch werden sie von Berichten über das „Zeitalter der Götter“ eingeleitet, die man heute als Mythen klassifiziert. Man darf sich ''Kojiki'' und ''Nihon shoki'' also nicht als trockene Chroniken vor·stellen. Mythen, Legenden und penible Auf·zeichnungen gehen viel·mehr in·ein·ander über und ver·mischen sich. <br />
<br />
Die Er·zählung be·ginnt mit der Er·schaf·fung der Erde (bzw. der ja·panischen Inseln) und reicht beinahe bis zum Zeit·punkt der Ab·fassung (''Kojiki'' bis 628, ''Nihon shoki'' bis 697). <br />
Zahlreiche Gott·heiten, bzw. ihre Nach·kommen steigen im Laufe der Er·zählung auf die Erde herab und werden zu den Ahnen mensch·licher Familien. Wie sie sich von nicht-gött·lichen Menschen unter·scheiden, wird nicht be·schrieben. Ebenso wenig wie es eine Tren·nung zwischen Mythos und historischer Chronik gibt, gibt es eine markante Trenn·linie zwischen Göttern und Menschen. (Für eine genauere Inhalt·sangabe siehe das Kapitel Mythen, [[Mythen/Goetter des Himmels|Zeitalter der Götter]]).<br />
<br />
== Schriftlicher Stil und inhaltliche Interessen ==<br />
<br />
Im Unterschied zu anderen Mytho·logien, z.B. der griechischen, zeigen beide Chroniken, vor allem aber das ''Nihon shoki'', eine große Be·dacht·nahme auf eine genaue Genealogie und auf die Datierung von Er·eig·nissen. Es sind dies Merk·male, die auch die spätere japanische Ge·schichts·schrei·bung aus·zeichnen und den Ein·fluss der chi·ne·sischen Ge·schichts·tradition wider·spiegeln. Dieser Ge·schichts·tradition, die zusammen mit der Schrift·lichkeit von China über·nommen wurde, ent·spricht es auch, dass wir sogar über die Autoren der Chroniken relativ gut informiert sind. Zugleich ver·deutlicht uns der Stil der Chroniken, dass wir es nicht mit der un·mittel·baren Nieder·schrift von Er·zähltem zu tun haben. Sowohl der Inhalt als auch die Art der Er·zählung sind vom Be·mühen be·stimmt, das damals noch ver·hältnis·mäßig junge ja·panische Staats·wesen zu legitimieren und zu stärken bzw. den Führungs·anspruch der {{Glossar:Tennou}}-Dynastie über dieses Staats·wesen zu begründen. Herman Ooms schreibt dazu: <br />
<br />
{{Zitat | quelle= Ooms 2008, S. 5; Ü.: B. Scheid |text=<br />
Es muss von Anfang an deutlich unterstrichen werden, dass unsere Kenntnisse der politischen Ent·wick·lungen im sechsten und siebenten Jahrhundert aus Quellen stammen, die von und für den Hof·adel geschrieben wurden. Die Texte, die Historiker als „Primär·quellen“ verwenden, sind daher selbst das Ergebnis einer spezifischen nar·ra·tiven Organisation. Sie bestehen fast ausschließlich aus retro·spek·tiven Annalen, die in offiziellem Auftrag hergestellt wurden. [...] Trotz dieses offi·ziell·en Charakters sind es zugleich auch die Familien·chroniken der regierenden adeligen Häuser, sodass es schwierig ist, die vielfältigen darin eingebetteten Interessen zu entflechten. Individuen, Fraktionen, Verwandtschafts·gruppen, der Hof und der Staat – Instanzen, die nahezu untrennbar verwoben waren – beeinflussten die Herstellung von Fakten durch Datenselektion, Kontextualisierung, Euphemisierung, assoziative Verbindungen und Auslassungen [...]<br />
}}<br />
<br />
Man sollte sich bei der Lektüre von ''Kojiki'' oder ''Nihon shoki'' also be·wusst sein, dass uns beide Werke keinen un·mittel·baren Blick auf die älteste Mytho·logie er·möglichen, sondern dass wir durch verschiedene Filter auf die vor·geschichtlichen Erzähl·traditionen blicken. Be·sonders das Vor·bild der chi·ne·sischen Geschichts·schreibung einer·seits und die In·teres·sens·lage der Tennō-Dynastie anderer·seits sind solche Filter, die die Chroniken sowohl stilistisch als auch inhaltlich prägen.<br />
<br />
Das be·deutet je·doch nicht, dass die mytho·logischen Er·zählungen aus·schließlich als ideo·logische Werk·zeuge zu verstehen sind. Zweifel·los ent·halten sie sehr viel „mytho·logisches All·gemein·gut“, also Er·zählungen, die tat·sächlich für das all·gemeine religiöse Welt·bild im damaligen Japan re·präsentativ sind. Der Ein·fluss oraler Traditionen lässt sich außer·dem in der Lyrik er·kennen und diese wird vor allem im ''Kojiki'' keines·wegs aus·gespart. Aus diesem Grund wird das ''Kojiki'' oft als der „ur·sprüng·lichere“ Text angesehen. Anderer·seits bietet das ''Nihon shoki'' zu vielen Episoden gleich mehrere Varianten an, was das Ver·ständ·nis der großen Handlungs·zusammen·hänge zwar erschwert, zugleich aber auch zeigt, dass es zu einem Thema oft mehrere, wider·sprüchliche Erzähl·traditionen gegeben haben muss, und damit in gewisser Weise einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht.<br />
<br />
Als historische Quelle betrachtet, ist das ''Kojiki'' im Ver·gleich zum ''Nihon shoki'' un·genauer, auch werden Fest·land·kon·takte kaum und der Bud·dhis·mus gar nicht erwähnt. Offen·bar wurden diese Themen bewusst aus·ge·klammert. Das ''Nihon shoki'' ist dagegen stärker von chi·ne·sischen Ge·schichts·werken beeinflusst, z.T. wird daraus sogar zitiert. Die neuere ja·pa·nische Forschung sieht den Unter·schied der beiden Chroniken als Re·flexion von zwei unter·schiedlichen Haltungen gegen·über China an, die zur da·maligen Zeit wahr·scheinlich gleich·zeitig vor·handen waren: Im Fall des ''Kojiki'' ein Negieren des Vor·bild·charakters von China und ein be·wusster Versuch, au·toch·thone Traditionen soweit als möglich zu be·wahren. Dies drückt sich sowohl auf sprach·licher Ebene (weniger An·leihen aus dem Chi·ne·sischen), als auch auf in·halt·licher Ebene (Aus·klammern aus·lands·bezogener Themen) aus. Zum anderen der Versuch, China zwar als Vor·bild an·zu·erkennen, aber ihm als gleich·rangiger Partner gegen·über zu treten (''Nihon shoki''). Daher ist das ''Nihon shoki'' stilistisch näher bei chi·ne·sischen Ge·schichts·werken, betont aber dennoch (im Unter·schied zu ver·gleich·baren chi·ne·sischen Werken) den mytho·logischen Ursprung des Landes und seiner Herrscher. <br />
<br />
==Philologische Aufarbeitung==<br />
<br />
{{floatright<br />
| kojikiden.jpg<br />
| Norinagas ''Kojiki''<br />
| w=250 | rh=350 | rw= 240<br />
| top=-5 | left= -5<br />
}}<br />
<br />
Was die ''kiki''-Texte bis heute zu einem unerschöpflichen Reservoir neuer Forschungen und Inter·pre·tationen macht, ist die Tat·sache, dass man in vielen Fällen weder die genaue Aus·sprache noch die genaue Be·deutung einzelner Begriffe kennt. Das liegt vor allem an der damals noch nicht standardisierten Ver·wendung der chinesischen Schrift·zeichen, die teils als Sinn·geber (also wie heute zur Wieder·gabe eines ganzen Be·griffes), teils als Laut·träger (zur laut·lichen Wieder·gabe japanischer Silben, ähnlich den modernen {{g|kana}}-Zeichen) verwendet wurden.<br />
<br />
Erst seit dem 17. Jh. gibt es systematische Bemühungen, eine all·ge·mein·gültige Lesart der ''kiki'' zu re·konstruieren und diese der All·gemein·heit zu·gänglich zu machen. Davor wurden die alten Chroniken Jahr·hunderte lang inner·halb weniger Priester- und Ge·lehrten·dynastien geheim weiter gegeben. Selbst wenn Außen·stehende sie zu Gesicht be·kamen, wussten sie damit nichts an·zu·fangen. Interessanter·weise wurde dem ''Nihon shoki'' durch viele Jahr·hunderte hin·durch die größere Bedeutung bei·ge·messen. Erst durch die Wirkung des Gelehrten {{glossar:motoorinorinaga}} (1730–1801), dem wichtigsten Repräsentanten der {{glossar:edo}}-zeitlichen {{glossar:kokugaku}} (wtl. „Nationale Lehre“, s. Kapitel Geschichte, [[Geschichte/Kokugaku|Kokugaku]]) erhielt das ''Kojiki'' eine Aufwertung.<br />
<br />
{{Verweise<br />
|FN=0<br />
|bilder=0<br />
|themen= <br />
* [[Mythen/Goetter_des_Himmels|Götter des Himmels]]<br />
* [[Mythen/Goetter_der_Erde|Götter der Erde]]<br />
|literatur=<br />
Im Westen erhielt die Mythologie zu Beginn der wissen·schaftlichen Aus·einan·der·setzung mit der japanischen Kultur im 19. Jh. große Auf·merk·sam·keit. Noch heute gelten {{g|astonwilliamgeorge|Astons}} Über·setzung des ''Nihon shoki'' von 1896 und {{g|Chamberlainbasilhall|Chamberlains}} Über·setzung des ''Kojiki'' als Standardwerke:<br />
{{Literatur:Aston_1972}}<br />
{{Literatur:Chamberlain_1981}}<br />
Im deutschsprachigen Raum machte sich etwa zur gleichen Zeit {{g|Florenzkarl|Karl Florenz}} an die Über·setzung der alten Chroniken:<br />
{{Literatur:Florenz_1901}}<br />
{{Literatur:Florenz_1919}}<br />
Seither sind andere Themen in den Vordergrund ge·treten. Nach dem 2. WK hat sich der all·ge·meine Trend in der Japanologie immer mehr hin zur Gegen·wart verlagert. Geschichte und Religion stehen nicht mehr im Zentrum der wissen·schaftlichen Aus·einan·der·setzung und selbst inner·halb dieser Bereiche nimmt die Mytho·logie wiederum nur einen ge·ringen Stellen·wert ein. Dennoch gibt es mit der im Jahr 2000 ver·storbenen {{g|Naumannnelly |Nelly Naumann}} eine Expertin, deren Be·deutung weit über den deutschen Sprach·raum hin·aus·geht. Naumanns Thesen zur Mythologie finden sich neben zahlreichen Aufsätzen in:<br />
{{Literatur:Naumann_1988}}<br />
{{Literatur:Naumann_1996}}<br />
Im deutschen Sprachraum wurden Naumanns Forschungen u.a. von Klaus Antoni weitergeführt. S. z.B.:<br />
{{Literatur:Antoni_1982}}<br />
{{Literatur:Antoni_1988}}<br />
{{Literatur:Antoni_2012}}<br />
Zum geschichtlichen Hintergrund zur Zeit der Abfassung der Mythen:<br />
{{Literatur:Ooms_2008}}<br />
|links=<br />
* [http://www.uni-tuebingen.de/kultur-japans/ka/KiKi/KiKi.htm ''KiKi'' 記紀, ''Kojiki - Nihonshoki''], Klaus Antoni (dt.)<br/>Zusammenstellung von online-Textausgaben, Übersetzungen und Materialien.<br />
*[http://sunsite.berkeley.edu/jhti/Kojiki.html Kojiki (Ancient Records and Myths)], Delmer Brown (en.)<br/>Einführender Artikel; Teil der Japanese Historical Text Initiative ''[http://sunsite.berkeley.edu/jhti/ JHTI]''.<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay|Texte/Sutra}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Mythen/Daemonen&diff=67286
Mythen/Daemonen
2016-09-21T18:20:24Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel | ''Oni'' und ''kappa''}}<br />
<br />
{{fl|S}}eit altersher gibt es in Japan eine Unzahl von Fabel·wesen ({{glossar:youkai}}), die früher auch als {{glossar:hyakki}}, wtl. „hundert Geister“, bekannt waren. Das Zeichen ''ki'' 鬼 steht hier, in seiner sino-japa·nischen Aus·sprache, für Geister·wesen aller Art.<ref>Nach einer etymologischen Erklärung soll sich das Zeichen 鬼 von einem Leichnam herleiten. Somit wären ''ki'' im Grunde Totengeister oder umgekehrt, alle Menschen würden nach dem Tod zu ''ki'' werden. Laut Kikuchi Noritaka entspricht dies tatsächlich der ursprüng·lichen chinesischen Auf·fassung. Kikuchi 2011, S. 19.</ref> <br />
In der Lesung {{glossar:oni}} bezeich·net das·selbe Zeichen eine kon·kre·tere Figur, die auf dieser Seite zusammen mit dem Wasser·geist {{glossar:kappa}} als Reprä·sentant der ''yōkai'' genauer vorgestellt werden soll. ''Yōkai'' sind in der moder·nen Popu·lär·kultur Japans stark präsent und werden heute oft niedlich und putzig (jap. {{g|kawaii}}) dar·ge·stellt. Wenn man aber ein wenig in der Ge·schichte zu·rück·blickt, er·weisen sie sich oft als äußerst un·heim·liche Gestalten, die aus der Verschmel·zung einhei·mischer und fremder, meist buddhis·tischer, Figuren entstanden sind.<br />
{{w500<br />
|hyakkiyako.jpg|rahmen_h=220<br />
|Parade der Hundert Geister<br />
| ref=1<br />
}}<br />
==''Oni'', japanische Teufel?==<br />
{{floatleft| w=300| rw=240| left=-25| top=-20| rh=280<br />
| oni_shohaku.jpg<br />
| Blauer ''oni''<br />
| ref=1<br />
}}<br />
''Oni'' sind von men·schen·ähn·licher Gestalt, tragen jedoch Hörner, raub·tier·ar·tige Zähne und Krallen. Ihre Haut ist manch·mal feuer·rot, manchmal aber auch grün oder blau. Der typische ''oni'' ist außer·dem mit einem eisen·be·schla·genen Knüppel ({{g|kanabou}}) und einem Len·den·schurz aus Tiger·fell aus·ge·stattet.<br />
<br />
Diese Ikono·graphie geht auf buddhis·tische Dämonen zurück, die sich bis zu den indischen {{skt:Rakshasa}} (jap. {{glossar:rasetsu}}) zurück·verfolgen lassen. Manche dieser Dämonen sind Gegen·spieler des Buddhismus und haben z.B. die un·dank·bare Auf·gabe, den Vier Him·melswäch·tern ({{glossar:shitennou}}) als Podest zu dienen ({{glossar:amanojaku}}). Andere verdingen sich als Fol·ter·knech·te ({{glossar:gokusotsu}}) in der bud·dhis·tischen [[Mythen/Hoellen/Hoellenbilder|Hölle]]. Parallelen zu christ·lichen Teufeln sind daher nicht von der Hand zu weisen. <br />
<br />
===„Böse“ ''oni''===<br />
<br />
{{floatright<br />
| Shuten_doji_kiyomasu.jpg <br />
| Shuten Dōji<br />
| top=-50 | rh= 380 |w=225<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Die religiöse Ideologie hin·ter den Dar·stel·lun·gen der buddhis·tischen Dämo·nen ist zweifel·los ver·schie·den vom Christen·tum: Wäh·rend christ·liche Teufel „böse“ sind und dem Willen Gottes zu·wider·han·deln, sind die bud·dhis·tischen Fol·ter·knechte ein „not·wen·diges Übel“ und tun nichts ande·res als ihre Pflicht (zumin·dest so·lange sie ihren Dienst in der Hölle ver·richten). Psycho·logisch macht das aber kaum einen Unter·schied: ''Oni'' sind, wie Teufel, Gegen·spieler der Men·schen und werden dement·spre·chend als Men·schen mit tie·rischen De·forma·tionen (Hörner, Reiß·zähne, Klauen) dar·ge·stellt.<br />
<br />
In der japa·nischen Sagenwelt begegnet man tat·säch·lich auch wirk·lich „bösen“ ''oni''. Beson·ders in den Mär·chen und Legen·den der {{glossar:Heian}}-Zeit ist immer wieder davon die Rede, dass Men·schen (in erster Linie Frauen) von ''oni'' „mit einem Biss“ ver·schlun·gen werden. Die be·rühm·teste dieser Men·schen·fres·ser-Geschich·ten han·delt von einem ''oni'' namens {{glossar:Shutendouji}}. Er haust in den Bergen und raubt vor·zugs·weise schöne Frauen, die er ver·sklavt, miss·braucht und schließ·lich auf·frisst. Erst dem tap·feren Krieger {{g|minamotonoyorimitsu}} und seinen vier Vasal·len gelingt es nach vielen Aben·teuern, Shuten Dōji zur Strecke zu bringen. Diese Ge·schichte exis·tiert in un·zäh·ligen Varian·ten. Sie präsen·tiert den ''oni'' als einen Dämon, der absolut böse und gefähr·lich, jedoch — im Gegen·satz zum Teufel — nicht un·sterb·lich ist.<br />
<br />
{{Wrapper|position=right|<br />
{{sidebox2<br />
| kobutori.jpg<br />
| w=320 <br />
| left=-140|top=-80<br />
| Der Alte mit der Beule<br />
| sidepage=Beule<br />
}}<br />
}}<br />
Anderer·seits gibt es bereits im dreizehnten Jahrhundert Dar·stellun·gen von ''oni'', die eher tölpelhaft als dämonisch wirken und in dieser Hinsicht stark an den Teufel in deutschen Märchen erinnern. So erzählt ein Märchen von einem alten Holz·sammler mit einem entstel·lenden Geschwulst, der zufällig Zeuge eines nächtlichen Festes der ''oni'' wird. Sie feiern, tinken und tanzen „ganz wie wir Menschen“. Nur ihr ästhetischer Geschmack ist ein anderer: Als die ''oni'' den Holz·sammler entdecken, nehmen sie seine Beule als Pfand, damit er wieder zu ihnen zurückkommen muss. Auf diese Weise wird der Alte von seiner Beule befreit. (s. die [[{{FULLPAGENAME}}/Beule|Übersetzung]] der Geschichte.) <br />
<br />
Wie sich in diesem Märchen bereits andeutet, haben sich die furcht·ein·flößen·den Züge der ''oni'' mit der Zeit immer mehr ab·ge·nützt, sie werden zu·neh·mend eher als ruppige Bar·baren denn als schreck·liche Monster dar·gestellt. Auf Edo-zeit·lichen {{g|ukiyoe}} wirken die ''oni'' daher meist eher komisch als dämonisch.<br />
<br />
===„Gute“ ''oni''=== <br />
Neben ihrer unfreiwilligen Komik gibt es auch das Phänomen, dass ''oni'' — wie im übrigen fast alle japanischen Monster — zu echten Sym·pathie·trägern werden können. Oder anders aus·gedrückt:<br />
Es gibt Gestal·ten, die genauso wie ''oni'' aus·sehen, aber keines·wegs böse oder feindselig sind. Dazu zählen zunächst einmal die [[Ikonographie/Waechtergoetter/Wind_und_Donner |Wind- und Donner·götter]]. Sie stehen für respekt·ein·flößende Natur·kräfte, die den Men·schen ebenso Heil wie Unheil bringen können. <br />
<br />
{{w502|rh=350<br />
| tsuno daishi.jpg | top1=-80<br />
| tsunodaishi.jpg|w2=500|left2=-250|top2= -75<br />
| Tsuno Daishi<br />
| Talisman gegen Krankheiten<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Darüber hinaus gibt es einzelne ''oni''-Gestalten, die es mit den Men·schen ein·deutig gut meinen. So erzählt etwa eine Legende, dass der emi·nente Mönch {{glossar:Ryougen}} (912–985) — einer der wich·tigsten Patriar·chen des {{glossar:Tendaishuu|Tendai Buddhismus}} — die Hörner eines ''oni'' gehabt haben soll. Ryōgen wird daher im Volksmund auch als Tsuno Daishi, „Groß·meister Horn“ oder „gehörn·ter Groß·meister“ bezeichnet. Eine weitere Legende berichtet, dass Ryōgen einen Seuchen·gott in Gestalt eines ''oni'' bekämpfte, indem er sein Aussehen annahm. Von da an diente die Abbildung dieses ''oni'' (Abb. oben) als Talisman ({{glossar:ofuda}}), um Krankheiten und ähnliches zu verhindern — gleichsam eine homöopathische Bekämpfung von Seuchengöttern. Noch heute werden ''o-fuda'' mit dem Bild des Tsuno Daishi in diversen Tendai Tempeln verkauft. Man soll sie zu [[Alltag/Jahr|Neujahr]] an der Eingangs·tür oder im Flur seines Hauses aufkleben. <ref>Auch in moder·ner Zeit hat sich ein reli·giöser Führer in gewisser Weise mit den ''oni'' iden·ti·fiziert, indem er sich den selt·samen Vor·namen ''oni''-saburō zulegte: Deguchi Onisaburō, 1871–1948, Mit·be·gründer der [[Geschichte/Neue Religionen |neu·reli·giösen Rich·tung]] Ōmoto-kyō.</ref><br />
<br />
{{w500| top= -80<br />
| onigawara.jpg<br />
| ''oni''-Dachdekor<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Auch auf den prächtig verzierten Dach·schin·deln bud·dhis·tischer Tempel grinst einem häufig eine ''oni''-Maske entgegen. Diese ver·kör·pert wohl keine bös·willige Kraft, sondern dient eher dem Schutz vor einer solchen. Wie schon bei den Wäch·ter·göt·tern begeg·net man hier dem Glauben, dass böse Geister am effek·tivsten von ebenso gestal·teten Wächtern im eigenen Lager ver·trie·ben werden können. <br />
<br />
Das Aussehen allein sagt also noch nicht, ob es sich wirklich um einen böswilligen ''oni'' handelt oder nicht. Diese Ambivalenz im Auftreten der ''oni'' lässt es ratsam erscheinen, anstelle von „Teufel“ den neutraleren Begriff „Dämon“ für die Übersetzung von ''oni'' zu wählen.<br />
<br />
===Das Dämonentor===<br />
<br />
Einer alten chine·sischen Vor·stel·lung zufolge kommen böse Geister oder Dämonen üblicher·weise aus dem Nord·osten. Diese Himmels·richtung wird daher auch als „Dämonen·tor“ ({{glossar:kimon}}) be·zeich·net. Im japanischen Altertum wurde diese Vorstellung so ernst genommen, dass man sich bemühte, den Nordosten von Städten und Palästen mit religiösen Institu·tionen zu besetzen. In Kyōto erhielt etwa der Kloster·berg {{glossar:hieizan|Hiei}} im Nord·osten der Stadt die Funktion zuge·sprochen, böse Geister abzu·wehren.<br />
{{floatright|rh=320<br />
|oni_sekien.jpg<br />
|Toriyamas ''oni''<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Der Edo-zeit·liche Maler und Ge·spen·ster·for·scher {{g|Toriyamasekien}} leitete aus dieser Tatsache auch eine durch·aus ein·leuchtende Begrün·dung für das spezifische Aussehen der ''oni'' ab. Er wies darauf hin, dass die tieri·schen Ele·mente der ''oni'' vor allem dem Rind und dem Tiger ent·nom·men sind. Zugleich be·zeich·net man den Nord·osten im [[Texte/Yin und Yang/Tierkreis|System der Tierkreiszeichen]], das auch in der tradi·tionel·len Kalender·kunde ange·wendet wird, als {{g|ushitora}}, also wörtlich als „Rind-Tiger“. Insofern ist es nach Toriyama nur natür·lich, dass die Dämonen, die aus der „Rind-Tiger“ Rich·tung kommen, auch das Aus·sehen von „Rind-Tigern“ haben. <br />
<br />
Tatsäch·lich finden sich Rinder·hörner und Tigerfell-Tangas auch bei hinduis·tischen und buddhis·tischen Dämonen (s. Anmerkungen zum Höllenfürst [[Mythen/Jenseits/Enma|Enma]]). Doch enthält Toriyamas Begrün·dung, unab·hängig von ihrer histo·rischen Stichhaltig·keit, einen Hinweis auf die Vermischung von buddhis·tischen und nicht-buddhis·tischen Traditionen. Man kann daher davon ausgehen, dass der charak·teris·tische japa·nische ''oni'' nicht nur buddhistische, sondern auch chine·sische Ele·men·te in sich aufge·nommen hat.<br />
<br />
===''Oni'' wa soto===<br />
<br />
Noch heute findet man in Japan ländliche Volks·fes·te ({{glossar:matsuri}}), die er·staun·lich stark an „Perchten·läufe“ und ähn·liche Prozes·sionen teufel·artiger Gestalten im alpinen Raum erinnern. Meist finden diese Feiern zu Beginn des [[Alltag/Jahr|Neuen Jahres]] statt. Im Schutz von ''oni''-Masken richten Gruppen von Burschen Schaber·nack an, der in manchen Fällen ziemlich auf·dring·lich und unan·genehm werden kann, aber nur auf den Festtag beschränkt ist. In Japan wie in Europa ver·körpern diese Masken den Winter, der rituell ver·trieben werden soll. <br />
<br />
{{W500| top= -40 | rh=380<br />
| oni_shibata.jpg<br />
| „''Oni wa soto, fuku wa uchi''...“<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Während derartige, archaisch wirkende, Bräuche in Mittel·europa auf den länd·lichen Raum beschränkt sind, gibt es die Winter-Dämonen-Austreibung in abgeschwächter Form auch im modernen urbanen Leben Japans. So weiß in Japan jedes Kind, dass man die ''oni'' an einem bestimmten Tag mit getrock·neten Soja·bohnen aus dem Haus treiben muss. Dazu ruft man: „''Oni wa soto, fuku wa uchi''“ („Raus mit den ''oni'', rein mit dem Glück“). Dieser Tag fällt nach dem modernen Kalender auf den 3. Februar und heißt {{glossar:setsubun}}, was nichts anderes als „Trennung der Jahres·zeiten“ bedeutet. Nach dem traditionellen Kalender handelt es sich dabei um den letzten Tag des Winters. <br />
<br />
Im urbanen Raum hat diese „Teufels·aus·trei·bung“ allerdings nur noch den Charakter eines lustigen Kinder·festes. Liebevolle Väter setzen dann eine selbst·ge·bastelte ''oni''-Maske auf und lassen sich von den bohnen·werfenden Kindern aus der Wohnung scheuchen.<br />
<br />
==''Kappa'', die Flussgeister==<br />
<br />
{{glossar:kappa|''Kappa''}} sind Kobolde, die an den Ufern von Gewäs·sern hausen. Ihre Gestalt scheint aus einer Kombi·nation von Affe und Schild·kröte ent·standen zu sein. Auf vielen Ab·bil·dungen tragen sie eine Art Schild·kröten·panzer auf dem Rücken. Ihr eigen·tüm·lichs·tes Merkmal ist jedoch eine Delle in ihrer Schädel·decke, die zugleich die größte Schwach·stelle der ''kappa'' darstellt, denn sie muss stets mit Wasser gefüllt sein. Gelingt es also, einen ''kappa'' umzu·drehen, verliert er seine Kraft. Auch soll man ihn über·tölpeln können, indem man sich tief vor ihm verneigt. Erwidert er die Verbeu·gung, leert sich seine Delle ...<br />
<br />
{{w502| rh= 315<br />
| kappa.jpg<br />
| kappa hokusai.jpg<br />
| Toriyamas ''kappa''<br />
| Hokusais ''kappa''-Fangmethode <br />
| ref= 1<!-- 1 (Bildtext als Fußnote) --><br />
}}<br />
{{w500 <!-- oder floatleft, floatright, ... --> <br />
| Kappa_und_Donner.jpg<br />
| Ein ''kappa'' attackiert einen Donnergott<br />
| top= -350 | w= 550 |left= -35<br />
| ref= 1<!-- 1 (Bildtext als Fußnote) --><br />
}}<br />
{{floatleft<br />
|Kappa_kawaii.jpg|w=75|rahmen_w=75|rahmen_h=95|border=fff<br />
|style=margin:0 0 1em -120px<br />
}}<br />
''Kappa'' werden oft mit kindlich-freundlichen Zügen dargestellt, aber sie sind heim·tückisch und ziehen ins·beson·dere Kinder gerne ins Wasser, wo diese ertrinken. Andere Quellen wissen zu berichten, dass es die ''kappa'' auf einen magischen Edelstein abgesehen haben, den sie im Anus ihrer Opfer vermuten, und diese daher nach Möglichkeit von hinten her aussaugen. Schließlich gibt es ein berühm·tes „Früh·lings·bild“ ({{glossar:shunga}}), auf dem eine Perlen·taucherin ({{g|ama}}) von mehreren ''kappa''s unter Wasser ver·ge·waltigt wird. Wie viele andere {{glossar:youkai}} eigenen sich also auch ''kappa'' gut für die Pro·jektion sexueller Phantasien. <br />
<br />
{{w500 |rh=320 |w= 506 | top=-20| left= -3 <br />
| kappa shunga.jpg<br />
| Utamaros ''kappa''<br />
| ref= 1<!-- 1 (Bildtext als Fußnote) --><br />
}}<br />
Trotz ihres unheim·lichen Charakters werden ''kappa'' auch in länd·lichen Schreinen oder Volks·festen verehrt Um sie günstig zu stimmen und die von ihnen ausgehen·den Gefahren abzuwehren, werden den ''kappa'' gerne Gurken dargeboten, denn Gurken gelten als ihre Lieb·lings·speise. Aus diesem Grund nennt man auch Sushi aus Reis und Gurken „''kappa''-Röllchen“ (''kappa maki'').<br />
<br />
{{Verweise<br />
| links=<br />
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Otoroshi#First_Volume_-_.E9.99.B0 Gazu hyakki yakō] (jap.)<br/>Gespenster-Enzyklopädie von Toriyama Sekien auf Wikipedia. Über ''[http://ja.wikipedia.org/wiki/%E9%B3%A5%E5%B1%B1%E7%9F%B3%E7%87%95 Wikipedia Japan]'' sind die Illustrationen aller vier Bände zu betrachten.<br />
* [https://web.archive.org/web/20131112053912/http://www.obakemono.com/ The Obakemono Project] (Web-Archive), S.H. Morgan (en.)<br/>Gut recherchierte japanische Gespensterkunde, teilweise im Manga-Stil illustriert.<br />
| literatur= <br />
{{Literatur:Kikuchi 2011}}<br />
{{Literatur:Reider 2010}}<br />
{{Literatur:Tyler 1987}}<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay|Mythen/Imaginaere Tiere}}<br />
{{Styles}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Essays/Okuninushi&diff=67285
Essays/Okuninushi
2016-09-21T18:10:55Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles|sidepage}}{{#css:<br />
#firstHeading > span {font-size:.84em;}<br />
}}<br />
{{titel | Die gewundenen Pfade des Großen Landesherren<span class{{=}}"hide">:</span><span class{{=}}"bottom"> Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter</span>}}<br />
{{floatright<br />
|okuninushi_hokusai.jpg|rh=270<br />
|Ōkuninushi von Hokusai<br />
|ref = 1<br />
}}<br />
{{fl|Ō}}{{Glossar:Ookuninushi|kuninushi}}, wtl. der „Große Landes·herr“, ist eine der rätsel·haftes·ten und facet·ten·reichs·ten Gestal·ten des japa·nischen {{Glossar:Kami}}-Pan·theons. Er taucht in den Mythen zu·nächst als legi·timer Nach·folger von {{glossar:susanoo}} und Haupt·gott der „irdi·schen Götter“ auf. Damit stellt er das Gegen·stück zu den Nach·kommen von Susanoos Schwester {{Glossar:Amaterasu}}, der Haupt·gottheit der „himm·lischen Götter“, dar. Obwohl er sich gemäß offizieller Lesart dem Herr·schafts·an·spruch der himm·lischen Götter kampf·los unter·wirft, bleibt er als eine Art Gegen·modell zum kaiser·lichen Ahnen·kult der Sonnen·gottheit die gesamte japanische Religions·geschichte hindurch in Erinne·rung. Dabei kommt es aller·dings zu er·staun·lichen Ände·rungen in Funktion und Er·schei·nungs·bild dieses Gottes. Diese Ver·ände·rungen werden im fol·genden anhand der wichtig·sten Schreine, in denen er heute verehrt wird, über·blick·sartig dar·gestellt.<br />
<br />
{{H2+3|Steckbrief}}<br />
===Namen===<br />
Das erste Rätsel dieses Gottes stellen seine vielen Namen dar. Möglicher·weise hieß er ur·sprüng·lich Ōna·muchi oder Ōna·muji, was nach einer geläufigen Auslegung als „Träger großer/ vie·ler Namen“ über·setzt werden kann. Anderen Inter·preta·tionen zufolge bedeutet Ōna·muchi nicht viel mehr als „Großer Herr“. Ōkuni·nushi, „Großer Lan·des·herr“ oder „Herr des Großen Landes“, ist heute sein be·kann·tester Namen bzw. Titel, doch wird er außer·dem noch als „Geist des Großen Landes“ (Ōkuni·tama), „Geist des Sicht·ba·ren Landes“ (Utsushi kunitama) oder als „Großer Herr der Dinge“ (Ōmono·nushi) be·zeich·net.<ref>''Mono'', „Ding“, in Ōmono·nushi könnte auch auch die Be·deu·tun·gen „Person“, „Wesen“, „Geist“ be·sitzen (→ ''mono no ke'', ''bake-mono'' „Gespenst“).</ref> Der Ein·fach·heit halber be·schrän·ken ich mich hier weit·gehend auf Ōkuninushi.<br />
<br />
===Herkunft und Identität===<br />
<br />
Ōkuninushi ist den Mythen zufolge ein Nachkomme des {{glossar:Susanoo}}.<ref><br />
Laut der Haupt·variante des {{glossar:Nihonshoki}} sein Sohn, laut {{glossar:Kojiki}} und den Neben·varianten des ''Nihon shoki'' ein Nach·fahre des Susanoo in der fünften oder sechsten Generation.<br />
</ref> <br />
Einige Episoden des {{glossar:Kojiki}}, die von der Jugend des Ōkuninushi erzählen (s.u.), spielen in der Gegend von {{glossar:Izumo}} (heute Präfektur Shimane), sodass man dort auch den Ursprung der mytholo·gischen Gestalt vermuten könnte. Doch findet sich Ōkuninushi auch in regionalen Quellen ({{glossar:fudoki}}), die ihn aus in anderen Regionen, ja sogar aus dem koreanischen Festland herleiten. Was diese Gestalten in jedem Fall eint, ist ihre Funktion als mächtige „irdische“ Gottheit ({{glossar:kunitsukami}}). Ōkuninushi repräsentiert daher aus meiner Sicht eine prototypische Lokal·gott·heit, die nicht der mytho·logi·schen Genea·logie des {{Glossar:Tennou}}-Hauses ent·stammt. Dieser Gottheit verlieh man, wie im fol·genden gezeigt wird, in Izumo, Miwa und schließ·lich im Yamato-Mythos von der Herab·kunft des Himm·lischen Enkels spezi·fische Cha·rak·teris·tika. Es blieb aber nicht bei diesen mytho·logi·schen Rollen, Ōkuni·nushi ent·wickelte sich auch unter bud·dhis·tischem Einfluss bis in die Mo·derne hinein weiter. <br />
<br />
{{H2+3| Izumo Sagenkreis}}<br />
<br />
=== Aufstieg zum „Herren des Landes“ ===<br />
{{floatleft|rh=310 <br />
|inaba_shirousagi_jishujinja.jpg<br />
|Ōkuninushi und der Hase<br />
|ref = 1<br />
}}<br />
Der Name „Großer Landesherr“ ist laut ''Kojiki'' eine Aus·zeich·nung, die sich Ōkuni·nushi erst nach einer Viel·zahl von Qualen und Prü·fun·gen durch Geschick, Glück und Grau·sam·keit erwirbt. Wir be·geg·nen dem noch ju·gend·lichen Gott, als er sich mit seinen 80 älte·ren Halb·brü·dern auf dem Weg von Izumo in die Nach·bar·pro·vinz {{glossar:Inaba}} befin·det. Seine Brü·der wollen die Prin·zes·sin von Inaba freien und neh·men Ōkuni·nushi als Diener und Lauf·bur·schen mit. Unter·wegs heilt Ōkuni·nushi einen Ha·sen, wel·cher von See·un·ge·heu·ern (jap. {{glossar:wani}} = Kroko·dil? Dra·chen?) sei·nes Pelzes beraubt worden ist. Der dank·bare Hase pro·phe·zeiht (bzw. bewirkt), dass die Prin·zessin Ōkuni·nushi zum Gatten er·wäh·len wird.<ref> <br />
Diese Geschichte hat sich als Märchen ver·selb·ständigt und ist heute in Japan die be·kann·teste Erzäh·lung von Ōkuninushi.<br />
</ref> <br />
Als die Prin·zes·sin tat·sächlich Ōkuni·nushi den Vorzug vor seinen Brüdern gibt, locken sie ihn zwei·mal in eine Falle, um ihn zu töten. Beide Male gelingt der An·schlag, doch beide Male wird Ōkuni·nushi mit Hilfe seiner Mutter und der Götter des Himmels wieder zum Leben erweckt.<br />
<br />
Um seinen eifer·süchtigen Brüdern zu entkommen, begibt sich Ōkuni·nushi in die Unter·welt ({{glossar:Nenokuni}}, wtl. „Wurzelland“), wo sein Vorfahre/Vater Susanoo mittler·weile die Herr·schaft über·nommen hat. Doch damit haben seine Schwie·rig·keiten immer noch kein Ende. Wieder führt Ōkuni·nushis Sex·appeal zu einem Zwist mit einem männ·lichen Ver·wandten: diesmal geht es um {{glossar:Suserihime}}, ihrer·seits eine Tochter des Susanoo und damit Halb·schwester oder Cousine von Ōkuninushi. Die beiden verlieben sich, doch bevor sie unge·stört zu·sammen sein können, unter·wirft der eifer·süch·tige Susanoo seinen Nach·kommen einer Reihe von brutalen (Initiations-?)Auf·gaben, in denen sich dieser gegen Schlangen, Bienen und schließ·lich gegen einen Busch·brand be·haupten muss. All diese Aufgaben meistert Ōkuni·nushi dank Suseri-hime und einer Maus. Schluss·endlich muss Ōkuninushi Susanoo lausen, lullt ihn dabei in den Schlaf, stiehlt seine Waffen und flieht mit Suseri-hime aus der Unterwelt. Susanoo erwacht jedoch und ruft den Flüchtenden erstmals mit dem Namen Ōkuninushi, „Großer Herr des Landes“. Offenbar erkennt er damit die Herr·schafts·an·sprüche an, die sich Ōkuni·nushi durch List und Tücke erwor·ben hat.<br />
<br />
===Schöpfungsakte===<br />
{{w500 <br />
| Okuninushi_sukunabikona.jpg<br />
| Ōkuninushi und Sukuna Bikona<br />
| rw= 500 | rh= 315 | w= 530 <br />
| top= -18 | left= -15 <br />
| ref= 1<br />
| hell= hell<br />
}}<br />
Zurück auf der Erde tötet Ōkuninushi zunächst seine Halb·brüder mit den Waffen des Susanoo, und zeugt dann mit den ver·schiedensten Prinzessinnen jede Menge von Kindern (180 laut ''Kojiki'', 181 laut ''Nihon shoki''). Schließ·lich bekommt er einen Gefährten zur Seite gestellt, einen winzigen Gott namens {{glossar:Sukunabikona}}<ref>''suku'' = "klein", ''biko/hiko'' = "Prinz"</ref>, laut einer Version ein verloren ge·glaubter Sohn des himmlischen Ahnen·gottes {{glossar:Takamimusubi}}, laut einer anderen eine Art ''alter ego'' von Ōkuninushi selbst. Mit Sukunabikona führt Ōkuninushi das von {{glossar:Izanami}} und {{glossar:Izanagi}} begonnene Werk der Welten·schöpfung zu Ende. Inwiefern die Welt nach Ōkuninushi anders aus·sieht als zuvor, wird nicht genau spezifiziert. Laut dem {{glossar:Izumofudoki}}, einer frag·mentarischen Lokal·chronik aus dem Jahr 733, ver·größert allerdings ein Alias des Ōkuninushi die Provinz Izumo, indem er einen Teil des koreanischen König·reichs Silla mit Hilfe eines Seils über das Meer nach Japan zieht. <ref>Diese Tat wird genau genommen einem Gott namens Omizunu zu·ge·schrieben.</ref><br />
<br />
===Heilkraft===<br />
<br />
Ein hervor·stechender Aspekt des Paares Ōkuninushi und Sukunabikona ist ihre Fähigkeit Krank·heiten zu heilen. Schon im ''Nihon shoki'' werden sie als Erfinder der Heilkunst und des Abwehr·zaubers gegen schädliche Tiere dargestellt. In vielen Lokal·chroniken werden sie für die Ent·deckung der ältesten Heilquellen Japans ver·ant·wortlich gemacht. In der Heian-Zeit wurde Ōkuninushi aus diesem Grund auch mit {{Glossar:Yakushinyorai}}, dem {{skt:Buddha}} der Medizin, identifiziert, bzw. von diesem als Gott der Heilkunst über·schattet (Antoni 1982, S. 30–31). <ref>Auch von den Gelehrten der {{glossar:Kokugaku}}, die sich im 18. und 19. Jh. der Exegese japanischer Mythen widmeten, wird die Heilkraft des Götter·paares aus Izumo besonders her·vor·gehoben.</ref> Wie wir noch sehen werden, tritt Ōkuninushi außer·dem als Ver·ur·sacher einer schreck·lichen Epidemie prominent in Erscheinung.<br />
<br />
=== Mythologische Deutungen ===<br />
{{Floatleft | rh = 355|rw=250|w=316|left=-33|top=-80<br />
|Okuninushi_kuniyoshi.jpg<br />
|Ōkuninushi von Kuniyoshi<br />
|ref = 1<br />
}}<br />
Bis hier her folgt die Geschichte des Ōkuninushi einem Muster, das aus vielen Märchen bekannt ist: der Held, der jüngste einer Reihe von Geschwistern, wird zahl·reichen Gefahren und Demütigungen aus·ge·setzt, über·windet diese mit viel List und dank der Sympathie weib·licher Unter·stützer und triumphiert schluss·endlich über seine Peiniger. In der Art, wie er sich mehr durch Glück und Schläue als durch Stärke gegen seine Wider·sacher durch·setzt, kann er, ähnlich wie Susanoo, als [[Mythen/Goetter des Himmels/Trickster | Trickster-Figur]] angesehen werden. <br />
<br />
Auch andere mythologische Deutungen sind möglich. Klaus Antoni (1982) deutet etwa die Geschichte des wieder·belebten „Weißen (= nackten) Hasen von Inaba“ als Mythos vom ab·nehmenden und zu·nehmenden Mond. Mir geht es aber an dieser Stelle vor allem um den Stellen·wert, den Ōkuninushi in den ver·schiedenen Schreinen, in denen er ver·ehrt wurde, zugesprochen bekam. <br />
<br />
In Ōkuninushis komplizierten Familien·verhält·nissen deutet sich an, dass eine ur·sprüng·lich eigen·ständige Erzählung aus Izumo über die Figur des Susanoo mit der Yamato-Mythologie ver·bunden wurde. Susanoos Kampf mit der Schlange und Ōkuninushis Kampf gegen seine Brüder gehörten ur·sprüng·lich wahrscheinlich ganz unter·schied·lichen Erzählungen an. Auch der Akt der Welten·schöpfung in Kooperation mit Sukunabikona passt weder mit den Welt·ent·stehungs·mythen von Izanagi und Izanami noch mit der Vor·geschichte des Ōkuninushi wirklich zusammen. Im übrigen ver·zichtet das ''Nihon shoki'' weit·gehend auf die Details dieser Geschichte. Die Episode der achtzig Brüder und des „Hasen von Inaba“ findet sich nur im ''Kojiki''. Das ''Nihon shoki'' wiederum konzentriert sich mehr auf das Ende von Ōkuninushis Herr·schaft, in Japan als {{glossar:kuniyuzuri}} („Übergabe des Landes“) bekannt. Aus dieser Perspektive vertritt Ōkuninushi all jene bar·barischen „Götter der Erde“, die durch die Her·ab·kunft des himmlischen Enkels einer höheren Ordnung zugeführt werden sollen.<br />
<br />
{{H2+3|Yamato-Mythos}}<br />
<br />
=== Unterwerfung des Ōkuninushi ===<br />
{{Floatright|w=300|rh=200<br />
|style=margin-right:-8em<br />
|izumo_yamato.jpg<br />
}} <br />
Offenbar herrschen unter Ōkuninushi, trotz seiner schöpferischen Qualitäten anarchistische Zu·stände, die sich unter anderem da·durch äußern, dass Felsen, Bäume und Gräser sprechen können und un·unter·brochen durch·ein·ander·quasseln. Die „Befriedung“ dieser unbot·mäßigen Götter wird erst erreicht, als die himmlischen Götter ({{glossar:amatsukami}}) Ōkuninushis Herrschaft auf Erden über·nehmen.<ref> Noch in den Gebetstexten (''norito'') der {{Glossar:Engishiki}} (10. Jh.) wird dieser Um·stand mehr·fach betont: „They silenced to the last leaf/The rocks and stumps of the trees/ Which had been able to speak...“ (Philippi 1990, S. 41, 45, 69.) </ref><br />
<br />
Ōkuninushis Abdankung ist ''Kojiki'' und ''Nihon shoki'' zufolge das Ergebnis diplomatischer Ver·hand·lungen: Zwei Ab·ge·sandte des Himmels <ref> Es handelt sich um die „Schwertgottheiten“ {{Glossar:Takemikazuchi}} und {{Glossar:Futsunushi}}, die in jener mythologischen Episode ent·stehen, als Göttervater Izanagi das Feuerkind, an welchem die Götter·mutter stirbt, in Stücke schlägt. Takemikazuchi und Futsunushi sind dem·nach das Produkt von Izanagis Schwert und dem „Blut“ des Feuers. Sie wurden später als Haupt·gott·heiten der mächtigen Adelsfamilie {{Glossar:Fujiwara}} in deren Ahnen·schrein {{glossar:Kasugataisha}} installiert.</ref> erscheinen an den Gestaden von Izumo, stellen ihre Schwerter aufrecht auf die Wellen·kämme und nehmen darauf Platz. Durch diese Demonstration ihrer über·legenen Fähigkeiten überzeugen sie Ōkuninushi und seinen Sohn und Thronfolger {{glossar:Kotoshironushi}}, dass es wohl das Klügste wäre, das Feld kampf·los zu räumen. Zuvor handelt Ōkuninushi aber noch die Er·richtung eines Palastes für sich aus, dessen Giebelhölzer (nach der Version des ''Kojiki'') bis zum Himmel emporreichen. In diesen Palast, an dessen Stelle sich heute der {{Glossar:Izumotaisha|Großschrein von Izumo}} be·findet, will er sich zurück·ziehen, um von nun an die „ver·borgenen Dinge“ zu leiten. Auch heißt es, dass er sich auf die „nicht hundert, sondern achtzig ge·wundenen Pfade“ (''momo tarazu yaso kumade'') begeben wird, möglicher·weise eine Metapher für die Unter·welt. Damit verlässt Ōkuninushi zu·nächst einmal die Bühne der Geschichte. Ein paar auf·müpfige irdische Götter aus seinem Gefolge, u.a. die vor·lauten Steine und Bäume, werden noch schnell un·schäd·lich gemacht, dann steht dem triumphalen Ein·zug von Amaterasus Enkel {{Glossar:Ninigi}} nichts mehr im Wege.<br />
<br />
{{w500 |top= -30<br />
|inasa.jpg<br />
|Der Strand von Inasa<br />
| rh= 325<br />
|ref = 1<br />
}}<br />
<br />
=== Yamato und Izumo ===<br />
Der mythologische Gegensatz von „irdischen“ und „himmlischen“ Gottheiten kann als Metapher für unter·schiedliche Herrschaftsgebiete aufgefasst werden. {{Glossar:Yamato}}, das Kernland der Tennō-Dynastie, wird dem·nach von den himmlischen Göttern (''ama-tsu-kami'') be·herrscht, die anderen Territorien, allen voran Izumo, von den irdischen Göttern (''kuni-tsu-kami''). Die Schilderung von Ōkuninushis Ab·dankung re·präsentiert somit den Prozess, im Zuge dessen sich die ver·schie·denen Lokalreiche der Oberhoheit Yamatos unter·warfen. Obwohl diese Ereignisse teil·weise hinter rätsel·haften Bildern und Aus·drücken ver·schleiert werden, fällt auf, dass Gewalt·aspekte dabei soweit als möglich her·unter ge·spielt werden. Ōkuninushi „zieht sich zurück“, ein himmlischer Gott <ref> {{Glossar:Amenohohi}}. Dieser Gott ent·stammt ur·sprüng·lich einem eigen·tüm·lichen Wett·streit zwischen Amaterasu und Susanoo, bei dem Amaterasu Susanoos Schwert und Susanoo Amaterasus Edelsteine zer·kaute. Ame-no-Hohi ent·stand zusammen mit vier weiteren Brüdern aus den zer·kauten Edelsteinen. Der älteste Bruder ist der Vater des Ninigi. Ame-no-Hohi ist also ein Onkel des neuen Machthabers auf Erden. </ref> tritt in seinen „Dienst“, was aber wohl bedeutet, dass er als eine Art Regent die Herrschaft über Izumo über·nimmt. Neuere archäologische Forschungen setzen diese Ent·wicklung relativ spät, nämlich erst im siebenten und achten Jahr·hundert an (Piggott 1989). Tatsächlich dürfte die Entwicklung weit·gehend friedlich ver·laufen sein. Offen·bar brachte erst die Union mit Yamato interne Rivalitäten in Izumo zum Er·liegen und sicherte so den Yamato-treuen Lokal·herrn eine größere Autorität über Izumo, wenn auch um den Preis, dass sie die Hegemonie Yamatos anerkannten.<br />
<br />
Die neuen Lokalherren, die laut den Chroniken durch die „himmlischen Götter“ (= Yamato) ein·ge·setzt wurden, sind im übrigen die Ahnen der späteren Priester von Izumo, die ihr Amt bis heute erblich weiter·geben. Sie schmücken sich mit der Amts·bezeichnung ''kokuzō'', ein Titel, der ur·sprüng·lich {{glossar:kuninomiyatsuko}} aus·ge·sprochen wurde und soviel wie „Gouverneur“ bedeutete. Dass dieses Priester·geschlecht sich tat·säch·lich aus einer frühen weltlichen Dynastie, nämlich dem Klan der Ou, ent·wickelte, gilt heute als historisch gesichert. Erst langsam wurde aus dem Palast von Izumo ein Schrein und aus den Landes·herren ein aus·schließ·lich auf religiöse Aufgaben beschränktes Priester·geschlecht. Diese Dynastie, die im Mittelalter den Namen {{glossar:Senge}} angenommen hat, ist somit historisch wie mythologisch mindestens ebenso alt wie die Tennō-Dynastie (der gegen·wärtige Oberpriester ist das 84. Oberhaupt der Familie seit ihrer mythologischen Gründung). Obwohl ur·sprüng·lich von Yamato ein·ge·setzt, gilt ihr religiöser Dienst den „irdischen Göttern“ und Ōkuninushi. Auf diese Weise ist bis heute die Erinnerung an ein ''kami''-Pantheon lebendig, das nicht von den Vorfahren des Tennō regiert wurde. Nach „offizieller“ Lesart ist der Komplex Izumo-Ōkuninushi-Senge dem Komplex Ise-Amaterasu-Tennō hier·archisch unter·geordnet. Dass diese offizielle Lesart aber selbst erst das Produkt einer wechsel·haften Geschichte ist, die bis in historische Zeiten (also die Zeit der Ab·fassung der frühesten Schrift·quellen) hin·ein·reicht, zeigt die folgende Geschichte des Miwa Schreins.<br />
<br />
{{H2+3|Miwa Sagenkreis}}<br />
=== Ōkuninushis Zweitwohnsitz ===<br />
<br />
{{w500|rahmen_h= 200<br />
|miwayama.jpg<br />
|Berg Miwa<br />
|ref = 1<br />
}}<br />
Als mächtige Gottheit außerhalb des ursprünglichen Herrschafts·gebietes von Yamato blieb Ōkuni·nushi wohl auch nach der Anne·xion Izumos ein Faktor der Unsicher·heit für den frühen japa·nischen Staat. Dies würde jeden·falls erklä·ren, warum man sich offen·bar schon früh be·mühte, Ōkuni·nushi eine Ver·ehrungs·stätte in Yamato zu er·rich·ten, näm·lich den Schrein von {{glossar:oomiwajinja|(Ō)Miwa}}. Es ist dies das erste expli·zit für religiöse Zwecke vor·be·hal·tene Ge·bäude, das in den mytho-his·tori·schen Chroni·ken ''Kojiki'' und ''Nihon shoki'' erwähnt wird (im Fall von Izumo bleibt offen, ob es sich um einen Palast für einen leben·den Herr·scher oder um ein Ge·bäude für eine un·sicht·bare Gott·heit han·delt). Inso·fern lässt sich argu·men·tie·ren, der Schrein von Miwa, der noch heute exis·tiert und sich süd·lich der alten Haupt·stadt {{Glossar:Nara}} be·fin·det, stelle den ältes·ten Schrein Japans dar. <ref> In einer der oben der erwähn·ten Sukunabikona Episo·den des ''Nihon shoki'' wird Miwa als „Wohnort“ des Sukunabikona bereits vor dem Izumo Schrein genannt.</ref><br />
<br />
{{w500|rw=448|w=448<br />
|omiwa.jpg<br />
|Zeremonienhalle (''haiden'') des Ōmiwa Schreins<br />
|ref = 1<br />
}}<br />
<br />
===Sujins religiöse Reformen===<br />
<br />
Die Chroniken verorten die Gründung des Miwa Schreins in der Regierungs·zeit {{Glossar:Sujintennou | Sujins}}, des 10. Tennō (mythol. Regie·rungszeit 97–30 v.u.Z.), die von heu·ti·gen His·tori·kern in der Zeit um 300 u.Z. an·ge·sie·delt wird (Kidder 2007). Sujins Herr·schaft ist an·fäng·lich von einer schreck·lichen Epide·mie geprägt, welche die Hälfte der Be·völ·ke·rung hin·weg·rafft. Sujin ver·mutet die Ursache dieser Epide·mie in der Krän·kung einer Gott·heit und unter·nimmt alle erdenk·lichen Ver·suche um her·aus·zu·be·kom·men, um welche Gott·heit es sich han·delt. Schließ·lich offen·bart sich ihm {{glossar:oomononushi}} (also Ōkuninushi unter einem seiner Zweit·na·men, s.o.) im Traum und ver·spricht, dass die Epide·mie ein Ende haben werde, wenn der Tennō seinen Nach·kom·men, einen ge·wis·sen {{Glossar:Ootataneko}} an seinen Hof riefe, um den Kult für Ōmono·nushi zu über·neh·men. Besag·ter Ōtata·neko wird in einer Nach·bar·pro·vinz tat·säch·lich gefunden. Als er in der Resi·denz des Tennō den Dienst für die Gott·heit auf·nimmt, endet die Epide·mie wie vor·her·gesagt.<br />
<br />
Ōtataneko gilt als der Ahnherr der Priester von Miwa (ein weiteres ural·tes Pries·ter·ge·schlecht). Es war also zu Sujins Zeiten not·wen·dig, für die neu·artige Gott·heit einen männ·lichen Priester aus einer Nach·bar·pro·vinz einzu·bür·gern. Ōmono·nushi alias Ōkuni·nushi wurde aber auch von einer Yamato-Pries·terin betreut, einer Tante des Tennō, die diesem als eine Art Priester-Shamanin zur Seite stand. Laut den Chroni·ken wird diese Pries·terin mit Ōkuni·nushi „ver·hei·ra·tet“. (Man erin·nere sich an die sagen·hafte sexuelle Potenz dieses Gottes.) Die Ehe ver·läuft anfangs glück·lich, doch leidet die Pries·terin darun·ter, dass sie ihren Gatten unter Tags nicht sehen kann. Auf ihr Flehen ver·spricht Ōkuni·nushi, sich ihr in seiner wahren Gestalt zu offen·ba·ren, wenn sie ver·spricht, nicht zu er·schrecken. Sie willigt ein, worauf er sie an·weist, am näch·sten Morgen ihr Kamm·kästchen zu öffnen. Sie tut wie ihr geheißen und findet in ihrem Kamm·kästchen „eine hübsche weiße Schlange“, deren Anblick sie zu einem un·will·kür·lichen Schrei des Entset·zens nötigt. Ōkuni·nushi nimmt da·rauf·hin menschliche Gestalt an und ver·kün·det, dass er sich infolge dieser Beschä·mung auf den Berg Mimoro zurück·zie·hen wird.<ref> Dieses be·kannte Motiv findet sich im japa·ni·schen Mythos mehr·fach (s. z.B. Izanagi und Izanami oder Hiko-Hohodemi und die Drachen·prin·zes·sin Toyo·tama-hime), wobei stets „Scham“ für die Ent·frem·dung der Lie·ben·den ver·ant·wort·lich gemacht wird.</ref> Die Prin·zes·sin aber begeht Selbst·mord, indem sie sich ihre Vagina mit Ess·stäbchen durch·bohrt. <ref> Eine nüch·terne Inter·pre·ta·tion könnte hier eine miss·lun·gene Ab·trei·bung erken·nen, doch findet man dieses Motiv auch im „Zeital·ter der Götter“: Als Susanoo das ge·häu·tete Pferd in die Webe·halle der Amaterasu wirft, erschrickt laut einer Version eine Webe·rin, sticht sich die Spin·del in die Scham und stirbt daran.</ref> Sie erhält da·rauf·hin ein mäch·tiges Hügelgrab namens {{glossar:Hashihaka}} (das „Essstäbchen-Grab“), das heute noch in der Nähe von Berg {{glossar:Mimuro}} (= Berg Miwa) exis·tiert. Dem Gott Ōmono-(bzw. Ōkuni-)nushi aber wird am Fuße dieses Berges besag·ter Schrein von Miwa er·rich·tet. Erst eine Gene·ra·tion später, unter {{glossar:Suinintennou}}, wird die kai·ser·liche Prin·zes·sin {{glossar:Yamatohime}} damit beauf·tragt, einen per·ma·nen·ten Wohn·sitz (Schrein) für Amaterasu aus·fin·dig zu machen und findet schließ·lich einen geeigne·ten Platz in Ise. Suinin hat (laut ''Kojiki'') auch einen Sohn, der auf·grund eines Fluches des Gottes von Izumo stumm ist. Erst als dieser Sohn nach Izumo pilgert, wird der Fluch von ihm genom·men und er spricht von einem Moment zum ande·ren. Als Dank lässt Suinin den heuti·gen Izumo Schrein für den Gott von Izumo errich·ten. Dieser Über·lie·fer·ung zu·folge gab es also vor Suinin noch keinen Izumo Schrein.<br />
<br />
===Hierogamie===<br />
<br />
Zwischen dem Ende von Ōkuninushis irdischer Herrschaft mit dem Zentrum in Izumo und der Errich·tung eines Schreins für ihn, alias Ōmono·nushi, in Miwa liegen laut mytholo·gi·scher Chro·nik drei·zehn Herr·schaft·perio·den von Nach·kom·men der Amaterasu: am Anfang steht Ninigi, der „himm·lische Enkel“, auf den vier Gene·ra·tio·nen später {{Glossar:jinmutennou | Jinmu}}, der erste „mensch·liche Herr·scher“, und wei·tere Tennō folgen. Ōkuni·nushi/Ōmono·nushi treibt sich in dieser Zeit·spanne offen·bar in unsicht·ba·rer Form weiter auf Erden umher und zeugt ge·le·gent·lich immer noch Nach·kom·men. So auch die Haupt·frau des Jinmu Tennō, also die „erste Kai·se·rin“ Japans. Ōkuni·nushi soll ihre Mutter laut ''Kojiki'' in Form eines roten Pfeils ge·schwän·gert haben und zwar als diese in einem Bach ihren Darm ent·leerte. Auch die Mutter des Ōtata·neko (des ersten Miwa-Pries·ters) soll dem ''Kojiki'' zufolge näch·tens von einem Unbe·kann·ten geschwän·gert worden sein, der schließ·lich als der Gott von Miwa iden·tifi·ziert wird (Philippi 1969, ch. 66). Wir begeg·nen also in den Legen·den des Ōkuni·nushi mehr·fach dem Motiv der Hieroga·mie, also der Heirat zwischen Gott·heit (in der phal·li·schen Gestalt eines Pfeils oder einer Schlange) und Pries·terin. Viele japa·nische Volks·kund·ler erblicken in dieser Hieroga·mie eine Form des frühen weib·lichen Shama·nis·mus in Japan.<br />
<br />
===Sake===<br />
<br />
Die Identität des „Großen Herren der Dinge/Geister“ (Ōmononushi) von Miwa und des „Großen Lan·des·her·ren“ (Ōkuni·nushi) von Izumo erscheint aufgrund wider·sprüch·licher Berichte in ''Kojiki'' und ''Nihon shoki'' mitun·ter frag·lich und wird, wie oben erwähnt, bis·wei·len in Zwei·fel gezo·gen (obwohl sie von den heu·ti·gen Schrei·nen durchaus aner·kannt wird). Wie Klaus Antoni gezeigt hat, gibt es jedoch noch ein wei·te·res Binde·glied zwi·schen Izumo und Miwa, näm·lich die Pro·duk·tion von alkoho·li·schen Geträn·ken ({{glossar:sake}}). Heute wird vor allem {{g|Miwa}} (neben den Schrei·nen {{g|Matsunootaisha|Matsunoo}} und Umeno·miwa) mit Sake asso·ziiert und stellt eine Art Schutz·schrein der japa·ni·schen Sake-Brauer dar. Das Wort {{glossar:miwa2}} selbst ist — mit ande·ren Zeichen als der Schrein geschrie·ben — laut Klaus Antoni (1988, S. 76) eine respekt·volle alter·tüm·liche Be·zeich·nung für Alko·hol. Gleich·zei·tig macht Antoni darauf auf·merk·sam, dass die frü·heste Erwäh·nung von Sake in den Mythen in der Izumo-Mythe von Susanoos Kampf mit der Schlange zu finden ist: Susanoo macht die Schlange mit Hilfe von Sake betrun·ken, und kann sie dadurch ge·fahr·los töten. Für Antoni ist daher der „Heilige Trank“ ein wei·teres Indiz für die Ver·bin·dung zwi·schen Miwa und Izumo.<br />
<br />
===Berg Miwa und die Schlange===<br />
<br />
Die Gottheit von Miwa wurde in späterer Zeit meist schlicht als Miwa Daimyōjin (Große Gott·heit von Miwa) be·zeich·net. Als {{Glossar:Shintai}} (Wohnort der Gott·heit, Vereh·rungsge·genstand) des Miwa Schreins gilt bis heute der Berg, in den sich der be·schämte Ōkuni·nushi zurück ge·zo·gen haben soll. Darü·ber hinaus wird die Gott·heit sowohl in den Mythen als auch in heu·ti·gen Schrein·le·gen·den und Riten als reale Schlange gedacht. Offen·bar gibt es tat·säch·lich beson·ders viele Schlan·gen auf und rund um den Berg, die auch heute noch regel·mäßig zu bestimm·ten rituel·len An·läs·sen mit rohen Eiern ver·kös·tigt werden. Sie gelten dabei als die Gott·heit selbst.<br />
<br />
{{h2+3|Ōkuninushi als Daikoku}}<br />
=== Ōkuninushi, Hie und Daikoku ===<br />
<br />
<div style="<br />
width: 280px;<br />
float: left;<br />
margin: -.8em 1.5em 0 0;<br />
"><br />
{{map | c= <br />
35.071748, 135.862134 ~Hie Taisha Nishi Hongū ~Schrein des Ōnamuchi im Hie-Komplex ~~ ~Hie Schrein;<br />
35.073438, 135.864970 ~Hie Taisha Higashi Hongū ~Schrein des Ōyamakui im Hie-Komplex ~~ ~ ;<br />
35.028306, 135.855 ~Ōmi-kyō~667–672 Residenz des Tenji Tennō ~Stadt_icon_kl.png~ ~Ōmi-kyō;<br />
35.070433, 135.841235 ~Enryaku-ji~Haupttempel von Berg Hiei ~Tempel_icon_kl.png~~;<br />
34.529347, 135.852791 ~Ōmiwa Taisha ~kurz: Miwa Schrein ~ ~~Miwa Schrein<br />
| height= 650<br />
| type = terrain<br />
| controls= zoom, type <br />
| icon=Schrein_icon_kl.png<br />
| caption= Schreine für Ōkuninushi<br />
}}<br />
</div><br />
<br />
Zu Izumo und Miwa trat in späterer Zeit eine weitere Kult·stätte des Ōkuni·nushi am Biwa See, öst·lich von Kyōto hinzu. Es han·delt sich um den {{Glossar:Hietaisha |Hie}} (=Hiyoshi) Schrein, dessen ur·sprüng·liche Gott·heit {{g|ooyamakui}} bereits im ''Kojiki'' flüch·tig er·wähnt wird.<ref>Philippi 1969, S. 47.</ref> Ōkuni·nushi (hier: Ōna·muji) gesellte sich wahr·schein·lich unter {{glossar:Tenjitennou}} (r. 661–671) zu dieser Gott·heit hinzu. Tenji er·rich·tete näm·lich seinen Palast am Süd·ufer des Biwa Sees. Es wird an·ge·nom·men, dass er bei dieser Gele·gen·heit den Gott von Miwa als Schutz·gott der Tennō-Resi·denz aus der Yamato-Region mit·brachte und im Hie Schrein ein·setzte.<br />
<br />
Über hundert Jahre danach, im Jahr 788, gründete {{glossar:Saichou}} (767–822), der spä·tere Begrün·der des {{Glossar:Tendaishuu | Tendai}} Buddhis·mus, auf dem Berg hinter dem Hie Schrein einen Tempel namens {{glossar:Enryakuji}}. Für Saichō war der Ort von be·son·de·rer Bedeu·tung, denn er wurde hier gebo·ren, und zwar erst nach·dem sein Vater lange und inbrüns·tig zu den Göttern des Hie Schreins ge·betet hatte. Darüber hinaus war aber wohl weder der Berg, der von Saichō (in Ablei·tung des Schrein-Namens) ''Hiei'' ge·nannt wurde, noch der Schrein selbst über·re·gio·nal bekannt. Auch Saichō selbst war zu·nächst nicht mehr als ein eigen·wil·liger Asket, der sich mit einer Hand·voll Gleich·ge·sinn·ter zwölf Jahre lang in die Ein·sam·keit seines Hei·mat·ber·ges zurück·zog. Im Jahr 794 wurde die gesamte Region jedoch erneut zum poli·ti·schen Zentrum des Landes, als Kanmu Tennō im Süd·wes·ten von Berg Hiei seine neue Haupt·stadt {{glossar:Heian|Heian-kyō}} errich·ten ließ: das heutige Kyōto. Aus Sicht dieser neuen Haupt·stadt war Saichōs Kloster nicht nur die nächste bud·dhis·tische Institu·tion, es befand sich noch dazu im Nord·osten und bewachte somit das „Dämonentor“ ({{g|kimon}}), aus dem den chine·si·schen und japa·ni·schen Geo·man·ti·kern zufolge alle unheil·vol·len Einflüsse kommen. Damit erhielt Saichō plötz·lich die ganze Auf·merk·sam·keit des Kai·sers: er stieg rasch zu den höch·sten buddhis·ti·schen Ämtern auf, wurde im Jahr 804 nach China entsandt und kam von dort mit den Wei·hen der Tientai (= {{g|Tendaishuu|Tendai}}) Schule wieder. Der Klos·ter·berg Hiei ent·wickelte sich unter Saichōs Nach·fol·gern mehr und mehr zur mäch·tigsten buddhis·ti·schen Institu·tion des Landes.<br />
<br />
Mit dem expandie·renden Kloster wuchs auch der Schrein zu einem riesigen Komplex von Ein·zel·schrei·nen heran. Neben Ōyama·kui und Ōkuni·nushi ge·sell·ten sich weitere fünf Haupt·gott·hei·ten hinzu, die der Buddhis·mus aus China oder Indien mit·ge·bracht hatte. Gemäß dem Vor·bild des Tientai Klos·ters in China, stülpte Saichō außer·dem eine Art Super-Gott·heit über alle in dem Schrein·komplex vor·han·de·nen Ein·zel·göt·ter und nannte sie {{Glossar:Sannou}}, „König des Ber·ges“. Die beiden loka·len Gott·heiten Ōyamakui und Ōkuni·nushi fun·gie·ren jedoch bis heute als Stamm-Schreine (''hongū'') des Komple·xes. Indi·rekt über·nahm so der Gott von Izumo/Miwa ein wei·te·res Mal die Schutz·funk·tion für die japa·nische Haupt·stadt, auch wenn seine Rolle im Hie-Sannō Schrein·komplex nicht mehr sonderlich her·vorstach.<br />
<br />
===Saichōs Daikoku===<br />
<br />
{{floatright|rahmen_h=350<br />
| daikoku_kongorinji.jpg <br />
| Japans ältester Daikoku <br />
| caption = Heian-Zeit<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Die Verbin·dungen zwischen Ōkuninushi und dem Buddhismus gehen aber noch weiter. Eine Legende weiß zu be·rich·ten, dass Saichō, als er noch un·schlüs·sig war, welchen ein·hei·mi·schen Gott er als Beschüt·zer seines Klos·ters aus·wählen sollte, die Pro·vinz Yamato be·reiste und so nach Miwa kam. Nach·dem er zu Miwa Daimyōjin (Ōkuni·nushi) ge·be·tet hatte, offen·barte sich ihm dieser „in der Gestalt des Daikoku Tenshin“ und wil·ligte ein, ihn zu be·glei·ten. Er gab ihm auch ein Stück Holz, aus dem Saichō das erste Ab·bild des {{Glossar:Daikoku}} her·stellte.<ref> Iyanaga 2002, S. 547–48.</ref> Saichō wäre dem·nach der Urhe·ber des popu·lä·ren Glücksgot·tes Daikoku und seiner Identi·fizie·rung mit Ōkuni·nushi. Die Sta·tue soll im übri·gen heute noch exis·tie·ren, ist aber nicht im Hie Schrein, son·dern in der Daikoku Halle auf Berg Hiei auf·gestellt. Diese Halle diente dem Klos·ter ehe·mals als Ver·wal·tungsge·bäude (''mandokoro'').<br />
<br />
Der Umstand, dass Daikoku nicht im Hie Schrein selbst, sondern im buddhis·ti·schen Klos·ter·komplex verehrt wurde, sowie die Tat·sache, dass die früheste Quelle dieser Legende, das ''Miwa Daimyōjin engi'' (Chro·nik vom Ur·sprung des Miwa Daimyōjin), erst lange Zeit nach Saichō (1318) ver·fasst wurde, lassen Zwei·fel an einer tat·säch·lichen Iden·tifi·ka·tion von Ōkuni·nushi und Daikoku zu Leb·zei·ten Saichōs auf·kom·men. Es steht jedoch fest, dass Daikoku zu·nächst als Gott·heit der Tem·pel·küche inner·halb buddhis·ti·scher Klös·ter an Be·deu·tung gewann und im Zuge dessen irgend·wann einmal auch mit Ōkuni·nushi in Ver·bin·dung gebracht wurde. Über die weite·ren Ver·zwei·gun·gen der Gestalt des Daikoku und seine Ver·bin·dun·gen zu der esote·ri·schen Gott·heit {{skt:Mahakala}} ist auf der Spezialseite „[[Ikonographie/Gluecksgoetter/Daikoku |Daikoku]]“ Genaue·res nachzulesen.<br />
<br />
===Ōkuninushi als Daikoku im Kanda Schrein===<br />
{{Floatright |rh=310<br />
|kanda_daikoku.jpg<br />
|Rezente Daikoku Statue <br />
| caption = Kanda Schrein<br />
|ref = 1<br />
}} <br />
Der {{g|Kandajinja |Kanda Schrein}} in Tōkyō war in der {{g|Edo}}-Zeit der wahr·schein·lich popu·lärste Schrein von Edo, das damals das poli·tische Zentrum des Landes und mit etwa einer Million Ein·woh·nern eine der be·völ·ke·rungs·reich·sten Metropo·len welt·weit war. Der Schrein ver·dankte seine Be·liebt·heit vor allem seinem spek·taku·lären {{Glossar:Matsuri}}, das heute noch eines der größ·ten religiö·sen Events in Tōkyō darstellt. Laut Schrein·legende geht die Grün·dung des Schreins auf das Jahr 730 zurück, als Emigran·ten aus Izumo in der damals noch länd·lichen Kantō-Region einen Zweig·schrein für ihren Ahnen·gott Ōkuni·nushi er·rich·te·ten. Zu über·regio·na·ler Bedeu·tung gelangte der Schrein, als im Jahr 1309 der zür·nende [[Mythen/Geister|Rache·geist]] des {{glossar:Tairanomasakado}} (?–940) einen Sitz in diesem Schrein erhielt und dadurch fried·lich gestimmt wurde.<ref><br />
Der Kanda Schrein kam bereits kurz nach Masakado's Tod mit diesem in Berührung, da der Kopf des Ent·haupte·ten in der Nähe des Schreins beigesetzt wurde. Zur Errichtung einer eigenen Schrein·halle kam es allerdings erst, nachdem eine Epidemie in den Jahren 1303–1306 dem Toten·geist Masakados zu·geschrie·ben wurde. Als diese sich endlich legte, wurde der Kanda Schrein renoviert und um eine Schrein·halle für Masakado erweitert. (''Shintō jiten'' 1994, S. 627)<br />
</ref> <br />
Taira no Masakado war ein {{Glossar:Heian}}-zeit·licher Rebell der Kantō-Region gewe·sen, dessen Unge·hor·sam gegenüber der Zentral·re·gie·rung ge·walt·sam nieder·ge·schla·gen wurde. Obwohl in den offi·ziel·len Geschichts·quel·len nega·tiv dar·gestellt, galt er in der Kantō-Region doch auch als Held und Vor·reiter der späte·ren Samu·rai Herr·schaft. Dem ent·sprechend wurde der Schrein auch von den in der Kantō-Region ansäs·si·gen Samurai wohl·wol·lend gefördert.<br />
<br />
1590 verlegte der „Reichseiniger“ {{Glossar:Tokugawaieyasu}} (1543–1616) seine Residenz nach Edo, ein anfangs un·be·deu·ten·des Fischer·dorf in der Gegend des Kanda Schreins. 1616 ließ Ieyasus Sohn, Shōgun Toku·gawa Hide·tada, den Kanda Schrein in den Nord·osten der neu errich·teten Burg von Edo (heute der Kai·ser·pa·last in Tōkyō) ver·legen. Ob Hide·tada damit bewusst einem ge·schicht·lichen Vor·bild folgte, ist mir nicht bekannt, auf jeden Fall kam Ōkuni·nushi so ein wei·te·res Mal in die Lage, das „Dämo·nen·tor“ einer Haupt·stadt zu bewachen. Die beiden ''kami'', Ōkuni·nushi und Masa·kado, wurden in Edo vor allem unter dem gemein·sa·men Namen {{g|Kandamyoujin}} verehrt. Auf popu·lä·rer Ebene wurde Ōkuni·nushi jedoch auch in Gestalt des Glücks·got·tes Daikoku wahr·ge·nom·men. Kanda Myōjin war also in gewis·ser Weise auch Daikoku und ist es bis heute geblieben.<br />
<br />
Als aus Edo Tōkyō wurde und die Burg der Tokugawa {{Glossar:Shougun | Shōgune}} in den neuen Pa·last des {{Glossar:Meijitennou}} umfunk·tio·niert wurde (1868), war der einstige Rebell Taira no Masa·kado keine oppor·tune Gott·heit mehr. Er wurde kur·zer·hand aus dem Kanda Schrein entfernt und durch die Gott·heit {{g|Sukunabikona}}, Okuni·nushis ''alter ego'' aus der Izumo Legende, ersetzt. Da Suku·nabikona aber der All·ge·mein·heit nicht bekannt war, erhielt er das Aus·sehen des {{g|Ebisu}}, der im Ensemble der sieben Glücks·göt·ter zu·meist Hand in Hand mit Daikoku auftritt. Heute ist Taira no Masa·kado reha·bili·tiert und der Kanda Schrein be·her·bergt somit drei Gott·hei·ten: Ōkuni·nushi, Sukunabikona und Taira no Masa·kado. Nach außen hin sicht·bar ist jedoch vor allem Daikoku, dem eine große Statue errich·tet wurde (s. Abb.) und der im Kanda Schrein als „Gott der guten [Ehe-]Be·zie·hun·gen“ ({{glossar:enmusubinokami}}) apo·stro·phiert wird, um mög·lichst viele hei·rats·wil·lige Paare anzu·locken. <ref> Die Rolle eines „Gottes der guten Bezie·hun·gen“, die an·ge·sichts der vielen Hei·ra·ten des Ōkuni·nushi eigent·lich als zwei·fel·haf·tes Omen für eine gute Ehe angese·hen werden muss, hat Ōkuni·nushi/ Daikoku im übri·gen auch im Jishu Schrein in Kyōto, wo er als Gott der Ver·lieb·ten verehrt wird. (s. Abb. oben)</ref><br />
<br />
An dieser Stelle sei nur noch angemerkt, dass Daikoku und Ebisu auch in ande·ren Schrei·nen gemein·sam auf·tre·ten, wobei Ebisu mitun·ter auch auf Kotoshiro·nushi, den Sohn und Thron·fol·ger Ōkuni·nushis aus der Epi·sode seiner Ab·dan·kung zurück·ge·führt wird. Es ist durchaus wahr·schein·lich, dass es sich auch in diesen Fällen um „invented traditions“ aus der Meiji-Zeit handelt, dass also zu·sam·men mit dem Tennō mytholo·gische Götter für die Schrein·kulte der Meiji-Zeit reak·ti·viert wurden, auch wenn sie ur·sprüng·lich gar nichts mit ihren neuen Schrein-Wohn·orten zu tun hatten.<br />
<br />
==Zusammenfassung==<br />
<br />
Die Vielzahl von Er·scheinungs·formen des Ōkuninushi sind in der japani·schen Reli·gions·ge·schichte keines·wegs ein·zigar·tig, Ōkuni·nushi kann viel·mehr als beispiel·haft für die Flexibi·li·tät japa·ni·scher ''kami''-Iden·ti·tä·ten angese·hen werden. Was ihn darü·ber hinaus aber beson·ders inte·res·sant macht, ist die Tat·sache, dass er immer wieder — wenn auch unter ver·schie·de·nen Bezeich·nun·gen — an der Schwelle großer politisch-religiö·ser Ein·schnitte auf·taucht, um als Schutz·gott des poli·ti·schen Zentrums zu fun·gieren.<br />
<br />
Die Geschichte von Ōkuninushis Abdankung zugunsten des „himmlischen Enkels“ ist zweifel·los die heute bekann·teste Epi·sode in der Biographie dieses Gottes, min·dest ebenso inte·res·sant ist aber die Grün·dung des Miwa Schreins, die in vieler Hin·sicht als die Grund·stein·le·gung einer völlig neu·artigen Form von Reli·gion erscheint. Der Tennō, der zu·nächst den Kult für seine gött·lichen Ahnen in eigener Person leitet, fühlt sich ange·sichts einer landes·wei·ten Kata·strophe schul·dig und ver·un·sichert, weil er die Ursache des Unglücks in einer Fehl·hand·lung bei der Aus·übung seiner religiö·sen Pflich·ten sieht. Er über·ant·wor·tet die Götter (= seine Pries·ter·rolle) bestimm·ten Spe·zia·listen und ver·lagert ihren „Wohnort“ an sepa·rate Orte außer·halb des kai·ser·lichen Palastes. Auf diese Weise entste·hen die ersten Schreine. Manche For·scher erken·nen in dieser Epi·sode auch den Über·gang von einer weib·lich domi·nier·ten reli·gö·sen Praxis zu einer männ·lich-patri·archali·schen (Elwood 1990). Zwar spielt auch in dieser Epi·sode eine Shama·nen-Pries·terin — eine Tante des Sujin, die mehr·fach als enge Bera·te·rin auftritt — eine wich·tige Rolle, doch ihre Hieroga·mie mit Ōkuni·nushi schei·tert. Letzt·lich gelingt es nur dem männ·lichen Pries·ter aus dem Ge·schlecht Ōkuni·nushis, die leicht er·reg·bare Gott·heit zu be·schwich·ti·gen und damit den Katastro·phen ein Ende zu bereiten.<br />
<br />
Interessant ist in diesem Zusammen·hang auch die hier nur am Rande erwähnte „Aus·lage·rung“ Amaterasus in das weitab der Yamato-Region gele·gene Ise. Unter den fol·gen·den Tennō bleibt die mäch·tige „irdische Gott·heit“ Ōkuni·nushi wich·ti·ger als die „himm·lische Gott·heit“ Amaterasu. J. E. Kidder mut·maßt, dass Amaterasu erst unter {{Glossar:Tenmutennou}} (r. 672–86) und die auf ihn fol·gende Kai·se·rin {{Glossar:Jitoutennou}} (r. 690–97) ihr klas·si·sches Profil als wich·tigste Ahnen·gott·heit der kai·ser·lichen Dynastie erhält. <ref>Die Instal·lie·rung der klas·sische Hofaris·tokra·tie inklu·sive der Errich·tung einer per·ma·nen·ten Haupt·stadt und der Abfas·sung einer kai·ser·lichen Chro·nik/Mytholo·gie wird heute als Werk der sog. Tenmu Dynastie angese·hen, die von Tenmu Tennō 672 begon·nen und von Kanmu Tennō (r. 781–806), einem Nach·fah·ren von Tenmus Bruder Tenji, abge·löst wurde. S. dazu Ooms 2008.</ref> Wäh·rend die „Kapi·tel des Göt·ter·zeit·alters“ von ''Kojiki'' (712) und ''Nihon shoki'' (720) dieser neuen Bedeu·tung Amaterasus ent·sprechend aus·gestal·tet werden, verab·säu·men es die Chroni·ken, auch die zeit·lich nähe·ren Kapi·tel der neuen Ideo·lo·gie anzu·glei·chen und offen·ba·ren somit eine Dis·kon·ti·nui·tät in der Vereh·rung der Son·nen·gott·heit (Kidder 2007).<br />
<br />
In jedem Fall geht die Aufwertung der [[Bauten/Ise_Izumo | Ise Schreine]] mit einer Abwer·tung von Ōkuni·nushis Schrei·nen in Izumo und Miwa einher. Ōkuni·nushi findet jedoch auf dem Um·weg über den Buddhis·mus zu einer neuen Iden·tität, um sich schließ·lich erneut als Glücksgott Daikoku im religiö·sen Pantheon Japans zu behaup·ten. Zu·gleich scheint es, als ob er seine Rolle als Be·schüt·zer des poli·ti·schen Zentrums (Hüter des „Dämo·nen·tores“), die er unter Sujin erstmals über·tra·gen bekommt, auf stille, un·spek·taku·läre Weise auch in Kyōto und Edo wahr·nimmt.<br />
<br />
{{verweise<br />
|literatur=<br />
{{Literatur:Antoni_1982}}<br />
{{Literatur:Antoni_1988}}<br />
{{Literatur:Aoki_1999}}<br />
{{Literatur:Aston_1972}}<br />
{{Literatur:Ellwood_1990}}<br />
{{Literatur:Iyanaga_2002}}<br />
{{Literatur:Ooms_2008}}<br />
{{Literatur:Philippi_1977}}<br />
{{Literatur:Philippi_1990}}<br />
{{Literatur:Sonoda_1974| Informationen zum Kanda Schrein.}} <br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Bescheid&diff=67284
Benutzer Diskussion:Bescheid
2016-09-21T18:07:28Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
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<br />
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<br />
==Nichtfunktionierende Links==<br />
<br />
* Seite= [[Geschichte/Shinto Mittelalter/Jinno shotoki]], Link= [http://sunsite.berkeley.edu/jhti/Jinno%20shotoki%20copyright.html ''Jinnō shōtō-ki'' online, in JHTI-Ausgabe]<br />
(Rest wurde bereinigt. --[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 17:06, 21. Sep. 2016 (CEST))<br />
* Seite= [[Ame no Uzume]], Link= [http://www.uwec.edu/philrel/shimbutsudo/uzume.html Ame-no-Uzume no Mikoto]<br />
([[Benutzer:Schnauder| Ivonne Schnauder]] 20:06, 21. Sep. 2016 (CEST))</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Mythen/Goetter_des_Himmels/Uzume&diff=67283
Mythen/Goetter des Himmels/Uzume
2016-09-21T18:01:19Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Ame no Uzume<span class{{=}}"hide">,</span> <span class{{=}}"bottom">die Ahnherrin von Ritus, Tanz und Theater</span>}}<br />
<br />
{{fl|A}}{{glossar:Amenouzume|me no Uzume}} tritt in den Mythen in zwei ent·schei·den·den Episo·den auf: Im Mythos von [[Mythen/Goetter des Himmels | Amaterasu in der Felsen·höhle]], wo sie die Sonnen·gottheit durch ihren Tanz aus der Höhle hervor·lockt, und im Mythos von der [[Mythen/Goetter der Erde | Her·ab·kunft des Himm·li·schen Enkels]]. In beiden Fällen ent·blößt sie sich und bewirkt dadurch einen Sinnes·wandel ihres Gegen·übers.<br />
<br />
{{w502<br />
|uzume-hokusai.jpg|rahmen_h1=330|w1=x340<br />
|Uzume Taki Katei.jpg|rahmen_h2=330|w2=x332<br />
| Hokusai, 1816<br />
| Taki Katei, 1866<br />
| caption= Typische Darstellungen der Ame no Uzume<br />
|ref=1<br />
| hell= hell<br />
}} <br />
Uzumes Ent·blößun·gen sind allerdings kein schnöder Strip·tease, sondern tragen gewisse rituelle Züge. Gleich·zeitig wird ihr Tanz vor der Felsen·höhle auch als Ur·szene des japa·nischen Theaters an·gesehen. Die Gestalt der Uzume macht somit deut·lich, dass Tanz, Theater und Ritus in alter Zeit wohl nicht von ein·ander zu trennen waren, und verrät zudem, dass Spaß und Erotik im alten Ritual·wesen durchaus ihren Platz hatten. <br />
<br />
== Die mythologische Gestalt der Uzume ==<br />
<br />
{{floatright| top=-20<br />
|uzume spinner.jpg<br />
| Ame no Uzume, Meiji-Zeit<br />
| ref=1<br />
| hell= hell<br />
}}<br />
Uzumes bekann·teste mytholo·gische Episode handelt von ihrem Tanz vor der Felsen·höhle, in die sich die Sonnen·gottheit {{glossar:Amaterasu}} zurück gezogen hat. Während das {{glossar:Nihonshoki}} Uzumes Tanz lediglich als heiter und aus·gelassen schildert, spezifiziert das {{glossar:Kojiki}}, dass Uzume dabei ihre Brüste entblößt, was die versam·melten Götter zu lautem Lachen reizt.<br />
In beiden Mythen·varianten erregt Uzume auf diese Weise die Neugier der Sonnen·gottheit, die daraufhin ihre freiwillige Isolation beendet und die Welt wieder in ihrem Licht er·strahlen lässt.<br />
<br />
{{zitat| text= <br />
Während·dessen befestigte Amé-nó-uzume-nó-mikótó die Ranken vom himm·lischen Schatten·gewächs (''hikage'') des [Berges] Amé-no-kagu-yama als Ärmel·band, machte die himmlischen ''masaki''-Ranken zum Haar·schmuck, nahm die Blätter des Kleinen Bambus vom [Berg] Amé-no-kagu-yama zu einem Strauß gebunden in die Hand, stellte neben der Tür des Himm·lischen Felsen·hauses einen Kübel auf, trat dröhnend darauf und vollzog eine göttliche Beses·senheit. Sie ließ die Brüste heraus·hängen und zog das Saum·band ihres Gewandes hinab bis zur Scheide. Da geriet das Hohe Himmels·gefilde in Aufruhr, und die acht Millionen Gott·heiten brachen alle vereint in Lachen aus.<ref>''Kojiki'' 1, Antoni 2012, S. 39–40. Für die ''Nihon shoki'' Variante s. Aston 1972 I, S. 44–45; Florenz 1919, S. 155–56.</ref><br />
}} <br />
<br />
Man kann sich diese tanzende Uzume also am ehesten als eine wilde, mit Beses·sen·heits·kulten in Verbin·dung stehende Shamanin vor·stellen, die sich aus Ranken, Gräsern und Baum·zweigen Arm- und Kopf·schmuck fertigt. Laut dem ''Nihon shoki'' hält sie außer·dem einen Speer in der Hand. So angetan steigt sie auf einen um·ge·stürzten Zuber, der als Reso·nanz·boden ihres stamp·fenden Tanzes dient, und verfällt in einen eksta·tischen Trance-Zustand.<ref>Während das Stampfen in der japanischen Tradition, namentlich im Nō, durchaus erhalten blieb, ist die Entblößung kein Element des klassi·schen japanischen Theaters. Im ''butoh'' (wtl. Stampftanz) des 20. Jahr·hunderts wurden beide Elemente aller·dings erneut mit einander verbunden.</ref> <br />
<br />
In der zweiten Episode gehört Uzume zum Ge·folge des „Himmli·schen Enkel·sohns“ {{glossar:Ninigi}}, der die Herr·schaft auf der Erde an·treten soll. Im Zuge seines Ab·stiegs zur Erde stellt sich ihm und seinen Begleitern eine unheim·liche Gott·heit namens {{glossar:Sarutahiko}} (wtl. „Prinz des Affenfelds“) in den Weg. Saruta·hiko besitzt eine „sieben-Hand-lange“ Nase, ist zudem von un·ge·wöhn·lich hohem Wuchs und emittiert Licht·strahlen aus Mund und After. Die himm·lischen Götter wissen nicht, ob er feind·lich oder freund·lich ge·son·nen ist. Ame no Uzume ergreift die Ini·tiative, um die Sache zu klären, und ent·blößt vor dem selt·samen Gott ein weiteres Mal ihre Brüste, wobei sie in ver·ächt·liches Lachen ausbricht. Saruta·hiko erklärt darauf·hin, dass er gekommen sei, um dem Himmli·schen Enkel den Weg zu weisen. Ob dies sein ur·sprüng·liches Vor·haben war, oder ob Uzume ihn durch ihr Ver·halten dazu brachte, bleibt offen. Auffallend ist jedoch, dass sich Uzume in beiden Szenen einer Art Strip·tease bedient, um andere Gott·heiten zu mani·pulieren.<br />
<br />
{{w500<br />
|uzume_sarutahiko.jpg<br />
|rahmen_h=315<br />
| Buchillustration aus ''Nakatomi ōbarai ezu'', späte Edo-Zeit<br />
| caption= Ame no Uzume und Sarutahiko<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{w500<br />
|Uzume_Sarutahiko_ningyo.jpeg<br />
|rahmen_h=315|w= 510|left=-5|top=-35<br />
| Werbeplakat für eine Puppenausstellung, 1856<br />
| caption= Ame no Uzume und Sarutahiko<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Uzume und Saruta·hiko werden schluss·endlich ein Paar und Uzume übernimmt von ihm den Namens·teil „Affe“ ({{g|saru}}). Sie wird nun als {{glossar:sarume|Sarume}} no kimi — wtl. „Herrin der Affen·frauen“ tituliert. [[Affe]] ist dabei nicht als Schimpf·wort zu ver·stehen, sondern steht meta·phorisch für Schau·spieler, wie sich auch in einem alten Namen des Nō-Theaters andeutet: {{glossar:sarugaku}}, wtl. „Affenmusik“. Die „Affen·frauen“ wiederum waren Priester-Tänze·rinnen des frühen Tennō-Hofes, die in Ame no Uzume ihre Ahn·herrin erblickten. Uzumes Hand·lungen, ihr eroti·scher Tanz vor der Felsen·höhle und ihr provo·kantes Techtel·mechtel mit Saruta·hiko, stehen also mit dem Ritual·wesen bei Hof in enger Bezie·hung und dienen als Grün·dungs·mythen für bestimmte, regel·mäßig praktizierte Zere·monien. Laut dem {{Glossar:Kogoshuui}} (verfasst 807) leitet sich insbe·sondere der „Ritus zur Besänf·ti·gung der Geister“ ({{glossar:chinkonsai}}) auf den Tanz der Ame no Uzume zurück. Damit wird indirekt klar, dass die von Uzume adres·sierten Gott·heiten, Amaterasu und Sarutahiko, in einem ent·rückten, übel·wollen·den Zustand waren, der mitunter auch als {{glossar:aramitama}}, als wilder, bösartiger Seelen·zu·stand bezeichnet wird. Uzumes Aufgabe bestand also darin, die jewei·ligen Gott·heiten durch thea·tra·lische Mittel in einen milden Seelen·zustand ({{glossar:nigimitama}}) zu ver·setzen.<br />
<br />
== Uzume in ''kagura'' und ''ukiyoe'' ==<br />
<br />
Die heute gängige ikono·graphische Form der Uzume hat mit der provo·kanten Shamanin auf den ersten Blick wenig zu tun. Sie zeigt die Göttin im Gewand einer modernen Schrein·dienerin ({{glossar:miko}}). Auch die Gegen·stände, die sie in den Händen hält, sind meist dem neu·zeit·lichen Schrein·ritual ent·nommen. <br />
<br />
{{w502<br />
| uzume_toyokuni.jpg|rahmen_h1=400|w1=300|left1=-55|top1=-5<br />
| uzume_kagura.jpg|rahmen_h2=400|w2=300|left2=-25<br />
| Kabuki-Schauspieler als Uzume<br />
| Uzume in einem ''kagura''<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{W500|rahmen_h=200|top=-110|w=530|left=-15<br />
|iwado_hiroshige.jpg<br />
|Uzume und Sarutahiko vor der Felsenhöhle<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Diese Charakte·ristika stammen nicht direkt aus den Mythen, sondern aller Wahr·scheinlich·keit nach aus den soge·nannten {{glossar:kagura}}-Tänzen. Dies sind rituelle Tänze, die zumeist in Shintō-Schreinen auf·geführt werden. Während die frühesten bekannten Formen keine drama·tische Handlung besaßen, haben sich seit der {{glossar:Edo}}-Zeit ''kagura'' in Form von drama·tisierten mytholo·gischen Themen mehr und mehr verbreitet. Die Hervor·lockung der Sonnen·gottheit stellt dabei — neben dem [[Mythen/Goetter_der_Erde|Kampf Susanoos]] mit der acht·köpfigen Schlange {{glossar:Yamatanoorochi}} — eines der popu·lärsten Sujets dar. Selt·samer·weise tritt in den ''kagura'' neben Uzume stets auch Sarutahiko auf, das Tanz·theater verschmilzt also die beiden mytholo·gischen Episoden vom Tanz vor der Felsen·höhle und dem Abstieg des Himm·lischen Enkels. Auch auf den ent·sprechen·den {{glossar:Ukiyoe}} ist zumeist Saruta·hiko neben Uzume vor der Felsen·höhle zu erkennen.<br />
<br />
== Otafuku, Okame, Oto Goze: Uzume als Glücksgöttin ==<br />
<br />
Die erotische Rolle, die Uzume in den Mythen inne hat, kommt in späteren Illu·stra·tionen zwar allent·halben zum Aus·druck, doch ist Uzume alles andere als ein Vamp oder eine ''femme fatale''. Stattdessen wurde ihre Gestalt ironisiert und erhielt das Aussehen einer komischen, bisweilen auch dezidiert hässlichen weiblichen Gestalt. Angeblich soll auch ihr Name auf diese Häss·lichkeit hin·deuten (wobei die Ety·molo·gie allerdings nicht über jeden Zweifel erhaben ist): Aston (1896) übersetzt Uzume mit „terrible female“, Florenz (1919) mit „ab·schrecken·des Weib“.<ref>Beide Über·setzer beziehen sich dabei auf eine Erklärung des Namens Uzume im {{glossar:Kogoshuui}} (807), das einen Zusammen·hang mit ''ozoshi'', „furchtbar“, herstellt. S. z.B. Florenz 1919, S. 421–22.</ref> Jedenfalls wurde Uzume in einer wenig attrak·tiven, aber komischen Gestalt schließlich sogar zu einer [[Ikonographie/Gluecksgoetter|Glücks·göttin]], wobei gerade ihr hässliches Aussehen dem Vertreiben von Unglück förderlich sein soll. <br />
{{w502<br />
|otogoze.jpg|top1=-20<br />
|Oni_shibata.jpg|w2=x380|left2=-200<br />
|Maske der Oto-goze, 15./16. Jh.<br />
|Otafuku, 19. Jh.<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{W500<br />
|Uzume Izu-no-Chohachi.jpg|w=498|rahmen_h=335<br />
|Uzume von Irie Chōhachi (1815–1889)<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{sidebox2<br />
|Daikoku_Uzume.jpg<br />
|Otafuku und Daikoku<br />
|rh=330|top=-140|w=180<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Als volks·tümlich komö·dianti·sche Glücks·bringerin ist Uzume auch unter Namen wie {{glossar:Otafuku}} oder Okame bekannt ist. Jedes Kind in Japan kennt Otafuku als dicke, kleine Frau mit birnen·förmi·gem Gesicht, einer hohen Stirn und kleinen lachen·den Augen. Diese äußer·lichen Merk·male lassen sich auf eine Figur des komö·dianti·schen {{glossar:kyougen}}-Theaters namens {{glossar:Otogoze}} zurück·führen. Diese eher derbe Gestalt gehört zur Kate·gorie der „häss·lichen Frauen“ ({{glossar:shikome}}) im Kyōgen und stellt einen be·wussten Kontrast zur ätheri·schen Schön·heit der weib·lichen Nō-Masken dar. <br />
<br />
Ob die Figur der Oto-goze von Anfang an mit Uzume identi·fiziert wurde, oder ob dies erst eine sekun·däre Entwick·lung darstellt, ist unklar. Jedenfalls ist die ent·spre·chende Maske seit der {{glossar:Muromachi}}-Zeit bekannt und prägt nicht nur die bis heute popu·lären Otafuku-Darstel·lungen, sondern auch die Dar·stel·lungen der mytho·logi·schen Uzume. In dieser Form trat Ame no Uzume einst sogar als einzige Frau im Ensemble der Sieben Glücks·götter ({{glossar:shichifukujin}}) auf, wurde Anfang der {{glossar:Edo}}-Zeit aller·dings von {{glossar:Benzaiten}} ver·drängt.<ref> Kita Sadakichi, „Shichifukujin no seiritsu“ (Die Entstehung der Sieben Glücksgötter) 1935, nach Miyata 1998, S. 304–305</ref><br />
<br />
Wie man an den Ab·bildun·gen des 19. Jahr·hunderts erkennt, haben manche Illustra·toren die an·geb·liche Häss·lich·keit der Uzume/ Otafuku sehr wört·lich genom·men, viel·leicht auch, um die ero·tische Kompo·nente der mytho·logi·schen Erzäh·lung ab·zuschwä·chen. Im Allge·meinen hat sich aber ein hu·moris·tischer, durchaus nicht un·attrak·tiver Er·schei·nungs·typ der Uzume durch·gesetzt, der bei·spiel·haft in Hokusais Dar·stellung am Anfang dieser Seite wieder·ge·geben ist (s.o.).<br />
<br />
{{w502<br />
| uzume_ekin.jpg<br />
| uzume_hokkei.jpg|w2=320|left2=-40|top2=-25<br />
| Uzume von Ekin (1812–1876) <br />
| Uzume von Hokkei<br />
| rh=330<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{w500 |rahmen_h=200<br />
|Uzume_kosugi.jpg<br />
|Moderne Version der Uzume (1951)<br />
|ref=1<br />
| hell= hell<br />
}}<br />
{{Verweise<br />
| links_ue=LL<br />
| links=<br />
* [http://www.uwec.edu/philrel/shimbutsudo/uzume.html Ame-no-Uzume no Mikoto], Joseph Ziehr and Edward Beach (en.)<br/>Artikel der Website ''[http://www.uwec.edu/philrel/shimbutsudo/ Shimbutsudo]''.<br />
{{Literatur: Aston 1972}} {{Literatur: Florenz 1919}} {{Literatur: Miyata 1998}}<br />
<br />
| update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Ikonographie/Gluecksgoetter/Hotei&diff=67282
Ikonographie/Gluecksgoetter/Hotei
2016-09-21T17:54:39Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles|sidepage}}<br />
{{titel | Hotei (Budai), der Lachende Buddha }}<br />
{{w500 <br />
|budai.jpg <br />
|Budai (Hotei), chinesische Felsskulptur, Hangzhou<br />
| ref=1 }}<br />
{{sidebox2<br />
| w=240 | left=-20<br />
| butai_lingyin_closeup.jpg<br />
| Budai von Hangzhou<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{fl|I}}m China der Sung-Zeit lebte der sagen·um·wobene Bettel·mönch Qici, besser bekannt unter seinem Spitz·namen {{glossar:Budai}} („Jutesack“; auch Pu-tai; jap. {{Glossar:Hotei}}). Budai war miss·ge·staltet und dick·bäuchig, stotterte und schlief ein, wo immer er hin·fiel. Aber er war auch magisch be·gabt. Auf seinem Körper blieb der Schnee nicht liegen und er konnte den Regen und andere Dinge vor·her·sagen. Er war mit jeder Nahrung zu·frie·den, nahm dankbar alle Spen·den, die man ihm gab, und hortete sie in seinem Sack. Er soll 916, nach einer anderen Version zwischen 901 und 904, ge·stor·ben sein.<ref name=ddb>''Digital Dictionary of Buddhism'', [http://www.buddhism-dict.net/cgi-bin/xpr-ddb.pl?q=%E5%B8%83%E8%A2%8B 布袋 (Budai)] (2012-08-21)</ref><br />
<br />
== Budai und Maitreya ==<br />
<br />
Von Budai ist folgender Vers überliefert:<br />
<br />
{{Zitat<br />
|quelle=Zitiert nach ''Digital Dictionary of Buddhism'' <ref name=ddb /><br />
|text=<br />
Oh Maitreya, wahrer Maitreya! Du besitzt unzählige Formen. <br /> Du zeigst Dich beständig den Menschen, aber die Menschen erkennen Dich nicht. <br />
}}<br />
<br />
{{w500|rahmen_h=500<br />
|miroku_kamakura_obama.jpg<br />
|Bodhisattva Maitreya (jap. Miroku) in orthodoxer Erscheinungsform (Kamakura Zeit)<br />
| ref=1<br />
}}<br />
<br />
Der von Budai ange·sprochene {{skt:Maitreya}} (jap. {{Glossar:Miroku}}) war schon im indischen, vor allem aber im chine·sischen Buddhis·mus eine Art Messias-Figur (vgl. [[Ikonographie/Dainichi/Daibutsu| Der Große Buddha von Leshan]]). Als {{skt:Bodhisattva}} der neunten Stufe residiert er im {{skt:Tushita}}-Himmel, dem vierten und höchsten Himmel der [[Ikonographie/Waechtergoetter | Devas]], in dem alle {{skt:buddha|Buddhas}} vor ihrer letzten Wieder·geburt leben. Am Ende des gegen·wärtigen Welt·zeit·alters soll er die 10. Stufe, also die voll·endete Bud·dha·schaft erlangen und dabei alle, die an ihn glauben, er·retten. Deshalb wird er auch als „Buddha der Zukunft“ apostro·phiert.<br />
<br />
Budai verspricht aber die Hoffnung, dass es gar nicht nötig ist, so lange zu warten, da Maitreya im Grunde schon über·all zu·ge·gen ist. Es kommt nur darauf an, dies auch zu er·kennen. Viel·leicht ist dieser dem Budai zu·ge·schrie·bene Gedanke auch der Grund, warum man ihn selbst im Lauf der Zeit als Inkarna·tion des Bodhi·sattva Maitreya ansah. In jedem Fall mahnt die Legende des Budai, nicht vor·schnell nach dem äußeren An·schein zu ur·teilen und weist da·rauf·hin, dass gerade die ein·fachsten Mönche am ehesten dem Ideal des Buddha ent·sprechen. Diese Idee findet man auch im chinesi·schen [[Ikonographie/Heilige/16 Rakan|Arhat-Kult]], der viele Be·rührungs·punkte mit der Budai-Legende aufweist.<br />
<br />
== Budai/ Hotei im Zen Buddhismus== <br />
<br />
Der Kult des Budai wurde vor allem durch den [[Geschichte/Zen | Chan/Zen]] Bud·dhis·mus maß·geb·lich vor·an ge·trieben. Er fand in Budai jene „aus·ge·flippte“, welt·ab·ge·wandte Exzentrik, die auch im {{g|doukyou2|Daoismus}} ver·ehrt wird und die uns in ver·schie·denen legen·dären Figuren des Chan/Zen be·gegnet. {{g|Katsushikahokusai}} hat in seinen Manga diese Verehrung satirisch überspitzt dar·gestellt, indem er Hotei als ver·fetteten Tempel·gott auf dem Stuhl eines Zen-Abtes portraitiert.<br />
<br />
{{w500|rahmen_h=345<br />
|hotei_manpukuji.jpg<br />
|Hotei Statue des Zen Tempels Manpuku-ji, Kyōto<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w500|rahmen_h=345<br />
|zenshu no garanjin.jpg<br />
|Hotei als Tempelgott des Zen (''Zen-shū no garan-jin'').<br/> Satirische Darstellung von Katsushika Hokusai, ''Hokusai manga'', Band 5 (1816) <br />
| ref=1<br />
}}<br />
<br />
== Lachender Buddha ==<br />
Die Figur des dick·bäuchigen „Lachenden Buddhas“ ist aber weit über den {{g|Zen}} hinaus Be·stand·teil der Volks·religion in China und Japan ge·worden. In China wirbt Budai in Restau·rants um Kunden, in Japan hat Hotei die kon·fessio·nellen Grenzen zum Shintō über·schritten, und wird im Ensemble der Sieben Glücks·götter ({{g|shichifukujin}}) auch als eine Art {{Glossar:Kami}} verehrt.<br />
<br />
=== Graphische Darstellungen ===<br />
{{w500|w=660|left=-80|top=-10<br />
| hotei_hokusai_ca1810.jpg<br />
| Hotei auf einem Fächerbild von Hokusai, um 1810<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w502 |top2=-30<br />
| hotei_muromachi.jpg<br />
| hotei_yoshitoshi.jpg<br />
| Hotei mit chinesischen Knaben (''karako'')<br />
| Hotei deutet auf den Mond (Yoshitoshi)<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w500|top=-30<br />
| hotei_hakuin.jpg<br />
| Zen-Tuschemalerei von Hakuin (18. Jh.)<br />
| ref=1<br />
}}<br />
<br />
===Statuen ===<br />
{{w502 |top2=-10|rahmen_h=320<br />
| happy-hotei_2070.jpg <br />
| putai.jpg <br />
| Hotei aus Elfenbein (frühes 20. Jh.)<br />
| Chinesischer Budai (20. Jh.)<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w502 |rahmen_h=190<br />
| hotei_kamakura.jpg |w1=260<br />
| hotei_yamadera.jpg|w2=290|left2=-20<br />
| Hotei Skulptur aus Stein, Kamakura<br />
| Hotei als „Streichelbuddha“<br />
| ref=1<br />
}}<br />
<br />
{{ Verweise<br />
|links_ue= Quellen<br />
| links=<br />
* Charles Muller (Hg.) [http://www.buddhism-dict.net/ddb/ ''Digital Dictionary of Buddhism''] (seit 1995) [login als „guest“]<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Ikonographie/Mudra&diff=67281
Ikonographie/Mudra
2016-09-21T17:28:23Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}{{#css:<br />
.mudra {padding:0 1.5em}<br />
}}<br />
{{titel | ''Mudras'' — Symbolische Handzeichen }}<br />
<br />
{{floatright|aniin_middle.jpg|w=120|rahmen_w=120|rahmen_h=160|style=margin-right:-10em; padding-right:0}}<br />
{{fl|E}}ine {{skt:mudra}} (jap. {{glossar:inzou}} oder -''in'') ist ein Hand·zei·chen oder eine Geste mit kon·kre·ter sym·boli·scher Be·deu·tung. Zu·meist ver·weist eine ''mudra'' auf eine be·stim·mte Tätig·keit eines {{skt:Buddha}} (Predigt, Meditation, etc.). In der bud·dhis·tischen Plastik unter·stützen ''mudras'' die Aus·sage·kraft einer Figur und sind ein oft we·sent·liches Merk·mal, um Bud·dha·sta·tuen ikono·gra·phisch zu unter·schei·den. Doch nicht nur Sta·tuen formen ''mudras'', auch Mönche und Gläubige ver·wenden sie im tä·gli·chen Ritual oder Gebet. Selbst die all·täg·liche Geste des Hände·fal·tens gilt als eine ''mudra'' ({{glossar:gasshouin}}). Be·son·ders be·deu·tsam sind ''mudras'' im eso·teri·schen Bud·dhis·mus ({{glossar:mikkyou}}), wo sie meist in Kom·bina·tion mit spe·ziel·len Gebets·formeln ({{skt:mantra}}) an be·stim·mte bud·dhis·tische Ge·stal·ten ge·rich·tet werden, um einen kon·kreten Nutzen zu er·zielen.<br />
<br />
==Bekannte ''mudras''==<br />
<div style="margin-right:-8em;"><br />
{| align="center"<br />
|[[Bild:segan_semui.gif|link=]]<br />
|class="mudra"|<br />
Mudra der Furcht·losig·keit und der Er·füllung, {{glossar:semuiin}}, {{glossar:seganin}}.<br />
<br />
Die Rechte wehrt Böses ab/be·schützt Gutes, die Linke gibt, was er·beten wurde; typische Geste des his·tori·schen Buddha, {{glossar:Shakanyorai}}.<br />
|{{Dia|shaka_heian_boston.jpg|w=180|left=-25|top=-100}}<br />
|-<br />
|[[Bild:mudra_tenborinin.gif|link=]]<br />
|class="mudra"|<br />
<br />
<br />
''Mudra'' des {{skt:dharma|Dharma}}-Rad-Drehens, {{glossar:tenbourinin}}<br />
<br />
Geste des Pre·digens. Sym·boli·siert die erste Lehr·rede des histori·schen Buddha (= Ingangsetzen des „Rads der Lehre“). In Japan dennoch meist eine kenn·zeich·nen·de Geste des {{glossar:amida}} Buddha.<br />
|{{Dia|mudra_amidahoryuji.jpg|w=120|top=-20}}<br />
|-<br />
|[[Bild:mudra_join1.gif|link=]]<br />
|class="mudra"|<br />
<br />
<br />
Meditations-''mudra'', {{glossar:jouin}}<br />
<br />
Beide Hände im Schoß ge·faltet (hier mit der für Amida typischen Stellung der Zeigefinger). Typisch für Amida und den Dai·nichi der Mutter·schoß·welt ({{glossar:taizoukai}}).<br />
|{{Dia|mudra_kamakuradaibutsu.jpg|w=x120|left=-40}}<br />
|-<br />
|[[Bild:mudra_chikenin.gif|link=]]<br />
|class="mudra"|<br />
<br />
<br />
Weisheitsfaust-''mudra'' {{glossar:chikenin}}<br />
<br />
Geste des Dainichi Nyorai der {{skt:vajra|Vajra}}-Welt ({{glossar:kongoukai}}) Mandala.<br />
|{{Dia|chiken_in2.jpg|w=120|top=-20}}<br />
|-<br />
|[[Bild:gosanze_mudra.gif|link=]]<br />
|class="mudra"|<br />
<br />
<br />
Abwehr von Unheil, {{glossar:gousanzein}} <br />
<br />
Geste des {{glossar:gousanzemyouou}}, einer Schutz·gott·heit des eso·teri·schen Bud·dhis·mus.<br />
|{{Dia|gosanze_mudra.jpg|w=120|top=-60}}<br />
|}<br />
</div><br />
{{Linkbox|ue=Weiterführende Informationen|text=<br />
{{Literatur:Saunders_1985}}<br />
* [http://www.thangka.de/Icono/Mudras/Mudras.htm Explanations of Mudras], (dt. und en.)<br/>Tibetische Mudras erklärt vom Dharmapala Thangka Centre.<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay|Ikonographie/Amida}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Alltag/Totenriten&diff=67280
Alltag/Totenriten
2016-09-21T17:15:03Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel | Totenriten und Bestattung}}<br />
<br />
{{fl|W}}as passiert kon·kret, wenn ein Mensch in Japan stirbt? Wie ver·ab·schie·det man einen Ver·storbenen, wie trauert man um ihn? Welche religiösen Spe·zia·listen sind hierbei gefragt? Die folgende Seite enthält einen Über·blick der wich·tigsten Ele·mente des Toten·geden·kens sowie der Tabus, die im Zusam·men·hang mit dem Tod zu beachten sind. <br />
<br />
{{w500|rahmen_h=340<br />
|Soshiki_ozu.jpg<br />
|Totenfeier aus Ozus Film ''Tōkyō monogatari'', 1953<br />
}}<br />
Die große Mehrheit aller Verstorbenen wird nach bud·dhis·tischem Ritus ein·ge·äschert und in einer Urne beigesetzt. Die Ein·äscherung erfolgt meist sehr rasch, d.h. innerhalb von ein bis zwei Tagen. Dies ist allein schon wegen des feucht-heißen Klimas not·wendig, doch tragen auch alt·ein·ge·sessene Tabu·vor·stel·lungen dazu bei, dass man die Toten möglichst rasch aus der Welt schaffen möchte. Der Tod ist nämlich stark mit der Vor·stel·lung ritueller Ver·un·rei·ni·gung ({{glossar:kegare}}) ver·bunden. Ein Groß·teil der To·ten·riten dient daher der rituellen Rei·ni·gung des Ortes, an dem der Ver·storbene gelebt hat. Des weiteren dürfen Riten, die im Zu·sammen·hang mit der Be·stattung stehen, keines·falls im normalen Alltag eingesetzt werden (s.u. ''kitamakura'', ''kotsuage''). Insgesamt scheint der gesamte Zyklus der Be·stat·tungs·riten ({{glossar:soushiki}}) von dem Grund·ge·danken bestimmt zu sein, den Ver·stor·benen so schnell, als es die Pietät zu·lässt, aus dem Bereich der Le·ben·den zu ent·fernen und in den Status eines {{glossar:hotoke}} (wtl. eines {{skt:buddha|Buddhas}}) zu ver·setzen. In dieser Form gilt er dann weder als be·droh·lich noch als unrein und kann damit zum Ge·gen·stand einer be·son·deren [[Alltag/Ahnenkult/Butsudan | Ahnenverehrung]] werden.<br />
<br />
Die Ze·re·mo·nien, die den Übergang vom Dies·seits zum Jen·seits begleiten, werden heute zum Groß·teil im Haus des Ver·stor·benen vollzogen und betreffen seine ganze Familie, eventuell auch seine Freun·de und Nach·barn. Die wichtigsten Be·stattungs·riten finden in der Zeit un·mittelbar vor und nach der Ein·äscherung statt. Der entscheidende Moment der rituellen Ver·ab·schie·dung liegt in der Ver·brennung des Leich·nams. Danach werden die Aschen·reste (bzw. um genau zu sein: die un·ver·brannten Knochen) des Ver·stor·benen in einer Urne nach Hause genommen und bleiben dort noch einige Zeit, bevor sie schließ·lich auf dem [[Alltag/Friedhof | Friedhof]] beigesetzt werden.<br />
<br />
Die Leitung einer familiären Be·stat·tungs·zeremonie ist ein ver·ant·wortungs·volles und kompliziertes Amt, das tra·di·tioneller·weise dem ältesten Sohn einer Familie zukommt. Für bestimmte Gebete und Riten werden zudem die Dienste bud·dhis·tischer Mönche in Anspruch genommen, die zu diesem Zweck das Haus des Ver·storbenen aufsuchen. Alles in allem ist der voll·stän·dige Zyklus eines Be·stattungs·rituals eine zeit·auf·wendige, kostspielige An·ge·legen·heit, die durch die Tatsache, dass immer mehr Menschen im Spital und nicht in den eigenen vier Wänden sterben, weiter ver·kompliziert wird. Aus diesem Grunde werden Be·stattungen oft mit Hilfe von professionellen Be·stat·tungs·unter·nehmen ({{glossar:sougiya}}) ausgeführt, deren Aufgabe nicht nur im Verwahren des Leichnams, sondern auch im „event-manage·ment“ der Be·stat·tung besteht. Dabei richtet man sich im allgemeinen nach einem gewissen rituellen Grund·schema, das im folgenden einzeln aufgelistet ist.<br />
<br />
== Die einzelnen Totenriten ==<br />
{{Textbox|text= <br />
'''Taburegel 1: Nicht mit dem Kopf nach Norden schlafen'''<br />
Die Regel, dass der Kopf des Ver·stor·be·nen nach Norden weisen soll, geht angeblich auf den historischen Buddha zurück. Dieser soll mit nordwärts ge·wand·tem Haupt ins {{skt:Nirvana}} eingegangen sein. Daher soll der Tote seinem Beispiel folgen. Um·ge·kehrt achtet man in Japan genau darauf, normalerweise nicht mit dem Kopf nach Norden zu schlafen.<br />
}}<br />
{{Textbox|text=<br />
'''Taburegel 2: Verhängen des shintō·isti·schen Haus·schreins'''<br />
{{w500| rw= 200 | rh= 270<br />
|kamidana_fuji.jpg<br />
}}<br />
Die {{glossar:kami|''kami''}} sollen mit den Ver·un·rei·nigungen ({{glossar:kegare}}) des Todes möglichst nicht in Berührung kammen, da sie die Hinter·bliebenen sonst mit Unglück strafen könnten. Daher verhängt man den shin·tō·is·tischen [[Alltag/Kamidana | Haus·schrein]] (so man über·haupt einen besitzt) während der Trauer·zeit mit weißen Tüchern oder Papier ({{glossar:kamidanafuuji}}). In diesem Brauch spiegelt sich die rituelle Rollen·ver·teilung „Bud·dhis·mus: Tod, Shintō: Leben“ anschaulich wider.<br />
}}<br />
Die folgenden rituellen Ein·zel·schritte stehen mit diversen Taburegeln in Beziehung, die von fast allen Japanern befolgt werden und zeigen, wie eng die Vorstellung von der Verunreinigung ({{glossar:kegare}}) durch den Tod mit dem japanischen Brauchtum verflochten ist.<br />
<br />
=== Aufbahrung des Leichnams ===<br />
<br />
'''Totengewand''':<br />
Zum Zwecke der Auf·bah·rung wird der Tote gewaschen und mit einem weißen Toten·gewand ({{glossar:shinishouzoku}}) bekleidet. Es erinnert an ein [[Alltag/Pilgerschaft | Pilger·gewand]] bzw. an das Gewand eines Wanderers und symbolisiert somit die be·vor·stehende [[Mythen/Jenseits | Reise in die Unter·welt]]. Das To·ten·ge·wand unterscheidet sich vom Pil·ger·ge·wand jedoch durch die dreieckige Stirn·binde, die auch für die Dar·stel·lung von Toten·geistern typisch ist (s.u.). <br />
Schließlich gehören auch sechs Münzen zur Ausstattung des Ver·storbenen, die dieser für die Fähre über den Fluss der Unter·welt zu zahlen hat. <br />
[[Bild:Sinishouzoku.gif |rahmenlos|zentriert|''Shini shōzoku''|link=]]<br />
<br />
'''''Kitamakura''''':<br />
Der Tote wird zunächst im eigenen Haus·halt feier·lich und von vielen Blumen um·geben auf·ge·bahrt. Dabei ist zu beachten, dass sein Kopf nach Norden weist ({{glossar:kitamakura}}, wtl. „Nordpolster“). Diese Kopflage ist ansonsten tabu (s. Taburegel 1).<br />
<br />
=== Riten vor der Einäscherung ===<br />
<br />
'''Sutrenlesung''':<br />
Die Rezitation buddhistischer [[Texte/Sutra | Sutren]] sollte möglichst durch einen bud·dhis·tischen Mönch erfolgen. Sie wird von Rauch·opfern (Ab·brennen von Räucher·stäbchen) begleitet.<br />
<br />
'''Totenwache''':<br />
Die Totenwache ({{glossar:tsuya}}) dauerte tra·di·tio·neller·weise die ganze erste Nacht. Früher wachten die engsten Familien·mit·glieder beim Ver·storbenen, heute wird die Wache aber zumeist abgekürzt. Gebete werden durch den Leiter der Trauer·ze·re·mo·nien (im Ideal·fall der älteste Sohn, heute oft ein professioneller Be·stat·tungs·unter·nehmer) durchgeführt. Früher war es Brauch, dass der Leiter der familiären Trauer·zeremonie als Zeichen, dass er nun den Ver·storbenen ver·körpert, ein dem Toten·gewand ähnliches, weißes Gewand trug. Auch das findet sich nur noch selten.<br />
<br />
'''Geldspenden''':<br />
Am Tag nach dem Ableben, noch bevor der Leich·nam zum Kre·ma·torium gebracht wird, ver·sammeln sich Ver·wandte und Bekannte zu einer Trauer·feier im Haus des Ver·storbenen. Dabei werden Räucher·stäbchen und andere kleine Opfer·gaben für den Ver·storbenen am Haus·altar nieder·gelegt. Vor allem aber haben die Trauer·gäste Geld ({{glossar:kouden|okōden}}, wtl. „Beitrag für Räucher·stäbchen“) mit·zu·bringen, das in einem ent·sprech·enden Kuvert darge·bracht wird. ''Okōden'' ist üblicher·weise eine hohe Summe, die als finanzielle Unter·stützung der beträchtlichen Kosten eines Be·gräb·nisses zu verstehen ist. Aller·dings verlangt es der Anstand, dass man am Ende der Trauer·periode allen Spendern ein Ge·gen·geschenk etwa im halben Wert der Spende macht (''okōden gaeshi'').<br />
<br />
'''Einsargung''':<br />
Der Tote wird in einen Sarg gelegt, um ihn darin zum Kre·ma·torium zu bringen. Die Trauernden beteiligen sich gemeinsam an der Ein·sar·gung, dabei helfen alle beim Zu·nageln des Sarg·deckels mit, indem sie symbolisch (mit Hilfe eines einfachen Steins) auf einen der Sarg·nägel klopfen. Der Sarg wird schließ·lich mit dem Leich·nam zusammen verbrannt.<br />
<br />
=== Einäscherung und Kotsuage ===<br />
{{Textbox|text=<br />
'''Taburegel 3: Ess·stäb·chen dür·fen sich nicht berühren'''<br />
Da der Ritus des ''kotsuage'' so stark mit dem Tod assoziiert wird, ist jede Erin·ne·rung an ihn im nor·malen Alltag streng·stens tabui·siert. Daher dürfen Speisen nie·mals direkt von Ess·stäb·chen zu Ess·stäbchen weiter gereicht werden. Über·haupt dürfen die ei·genen Ess·stäb·chen wäh·rend einer Mahl·zeit nie·mals die Ess·stäb·chen anderer berüh·ren. Dieses Tabu namens ''futari·bashi'' („Zwei-Leute-Stäbchen“) oder ''hashi·watashi'' („Stäbchen-Weiter·geben“) wird von allen Japa·nern unge·ach·tet der religi·ösen Zu·ge·hörig·keit strengs·tens be·folgt.<br />
}}<br />
{{float|bild=kotsuage.gif|class=noborder|left}}Die engste Familie be·glei·tet den Sarg ins Krema·to·rium. Die Ver·bren·nung darf nicht zu heiß sein und nicht zu lange dauern, damit noch einige Kno·chen·stück·chen des Leich·nams übrig blei·ben. Es sind diese Kno·chen·reste, nicht die Asche, die in der Folge in einer Urne ({{glossar:kotsutsubo}}) bei·ge·setzt werden.<br />
<br />
Das Ver·wah·ren der unver·brann·ten Kno·chen·reste in der Urne ge·schieht in Form eines spe·ziel·len Ritus, den man {{glossar:kotsuage}}, wtl. „Auf·he·ben der Knochen“, nennt. Die Kno·chen·stück·chen werden dabei von den an·wesen·den Fami·lien·mit·glie·dern ge·mein·sam mit beson·ders lan·gen Bam·bus·stäbchen aus den Asche·resten geholt und in die Urne gelegt.<br />
<br />
Vor ihrer Rückkehr ins Haus wer·den die Fami·lien·mit·glie·der, die am ''kotsuage'' teil·ge·nom·men haben, mit Salz rituell ge·reinigt. Die Urne wird zu·nächst nach Hause mit·ge·nom·men und später im Fami·lien·grab bei·ge·setzt. Dies geschieht meist mit relativ gerin·gem zere·moniel·lem Aufwand.<br />
<br />
{{w500| w= 520| top= -20| left= -10<br />
| kotsuage 1867.jpg<br />
| Familie beim Sammeln der Knochenreste, 19. Jh. <br />
}}<br />
=== Totennamen, symbolische Mönchsschaft ===<br />
<br />
Aus Sicht der buddhistischen Ritualisten ist das Toten·ritual eine sym·boli·sche Mönchs·weihe. D.h. dass der Ver·stor·bene post·hum in den Status eines [[Alltag/Moenche|buddhis·tischen Mönchs]] versetzt wird. Zu diesem Zweck wird u.a. eine sym·boli·sche Tonsur vor·genom·men: Der Tote wird mit einem Rasier·messer berührt, was das Scheren des Haupt·haars aus·drückt. Vor allem aber erhält er eine Art Mönchs·namen ({{glossar:kaimyou}}, wtl. „Namen nach den bud·dhis·tischen Geboten“). Der Name wird auf ein {{glossar:ihai}}-Täfel·chen ge·schrie·ben, das später einen Platz im Haus·altar ({{g|butsudan}}) erhält (siehe [[Alltag/Ahnenkult | Ahnen·kult]]). Neben dem Altar ist während der Trauer·zeit auch ein Foto des Ver·stor·benen platziert.<br />
<br />
=== Trauerzeit ===<br />
{{Textbox|text=<br />
'''Taburegel 4: Kein Neu·jahrs·schrein·besuch'''<br />
Für das gesamte Jahr, in dem sich ein familiärer Todes·fall ereig·nete, gelten da·rüber hinaus wei·tere Tabu·vor·schrif·ten, die neuer·lich mit dem pro·ble·mati·schen Ver·hältnis zwi·schen Shintō und Todes·tabu zu tun haben. So soll·ten die Hinter·blie·benen im fol·gen·den Neu·jahr auf den tra·ditionel·len Neu·jahrs·schrein·besuch ({{glossar:hatsumoude}}) ver·zich·ten. Auch sollte man ihnen keine tra·ditio·nellen Neu·jahrs·karten schicken.<br />
}}<br />
Die engere Trauerzeit beträgt nach bud·dhis·ti·schem Brauch sie·ben Wochen, also 49 Tage. Dies ist die Zeit, wäh·rend der die Toten·seele ihre Reise ins Jen·seits ab·sol·viert und dabei spiri·tuelle Un·ter·stüt·zung be·nötigt. Nach tradi·tionel·len Vor·stel·lungen muss sie sich näm·lich in der [[Mythen/Jenseits/Totenreich|Totenwelt]] vor zehn Richtern ({{glossar:juuou}}) recht·fertigen. Während der ersten 49 Tage gibt es jede Woche eine Ver·hand·lung, die man aus dem Dies·seits durch Riten und Opfer·gaben beein·flus·sen kann. Daher sollte es am Ende jeder Woche es eine bud·dhis·tische Zere·mo·nie geben. Nach Ab·schluss die·ser Zeit fin·det auch eine To·ten·feier für den wei·te·ren Be·kann·ten- und Ver·wand·ten·kreis in einem bud·dhis·tischen Tempel statt.<br />
<br />
Spätere Gedenk·feiern für den Ver·stor·be·nen fallen im Grunde bereits in den Be·reich der Ahnen·ver·ehrung. Den Ahnen wird kollektiv im Rahmen des jähr·lichen {{g|Obon|Bon-Festes}} ge·dacht. Für in·divi·duel·le Ver·stor·bene gibt es da·rüber hinaus in be·stimm·ten Ab·stän·den (nach 1, 3, 7, 13, ev. auch nach 33 Jahren) weitere bud·dhis·tische Seelen·mes·sen. Da·nach wird an·genom·men, dass die Seele end·gültig ins Jen·seits ein·ge·gan·gen ist. Damit sind keine Tot·en·feiern mehr nötig, auch das Ahnen·täfel·chen wird vom Haus·altar entfernt.<br />
<br />
== Tradition und Veränderung der Totenriten ==<br />
<br />
{{Sidebox2<br />
| sidepage=Sogiya<br />
| plaza.jpg<br />
| Bestattungsunternehmen<br />
| rh= 170<br />
| hell= hell<br />
}}<br />
{{Floatleft| rh= 330<br />
|ososhiki_itami.jpg<br />
|Itami Juzos ''Begräbnis'' (1984)<br />
| caption= Eine Filmkomödie über die Schwie·rig·keiten tra·ditio·neller Be·gräbnis·riten <br />
}}<br />
Die oben beschriebenen Zeremonien beruhen z.T. auf sehr alten Vor·stellungen, sind aber erst im zwan·zig·sten Jahr·hundert standardisiert worden. Bei·spiels·weise war die Ver·brennung der Leiche zwar stets ein bud·dhis·tisches Ideal, wurde aber in vor·mo·derner Zeit aus technischen Gründen oft unter·lassen. Auch die Konzen·tration der Riten auf den häus·lichen Bereich ist ein relativ junges Phäno·men. Die tatsäch·liche Ab·haltung der Feiern unter·liegt natürlich zahl·reichen Varia·tionen, die vom indi·vi·duellen Brauch der Familie, von ihren öko·nomi·schen Ver·hält·nissen, von ihrem Wohn·ort, von ihrer religiösen Zuge·hörigkeit, u.a.m. abhän·gig sind.<br />
<br />
Ein kleiner Prozentsatz aller Begräbnisse wird nach shin·tō·is·tischem Muster durch·führt. Shintō-Be·gräb·nisse waren vor der {{glossar:meiji}}-Restauration aller·dings nur in einigen Priester·familien üblich und sind auch heute in der all·ge·meinen Be·völkerung kaum bekannt. Im all·ge·meinen weichen daher nur japanische Christen stark von den hier be·schriebenen zeremoniellen Grund·regeln einer Bestattung ab.<br />
<br />
Ein gewisser Druck zur Uni·for·mität entsteht übrigens auch dadurch, dass Be·kannte, Ver·wandte und Nach·barn nicht nur als Trauer·gäste zu erwarten sind, sondern auch bei der Organisation des Be·gräb·nisses helfen. Vor allem in länd·lichen Gebieten, wo nach·bar·schaft·liche und ver·wandt·schaft·liche Hilfe noch selbst·ver·ständ·licher funktioniert, unter·liegen Be·gräb·nisse daher dem lokalen Brauch·tum. In den Städten dagegen sind die Einzel·heiten von Be·gräbnis·riten vielen nicht mehr geläufig. Hier bieten zahl·reiche professionelle Be·stattungs·firmen ein ent·sprechendes Service als Ersatz für die von tra·di·tio·nellen Gemein·schaften über·nommenen Auf·gaben an. Diese Firmen vermitteln zwischen Familie und Tempel, organisieren die Trauer·feiern und bieten im übrigen alle möglichen Extras (besonders attraktive Gräber und Fried·höfe, professionelle Begräbnis·musiker, etc.) an. Auch dem technischen Fort·schritt wird Rechnung getragen. Eine Firma schlägt z.B. Methoden zur Er·hal·tung und Auf·be·wah·rung der DNA der Verstorbenen vor (siehe [[Alltag/Totenriten/Sogiya | Sidepage]]).<br />
<br />
Wer sich für Bestattung in Japan näher interessiert, sollte unbedingt Itami Juzōs Film ''Osōshiki'' (Das Be·gräbnis) ansehen. Hier werden die oben besprochenen Ein·zel·heiten in teils satirischen, teils sehr berührenden Episoden dargestellt, wobei der Zwie·spalt zwischen traditionellem Brauch·tum und moderner Lebens·welt deutlich zum Ausdruck kommt.<br />
<br />
=== Trauerfarbe: Schwarz? Weiß? ===<br />
<br />
{{floatright|w=160 |rahmen_h=220 <br />
|yurei.jpg<br />
|caption=Ein Totengeist entsteigt seinem Grab<br />
}}<br />
Eine gewisse Verwirrung besteht hinsichtlich der Trauerfarbe in Japan, heißt es doch häufig, in Japan sei weiß die Farbe des Todes. <br />
Seit Japans Öffnung zum Westen hat sich jedenfalls schwarz als Farbe der feierlichen Zurück·haltung bzw. Trauer auch in Japan allge·mein durch·gesetzt. Daher tragen die Teil·nehmer einer Toten·feier heute grund·sätzlich schwarz, wie es z.B. auch auf dem obigen Bild aus einem Film der 1950er Jahre zu erken·nen ist. Weiß wird hin·gegen bei [[Alltag/Familie|Hoch·zeiten]] — auch bei Heiraten im japa·nischen Stil — als Farbe des Braut·kleids bevorzugt. Hier ist ein·deutig ein west·licher Ein·fluss zu er·kennen. <br />
<br />
Für das vor·moderne Japan gilt „weiß als Farbe des Todes“ mit Ein·schrän·kungen. Wie oben erwähnt, ist das Gewand, in das der Tote geklei·det wird, dem [[Alltag/Pilgerschaft|Pilger·gewand]] nach·empfun·den und daher weiß. Auch die [[Mythen/Geister|Geister der Toten]] werden gern in weißem Gewand dargestellt. Nach tradi·tionel·lem Brauch·tum muss sich auch der Leiter einer Toten·feier wie ein Pilger kleiden, da er dem Toten gleichsam vor·machen muss, was er im Jenseits zu tun habe. Doch leitet sich die grund·legende Symbolik des Toten·gewandes von weiß als Farbe der Reinheit ab. Nicht nur bei Toten·riten oder bei der Pilger·schaft, sondern bei allen Riten, die Askese und Ent·halt·samkeit fordern, kleidet man sich in weiß oder trägt zu mindest ein weißes Untergewand. <br />
<br />
{{Linkbox|ue=Literatur|text=<br />
{{Literatur:Kenney_Gilday_2000}}<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay|Alltag/Ahnenkult}}<br />
<br />
{{Styles}}<br />
<br />
{{#css:<br />
.textbox {<br />
clear:both;<br />
}<br />
.textbox b, .textbox strong {<br />
font-size:1.1em;<br />
display: block;<br />
text-align: left;<br />
padding: 0 0 1em;<br />
}<br />
}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Bauten/Bekannte_Schreine/Izumo&diff=67279
Bauten/Bekannte Schreine/Izumo
2016-09-21T16:58:56Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Der Großschrein von Izumo}}<!--<br />
<br />
-->{{w500|rahmen_h=325<br />
| izumo_taisha2.jpg<br />
| Izumo Schrein, innere Schreinanlage <br />
}}<br />
{{fl|D}}ie Hauptgottheit des {{Glossar:Izumotaisha | Izumo}} Schreins heißt {{glossar:ookuninushi}}, wtl. „Großer Herr des Landes“. In den Mythen nimmt diese Gottheit als Gegenpol zur Sonnengottheit {{glossar:Amaterasu}} einen bedeutenden Platz ein. Es deutet sich an, dass {{Glossar:Izumo}} einst ein eigenes Reich oder Stammesgebiet darstellte, das nur unter Schwierigkeiten in den frühen japanischen Staat integriert werden konnte. In his·to·rischer Zeit nahm die Be·deu·tung der Gegend allerdings sukzessive ab. Ōkuninushi erhielt einen neuen Schrein, den {{glossar:Miwajinja|Miwa}} Schrein nahe der alten Haupt·stadt Nara, und wurde schließlich mit dem populären Glücksgott {{glossar:Daikoku}} assoziert. Als sagenumwobener Ort, an dem sich alle japanischen Götter einmal im Jahr zu·sam·men·fin·den, blieb Izumo aber den·noch bis heute im All·ge·mei·nen Be·wusst·sein präsent.<br />
<br />
{{w502<br />
| izumo_taisha3.jpg<br />
| izumo_detail.jpg <br />
| Hauptgebäude (''honden'')<br />
| Dächer, Details<br />
| rh= 160<br />
}}<br />
{{w502<br />
| izumo_honden.jpg<br />
| izumo_haiden.jpg <br />
| Haupthalle<br />
| Zeremonienhalle<br />
| rh= 210<br />
| top1= -10<br />
| w2= x210<br />
}}<br />
{{w502<br />
| izumo_bird2008.jpg<br />
| shimenawa_izumo.jpg <br />
| Luftbild<br />
| ''Shimenawa''<br />
| rh= 160<br />
}}<br />
{{w502<br />
| priester_izumo.jpg<br />
| omikuji_izumo.jpg <br />
| Priester<br />
| ''Omikuji''<br />
| rh= 300<br />
| w2= x300<br />
}} <br />
<br />
==Ein sagenhafter Riesenschrein in grauer Vorzeit==<br />
<br />
Das heutige Haupt·ge·bäude des Izumo Schreins stammt aus dem Jahr 1744 und ist mit 24m Höhe für einen Shintō-Schrein un·ge·wöhn·lich groß, doch soll es in alter Zeit sogar noch größer gewesen sein. In den alten Mythen aus {{glossar:Kojiki}} und {{glossar:Nihonshoki}} (8. Jh.) wird ein riesiger Palast von knapp 100m Höhe erwähnt, der für Ōku·ni·nushi errichtet wurde, nachdem er seine Herr·schaft an den Enkel der Sonnen·gott·heit abgegeben hatte. Alles deutet daraufhin, dass es sich dabei um eine Frühform des Izumo Schreins handelt, doch die Ausmaße er·schei·nen my·tho·lo·gisch übertrieben. Allerdings existiert aus der {{g|Heian}}-Zeit (10. Jh.) ein weiterer Bericht, laut dem der Izumo Schrein höher war als die damalige [[Ikonographie/Dainichi/Daibutsu|Halle des Großen Buddha von Nara]], nämlich 16 {{g|jou}} = 48m. Schließlich haben archäologische Aus·gra·bun·gen aus jüngerer Zeit die Stümpfe von riesigen Holzpfeilern frei·gelegt, die zu derartigen Angaben passen könnten. Sie stammen aus dem drei·zehnten Jahr·hundert und bestätigen eine weitere schrift·liche Quelle, nach der die Haupt·pfeiler des Schreins jeweils aus drei zu·sam·men·ge·bun·de·nen Riesen·stämmen bestan·den.<br />
{{w502<br />
|izumo_ausgrabung.jpg|rahmen_h1=260<br />
|izumo_zentralpfeiler.jpg|rahmen_h2=260<br />
|Die 1999 freigelegten Stümpfe der alten Pfeiler des Izumo Schreins<br />
|Rekonstruktion eines Pfeilers<br />
}}<br />
Die Aus·gra·bun·gen legen somit nahe, dass der Izumo Schrein noch in his·to·rischer Zeit we·sentlich größer war als heute. Man nimmt an, dass er auf einer riesigen Platt·form stand, zu der eine mächtige Treppe hinauf führte. Re·konstruk·tionen sind in modell·hafter Form im Museum des Izumo Schreins zu besichtigen.<br />
{{w500|rahmen_h=240<br />
|izumo_rekonstr.jpg<br />
|Modellgraphik des ursprünglichen Schreins<br />
}}<br />
{{Linkbox|ue=Bild- und Textquellen|text=<br />
* [http://www.bell.jp/pancho/travel/izumo/ Shinwa no kuni Izumo o otozureru] (jap.)<br />
* [http://www.izumooyashiro.or.jp/guide.html Izumo Ōyashiro] (jap.)<br/>Offizielle Homepage des Schreins.<br />
|update= Sept. 2016|<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Grundbegriffe/Buddhismus_Lehre/Vier_Wahrheiten&diff=67278
Grundbegriffe/Buddhismus Lehre/Vier Wahrheiten
2016-09-21T16:42:34Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles|sidepge}}<br />
{{titel | Die Vier Edlen Wahrheiten <span class{{=}}"bottom">und der Achtgliedrige Pfad</span>}}<br />
<br />
{{fl|D}}ie Vier Edlen Wahrheiten und der Achtgliedrige Pfad sind ein Synonym für die Kern·thesen der bud·dhis·tischen Lehre. In seiner be·rühm·ten „Predigt von Benares“, am Beginn seiner Lehr·tätig·keit, erklärt der {{s|Buddha}} die Vier Edlen Wahr·heiten und den Acht·glied·rigen Pfad fol·gen·der·maßen:<br />
{{Zitat|text=<br />
Dies, ihr Mönche, sind die vier edlen Wahr·heiten. Welche vier? Das Leiden, die Ent·ste·hung des Leidens, die Auf·he·bung des Leidens und der zur Auf·he·bung des Leidens führende Weg.<br />
<br />
Was nun ist das Leiden? Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krank·heit ist Leiden, Tod ist Leiden, mit Unlie·bem ver·eint sein ist Leiden, von Liebem ge·trennt sein ist Leiden, nicht erlangen, was man begehrt und erstrebt, auch das ist Leiden, kurz die fünf Gruppen des Er·grei·fens sind Leiden. Das heißt Leiden.<br />
<br />
Was ist die Entstehung des Leidens? Es ist der Durst, der zur Wieder·ge·burt führt, der von Wohl·ge·fallen und Be·gierde begleitet da und dort Ge·fallen findet. Das heißt die Ent·ste·hung des Leidens.<br />
<br />
Was ist die Auf·hebung des Leidens? Es ist die restlose Ab·lehnung und Auf·hebung dieses Durstes, der zur Wieder·geburt führt, der von Wohl·gefallen und Begierde begleitet da und dort Gefallen findet, sein Auf·geben und seine Unter·drückung. Das heißt die Auf·hebung des Leidens.<br />
<br />
Und was ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg? Es ist der edle acht·glied·rige Pfad, nämlich rechte An·sicht, rechtes Denken, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechtes Leben, rechtes Streben, rechte Wach·samkeit und rechte Samm·lung. Das heißt der zur Auf·he·bung des Leidens füh·rende Weg. Das ihr Mönche sind die vier edlen Wahrheiten. <br />
|quelle=Nach Frauwallner 1993, S. 183–84.<br />
}}<br />
Die Vier Wahrheiten und der Achtfache Weg (= die vierte Wahrheit) werden von allen bud·dhis·tischen Richt·ungen anerkannt, dank ihrer sehr all·ge·meinen Formulierung können sie aber natürlich sehr unter·schiedlich aus·gelegt werden. Sie enthalten jedoch im Kern alle Einzel·bereiche, in denen sich die Lehre des Bud·dhis·mus entfaltet, wie der Buddhismuskundler Ernst Steinkellner auf folgende Weise darlegt:<br />
{{Zitat|text=<br />
Von diesen vier Wahrheiten kann die erste, die Wahr·heit vom Leiden, das heißt der Grund·satz, dass alles Seiende leidvoll ist, weil es wegen seiner Ver·gäng·lich·keit Leid bewirkt, als Aus·gangs·punkt der bud·dhis·tischen ''Ontologie'' gelten; die zweite Wahr·heit, vom Ursprung dieses Leidens, als Basis der bud·dhis·tischen ''Psycho·logie oder Onto·logie des Mentalen''; die dritte Wahr·heit, vom Auf·hören des Leidens, ist Funda·ment für den Bud·dhis·mus als ''Religion'', weil sie ein Ziel jen·seits des Leidens lehrt; und die vierte Wahr·heit vom Weg, der zum Auf·hören des Leidens führt, ist Grund·lage für die ''Moral·lehre und Medita·tions·praxis'' des Buddhismus. <br />
|quelle=Steinkellner 2009, S. 15–16. Hervorhebungen: B.S.<br />
}}<br />
<div class='bildbox noborder bildtext'>[[Bild:Dharmacakra.jpg|alt=Das "Rad der Lehre"|link=]]<br />
<div>Das „Rad der Lehre“ (jap. ''hōrin''; skt. Dharmacakra), eines der ältesten Symbole des Buddhismus, sym·boli·siert mit seinen acht Speichen den Acht·fachen Pfad und damit den Bud·dhis·mus insgesamt. </div></div><br />
{{Linkbox|ue=Literatur|text=<br />
{{Literatur:Frauwallner_1993}}<br />
{{Literatur:Steinkellner_2009}}<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Mythen/Verwandlungskuenstler/Kitsune&diff=67215
Mythen/Verwandlungskuenstler/Kitsune
2016-09-20T23:28:47Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles|sidepage}}<br />
{{titel | ''Kitsune''-Motive}}<br />
{{floatright|top=-60<br />
|kitsune_koson.jpg<br />
|Tanzender ''kitsune''<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{Zitat|text=<br />
{{fl|M}}it fünfzig Jahren kön·nen sich Füch·se in Frau·en ver·wan·deln, mit hun·dert in Schön·hei·ten oder in Zau·be·rin·nen. Man·che ver·wan·deln sich auch in Män·ner und ha·ben Ver·kehr mit Frau·en. Sie kön·nen Din·ge aus tau·send Mei·len Ent·fer·nung er·ken·nen, be·herr·schen die Ma·gie, täu·schen die Men·schen und ver·wir·ren ihre Sinne. Mit tau·send Jah·ren kom·muni·zieren sie mit dem Him·mel und wer·den zu Himm·lischen Füch·sen.<ref>Zitat aus dem en·zyklo·pädi·schen Werk ''Taiping yulan'' 太平御覧 aus dem 10. Jh., geht aber auf ältere Quellen zurück. Zitiert nach Rania Huntington, ''Alien Kind: Foxes and Late Imperial Chinese Narrative.'' Harvard Univ Asia Center, 2003, S. 1.</ref><br />
}}<br />
Dieses Zitat aus einem chine·si·schen Lexi·kon des zehnten Jahr·hun·derts um·reißt die meisten Eigen·schaf·ten, die Füchsen ({{glossar:kitsune}}) auch in Japan nach·gesagt werden. In beiden Ländern sind Füchse als Meister der magi·schen Ver·wand·lung ein wich·tiger Be·stand·teil der [[Mythen/Geister |Geister·welt]]. Sie können nach Be·lieben in die Gestalt von Men·schen schlüp·fen oder in Men·schen illu·sori·sche Wahr·neh·mun·gen er·zeugen. Der Fuchs auf der Ab·bildung rechts be·deckt etwa seinen Kopf mit einem Blatt und voll·führt einen magi·schen Tanz. Es ist dies ein un·trüg·liches Zeichen, dass er im Begriff ist eine andere Gestalt an·zu·nehmen.<br />
<br />
Die Fuchsbilder und -geschichten auf dieser Seite stammen vor allem aus der {{Glossar:Edo}}-Zeit, gehen aber zumeist auf ältere Vorbilder zurück. Dank der Vor·liebe für das Un·heim·lich-Mysteriös-Ge·spens·tische in der Edo-zeit·lichen Populär·kultur wurden Fuchs·motive besonders im frühen neunzehnten Jahrhundert zu einem beliebten Sujet des {{g|Kabuki}}-Theaters und der {{glossar:ukiyoe}}. Neben dem wohligen Grusel·gefühl, das un·heim·liche Fuchs·ge·schich·ten ver·mitteln können, wurde und wird die magische Macht der Füchse aber auch durch·aus für real gehalten und führte in der Edo-Zeit zu ähn·lichen Extremen wie der euro·päische Hexen·glauben: Ins·beson·dere Frauen konnten ver·folgt oder ver·stoßen werden, weil man sie für ver·wan·delte Füch·sinnen hielt.<br />
<br />
{{w500|rh=250 |w=1050 |left= -20| top=-10<br />
|Tamamo hokusai.jpg<br />
|Neunschwänziger Fuchs <br />
|ref=1<br />
}}<br />
==Zauberische Fuchsfrauen==<br />
<br />
Ähnlich wie in China verwandeln sich auch japanische ''kitsune'' vor·zugs·weise — wenn auch nicht aus·schließ·lich — in schöne Frauen. Le·gen·den solcher Fuchs·frauen tau·chen schon im japa·nischen Alter·tum (z.B. im {{glossar:nihonryouiki}}<ref<br />
<br />
>Vgl. ''Nihon Ryo Wiki'', [http://www.univie.ac.at/rel_jap/ryowiki/I-02 Erzählung I-02]</ref<br />
<br />
>) auf, wurden im Laufe der Zeit mit zahl·reichen Details aus·ge·schmückt und schließ·lich in der Edo-Zeit auch für das Kabuki-Thea·ter adap·tiert. Die beiden be·kann·testen Gestalten sind {{g|Kuzunoha}}, die liebende Mutter und Ehefrau, und {{g|Tamamonomae}}, die ver·ruchte Hofdame. Sie stehen ein·ander cha·rakterlich dia·met·ral gegen·über und zeigen, dass der Fuchs mit seinen Zauber·kräf·ten sowohl positiv als auch negativ in Er·schei·nung treten kann. Den·noch haben beide Legen·den über·raschende Paral·lelen: In beiden Fällen kann die Fuchsfrau nicht lange in der Gesell·schaft der Menschen ver·blei·ben, ja, sie verwandelt sich sogar schlussendlich, als Kon·sequenz ihrer Extra·vagan·zen, in einen Stein. Außer·dem tau·chen in beiden Legen·den Mit·glie·der der Familie Abe auf. Diese waren in der {{Glossar:Heian}}-Zeit die füh·renden [[Texte/Yin_und_Yang | Yin-Yang]] Meister bei Hof und galten als solche — ebenso wie die Füchse selbst — als Meister der Magie.<br />
<br />
===Kuzunoha&shy;, die liebende Fuchsmutter===<br />
{{floatright|rahmen_h=340<br />
|kuzunohana.jpg<br />
|Kuzunoha <br />
|ref=1<br />
}}<br />
Die Grunderzählung dieser Legende lautet in etwa folgendermaßen:<br />
{{zitat|text=<br />
{{Glossar:Abenoyasuna}}, ein Heian-zeitlicher Höfling, der sich in der Kunst der Magie übt, rettet im Wald von Shinoda (in der Umge·bung des heu·tigen Ōsaka) einen weißen Fuchs vor einem Jäger. Er ver·letzt sich dabei, doch es erscheint eine junge Frau namens Kuzunoha (Ran·kenblatt), die ihn gesund pflegt. Die beiden ver·lieben sich, heiraten und be·kommen einen Sohn. Als dieser fünf Jahre ist, kann Kuzu·noha ihre wahre Iden·ti·tät nicht länger ver·bergen. Sie be·sucht ein letztes Mal ihr Kind und schreibt ein zu Herzen ge·hen·des Ab·schieds·ge·dicht, um schließ·lich als Füch·sin in ihren Wald zu·rück·zu·keh·ren. Das Kind des Paares ist {{Glossar:Abenoseimei}} (921?–1005), der in der Folge zum be·rühm·testen Magier der Heian-Zeit heranwächst.<br />
}}<br />
{{sidebox2<br />
| rh=250 | w= 180<br />
| top= -10<br />
|kuzunoha_toyokuni.jpg<br />
|Abschiedsgedicht<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Diese Geschichte existiert in zahlreichen Varianten.<ref>Die etwas kompli·zier·te Ver·sion des Kabuki-Dramas findet sich etwa bei [http://www.kabuki21.com/kuzunoha.php Kabuki 21]. [2007/1]</ref> Das einzige un·ver·änder·liche Ele·ment ist jeweils das Abschieds·ge·dicht, das auch auf den meisten Bildern zu finden ist:<br />
{{Zitat|text= <br />
Wenn du mich liebst/ so komm und such mich/ in Izumi/<br /> im Wald von Shinoda/ die trauernde Kuzunoha <ref><br />
''Koishikuba/ tazune kite miyo/ Izumi naru// Shinoda no mori no/ urami Kuzu no ha'' <br/>恋しくば / 尋ね来て見よ / 和泉なる / 信太の森の / うらみ葛の葉</ref><br />
}}<br />
{{w502|rahmen_h=345<br />
|kuzunoha_kuniyoshi.jpg<br />
|kuzunoha_kuniyoshi2.jpg<br />
|caption= Kuzunoha im Moment der Verwandlung ({{glossar:Utagawakuniyoshi}})<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{w502|rahmen_h=345<br />
|kuzunoha_hiroshige.jpg<br />
|kuzunoha_yoshitoshi.jpg<br />
|Kuzunoha von Hiroshige<br />
|Kuzunoha von Yoshitoshi<br />
|ref=1<br />
}}<br />
<!--<br />
{{Galerie2|bilder={{Dia2|<br />
kuzunoha_kuniyoshi.jpg| w=161| rahmen_w=161|rahmen_h=230}}{{Dia2|<br />
kuzunoha_kuniyoshi2.jpg| w=161| rahmen_w=161|rahmen_h=230}}{{Dia2|<br />
kuzunoha_yoshitoshi.jpg| w=162| rahmen_w=162|rahmen_h=230}}{{Dia2|<br />
kuzunoha_toyokuni.jpg| w=161| rahmen_w=161|rahmen_h=230}}{{Dia2|<br />
Kuzunoha toyokuni2.jpg| w=162| rahmen_w=162|rahmen_h=230}}{{Dia2|<br />
kuzunoha_hiroshige.jpg| w=161| rahmen_w=161|rahmen_h=230}}<br />
|caption=Kuzunoha Motive<br />
}}--><br />
Im Stadt·gebiet des heutigen Ōsaka, wo sich einst der Wald von Shinoda be·fand, exis·tiert noch heute ein alter Schrein, der Kuzu·noha ge·weiht ist. Er heißt mit vollem Namen {{g|Shinodanomorikuzunohainarijinja}} (etwa Schrein der Kuzunoha im Wald von Shinoda) und ist klarerweise der Fuchsgottheit {{g|Inari}} zugeordnet. In diesem Schrein wird ein Stein auf·be·wahrt, in den sich die Füch·sin schluss·endlich ver·wan·delt haben soll.<br />
<br />
===Tamamo no Mae, die Füchsin als Femme fatale===<br />
{{w500|rahmen_h=330|w=760|left=-253|top=-20<br />
|tamamo_toyokuni3.jpg<br />
|Tamamo no Mae wird als Fuchs entlarvt<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Die Geschichte der {{glossar:Tamamonomae}} spielt ebenfalls in der Heian-Zeit und umfasst sogar ein Mitglied der Familie Abe, die auch in der Kuzu·noha-Legende vor·kommt. Doch die Rolle der Füch·sin ist bei·nahe spie·gel·bild·lich ange·legt: <br />
{{zitat|text=<br />
Ein kinderloses Paar zieht ein Waisen·mädchen auf, dessen Schön·heit und Klug·heit so außer·ge·wöhn·lich sind, dass man selbst in der Haupt·stadt davon erfährt. Man ruft sie an den Hof, wo sie den Namen Tamamo no Mae (Hofdame Juwelen·seegras) be·kommt und alle ver·blüfft, da sie selbst die kniffligsten Fragen zum Buddhismus be·ant·worten kann. Als einmal in der Dunkel·heit helles Licht aus ihrem Körper er·strahlt, wird sie für ein bud·dhis·tisches Wesen ge·halten. Der Exkaiser {{glossar:Tobatennou|Toba}}<!--<br />
--><ref><br />
Toba regierte als sog. Ex- oder Klosterkaiser ({{g|insei}}) von 1129–1256, während sein Sohn {{glossar:Konoetennou|Konoe}} formal als Tennō fungierte.<!--<br />
--></ref> <br />
ver·liebt sich in das Mädchen und macht sie zu seiner Ge·liebten. Doch bald er·krankt er an einem rätsel·haften Leiden, dessen Ursachen sämt·lichen Ärzten rätsel·haft bleiben. Der Astrologe und Yin-Yang Meister {{glossar:abenoyasunari}} (ein Abkömm·ling des oben er·wähnten Abe no Seimei) er·kennt, dass der Exkaiser von Tamamo no Mae ver·hext wird. Diese sei in Wirk·lich·keit ein uralter Fuchsgeist mit zwei (in späteren Versionen neun) Schwänzen, ein Feind des Buddhismus, der es da·rauf ab·ge·sehen habe, fromme Herr·scher zu Fall zu bringen. Yasunari lässt Tamamo zu Test·zwecken selbst ein bud·dhis·tisches Ritual durch·führen, sie aber ist dazu nicht im Stande, zeigt end·lich ihre wahre Gestalt und flieht.<br />
}}<br />
{{w502|rh=320<br />
| tamamo_kaibutsugahon.jpg<br />
| tamamo_chikanobu.jpg<br />
|caption=Tamamo no Mae, die heimtückisch-elegante Fuchsdämonin<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{w502|rh=320<br />
| tamamo_kuniyoshi.jpg <br />
| tamamo_kuniyoshi3.jpg<br />
| Entarnung<br />
| Todesstein<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{zitat|text=<br />
Nach einer lang·wierigen Expedi·tion gelingt es schließlich den tapfersten Bogen·schüt·zen des Landes, Tamamo an ihrem Heimat·ort, der {{g|Nasuno|Nasu}}-Ebene in der heutigen Präfek·tur Tochigi (nördlich von Tōkyō), zur Strecke zu bringen. Von einem Pfeil töd·lich ge·trof·fen ver·wandelt sie sich in einen giftigen „Todes·stein“ ({{glossar:sesshouseki}}), der jeden, der zu nahe kommt, tötet. Erst über zwei·hundert Jahre später gelingt es einem Zen-Mönch namens {{glossar: gennou}}, den Fluch der Tamamo no Mae zu bannen.<br />
}}<br />
In einigen Versionen der Legende heißt es, Tamamo hätte bereits in frühe·ren Er·schei·nungs·for·men die Kaiser von Indien und China ver·hext, sofern sie gläu·bige Buddhis·ten waren, und den Unter·gang ganzer Dyna·stien her·bei·ge·führt. Dieses Motiv findet sich tat·säch·lich auch in chine·sischen Fuchs·le·genden. Es wird bereits in mittel·alter·lichen Versi·onen der Tamamo Legende erwähnt, zu durch·schla·gen·der Popu·larität ge·lang·ten die außer·japa·nischen Fuchs·frauen aber durch den illus·trier·ten Roman {{g|Ehonsankokuyoufuden}} („Gespens·ter·frauen aus den Drei Ländern“) von {{g|Takairanzan}}, mit Bildern von {{g|Teisaihokuba}}, der zwischen 1803 und 1805 erschien.<br />
<br />
{{W503|rh=220<br />
| tamamo_kuniyoshi2.jpg |rahmen_w1=320 |w1= 325<br />
| Kayo_fujin.jpg |rahmen_w2=160 |w2= 160<br />
| Dakki.jpg |rahmen_w3=160 |w3= 160<br />
|caption=Tamamo no Mae in exotischer Form<br />
|ref=1<br />
}}<!--<br />
tamamo_yoshiiku1864.jpg|w=162|rahmen_w=162|rahmen_h=230}}{{Dia2|<br />
tamamo_kuniyoshi3.jpg|w=161|rahmen_w=161|rahmen_h=230}}{{Dia2|--><br />
<br />
==Weitere Fuchsmotive==<br />
{{w502|rh=335<br />
|kitsune_ojiinari_hiroshige.jpg|w1=268 | left1=-20 |top1=-10<br />
|kitsune_kaibutsugahon2.jpg|w2=245 <br />
|caption= Fuchslichter<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Neben konkreten Geschichten illustrieren Edo-zeitliche Fuchsbilder auch all·ge·meine Vor·stel·lun·gen über die Zau·berkraft der Füchse. Auf der Ab·bildung oben sind bei genauer Be·trach·tung Lichter über den ein·zel·nen Füchsen zu er·ken·nen, so·ge·nannte „Fuchslichter“ ({{glossar:kitsunebi}}), die nach volks·tüm·lichen Vor·stel·lun·gen die Seelen von Ver·stor·be·nen sein könnten. <br />
<br />
Dass Füchse nicht immer durch·trieben und schlau sind, ist das Thema eines {{glossar:kyougen}}-Stücks: Ein Fuchs nützt seine Ver·wand·lungs·kunst um in Gestalt eines Mönchs einem Jäger ins Gewissen zu reden, doch keine Füchse mehr zu jagen. Er kann den Jäger zwar über·zeugen, wird aber entlarvt, als er auf dem Rück·weg selbst in eine Fuchs·falle tappt. <br />
Auf den fol·gen·den Bildern ist dieser Fuchs in Mönchs·gestalt dar·ge·stellt.<br />
<br />
{{w503b| rh=220<br />
|kitsune_kokan.jpg |w1=160<br />
|fuchsgeist_yoshitoshi.jpg<br />
|kitsune_hokusai.jpg|top3=-20<br />
|caption=Füchse in Mönchsgewand<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{verweise<br />
|themen=<br />
* [[Mythen/Verwandlungskuenstler | Füchse und Tanuki]] (Hauptseite)<br />
* [[Bauten/Bekannte_Schreine/Fushimi | Inari Fuchswächter]] <br />
* [[Mythen/Verwandlungskuenstler/Tanuki | Tanuki]] (Bilderseite)<br />
|links= <br />
* [http://edb.kulib.kyoto-u.ac.jp/exhibit-e/otogi/tamamo/tamamo.html Tamamo no mae], Kyōto University Library (en.). Teil des Web-Archivs [http://edb.kulib.kyoto-u.ac.jp/exhibit-e/otogi/cover/index.html Enjoying Otogi Zoshi].<br />
* ''Nihon Ryo-Wiki'', [http://www.univie.ac.at/rel_jap/ryowiki/Kitsune Kitsune]<br />
|update= Sept. 2016 <br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Denken/Himmelskunde/Kalender&diff=67214
Denken/Himmelskunde/Kalender
2016-09-20T23:26:52Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel | Kalenderwesen und Horoskope}}<br />
<br />
{{fl|I}}n Japan galt bis 1873 ein sogenannter luni-solarer Kalender nach chinesischem Muster, der über 1200 Jahre mit nur geringen Modifikationen beibehalten worden war. Dieser Kalender misst die Monatslänge nach dem Mond, die Jahreslänge aber nach der Sonne und gleicht die unausweichlichen Differenzen durch Schaltmonate aus. Jeder Monat beginnt mit dem Neumond, während die Monatsmitte durch den Vollmond angezeigt wird. Der folgende Monatsanfang fällt wieder mit dem Neumond zusammen. Da aber eine Mondphase 29,53 Tage andauert, schwanken die Monatslängen im traditionellen Kalender zwischen 29 und 30 Tagen. 12 Mondphasen ergeben auf diese Weise im Schnitt 254 Tage. Es fehlen also 11 Tage, damit ein Sonnenjahr von 365 Tagen voll wird. Um diese Differenz auszugleichen, wird jedes zweite oder dritte Jahr ein Schaltmonat notwendig.<!--<br />
--><ref><br />
Genauer gesagt gibt es innerhalb eines Zyklus von 19 Jahren sieben Jahre mit Schaltmonaten. Ein Schaltmonat liegt immer so, dass die Frühlings-Tagundnachtgleiche in den 2. Monat, die Sommer-Sonnenwende in den 5. Monat, die Herbst-Tagundnachtgleiche in den 8. und die Winter-Sonnenwende in den 11. Monat fallen. <br />
</ref><br />
Der Schaltmonat selbst verdoppelt einen existierenden Monat, sodass auch ein Schaltjahr nominell nur 12 Monate besitzt. <br />
<br />
{{w500 <br />
| Koyomi_1857.jpg<br />
| Kalenderblatt für das Jahr 1857<br />
| rw= 500 | rh= 350 | w= 500 <br />
| top= 0 | left= 0 <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Daher gibt es sowohl im westlichen, gregorianischen als auch im traditionellen chinesischen Kalender die zwölf Monate, die aber leider nie ganz mit einander übereinstimmen. Vielmehr hat das chinesische System zur Folge, dass das traditionelle Neujahr – also der Beginn des ersten Monats – nach westlichem Kalender frühestens auf einen 21. Januar und spätestens auf einen 20. Februar fällt. Das wiederum bedingt Ungenauigkeiten bei der Angabe historischer Daten, wenn lediglich auf das Jahr, nicht aber auf den Monat Bedacht genommen wird. <br />
<br />
== Tierkreiszeichen ==<br />
<br />
Abgesehen von der Zahl Zwölf benützt man in Ostasien — ähn·lich wie in Europa und dem Vorderen Orient — zwölf Tier·kreis·zeichen, die zur Ein·tei·lung des Raums, der Zeit und schließ·lich auch zur horosko·pi·schen Vor·her·sage von mensch·lichen Schick·salen ver·wen·det wer·den. Es handelt sich dabei in Ost·asien um folgende Tiere:<br />
<p style="text-align:center"> Ratte (Maus), Büffel (Rind), Tiger, Hase, Drache, Schlange,<br>Pferd, Ziege (Schaf), Affe, Hahn, Hund, Eber (Schwein)</p><br />
<br />
{{w500|rahmen_h=348|w=520|left=-10|top=-10<br />
|junishi_meiji.jpg<br />
|Die Zwölf Tiere des chinesischen Kalenders <br />
| caption= Darstel·lung aus der Meiji-Zeit (1875)<br />
| ref= 1<br />
}} <br />
Inte·res·santer·weise stellen die Zwölf {{g|juunishi|Tier·keis·zeichen}} keine Sagen·ge·stal·ten oder Fabel·wesen dar wie in Europa, son·dern ziem·lich „nor·male“ Tiere, die im bäuer·lichen All·tag einer agra·rischen Gesell·schaft, sei als Haus- oder Nutztiere, sei es als Gefahr oder Bedro·hung, die wichtigste Rolle spiel·ten. Das gilt auch für die [[Mythen/Imaginaere Tiere/Drachenbilder |Drachen]], die als real exis·tierende Wesen auf·gefasst wur·den. (Sie be·herrsch·ten vor allem den Regen und fun·gieren dank dieser Macht auch heute noch als Glücks·symbol.)<br />
<br />
Zur Entstehung der Tierkreis·zeichen beziehungsweise zur Begrün·dung, wie es zu ihrer Reihen·folge kam, gibt es ver·schiedene Legen·den, die die Ein·tei·lung als Ergeb·nis eines Wett·kampfes deuten, der entweder vom legendären „Gelben Kaiser“ (dem Begrün·der des chinesi·schen Kalen·ders) oder von {{s|Buddha}} veranstal·tet wurde. Es ging dabei darum, einen großen Fluss zu durch·queren, was dem (Was·ser-) Büffel am besten gelang. Dank seiner Gut·mütig·keit hatte er aber die Ratte mit·genom·men, die im letzten Augen·blick vor ihm ans Ufer sprang und so den Wettlauf gewann. Die Ratte soll außerdem die Katze, die auch auf dem Rücken des Ochsen saß, ins Wasser gestoßen haben, wes·halb die Katze nicht in den Tier·kreis·zyklus auf·genom·men wurde und der Ratte ewige Feind·schaft schwor. Mög·lich ist aller·dings auch, dass die Katze zum Zeit·punkt, als sich der Tierkreis·zyklus etab·lierte, in China noch gar nicht domes·tiziert war. Die Viet·namesen schufen diesem Umstand Abhilfe, indem sie in ihrem Tierkreis·zyklus den Hasen durch die Katze ersetzten.<br />
<br />
==Einteilung von Zeit und Raum==<br />
<br />
Die Tierkreiszeichen wurden sowohl in der traditionel·len Zeit·mes·sung als auch zur Eintei·lung der Him·mels·rich·tun·gen ein·gesetzt. <br />
Ent·spre·chend den Himmels·rich·tungen war auch der Tag in zwölf Stunden ge·gliedert, die im Durchschnitt nicht 60, son·dern 120 Minuten an·dauer·ten, was jedoch je nach Jahres·zeit variierte.<!--<br />
--><ref>Es wurde nämlich die Zeit zwischen Son·nen·auf- und -unter·gang in jeweils sechs Stunden unter·teilt, unabhän·gig von der Jahres·zeit, sodass die Winter·stunden bei Tageslicht kurz und in der Nacht lang waren und umgekehrt.<br />
</ref> <br />
Die Stunde der Ratte, die ja auch den Norden repräsen·tiert, entsprach der Mitter·nacht, die Stunde des Hasen (Osten) dem Sonnen·auf·gang, das Pferd (Süden) stand für den Mittag, usw. Die heute noch gebräuch·lichen japani·schen Aus·drücke ''gozen'' (Vor·mittag) und ''gogo'' (Nach·mittag) bedeuten wört·lich „vor dem Pferd“ und „nach dem Pferd“.<br />
<br />
Außerdem verwendete man die Tier·kreis·zeichen um Jahre, Monate und Tage in Serien von jeweils zwölf Ein·heiten zu ar·rangieren.<br />
<br />
Im Fall der Jahre kombinierte man die Tier·kreis·zeichen außer·dem mit einem anderen tradi·tionel·len Zyklus, dem Zyklus der Fünf Elemente oder Wand·lungs·phasen ({{glossar:gogyou}}):<br />
<p style="text-align:center">Holz, Feuer, Metall, Erde, Wasser</p><br />
<br />
Die Kombi·nation von Wand·lungs·phasen und Tier·kreis·zeichen er·gibt den Sechzigerzyklus, der allerdings durch die Ein·beziehung eines spezi·fischen {{glossar:yinyang}}-Schemas weiter verkompliziert wurde. (Siehe unten, tabellarische Übersicht.)<br />
<br />
So kom·plex und verwirrend all dies auf den ersten Blick erscheinen mag, fest steht, dass der Sechzigerzyklus in China bereits in der {{g|Han_chin}}-Zeit das geläufigste Kalen·der·sys·tem darstellte.<br />
<br />
== Horoskopische Deutung ==<br />
<br />
Das chinesische Horoskop, das auch in allen von China beein·flussten Nach·bar·ländern bekannt ist, orientiert sich ebenfalls an den Tierkreiszeichen bzw. am Sech·ziger·zyklus. Es fragt in erster Linie nicht nach dem Geburts·monat, son·dern nach dem Geburts·jahr und ordnet allen, die im gleichen Jahr geboren sind, gewisse gemein·same Eigen·schaf·ten zu. Obwohl es etwa als vor·teil·haft gilt, im Jahr des Drachen geboren zu werden, haben letzt·lich alle Tier·kreis·zeichen sowohl positive als auch negative, bzw. neutrale Eigen·schaf·ten. Viele dieser Eigen·schaf·ten sind auch für Laien durchaus nach·zu·voll·zie·hen. Die Ratte gilt bei·spiels·weise als intelli·gent, aber auf·grund ihres Sam·mel·triebes auch als geizig, der Ochse als gut·mütig, aber stur, usw... Darüber hinaus gibt es wie in der europäi·schen Astrologie auch Theorien, zwischen welchen Tier·zeichen grund·sätz·lich eher Har·monie bzw. Dis·har·monie besteht.<br />
{{Float|style=margin-right:-8em|bild=vogt_Geburtenrate_neu.gif<br />
|caption=Japanische Gebur·tenrate, Einbruch im Jahr 1966. <br /> Quelle: [http://www.berlin-institut.org/online-handbuchdemografie/bevoelkerungsdynamik/regionale-dynamik/japan.html Online-Handbuch Demographie] [2010/9] <br />
}}<br />
Horoskope, die aufgrund des Sech·ziger·zyklus getrof·fen werden, be·ein·flus·sen teil·weise heute noch die Heirats- und Fami·lien·pla·nung. In Japan gilt es bei·spiels·weise als un·vor·teil·haft, eine Frau zu heira·ten, die in einem Feuer+Pferd-Jahr (''hinoe-uma'') gebo·ren wurde, da Pferd und Feuer beson·ders starke Yang-Eigen·schaften reprä·sen·tieren (Pferd = Süden = Feuer = Yang) und daher „männ·lich“ kon·notiert sind. 1966, im letz·ten Feuer·pferd-Jahr kam es aus diesem Grunde zu einem deut·lichen Ein·bruch in der Ge·burten·rate, da man ver·meiden wollte, eine Tochter in die Welt zu setzen, die dann unter dem nega·tiven Feuer·pferd-Zeichen zu leiden hätte. Tat·säch·lich sind Frauen dieses Jahr·gangs Dis·krimi·nie·rungen ver·schie·denster Art aus·gesetzt. Es gibt sogar Selbst·hilfe·grup·pen von 1966er Frauen, die sich da·gegen zur Wehr setzen. Für Frauen des vor·letzten Feuer·pferd-Jahr·gangs 1906 sollen die Folgen im übrigen noch weit·aus schlim·mer gewesen sein. Trotz fort·schrei·tender Moderni·sie·rung sind diese auf dem tradi·tionel·len Kalen·der be·grün·deten Vor·stel·lun·gen also nach wie vor wir·ksam.<br />
<br />
Westliche Tierkreiszeichen und die entsprechende Astrologie sind im Zuge der Orientie·rung am Westen auch in Japan populär gewor·den, werden aber weniger ernst genom·men. Ein weiterer Unter·schied zu den chinesi·schen besteht darin, dass die chine·sischen nichts mit den Stern·bildern am Himmel zu tun haben. Im übrigen waren die west·lichen zwölf Tier·kreis·zeichen den Spezialis·ten der ost·asiatischen Himmels·kunde bereits in vor·moderner Zeit bekannt. Siehe dazu die Sidepage [[Texte/Himmelskunde/Astrologie |Westliche Astrologie im vor·moder·nen Japan]].<br />
<br />
{{H2+3|Tabellarische Übersicht}}<br />
<br />
=== Die Zwölf Tierkreiszeichen (Erdzweige) ===<br />
<br />
<div class=largebox><br />
{| class= "prettytable centertd" align="center"<br />
! ||Tier||On<ref name=on>''onyomi'', sinojap. Lesung eines Zeichens</ref>||Kun<ref name=kun>''kunyomi'', jap. Lesung eines Zeichens</ref>||Zeichen || Yin/Yang|| ||Tier||On||Kun||Zeichen || Yin/Yang<br />
|-<br />
|1||Ratte/Maus ||SHI||ne||子||Yang<br />
|7||Pferd ||GO||uma|| 午 ||Yang<br />
|-<br />
|2|| Büffel/Rind ||CHŪ||ushi|| 丑 ||Yin<br />
|8|| Ziege/Schaf ||BI|| hitsuji ||未||Yin <br />
|-<br />
|3|| Tiger||IN|| tora|| 寅||Yang<br />
|9|| Affe||SHIN|| saru|| 申||Yang<br />
|-<br />
|4|| Hase||BŌ|| u|| 卯||Yin<br />
|10|| Hahn||YŪ|| tori|| 酉 ||Yin<br />
|-<br />
|5|| Drache||SHIN||tatsu|| 辰||Yang<br />
|11|| Hund||JUTSU|| inu|| 戌||Yang<br />
|-<br />
|6 ||Schlange ||SHI|| mi|| 巳||Yin<br />
|12|| Wildschwein||GAI|| i|| 亥||Yin<br />
|} <br />
</div><br />
Die Schrei·bung der Tier·kreis·zeichen variiert von Land zu Land ein wenig und ist hier auf Japa·nisch wieder·gegeben. Die ent·sprechen·den Kanji sind Spezial·zeichen der Kalen·der·kunde. Sie bezeichnen im Grunde die sogenannten „Zwölf Erdzweige“ ({{glossar:juunishi}}), die wohl ursprünglich nichts mit Tieren zu tun hatten, im Lauf der Zeit aber mit den entsprechenden Tieren zu einer Einheit verschmolzen. In japa·nischer Aus·sprache kürzt man bei manchen Tieren den Namen ab, wenn man das Tier·kreis·zeichen meint: Ratte = '''''ne'''<s>zumi</s>'', Hase = '''''u'''<s>sagi</s>'', Schlange = <s>''he''</s>''bi>'''mi''''', Wildschwein = '''''i'''<s>noshishi</s>''. <br />
<br />
=== Die Acht Richtungen ===<br />
<br />
{| class= "prettytable centertd" align="center"<br />
! Trig.||Kanji||On<ref name=on/>||Tier||Kun<ref name=kun/>||Richtung||Element<br />
|-<br />
|<big>☵</big>||坎||KAN||Ratte||(''ne'')||Norden||Wasser<br />
|-<br />
|<big>☶</big>||艮||GON||<small>Rind<br/>Tiger</small>||''ushitora''||Nordost||Berg<br />
|-<br />
|<big>☳</big>||震||SHIN||Hase||(''u'')||Osten||Donner<br />
|-<br />
|<big>☴</big>||巽||SON||<small>Drache<br/>Schlange</small>||''tatsumi''||Südost||Wind<br />
|-<br />
|<big>☲</big>||離||RI||Pferd||(''uma'')||Süden||Feuer<br />
|-<br />
|<big>☷</big>||坤||KON||<small>Ziege<br/>Affe</small>||''hitsujisaru''||Südwest||Erde<br />
|-<br />
|<big>☱</big>||兌||DA||Hahn||(''tori'')||Westen||Sumpf<br />
|-<br />
|<big>☰</big>||乾||KEN||<small>Hund<br/>Schwein</small>||''inui''||Nordwest||Himmel<br />
|}<br />
<br />
Im Fall der Himmels·rich·tun·gen gibt es zwar wie im Westen ein Vierer- bzw. Achterschema, doch kommen auch hier die Tier·kreis·zeichen zum Einsatz. Dabei entspricht die Ratte (''ne'') dem Norden, der Hase (''u'') dem Osten, das Pferd (''uma'') dem Süden und der Hahn (''tori'') dem Westen. Die Neben·himmels·rich·tungen werden mit der jewei·ligen Kom·bination von Tier·namen bezeich·net: „Ochse-Tiger“ (''ushitora'') = Nordost; „Drache-Schlange“ (''tatsumi'') = Südost; „Ziege-Affe“ (''hitsujisaru'') = Südwest; „Hund-Schwein“ (''inui'') = Nordwest. Um die Ver·wir·rung kom·plett zu machen, wird für diesen Kreis von acht Him·melsrich·tungen ein eigenes Set von acht Spezial·kanji ver·wen·det, welche dem „Buch der Wand·lungen“ ({{glossar:Yijing}}) entstammen.<br />
<br />
=== Die Zehn Himmelsstämme ===<br />
<br />
Um im System der Fünf Elemente auch noch den Yin-Yang Aspekt zu berück·sich·tigen, multi·pliziert man die Elemente mit zwei und erhält so die sog. „Zehn Himmels·stämme“ ({{g|jikkan}}). <br />
{| class= "prettytable centertd" align="center"<br />
! ||Kanji||On<ref name=on/>||Kun<ref name=kun/>||Yang/Yin||Element<br />
|- <br />
| 1 || 甲 || KŌ || ''kinoe'' 木の兄 || Yang || rowspan=2 | Holz (''ki'' 木)<br />
|- <br />
| 2 || 乙 || OTSU || ''kinoto'' 木の弟 || Yin <br />
|- <br />
| 3 || 丙 || HEI || ''hinoe'' 火の兄 || Yang || rowspan=2 | Feuer (''hi'' 火)<br />
|- <br />
| 4 || 丁 || TEI || ''hinoto'' 火の弟 || Yin<br />
|- <br />
| 5 || 戊 || BO || ''tsuchinoe'' 土の兄 || Yang || rowspan=2 | Erde (''tsuchi'' 土)<br />
|- <br />
| 6 || 己 || KI || ''tsuchinoto'' 土の弟 || Yin<br />
|- <br />
| 7 || 庚 || KŌ || ''kanoe'' 金の兄 || Yang || rowspan=2 | Metall (''kane'' 金)<br />
|- <br />
| 8 || 辛 || SHIN || ''kanoto'' 金の弟 || Yin<br />
|- <br />
| 9 || 壬 || JIN || ''mizunoe'' 水の兄 || Yang || rowspan=2 | Wasser (''mizu'' 水)<br />
|- <br />
| 10 || 癸 || KI || ''mizunoto'' 水の弟 || Yin<br />
|}<br />
<br />
=== Der Sechzigerzyklus ===<br />
<br />
Die Kom·bi·nation der Zwölf Erdzweige und der Zehn Himmelsstämme ergibt den Sechziger·zyklus ({{g|kanshi}}). Er enthält 60 und nicht 120 Elemente, da ein Erdzweig-Tier mit Yang-Aspekt nur einem Yang-Himmelsstamm, und ein Yin-Tier nur einem Yin-Stamm zuge·ordnet wird. <br />
<br />
<div class=largebox><br />
{| class="prettytable zebra schema"<br />
|+ Sechzigerzyklus, schematisch<br />
|-<br />
! ||Ratte||Büffel||Tiger||Hase||Drache||Schlange||Pferd||Ziege||Affe||Hahn||Hund||Schwein<br />
|-<br />
! Holz + <br />
| <span>1</span>甲子||||<span>51</span>甲寅||||<span>41</span>甲辰||||<span>31</span>甲午||||<span>21</span>甲申|| ||<span>11</span>甲戌|| <br />
|-<br />
! Holz – <br />
| || <span>2</span>乙丑|| ||<span>52</span>乙卯|| ||<span>42</span>乙巳|| ||<span>32</span>乙未|| ||<span>22</span>乙酉|| ||<span>12</span>乙亥<br />
|-<br />
! Feuer + <br />
|<span>13</span>丙子|| || <span>3</span>丙寅|| ||<span>53</span>丙辰|| ||<span>43</span>丙午|| ||<span>33</span>丙申|| ||<span>23</span>丙戌|| <br />
|-<br />
! Feuer – <br />
| ||<span>14</span>丁丑|| || <span>4</span>丁卯|| ||<span>54</span>丁巳|| ||<span>44</span>丁未|| ||<span>34</span>丁酉|| ||<span>24</span>丁亥 <br />
|-<br />
! Erde + <br />
|<span>25</span>戊子|| ||<span>15</span>戊寅|| || <span>5</span>戊辰|| ||<span>55</span>戊午|| ||<span>45</span>戊申|| ||<span>35</span>戊戌|| <br />
|-<br />
! Erde – <br />
| ||<span>26</span>己丑|| ||<span>16</span>己卯|| || <span>6</span>己巳|| ||<span>56</span>己未 || ||<span>46</span>己酉|| ||<span>36</span>己亥<br />
|-<br />
! Metall +<br />
|<span>37</span>庚子||||<span>27</span>庚寅||||<span>17</span>庚辰|||| <span>7</span>庚午||||<span>57</span>庚申||||<span>47</span>庚戌 || <br />
|-<br />
! Metall –<br />
|||<span>38</span>辛丑||||<span>28</span>辛卯||||<span>18</span>辛巳|||| <span>8</span>辛未||||<span>58</span>辛酉||||<span>48</span>辛亥<br />
|-<br />
! Wasser +<br />
|<span>49</span>壬子||||<span>39</span>壬寅 ||||<span>29</span>壬辰||||<span>19</span>壬午|||| <span>9</span>壬申||||<span>59</span>壬戌|| <br />
|-<br />
! Wasser –<br />
| ||<span>50</span>癸丑||||<span>40</span>癸卯||||<span>30</span>癸巳||||<span>20</span>癸未||||<span>10</span>癸酉||||<span>60</span>癸亥<br />
|-<br />
|colspan=13 class=note|<br />
*Plus (+) und Minus (–) steht für Yang und Yin<br />
*Die Ziffern stehen für die zeitliche Abfolge innerhalb des Sechzigerzyklus<br />
|}<br />
</div><br />
<br />
{{Verweise <br />
|themen= <br />
* [[Mythen/Symboltiere/Junishi| Tierkreiszeichen in der japanischen Kunst]]<br />
* [[Texte/Himmelskunde| Himmelskunde]]<br />
* [[Texte/Himmelskunde/Astrologie |Westliche Astrologie im vor·moder·nen Japan]]<br />
|links=<br />
* [http://www.kultur-in-asien.de/Kalender/seite208.htm Kalender und Zeitrechnung], Bernhard Peter<br/>Mit sehr genauen Erläuterungen des traditionellen chinesischen und japanischen Kalendersystems.<br />
* [http://web.archive.org/web/20071129222927/http://www.uni-tuebingen.de/geschichte-japans/nengo_chronology.htm Einführung in die japanische Chronologie], Matthias Schemm<br/>Der Auto programmierte auch das das probate Umrechnungstool NengoCalc auf dieser Website. [Über [http://www.archive.org/ Internet Archive], 2010/8]<br />
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Erdzweige Erdzweige], bzw. [http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesischer_Kalender Chinesischer Kalender]<br/>Deutsche Wikipedia - Einträge.<br />
|update= Sept. 2016 <br />
}}<br />
{{ThisWay}}<br />
<br />
{{Styles}}<br />
{{#css:<br />
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margin: 1em auto 1.5em;<br />
}<br />
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}<br />
}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Mythen/Symboltiere/Namazu-e&diff=67213
Mythen/Symboltiere/Namazu-e
2016-09-20T23:25:00Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles|sidepage}}{{#css: <br />
td{vertical-align:top} <br />
table.f_left {width:250px;float:left;margin-left:-7px; padding-right:3em;} <br />
h3 {clear:left}<br />
}}<br />
{{titel | ''Namazu-e'' — Erdbeben als Satire}}<br />
<br />
{{fl|I}}m Nordosten Tōkyōs gibt es den altehr·würdigen {{g|kashimajinguu|Kashima Schrein}}, der dem Schwert·gott {{glossar:takemikazuchi}} geweiht ist. In der {{glossar:Edo}}-Zeit war dieser Gott als {{glossar:kashimadaimyoujin}} bekannt und galt als der Hüter des Erd·bebens. Erdbeben wurden nach einem in dieser Zeit verbrei·teten Glauben von einem großen Wels ({{glossar:namazu}}) hervor·gerufen, der unter der Erde haust. Als es im Jahre 1855 wieder einmal zu einem großen Erd·beben kam, erfreuten sich Bilder dieses Welses binnen kürzester Zeit einer erstaun·lichen Belieb·theit. Sie stellten Wels und Gott in den unter·schied·lichsten Konstel·lationen dar. Anfangs als bildliche Erklärung des Bebens oder als Glücks·bringer gedacht, fand man in den Wels·bildern ({{glossar:namazue|''namazu-e''}}) bald auch ein Mittel, um gesell·schaftliche Um- und Miss·stände darzustellen, was ansonsten bedingt durch strenge Zensur nicht möglich war. <br />
{{H2+3| Motive der ''namazu-e''}}<br />
===Der Stein von Kashima===<br />
{{floatleft<br />
|kanameishi.jpg|rahmen_w=250|rahmen_h=340|w=250|top=-30<br />
|Kashima und Erdbebenwels <br />
|ref=1<br />
}}<br />
Im Schrein von Kashima gibt es einen runden Stein, der aus der Erde herausragt. Man nennt ihn {{Glossar:Kanameishi|Kaname-ishi}} („Schlussstein“) und meinte früher, dies sei der Stein, den Kashima Daimyōjin fest auf den Kopf des Erdbeben-Welses gedrückt halten müsse, damit dieser die Erde nicht erschüttern könne. Dieser Stein spielt in vielen ''namazu-e'' eine wichtige Rolle.<ref><br />
Der Kaname-Stein galt schon seit alter Zeit als Heiligtum des Kashima Schreins und findet sich u.a. im der frühesten japanischen Gedicht·sammlung {{g|Manyoushuu}} erwähnt. Die Beziehung zum Erd·beben-Wels ist aber sicher erst in der Edo-Zeit entstanden. Im übrigen gibt es auch in anderen Schreinen Kaname-Steine, unter anderem im Katori Schrein, der nur wenige Kilometer vom Kashima Schrein entfernt liegt und als eine Art Zwilling des·selben angesehen werden kann. Auch der Katori Schrein wurde in den Wels-Glauben integriert, doch ganz offen·sichtlich weniger erfolgreich als der Kashima Schrein. <br />
</ref><br />
<br />
Im oberen Teil des Bildes sieht man den „Schlussstein“ des Kashima Schreins umgeben von einem Zaun und einem {{glossar:Torii}}. Im unteren Bildteil sieht man den Gott von Kashima, der den Wels (wieder) in seiner Gewalt hat. <br />
Rund um die beiden sind Werk·zeuge und Geld·münzen zu sehen, welche die Wieder·aufbau·arbeiten nach dem Erd·beben symbo·lisieren.<br />
<br />
===Talisman gegen Erdbeben===<br />
{{floatleft<br />
| jishin omamori.jpg|rahmen_w=250|rahmen_h=360|w=250<br />
| ''Erdbebenschutz'' <br />
| ref=1<br />
}}<br />
Das Bild zeigt den Gott von Kashima, der mit seinem Schwert den Erbeben-Wels im Zaum hält. Ihm zu Seite der Donner·gott, der mit einem Hammer das Schwert wie einen Pflock in den Kopf des Fisches treibt. Auch im Schwanz des Fisches ist ein Schwert zu erkennen. Dies ist vielleicht eine An·spielung auf die Mythe der Schlange {{glossar:yamatanoorochi}}, die in alter Zeit von {{Glossar:susanoo}} zur Strecke gebracht wurde. Die kleinen Welse, die sich ehr·furchts·voll niederwerfen, reprä·sentieren frühere Erd·beben ähnlicher Stärke in Kyōto (1830), Odawara (1853), Shinano (1847) und Ise (1854). Das Siegel·zeichen links oben trägt die Inschrift „Kashima“. Darüber sind Stern·bilder angedeutet. Dadurch reiht sich das Bild in den Kontext der {{glossar:onmyou|Yin-Yang}}-Praktiken ein.<br />
<br />
Wie der Bildtitel andeutet, ist diese Ab·bildung als Talisman ({{glossar:omamori}}) gegen Erdbeben gedacht. Der Bildtext liefert dafür eine deutliche Erklärung:<br />
<br />
{{Zitat|text=<br />
Das Orakel des Kashima Ahnen·schreins besagt: „Solange ich auf diesem Boden weile, soll kein Halm auf den Bergen, Flüssen, Gräsern und Bäumen und kein Sandkorn an den Gestaden der blauen See Schaden nehmen, auch wenn die Erde bebt.“ Wer diesen Spruch morgens und abends sagt, wird ohne Fehl vor allen Übeln und Gefahren, vor Feuer, Wasser und Erd·beben gefeit sein. Und wer den Zettel, wo dies steht, an den Pfeilern in Ost und West, Süd und Nord anbringt, dessen Haus wird nicht einstürzen und nicht zerstört werden. <br />
}}<br />
<br />
===Wels und Donner, Yin und Yang===<br />
{{floatleft<br />
| kanameishi2.jpg|rahmen_w=250|rahmen_h=340|w=250<br />
| ''Der Namazu als Monster'' <br />
| ref=1<br />
}}<br />
Dieses Bild zeigt im Gesicht des Welses die Zer·stö·run·gen, die das Erd·beben angerichtet hat. Man erkennt auch das Feuer, das als Folge·er·schei·nung von Erdbeben sehr gefürch·tet war (und ist). <br />
Unter dem Wels sieht man drei Gott·heiten, die mit der Ursache des Bebens in Ver·bin·dung stehen: Rechts oben reitet der Gott von Kashima eilig herbei. Er war nämlich wie jedes Jahr im Zehnten Monat ({{glossar:kannazuki}}) beim Götter·tref·fen in {{glossar:Izumo}}. Neben ihm der Donner·gott, der mit dem Feuer in Verbin·dung steht. Sein Donnern wird scherz·haft als Furz dargestellt. <br />
An den „Schlussstein“ gelehnt schläft {{glossar:Ebisu}}, der den Gott von Kashima vertreten sollte. <br />
<br />
Das häufige Vor·kommen des [[Ikonographie/Waechtergoetter/Wind und Donner|Donner·gottes]] hängt mit einer Yin Yang-Symbolik zusammen: Abge·sehen vom Wels gab es auch etwas abstrak·tere Er·klä·rungen für Erdbeben, die die Ursachen dafür in einem Un·gleich·ge·wicht von Yin und Yang erblickten: Im speziellen würde das Feuer (Yang) unter·irdisch das Wasser (Yin) an Stärke über·treffen, während es für gewöhn·lich nur im Himmel die Vor·herr·schaft genieße. Aus diesem un·ge·wöhn·lichen Zusam·men·prall von Yin und Yang würde im Himmel Gewitter und auf der Erde ein Beben entstehen.<ref>Smits 2006, S. 1051.</ref> (Diese Erklärungen sind im Grunde nicht allzu weit von der Natur·wissen·schaft entfernt.) Der Erdbeben-Wels wurde also wahr·schein·lich von Gebil·de·teren als Sinnbild für die Kräfte des Yin, der Donner·gott als Sinnbild des Yang angesehen.<ref><br />
Dennoch blieben Zweifel, was es mit dem Wels und dem Stein auf sich habe. 1664 versuchte der gelehrte Daimyō {{g|Tokugawamitsukuni}}, in dessen Domäne der Kashima Schrein damals lag, dem Geheimnis des Kashima Steins auf den Grund zu kommen, und ließ eine Grabung durchführen, die allerdings zu keinem Erfolg führte, weil die Grube sich auf mysteriöse Weise immer wieder mit Erde füllte. ([http://ja.wikipedia.org/wiki/%E8%A6%81%E7%9F%B3 Kanameishi] Wikipedia, jap.)<br />
</ref><br />
<br />
Die Rolle der Gottheiten ist allerdings im Verhältnis zu Yin und Yang nicht ganz eindeutig. Der Wels lässt sich zweifellos leicht als Yin, das sich aufbäumt, oder als über·schüssiges Yin inter·pretieren. Er wird durch {{glossar:raijin}}, den „Donnergott“, und Takemi·kazuchi, den Gott von Kashima, der seinem alten Namen nach ebenfalls ein Gewitter·gott (Kazuchi) ist, im Zaum gehalten. Die Gewitter·götter sind beide „gute“ Yang-Kräfte, die dem Yin-Wels entgegentreten. Es müsste aber im Grunde noch einen „guten“ Yin-Gott geben, der sich um die Brände, den Über·schuss an Yang-Energie, kümmert. Soweit lässt sich das Yin Yang-Schema aber nicht in den Figuren der Volks·religion wieder·finden.<br />
<br />
===Das Beben als Glücksfall===<br />
<br />
Das Beben von 1855 zeichnete sich offenbar dadurch aus, dass in erster Linie die Anwesen von {{g|daimyou|Daimyōs}} und die Lager·häuser von Groß·händlern betroffen waren. In der Folge entstand eine starke Nachfrage nach Tischlern und Zimmer·leuten, was insgesamt den eher einfacheren Schichten der Stadt·bevölkerung zugute kam. Es gab also eine Umver·teilung des Reichtums in Richtung der Armen. Dies wird in den Wels·bildern teilweise mit offener Sympathie für die einfachen Leute dar·gestellt, sodass der Namazu sogar manchmal als Wohl·täter erscheint.<br />
<br />
<div class=largebox ><br />
{| align='center' width=600 style=' border:1px solid #fff; '<br />
|width=180|{{floatleft<br />
|seppuku_namazu.jpg<br />
|''Seppuku'' des Namazu<br />
|rahmen_w=180|rahmen_h=260|w=180|style=margin:0<br />
|ref=1<br />
}}<br />
|width=180|{{floatleft<br />
|namazue_daikoku.jpg<br />
|rahmen_w=180|rahmen_h=260|w=185|style=margin:0<br />
| Daikoku und Namazu<br />
|ref=1<br />
}}<br />
|width=180|{{floatleft<br />
|namazu_kanemochi.jpg<br />
|Namazu und Reicher<br />
|rahmen_w=180|rahmen_h=260|w=180|style=margin:0<br />
|ref=1<br />
}}<br />
|}<br />
</div><br />
<br />
''Seppuku des Namazu''<br />
<br />
Der Erdbeben-Wels ist von einem Pfeil des Gottes von Kashima getrof·fen worden und begeht — gleich einem vor·bild·lichen Samurai in aus·sichts·loser Lage — Selbst·mord durch {{g|seppuku}} (Harakiri). Aus dem Bauch des Welses strömen ovale Geld·münzen. Im Hinter·grund, unter·halb des Gottes, sind links die ver·stor·benen Opfer des Bebens, rechts die Ge·schä·digten (Groß·händler, Daimyōs, etc.) zu sehen. Dem Text ist zu ent·nehmen, dass sie ange·sichts des Selbst·opfers des Namazu zur Ver·söhnung bereit sind.<br />
<br />
''Daikoku und Namazu''<br />
<br />
Nachdem der Gott von Kashima (Bildmitte) den Wels wieder unter Kontrolle gebracht hat, tritt der Glücksgott {{glossar:Daikoku}} auf den Plan und lässt Geld regnen, das den einfachen Bauar·beitern zugute kommt. Der Text des Bildes gibt ein „Erdbeben-Abwehr-Lied“, in welchem die Arbeiter sich freuen, dass sie nun ins Bordell gehen können (s.u.). <br />
<br />
''Abtransport des Reichtums''<br />
<br />
Ein Erdbeben-Wels schüttelt einen reichen Kaufmann, bis er Geld erbricht, um das sich Hand·werker und Bauarbeiter raufen. Der Wels mahnt den Kaufmann, in Zukunft mehr Mitleid mit den Arbeitern zu haben. Die Arbeiter wiederum meinen, dass es besser ist, das Geld im Bordell auszu·geben, da sowieso bald wieder ein Erd·beben kommt.<br />
<br />
===Die neuen Freudenviertel===<br />
{{w500|rahmen_h=337<br />
|namazu_bordell.jpg<br />
|Namazu im Bordell<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Notdürftig maskierte Erd·beben-Welse besichtigen ein Bordell und werden von den dortigen Damen an den Bärten heran·gezogen. Die Prosti·tuierten sind von den ''namazu'' offen·sichtlich angetan.<br />
<br />
Das Bild trägt den Titel „Unterschlupf der Strapazen und Feuers·brünste“. „Unterschlupf“ oder „Leih·wohnung“ (jap. {{g|karitaku}}) war zu dieser Zeit ein Euphe·mismus für billige Bordelle. Diese waren als Ersatz für das vom Erd·beben zerstörte Nobel-Freuden·viertel {{g|Yoshiwara}} errichtet worden, allerdings waren sie kosten·günstiger. Somit wurde dank des Erd·bebens die Prosti·tution in Edo weiter ver·breitet und allgemein erschwing·licher. Auch das ein „positiver“ Effekt für die ärmere Bevölkerung, der in einem Lied, das auf mehreren ''namazu''-Bildern zu finden ist (s.o.), deutlich hervor·gehoben wird: <br />
<br />
{{Zitat|text=<br />
Der Wassergott hat uns das Leben gerettet // Jetzt gehen wir zu den Huren (Rokubu), wie schön!<br/><br />
''Mizukami no / tsuge ni inochi o / tasukarite // rokubu no uchi ni / iru zo ureshiki''<br />
}}<br />
<br />
===Das Götterpferd von Ise===<br />
{{floatleft |rahmen_w=350|rahmen_h=235|w=350<br />
| Namazue_ise_pferd_1855.jpg<br />
| ''Das Götterpferd des Ise Schreins'' <br />
| ref=1<br />
}}<br />
Dieses Bild zeigt, wie die Gott·heit von {{glossar:isejinguu|Ise}}, hier als Pferd dar·ge·stellt, den Erd·be·ben-Wels be·siegt. <br />
Der dem Bild ein·ge·schrie·bene Text be·rich·tet davon, dass die Gott·heit von Ise im Zuge des Erd·be·bens als weißes Pferd durch die Straßen der Stadt galop·pierte und all jene, die zu ihr bete·ten, vor Unheil be·wahrte. Das Pferd soll zu diesem Zweck ein·zelne Haare ausge·streut haben. <br />
Die Kashima Gottheit spielt hier die ambi·va·lente Rolle eines Kriegers, der sein Pferd nicht im Zaum halten kann. Wie in ande·ren Bil·dern auch ver·kör·pert Kashima hier das Sho·gunat, das mit den Ver·hält·nis·sen nicht mehr zurecht kommt.<br />
<br />
Die kaiser·liche Ahnen·gott·heit aus Ise, {{glossar:amaterasu}}, war im dama·ligen Edo eben·so exo·tisch und unbe·kannt wie der {{g|Tennou}} in Kyōto. Man wusste ein wenig von ihrer Rolle als Ahnen- und Sonnen·gott·heit, doch weder waren ihre Mythen all·gemein be·kannt, noch herrsch·te Einig·keit, ob es sich um eine männ·liche oder weib·liche Gott·heit handelte. Dennoch erfreu·ten sich in dieser Zeit Wall·fahrt·en nach Ise einer wach·sen·den Beliebt·heit. Diese Wall·fahr·ten stan·den im Zusam·men·hang mit dem Schlag·wort {{g|yonaoshi}} („Welt·er·neue·rung“ oder „Welt·gesun·dung“). ''Yonaoshi'' fußte zwar auf keiner so kon·kreten poli·tischen Vision wie etwa die franzö·sische Revolution, beinhaltete aber eine diffuse Kritik an den bestehenden Verhält·nissen, durch die sich das Tokugawa Shōgunat zurecht bedroht fühlte. ''Yonaoshi'' war unter anderm mit Wall·fahr·ten nach Ise verbunden, was sich auch im Glauben an die Wohl·taten des Götter·pferdes ausdrückte. Darin kün·digte sich eine neue Auf·wer·tung des Tennō an, die schließ·lich im Jahr 1868 in Gestalt der {{glossar:Meiji}}-Restau·ration zu einer voll·kom·men neuen poli·tischen Ordnung führen sollte. <br />
<br />
Während in diesem Bild das Pferd bzw. die dadurch sym·bo·lisierte Gottheit Ama·terasu als Gottheit der Welt·er·neue·rung (''yonaoshi no kami'') gedeutet werden kann, gibt es auch Beispiele, in denen der Erd·beben·wels selbst zum Welt·er·neuerer avanciert. Es war also keines·wegs aus·ge·macht, welche Rolle welcher Gottheit in den Wels·bildern zukommt.<br />
<br />
===Das ''ken''-Spiel===<br />
Der Erdbeben-Wels ist oft in eine Gruppe aus drei Figuren ein·gebun·den, die durch seltsame, auffällige Gesten charakterisiert sind. Diese Figuren spielen das soge·nannte {{g|Ken}}-Spiel, das hierzu·lande als „Stein-Schere-Papier“ bekannt ist. Dieses Spiel ist in Japan auch heute noch sehr beliebt, erlebte in der Edo-Zeit aber einen beson·deren Boom. Statt mit den geläu·figen Hand·gesten wurde es auch mit ver·schie·denen Körper·hal·tungen gespielt. Diese drückten alle möglichen allego·rischen Figuren aus, die immer eines gemein·sam hatten: A besiegt B, B besiegt C, C besiegt A. Viele {{g|Ukiyoe}}-Drucke stellen Varianten des Spiels mit immer wech·selnden Figuren dar, deren Kräfte·gleich·gewicht auch als satirischer Kommentar der aktuellen gesell·schaft·lichen Situation gelesen werden kann. Sepp Linhart, der diesem Thema eine umfang·reiche Studie gewidmet hat (Linhart 1998), deutet die ''ken''-Bilder daher als Ausdruck der spezi·fi·schen gesell·schaft·lichen Span·nungen der späten Edo-Zeit, als soziale oder wirt·schaft·liche Interes·sens·gruppen auf allen Ebenen sich gegen·seitig in einer höchst labilen Patt-Situation hielten, bis es schließ·lich zum Umbruch in Form der Meiji-Restau·ration (1868) kam.<br />
<br />
<div class=largebox ><br />
{| align='center' width=600 style=' border:1px solid #fff; '<br />
|width=180|{{floatleft<br />
|namazu ken zenkoji.jpg<br />
|Namazu und Amida <br />
|rahmen_w=180|rahmen_h=260|w=180|style=margin:0<br />
|ref=1<br />
}}<br />
|width=180|{{floatleft<br />
|namazu ken.jpg<br />
|rahmen_w=180|rahmen_h=260|w=185|style=margin:0<br />
|Erdbeben Ken<br />
|ref=1<br />
}}<br />
|width=180|{{floatleft<br />
|ryuko sannin.jpg<br />
|Drei Figuren im Rausch<br />
|rahmen_w=180|rahmen_h=260|w=185|style=margin:0<br />
|ref=1<br />
}}<br />
|}<br />
</div><br />
<br />
''Namazu und Amida ''<br />
<br />
Bereits das älteste erhaltene Namazu-Motiv stellt eine ''ken''-Spiel-Situation dar. Hinter·grund ist das Erd·beben im Tempel·komplex {{glossar:zenkouji}} in Nagano (damals Shinano oder Shinshū) im Jahr 1847. Dieses Beben fand genau zu dem Zeit·punkt statt, als der Tempel seine berühmte {{glossar:Amida}} Statue<ref>Diese Statue spielt auch im Zusam·men·hang mit Hideyoshi's [[Ikonographie/Dainichi/Daibutsu#Hideyoshi.27s_Daibutsu|Großem Buddha]] eine Rolle. </ref> aus·stellte und damit zahl·reiche Pilger aus dem ganzen Land anzog. Viele Pilger fielen dem Beben zum Opfer, doch der Tempel selbst blieb weit·gehend unversehrt, was als Wunder des Amida ange·sehen wurde. Das Bild zeigt den {{skt:Buddha}} Amida (der in späteren Bildern durch den Gott von Kashima ersetzt werden wird), den Erdbeben-Wels und eine Geisha. Wie beim ''ken''-Spiel üblich ist jeder von ihnen einem über·legen, dem anderen unter·legen: Amida ist stärker als ''namazu'', ''namazu'' ist stärker als Geisha, Geisha ist stärker als Amida, was vielleicht als Seiten·hieb auf den Buddhis·mus zu verstehen ist. Große bud·dhis·tische Tempel boten nämlich Ende der Edo-Zeit stets auch Vergnü·gungs- und Freuden·vier·teln Platz — so auch der Zenkō-ji in Nagano.<br />
<br />
''Erdbeben''-ken<br />
<br />
Das Bild zeigt den Donner·gott, den Wels und das Feuer, die von einem Wirten mit {{glossar:Sake}} verköstigt werden. Die von den Figuren ein·ge·nom·menen Gesten gehen auf das soge·nannte „Fuchs-''ken''“ ({{g|kitsune}}-''ken'') zurück: Der [[Fuchs]] (erhobene Hände = Ge·spenster·geste) ver·zaubert den Bürger·meister, der Bürger·meister (Hände auf den Ober·schen·keln) komman·diert den Jäger, der Jäger (ange·deu·tetes Gewehr) erschießt den Fuchs. Auf dieser Abbildung entspricht also der Wels dem Fuchs, der Donner dem Bürger·meister und das Feuer dem Jäger: die drei Kräfte heben sich wechsel·seitig auf.<ref>Es gibt von diesem Motiv mehrere Versionen, aus denen deutlich wird, dass das Feuer mit seinen blonden Haaren auch auf die Europäer und Ameri·kaner anspielt, die zu diesem Zeit·punkt als mili·tärische Gefahr empfunden wurden. Andere Namazue enthalten auch explizite Bezüge auf die gewaltsame Öffnung von Japans Häfen durch den ameri·kanischen Admiral {{g|Perrymatthew|Perry}} in den Jahren 1853–54.</ref> Der dem Bild einge·schrie·bene Lied·text schließt mit dem Satz: „Jetzt wird die Welt Stück für Stück wieder heil, kommt und macht Geld!“<ref>''Kore kara dandan yo ga naori, kane mōkete, sā kinasē.'' (Miyata und Takada 1995, S. 324)</ref><br />
<br />
''Drei Figuren im Rausch''<br />
<br />
Ein Reicher, eine Geisha und ein Hand·werker verzehren zusammen einen Wels. Der Text besagt: „Der Reiche, ein zorniger Trinker; der Hand·werker, ein fröhlicher Trinker; die Geisha, eine weinende Trinkerin.“ Noch einmal wird hier satirisch auf die vom Erd·beben betrof·fenen Berufs·gruppen angespielt. In der Darstellung nehmen die drei Figuren wieder die Hal·tungen des ''ken''-Spiels an.<br />
<br />
==Wieso ein Wels?==<br />
Der Wels ist eine arten·reiche Spezies von Fischen, die eines gemeinsam haben: Sie halten sich vorwiegend am Grund von Gewässern auf und sind daher selten zu sehen. Schon in alter Zeit wurde es als Zeichen von bevor·stehender Gefahr gedeutet, wenn Welse an der Ober·fläche von Gewässern gesichtet wurden. Tatsächlich scheinen Welse besonders sensibel auf seismische, thermische und elektrostatische Verän·derungen ihrer Umgebung zu reagieren. So wurde der Wels zunächst zu einem positiven Künder von Erdbeben. Doch wurde der Prophet offenbar mit der Zeit als Verursacher der Gefahr, die er ankündigte, angesehen. Dabei kam eine klassische chinesische Vorstellung ins Spiel, die einen unterirdischen Drachen ({{g|ryuu}}) als Verursacher von Erdbeben ansah. Dieser Drache wurde offenbar Anfang der Edo-Zeit in der Region um den Biwa See erstmals als Wels umgedeutet. Von dort breitete sich die Vorstellung entlang der Tōkaidō-Route in den Osten des Landes aus.<ref><br />
Siehe [http://www.east-asian-history.net/textbooks/172/ch8_main.htm Yōkai: Monsters, Giant Catfish, & Symbolic Representation in Popular Culture] (Gregory Smits)<br />
</ref> <br />
<br />
Interessanter·weise wird der zum Monster gewordene ''namazu'' in den Erd·beben·bildern von 1855 sehr rasch wieder verniedlicht. Wir sehen hier einen Mechanismus, der bei fast allen Geister·wesen ({{glossar:youkai}}) der Edo-Zeit zu beobachten ist: Sobald sie aufgrund des Schreckens, den sie verbreiten, eine gewisse Popu·larität gewonnen haben, erhalten sie immer humor·vollere Züge, bis sie schließ·lich lediglich als liebens·werte Schlingel erscheinen. Das gleiche lässt sich über {{glossar:Tengu}} und {{glossar:oni}} ebenso sagen, wie über {{glossar:kitsune}} und {{glossar:Tanuki}} oder über den strengen Richter der Unterwelt, {{glossar:enma}}. Eine ähnliche Komik begegnet uns auch in der Darstellung der {{g|gaki}}, Hungergeister. Dieser Hang, dem Schrecklichen durch Humor den Stachel zu nehmen, lässt sich aber noch weiter zurück·ver·folgen, nämlich bis zu den Schrein·festen, die seit der Heian-Zeit zur Besänf·ti·gung grollender Geister {{glossar:onryou}} abgehalten werden. Es geht in allen Fällen darum, sich mit der Gottheit (=Ursache) einer Kata·strophe anzu·freunden, sich vertraut zu machen und die Gottheit von ihren feind·lichen Absichten abzu·bringen, indem sie in eine fröhliche, heile Welt ein·ge·bun·den wird. Die Erd·beben·bilder sind daher nicht (nur) als zynischer Ausdruck von Galgen·humor oder als politische Satire zu verstehen, sondern reihen sich wohl auch in eine lange religiöse Tradition ein, Unheil und Katastro·phen durch rituell insze·nierte Fröh·lich·keit abzuwenden. <br />
<br />
{{w500 |rahmen_h=350<br />
|namazu.jpg<br />
|Die Namazu von Shinano und Edo<br />
| caption= Das Bild beinhaltet viele der Motive, die in den voran gegangenen Dar·stellungen einzeln hervorgehoben sind. Es sind hier zwei Namazu zu sehen, die zwei unterschiedliche Beben in der Kantō Region (Shinano 1847 und Edo 1855) versinn·bildlichen. Rechts oben die beiden Gottheiten, die nicht genug aufgepasst haben: Kashima und der Donnergott.<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{Verweise<br />
|literatur=<br />
{{Literatur:Miyata Takada 1995}}<br />
{{Literatur:Linhart 1998}}<br />
{{Literatur:Linhart 2005}}<br />
{{Literatur:Smits 2006}}<br />
|links=<br />
* ''[https://web.archive.org/web/20130929111004/http://www.east-asian-history.net/earthquakes/index.htm Earthquakes in Japanese History]'' (Online-Materialien von Gregory Smits, zugänglich über Internet Archive)<br />
** [https://web.archive.org/web/20101104170046/http://www.east-asian-history.net/textbooks/175/ch2.htm Japan’s Ansei Edo Earthquake]<br />
** [https://web.archive.org/web/20110723104739/http://www.east-asian-history.net/textbooks/172/ch8_main.htm Yōkai: Monsters, Giant Catfish, & Symbolic Representation in Popular Culture]<br />
* ''[http://archive.library.metro.tokyo.jp/ Tokyo Archive]'' (jap.) Tokyo Metropolitan Library, Datenbank (Stichwort 鯰 eingeben)<br />
| update = Sept. 2016<br />
}}<br />
<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Mythen/Daemonen/Beule&diff=67212
Mythen/Daemonen/Beule
2016-09-20T23:19:04Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Der Alte und die Oni}}<br />
<br />
{{fl|A}}ussehen und Verhalten der japani·schen Dämonen ({{glossar:oni}}) finden sich in einem alten Mär·chen be·schrie·ben, das heute unter dem Titel {{g|Kobutorijiisan}} („Der Alte, dem die Beule ge·nom·men wurde“) in Japan weit·hin be·kannt ist. Auch im Westen fand die Geschichte bereits Ende des 19. Jahr·hunderts unter dem Namen „The Old Man and the Devils“ Verbreitung. Die fol·gende Fas·sung ist eine Über·setzung der ältes·ten be·kann·ten Ver·sion aus dem {{glossar:Ujishuuimonogatari}} (13. Jahr·hun·dert).<!--<br />
--><ref><br />
''Uji shūi monogatari'', Band 1, Erzählung 3. Das ''Uji shūi monogatari'' („Ausgewählte Erzählungen [des Dainagon] von Uji“) wurde auch ins Englische (D. E. Mills, 1970) und Französi·sche (René Sieffert, 1986) übersetzt. Das Märchen selbst wurde in einer verein·fachten Version erstmals 1886 von {{g|Hepburnjamescurtis}} ins Englische übertragen und von {{g|Kobayashieitaku}} illustriert (s. dazu auch Guth 2008).<br />
</ref> <br />
Hier wird der Schil·derung der Oni ganz be·son·dere Auf·merk·sam·keit zuteil. <br />
<br />
== Wie die Oni eine Beule entfernten ==<br />
<br />
{{floatright| w=170| rh= 240| top= -20<br />
| kobutori2.jpg<br />
| style= jumpright <br />
}}<br />
{{Zitat| text=<br />
Es war einmal ein alter Mann, der hatte an der rechten Backe eine Beule, so groß wie eine reife Mandarine. Daher mied er den Umgang mit Menschen. Um sein Aus·kommen zu finden ging er in die Berge und sammelte Brenn·holz. Einmal zog ein Unwetter auf, sodass er nicht heim·kehren konnte und die Nacht wohl oder übel in den Bergen zubringen musste. Kein anderer Holz·sammler war zugegen und der Alte bekam große Angst. So kroch er in einen hohlen Baum und blieb dort geduckt sitzen, ohne ein Auge zu zu tun. Da hörte er plötz·lich Stimmen von vielen Menschen, die von weit her näher kamen. Erleichtert seufzte er auf, denn nun war er nicht mehr ganz allein in den Bergen. Doch als er aus seinem Versteck hervor lugte, sah er Geister<!--<br />
--><ref><br />
''Monodomo''. ''Mono'' wird hier in der alten Bedeutung von „Geist“, „Gespenst“ verwendet. Vgl. ''mono no ke''.<br />
</ref> <!--<br />
-->aller Arten und Formen: Die einen waren rot und hatten blaue Sachen an, die anderen waren schwarz und hatten rotes Tuch als Lenden·schurz umgebunden. Manche hatten nur ein Auge, andere keinen Mund, wieder andere ließen sich mit Worten gar nicht beschreiben. Als sich etwa hundert solcher Wesen versam·melt hatten, entfachten sie ein Feuer so hell wie die Sonne, gerade vor dem Baum unseres Alten, und setzten sich im Kreis darum herum. Es war schier unglaub·lich. <br />
}}<br />
{{floatright| w=170| rh= 240| top= -20<br />
| kobutori3.jpg<br />
| style= jumpright <br />
}}<br />
{{Zitat| text=<br />
Ein Oni, der der Anführer zu sein schien, übernahm den Vorsitz. Links und rechts von ihm setzten sich unzählige weitere Oni der Reihe nach nieder. Jeder einzelne von ihnen war von unbe·schreib·lichem Aussehen, doch wie sie {{glossar:Sake}} tranken und sich vergnüg·ten entsprach ganz der Welt der Menschen. Flasche um Flasche wurde geöffnet und der Anführer der Oni hatte bereits einen gehörigen Rausch. Da stand ein junger Oni am Ende der einen Reihe auf, hielt einen Teller hoch, näherte sich unter unver·ständ·lichem Gestammel dem Ehrensitz und voll·führte dabei die tollsten Verren·kungen. Der Anführer hob den Becher mit der Linken und lehnte sich lachend zurück, ganz so wie es die Menschen tun. Der junge Oni begann zu tanzen. Auch andere Oni kamen einer nach dem anderen vom unteren Ende der Reihe tanzend heran. Manche tanzten gut, andere schlecht. Der Alte aber traute seinen Augen kaum. Da hörte er den Anführer sagen: „Eure Tänze heute Nacht sind wie immer ausge·zeichnet. Doch wie wär's, wenn ihr mir etwas ganz Beson·deres bieten würdet?“ Bei diesen Worten spürte der Alte — ergriff ein Geist von ihm Besitz oder lenkten Götter und {{skt:Buddha}}s seine Gedanken? — ein Verlangen, hinaus·zu·laufen und selbst zu tanzen, doch er besann sich sogleich eines Besseren. Als die Oni aber begannen, Musik zu machen, die immer lauter an sein Ohr drang, da dachte er bei sich: „Was auch immer geschieht, ich muss hinaus und tanzen, und sollte es mein Leben kosten.“ Die Kappe<!--<br />
--><ref><br />
''Eboshi'', traditionelle Kopfbedeckung aus schwarzem Papier.<br />
</ref> <!--<br />
-->bis zur Nase ins Gesicht geschoben, die Axt am Gürtel baumelnd, stürzte er aus seinem hohlen Baum und tanzte vor den Anführer. Die Oni sprangen alle auf und riefen: „Wer ist das?“ Doch der Alte reckte sich und krümmte sich im Tanz, drehte sich, wendete sich, stieß betrun·kene Laute aus und tanzte rund um ihren Kreis herum.<!--<br />
--><ref><br />
Derartige Tänze scheinen in alter Zeit beliebt gewesen zu sein. Auch im ''Tsurezuregusa'' werden alte Mönche, die sich auf die Darbietung grotesker Tänze spezialisieren, (tadelnd) erwähnt.<br />
</ref> <!--<br />
-->Die Oni aber waren, von ihrem Anführer ange·fangen, hellauf begeistert.<br />
<br />
Da ergriff der Anführer das Wort und sagte: „Seit vielen Jahren veranstalten wir nun solche Feiern, doch so etwas hat es noch nie gegeben. Von jetzt an, Alter, musst du immer bei unseren Festen dabei sein.“ Darauf erwiderte der Alte: „Selbst·verständlich werde ich wieder kommen. Diesmal habe ich in der Eile die letzten Schritte vergessen, doch wenn Ihr sie sehen wollt, so werde ich mich in Ruhe darauf vorbereiten.“ — „Wohl gesprochen,“ entgegnete der Anführer, „komm nur auf jeden Fall wieder.“ Doch ein Oni, der als dritter neben ihm saß, meinte: „Es könnte wohl sein, dass der Alte nicht hält, was er verspricht. Wir sollten ein Pfand von ihm nehmen.“ — „So sei es,“ sagte der Anführer, „doch was wollen wir als Pfand nehmen?“ Darauf brachte jeder einen Vorschlag, bis der Anführer meinte: „Wir sollten die Beule behalten, die dem Alten herunter·hängt. So eine Beule bringt Glück, sie wird ihm fehlen.“ Der Alte aber rief: „Nehmt mir die Augen, nehmt mir die Nase, aber lasst mir meine Beule! Es wäre zu schreck·lich sie zu verlieren, wo ich sie doch schon so viele Jahre besitze.“ Worauf der Anführer sagte: „So wert·voll ist sie für dich? Dann werden wir sie uns erst recht behalten.“ Ein anderer Oni trat vor, sagte „her damit,“ und drehte und zog an der Beule, ohne dass der Alte einen Schmerz spürte. Es dämmerte und die Vögel stimmten bereits ihren Gesang an, als die Oni den Alten mahnten, nur ja das nächste Mal wieder·zukom·men und heim·kehrten. Der Alte aber betas·tete sein Gesicht: Von der Beule, die so lange dort geses·sen hatte, fehlte jede Spur, sie war wie weg·ge·wischt. Da dachte er nicht weiter daran, Brennholz zu hacken und kehrte nach Hause zurück. „Was ist geschehen?“ fragte ihn seine Alte, worauf er ihr alles erzählte. „Ein Wunder!“ meinte sie.<br />
}}<br />
{{w500| rw=500| rh=320<br />
|kobutori4.jpg<br />
}}<br />
{{Zitat| text=<br />
In der Nachbar·schaft aber gab es einen anderen Alten, der hatte eine große Beule an der linken Backe. Als er sah, dass unser Alter keine Beule mehr hatte, sagte er: „Was habt Ihr angestellt, um Eure Beule los·zu·werden? Gibt es irgend·wo einen Arzt? Ihr müsst es mir sagen! Ich möchte meine Beule auch los·werden.“ — „Das war kein Arzt. Die Oni haben mir die Beule weg·ge·nom·men.“ — „Dann sollen sie auch meine Beule ent·fernen.“ Und so erfragte er im ein·zel·nen, wie sich alles zuge·tragen hatte. <br />
<br />
Nun begab sich der andere Alte, getreu den Worten des ersten, zu jenem hohlen Baum und wartete. Und wirklich kamen die Oni, wie er es ver·nom·men hatte, setzten sich in einen Kreis und unter·hielten sich beim Sake. Als nun einer fragte, ob der Alte wohl auch kommen würde, trat der andere Alte schlot·ternd vor Angst aus seinem Versteck hervor. „Da ist ja der Alte!“ riefen die Oni und der Anführer befahl: „Komm her und tanz mir was vor.“ Es fehlte ihm aber das Talent des ersten Alten und er bot eine so klägliche Vor·stel·lung, dass der Anführer sagte: „Diesmal hast du schlecht getanzt. Schlecht, schlecht und noch einmal schlecht. Gebt ihm die Beule zurück, die wir als Pfand be·halten haben.“ Da kam ein Oni vom unteren Ende der Reihe zu ihm, sagte: „Da hast du dein Pfand zurück,“ und klatschte ihm die Beule an die andere Backe. So hatte dieser Alte nun zwei Beulen in seinem Gesicht. <br />
<br />
Heißt es nicht, man soll nicht neidisch sein?<br />
| quelle= <br />
Übersetzung Bernhard Scheid, 2011. <br/><br />
Originaltextausgabe: Watanabe Tsunaya, Nishio Kōichi (Hg.), ''Uji shūi monogatari'' (Nihon koten bungaku taikei 27). Tokyo: Iwanami Shoten, 1960. <br />
}}<br />
{{w500 | w= 540| left= -10| top= -20<br />
| kobutori.jpg<br />
}}<br />
<br />
{{verweise<br />
|links=<br />
*[http://www2s.biglobe.ne.jp/~Taiju/1212_ujishui_01.htm Ujishūi online]<br />
*[http://www.baxleystamps.com/litho/hasegawa/ft_7_devils_1886.shtml The Old Man and the Devils] 1. Übertragung ins Englische durch James Hepburn, illustriert von Kobayashi Eitaku, herausgegeben von Hasegawa Takejirō als Band 7 der Reihe ''Japanese Fairy Tales'' für den Verlag Kōbunsha. Mehrere Ausgaben ab 1886.<br />
*[http://openlibrary.org/books/OL7210763M/The_old_man_and_the_devils The Old Man and the Devils] 1. Übertragung ins Englische, Ausgabe 1889 (Open Library) <br />
|update= Sept. 2016<br />
|literatur=<br />
{{Literatur: Guth 2008}}<br />
|bilder=0<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Mythen/Goetter_der_Erde&diff=67211
Mythen/Goetter der Erde
2016-09-20T23:00:59Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | <span>Zeitalter der Götter, Teil 2 </span>Die Götter der Erde}}<br />
<br />
{{fl|D}}ie Begriffe Götter des Himmels und Götter der Erde ({{glossar:amatsukami}}, bzw. {{glossar:kunitsukami}}) spielten zur Zeit der schrift·lichen Fixierung der Mythen (um 700) offenbar eine wichtige Rolle. Im All·gemei·nen vers·tehen die frühen Chroni·ken darunter einer·seits die gött·lichen Vor·fahren des {{Glossar:Tennou}} und seiner un·mittel·baren Vasal·len, die im Himmel ({{glossar:takamanohara|Takama no hara}}) residieren, ande·rer·seits die gött·lichen Vor·fahren der meisten ande·ren terri·toria·len Klans der Frühzeit. Die Mythen von den Göttern der Erde schildern (und begrün·den), wie die Hierar·chie zwischen diesen Gruppen zu·stande kommt, und be·handeln damit letzlich nichts anderes als das Zu·stande·kommen des frühen japa·ni·schen Staates und der ihn regierenden Eliten.<br />
<br />
==Susanoo und Ōkuninushi==<br />
<br />
{{Sidebox2<br />
| okuninushi_hokusai.jpg<br />
| Ōkuninushi <br />
| sidepage=Okuninushi<br />
| w=200 | rh=180<br />
| left=-20 | top= -45<br />
}}<br />
{{floatleft<br />
| susanoo_kyosai.jpg<br />
| Susanoo und die Schlange<br />
| top=-280 | rh=450<br />
}}<br />
Nachdem {{glossar:amaterasu}} dank des Zu·sam·men·wir·kens der gesam·ten Götter·schar wieder aus ihrer Höhle heraus·ge·lockt wor·den ist, wird {{glossar:susanoo}} einer Reihe von Strafen und Foltern unter·wor·fen und schließ·lich end·gül·tig in die Unter·welt ver·bannt. Als er·zie·heri·sche Maß·nahme hat die Ver·ban·nung offen·sicht·lich Erfolg. Auf dem Weg in die Unter·welt kommt Susanoo auch auf die Erde (genauer: in das Land {{g|izumo}}) und nimmt dort, ganz der [[Mythen/Goetter des Himmels/Trickster | Trickster-Definition]] von Mircea Eliade fol·gend, die Rolle eines Kultur·heroen an. So rettet er etwa ein Mädchen vor der acht·köp·figen Schlan·ge {{glossar:yamatanoorochi}}, welche die Men·schen terro·risiert. Der Mythos erwähnt aber auch, dass aus seinen Haaren nütz·liche Bäume ent·stehen, und bringt ihn außer·dem mit der Er·fin·dung des {{glossar:Sake}} in Verbindung.<br />
<br />
Mit dem geretteten Mädchen, der Prinzessin {{glossar:kushinadahime}}, zeugt Susanoo eine neue Herr·scher·dynas·tie auf Erden. Die Ge·schich·ten dieser Nach·kom·men sind vor allem im {{Glossar:Kojiki}} zu finden. Vieles deutet darauf·hin, dass sie einem eige·nen Mythen·kreis ent·stam·men und in den Erzäh·lungen rund um die Sonnen·gott·heit ur·sprüng·lich gar nicht vor·kamen. Denn in gewis·ser Weise wird die Welt durch diese Nach·kommen des Susanoo ein wei·teres Mal neu ge·schaf·fen. Die Haupt·götter dieser Episode werden vor allem im {{g|izumotaisha|Großschrein von Izumo}} verehrt und sind auch in den Mythen eng mit dieser Region nord·westlich von Kyōto verbunden. Man kann daher an·nehmen, dass die Izumo-Kultur ur·sprüng·lich über einen eigenen Sagen·kreis verfügte, der in ''Kojiki'' und {{Glossar:Nihonshoki}} nur not·dürftig mit dem Amaterasu-Sagen·kreis ver·bunden wurde. Susanoo stellt sozu·sagen das Binde·glied zwischen diesen Erzäh·lungen dar.<br />
<br />
Der Hauptheld des Izumo Sagen·kreises heißt aller·dings nicht Susanoo, sondern {{glossar:ookuninushi}} — der „Große Landesherr“. Er ist der Sohn des Susanoo (nach einer anderen Version ein Ab·kömm·ling in der fünften oder sechsten Generation) und muss — selbst eine Art Trickster-Gott·heit — erst eine Reihe von Qualen und De·müti·gungen durch·stehen, bevor er schließ·lich Herr des Landes wird und zu·sam·men mit einer weiteren Schöpfer·gott·heit, dem winzigen {{Glossar:Sukunabikona}}, die Erde in ihren nun·meh·rigen Zustand bringt. Wie auf der [[Mythen/Goetter der Erde/Okuninushi | Sidepage]] zu Ōkuni·nushi genauer be·schrieben, steht Ōkuni·nushi stell·ver·tre·tend für eine ganze Reihe von Terri·torial·gott·heiten, die noch in den späteren Er·zählungen einzelner Tennō immer wieder auf·tauchen und die Ge·schicke des Landes maß·geblich mit·gestalten.<br />
<br />
===Die Entmachtung des Ōkuninushi===<br />
<br />
Die Verbindung zwischen den Mythen der „Himmlischen Götter“ und den Erzählungen von Ōkuni·nushis Gestal·tung der Welt stellt die Episode von Ōkuninushis Ent·machtung dar. Es ist die Geschichte einer Kolo·nisa·tion, die den Chroniken zufolge lediglich mit sanfter Gewalt durch·geführt wird: Zunächst entsenden die Himmli·schen Götter Boten aus ihren eigenen Reihen, die Ōkuninushi über·zeugen sollen, dass es das Beste für ihn sei, den Nach·kommen der Sonnen·gottheit kampf·los die Herr·schaft zu über·lassen. Ōkuni·nushi gelingt es zwar, die ersten Boten von ihrer Mission abzu·bringen, indem er sie mit Luxus über·häuft und zum Bleiben überredet, doch schließ·lich sendet der Himmel seine bewähr·testen Haudegen, {{glossar:takemikazuchi}} und {{glossar:futsunushi}}. (Die beiden sind aus Feuer und Schwert her·vor·ge·gan·gen und zwar in genau jener Epi·sode, als Götter·vater {{glossar:izanagi}} das Feuer·kind in Stücke schlug, das den Tod der Götter·mutter {{glossar:izanami}} ver·ur·sacht hatte.) Als diese beiden „Feuer-Schwert-Götter“ dem Ōkuni·nushi ihre Schwert·künste demon·strieren, ist er schließ·lich bereit ab·zu·dan·ken und zieht sich an einen myste·riösen Ort (die Unterwelt?) zurück. Statt ihm soll nun {{glossar:ninigi}}, der Enkel der Sonnen·gott·heit, die Welt (bzw. Japan) regieren.<br />
<br />
In dieser Episode zeichnet sich ein politischer Gegensatz zwischen einem Herrscher·ge·schlecht in der Gegend des Izumo Schreins (wo Susanoo und Ōkuninushi verehrt werden) und dem Tennō-Geschlecht ab. Die Erzählung trägt deutlich pro·pagan·distische Züge, indem sie den Anschluss Izumos an das „Reich der Himmlischen Götter“ als frei·wil·ligen Herr·schafts·verzicht einer Lokal·dynastie darstellt und all·fällige Gewalt·anwen·dungen fast voll·kommen übergeht. Nur am Rande ist davon die Rede, dass einige auf·müp·fige Götter im Gefolge des Ōkuni·nushi bestraft werden mussten. Ein mehr·fach wieder·holter Stehsatz lautet, dass Bäume und Gräser, die zur Zeit Ōkuni·nushis vor·laut durch·ein·ander·quasselten, nun endlich zum Schweigen gebracht wurden. Trotz·dem deutet sich an, dass die Ent·mach·tung Ōkuni·nushis nicht ganz ohne Wider·stand erfolgte. Wie der weitere Verlauf der Erzählung ausführt, ist die Etablie·rung der Sonnen·dynastie auch mit Ninigi noch lange nicht abge·schlos·sen. (Siehe dazu auch den Essay zu [[Mythen/Goetter der Erde/Okuninushi | Ōkuninushi]].)<br />
<br />
==Die Dynastie des „Himmlischen Enkelsohns“==<br />
<br />
Ninigi, der Himmlische Enkel·sohn, wählt als Ort seines Abstiegs interes·santer·weise weder Izumo, noch die zentral·japanische Kansai Region, sondern das von zahl·reichen Vulkanen zerklüftete Hochland {{glossar:Takachiho}} im Zentrum der Insel Kyūshū. Auf diese Weise bezieht die mythische Erzählung von der Staats·gründung Japans eine weitere Groß·landschaft mit ein, nämlich Kyūshū, das seit alters her eine Brücke zwischen der Hauptinsel Honshū und der koreanischen Halbinsel bildet.<br />
{{floatright|sarutahiko.jpg|rahmen_h=400|Sarutahiko}}<br />
Der ideologische Charakter der Ninigi-Episode äußert sich meines Er·achtens u.a. darin, dass seine Figur merk·würdig flach und farb·los bleibt. Die ein·zigen Gestal·ten, die bei seinem Abstieg augen·fällig in Er·schei·nung treten, sind ein lang·nasi·ger Berg·gott namens {{glossar:sarutahiko}}, eine Art {{Glossar:Tengu}}, der den himm·lischen Göt·tern mit zwei·fel·haf·ten Droh·ge·bär·den ent·gegen tritt, und die be·reits er·wähnte tem·pera·ment·volle {{glossar:amenouzume}}. Diese Ahn·herrin des ja·pani·schen Thea·ters ent·blößt ein wei·teres Mal ihre Brüste und drängt damit den un·heim·lichen Saruta·hiko in die Defen·sive, sodass er sich bereit er·klärt, Ninigi sicher zur Erde zu ge·leiten. Ame no Uzume und Saruta·hiko werden schließ·lich ein Paar.<br />
<br />
Von Ninigi wird nur noch berichtet, dass er mit der Tochter eines lokalen Gottes drei Söhne zeugt, die myste·riöser·weise nach eintägiger Schwan·ger·schaft zur Welt kommen. Die Geschich·te dieser Nach·kom·men eröffnet ein weiteres mytho·logi·sches Kapitel, das geo·graphisch in Kyūshū an·ge·siedelt ist und mit den vor·her·ge·gangen Erzäh·lungen kaum etwas gemein hat. Es beginnt mit einer Art Kain-und-Abel Geschichte von der Kon·kurrenz zweier Brüder (der dritte Sohn Ninigis fällt unter den Tisch). Der gute jüngere wird vom bösen älteren Bruder ge·zwun·gen, einen ver·lorenen Angel·haken zu suchen, gerät dabei zum Palast des Mee·res·gottes, der in Gestalt eines [[Mythen/Imaginaere Tiere |Drachens]] am Grunde des Meeres resi·diert, und ver·mählt sich mit seiner Tochter. Mit Hilfe seines mäch·tigen Schwie·ger·vaters gelingt es dem jün·geren Bruder letzt·lich, den bösen älteren Bruder zu be·siegen.<br />
{{floatleft|jinmu_yoshitoshi.jpg|rahmen_h=360|Jinmu Tennō}}<br />
Ein Urenkel Ninigis und zugleich Urenkel des Drachen/ Meeres·gottes ist {{glossar:jinmutennou}}, der den Chroni·ken zufolge der erste ''mensch·liche'' Herr·scher des Sonnen·geschlechts ist und daher als der erste Tennō ge·handelt wird. Worin er sich kon·kret von den Göt·tern unter·scheidet, bleibt aller·dings weit·gehend unklar. Jinmu Tennō steht aber auch inso·fern an der Schwelle von Mythos und Ge·schichte, als er als sieg·reicher An·führer eines histo·risch bis zu einem gewis·sen Grad nach·voll·zieh·baren Feld·zugs ge·schildert wird. Von Kyūshū aus erobert er die zentral·japa·nischen Provinzen der Kansai Region, die mit den spä·teren Haupt·städ·ten {{glossar:nara}} und Kyōto zum Aus·gangs·punkt eines zentra·lisier·ten landes·weiten Staats·gebildes werden. Es ist dieser Feld·zug, von dem die Tennō-Dynastie ihren Macht·an·spruch über ganz Japan ableitet.<br />
<br />
Mit Jinmu Tennō endet das Zeitalter der Götter. In den beiden ältesten Chroniken ''Kojiki'' und ''Nihonshoki'' folgt nun eine Chrono·logie der nach·folgen·den Tennō, die immer stärker die Züge einer histo·rio·graphi·schen Auf·zeich·nung an·nimmt. Dennoch ist heute offen·kun·dig, dass die Re·kon·struk·tion der Tennō-Genea·logie ein Werk des sieben·ten und achten Jahr·hun·derts ist und trotz einiger histo·risch ernst zu nehmen·der Details auch viele nach·trägliche Geschichts·mani·pula·tionen be·inhal·tet. Neben trocken-sach·lichen Auf·zäh·lungen von Namen und Daten ent·halten auch die Chroni·ken der spä·teren Tennō viele mytho·logi·sche Epi·soden. <br />
<br />
Die viel·leicht inte·res·san·teste Erzählung der Tennō-Dynastie handelt vom Erobe·rungs·feldzug der Kaiserin {{glossar:jinguukougou}} nach Korea. Nachdem sie für die Dauer der Schlacht ihre Schwan·ger·schaft hinaus·gezögert hat, bringt die Kaiserin schließ·lich einen Sohn zur Welt, den späte·ren {{glossar:oujintennou}}, der sich in einem ande·ren Sagen·kreis als der Gott {{glossar:hachiman}} rein·karniert und neben Ama·terasu zum wichtig·sten Ahnen·gott des Tennō-Hauses avan·ciert.<br />
<br />
==Mythologische Motive in Märchen und Legenden==<br />
{{float|left|bild=urashima_tr2.gif|}} <br />
Neben den hier geschilderten „offiziellen Mythen“ gibt es noch eine Vielzahl von Märchen und Legenden, die ebenfalls mythische Züge tragen und in zahl·rei·chen Varianten erzählt werden. Am bekann·testen ist vielleicht die Geschichte von {{glossar:urashimatarou}}, dem Fischer, der eine Schild·kröte rettet, dafür die Tochter des Drachen·königs am Grunde des Meeres heiratet, schließlich aber aus Sehn·sucht zurück in sein Heimat·dorf will. Dort an·ge·kommen stellt er fest, dass während seines Auf·ent·halts im Drachen·palast viele hundert Jahre vergangen sind. Als er in seiner Ver·zweiflung das Schatz·käst·chen öffnet, das ihm seine Frau mit·ge·geben hat, verliert er auch noch die Gabe der ewigen Jugend und stirbt.<br />
<br />
Dem Drachen·könig am Grunde des Meeres begegnet man also bereits in den ältesten Mythen. Dieses Motiv ist in ganz Asien ver·breitet und auch in buddhis·tischen Legenden präsent. Aus diesen gemein·sa·men Motiven in Mythen und Legenden lässt sich ermessen, wie groß die Einflüsse des Fest·lands auf die japanische Kultur schon vor der Über·nahme der chinesi·schen Schrift·kultur gewesen sein müssen. (s.a. [[Drachenbilder]])<br />
{{Linkbox|ue=Literatur und Links|text=<br />
{{Literatur:Mori_2003}}<br />
* [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/entry.php?entryID=2 Amatsukami, Kunitsukami], Endō Jun (en.)<br/>Artikel in der ''[http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords Encyclopedia of Shinto]''.<br />
|update= Sept. 2016|<br />
}}<br />
{{ThisWay|Mythen/Jenseits}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Ikonographie/Waechtergoetter/Nio&diff=67210
Ikonographie/Waechtergoetter/Nio
2016-09-20T22:57:18Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel |''Niō''-Wächterstatuen}}<br />
<br />
{{w500|rh=320<br />
| nio_horyuji.jpg<br />
| Torwächter des Hōryū-ji, Nara <br />
}}<br />
{{fl|D}}ie beiden {{Glossar:Niou}} des {{Glossar:Houryuuji}} sind die ältesten buddhis·tischen Tor·wächter·skulp·turen Japans aus dem Jahr 711. Sie sind in unter·schied·lichen Farben gehalten (rot und blau/grün), was sich auch in spä·teren Bei·spielen oft findet. Der aktivere {{Glossar:Agyou}} (rechts), der seinen Arm zum Angriff erhebt, ist üblicher·weise rot, der kontrol·liertere {{Glossar:Ungyou}} (links) ist blau, was natür·lich auch einen {{g|Yinyang}}-Aspekt vermuten lässt. Der ''Un-gyō'' des Hōryū-ji trägt übrigens eine Art Band, das seinen Mund verschließt.<br />
{{w502<br />
|kongorikishi_todaiji1.jpg|rahmen_h1=330<br />
|kongorikishi_todaiji2.jpg|rahmen_h2=330<br />
|caption=Torwächter des Südlichen Haupttores ([[Bauten/Tempel/Tempeltore | Nandaimon]]) des Tōdaiji, Nara <br />
}}<br />
Die beiden Wächter des {{Glossar:Toudaiji}}, die den {{g|Daibutsu}} von Nara bewachen, sind mit etwa 8,5m Höhe die größten hölzer·nen ''niō'' in Japan. Sie stammen aus der Werk·statt des berühmten Bild·hauer·meisters {{g|Unkei}} und wurden 1203 in nur 69 Tagen fertig gestellt. Die ganze Tempel·anlage war 1181 im Zuge des {{g|genpeigassen|Genpei}}-Krieges abge·brannt. Die beiden Statuen ent·standen also im Zuge von Reno·vierungs·arbeiten an der Halle des Großen Buddha. Beide sind aus extrem vielen Holz·teilen zu·sammen·gesetzt, da große Holz·blöcke zu dieser Zeit rar waren.<br />
<br />
==Weitere Beispiele==<br />
<br />
{{Galerie2|bilder={{Dia2|<br />
nio_koya.jpg|rh=140 |rh=180|rw= 243|w=243}}{{Dia2|<br />
nio_nikko.jpg|rh=140 |rh=180|rw= 243|w=243}}{{Dia2|<br />
<br />
nio_taiyuin.jpg|rh=180|rw= 243|w=243}}{{Dia2|<br />
nikko_ngyo.jpg |rh=180|rw= 243|w=243}}{{Dia2|<br />
<br />
nio_shitennoji.jpg|rh=180|rw= 243|w=x180}}{{Dia2|<br />
nio_sanboin.jpg|rh=140 |rh=180|rw= 243|w=x180}}{{Dia2|<br />
nio_tenshoji_niigata.jpg |rh=180|rw= 243|w=x180}}{{Dia2|<br />
<br />
Nio_zenkoji.jpg|rh=180|rw= 243|w=243}}{{Dia2|<br />
nio_jinguji.jpg|rh=180|rw= 243|w=x180}}{{Dia2|<br />
<br />
Nio sokenji.jpg |rh=180|rw= 243|w=600|left=-320}}{{Dia2|<br />
nio_shokoji_kunisaki_kaze.jpg|rh=180|rw= 243|w=x180}}{{Dia2|<br />
nio_ninnaji.jpg |rh=180|rw= 243|w=x180}}{{Dia2|<br />
<br />
Nio ryuunji.jpg|rh=140 |rh=180|rw= 243|w=470}}{{Dia2|<br />
nio_shirahige_kunisaki_kaze.jpg|rh=180|rw= 243|w=x180}}<br />
}}<br />
<br />
== Geschichtliches ==<br />
<br />
Die Grundform der ''niō'' — einmal mit offenem, einmal mit geschlossenem Mund; einmal zum Angriff ansetzend, einmal abwehrend — ist in Japan über viele Jahrhunderte dieselbe geblieben und hat sich sogar auf andere Figurenpaare, etwa die {{g|komainu}} übertragen. In China und Korea scheint sie hingegen nicht auf den entsprechenden Figuren auf. Es liegt also nahe, hier eine japanische Stilvariante anzunehmen. In den Tausend-Budda-Höhlen von {{g|Dunhuang}}, die über Jahrhunderte in Vergessenheit geraten waren und den Stand des chinesischen Buddhismus aus der {{g|Tang}} und {{g|Song}}-Zeit bewahrt haben, sind allerdings doch vergleichbare Beispiele zu finden, bemerkenswerterweise sogar auf Papier:<br />
<br />
{{w500 <br />
| Nio_dunhuang.jpg<br />
| ''Niō'' aus Dunhuang<br />
| rw= 500 | rh= 350 | w= 520 <br />
| top= -15 | left= -10<br />
| ref= <!-- 1 (Bildtext als Fußnote) --><br />
}}<br />
Diese Skizze ist wahrscheinlich jünger als die beiden oben gezeigten Torwächter des Hōryū-ji, sie beweist aber, dass es auch in Dunhang, dem chinesischen Tor zur Seidenstraße im äußersten Westen des chinesischen Einflussgebietes, die gleiche ''niō''-Ikonographie gab wie in Japan. <br />
<br />
Es ist im übrigen möglich, dass sich die ansons·ten in Ost·asien unüb·liche Betonung des musku·lösen Körpers, der in der ''niō''-Ikono·graphie so stark zum Ausdruck kommt, auf die Figur des Herakles zurück·führen lässt, mit der der frühe Buddhis·mus auf seinem Weg durch Zentral·asien zusam·mentraf. Siehe dazu die Spezialseite [[Vajrapani]].<br />
{{linkbox|text=<br />
*[http://park.geocities.jp/emimaro372/Niousan.html Niō-san] (jap.), Ujino Nakimaro<br/>Umfangreiche Bildersammlung japanischer Niōs inklusive der jeweiligen Tore. <br />
* [http://blowinthewind.net/anioh.htm Kunisaki no sekizō niō] (jap.), Blowin in the wind<br/>Bildersammlung der Stein-Niōs in Nord Kyūshū.<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}<br />
{{Styles}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Grundbegriffe/Buddhismus/Buddhas_Leben&diff=67209
Grundbegriffe/Buddhismus/Buddhas Leben
2016-09-20T22:54:42Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles|sidepage}}<br />
{{titel |Buddhas Leben <span class{{=}}"bottom">nach der buddhistischen Überlieferung</span>}}<br />
<br />
{{fl|D}}er hi·sto·ri·sche {{s|Buddha}} leb·te und wirk·te wahr·schein·lich um das Jahr 500 v.u.Z.<!--<br />
--><ref> <br />
Laut einer tradi·tio·nellen Da·tie·rung lebte Bud·dha von 563–483 v.u.Z. Diese ge·nauen An·ga·ben wer·den heute aller·dings in Zwei·fel ge·zo·gen.<br />
</ref> <br />
Er ent·stamm·te dem Ge·schlecht der Sha·kyas im König·reich {{s|Kosala}} im heu·tigen Nepal, daher sein Bei·name {{Skt:Shakyamuni}} (= der Weise aus dem Shakya·ge·schlecht). Sein Eigen·name war {{skt:siddhartha}}, sein Fa·mi·lien·name {{skt:Gautama}}, weshalb er auch oft Gau·tama Bud·dha genannt wird. Die Legen·den aus sei·nem Leben ver·dich·teten sich im Laufe der Zeit zu einer Stan·dard·bio·gra·phie, die u.a. im soge·nann·ten Pali-Kanon ent·hal·ten ist.<ref name="jataka"/><br />
Auf dieser Seite sind die wich·tigs·ten Epi·so·den kurz zu·sam·men·ge·fasst: Geburt, Vier Aus·fahr·ten, Askese und Er·leuch·tung, Lehr·jahre und Ab·leben.<br />
<br />
==Geburt==<br />
Bud·dha wurde als Prinz ge·bo·ren. Sein Vater, König {{skt:Shuddhodana}}, und seine Mut·ter, Kö·ni·gin Maya, waren be·reits seit zwanzig Jahren kinder·los, als die Königin im Traum einen weißen Ele·fan·ten sah, der vom Him·mel herab in ihren Körper fuhr. Da·rauf·hin wurde sie schwanger.<br />
{{sidebox<br />
||Alle Bilder auf dieser Seite ent·stam·men dem Web-Projekt [http://www.luczanits.net/pictures/AlchiMaitreya/index.html Indian and Tibetan Buddhist Art] von Christian Luczanits & Jaros·lav Pon·car und wur·den mit freund·licher Ge·neh·mi·gung der Au·toren hier re·pro·du·ziert.<ref name=geburt/>}}<br />
<div class="bildbox bildtext">[[Image:alchi_buddha_birth.jpg|link=]]<div>Geburt Buddhas<br /> Königin Maya hält sich wäh·rend der Ge·burt an den Zwei·gen eines Baumes fest. Der neu·gebo·rene Bud·dha entsteigt auf wun·der·same Weise aus ihrer rechten Taille. <br /> Abb. aus dem Kloster Sumtseg in Alchi, Ladakh, N-Indien.<ref name=geburt/></div></div> <br />
<br />
Den Bräu·chen des Lan·des fol·gend sollte die Geburt im Eltern·haus der Königin, im be·nach·barten König·reich statt·finden. Das Kind kam aller·dings bereits auf dem Weg dort·hin im Blumen·garten von {{skt:Lumbini}} zur Welt. Der Neu·ge·bo·rene war gänz·lich frei von jeder Un·rein·heit, was sich auch darin aus·drückte, dass er aus der rech·ten Seite seiner Mut·ter aus·trat. (Auf allen bild·lichen Ab·bil·dun·gen dieser Szene ist deu·tlich zu er·ken·nen, wie sich die Köni·gin wäh·rend der Geburt an einem Ast fest·hält.) Bud·dha machte gleich nach der Ent·bin·dung sieben Schrit·te, unter denen je·weils eine Lotosblüte aus dem Boden wuchs, und ver·kün·dete: „Ich bin der Herr·scher der Welt, der Welt-Älteste, der Welt-Erste. Das ist meine letzte Geburt, es wird keine wei·tere mehr geben.“ Dies geschah am 8. Tag des Vierten Monats. Das Kind wurde Siddhartha genannt, was in etwa „der sein Ziel erreicht“ bedeutet. Sie·ben Tage nach seiner Ge·burt starb Köni·gin Maya. Sid·dhar·tha wurde daher von seiner Tante, Pra·ja·pati Gau·tami, auf·gezo·gen, die nun die Stel·lung ihrer Schwes·ter als Köni·gin über·nahm.<br />
<br />
==Die Vier Ausfahrten==<br />
<br />
<div class="bildbox">[[Image:alchi_buddha_excursion.jpg]]<br />
<div class="bildtext">Siddhartha verlässt erstmals den Königspalast </div></div><br />
<br />
Mit 16 hei·ra·te·te Sid·dhar·tha seine Cousine {{skt:Yashodhara}} und lebte fortan in un·be·schwer·tem Luxus. In seinem 29. Jahr aber drängte es ihn, die Welt außer·halb des Pa·las·tes kennen zu lernen und er unter·nahm die le·gen·dären Vier Aus·fahrten. Dabei ge·wahrte er Vier An·sichten, die ihm bisher ver·borgen geblieben waren. Er sah erstmals einen Greis (das Alter), einen Fieber·kranken (die Krank·heit), einen Leichnam (den Tod), und schließ·lich einen As·keten. Diese Er·leb·nis·se ver·an·lass·ten Sid·dhar·tha, sein Haus zu ver·lassen, sich das Haupt zu scheren und sich auf die Suche nach einem Weg zu machen, um Alter, Krank·heit und Tod zu über·winden. Zu diesem Zeit·punkt war Sid·dhar·ta ein Sohn ge·boren worden, was ihn aber nicht von seinem Vor·haben abhielt, son·dern im Ge·gen·teil an·sporn·te. Der Sohn er·hielt den Namen {{skt:Rahula}}: „Fessel“.<ref>Der Ge·rechtig·keit halber muss er·wähnt werden, dass Rahula schluss·end·lich auch in die bud·dhis·tische Or·dens·ge·mein·schaft auf·ge·nom·men wurde. Den·noch ist Bud·dhas kaltes Ver·hält·nis zu sei·nem Sohn als Bei·spiel der so·ge·nann·ten „Haus·losig·keit“, also der be·wuss·ten Ab·kehr von Haus und Fa·mi·lie des idea·len bud·dhis·ti·schen Mönchs an·zu·sehen.</ref><br />
<br />
==Askese und Erleuchtung==<br />
<br />
<div class="bildbox">[[Image:alchi_buddha_ascetism.jpg]]<br />
<div class="bildtext">Siddhartha kleidet sich in Leichentücher </div></div><br />
<br />
Der welt·flüch·tige Sid·dhar·tha suchte zu·nächst einige be·rühm·te Lehrer auf, zog sich aber bald mit fünf wei·te·ren As·ke·ten ganz aus dem all·täg·lichen Leben zurück. In sei·nen as·ke·ti·schen Übun·gen über·traf Sid·dhar·tha seine Mit·brü·der. Er ma·ger·te ab bis auf die Kno·chen, klei·de·te sich in die Lum·pen von Toten und me·di·tier·te des Nachts unter wil·den Tieren und auf Fried·höfen. Nach sechs Jahren er·kann·te er jedoch, dass auch dieser Weg ihn zu sehr an das Dies·seits band. Er nahm eine Schale Milch·reis an, die ihm die fromme {{skt:Sujata}} dar·brachte (Akzeptieren eines Genusses), und wusch sich in einem Fluss (Ak·zep·tie·ren kul·tu·rel·ler Bräu·che). Von da an be·schritt er den Mitt·le·ren Weg zwi·schen As·ke·se und Über·fluss. Seine fünf Mit·brüder aber wand·ten sich em·pört von ihm ab.<br />
<br />
<div class="bildbox">[[Image:alchi_buddha_seduction.jpg]]<br />
<div class="bildtext">Ver·füh·run·gen und Ein·flüs·te·run·gen wäh·rend der Me·di·ta·tion un·ter dem Bo·dhi-Baum</div></div><br />
<br />
Auf sich alleine ge·stellt fasste Sid·dhar·ta den Ent·schluss, so lange zu medi·tieren, bis er die Er·kennt·nis der Über·win·dung von Krank·heit, Alter und Tod erlangt habe. Unter dem be·rühm·ten Pap·pel·feigen·baum (Banyan [''ficus religiosa''], auch als {{skt:Bodhi}}-Baum bekannt) in {{skt:bodhgaya}} sitzend be·gann er seine 49-tägige Medi·ta·tion, die ihn — ver·schie·denen Ver·führungs·ver·suchen durch feind·liche Dämo·nen zum Trotz — zur end·gül·tigen Er·leuch·tung führte. Er er·kann·te, dass alles, was ent·stan·den ist, ver·gäng·lich ist, und dass der Glaube an ei·nen un·ver·änder·lichen, ewigen Wesens·kern, an ein Ich, ein Irr·glaube ist. Am 8. Tag des Zwölf·ten Monats, in seinem 35. Lebens·jahr wurde er somit zum Bud·dha, zum Er·leuch·teten.<br />
<br />
==Lehrjahre==<br />
<br />
Der Bud·dha begab sich nun in die Nähe der Stadt Be·nares, in den Hirsch·park von {{skt:Sarnath}}, wo er seine fünf Mit·brüder wieder traf und ihnen in seiner ersten Pre·digt als Er·leuch·teter [[Grundbegriffe/Buddhismus_Lehre/Vier_Wahrheiten | Vier Noble Wahrheiten]] erläuterte. Diese Predigt ist auch als das „Erste Drehen des Rades der Lehre“ bekannt. Seine Mit·brüder be·kehr·ten sich zu seiner Lehre und wurden zu {{skt:arhat|Arhats}} (= Höchste Stufe des Mensch·seins vor dem Aus·tritt aus dem Ge·burten·kreis·lauf). Der Hirsch·park von Sar·nath ist somit der Ort, an dem sich die erste bud·dhis·tische Mönchs·ge·mein·de kon·stitu·ierte.<br />
<br />
In den fol·gen·den 45 Jahren führte der Bud·dha das Leben eines besitz·losen Bettel·mönchs und zog mit einer Schar von Jün·gern predi·gend durch Indien, vor·nehm·lich durch das nord·indi·sche Reich {{skt:Magadha}}. Er setzte sich dabei über alle exis·tieren·den Kasten·schran·ken hin·weg und war sowohl bei den Ärmsten als auch in vielen Herr·scher·häu·sern gern ge·sehener Gast. Den·noch wurde er auch an·ge·zwei·felt oder gar attackiert. Selbst in·ner·halb seiner Mönchs·ge·mein·de gab es eine Ab·spal·tung, die von Bud·dhas ei·ge·nem Cousin, {{skt:Devadatta}}, an·ge·führt wurde. Deva·datta ver·suchte nicht nur, dem Bud·dha seine Ge·folg·schaft ab·spen·stig zu machen, er un·ter·nahm auch An·schläge auf Bud·dhas Leben. Ein·mal ließ er zum Bei·spiel einen Ele·fanten auf Bud·dha hetzen, der aber an·gesichts des Er·leuch·teten sofort ehr·furchts·voll nieder·kniete (dieser kniende Elefant ist häufig Gegen·stand hagio·gra·fischer Dar·stel·lungen). In Magadha, wo Bud·dha unter König {{skt:bimbisara}} freund·schaft·lich auf·ge·nom·men wurde, zettelte Deva·datta aus Eifer·sucht einen Staats·streich durch den Sohn des Königs, {{skt:Ajatashatru}} (jap. Ajase) an. Der König beging darauf·hin Selbst·mord oder wurde, nach einer anderen Ver·sion vom eigenen Sohn getötet. Die Be·keh·rung des reu·mütigen Ajātasatru und seine Auf·nahme in Bud·dhas Gefolg·schaft stellt eine wich·tige Epi·sode dar, die die Groß·mut des Bud·dha unter·streicht.<br />
<br />
===Schüler===<br />
<br />
<div class="bildbox">[[Image:alchi_buddha_predigt.jpg]]<br />
<div class="bildtext"> Buddha predigt seinen Schülern. </div></div><br />
<br />
Unter den positiv be·setz·ten Schülern des Bud·dha tauchen immer wieder auf:<br />
<br />
* {{skt:Shariputra}}, Haupt·schüler des Bud·dha, von dem im {{skt:Theravada}} Bud·dhis·mus viele eigene Predigten über·liefert werden. Älter als der Bud·dha selbst, starb er noch zu des·sen Leb·zeiten und ging ins {{skt:Nirvana}} ein. Im {{s|Mahayana}} Bud·dhis·mus weniger prominent, taucht er z.B. im {{g|hannyashingyou| Herz Sutra}} als Dialog·partner von Bodhi·sattva {{skt:Avalokiteshvara}} ({{Glossar:Kannon}}) auf.<br />
* {{skt:Maudgalyayana}} (jap. {{Glossar:Mokuren}}), ein enger Freund Shari·putras. Ihm werden diverse über·natür·liche Eigen·schaften zu·ge·schrie·ben. Auch er starb noch vor dem Bud·dha eines ge·walt·samen Todes, den der Bud·dha mit seinem schlechten {{skt:Karma}} aus früheren Existenzen er·klärte. In Japan ist Maudgalyayana/Mokuren vor allem dafür be·kannt, dass er durch Gebete seine ver·stor·bene Mutter aus der Hölle, bzw. aus ihrer Existenz als [[Mythen/Hoellen/Hungergeister | Hungergeist]] befreite.<br />
* {{skt:ananda|Ānanda}} (jap. Anan), der jün·gere Bruder des ab·trün·ni·gen Deva·datta (s.o.), beide Cousins des Buddha. Be·kannt für sein gutes Ge·dächt·nis soll er beim legen·dären ersten Konzil des Bud·dhis·mus, einige Jahre nach Bud·dhas Tod, die Lehr·reden des Bud·dha aus·wendig vor·ge·tra·gen haben. Er war also so etwas wie ein Evan·gelist des Bud·dhis·mus, aus dessen mündlicher Über·liefe·rung die Sutren her·vor·gingen.<br />
*{{skt:Mahakashyapa}} (jap. Daikashō), der Orga·nisa·tor des ersten Konzils in {{s|Rajagrha}} (Rajgir). Vor allem in der Chan, bzw. [[Geschichte/Zen | Zen]] Tradi·tion be·deu·tsam, die in Mahaka·shyapa ihren ersten Pa·tri·arch·en sieht. Laut dieser Tradi·tion trat der Bud·dha einmal vor die ver·sam·mel·ten Mönche und tat nicht mehr, als eine Lotos·blume schweigend in der Hand zu drehen. Alle Mönche waren rat·los, nur Mahaka·shyapa lächelte ge·heimnis·voll. Bud·dha ver·kün·dete daraufhin, dass all seine Weisheit und sein Geist auf Mahaka·shyapa über·ge·gangen seien.<br />
* {{skt:Vimalakirti}} (jap. Yuima), ein rei·cher Kauf·mann und Laien·an·hän·ger, der erst im Maha·yana auftaucht, hier aber der Held eines eigenen Sutras ist. An seinem Bei·spiel wird gezeigt, dass der Bud·dhis·mus auch für „Haus-Halter“, also für Leute, die im welt·lichen Leben stehen, die richtige Option ist.<br />
<br />
Manche Orte in Indien sind mit be·rühm·ten Predigten des Bud·dha ver·bun·den, u.a. der so·ge·nann·te „Geierberg“ ({{s|Grdhrakuta}}) im Reich Magadha, nahe der Haupt·stadt des Königs Bimbi·sāra. Viele Sutras, u.a. das {{g|hokekyou| Lotos-Sutra}}, führen sich auf Predig·ten zurück, die der Bud·dha hier ver·kün·det haben soll.<br />
<br />
==Ableben==<br />
<br />
Im 80. Lebens·jahr er·krank·te der Bud·dha, nach·dem er wissen·tlich ein ver·gif·tetes Mahl zu sich ge·nom·men hatte, und sah vor·aus, dass er nun ins Nir·vana ein·gehen werde. Im Wald des Schlos·ses von {{skt:Kushinagara}}, im Schat·ten zwei großer Shala-Bäume, hauchte er sein ir·di·sches Leben im Kreise seiner Schüler aus, denen er bis zuletzt ge·pre·digt hatte. Bud·dhas Leich·nam wurde nach seinem Tod ein·ge·äschert. Zwi·schen dem König von Kushina·gara und den um·liegen·den Herr·schern entstand ein Disput, wem der Besitz der Asche des heiligen Mannes zu·stünde. Schluss·endlich einigte man sich, sie auf·zu·teilen, und so wurde der Buddha an acht Orten bei·gesetzt, an denen jeweils Grab·monu·mente ({{skt:Stupa}}) er·rich·tet wurden. <br />
<br />
Im Jahr nach Bud·dhas Tod wurden seine Lehren auf dem „ersten bud·dhis·tischen Konzil“ in {{s|Rajagrha}}, an dem 500 Arhats unter der Führung von Mahaka·shyapa teil·nahmen, kodi·fiziert. Hundert Jahre nach Bud·dhas Ab·leben fand das zweite „Konzil“ in {{s|Vaishali}} statt, auf dem vor allem die Mönchs·regeln neu fest·gelegt wurden. Weitere Konzile folgten. (Historisch gelten diese Konzile als nicht gesichert.)<br />
<br />
==Anmerkungen==<br />
<references><br />
<ref name="jataka"><br />
Der [http://www.palikanon.com/index.html Pali-Kanon], eine der ältesten Schrif·ten·samm·lun·gen des Bud·dhis·mus, enthält u.a. eine Samm·lung von über 500 Er·zäh·lun·gen zu Bud·dhas Leben, deren Haupt·akzent auf Bud·dhas Leben in frü·he·ren Existenzen liegt. Diese Er·zäh·lun·gen werden als {{skt:jataka|Jātaka}} (Wie·der·ge·burts·ge·schich·ten) be·zeich·net. Oft·mals spielen hier Tiere eine tra·gen·de Rolle, denn der Bud·dha hatte in frü·he·ren Existenzen ja auch nicht-mensch·liche [[Mythen/Jenseits | Formen der Wieder·geburt]] durch·laufen. Die Bio·gra·phie des his·to·ri·schen Bud·dhas ist jedoch auch in den ''Jātakas'' ent·hal·ten und zwar in der [http://www.palikanon.com/khuddaka/jataka/j000.htm Einleitenden Erzählung] der Wie·der·ge·burts·ge·schich·ten (Übersetzung J. Dutoit 1906, Digitalisierung: Volker Junge).<br />
</ref> <br />
<ref name="geburt"><br />
Die obigen Ab·bil·dun·gen stam·men aus Alchi, einem bud·dhis·ti·schen Kloster·komplex im in·di·schen Teil des Himalaya. Alle Detail·bilder aus Bud·dhas Leben sind auf dem Hüft·tuch ({{skt:dhoti}}) einer knapp 5m hohen Skulptur des Bodhi·sattva {{skt:Maitreya}}, des „Buddhas der Zukunft“, zu finden: <br />
<div class="bildbox bildtext">[[Image:alchi_maitreya.jpg|link=]]<br />
<div> Bodhisattva Maitreya <br /> Kloster Sumtseg, in Alchi, Ladakh, N-Indien.</div></div><br />
<br />
Christian Luczanits, der Autor der em·pfehlens·werten Website [http://www.univie.ac.at/itba/pages/pictures/AlchiMaitreya/index.html Indian and Tibetan Buddhist Art], schreibt in der Ein·lei·tung zur Bil·der·serie von Bud·dhas Leben:<br />
{{zitat|text=<br />
The depiction of the legend on Maitreya’s dhoti is a unique inter·pre·tation of the Bud·dha’s life that not only in·cor·po·rates the dif·ferent authori·tative tradi·tions but also success·fully hints to·wards the true nature of the Bud·dha in Maha·yana. The life of a Bud·dha is nothing else than the mar·vellous dress of a super-human, namely Mai·treya, who is himself an emana·tion of the true nature of a Bud·dha re·presented as [[Ikonographie/Dainichi|Vairocana]] in his crown. }}<br />
</ref><br />
</references><br />
{{Linkbox|ue=Internet-Quellen und Links|text=<br />
* [http://www.metmuseum.org/toah/hd/buda/hd_buda.htm Life of the Buddha], Kathryn Selig Brown (en.)<br/>Essay über das Leben des Buddha vom Metropolitan Museum of Art.<br />
* [http://www.buddhanet.net/e-learning/buddhism/lifebuddha/index.htm Life of the Buddha]<br/>Ausführliche Biographie auf ''[http://www.buddhanet.net/sitemap.htm BuddhaNet]''.<br />
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Siddhartha_Gautama Siddhartha Gautama]<br/> Eintrag auf ''Wikipedia.de''<br />
* [http://www.univie.ac.at/itba/ Indian and Tibetan Buddhist Art], Christian Luczanits (Universität Wien)<br />
* [http://www.palikanon.com/khuddaka/jataka/j00.htm Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten]<br/>Digitalisierte Version einer Übersetzung der Jātaka des Pali-Kanons durch Julius Dutoit, 1906.<br />
|update= Sept. 2016|<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Bescheid&diff=67208
Benutzer Diskussion:Bescheid
2016-09-20T22:54:20Z
<p>Schnauder: </p>
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* Seite = [[Alltag/Gluecksbringer/Omikuji]], Link= [http://www.asahi-net.or.jp/%7EEB3Y-KKTK/omikuji/omikuji.html Cyber Shrine]<br />
* Seite= [[Amidismus]], Link= [http://www12.canvas.ne.jp/horai/ Amida Net - A Compehensive Website of Shin Buddhism]<br />
* Seite= [[Bauten/Bekannte Schreine/Tenjin]], Links= [http://www.metmuseum.org/explore/kitanomaki/kitano_home.htm The Kitano Tenjin Engi Emaki], [http://www.kitanotenmangu.or.jp/eigo/index.html Kitano Tenmangū], [http://www.dazaifutenmangu.or.jp/other/index.htm Dazaifu Tenmangū ];<br />
* Seite= [[Bauten/Tempel/Pagoden]], Links= [http://www.d1.dion.ne.jp/~s_minaga/touba3.htm Nihon no tōba], [http://www45.tok2.com/home/todo94/pagoda-tower.htm Lonely Trip, Tō-eria];<br />
* Seite= [[Daibutsu]], Link= [http://www.cs.ucla.edu/~jmg/sekiToKiwi/usuki-web/index.html The Usuki Site]<br />
* Seite= [[Fudō Myōō]], Link= [http://www.kms.ac.jp/%7ehsc/henro/f_k_j/fudo.htm Shikoku Henro Shashinshū]<br />
* Seite= [[Füchse]], Link = [http://cont4.mech.usp.ac.jp/%7Eminagawa/shigapht/shigaraki/tanuki.html Shigaraki no tanuki]<br />
* Seite= [[Geschichte/Shinto Mittelalter/Jinno shotoki]], Link= [http://sunsite.berkeley.edu/jhti/Jinno%20shotoki%20copyright.html ''Jinnō shōtō-ki'' online, in JHTI-Ausgabe]<br />
* Seite= [[Amaterasu]], Link= [http://www.uwec.edu/philrel/shimbutsudo/ Shimbutsudo]<br />
* Seite= [[Alltag/Matsuri/Hadaka matsuri]], Link= [http://okayama-japan.jp/en/eventinfo.html Discover Okayama]<br />
* Seite= [[Alltag/Pilgerschaft/Shikoku]], Link= [http://echoes.bluemandala.com/ ''Echoes of Incense, A Pilgrimage in Japan'']<br />
* Seite= [[Fruchtbarkeitsritus]], Link= [http://www.obakemono.com/index.php The Obakemono Project]<br />
* Seite= [[Ikon/bilder komainu.htm]], Links= [http://8.pro.tok2.com/~tetsuyosie/index.html Jinja tanbō], [http://www.cjvlang.com/Photos/stonelion/stonelion.html Stone Lions];<br />
* Seite= [[Ikonographie/Mudra]], Links= [http://www2.bremen.de/info/nepal/Icono/Mudras/Mudras.htm Explanations of Mudras]<br />
* Seite= [[Ikonographie/Shaka/Buddhas Leben]], Link=[http://www.univie.ac.at/itba/ Indian and Tibetan Buddhist Art]</div>
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Benutzer Diskussion:Bescheid
2016-09-20T22:47:31Z
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* Seite = [[Alltag/Gluecksbringer/Omikuji]], Link= [http://www.asahi-net.or.jp/%7EEB3Y-KKTK/omikuji/omikuji.html Cyber Shrine]<br />
* Seite= [[Amidismus]], Link= [http://www12.canvas.ne.jp/horai/ Amida Net - A Compehensive Website of Shin Buddhism]<br />
* Seite= [[Bauten/Bekannte Schreine/Tenjin]], Links= [http://www.metmuseum.org/explore/kitanomaki/kitano_home.htm The Kitano Tenjin Engi Emaki], [http://www.kitanotenmangu.or.jp/eigo/index.html Kitano Tenmangū], [http://www.dazaifutenmangu.or.jp/other/index.htm Dazaifu Tenmangū ];<br />
* Seite= [[Bauten/Tempel/Pagoden]], Links= [http://www.d1.dion.ne.jp/~s_minaga/touba3.htm Nihon no tōba], [http://www45.tok2.com/home/todo94/pagoda-tower.htm Lonely Trip, Tō-eria];<br />
* Seite= [[Daibutsu]], Link= [http://www.cs.ucla.edu/~jmg/sekiToKiwi/usuki-web/index.html The Usuki Site]<br />
* Seite= [[Fudō Myōō]], Link= [http://www.kms.ac.jp/%7ehsc/henro/f_k_j/fudo.htm Shikoku Henro Shashinshū]<br />
* Seite= [[Füchse]], Link = [http://cont4.mech.usp.ac.jp/%7Eminagawa/shigapht/shigaraki/tanuki.html Shigaraki no tanuki]<br />
* Seite= [[Geschichte/Shinto Mittelalter/Jinno shotoki]], Link= [http://sunsite.berkeley.edu/jhti/Jinno%20shotoki%20copyright.html ''Jinnō shōtō-ki'' online, in JHTI-Ausgabe]<br />
* Seite= [[Amaterasu]], Link= [http://www.uwec.edu/philrel/shimbutsudo/ Shimbutsudo]<br />
* Seite= [[Alltag/Matsuri/Hadaka matsuri]], Link= [http://okayama-japan.jp/en/eventinfo.html Discover Okayama]<br />
* Seite= [[Alltag/Pilgerschaft/Shikoku]], Link= [http://echoes.bluemandala.com/ ''Echoes of Incense, A Pilgrimage in Japan'']<br />
* Seite= [[Fruchtbarkeitsritus]], Link= [http://www.obakemono.com/index.php The Obakemono Project]<br />
* Seite= [[Ikon/bilder komainu.htm]], Links= [http://8.pro.tok2.com/~tetsuyosie/index.html Jinja tanbō], [http://www.cjvlang.com/Photos/stonelion/stonelion.html Stone Lions];<br />
* Seite= [[Ikonographie/Mudra]], Links= [http://www2.bremen.de/info/nepal/Icono/Mudras/Mudras.htm Explanations of Mudras]</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Ikonographie/Ordnungssysteme/32_Merkmale&diff=67206
Ikonographie/Ordnungssysteme/32 Merkmale
2016-09-20T22:31:47Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel |Die 32 Merkmale eines Buddhas}}<br />
<br />
{{fl|N}}ach alt·her·ge·brachter Auf·fassung unter·scheidet sich jeder {{skt:Buddha}} von ge·wöhn·lichen Ster·blichen rein äußer·lich durch 32 physiolo·gische Merk·male. So sind zum Beispiel die Fußsohlen eines Buddha flach (Merkmal 1) und tragen die Symbole des „Rades der Lehre“ (Merkmal 2). Viele dieser Merk·male sind intuitiv ver·ständ·lich, andere wirken aus heutiger Sicht aller·dings be·fremd·lich. Auch von den bud·dhisti·schen Bild·hauern sind viele nicht berück·sichtigt worden. <br />
<br />
{{w500<br />
|yakushi_fussohle.jpg|rahmen_w=449|w=449|rahmen_h=300|top=-60<br />
|Fuß einer Buddhastatue<br />
}}<br />
Die 32 Merkmale sind u.a. in {{skt:Kumarajiva|Kumarajivas}} Kom·men·tar zum {{skt:Sutra|Sutra}} der Großen Weis·heit (''Mahaprajnaparamita Upadesha'', 402–405; jp. ''Daichi dōron'') kano·nisch festgelegt worden. Sie lauten im einzelnen folgen·der·maßen:<br />
<br />
:# Plattfuß: die Fuß·sohle hat keine Wöl·bung und berührt zur Gänze den Boden.<br />
:# Auf den Sohlen kreis·förmige Abbilder des „Rades der Lehre“<br />
:# Lange schlanke Finger und Zehen<br />
:# Große runde Fersen<br />
:# Goldene Schwimm·haut zwischen Fingern und Zehen<br />
:# Hand- und Fuß·flächen weich, von roter Farbe<br />
:# Rist stark gewölbt<br />
:# Waden säulen·förmig wie bei Hirschen<br />
:# Arme reichen bis zu den Knien<br />
:# Penis im Körper·inneren verborgen<br />
:# Gleich·mäßige Propor·tionen (Armspanne = Körpergröße)<br />
:# Körper·haare rechts·drehend, nach oben stehend, dunkelblau<br />
:# Aus jeder Körper·pore ein duftendes Haar<br />
:# Goldene Haut<br />
:# Aureole (Strahlen, die vom Körper ausgehen)<br />
:# Samtene Haut<br />
:# Hand·flächen, Sohlen und Hals weich und rund<br />
:# Achsel·höhlen fleischig<br />
:# Kräftiger, löwen·hafter Ober·körper<br />
:# Großer gerader Wuchs<br />
:# Kreis·förmige Schultern<br />
:# 4o (!) weiße Zähne<br />
:# Zähne alle gleichförmig<br />
:# Zusätzlich zu diesen 40 Zähnen 4 kräftige Eck·zähne<br />
:# Löwen·artige Kiefer<br />
:# Wohl·riechender Speichel (Geschmackssinn)<br />
:# Lange Zunge, reicht bis zur Stirn (Redegewandtheit)<br />
:# Reine, tragende Stimme<br />
:# Blaugrüne, bzw. gold·farbene Pupillen<br />
:# Dichte Wimpern, sichel·förmige dünne grünliche Brauen<br />
:# Schädel·auswuchs (Weisheit)<br />
:# Stirnmal = links·drehender weißer Haarwirbel<br />
<br />
{{Linkbox|ue=Quellen|text=<br />
{{Literatur:Greve_1994}}<br />
* [http://www.sgilibrary.org/search_dict.php?id=2294 Thirty-two features] Soka Gakkai (en.)<br/>Artikel über die 32 Merkmale eines Buddhas von [http://www.sgilibrary.org/dict.html The Soka Gakkai Dictionary of Buddhism].<br />
|update= Sept. 2016|<br />
}}<br />
{{ThisWay}}<br />
{{Styles}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Ikonographie/Myoo/Fudo&diff=67205
Ikonographie/Myoo/Fudo
2016-09-20T22:28:37Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles|sidepage}}<br />
{{titel |Portraits von Fudō Myōō}}<br />
<br />
{{w502<br />
|fudo_toji.jpg|w1=370|left1=-70|top1=-90<br />
|fudo_daigoji_detail.jpg <br />
|Japans ältester Fudō, 839<br />
|Fudō (Kaikei), 1203<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{fl|F}}{{glossar:fudoumyouou|udō}} ist der einzige unter den eso·teri·schen „{{skt:mantra}}-Königen“ ({{glossar:myouou}}), der auch im modernen Japan all·gemein bekannt und populär ist. Bei genau·erem Hin·sehen erkennt man, dass die furcht·er·regen·den Züge an·derer ''myōō'' bei Fudō meist ab·ge·schwächt — oder unterentwickelt — sind. Er wirkt eher streng als zornig.<br />
<br />
== Ikonographie ==<br />
<br />
Fudō Myōō besitzt im Unterschied zu den meisten anderen ''myōō'' kein drittes Auge oder sonstige paranormale ana·tomi·sche Eigen·heiten. In vielen Fällen ist sein Gesicht allerdings von einer erstaun·lichen Asym·metrie ge·kenn·zeichnet: Aus dem rechten Mund·winkel ragt ein Eck·zahn nach oben, aus dem linken ein Eckzahn nach unten; sein rechtes Auge ist weit offen, das linke halb ge·schlos·sen (s. Abb. unten). Be·mer·kens·wert ist auch sein Zopf, der ihm meist über die linke Schulter hängt. <br />
<br />
{{w502<br />
|fudo_portrait.jpg <br />
|fudo_saidaiji.jpg <br />
|caption= Fudō Portraits, asymmetrischer Typ<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Da·neben existiert auch ein Fudō, der sich mit den Ober·zähnen auf die Unter·lippe beißt. Diese Ikono·graphie dürfte die ur·sprüng·liche sein, da sie sich auch bei anderen zorn·vollen Gott·heiten, sowie bei Acala-Dar·stel·lun·gen außer·halb Japans findet (s.u.). Sie wird auch als „Daishi-Stil“ bezeichnet, wobei sich Daishi auf {{glossar:kouboudaishi}}, also auf {{g|kuukai}}, den Be·grün·der des {{g|Shingonshuu|Shingon}}-Buddhis·mus, bezieht. Kūkai dürfte sich Fudō somit nicht mit schiefem Gebiss vorgestellt haben.<br />
<br />
{{w502 |rahmen_h=360<br />
|fudo_tendai_10jh.jpg | w1=280 |left1=-20<br />
|fudo_koya.jpg <br />
|caption= Ältere Fudōs, verbissen (Daishi-Typ)<br />
| ref=1 <br />
}}<br />
{{w502<br />
| fudo_kongobuji.jpg<br />
| fudo_stehend.jpg <br />
| caption= Fudō der späten Heian-Zeit<br />
| top2= -30<br />
| ref=1 <br />
}}<br />
{{w502 |rahmen_h=360<br />
|fudo_daigoji2.jpg<br />
|fudo_kaikei_2b.jpg | w2=280 |left2= -20<br />
|Fudō von Kaikei, 1203<br />
|Fudō von Kaikei, undatiert<br />
<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w502<br />
|fudo_zentsuji.jpg | w1=270<br />
|fudo_modern.jpg <br />
|caption = Moderne Fudōs, asymmetrisch<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Die eigen·tümliche Ikono·graphie des asymmetrischen Fudō ist vor allem in Japan verbreitet, lässt sich aber auf {{g|Yixing}}, einen chinesischen Patriarchen des Shingon Buddhismus zurück·führen. Dieser beschrieb Fudō in seinem Kommentar zum {{glossar:Dainichikyoo}} fol·gender·maßen:<br />
{{Zitat|text= <br />
Er besitzt die Gestalt eines Kindes. In der rechten Hand hält er das Siegel des Schwerts der Weisheit, in der Linken ein Lasso. Das Haar seines Kopfes ist zu einem Zopf geflochten, der ihm über die linke Schulter fällt. Sein linkes Auge ist halb geschlossen. Seine Zähne stehen hervor, sodass er sich rechtsseitig auf die Oberlippe, linksseitig auf die Unterlippe beißt. Die Stirn ist wellenförmig gefurcht. Er sitzt auf einem Felsen. Sein Leib ist jugendlich und fett. Er wirkt in höchstem Maße zornig.<!--<br />
--><ref><br />
Aus dem ''Dainichikyō sho'', einem Kommentar zum {{g|Dainichikyou}} erstellt zwischen 724 und 727 von Yixing (683–727). In weiterer Folge werden den aufgezählten Eigenschaften präzise symbolische Bedeutungen zugeschrieben (nach Sawa Ryūken, ''Mikkyō daijiten'', S. 1955; für ein ähnliches Zitat aus dem ''Dainichi-kyō'' s. Kreiner und Steineck 2008, S. 15–16).<br />
<br />
Das ''Dainichi-kyō'' wurde 724 ins Chinesische übertragen und beruht entweder auf einem (verlorenen) indischen Original oder auf einer Zu·sammen·fassung mehrerer Texte des indischen eso·teri·schen Buddhis·mus durch die Übersetzer Śubhakarasiṃha und Yixing (Digital Dictionary of Buddhism). Es zählt zu den zentralen Texten der {{g|shingonshuu}}.<br />
</ref><br />
}}<br />
Die besonderen Zähne des japanischen Fudō stammen also aus kano·nischen Quellen, die sich zumindest bis nach China zurück verfolgen lassen, doch scheinen sie sich erst nach und nach gegenüber dem Daishi-Typus durchgesetzt zu haben. <br />
<br />
{{w502 |rahmen_h=360<br />
| seitaka_doji.jpg <br />
| Fudo doji.jpg <br />
| Seitaka Dōji<br />
| Fudō und ''dōji''<br />
| caption = Fudōs jugendliche Begleiter<br />
| w1=340 | left1= -40<br />
| top2=-85<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Auf bild·lichen Dar·stellun·gen wird Fudō außer·dem häufig von (zwei oder acht) jugend·lichen Begleitern ({{glossar:douji}}) umringt. Dieses Gefolge scheint eine japa·nische Innova·tion zu sein, die die starke Be·ziehung des japa·nischen Buddhis·mus zu diesem ''myōō'' unter·streicht. In den ältesten indischen Quellen wird Acala/Fudō lediglich als Bote oder Gefolgsmann eines Buddhas geschildert, im esoterischen Buddhismus Japans erhält er hingegen selbst ein Gefolge und wird in manchen Texten sogar als Personifizierung der Weisheit des {{g|Dainichinyorai}} interpretiert.<br />
Diese Bevor·zugung geht möglicher·weise auf die beson·dere Ver·ehrung des Fudō durch {{glossar:Kuukai}}, den Be·grün·der des for·mali·sier·ten {{glossar:mikkyou}}, zurück.<br />
<br />
==Fudō/Acala außerhalb Japans==<br />
<br />
{{w502|rahmen_h=380<br />
|acala_12jh.jpg|top1=-10<br />
|acala_xixia_1226.jpg|w2=350|left2=-55 <br />
|Acala, Tibet (12. Jh.) <br />
|Acala, Xi Xia (13. Jh.) <br />
| ref=1<br />
}}<br />
Die obigen Ab·bildun·gen zeigen einen tibe·tischen {{skt:acala}} (Fudō) aus dem zwölften bzw. drei·zehnten Jahr·hundert. Dieser Acala entspricht in Haltung und Gestus dem Grund·typ der zorn·vollen Gestalten des tibe·tischen {{skt:tantra|Tantrismus}} (s.a. [[Ikonographie/Myoo/Vajrapani | Vajrapani]]), hat aber dennoch einige be·merkens·werte Ge·mein·sam·keiten mit dem japani·schen Fudō, nämlich die dunkle Haut, das Schwert, ein Seil (allerdings verknotet mit einer Schlange) und die ver·bissene Unter·lippe. Laut ''Himalayan Art'' war Acala vom elften bis zum drei·zehnten Jahr·hundert in der Himalaya Region populär. Später scheint er von anderen zorn·vollen Gestal·ten über·fügelt worden zu sein.<br />
<br />
{{Verweise<br />
| links=<br />
* [http://www.himalayanart.org/ Himalayan Art], Shelley and Donald Rubin Foundation<br />
| literatur = <br />
{{Literatur:Kreiner Steineck 2008}}<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Ikonographie/Jizo&diff=67204
Ikonographie/Jizo
2016-09-20T22:20:13Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel | Jizō Bosatsu}}<br />
<br />
{{fl|J}}{{g|jizoubosatsu|izō}} (skt. {{skt:Kshitigarbha}}) gehört mit {{g|kannon}} zu den mit Abstand populärsten {{skt:Bodhisattva}} Figuren in Japan. Im Ver·gleich zu Kannon ist er viel·leicht nicht ganz so wirk·mächtig, dafür aber umso ver·trauter, all·täg·licher und „ein·hei·mischer“. Jizō-Statuen gibt es an allen mög·lichen und un·mög·lichen Stellen. Alle haben das Aus·sehen eines [[Alltag/Mönche | buddhis·tischen Mönchs]] mit kahl gescho·renem Schädel (eine große Aus·nahme unter Bodhisattva Figuren). In seinen Händen hält Jizō meist einen Pilger·stab und/oder eine Wunsch·er·füllungs·perle ({{g|nyoinotama}}). Oft erscheint Jizō außer·dem ju·gend·lich oder sogar kindlich.<br />
<br />
{{w502 <!-- oder floatleft, floatright, ... --> <br />
| jizo_14c.jpg | top1= -70<br />
| jizo_zenen1223-26.jpg<br />
| rh= 450 <br />
| caption= Klassische Jizō-Darstellungen aus der Kamakura-Zeit<br />
| ref= 1 <br />
}}<br />
==Begleiter der Toten== <br />
<br />
<div class="sidebox_Wrapper"><br />
{{Sidebox2<br />
| jizo_army.jpg<br />
| Jizō Kohorte<br />
| w=240 <br />
| left= -60 | top= -150<br />
}}<br />
{{Sidebox2<br />
| jizo_obon.jpg<br />
| Jizō Armee<br />
}}<br />
{{Sidebox2<br />
| jizo_12.jpg<br />
| Jizō klassisch...<br />
}}<br />
{{Sidebox2<br />
| jizo_kinder3.jpg<br />
| bunt... <br />
}}<br />
{{Sidebox2<br />
| jizo23.jpg<br />
| individuell... <br />
}}<br />
{{Sidebox2<br />
| jizo_hakone.jpg<br />
| w=180 |top=-90<br />
| imposant <br />
}}<br />
</div><br />
{{floatright <!-- oder floatleft, , ... --> <br />
| jizo_jigoku.jpg<!-- beispiel.jpg --><br />
| Jizō rettet ein Kind aus der Hölle <!-- Beschreibung --> <br />
| w =200<br />
| top= 0 | left= 0 <br />
| style= | border= <!-- fff (kein Rand) --><br />
| link= <!-- 0 (kein Link) --><br />
| ref= 1 <br />
}}<br />
Jizōs Popu·larität hängt zwei·fel·los mit seiner Rolle als Be·glei·ter der Toten·seele auf dem Weg in die Unter·welt zusammen. Zahl·reiche Legen·den erzählen, wie er in die [[Mythen/Hoellen | Hölle]] hin·ab·steigt und die Sünder, die dort eigent·lich mehrere Erd·zeit·alter lang schmoren müssen, auf seine Lotosblüte holt und von ihren Qualen errettet. Daher findet man die meisten Jizō-Statuen auch auf Fried·höfen.<br />
<br />
Im Grunde spielt Jizō jedoch eine Doppel·rolle im buddhis·tischen Jenseits·glauben. Bestimmte Über·liefe·rungen sehen {{g|enma}}, den strengen Richter der Unter·welt, als eine seiner Mani·fes·ta·tionen an. Jizō ist dem·nach sowohl für die Ver·ur·tei·lung als auch für die Gnade gegen·über jenen, die gegen die Gebote des Buddhis·mus verstoßen haben, ver·ant·wort·lich. Eines der zahl·reichen Beispiele dafür, wie nahe mild·tätige Barm·herzig·keit und furcht·ein·flößende Strenge in der buddhis·tischen Ikono·graphie beieinander liegen. (Siehe dazu auch das Kapitel „Mythen“, [[Mythen/Jenseits | Jenseitsvorstellungen]].)<br />
<br />
{{w502 <!-- oder floatleft, floatright, ... --> <br />
| jizo_koyasan.jpg | top1= -50<br />
| jizo_osore.jpg| top2= -30<br />
| rh= 350 <br />
| caption= Jizō-Denkmäler auf Friedhöfen<br />
| ref= 1 <br />
}}<!--<br />
<br />
<br />
{{Galerie2|span=6|thumbspace=77|bilder={{Dia2| <br />
.jpg|w=75|rahmen_w=75|rahmen_h=150}}{{Dia2|<br />
jizo_sokujoin.jpg|w=75|rahmen_w=75|rahmen_h=150}}<br />
}}--><br />
<br />
==Jizō und die Wasserkinder==<br />
<br />
Als Retter der Seelen nimmt sich Jizō auch all jener an, die kein ordent·liches Begräbnis erhalten ({{g|muenbotoke}}, wtl. „{{skt:buddha|Buddhas}} ohne Bindung“), im speziellen ist er aber der Schutz·herr der un·ge·borenen (abgetriebenen) und früh ver·stor·benen Kinder. Man nennt sie {{g|mizuko}}, „Wasserkinder“. Zwischen diesen ''mizuko'' und Bodhi·sattva Jizō gibt es ein be·son·deres Nahe·verhältnis. Ohne Jizō, so eine populäre Er·klä·rung, könnten die Seelen der Kinder den Fluss der Unter·welt nicht über·queren und müssten ewig im Niemands·land zwischen Dies·seits und Jen·seits, dem Steinigen Flussufer ({{g|sainokawara|Sai-no-kawara}}), umherirren.<br />
<br />
In Japan war Ab·trei·bung nie mit einem beson·deren Tabu belegt, aber man erachtete und erachtet die Un·ge·boren doch als Wesen, für deren Seelen gebetet werden muss. Diesen Glauben und die damit ver·bunden Rituale nennt man {{g|mizukokuyou}}, Gedenk·riten für die Wasser·kinder. Auf vielen Fried·höfen gibt es bestimmte Areale für diesen Kult. Hier können Eltern von ab·ge·trie·benen oder tot·ge·borenen Kindern Jizō-Statuen auf·stellen lassen, die dann stell·ver·tretend für die Kinder mit Riten und Opfern bedacht werden. Man nennt solche Statuen·gruppen — oft ohne zu über·treiben — ''sentai jizō'' (tausend Jizō) oder „Jizō-Armeen“. Berühmte Fried·höfe für die Wasser·kinder mit den ent·srechen·den Jizō-Armeen gibt es bei·spiels·weise im {{g|Hasedera}} in {{g|kamakura}}<nowiki>; in Ogano-machi, im Norden Tōkyōs, wo zum </nowiki>[[Alltag/Jahr | Bon Fest]] alle Statuen be·leuchtet werden; oder auf dem großen Friedhof des Tempel·bergs [[Bauten/Bekannte_Tempel/Berg_Koya | Kōya]] südlich von {{g|Nara}}.<br />
<br />
Ich per·sönlich habe immer den Eindruck, dass die Tausend-Jizō Statuen die ''mizuko''-Kinder selbst re·prä·sen·tieren. Propor·tionen und Aus·sehen der glatz·köpfigen Mönchs·gestalt des Jizō werden auf den ent·sprech·enden Statuen dem Bild eines Säug·lings ange·glichen. Viele Eltern kleiden einzelne Statuen an, meist mit einem roten Lätzchen und Käppchen, manch·mal auch mit Kinder·gewand. Auch findet man gelegen·tlich Kinder·spiel·zeug als Opfer·gabe. Bestimmte Orte, die mit dem Ein·gang ins Jenseits identi·fiziert werden, wie etwa der {{g|osorezan}} („Angst-Berg“) in Nord-Japan, sind u.a. an ihren Jizō-Statuen und ihren Wind·rädern erkenn·bar.<br />
<br />
In früherer Zeit wurden mit·unter auch Säug·linge (meist Mädchen) gleich nach der Geburt „zurück·geschickt“, also getötet, und mit dem gleichen Kult bedacht. Auf den ersten Blick erscheint es zynisch, Föten oder Säuglinge zuerst zu töten, um sich dann ihrer leid·vollen Existenz im Jenseits an·zu·nehmen. Wenn man sich aber vor Augen hält, dass die Ent·schei·dung zu Abtreibung und Säug·lings·mord in einem vor·modernen Haushalt eher von der Groß·familie als von der Mutter selbst getroffen wurde, kann man sich vor·stellen, dass der Jizō-Kult vor allem den Müttern helfen sollte, über ihren Schmerz hin·weg·zu·kommen. Dies ist bis zu einem gewissen Grad auch heute noch so.<br />
<br />
Seit dem zweiten Welt·krieg hat der Kult für die Wasser·kinder nicht etwa ab·ge·nommen, sondern wurde von vielen Tempeln so weit aus·gebaut, dass manche Autoren ''mizuko kuyō'' als eine Art [[Geschichte/Neue_Religionen | neue Religion]] betrachten. Dies hat bis zu einem gewissen Grad damit zu tun, dass Ab·trei·bungen schon seit der Nach·kriegs·zeit relativ einfach und legal durch·geführt werden können, während andere Ver·hütungs·methoden, etwa die Pille, lange verboten waren. In den letzten Jahren ist die Ab·treibungs·rate in Japan zwar leicht gesunken, aber immer noch ver·hältnis·mäßig hoch. Der Buddhis·mus ver·bietet diese Praxis nicht grund·sätzlich, schürt aber latente Schuld·gefühle und bietet gleich·zeitig ver·hältnis·mäßig auf·wendige Riten an, durch die sich Eltern von ihrer Schuld frei·kaufen können.<br />
<br />
=== Anmerkung von Gabriele Greve ===<br />
<br />
{{Sidebox2<br />
| sidepage=Osorezan<br />
| osorezan_flickr9.jpg<br />
| Osore-zan<br />
}}<br />
{{Zitat|text=<br />
Zu den ''mizuko'', bzw. den {{g|mabiki}}''-ko'', den um·gebrachten Säug·lingen, und ihren roten Lätz·chen habe ich in einem Tempel folgende Er·klärung gehört: Jizō hat gelobt, alle Kinder aus der Vor·hölle zu retten. Weil Kinder noch keine Sünden be·gangen haben, kommen sie nämlich nicht direkt in die Hölle, das wäre ja un·ge·recht. Aber sie müssen am Grenz·fluss warten und während dieser Zeit Steine auf·einander schichten. Das ist ähnlich wie Sisyphos. Sie warten so lange, bis keiner mehr um sie trauert. Die Mutter bindet also eines der Kinder·lätzchen zu Jizō und bittet, durch den Geruch des Lätzchens das Kind in der Vorhölle zu identi·fizieren und zum Paradies zu bringen.<br />
<br />
Wenn die Mutter früher, in der Edo-Zeit, zu lange trauerte, konnte sie nicht genug im Haus und am Feld arbeiten. Daher wurde ihr eine Periode von 7 Tagen nach dem Tod eines Kindes (nicht bei Abtreibung, aber bei ''mabiki'', dem Töten eines weib·lichen Säuglings) ge·gönnt. Danach musste sie die Sachen des Kindes, Lätzchen und Spiel·zeug, bei Jizō „abgeben“ und die Trauerzeit war vorüber, die Mutter musste wieder arbeiten gehen! Eine recht diesseitliche Religions·benutzung.<br />
<br />
Um den Iwaki-san in Nord·japan werden ver·storbene Kinder zu ihrem 20. Ge·burts·tag ver·heiratet. Die Tempel verkaufen ca. 50 cm große Puppen von Bräuten oder Bräuti·gamen, die dann mit dem toten Kind „verheiratet“ werden. Das macht die Eltern froh und die Tempel reich. Es ist er·staun·lich, dort in so einer Halle mit tausenden von Hoch·zeits-Puppen zu stehen! Die [[Mythen/Geister/Itako |Itako-Shamaninnen]] am Osore-Berg reden den Eltern auch noch manch anderes ein — so werden Tennis·schuhe und Fahr·räder oder Frack und Regen·mantel gespendet, manche Tempel sehen aus wie Alt·waren·händler.<!--<br />
--><ref><br />
Dr. Gabriele Greve, ist Wahl·japanerin und Kunst·historikerin. Sie schickte mir die ergänzenden Hinweise zu dieser Seite per e-mail am 27.3.2002. S.a. Greve 1994, S. 60.<br />
</ref><br />
}}<br />
{{verweise <br />
|links=<br />
* [http://www.kms.ac.jp/~hsc/henro/FJK/jizo/jizo.htm Shikoku Henro Shashinshu]<br/>Jizo-Statuen von der berühmten 88 Tempel Pilgerroute in Shikoku.<br />
* Diskussion zum Thema: [http://groups.google.com/group/pmjs/browse_thread/thread/c0740ebf319081b3/1dddde7ebb4d8d7c Jizo's Lätzchen] auf der Mailing list PMJS (Premodern Japanese Studies, en.), 2008.<br />
| update= Sept. 2016<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Greve_1994}}<br />
{{Literatur:Hardacre_1997}}<br />
{{Literatur:Lafleur_1994}}<br />
}}<br />
{{ThisWay|Ikonographie/Myoo}}<br />
{{Styles}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Mythen/Jenseits&diff=67203
Mythen/Jenseits
2016-09-20T22:16:46Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Jenseitsvorstellungen}}<br />
<br />
{{fl|W}}as die gegen·wärtige japanische Ge·sell·schaft betrifft, ist es kaum möglich, ver·bindliche, von der gesamten Be·völkerung geteilte Auf·fassungen über das Jenseits in Kürze zusammenzufassen: Neben buddhis·tischen und volks·reli·giösen Vor·stellungen mischen sich sowohl christliche Ideen als auch ''science fiction''-Motive in die Jenseits·bilder der modernen Japaner. So wie die Religion als Ganzes haben sich auch die Bilder des Jenseits privatisiert: Jeder hat seine eigene Vorstellung vom Jenseits. <br />
<br />
{{w500<br />
| jigokusoshi_emaki1.jpg<br />
| Totenseelen auf der Reise ins Jenseits (späte Edo-Zeit)<br />
| hell= hell<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Es gibt jedoch altein·gesessene traditio·nelle Vorstellungen, die noch heute wirksam sind. Sie stellen ein un·er·schöpf·liches Reservoir für die soge·nannten [[Geschichte/Neue Religionen|Neuen Religionen]] dar und erhalten darüber hinaus in der Welt der Manga und Anime immer wieder neue Aktualität. <br />
Diese traditionellen Jenseitsbilder sind überwiegend vom Bud·dhis·mus geprägt. Das hängt u.a. mit dem bereits er·wähnten „arbeits·teiligen“ Ver·hältnis von {{g|bukkyou|Buddhismus }} und {{g|Shintou}} zu·sam·men, nach dem die Götter des Shintō vor·rangig für den Bereich des Dies·seits und das unmit·telbare Wohler·gehen, die buddhis·tischen Heils·gestal·ten dagegen eher für den Tod und das Jen·seits zuständig sind (s. Grundbegriffe, [[Grundbegriffe/Shinto | Shintō]]). <br />
<br />
== Topographie des Jenseits ==<br />
<br />
Philosophisch gesehen gibt es im Buddhismus nur ein ab·solutes Jenseits — das {{skt:Nirvana}}, das in der voll·ständigen Aus·löschung alles Dies·seitigen besteht. Alles andere, auch die Wege der Toten·seelen von einer Wieder·geburt zur nächsten, gehört zum Dies·seits ({{skt:Samsara}} = Kreislauf der Wiedergeburten) und führt letzt·lich zu neuen, leid·vollen Existenzen (s. Grundbegriffe, [[Grundbegriffe/Buddhismus | Buddhismus]]). In der Praxis kennt jedoch auch der Bud·dhis·mus ein sichtbares, unmittelbar erfahrbares Diesseits und ein unsichtbares Jenseits, in dem sich Geister und Totenseelen aufhalten. Es gibt darüber hinaus ein Paradies ({{glossar:gokuraku}}), das die Vorstufe zum Nirvana darstellt, und es gibt eine Hölle ({{glossar:jigoku}}). <br />
<br />
=== Die Sechs Bereiche der Wiedergeburt ===<br />
<br />
Das Gesetz des {{skt:Karma}} regelt genau genommen nur jenen Bereich des Samsara, den man die Welt der Begierden (skt. Kamadhatu) nennt. Dieser Bereich unterteilt sich weiter in die so·ge·nannten Sechs Wege ({{glossar:rokudou}}). Das sind sechs Existenz·formen, in die man hin·ein·geboren werden kann, je nachdem, ob man in ver·gangenen Leben gutes oder schlechtes Karma angehäuft hat. Diese Existenz·formen sind:<br />
<br />
:# Götter ({{s|Deva|''devas''}}), die im Buddhismus sterblich sind<br />
:# Kriegergeister (jap. {{glossar:ashura|''(a)shura''}} von skt. ''asura'')<br />
:# Menschen<br />
:# Tiere<br />
:# Hungergeister (jap. {{glossar:gaki}}, skt. ''preta'')<br />
:# Hölle, die sich wiederum in acht Einzelhöllen unterteilt<br />
<br />
{{Sidebox2<br />
| ashura2.jpg<br />
| ''Ashura''<br />
| sidepage=Ashura<br />
| w= 180 | rh= 250<br />
}}<br />
Wie anhand der Sanskrit·termini zu erkennen, stammen die Bereiche der Wieder·geburt aus dem indischen Bud·dhis·mus und reflek·tieren dort gängige reli·giöse Vor·stel·lungen. Diese haben sich in China und Japan unter·schied·lich stark ein·ge·heimatet. Von den Krieger·geistern ist relativ wenig zu hören und zu sehen. Auch die Mög·lich·keit, als (hinduistischer) Gott wieder·geboren zu werden, exis·tiert in erster Linie in der Theo·rie.<br />
Die Menschen erleben das Leid, das im Grunde alle sechs Existenz·formen prägt, zwar inten·siver als Götter und Krie·ger·geister, doch ist das Poten·tial, aus dem Gebur·ten·kreis·lauf aus·zu·treten, in der Welt der Menschen höher. Insofern ist die Hierarchie zwischen den oberen drei Berei·chen der Wieder·geburt auch nicht ein·deutig zu be·stimmen. <br />
<br />
Tiere, Hunger·geister und Höllen·wesen sind hingegen als direkte Konse·quenz der karmi·schen Bestra·fung anzu·sehen und zwar in zuneh·mend nega·tiver Form. ([[Mythen/Imaginaere Tiere|Imaginäre Tiere]], die den Menschen ja grund·sätzlich über·legen sind, scheinen im übri·gen eher dem Weg der Gott·heiten anzugehören.) Obwohl Hunger·geis·ter und Höllen·we·sen den Menschen nicht sichtbar sind, machte man sich in China und Japan sehr kon·krete Vor·stel·lungen von ihnen und wid·mete ihnen sowohl rituell als auch ikono·graphisch große Auf·merk·sam·keit. Ähn·lich wie in den christ·lichen Höllen·darstel·lungen galt dabei den Schrecken der Hölle das Haupt·augenmerk.<br />
<br />
=== Die Zehn Welten ===<br />
<br />
Über den Sechs Wegen gibt es noch Vier Stufen der Buddha·schaft, sodass man das bud·dhis·tische Universum auch in Zehn Welten (jap. {{glossar:jukkai}}) unterteilt findet. Das folgende Bild, das dieses Universum zur Gänze repräsentiert, nennt sich daher auch Mandala der Zehn Welten (''jukkai mandara'').<br />
<br />
{{w500| rh= 600<br />
| kumano_sankei_mandara.jpg<br />
| Die Zehn Welten (''Kumano kanshin jukkai mandara'') <br /> Hängerollbild, Edo-Zeit, 17. Jh.<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Auf diesem Bild sind die positiveren Bereiche der Wiedergeburt, einschließ·lich {{glossar:Amida|Amidas}} Paradies, in der oberen Bild·hälfte zu sehen, während die nega·ti·ven Be·reiche im unteren Teil zu finden sind. Die Welt der Menschen ist durch eine Lebens·treppe ver·sinn·bild·licht, die von der Geburt bis zum Tod reicht. In der Mitte des Bildes ist ein Toten·ritual dar·ge·stellt. Das Bild ver·deut·licht somit den Einfluss, den bud·dhis·tische Rituale auf das Schick·sal der Ver·stor·benen im Jen·seits haben können. <br />
<br />
{{floatright| top= -35 |rh= 300 |style= jumpright<br />
| zehn welten.jpg<br />
| Die Zehn Welten, schematisch<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
In der unteren Bildhälfte mischen sich die Welt der Krie·ger·geis·ter (''ashura''), der Gerichts·hof Enmas (s.u.), die Welt der Tiere und der Hun·ger·geister. Die Be·reiche der Hölle (''jigoku'') nehmen einen be·son·ders pro·minen·ten Platz ein. Als klei·nen Hoff·nungs·schim·mer er·kennt man unter allen grauen·vollen Mons·tern aber auch den Bodhi·sattva {{glossar:jizou}} in der Vor·hölle der Kinder ({{glossar:sainokawara}}), denn zu Kin·dern hat dieser Bodhi·sattva ein be·son·deres Nahe·ver·hält·nis (s. [[Ikonographie/Jizo| Jizō]] im Kapitel „Ikono·graphie“). Links unten kann man ihn ein zweites Mal erken·nen, wie er zwei Ver·stor·bene aus der Hölle hinaus ge·leitet. <br />
Ein interes·san·tes Detail am Rande: Die ein·zel·nen Wel·ten in der obigen Ab·bil·dung sind mit {{glossar:torii}} mar·kiert, wie sie heute nur vor Shintō-Schrei·nen zu finden sind. Die ''torii'' stellen gleichsam die Ein·gänge zu den je·wei·ligen Welten dar.<br />
<br />
Auf dem Bild rechts sind die gleichen Zehn Welten etwas schema·tischer dar·ge·stellt. Ein·zel·ne ikono·graphi·sche Details, wie etwa der Mönch {{glossar:Mokuren}} bei sei·nem Besuch der Toten·welt, sind aber hier wie dort zu finden. Auch hier steht im Zent·rum das Schrift·zei·chen für „Herz“ (auch „Seele“ oder „Bewusst·sein“), von dem die Zehn Welten aus·zu·gehen scheinen.<br />
<br />
== Die buddhistische Totenwelt ==<br />
<br />
{{Float|left|style=margin-left:-2em|bild=enma_schreiber.gif}}<br />
Im Augen·blick des Todes gibt es nach gängigen buddhis·tischen Vor·stel·lungen zunächst zwei Möglich·keiten: Die erste besteht darin, direkt ins Nirvana oder in eine seiner Vorstufen, etwa das sogenannte Reine Land ein·zu·gehen und damit aus dem Zyklus der Wieder·geburten aus·zu·treten. Dieser Fall ist zwar eher un·wahr·schein·lich, die meisten Richtungen des japanischen Buddhismus erachten ihn aber prinzipiell für jeden, Mönch oder Laien, als möglich. (s. dazu [[Mythen/Paradiese | Paradiese]].)<br />
<br />
Die Mehrheit der Verstorbenen wird jedoch „wiedergeboren“, d.h. sie muss sich erneut den Leiden der irdischen Existenz aus·setzen. Zu·nächst muss aber geprüft werden in welchen Bereich der Wieder·geburt der Ver·storbene nun kommen soll. Dies wird von einem eigenen Gerichts·hof entschieden, der sich in einer Art Zwischen·welt innerhalb der Sechs Wege der Wiedergeburt befindet. Oberster Richter bzw. König dieser Unterwelt ist {{glossar:enma}} (skt. {{skt:Yama}}).<br />
<br />
=== Enma, Richter der Unterwelt ===<br />
<br />
{{Sidebox2<br />
| sidepage= Enma<br />
| enmaten_tnm.jpg<br />
| Enma, Richter und Wächter<br />
| w= 280 | rh= 250<br />
| left= -50<br />
| top= -20<br />
}}<br />
Enma, der zumeist von diversen furcht·ein·flößenden Schergen assistiert wird, repräsentiert, wenn man so will, den Gesetzes- und Polizei·apparat im buddhis·tischen Universum. Er besitzt einen Spiegel, der ihm über die Taten des „Angeklagten“ Aus·kunft gibt, oder er befragt zwei Geister, die jeden Sterblichen auf seinem Lebens·weg begleiten und Protokolle seiner guten und schlechten Taten an·legen. Enma ist nicht böse, aber er ist streng. Versucht man, ihn mit den buddhistischen Grund-Dogmen zu erklären, so könnte man in ihm die un·er·bittliche Konsequenz des {{skt:Karma}} erblicken.<br />
{{w500<br />
| enma gericht1.jpg<br />
| Gerichtshof des Enma<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Enmas Ikono·graphie stammt aus China, obwohl die Figur selbst indische Wurzeln hat. In Japan lässt sich über die Jahrhunderte eine gewisse Tendenz erkennen, Enma immer stärker zu dämonisieren. Sein strafender Aspekt wird dadurch ver·stärkt, dass er die Gesichtszüge indischer [[Ikonographie/Waechtergoetter | Wächtergötter]] bekommt, doch richtet sich sein Zorn nicht gegen äußere Feinde des Buddhismus, sondern gegen gewöhnliche Sterbliche, die vom Pfad buddhistischer Tugenden abgewichen sind.<br />
<br />
=== Die Zehn Könige ===<br />
<br />
{{sidebox2<br />
| sidepage= Totenreich<br />
| jizo usuki.jpg<br />
| Könige des Totenreichs<br />
| left= -35<br />
}}<br />
{{floatleft| rahmen_h= 280 |w=250|top=-10<br />
| 10kings_dunhuang.jpg<br />
| Totengericht (China)<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Einer etwas anderen Vorstellung zufolge ist Enma lediglich einer von Zehn Königen bzw. Richtern, die jeweils über einen eigenen Gerichts·hof des Toten·reichs herrschen und vor denen die Ver·storbenen der Reihe nach Rede und Antwort stehen müssen. <br />
Die Einzel·heiten der Zehn Richter·könige sind in China ent·wickelt worden und auch auf japa·nischen Ab·bildungen tragen die Richter meist ein chine·sisches Gewand und eine cha·rak·teris·tische Kappe mit zwei seitwärts abste·henden „Ohren“, die sie als Ange·hörige des chine·sischen Beam·tenap·para·tes charak·terisiert.<br />
Die Ab·bildung links zeigt ein Detail aus dem chinesi·schen ''Sutra der Zehn Könige'' (jap. {{glossar:juuoukyou}}), in dem der Ge·richts·hof im bud·dhis·tischen Jen·seits in vielen Ein·zel·hei·ten gemäß der {{g|Tang}}-zeit·lichen chine·si·schen Rechts·praxis dar·ge·stellt wird. Das Bild ent·stammt einer Schrift·rolle aus dem zehnten Jahr·hundert, die in den Höh·len·tem·peln von {{glossar:Dunhuang}} ge·funden wurde.<br />
<br />
=== Datsueba ===<br />
<br />
{{sidebox2 <br />
| datsueba_gofukuji.jpg<br />
| Datsueba<br />
| w= 180| rh= 240<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Eine weitere Gestalt, die über das Schicksal der Totenseele ent·scheidet, ist die {{glossar:datsueba}}, die „Alte, die den Toten das Gewand aus·zieht“. Sie sitzt am Ufer der „Drei Furten“ (Sanzu), die auf dem Weg zur Totenwelt über·schritten werden müssen. Wenn die Toten diese Furten durch·schritten haben, zieht sie ihnen ihre nassen Kleider aus und hängt sie neben sich an einen Baum, der als eine Art Waage fungiert. Je tiefer die Äste durch das Gewand der Toten herab·gebogen werden, umso schwerer die Sünden und umso schreck·licher die Foltern, die den Verstorbenen erwarten.<br />
<br />
Die Vorstellung der Datsueba dürfte in Japan entstanden sein. Sie findet sich jeden·falls nicht in chinesischen Unter·welt·dar·stel·lungen, während sie in Japan ab der {{g|Kamakura}}-Zeit ein gängiges Motiv des Jenseits·glaubens darstellt.<br />
<br />
==Außerbuddhistische Vorstellungen==<br />
<br />
Neben buddhistischen Vorstellungen findet sich in japanischen Geschichten und Legenden auch die daoistische Insel der Un·sterb·lich·keit, die irgendwo weit draußen auf dem Meer zu finden sein soll. Dieser Glaube hat in vielen volks·religiösen Bräuchen Ein·gang gefunden. Auch das Schatz·schiff der [[Ikonographie/Gluecksgoetter | Sieben Glücksgötter]] ({{g|shichifukujin}}) und der Palast des [[Mythen/Imaginaere Tiere/Drachenbilder | Drachenkönigs]] stehen wohl irgendwie mit diesem über·seeischen Paradies in Verbindung.<br />
<br />
In den alten Mythen begegnen wir vor allem dem Schattenreich {{glossar:yomi}}, das {{Glossar:Izanami}} nach ihrem Tod be·herrscht. Ähnlich wie bei den Griechen und Römern gibt es im ja·pa·nischen Mythos zwar die strahlende Welt der Götter, doch ist diese den ge·wöhn·lichen Sterblichen un·zu·gäng·lich. Inwieweit im vorbuddhistischen Japan auch positive Jenseits·vor·stel·lungen vorhanden waren, wurde schon inner·halb der [[Geschichte/Kokugaku | Kokugaku-Schule]] im ach·zehnten und neun·zehnten Jahr·hundert heftig diskutiert. {{glossar:motoorinorinaga}} (1730–1801) wies darauf·hin, dass die Mythen nur ein pessimistisches Jenseits kennen. Dem·gegen·über suchte {{Glossar:Hirataatsutane}} (1776–1843) nach positiven Jenseits·bildern im Volks·glauben und vertrat die Ansicht, dass diese den ursprünglichen Shintō wider·spiegeln würden. Heute neigen viele Gelehrte eher zu Norinagas Auf·fassung und sehen in Atsutanes Position einen pro·pa·gan·dis·tischen Versuch, den Shinto gegenüber dem Buddhismus auf·zu·werten. Wahrscheinlich gab es aber auch hier, ebenso wie in anderen Bereichen, starke regionale Unter·schiede innerhalb der vor·bud·dhis·tischen Religion.<br />
<br />
{{Verweise<br />
| FN=0<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Formanek_Lafleur_2004|Siehe insbesondere die ikonographischen Beschreibungen der Hölle.}}<br />
| links=<br />
* [http://kikyo.nichibun.ac.jp/emakimono/ Emakimono database], International Research Center for Japanese Studies (Nichibunken) - Kyoto (jap.)<br/>Sehr attraktiv gestaltete Website, auf der mehrere Edo-zeitliche Bildrollen (''emaki'') zu Themen wie Jenseits oder Gespenster vollständig zu betrachten sind. Leider keine genauen bibliographischen Angaben.<br />
| update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay|Mythen/Paradiese}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Ikonographie/Kannon/Bato_Kannon&diff=67202
Ikonographie/Kannon/Bato Kannon
2016-09-20T22:12:56Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel | Batō Kannon<span class{{=}}"hide">—</span> <span class{{=}}"bottom">Kannon mit dem Pferdekopf </span>}}<br />
<br />
{{fl|I}}m {{s| vajrayana | eso·teri·schen Buddhis·mus}}, der vor allem während des japa·nischen Mittel·alters großen Ein·fluss besaß, konnte selbst der an·sonsten so milde {{skt:Bodhisattva}} {{Glossar:Kannon}} die er·schre·cken·den Züge eines {{Glossar:Myouou}} annehmen. Diese Figur wird in Japan als {{Glossar:Batoukannon}}, „Pferdekopf-Kannon“, manchmal auch als Batō Myōō bezeichnet. Neben den Standard·attri·buten zornvoller esoteri·scher Figuren (drei Gesichter, zahl·reiche Arme, Raub·tier·zähne, magische Waffen) lässt sich Batō Kannon zumeist anhand eines kleinen Pferde·kopfes identi·fizieren, der ober·halb des mittleren Gesichts als Kopf·putz an·ge·bracht ist. <br />
{{w502<br />
| bato_kannon.jpg<br />
| Matsunoodera_bato_kannon.jpg<br />
| top1=-80<br />
| w2= 300 | left2= -30 | top2= -30<br />
| caption= Klassische Darstellung des Batō Kannon mit Pferdekopf im Haar<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502<br />
| bato_kannon_heian.jpg<br />
| Bato_kannon_zuzosho.jpg<br />
| Skulptur<br />
| Ikonogr. Skizze<br />
| w2= 260 |left2= -10<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
==Hayagriva==<br />
<br />
{{floatright| rh=165<br />
| style=jumpright<br />
| Hayagriva_khmer.jpg<br />
| Vishnu Hayagriva, Kambodscha<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Kannon mit dem Pferde·kopf lässt sich — wie so oft — auf eine indische Urform zurück·führen: Unter den Mani·fes·ta·tionen des Gottes {{skt:Vishnu}} gibt es eben·falls eine mit Pferde·kopf, genannt {{skt:Hayagriva}}. Aber erst im esoteri·schen Buddhis·mus erhielt die Figur die Standard·attri·bute einer zorn·vollen Gott·heit, die heute vor allem in Tibet und der Mongolei, aber auch in Japan zu finden ist. In der geläu·figsten Form besitzt der buddhis·tische Hayagriva drei Gesichter, sechs Arme und einen (bzw. in Tibet drei) Pferde·köpfe als Kopf·putz (s. dazu auch ähnliche Bei·spie·le von [[Ikonographie/Myoo/Vajrapani | Vajrapani]] und [[Ikonographie/Gluecksgoetter/Daikoku | Mahakala]]). Der früheste Text, in dem diese Form des Bodhi·sattva {{skt:Avalokiteshvara}} be·schrie·ben wird, ist das eso·terische {{skt:Dharanisutra|''Dharani-Sutra''}}, das nur in einer chine·sischen Fassung aus dem Jahr 654 bekannt ist. Diesem Text zufolge er·hoffte man sich von Batō Kannon beson·deren Schutz vor giftigen Schlan·gen und Insekten oder vor Krank·heiten.<br />
<br />
{{w500<br />
| w=600|left=-50|top=-76|rahmen_h=450<br />
| hayagriva.jpg<br />
| Hayagriva auf einem tibetischen Thangka, 16. Jh. <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
== Batō Kannon und die Pferde== <br />
<br />
Sowohl in Japan, als auch in Tibet und der Mongolei wird Kannon mit dem Pferde·kopf auch um den Schutz von Pferden und anderen Nutz·tieren angebetet. Dies scheint aber nicht die ur·sprüng·liche Aufgabe Batō Kannons gewesen zu sein. Als eine der sechs Kannon-Mani·festa·tionen, die in der späten {{g|Heian}}-Zeit mit den Sechs Be·reichen der Wieder·geburt ({{glossar:rokudou}}) in Überein·stimmung gebracht wurden, ist Batō Kannon vielmehr für alle Wesen, die als Tiere wieder·geboren werden, zuständig. Erst als der be·son·dere Glaube an diese sechs Mani·festa·tionen seinen Höhe·punkt über·schrit·ten hatte, scheinen sich Pferde·züchter und Trans·port·unter·nehmer die Figur der Kannon mit dem Pferde·kopf als Schutz·patron aus·er·koren zu haben.<br />
<br />
Heute ist Batō Kannon in Japan weit·gehend in Ver·ges·sen·heit geraten und wird nur noch in wenigen großen Tempeln verehrt. Doch findet man ihn immer wieder in Form ein·facher Stein·skulp·turen aus der {{g|Edo}}-Zeit, die münd·lichen Lokal·tradi·tionen zufolge damals die Bitten von Rei·sen·den um eine sichere Fahrt ent·gegen·nahmen oder als Gedenk·stätten beson·ders ver·dienst·voller Pferde errichtet wurden. Obwohl auf diesen Stein·skulp·turen noch Elemente der eso·teri·schen Ikono·graphie er·kenn·bar sind, haben sie meist alle schrecken·erregenden Züge ver·loren. Bis·weilen tritt Batō Kannon auch als einfache mensch·liche Figur mit einem Pferde·kopf auf. <br />
<br />
{{w504<br />
| Bato kamuriki.jpg<br />
| bato_kannon_m30.jpg<br />
| Bato_fujino.jpg<br />
| Bato_sogyo.jpg<br />
| rh= 330<br />
| w3= 300 | left3=-30<br />
| caption= Volkstümliche Steinskulpturen<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
Die Ikonographie der Steinskulpturen lässt sich auch an den {{glossar:ofuda}} (Talismanen) diverser Tempel erkennen, in denen Batō Kannon verehrt wird:<br />
{{Galerie2|span =4|thumbspace=124| caption =''O-fuda'' von Batō Kannon<br />
| bilder={{Dia2|<br />
bato_fuda_sanbutsuji.jpg|w=122|rahmen_w=122|rahmen_h=350}}{{Dia2|<br />
bato_fuda_myoanji.jpg|w=122|rahmen_w=122|rahmen_h=350}}{{Dia2|<br />
bato_fuda_myokoin.jpg|w=122|rahmen_w=122|rahmen_h=350}}{{Dia2|<br />
bato_fuda_entsuji.jpg|w=122|rahmen_w=122|rahmen_h=350}}<br />
}} <br />
<br />
{{verweise<br />
| FN=0<br />
| themen =<br />
* [[Ikonographie/Kannon | Kannon]] (Hauptseite)<br />
* [[Ikonographie/Myoo | Fudō Myōō &Co]] (Hauptseite)<br />
* [[Alltag/Matsuri/Phalluskulte | Wegegötter]] (Sidepage)<br />
* [[Mythen/Symboltiere/Koshin | Kōshin-Glaube]] (Sidepage)<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Lomi_2007}} <br />
| links= <br />
* [http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/b/batoukannon.htm Batou Kannon] (en.)<br/>Eintrag auf Japanese Architecture and Art Net Users System (''[http://www.aisf.or.jp/~jaanus/ JAANUS]'').<br />
| update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}<br />
{{Styles}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Essays/Arhats&diff=67201
Essays/Arhats
2016-09-20T22:01:05Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{styles}}{{#css: <br />
td {<br />
vertical-align: top;<br />
} <br />
td li {<br />
list-style: none; <br />
text-indent: -1em;<br />
} <br />
}}<br />
{{titel| Die Sechzehn Arhats }}<br />
{{floatright|rahmen_h=370|rahmen_w=200|w=200|top=-50<br />
|arhat_yuan.jpg<br />
| Arhat (China, 14. Jh.)<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{fl|A}}{{skt:Arhat|rhats}} (jap. {{glossar:arakan}} bzw. {{glossar:rakan}}) sind buddhis·tische Heilige, die zumeist in Gruppen verehrt werden. In Japan haben sich vor allem die Gruppen der Sech·zehn Arhats und der 500 Arhats durch·gesetzt, man kennt aber auch Gruppen von vier, achtzehn, tausend oder 1500 Arhats. Die Sech·zehner-Gruppe taucht in Ostasien erstmals in einem kurzen Text namens {{glossar:Fazhuji}} (jap. ''Hōjūki'', „Bericht von der Fortdauer des Dharmas“) auf, der 654 von {{glossar:Xuanzang}} auf der Grund·lage eines nicht mehr bekannten indischen Originals ins Chine·sische über·setzt wurde. Der Text erläutert Namen, Wohnort und Funktion der Sechzehn Arhats.<!--<br />
--><ref><br />
[http://buddhism-dict.net/cgi-bin/xpr-ddb.pl?6c.xml+id(%27b6cd5-4f4f-8a18%27) Charles Muller] (DDB, mit „guest“ einloggen); Original·text: [http://21dzk.l.u-tokyo.ac.jp/SAT/ddb-bdk-sat2.php?mode=detail&useid=2030_ T 2030]; s. a. [http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/j/juurokurakan.htm JAANUS]. <br />
</ref> <br />
Ihre wich·tigste Eigen·schaft besteht darin, dass sie nach Buddhas Tod physisch in der Welt verbleiben, um seine Lehre korrekt weiter zu verbreiten. Sie zeigen sich dem ''Fazhuji'' zufolge oft als einfache Bettel·mönche und ver·viel·fachen den karmischen Lohn derer, die ihnen Opfer·gaben zukommen lassen. <br />
<br />
Auf den bild·lichen Dar·stellun·gen in China, Korea und Japan sind die Arhats meist in Mönchs·tracht zu sehen, ihre Erscheinung kann jedoch zwischen einem aske·tischem Einsiedler und einem prunk·vollen [[Alltag/Moenche/Wuerdentraeger|bud·dhisti·schen Würden·träger]] variieren. Häufig besitzen sie Attri·bute der Alters·würde (sie existieren ja bereits seit der Zeit des histo·rischen Buddhas), z.B. dichte, lange herab·hängende Augen·brauen oder einen knorrigen Stock. Darüber hinaus sind sie aber auch durch runde Augen und große Nasen, starke Körper·behaarung, große Ohr·ringe und dunkle Haut als indische Brah·manen ge·kenn·zeichnet. Manchmal werden diese Merk·male auf grotesk-kari·katur·hafte Weise über·steigert dar·gestellt. <br />
<br />
Auf dieser Seite werden zunächst die Eck·daten der Arhats anhand einer Bild·enzy·klopädie der Edo-Zeit kurz vorgestellt. Danach gehe ich auf die ver·schie·denen Formen der Darstellung ein, die sich grob in wunder·tätig-er·habene und humor·voll-gro·teske unter·scheiden lassen und hier anhand von re·präsen·tativen Bei·spielen vor·gestellt werden. Die meisten Beispiele stammen aus Zen-Tempeln, da die Arhats vor allem im japa·nischen {{glossar:Zen}} bzw. im chine·sischen {{glossar:Chan}} Buddhis·mus hoch·gehalten wurden. Die ambi·valente Charakter·isierung der Arhats, die in den ver·schiedenen Dar·stellungs·stilen zum Aus·druck kommt, findet sich jedoch bereits in frühen indischen Legenden (in der Tradition des Sthavira·yana oder Theravada Buddhis·mus), wie ab·schließend anhand der Legenden des Pindola Bharad·vaja gezeigt wird. <br />
<br />
== Arhats im ''Butsuzō zūi'' ==<br />
<br />
Im {{glossar:Butsuzouzui}}, einer Edo-zeitlichen Bild·enzy·klopä·die religiöser Figuren,<!--<br />
--><ref><br />
Das ''Butsuzō zui'' wurde erstmals 1690 gedruckt. Die vor·liegen·den Ab·bildun·gen stammen aus der er·weiter·ten Fassung von 1783, die von Tosa Hidenobu illustriert wurde.<br />
</ref> <br />
werden die Sech·zehn Arhats in einfachen Grafiken dargestellt. Ihr ver·gleichs·weise niederer Rang im buddhis·tischen Universum drückt sich darin aus, dass sie erst am Ende des um·fang·reichen Bilder·buchs auf·tauchen, gefolgt nur noch von einigen anderen buddhis·tischen Mönchen. Namen und Reihen·folge folgen (bis auf unbedeutende Ab·weichun·gen) dem ''Fazhuji''.<!--<br />
--><ref><br />
Ab·weichun·gen zur elek·tronischen Taishō-Fassung des ''Fazhuji'' (SAT) sind in Fuß·noten an·gemerkt. Die hier an·gegebe·nen Lesungen der Namen folgen dem ''Butsuzō zui''.<br />
</ref> <br />
Auch die Wohn·orte, zumeist Orte der buddhisti·schen Kosmo·logie, sind ent·sprechend dem klassi·schen Text angeführt. Dies entspricht, wie sich zeigen wird, der gängigen Arhat-Dar·stellung. In vielen chinesi·schen und japani·schen Arhat-Portraits ist über·dies die Anzahl des Gefolges der je·weiligen Arhats an·gege·ben (das Gefolge besteht aus weiteren Arhats, die aller·dings anonym bleiben), die im ''Butsuzō zui'' zwar fehlen, in der fol·genden Liste aber ent·sprechend dem ''Fazhuji'' in Kammer hinzugefügt sind.<br />
{|<br />
|-<br />
| {{floatleft|rahmen_h=162<br />
|Butsuzozui_rakan1-2.jpg<br />
| caption= Rakan 2 und 1<br />
}}<br />
|<br />
* 1, Batsuradaja Sonja 跋囉惰闍 尊者 ([Pindola] Bharadvāja), wohnt (mit tausend Arhats) im [Kontinent des] Westens, Kudani-shū 西瞿耶尼州 (Apara Godaniya); [Fächer; Schriftstück].<ref>Aus·sprache laut SAT: Bindora Baradaja 賓度羅跋囉惰闍; in Japan besser bekannt als Binzuru Sonja 賓頭盧 尊者.</ref><br />
* 2, Kyadaka·basha Sonja 迦諾迦伐蹉 尊者 (Kanakavatsa), wohnt (mit fünfhundert Arhats) im nörd·lichen Land Kashi·mira 北方迦湿弥羅国 (Kashmir); [Fliegenwedel ({{g|hossu}})].<ref>Aus·sprache laut SAT: Kedaka·bassa.</ref><br />
|-<br />
| {{floatleft|rahmen_h=162<br />
|Butsuzozui_rakan3-4.jpg<br />
| caption= Rakan 4 und 3<br />
}}<br />
|<br />
* 3, [Ka]Daka Barida[ja] Sonja 諾迦跋釐堕 尊者 (Kanaka Bharadvāja), wohnt (mit sechshundert Arhats) im [Kontinent des] Ostens, Shōshin-shū 東勝身洲 (Pūrvavideha); [Schriftrolle, Bettelschale].<ref>Schreibung und Aus·sprache laut SAT: Kadaka Baridaja 迦諾迦跋釐堕闍</ref><br />
* 4, Sobinda Sonja 蘇頻陀 尊者 (Subinda), wohnt (mit sieben·hundert Arhats) im [Kontinent des] Nordens, Hokkuru-shū 北倶盧洲 (Uttakuru); [Meditation]<br />
|-<br />
| {{floatleft|rahmen_h=162<br />
|Butsuzozui_rakan5-6.jpg<br />
| caption= Rakan 6 und 5<br />
}}<br />
|<br />
* 5, Dakora Sonja 諾距羅 尊者 (Nakula), wohnt (mit acht·hundert Arhats) im [Kontinent des] Südens, Nansenbu-shū 南瞻部洲 (Jambudvipa) [Gebetskette ({{glossar:juzu}})]<ref>Aus·sprache laut DDB: Nakukura. Im ''Mahabarata'', einem mytho·logischen indischen Epos, tritt ein Nakula als ge·feier·ter Krieger auf (''Puranic Encyclopedia'', S. 517–518).</ref> <br />
* 6, Badara Sonja 跋陀羅 尊者 (Bhadra),<ref>Ein Cousin des Buddha (Watters, S. 338). Eine Figur namens Bhadra spielte außerdem eine Rolle im ersten Schisma innerhalb der buddhisti·schen Gemeinde, in dem es um die Eigen·schaften eines Arhats ging. Bhadra nannte fünf Punkte, in denen ein Arhat gegen·über einem Buddha „mensch·liche Schwächen“ zeigt (Joo 2007, S. 29).</ref> wohnt (mit neun·hundert Arhats) in Tanmora-shū 耽没羅州 (Tamradvipa, Ceylon); [Tiger]<br />
|-<br />
| {{floatleft|rahmen_h=162<br />
|Butsuzozui_rakan7-8.jpg<br />
| caption= Rakan 8 und 7<br />
}}<br />
|<br />
* 7, Kari Sonja 迦哩 尊者 (Kālika), wohnt (mit tausend Arhats) in Sōgyadaka-shū 僧伽茶洲; [lesend].<ref>Schreibung und Aus·sprache laut SAT: Karika 迦哩迦; Lehrer von König Bimbisara (Watters 1898, S. 339).</ref><br />
* 8, Butsutara Sonja 弗多羅 尊者 (Vajraputra), wohnt (mit 1.100 Arhats) in Bosekida-shū 鉢刺拏洲; [knorriger Stock].<ref>Schrei·bung und Aus·sprache laut SAT: Bajarabutara 伐闍羅弗多羅.</ref><br />
|-<br />
| {{floatleft|rahmen_h=162<br />
|Butsuzozui_rakan9-10.jpg<br />
| caption= Rakan 10 und 9<br />
}}<br />
|<br />
* 9, Juhaka Sonja 戎博迦 尊者 (Jīvaka), wohnt (mit 1.200 Arhats) auf Berg Kōsui-sen 香醉山 (Gandhamādana); [Blume]<ref>Aussprache laut DDB: Juhakuka</ref><br />
* 10, Handaka Sonja 半諾迦 尊者 (Panthaka), wohnt (mit 1.300 Arhats) im Himmel Tōri-ten 忉利天 (Trāyastriṃśa Loka); [Drache]<ref>Schreibung und Aussprache laut SAT: Hantaka 半託迦; älterer Bruder von Arhat 16; der Wohnort dieses Arhats ist das Plateau des Welten·bergs Meru.</ref><br />
|-<br />
| {{floatleft|rahmen_h=162<br />
|Butsuzozui_rakan11-12.jpg<br />
| caption= Rakan 12 und 11<br />
}}<br />
|<br />
* 11, Ragora Sonja 囉怙羅 尊者 ({{s|Rahula}}), wohnt (mit 1.100 Arhats) in Biriyōgu-shū 畢利颺瞿洲 (Priyangudvipa); [Pagode].<ref>Sohn des historischen Buddhas.</ref> <br />
* 12, Nagasaina Sonja 那伽犀那 尊者 (Nāgasena), wohnt (mit 1.200 Arhats) auf Berg Handoba-sen 半度波山 (Potalaka); [Opferschale hebend].<ref>Lehrer des Königs Mirinda (Menander).</ref> <br />
|-<br />
| {{floatleft|rahmen_h=162<br />
|Butsuzozui_rakan13-14.jpg<br />
| caption= Rakan 14 und 13<br />
}}<br />
|<br />
* 13, Ingada Sonja 因掲陀 尊者 (Angaja), wohnt (mit 1.300 Arhats) auf Berg Kōkyō-sen 廣脇山 (Vipulapārshva); [Augenbrauen; Rauchopfergefäß]<br />
* 14, Banabashi Sonja 伐那婆斯 尊者 (Vanavāsin), wohnt (mit 1.400 Arhats) auf Berg Kajū-sen 可住山 (Vatsa); [Vase mit Weidenzweig]<br />
|-<br />
| {{floatleft|rahmen_h=162<br />
|Butsuzozui_rakan15-16.jpg<br />
| caption= Rakan 16 und 15<br />
}}<br />
|<br />
* 15, Ashita Sonja 阿氏多 尊者 (Ajita), wohnt (mit 1.500 Arhats) auf Berg Juhō-sen 鷲峯山 (Geierberg, Griddhraj Parvat); [Stock und Blume]<br />
* 16, Chūda Hantaka Sonja 注荼半諾迦 尊者 (Cūda-Panthaka), wohnt (mit 1.600 Arhats) auf Berg Jijiku-sen 持軸山 (Ishādhara, ein Grenz·gebirge am Rande der bewohnten Welt); [nach oben blickend].<ref>Wtl. kleiner Panthaka, Bruder von 10; laut frühen Legenden zunächst besonders einfältig dargestellt, fand er Erleuchtung bei der Meditation über das Kehren mit einem Besen, und wandelte sich zum „Intel·lektuellen“ (Watters, S. 343–344).</ref> <br />
|}<br />
<br />
Wie hier in eckiger Klammer ver·deutlicht, lassen sich Arhats — ähnlich wie andere buddhis·tische Figuren — anhand be·stim·mter Attribute, Begleiter oder Posen (Bettelschale, Stock, Drache, Tiger, Meditation, usw.) von einander unter·scheiden. Ein Vergleich mit den folgenden Bei·spielen zeigt jedoch, dass diese Attribute nicht konsistent an bestimmte Namen gebunden sind, sondern offenbar willkürlich innerhalb der Gruppe verteilt werden. Dies deutet an, dass es — anders als bei Bodhi·sattvas oder {{g|Myouou|Myōōs}} — keine verbind·lichen ikono·graphischen Referenz·werke gab. Vielleicht konnten sich die Künstler aus diesem Grund auch mehr Frei·heiten bei der Dar·stellung der Arhats heraus·nehmen.<br />
<br />
== Wundertätig-erhabene Arhats ==<br />
<br />
Im vier·zehnten Jahr·hundert fertigte der Zen-Mönch {{glossar:Ryouzen}}, ein buddhis·tischer Künstler des Rinzai-Tempels {{g|Toufukuji}} in Kyōto, ein Set der Sechzehn Arhats an, das man als klassisches Beispiel für die wunder·tätig-erha·benen Arhats ansehen kann. Er folgte dabei dem so·genann·ten Ryūmin-Stil ({{glossar:ryuuminyou}}), der auf den chinesischen Meister {{glossar:Lilongmian}} (1049–1106) zurück·geführt wird.<!--<br />
--><ref><br />
Diese Be·zeich·nung geht auf den Kunst·histo·riker Taki Seiichi (1910) zurück (Joo 2007, S. 105). Es sind aller·dings sowohl in China als auch in Japan ältere Beispiele eines erhaben-wunder·tätigen Rakan-Typs bekannt, etwa die zum Staats·schatz erklärten Rakans aus der Heian-Zeit (11. Jh.) des Shōjuraigō-ji in Ōtsu, heute im Besitz des Japa·nischen National·museums ([http://www.emuseum.jp/detail/100157/001/002?x=-186&y=-84&s=1 e-museum]). Der erhabene oder auch narrative Stil lässt sich möglicher·weise auf Zhang Xuan zurück·führen, einen Zeit·genossen des unten er·wähn·ten Guanxiu (Joo 2007, S. 92ff.). Noch im neun·zehnten Jahr·hundert galten Ryōzens Arhats im übrigen als chine·sisches Er·zeugnis ([http://www.asia.si.edu/collections/new-acquisitions/F2012.5a-e.asp Freer/Sackler, Smithonian Insitution]).</ref> <br />
<br />
Während Long·mians Origi·nale in China offenbar nicht mehr erhal·ten sind, gibt es in Japan eine Reihe von Arhat Dar·stel·lun·gen in seiner Tradi·tion, die bis in die kleinsten Details über·ein·stimmen.<!--<br />
--><ref> Die Biblio·thek der Komazawa Universität, eine buddhis·tische Privat·universität in Tōkyō, besitzt ein Set von farbigen Arhat Grafiken, das eben·falls aus dem Tōfuku-ji stammt und Ryōzen als Vorlage gedient haben könnten oder eine Kopie seiner Arhats dar·stellen (http://www.komazawa-u.ac.jp/cms/issatsu/issatsu_1101/ [2013/9/19]). Ein weiteres fast iden·tisches Set ist im Besitz des Tennei-ji in Fukuchi·yama bei Kyōto (s. [http://www.city.fukuchiyama.kyoto.jp/fukuchiyamaisanWEB/siteibunkazai/kaiga/tenneijijyurokurakan.htm Fukuchiyama-shi shitei bunkazai]). Teil·weise Überein·stimmungen finden sich auch mit einem Set des National·museums Tōkyō aus der Nanbokuchō-Zeit (14. Jh.).<!--<br />
--></ref> <!-- <br />
-->Man hielt sich also in Japan offenbar streng an be·stimmte chine·sische Originale, die möglicher·weise von Long·mian selbst stammten. Long·mians Originale sollen unter anderem von {{glossar: dougenkigen|Dōgen}}, dem Begründer des Sōtō Zen, nach Japan gebracht worden sein.<ref>Faure 1996, S. 90–91.</ref> In der Reihenfolge der Arhats bzw. in ihrer Be·nennung unter·scheiden sich die ein·zelnen Sets allerdings voll·kommen. Dies lässt darauf schließen, dass in Japan nicht bekannt war, welches Motiv Long·mian welchem Arhat zu·ordnete.<!--<br />
--><ref><br />
In Ryōzens Set sind Namen und sogar die Num·merierun·gen der Arhats auf jedem Bild ver·zeichnet und ent·sprechen, ebenso wie das ''Butsuzō zui'', weitgehend dem ''Fazhuji'' aus dem siebenten Jahr·hundert. Leider ist die hier vor·gestell·te Arhat-Gruppe von Ryōzen aus der Samm·lung Freer nicht ganz vollständig, es fehlen Pindola (1), Subinda (4), Angaja (13) und Vanavasin (14). Sie wurden daher der Voll·ständig·keit halber durch Exem·plare aus der Koma·zawa Biblio·thek ergänzt. </ref> <br />
<br />
{{w502|rahmen_h=455<br />
| arhat10_ryozen.jpg<br />
| arhat9_ryozen.jpg<br />
| Arhat (Panthaka) mit Rauchopfergefäß<br />
| Arhat (Jīvaka) erhält Pfirsiche serviert<br />
|caption= Zwei der Sechzehn Arhats von Ryōzen (14. Jh.)<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w502|rahmen_w=160|rahmen_h=200<br />
|arhat10_ryozen_detail.jpg<br />
|arhat9_ryozen_detail.jpg<br />
| caption=Details aus den Skizzen der obigen Arhats<br />
}}<br />
<br />
{{Galerie2|bilder={{Dia2|<br />
arhat1_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat2_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat3_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat4_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat5_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat6_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat7_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat8_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat11_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat12_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat13_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat14_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat15_ryozen.jpg}}{{Dia2|<br />
arhat16_ryozen.jpg}}<br />
|caption= Weitere Arhats von Ryōzen <br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{sidebox2<br />
| w=180 | rh=280<br />
| top=-45<br />
| Rakan_tenneiji.jpg<br />
| Arhat des Tennei-ji <br />
| ref=1<br />
}}<br />
<br />
Wie an diesen Bei·spielen ersichtlich, betont der Ryūmin-Stil die er·habenen und wun·der·tätigen Eigen·schaf·ten der Arhats. Sie sind daher fast immer mit Dienern, Ver·ehrern oder [[Mythen/Imaginaere_Tiere|Tier·begleitern]] dar·gestellt, die durch ihre geringe Größe den über·lege·nen Status der Arhats her·vor·strei·chen. Manche Arhats thronen auf Bergen, sym·bo·lisiert durch einen Fels als Sitz·platz, andere in prächtigen Tempeln, wieder andere treten als exo·tische Wander·asketen auf. Auf die Dar·stel·lung kost·barer Stoffe und Zier·gegen·stände wurde viel Wert gelegt. Die zahl·reichen Tiere stam·men aus Geschichten, in denen die Arhats die Bestien zähmen und zum Vege·taris·mus bekehren (s.u.). <br />
<br />
Zugleich sind die Dar·stellun·gen erstaunlich realistisch, was die Physio·gnomie und Kleidung der Dar·gestell·ten betrifft. Longmian (und mit ihm seine Nach·folger) bemühte sich offen·bar, die Arhats verschie·denen, ihm bekann·ten, mensch·lichen Rassen zuzu·ordnen, wobei unter den zer·furch·ten Gesich·tern indischer Brahmanen bisweilen europide „Bar·baren“ auffallen.<!--<br />
--><ref><br />
In einer chinesischen Eulogie aus dem 12. Jh., in der die Macht der Arhats über den Regen besungen wird, wird ein Arhat sogar als „gentleman of azure colored eyes“ angesprochen (Joo 2009, S. 107).<br />
</ref><br />
In vielen Gruppen gibt es aber auch einen jugend·lich-attrak·tiven Arhat, der durch eine ost·asia·tische Physio·gnomie charak·terisiert ist (s. Abb. rechts).<ref>Dieser Unter·schied wurde bereits in frühen chine·sischen Kunst·kata·logen her·vor·gehoben. (Joo 2007, S. 72)</ref> Die Kleider und religi·ösen Uten·silien der Arhats bieten einen interes·santen Ein·blick in den Kloster·all·tag. Die Be·gleiter wie·derum reprä·sen·tieren nicht nur ver·schie·dene soziale Gruppen, son·dern auch himm·lische und dämo·nische Wesen. Das Set der Sechzehn Arhats bietet daher eine Art Pan·optikum der sicht·baren Welt ({{skt:Samsara}}) und mag wohl auch exo·tistische Neu·gierden seiner Betrach·ter befrie·digt haben.<br />
<br />
== Humorvoll-groteske Arhats ==<br />
<br />
{{w500<br />
|Budai.jpg<br />
| Budai (Hotei), umgeben von Arhats. China, Hangzhou, Song-Zeit.<br />
|ref=1<br />
}} <br />
Im süd-chine·sischen Hang·zhou begegnet man den Arhats<ref>In diesem Fall sind es Acht·zehn Arhats, die sich nur durch die zwei letzten von den Sech·zehn unter·scheiden. Während die Achtzehn im chine·sischen Buddhis·mus zum Standard wurden, blieb man in Japan meistens den Sechzehn treu.</ref> mehrfach, u.a. auf einer der weit·läufigen Fels·skulp·turen des {{g|Lingyinsi|Lingyin}} Tempels, einem Zentrum des Chan Buddhis·mus. Sie treten hier als Begleiter eines über·dimensio·nalen „lachen·den Buddhas“ auf, der in Japan u.a. als Glücks·gott {{glossar:Hotei}} bekannt ist, vor allem im Zen-Buddhis·mus aber auch für {{skt:Maitreya}}, den Buddha der Zukunft, steht. Von den Arhats heißt es ja, dass sie bis zur Buddha·werdung Maitreyas auf Erden verharren. Im Vergleich mit den Arhats des Longmian-Stils fällt ihre heitere, aber beinahe kindlich-naiv wirkende Er·schei·nung auf, die sich auch auf vielen Dar·stellun·gen der „Fünf·hundert“ oder „Tausend Arhats“ in Japan beobachten lässt. <br />
<br />
Diese humor·volle Form der Arhat-Dar·stellung wird einem Mönch namens {{glossar:Guanxiu}} (832–912) zu·geschrie·ben, der auch als Chanyue (jap. Zengetsu) bekannt ist. In Japan spricht man daher vom Zengetsu-Stil ({{glossar:zengetsuyou}}). <br />
<br />
{{w502|rahmen_h=400<br />
|Rakan15_kunaicho.jpg<br />
|Rakan11_kunaicho.jpg<br />
|Arhat 15<br />
|Arhat 11<br />
|caption= Beispiele des Zengetsu-Stils (China, 9. Jh.), Kaiserpalast Tōkyō<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Die Sam·mlung des Kaiser·lichen Palast·museums, Tōkyō, verfügt über eine Serie der Sechzehn Arhats, die Guanxiu zwischen 880 und 896 ange·fertigt haben soll. Er stützte sich dabei auf eigene Träume, in denen ihm die Arhats erschienen waren. Der hier abge·bildete Arhat 15 zählt zu den kurio·sesten Beispielen des Zengetsu Stils, während es sich bei Arhat 11, Rahula, angeblich um ein Selbst·portrait des Künstlers handelt.<!--<br />
--><ref><br />
Eine Legende erklärt dies damit, dass in Guanxius Traum zu seinem Erstaunen nur 15 Arhats auftraten, die ihm erklärten, er selbst sähe wie der sechzehnte aus (de Visser 1923, S. 110–111).<br />
</ref><br />
<br />
Ein ''Bericht bekannter Maler von Yizhou'' aus dem Jahr 1004 charak·terisiert Guanxius Stil fol·gender·maßen: <br />
{{zitat|text=<br />
When drawing the scrolls of the Sixteen<br />
Arhats, [he depicted] the arhats of thick eyebrows and big-eyes, elongated<br />
jaw and voluminous nose, reclining on pine tree and rock, sitting against<br />
[the backdrop of] mountain and water. [They have] the appearance of<br />
barbarians and Indians. [...] When someone asked him, [he<br />
would] answer that [those are what] he saw from his dream. [...] Everyone found<br />
them astonishing.<ref>Nach Joo 2007, S. 85.</ref><br />
}}<br />
Zu den Neuer·ungen Guanxius zählte also einer·seits die Betonung der indisch-exotischen Merkmale der Arhats, anderer·seits aber auch ihre Positio·nierung in der freien Natur, an·sons·ten ein Merk·mal daois·tischer Unsterb·licher. <br />
Guanxiu, eher ein Literat und buddhis·tischer Würden·träger als ein profes·sionel·ler Maler-Mönch, legte offen·bar beson·deren Wert darauf, die Arhats mit all ihren menschli·chen Schwächen darzu·stellen und verband sie mit Attri·buten, die aus dem Korpus chine·sischer Heiligen·legenden stammten. Longmians Panopti·kums der menschli·chen Kulturen ging also ein von Guanxiu ge·schaf·fenes Panopti·kum menschli·cher Charaktere voraus. <br />
<br />
Guanxius Stil fand offenbar rasch Zustimmung. <br />
Schon im zehnten Jahr·hundert wurden seine Arhats innerhalb der damaligen chine·sischen Herrscher aus·getauscht, waren also als höchste Kunst anerkannt.<!-- <br />
--><ref>Pearce 2003; Joo 2007, S. 87</ref><br />
Ihre Beliebt·heit verdankte sich aber nicht allein der origi·nellen Form der Dar·stellung. In der frühen {{g|Song}}-Zeit galten sie außerdem als wunder·tätige Bilder, die in der Lage waren, den Regen zu kontrol·lieren. Aus diesem Grund wurden zahlreiche Kopien davon angefertigt, sodass wahr·scheinlich auch die Serie im Kaiser·palast Tōkyō eine dieser Kopien darstellt.<ref>Takasaki 1985, S. 39.</ref><br />
<br />
Es gibt aber auch andere Arhats des Zengetsu Stils, die sich entweder auf Guanxiu selbst oder zeitnahe Kopien zurück·führen lassen:<br />
<br />
{{w502|rahmen_h=400|top1=-60|top2=-60<br />
|Luohan8 guanxiu.jpg<br />
|Luohan4 guanxiu.jpg<br />
|Arhat 8 <br />
|Arhat 4<br />
|caption= Beispiele des Zengetsu-Stils (China, 12. Jh.), Kōdai-ji, Kyōto <br />
|ref=1<br />
}}<br />
Diese Serie ist mal·technisch aus·gefeilter als die oben gezeigten Beispiele. In ihrer kom·promiss·losen Dar·stellung menschlicher Schwächen anhand einer einzigen Figur, ohne die Zuhilfe·nahme narrativer Elemente im Vorder- oder Hinter·grund, zeigt sie jedoch ganz ähnliche inhalt·liche Schwer·punkte wie die oben gezeigte Bei·spiele. <br />
<br />
Diese Serie befindet sich heute im {{g|Koudaiji}} in Kyōto und wurde wahr·schein·lich 1211 hierher gebracht. Sie stammt daher aus der südlichen Song-Zeit und wurde wahr·scheinlich von unter·schiedlichen chine·sischen Meistern angefertigt, die jedoch Guanxius Motive kopier·ten oder imitierten.<ref>Takasaki 1985, S. 43. </ref><br />
<br />
=== Die Arhats des Kaisers Qianlong ===<br />
<br />
Im acht·zehnten Jahr·hundert fand der kunst·sinnige Qing-Kaiser Qianlong in Hangzhou ein Set von Arhats, das jenen Arhats von Guanxiu, die sich heute im Kaiser·palast Tōkyō befinden, offenbar sehr ähnlich war,<!--<br />
--><ref> Wie u.a. ein kaiser·licher Kunst·katalog aus dem acht·zehnten Jahr·hundert berichtet, wurden die sechzehn Arhat-Portraits, die auch Kaiser Qianlong zu Gesicht bekam, im Tempel Shengyin in Hangzhou an·gefertigt und auf·bewahrt. Dieser Tempel wurde jedoch Mitte des neun·zehnten Jahr·hunderts zerstört, sodass man annehmen muss, dass auch Guanxius Originale verschollen sind. (Pearce 2003; s.a. [http://via.lib.harvard.edu/via/deliver/deepLink?_collection=via&recordId=olvwork280123 Harvard Library].) <br />
</ref> <!--<br />
--> und war davon so begeistert, dass er im Jahr 1764 Kopien davon in Stein·stelen schnitzen und diese in mehreren Städten Chinas auf·stellen ließ. Die folgenden Ab·bildun·gen sind Abriebe dieser Stein·schnitte.<br />
{{w502|rahmen_h=400<br />
|luohan13.jpg|top1=-100<br />
|luohan15.jpg|top2=-120<br />
|Arhat 13<br />
|Arhat 15<br />
|caption= Abdrucke einer Stele, Qing-Zeit, 1764 <br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{Galerie2|bilder={{Dia2|<br />
luohan1.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan2.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan3.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan4.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan5.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan6.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan7.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan8.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan9.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan10.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan11.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan12.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan14.jpg}}{{Dia2|<br />
luohan16.jpg}}<br />
|caption= 16 Arhats nach Guanxiu <br />
}}<br />
Die grotesken Merk·male der Arhats sind in diesen Kopien beson·ders augen·fällig, aller·dings gegen·über den Origi·nalen keines·falls über·trieben, wie ein Ver·gleich mit der obigen Ab·bild·ung aus dem japa·nischen Kaiser·palast belegt.<!--<br />
--><ref><br />
Die „Originale“ aus dem japa·nischen Kaiser·palast sind in ''Nihon no bijutsu'' 234 (S. 6 und 40–42) voll·ständig wieder·gegeben, aller·dings lediglich in schlechten schwarz-weiß Re·produk·tionen. Dennoch lässt sich erkennen, dass sowohl die Charakte·ristika als die Reihen·folge der Arhats fast vollständig überein·stimmen (Ausnahme Arhats 5 und 6).<br />
</ref> <!--<br />
-->Es handelt sich also um kaiserlich sank·tionierte Staats·kunst, keines·falls um eine volks·tümliche Tradition. <br />
<br />
Kaiser Qianlong ver·fasste sogar eigen·händige Lob·gedichte für jeden einzelnen Arhat und ließ diese in die Ab·bildun·gen dazu·meißeln. Jedes einzelne Bild enthält darüber hinaus die Infor·matio·nen, die wir auch im ''Fazhuji'' oder im ''Butsuzō zui'' vorfinden, sowie An·merkun·gen, die sich auf die (von diesen Texten abweichenden) Namen und Reihen·folgen der Arhats im tibeti·schen Buddhis·mus beziehen.<br />
<br />
=== Japanische Beispiele ===<br />
{{w502|rahmen_h=400<br />
|rakan_jakuchu_augenbrauen.jpg|top1=-40<br />
|rakan_jakuchu_knie.jpg|top2=-40<br />
|Arhat mit langen Brauen<br />
|Arhat, sein Knie haltend<br />
|caption= Tuschbilder von Jakuchū<br />
|ref=1<br />
}}<br />
In Japan setzt sich der Zengetsu-Stil vor allem in mono·chromen Tusch·bildern durch, die hier am Beispiel einer Arhat Serie von Itō Jakuchū zu sehen sind. Die grotesken Züge der Arhats treten hier etwas zurück, aber die humor·volle Note und die Konzen·tration auf den charakter·lichen Ausdruck einer Figur bleibt. Insgesamt gesehen war in Japan aller·dings die nar·rative, „wunder·voll-erha·bene“ Dar·stellungs·weise der Arhats im Stil des Ryūmin einfluss·reicher.<ref>Takasaki 1985, S. 82</ref><br />
<br />
{{w502|rahmen_w=160|rahmen_h=400<br />
|rakan_hokusai.jpg <br />
|rakan_kuniyoshi.jpg <br />
|Arhat (Hokusai)<br />
|Arhat (Kuniyoshi)<br />
|caption= Arhats lassen Drachen steigen<br />
|ref=1<br />
}}<br />
In der Edo-Zeit, als die Arhats durch Medien wie das oben vor·gestellte ''Butsuzō zui'' breitere Bekannt·heit erlangten, wandten sich auch einige {{glossar:Ukiyoe}}-Künstler diesem Thema zu. Sowohl {{glossar:Katsushikahokusai}} als auch {{glossar:Utagawakuniyoshi}} scheinen von der Vorstellung fasziniert gewesen zu sein, dass die Arhats einen Drachen aus einer Bettel·schale entsteigen lassen können.<br />
<br />
== Fünfhundert Arhats ==<br />
<br />
In der Edo-Zeit war es oft mit sechzehn (oder seltener achtzehn) Arhats nicht mehr getan, man fertigte in vielen Tempel Gruppen von fünf·hundert, tausend oder noch mehr Arhats an. Diese wurden zumeist in Stein gemeißelt und im Freien aufgestellt.<ref>Viele dieser einfachen Stein-Arhats fielen in der Zeit der Meiji-Restau·ration (1868) den damals auf·flackern·den anti-buddhis·tischen Aus·schreitun·gen zum Opfer und wurden regel·recht geköpft. Wo sie heute noch zu sehen sind, wurden diese Statuen aber einiger·maßen renoviert und die Köpfe wieder angeklebt.</ref> <br />
{{w500<br />
|arhats_kawagoe1.jpg<br />
|Tuschelnde Arhats <br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{w502<br />
|arhat kawagoe2.jpg|top=-40<br />
|arhat_kawagoe3.jpg|top=-40<br />
|Verträumter Arhat<br />
|Freundlicher Arhat<br />
|caption= Beispiele der 500 Arhats in Kawagoe<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Eine der bekann·testen Fünf·hundert-Arhat-Gruppen befindet sich im {{g|Kitain}}, einem Tendai-Tempel in Kawagoe nördlich von Tōkyō. Die Statuen stammen aus der Zeit um 1800. Man hat das Gefühl, dass sie dem Künstler die Möglich·keit boten, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen. Anderer·seits haben sie aber auch viele Ge·meinsam·keiten mit den wesent·lich älteren Stein-Arhats aus Hangzhou (s.o.). <br />
<br />
Manche Tempel sind aber auch den Fünf·hundert Arhats direkt geweiht und besitzen dann zumeist bemalte Holz·figuren im Tempel·inneren. Stilistisch zählen die steinernen Arhats eher zu den humor·vollen, die bemalten eher zu den erhabenen, aber ähnlich wie im ''Butsuzō zui'' ver·schwinden die Stil·grenzen in diesen eher volks·tümlichen Dar·stellun·gen.<br />
<br />
{{w500|rahmen_h=290<br />
|rakanji_morioka.jpg<br />
|Tempel der Fünfhundert Arhats in Morioka<br />
|ref=1<br />
}}<br />
== Der Arhat-Prototyp: Pindola ==<br />
<br />
{{floatright|w=301<br />
|arhat_nara.jpg<br />
| Arhat (Nara-Zeit, 8. Jh.)<br />
| style=jumpright<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Pindola (jap. auch {{glossar:Binzurusonja}}) — der erste in der Liste der Sechzehn Arhats — ist in der Welt des ost·asiati·schen Buddhis·mus wahr·scheinlich der bekann·teste und belieb·teste Arhat. Er besitzt über·dies ein langes „Vorleben“ in der indischen Mytholo·gie. Dort tritt er u.a. als ein Weiser auf, der das Wissen über die Krank·heiten („Ayurveda“) von Indra über·mittelt bekommt und an die anderen Weisen weiter·gibt. Im Zuge dessen erlangt er selbst Unsterb·lichkeit.<ref>Die Caraka Samhita („Sammlung des Caraka“), in der der Ayurveda im 2. Jh. u.Z. schrift·lich nieder·gelegt wurde, beschreibt ihre eigene Ent·stehungs·geschichte und die Rolle des Bhāradvāja in der Vorrede (R.K. Sharma [Ü.], ''Caraka Samhita, vol. 1.'' Varanasi: Chowkamba Sanskrit Series Office, 1992, S. 21–22).</ref> <br />
<br />
Wie der Indologe John Strong in einem auf·schluss·reichen Artikel (Strong 1979) dar·gelegt hat, kann der buddhis·tische Pindola Bhāradvāja als Prototyp der gesamten Arhat Klasse an·gesehen werden. Pindola taucht bereits in der Pali-Legen·den·tradi·tion, also im ältesten Buddhis·mus, als ein Brahmane auf, der sowohl über·natür·liche Kräfte als auch charakter·liche Schwächen besitzt. Nachdem er den Buddha trifft, wird er zu dessen Schüler, über·windet seine Schwächen und erfährt die Er·leuch·tung (Arhatschaft). <br />
<br />
===Pindolas Stärken===<br />
<br />
Zur Zeit des buddhis·tischen Königs {{skt:Ashoka}} soll Pindola noch als Ober·haupt der Mönchs·gemeinde fungiert haben, doch ist er zumeist un·sichtbar und geht seine eigenen Wege. Anläss·lich einer großen, von Ashoka veran·stal·teten Zeremonie zeigt er sich jedoch als uralter Greis und beein·druckt den König unter anderem durch seine weißen Augen·brauen, die seine Augen über·decken. Er erzählt dem König, wie dieser in einem früheren Leben mit dem Buddha zusam·men·traf und dank dieser Begeg·nung zum mäch·tigsten Herr·scher des Landes wurde. Der König unter·stützt die Buddhis·ten darauf·hin umso mehr. Die Le·gende erinnert an die Ge·schichte eines anderen Arhats, Nagasena (Arhat 12), der mit dem hel·lenis·ti·schen König Menander (skt. Mirinda, r. ca. 160–130 v.u.Z.) zusam·men·trifft und ihn im Zuge eines Rede·duells durch eine bild·hafte Er·klärung der bud·dhisti·schen Lehre zum Buddha Dharma bekehrt. Beide Arhats spielen als gelehr·teste Ver·treter der jeweiligen Mönchs·ge·meinde eine ent·schei·dende Rolle, um den Herrscher für den Bud·dhismus zu gewinnen.<br />
<br />
Ein weiterer Legenden·strang verbindet Pindola mit einem Löwen und erklärt ihn zum „größten Löwen·brüller“. Durch dieses Löwen·gebrüll stellte er, so eine Quelle, seine Erleuch·tung unter Beweis.<ref>Strong 1979, S. 69.</ref> Diese Episode erklärt wahr·scheinlich auch Pindolas spätere Beliebt·heit im Zen.<br />
Auch in chine·si·schen Legen·den berühm·ter Mönche tritt Pindola häufig auf. Hier ist es seine Rolle, Mönchen dabei zu helfen, innere Zweifel zu über·winden.<br />
<br />
=== Pindolas Schwächen ===<br />
<br />
Der Name Pindola selbst scheint die Be·deutung „Bettler“ (in einer eher negativen Kon·nota·tion) zu besitzen und mit einem ihm zu·geschrie·benen Hang zur Gefräßig·keit in Ver·bindung zu stehen. Pindola ist jedoch dank der Be·geg·nung mit Buddha in der Lage, diese Schwäche zu über·winden. Andere Legenden schreiben ihm eine besondere Fähig·keit zu, poten·zielle Wohl·täter zu groß·zügigen Spenden anzuregen. Er wird daher auch häufig mit einer großen Bettel·schale dargestellt.<ref>Strong 1979, S. 61ff.</ref> Doch sind Geiz und/oder Gefräßig·keit auch immer wieder genannte Gründe, warum Pindola selbst nicht ins {{skt:Nirvana}} eingehen konnte.<br />
<br />
Die berühm·teste „Schwäche“ Pindolas offen·bart zugleich eine weitere seiner Stärken: Er beein·druckt nämlich einen reichen Laien durch Zur·schau·stellung magischer Künste. Ein derart billige Effekt·hascherei ist dem Buddha jedoch gar nicht recht. In einer anderen Geschichte schleppt Pindola un·beab·sichtigt einen ganzen Berg mit sich, weil er darin irrtümlich eine Nadel hat stecken lassen, die noch durch einen Faden mit seinem Gewand verbunden ist. Als er den Irrtum bemerkt und den Berg an seinen ur·sprüng·lichen Platz zurück schleudert, verursacht er dadurch die Fehl·geburt einer zufälligen Zeugin seines Tuns. Wieder ist Buddha erzürnt über solch achtlose Anwendung über·natürlicher Kräfte. Aus diesen Geschich·ten erklärt sich das Mönchs·gebot, über·sinnliche Fähig·keiten nicht vor Laien zur Schau zu stellen. (Das Verbot findet sich tatsächlich in zahl·reichen Ordens·regeln, während es zugleich in vielen anderen buddhis·tischen Legenden von wunder·tätigen Mönchen ganz offen·sichtlich über·gangen wird.)<br />
<br />
Aufgrund derartiger „Schwächen“ muss Pindola, trotz seiner Arhat·schaft, seinen Eintritt ins Nirvana bis zum Erscheinen {{skt:Maitreya|Maitreyas}} (also dem Ende des derzeitigen Weltzeitalters) verzögern. In der Zwischen·zeit verweilt er als Be·schützer von Mönchen und frommen Laien auf Erden, wobei er allerdings seinen eigent·lichen Wohn·ort im (den Menschen un·zugäng·lichen) Kontinent des Westens hat und nur gelegen·tlich die Welt der Menschen durchstreift.<ref> Strong 1979, S. 76ff.</ref> Er folgt somit quasi dem {{skt:Bodhisattva}}-Ideal des Mit·gefühls mit unerleuchteten Wesen, doch tut er dies unfrei·willig und daher nicht mit der gleichen Souveräni·tät. Vielleicht entspringt diese Darstellung, wie John Strong vermutet, auch einer Kritik des Theravada am Mahayana Ver·ständ·nis des Bodhi·sattvas.<ref> Strong 1979, S. 78.</ref> Innerhalb des Mahayana Buddhis·mus erhält Pindola aber aufgrund seiner Schwächen auch eine gewisse Menschlich·keit, die u.a. in den Arhat-Karikaturen zum Ausdruck kommt. Genau diese Menschlich·keit scheint auch die Grund·lage der Populari·tät des Arhat-Glaubens dar·zustellen.<br />
<br />
=== Ehrengast in Badehäusern und Speisesälen ===<br />
<br />
{{w500|top=-25<br />
| Binzuru_todaiji.jpg<br />
| Binzuru (Pindola), Nara<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Aus den Pindola-Legenden leitete sich eine rituelle Tradition ab, die vor allem in China und Japan Ver·breitung fand: Die Ein·ladung Pindolas. Diese stellte unter anderem eine rituelle Vor·berei·tung für Bäder im Kloster dar. Auch hielt man in vielen Klöstern den Ehren·sitz des Speise·saals für Pindola frei und servierte ihm Mahlzeiten in einer Opfer·schale. Aus·gehend von der erwähnten Zere·monie des buddhis·tischen Königs Ashoka hoffte man, dass Pindola zumin·dest in unsicht·barer Form an den Mahl·zeiten teilnahm. Konnten dann Spuren seiner Anwesen·heit fest·gestellt werden (ein einge·drücktes Kissen oder ein Fuß·abdruck), so wusste man, dass die rituelle Routine des Klosters korrekt durch·geführt worden war.<ref> Strong 1979, S. 79ff.</ref> Offenbar wurden zum Teil auch Statuen des Pindola wie ein Tempelabt (''jōza'') verehrt und mit Nahrungs·opfern versorgt.<ref>Dieser Brauch wurde von {{glossar:Saichou}} mit Klöstern assoziiert, die dem Kleinen Fahr·zeug des Buddhis·mus ({{skt:Hinayana}}) nahe standen. Groner 1984, S. 140. </ref> <br />
Im China der Song-Zeit gab es hingegen unregelmäßig stattfindende Feste, bei denen alle sechzehn Arhats mit Speiseopfern bedacht wurden. Einem Bericht des japanischen China-Pilgers {{g|Joujin}} aus dem Jahr 1072 ist zu entnehmen, dass es sich um ein ganztägiges Ereignis handelte, während dessen das ganze Kloster in ausgelassener Feierstimmung war.<!--<br />
--><ref>Joo 2009, 97–101.</ref><br />
<br />
{{sidebox2<br />
| w= 180 | rh= 270<br />
| Binzuru_zenkoji.jpg<br />
| Binzuru, Zenkō-ji<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
In Japan erhielt Pindola/Binzuru außer·dem heilende Kräfte zuge·sprochen, die auch von Laien in An·spruch genommen wurden. Im Eingangs·bereich vieler Tempel findet man Binzuru daher als „Streichelbuddha“ ({{glossar:nadebotoke}}), der allen Glück bringen soll, die ihn berühren.<!--<br />
--><ref><br />
Ein ähnlicher Brauch findet sich schon im China des 12. Jhs. Hier rieben Frauen den Bauch eines Arhats (oder {{g|Budai}}s) in der Hoffnung, einen Sohn zu gebären (Joo 2007, S. 256).<br />
</ref> <br />
Obwohl der Brauch in jüngerer Zeit aus hygieni·schen Gründen zurück gedrängt wurde, gilt es immer noch als heilsam, Statuen des Binzuru an der Stelle zu reiben, an der man selbst kuriert werden möchte. Ein berühmtes Beispiel dieses Brauchs ist die Statue des Binzuru-sama, die heute vor der Halle des Großen Buddha im {{g|Toudaiji}}, Nara, steht und deutliche Spuren des Abriebs trägt.<br />
<br />
Vergleicht man die er·wähnten Legenden mit der Arhat-Ikono·graphie in China und Japan, so erkennt man, dass viele Pindola Legen·den auf andere Arhats über·tragen wurden, dass er sich also quasi in eine ganze Gruppe von Arhats auf·spaltete. Sicher kamen später auch weitere Legen·den hinzu, doch es scheint plausibel, dass die Figur des Pindola als Proto·typ für die spätere Arhat-Ikono·graphie und Ikono·logie heran·gezogen wurde. <br />
<br />
== Arhats und Bodhisattvas ==<br />
<br />
{{floatleft<br />
|Nakibotoke_horyuji.jpg<br />
|Verzweifelte Arhats <br />
|rh=325 <br />
|ref=1<br />
}}<br />
Im Unter·schied zu den Bodhi·sattvas wurden die Arhats beson·ders im Mahayana Buddhis·mus zu einem Abbild des Mönchs·stands selbst, an denen sich nicht nur die Stärken, sondern auch die Schwächen des Kloster·wesens dar·stellen ließen. Die Arhat-Ikono·graphie eröf·fnete damit einen Raum für Humor, Spott und Karikatur. Gleich·zeitig fand offen·bar auch die „wohl·wollen·de Kritik“ des Mahayana am alten, traditionalistischen Buddhis·mus („Hinayana“) Ausdruck in den gelegen·tlich grotesk über·zeichneten exo·tischen Merk·malen einzelner Arhats, die sich oft durch über·triebene Gefühls·aus·brüche aus·zeichnen. Letzteres wird anhand eines Vergleichs von Arhat- und Bodhi·sattva-Dar·stellun·gen beim Ableben Buddas ({{g|nehanzu}}) deutlich sichtbar, wo die Bodhi·sattvas, obwohl traurig, nicht die Contenance verlieren, während die Arhats ihrer Ver·zweiflung laut schreiend und sich an die Brust schlagend Ausdruck verleihen. <br />
<br />
Trotz oder gerade wegen ihrer Nicht-Perfekt·heit wurden die Arhats aber immer auch als Rollen·vorbilder der Mönche angesehen und verehrt. In dieser ambi·valenten Funktion erinnern sie stark an den legen·dären Patriarchen des Zen Buddhis·mus, {{skt:Bodhidharma}} (s. [[Geschichte/Zen/Bodhidharma|Sidepage]]), den man manchmal ja tatsächlich in der Gruppe der Sechzehn Arhat zu erkennen meint, oder an den Bettel·mönch Budai (Hotei), der unerkannt die höchste Stufe der Erleuchtung erreicht hat. <br />
<br />
{{Verweise <br />
|links_ue=WI <br />
|links=<br />
;Fachartikel und Bücher: <!--<br />
-->{{Literatur:faure 1996}}<!--<br />
-->{{Literatur:groner_1984}} <!--<br />
-->{{Literatur:Joo_2006}} <!--<br />
-->{{Literatur:Joo_2009}} <!--<br />
-->{{Literatur:Pearce_2003}} <!--<br />
-->{{Literatur:Strong_1979}} <!--<br />
-->{{Literatur:Takasaki_1985}} <!--<br />
-->{{Literatur:Watters 1898}} <br />
;Websites:<br />
* [http://openlibrary.org/books/OL14036701M/Puranic_encyclopaedia Puranic Encyclopedia], Open Library. (Online verion von Vettam Mani, ''Puranic encyclopaedia: A comprehensive dictionary with special reference to the epic and Puranic literature.'' Dheli, 1975.) <br />
* [http://thetempleguy.com/mi-le-fo/figures/18lohan.htm Eighteen Lohan], The Temple Guy <br />
* [http://www.onmarkproductions.com/html/rakan-arhat-lohan.shtml Theravada Saints in Japanese Buddhism], Mark Schumacher<br />
* [http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/j/juurokurakan.htm Juuroku rakan], JAANUS<br />
* [http://21dzk.l.u-tokyo.ac.jp/SAT/index_en.html The SAT Daizōkyō Text Database]: the full text of 85 volumes of ''Taishō Shinshū Daizōkyō'' (Taisho Tripitaka)<br />
* [http://www.buddhism-dict.net/ddb/ Digital Dictionary of Buddhism], Charles Muller<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Grundbegriffe/Shinto&diff=67200
Grundbegriffe/Shinto
2016-09-20T21:47:41Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Shintō<span class{{=}}"hide">,</span> <span class{{=}}"bottom">Versuch einer Begriffsbestimmung</span>}}<br />
<br />
{{fl|D}}as Wort {{glossar:shintou|''shintō''}} bedeutet wörtlich „Weg der Götter“ und wird land·läufig als Selbst·bezeichnung der ein·heimischen Religion Japans angegeben. Auf den ersten Blick scheint diese Definition un·prob·lematisch. Was einen ein wenig stutzig machen könnte, ist lediglich, dass „''shintō''“ offenbar ein Wort chinesischen Ur·sprungs ist und dass es sich keines·wegs um ein häufig ge·brauchtes Vokabel handelt. Wer ein modernes japanisches Text·ver·arbeitungs·programm benützt und die Silben „shin-tou“ eintippt, erhält als Kanji-Schreibung meist homophone Begriffe wie „{{glossar:shintou2}}, Neue Partei“ oder „{{glossar:shintou3}}, Osmose“ vor·ge·schlagen, bevor die Zeichen 神 (Gott·heit) und 道 (Weg) erscheinen. ''Shintō'' im religiösen Sinn ist tatsächlich im Alltags·japanisch kaum ge·bräuchlich. Selbst hin·sichtlich der Aus·sprache (''shintō'' oder ''shindō'') sind sich moderne Japaner nicht immer sicher. Woher kommt diese erstaunliche Zurück·haltung gegenüber einem Wort, das mitunter als In·begriff des Japanischen schlechthin dargestellt wird?<br />
<br />
{{w500<br />
| torii_geku.jpg<br />
| ''Torii'', Äußerer Schrein von Ise<br />
| rh= 330<br />
}}<br />
==Generelle Merkmale==<br />
<!--<br />
{{floatleft| rh= 200<br />
| torii_katsuura_chiba.jpg<br />
| Shintō ''torii''<br />
}} --><br />
Shintō wird in der gängigen Ein·füh·rungs·liter·atur gerne mit der japanischen Ur·religion gleich·gesetzt. Oft wird zu·gleich der Ein·druck ver·mittelt, es handle sich um eine besonders archaische Religion, die in Japan — im Gegen·satz zu anderen modernen Gesell·schaften — auf mirakulöse Weise in die Moderne hinüber ge·rettet worden wäre. Dies verleitet wiederum zu dem Trug·schluss, Shintō habe in vor·bud·dhis·tischer Zeit bereits genau so aus·gesehen wie heute. Bei näherer Be·trachtung stößt man aller·dings rasch auf Ein·wände gegen diese Konzeption und es stellt sich heraus, dass vieles, was uns heute als typisch shin·tō·is·tisch erscheint, eigentlich bud·dhis·tische Wurzeln hat. In anderen Fällen kann man daoistische Einflüsse vermuten.<br />
<br />
{{textbox<br />
| text=<br />
=== Vokabel ===<br />
*{{glossar:shintou}} - Shintō-Religion, „Weg der Götter“<br />
*{{glossar:kami}} - (einheimische) Gottheiten (s.a. [[Ikonographie/Kami|Ikonographie]])<br />
*{{glossar:jinja}} - shintōistische Kultstätte, „[[Bauten/Schreine|Schrein]]“<br />
*{{glossar:torii}} - Eingangstor (eines Schreins)<br />
*{{glossar:kegare}} - rituelle Verunreinigung<br />
*{{glossar:misogi}} - rituelle Waschung<br />
*{{glossar:harae}} - Reinigungszeremonie (s.a. [[Alltag/Schreinpriester|Shintō-Priester]])<br />
}}<br />
<br />
=== Schreine (''jinja'') ===<br />
<br />
Wenn es auch schwierig ist, den religiösen Inhalt von Shintō näher zu umreißen, so hat Shintō doch einen eindeutigen Ort, an dem er praktiziert wird, nämlich den Shintō-Schrein ({{g|jinja}}). Schreine stellen damit die räumliche Basis des Shintō dar. Wie im Kapitel [[Bauten]] genauer erörtert, handelt es sich bei „Schreinen“ um Orte, an denen die dort verehrten Gottheiten gleichsam wohnen. Wenn man einen Schrein aufsucht, begibt man sich also in die unmittelbare Nähe einer Gottheit. Hier richtet man zumeist Gebete und Opfergaben an eine oder mehrere Gottheiten, um im Austausch dafür bestimmte Vorteile zu erhalten. Obwohl die genauen Funktionen von Schreinen verschieden sein können und auch großen historischen Veränderungen unterworfen waren, sind gewissen bauliche Merkmale von Schreinen über lange Zeit erstaunlich konstant geblieben. Es ist diese Konstanz in den äußeren Formen, die den Eindruck erweckt, Shintō sei insgesamt ein unveränderliches, geschichtsloses Phänomen.<br />
<br />
===''Torii''===<br />
<br />
Die markantesten bauliche Merk·mal eines Shintō-Schreins sind frei stehende symbolische Durchgänge bestehend aus zwei einfachen Pfosten und zwei Quer·balken, die {{glossar:torii|''torii''}} genannt werden. Sie sind heute vor allen Schreinen zu finden und eignen sich daher auch als Em·blem der Shintō-Religion all·gemein. Ob dies aller·dings schon in vor·bud·dhis·tischer Zeit so war oder ob ''torii'' vielleicht erst mit dem Bud·dhis·mus nach Japan kamen, ist fraglich. In früheren Zeiten muss es jedenfalls auch bud·dhis·tische Tempel ge·geben haben, die man durch ''torii'' betrat. Einer der ältesten bud·dhis·tischen Tempel Japans, der {{Glossar:Shitennouji|Shitennō-ji}} in Osaka, zählt heute noch dazu. Spätestens ab der Heian-Zeit waren aber Schreine anhand von ''torii'' zu identifizieren (mehr dazu im Kapitel Bauten, [[Torii]]).<br />
<br />
===''Kami''===<br />
<br />
Schon vor Über·nahme des Bud·dhis·mus nannten die Japaner ihre Götter und Geister {{Glossar:kami}}. Der Begriff ''kami'' hielt sich durch alle Phasen der japan·ischen Religions·geschichte, auch wenn sich damit die unter·schied·lichsten religiösen Phäno·mene be·zeich·nen lassen. <br />
Die Mythen sprechen häufig von {{glossar:yaoyorozu}} ''no kami'', wtl. acht Millionen Götter, was aber genauso als Ausdruck einer un·vor·stell·bar großen Zahl auf·ge·fasst wird. <br />
<br />
Japanische Shintō-Schreine sind zumeist namentlich bekannten Gott·heiten geweiht, die teils den alten Mythen ent·stammen, oft aber auch durch den Bud·dhis·mus nach Japan kamen oder aus historischen, später ver·göttlichten Persön·lichkeiten ent·standen sind. Das be·kannteste Beispiel einer mythologischen Gott·heit ist {{glossar:Amaterasu}} mit dem Haupt·schrein in {{glossar:isejinguu|Ise}}. Die meisten der [[Ikonographie/Gluecksgoetter|Sieben Glücksgötter]] ent·stammen dagegen dem Bud·dhis·mus oder leiten sich von anderen nicht-japanischen Vor·bildern her. Ein berühmtes Bei·spiel für die Ver·gött·lichung einer historischen Per·sön·lich·keit ist {{g|Tokugawaieyasu}}, der im bekannten {{glossar:toushouguu}} Schrein in {{glossar:Nikkou}} verehrt wird.<br />
<br />
Laut einer klassischen Definition des Shintō-Gelehrten {{Glossar:Motoorinorinaga}} kann alles, was in ir·gend einer Weise außer·ge·wöhn·lich und ehrfurchtgebietend ist, ''kami'' genannt werden, un·ab·hängig davon, ob es sich um et·was Gutes oder Schlech·tes, Er·habe·nes oder Ab·sto·ßen·des han·delt. Neben ein·drucks·vol·len Na·tur·er·schei·nun·gen wie Ber·gen, Bäu·men oder Flüs·sen können auch Menschen oder Tiere als ''kami'' be·zeich·net werden.<br />
Motooris Zitat lautet in wörtlicher Übersetzung:<br />
{{zitat| text= <br />
Was man unter ''kami'' versteht, sind zum einen die Gottheiten von Himmel und Erde, wie wir sie in den alten Klassikern finden, und zum anderen die Seelen·geister (''mitama''), die in den verschiedenen Schreinen verehrt werden. Ferner können natürlich auch Menschen, ebenso wie Tiere, Pflanzen, das Meer und die Berge als ''kami'' bezeichnet werden, sofern sie eine seltene, ungewöhnliche oder überlegene Kraft besitzen, die Ehrfurcht (''kashikoki'') hervorruft. „Überlegen“ (''suguretaru'') bezieht sich dabei nicht nur auf Vornehmes, Gutes und Tugendhaftes, denn auch ungewöhnlich Böses und Absonderliches kann Ehrfurcht hervorrufen und ''kami'' genannt werden.<!-- <br />
--><ref>Motoori Norinaga, ''Kojikiden'', Bd. 3. Übersetzt nach Matsumura Kazuo in ''Shintō jiten'' (1994), S. 37; für eine engl. Übersetzung siehe [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/entry.php?entryID=1 Concepts of Kami: Definitions and Typology] (''Encyclopedia of Shinto'') [2011/10]).<br />
</ref> <br />
}}<br />
Norinaga schließt daraus, dass natürlich auch der herrschende {{glossar:tennou|Tennō}} und seine Vorfahren ''kami'' sind. Im Unterschied zu christlichen Gottes·vor·stel·lungen wird diese Gött·lichkeit aber nicht aus einem Prinzip (z.B. Allmacht), sondern aus einer Wirkung (ehrfurchtgebietend) abgeleitet. ''Kami'' werden also gleichsam empirisch begründet, nämlich aufgrund von besonderen – ansonsten unerklärlichen – Effekten auf die konkrete Lebenswelt der Menschen. Norinaga – und mit ihm viele andere Shintōisten – argu·mentiert also nicht, dass man aus diesen oder jenen Gründen an die ''kami'' glauben muss, sondern setzt den Glauben an schicksals·bestim·mende Kräfte als gegeben voraus und nennt diese Kräfte „''kami''“.<br />
<br />
Als allgemeine Cha·rakter·istika des ''kami''-Begriffs können somit ihre zahlen·mäßige Un·begrenzt·heit, ihre Viel·gestaltigkeit sowie ihr unberechenbarer Einfluss auf das Leben der Menschen fest·gehalten werden.<br />
Diese flexible, moralisch un·be·stimmte Auf·fass·ung von Gött·lich·keit hat sich in der japanischen Religion bis heute er·halten. So konnten und können selbst Gegen·stände als Gott·heiten an·ge·sehen und verehrt werden (in erster Linie Schwerter und Spiegel, aber auch un·be·deutende und all·tägliche Dinge). Zu·gleich werden auch aus·länd·ische Götter und der christliche Gott mit dem Begriff ''kami'' be·zeichnet. Da es im Japanischen keinen Plural gibt, ist es ohne Weiteres möglich mono·theistische und poly·theistische Vor·stellungen in einem Begriff zu vereinen. Der Begriff ''kami'' ist also sehr viel weiter als „Gott“ oder „Gottheit“, schließt diese Vor·stellungen aber mit ein.<br />
<br />
Dank seiner Viel·gestaltig·keit ist es also kaum möglich, den Begriff ''kami'' in das Korsett einer be·stimmten kon·fession·ellen Religion zu pressen. Und dennoch ist der ''kami'' Begiff vielleicht das einzige indigene religiöse Konzept, das sich einer voll·kommenen Ver·schmelz·ung mit dem Bud·dhis·mus ent·zogen hat. Selbst bud·dhis·tische Mönche akzep·tierten die ''kami'' stets als natur·gegebene Realität und ver·suchten lediglich, sie aus bud·dhis·tischer Sicht zu erklären. In den meisten religi·ösen Zentren, egal ob ur·sprüng·lich bud·dhis·tisch oder nicht, wurden und werden sowohl Buddhas als auch ''kami'' verehrt, es handelt sich also im Grunde um ge·mischt-religiöse „Tempel-Schrein An·lagen“. Trotz dieser räum·lichen Nähe blieb eine gewisse kul·tische Tren·nung aufrecht, d.h. bud·dhis·tische und ein·heim·ische Gott·heiten wurden mit jeweils eigenen Riten bedacht und oft auch von jeweils eigenen Priestern betreut.<br />
<br />
=== ''Shen/shin'' ===<br />
<br />
In den meisten Komposita, in denen das Zeichen für ''kami'' 神 vorkommt, wird die sino-japanische Lesung ''shin'' (oder ''jin'') verwendet, etwa in {{g|shintou|''shintō''}} oder {{g|jinja}}.<br />
Die chinesischen Konnotationen des Schriftzeichens sind jedoch mit den oben besprochene Bedeutungen von ''kami'' nicht unbedingt identisch und haben wohl ihrerseits dazu beigetragen, den ''kami''-Begriff zu erweitern. <br />
<br />
Im chinesi·schen Kontext lässt sich das Zeichen 神 — auf Chine·sisch {{g|shen}} gelesen — am besten mit „Geist“ über·setzen und besitzt in der Tat einen ähnlich großen Be·deutungs·um·fang wie der deut·sche Begriff. D.h. ''shen'' kann ebenso ein Gespenst bezeich·nen wie den Geist im Unter·schied zum Körper oder zur Materie. Es ist zunächst einmal eine unsichtbare Macht (oder unsichtbare Mächte), die wir sowohl außerhalb von uns als auch in uns selbst am Werke finden. In diesem letztere Sinne lässt sich ''shen'' z.B. heute noch im japanischen Kompositum ''seishin'' 精神 — „Geist“, „Psyche“, wtl. „Fein-Geist“ — wiederfinden. Frühe bud·dhisti·sche Autoren in China verstanden unter dem Begriff ''shen'' hingegen den „reinen Geist“ im Gegen·satz zum Alltags·bewusst·sein ''shi'' 識 (jap. ''shiki'', skt. ''vijñāna'').<!--<br />
--><ref><br />
Beispielsweise beim buddhistischen Philosophen Zong Bing 宗炳, 375–444 (–79). Michael Radich schreibt dazu: <br />
{{zitat| text= <br />
Zong Bing further explains the relation between ''vijñāna'' [Alltagsbewusstsein, B.S.] and the<br />
approach to awakening by the old analogy of a mirror obscured by dust,<br />
where ''vijñāna'' is the dust: just as a mirror can be obscured by a thin or a<br />
thick layer of dust, so spirit (''shen'' 神) can be obscured by fine or coarse<br />
''vijñāna'', which “sticks” (''fu'' 附) to spirit and obscures its original nature<br />
(like the “original brightness” [''benming'' 本明] of the mirror). However,<br />
practicing (contemplation of) emptiness works to reduce the layer of obscuring<br />
''vijñāna'', and when it is eliminated entirely, “original spirit” (''benshen''<br />
本神) is consummated (''qiong'' 窮). The resulting state is ''nirvāṇa''. <br />
|quelle= ''Hong ming ji'' 弘明集, nach Radich 2014, S. 476.<br />
}}<br />
</ref><br />
Ähnlich ver·wen·deten auch shintō-bud·dhis·tische Theo·logen des japa·nischen Mittel·alters das Konzept ''shin'' 神 (''kami'') im Sinne von „Geist“, „Bewusst·sein“ und setzten es mit seinem japanischen Homonym ''shin'' 心 („Herz“, „Bewusst·sein“) gleich. <br />
<br />
''Shen''/''shin'' kann also auch das Göttliche bezeichnen, das jedem indivi·duellen Bewusst·sein inne·wohnt, es stellt sozu·sagen einen Ideal·zustand des Geistes dar, den der Mensch erreichen kann, wenn er alle „Trü·bungen“ seines Bewusst·seins be·seitigt. Dieser Ideal·zustand wurde in China auch durch Kompo·sita wie ''shenming'' 神明 (Geist-hell) oder ''mingshen'' 明神 (hell-Geist), also „er·leuch·tetes Bewusst·sein“, ausge·drückt. Interes·santer·weise wurden diese beiden Begriffe in Japan zu ''kami''-Titeln, wobei {{g|myoujin}} 明神 auf ver·schie·dene Schrein·götter an·ge·wen·det werden kann, wäh·rend {{g|shinmei}} 神明 meist spezi·fisch für {{g|Ise}} steht. Die buddhis·tischen Kon·nota·tionen dieser Begriffe sind in Japan weit·gehend in Ver·gessen·heit geraten, haben aber bei der ur·sprüng·lichen Prägung dieser Götter·titel mit Sicher·heit eine Rolle gespielt. ''Kami'' können daher aus buddhis·tischer Sicht auch den Zustand der bud·dhis·tischen Erleuch·tung reprä·sen·tieren.<br />
<br />
===Kegare===<br />
<br />
Shintō wird häufig als Religion ohne moralisch verbindliche Vor·schriften charakterisiert. Tat·säch·lich gibt es im Shintō nichts, was etwa den fünf Laien·geboten des [[Grundbegriffe/Buddhismus_Lehre|Buddhismus]], oder den Zehn Geboten der Juden und Christen entspricht. Es gibt jedoch ein Merk·mal, das sich durch alle doku·mentierten Phasen der ''kami''-Religion zieht und das auch heute noch prägend für viele Bereiche der japa·nischen Gesell·schaft ist, nämlich eine sehr ausgeprägte Vor·stellung von ritueller Rein·heit bzw. — negativ ausge·drückt — die Angst vor ritueller Verun·reini·gung ({{glossar:kegare}}). Eine solche Verun·reini·gung zieht den Un·willen der ''kami'' nach sich und ist daher die Ur·sache negativer Kon·se·quen·zen nicht nur für den einzel·nen, son·dern für die gesamte Gemein·schaft.<br />
<br />
Der Tod und alles, was damit zu tun hat, wird als Haupt·quelle der Verun·reini·gung angesehen. Ein·heimi·sche ''kami'' sollen daher mög·lichst nicht mit Zeichen des Todes, ebenso wenig aber auch mit Blut und mit Krank·heiten kon·frontiert werden. Ein heute noch gängiger Nach·hall dieser alten Auf·fassung besteht im all·ge·meinen Brauch, auf den traditionellen [[Alltag/Jahr|Neujahr]]sbesuch bei einem Shintō-Schrein zu verzichten, wenn im ver·gange·nen Jahr ein Todes·fall in der Familie eingetreten ist.<br />
<br />
Interessanterweise sind Shintō-Priester ganz besonders dazu angehalten, Tabu-Regeln zu befolgen und müssen sich daher vor der Ver·un·reinigung durch Krank·heit und Tod besonders in Acht nehmen. Diese Tabu·isierung des Todes kann jedoch meiner Meinung nach nicht von Anfang an Teil des ''kami''-Glaubens gewesen sein. Sie kann erst in Kraft getreten sein, als andere Religionen sich für diesen religiös essenziellen Bereich zuständig fühlten. Tat·sächlich nimmt der japanische Bud·dhis·mus gerade auf dem Gebiet des [[Mythen/Jenseits|Jenseits]]glaubens und des [[Alltag/Totenriten|Begräbniskult]]s eine be·herr·schende Stellung ein. Das Todes·tabu des Shintō ist daher meiner Meinung nach das Produkt einer historischen Arbeits·teilung, nach der Buddhas ten·den·ziell für den Tod und das Jenseits, ''kami'' für das Leben und das Dies·seits zuständig sind.<br />
<br />
Was die Vorstellung von ''kegare'' von anderen ethischen Ver·haltens·kodices, etwa der {{skt:Karma}}-Lehre unter·scheidet, ist die Tat·sache, dass den ''kami'' kein moralisches Urteils·vermögen, sondern eher eine spontan-natur·gesetzliche Reaktions·weise, eine Art un·will·kürlicher Unmuts·äußerung unterstellt wird, die nicht lange nach den genauen Um·ständen und Ur·sachen fragt. Dabei spielt es nur eine sekundäre Rolle, ob die Verun·reinigung durch willentliche Über·tretung (Ver·letzung religiöser Tabus) oder unwillkürlich (Krank·heit, Tod, Menstruation, Geburt) herbei·geführt wurde. Üblicher·weise können zwar unwillkürliche Ver·letz·ungen des Rein·heits·gebots durch asketische Praktiken (Fasten, sexuelle Enthaltsamkeit, ...) oder durch bestimmte Reinigungs·zeremonien ({{glossar:misogi}} oder {{glossar:harae|''harae''}}) gesühnt werden, um die Gefahr einer gött·lichen Ver·geltung ab·zu·wehren. In Einzel·fällen genügt dies aber nicht und somit können auch un·ab·sicht·liche Tabu·über·tre·tungen als Ursache gött·licher Strafen erkannt und ent·spre·chend geahndet werden (z.B. durch Aus·schluss aus der Gemein·schaft).<br />
<br />
Aus der Sicht einer westlich-aufkläre·rischen Perspektive wirken viele aus alter Zeit über·lieferten Tabu·regeln ungerecht. Im modernen Japan spielen sie denn auch meist nur noch eine unter·geord·nete Rolle. Wenn es aber um den Tod geht, hat man doch den Ein·druck, dass die gene·relle Scheu vor ''kegare'' nach wie vor einen wich·tigen Platz in der kultu·rellen Befind·lich·keit Japans ein·nimmt.<br />
<br />
== Trennung von Shintō und Buddhismus ==<br />
<br />
{{Sidebox2<br />
| shikinensengu.jpg<br />
| ''Shintō'' und ''jindō''<br />
| sidepage=Jindo<br />
| titel=essay<br />
}}<br />
Shintō und Buddhismus ergänzen sich also, sie stehen in einem arbeit·steiligen Ver·hält·nis zu·einander. Dieses Ver·hält·nis ist aber keines·wegs aus·gewogen. Über weite Strecken der japanischen Religions·geschichte scheinen die ''kami'' nicht für viel mehr als für religiöse Hilfs·dienste zuständig gewesen zu sein. Gleich·zeitig waren sie der allgemeinen Be·völk·erung näher als die Buddhas, ähnlich wie Polizisten der allgemeinen Be·völk·erung näher sind als Richter.<br />
<br />
Shintō und Bud·dhis·mus lassen sich daher gar nicht so leicht als gleich·wertige Religionen gegen·über stellen. Nachdem sich der Bud·dhis·mus dank der massiven Förderung durch den antiken japanischen Staat als Quasi-Staats·religion durch·gesetzt hatte, musste der ''kami''-Glauben erst eine Reihe von Trans·formationen durchlaufen, bevor er allgemein als ver·gleich·bar und zugleich als gegen·sätzlich zum Bud·dhis·mus aufgefasst wurde. Erst in diesem Pro·zess beginnen sich die Um·risse von „Shintō“ als eigen·ständiger Religion langsam abzuzeichnen. (s. Sidepage [[Grundbegriffe/Shinto/Jindo|''Shintō'' und ''jindō'']].)<br />
<br />
Die Wurzeln dieser Entwicklung reichen nicht weiter als ins japanische Mittel·alter zurück. Im dreizehnten Jahr·hundert ent·standen erste theologische Theorien, die die traditionelle Hierarchie von ''kami'' und Buddhas umkehrten, im fünfzehnten Jahr·hundert gaben sich solche Theologien die Selbst·bezeich·nung „Shintō“ (s. [[Geschichte/Shinto_Mittelalter|Shintō im Mittelalter]]). In der {{glossar:Edo}}-Zeit (1600–1867) gab es die ersten Be·stre·bun·gen, ''kami''-Schreine gegen·über bud·dhis·tischen Tempeln auf·zu·werten und unter In·tel·lek·tu·ellen wurde es all·mählich üblich, „Shintō“ als generelle Be·zeichnung der ein·heimischen Religion zu verwenden. In den allgemeinen Wort·schatz ging dieser Begriff aber erst nach dem politischen Umbruch von 1868 ein, als man versuchte, Shintō als National·religion zu etablieren. Dieses Vorhaben, das von einer Welle anti-bud·dhis·tischer Aus·schreitungen begleitet war, markierte auch in rechtlicher Hinsicht einen deutlichen Ein·schnitt gegenüber den syn·kre·tis·tischen Glaubens·formen der Ver·gangen·heit: Bereits 1868 wurde ein Gesetz erlassen, das die allgemeine Praxis, Buddhas und ''kami'' am gleichen Ort zu verehren, verbot ({{glossar:shinbutsubunrirei|''Shinbutsu bunri rei''}}). Viele bud·dhis·tische Tempel aber auch manche Shintō-Schreine mussten daher abgerissen werden, viele religiöse Traditionen wurden vollkommen ausgelöscht.<br />
<br />
Diese Politik wurde im Zuge einer allgemein anti-bud·dhis·tischen Stimmung zunächst von breiten Teilen der Be·völkerung unterstützt, stieß allerdings in der Praxis auf erhebliche Wider·stände. Nach einer kurzen Phase der Be·geist·erung geriet die gewaltsame Trennung von Buddhas und ''kami'' daher ins Stocken und ist bis heute nur un·voll·ständig vollzogen: Noch heute gibt es neben jedem großen bud·dhis·tischen Tempel auch einen kleinen Schrein für den shintō·istischen Schutz·gott des Tempels und noch heute werden bud·dhis·tische Gestalten in Shintō-Schreinen verehrt.<br />
<br />
Die Politik der {{glossar:Meiji}}-Zeit hatte aber dennoch zur Folge, dass Shintō in den Brenn·punkt religions·geschichtlicher Debatten rückte. Weite Kreise innerhalb der japanischen Forschung und der frühen westlichen Japanologie tendierten von nun an dazu, Shintō als japanische Ur·religion anzusehen, die allerdings lange Zeit hindurch vom Bud·dhis·mus „überlagert“ gewesen war. Erst in den letzten Jahren hat sich dieses Bild relativiert und man beginnt, in den Formen der Koexistenz von Buddhismus und ''kami''-Glauben eine eigene Form der japanischen Religion zu erkennen, von der sich „Shintō“ erst nach und nach weg ent·wickelte. Eine eindeutige De·finition von „Shintō“ ist aller·dings auch von der neueren Forschung noch nicht entwickelt worden.<br />
<br />
==Shintō und Nationalismus==<br />
<br />
In den ersten Jahrzehnten nach der Meiji Restauration (1868) durchlief die japanische Religions·politik eine Art ''trial-and-error''-Phase, in der der Shintō — oder besser gesagt die japanischen ''kami''-Schreine — einmal mehr einmal weniger im Zentrum der politischen Auf·merk·samkeit standen. Institutionen, die als ideologisches Zentrum staatlich organisierter Schrein·kulte fungieren sollten, lösten sich in rascher Folge ab. Mit den ersten militärischen Erfolgen des modernen Japan (insbesondere nach dem Russo-Japanischen Krieg 1904–05) wurde Shintō stärker in den Dienst eines aggressiven National·ismus gestellt, der die Annexion und Kolo·niali·sierung umliegender asiatischer Länder recht·fertigen sollte. Der sich so ent·wickelnde Staats·shintō ({{glossar:kokkashintou}}) kulminierte schließlich in der Zeit des sog. Ultra·nationalismus von den dreißiger Jahren bis zum Zweiten Welt·krieg. Mit der Niederlage Japans verlor dieser Staats·shintō sowohl seine rechtliche Basis als auch seine Glaub·würdigkeit, während der Begriff Shintō als Bezeichnung für die ein·heimische Religion nach wie vor in Ver·wendung blieb. Dies mag ein weiterer Grund für die eingangs erwähnte Tatsache sein, dass dem Begriff ein negativer Bei·geschmack anhaftet und viele Japaner ihn vermeiden. Das gilt natürlich nicht für die Ver·treter des Shintō selbst. Sie sind großteils bemüht, „Shintō“ von der Asso·ziation mit dem Staats·shintō rein zu waschen. Andererseits spielt die Ideologie des Staats·shintō in rechts·extremen Kreisen nach wie vor eine wichtige Rolle und auch die gemäßigt konservative Liberal Demo·kratische Partei (LDP), die seit dem Zweiten Weltkrieg fast ununterbrochen an der Regierung ist, kann sich nicht zu einer eindeutigen Ablehnung aller Reste des Staats·shintō durchringen. Das Thema Shintō spiegelt daher die Schwierig·keiten wider, die Japan als ganzes mit der Be·wältigung seiner nationalistischen Ver·gang·en·heit hat.<br />
<br />
Im Westen ist der Begriff Shintō selbst zwar im All·gemeinen nicht mit dem Stigma des National·ismus behaftet (dafür ist der Begriff einfach zu fremd und exotisch), aber die wissen·schaft·liche Beschäftigung mit dem Thema hat nach dem 2. Welt·krieg doch spürbar nachgelassen. Shintō wurde zu einer Art Tabuthema. Erst in jüngerer Zeit gibt es wieder Ansätze, sowohl den Staatsshintō als auch die Ursachen seiner Ent·stehung historisch auf·zu·arbeiten und in Relation zur gesamten Religions·geschichte Japans zu stellen.<br />
<br />
==Kategorien von Shintō==<br />
<br />
Als sich Anfang der Meiji-Zeit herausstellte, dass sich die Idee von Shintō als Staats·religion nicht ohne weiteres durch·setzen ließ, rückte die Meiji-Regierung von der Vor·stellung ab, eine Staats·religion nach dem Muster europäisch-christlicher National·staaten zu installieren. Dennoch sollten die all·gemeinen Bürger·pflichten sowie der Respekt gegenüber Staat und Tennō mithilfe des Shintō gefördert werden. Shintō wurde aus diesem Grund offiziell nicht als „Religion“ sondern als „Zere·monial·system“ definiert, das auf die Verehrung des Tennō ausgerichtet war. Alle Shintō-Schreine hatten sich diesem Zweck unter·zu·ordnen. Es wurde jedoch anerkannt, dass es auch einzelne Shintō-Sekten gab, die „religöse“ Anliegen im Sinne einer trans·zendenten Heils·lehre ähnlich dem Buddhis·mus oder dem Christen·tum propa·gierten. Aus der Unter·scheidung dieser beiden Arten von Shintō entwickelten sich die Kategorien Schrein Shintō ({{glossar:jinjashintou}}) und Sekten-Shintō ({{glossar:kyouhashintou}}), womit im wesent·lichen Shintō-Richt·ungen gemeint waren, die zu dieser Zeit (19. Jh.) neu ent·standen waren und heute zu den [[Geschichte/Neue Religionen|Neuen Religionen]] gerechnet werden.<br />
<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Religions·politik, die Shintō zwar nicht als Religion ansah, aber sehr wohl in den Dienst national·istischer Pro·paganda stellte, insgesamt als „Staats-Shintō“ ({{glossar:kokkashintou}}) bezeichnet. Zugleich wurde „Schrein-Shintō“ als Religion angesehen und aus dem Staats·kult herausgelöst. Diese Tren·nung von Religion und Staat wurde nach einer ent·sprechenden Anweisung seitens der ameri·kanischen Besatzung sogar verfassungs·mäßig besiegelt. Was unklar blieb und bis heute bleibt, ist die Verbindung des Schrein-Shintō mit dem Tennō. Um hier eine Trenn·linie zu ziehen, wird gelegentlich der sog. „imperiale Shintō“ ({{glossar:koushitsushintou}}) als eigene Kategorie von Shintō definiert, um die traditionellen ''kami''-Kulte des kaiser·lichen Hofes von sonstigen Schrein·riten zu unter·scheiden. Außerdem ist häufig von „Volks·shintō“ ({{glossar:minzokushintou}} = lokales religiöses Brauch·tum) als weiterer Kategorie die Rede.<br />
<br />
Versucht man, diese Kategorien klar und historisch konsistent von einander abzu·grenzen, stößt man auf unüber·windliche Schwierig·keiten. So lässt sich der „imperiale Shintō“ nicht klar vom „Schrein-Shintō“ trennen, da er selbst auf den Tradi·tionen einzelner Schreine beruht. Allerdings ordnen sich nicht alle Schreine dem Anspruch des Tennō unter, Ober·haupt der Shintō Religion zu sein. Noch schwieriger wird die Situation beim Begriff „Volks·shintō“: Sucht man in Japan außer·halb der etab·lierten Schrein·tradi·tionen nach volks·religiösem Brauchtum, findet man beispiels·weise Be·sessen·heits·kulte, in denen Heiler mit der Hilfe von Medien Geister aus dem Jen·seits sprechen lassen (Bsp. {{Glossar:Itako}}). Solche Kulte werden heute aber weder von offiziellen Shintō-Orga·nisa·tionen, noch vom Bud·dhis·mus anerkannt. Die Heiler selbst bedienen sich im übrigen sowohl bud·dhis·tischer als auch shin·tō·is·tischer Konzepte. Es gibt also tat·säch·lich starke volks·reli·giöse Traditionen in Japan, aber diese ent·ziehen sich der ein·deu·tigen Zu·ordnung zu Shintō oder Buddhismus. Um die Ver·wirrung perfekt zu machen, leben viele dieser Tradi·tionen, bei·spiels·weise Be·sessen·heits·kulte, im so·ge·nannten „Sekten-Shintō“ weiter fort, der seiner·seits zu den [[Geschichte/Neue_Religionen|Neuen Religionen]] gezählt wird.<br />
<br />
Die Versuche, Shintō in verschiedene Kategorien zu unterteilen und auf diese Weise schlüssig darzustellen, haben also bisher zu keinen be·friedigend·en Er·geb·nissen, sondern eher zurück in die ideo·logi·schen Fall·stricke des Staats·shintō geführt. Moderne Religions·historiker ziehen unter·schiedliche Kon·sequen·zen aus diesem konzep·tionellen Wirr·warr. Manche vermeiden den Begriff „Shintō“ überhaupt, zu·mindest wenn es sich um histo·rische Themen handelt. {{g|naumannnelly|Nelly Naumann}}, die sich als Expertin der japanischen Mythologie einen Namen gemacht hat, spricht bei·spiels·weise in ihrem Haupt·werk lediglich von der „ein·heimischen Religion Japans“. Ich selbst sympa·thisiere mit diesem An·satz und verwende am liebsten den Begriff ''kami''-Glaube. Im Rahmen dieser Web·site wird der Begriff „Shintō“ jedoch der all·gemeinen Ver·ständ·lich·keit halber bisweilen auch dort ver·wendet, wo man ihn besser unter geistige An·führungs·striche setzen sollte.<br />
{{Verweise <br />
|bilder=0<br />
|links=<br />
* [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/ ''Encyclopedia of Shintō''], Inoue Nobutaka (Hg.)<br/>Englische Online Version des enzyklopädischen Wörterbuchs ''Shintō Jiten ''(1994). Ehr·geizigstes und viel·ver·sprech·endstes Web Projekt der Kokugakuin Daigaku.<br />
* [http://www2.kokugakuin.ac.jp/ijcc/wp/ Web Versions of IJCC Publications], Kokugakuin Daigaku<br/>Online Resources der gleichen Universität, vor allem einzelne Fachartikel in Englisch.<br />
* [http://www.jinjahoncho.or.jp/en/ Jinja Honchō - The Association of Shintō Shrines] (en., jap.)<br/>Offizielle Website der 1946 gegründeten Dachorganisation japanischer Schreine. Vertritt das oben beschriebene, traditionelle Shintō-Bild.<br />
|update= Sept. 2016<br />
|literatur=<br />
Die meisten Einführungen in die Geschichte des Shintō vertreten einen Ansatz, der mir aus den oben ge·schilderten Gründen problematisch erscheint, und können daher nicht wirklich empfohlen werden. Für den Einstieg empfehlenswert ist das kurz gefasste Buch:<br />
{{Literatur:Reader_1998}}<br />
Für alle, die es genauer wissen wollen, empfiehlt sich die dreibändige Serie "Die einheimische Religion Japans" im Brill Verlag:<br />
{{Literatur:naumann 1988}}<br />
{{Literatur:naumann 1994}}<br />
{{Literatur:antoni 1998}}<br />
Spezifische Werke zur historischen Problematik des Begriffs "Shintō" (alle in Engl.):<br />
{{Literatur:Breen_Teeuwen_2000}}<br />
{{Literatur:inoue 2003|State of the Art der japanischen Shintō-Forschung in vier chronologisch gereihten Artikeln.}}<br />
{{Literatur:Kuroda_1981|Berühmter Artikel eines führenden japanischen Religionshistorikers, der zum Anstoß einer Neuorientierung in der westlichen Shintō-Forschung wurde.}}<br />
{{Literatur:Teeuwen_Scheid_2002}}<br />
{{Literatur:Scheid_2012}}<br />
Ausführlich, aber für meinen Geschmack zu "essentialistisch":<br />
{{Literatur:picken 1994}}<br />
Nur für überzeugte Shintō-Anhänger empfehlenswert:<br />
{{Literatur:ono 1962}}<br />
{{Literatur:yamakage 2007}}<br />
Zitierte Literatur: <br />
{{literatur: Radich 2014}}<br />
}}<br />
{{ThisWay|Grundbegriffe/Stereotype}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Geschichte/Terauke&diff=67199
Geschichte/Terauke
2016-09-20T21:39:22Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Inquisition unter buddhistischen Vorzeichen}}<br />
<br />
{{fl|I}}nquisition bedeutet bekanntlich Nach·forschung. Im euro·päischen Kontext ver·steht man darunter die Aus·forschung von An·hängern ketzer·ischer Ideen, die nicht dem Dogma der katho·lischen Kirche ent·sprachen. In Japan entwickelte sich — ironischer·weise nach dem ersten Kontakt mit dem Chris·ten·tum — ein ähn·liches System, das unter dem Begriff {{glossar:teraukeseido}}, „System der Tempel-Bestätigungen“, be·kannt wurde. Auch dabei ging es um die Aus·forschung von nicht Recht·gläubigen, wobei hier aber vor allem Christen ge·meint waren. Die Glaubens·nach·forschungen wurden unter Mit·hilfe von bud·dhis·tischen Tempeln aus·geführt, be·straft wurden die Un·gläubigen jedoch — und hier liegt ein großer Unter·schied zur euro·päischen Inquisition — von weltlichen Autori·täten.<br />
<br />
==Glaubensüberprüfung==<br />
<br />
Das System, das auch als {{g|dankaseido}} bekannt ist,<ref>''Danka'' leitet sich ab von ''danna'' (Gönner oder Spender), bezeichnet hier aber keine frei·willige Mit·glied·schaft, wie sie in früheren Zeiten existiert hatte.</ref> umfasste im Grunde drei Instanzen, nämlich die lokale (dörfliche) Führungs·schicht, den örtlichen Tempel und die regionalen Ver·treter des Landes·verwaltung. Die Familien·vorsteher (bzw. die Vorsteher von Nach·bar·schafts·gruppen, {{Glossar:Goningumi}}) hatten die Aufgabe, jährlich ein Register ihrer Familien·mit·glieder anzufertigen, das u.a. An·gaben zu Familien·stand und Alter aller be·treffenden Personen ent·hielt. Dieses Register musste vom lokalen Tempel be·stätigt werden. Die Be·stätigung implizierte, dass alle frag·lichen Personen Mit·glieder der Glaubens·gemeinde ({{g|danna}}) des Tempels und daher recht·gläubig waren. Daher nannte man die ent·sprechenden Register auch {{glossar:shuumonaratamechou}}, „Glaubens·überprüfungs-Register“. Die vom Tempel be·stätigten Register wurde dann den nächst·höheren Ver·waltungs·behörden vor·gelegt. Um also nicht in den Ver·dacht ketzer·ischer Be·tätigung zu kommen, musste sich jeder Bürger aktiv um die Mit·glied·schaft bei einem staatlich an·er·kannten Tempel bemühen, der ihm dann seine Recht·gläubigkeit bestätigte. <br />
<br />
{{w500|w=850|rahmen_h=245<br />
| Shumon_aratame_cho_2.jpg<br />
| Glaubensregister aus dem Jahr 1698<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Dieses System wurde Anfang des sieb·zehn·ten Jahr·hunderts im An·schluss an die Shima·bara Rebellion (1637–38) vom Tokugawa Shōgunat ein·ge·führt und war zu·nächst zur Aus·forschung der Christen in Kyūshū, dem Haupt·ver·breitungs·gebiet des japanischen Chris·ten·tums, ge·dacht. Das Shōgunat etablierte zu diesem Zweck eine eigene Behörde ({{Glossar:Shuumonaratameyaku}}) und hielt die {{Glossar:Daimyou}} an, ein gleiches zu tun. Im Laufe der folgenden hundert Jahre breitete sich die Institu·tion über ganz Japan aus, ob·wohl der eigentliche Anlass, die Chris·ten·ver·folgung, immer be·deutungs·loser wurde. Das System erwies sich jedoch in mehr·facher Hin·sicht als nützliches Herr·schafts·mittel zur ideologischen und ver·waltungs·tech·nischen Kontrolle der Bevöl·kerung.<br />
<br />
Zunächst wurde dadurch jede Person büro·kratisch erfasst. Diese Aufgabe er·ledigten nun aber nicht allein Ver·waltungs·beamte, sondern auch bud·dhis·tische Tempel. Sie mussten ja ihren Gemeinde·mit·gliedern bestätigen, dass diese ihrer Gemeinde an·ge·hörten, und mussten im Fall un·gerecht·fertigter Be·stätigungen mit Sank·tionen rechnen. Üblicher·weise war die Tempel-Mit·glied·schaft durch die Familie vor·ge·geben, bzw. überhaupt durch die geo·graphische Lage. Man gehörte einfach zum nächst ge·legenen Tempel, unab·hängig welcher bud·dhis·tischen Richtung dieser an·ge·hörte. Dieser Tempel setzte dann seinen Stempel unter die ent·sprechenden Register·einträge, sofern diese von·seiten der einzelnen Mit·glieder ordnungs·gemäß ausgefüllt waren.<br />
<br />
==Bürokratisierung des Buddhismus==<br />
<br />
Die {{glossar:shuumonaratame}}-Zertifikate spielten im Alltag der {{glossar:edo}}-Zeit eine ähnliche Rolle wie heute ein Pass oder Personal·ausweis. Man brauchte sie bei jedem größeren Orts·wechsel (das Reisen war ja sehr ein·ge·schränkt), beim Antritt be·stimmter Arbeiten, bei der Heirat, usw. Auf diese Weise wurden die bud·dhis·tischen Tempel quasi zur untersten Ebene der Landes·verwaltung und zwar gleicher·maßen für die Zentral·verwaltung ({{glossar:bakufu}}) als auch die Regional·verwaltung ({{glossar:han}}). Bud·dhis·tische Tempel nahmen damit zwar weltliche Ver·waltungs·aufgaben auf sich und waren welt·lichen Ver·waltungs·beamten unter·geordnet, hatten aber auch Nutzen aus dem System. Sie er·hielten mehr Macht über ihre Gläubigen·gemeinden, da diese ja auf ihre ''shūmon aratame''-Be·stätigungen an·ge·wiesen waren. Manche Tempel ließen sich diese Be·stätigungen auch von den Mit·gliedern ihrer Gemeinde be·zahlen. In jedem Fall ver·dienten sie aber durch zu·sätz·liche religiöse Dienst·leis·tungen, vor allem Begräbnisse, die nun niemand in der Ge·mein·de mehr ab·lehnen konnte. Offizielle Rechts·dokumente des Shōgunats wiesen explizit darauf hin, dass Gemeinde·mit·glieder, die auf die bud·dhis·tischen Ster·be·riten keinen Wert legten, möglicher·weise Christen seien und genauer unter·sucht werden müssten.<ref>Tamamuro 2001, S. 267.</ref> Man kam also in der Edo-Zeit um bud·dhis·tische Totenriten nicht mehr herum.<br />
<br />
Durch dieses System wurde natürlich der Bud·dhis·mus als Ganzes stark be·ein·flusst. Der Gegen·satz zwischen erlaubten und häretischen Sekten wurde vertieft. Ab·ge·sehen vom Chris·ten·tum standen auch manche Frak·tionen der {{g|nichirenshuu|Nichiren}}-Schule und des [[Geschichte/Amidismus | Amidismus]] auf der Liste ver·botener Religionen. Sie alle hatten während der {{Glossar:Sengokujidai | Sengoku}}-Zeit (16. Jh.) theokratische Ge·meinden gebildet, die im Zuge der Reichs·einigung von {{Glossar:Odanobunaga}} und {{Glossar:Toyotomihideyoshi}} mit bru·taler Gewalt be·kämpft wurden. Das {{glossar:teraukeseido}} ließ also — und darin liegt ein weiterer Unter·schied zur Inquisition — eine gewisse Glaubens·viel·falt nach wie vor zu, richtete sich aber umso heftiger gegen religiöse Grup·pierungen, deren „funda·men·talis·tischer“ Charakter die staatliche Ordnung in Frage stellten.<br />
<br />
Dennoch kam es inner·halb der vom Staat erlaubten und ge·förderten bud·dhis·tischen Richtungen zwangs·läufig zu einer Nivellierung. Dies unter anderem aus dem Grund, dass das Shōgunat ein Mit·sprache·recht bei der Fest·legung ortho·doxer Glaubens- und Praxis·formen hatte. Der heute ver·breitete sog. „Begräbnis-Bud·dhis·mus“ ({{glossar:soushikibukkyou}}), der wie wir gesehen haben über die Sekten·grenzen hinweg sehr ähnlich auf·ge·baut ist, resultiert indirekt aus der be·sonderen Beachtung der Sterbe·riten, die vom Shōgunat vor·ge·geben wurden. Die Vergabe von bud·dhis·tischen Toten·namen ({{glossar:kaimyou}}), wie sie heute in allen Rich·tun·gen des japanischen Bud·dhis·mus prakti·ziert wird (s. Kap. Alltag, [[Alltag/Totenriten | Bestattung]]), entstand bei·spiels·weise im Zu·sammen·hang mit dem ''terauke'' System, Anfang des acht·zehnten Jahr·hunderts. Die spezi·fischen Glaubens·inhalte der einzelnen bud·dhis·tischen Rich·tungen wurden da·ge·gen in den Hinter·grund ge·drängt.<br />
<br />
Es nimmt somit nicht weiter Wunder, dass es in der Edo-Zeit zu anti-bud·dhis·tischen Ressen·timents kam, dass die bud·dhis·tischen Mönche als Agenten der Re·gie·rung ver·schrien waren, und dass ver·schiedene Teile der Ge·sell·schaft nach spirituellen Wegen außer·halb des Bud·dhis·mus zu suchen be·gannen. In der Edo-Zeit bietet die Geschichte des Bud·dhis·mus daher nur noch wenige spek·taku·läre in·halt·liche Neuerungen (Ausnahme viel·leicht die Re·formen der {{Glossar:Zen}}-Sekten). Ideen·ge·schicht·lich ist da·ge·gen die Ent·wicklung des japa·nischen Kon·fuzianis·mus, des Shintō und das Auf·kommen der „Neuen Religionen“ in der {{Glossar:Bakumatsu}}-Zeit (d.h. in den letzten Jahrzehnten vor 1868) attraktiver. Den·noch hat die Büro·kra·tisierung des Bud·dhis·mus in- und außer·halb der japa·nischen Reli·gons·geschichte weit·reichende Folgen, die nach wie vor nur un·zu·reichend erforscht sind.<br />
<br />
{{Verweise<br />
| links_ue = LL<br />
| links =<br />
{{Literatur:Tamamuro_2001}}<br />
* Yokota Fuyuhiko, 2008 <br/>„[http://www.archives.city.amagasaki.hyogo.jp/chronicles/visual/03kinsei/kinsei1-6.html#kinsei1-6-09 Hyakushō no ie to kazoku.]“ In: ''Zusetsu Amagasaki no rekishi.'' (Webprojekt der Sonoda Gakuen Joshi Daigaku.)<br />
|update = Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay|Geschichte/Neo-Konfuzianismus}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Geschichte/Staatsshinto&diff=67198
Geschichte/Staatsshinto
2016-09-20T21:35:30Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel <br />
| Staatsshintō<br />
}}<br />
<br />
{{fl|D}}ie Errichtung des japanischen Na·tional·staats nach west·li·chem Muster begann mit der so·ge·nannten Meiji-Restau·ration ({{glossar:meijiishin}}). Diese hatte jedoch zunächst ganz andere Ziele als die „Verwest·lichung“ Japans. Der poli·tische Um·bruch zwischen 1867 und 68 wird genau des·halb als „Restauration“ be·zeichnet, weil er von dem Ideal ge·tragen war, zu den poli·tischen Ver·hältnis·sen des alten Japan, also zu einer zentra·listi·schen Monarchie rund um den {{Glossar:Tennou}} zurück·zu·kehren. Nach Jahr·hunder·ten der Be·deu·tungs·losig·keit sollte der kaiserliche Hof, angeführt vom jungen {{glossar:meijitennou}}, wieder ins Zen·trum der poli·tischen Macht gerückt werden. Dieses poli·tische Ziel sollte durch eine (Wieder-)Ver·eini·gung von Shintō-Ritus und poli·tischer Gewalt ({{glossar:saiseiitchi}}) erfolgen. Das ideo·logi·sche System, das sich um diese poli·tische Ziel·set·zung heraus·bildete, bezeich·net man heute als Staats·shintō, jap. {{glossar:kokkashintou}}. <br />
<br />
{{w500<br />
| tenno_chikanobu1878_gr.jpg| w=555|rahmen_w=550|rahmen_h=250|top=-10<br />
| Vergöttlichung, gepaart mit Verwestlichung<br />
| caption= Meiji Tennō in westlicher Uniform, mit seiner Gemahlin und den göttlichen kaiserlichen Ahnen<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Im Hinter·grund der Forderung nach einer neuen politischen Auto·rität stand u.a. die Bedro·hung durch west·liche Mächte, die spätestens im Jahr 1853 in Gestalt der „Schwarzen Schiffe“ ({{glossar:kurobune}}) des ameri·kani·schen Admirals {{g|Perrymatthew |Matthew Perry}} für die gesamte japa·nische Öffent·lich·keit sichtbar wurde (s. [[Geschichte/Bakumatsu| Bakumatsu-Zeit]]). Eine effek·tive Maß·nahme gegen diese Bedro·hung wurde immer weniger vom Shōgun und immer mehr vom Tennō erwartet. Ein bekann·ter Slogan aus den letzten Jahren der {{glossar:Edo}}-Zeit, der diese Erwar·tungs·hal·tung charak·terisiert, lautete: „Ehre dem Tennō, fort mit den Barbaren“ ({{glossar:sonnoujoui}}). <br />
<br />
== Tradition und Moderne ==<br />
<br />
Die Ideen des Staats·shintō wurden u.a. von der {{Glossar:kokugaku}} („Nationale Schule“) und der Mito-Schule ({{glossar:mitogaku}}) formuliert, die sich im Laufe des neun·zehnten Jahr·hun·derts zu·neh·mend politi·siert hatten und den Umsturz der feudalen Ver·hält·nisse unter dem Toku·gawa Shōgunat ideo·logisch vor·berei·teten. Die Gelehrten dieser Schulen er·achte·ten das klassi·sche Alter·tum als eine Art gol·denes Zeit·alter, in dem sowohl der Tennō als auch die {{g|kami}} von allen Japa·nern als natur·gege·bene Auto·ritä·ten an·er·kannt wurden, ohne dass explizite Gesetze oder Glau·bens·lehren von Nöten gewe·sen wären. Diese selbst·ver·ständ·liche An·erken·nung einer religiös-politi·schen Ordnung wurde als die Essenz des {{Glossar:Shintou}}, des Weges der ''kami'', ange·sehen. Aus Sicht der ''kokugaku'' impli·zierte Shintō somit die Idee eines sakra·len König·tums. Auch diese Idee wurde durch das erwähnte Schlag·wort ''saisei itchi'', die Einheit von Religion/Ritus und Staat/Verwaltung, ausgedrückt. <br />
<br />
Die Utopien, die Japan Mitte des neun·zehnten Jahr·hun·derts veränderten, waren also primär auf die Ver·gangen·heit gerichtet. Auch die sieg·reichen Refor·mer der Meiji-Zeit standen zu·nächst in dieser Tradition. Die Meiji Restau·ration unter·schied sich in diesem Punkt von den bürger·lichen Revolu·tionen, die Europa zu dieser Zeit bewegten, wurden diese doch im Namen einer wie immer gear·teten „Freiheit“ durch·geführt. In Japan, wo eine äußere Bedro·hung den Anlass zur Verän·derung lieferte, stand anstelle dieser Freiheit Nostalgie. <br />
<br />
{{sidebox2<br />
| w= 200 | rh= 250 <br />
| left= -10| top= -10<br />
| sidepage= 5-Artikel-Eid<br />
| meiji leaders.jpg<br />
| Der 5-Artikel-Eid<br />
| titel=zitat<br />
}}<br />
Trotz dieser unter·schiedlichen Aus·gangs·bedingungen führten die politischen Ver·änderungen in Europa und Japan gleicher·maßen zur Besin·nung auf nationale Werte. Obwohl dies eigentlich nationale Diver·genzen begünstigen sollte, bewegten sich Japan und die westlichen Staaten hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Entwicklung weiter aufeinander zu. Dies wird auch aus dem „[[{{FULLPAGENAME}}/5-Artikel-Eid|Fünf-Artikel-Eid]]“ von 1868 deutlich, der den Minimal-Konsens des neuen Regimes im Jahr 1868 formulierte und besiegelte. Aus diesem Dokument spricht einer·seits das Vor·haben, neue Be·völkerungs·schichten an politischen Entscheidungs·prozessen teilhaben zu lassen, andererseits sollen „die Unsitten der Vergangenheit“ überwunden und Wissen aus aller Welt nutzbar gemacht werden. Dies markiert die ideologische Umkehr von einer rein tradi·tionalistischen Verteidigung „alter Werte“ zu einem prag·matischen Umgang mit globalen Trends. <br />
<br />
Ein wichtiger Motor dieser konvergenten Ver·änderungen war die sogenannte „industrielle Revolution“. Diese entstand zwar in Europa, wurde aber von Japan mit nur ge·ring·fügiger Verspätung auf·genommen und mitgetragen. Nach dem erwähnten Kontakt mit den Schwarzen Schiffen (1853/54) bildete sich langsam ein allgemeiner Konsens, dass ein zu großer technischer Rück·stand gegenüber den westlichen Mächten früher oder später zur Kolonia·lisierung führen würde. Daher begann die tech·nische Auf·rüs·tung des Militärs mit west·lichen Waffen (v.a. mit Kriegs·schiffen) bereits vor 1868, was schließ·lich die ent·sprechende Umge·staltung der politisch-gesell·schaft·lichen Struktur des Landes unum·gänglich machte. Ab der Meiji-Zeit beob·achtete die poli·tische Elite auch alle anderen Innova·tionen der west·lichen Staaten sehr genau, ließ sich von west·lichen Experten beraten und führte sie – zumeist mit leichten Modifikationen – auch im eigenen Lande ein. Dies führte not·gedrun·gen zu einem Wider·spruch zwischen den Idealen der „Restauration“ und der gesell·schaft·lichen Wirklichkeit. <br />
<br />
=== Das doppelte Gesicht des Tennō ===<br />
<br />
{{w502<br />
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|meijitenno1872.jpg|rahmen_h2=270<br />
|caption= Meiji Tennō, 1872 und 1873<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Der junge {{glossar:meijitennou}}, der eher zufällig zugleich mit der Sieg der Tennō-Loyalisten an die Macht kam,<!--<br />
--><ref><br />
Schon Meiji's Vater, {{glossar: koumeitennou}} hatte sich aktiv am Nie·der·gang des Shōgunats beteiligt, indem er ohne Rück·sprache weitreichende Befehle erteilte, die wieder zurück·genom·men werden mussten. Er starb allerdings aus nicht ganz geklärten Umständen im Jahr 1867, im Alter von 36 Jahren.<br />
</ref><br />
wurde nicht nur zum wichtig·ste Emblem der Meiji-zeitlichen Erneue·rung, sondern erhielt auch — den unterschiedlichen Trieb·kräften der Restauration entsprechend — ein doppeltes Gesicht: Neben seinen sakral anmu·tenden tradi·tionellen Amts·roben trat er in einer voll·kommen neuen Gestalt auf, nämlich in Militär·uniform nach westlichem Muster. <br />
<br />
Dieses doppelte Erschei·nungs·bild des Meiji Tennō spiegelt nicht nur die Zer·rissen·heit des dama·ligen Japan zwischen Traditio·nalis·mus und Moderne, es trägt auch die Para·doxe in sich, die sich in der Idee eines staats·tragen·den Shintō offen·baren. Dieser sollte die Ideo·logie für eine Ent·wick·lung bereit stellen, die eben nicht in erster Linie die Ver·gangen·heit wach rief, sondern von politi·scher Zentra·lisie·rung, verwal·tungs·techni·scher und militäri·scher Rationa·lisierung, sowie von tech·nologi·scher Er·neue·rung, kurz von der Mo·derni·sierung nach west·lichem Muster geprägt war. Dennoch bediente sich diese Moderni·sierung, wo es möglich war, eines ritu·ellen Gepräges, das der japani·schen Antike entnom·men war. Diesen Zwie·spalt ver·suchte man mit dem Schlag·wort „Japani·scher Geist — west·liche Technik“ ({{glossar:wakonyousai}}) zu über·brücken.<ref><br />
Interessanter·weise handelt es sich dabei um die Ab·wand·lung eines Schlag·wortes, das auf den Heian-zeitlichen Gelehrten {{glossar:sugawaranomichizane}} zurückgehen soll: ''wakon kansai'' 和魂漢才, „japanischer Geist, '''chinesische''' Technik“ (Wachutka 2013, S. 48). <br />
</ref><br />
Man meinte also, zwar äußerlich dem west·lichen Vor·bild zu folgen, inner·lich aber sich selbst treu zu bleiben. Tat·säch·lich regierte in der Meiji-Zeit jedoch ein schranken·loser Pragma·tismus, der im Grunde nur von einem Ziel bestimmt war: in macht·politi·scher Hinsicht mit den euro·päi·schen Mächten und Amerika gleich·zu·ziehen. Ob dies nun durch Rück·besin·nung auf alte Werte oder durch Über·nahme neuer Institu·tionen und Tech·niken zu erreichen wäre, unter·lag den momen·tanen Schwan·kungen der tages·poli·tischen Situation.<br />
<br />
{{h2+3| Shintō als Staatsreligion?}}<br />
<br />
=== Trennung von Shintō und Buddhismus ===<br />
<br />
{{sidebox2<br />
| sidepage= shinbutsu bunri<br />
| Haibutsu Kishaku.jpg<br />
| ''Shinbutsu bunri''<br />
}}<br />
Eine Staats·reli·gion zu haben erschien zu·nächst gerade aus der pragma·tischen Orientierung an Europa un·ab·ding·bar. Die meisten japani·schen Be·ob·achter der europäi·schen Ver·hältnisse machten nämlich das Christen·tum dafür ver·ant·wortlich, dass der Staat hier das Volk besser im Griff habe als in Japan. Die Meiji-Reformer suchten also nach einer ver·gleich·baren ideologi·schen Macht im eigenen Land. Da der Bud·dhis·mus durch seine Verbindung mit dem über·kom·menen Tokugawa Regime dafür nicht in Betracht kam ({{glossar:teraukeseido| ''terauke''}} System), ent·schied man sich für Shintō und Tennō-Kult. Es war jedoch un·über·sehbar, dass der Shintō erst einmal neu gestaltet — um nicht zu sagen neu erfunden — werden musste, damit er eine dem Christen·tum ver·gleich·bare Rolle über·nehmen konnte. Er musste z.B. erst einmal säuberlich vom Bud·dhis·mus ge·trennt werden. Einer der ersten Erlasse der neuen Meiji-Regierung im Jahr 1868 ordnete daher die „Trennung von ''kami'' und Buddhas“ ({{glossar:shinbutsubunri}}) an. Dies markierte einen Bruch mit der seit dem Alter·tum all·ge·mein·gül·tigen Auf·fassung, dass japani·sche ''kami'' im Grunde nur beson·dere Erschei·nungs·formen bud·dhis·tischer Wesen seien (s. [[Geschichte/Honji_suijaku | ''honji suijaku'']]). Dieser Bruch reali·sierte sich in der Praxis durch Maß·nahmen wie die Ab·schaf·fung bud·dhis·tischer Titel für die ''kami'', die Um·benen·nung und Umwidmung von Shintō-Schreinen sowie die Zer·störung bud·dhis·tischer Statuen, vor allem wenn diese in Shintō-Schreinen verehrt worden waren. Es kam überdies landes·weit zu anti-buddhis·tischen Aus·schrei·tungen, bei·spiels·weise Tempel·plün·de·rungen, die von be·stehen·den Ressenti·ments gegenüber den Privilegien des bud·dhis·tischen Klerus in der Edo-Zeit (s. [[Geschichte/Terauke | ''terauke''-System]]) angeheizt wurden.<br />
<br />
Die neuen Maß·nahmen trafen aber nicht nur [[Alltag/Mönche | buddhistische Mönche]], sondern auch viele [[Alltag/Schreinpriester | Schrein·priester]], da die meisten von ihnen ja gemein·sam mit den Mönchen in „Tempel-Schrein-Komplexen“ tätig gewe·sen waren. Ohne den institu·tionellen Schutz und das litur·gische Knowhow bud·dhis·tischer Tempel fehlte vielen Schrein·priestern schlicht die Existenz·grund·lage. Am härtesten traf die ver·ord·nete Trennung von Bud·dhis·mus und Shintō allerdings religiöse Misch·formen wie den Kult der {{Glossar:Yamabushi}}, der keiner der beiden Religionen ein·deutig zu·ge·ordnet werden konnte und daher zu Gänze verboten wurde.<br />
<br />
=== Die „Verbreitung der Großen Lehre“ ===<br />
<br />
Während das Kräfte·verhältnis von Tempeln und Schreinen ungewiss blieb, übten westliche Mächte Druck auf die Meiji-Regie·rung aus, den Edo-zeitlichen Bann gegen das Christen·tum aufzuheben und der christlichen Missionierung neue Ent·faltungs·möglich·keiten zu geben. Diesen Forderungen wurde bereits 1873 statt gegeben, doch nährte diese Liberalisierung Ängste vor einer Über·fremdung, die vom Shintō allein nicht auf·gehalten werden konnte. Die meisten Führer der Restau·ration waren im übrigen keines·wegs gläubige Shintōisten. Sie neigten vor allem dem Kon·fuzianis·mus zu und sahen im Shintō lediglich ein dema·go·gisches Instru·ment zur Stär·kung des Tennōismus. <br />
<br />
In dieser Situation entstand die Idee, alle traditionellen Religionen Japans in einer breiten Kam·pagne zur Ver·breitung von patrio·tischen Grund·sätzen zu bündeln. Zu diesem Zweck entstand eine anfangs staatlich koordinierte Initiative, die vor der fast unlösbaren Aufgabe stand, eine neue Staats·religion gleichzeitig zu formu·lieren und zu verbreiten. Diese Staats·religion wurde schlicht die „Große Lehre“ genannt. Sie sollte zwar ihre Basis in den Schreinen des Landes haben und vom 1869 revitali·sier·ten „Götteramt“ ({{glossar:jingikan}}) ko·ordi·niert werden, doch sollten auch Bud·dhisten und andere an ihrer Verbreitung teilhaben können. Wahrscheinlich war man sich bewusst, dass man ganz ohne Bud·dhis·mus nicht über die nötige Masse von qualifiziertem päda·gogischen Personal verfügte. Die sogenannten „Drei Prinzipien der Großen Lehre“ wurden daher bewusst sehr offen und allgemein gehalten. Sie lauteten:<br />
<br />
# Ehre die Götter, liebe dein Land <br />
# Wisse um die Prinzipien des Himmels und den Weg des Menschen <br />
# Ehre den Kaiser und gehorche dem kaiserlichen Hof (= Regierung)<br />
<br />
Diese Prinzipien wurden um immer detail·liertere Zusätze ergänzt, die u.a. die Steuer·pflicht, die Schul·pflicht, den Militär·dienst und die Umstellung auf den westlichen Kalender erklärten.<ref>Hardacre 1989, S. 45.</ref> Es ging also kaum um transzendente „religiöse“ Inhalte, sondern um die Erziehung der Bevölkerung zu modernen Staats·bürgern. <br />
<br />
Die offizielle Gründung der „Bewegung zur Verbreitung der Großen Lehre“ ({{glossar:taikyousenpuundou}}) erfolgte bereits 1870, doch erst 1872, nach Rückkehr der Iwakura Mission, begann die Bewegung ihre Arbeit ernsthaft aufzunehmen. Die verantwortliche staatliche Institution, das Götter·amt, wurde aus diesem Anlass in {{glossar:kyoubushou}}, Ministerium für doktrinäre An·gele·gen·heiten, unbenannt. Die Basis der Kampagne bildeten offi·zielle Instruk·toren ({{glossar:kyoudoushoku}}), deren Zahl Mitte der 70er Jahre bereits auf über 10.000 angestiegen war. Sie setzten sich aus Shintō-Priestern, bud·dhis·tischen Mönchen, aber auch weltlichen Pädagogen zusammen.<!--<br />
--><ref> <br />
Hardacre 1989, S. 45.<br />
</ref><br />
<br />
In der Führungs·ebene standen sich jedoch gegnerische Frak·tionen gegenüber, die zunächst in Bud·dhisten und Anti-Bud·dhisten zerfielen. 1875 verlagerte sich das Zentrum der Bewegung immer stärker nach {{glossar:ise}}, was zu einer Betonung der shintōistischen Aspekte und schließlich zu einem demons·trativen Austritt der Bud·dhisten führte. Die „Shintōisten“ spalteten sich aber bald erneut in in verschiedenen Grup·pierungen der {{glossar:kokugaku}}-Schule auf, während sich der Staat zunehmend aus der Kampagne zurückzog. <br />
<!--<br />
Das anfängliche Scheitern des Staats·shintō ist auch am Schicksal der Insti·tutionen ab·zu·lesen, die zu seiner Verwirk·lichung vor·ge·sehen waren. In rascher Folge wurde aus dem ein „Götter Ministerium“ ({{Glossar:Jingishou}}), das sich 1872 im „Ministerium für religiöse An·gelegen·heiten“ ({{Glossar:Kyoubushou}}) auflöste. Zu diesem Zeit·punkt überwog in der Regierung die Ansicht, eine Misch·form aus Shintō, Konfu·zianis·mus und Bud·dhis·mus wäre wohl eher als Staats·religion geeignet denn Shintō allein. Im Gegen·satz zur tradi·tionellen ''kokugaku'' vertraute man nun nicht mehr auf eine spontane, intuitive Bejahung des Tennō, sondern be·mühte sich um eine ent·wickelte Moral·lehre in der Art des Konfu·zianis·mus. Es folgte eine staat·lich unter·stützte Kampagne(), die dem Tennō zu größerer Be·deutung verhelfen und der „Moral des Volkes“ förderlich sein sollten. Doch auch diese Kam·pagne scheiterte bald an der Tatsache, dass man sich über ein paar banale mora·lische Grund·regeln hinaus auf keine nennens·werten Inhalte einigen konnte.<br />
--><br />
<br />
=== Religiöse Freiheit in der Verfassung ===<br />
<br />
Wie man aus den obigen Ab·schnit·ten erkennt, wurde der Staats·shintō während der Meiji-Zeit keines·wegs immer konsequent voran·ge·trieben, sondern trat im Gegen·teil bald gegen·über anderen politischen Zielen in den Hinter·grund: Zunächst wurde das Militär·wesen und dann ein Rechts·system nach west·lichem Muster eingeführt. Dieses Rechts·system nahm mit der Verfas·sung von 1889 Gestalt an. Es orientierte sich im wesentlichen am Deutschen Kaiser·reich, welches ja in der Tat fast zeitgleich (1871) mit dem modernen japani·schen Staat entstanden war. Die japanische Ver·fassung sah eine konsti·tutio·nelle Monarchie vor und garan·tierte darüber hinaus — mit einigen Ein·schrän·kungen — „religiöse Freiheit“ (Artikel 28). Von den Ideen des Staats·shintō blieben in der Verfas·sung kaum mehr als zwei Sätze über: „Der japanische Staat wird für alle Zeiten un·unter·brochen vom Tennō regiert und be·herrscht“ (Artikel 1); und: „Die Person des Tennō ist heilig und un·ver·letzlich“ (Artikel 3). Die Verfas·sung ließ jedoch sowohl die gött·liche Her·kunft des Tennō als auch seine priester·lichen Auf·gaben uner·wähnt. Auch von einer Staats·religion ist in diesem grund·legenden juristi·schen Dokument nicht die Rede.<br />
<br />
{{w500| w=640| left= -70| top= -20<br />
| Meiji_kenpo_happu.jpg<br />
| Meiji Tennō verkündet die neue Verfassung, 1889<br />
|ref=1<br />
}}<br />
=== Tennōzentrismus ===<br />
<br />
{{floatright|rahmen_h=300<br />
| meiji_chiossone.jpg<br />
| Offizielles Portrait des Tennō <br />
| caption={{g|chiossoneedoardo|E. Chiossone}}, 1888<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Dennoch herrschte innerhalb der maß·geblichen politischen und intellektu·ellen Kreise der Meiji-Zeit ein Grund·konsens, dass an der Institution des Tennō nicht zu rütteln sei. Der Tennō diente quasi als letzte Bastion, an der eine eigene, sowohl von China als auch vom Westen ver·schiedene, Identität fest·zu·machen war. Der breiten Mehrheit der Be·völke·rung war der Tennō dagegen zumindest am Anfang der Meiji-Zeit weitgehend unbekannt, da er während des gesam·ten japanischen Mittel·alters und der frühen Neuzeit kaum politisch in Er·scheinung getreten war. Es galt also zunächst, den Tennō zu einer all·ge·meinen Identifikations·figur zu machen. Diese Aufgabe wurde über zwei Schienen bewerkstelligt: einerseits über das all·ge·meine Erziehungs·wesen, andererseits über die Shintō-Schreine im ganzen Land. Dabei bediente man sich – von ein paar allge·meinen Phrasen abgesehen – eher ritueller als dogma·tischer Mittel:<br />
* In den Schul·höfen wurden kleine Schreine ({{glossar:houanden}}) errichtet, die die Portraits des Tennō und seiner Gemahlin sowie eine Ab·schrift des Kaiser·lichen Erziehungs·erlasses aufbewahrten. Schulische Ver·samm·lungen, bei denen der Erlass ver·lesen wurde, fanden vor diesen Schreinen statt. Lehrer wie Schüler hatten sich täglich tief vor diesen Schreinen zu ver·neigen, als ob sie es mit einer Gott·heit zu tun hätten. Taten sie das nicht, so wurden sie im Allge·meinen der Schule verwiesen.<br />
<br />
{{sidebox2<br />
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|jinmu_yoshitoshi.jpg<br />
|Jinmu Tennō<br />
|ref=1<br />
}}<br />
*Die allgemeinen Feiertage wurden landes·weit neu ge·regelt. Höfische Riten, die einst·mals nur vom Tennō selbst voll·zogen wurden, sollten nun in allen Schreinen statt·finden. Dazu kamen neue Feier·tage wie etwa der Jahres·tag der Reichs·grün·dung durch {{glossar:jinmutennou}}, welcher getreu den mytho·logischen Chroniken auf den 11. Februar 660 v.u.Z. datiert wurde.<br />
* Jeder Staats·bürger war dazu ange·halten, an solchen Feier·tagen einen Schrein auf·zu·suchen und dort dem Tennō seine Reverenz zu erwei·sen (auch wenn der Schrein selbst viel·leicht keiner Ahnen·gott·heit des Tennō geweiht war). Die Schrein·priester wurden ihrer·seits nur am Rande in die Vereh·rung des Tennō ein·ge·bunden und führten groß·teils ihre tradi·tionel·len Riten weiter fort. Sie waren interes·santer·weise explizit dazu auf·ge·fordert, sich aus theo·logischen und missio·narischen An·ge·legen·heiten heraus zu halten.<br />
* Die Schreine wurden nach antikem Vorbild in ein landes·weites hier·archi·sches Rang·system ein·ge·gliedert, dem der {{g|isejinguu|Ise Schrein}} vor·stand. Schrein·priester wurden nach und nach als Beamte an·ge·sehen, erbliches Priester·tum wurde gesetz·lich untersagt.<br />
<br />
In dieser Form erlangte der Staats·shintō im zwanzigsten Jahr·hundert — zu·nächst nach dem Russo-Japanischen Krieg (1904–05) und dann in der frühen Shōwa-Zeit (ab 1925) — seine volle Entfaltung: Ein diffuser religiös-historisch legitimierter Nationalismus machte sich in der öffent·lichen Erziehung und im japani·schen Alltag breit und wurde zu einer Massen·be·we·gung, ähn·lich dem Faschis·mus in den mit Japan ver·bün·deten Nationen Deutsch·land und Italien. Es gab jedoch für diese Ideo·logie keine dem Faschismus analoge Selbst·bezeich·nung. Der Begriff „Staats·shintō“ war in dieser Zeit bestenfalls ein akademischer Terminus.<ref>In den Schriften von Religions·wissen·schaftlern wie Inoue Tetsujirō und Katō Genchi findet sich vereinzelt die Be·zeich·nung ''kokkateki shintō'' („staatlicher Shintō“, erst nach dem Zeiten Welt·krieg bürgerte sich ''kokka shintō'' („Staats·shintō“) ein. s. dazu Scheid 2013.</ref><br />
<br />
===Die „nicht-religiöse Natur“ des Shintō===<br />
<br />
Während der Tennō mehr und mehr in den Vorder·grund trat, verblasste die ur·sprüng·liche Idee, Shintō zur Staats·religion zu erheben. Nicht nur die Schrein·priester, auch der Begriff „Shintō“ wurde ab dem In·kraft·treten der „Kaiser·lichen Ver·fas·sung“ (1889) in den Hinter·grund gedrängt. Dies hängt zweifel·los damit zusam·men, dass die Ver·fassung selbst aus·drücklich „Freiheit des Glaubens“ garan·tierte. Hätte man nun offiziell von einem Staats·shintō, bzw. einer shintō·istischen Staats·religion gesprochen, so wäre diese un·weiger·lich mit der Verfas·sung in Konflikt ge·raten. Aus diesem Grund wurden alle staat·lich ver·ordneten Formen der Tennō-Verehrung nicht als „religiöse Hand·lungen“, sondern als „staats·bürgerl·iche Pflichten“ be·zeich·net, auch wenn sie im Rahmen von Schrein·riten statt·fanden. Inner·halb des vor·herr·schen·den poli·ti·schen Diskurses wurde die Tennō Vereh·rung als eine Art erwei·terter Familien·kult inter·pretiert, da beide, Tennō und Unter·tanen gött·lichen Ursprungs seien, der Tennō also eine Art Vater des ge·samten Volkes darstellte. Dieser Kult war der „nicht-religiöse“ Shintō, den jeder Japaner zu be·folgen hatte und dem auch alle Schreine neben ihren sonstigen traditio·nellen Zere·monien zu huldigen hatten. Damit war es möglich, einen Staats·kult mit religiösen Ver·ehrungs·mustern zu fördern, ohne dass dies im Wider·spruch zur ver·fas·sungs·mäßig garantierten Religions·freiheit stand.<br />
<br />
Dem entsprechend war von offizieller Seite ab Mitte der Meiji-Zeit weder von einer Staats·religion noch von einem Staats·shintō die Rede. Wenn Shintō explizit an·ge·sprochen wurde, dann als „Schrein-Shintō“ ({{glossar:jinjashintou}}). Dieser Schrein-Shintō wurde in Regie·rungs·texten als nicht-religiöser Staatskult definiert und als solcher einem religiösen „Sekten Shintō“ ({{glossar:shuuhashintou}}) gegen·über gestellt (s. dazu auch [[Grundbegriffe/Shinto | Einführung: Shintō]]). Somit steht „Schrein-Shintō“ im Kontext der Vor·kriegs·zeit für das, was später als „Staats·shintō“ be·zeichnet wurde. „Staats·shintō“ als Begriff setzte sich erst durch, nachdem das staats·shintōisti·sche System durch die ameri·kanische ''Shintō Direktive'' (1945, s.u.) offiziell ab·ge·schafft worden war. Der Begriff „Staats·shintō“ wurde also erst rück·wirkend auf die Reli·gions·politik vor dem Zweiten Weltkrieg angewendet.<br />
<br />
===''Kokutai''===<br />
<br />
Aus dem bisher Gesagten lässt sich bereits erkennen, dass der Begriff „Shintō“ im System des Staats·shintō weit seltener zu finden ist, als man a priori ver·muten würde. Die Schlag·worte, unter denen sich der Kult um Staat und Tennō festigte, laute·ten eher „Nationale Moral“, bzw. „Volksmoral“ ({{Glossar:Kokumindoutoku}}) und „Nationaler Geist“/„Volksgeist“ ({{Glossar:Kokuminseishin}}). Der vielleicht wichtigste Begriff inner·halb der Ideologie des Staats·shintō ist jedoch das ominöse {{glossar:kokutai}}.<br />
<br />
''Kokutai'', wtl. „Landeskörper“, könnte man un·vor·ein·ge·nommen mit „Staat“ oder „Staats·wesen“ über·setzen. Im Deutschen ruft eine derartige Über·setzung aber nicht den emo·tionalen Gehalt wach, der dem ''kokutai'' im Laufe der Zeit zu·ge·sprochen wurde. Insofern scheint Klaus Antonis Über·setzung „National·wesen“ treffender. Tat·säch·lich entzieht sich der Begriff aber einer Über·setzung, weil er in den ver·schie·densten Schriften der Vorkriegs·zeit eine Aura des Heiligen, Unan·tast·baren zu·ge·sprochen bekam, ohne dass je eine präzise Definition des Begriffs vor·ge·nommen worden wäre. Selbst juri·dische Texte sprachen von der Ver·letzung der Würde des ''kokutai'', ohne zu klären, was ''kokutai'' sei. Ähn·liches gilt auch für Texte, die sich explizit mit ''kokutai ''be·schäftigen, wie das berüchtigte {{g|Kokutainohongi}} („Grund·prinzipien [unseres] National·wesens“) aus dem Jahr 1937. Ein ge·meinsames Motiv aller ''kokutai'' Diskurse liegt jedoch darin, dass die Heiligkeit des Tennō, die zu·gleich die Heilig·keit des Staates ist, aus dem ''kokutai ''ab·ge·leitet wurde, welches selbst nicht mehr hinter·fragt werden konnte. Das einzige Motiv, das sich in vielen (wenn auch nicht in allen) ''kokutai''-Beschreibungen immer wieder finden lässt, ist der Hinweis auf Japans „ungebrochene Folge dynastischer Herrschaft“, also die angeblich 2600 Jahre zurückreichende Dynastie des Tennō.<br />
<br />
=== Die Göttlichkeit des Tennō ===<br />
<br />
{{Sidebox2<br />
| sidepage=Kyoiku_chokugo<br />
| titel=zitat<br />
| chokugo.jpg<br />
| Erziehungserlass 1890<br />
}}<br />
Wo aber findet sich nun das berühmte Dogma, dass der Tennō selbst eine Gottheit in Menschen·gestalt ({{glossar:arahitogami}}) und seine Ab·stammung von der Sonnen·gott·heit ein histo·risches Faktum sei? Auch hier wird man in amtlichen oder halb-amtlichen Dokumenten kaum fündig. Eine wichtige Rolle spielte aber der [[Geschichte/Staatsshinto/Kyoiku_chokugo | „Kaiserliche Erziehungserlass“]] aus dem Jahr 1890. Dieser kurze Text, in dem der Tennō persönlich zu seinen Unter·tanen spricht,<!--<br />
--><ref><br />
Tatsächlich wurde der Erlass von einer Reihe von Intel·lektuellen unter Anleitung des Juristen Inoue Kowashi (1843–1895), einem der „Architekten“ der Meiji-Verfassung, formuliert (Doak 2012, S. 95–96). <br />
</ref><br />
enthält neben einem all·ge·mein ge·haltenen Aufruf zu Tugend und Patrio·tismus („unver·brüch·liche Treue gegen den Herrscher und Liebe zu den Eltern“) mehr·mals den Hinweis auf die „kaiser·lichen Vorfahren“ sowie auf das „Gedeihen Unserer wie Himmel und Erde ewig dauernden Dynastie“ (eine Paraphrase des mytho·logi·schen [[Texte/Jinno_shotoki#Herrschaftsauftrag|Herr·schafts·auf·trags]] durch {{glossar:amaterasu}}). Der Text ver·weist damit indirekt auf die [[Mythen]] und die dort ge·schilderte göttliche Ab·stam·mung des Tennō Hauses, lässt es aber dahin·ge·stellt, in wie weit den dort ge·schil·derten Be·geb·nissen wörtlich Glauben zu schenken sei.<br />
<br />
Nun wurde aber dieser Erziehungs·erlass in den Schulen zu·sam·men mit den Portraits des kaiserlichen Paares gleich·sam religiös ver·ehrt und bei diversen An·lässen kollektiv rezitiert. Diese Ver·ehrung allein machte den Text gegen·über kritischen Ein·wänden immun und bot statt·dessen einen treff·lichen Anlass, die mytho·logi·schen Er·zäh·lungen vom Herrschafts·auftrag der Sonnen·gott·heit an ihren Enkel und die Er·oberung des ganzen Landes durch {{glossar:jinmutennou}} in den Schul·unterricht ein·fließen zu lassen. Es ist sicher kein Zufall, dass dieser Text gleich·zeitig mit dem Inkraft·treten der Ver·fas·sung und des Par·lamen·taris·mus (1890) ver·laut·bart wurde. Er stellte sozu·sagen das Gegen·gewicht zum neuen rechts·staat·lichen System dar, das hiermit in Kraft trat. Den Bürgern wurde mit dem Erzie·hung·serlass be·wusst gemacht, dass sie sich gegen·über dem Tennō in einer sub·alter·nen Position befan·den, auf seine Gnade ange·wiesen waren, und dass diese Hierar·chie auch durch den Rechts·staat nicht in Zweifel gezogen werden konnte.<!--<br />
--><ref><br />
Dazu äußerte sich etwa der Rechtsexperte Ariga Nagao (1860–1921) folgendermaßen: „When the Constitution was granted in 1889, it was feared by some that the idea of 'the rights of the people' would destroy the idea of loyalty and patriotism, and the famous Rescript of Education was the result, which looked at humanity entirely from the standpoint of intellect, and excluded all element of faith and mystery.“ (Ariga Nagao, 1908, nach Holtom 1922, S. 78.) <br />
</ref><br />
<br />
All dies schloss aber keines·wegs aus, dass während der Meiji-Zeit eifrig an einem modernen Uni·versi·täts·system gear·beitet wurde, wo u.a. ernst·zu·neh·mende histo·rische Forschung zur Histori·zität der Mythen betrieben wurde. Selbst zum Shintō waren mit gewissen Ein·schrän·kungen unter·schied·liche Mei·nungen ge·stattet.<!--<br />
--><ref><br />
Ein berühmter Fall staats·shintōis·tischer Zensur ist der Fall des Historikers {{glossar:Kumekunitake}} (1839–1931). Als er 1891 einen Artikel mit dem Titel „Shintō, ein alter Brauch der Himmels·verehrung“ veröffentlichte, in dem er Shintō als historisches Relikt bezeichnete, wurde ihm im folgenden Jahr aufgrund von Protesten aus dem Lager der Shintō-Ideologen seine Professur an der Universität Tōkyō entzogen.<br />
</ref> <br />
Un·antast·bar blieb einzig und allein der Tennō selbst, so·dass auch die Frage, was man sich unter der Gött·lich·keit des Tennō vor·zu·stellen habe, kaum gestellt wurde.<br />
<br />
== Shintōpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg ==<br />
<br />
{{floatright|style= jumpright| rahmen_h=165<br />
|Scap_shinto.jpg<br />
|caption= Amerikanische Propaganda gegen den Staatsshinto<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Nach der japanischen Nieder·lage im Zweiten Weltkrieg wurde der Staats·shintō unter ameri·kani·scher Besatzung bereits 1945 offiziell ab·ge·schafft. In der soge·nannten ''Shintō-Direktive'' der Amerikaner vom 15. Dezember 1945 heißt es:<br />
{{zitat|text=<br />
Jede [Maßnahme zur] Trägerschaft, Förderung, Fortsetzung, Kontrolle oder Ver·breitung des Shintō ist Personen im öffentlichen Dienst [...] untersagt und mit sofortiger Wirkung einzustellen. <ref>Ü. nach Hardacre 1989: 167</ref><br />
}}<br />
Am 1. Januar 1946 wandte sich der Tennō schließlich selbst — zweifellos auf Druck der Besat·zungs·mächte — an die Bevöl·kerung. In einer Rund·funk·an·sprache, die als „Proklamation des Mensch·seins“ (''Ningen sengen'') in die Geschichte einging, verkündete er:<br />
{{zitat|text=<br />
Die Bande zwischen Uns und Euch, dem Volk, sind seit jeher aus gegen·seiti·gem Vertrauen und liebe·vollem Res·pekt ge·flochten. Sie ent·standen nicht bloß aus Mythen und Legenden. Sie be·ruhen nicht auf dem Wahn, der Tennō sei ein Gott in Menschen·gestalt und das japanische Volk sei eine höher·wertige Rasse, vom Schicksal be·stimmt die Welt zu beherr·schen. <ref>Ü. nach Antoni 1998: 333. Dieser Ansprache war am 15. August 1945 die Kapitulations·erklärung des Tennō via Radio vorangegangen. Es war das erste Mal gewesen, dass die Stimme des Tennō in der Öffentlichkeit zu hören war.</ref><br />
}}<br />
Damit wider·rief also der Tennō einerseits seine mythologisch begründete Göttlich·keit, nicht aber die grund·sätz·liche Auto·rität, die ihm unter dem Staats·shintō zu·ge·sprochen wurde. Zweifellos ent·sprach auch dies dem Kalkül der Ameri·kaner, die sich ent·schlos·sen hatten, Japan mit Hilfe des Tennō zu reformieren.<br />
<br />
Unter amerikanischer Besatzung wurde in der Folge die Trennung von Staat und Religion in der Ver·fassung ver·ankert, sämtliche Shintō-Schreine, inklusive des {{Glossar:Isejinguu | Ise Schreins}}, wurden als religiöse Körper·schaften definiert und jeglicher staat·lichen Förderung ent·zogen. Auch der Religions·unterricht in öffent·lichen Schulen wurde untersagt. Religion (und darunter fällt seit 1945 auch der Shintō) gilt seither in Japan als reine Privatsache.<br />
<br />
Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, blieb die Ideologie des Staats·shintō un·auf·ge·arbeitet. Einzelne Religions·historiker wie etwa Shimazono Susumu argu·men·tieren sogar, dass der Staats·shintō in der Person des Tennō, der ja nach wie vor auch religiöse Zere·monien voll·zieht, bis heute fort·besteht. Des weiteren ist nicht zu über·sehen, dass sich einzelne symbol·träch·tige Embleme des Staats·shintō, wie etwa der {{Glossar:Meijijinguu|Meiji Schrein}} oder der {{Glossar:Yasukunijinja | Yasukuni Schrein}}, nach wie vor großer Beliebt·heit erfreuen. Auch wenn kritische Intellek·tuelle immer wieder Diskus·sionen über die Ab·schaffung aller Überbleibsel des Staats·shintō entfachen, bleibt die Grund·frage in der japani·schen Öffent·lichkeit un·ent·schieden: Muss man den Staats·shintō zur Gänze als Produkt eines über·wundenen oder zu über·windenden Ultra-Nationa·lismus ansehen oder ist er ein Ausdruck japa·nischer kultureller Identität, der zu einer gewissen Zeit lediglich ideo·logisch miss·braucht wurde?<br />
<br />
==Diskussionspunkte==<br />
{{Sidebox2<br />
| sidepage=Yasukuni<br />
| yasukuni_torii.jpg<br />
| Yasukuni Schrein<br />
}}<br />
Abschließend sind im folgenden einige Schlagworte genannt, die bis heute zu regel·mäßigen Aus·ein·ander·setzungen rund um den Staats·shintō führen:<br />
<br />
* {{glossar:yasukunijinja}}, Tōkyō. Sicherlich das umstrittenste Reiz·thema. Der Yasukuni Schrein, wtl. „Schrein des friedlichen Landes“, ist eine Art Helden·tempel, in dem die Seelen der für Japan ge·fallenen Soldaten als ''kami'' ver·ehrt werden. Er wurde Anfang der Meiji-Zeit errichtet und vom Staats·shintō be·sonders ge·fördert. Nach dem Krieg wurde er in den Status einer ge·wöhlichen staats·un·ab·hängigen Religions·ge·meinschaft ver·setzt, doch gibt es Be·strebungen, ihn wieder als Ort nationaler Feier·lich·keiten zu reaktivieren. Einige populistische Politiker statten dem Yasukuni Schrein daher immer wieder halb-offizielle Besuche ab, die kalkulierte Empörung seitens Chinas und Koreas und Applaus bei national gesinnten Wähler·schaften hervorrufen. (Mehr dazu auf der Sidepage [[Geschichte/Staatsshinto/Yasukuni | Yasukuni]].)<br />
* {{glossar:kokutai}}, wtl. „Landeskörper“, „Nationalwesen“. Ein Begriff, durch den die nüchterne politische Struktur des Staates eine sakrale Aura erhalten sollte. Der bekannte Politologe Maruyama Masao wies darauf hin, dass die ''kokutai''-Ideologie in Japan ihre magische Bann·kraft gerade des·halb ent·faltete und noch immer be·sitzt, weil sie den Japanern kaum je bewusst ge·macht wurde: „Ein scharfes Be·wusst·sein davon, welche magische Macht diese mit dem Wort ''kokutai'' be·zeichnete nicht·religiöse Religion besaß, fehlt der Nach·kriegs·generation bereits, während es der älteren Generation, welche dieser Magie völlig verfallen war [...], von Anbeginn abging.“ (Maruyama 1988, S. 45)<br />
* {{glossar:shinkoku}} („Götterland“): Ein mit ''kokutai'' verwandter Begriff, der die Einzig·artig·keit Japans auf die die Tat·sache zurück·führt, dass es das „Land der ''kami''“ sei. Dieser Begriff hat eine lange Tradition, die sich bis zu den An·griffen der Mongolen (13. Jh.) und darüber hinaus zurück ver·folgen lässt (s. [[Geschichte/Shinto_Mittelalter | Shintō im Mittelalter]]). Unter dem Staats·shintō hatte der Begriff große Konjunktur, ver·schwand in der Folge weit·gehend aus dem politischen Diskurs, tauchte aber in einer Parlaments·rede von Premier·minister Mori Yoshiro im Jahr 2000 wieder auf und ent·fachte eine neue Welle von Argu·menten gegen bzw. für die Wieder·erstarkung nationa·listischen Denkens in Japan.<br />
* {{glossar:kannagaranomichi}} (wtl. „Weg des Gottseins“). ''Kannagara'' bedeutet ungefähr „eine Gottheit seiend“ und wird in einigen alten Texten auf den Tennō angewandt. Teil·weise taucht der Begriff auch als Lesung der Kanji-Zeichen von {{glossar:Shintou|''shintō''}} auf.<ref><br />
Die klassische Text·stelle stammt aus dem {{glossar:Nihonshoki}} (720), welches wiederum ein kaiserliches Edikt aus dem Jahr 647 zitiert. Dieses Edikt enthält die der Sonnen·gottheit {{glossar:amaterasu}} in den Mund gelegte Worte: „Meine Kinder sollen in ihrer Eigenschaft als Götter (''kannagara'') [die Welt] regieren.“ In einer Glosse bemerkt das ''Nihon shoki'' dazu: „''Kanngara'' bedeutet dem Weg der Götter ({{glossar:Shintou|''shintō''}}) zu folgen oder den Weg der Götter in sich zu tragen“ (Aston 1972, II, S. 226).<br />
</ref> In der Moderne bot der Be·griff reich·lich Platz für alle möglichen mysti·fizie·renden Inter·pre·tationen, was „der Weg des Gottseins“ denn eigent·lich zu bedeuten habe.<br />
{{floatright|w=300|rh=200<br />
| heiseitenno.jpg<br />
| Inthronisierungsfeier des Heisei Tennō <br />
|ref=1<br />
}}<br />
Schließlich gibt es eine fort·dauernde Diskussion über die Kriegs·ver·ant·wortung des Tennō, sowie seine Rolle im modernen Staat. Im Gegen·satz zum Staats·shintō wurde das Kaisertum ja nicht voll·kommen abgeschafft, es wurde ihm lediglich jede politische Ent·scheidungs·gewalt entzogen. Im religiösen Bereich, etwa im Zu·sammen·hang mit dem {{glossar:isejinguu|Ise Schrein}}, hält der Tennō aber bis heute gewisse rituelle Aufgaben inne. Darüber hinaus hat er selbst in der inter·natio·nalen Politik nach wie vor eine kei·nes·wegs unbe·deu·tende reprä·sen·tative Funktion als „Symbol des Staates“, die sogar in der Ver·fassung ver·ankert ist. Daher erregte die Tatsache, dass Kaiser Hirohito ({{Glossar:Shouwatennou}}) un·ge·achtet seiner Rolle als Staats·ober·haupt vor dem Zweiten Weltkrieg sein Tennō-Amt auch nach dem Krieg bis zu seinem Tod be·kleidete, sowohl außer·halb Japans als auch bei einigen japani·schen Intel·lektuellen heftige Kritik.<br />
<br />
{{Verweise<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Antoni_1998}}<br />
{{Literatur:Antoni_2002}}<br />
{{Literatur: Doak 2012}}<br />
{{Literatur:Hardacre_1991}}<br />
{{Literatur:Fischer_2001}}<br />
{{Literatur: Wachutka 2013}}<br />
<br />
Ältere Werke:<br />
{{Literatur:Holtom_1922}} (sehr informativ!)<br />
{{Literatur:Holtom_1963}}<br />
{{Literatur:Maruyama_1988}}<br />
<br />
Primärquellen: <br />
{{Literatur:Aston_1972}}<br />
<br />
| links=<br />
* [http://www.law.keio.ac.jp/%7Ehagiwara/kokutai.html „Kokutai-Ideologie“], Hagiwara Yoshihisa (dt.)<br/>Ein Artikel des japanischen Philosophen Hagiwara Yoshihisa, erschienen in K. Slamun (Hg.), ''Aufklärungsperspektiven'', J.C.B. Mohr, 1989.<br />
* „[http://www.uni-marburg.de/fb03/ivk/mjr/pdfs/2002/articles/kleine2002.pdf Religion im Dienste einer ethnisch-nationalen Identitätskonstruktion]: Erörtert am Beispiel der ‚Deutschen Christen‘ und des japanischen Shinto.“, Christoph Kleine<br/>Artikel des Japanologen und Religionswissenschaftlers Christoph Kleine, erschienen im Online Journal ''[http://www.uni-marburg.de/fb03/ivk/mjr Marburg Journal of Religion]'' 7/1, 2002.<br />
* [http://web.archive.org/web/20091027013136/http://geocities.com/gatoesmuchogor/ Yasukuni Jinja] (en.)<br/>Einige Fakten zu diesem kontroversen Thema. [Über [http://www.archive.org/ Internet Archive], 2010/8]<br />
* [http://www.kunaicho.go.jp/eindex.html Imperial Household Agency Homepage] (en., jap.)<br/>Zur Orientierung über die heutigen Funktionen des Tennō.<br />
* [http://www.kunaicho.go.jp/ryobo/index.html Tennō no misasagi] (jap.)<br/>Ein Überblick über sämtliche Grabstätten historischer Tennō - viele davon eigentlich Denkmäler aus der Zeit des Staatsshinto (Teil der oben genannten Website).<br />
* [http://www.fas.harvard.edu/~rijs/crrp/index.html Constitutional Revision Research Project], Harvard University (en.)<br/>Dieses Projekt widmet sich der aktuellen Debatte über eine Änderung der jap. Verfassung, enthält aber auch zahlreiche Dokumente und Links zur Geschichte der japanischen Verfassung.<br />
| update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay|Geschichte/Neue Religionen}}{{Styles}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Mythen/Imaginaere_Tiere/Komainu&diff=67197
Mythen/Imaginaere Tiere/Komainu
2016-09-20T21:22:05Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel | ''Komainu''-Portraits}}<br />
{{w500<br />
|komainu4.jpg<br />
|''Komainu'' von Kobayashi Kazuhira, 1961<br />
}}<br />
{{fl|K}}{{glossar:komainu|''omainu''}} lassen sich sich auf den Löwen zurück·führen, der seinen Weg als herr·schaft·liches Symbol·tier vom Vorderen Orient über Indien nach Ost·asien fand. Da er dort aller·dings nicht heimisch ist, wurde er zu einem legendären Tier und zum Gegen·stand zahl·reicher ikonographischer Variationen. Wie bei vielen einst·mals exotischen Wesen, die durch den Bud·dhis·mus in Ostasien bekannt wurden, lässt sich auch bei den ''komainu'' die Tendenz fest·stellen, dass sie mit zu·nehmender Ver·traut·heit ihre ge·fähr·lichen Züge verlieren und von den Künstlern statt·dessen — freiwillig oder un·frei·willig — mit einer gewissen Komik ausge·stattet werden. <br />
<br />
==Klassische Vorbilder==<br />
<br />
{{w500|rahmen_h=285 | top=-60 |w=580 |left=-30<br />
|wakasa komainu.jpg<br />
|''Komainu'', 13. Jh.<br />
}}<br />
{{w500|rahmen_h=285<br />
|komainu_koya.jpg<br />
|Gemalte ''komainu'', 14. Jh.<br />
}}<br />
{{w500<br />
|komainu_ninnaji.jpg<br />
|''Komainu'' des Ninna-ji, Kyōto, 17. Jh.<br />
}}<br />
Ältere Exemplare, wie z.B. die Abbil·dungen oben, lassen sich noch deutlich in einen „Korea-Hund“ (''komainu'', mit Horn und geschlos·senem Maul) und einen „China-Löwen“ ({{glossar:karajishi}} — manchmal auch schlicht als {{glossar:shishi}} bezeichnet — mit Mähne und offenem Maul) unter·scheiden. <br />
{{w500|rahmen_h=350<br />
|komainu_todaiji.jpg<br />
|Chinesische Löwen des Tōdaiji, um 1200<br />
}}<br />
Diese beiden Löwen stammen von chinesi·schen Stein·metzen, die Ende des 12. Jahrhunderts beim Wiederaufbau des {{glossar:toudaiji}} eingesetzt wurden, und sind offen·sichtlich vom damaligen chinesi·schen Löwenstil geprägt. Sie wirken zugleich archaischer und macht·voller als die meisten japanischen ''komainu'' und gehorchen nicht dem A-Un Schema, riefen aber offenbar in Japan einen eigenen Typ von ''komainu'' hervor, der etwa auch im {{glossar:Yasukunijinja|Yasukuni Schrein}} in Tōkyō oder beim {{glossar:Kiyomizudera|Kiyomizu Tempel}} in Kyōto zu finden ist.<br />
<br />
== Edo-zeitlicher Standard ==<br />
<br />
{{w502|rahmen_h=240<br />
|komainu a mak.jpg<br />
|komainu mak.jpg<br />
|caption= ''Komainu'' aus einem Familientempel der Tokugawa<br />
}}<br />
{{sidebox2<br />
|w=220|left=-10|rh=250<br />
|Jingoro_kuniyoshi.jpg<br />
|Lebendige Löwenhunde<br />
}}<br />
Die obigen Beispiele zeigen zwei sehr schön erhaltene Löwen·hunde des Hofmalers {{g|Kanoutsunenobu}} aus der mittleren Edo-Zeit (um 1710). Wie man sieht, gehören diese beiden Tiere der gleichen Spezies an, besitzen kein Horn und unter·scheiden sich lediglich durch ihre Gestik, die Farbe der Mähne und vor allem die Öffnung des Mauls. Auf einem Holz·schnitt von {{g|Utagawakuniyoshi}} (1797–1861) sind ganz ähnliche Exemplare zu erkennen. (Kuniyoshis stellt allerdings ein Exemplar noch mit Horn dar.) Sie wurden der Legende nach vom Meister·bild·hauer {{glossar:Hidarijingorou}} so lebensecht gestaltet, dass sie tatsächlich Räuber in die Flucht schlagen konnten (und sich in diesem Sinne eher wie Hunde als Löwen verhielten).<br />
<br />
==Humorvolle ''komainu''==<br />
Die folgenden Beispiele entstammen zum Großteil einer umfang·reichen Sammlung von ''komainu''-Bildern von Takuki Yoshimitsu. Takuki hebt vor allem die humorvollen Züge der japani·schen Löwen·hunde hervor.<br />
{{Galerie2|bilder={{Dia2|<br />
komainu3.jpg|rahmen_h=140|rahmen_w=120|w=x140|left=-80}}{{Dia2|<br />
komainu2.jpg|rahmen_h=140|rahmen_w=120|w=x140|left=-120}}{{Dia2|<br />
komainu1.jpg|rahmen_h=140|rahmen_w=121|w=x140|left=-180}}{{Dia2|<br />
komainu_aomori.jpg|rahmen_h=140|rahmen_w=121|w=x140|left=-10}}{{Dia2|<br />
komainu_nodajinja.jpg|rahmen_h=140|rahmen_w=120|w=x140|left=-10}}{{Dia2|<br />
komainu5.jpg|rahmen_h=140|rahmen_w=120|w=x140|}}{{Dia2|<br />
komainu_mitsumine.jpg|rahmen_h=140|rahmen_w=121|w=x140|}}{{Dia2|<br />
komainu_yasukuni.jpg|rahmen_h=140|rahmen_w=121|w=x170|top=-20}}<br />
}}<br />
<br />
==Löwenwächter in China, Korea und Okinawa==<br />
Auch in den Nachbar·ländern Japans findet man Löwen als Wächter, oft ebenso humor·voll gestaltet wie die ''komainu''. Während letztere aller·dings fast aus·schließ·lich vor religiösen Gebäuden zu finden sind, bewachen chinesische und koreani·sche Löwen eher weltliche Paläste.<br />
{{w504| rahmen_h=160<br />
| haetae1.jpg<br />
| haetae2.jpg<br />
| haetae3.jpg | top3 = -50<br />
| haetae5.jpg | w4 = 250<br />
| caption = Koreanische Löwenhunde<br />
}}<br />
{{w502| rahmen_h=160<br />
| komainu_ayuwang.jpg<br />
| stonelions_wuhouci.jpg<br />
| caption = Chinesische Löwenhunde<br />
}}<br />
{{w502| rahmen_h=160<br />
| shisa.jpg<br />
| shisa2.jpg| w2 = 300 | left2 =-30<br />
| caption = Shisa aus Okinawa<br />
}}<br />
{{Linkbox|text=<br />
* [http://www.komainu.net/ Komainu Net], Takuki Yoshimitsu (jap.)<br/>Klassische Komainu-Sammlung und Dokumentation.<br />
* [http://8.pro.tok2.com/~tetsuyosie/index.html Jinja tanbō]<br/>Photoreportagen japanischer Schreine mit einem Komainu-Schwerpunkt.<br />
* [http://photozou.jp/photo/list/213794/672708 Komainu World] (jap.)<br/> Photosammlung.<br />
* [http://www.cjvlang.com/Photos/stonelion/stonelion.html Stone Lions], Greg Pringle<br/>Bilder chinesischer Löwenhunde und Links.<br />
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Shisa Shisa] (en.)<br/>Wikipedia-Artikel über die Löwenhunde in Okinawa, die offenbar eine Variante zwischen japanischen und chinesischen Löwenhunden darstellen.<br />
|update= Sept. 2016|<br />
}}<br />
{{Linkbox|ue=Verwandte Themen|text=<br />
* [[Ikonographie/Waechtergoetter | Torwächter]] (Hauptseite)<br />
* [[Mythen/Verwandlungskuenstler/Inari_Kitsune | Fuchswächter]] (Bilderseite)<br />
}}<br />
{{ThisWay}}<br />
{{Styles}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Bescheid&diff=67196
Benutzer Diskussion:Bescheid
2016-09-20T21:21:51Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>Zurück zu [[{{SUBJECTPAGENAME}}]].<br />
<br />
Hinterlassen Sie hier eine Nachricht....<br />
<br />
==Nichtfunktionierende Links==<br />
* Seite = [[Alltag/Gluecksbringer/Omikuji]], Link= [http://www.asahi-net.or.jp/%7EEB3Y-KKTK/omikuji/omikuji.html Cyber Shrine]<br />
* Seite= [[Amidismus]], Link= [http://www12.canvas.ne.jp/horai/ Amida Net - A Compehensive Website of Shin Buddhism]<br />
* Seite= [[Bauten/Bekannte Schreine/Tenjin]], Links= [http://www.metmuseum.org/explore/kitanomaki/kitano_home.htm The Kitano Tenjin Engi Emaki], [http://www.kitanotenmangu.or.jp/eigo/index.html Kitano Tenmangū], [http://www.dazaifutenmangu.or.jp/other/index.htm Dazaifu Tenmangū ];<br />
* Seite= [[Bauten/Tempel/Pagoden]], Links= [http://www.d1.dion.ne.jp/~s_minaga/touba3.htm Nihon no tōba], [http://www45.tok2.com/home/todo94/pagoda-tower.htm Lonely Trip, Tō-eria];<br />
* Seite= [[Daibutsu]], Link= [http://www.cs.ucla.edu/~jmg/sekiToKiwi/usuki-web/index.html The Usuki Site]<br />
* Seite= [[Fudō Myōō]], Link= [http://www.kms.ac.jp/%7ehsc/henro/f_k_j/fudo.htm Shikoku Henro Shashinshū]<br />
* Seite= [[Füchse]], Link = [http://cont4.mech.usp.ac.jp/%7Eminagawa/shigapht/shigaraki/tanuki.html Shigaraki no tanuki]<br />
* Seite= [[Geschichte/Shinto Mittelalter/Jinno shotoki]], Link= [http://sunsite.berkeley.edu/jhti/Jinno%20shotoki%20copyright.html ''Jinnō shōtō-ki'' online, in JHTI-Ausgabe]<br />
* Seite= [[Amaterasu]], Link= [http://www.uwec.edu/philrel/shimbutsudo/ Shimbutsudo]<br />
* Seite= [[Alltag/Matsuri/Hadaka matsuri]], Link= [http://okayama-japan.jp/en/eventinfo.html Discover Okayama]<br />
* Seite= [[Alltag/Pilgerschaft/Shikoku]], Link= [http://echoes.bluemandala.com/ ''Echoes of Incense, A Pilgrimage in Japan'']<br />
* Seite= [[Fruchtbarkeitsritus]], Link= [http://www.obakemono.com/index.php The Obakemono Project]<br />
* Seite= [[Ikon/bilder komainu.htm]], Links= [http://8.pro.tok2.com/~tetsuyosie/index.html Jinja tanbō], [http://www.cjvlang.com/Photos/stonelion/stonelion.html Stone Lions];</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Denken/Sutra/Goldglanz_Sutra&diff=67195
Denken/Sutra/Goldglanz Sutra
2016-09-20T21:11:12Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Das staatsschützende Goldglanz Sutra }}<br />
{{floatright|rahmen_h=350|top=-50<br />
|kisshoten.jpg<br />
|Kichijō-ten (Lakshmi)<br />
| caption= Eine Heldin des Goldglanz Sutras (Nara-Zeit)<br />
|ref=1<br />
}}__TOC__<br />
{{fl|D}}as Goldglanz Sutra ({{glossar:konkoumyoukyou}}) ist einer der ältesten in Japan bekannten buddhistischen Texte. Rund um das Sutra existieren Legenden, laut denen sich ein kleines König·reich im Norden Indiens erfolg·reich gegen seine Feinde zur Wehr setzen konnte, weil das Sutra hier gepredigt wurde. Als die Feinde davon erfuhren, kon·ver·tierten sie eben·falls zum Buddhis·mus. Das Gold·glanz Sutra wendet sich in diesem Sinne ganz speziell an weltliche Herrscher und enthält viele Episoden, die den militä·rischen Schutz und inneren Frieden des jeweiligen Landes in Aussicht stellen. Aber auch das häufige Auftreten weib·licher Schutz·gott·heiten mag den welt·lichen Ziel·set·zungen des Sutras geschuldet sein.<br />
<br />
Das Sutra stammt wahrscheinlich aus Indien, doch sind die ursprüng·lichen Fassungen nicht mehr erhalten. Die älteste bekannte Ver·sion stammt aus dem China des fünf·ten Jahr·hun·derts.<ref>Fassung in 18 Kapiteln von Dharma·kshema, verfasst zwischen 412 und 421.</ref> 703 fertigte der Über·setzer·mönch {{glossar:Yijing2}} eine neue, wesent·lich aus·führ·lichere Fassung in 31 Kapiteln an, die sich in ganz Ost·asien ver·breitete. Diese Fas·sung ist auch als „Sutra vom golde·nen Glanz der sieg·reichen Könige“ — jap. ''Konkō·myō saishōō kyō'' — bekannt.<br />
<br />
==Verbreitung in Japan==<br />
<br />
Zusammen mit dem Sutra der/für Barmherzige Könige ({{glossar:ninnoukyou}}) und dem Lotos Sutra ({{glossar:hokekyou}}) zählt das Gold·glanz Sutra zu den soge·nannten Drei Staats·schutz Sutren, die ins·beson·dere vor und wäh·rend der {{glossar:Nara}}-Zeit große staat·liche Förde·rung erhielten, weil man sich um·gekehrt tat·säch·lich einen gleich·sam magi·schen Schutz des Reiches von ihnen erwar·tete. Einer der ersten, der sich dieser Methode sys·tema·tisch bediente, war {{glossar:Tenmutennou}}, von dem das {{glossar:Nihonshoki}} berich·tet, er habe Gold·glanz Sutra und das Sutra der Barm·herzi·gen Könige 677 in allen Landes·teilen verbrei·ten lassen.<ref>Aston, Teil II, S. 335</ref> Sein Urenkel {{glossar:Shoumutennou|Shōmu}} folgte ab 725 diesem Beispiel in größe·rem Maß·stab und ließ in der Nara-Zeit ein Netzwerk von Provinz·tem·peln errich·ten, deren offiziel·ler Name „Tempel für den Schutz des Staates durch die Vier Himmels·könige des Gold·glanz Sutras“ lautete.<ref>''Konkōmyō shitennō gokoku no tera'' 金光明四天王護国之寺. Provinzialtempel für Nonnen hießen im übrigen ''hokke metsuzai no tera'' 法華滅罪之寺 (Tempel des Lotos [Sutras], das das Böse besiegt)</ref> Das Goldglanz Sutra, das nun schon in erwei·terter Fassung als Sutra der Sieg·reichen Könige bekannt war, sollte in diesen Tempeln auf·be·wahrt und regel·mäßig rezitiert werden.<br />
<br />
Mit dem Rückgang staatlicher Förderung (und Regle·men·tierung) des Buddhismus in der {{g|Heian}}-Zeit nahm die Bedeu·tung des Goldglanz Sutras zwar ab, es legte aber den Grundstein für die Bekannt·heit von Figuren wie {{glossar:Benzaiten}} und {{glossar:Bishamonten}}, die heute als Bestand·teil der {{g|shichifukujin|Sieben Glücksgötter}} in Japan ungebro·chene Popu·larität genießen.<br />
<br />
== Inhalt des Sutras ==<br />
<br />
{{sidebox2<br />
| rh=310| w=180<br />
| Tamonten nara.jpg<br />
| Bishamon-ten, Nara <br />
|ref=1<br />
}}<br />
Wie die meisten längeren Sutren ist auch das Goldglanz Sutra in eine komplexe Rahmen·hand·lung ein·ge·bun·den, die den Text auf eine Predigt des Buddha zurück·führt. Doch nimmt die Predigt wiede·rum auf das Sutra Bezug, als ob es sich um einen be·reits vor·han·denen Text handeln würde. Die Haupt·person der Rahmen·hand·lung ist der from·me König und Bodhi·sattva Rucira·ketu <ref>Jap. Myōdō Bosatsu 妙幢菩薩</ref>. Eine Traum·vision dieses Königs, in dem die bud·dhis·tische Lehre ({{s|Dharma}}) als sonnen·gleiche Trommel die Welt erleuchtet, gibt dem Sutra seinen Titel. Es treten aber nach und nach andere bud·dhis·tische Figuren in den Vorder·grund, die die Effekti·vität des Sutras preisen. Ab·ge·sehen von diesen selbst·referen·ziellen narra·tiven Ele·men·ten enthält das Sutra eine Reihe von Gebets·formeln ({{skt:dharani}}) und rituelle Anlei·tungen zur Er·rei·chung kon·kreter, welt·licher Ziele. Diese magisch-religiösen Ele·mente kön·nen als Früh·formen des [[Geschichte/Kukai|eso·teri·schen Bud·dhismus]] an·ge·sehen werden.<br />
<br />
===Die Vier Himmelskönige ===<br />
{{w500|rahmen_h=220|w=520|left=-10 | top=-10<br />
|shitenno_met.jpg<br />
|Die Vier Himmelskönige in einem ikonographischen Handbuch<br />
|ref=1<br />
| hell=hell<br />
}}<br />
In Yijings Version des Sutras werden auch abstrak·tere Fragen und trans·zen·dente Themen erläutert, die sich teilweise stark mit dem Lotos Sutra überschneiden, doch beson·ders ab dem Kapitel über die Vier Himmelskönige ({{glossar:shitennou}}) schieben sich die dies·seits·bezo·genen Aspekte des Staats·schutzes immer stärker in den Vorder·grund. In diesem Abschnitt erklä·ren die Himmelskönige, angeführt von Bishamon-ten, in einem Dialog mit dem Buddha, wie sie Könige, die eben dieses Sutra hoch·halten, beschüt·zen und andere, die dem Sutra im spe·ziellen und dem Bud·dhis·mus im allge·meinen abhold sind, bestra·fen werden. Das folgende Zitat zeigt, dass in diesem Schutz auch der Krieg enthalten ist: <br />
<br />
{{zitat|text=<br />
Wenn zur Zeit, da der Menschen·könig dieses Sūtra anhört, seine Feinde aus dem benachbarten Lande diesen Gedanken haben: „Wir wollen mit dem vier·glied·rigen Heer jenes Land bekriegen,“ dann werden, Erhabener, infolge der majes·tätischen Kraft dieses Sutra ihrerseits die anderen Feinde (jenes) benach·barten Feindes kommen und ihn heimsuchen, und in dem Land werden sich Miss·geschicke und Seuchen verbreiten, und wenn dann der König dies gesehen hat und (daraufhin) sein vier·glie·driges Heer aufstellt und es gegen jenes Land entsendet in dem Wunsche, es zu bekämpfen und zu unterwerfen, dann werden wir [die Vier Himmelskönige] samt unserem Gefolge, den unermesslich und unbegrenzt (vielen) {{skt:Yaksha|Yakṣas}} und göttlichen Wesen, einzeln unter der Verbergung unserer eigenen Gestalt (dem König) Schutz und Hilfe gewähren und veranlassen, dass jene Feinde ganz von selbst zu Fall kommen und es nicht mehr wagen, in sein Landes·gebiet zu kommen; wie sollte es dann überhaupt noch möglich sein, dass sie es mit Soldaten und Waffen bekämpfen!<ref> Goldglanz Sutra nach Yijing, Kapitel 12 („Die Beschützung des Landes“). Übersetzung Nobel 1958, S. 190–191.</ref> <br />
}} <br />
<br />
Weitere in Aussicht gestellte Vorteile sind: Schutz des Königs vor Krank·heiten, Bewah·rung seines langen Lebens; Friede unter den Frauen, Verwandten und Ministern des Königs; Fröm·mig·keit unter Mönchen und Laien·unter·tanen; und Schutz durch gött·liche Mächte. An anderer Stelle heißt es, dass dort, wo das Sutra gepredigt wird, alle Unter·tanen gesund, glücklich und reich sein werden. <br />
<br />
In späteren Kapiteln leisten außer·dem zahl·reiche Bodhisattvas sowie die indi·schen Schöpfergott·heiten Brahma und Indra, 28 Generäle und andere Schutz·götter alle erdenk·lichen Schwüre, um jenen, die das Sutra hören und weiter ver·breiten, schüt·zend zur Seite zu stehen.<br />
<br />
=== Weibliche Schutzgottheiten ===<br />
<br />
Neben den Vier Himmelskönigen spielen auch weibliche, ursprünglich aus Indien stammende Gott·heiten eine erstaunlich wichtige Rolle in diesem Sutra: Zunächst tritt {{glossar:Benzaiten}} prominent in Erscheinung, doch auch die Gottheit {{glossar:Kichijouten}} kommt zu Wort. Beide Göttinnen zählen als {{skt:Sarasvati}} und {{skt:Lakshmi}} zu den bekanntes·ten weib·lichen Figuren des indi·schen Panthe·ons. Schließ·lich gesellt sich noch eine „Erdgöttin“ namens Kenrō Jishin 堅牢地神 zu den weib·lichen Schutz·gott·heiten des Goldglanz Sutras. Sie stellt dem·jenigen, der den bud·dhis·tischen Tempeln Gaben spendet, Ver·gnügun·gen mit sieben·tausend Himmels·frauen in Aussicht. <br />
<br />
=== Sarasvati/ Benzaiten ===<br />
<br />
{{floatright|rahmen_h=320<br />
|saraswati.jpg<br />
|Sarasvati (indische Darstellung)<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Im Sarasvati Kapitel des Goldglanz Sutras wird diese Gottheit aus drei unterschiedlichen Blick·winkeln geschildert:<br />
:# Als Gottheit der gewandten Rede und der Weisheit, entsprechend ihren vedischen Vorbildern.<br />
:# Als medizinische Gottheit, die ein sehr konkret beschriebenes Kräuterbad empfiehlt.<br />
:# Als Kriegsgottheit.<br />
Die beiden letzen Aspekte finden sich in den Ver·sionen des Gold·glanz Sutras vor 703 noch nicht.<ref> Ludvik 2007, S. 154</ref><br />
Als Gott·heit der Weis·heit und Be·red·sam·keit fun·giert Saras·vati/ Ben·zai·ten vor allem als Be·schüt·zerin von bud·dhis·tischen Vor·lesern und Ko·pisten, indem sie ihnen hilft, Fehler zu ver·mei·den und das Wort Buddhas kor·rekt wie·der·zu·geben. Dazu enthält das Sutra auch einen ma·gi·schen Vers ({{skt:dharani}}). Des·glei·chen schützt Ben·zai·ten auch jene, die in den Genuss einer An·hö·rung des Sutras gelangen.<br />
<br />
Als nächstes gibt Benzaiten detaillierte Anweisung für ein Kräuter·heil·bad, das für wesent·lich kon·kre·tere An·wen·dun·gen bestimmt ist. Bis zu 32 Kräuter werden einzeln auf·ge·zählt. Sie werden zu Puder zer·rieben und mit heißem Was·ser ge·mischt, das auf einem im·pro·visier·ten Altar bereit gestellt wird. Geschützt durch Vor·hän·ge und vier Wäch·ter, und be·gleitet von zahl·reichen wei·teren ''dharani'' voll·zieht der Prakti·kant (der König) hier sein Bad. Das Bad ver·spricht zu·nächst Hei·lung von kör·per·lichen Be·schwer·den und Krank·heiten, aber auch langes Leben und all·ge·mei·nes Wohl·er·gehen, sowie Schutz vor schäd·lichen astro·logi·schen Ein·flüssen.<ref>Ludvik 2007, S. 169</ref> Dass eine Wasser·göttin ein Re·zept für ein Heil·bad bereit hält, macht natür·lich Sinn. Dieser Aspekt scheint jedoch bei der japani·schen Benzai·ten eher in den Hinter·grund geraten zu sein.<br />
<br />
Der letzte Abschnitt besteht großteils aus Lobes·hymnen, die an Benzai·ten gerichtet sind. Wird zunächst noch einmal ihre Elo·quenz und ihre Schön·heit hervor·ge·hoben, so sprechen sie spätere Verse auch als Kriegerin an. Sie bekommt nun acht Arme mit Waffen <ref> Ludvik 2007, S. 197</ref> und wird mit einem Löwen ver·glichen.<br />
<br />
{{verweise <br />
| themen =<br />
* [[Geschichte/Nara| Geschichte, Nara Zeit]]<br />
* [[Ikonographie/Waechtergoetter| Ikonographie, Wächtergötter]]<br />
* [[Ikonographie/Gluecksgoetter/Bishamonten| Ikonographie, Bishamon-ten]]<br />
* [[Ikonographie/Gluecksgoetter/Benzaiten| Ikonographie, Benzaiten]]<br />
* [[Texte/Sutra| Texte, Was ist ein Sutra?]]<br />
| links_ue = WI<br />
| links=<br />
{{Literatur:Aston_1972}}<br />
{{Literatur: Ludvik 2007}}<br />
{{Literatur: Nobel 1958}}<br />
* [http://www.ne.jp/asahi/kibono/sumika/kibo/note/nob/konkomyokyo.htm Konkōmyō saishōō-kyō Memo], japanische Zusammenfassung des Goldglanz Sutras von Ōhoshi Kamemushi.<br />
| update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Geschichte/Staatsshinto/Kyoiku_chokugo&diff=67194
Geschichte/Staatsshinto/Kyoiku chokugo
2016-09-20T21:08:01Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel <br />
| Der Kaiserliche Erziehungserlass <span class{{=}}"bottom">(''Kyōiku chokugo'', 1890) </span><br />
}}<br />
<br />
{{w500|chokugo.jpg|rahmen_h=250}}<br />
{{Zitat|text=<br />
Wir geben euch hiermit zu wissen:<br />
<br />
Unsere Kaiserlichen Vorfahren haben das Reich auf breiter und ständiger Basis errichtet und die Tugend tief und fest ein·ge·pflanzt. Unsere Unter·tanen sind in un·ver·brüch·licher Treue gegen den Herr·scher und in kind·licher Liebe zu den Eltern stets eines Sinnes ge·wesen und haben von Geschlecht zu Geschlecht diese schöne Ge·sinnung in ihrem Tun be·kundet. Dies ist die edle Blüte unseres Staats·gebildes ({{glossar:kokutai}}) und zu·gleich auch der Ur·quell, aus dem unsere Erziehung entspringt.<br />
<br />
Ihr Untertanen! Liebet und ehret denn eure Eltern, seid ergeben euren Ge·schwistern, seid einig als Gatte und Gattin, und treu als Freund dem Freunde! Haltet auf be·scheidene Mäßigung für euch selbst, euer Wohl·wollen erstrecke sich auf Alle! Pfleget das Wissen und übet die Künste, auf daß ihr eure Kenntnisse und Fertig·keiten ent·wickelt und eure sittlichen Kräfte ver·voll·kommnet! Be·strebet euch ferner, das öffentliche Wohl und das All·ge·mein·inter·esse zu fördern! Achtet die Reich·ver·fas·sung und be·folget die Gesetze des Landes! Sollte es je sich nötig er·weisen, so opfert euch tapfer für das Vater·land auf! Erhaltet und mehret also das Ge·deihen Unserer wie Himmel und Erde ewig dauernden Dynastie! Dann werdet ihr nicht nur Unsere guten und getreuen Unter·tanen sein, sondern dadurch auch die von den Vor·fahren über·komme·nen Eigen·schaf·ten glänzend dartun.<br />
<br />
Dieser Weg ist wahrlich ein Vermächtnis, das Uns Unsere Kaiserlichen Vor·fahren hinter·lassen haben, und das die Kaiserlichen Nach·kommen sowie die Unter·tanen allesamt be·wahren sollen: un·trüglich für alle Zeiten und gültig an allen Orten. Es ist daher Unser Wusch, daß Uns sowohl wie euch, Unsern Untertanen, dies stets in aller Ehr·furcht am Herzen liege, und daß wir alle zu derselben Tugend gelangen mögen.<br />
<br />
Gegeben am 30. Tage des 10. Monats des 23. Jahres Meiji (30.10.1890)<br />
<br />
[Unterschrift: Mutsuhito + Siegel]<!--<br />
--><ref><br />
Zitiert nach einer offiziellen Übersetzung ins Deutsche durch das Japanische Unterrichtsministerium, 1931. (Lokowandt 1978, S. 245; s.a. Antoni 1998, S. 216.)<br />
</ref><br />
}}<br />
<br />
== Entstehung und Kontext == <br />
<br />
Der {{g|kyouikuchokugo|Kaiserliche Er·ziehungs·erlass}} aus dem Jahr 1890 ist auf den ersten Blick ein sehr allgemein gehaltenes Dokument, das wenig mit „Erziehung“ zu tun zu haben scheint. Es verdankt seinen Namen der Tatsache, dass es als allgemeine Leit·linie für die Schul·erziehung entworfen wurde. Damit markiert es auch einen wichtigen Wende·punkt in der ideo·logischen Strategie, mit der der Meiji-Staat versuchte, die Be·völ·kerung auf die nationalen Interessen ein·zu·schwören. Dieser Wende·punkt bestand in der Instrumenta·lisierung des neu geschaffenen allgemeinen Schul·systems für die Verbreitung des „Tennōismus“. <br />
<br />
In den ersten Jahren nach dem Umsturz von 1868 förderte die Meiji-Regierung eine Kampagne mit dem Namen „Die Verbreitung der Großen Lehre“ ({{glossar:taikyousenpuundou}}), die zunächst von Shintō-Priestern und Shintō-Ideologen, später auch von Buddhisten und kon·fuzia·nischen Intel·lektuellen getragen wurde. Anfang der 1870er Jahre wurde nicht nur ein eigenes Ministerium ({{glossar:kyoubushou}}) für diese Kampagne geschaffen, es wurden auch gewaltige Ressourcen in die Er·richtung eines landes·weiten organi·satorischen und baulichen Netz·werks für diese Kampagne investiert. Doch schon bald stellte sich heraus, dass die Kampagne unter einem Mangel an ideo·logischer Schlag·kraft und Geschlossenheit litt, da sich die einzelnen Instruktoren nur auf sehr allgemeine gemeinsame Inhalte einigen konnten und es überdies zu Fraktions·kämpfen zwischen Buddhisten, Shintōisten und anderen kam. Die bauliche Infra·struktur, die im Zuge der Kampagne errichtet worden war, ließ sich aber für die allgemeine Schul·erziehung nützen.<!--<br />
--><ref><br />
Die Errichtung eines Schul·systems nach westlichem Muster wurde bereits 1872 in Angriff genommen.<br />
</ref> <br />
<br />
Als sich Ende der 1880er Jahre immer deutlicher abzeichnete, dass Japan ein rechts·staat·liches System annehmen würde, welches unter anderem die Trennung von Religion und Staat bzw. das Prinzip der religiösen Freiheit enthielt, ließen sich religiöse Spezialisten allein aus rechtlichen Gründen nicht mehr in den Dienst einer nationalen Propaganda nehmen. Dies bedeutete insbesondere für Schrein-Priester einen radikalen Rollen·wechsel. Waren sie zu Beginn der Meiji-Restauration noch die Avant·garde einer wie immer zu definierenden Staats·religion gewesen, so wurden sie ab 1882 im Zuge neuer Verordnungen dazu angehalten, auf alle theologischen und ideologischen Dispute zu verzichten und sich lediglich auf die Ab·haltung von Riten zu konzentrieren. Schrein·priester hatten lediglich zu beachten, dass diese Riten als nationaler Kult zur Verehrung des Tennō zu verstehen waren. Diese besondere Bedeutung des Tennō, der sozusagen den Gravitations·punkt aller an die ''kami'' gerichteten Hand·lungen darstellen sollte, bildet den Kern der sogenannten {{glossar:kokutai}}-Ideologie, also dem Glauben, dass Japan durch die Institution des Tennō allen anderen Nationen der Welt grund·sätzlich überlegen sei. <br />
<br />
Die ideo·logische Vermittlung der ''kokutai''-Ideologie verlagerte sich also von den Priestern zu den Lehrern. Der kaiserliche Erziehungs·erlass wurde wahrscheinlich gezielt für die ideo·logische Rolle der Schulen entworfen. Gleichzeitig entstand ein neuer Zyklus von nationalen Fest·tagen, die wiederum nach europäischen Vorbildern ausgerichtet waren. Manche waren zwar dem alten Hof·zere·mo·niell entnommen, doch die meisten, etwa der Gedenktag der mytho·logischen Staats·gründung durch {{glossar:jinmutennou}} am 11. Februar,<!--<br />
--><ref><br />
Das Datum ist weit·gehend frei erfunden. Es wurde insofern strategisch gewählt, als es in etwa mit dem traditionellen Neujahrs·beginn nach dem alten luni-solaren Kalender zu·sam·men·fällt. <br />
</ref> <!--<br />
-->wurden neu institu·tionalisiert. An diesen Tagen gab es landes·weit Festakte, die vor allem in Schulen ab·gehalten wurden. Zu diesen Anlässen versammelten sich Schüler und Lehrer gemeinsam, verbeugten sich vor dem Portrait des kaiserlichen Paars, lauschten dem Erziehungs·erlass und sangen neu komponierte Lieder voll nationalem Pathos. Auch die japanische Hymne ''Kimigayo'' entstand in dieser Zeit.<ref>Shimazono 2009, S. 101–103.</ref><br />
<br />
== Ritualisierung ==<br />
<br />
Form und Ablauf der neuartigen nationalen Festivi·täten wurde ebenfalls durch zentrale Ver·ordnungen regelmentiert. 1891, nur wenige Monate nach dem Erziehungs·erlass, wurde etwa die folgende „Verordnung zur Abhaltung von Festen und Feiertagen in Volksschulen“ erlassen:<br />
<br />
{{zitat| text=<br />
On the days of the {{g|Kigensetsu}} 紀元節, Tenchōsetsu 天長節, Genshisai 元始祭,<br />
Kannamesai 神嘗祭, Shinjōsai (Niinamesai 新嘗祭), school principals, teachers,<br />
and students assemble together in the auditorium and perform the following<br />
ritual. (1) Students, teachers, and the principals bow deeply facing the image of<br />
the emperor and empress and pray for the long life of both. Schools that have<br />
not yet posted these images should omit this rite. (2) The principal or a teacher<br />
reads the Imperial Rescript on Education. (3) The principal and teachers work<br />
to cultivate in the students the resolution to love one’s country and be loyal to<br />
one’s lord by respectfully elucidating the sacred intent underlying the Imperial<br />
Rescript on Education, or by narrating the great affairs of the first emperor<br />
and the virtue of the historical emperors or by telling of the origin of the festivals<br />
and holidays or by delivering lectures that correspond to these festival or<br />
holidays. (4) Principals, teachers, and students sing songs that relate to these<br />
festival and prayer days.<ref><br />
''Shōgakkō ni okeru shukujitsu taisaijitsu no gishiki ni kansuru kitei'' 小学校に於ける祝日大祭日の儀式に関する規程; nach Shimazono 2009, S. 102, Ü. Regan E. Murphy.</ref><br />
}}<br />
<br />
In dieser Verordnung deutet sich bereits eine Sakra·lisierung der Tennō-Portraits und des Erziehungs·erlasses selbst an, die sich in der Folge noch weiter verstärken sollte. Weitere Verordnungen präzisierten die Form ihrer Auf·bewahrung, bis die meisten Schulen schließlich eine Art Schrein namens {{glossar:houanden}} besaßen, wo Bild und Erlass des Tennō gemeinsam wie ein Heilig·tum behandelt wurden.<br />
<br />
In dieser Form der Verehrung offenbart sich ein grund·legender Unter·schied zum vormodernen Schrein·kult. Adressaten waren ehemals allein die ''kami'' gewesen und der rituelle Zweck war meist konkret und Anlass gebunden. Die Riten wurden von rituellen Spezialisten ausgeführt. Nun wurde quasi die gesamte Bevölkerung zu Ritualisten, während die Figur des Tennō theoretisch die Funktion eines Mittlers zwischen Be·völ·kerung und ''kami'' inne hielt. Doch die Dimension dieser Mittler·figur wurde derart ausgeweitet, dass die einzelnen ''kami'' dahinter unsichtbar wurden und ihre spezifischen Stärken und Charak·teris·tika verloren. Die Göttlichkeit des Tennō brauchte in diesem Kontext gar nicht mehr theoretisch erörtert zu werden, sondern ergab sich schlicht aus der rituellen Auf·merk·samkeit, die seiner Person zuerkannt wurde.<br />
<br />
{{w500<br />
|Hoanden.jpg<br />
|Hōan-den (Schulschrein), 1943<br />
}}<br />
Freilich ergab sich die Effizienz dieses Systems nicht auf einen Schlag, sondern nahm kontinuierlich in dem Maße zu, in dem neue Genera·tionen unter dem Eindruck des Erziehungs·erlasses heran·gewachsen waren. Mit den wachsenden militärischen und kolonia·listischen Unter·nehmungen des Landes gewannen auch die Bitten um „Frieden“ bzw. um militärische Siege im Kontext des patriotischen Ritualismus immer mehr an Bedeutung. Parallel dazu wurde der {{glossar:yasukunijinja|Yasukuni}} Schrein in Tōkyō mehr und mehr zur zentralen Bühne des nationalen Kults.<br />
<br />
== Ideologische Ausdeutung ==<br />
<br />
{{floatright <br />
| Inoue_Tetsujiro.jpg<br />
| Inoue Tetsujirō<br />
| rw= 240 | w= 280 <br />
| rh= 300<br />
| top=-15 | left=-20<br />
| jumpright = 1<br />
}}<br />
Ähnlich wie ein religiöser Text wurde der Erziehungserlass aber auch Gegenstand zahlreicher Interpretationen, die den darin kondensierten Inhalt explizit in eine dem nationalen Gedanken gedeihliche Botschaft ummünzen sollten. Manche dieser Interpretationen wurden von Regierungsseite generalstabsmäßig geplant und durchgeführt, andere entstanden in dem Bemühen von Gelehrten und Ideologen, eigenen Positionen anhand der vagen Formulierungen des Erlasses zu begründen. Die erste Auslegung unter kaiserlicher Aufsicht stammt vom Philosophen {{g|inouetetsujirou}} (1855—1944): {{g|Chokugoengi}} und erschien bereits im September 1891. Dies verwundert ein wenig, war doch Inoue eben von einem mehrjährigen Studienaufenthalt in Deutschland (1884—1890) zurück gekehrt, wo er sich vor allem mit deutschem Idealismus beschäftigt hatte. Doch gerade darin lag in der damaligen Zeit sein besonderer Wert. Wenn ein Gelehrter, der auch das westliche Denken kannte, die konfuzianischen Termini des Erlasses ausdeutete, würde eine solche Schrift weitgehend immun gegen interne und externe Kritik sein. Inoue war sich umgekehrt der in ihn gesetzten Erwartungen bewusst und setzte seine Schrift sowohl konfuzianischen als auch {{g|kokugaku}}-Gelehrten vor, bevor sie zur Veröffentlichung frei gegeben wurde. Er erwähnt in seinen Memoiren allerdings auch, dass ihm speziell der – durch den preußischen Sieg über Frankreich 1871 angeheizte – deutsche Nationalismus, mit dem er während seiner Studienzeit in Kontakt gekommen war, darin bestärkte, auch in Japan das Erbe der eigenen Kultur stärker herauszustreichen, statt sich unkritisch am Vorbild des Westens zu orientieren.<ref> Antoni 1990, S. 104–105.</ref> Inoues prononcierte Kritik am Westen war also zumindest teilweise von Deutschland inspiriert. Sein Kommentar zum Erziehungserlass wurde zum Beginn eines seiner zentralen Themen, nämlich die Prinzipien der „nationalen Moral“ ({{g|kokumindoutoku}}) des japanischen Volkes festzulegen.<br />
<br />
Inoue sieht im Erziehungserlass einen „gemeinschaftlichen Patriotismus“ gefordert, der mit den Kardinaltugenden des Konfuzianismus, Kindesliebe und Loyalität gegenüber dem Herrscher, im Einklang steht. Es geht also nicht nur um die Liebe zum Vaterland, sondern auch um eine persönliche Vervollkommnung nach konfuzianischem Muster im Dienste der staatlichen Gemeinschaft. Die Ordnung des Staates wird dabei mit der Ordnung der Familie in zweifacher Weise in Beziehung gesetzt: 1) Nur aus geordneten Familien entsteht ein geordneter Staat; und 2) Der Staat ist selbst ein Abbild der Familie, wobei der Tennō die Figur des Vaters repräsentiert. <br />
<br />
Nationale Solidarität wird vor allem durch die Bedrohung durch westliche Staaten begründet. Jede Schwäche Japans könne dazu führen, dass das Land selbst Opfer des Kolonialismus werde (eine sicher berechtigte Warnung). Aus dieser Position zieht Inoue z.T. Schlussfolgerungen, die durchaus an die {{g|sonnoujoui}} Ideologie der Vor-Meiji-Zeit erinnern. So nimmt er (in einer späteren Schrift) auch explizit gegen das Christentum Stellung und kontrastiert es mit dem Erziehungserlass: Dieser sei „nationalistisch“ (natürlich im positiven Sinne), das Christentum hingegen a- oder gar anti-nationalistisch, da es auf die Menschheit als ganzes und nicht auf die Nation ausgerichtet ist.<ref>''Kyōiku jiron'', 1892.</ref> Unter den nationalen Tugenden, die Inoue beschwört, taucht u.a. auch der „Weg des Kriegers“ ({{g|bushidou}}) auf, eine deutliche Abkehr von der Kritik am „Feudalismus“, die die frühe Meiji-Zeit bestimmt hatte. <br />
<br />
Inoue Tetsujirō galt zu seiner Zeit nicht nur für das konservative politische Establishment als vertrauenswürdige Figur, auch in der akademischen Welt wurde er als Experte des japanischen Konfuzianismus hoch geschätzt. Sein Beispiel veranschaulicht, dass sich in der damaligen Zeit auch führende Intellektuelle bereitwillig in den Dienst der Nationalisierung Japans und der Tennō-Ideologie stellten. Trotzdem ist zu beobachten, dass die Ritualisierung des Erziehungserlasses bald ein Ausmaß annahm, das nicht allein durch den Einfluss westlich geprägter Ideologen wie Inoue zu erklären ist. <br />
<br />
{{verweise<br />
| bilder =0 <br />
| links=<br />
* Japanischer Originaltext: [http://ja.wikisource.org/wiki/%E6%95%99%E8%82%B2%E3%83%8B%E9%96%A2%E3%82%B9%E3%83%AB%E5%8B%85%E8%AA%9E Kyōiku ni kansuru chokugo] (Wikisource).<br />
* Übersetzung in Englische: [http://en.wikisource.org/wiki/Imperial_Rescript_on_Education Imperial Rescript on Education] (Wikisource).<br />
* Japanische Version mit englischer Vokabelliste: [http://www.meijigakuin.ac.jp/~pmjs/resources/bungo/13_kyoikuchokugo.html Kyoiku chokugo] (PMJS, [http://www.meijigakuin.ac.jp/~pmjs/index.html Premodern Japanese Studies]).<br />
* Übertragung ins moderne Japanisch inklusive der obigen bildlichen Abbildung: [http://www.meijijingu.or.jp/about/3-4.html Meiji Tennō-sama ni tsuite] (Teil der offiziellen HP des {{Glossar:Meijijinguu | Meiji Jingū}}).<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Antoni_1990}}<br />
{{Literatur:Antoni_1998}}<br />
{{Literatur:Lokowandt 1978}}<br />
{{Literatur:Shimazono_2009}} <br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}{{Styles}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Geschichte/Kamakura/Kamikaze&diff=67193
Geschichte/Kamakura/Kamikaze
2016-09-20T21:05:28Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles|sidepage}}<br />
{{titel | Götterwinde<span class{{=}}hide>:</span> <span class{{=}}"bottom">Religion und Krieg zur Zeit der mongolischen Eroberungen</span>}}<br />
<br />
{{fl|D}}ie Herrschaft der Mongolen ist aus der Sicht Japans vor allem mit einem ein·schnei·denden Ereignis ver·bunden: Der erfolg·reichen Abwehr eines zwei·fachen Invasions·ver·suchs der Mongolen, 1274 und 1281.<!--<br />
--><ref><br />
Dieser Artikel basiert auf einem Vortrag, den der Verfasser, Bernhard Scheid, am 9. Juni 2006 im Rahmen des Symposiums [http://www.oeaw.ac.at/iran/symposium_800jahremongolei.htm 800 Jahre Mongolisches Weltreich] an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften hielt. <br />
</ref><br />
Japan stellt somit eines der wenigen Länder dar, die dem Er·oberungs·drang der Mongolen Einhalt ge·bieten konnten. Der tradi·tio·nel·len japa·ni·schen Ge·schichts·auf·fas·sung zu·folge war dies aber nicht der mili·täri·schen Über·legen·heit Japans zu ver·danken, son·dern Taifu·nen, welche die Götter Japans zum richtigen Zeit·punkt ent·fachten. Diese Winde werden daher „Götter·winde“ genannt, auf Japa·nisch {{glossar:kamikaze}}. Der Mythos dieser Winde wirkte bis ins zwanzig·ste Jahr·hundert fort, als die Selbst·mord·piloten der japani·schen Luft·waffe die Rolle der Götter·winde über·neh·men sollten, um die „aus·län·di·schen Er·oberer“ abzu·wehren. <br />
<br />
{{w500 <br />
| Mongolen_kuniyoshi.jpg<br />
| Göttliche Winde zerstören die Flotte der mongolischen Angreifer<br />
| rw= 500 | rh= 320 | w= 520 <br />
| top=-20 | left= -10 <br />
| ref=1 <br />
}}<br />
== Die mongolische Eroberung Ostasiens ==<br />
<br />
Einer der frühesten Erfolge von {{g|Dschingiskhan}} nach der Einigung der mongolischen Stämme (1205) war die Er·oberung Beijings (1215), das zuvor die Haupt·stadt der nord·chi·ne·sischen {{g|Jin}}-Dynastie ge·we·sen war. Die Eroberung Südchinas, das zu dieser Zeit von der süd·lichen {{g|Song}}-Dynastie (1130–1276) regiert wurde, ging aller·dings nur noch schleppend und in kleinen Schritten voran, während sich in Richtung Westen, von Zentralasien bis Osteuropa, ein Reich nach dem anderen der militärischen Macht der Mongolen unter·werfen musste. China stellte also, eben·so wie Korea und Japan, eine wesent·lich größere Hürde für die mongolischen Er·oberungen dar als die west·lich gelegenen Reiche.<br />
<br />
{{floatleft<br />
| kublai_khan.jpg<br />
| Kubilai Khan<br />
| rh=250<br />
| top=-20 <br />
| ref=1 <br />
| hell= hell<br />
}}<br />
Die vollständige Erobe·rung Chinas ge·lang erst un·ter Dschin·gis Khans En·kel {{g|Kubilaikhan}} (1215–1294, r. 1260–1294), der 1271 offi·ziell die chine·sische {{g|Yuan}}-Dynas·tie be·grün·dete und von da an als recht·mäßi·ger Kaiser Chinas agier·te. Unter Kubilai wan·delte sich der mon·goli·sche Herr·schafts·appa·rat und ins·be·son·dere der direkt unter Kubilai Khan ste·hende Teil der er·oberten Gebie·te von einem krieg·eri·schen Noma·den·reich zu einem Agrar·staat mit kom·plexen büro·krati·schen Hierar·chien nach chinesi·schem Muster. Die dünne Herr·schafts·schicht der einst zügel·losen Er·oberer wurde auf diese Weise von der Kultur der Er·ober·ten domes·tiziert.<br />
<br />
Dennoch war die Angriffs·lust der Mon·golen unter Kubilai noch nicht gänz·lich er·loschen. Laut den Be·richten {{g|Marcopolo|Marco Polos}}, der China unter Kubilai Khan be·suchte und von diesem per·sön·lich emp·fan·gen wurde, rich·teten sich die Be·gehr·lich·keiten des Groß·kahns vor allem auf Japan, das in Kubilais (und auch in Marco Polos) Augen ein Land von sagen·haf·tem Reich·tum war. Bevor an einen Angriff auf Japan aller·dings zu denken war, musste erst die Er·obe·rung Koreas ab·ge·schlos·sen werden.<br />
<br />
Korea wurde bereits 1231 zum Ziel mongolischer Angriffe, setzte sich aber lange Zeit erfolg·reich zur Wehr. Erst unter Kubilai kam es zu einer Art Annektion des Landes, aller·dings nicht durch einen ein·deutigen militärischen Sieg sondern auf·grund von diplo·matischen Zu·ge·ständ·nissen. Im Aus·tausch gegen den Ab·zug der mongolischen Truppen aus der alten Haupt·stadt Koreas, erklärte sich der spätere König {{g|Weonjong}} (r. 1259–1274) zum Vasallen der Mongolen. Korea wurde so zu einem wichtigen Ver·bündeten in der letzten Phase der ostasiatischen Er·oberungen.<br />
<br />
==Angriffe auf Japan==<br />
<br />
Die Kontakt·aufnahme der mongolischen {{g|Yuan}}-Dynastie mit Japan begann 1266 und folgte den diplomatischen Spiel·regeln früherer chinesischer Dynastien: aus dem selbst·ver·ständ·lichen Anspruch, die Mitte und zu·gleich den Höhe·punkt mensch·licher Zivilisation darzu·stellen, gewährte man auch den Herrschern der um·liegenden Reiche, je nach Ab·stand zur chinesischen „Mitte“ ein be·stimmtes, genau ab·ge·wogenes Maß an Respekt. Ent·sprechende Bot·schaften wurden ab 1266 in un·regel·mäßigen Abständen und meist über Ver·mittlung Koreas an die japanischen Herrscher ent·sandt. Nach dem Inhalt der ersten Bot·schaften zu schließen, handelte es sich weder um offene Kriegs·erklärungen noch um konkrete Tribut·forderungen, aber doch um un·miss·ver·ständ·liche Aufforderungen, die Über·legen·heit der mongolischen Herrscher an·zu·er·kennen.<ref>Zum Wort·laut des Schreibens vgl. Bockhold 1982, 84–85</ref> Inwieweit dies bereits eine versteckte Kriegsdrohung an Japan war, ist im historischen Rück·blick nicht einfach her·aus·zu·lesen. Faktum ist, dass die Japaner zu·nächst einmal gar nicht auf Kubilais Botschaften reagierten und damit einen will·kommenen Anlass für die zu·nehmend feind·selige Haltung der Mongolen lieferten.<br />
<br />
Neben dem von Marco Polo geschilderten Reichtum Japans gab es vielleicht auch komplexere geopolitische Über·legungen, die zu Angriffsplänen auf den Inselstaat führten. Die dafür nötigen logistischen An·strengungen wurden nämlich zunächst haupt·sächlich dem neuen Vasallen·staat Korea auf·ge·bürdet. Die Aus·sicht auf Beute sollte die Koreaner möglicher·weise bei der Stange halten und den Mongolen damit den Rücken für ein weiteres Vor·dringen in den Süden Chinas freihalten. In der Tat war der Auftrag an Korea, 1000 Kriegs·schiffe zu bauen und zu·gleich auch die Ver·sorgung einer ent·sprech·enden Anzahl von Soldaten vor·zu·bereiten, so gewaltig, dass Teile des koreanischen Heeres neuerlich rebellierten (1270–73), was zu einer Ver·zögerung des Angriffs auf Japan führte.<br />
<br />
{{map | c=<br />
33.800121, 129.734395~ ~ ~ ~ ~Iki; <br />
34.427728, 129.330647~ ~ ~ ~ ~Tsushima;<br />
33.589816, 130.414341~ ~ ~ ~ ~Hakata; <br />
33.436406, 129.752964~ ~ ~ ~ ~Takashima<br />
| center= 34.226171, 129.703263<br />
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}}<br />
1274 war es dann schließlich so weit. Die kombinierten Streitkräfte Koreas und Yuan-Chinas (mongolischen Be·richten zufolge 900 Schiffe mit ins·gesamt fast 30.000 Soldaten) setzten zur Überquerung der ca. 150 km breiten Meerenge an, die Korea von der südlichen japanischen Hauptinsel Kyūshū trennt. Die An·greifer machten Station auf den zu Japan gehörigen Inseln {{g|Tsushima}} und {{g|Iki}}, wo sie den Wider·stand örtlicher {{g|Samurai}} rasch in den Griff be·kamen. Es gelang ihnen, verhältnis·mäßig un·ge·hindert in der Bucht von {{g|Hakata}} (dem heutigen Fukuoka) an Land zu gehen, wo sich ihnen am 20.10.1274 endlich ein größeres Heer von Ver·teidigern entgegenstellte.<br />
<br />
Japanische und mongolische Berichte stimmen weit·gehend dahin·gehend über·ein, dass die kriegerischen Aus·ein·ander·setzungen zu·nächst günstig für die Angreifer ver·liefen. Die Japaner wurden in die Festung von {{g|Dazaifu}} zurück·ge·drängt, die Hafenstadt Hakata wurde von den Mongolen in Brand ge·steckt. Dennoch gab es auch auf mongolischer Seite Ver·luste, u.a. wurde der mongolische Vizeadmiral schwer ver·wundet. Dem Historiker Thomas Conlan zu·folge waren vor allem die japanischen Bögen — damals die Haupt·waffe der Samurai — aufgrund der größeren Bogen·länge den viel ge·rühmten mongolischen Reflex·bögen an Reichweite überlegen.<br />
<br />
Aus nach wie vor unerfindlichen Gründen zog sich das Heer der Angreifer aber nach dem ersten Gefechtstag auf japanischem Boden wieder zurück. Zeit·ge·nössische Quellen bringen hier zum ersten Mal die legendären Götterwinde (''kamikaze'') ins Spiel, doch eigen·artiger·weise ist davon nur in mongolischen Berichten zu lesen. In den beiden japanischen Quellen, die die mongolischen Kämpfe am ausführlichsten beschreiben ({{g|Moukoushuuraiekotoba}} und {{g|Hachimangudoukun}}), ist von diesen Winden im Jahr 1274 nichts zu finden. Nur im entfernten Kyōto notierte der Höfling {{g|Kadenokoujikanenaka}} in sein Tage·buch, dass ihm die frohe Nachricht zu Ohren ge·kommen sei, Winde aus östlicher Richtung hätten die mongolischen Schiffe in ihre Heimat zurückgeblasen.<ref>Conlan 2001.</ref><br />
<br />
Damit war die mongolische Gefahr fürs erste gebannt, aber beiden Seiten war klar, dass dies noch nicht das Ende der Feind·selig·keiten be·deutete. Nach dem end·gültigen Sieg über die {{g|Song}}-Dynastie (1279) wandte sich Kubilai Khan ein weiteres Mal der japanischen Sache zu und ließ dies·mal eine noch mächtigere Flotte er·richten, die von zwei Stütz·punkten aus starten sollte: Südchina und Korea. Wieder waren es ehe·malige Feinde, die die Haupt·last des Militär·schlags auf Japan zu leisten hatten.<br />
<br />
In Japan war man in der Zwischen·zeit nicht untätig geblieben. Zwischen den beiden Angriffen (1274 und 81) gelang es, vor Hakata (dem natürlichen Eingang nach Kyūshū und in der Folge nach den anderen Haupt·inseln Japans) eine 12km lange Befestigungsmauer zum Meer hin zu er·richten, die bald gute Dienste leisten sollte. Auch scheint man sich besser um die innere militärische Organisation der Abwehr gekümmert zu haben.<br />
<br />
Auf Seiten der Angreifer klappte die Logistik 1281 weniger gut. Es ge·lang nicht, die beiden Haupt·flotten wie geplant zu synchronisieren, so·dass sich der Zeitpunkt des Angriffs ge·fähr·lich nahe an die Saison der Taifune an·zu·nähern begann. Bis auf den heutigen Tag ist be·sonders Kyūshū, aber auch Südkorea, jedes Jahr im Spät·sommer, bzw. im Frühherbst einer Reihe von Wirbel·stürmen (japanisch {{g|taifuu}}, wtl. Großer Wind → „Taifun“) ausgesetzt. Das Risiko eines solchen Wirbel·sturms muss den Angreifern bewusst gewesen sein. Möglicherweise war dies mit ein Grund, warum der kleinere Teil der Angreifer — die Flotte aus Korea — angriff, ohne das Ein·treffen der Flotte aus Südchina abzuwarten. Sie musste eine ent·sprechende Niederlage hin·nehmen und zog un·ver·richteter Dinge wieder ab (allerdings nicht ohne die Bevölkerung der Japan vor·ge·lagerten kleineren Inseln ein weiteres Mal zu massakrieren).<br />
<br />
Als die chinesische Flotte (angeblich 100.000 Mann) schließlich eintraf, war es ihren Soldaten auf·grund der Be·festigungs·anlagen ebenfalls un·möglich, auf japanischem Boden Fuß zu fassen. Die mongolischen Truppen be·zogen daher auf der Insel {{g|Takashima}} Stellung und hielten dort sechs Wochen in einer Art Be·lagerungs·zu·stand aus. Von Japan aus erfolgten in dieser Zeit guerillataktische An·griffe: Einer·seits ver·suchte man die Ver·sorgungs·schiffe der Angreifer an·zu·greifen, anderer·seits gab es von kleinen wendigen Booten aus nächt·liche Über·fälle auf größere mongolische Schiffe. Schließlich kam dann offen·bar tat·säch·lich ein Taifun, der den Großteil der an·greifenden Schiffe zerstörte und die wenigen übrigen zu einem hastigen Rückzug ver·anlasste. Der zweite Angriff auf Japan endete somit in einer ver·heerenden Nieder·lage der {{g|Yuan}}-chinesischen Angreifer.<br />
<br />
== Die Frage der Götterwinde==<br />
<br />
In der späteren japanischen Geschichts·schreibung gewannen die Götter·winde zu·nehmend an Bedeutung und wurden in beiden Feld·zügen als kriegs·ent·scheidend dar·gestellt. Es existieren jedoch wie bereits erwähnt zwei Quellen, die die mongolischen Angriffe aus verhältnis·mäßig geringer zeitlicher Distanz schildern und in denen die ''kamikaze'' über·raschender·weise gar nicht vor·kommen: Einer dieser Berichte, das ''Mōkō shūrai ekotoba'' ist der Augen·zeugen·bericht eines ver·hältnis·mäßig niedrigen Samurai namens {{g|Takezakisuenaga}}, der seine Helden·taten nicht nur nieder·schrieb, sondern auch illustrieren ließ. Dieser Bericht ist deutlich von dem Interesse getragen, den helden·haften Charakter seines Protagonisten zu schildern. Es nimmt insofern nicht weiter Wunder, dass die göttlichen Winde nicht erwähnt werden, da auch der all·ge·meine Verlauf der Schlacht kaum berück·sichtigt wird. Den·noch ent·hüllt der Bericht zahl·reiche interessante Besonder·heiten der japanischen Verteidigung.<br />
<br />
In Japan regierte zu dieser Zeit eine Militär·regierung ({{g|shougun|Shōgunat}}), die sich aus Vertretern der Krieger·klasse (Samurai) zusammen·setzte. Das ganze Land war verhältnismäßig hoch militarisiert, aber die Regierung verfügte über keine nennenswerte stehende Armee sondern war auf die Loyalität ihrer Vasallen an·ge·wiesen. Der offizielle Ober·befehls·haber der Ver·teidiger in Kyūshū hatte daher auch keine absolute Befehls·gewalt über die beteiligten Krieger. Diese wurden viel·mehr durch die Aussicht auf Be·lohnungen, die die Regierung für besonders helden·hafte Einzel·leistungen in Aussicht stellte, motiviert. Dieses System der Be·lohnungen war bereits so weit institutionalisiert, dass sich Krieger, bevor sie in den Kampf zogen, eines „Zeugen“ ver·sicherten, der ihre Ansprüche auf Be·lohnung im Falle ihres Über·lebens per Eid be·stätigen sollte. Diese Zeugen sollten mit dem Bitt·steller möglichst in keinem verwandt·schaft·lichen Verhältnis stehen. Eine weitere Form, seine Ver·dienste unter Beweis zu stellen, war das Vor·zeigen von Köpfen der ge·töteten Feinde. Ebenso wie bei den Mongolen wurden also auch auf japanischer Seite kaum Ge·fangene gemacht.<br />
<br />
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|mokoshurai_ekotoba2.jpg<br />
|Japanische Krieger kapern ein mongolisches Boot <br />
| ref= 1<br />
| hell= hell<br />
}}<br />
Die „Heldentat“ unseres Chronisten Suenaga bestand im Fall der ersten Mongolen·invasion in nichts anderem als dem toll·kühnen Versuch, mit einem kleinen Trupp von Unter·gebenen gegen die An·greifer an·zu·reiten, bevor der japanische Heer·führer das Zeichen zum Angriff gegeben hatte. Es war also in der Tat eine Art „Kamikaze-Aktion“. Obwohl Suenaga mit viel Glück überlebte, konnte er keinen feind·lichen Kopf erbeuten. Da er aber durch einen Zeugen seine Ver·wundungen und den Ver·lust von Pferden und Dienern be·weisen konnte, erhielt er als Be·lohnung Ersatz für seine Pferde und eine offizielle Be·stätigung seines Mutes. Dies war der eigent·liche Zweck seines Ein·satzes, denn diese Be·stätigung konnte er in lokalen Besitz- und Erb·streitig·keiten zu seinen Gunsten einsetzen.<br />
<br />
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| mokoshurai_ekotoba1.jpg<br />
| Suenaga's tollkühner Angriff<br />
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| hell= hell<br />
}}<br />
Das Belohnungs·system der Militär·regierung stützte sich somit auf eine Art Helden·ethos, der in der gesamten Schicht der Samurai anerkannt wurde. Einzelne Individuen wurden unter Berufung auf einen solchen Helden·ethos zu un·ge·wöhn·lichen Einzel·leistungen angereizt. Andererseits war es schwer, derartige „Helden“ einer größeren militärischen Strategie unter·zu·ordnen. Diese grundsätzliche Charakteristik mittel·alterlicher japanischer Kriegs·führung kommt nicht nur in den Berichten Suenagas sondern auch in den damaligen Helden·epen deutlich zum Ausdruck. Im Unterschied zu den literarischen Heldenepen widmet Suenaga den Kriegs·er·eignissen aller·dings nur ein paar Zeilen, während er die büro·kratischen Hürden bei der Er·langung seiner An·er·kennung mit großer Aus·führ·lich·keit beschreibt. Es scheint, als ob die Ver·handlung mit den Behörden den wesent·lich schwierigeren Teil seiner kriegerischen Operationen ausgemacht hätten.<br />
<br />
==Die Rolle der religiösen Institutionen==<br />
<br />
Obwohl Suenaga die göttlichen Winde nicht erwähnt, sind moderne Historiker über·wiegend der Meinung, dass die Wind·verhält·nisse an der japanischen Küste den Kriegsverlauf in der Tat be·ein·flussten. Dies wird unter anderem durch das er·wähnte ''Hachiman gudōkun'' bestätigt, die zweite der zeit·lich nächst·liegenden japanischen Quellen. Es wurde in der offen·sicht·lichen Absicht ver·fasst, den Gott {{Glossar:Hachiman}} als den eigentlichen Verantwortlichen für die Winde und damit für den japanischen Sieg dar·zu·stellen. Dennoch legen die z.T. recht genauen Be·schreibungen des Schlachten·verlaufs in diesem Werk nahe, dass die Winde allein für den Sieg nicht aus·reichten. Wieso aber schrieben vor·moderne japanische Quellen mit zu·nehmenden zeitlichen Ab·ständen zu den Ereignissen den Götter·winden eine höhere Be·deutung zu als den Helden·taten japanischer Samurai? Aus Sicht der Mongolen mag es ver·ständlich sein, dass man sich lieber einem Natur·ereignis als der Kriegs·kunst eines Gegners ge·schlagen geben wollte, aber wie erklärt sich die Be·tonung der Götter und ihrer Winde aus japanischer Sicht? Die Ant·wort scheint in Tatsache zu liegen, dass neben den Kriegern auch religiöse Institutionen um die An·er·kennung ihres Anteils am japanischen Erfolg wett·eiferten. Und sie taten dies wahr·schein·lich mit noch größerem Erfolg als die Krieger.<br />
<br />
Selbst Suenaga verrät, dass die Götter das letzte Wort über den Aus·gang einer Schlacht hatten, wie immer ge·schickt er und die anderen Krieger sich auch an·stellten. Dass Sieg oder Nieder·lage letztlich ein Werk der Götter (heute würde man viel·leicht sagen: des Zufalls) war, galt also als un·be·zweifel·bare Tatsache. Und so bestand ein be·trächt·licher Teil der Kriegs·vor·be·reitungen Japans in auf·wendigen Gebeten und Ritualen, die nicht selten vom {{g|Tennou}} selbst ab·ge·halten oder in Auftrag ge·ge·ben wurden. Die Hauptrolle spielten aber buddhistische Mönche, die sich interessanter·weise weniger an {{s|Buddha|Buddhas}} und {{s|Bodhisattva|Bodhisattvas}}, sondern an [[Ikonographie/Shinto-Götter | einheimische Gottheiten]] (im speziellen an die Gottheiten Hachiman und {{g|Amaterasu}}) wandten.<br />
<br />
Dies mag auf den ersten Blick irrational erscheinen, ge·horchte aber sicher einer zweck·ge·richteten Logik: Eine grund·sätzliche Schwierigkeit bei der Mobilisierung der japanischen Ver·teidigung be·stand darin, die mongolische Be·drohung als nationale Katastrophe dar·zu·stellen, die jeden einzelnen etwas anging. Die Vor·stellung, einem ge·meinsamen Reich zu dienen, das man nach außen ver·teidigen musste, war unter mittel·alterlichen Samurai nur äußerst schwach vorhanden. Tat·säch·lich fand man sich ja an·ge·sichts der drohenden Invasion der Mongolen vor eine historisch noch nie da·ge·wesene Situation gestellt.<br />
<br />
Es galt also zunächst eine Ideo·logie zu kreieren, die über die Einzel·interessen der Krieger hinaus ein einigendes Be·wusst·sein der Ver·teidiger aus den ver·schiedenen Teilen Japans schuf. Dazu waren zu dieser Zeit nur die religiösen Institutionen fähig. Sie mussten aus einer speziellen Mischung von [[Grundbegriffe/Buddhismus | Buddhismus]] und [[Grundbegriffe/Shinto | Shintō]] den ideo·logischen Kitt erzeugen, der in modernen National·staaten in Form von nationaler Solidarität und Patriotismus mehr oder weniger selbst·ver·ständlich vor·aus·gesetzt werden kann.<br />
<br />
In diesem Zu·sammen·hang war der Mythos der Götterwinde schon in der Vor·be·reitung der Ver·teidiger ein religiös-ideologischer Topos: Das ''Hachiman gudōkun'', die zweite der bereits ge·nannten japanischen Quellen, zitiert ein Gebet des bud·dhis·tischen Abtes {{g|Eizon}}, eines der prominentesten buddhistischen Würden·träger seiner Zeit, an den ein·heimischen Gott Hachiman: dieser möge Winde auf·kommen lassen, die die Feinde ohne ihnen Verletzungen zu·zu·fügen in ihre Heimat zurückschickten. Der Religions·historiker Fabio Rambelli, der sich mit dem Mythos der Götter·winde aus·führlich aus·einander gesetzt hat, weist außerdem darauf hin, dass die Liturgie, mit der man den Mongolen begegnete, dem Muster der Abwehr von Natur·katas·trophen folgte. Während die meisten buddhistischen Mönche vor, während und nach den Mongolen·angriffen derartige Riten und Gebete ab·hielten, um den Sieg Japans sicher zu stellen, gab es auch Eiferer wie den Mönch {{Glossar:Nichiren}}, der die Mongolen als Werk·zeug von Buddhas und ''kami'' ansahen, um Japan für die Ver·derbt·heit seiner Sitten zu strafen.<br />
<br />
Nach der erfolgreichen Zurück·schlagung der Mongolen waren die religiösen Instutionen wahr·schein·lich auch die einzigen wirklichen Gewinner der Situation. Nach·dem weiter die Not·wendig·keit bestand, Japan gegen mögliche Angriffe der Mongolen zu ver·teidigen, nahmen auch die rituellen Aktivitäten zur Mobilisierung der Götter·welt nicht ab. Im Mythos der Götter·winde festigte sich die Vor·stellung, dass einer Be·drohung durch fremde Mächte letzt·lich ohne göttlichen Beistand nicht bei·zu·kommen sei.<br />
<br />
Interessanterweise teilten sogar die Mongolen selbst die Vorstellung, dass ihre Nieder·lage aus der spirituellen Über·legen·heit ihrer Feinde resultierte. In der Geschichte der Yuan-Dynastie wird er·wähnt, dass der japanische Herrscher selbst seinen Ahnen·göttern in Ise ge·opfert hätte, worauf sich den Soldaten auf dem Meer bös·artige Schlangen ge·zeigt hätten, die schwefel·artige Dämpfe ver·breiteten: Un·heil·volle Vorboten der be·vor·stehenden Katastrophe.<br />
<br />
Angreifer und Verteidiger bewegten sich also trotz aller kulturellen Unter·schiede in ähnlichen Vor·stellungs·welten. Bei zweifellos vor·handener kultureller Arroganz war das Selbstbild der Mongolen keines·wegs so von sich ein·genommen, dass man die Götter des Gegeners als bloßen Aber·glauben abtat. Wahr·schein·lich glaubten auch die Mongolen, dass letzt·lich trans·zendente Mächte über den erfolglosen Ausgang dieser Eroberung entschieden hatten.<br />
<br />
{{Verweise<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Bockhold_1982}}<br />
{{Literatur:Conlan_2001}}<br />
{{Literatur:Delgado_2003}}<br />
{{Literatur:Rambelli_1996}}<br />
| links=<br />
* Thomas Conlan, e.a., [http://www.bowdoin.edu/mongol-scrolls/ Scrolls of the Mongol Invasions of Japan] (Online reproduction of orginal sources). Bowdion College.<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Geschichte/Kukai&diff=67192
Geschichte/Kukai
2016-09-20T21:01:04Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Kūkai und der Shingon Buddhismus}}<br />
<br />
{{fl|K}}{{glossar:kuukai|ūkai}} (774–835) ist der vielleicht populärste Mönch des japa·nischen Bud·dhis·mus. Er ist der Begründer der {{glossar:shingonshuu | Shingon-Schule}} und damit der be·kann·teste Ver·treter des soge·nann·ten eso·terischen Bud·dhis·mus in Japan. Der esote·rische Bud·dhis·mus ist u.a. durch die An·wen·dung magi·scher Riten ge·kenn·zeich·net und war vor allem im Mittel·alter (also einige hundert Jahre nach Kūkai) äußerst ein·fluss·reich. Kūkai war jedoch schon zu Leb·zeiten sehr geachtet und erhielt nach seinem Tod den post·humen Ehren·titel {{glossar:kouboudaishi}} („Meister der Ver·brei·tung des Gesetzes“), unter dem er noch heute in Japan be·kannt ist.<br />
<br />
==Biographie Kūkais==<br />
<br />
Kūkai wuchs in einer adeligen Familie in Shikoku auf und studierte zu·nächst kon·fuzianische Klassiker, um sich auf eine Karriere als Hof·beamter vor·zu·bereiten. Wie er aber schon in seinem Früh·werk {{glossar:sangoushiiki}} („Essenz der Drei Lehren“, 791) er·kennen lässt, zog ihn der Bud·dhis·mus in seinen Bann und er ver·brachte einige Jahre als wan·dern·der Asket, bevor er schließ·lich 804 im relativ vor·ge·rückten Alter von ein·und·dreißig Jahren offiziell dem Mönchs·stand beitrat. Bedenkt man, dass er im gleichen Jahr an einer kaiser·lichen Ge·sandt·schaft nach China teil·nahm, und dass er mit Kaiser {{glossar:kanmutennou|Kanmu}} vor allem durch gemein·sames Inte·resse an der Dicht·kunst freund·schaft·lich ver·bunden war, so lässt er sich gut als genialer Quer·ein·steiger und Auto·didakt vor·stellen, der mö·gli·cher·weise nur deshalb eine formale Mönchs·weihe vollzog, um an der Reise nach China teilnehmen zu können. Er fuhr übrigens mit der gleichen Ge·sandt·schaft wie {{glossar:Saichou}}, wenn auch in einem anderen Schiff. Diese Reisen waren zur damaligen Zeit ein waghalsiges Unternehmen. Erschwerend kam dazu, dass man aus politischen Gründen nicht den indirekten Weg über das koreanischen Festland wählte, sondern direkt das chinesische Reich ansteuerte. Von den vier Schiffen, die in Japan aufgebrochen waren, er·reichten nur zwei das Fest·land — die Schiffe Kūkais und Saichōs. Fromme Biographen führten das später darauf zurück, dass beide Mönche vor der Abreise inständig zu den ein·heimischen(!) {{glossar:kami}} beteten, damit die Über·fahrt gelänge. Die beiden Schiffe lan·deten jedenfalls, von Winden versprengt, in verschiedenen chinesischen Provinzen und ihre Insassen schlugen sich auf eigene Faust in China durch. Dem Schiff Kūkais kam dabei zugute, dass dieser über außergewöhnlich gute Kenn·tnisse des Chinesischen in Wort und Schrift verfügte und auf Grund dessen eine privilegierte Behandlung erfuhr. <br />
<br />
{{Sidebox2<br />
|kuukai2.jpg <br />
|Kūkais Initiation<br />
|sidepage=Kukais Initiation<br />
|titel=zitat<br />
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}}<br />
Bald nach seiner Ankunft in der Haupt·stadt Chang-an traf Kūkai mit dem berühmten Meister {{glossar:huiguo}} zusammen und wurde von ihm in den eso·te·rischen Bud·dhis·mus ein·ge·weiht. In einem [[Geschichte/Kukai/Kukais Initiation|auto·bio·graphi·schen Bericht]] Kūkais erscheint dieses Treffen schick·sals·haft vorbestimmt. Huiguo erkannte demnach in Kūkai einen Auserwählten und machte ihn umgehend zu seinem Nach·folger. Da Huiguo 806 starb, blieb Kūkai kaum ein Jahr, um mit dem Meister ver·traut zu werden, was die an sich schon außer·gewöhn·liche Beru·fung noch mysteriöser macht.<br />
<br />
Zurück in Japan arrangierte sich Kūkai nach an·fäng·lichen Schwierig·keiten rascher mit den orthodoxen {{glossar:nara}}-Schulen als Saichō. Sein end·gül·tiger Durch·bruch fällt in das Jahr 816, in dem er ein eigenes Kloster auf {{glossar:kouyasan|Berg Kōya}} gründen durfte, das zum Zentrum von Kūkais neuer Shingon-Schule werden sollte, ähn·lich wie sich {{glossar:hieizan|Berg Hiei}} als Zentrum von Saichōs Tendai Buddhismus etablierte. 816 ist zu·gleich das Jahr, in dem sich die Wege der vor·erst freund·schaft·lich verbun·denen Reformer Saichō und Kūkai trennten. Aus partner·schaft·licher Kooperation wurde Rivalität, die offen·bar durch offizielle Be·günsti·gungen einmal des einen, einmal des anderen immer erbitterter wurde.<br />
<br />
Als mit dem Tod Saichōs 822 der {{g|Tendaishuu|Tendai-Schule}} eine eigene Ordi·nations·platt·form zu·ge·standen wurde und sie somit als auto·nome Mönchs·ge·mein·schaft an·er·kannt wurden, erhielt schließlich auch Kūkai die Berechtigung, eigene Weihe·zere·monien für Mönche durch·zu·führen. Im Gegen·satz zu Saichō sah er darin aber mehr eine Ergänzung als einen Ersatz des be·stehenden Ordi·nations·systems. Kūkai setzte sich auch nicht, wie Saichō, von der be·stehenden Mönchs·hierarchie ab, sondern machte inner·halb des „Establishments“ Karriere: 827, mit 54 Jahren wurde er Leiter des {{glossar:sougou}}, der Behörde für klerikale An·ge·legen·heiten, die damals die staatliche Kontrolle über sämtliche Klöster ausübte. Kūkai hielt somit das mäch·tigste politische Amt inner·halb des bud·dhis·tischen Klerus inne.<br />
<br />
==Shingon und esoterischer Buddhismus==<br />
<br />
Als Begründer der Shingon-Schule gilt Kūkai zu·gleich als Initiator des eso·teri·schen Bud·dhis·mus in Japan, der manch·mal als dritte Haupt·richtung neben {{skt:Mahayana}} und {{skt:Theravada}} ein·ge·stuft wird (s. [[Grundbegriffe/Buddhismus | Einführung]]). Ähn·lich wie Saichō vertritt Kūkai die Auffassung, dass man noch in diesem Leben die {{skt:buddha|Buddhaschaft}} erlangen könne, aller·dings zieht er andere Mittel zur Er·lan·gung dieser Buddha·schaft in Betracht. Er betont das Ritual bzw. eine sozusagen aktionis·tische Vor·gangs·weise, die ver·schiedene rituelle Techniken kom·bi·niert. Diese Techniken können nur un·mittel·bar von Meister an Schüler weiter·ge·geben werden und müssen vor dem Gebrauch durch Un·ein·ge·weihte ge·schützt werden. Insofern spricht man von „geheimer“ oder eben „esoterischer“ Tradierung. Im Japanischen (und Chinesischen) heißt „esoterischer Bud·dhis·mus“ im übrigen schlicht {{glossar:mikkyou}} (chin. {{g|mijiao|''mijiao''}}) — „geheime Lehre“. <br />
<br />
Vor Kūkai be·stan·den bud·dhis·tische Riten in Japan vor allem aus Rezi·ta·tionen von (nicht nur für Laien meist un·ver·ständ·lichen) {{skt:sutra|Sutrentexten}}. Kūkai kritisierte diese Praxis. Er verglich das rituelle Rezitieren von Sutren mit der Situation eines Kranken, dem der Arzt ledig·lich ein medizi·nisches Buch vor·liest. Zu einer prak·tischen Hei·lung könne es jedoch nur kommen, wenn die in den Sutren be·schriebenen Wahr·heiten in Form von Gebets·formeln (skt. {{skt:mantra}}), Handzeichen (skt. {{skt:mudra}}) und visualisierten Bildern ({{s|mandala}}), rituell an·ge·wandt werden. Das Ritual erhält im eso·terischen Bud·dhis·mus dem·nach den Stellen·wert eines Medika·ments, dessen An·wen·dung erst die „Genesung“ nach sich zieht. Die ver·schiedenen Sparten von rituellen Heils·praktiken — Formeln, Gesten und Bilder — werden im esoterischen Bud·dhis·mus übrigens auch „Ge·heim·nisse des Mundes“, „Geheimnisse des Geistes“ und „Geheimnisse des Körpers“, zusammen die „Drei Geheimnisse“ ({{glossar:sanmitsu}}) genannt. Die Be·deu·tung von magisch-rituellen Elementen spiegelt sich auch im Namen, den Kūkais Schule schließ·lich annahm: {{glossar:shingon}}, wtl. „wahres Wort“ ist eine mögliche Über·setzung des Sanskrit·wortes ''mantra'', Gebetsformel.<br />
<br />
Grob ge·sprochen liegt die Betonung bei ''mikkyō'' eher auf dem Ritual·wesen als auf Sutren·aus·legung oder Dogmatik. In den Riten des ''mikkyō'' sind wiederum die strengen, furcht·ein·flößenden Gestalten von besonderer Be·deutung. Auch das Feuer spielt im esoteri·schen Ritual eine wichtige Rolle. In diesem Zu·sammen·hang gelangte u.a. die Figur des „Unbeweglichen Mantra-Königs“ {{glossar:Fudoumyouou}} ({{skt:Acala}} {{skt: Vidyaraja}}) in Japan zu besonderer Bedeu·tung.<br />
<br />
{{w500|w=380| border=fff<br />
|vajra kongobuji.jpg<br />
| caption= Vajra (''kongōsho'') mit 5, 3 und 1 Zinken<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Ein wichtiges Instru·ment des esoterischen Bud·dhis·mus ist der {{skt:Vajra}} ({{glossar:kongou}}), eine magische Waffe, die gegen unheilvolle Einflüsse eingesetzt werden kann. Kūkai selbst wird meist mit einem drei·zackigen Vajra dargestellt (s. oben), die Wächter·ge·stalten an den Eingängen bud·dhis·tischer Tempel ({{glossar:Niou}}) halten hin·ge·gen ein·zackige Vajras in der Hand. Diesem rituellen Instrument ver·dankt der esoterische Bud·dhis·mus auch den Bei·namen {{skt:Vajrayana}}, Vajra Fahrzeug, übrigens eine Wort·schöpfung Kūkais, die später rück·wirkend auch auf indische, tibetische und chinesische esoterische Schulen angewandt wurde.<br />
<br />
<div class="bildtext bildbox">[[Image:altar_kyoogokuji_knm.jpg|link=|shingon altar]]<div> Shingon Mönch vor Shingon Altar mit eso·terischen Ritual·gegen·ständen. <br /> In der rechten Hand hält er einen fünf·zackigen Vajra, <br /> in der linken eine Vajra-Glocke.<br /> Bild: [http://www.kyohaku.go.jp/eng/dictio/data/kinkou/mikkyo01.htm Kyōto National Museum] [2010/8] </div></div><br />
<br />
==Kūkais geschichtliches Wirken==<br />
<br />
Der esoterische Bud·dhis·mus erlebte zu Zeiten Kūkais in China gerade eine letzte Blüte, während er in Japan noch weit·gehend un·be·kannt war. Kūkai war aber nicht der einzige, der sich für ''mikkyō'' interessierte und die ent·sprechenden Techniken in Japan be·kannt machte. Auch Saichō brachte esoterische Riten und Schriften nach Japan. Kūkai und Saichō arbeiteten zu·nächst ge·mein·sam an deren Ver·brei·tung, indem sie sich wechsel·seitig in Rituale ein·weihten, die sie in China kennen ge·lernt hatten. Saichōs Stärke lag aber offenbar in dem Bereich, der später all·ge·mein als ''kengyō'' (offene Lehre oder „'''exo'''terischer Buddhismus“) bezeichnet wurde.<br />
<br />
Saichō und Kūkai empfanden beide Bereiche, {{g|mikkyou}} und {{glossar:kengyou}}, als kom·plementär, auch wenn jeder wahr·schein·lich den seinen als wichtiger er·achtete. Im historischen Rückblick gilt Shingon als der Haupt·ver·treter des ja·pa·nischen eso·terischen Bud·dhis·mus. Unter den Nach·folgern Saichōs eta·blierte sich aber auch ein Zweig der Tendai-Schule, der eine eigene esoterische Tradition pflegte. Dieser sog. {{g|taimitsu}} Zweig über·flügelte zeit·weise sogar den esoterischen Bud·dhis·mus der Shingon-Schule ({{g|toumitsu}}). Den·noch sind be·stimmte Eigen·heiten des ja·pa·nischen eso·teri·schen Bud·dhis·mus, wie z.B. die be·sondere Betonung der beiden Mandalas {{g|Taizoukai|Taizōkai}} und {{g|Kongoukai|Kongōkai}} mit {{g|dainichinyorai}} im Zentrum, auf Kūkai zurück zu führen.<br />
<br />
{{floatright | rh=240| style = jumpright<br />
|kobodaishi_kind.jpg<br />
|Kūkai als frühkindliches Genie<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Kūkai war offensichtlich eine Art Universal·genie, denn er be·ein·druckte seine Zeit·genos·sen auch auf zahl·reichen künst·le·rischen Gebieten. Das führte dazu, dass ihm die Legen·de später die Ur·heber·schaft zahl·rei·cher kultu·reller Er·run·gen·schaften Japans zu·schrieb. So gilt er als Vater der japani·schen Silben·schrift (''kana''), der Kalligraphie, als her·vor·ragen·der Dichter, Maler und Bild·hauer. Auch wenn nicht alle Legen·den zu·treffen sollten, bleibt sein Rang inner·halb der japani·schen Reli·gions·ge·schichte un·be·stritten. Wie eine 1999 veröf·fent·lichte Studie von Abe Ryuichi her·vor·hebt, liegt Kūkais über·ra·gende Bedeu·tung darin, dass er mit dem Ritual·wesen des esote·rischen Bud·dhis·mus ein neues Aus·drucks·medium im ja·pa·nischen Bud·dhis·mus etablierte, das für Jahr·hunderte, be·sonders aber im sog. ja·pa·nischen Mittel·alter (12.-16. Jh.), eine zentrale Form japani·scher Reli·giö·sität dar·stellte. Während die Tendai-Schule heute vor allem für ihre Neue·rungen auf dem Gebiet der bud·dhis·tischen Er·kenntnis·lehre bekannt ist, wird der Shingon Bud·dhis·mus zu·nehmend als jene Richtung wahr·genommen, die für Jahr·hunderte auf dem Gebiet des Ritus den Ton angab und damit his·to·risch ebenso bedeu·tungs·voll war.<br />
<br />
{{Verweise<br />
| FN=0<br />
| literatur =<br />
{{Literatur:Abe_1999}}<br />
| links=<br />
* [http://plato.stanford.edu/entries/kukai/ Kûkai], John Krummel (en.)<br/> Eintrag zu Kūkai in der ''[http://plato.stanford.edu/ Stanford Encyclopedia of Philosophy]''.<br />
|update= Sept. 2016|<br />
}}<br />
{{ThisWay|Geschichte/Honji suijaku}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Geschichte/Kami_Kulte&diff=67191
Geschichte/Kami Kulte
2016-09-20T20:59:17Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Und die einheimischen Götter?<span class{{=}}bottom> ''kami''-Kult am antiken Kaiserhof</span>}}<br />
__TOC__<br />
{{Fl|I}}m sechsten und siebenten Jahr·hundert sah sich Japan gegen·über China in einer Situation, die sich viele Jahr·hunderte später in der Be·gegnung mit dem Westen wieder·holen sollte: Man wurde sich zu·neh·mend einer militärisch und techno·logisch über·legenen Macht be·wusst, die die ter·ritoriale Ei·gen·ständig·keit des Landes bedrohte. Schon damals wählte Japan den Weg der frei·willigen An·passung, um sich mit den Mitteln des Gegners gegen eine Fremd·herr·schaft zu wehren. Die Über·nahme des chi·ne·sischen Staats·wesens war Aus·druck dieser Stra·tegie.<br />
<br />
{{floatleft|rahmen_h=320<br />
|takamatsuzuka_seiryu.jpg<br />
|Chinesischer Drache des Ostens}}<br />
Die Sini·sierung des Staates erreichte einen ersten Höhe·punkt in der Zeit nach 662. Damals war der wichtigste Ver·bün·dete Japans auf dem Kontinent, das koreanische Reich {{g|Baekje}}, unter Mithilfe {{Glossar:Tang}}-Chinas vom Nach·bar·reich Silla ein·ge·nommen worden. Japan unter·nahm im Jahr 662 einen groß·angelegten Versuch, Baekje militärisch zu Hilfe zu kommen, wurde jedoch ver·nich·tend geschlagen und musste fürchten, selbst Objekt von chinesisch-koreanischen Be·gehr·lich·keiten zu werden.<br />
Als Reaktion auf diese Vor·gänge wurden die Häfen dicht gemacht und die Tribut-Zahlungen, die Japan bis da·hin regel·mäßig an die chi·ne·sische Tang-Dynastie ent·richtet hatte, ein·ge·stellt.<br />
<br />
Zugleich trieb man die Zen·trali·sierung von Staat und Ver·waltung nach chinesischem Muster un·ver·mindert voran. Eine Schlüssel·figur dieser Ent·wicklung stellt {{Glossar:Tenmutennou}} dar. Wie bereits erwähnt, wurde die Um·struktu·rierung des Staats·wesens nach chi·ne·sischem Muster unter seiner Herr·schaft end·gültig voll·zogen (siehe Kap. [[Geschichte/Frühzeit|Frühzeit]]). Unter Tenmu bürgerte sich der chinesisch an·mutende Titel {{glossar:tennou}} (Himmels-Herrscher) für den japanischen Herrscher ein, auch der Landesname {{glossar:nihon}} — wtl. Sonnenursprungsland, also Land im Osten [Chinas] — ersetzte das alte {{glossar:Yamato}}.<br />
<br />
Auf den ersten Blick mag all das wie ein Zu·geständ·nis an China er·scheinen. Doch zu·gleich präsen·tierte sich Japan dadurch als eine dem chi·ne·sischen Kaiser·reich eben·bürtige Macht mit einem eben·bürtigen Kaiser, der ebenso wie dieser als Sohn des Himmels angesprochen wurde. In diesem Sinne legte Tenmu auch den Grund·stein für die Nieder·schrift der mytho-histo·rischen Landes·chroniken, die später in Gestalt von {{glossar:kojiki}} (712) und {{glossar:nihonshoki}} (720) voll·endet wurden. Auch der Bud·dhis·mus erfuhr unter Tenmu Tennō Unter·stützung, während zugleich der Schrein der Sonnen·gott·heit {{g|Amaterasu}} in {{g|Ise}} als wichtigster Ahnen·schrein des Tennō-Hauses fest·gelegt und ent·sprechend gefördert wurde.<br />
<br />
Das siebente Jahrhundert war somit wahr·scheinlich von einer ähnlichen Dynamik und Wider·sprüch·lich·keit geprägt wie die {{glossar:meiji}}-Zeit des modernen Japan: Rasanter Wechsel ging mit dem Fest·halten an alten Traditionen bzw. mit der Erfindung neuer „alter Traditionen“ Hand in Hand (s. [[Staatsshintō]]). Aus dieser Situation heraus ist es wohl auch ver·ständlich, wie ein eigen·ständiges, auf die ein·heimi·schen Götter gerichtetes Hof·zere·moniell fest·gelegt werden konnte, das sowohl zahl·reiche Elemente des chine·sischen Staats- und Kaiser·kults in sich auf·nahm, als auch breiten Raum für den Bud·dhis·mus frei ließ.<br />
<br />
==Das Götteramt==<br />
<br />
Das Hof·zeremo·niell unter Tenmu ist vor allem insofern be·merkens·wert, als es einer eigenen Be·hörde unter·stellt war, die als einziges Regie·rungs·amt nicht auf einem chi·ne·sischen Vor·bild beruhte: Das Götter·amt, {{glossar:jingikan}} (wtl. „Behörde für Götter des Himmels und der Erde“).<br />
<br />
Das Götter·amt stand ur·sprünglich dem obersten Re·gie·rungs·amt ({{Glossar:Daijoukan}}) gleich·wertig gegen·über und war damit rang·mäßig höher als die so·genannten „Acht Ministerien“, in denen die wesent·lichen politischen Ver·waltungs·auf·gaben des Landes be·handelt wurden. Den sakralen und zere·moni·ellen Auf·gaben wurde somit ein beson·derer Platz in der Hier·archie staat·licher An·gelegen·heiten ein·geräumt. Das Götteramt wurde anfangs von Priestern der Familie {{g|Nakatomi}} dominiert, die offenbar schon seit langem Spezialisten für rituelle Angelegenheiten waren. Das Daijōkan wiederum lag zumeist in Händen der Fujiwara, einer Zweigfamilie der Nakatomi. Sieht man sich jedoch die Ränge der jeweiligen Beamten an, er·kennt man, dass der Status der Nakatomi niedriger war als der ihrer „welt·lichen“ Fujiwara-Verwandten. Auch waren die weltlichen Behörden mit mehr tat·sächlicher Macht·befugnis aus·ge·stattet. Diese Ambi·valenz bleibt im Grunde auch in späterer Zeit für die Be·handlung alles „Shintōistischen“ charak·teris·tisch: Den {{g|kami}} steht zwar immer der ehren·vollste Platz zu, die tatsächliche Macht geht aber von anderen Instanzen aus.<br />
<br />
Das Götter·amt regelte die wichtigsten rituellen An·gelegen·heiten bei Hof und be·zog auch die {{glossar:ujigami}} der wichtigsten Adels·familien in seinen Auf·gaben·bereich ein. Zu·gleich oblag ihm die Ab·haltung von jahres·zeit·lichen Festen, die wieder·um von chi·ne·sischen Vor·bildern ge·prägt waren. Obwohl das Götter·amt selbst also eine ja·pa·nische Erfindung ist, muss man sich das von ihm prak·tizierte Ritual·system als Mischung von ein·heimischen und chi·ne·sischen Elementen vorstellen.<br />
<br />
Da das Götter·amt als Ver·waltungs·behörde und nicht als eigene religiöse Körper·schaft an·ge·sehen wurde, wurden seine Auf·gaben in Ge·setzes·texten ge·regelt. Das genaueste Bild ver·mitteln die „Gesetzlichen Be·stimmungen aus der Ära Engi“ ({{glossar:engishiki}}), die Mitte des zehnten Jahr·hunderts in Kraft traten. Die ''Engishiki'' legen u.a. das Personal des Götter·amts genau fest, ent·halten detaillierte Angaben zu den jahres·zeit·lichen Riten, die zum Teil unter Führung des Tennō abzu·halten sind, und listen schließ·lich über 3000 Schreine im ganzen Land auf, die mit dem Kaiser·hof durch Aus·tausch von Opfer·gaben in Ver·bindung stehen. Sie be·schäf·tigen sich dabei in erster Linie mit formalen Details (Art und Anzahl der Opfer·gaben bei be·stimmten Anlässen, Art und Dauer der Askese bei der Vor·bereitung eines Ritus, etc.). Trotz ihrer über·ragenden Bedeutung als Quelle des antiken höfischen ''kami''-Kults deutet manches darauf·hin, dass die ''Engishiki'' eine Ideal·vor·stellung des höfischen Zere·monial·wesens dar·stellen, die in der Praxis nie voll·kommen er·reicht wurde. Besonders die landes·weite Kommu·nikation mit Schreinen, die stets mit dem Geben und Nehmen von Opfer·gaben verknüpft war, stellte eine ge·waltige logistische Heraus·forde·rung dar. Daher kon·zentrierte sich der Hof in der späten {{glossar:heian}}-Zeit auf einige wenige Groß-Schreine und über·ließ die Pflege aller anderen Schreine den lokalen Provinz·verwaltungen.<br />
<br />
==Tabus gegen den Buddhismus==<br />
<br />
Etwas rätsel·haft ist, dass der höfische Bud·dhis·mus in den ''Engishiki'' weit·gehend ausge·blendet ist. Im Gegensatz dazu sind nicht nur die Chro·niken der einzelnen Schreine bereits in der Heian-Zeit voll von bud·dhis·tischen Bezügen, auch in der Hof·aristo·kratie selbst greift die Praxis des bud·dhis·tischen Laien·mönchs·stands ({{glossar:nyuudou}}; meist ver·bunden mit dem Rück·tritt von öffent·lichen Ämtern) mehr und mehr um sich. Ende der Heian-Zeit macht sich diese Praxis selbst unter zurück·ge·tretenen Kaisern breit, ja es kommt sogar zur berühmten Schatten·regierung der „Kloster·kaiser“ ({{glossar:insei}}). Dagegen ist es aus·geschlossen, dass ein am·tie·render Tennō in den Mönchs·stand eintritt. Ohne jegliche theo·logische Be·grün·dung existiert somit eine deutliche Trenn·wand zwischen dem höfischen ''kami''-Kult und dem bud·dhis·tischen Klerus.<br />
<br />
{{floatright|w=300|rh=200|style=margin-right:-5em<br />
|ise2013.jpg<br />
|Hauptschrein von Ise<br />
}}<br />
Am stärksten ist diese Tendenz im {{glossar:isejinguu|Ise Schrein}} ausgeprägt. So sind z.B. in den ''Engishiki'' mehrere bud·dhis·tische Begriffe genannt, die in Ise nicht ver·wendet werden dürfen. Stattdessen hat man sich bestimmter Tabu·worte zu bedienen, etwa: „Lang·haar“ für Mönch, „gefärbtes Papier“ für {{skt:Sutra}}, „Schindel·dach“ für Tempel (andere ähn·liche Tabu·worte beziehen sich auf Krank·heit, Tod und Fleisch·konsum). Auch gibt es das rätsel·hafte Gebot, beim Be·treten des Ise Schreins „den Atem des Bud·dhis·mus zu bedecken“, und bud·dhis·tische Mönche können den Schrein nur mit Schwierig·keiten besuchen. Ähnliche Gebote ver·breiten sich auch in einigen wenigen anderen, dem Hof nahe stehenden, Schreinen. Es scheint somit, dass inner·halb des Zere·monial·wesens, dessen Zentrum das Götter·amt dar·stellte, der Ein·fluss des Bud·dhis·mus bewusst negiert wurde.<br />
<br />
Warum diese Tren·nung? Es mag sein, dass der latente Wider·stand gegen den Bud·dhis·mus, der hier zu er·kennen ist, mit einem Fest·halten der Hof·aristo·kratie an ihren ange·stammten Erb·rechten zu tun hat, die trotz der „merito·kratischen“ Hie·rarchie des chi·ne·sischen Beamten·staates nie gänzlich abge·schafft wurden. In der Tat waren staat·liche Beamten·prüfungen wie sie das chi·ne·sische Modell vorsieht, nur kurz im {{Glossar:Nara}}-zeitlichen Japan üblich und verloren gegen·über den erb·lichen Privilegien einzelner Adels·häuser bald wieder an Bedeutung. Diese Erb·rechte werden nun aber gerade vom Bud·dhis·mus nicht ideo·logisch unter·stützt. Daher pflegte der Adel neben dem Bud·dhis·mus auch den Kult der eigenen ''ujigami''-Schreine weiter.<br />
<br />
Die ''ujigami'' — und vielleicht die japanischen ''kami'' überhaupt — schufen eine Möglich·keit, im an sich perfekt ge·ordneten Welt·system der [[Grundbegriffe/Buddhismus|Karma]]-Theorie ein Schlupf·loch zu finden. Man konnte bei·spiels·weise, wenn kein {{skt:karma|karmischer}} bzw. moralischer Nutzen an einer be·stimmten Handlungs·weise zu er·kennen war, göttliche Tabu-Regeln geltend machen. Der anti-sys·tema·tische Charakter der alten ''kami''-Religion kam zweifel·los der Aufrecht·er·haltung bestimmter Son·der·rechte oder Privi·legien entgegen.<br />
<br />
Der Bud·dhis·mus hin·ge·gen pflegte in seinen Klöstern eine Art Merito·kratie. Trotz aller historischen Ver·flech·tungen mit den einzelnen Adels·familien waren seine Grund·dogmen daher nicht auf den Schutz welt·licher Einzel·interessen ausgerichtet. Unter Berufung auf das mönchische Ideal der Besitz·losigkeit oder auf die Un·beständig·keit aller welt·lichen Güter konnten irdische Besitz·rechte daher stets von Grund auf ange·zweifelt werden. Dass dies in der Praxis auch der Fall war, wird spätestens Ende der Heian-Zeit aus diversen bud·dhis·tischen Anek·doten ({{glossar:setsuwa}}) deutlich. Dies ist aus meiner Sicht ein wesent·licher Punkt, wenn man nach Er·klärungen sucht, warum nach einem an·fäng·lichen Höhen·flug des staat·lich sub·ventio·nierten Bud·dhis·mus eine ver·haltene, aber doch deut·liche Gegen·bewegung spätestens seit dem Beginn der Heian-Zeit zu erkennen ist.<br />
<br />
Vielleicht gab aber auch die erwähnte Affäre des bud·dhis·tischen Usurpators {{g|Doukyou}} (siehe Kap. [[Geschichte/Nara|Nara]]) den Aus·schlag, dass ein gewisser Bereich des hö·fischen Zere·moni·ells, ein·schließ·lich der Riten des Tennō, vom Ein·fluss des Bud·dhis·mus fern·gehalten wurde. Jeden·falls erfolgte diese Ab·grenzung im wesent·lichen in Form von Tabu-Regeln. Bereits in der späten Heian-Zeit, als das bud·dhis·tische Welt·bild im allge·meinen Bewusst·sein der Japaner zur Selbst·ver·ständ·lich·keit geworden war, tat man sich schwer, den Sinn dieser Tabus zu ver·stehen, und suchte nach spitz·findigen Deutungen. Nichts·desto·weniger be·hielten sie auch in der bud·dhis·tisch domi·nierten Zeit des japanischen Mittel·alters stets ein gewisses Maß an Gültigkeit.<br />
<br />
{{Linkbox|ue=Weiterführende Informationen|text=<br />
Literatur:<br />
{{Literatur:Inoue_2003}}<br />
{{Literatur:Piggott_1997}}<br />
{{Literatur:Ooms_2008}}<br />
Links:<br />
* [http://www.asukanet.gr.jp/asukahome/index.html Asuka Historical Museum] (en.)<br/>Mit Informationen und Abbildungen zum Takamatsuzuka Grab.<br />
|update= Sept. 2016|<br />
}}<br />
{{ThisWay|Geschichte/Heian Zeit}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Geschichte/Fruehzeit/Shotoku_Taishi&diff=67190
Geschichte/Fruehzeit/Shotoku Taishi
2016-09-20T20:57:06Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Shōtoku Taishi <span class{{=}}bottom>als buddhistischer Staatsmann und Heiliger</span>}}<br />
<br />
{{fl|A}}us heutiger Sicht erscheint {{glossar:Shoutokutaishi}} vor allem als genialer Staats·mann, der u.a. durch die ihm zu·ge·schriebene „Ver·fassung in 17 Punkten“<ref><br />
Tat·säch·lich be·stehen be·rechtigte Zweifel an der Au·then·tizität dieses Dokuments, das nur in einer Fassung des ''Nihon shoki'', also über hundert Jahre nach seiner Ent·stehung, be·kannt ist.<br />
</ref> <br />
— ein sehr all·gemein ge·haltener Ver·haltens·kodex für die politi·sche Klasse des Landes — die Re·for·men des siebten Jahr·hunderts, die aus Japan einen Staat nach chi·ne·sischem Vor·bild machten, ein·leitete. Zu·gleich findet man bereits in den frühesten Quellen An·sätze zur Le·genden·bildung um Shōtoku Taishi. So heißt es im {{Glossar:Nihonshoki}}, dass er von Geburt an sprechen konnte und dass er oft die An·liegen von zehn Menschen gleich·zeitig anhörte. <br />
{{w502 | rh= 330<br />
|shotoku_taishi.jpg <br />
| w1= x345| top1=-30 | rahmen_w1 = 230<br />
|shotoku_banknote.jpg<br />
| w2= x310 | left2= -430 | rahmen_w2 = 250<br />
| Shōtoku mit zwei Prinzen<br />
| Banknote mit Prinz Shōtoku<br />
| caption= Das bekannteste Shōtoku-Motiv stammt angeb·lich aus der Nara-Zeit. Der Prinz ist er·wachsen, trägt ein Zepter (''shaku'') als Zei·chen seiner welt·lichen Macht und wird von zwei kind·lichen Prinzen beglei·tet. Im 20. Jahr·hun·dert griff man ganz be·son·ders stark auf die·ses Motiv zurück: Geld·scheine mit dem Taishi-Motiv waren von den dreißi·ger Jahren bis 1984 in Umlauf. Die staats·män·nische Seite des Prinz-Regen·ten tritt auf den Geld·schei·nen noch deut·licher hervor als auf dem Original. <br />
|ref=1<br />
}}<br />
<br />
Obwohl die genannte Ver·fassung von Shōtoku Taishi vor·nehm·lich kon·fuzia·nische Prinzipien enthält, setzt sie sich auch für die För·de·rung des Bud·dhis·mus ein. Punkt 2 der Ver·fassung lautet:<br />
{{zitat|text=<br />
Haltet die Drei Schätze in höchsten Ehren. Die Drei Schätze, das sind {{skt:Buddha}}, {{skt:Dharma}} und {{skt:Sangha}} (Buddha, Buddha·lehre und Mönchs·gemein·de). Sie sind die letzte Zu·flucht der vier Arten von Wesen, das Fundament aller Nationen. Welcher Mensch zu welcher Zeit könnte diese Lehren nicht respektieren? Wirklich schlechte Menschen gibt es nur wenige. Die meisten be·folgen, was man sie lehrt. Wie aber sollte man Ver·boge·nes gerade biegen, wenn man nicht zu den Drei Schätzen Zuflucht nimmt?<ref ><br />
''Nihon shoki'', Suiko Tennō, 12. Jahr (604), 4. Monat (Ü.: B. Scheid).<br /> Siehe auch: [http://ja.wikisource.org/wiki/%E5%8D%81%E4%B8%83%E6%9D%A1%E6%86%B2%E6%B3%95 Wikisource] (jap.), [http://de.wikipedia.org/wiki/17-Artikel-Verfassung Wikipedia] (dt.), Aston, ''Nihongi'' II, S. 129.</ref><br />
}}<br />
<br />
Diese Passage präsentiert den Buddhismus somit als universale ethische Lehre, die für alle Menschen (und im Grunde für alle Lebewesen) Gültigkeit besitzt. <br />
Wie der Historiker Fujieda Akira allerdings bereits 1975 nachwies, finden sich Texte wie dieser auch in den bud·dhistischen Tempel·höhlen von {{g|Dunhuang}} und dürften dem Prinzregenten wohl erst von den Verfassern des ''Nihon shoki'' in den Mund gelegt worden sein. Auch die anderen unten geschilderten bud·dhismus·freund·lichen Aktionen Shōtokus sind demnach historisch zweifelhaft. Dennoch scheint es tatsächlich einen Prinz·regenten gegeben zu haben, der dem Buddhismus neue Impulse verlieh, als er ihm seine Residenz in Ikaruga vermachte, aus der der Tempel {{g|Houryuuji}} entstand.<ref> Yoshida 2003, S. 4</ref><br />
<br />
Spätere Generationen buddhistischer Mönche dankten Shōtoku dieses En·gage·ment für den Bud·dhis·mus, indem sie ihn zu einer Art Heiligen hoch·stilisierten. Es ent·stand eine eigene Glau·bens·richtung, die sich in ihren Gebeten speziell an Shōtoku Taishi wandte. Unabhängig von der Frage ihrer Historizität haben sich die Legenden von Shōtokus Wundertaten tief in das kollektive Gedächtnis Japans eingegraben. <br />
<br />
== Legenden ==<br />
{{w502<br />
|Shotoku Taishi eden1.jpg|rahmen_h1=470|top1=-7<br />
|Shotoku Taishi eden2.jpg|rahmen_h2=470|top2=-7<br />
|caption= Illustrierte Biographie Prinz Shōtokus<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Zwei Hänge·roll·bilder aus dem 14. Jahrhundert, die sich heute im Besitz des Metropolitan Museum of Art befinden, veranschaulichen die Biographie des zur Legende gewordenen Prinzen. Deren wichtigste Eckdaten sind bereits im ''Nihon shoki'' zu finden und später in zahlreichen frommen Schriften weiter ausgebaut worden.<br />
<br />
===Geburt === <br />
<br />
Eines Nachts träumt die Prinzessin {{g|Anahobenohashihito|Anahobe}}, die Hauptfrau des {{g|Youmeitennou}} (r. 585–587), von einem {{s|Bodhisattva}} in Gestalt eines goldenen Mönchs, der durch ihren Mund in sie ein·dringt, um sich in ihrem Mutter·leib einzunisten. Am folgenden Neu·jahrs·tag (571) bringt sie einen Sohn zur Welt, als sie die Pferde·ställe des kaiserlichen Palastes inspiziert. Die Geburt verläuft mühelos und ihr Sohn, der spätere Shōtoku, kann (wie [[Ikonographie/Shaka/Buddhas_Leben|Buddha]]) sofort danach sprechen. Diese Umstände führen zum ge·läu·figsten Eigen·namen des Prinzen: Umayado Taishi (Prinz Pferdestall).<br />
<br />
{{w500<br />
|Shotoku Taishi eden geburt.jpg |rahmen_h=240<br />
|Geburt Shōtoku Taishis<br />
|ref=1<br />
}}<br />
<br />
=== Kindliche Frömmigkeit ===<br />
<br />
Eine andere Legende weiß zu berichten, dass Prinz Shōtoku bereits als zwei·jähriges Kind an Buddhas Todes·tag, dem 15. des Zweiten Monats, mit ge·fal·te·ten Händen nieder·kniete und den Buddha pries ({{Glossar:Namubutsu}}). Daraufhin fanden sich auf mira·kulöse Weise Reliquien des Buddha zwischen den ge·fal·teten Händen des Kindes. Shōtoku Taishi als betender Knabe stellt daher ein häufiges Motiv in der dar·stel·lenden Kunst dar.<br />
{{w502<br />
|nanbutsu taishi.jpg|w1=x300|left1=-35<br />
|shotoku_taishi_kamakura.jpg<br />
|Nanbutsu Taishi <br />
|Kōyō Taishi mit Rauchopferschale <br />
|ref=1<br />
}}<br />
Ein weiteres Standardmotiv zeigt den Prinzen, wie er ein bud·dhis·tisches Rauch·opfer für die Genesung seines Vaters, Kaiser Yōmei, abhält. Auf·grund dieses frommen — und der Legende nach erfolg·reichen — Unter·neh·mens wurde auch Yōmei zum Bud·dhis·mus bekehrt. Das Motiv des „pietätvoll opfernden Prinzen“ ({{Glossar:Kouyoutaishi}}) zeigt Shōtoku Taishi als über·pro·portional dar·gestelltes Kind mit bud·dhis·tischer Mönchs·stola ({{Glossar:Kesa}}) und einer Rauch·opfer·schale in der Hand. Die über Shōtoku Taishis neu·artigen Kult sichtlich er·staunten Hof·adeligen sind als kleine Figuren im Vordergrund zu sehen.<br />
<br />
=== Kampf für den Buddhismus ===<br />
<br />
587, als sich Shōtoku im 16. Lebens·jahr befindet, kommt es zu einer ent·scheidenden Schlacht zwischen den pro-bud·dhis·tischen {{g|Soga|Soga}}, angeführt von {{g|Soganoumako}}, und den „konservativen“, anti-bud·dhis·tischen {{g|Mononobe}} unter der Führung von {{g|Mononobenomoriya}}. Shōtoku Taishi greift trotz seiner Jugend in diese Schlacht ein. Zuvor schnitzt er rasch die Statuen der Vier Himmelskönige ({{glossar:shitennou}}), was schließlich zum Sieg der Soga und damit des Bud·dhis·mus führt. Zum Dank veranlasst Shōtoku später den Bau des {{glossar:shitennouji}}, des Tempels der Vier Himmels·könige im heutigen Ōsaka. <br />
<br />
{{w500|rahmen_h=190<br />
|Shotoku Taishi eden schlacht.jpg <br />
|Schlacht der Soga und der Mononobe<br />
|ref=1<br />
}}<br />
<br />
=== Barmherzigkeit ===<br />
<br />
{{floatright|rw=240| rh=150 | w=240<br />
|Shotoku Taishi eden bettler.jpg <br />
|Prinz und Bettler<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Eine bereits im ''Nihon shoki'' über·lieferte Le·gen·de, die ent·fernt an die [[Ikonographie/Shaka/Buddhas_Leben#Die_Vier_Ausfahrten|Vier Aus·fahrten des Buddha]] erin·nert, schil·dert die Be·geg·nung des Prinzen mit einem hun·gern·den Bett·ler an einem Ort namens {{g|Kataoka}}. Der Prinz lässt den ge·schwäch·ten Mann nicht nur ver·kös·tigen, er gibt ihm sogar sei·nen eige·nen Um·hang. Als der Mann am nächs·ten Tag den·noch stirbt, lässt er ihn feier·lich be·stat·ten. Wieder einige Tage später be·fiehlt er, das Grab zu unter·su·chen. Zum all·ge·mei·nen Erstau·nen ist der Leich·nam ver·schwun·den, nur das Ge·wand des Prinzen liegt säu·ber·lich ge·fal·tet auf dem Sarg. Der Prinz sieht darin be·stätigt, dass es sich um einen Hei·ligen ge·han·delt haben muss, und zieht das Ge·wand wieder an. Die Epi·sode wird mit den Worten kom·men·tiert: „[Nur] ein Hei·liger erkennt einen Hei·ligen.“<br />
<br />
==Der Prinz als Bodhisattva==<br />
Im Zuge der bud·dhis·tischen Ver·ehrung wurde Shōtoku Taishi mit mehreren bud·dhis·tischen Heils·gestalten identifiziert, vor allem mit {{glossar:Kannonbosatsu}} (Avalokiteshvara). <br />
{{w502<br />
|guze_kannon.jpg <br />
|shotoku_jizo.jpg | top2=-40<br />
|„Kannon, der Weltenretter“ <br />
|Prinz Shōtoku mit Mönchsstab<br />
| rh= 382<br />
|ref=1<br />
}}<br />
<br />
{{glossar:Guzekannon}} („Kannon, der Weltenretter“) ist das Haupt·heilig·tum der „Halle der Träume“ ({{glossar:Yumedono}}) im Tempel·komplex des {{glossar:houryuuji}}, der einst dem Prinzen selbst als Palast diente. Die Statue trägt angeblich die Züge Shōtokus. Sie gilt als „Geheime Buddha-Statue“ ({{glossar:hibutsu}}) und wurde lange komplett unter Ver·schluss ge·halten, so·dass sie ver·hältnis·mäßig gut erhalten ist. Auch heute wird sie nur einmal pro Jahr öffentlich gezeigt.<br />
<br />
Auf der Abbildung rechts oben trägt Shōtoku Taishi ein Mönchs·gewand mit speziellem Pilgerstab, der an Bodhisattva {{glossar:Jizou}} erinnert.<br />
===Shōtoku Taishi und Kōbō Daishi ===<br />
<br />
{{w500 | rh=610<br />
|gosonzomandara.jpg<br />
|Mandala der Fünf Erhabenen (''Gosonzō mandara''), Kamakura-Zeit.<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Auf diesem {{skt:Mandala}} aus der Kamakura-Zeit sieht man Shōtoku Taishi und den eminenten japanischen Mönch {{glossar:kouboudaishi}} {{glossar:kuukai}} „zu Füßen“ des {{glossar:Dainichinyorai}}. Dainichi ist der Haupt-Buddha des von Kūkai nach Japan über·mittelten eso·te·rischen Bud·dhis·mus. Für die An·hänger Shōtokus war Kūkai darüber hinaus die Re·inkar·nation des Shōtoku Taishi. Auf diese Weise konnte der Prinz auch in den eso·te·rischen Bud·dhis·mus integriert werden.<ref>Die beiden Figuren im oberen Teil des Mandala sind im übrigen die Bodhisattvas Kokūzō und Kannon, die hier wohl als „Urformen“ ({{glossar:honji}}) der beiden buddhistischen Heiligen fungieren.</ref> <br />
{{floatright|rahmen_h= 235<br />
|kobodaishi_kind.jpg<br />
|Kukai als Kind<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Shōtoku Taishi und Kūkai sind auch dadurch verbunden, dass sich um ihre Kind·heit ein ähn·licher Kult etab·liert hat. Auch Kūkai soll bereits in frühen Kinder·tagen Zeichen erhal·ten haben, dass er für eine beson·dere Rolle in der Ver·brei·tung des Buddhis·mus aus·er·se·hen sei. Die Heraus·bil·dung und Identi·fizie·rung der beiden legen·dären Figuren er·folgte aller·dings erst im japa·ni·schen Mittel·alter. Christine Guth sieht in beiden Fällen den Kult um die beson·dere [[Ikonographie/Shaka/Buddhas Leben|Geburt des histo·rischen Buddhas]] als In·spira·tions·quelle der japa·ni·schen Legen·den an. <ref> Guth 1987</ref><br />
<br />
{{Verweise<br />
|links_ue = LL<br />
|links=<br />
* [http://de.wikipedia.org/wiki/17-Artikel-Verfassung 17-Artikel-Verfassung] (dt.)<br/>Übersetzung der ''Jūshichijō kenpō'' auf Wikipedia.<br />
* [http://www.pauch.com/kss/g012.html Kyōto shiseki sansaku e] Yamaguchi Sumio (jap.)<br/>Online Artikel Serie über Shōtoku Taishi.<br />
* „[http://www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Sh%C5%8Dtoku_Taishi Shōtoku Taishi],“ aus ''[http://www.univie.ac.at/rel_jap/k Kamigraphie], ein Wikiprojekt zur Ikonographie und Ikonologie japanischer Gottheiten''.<br />
{{Literatur: Guth 1987}}<br />
{{Literatur: Yoshida 2003}}<br />
{{Literatur: Como 2008}}<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Metalog:Japan/Geographie&diff=67189
Metalog:Japan/Geographie
2016-09-20T20:53:36Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{titel | Regionale Einteilungen Japans}}<br />
<br />
{{fl|J}}apan ist geo·graphisch gesehen ein Archipel, also eine Insel·gruppe, aus vier Haup·tinseln Hokkaidō, Honshū, Shikoku und Kyūshū. Das moderne Japan umfasst außerdem die Insel·gruppe Okinawa, die einstmals ein eigenes König·reich war. Auch Hokkaidō wurde erst im neunzehnten Jahr·hun·dert dem japanischen Staat eingegliedert. <br />
{{w500| w=400 |rw= 400 | rh=480| link=0<br />
| japan_mod.jpg<br />
| Die japanischen Hauptinseln<br />
}}<br />
==Moderne Einteilung==<br />
Japan wird in acht Groß·regionen unterteilt, die aus 47 Präfek·turen bestehen. Die Auf·zählung erfolgt nach dem üblichen Schema von Nord·osten nach Süd·westen:<br />
{| align=center |<br />
|<br />
====Hokkaidō====<br />
| 北海道<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:1. Hokkaidō <br />
|<br />
:北海道<br />
| rowspan=3 width=240|{{Dia|hokkaido.jpg|w=120|rahmen_h=185}}<br />
|-<br />
|<br />
====Tōhoku====<br />
| 東北<br />
|-<br />
|<br />
:2. Aomori<br />
:3. Iwate<br />
:4. Miyagi<br />
:5. Akita <br />
:6. Yamagata <br />
:7. Fukushima<br />
|<br />
:青森県<br />
:岩手県<br />
:宮城県<br />
: 秋田県<br />
:山形県<br />
: 福島県<br />
|-<br />
|<br />
====Kantō====<br />
| 関東<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:8. Ibaraki <br />
:9. Tochigi<br />
:10. Gunma<br />
:11. Saitama<br />
:12. Chiba <br />
:13. Tōkyō <br />
:14. Kanagawa<br />
|<br />
:茨城県<br />
: 栃木県<br />
:群馬県<br />
: 埼玉県<br />
: 千葉県<br />
: 東京都<br />
:神奈川県<br />
| {{Dia|kanto.jpg|w=140|top=-15}}<br />
|-<br />
|<br />
====Chūbu====<br />
| 中部<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:15. Niigata <br />
:16. Toyama <br />
:17. Ishikawa <br />
:18. Fukui<br />
:19. Yamanashi <br />
:20. Nagano <br />
:21. Gifu <br />
:22. Shizuoka<br />
:23. Aichi <br />
|<br />
: 新潟県<br />
: 富山県<br />
: 石川県<br />
:福井県<br />
: 山梨県<br />
:長野県<br />
: 岐阜県<br />
: 静岡県<br />
:愛知県<br />
| {{Dia|chubu.jpg|w=140}}<br />
|-<br />
|<br />
====Kinki oder Kansai====<br />
| 近畿 / 関西<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:24. Mie <br />
:25. Shiga<br />
:26. Kyōto<br />
:27. Ōsaka<br />
:28. Hyōgo<br />
:29. Nara <br />
:30. Wakayama<br />
|<br />
:三重県<br />
: 滋賀県<br />
: 京都府<br />
: 大阪府<br />
:兵庫県<br />
: 奈良県<br />
:和歌山県<br />
| {{Dia|kinki.jpg|w=140}}<br />
|-<br />
|<br />
====Chūgoku====<br />
| 中国<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:31. Tottori <br />
:32. Shimane <br />
:33. Okayama<br />
:34. Hiroshima<br />
:35. Yamaguchi<br />
|<br />
: 鳥取県<br />
:島根県<br />
:岡山県<br />
:広島県<br />
: 山口県<br />
| {{Dia|chugoku.jpg|w=140|rahmen_h=100|top=-10}}<br />
|-<br />
|<br />
====Shikoku====<br />
| 四国<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:36. Tokushima <br />
:37. Kagawa <br />
:38. Ehime<br />
:39. Kōchi <br />
|<br />
: 徳島県<br />
:香川県<br />
: 愛媛県<br />
: 高知県<br />
| {{Dia|shikoku.jpg|w=140|rahmen_h=90|top=-10}}<br />
|-<br />
|<br />
====Kyūshū ====<br />
|九州<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
: 40. Fukuoka <br />
: 41. Saga <br />
: 42. Nagasaki<br />
: 43. Kumamoto <br />
: 44. Ōita <br />
: 45. Miyazaki<br />
: 46. Kagoshima <br />
: 47. Okinawa <br />
|<br />
: 福岡県<br />
: 佐賀県<br />
: 長崎県<br />
:熊本県<br />
: 大分県<br />
:宮崎県<br />
:鹿児島県<br />
:沖縄県<br />
| {{Dia|kyushu.jpg|w=120}}<br />
|}<br />
<br />
==Historische Einteilung (vor 1868)==<br />
{{w500|rahmen_h=430<br />
|japan_alt2.jpg<br />
|<br />
}}<br />
Japan wurde im Zuge der Er·rich·tung eines landes·weiten Ver·waltungs·systems im 8. Jh. entsprechend den wichtigsten Handels·routen in acht Groß·regionen (''goki shichidō'', wtl. „fünf Zentral·provinzen, sieben Routen“) unterteilt. Diese Einteilung wurde im Lauf des Mittel·alters von Territorial-Fürsten·tümern (Daimyaten) überlagert, die alten Provinz·namen blieben aber im kulturellen und religiösen Brauch·tum verankert und sind noch heute ein wichtiger Be·stand·teil regionaler Identitäten. Hokkaidō war bis ins 19. Jh. weitgehend unerforscht und hauptsächlich von nicht-japanisch·sprachigen Ur·ein·wohnern, den Ainu, bewohnt. Dasselbe galt bis ins Mittel·alter für den Norden der Hauptinsel Honshū. Diese Gegend hieß daher auch Michinoku, wtl. „Hinter den Wegen“.<br />
<br />
{| align=center|<br />
|<br />
====Kinai ====<br />
|畿内<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:# Yamashiro <br />
:#Yamato <br />
:#Kawachi <br />
:#Izumi <br />
:#Settsu <br />
|<br />
:山城国 <br />
:大和国 <br />
:河内国 <br />
:和泉国<br />
:摂津国<br />
| width=240| {{Dia|kinai.jpg|w=120}}<br />
|-<br />
|<br />
====Tōkaidō====<br />
|東海道<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:#Iga <br />
:#Ise <br />
:#Shima <br />
:#Owari <br />
:#Mikawa <br />
:#Tōtōmi <br />
:#Suruga <br />
:#Izu <br />
:#Kai <br />
:#Sagami <br />
:#Musashi <br />
:#Awa <br />
:#Kazusa <br />
:#Shimousa <br />
:#Hitachi <br />
|<br />
:伊賀国<br />
:伊勢国<br />
:志摩国<br />
:尾張国<br />
:三河国<br />
:遠江国<br />
:駿河国<br />
:伊豆国<br />
:甲斐国<br />
:相模国<br />
:武蔵国<br />
:安房国<br />
:上総国<br />
:下総国<br />
:常陸国<br />
| {{Dia|tokaido.jpg|w=120}}<br />
|-<br />
|<br />
====Tōsandō ====<br />
|東山道<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:#Ōmi <br />
:#Mino<br />
:#Hida <br />
:#Shinano <br />
:#Kōzuke <br />
:#Shimotsuke <br />
:#Mutsu <br />
:#Dewa <br />
|<br />
:近江国<br />
:美濃国<br />
:飛騨国<br />
:信濃国<br />
:上野国<br />
:下野国<br />
:陸奥国<br />
:出羽国<br />
| {{Dia|tosando.jpg|w=140|rahmen_h=140|top=-10}}<br />
|-<br />
|<br />
====Hokurikudō ====<br />
|北陸道 <br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:#Wakasa <br />
:#Echizen <br />
:#Kaga <br />
:#Noto <br />
:#Etchū <br />
:#Echigo <br />
:#Sado<br />
|<br />
:若狭国<br />
:越前国<br />
:加賀国<br />
:能登国<br />
:越中国<br />
:越後国<br />
:佐渡国<br />
| {{Dia|hokurikudo.jpg|w=133}}<br />
|-<br />
|<br />
====San'indō ====<br />
|山陰道<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:#Tamba <br />
:#Tango <br />
:#Tajima <br />
:#Inaba <br />
:#Hōki <br />
:#Izumo <br />
:#Iwami<br />
:#Oki <br />
|<br />
:丹波国<br />
:丹後国 <br />
:但馬国<br />
:因幡国<br />
:伯耆国<br />
:出雲国<br />
:石見国<br />
:隠岐国<br />
| {{Dia|sanindo.jpg|w=135|left=-10}}<br />
|-<br />
|<br />
<br />
====San'yōdō ====<br />
|山陽道<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:#Harima <br />
:#Mimasaka <br />
:#Bizen <br />
:#Bitchū <br />
:#Bingo <br />
:#Aki <br />
:#Suō <br />
:#Nagato <br />
|<br />
:播磨国<br />
:美作国<br />
:備前国<br />
:備中国<br />
:備後国<br />
:安芸国<br />
:周防国<br />
:長門国<br />
| {{Dia|sanyodo.jpg|w=140|left=-10|rahmen_h=110}}<br />
|-<br />
|<br />
<br />
====Nankaidō ====<br />
|南海道<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:#Kii <br />
:#Awaji <br />
:#Awa <br />
:#Sanuki <br />
:#Iyo <br />
:#Tosa <br />
|<br />
:紀伊国<br />
:淡路国<br />
:阿波国<br />
:讃岐国<br />
:伊予国<br />
:土佐国<br />
| {{Dia|nankaido.jpg|w=120|rahmen_h=100}}<br />
|-<br />
|<br />
<br />
====Saikaidō ====<br />
|西海道<br />
|<br />
|-<br />
|<br />
:#Chikuzen <br />
:#Chikugo <br />
:#Buzen <br />
:#Bungo <br />
:#Hizen <br />
:#Higo <br />
:#Hyūga <br />
:#Ōsumi <br />
:#Satsuma <br />
:#Iki <br />
:#Tsushima <br />
|<br />
:筑前国<br />
:筑後国<br />
:豊前国<br />
:豊後国<br />
:肥前国<br />
:肥後国<br />
:日向国<br />
:大隈国 <br />
:薩摩国<br />
:壱岐国<br />
:対馬国<br />
| {{Dia|saikaido.jpg|w=120|rahmen_h=160}}<br />
|}<br />
<br />
==Kinai — der kaiserliche Distrikt==<br />
<br />
Bevor sich das Konzept einer Haupt·stadt nach chinesischem Vorbild in Japan durchsetzte, bezog jeder Tennō üblicher·weise eine neue Residenz. Erst Ende des 8. Jahr·hunderts etablierte sich {{g|Heiankyou}}, das heutige Kyōto, als permanenter Sitz des Tennōs und der Zentral·re·gie·rung. Die alten Residenzen befanden sich jedoch zumeist auf dem verhält·mäßig begrenzten Raum zwischen den heutigen Städten Kyōto, Ōsaka und Nara. Diese Region erhielt daher die Bezeichnung Kinai, kaiserlicher oder Hauptstadt-Distrikt.<br />
<br />
{{map | c=<br />
34.999194, 135.739295 ~Heian-kyō (Kyōto) ~Hauptstadt 794–1868 ~~ ~Heian-kyō;<br />
34.924159, 135.699511 ~Nagaoka-kyō ~Hauptstadt 784–794 ~~ ~Nagaoka-kyō;<br />
34.663002, 135.519219 ~Naniwa-kyō (Ōsaka) ~Hauptstadt 744–745 ~~ ~Naniwa-kyō;<br />
34.744171, 135.843861 ~Kuni-kyō ~Hauptstadt 741–744 ~~ ~Kuni-kyō;<br />
34.673847, 135.794280 ~Heijō-kyō (Nara) ~Hauptstadt 710–741 und 745–784 ~~ ~Heijō-kyō;<br />
34.494787, 135.807302 ~Fujiwara-kyō ~Hauptstadt 694–710 ~~ ~Fujiwara-kyō;<br />
34.911606, 136.082274 ~Shigaraki no Miya ~Kaiserliche Residenz 745 ~~ ~Shigaraki no Miya<br />
| center= 34.741667, 135.81<br />
| lines= <br />
34.502448, 135.807302: 34.690727, 135.794360~ ~Hauptstadtverlegung 710~#fb0~.4~8; <br />
34.690727, 135.794360: 34.765615, 135.862844~ ~Hauptstadtverlegung 741~#fb0~1~2; <br />
34.765615, 135.862844: 34.680558, 135.523286~ ~Hauptstadtverlegung 744~#fb0~1~2; <br />
34.680558, 135.523286: 34.918219, 136.082721~ ~Hauptstadtverlegung 745~#fb0~1~2; <br />
34.918219, 136.082721: 34.690727, 135.794360~ ~Hauptstadtverlegung 745~#fb0~1~2;<br />
34.690727, 135.794360: 34.943207, 135.703233~ ~Hauptstadtverlegung 784~#fb0~.4~8; <br />
34.943207, 135.703233: 35.020378, 135.742439~ ~Hauptstadtverlegung 794~#fb0~.4~8 <br />
|polygons=<br />
34.924420, 136.087474: 34.915833, 136.087474:<br />
34.915833, 136.077775: 34.924420, 136.077775 ~Shigaraki no Miya~ ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.4; <br />
34.695021, 135.816601: 34.691696, 135.816601: <br />
34.691696, 135.834703: 34.673847, 135.834703:<br />
34.673847, 135.816601: 34.653104, 135.816601: 34.653104, 135.774278: <br />
34.695021, 135.774278: 34.695021, 135.788698 ~Heijō-kyō~Nara ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.2;<br />
34.695021, 135.800180: 34.686880, 135.800180:<br />
34.686880, 135.788800: 34.695021, 135.788800 ~Heijō no Miya~ ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.4;<br />
34.767748, 135.872138: 34.726453, 135.872138: <br />
34.726453, 135.850193: 34.767748, 135.850193: <br />
34.767748, 135.829772: 34.726453, 135.829772: <br />
34.726453, 135.807946: 34.767748, 135.807946 ~Kuni-kyō~ ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.2;<br />
34.767748, 135.866653: 34.758625, 135.866653:<br />
34.758625, 135.856048: 34.767748, 135.856048 ~Kuni no Miya ~ ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.4;<br />
34.687321, 135.528279: 34.687321, 135.511389:<br />
34.649634, 135.511389: 34.649634, 135.528279 ~Naniwa-kyō~Ōsaka~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.2;<br />
34.687321, 135.528279: 34.676163, 135.528279:<br />
34.676163, 135.517363: 34.687321, 135.517363 ~Naniwa no Miya~ ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.4;<br />
34.955063, 135.727642: 34.904195, 135.727642: <br />
34.904195, 135.676773: 34.955063, 135.676773 ~Nagaoka-kyō~ ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.2;<br />
34.955063, 135.708452: 34.941134, 135.708452:<br />
34.941134, 135.697285: 34.955063, 135.697285 ~Nagaoka no Miya~ ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.4;<br />
35.026280, 135.767294: 34.979796, 135.767294:<br />
34.979796, 135.717645: 35.026280, 135.717645 ~Heian-kyō~Kyōto ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.2;<br />
35.026280, 135.748873: 35.013646, 135.748873:<br />
35.013646, 135.736192: 35.026280, 135.736192 ~Heian no Miya~ ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.4;<br />
34.509636, 135.817881: 34.484932, 135.817881:<br />
34.484932, 135.795991: 34.509636, 135.795991~Fujiwara-kyō~ ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.2;<br />
34.506805, 135.813275: 34.498180, 135.813275:<br />
34.498180, 135.800788: 34.506805, 135.800788~Fujiwara no Miya~ ~#c30~0.7 ~ ~#c30~0.4<br />
| zoom= 10<br />
| height= 600<br />
| type = terrain<br />
| controls= zoom, type <br />
| icon=Stadt_icon.png<br />
}}<br />
Die obige Karte zeigt die ersten japanischen Hauptstädte in der Zeit von 694–794, als das Konzept einer permanenten Hauptstadt mit schachbrettartigem Grundriss neu von China übernommen wurde. Die politischen Wirren Mitte des achten Jahrhunderts sind an den kurzfristigen Hauptstadtprojekten 741–745 abzulesen. Erst nach 794 stabilisierte sich die Lage der Hauptstadt und zugleich die politische Ordnung. (S.a. [[Geschichte: Nara]].)<br />
<br />
== Alte Karten ==<br />
{{w500|rahmen_h=370<br />
|Japan_1892.jpg<br />
|Karte aus 1892 mit historischer und moderner provizialer Einteilung <br />
}}<br />
{{w500<br />
|rahmen_h=500<br />
|kinai1694.jpg<br />
|Der Kinai Distrikt inklusive Halbinsel Kii mit den religiösen Zentren {{g|hieizan|Berg Hiei}}, {{g|kouyasan|Berg Kōya}} und {{g|Ise}}. <br />
Details aus einer historischen Landkarte Japans aus dem Jahr 1694.<br />
}}<br />
{{w500<br />
|rahmen_h=500<br />
|kanto1694.jpg<br />
|Der Kantō Distrikt rund um Edo (heute Tōkyō), <br /> mit den religiösen Zentren {{g|Nikkou}} und {{g|Kamakura}} und {{g|fujisan|Berg Fuji}}.<br />
}}<br />
{{w500<br />
|rahmen_h=460<br />
|tokaido1860.jpg<br />
|Gesamtschau der Parade der Daimyō entlang der berühmten Tōkaidō Route von Edo nach Kyōto<br /> im Stil des Gänschen-Spiels (''Tōkaidō gyōretsu sugoroku'', 1860). <br /> Im Vordergrund rechts Edo, erkennbar an der Nihonbashi Brücke und der Burg des Shōguns,<br /> dahinter der Fuji, im Hintergrund der Biwa See und ganz links oben Kyōto. <br />
}}<br />
<br />
{{Verweise<br />
| FN= 0<br />
| bilder= 0<br />
| themen= <br />
* [[Metalog:Karte| Religiöse Anlagen]] (Karten)<br />
| literatur=<br />
* ''Chizu de tazuneru rekishi no budai: Nihon''. Tōkyō: Teikoku Shoin, 2000.<br />
| links= <br />
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4fekturen_Japans Präfekturen Japans] (Wikipedia.de)<br />
* [http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Provinces_of_Japan List of Provinces of Japan] (Wikipedia.en)<br />
* [http://www.maproom.org/00/05/index.php Maproom.org]<br/>Abb. aus einem historischen Altlas von James Murdoch, 1903<br />
* [http://www.davidrumsey.com/japan/ Japanese Historical Maps], David Rumsey<br/>Über 1000 historische Landkarten, beliebig vergrößerbar.<br />
|update= Sept. 2016|<br />
}}<br />
{{ThisWay|Metalog: Geschichtsperioden}}<br />
{{Styles}}<br />
{{#css: <br />
table {margin:auto; }<br />
td {vertical-align:top}<br />
ol, dl, <br />
ol li, dd {margin-top:0;margin-bottom:0;}<br />
h4 {margin:0; padding:0; font-size:1em}<br />
}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Mythen/Jenseits/Totengericht&diff=67188
Mythen/Jenseits/Totengericht
2016-09-20T20:50:08Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel |König Enma, Richter und Wächter der Toten}}<br />
<br />
{{fl|E}}{{glossar:enma|nma}}, der Beherrscher des buddhis·tischen Toten·reichs, kann in der klas·sischen bud·dhistischen Ikono·graphie Japans unter·schied·liche Erschei·nungen anneh·men. Gele·gent·lich sieht man ihn, auf einem Büffel reitend, als eine Art Wächter·gott. Wesent·lich bekannter ist er jedoch als strenger Richter der Unter·welt. Beide Er·schei·nungs·formen lassen sich auf die indischen Ursprungs·mythen dieser Gestalt zurück·führen. <br />
<br />
{{w500|rahmen_h=550<br />
|enmaten_tnm.jpg<br />
|Enma mit Gefolge auf einem Büffel <br />
|ref=1<br />
}}<br />
Die obige Abbildung zeigt König Enma und einige Figuren aus seinem Gefolge. Die Darstel·lung aus der {{g|Kamakura}}-Zeit vereint seine Rolle als Wächter·gott — erkennbar vor allem an der wehr·haften Rüstung — mit seiner Richter·funktion, die vor allem in den Figuren im Vorder·grund vergegen·ständlicht ist. Es handelt sich um gericht·liche Beamte, die An·klage·schriften verlesen, Protokolle auf·zeichnen und Ange·klagte (Totenseelen) vor- und abführen. Aber auch der Stab, den Enma in der Hand hält, gehört zu seinen Uten·silien als Richter. Die Heraus·bildung der Figur des Enma ist ziem·lich komplex und offen·bart einen typischen Mix aus indischen und chinesi·schen Elemen·ten, die im Folgen·den einge·hen·der be·spro·chen werden sollen.<br />
<br />
== Yama in Indien und Tibet ==<br />
<br />
{{sidebox2<br />
|Yama_und_savitri.jpg<br />
|Yama als Totengott<br />
| w=190| rh= 250<br />
| left=-5|top=-5<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Der Name Enma leitet sich von der indischen Gottheit {{skt:Yama}} her. Yama gilt in Indien auch außer·halb des Buddhis·mus als Gott·heit der Hölle bzw. der Toten·welt, vergleichbar mit dem Unterwelt·gott Hades bzw. Pluto in der euro·päischen Antike. In den Veden, den ältesten indischen Schriften, tritt Yama jedoch zunächst als Entdecker einer Art von Paradies in Erscheinung. Er ist zwar sterblich, doch sein Tod führt ihn in eine bessere Welt. Erst später wird er zu einer Art König in einem Palast, der mehr und mehr den Charakter eines Straflagers annimmt.<br />
Schon in dieser indischen Urform erscheint Yama zumeist als Reiter auf einem Büffel oder als Figur mit Büffel·kopf.<br />
<br />
Der Buddhismus hat Yama schon in frühester Zeit als Herrscher der Unterwelt in das buddhis·tische Pantheon inte·griert. Dabei scheint er sich vor allem als Ver·gelter böser Taten bewährt zu haben. <br />
Nach und nach festigten sich Erklärungs·muster, die ihn quasi zum notwendigen Übel des buddhis·tischen {{skt:Dharma}} werden lassen. Er wird zur Personifi·kation des unerbittlichen {{skt:Karma}}-Gesetzes und erhält bisweilen sogar den Namen Dharma.<br />
In einer Tradition, die sich vor allem im tibe·tischen Bud·dhis·mus durch·gesetzt hat, tritt Yama in Gestalt eines Büffel·dämonen auf, der nichts anderes als der personi·fizierte Tod ist. Dieser Büffel·dämon erhält in {{skt: Manjushri}}, dem {{skt:Bodhisattva}} der Weisheit, einen Gegen·spieler, der ihn unter·wirft. Zu diesem Zweck ver·wan·delt sich Manjushri in {{skt:Yamantaka}}, den „Bezwinger des Yama“, der eine noch schreck·lichere Büffel·gestalt als Yama selbst hat und in manchen tantris·tischen Traditionen als die macht·vollste aller kriege·rischen Gott·heiten gilt.<!--<br />
--><ref><br />
[http://www.exoticindiaart.com/wrathful.htm Nitin Kumar] 2001. In Japan existiert Yamantaka in Form des {{glossar:daiitokumyouou}} als einer der Fünf Myōō, meist reitet er auf einem Büffel. Seine direkte Verbindung zu Enma scheint aber in den Hintergrund getreten zu sein.<br />
</ref> <br />
Charak·teris·tischer·weise ver·mischen sich die Gestalten des Bezwingers (Yamantaka) und des zu Bezwin·genden (Yama) zu einer einheit·lichen Figur, die bis auf den Rinder·kopf ganz den üblichen {{skt:tantra|tantristischen}} Wächter·gott·heiten entspricht, mit all ihren schreck·lichen Para·phernalien wie Ketten aus geköpf·ten Häuptern, Toten·schädeln im lodernden Haar, einer nackte Gespielin, die ihnen Blut zu trinken reicht, etc., etc. ... <br />
<br />
{{w500|rahmen_h=520|top=-50<br />
|yama dharmaraja.jpg<br />
|Yama Dharmaraja, Tibet, 19. Jh.<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Eines der interes·santesten ikono·graphischen Motive des tantris·tischen Yama wird als „Äußerer Yama, der Dharma·könig“ bezeichnet (Abb. oben). Es zeigt einen ochsen·köpfigen Dämon, der seinen Sieges·tanz auf einem Büffel vollführt, welcher seiner·seits eine mensch·liche Gestalt ver·ge·waltigt. Ohne alle möglichen Inter·pre·ta·tionen dieses Motivs zu kennen, gehe ich davon aus, dass der mittlere Büffel den Tod verkörpert, der den Menschen in seiner Gewalt hat, während der Büffel·köpfige den Sieg über diesen Tod darstellt. Das Motiv soll übri·gens einer Traum·vision des tibetischen Mönchs Tsongkhapa, 1347–1419, ent·wachsen sein.<ref>''The Sacred Art of Tibet'', S. 290.</ref> Der Büffel·dämon diente tantris·tischen Yogis als Identi·fikations·figur, um sich auf die Begegnung mit dem Tod vorzu·bereiten.<br />
<br />
== Enmas Gerichtshof ==<br />
<br />
{{w500|top=-270<br />
| rokudoe_enma1.jpg<br />
| Enma, Japan, Edo-Zeit <br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{sidebox2 | w=180<br />
| Enma_china13jh.jpg<br />
| Yanlou, China, 13. Jh.<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Im ostasia·tischen Buddhismus hat sich eine etwas andere Narration durchgesetzt: Yama ist hier kein impul·siver Dämon, sondern ein strenger Bürokrat, der als not·wendiges Übel, als Personi·fikation des uner·bitt·lichen {{skt:karma}}s angesehen werden kann. Obwohl als „König“ tituliert, entspricht seine Funktion der eines Richters, der darüber zu entschei·den hat, in welchen der sechs Lebens·bereiche ({{glossar:rokudou}}) eine Toten·seele wieder·ge·boren zu werden hat. König Yan oder {{glossar:Yanlou}}, wie er auf chinesisch heißt, bekommt in China ein komplexes Gefolge, das chinesi·schen Gerichts·höfen nach·emp·funden ist. Er wird von neun weiteren Königen/Richtern assistiert bzw. mit diesen zusam·men in das Ensemble der „Zehn Könige“ ({{glossar:juuou}}) der Unter·welt integriert. Dass die Toten·welt als solche in China mit einem Gerichts·hof assoziiert wird, passt im übrigen gut zu der Tatsache, dass die schlimmste Form der Wieder·geburt, die „Hölle“, ihrer chinesi·schen Wort·be·deu·tung nach ein „unterirdischer Kerker“ (jap. {{glossar: jigoku}}) ist. <br />
<br />
{{sidebox2<br />
|gozu.jpg<br />
|Höllenknecht|w=220|left=-20|top=-55<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Obwohl sich die Darstellung von König Enma auf das ''Sutra der Zehn Könige'' ({{glossar:juuoukyou}}) zurück·führen lässt, sind die anderen Richter — zumindest in Japan — im Laufe der Zeit etwas in den Hintergrund getreten. Die häufigsten Dar·stel·lungen zeigen Enma als einzigen Richter und je mehr seine Figur ins Zentrum rückt, umso bedroh·licher wird sie. In den frühesten japa·nischen Quellen, die von ihm erzählen, etwa im {{glossar: nihonryouiki}} (um 800), erscheint Enma noch relativ umgäng·lich.<!--<br />
--><ref><br />
Enma kommt in einigen Traum·visionen des ''Ryōiki'' vor. Interessanter·weise bleibt er immer hinter einem Vorhang verborgen, sein genaues Aussehen bleibt unbestimmt (s. [http://www.univie.ac.at/rel_jap/ryowiki/Enra Enra] (''Nihon Ryo-Wiki'').<br />
</ref><br />
In späteren bild·lichen Darstel·lungen wird er hin·gegen grund·sätzlich als schreiend und mit wut·ver·zerrten Zügen dargestellt. Vor allem bekommt er aber auch Gehilfen zur Seite gestellt, die sug·gerieren, dass die Qualen der Hölle im Grunde schon vor Enmas Gericht beginnen. Das mag mit vor·modernen gericht·lichen Praxis·formen zusam·men·hängen, in denen Foltern zu den üblichen Methoden der Urteils·findung gehörten, wie sich im übrigen schon anhand der ältesten chinesi·schen Darstel·lungen verifizieren lässt. Das Foltern obliegt dabei Kerker·meistern, die häufig (aller·dings nicht immer) einen Büffel·kopf besitzen. Ob sich dies aus Yamas ursprüng·licher Büffel·gestalt erklärt? Jeden·falls hat sich die Figur dieser rinder·köpfigen Kerker·meister in Form der {{glossar:Oni}} auch außer·halb der Toten·welt verbreitet. <br />
<br />
{{w500<br />
|enmas spiegel.jpg<br />
|Enmas magischer Spiegel<br />
|ref=1<br />
| hell= hell<br />
}}<br />
Schließlich verfügt Enma auch über zahlreiche andere Hilfsmittel, um die Übeltaten der Verstor·benen ausfindig zu machen, etwa den Karma-Spiegel, in dem sich Szenen der Ver·gangen·heit wie auf einem Bildschirm abrufen lassen. Außerdem hat er zwei Informanten, die den Verstor·benen das ganze Leben lang begleitet haben und nun seine guten und schlechten Taten berichten. Diese „Knaben des Guten und des Schlechten“ sind auf japani·schen Darstel·lungen mannig·fach variiert worden, zumeist sind es zwei Köpfe, die auf hohen Stäben thronen, einer mit finsterem einer mit mildem Gesichts·ausdruck. Diese im Körper eingenisteten Spione einer jenseitigen moralischen Autorität begegnen uns auch in Gestalt der [[Mythen/Symboltiere/Drei_Affen|Drei Würmer]] des sogenannten {{glossar:koushinshinkou|''kōshin''}}-Glaubens. Sie sind eindeutig daoistischen Ursprungs und insoferne eine chinesische Innovation des buddhis·tischen Jenseits·glaubens. <br />
<br />
{{w500|w=560|left=-30<br />
|enma_kyosai.jpg<br />
|Enmas Gerichtshof in einer satirischen Darstellung von Kawanabe Kyōsai<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Enma zählte zu den beliebtesten Sujets des {{g|meiji|Meiji-zeitlichen}} Künstlers Kawanabe Kyōsai. Die obige Abbildung kann als eine Zusammen·fassung sämtlicher mit Enma assoziierten Merk·male angesehen werden, auch wenn manches davon satirisch über·zeichnet ist. Hier ist Enma klar der unbarm·herzige Herrscher der Unterwelt, der durchaus für sadistische Methoden zu haben ist. Im Hinter·grund sieht man dagegen {{g|Jizou}}, der quasi im Verborgenen ein paar Sünder wieder aus der Hölle herausholt. Von einer Identität der beiden Figuren ist in Kawanabes Dar·stellung nichts zu erkennen.<br />
<br />
==Enma als Himmelswächter ==<br />
<br />
{{w502<br />
| Enma-ten.jpg<br />
| enmaten_enmao.jpg <br />
| top1= -40<br />
| caption= Enma als Deva auf einem Büffel<br />
| rh=370<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Eine weitere Funktion, die Yama vom Buddhimus zuge·spro·chen wurde, ist die einer Rich·tungs·gottheit, die als Wächter einer Him·mels·rich·tung fungiert. Derartige Ensem·bles exis·tieren mit acht oder zwölf Gott·heiten, wobei Enma meist den Süden re·präsen·tiert. Sein Titel ist in diesem Fall dann nicht ''ō'', „König“, sondern ''ten'', „Himmel“ bzw. {{glossar:tenbu}}-Gottheit (skt. {{skt:deva}}). Sein Aus·sehen gemahnt — zumin·dest in frühen Ensem·bles dieser Art — <br />
eher an einen Bodhi·sattva denn an einen bedroh·lichen Höllen·richter. An den Enma der Unter·welt erin·nert lediglich ein Stab, auf dem einer der Köpfe sitzt, welche Enma die Sün·den der An·ge·klag·ten zuflüs·tern. In der Kama·kura-Zeit findet man dann Misch·for·men wie das Bild am An·fang dieser Seite, wo Enma die Physio·gnomie des Rich·ters behält, aber auf einem Büffel reitet und über ein Gefolge von himm·lischen Wesen ''und'' Wesen aus der Toten·welt gebietet. <br />
<br />
Zu guterletzt findet man den Büffel·reiter auch auf astro·logischen Dar·stel·lun·gen des Ster·nen·him·mels und zwar an zen·traler Stelle, direkt unter Bodhi·sattva Manjushri ({{glossar:monju}}), der als Bodhi·sattva der Weis·heit unter anderem für Astro·logie zuständig ist. Die Bezie·hung zwischen diesen beiden Figuren ist mir der·zeit noch unklar, aber eine Paral·lele mit der tibe·tischen Iden·tifi·zierung von Yama und Manjushri drängt sich auf. <br />
{{verweise<br />
|themen =<br />
* [[Mythen/Jenseits|Jenseitsvorstellungen]]<br />
* [[Mythen/Jenseits/10 Koenige| Zehn Könige]]<br />
* [[Mythen/Hoellen| Höllen und Hungergeister]]<br />
* [[Mythen/Hoellen/Hoellenbilder| Höllenbilder]]<br />
|links_ue= Literatur und Links<br />
|links=<br />
{{Literatur:Rhie_1996}}<br />
{{Literatur:Teiser 2003}}<br />
*[http://www.himalayanart.org/ Himalayan Art]<br />
*[http://www.exoticindiaart.com/wrathful.htm Wrathful Guardians of Buddhism] (Nitin Kumar 2001)<br />
*[http://www.univie.ac.at/rel_jap/ryowiki/Hauptseite Nihon Ryo-Wiki] (Universität Wien 2011)<br />
|update = Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Ikonographie/Gluecksgoetter/Ebisu&diff=67187
Ikonographie/Gluecksgoetter/Ebisu
2016-09-20T20:47:08Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{styles}}<br />
{{titel|Ebisu, der vertraute Fremde}}<br />
<br />
{{fl|E}}{{glossar:Ebisu|bisu}} ist heute in erster Linie als ein Mit·glied der Sieben Glücks·götter ({{glossar:shichifukujin}}) bekannt.<ref> Dieser Artikel beruht zum Teil auf den Recherchen von Raphaela Klocker für die Material·sammlung [http://www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Ebisu Kamigraphie], 2012 . Herzlichen Dank! </ref> Er wird als solcher für gewöhn·lich mit rundem, lachen·den Gesicht, einer Angel, einer roten Meer·brasse ({{g|tai}}), der tradi·tionellen {{g|kariginu}}-Tracht und einem {{g|eboshi}} (Kopf·be·deckung aus schwarz gelack·tem Papier) dar·ge·stellt. Seine Füße sind häufig unbe·schuht. Er ist zusam·men mit {{glossar:Daikoku}} für die tägliche Nahrung zuständig und gilt als beson·derer Schutz·patron der Fischer und Kauf·leute.<br />
{{w500<br />
| ebisu_tai.jpg | w=550 |left=-25|top=-40<br />
| Typische Darstellung des Glücksgottes Ebisu<br />
|ref=1<br />
}}<br />
== Ausbreitung des Ebisu Kults ==<br />
<br />
{{sidebox2<br />
| hiruko hokusai.jpg <br />
| Hiruko alias Ebisu<br />
| w= 180 | rh=250<br />
| top= -20<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Ebisus Aufstieg zu einer Schrein·gottheit ist erstmals im {{glossar:Nishinomiyajinja|Nishinomiya}} Schrein in der Region zwischen Ōsaka und Kōbe doku·mentiert. Dieser Schrein gilt noch heute als das Zentrum der Ebisu-Ver·eh·rung. Er taucht bereits im 9. Jahr·hundert in offi·ziellen Doku·menten als Schrein des „Hiruko-no-kami“ auf.<ref>''Montoku jitsuroku'' („Chronik [der Regierungszeit] des Montoku Tennō“, verfasst 850–885), nach Ashmore 2007.</ref> Dieser Gott {{glossar:hiruko}} wird in den klas·sischen Mythen mit der Zeichen·bedeutung „Blutegel-Kind“ geschrieben. Er ist das erste, jedoch miss·gestaltete Kind des Ur·götter·paares {{glossar:izanagi}} und {{glossar:izanami}}, und wird deshalb von seinen Eltern im Meer ausge·setzt.<ref>''Hiru-ko'' lässt sich ohne weiteres auch als „Sonnen·kind“ lesen. Es existiert daher auch die Theorie, dass die Ge·schichte eigent·lich die Aus·treibung früher Sonnen·kulte zum Inhalt hat, die durch den Amate·rasu-Glauben ver·drängt wurden (Casal 1958, S. 13).</ref> Ende der {{glossar:Heian}}-Zeit wird im Zu·sammen·hang mit Nishino·miya eine Gott·heit namens {{glossar:Ebisusaburou}} erwähnt, die dem Meer ent·stie·gen sein soll.<ref>''Shinto jiten'' 1996, S. 665. Abge·sehen davon findet sich eine der frü·hesten Erwäh·nungen Ebisus in einem Wörter·buch der späten Heian-Zeit. Hier wird ledig·lich an·gemerkt, dass Ebisus Urform ({{glossar:honji}}) der buddhis·tische Wächter·gott {{glossar:Bishamonten}} sei ([http://ja.wikipedia.org/wiki/%E3%81%88%E3%81%B3%E3%81%99 ''Wikipedia'', jap., えびす]).</ref> Offen·bar brachte brachte man also diesen Ebisu Saburō mit den klassi·schen Mythen in Zusam·men·hang und iden·tifi·zierte ihn mit dem Blut·egel·kind, das in der Gegend des Nishinomiya Schreins wieder an Land gegangen war. Dass Ebisu und Hiru-ko im Nishino·miya Schrein mit einan·der asso·ziiert wer·den, liefert uns einen ersten Hinweis, dass Ebisu nicht bloß ein lächeln·der Glücks·gott ist, son·dern dass von Beginn an auch seltsam-fremde, unge·wöhn·liche und unvoll·kom·mene Charak·ter·züge das Bild des Ebisu prägten. <br />
<br />
{{floatleft<br />
| Ebisu_hyakudaiyu.jpg|rahmen_w=250|rahmen_h=310|w=250<br />
| Ebisu Hyakudayū <br />
|ref=1<br />
}}<br />
Der Nishino·miya Schrein ist seit Ende der Heian-Zeit ein Zentrum für Schau·steller, die früher von hier aus mit Puppen durch die Lande zogen. Die Puppen·spieler nannte man {{g|ebisukaki}} (Ebisu Träger). Sie kreier·ten die Figur des Ebisu Hyaku·dayū, der als wirk·samer Bekämp·fer von Krank·hei·ten, vor allem von Masern, ange·sehen wurde.<!--<br />
--><ref><br />
Die Puppen sind erst·mals Ende des elften Jahr·hunderts historisch nach·weisbar. Laut den Grün·dungs·legenden des Schreins ersetzten die Puppen-Schau·steller die in größeren Schreinen tätigen Schrein·dienerin·nen ({{glossar:miko}}). Der Schrein behauptet außer·dem, in Besitz einer Art von Lizenz zu sein, die Kaiser Sutoku (r. 1123–1141) aus·gestellt haben soll und die die Praxis der ''ebisu-kaki'' im Zu·sammen·hang mit der Bekämpf·ung von Epidemien (''ekibyō'') aus·drücklich erlaubt. (Ashmore 2007.)<br />
</ref> <br />
Diese Tradi·tion trug zwei·fel·los viel zur Ver·brei·tung des Ebisu Kults bei,<ref name=iwai/> war aber aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Vorläufer des bekannten japanischen Puppendramas ({{g|bunraku}}). Während Bunraku sich zur Hochkultur entwickelte, blieb die ''ebisu kaki'' Tradition als Kunst niederrangiger Schausteller bis in die frühen Tage der {{glossar:Meiji}}-Zeit lebendig. Seit Ende des Zweiten Welt·kriegs gibt es Bemü·hungen, sie wieder auf·leben zu lassen. <br />
<br />
Ab·gesehen von den Puppen·spielen und deren Bezug zur Heilung von Krank·heiten, scheint Ebisu von Händlern und Kauf·leuten als Schutz·gott·heit ange·nom·men worden zu sein. Bereits im zwölften Jahr·hundert wird er als „Markt-Gottheit“ verehrt.<ref name=iwai/> Von da an entwickelte er sich mehr und mehr zu einem städtisch-kauf·män·nischen Glücks·gott. Zugleich erin·nern seine ikono·graphi·schen Merk·male — Angel und Meer·brasse — an seine mari·time Herkunft.<br />
<br />
== Feste und Schreinlegenden ==<br />
<br />
{{wrapper | position=right|<br />
{{sidebox2<br />
| Nishinomiya_souvenir.jpg<br />
| Souvenire, Nishinomiya<br />
}}<br />
{{sidebox2<br />
| toka ebisu.jpg<br />
| Tōka Ebisu Fest in Osaka<br />
}}<br />
}}<br />
Neben dem Nishino·miya Schrein hat sich auch der {{glossar:Imamiyaebisujinja|Imamiya Ebisu}} Schrein in der Handels·metro·pole Osaka zu einem popu·lären Zentrum des Ebisu-Kults ent·wickelt. In beiden Schrei·nen gilt der zehnte Januar als wich·tigs·ter Festtag ({{glossar:toukaebisu}}, wtl. Ebisu des zehnten Tages), die Feiern beginnen aller·dings schon am 9. und er·strecken sich bis zum 11. Januar. Beson·ders die Händler beten dann um ge·schäft·lichen Erfolg im an·brechen·den Jahr. Neben Geld·spenden werden auch Speisen und {{glossar:Sake}} dargebracht. Im Nishi·nomiya Schrein spendet die Fischerei-Genos·sen·schaft jedes Jahr einen mög·lichst großen Thun·fisch, der während der Feier·tage von den Besucher·massen mit Münzen beklebt wird. <br />
{{w500|top=-10|left=-10|w=520<br />
|toka_ebisu_hiroshige.jpg<br />
|Ebisu Fest, Edo-Zeit<br />
|ref=1<br />
}}<br />
===Schwerhörigkeit===<br />
{{floatleft<br />
| kanameishi2.jpg|rahmen_w=250|rahmen_h=340|w=250<br />
| Ebisu verschläft das Erdbeben<br />
|ref=1<br />
}}<br />
In vielen Ebisu-Schreinen machen die Besu·cher des Tōka Ebisu Festes mit lauten Ge·räu·schen auf sich auf·merk·sam, zum Bei·spiel, indem sie mit klei·nen Holz·häm·mern an das Schrein·ge·bäude klop·fen. Dies wird damit begrün·det, dass die Gott·heit schwer·hörig sei und die Gläu·bi·gen sonst nicht hören könne. <ref>Der Brauch ist im Imano·miya Schrein bereits in der Edo-Zeit doku·mentiert. Damals ver·sam·melten sich Leute am 10. des ersten Monats und schlugen Bretter an die Rück·seite des Schrein·ge·bäudes. ''Settsu meisho zue'' (Illustrierter Reiseführer von Settsu) von Shoseki Akisato, 1798, nach Oka 1933 (Bd. 2), S. 583.</ref> Das geläu·fige Hände·klat·schen, mit dem viele Japa·ner einen [[Alltag/Omairi|Schreinbesuch]] beginnen, soll im übrigen auf den Ebisu-Kult und die dem Ebisu zu·ge·schrie·bene Schwer·hörig·keit zurück·gehen.<ref>Casal 1958, S. 14</ref><br />
<br />
Auch ein anderer Feier·tag des Ebisu, der 20. Tag des Zehn·ten Monats, steht mit Ebisus Schwer·hörig·keit in Verbindung. Der Zehnte Monat wurde seit dem Mittel·alter häufig als der „Monat ohne {{glossar:Kami}}“ ({{glossar:kannazuki}}) bezeich·net. Die Götter sollen sich zu diesem Zeit·punkt alle im {{glossar:Izumotaisha|Izumo}} Schrein ver·sammeln. Da aber Ebisu den Aufruf nach Izumo zu kommen nicht hören kann, bleibt er als „Auf·pas·ser-''kami''“ (''rusugami'') in seinem Schrein zurück und wird als solcher im Oktober beson·ders geehrt. <br />
<br />
Ähnlich wie im Hiruko-Mythos findet sich auch in dieser Legende ein Hinweis auf eine gewisse Behin·derung des Glücks·gottes, die in der Ikono·graphie üb·licher·weise nicht zum Aus·druck kommt.<br />
<br />
===Deformierter Ebisu===<br />
Schließlich gibt es den Brauch des ''igomori matsuri'' („Fest der Abge·schie·den·heit“), das zumeist am 9. 1., also am Vortag des Tōka-Festes be·gangen wird.<br />
Im Nishi·no·miya Schrein wird Ebisu an diesem Tag zum nahe gele·genen Hirota Schrein trans·portiert. Im Gegen·satz zu den üb·lichen [[alltag/Matsuri|Schrein·prozes·sionen]] vollzieht sich dieser Trans·port aber im Gehei·men, die meisten Mit·glieder der Schrein·ge·meinde schließen sich an diesem Tag zuhause ein. Dies wird damit begrün·det, dass sich Ebisu an diesem Tag in de·for·mier·ter Gestalt (''isō ebisu'') zeigt. Er schämt sich aller·dings für seine Defor·mation und ver·flucht jeden, der ihn so zu Gesicht bekommt. Folg·lich ist es besser, an diesem Tag zu Hause zu bleiben.<ref>Ouwehand 1964, S. 84</ref> Zu·sätzlich wird gefastet und die Kiefer·zweige ({{glossar:kadomatsu}}), die als Neu·jahrs·schmuck an den Türen befestigt sind, werden umge·dreht.<ref>Iwai Hiroshi, [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/entry.php?entryID=1061 Tōka Ebisu] (''Encyclo·pedia of Shinto''). Oka Masao zitiert dazu eine Edo-zeit·liche Quelle, laut der ein ''igomori matsuri'' am 9.1. rund um den Hirota Schrein abge·halten wurde. Auch damals schlos·sen sich die Leute zu·hause ein, um der Gott·heit (Ebisu bzw. Hiruko), die man sich von sehr häss·lichem Aussehen dachte, nicht zu begeg·nen. Auch die ver·kehrte Kiefer wird erwähnt (''Setsuyō gundan'' von Okada Keishi, 1701, nach Oka 1933 (Bd. 2), S. 583.) Vgl. auch {{glossar:mayokenosakabashira}}.</ref> Offen·sicht·lich meint man, dass Ebisu an diesem Tag als ver·flu·chen·de Gottheit ({{glossar:tatarigami}}) sein Unwesen treiben würde.<br />
<br />
==Ebisu, der Barbar==<br />
Es ist bis heute nicht sicher geklärt, was der Name „Ebisu“ bedeutet, es gibt aller·dings Hinweise, dass er mit dem Wort ''emishi'' in Ver·bin·dung steht. Dieser Begriff wurde in alter Zeit auf die „bar·ba·ri·schen“ Stämme im Norden Japans angewendet, die bis weit in die Heian-Zeit hinein Wider·stand gegen den {{glossar:Yamato}}-Staat leis·teten und als Vor·fahren oder Ver·wandte der Ainu<ref>Bewohner Hokkaidos und der Kurilen Inseln. Bis ins 20. Jh. Jäger und Samm·ler. Heute stark zurück·gedrängt oder assimi·liert. </ref> gelten. Das Zeichen für ''emishi'' 戎 ist auch eine der üb·lichen Schrei·bungen für „{{glossar:Ebisu}}“ und taucht in dieser Lesung bereits im ''Hizen fudoki'' (8. Jh.), einer alten Re·gional·chro·nik aus Kyūshū auf. Die betref·fende Stelle<ref>Aoki 1997, S. 551</ref> handelt zwar eben·falls von der Unter·werfung „bar·bari·scher“ Stämme, doch sind diese sicher nicht mit den Emishi Nord-Japans identisch. Somit scheint ''emishi''/''ebisu'' eine generelle Bezeich·nung für „Barbaren“ oder Fremde darge·stellt zu haben. Ebisu gilt gemein·hin als der einzige unter den Sieben Glücks·göttern, der sich nicht auf aus·län·dische Götter zurück·führen lässt, doch wenn die Grund·be·deu·tung „Barbar“ richtig ist, dann muss auch er letzt·lich als „Fremder“ bezeich·net werden. <br />
<br />
Viele Bräuche, die sich in länd·lichen Gegenden Japans bis heute erhalten haben, lassen die Iden·tifi·kation Ebisus mit einem Fremden plausibel erschei·nen. In manchen Fischer·ge·meinden wird Ebisu mit Walen, Haien oder allge·mein mit großen Fischen identi·fiziert (vgl. das Fischopfer beim Tōka-Fest). Ander·er·seits mani·festiert sich Ebisu aber auch in ab·sonder·lichen Gegen·ständen, die vom Meer an den Strand gespült werden. Sogar Wasser·leichen werden bis·weilen als Ebisu bezeichnet und in dieser Form bestattet.<ref>Naumann 1974, S. 1–2</ref> In manchen Gegenden gibt es außerdem den Neu·jahrs·brauch, dass junge Männer mit verbun·denen Augen nach Steinen tauchen. Der erste Stein, den sie nach oben bringen, wird dann als Ebisu verehrt.<ref>Wilhelm 2005, S. 29</ref> Gemein·sam ist all diesen Vorstel·lungen, dass sie generell als gute Omen ange·sehen werden, ins·beson·dere in Fischer·gemein·den, wo sie auf einen guten Fang hoffen lassen. Diese Vorstel·lung wird generell als die Basis von Ebisus Funktion als Glücks·gott ange·sehen.<ref name=iwai>Iwai Hiroshi, [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/entry.php?entryID=787 Ebisu shinkō] (''Encylopedia of Shinto'')</ref><br />
<br />
==Sakrale Besucher (''marebito'')==<br />
Wenn Ebisu also im Grunde ein Fremder ist, der aus einem unbe·kannten Land kommend Wohl·taten ver·teilt, so rückt ihn das in die Nähe des soge·nannten {{glossar:marebito}}-Glaubens. ''Marebito'' sind Gott·hei·ten, die zu gewis·sen Zeiten auftau·chen, bewirtet werden und schließ·lich wieder ins Unbe·kannte ver·schwin·den. Dieser Glaube an „sakrale Besucher“ (''marebito shinkō'') findet sich heute vor allem in Rand·gebie·ten der japani·schen Kultur, z.B. in Okinawa. Laut {{glossar:Origuchishinobu}}, einem Gelehrten der Zwischen·kriegs·zeit, handelt es sich jedoch um eine einst·mals weit ver·breitete volks·reli·giöse Vorstel·lung.<br />
<br />
===Sukunabikona und Tokoyo===<br />
Sakrale Besucher kommen auch in den klas·sischen Mythen vor, z.B. in der Gestalt des zwergen·haften Gottes {{glossar:sukunabikona}}. {{glossar:Kojiki}} und {{glossar:Nihonshoki}} berichten über·ein·stim·mend, dass Sukuna·bikona von einem unbe·kannten Ort jenseits des Meeres herbei·kommt, dem „Großen Herrn des Landes“ ({{glossar:ookuninushi}}) bei diversen Schöpfungs·akten hilft und schließ·lich nach {{glossar:tokoyo}}, einer Art Insel der Un·sterb·lich·keit, wieder ent·schwin·det. Diese Insel ist für Origuchi ein Synonym für das Jenseits des ''marebito''-Glaubens. Im Gegen·satz zu den „Himm·lischen Gefilden“ ({{glossar:takamanohara|Takama no hara}}) befindet sie sich gleich·sam auf Augen·höhe mit der sicht·baren Welt. Im ''marebito''-Glauben herrscht dem·nach ein hori·zon·tales Welt·bild vor, das laut Origuchi älter ist als die vertikalen Vor·stel·lungen von den Him·mels·göttern ({{glossar:amatsukami}}). Tokoyo steht in Origuchis Augen daher für eine Art Ur·religion der japanischen Prähistorie. <br />
<br />
Dagegen lässt sich ein·wenden, dass Tokoyo wohl auch mit der daoisti·schen Vor·stellung von der Insel der Unsterb·lichen {{glossar:Penglai}} (jap. {{glossar:hourai}}) zu·sam·men·hängt und inso·fern im Zusam·men·hang mit chinesi·schen Kultur·kon·takten inter·pretiert werden muss.<ref>Deutlich wird dies in einer Episode aus ''Kojiki'' und ''Nihon shoki'', die davon berichtet, dass ein gewisser Tajima-mori eine wunder·bar duftende Frucht, die man heute Orange (jap. ''tachibana'') nennt, aus dem Lande Tokoyo mit·brachte. Dies deutet auf Süd·chinesi·sche Ein·flüsse hin. Auch manche Versionen der {{glossar:Urashimatarou|Urashima}}-Legende beziehen dieses Tokoyo mit ein. All diese Erzählun·gen teilen Motive mit daoisti·schen Legenden. </ref> Auch die buddhis·tischen Vorstel·lungen vom [[Geschichte/Amidismus|Reinen Land]] können mit der Insel der Unsterb·lichen in Ver·bin·dung gebracht werden. Das bedeu·tet aber ledig·lich, dass sakrale Besucher und ähnliche mit Tokoyo ver·bun·dene Vorstel·lungen nicht allein auf die japani·sche Volks·religion beschränkt werden können. Wir erhalten wie so oft einen Komplex von ver·wand·ten Vor·stel·lungen, die über kulturelle Grenzen hinweg lose mit einander asso·ziiert sind und sich gegen·seitig in Erin·nerung rufen. Ebisu gehört zu diesem Tokoyo/ Hōrai Komplex dazu und wird daher auch gern mit ande·ren Figuren asso·ziiert, die diesem zuzu·rechnen sind, vor allem mit Sukuna·bikona, der seinerseits mit Hiruko (s.o.) identi·fiziert wird.<br />
<br />
==Ebisu als Glücksgott==<br />
Die Glücks·götter werden als Gruppe häufig in einem „Schatzschiff“ ({{glossar:takarabune}}) darge·stellt, mit dem sie über das Meer segeln. Ein Traum von den Glücks·göt·tern zu Neujahr wird als beson·ders gutes Omen gewertet. Schon in der Edo-Zeit war es Brauch, zu Neujahr Glück·wunsch·karten zu ver·sen·den, auf denen die Glück·götter und ihr Schatz·schiff in allen er·denk·lichen Varian·ten abge·bildet sind. In vieler Hinsicht hat diese Gruppe der Glück·götter insge·samt Gemein·sam·keiten mit Ebisu, wie wir ihn hier kennen gelernt haben: exotische, aber zumeist wohl·wol·lende Wesen, die zu gewis·sen Zeiten, vor allem zu Jah·res·beginn, herbei gesegelt kommen und Wohl·taten verrichten. <br />
{{w500|rahmen_h=240<br />
|takarabune.jpg<br />
|Glücksgötter und Schatzschiff<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Zugleich hat jede einzelne dieser Gestalten auch eine dunkle Seite, wie sich ins·beson·dere an {{glossar:Daikoku}}, aber auch an {{glossar:Benzaiten}} zeigt. Die Macht der Glücks·götter steht also mit der Tatsache in Ver·bindung, dass man ihnen zutraut, auch genau das Gegen·teil dessen hervor·zu·rufen, wes·wegen man sich an sie wendet. Dass im Kult der Glücks·götter zumeist nur die positive Seite gezeigt wird, ent·spricht einer Logik, die wir gene·rell bei [[Alltag/Matsuri|religiösen Festen]] Japans beob·ach·ten können: Diese leiten sich häufig auf Kata·stro·phen zurück, vor allem auf Epi·demien, die als das Werk zür·nen·der Götter gedeutet wurden. Die Feste hatten also den ur·sprüng·lichen Zweck, die Götter von ihrem Zorn abzu·bringen. Eine ähn·liche Strate·gie wird auch in den Mythen sichtbar, wenn sich die ''kami'' des Himmels erfolg·reich bemühen, die verär·gerte Sonnen·gott·heit {{glossar:amaterasu}} durch ein rauschen·des Fest aus ihrer Felsen·höhle zu locken. Die bunte Kultur der fröhlich-lärmen·den {{glossar:matsuri}}, der die Glücks·götter viel·leicht am besten von allen Figuren im japa·nischen Pan·theon ent·sprechen, ent·stand dem·nach aus ganz und gar nicht fröh·lichen Anläs·sen. Ebisus Beispiel zeigt, dass die dunklen Seiten der Glücks·götter bis heute nicht ganz ver·ges·sen sind und mög·licher·weise die Wurzel ihrer nach·hal·tigen Popu·lari·tät dar·stellen.<br />
<br />
{{w500|rahmen_h=340<br />
| Ebisu_hikifuda.jpg<br />
| Glücksgott Ebisu als Webeträger für Schreibwaren (Anfang 20. Jh.)<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{w502<br />
|ebisu netsuke.jpg<br />
|ebisu daikoku geldbaum.jpg<br />
|Ebisu Netsuke<br />
|Ebisu und Daikoku schmücken den Geldbaum<br />
|ref=1<br />
}}<br />
{{Verweise<br />
|literatur=<br />
{{Literatur:Aoki 1997}}<!--<br />
-->{{Literatur:Ashmore 2007}}<!--<br />
-->{{Literatur: Casal 1958}}<!--<br />
-->{{Literatur: Miyata 1995}}<!--<br />
-->{{Literatur:Naumann 1974}}<!--<br />
-->{{Literatur:Oka 1933}}<!--<br />
-->{{Literatur:Ouwehand 1964}}<!--<br />
-->{{Literatur:Wilhelm 2005}}<br />
|links=<br />
*[http://nishinomiya-ebis.sakura.ne.jp/arrange/index.html Ebisu shinkō shiryō] („Materialien zum Ebisu Glauben“), Nishinomiya Jinja<br />
|update = Sept. 2016<br />
}}<br />
<br />
{{thisWay}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Geschichte/Kokugaku&diff=67186
Geschichte/Kokugaku
2016-09-20T20:40:31Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Kokugaku: Back to the roots}}<br />
<br />
{{fl|E}}ine Folge des erwähnten Ein·flusses [[Geschichte/Neo-Konfuzianismus | neo-konfuzianischer Gedanken]] in der {{glossar:edo}}-Zeit war ein ver·mehrtes Interesse an Ge·schich·te und eine neue Lese·art ge·schicht·licher Quellen. Im esoterisch-bud·dhis·tischen Diskurs des japanischen Mittel·alters durch·forstete man alte Texte be·stän·dig nach zahlen- und zeichen·mystischen Über·ein·stim·mungen mit den eigenen religiösen Lehren. Man konnte auf diese Weise auch in solchen Texten religiöse Offen·barun·gen finden, die ideen·ge·schicht·lich nichts mit der eigenen Richtung zu tun hatten. Bud·dhis·tische {{skt:sutra|Sutren}}, chinesische Klassiker und ein·heimische Mythen wurden sowohl von den An·ge·hörigen ver·schiedener bud·dhis·tischer Rich·tun·gen, als auch von den frühen Shintōisten auf diese Weise fast wahl·los zur Be·stätigung des jeweiligen Stand·punkts herangezogen.<br />
<br />
{{w500|w=400|rw=400| rh= 170| top= -80<br />
| taimenzu2.jpg<br />
| Gelehrtentreffen<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Unter kon·fuzia·nischem Einfluss wurde diese Praxis schritt·weise in den Hinter·grund ge·drängt (obwohl auch die An·hänger des {{glossar:zhuxi}} nicht immer ganz frei davon waren). Gegen Ende des sieb·zehnten Jahr·hunderts trat mit der „Lehre vom Alten“ ({{glossar:kogaku}}) eine Denk·schule auf, die eine Ent·mysti·fizierung der Ge·schichte und der klas·sischen Schriften forderte. Man be·mühte sich darum, den ur·sprüng·lichen Sinn der klas·sischen Schriften wieder zu ent·decken und die Fracht der mysti·fizierenden Inter·preta·tionen, die sich um diese Texte ge·bildet hatten, über Bord zu werfen. Das Interesse der ''kogaku'' war dabei auf das klassische China ge·richtet, doch be·reitete sie methodisch die spätere {{glossar:kokugaku}} „Lehre [unseres] Landes“ (also die Lehre Japans) vor. Beide Schulen wandten sich zu·nächst der kritisch-philo·logischen Analyse alter Texte zu. Im Gegen·satz zu ''kogaku'' lehnte jedoch die ''kokugaku'' chinesisches Denken und chinesische Texte als „fremd“ ab und kon·zen·trierte sich ganz auf das, was als un·ver·fälscht Japanisch wahr·ge·nommen wurde.<br />
<br />
==Die wichtigsten Vertreter der Kokugaku==<br />
{{Wrapper|position=right|<br />
{{sidebox2<br />
| keichu_hokusai.jpg<br />
| Keichū<br />
| w=180 | top=-25 <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{sidebox2<br />
| azumamaro_hokusai.jpg<br />
| Kada no Azumamaro<br />
| w=180 | top=-25<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{sidebox2<br />
| mabuchi.jpg<br />
| Kamo no Mabuchi<br />
| w=181 | top=-50<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{sidebox2<br />
| w=180| top=-60<br />
| norinaga2.jpg<br />
| Motoori Norinaga<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{sidebox2<br />
| atsutane.jpg<br />
| Hirata Atsutane<br />
| w=180| top= -220<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
}}<br />
<br />
:* {{glossar:keichuu}} (1640–1701), ein {{Glossar:Shingonshuu | Shingon}}-Mönch, gilt als Vorläufer der ''kokugaku''. Er studiert zu·nächst das Sanskrit und seine Gram·matik, bevor er sich der japa·nischen Klassik zu·wendet, und ent·wickelt auf beiden Gebieten eine neue Her·an·gehens·weise, die für spätere ''kokugaku''-Gelehrte wichtige An·sätze ent·hält.<br />
:* {{glossar:kadaazumamaro}} (1669–1736) wurde lange als der eigent·liche Begründer der ''kokugaku'' angesehen, da er 1728 um eine Ge·nehmigung zur Er·richtung einer ent·sprechenden Schule an·ge·sucht haben soll. In Azumamaros Ansuchen an das Shōgunat ist explizit von dem Ziel die Rede, den alten „Weg Japans“ zu studieren, der durch die Ein·flüsse von Bud·dhis·mus und Kon·fuzia·nismus in Ver·gessen·heit geraten sei. Neuere Forschungen er·achten dieses Dokument zwar für eine nach·trägliche Fälschung (McNally 2005), die Ziele der ''kokugaku'' werden darin aber in jedem Fall klar um·rissen.<br />
:* {{glossar:kamonomabuchi}} (1697–1769) aus der Priester·familie des {{g|Kamojinja|Kamo}} Schreins erschließt die älteste japanische Gedichte-Sammlung {{g|Manyoushuu}}. Die meisten seiner Schüler, u.a. der Dichter {{g|Uedaakinari}}, führen sein be·sonderes Interesse für die älteste japanische Poetik weiter fort.<br />
:* {{glossar:motoorinorinaga}} (1730–1801), ein Schüler Mabuchis, der im Brot·beruf Arzt ist, wendet sich dem japanischen Mythos zu. Seine philo·logische Ent·schlüsselung des {{glossar:kojiki}} (''Kojiki-den'') gilt als sein Haupt·werk und zu·gleich als intel·lektu·eller Höhe·punkt der ''kokugaku''. Mit seiner Forschung ver·sucht er, das Denken und die Religion der alten Vor·fahren wieder·zu·erwecken. Neben seinen un·leug·baren Er·rungen·schaften auf dem Gebiet der philo·logischen Re·kons·truktion und Analyse sind seine Studien auch von einem diffusen religiösen Sendungs·be·wusst·sein getragen.<br />
:* {{glossar:hirataatsutane}} (1776–1843) rückt den politisch-religiösen Aspekt der ''kokugaku'' weiter in den Vor·der·grund. Unter ihm mutiert die Be·wegung von einer Ge·lehrten·gesell·schaft zu einer politischen Initiative, aus der die ersten konkreten Pläne zur Wieder·errichtung der Tennō-Herr·schaft und damit zur {{glossar:meiji}}-Res·tau·ration entstehen. Wie Norinaga bemüht auch er sich um eine Wieder·findung des vor·bud·dhis·tischen Shintō.<br />
<br />
== Kokugaku und Shintō ==<br />
<br />
Unter dem Ein·fluss der ''kokugaku'' entwickelt sich die Idee, dass Shintō seit alters her un·ver·änderlich auf die japanische Religion und Mentalität wirkt und vom Bud·dhis·mus nur über·tüncht wurde, zum Credo. Shintō und Tennō-Kult werden zu einem System ver·schmolzen, das zum Wesen der ja·panischen Kultur erklärt wird. Besonders inner·halb der Hirata-Schule erhält die an·fäng·lich rein akademische Richtung eine explizit national·istische Aus·richtung. Aus der Ver·klärung der Ver·gangen·heit wird eine rückwärts·gewandte, Tennō-zentristische Ideo·logie, die im zwanzigsten Jahr·hundert die Aus·er·wählt·heit Japans recht·fertigen und zur Legi·timation der Greuel·taten des japanischen Ultra·natio·nalis·mus dienen wird. Ideen·geschicht·lich lassen sich durch·aus Paral·lelen zur Ent·wicklung von der deutschen Romantik zum deutschen Faschismus feststellen.<br />
<br />
Anderer·seits führte die Be·schäftigung der ''kokugaku'' mit alten Texten zu Er·kennt·nissen, die teil·weise bis heute Geltung haben. Die Maxime der ''kokugaku'', alte Schriften nicht als göttliche Bot·schaften, sondern als Texte von Menschen für Menschen zu lesen, enthält ein auf·klärerisches Potential, durch das uns die Ge·danken der ''kokugaku''-Gelehrten näher stehen, als die Speku·lationen früherer Ge·lehrten·genera·tionen. Vielleicht ist dies mit ein Grund dafür, dass das Shintō-Bild der ''kokugaku'' bis heute die gängigen Vor·stellungen von japanischer Religion prägt.<br />
<br />
{{verweise<br />
| FN= 0<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Harootunian_1988}}<br />
{{Literatur:Mcnally_2005}}<br />
{{Literatur:Nosco_1990}}<br />
| links=<br />
* [http://www.norinagakinenkan.com/norinaga/shiryo/about.html Motoori Norinaga] (en.)<br/>Biografische Skizze; Teil der umfangreichen, aber ansonsten japanischen Website des ''[http://www.norinagakinenkan.com/ Museum of Motoori Noringa]''.<br />
* [http://plato.stanford.edu/entries/kokugaku-school/ The Kokugaku (Native Studies) School], Susan Burns (en.)<br/> Eintrag in der ''[http://plato.stanford.edu/ Stanford Encyclopedia of Philosophy]''.<br />
|update= Sept. 2016<br />
}}<br />
{{ThisWay|Geschichte/Bakumatsu}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Mythen/Geister&diff=67185
Mythen/Geister
2016-09-20T20:35:01Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Gespenster und Totengeister}}<br />
{{Wrapper|<br />
__TOC__<br />
{{sidebox2<br />
| sidepage=Kaidan<br />
| hokusai_oiwa.jpg<br />
| Horrorklassiker der Edo-Zeit<br />
| w=180 | rh=250<br />
}}<br />
}}<br />
{{fl|A}}n der Schnitt·stelle von volks·tümlicher Religion und Erzähl·kunst begeg·nen wir in Japan einer gestal·ten·rei·chen Welt von Fabel·wesen und Gespens·tern. Da ihre Handlungen zumeist unbe·rechen·bar sind, gelten sie grund·sätzlich als unheimlich, obwohl manche bei genauer Betrachtung auch in freund·licher Absicht mit den Menschen kommu·nizieren können. Im Unterschied zu den etab·lier·ten Ver·ehrungs·wesen der japani·schen Religion ({{glossar:kami}}-Gott·heiten oder bud·dhis·tische Manifes·tatio·nen) werden diese Geister für gewöhn·lich nicht als über·geord·nete Auto·ritäten ima·giniert, sondern befin·den sich gegen·über der mensch·lichen Ge·sell·schaft sozu·sagen „auf Augen·höhe“. Geister besitzen zwar Fähig·keiten, die Men·schen nicht haben, treten aber nicht als Herr·scher über die Men·schen, son·dern eher als Kon·kur·ren·ten auf: Sie begeh·ren men·schliche Güter und hegen oft Neid, Hass oder Groll gegen die Menschen, füh·len sich aber auch von mensch·licher Schön·heit kör·per·lich ange·zogen und sind in manchen Fällen sogar bereit, be·stim·mten Men·schen zu dienen. <br />
<br />
Aller·dings sind die Gren·zen zur Welt der Götter fließend. Beson·ders mäch·tige Fabel·wesen und Gespens·ter können gott·ähn·liche Ver·ehrung genießen oder, wie die unten erwähnten {{glossar:goryou}}, zu Göttern aufsteigen; andere, etwa die mit magischen Fähig·keiten begabten [[Füchse]], können auch als Boten zwischen Göttern und Men·schen fun·gieren. <br />
<br />
Beson·ders in der {{glossar:edo}}-Zeit (1600–1867) erfuhren Geschich·ten aus dieser Geister·welt ({{glossar:kaidan}}), etwa die „Geschich·ten unter dem Regen·mond“ ({{g|ugetsumonogatari}}) von {{glossar:Uedaakinari}}, einen regel·rechten Boom. Aber auch zahl·reiche {{glossar:ukiyoe}}-Holz·schnitte von über·natürl·ichen Wesen legen Zeugnis von der Faszi·nation dieser Welt des Überna·türlichen ab ([[{{FULLPAGENAME}}/Kaidan|mehr dazu...]]). In dieser Zeit ent·wickelten Gelehrte wie {{glossar:toriyamasekien}}, die auch als Künstler tätig waren, eine Ge·spens·ter·typo·logie, die noch heute bekannt ist und in modernen Filmen oder Manga immer wieder auf·ge·grif·fen wird. Dabei lassen sich im Wesent·lichen zwei Arten von über·natür·lichen Wesen unter·scheiden: <br />
<br />
:# die Fabel·wesen ({{glossar:youkai}}), die perma·nente Gemein·schaften am Rande der mensch·lichen Gesell·schaft bilden. Zu ihnen zählen z.B. die {{g|Tengu}}, die {{g|Oni}} und andere geister·hafte Wesen, aber auch Tiere mit magischer Begabung wie [[Mythen/Verwandlungskuenstler |Füchse]], [[Mythen/Imaginaere Tiere| Schlangen]] und andere. <br />
:# die Seelen der Verstorbenen ({{glossar:yuurei}}), die noch nicht vollständig ins Jenseits (bzw. in eine neue Wieder·geburts·form) hinüber·ge·wechselt sind. (Natürlich gibt es auch einige Grenz·fälle zwischen den beiden Gruppen.) <br />
<br />
Während auf den folgenden Seiten von ''yōkai'' die Rede ist, befasst sich diese Seite mit dem Glauben an die Toten·geister.<br />
<br />
==Totengeister (''yūrei'')==<br />
{{floatright<br />
|yurei.jpg|w=200|rahmen_w=180|left=-18|rahmen_h=280<br />
|Totengeist<br />
|ref=1<br />
}}<br />
In der Edo-Zeit etablierte sich die heute noch geläufige Form der Toten·geister (''yūrei''), welche bemer·kens·werte Ähn·lich·kei·ten mit euro·päi·schen Ge·spens·tern auf·weisen: Mit weißem Toten·gewand ({{glossar:shinishouzoku}}, zu dem auch eine drei·eckige Stirn·kappe — {{g|hitaikakushi}} — ge·hört) und lan·gen auf·ge·lösten Haa·ren schwe·ben die ''yūrei'' nebel·haft über dem Boden. Ihre Arme sind meist zur Brust hoch·ge·zo·gen, wäh·rend die Hände häufig schlapp herun··ter·hängen. <br />
<br />
Die Vorstellungen, die dieser Ge·spen·ster·ikono·graphie zu·grun·de liegen, reichen weit in die ja·pani·sche Ge·schich·te zu·rück. Schon in der {{glossar:Heian}}-Zeit war man der Auf·fas·sung, dass jeder Mensch nach seinem Tod zum Ge·spenst wer·den kann, wenn er nicht or·dent·lich be·stat·tet wird, oder anders aus·ge·drückt, wenn ihm der [[Mythen/Jenseits| Weg ins Jenseits]] ver·sperrt ist, weil sich nie·mand seines Leich·nams annimmt. Dieser Weg ist in jedem Fall eine be·schwer·liche Reise, die rituell be·gleitet werden muss. Und immer, wenn bei diesen Riten etwas schief geht, kann es sein, dass der Geist des Ver·stor·benen seine Hinter·blie·benen in Träumen oder in realen Erschei·nungen heim·sucht. Solche Toten·geister sind a priori un·heim·lich, doch werden sie erst dann wirklich gefährlich, wenn es sich um Rache·geister ({{glossar:onryou}}) handelt. Zu solchen Rache·geistern werden jene Ver·stor·benen, die im Leben beson·deres Unrecht erlitten haben und/oder unter großen Qualen gestorben sind. Hier helfen selbst ord·nungs·gemäß durch·ge·führte Be·gräb·nisse nicht immer, ihren Groll zu be·sänftigen. <br />
<br />
=== Der Kult um „erhabene Geister“ ===<br />
{{Textbox<br />
|text=<br />
===Vokabel===<br />
*{{glossar:bakemono}} oder {{glossar:obake}}: wtl. „verwandelte Wesen“; geläufigste Ausdrücke für Gespenster und andere übernatürliche Erscheinungen. <br />
*{{glossar:youkai}}: Fabelwesen, auch magisch begabte Tiere. <br />
*{{glossar:yuurei}}: wtl. „dunkle Geister“; Totengeister.<br />
*{{glossar:onryou}}: Rachegeister.<br />
*{{glossar:goryou}}: Hochgestellte Rachegeister.<br />
*{{glossar:goryoushinkou}}: Glaube an, bzw. Kult für ''goryō''.<br />
*{{glossar:sorei}}: Ahnengeist, Ahnenseele.<br />
*{{glossar:reikon}} oder {{glossar:tamashii}}: Seele, Totenseele. Neutraler Ausdruck.<br />
*{{glossar:oni}}: Dämon, Teufel. <br />
}}<br />
Die etablierten religiösen Institu·tionen haben den Glauben an rächen·de Toten·geis·ter nicht etwa als Aber·glaube ab·ge·tan, son·dern ihn im Gegen·teil immer schon ge·för·dert. Dem Reli·gions·histo·riker Bernard Faure zufolge hat sich der Bud·dhis·mus unter ande·rem des·halb in Ost·asien eta·blieren kön·nen, weil er die vorbud·dhis·tische Vor·stellung der grol·lenden Toten·geister absor·bierte und beson·ders erfolg·ver·spre·chende Rituale für die Re·inte·gration dieser Seelen ent·wickelte (Faure, ''The red thread'', ch. 1).<br />
<br />
Bereits im frühen Buddhis·mus finden wir Zere·monien, die bei·spiels·wei·se nach krie·ge·ri·schen Schlach·ten durch·ge·führt wurden, um die Geister der Ge·fal·le·nen (vor allem die der Gegner!) von Rache·akten abzu·halten. Auch im [[Geschichte/Kami_Kulte| höfischen Shintō]] gibt es seit dem Alter·tum eine Zere·mo·nie zur Be·sänf·tigung der Geister ({{glossar:chinkonsai}}), die aller·dings nicht ex·plizit an To·ten·geis·ter gerich·tet ist. Wenn sich Un·glücks·fälle trotz solcher Zere·mo·nien häuften, so suchte und fand man die Ursache in den Rache·geis·tern von be·son·ders ein·fluss·rei·chen Per·sonen, die in diesem Fall als „erha·bene Geister“ ({{glossar:goryou}}) bezei·chnet wurden. Erha·bene Geister unter·schei·den sich laut Kuroda Toshio (1996) insofern von ge·wöhn·lichen Rache·geistern ({{glossar:onryou}}), als es möglich ist, sie zu besänftigen, indem man sie in den Status einer Gottheit ({{glossar:kami}}) versetzt und ihnen einen eige·nen Schrein errichtet. Genau dieses Phänomen ist vor allem in der {{glossar:Heian}}-Zeit häufig zu beobachten. <br />
<br />
{{w500|rahmen_w=500|w=850|left=-200<br />
|kitanotenjin_engi_metny.jpg<br />
|Sugawara no Michizanes Geist in Gestalt eines zürnenden Donnergottes <br />
|ref=1<br />
}}<br />
Das berühm·teste Beispiel eines solchen Schreins stellt der {{glossar:kitanotenmanguu}} in Kyōto dar. Er wurde im Jahr 959 zu Ehren des Hof·ade·ligen {{glossar:sugawaranomichizane}} (845–903) errichtet. Michizane, ein über·ragen·der Staats·mann und Gelehr·ter, war einer Hofin·trige wegen in die Ver·bannung ge·schickt worden und verstarb, bevor das Fehl·urteil rück·gängig gemacht werden konnte. In den folgen·den Jahr·zehn·ten kam es zu aller·lei Natur·katas·tro·phen und un·ge·wöhn·lichen Todes·fällen bei Hof und in der Fami·lie des Tennō, welche die Hof·astro·logen schließ·lich Michi·zanes Wirken zuschrie·ben. Auf mittel·alter·lichen Quer·bild·rollen, die diese Gescheh·nisse anschau·lich darstellen, erkennt man, dass Michi·zanes Rache·geist als gehörnter Donnergott ({{g|raijin}}), der Blitze in den kaiser·lichen Palast schleudert, ima·giniert wurde. Um diesen gefähr·lichen ''goryō'' zu besänf·tigen, wurde er zum ''kami'' erklärt und in einem Schrein „verortet“. Zusätz·lich erhielt er alle Ehrun·gen inklu·sive der höchs·ten Hof·ränge, die ihm zu Leb·zeiten versagt blieben.<br />
<br />
Heute ist Michizane vor allem unter dem Beinamen {{glossar:Tenjin}} bekannt. Er gilt als Gott der Gelehr·sam·keit und der Dich·tung und verfügt neben seinen zwei Haupt·schrei·nen in Kyōto und Kyūshū über ein aus·ge·dehn·tes Netz von Tenjin-Zweig·schrei·nen in ganz Japan. (Mehr dazu auf der Sidepage [[tenjin| Gott·heit und Schreine des Tenjin-Glaubens]].)<br />
Abgesehen von Michizane wurden auch zahlreiche Tennō, denen übel mit·gespielt worden war, als ''goryō'' ange·sehen. Für sie gibt es in Kyōto seit dem Alter·tum einen Goryō Schrein, in dem sie kollek·tiv ver·ehrt werden.<br />
<br />
{{w500<br />
|tomomori.jpg<br />
|Geist des Taira no Tomomori<br />
|ref= 1<br />
}} <br />
Mit·glieder des Schwert·adels (Samurai) wurden seltener Gegen·stand eines ''goryō''-Kultes, kommen aber vor allem in Erzählungen und Bildern immer wieder als Rachegeister vor. Ein häufig illustriertes Beispiel ist Taira no Tomomori (1152–1185), dessen Attacke auf den Helden Minamoto no Yoshitsune (1159–1189) im {{g|Heikemonogatari}} geschildert wird.<br />
Auch ein weitläufiger Vorfahre des Tomomori, {{glossar:Tairanomasakado}} (?–940), wurde als rächender Geist imaginiert und sogar religiös verehrt. Masakado war ein Krieger·ade·liger der Heian-Zeit, der versuchte, das politische Ruder zugunsten seiner Zunft zu wenden und zu diesem Zweck eine Rebellion anzettelte, die jedoch scheiterte. Er blieb jedoch in den Augen späterer Samurai ein Vor·bild und wurde auch als Schrein·gott·heit verehrt, z.B. im heutigen Kanda Schrein in Tōkyō. Die Ent·stehung dieses Kultes trägt ähn·liche Züge wie der Goryō-Kult, mischte sich doch Furcht vor dem rächen·den Geist mit Be·wun·de·rung für kriege·rische Helden·taten.<ref ><br />
Masakados Schicksal und Nachleben werden im Heldenepos ''Shōmonki'' (Bericht über Masakado, 11. Jh.?) beschrieben. Hier wird ange·deutet, dass der ''goryō'' des Sugawara no Michizane (s.o.) gemeinsame Sache mit Masakado machte. (Kuroda 1996, S. 329–330) <br />
</ref><br />
<br />
==Totengeister in Literatur und Kunst==<br />
{{Wrapper|position=right|<br />
}}<br />
Neben monster·artigen Fabelwesen ({{glossar:youkai}}) und Dämonen ({{glossar:oni}}) tauchen Toten·geister schon in der bud·dhisti·schen Erzähl·literatur der Heian Zeit auf (v.a. im {{glossar:konjakumonogatari}}). Im Mittel·alter stießen Geister·geschich·ten vor allem im {{g|Nou}}-Theater auf großes Inter·esse. Zwei von fünf Haupt·genres des Nō sind ruhe·losen Geistern gewidmet, nämlich die Krieger- und die Wahn·sinns·stücke. Erstere behan·deln meist tragische Helden aus den klas·sischen Krieger·epen wie {{glossar:heikemonogatari}} oder {{glossar:Taiheiki}}, die auf der Nō-Bühne als Geister wieder·kehren. Letztere widmen sich vor allem Frauen, die aufgrund eines schweren Schick·sals·schlages oder aus ent·täusch·ter Liebe auch nach dem Tod nicht zur Ruhe kommen. Nachdem die Geister die Schlüs·sel·szenen ihres Lebens in Tanz und Gesang vorge·tragen haben, enden die Stücke zumeist mit ihrer erfolg·reichen Befrie·dung durch einen bud·dhis·tischen Mönch.<br />
{{w502<br />
| hannya edo.jpg<br />
| oyuki_okyo.jpg<br />
| Hannya Maske<br />
| ''Yūrei''<br />
| ref=1<br />
}}<br />
<br />
Auch im Edo-zeitlichen {{g|Bunraku}}- und {{g|Kabuki}}-Theater treten zahlreiche Toten·geister auf, allerdings geht es hier wesent·lich action·reicher zu als im Nō. Im Vorder·grund stehen die schauer·lichen Aspek·te der Geschich·ten, welche mit Hilfe von aus·ge·tüftel·ten Bühnen·tricks in Szene gesetzt wurden. ''Yūrei'' und ''yōkai'' wurden aber auch in illus·trier·ten Büchern und Einzel·drucken bildlich darge·stellt (s. dazu die Sidepage „[[Mythen/Geister/Kaidan|Horror Klassiker]]“) und sogar in eigenen Enzyklo·pädien erfasst. Beson·ders gegen Ende der Edo-Zeit, im neun·zehnten Jahr·hun·dert scheinen die grol·lenden Rache·geister ({{glossar:onryou}}) eine enorme Anzie·hungs·kraft auf das Publikum aus·geübt zu haben.<br />
<br />
==Heutige Praktiken==<br />
<br />
Beim japani·schen [[Alltag/Jahr|Bon-Fest]], das jährlich im August abgehalten wird, ist der Glaube an die Rückkehr der Toten nach wie vor präsent. Aller·dings handelt es sich hier um Ahnen·seelen ({{glossar:sorei}}), die bereits fest im Jenseits ver·ankert sind und zur Bon-Zeit wohl·wollend im Dies·seits nach dem Rechten sehen. Vor diesen Geistern braucht man sich also nicht zu fürchten. Dennoch ist zu beachten, dass auch das Bonfest ur·sprüng·lich ein Ritus war, durch den ver·stor·bene Ver·wandte, die als [[Mythen/Hoellen/Hungergeister|Hungergeister]] wieder·geboren wurden, aus diesem Zustand befreit werden sollten. Man sieht also, dass positiv und angstvoll besetzte Vor·stel·lungen von Toten·geistern recht eng bei einander liegen.<br />
<br />
{{floatleft<br />
|itako.jpg<br />
|''Itako'' Shamanin<br />
|ref=1<br />
}}<br />
Der Glaube an real existie·rende und in diese Welt zurück·kehrende Toten·seelen spielt außer·dem in Riten der Geister·beschwö·rung eine Rolle. In manchen länd·lichen Gebieten, insbe·son·dere in Nord-Japan, gibt es nach wie vor religi·öse Spezia·listen, die bei Bedarf eine Kom·muni·kation mit den Seelen der Toten her·stel·len. Es handelt sich um die sog. {{glossar:itako}}, meist blinde Frauen, die davon leben, dass sie in privaten, häus·lichen Ritualen die Seelen der Ver·stor·benen einer Familie durch sich sprechen lassen. Mit Hilfe der ''itako'' kann man Fragen an die Toten stellen und Ant·worten bekom·men. Solche Riten nennt man {{glossar:kuchiyose}}. Es handelt sich dabei wohl·gemerkt um alt·ein·geses·sene Praktiken, nicht um modernen Spiritismus. ([[Alltag/Yamabushi/Itako|Mehr dazu...]])<br />
<br />
{{Verweise<br />
|links=<br />
* [http://www.mangajin.com/mangajin/samplemj/ghosts/ghosts.htm Japanese Ghosts], Tim Screech (en.)<br />Ein informativer und schön illustrierter Aufsatz des ''[http://www.mangajin.com/mangajin/index.htm Mangajin Magazine]''#40.<br />
* [http://www.loc.gov/exhibits/ukiyo-e/images.html The Floating World of Ukiyoe]<br/>Sehr schöne und informative Website, die auch das Thema Geister in den Ukiyo-e Bildern behandelt.<br />
* [http://www.asianart.com/articles/rubin/ Ghosts, Demons and Spirits in Japanese Lore], Norman A. Rubin (en.)<br/>Artikel über Geister, Dämonen und andere Wesen auf ''[http://www.asianart.com/ Asian Art]''.<br />
* [http://www.nichibun.ac.jp/YoukaiDB/index.html Kaii-yōkai denshō Database], Komatsu Kazuhiko (Nichibunken) (jap.)<br/>Datenbank der japanischen Geistersagen und Gespenstermotive. Kurze Erklärungen und ausführliche bibliografische Informationen zu etwa 20.000 Schlagworten. Hervorragendes Tool für wissenschaftliche Forschungen zu dem Thema.<br />
* [http://kikyo.nichibun.ac.jp/emakimono/ Emakimono database], International Research Center for Japanese Studies (Nichibunken) - Kyoto (jap.)<br/>Sehr attraktiv gestaltete Website, auf der mehrere Edo-zeitliche Bildrollen (''emaki'') zu Themen wie Jenseits oder Gespenster vollständig zu betrachten sind. Leider keine genauen bibliographischen Angaben.<br />
|update= Sept. 2016<br />
|literatur=<br />
{{Literatur:Addiss_1986}}<br />
{{Literatur:Faure_1998b}}<br />
{{Literatur:Kuroda_1996}}<br />
{{Literatur:Maisondelaculturedujapon_2005}}<br />
}}<br />
{{ThisWay|Mythen/Tengu}}</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Bescheid&diff=67184
Benutzer Diskussion:Bescheid
2016-09-20T20:27:45Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>Zurück zu [[{{SUBJECTPAGENAME}}]].<br />
<br />
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<br />
==Nichtfunktionierende Links==<br />
* Seite = [[Alltag/Gluecksbringer/Omikuji]], Link= [http://www.asahi-net.or.jp/%7EEB3Y-KKTK/omikuji/omikuji.html Cyber Shrine]<br />
* Seite= [[Amidismus]], Link= [http://www12.canvas.ne.jp/horai/ Amida Net - A Compehensive Website of Shin Buddhism]<br />
* Seite= [[Bauten/Bekannte Schreine/Tenjin]], Links= [http://www.metmuseum.org/explore/kitanomaki/kitano_home.htm The Kitano Tenjin Engi Emaki], [http://www.kitanotenmangu.or.jp/eigo/index.html Kitano Tenmangū], [http://www.dazaifutenmangu.or.jp/other/index.htm Dazaifu Tenmangū ];<br />
* Seite= [[Bauten/Tempel/Pagoden]], Links= [http://www.d1.dion.ne.jp/~s_minaga/touba3.htm Nihon no tōba], [http://www45.tok2.com/home/todo94/pagoda-tower.htm Lonely Trip, Tō-eria];<br />
* Seite= [[Daibutsu]], Link= [http://www.cs.ucla.edu/~jmg/sekiToKiwi/usuki-web/index.html The Usuki Site]<br />
* Seite= [[Fudō Myōō]], Link= [http://www.kms.ac.jp/%7ehsc/henro/f_k_j/fudo.htm Shikoku Henro Shashinshū]<br />
* Seite= [[Füchse]], Link = [http://cont4.mech.usp.ac.jp/%7Eminagawa/shigapht/shigaraki/tanuki.html Shigaraki no tanuki]<br />
* Seite= [[Geschichte/Shinto Mittelalter/Jinno shotoki]], Link= [http://sunsite.berkeley.edu/jhti/Jinno%20shotoki%20copyright.html ''Jinnō shōtō-ki'' online, in JHTI-Ausgabe]<br />
* Seite= [[Amaterasu]], Link= [http://www.uwec.edu/philrel/shimbutsudo/ Shimbutsudo]<br />
* Seite= [[Alltag/Matsuri/Hadaka matsuri]], Link= [http://okayama-japan.jp/en/eventinfo.html Discover Okayama]<br />
* Seite= [[Alltag/Pilgerschaft/Shikoku]], Link= [http://echoes.bluemandala.com/ ''Echoes of Incense, A Pilgrimage in Japan'']<br />
* Seite= [[Fruchtbarkeitsritus]], Link= [http://www.obakemono.com/index.php The Obakemono Project]</div>
Schnauder
https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Mythen/Daemonen/Tengu&diff=67183
Mythen/Daemonen/Tengu
2016-09-20T20:24:04Z
<p>Schnauder: </p>
<hr />
<div>{{Styles}}<br />
{{titel | Tengu}}<br />
{{fl|A}}uf dieser Seite werden {{glossar:Tengu}} als die vielleicht prominen·testen Vertreter der {{glossar:youkai}} vorgestellt. Der Begriff ''yōkai'' entspricht in etwa dem deutschen „Fabelwesen“, doch werden manch·mal auch real existie·rende Tierarten, denen magische Fähig·keiten zuge·sprochen werden — etwa die [[Mythen/Verwandlungskuenstler|Füchse]] oder die {{glossar:tanuki}} — zu den ''yōkai'' gezählt. Während die tieri·schen ''yōkai'' auf anderen Seiten dieses Kapitels bespro·chen werden, geht es auf dieser Seite um den ''tengu'' als ein Fabel·wesen mit sehr men·schen·ähn·lichen Zügen, das die gesamte Band·breite dieser Geister·kategorie ver·an·schau·licht: Vom gefürch·teten Monster bis zum Ver·ehrungs·gegen·stand von [[Tempel]]n und [[Schreine]]n.<br />
<br />
{{w500|rahmen_h=300| top=-40| w= 520<br />
| tengu_kurama_wada.jpg<br />
| ''Tengu''-Kopf, Kurama-dera<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
== Wortbedeutung ==<br />
<br />
''Tengu'' bedeutet wtl. „Himmelshund“, doch mit Hunden haben diese geflügel·ten Wesen wenig zu tun. Die Be·zeich·nung leitet sich vom Chine·si·schen {{g|tiangou}} ab und bezog sich ur·sprüng·lich auf uner·klär·liche Him·mels·er·schei·nun·gen wie z.B. Kometen oder Sonnen·fin·ster·nisse, die einem schwar·zen „Him·melshund“ zu·ge·schrieben wur·den. In dieser Bedeu·tung findet sich der Begriff ''tengu'' auch schon im japa·nischen {{glossar:nihonshoki}} (720). ''Tengu'' mit den heute bekannten Charak·teris·tika treten aller·dings erst Ende der {{glossar:heian}}-Zeit in Er·schei·nung. Wie sich die Transfor·mation des chinesi·schen Him·melshun·des in diese spezi·fisch ja·pa·nische Gestalt vollzog, ist weit·gehend un·klar. Zweifel·los haben auch Mythen- und Sagen·motive, die ur·sprüng·lich nichts mit dem chine·si·schen ''tiangou'' zu tun hatten, zu seiner Ent·stehung bei·getragen.<br />
<br />
==Äußerliche Merkmale==<br />
<br />
{{Sidebox2<br />
| sidepage=Tengu Motive<br />
| titel=bilder<br />
| ema_tengu.jpg<br />
| left=-10<br />
| Tengu Motive<br />
}}<br />
Japanische ''tengu'' treten in zwei Haupt·varian·ten auf: Lang·nasen-''tengu'' und Krähen-''tengu''. Beide besit·zen einen men·schlichen Körper und können fliegen bzw. sich augen·blick·lich von einem Ort zum anderen „beamen“. Für ge·wöhn·lich tragen auch beide Arten von ''tengu'' die traditio·nelle Tracht der Berg·as·keten ({{glossar:yamabushi}}), mit denen sie eine ge·mein·same Begabung für magische Künste ver·bin·det. Ähnlich wie die ''yamabushi'' sind ''tengu'' immer eher un·heim·lich, dabei aber nicht not·wen·diger·weise böse oder arglistig.<br />
<br />
===Langnasen ''tengu''===<br />
<br />
{{w502|rahmen_h=220<br />
|tengu33.jpg|w1=x220|left1=-60<br />
|sarutahiko_takachiho.jpg|top2=-20<br />
|Geflügelter ''tengu''<br />
|Sarutahiko-Maske<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Langnasen-''tengu'' werden auf Japanisch oft als Groß-''tengu'', Krähen-''tengu'' da·gegen als Klein-''tengu'' be·zeich·net. Lang·nasen-''tengu'' scheinen dem·nach eine höhere Kaste inner·halb der ''tengu''-Gesellschaft zu bilden. Was als erstes an ihnen auf·fällt, ist die phal·lische Form ihrer Nase. Dass diese in der Tat sexu·elle Asso·zia·tionen weckte, lässt sich u.a. an {{g|Shunga}}-Bildern (siehe [[Mythen/Tengu/Tengu Motive|''tengu'' Motive]]) der Edo-Zeit erken·nen, doch wird diese Asso·zia·tion im ja·pa·nischen Kontext nicht als obszön empfun·den. Ähnlich wie im Fall des Glücks·got·tes {{glossar:fukurokuju}} wird der Phallus eher als Symbol der Frucht·bar·keit oder all·gemein des Glücks ver·stan·den. Auf·grund dieser Logik waren [[Alltag/Matsuri/Phalluskulte| Phallus-Kulte]] und phal·lische reli·giöse Sym·bolis·men im vor·moder·nen Japan weit verbreitet.<br />
<br />
{{Sidebox2<br />
| top=-140 |w=190<br />
| left=-20<br />
| tengu-ron.jpg<br />
| ''tengu''<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Die lange Nase und das rote Gesicht des ''tengu'' legen weiter die Ver·mu·tung nahe, dass sich seine Ge·stalt auf das Bild der Europäer in Japan zurück·füh·ren lässt. Doch gab es den lang·nasigen ''tengu'' bereits vor dem 16. Jh., als es in Japan zur inten·siven Kon·takt·nahme mit europä·ischen Händlern und Mis·sionaren kam. Mög·licher·weise wurden die Langnasen-''tengu'' aber dem Er·schei·nungs·bild der „südlichen Barbaren“ (wie die Europäer in der {{glossar:edo}}-Zeit genannt wurden) angepasst.<br />
<br />
Schließlich könnte die Nase der ''tengu'' auch einfach aus dem Schnabel ent·stan·den sein, mit dem die frühes·ten ''tengu''-Ge·stal·ten aus·gestat·tet sind und der wiede·rum mit ihren Flug·kün·sten in Ver·bin·dung steht.<br />
<br />
===Krähen-''tengu''===<br />
<br />
{{w502|rahmen_h=270<br />
| tengu_sairinji.jpg|w1=285|rahmen_w1=285|top1=-10 <br />
| karasutengu3.jpg|w2=196|rahmen_w2=196 <br />
| caption = Alte und neue Krähen-Tengu<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{sidebox2 <br />
|w=180| rh= 225<br />
|top=-10<br />
|garuda_gigaku.jpg<br />
|Garuda Maske<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
In Indien gibt es die Gestalt des Vogel·menschen {{skt:Garuda}}, die mit dem Bud·dhis·mus auch in Japan bekannt wurde. Garudas sind halb gött·liche, halb tierische Wesen mit großen Zauber·kräf·ten, ähnlich den [[Mythen/Imaginaere Tiere | Schlan·gen]] (in Indien als {{skt:Naga}}-Gott·heiten verehrt), mit denen sie eine er·bit·terte Feindschaft ver·bin·det.<br />
<br />
In der ältesten Theater·kunst Japans, dem höfischen {{g|Gigaku}}, werden u.a. Garuda Masken (jap. {{glossar:karura}}) ver·wen·det. Nach·dem diese durch·aus Ähn·lich·keiten mit späteren ''tengu''-Dar·stel·lun·gen haben, ist es denkbar, dass zwischen diesen Fabel·wesen ein Zu·sam·men·hang besteht. Frühe bildliche ''tengu''-Dar·stel·lun·gen (etwa die des diabolischen Zegai-bō, s.u.) zeigen jeden·falls einen Krähen-''tengu''. Erst später setzte sich die Auf·fas·sung durch, dass nur die min·deren ''tengu'' vogel·gestal·tig seien. Gleich·zeitig sollen alle ''tengu'' aus Eiern schlüp·fen.<br />
<br />
==''Tengu'' und Mönche==<br />
{{w500<br />
|tenguzoshi.jpg|rahmen_h=260|w=600|left=-100|top=-10<br />
|Versammlung hochrangiger Mönche, die zu ''tengu'' geworden sind<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w500|rahmen_h=250<br />
| zegaibo_emaki.jpg<br />
| Zegaibō, ein chinesischer Krähen-''tengu'' in Mönchsgewand<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
''Tengu'' gehören nicht allein ins Reich der Märchen und Sagen, son·dern spielen auch in religiösen Legen·den eine wich·tige Rolle. Die frühes·ten ''tengu''-Legen·den aus dem {{glossar:konjakumonogatarishuu}} han·deln zumeist von bud·dhis·tischen Mönchen, die vom rechten Weg ab·kom·men um schließ·lich zu ''tengu'' zu werden, oder von ''tengu'', die ver·suchen Mönche vom rich·tigen Weg ab·zu·brin·gen. In anderen Quel·len, etwa dem ''Tengu zōshi'' (1296), er·scheint die Exis·tenz eines ''tengu'' als kar·mische Kon·sequenz über·mäßiger klerikaler Arroganz.<!--<br />
--><ref><br />
Die Kritik scheint sich an einem Konflikt zwischen dem mächtigen Exkaiser {{g|Goshirakawa| Goshirakawa}} und den Mönchen des Tempelberges {{g|Hieizan}} entzündet zu haben. Goshirakawa hatte nämlich vor, sich im Konkurrenztempel {{g|Miidera}} einer esoterischen Weihe zu unterziehen. Berg Hiei drohte daraufhin, in diesem Fall den Miidera militärisch zu erobern und zu zerstören. Goshirakawa verzichtete daher auf eine Weihe im Miidera. Spätere Quellen berichten im Anschluss an diese Begebenheiten von einer mystischen Zusammenkunft zwischen dem Exkaiser und einer Gottheit der Dichtung, Sumiyoshi Daimyōjin. Laut diesen Geschichten setzte Sumiyoshi dem Exkaiser auseinander, dass alle Oberhäupter der führenden Schulen im Grunde „Himmelsdämonen“ seien, die man geläufig als ''tengu'' bezeichnet. Grund dafür seien Arroganz und Hochmut der Kleriker. Auch er selbst, der Exkaiser, hätte sich dieses Hochmuts schuldig gemacht und stehe daher unter dem Einfluss von Dämonen. Goshirakawa soll sich daraufhin dem schlichten Glauben an {{g|Amida}} zugewandt haben (Abe 2002, S. 215). <br />
<br />
Diese Geschichte fand in diverse mittelalterliche Werke Eingang, u.a. ins ''Tengu zōshi'' und in eine Version des {{g|heikemonogatari}}. Frühere Autoren assozieren amidistische Mönche wie {{g|Hounen}} mit jenen Tengu, die Go-Shirakawa umgaben (Abe 2002, S. 220). <br />
</ref><br />
''Tengu'' reflek·tieren somit ein ambivalen·tes Bild des bud·dhis·tischen Klerus und bilden beson·ders in der Blüte·zeit des japanischen Buddhis·mus, im Mit·telal·ter, eine Projek·tions·fläche für die Kritik am buddhis·tischen Mönchs·stand. Es gibt aber auch Legen·den von Adeligen und Kaisern, die auf·grund ihres Hoch·muts als ''tengu'' enden. Vor allem das Kriegerepos {{glossar:taiheiki}} weiß zahlreiche Episoden zu berichten, laut denen insbesondere der ambitionierte, aber letztlich erfolglose Tennō {{g|Godaigo}} und viele Krieger und Mönche um ihn zu ''tengu'' wurden und in dieser Form nach ihrem Tod für Unruhe im Land sorgten. <br />
<br />
{{w500|rahmen_h= 240<br />
|sojobo.jpg<br />
|Yoshitsunes Schaukampf vor ''tengu''-Meister Sōjōbō<br />
| ref= 1}}<br />
Im Lauf der Zeit festigte sich die Assozia·tiation der ''tengu'' mit den be·reits erwähn·ten {{glossar:yamabushi}}. In vielen Legen·den ist die Trenn·linie zwischen diesen stets ein wenig un·heim·lichen Bergas·keten und den ''tengu'' kaum zu ziehen. Seit der Edo-Zeit werden die ''tengu'' üb·licher·weise auch in der Tracht der ''yamabushi'', er·kenn·bar an der charak·teris·tischen Kopf·be·deckung, dar·ge·stellt. Durch die Assoziation mit den ''yamabushi'' rückte offen·bar die Iden·tifikation von ''tengu'' und hoch·ran·gigen Klerikern in den Hin·ter·grund. Dagegen können ''yamabushi''-artige ''tengu'' auch positive Züge an·neh·men, vor allem dann, wenn sie analog zu den Bergas·keten als tüch·tige Käm·pfer und Meister der Kriegs·künste auf·treten. So soll etwa einer der be·rühm·tes·ten japanischen Helden, {{g|Minamotonoyoshitsune}}, in seiner Jugend die Kunst des Schwertkam·pfes von einem ''tengu'' namens Sōjōbō er·lernt haben. Der Namen bedeutet wörtlich nichts anderes als „Abt-Mönch“ und es mag sein, dass eine Art ''yamabushi'' den his·torischen Kern dieser Legende bildet.<br />
<br />
==''Tengu''-artige Gottheiten==<br />
<br />
Immer wieder stößt man in Tempeln und Schreinen auf ''tengu''-Abbildungen. Im All·ge·meinen han·delt es sich bei der·artigen religiösen Gebäuden um Kult·stät·ten des {{glossar:shugendou}}, des spezifischen Kults der ''yamabushi''. Die ''yamabushi'' wurden also nicht nur mit ''tengu'' assoziiert, sie ver·ehrten ihrer·seits auch Gottheiten in ''tengu''-Gestalt.<br />
<br />
===Izuna Gongen===<br />
<br />
{{sidebox2<br />
| akiba_gongen_lee_institute2.jpg<br />
| Akiba Gongen<br />
| w=180| rh=300<br />
| ref= 1}}<br />
<br />
Der {{glossar:takaosan}}, ein Berg am östlichen Stadtrand Tōkyōs, ist eines dieser tradi·tionel·len Zentren des Shugendō. Es gibt hier sowohl einen Tempel als auch einen Schrein, in dem die Gottheit {{glossar:izunagongen}} verehrt wird.<br />
<br />
<div class="bildtext bildbox ">[[Image:izuna2.gif|link=|izuna gongen]] [[Image:izuna3.gif|link=]]<div> Izuna Gongen, ''tengu'' Gottheit des Shugendō Heilig·tums Takao-san.<br /> Bildquelle: Informationsbroschüre des Takao-san </div></div><br />
<br />
Izuna Gongen erscheint auf den Talismanen ({{glossar:ofuda}}) von Takao in Gestalt eines ''karasu tengu'', der auf einem weißen [[Mythen/Verwandlungskuenstler| Fuchs]] reitet. Schwert, Schild und Flam·men·nim·bus erin·nern an {{glossar:fudoumyouou}}, der ja tat·säch·lich auch im Shugendō eine zen·trale Rolle spielt. Zu·dem deutet das fuchs·artige Reit·tier (das in der japanischen Folklore übrigens auch unter dem Namen Izuna auf·taucht) auf eine Ver·bin·dung mit [[Bauten/Bekannte_Schreine/Fushimi| Inari/Dakini]] hin. Ver·schiedene esoterische Gott·heiten wurden also mit der Ges·talt des ''tengu'' zu einer neuen Gottheit ver·schmol·zen. Ganz ähnliche kombi·nierte Gott·heiten finden sich im Shugendō auch unter anderen Namen, etwa unter der Be·zeich·nung Akiba Gongen (s. Abb. rechts). Viele dieser Shugen·dō-Götter standen im übrigen mit Schulen der Kriegs·künste und magischen Kampf·tech·niken in Ver·bin·dung, die wiederum von den ''yamabushi'' betrieben wurden.<br />
<br />
===Sarutahiko===<br />
{{floatright|w=310|rw=300|rh=345|left=-5|top=-5<br />
|style=margin-right:-5em<br />
|sarutahiko_hokkei.jpg <br />
|Sarutahiko<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
In den alten Mythen begegnen wir der Gottheit {{glossar:sarutahiko}}, einem wilden Gesel·len, der dem Tross des vom Himmel herab·steigen·den Enkels der Son·nen·gottheit ({{glossar:ninigi}}) einigen Respekt einflößt, sich aber schließ·lich als Führer anbietet und dafür die Göt·tin {{glossar:Amenouzume}} zur Gattin erhält. Er ist laut Be·schrei·bung des ''Nihon shoki'' von hühnen·haf·ter Gestalt und hat eine sieben-Hand-lange Nase. Auf rezen·ten Ab·bil·dun·gen (z.B. Abb. rechts) wird er meist in ''tengu''-Gestalt dar·ge·stellt. Auch in Schrein·festen zu Ehren Sarutahikos wird er durch Tänzer mit ''tengu''-Masken repräsen·tiert. Durch seine mytho·logische Rolle als wege·kun·diger Führer bot sich Sarutahiko über·dies als Iden·tifikations·figur für die zahl·reichen lokalen „Wegegöt·ter“ ({{glossar:dousojin}}) an, die es vor allem in vor·moder·ner Zeit gab. Diese Wege·göt·ter stehen wiederum häufig im Zentrum von [[Alltag/Matsuri/Phalluskulte|Phalluskulten]], was viel·leicht wieder Sarutahikos lange Nase erklärt. Es gibt, mit einem Wort, ein Viel·zahl von mög·lichen Bezie·hun·gen zwischen Bergkul·ten, Wegegöt·tern und Frucht·bar·keits·riten und sogar Kriegskün·sten einer·seits sowie Saru·tahiko und den ''tengu'' anderer·seits. Dass all diese Figuren und Kulte im Laufe der Zeit mit·ein·ander assoziiert wurden, steht außer Zweifel. Es besteht jedoch keine Über·ein·stim·mung darüber, wie sich diese Asso·ziationen his·torisch ent·wickel·ten.<br />
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{{verweise<br />
|themen= <br />
* [[Mythen/Tengu/Tengu_Motive |''tengu'' Motive]]<br />
* [[Mythen/Goetter_der_Erde|Irdische Götter]]<br />
*[[Alltag/Yamabushi| Yamabushi]]<br />
*[[Alltag/Matsuri/Phalluskulte|Phalluskulte]]<br />
| links=<br />
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Tengu Tengu] (en.)<br/>Ausführliche Darstellung auf Wikipedia. <br />
* [http://www.onmarkproductions.com/html/tengu.shtml Tengu, the Slayer of Vanity], Mark Schumacher (en.)<br/>Tengu - Seite von ''[http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary]''.<br />
* [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/entry.php?entryID=193 Izuna Gongen], Itō Satoshi (en.)<br/>Artikel zu Izuna Gongen in der ''[http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/ Encyclodedia of Shinto]''.<br />
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Otoroshi#First_Volume_-_.E9.99.B0 Gazu hyakki yakō] (jap.)<br/>Gespenster-Enzyklopädie von Toriyama Sekien auf Wikipedia. Über ''[http://ja.wikipedia.org/wiki/%E9%B3%A5%E5%B1%B1%E7%9F%B3%E7%87%95 Wikipedia Japan]'' sind die Illustrationen aller vier Bände zu betrachten.<br />
* [http://www.obakemono.com/index.php The Obakemono Project], S.H. Morgan (en.)<br/>Gut recherchierte japanische Gespensterkunde, teilweise im Manga-Stil illustriert.<br />
| update= Sept. 2016<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Abe 2002}}<br />
{{Literatur:Vollmer 1993}}<br />
}}<br />
{{ThisWay|Mythen/Oni und Kappa}}</div>
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