https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/api.php?action=feedcontributions&user=Martin+Liernberger&feedformat=atomReligion-in-Japan - Benutzerbeiträge [de-formal]2024-03-28T13:57:06ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.35.5https://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Bescheid&diff=82972Benutzer Diskussion:Bescheid2020-09-25T08:43:40Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
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<br />
Ich habe für Montag den 28.09. noch eine halbe Stunde für Kontrollen/Verbesserungen der heute (25.09) erstellen Glossareinträge eingeplant. Für alle neu erstellen Einträge habe ich ein Anmerkung verfasst. --[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 10:43, 25. Sep. 2020 (CEST)<br />
<br />
Da ich am Samstag mit den letzten Seiten (erneute Silbentrennung und Verweise) fertig geworden bin, war ich so frei und habe begonnen die externen Links der Bilder zu überprüfen. Bisher musste ich nur das Datum des letzten Zugriffs ändern. Hoffentlich passt das so --[[Benutzer:Victoria Kobsik|Victoria Kobsik]] 10:39, 3. Aug. 2020 (CEST)</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Martin_Liernberger&diff=82968Benutzer Diskussion:Martin Liernberger2020-09-25T08:22:29Z<p>Martin Liernberger: Die Seite wurde geleert.</p>
<hr />
<div></div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Geschichte/Zen/Bodhidharma&diff=82967Geschichte/Zen/Bodhidharma2020-09-25T08:20:17Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel<br />
| Bodhidharma: Der erste Patriarch des Zen<br />
}}<br />
<br />
{{fl|B}}{{s|Bodhidharma|odhidharma}} (jap. {{g|daruma|Daruma}}), der legenden·um·wobene Gründer des {{g|chan}} bzw. {{g|Zen}} Bud·dhis·mus, ist ein beliebtes ikono·gra·phisches Motiv. In den klas·si·schen Dar·stel·lungen wird vor allem seine asket·ische Strenge und seine Aus·dauer bei der Medi·tation hervor·gehoben. Aber auch die Merk·male seiner aus ost·asiat·ischer Sicht „bar·bar·ischen“ Herkunft (Indien) werden stets betont: starker Bartwuchs, große runde Augen, exotische Ohr·ringe, und oft starke Körper·be·haa·rung. Er ist zumeist im Mediations·sitz ab·ge·bildet, sein rotes Mönchs·gewand ist kapuzen·artig über den Kopf gezogen und auch seine Arme und Beine sind darun·ter ver·borgen. In der klas·si·schen Ikono·graphie wirkt er voll·kommen welt·abgewandt.<br />
<br />
{{w502 <br />
| daruma_armoffering.jpg <br />
| daruma_shokokuji.jpg <br />
| rh= 300 <br />
| top2= -150<br />
| lr1= -15 | top1= -80<br />
| caption= Frühe Daruma-Darstellungen<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{sidebox3<br />
| Daruma_kamakura.jpg<br />
| Statue, Kamakura-Zeit<br />
| rh= auto<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Außerdem fallen in der Bodhi·dharma-Legende einige ausge·sprochen grausame Details ins Auge: So soll der spätere Nach·folger Bodhi·dharmas, {{g|Huike}}, erst da·durch, dass er sich den Arm ab·hackte, als Schüler Bodhi·dharmas ak·zep·tiert worden sein. Bodhi·dharma selbst soll sich seine Augen·lider aus·ge·rissen haben, um wäh·rend der Medi·ta·tion nicht ein·zuschlafen — in der Bodhi·dharma Ikono·graphie durch hervor·quel·lende Augen ver·deut·licht. Die Le·gende hat immer·hin einen ver·söhn·lichen Ausgang: Aus den aus·geris·senen Lidern sollen die ersten Tee·pflan·zen hervor gewach·sen sein, die eben·falls den Zweck er·füllen, das Ein·schla·fen wäh·rend der Medi·tation zu ver·hindern. <br />
<br />
All dies beruht auf dürren histo·rischen Fakten, denen zufolge Bodhi·dharma Anfang des sechsten Jahr·hun·derts von Indien an den chinesischen Hof kam, dort zunächst freund·lich auf·ge·nom·men wurde, sich aber mit dem Kaiser über·warf und letzt·end·lich in der Region des Berges {{g|Songshan}}, einem der heiligen Berge Chinas, Exil fand. Hier befindet sich auch das berühmte Kloster {{g|Shaolinsi|Shaolin}}, wo Bodhi·dharma im Jahr 527 den bud·dhis·tisch-chinesischen Kampf·sport begründet haben soll. Während das Kloster bis heute für seine Kampf·künste ({{g|Kungfu}}) bekannt ist, ver·lagerte sich der Haupt·strang der chi·ne·sischen Chan-Tradition al·ler·dings in andere Klöster. <br />
<br />
Die Bio·graphie Bodhi·dharmas reicherte sich bald mit al·ler·lei Legenden an. So soll er — gleich {{s|Buddha}} — als Prinz geboren worden sein; auf seiner Flucht über·querte er den {{g|Yangtsekiang|Yangtse Fluss}} auf einem Schilf·halm, und als er schließlich von übel·wol·lenden Gegnern ver·giftet wurde — wieder eine Analogie zu Buddha — täuschte er seinen Tod lediglich vor. Daher fand man in seinem leeren Grab nur einen Schuh, den er als „Beweis“ seiner Auf·er·stehung zurück·gelas·sen hatte.<br />
<br />
== Vom Asketen zum Glücksgott ==<br />
<br />
{{w502 <br />
| rh= 260<br />
| daruma2.jpg<br />
| daruma4.jpg | top2= -120<br />
| caption= Bodhidharma mürrisch<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502<br />
| rh= 260<br />
| daruma_shohaku.jpg| left1=-160<br />
| daruma_kyosai.jpg| lr2=-90<br />
| caption= Bodhidharma mit stierem Blick<br />
| ref= 1<br />
}} <br />
{{w500<br />
| Daruma_kokan.jpg<br />
| rh=auto |t= -40 |b=-30 |lr=-5<br />
| caption= Bodhidharma realistisch<br />
| ref= 1<br />
}} <br />
{{w502 | rh= 345<br />
| daruma_hakuin.jpg<br />
| daruma_hokusai.jpg<br />
| caption= Bodhidharma freundlich<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
In Japan lässt sich über die Jahr·hun·derte eine deut·liche Tendenz vom asket·isch-strengen Rollen·vor·bild, über die Betonung der fremd·länd·ischen Merkmale zur Karikatur fest·stellen. Dies bedeutet aber nicht, dass Bodhi·dharma in blas·phe·mischer Absicht verun·glimpft wurde. Es ent·spricht vielmehr dem Hang zum Paradox im Zen, dass selbst der ehr·würdige Gründer mit Ironie dargestellt wurde. <br />
Im Zuge dieser Ent·wicklung wurde „Daruma-san“ zu einer Art Glücks·gott, der — ähnlich wie {{g|hotei}} — nicht mehr das al·lein·ige Eigen·tum der Zen-Schule war, sondern mit al·ler·lei popu·lären Vor·stel·lungen in Ver·bin·dung gebracht und dem·ent·spre·chend umge·staltet wurde. <br />
<br />
=== Daruma-Puppe ===<br />
<br />
Die humor·vol·len Bilder Bodhi·dharmas ver·festig·ten sich in der {{g|daruma2}}-Puppe, die in Form eines Steh·auf·männchens ({{g|okiagarikoboushi}}, „Stehauf-Mönchlein“) ein beliebter Glücks·bringer ({{g|engimono}}) wurde. Bodhi·dharmas Ent·schlos·sen·heit wurde dabei in eine an·spor·nende Symbolik (sich nicht unter·kriegen lassen) umgemünzt. <br />
Wesen·tliche Charak·teristika dieser Puppe sind die Ab·wesen·heit von Armen und Beinen (was laut Legende infolge un·aus·gesetzter Meditation auch bei Bodhi·dharma der Fall war) und die rote Farbe, in die diese Puppe aus·nahms·los gekleidet ist.<!--<br />
--><ref><br />
Bernard Faure (2011) sieht darin Hinweise auf einen embryo·nalen Symbo·lismus: Er interpretiert Bodhi·dharma als Sinn·bild der Ent·stehung neuen Lebens und als „Plazenta-Gott·heit“, was natür·lich über die kon·fes·sionel·len Grenzen des Bud·dhis·mus hinaus·weist. <br />
</ref><br />
Darüber hinaus werden die ''daruma''-Glücks·bringer zumeist mit Augen ohne Pupillen, also „blind“, verkauft. Die Augen soll man selbst aufmalen und damit einen bestimmten Wunsch ver·binden. Noch wirkungs·voller ist es, wenn man diese Aufgabe von einem Mönch machen lässt. ''Daruma''-Figuren werden daher auch oft in Tempeln bei sogenannten ''daruma''-Märkten ({{g|darumaichi}}){{qq|[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 10:20, 25. Sep. 2020 (CEST)|Eintrag erstellt}} verkauft. <br />
<br />
{{w502 | rh= 240<br />
| daruma_takayama.jpg<br />
| daruma_und_hokora.jpg | right2= -130<br />
| caption= Daruma-Puppen als religiöse Opfergaben <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502 | rh= 320<br />
| darumaichi.jpg <br />
| daruma3.jpg | t2=-20 |lr2=-10<br />
| Daruma-Markt<br />
| Daruma-Neujahrskarte<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Die bereits lange andauernde Popular·ität der ''daruma''-Figur lässt sich unter anderem daran absehen, dass das, was hier·zu·lande als „Schnee·mann“ bekannt ist, seit der Edo-Zeit den Namen {{g|yukidaruma}} (Schnee-Daruma) trägt. Die Ikono·graphie des strengen Asketen ging bei all dem nie ganz verloren, sondern wurde ironisch überhöht. Ähnlich wie bei den Sieben Glücks·göttern ({{g|shichifukujin}}) scheint die kanoni·sierte Komik der Daruma-Dar·stel·lung zu besagen, dass es gut und schön ist, diesen Daruma um weltliche Güter zu bitten, dass es aber hinter dieser Funktion noch andere Dimen·sionen gibt.<br />
Die Ironie schließt also den ernst·haften Glauben an Bodhi·dharmas aske·tisches Ver·mächtnis nicht aus.<br />
{{w502 | rh=360<br />
| yukidaruma.jpg<br />
| daruma_kuniyoshi.jpg<br />
| Schnee-Daruma<br />
| Kuniyoshi als Daruma<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
=== Daruma als Seuchengott ===<br />
<br />
Die Forschung ist sich heute weit·gehend einig, dass die Popu·larität der ''daruma''-Puppe — wo auch immer ihre Herkunft liegt — mit ihrer Verwen·dung als Seuchen·gott·heit in Ver·bindung steht. Ins·be·sondere bei der Bekämpfung der Pocken (''hōsō''),<br />
die Anfang des 19. Jahr·hun·derts eine große Bedrohung in Japan dar·stel·lten, <br />
wurde Daruma zu einer Pocken·gotthei ({{g|housougami}}), <br />
von der man sich Schutz vor der Krank·heit oder Heilung erhoffte. Die Pocken waren damals vor allem als le·bens·be·droh·liche Kinder·krankheit gefürchtet. <br />
Das ''daruma''-Steh·auf·männ·chen wurde zu einem Spielzeug für befallene Kinder, das ihre rasche Genesung vormachen und bewirken sollte. <br />
<br />
{{w502<br />
| Hosogami.jpg<br />
| Daruma_spielzeug.jpg<br />
| Daruma als ''hōsōgami''<br />
| rh= 260<br />
| top1= -60| top2= -70<br />
| Kinderspielzeug mit Daruma<br />
| ref=1<br />
}}<br />
In diesem Zu·sam·men·hang entstanden auch Talis·mane zur Bekämpfung der Pocken in Form von Bildern, auf denen Daruma und anderes Spielzeug mit ''hōsōgami''-Charakter dar·ges·tellt sind. Sie werden als „Pocken·bilder“ ({{g|housoue}}) oder auch „Rot·bilder“ ({{g|akae}}) bezeichnet, weil sie oft ganz in rot gehalten sind. Die Bilder wurden häufig neben dem Bett kranker Kinder an die Wand geklebt und nach ihrer Genesung wieder entfernt und verbrannt.<br />
Die rote Farbe soll die Pocken darstellen und zugleich ent·kräften. Die Dar·stellung der Gefahr bannt diese.<ref>S. dazu auch Rotermund 1991.</ref><br />
So soll auch die Tatsache, dass die ''daruma''-Puppen zumeist ohne Pupillen, also „blind“, verkauft werden, mit dem negativen Effekt der Pocken auf die Seh·kraft in Verbin·dung stehen.<br />
<br />
{{w500 <br />
| Hosogami_tametomo_kuniyoshi.jpg<br />
| Minamoto Tametomo und die Pockengötter (''hōsōgami'')<br />
| top= -75<br />
| ref=1<br />
}} <br />
Das obige Bild von {{g|Utagawakuniyoshi}} zeigt, wie der Held {{g|Minamotonotametomo}}, der selbst als eine Art ''hōsōgami'' verehrt wurde, die Talismane Treue·schwüre ablegen lässt. Ähnliche Motive finden sich häufig im Zusam·men·hang mit Seuchen·gott·heiten und zeigen, dass man sich bei den um Hilfe an·ge·beteten {{g|kami}} nie sicher sein konnte. Wenn sie Macht über eine Krank·heit hatten, konnten sie sie auch ver·ursachen. <br />
<br />
{{w502 | rh=335<br />
| Daruma_yokai_kuniyoshi.jpg<br />
| Hosogami_kunisada2.jpg<br />
| Daruma als ''yōkai''<br />
| ''Hōsōgami'' mit Daruma im Gepäck<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Daher konnten ''hōsōgami'' auch zu furcht·ein·flößenden Gestalten werden. Kuni·yoshi nahm auch diesen Gedanken auf und stellte Daruma in einem berühmten Triptychon als Anführer einer Horde von Gespenstern ({{g|youkai}}) dar. Die Figur ist eindeutig von der ''daruma''-Puppe inspiriert und trägt die kleine Eule als Kopf·putz, die sich auch unter den ''hōsōgami'' findet. Eine Buch·illustration von {{g|Utagawakunisada}} aus dieser Zeit zeigt einen ''hōsōgami'', der selbst von der Pocken·krank·heit gezeichnet ist. Im Korb auf seinem Rücken kann man wieder die verschie·denen Spiel·sachen erkennen, die gegen Pocken schützen sollten, unter anderem auch ''daruma''.<br />
<br />
== Daruma und Dame ==<br />
<br />
Zu den seltsamsten Formen der ja·pa·ni·schen Bodhi·dharma-Ikono·graphie gehört das immer wieder·keh·rende Motiv von Daruma und junger Dame, beson·ders in den {{g|ukiyoe}} der {{g|Edo}}-Zeit. Die beiden tauschen Kleider, Mädchen nehmen bekannte Posen des Bodhi·dharma ein und oft entspinnt sich eine zarte erotische Be·ziehung zwischen dem exot·ischen Asketen und der Schönen. Sogar {{g|Shunga}}-Motive mit Daruma als Prota·gonisten sind möglich.<br />
<br />
{{w502 | rh= 325<br />
| daruma_harunobu.jpg | lr1= -10 | top1= -10<br />
| daruma_harunobu2.jpg | lr2= -7 | top2= -7<br />
| Im gleichen Boot<br />
| Beim Rauchen<br />
| hell= hell<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502 | rh= 325<br />
| geisha-daruma.jpg | lr1= -7 | top1= -7<br />
| daruma shunga.jpg | top2= -85 | lr2= -7<br />
| caption = Parodie auf Bodhidharmas Überquerung des Yangtse<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Dieses bild·liche Motiv kor·res·pon·diert mit der Tatsache, dass ''daruma'' von der Edo-Zeit bis ins 20. Jahr·hun·dert auch als An·spielung für „Freuden·mädchen“ verwendet werden konnte. {{g|darumaonna|''Daruma onna''}} (Daruma-Frau) wurde im 19. und 20. Jahr·hun·dert als ab·schätz·iger Ausdruck verwendet und bezog sich zumeist auf illegale, inoffizielle oder billige Formen der Prostitution.<!--<br />
--><ref><br />
''Nihon kokugo daijiten'' 8 (2001), S. 1166. Im 19. und frühen 20. Jh. sind auch Ausdrücke wie ''daruma geisha'' belegt. Diese bezeichneten jeweils inoffizielle, billige Prostituierte, während ''daruma-ya'' oder ''daruma-yado'' heimliche Bordelle meinten (ibid., S. 1167–1168). <br />
</ref><br />
Der umgekehrte Ausdruck, {{g|onnadaruma}} (Frauen-Daruma), bezeichnet dagegen ''daruma''-Figuren in weiblicher Form, die auch als ''engimono'' ausgeführt werden. Doch können natürlich auch diese Figuren sexuell konnotiert sein. <br />
<br />
{{w502 |rh= 300<br />
| Onna_daruma.jpg |lr1= -105<br />
| Daruma_shunga2_kuniyoshi.jpg<br />
| caption= ''Onna daruma'' <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Die {{g|Ukiyoe}}-Künstler ließen sich die viel·fäl·tigen erot·ischen An·spiel·ungen, die mit dem Dop·pel·sinn von Daruma verknüpft waren, natürlich nicht entgehen. Insofern kann jedes Daruma-Bild der Edo-Zeit sowohl bud·dhis·tisch als auch sexuell konnotiert sein. <br />
<br />
{{w502 | rh= 400<br />
| daruma_und_geisha.jpg | top1= -50 | w1=280 | rahmen_w1=280<br />
| daruma_togetsu.jpg | top2= -210 | w2=200 | rahmen_w2=200<br />
| caption= Kleidertausch<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Eines der obigen Bilder trägt eine In·schrift des Edo-zeit·lichen Literaten {{g|Outananpou}} (1749–1823), die diesen Dop·pel·sinn in Form einer bud·dhis·tisch ange·hauch·ten Dialektik aus·drückt. <br />
{{Zitat |text=<br />
Die Wahr·heit ist die Haut der Lüge, die Lüge ist das Skelett der Wahr·heit. Ist man un·wis·send, kann die Lüge zur Wahr·heit werden, ist man er·leuch·tet, kann auch die Wahr·heit eine Lüge sein. {{g|yoshiwara}} ist Lüge und Wahr·heit, ob man auf der Haupt·straße um·her·irrt oder ob man Yoshiwara gut kennt, bleibt sich gleich. Die Liebes·schwüre sind mal Lüge, mal Wahr·heit und die Gäste zahl·reich wie der Sand am Meer.<ref> Übersetzt nach [http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_object_details.aspx?objectId=784469&partId=1 Timothy Clark], The British Museum. </ref><br />
}}<br />
Bud·dhis·tische Er·leuch·tung steht hier für sexuelle Er·fül·lung und umgekehrt. Kurtisanen und ihre Kunden werden gleicher·maßen aufs Korn genommen, die Ambivalenz der Liebes·schwüre mit den ver·schie·denen Ebenen der Wahr·heit im Bud·dhismus ver·glichen. Mittels dieser Dialektik konnten die Litera·ten und Intellek·tuellen der Edo-Zeit im Grunde alles in sein Gegen·teil ver·kehren und bis zur Un·kennt·lichkeit in einem Reigen von An·spie·lungen und Wort·witzen auflösen. Wie aber konnte es zur Asso·ziation von Daruma und Prosti·tuierter überhaupt kommen? <br />
Dazu finden sich zwei unterschiedliche Begründungen, die sich jedoch nicht notwen·diger·weise ausschließen: <br />
<br />
* Zum ersten wird die Be·zeich·nung ''daruma-onna'' mit der Tatsache in Ver·bin·dung gebracht, dass die ''daruma''-Puppe als „Stehauf·männ·chen“ gestaltet ist. Auch wenn man sie seit·wärts legt, steht sie gleich wieder auf. Das lässt sich natürlich auch etwas zynisch auf Prosti·tuierte übertragen. <br />
* Eine andere Er·klär·ung knüpft die Ver·bin·dung von Daruma und Dame an eine Anek·dote aus der frühen Edo-Zeit. Damals gab es in Edos Freuden·viertel Yoshiwara eine berühmte Kurti·sane namens Handaiyū, der zu Ohren gekommen war, dass Bodhi·dharma neun Jahre gegen eine Wand gewendet meditiert habe. Sie aber meinte, dann habe sie ihm etwas voraus, denn sie sitze bereits seit zehn Jahren in der Aus·lage ihres Bordells in Er·war·tung von Kunden. Dieser Aus·spruch soll den Künstler {{g|Hanabusaitchou}} (1652–1724) zu den ersten Bildern von Daruma und Dame inspiriert haben.<!--<br />
--><ref><br />
Vgl. u.a. [http://www.spencerart.ku.edu/exhibitions/divine-inspiration/marples-bodhidharma.shtml Spencer Museum of Art].<br />
</ref><br />
Obwohl manche Bilder von Daruma und Dame eher der sexist·ischen ersten Er·klä·rung ent·sprechen, erscheint die Dame gegenüber dem Mönch auf vielen Dar·stel·lungen als die sou·ver·änere Figur, besonders wenn die beiden Kleider tauschen. Wie unter anderem Neill McFarland hervor·gehoben hat, ist der Rollen·tausch meist mit Un·sicher·heit oder Ver·stör·ung auf Seiten Bodhi·dharmas ver·bunden, während die weib·lichen Figuren die Ge·las·sen·heit und Cool·ness eines Zen-Meisters aus·strahlen.<ref>McFarland 1986, S. 173–74.</ref> <br />
<br />
Natürlich lassen sich die Motive von Daruma und Dame auch als satir·ischer Kom·men·tar zur Lebens·weise bud·dhis·tischer Mönche der Edo-Zeit zu verstehen. Mönche und Kurti·sanen wohnten in Edo-zeit·lichen Städten meist Tür an Tür, Freuden·viertel und Tempel·viertel gingen oft in einander über. Paradig·matisch für diese Struktur ist das Freuden·viertel Yoshiwara in Edo, das un·mit·telbar an den heute noch existie·renden {{g|asakusadera|Asakusa}}-Tempel grenzte. Der genaue Grund für diese Ver·bin·dung ist mir nicht bekannt, doch scheinen Tempel so etwas wie Schutz·patrone für die Welt der Gaukler, Schau·steller und Bordelle dar·ge·stellt zu haben. Die bedrückte Miene Darumas in Gegen·wart von Damen scheint auf rührende Weise zu bekennen, dass Mönche dieses Nahe·ver·hält·nis auch zur Be·frie·digung eigener (verbo·tener) sexuel·ler Be·dürf·nisse aus·nützten. <br />
<br />
{{w500 <br />
| daruma_mimikaki.jpg<br />
| Daruma beim Ohrenputzen<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w500<br />
| kaika no daruma.jpg <br />
| Daruma und Landesöffnung<br />
| top=-30<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Die Nahe·beziehung von Daruma und Dame ist selbst in der frühen {{g|Meiji}}-Zeit noch zu finden: In der Dar·stel·lung von „Daruma zur Zeit der Landes·öffnung“ sind Daruma-Mönch und Daruma-Frau durch ein stilles Ein·ver·nehmen mit einander verbunden. Sie blättern verträumt in einer neu·modischen (west·lich ge·stal·teten) Zeitung und scheinen dabei besseren Zeiten nach·zu·trauern. Zu·min·dest bud·dhis·tische Tempel zählten damals in der Tat zu den „Moderni·sierungs·ver·lierern“. <br />
<br />
{{ThisWay}}<br />
{{Verweise<br />
| links=<br />
* [http://www.onmarkproductions.com/html/daruma.shtml Daruma] aus Mark Schumachers ''A to Z Photo Dictionary''<br />
| literatur= <br />
{{Literatur:Faure 2011}}<br />
{{Literatur:McFarland_1986}}<br />
{{Literatur:Rotermund 1991}}<br />
| update = Jul. 2020<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Darumaichi&diff=82965Glossar:Darumaichi2020-09-25T08:18:46Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = Darumaichi <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = ''daruma ichi'' {{qq|[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 10:18, 25. Sep. 2020 (CEST)|wie beim Glossareintrag daruma2 auch nur die Hiragana oder auch Kanji eintragen?}}<br />
| kanji = 達磨市<br />
| text = spezielle Tempel-Märkte die {{gb|daruma2}}-Figuren verkaufen<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> <br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> Ort<br />
| map= <!-- such-stichwort für google maps --> <br />
| zoom= <!-- 5–19, 9 = standard --> <br />
| type= <!-- satellite (maps) --> <br />
| icon= <!-- Schrein oder Tempel --> <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Darumaichi&diff=82964Glossar:Darumaichi2020-09-25T08:18:30Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = Darumaichi <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = ''daruma ichi'' {{qq|[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 10:18, 25. Sep. 2020 (CEST)|wie beim Glossareintrag daruma2 auch nur die Hiragana oder auch Kanji eintragen?}}<br />
| kanji = だるま(達磨)市<br />
| text = spezielle Tempel-Märkte die {{gb|daruma2}}-Figuren verkaufen<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> <br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> Ort<br />
| map= <!-- such-stichwort für google maps --> <br />
| zoom= <!-- 5–19, 9 = standard --> <br />
| type= <!-- satellite (maps) --> <br />
| icon= <!-- Schrein oder Tempel --> <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Darumaichi&diff=82963Glossar:Darumaichi2020-09-25T08:15:49Z<p>Martin Liernberger: Die Seite wurde neu angelegt: „{{glossar | stichwort = {{{1|}}} | code = Darumaichi <!-- für Sonderfälle --> | romaji = ''daruma ichi'' | kanji = 達磨市 | text = spezielle Tempel-Mä…“</p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = Darumaichi <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = ''daruma ichi''<br />
| kanji = 達磨市<br />
| text = spezielle Tempel-Märkte die {{gb|daruma2}}-Figuren verkaufen<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> <br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> Ort<br />
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}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Geschichte/Zen/Bodhidharma&diff=82960Geschichte/Zen/Bodhidharma2020-09-25T08:09:45Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel<br />
| Bodhidharma: Der erste Patriarch des Zen<br />
}}<br />
<br />
{{fl|B}}{{s|Bodhidharma|odhidharma}} (jap. {{g|daruma|Daruma}}), der legenden·um·wobene Gründer des {{g|chan}} bzw. {{g|Zen}} Bud·dhis·mus, ist ein beliebtes ikono·gra·phisches Motiv. In den klas·si·schen Dar·stel·lungen wird vor allem seine asket·ische Strenge und seine Aus·dauer bei der Medi·tation hervor·gehoben. Aber auch die Merk·male seiner aus ost·asiat·ischer Sicht „bar·bar·ischen“ Herkunft (Indien) werden stets betont: starker Bartwuchs, große runde Augen, exotische Ohr·ringe, und oft starke Körper·be·haa·rung. Er ist zumeist im Mediations·sitz ab·ge·bildet, sein rotes Mönchs·gewand ist kapuzen·artig über den Kopf gezogen und auch seine Arme und Beine sind darun·ter ver·borgen. In der klas·si·schen Ikono·graphie wirkt er voll·kommen welt·abgewandt.<br />
<br />
{{w502 <br />
| daruma_armoffering.jpg <br />
| daruma_shokokuji.jpg <br />
| rh= 300 <br />
| top2= -150<br />
| lr1= -15 | top1= -80<br />
| caption= Frühe Daruma-Darstellungen<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{sidebox3<br />
| Daruma_kamakura.jpg<br />
| Statue, Kamakura-Zeit<br />
| rh= auto<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Außerdem fallen in der Bodhi·dharma-Legende einige ausge·sprochen grausame Details ins Auge: So soll der spätere Nach·folger Bodhi·dharmas, {{g|Huike}}, erst da·durch, dass er sich den Arm ab·hackte, als Schüler Bodhi·dharmas ak·zep·tiert worden sein. Bodhi·dharma selbst soll sich seine Augen·lider aus·ge·rissen haben, um wäh·rend der Medi·ta·tion nicht ein·zuschlafen — in der Bodhi·dharma Ikono·graphie durch hervor·quel·lende Augen ver·deut·licht. Die Le·gende hat immer·hin einen ver·söhn·lichen Ausgang: Aus den aus·geris·senen Lidern sollen die ersten Tee·pflan·zen hervor gewach·sen sein, die eben·falls den Zweck er·füllen, das Ein·schla·fen wäh·rend der Medi·tation zu ver·hindern. <br />
<br />
All dies beruht auf dürren histo·rischen Fakten, denen zufolge Bodhi·dharma Anfang des sechsten Jahr·hun·derts von Indien an den chinesischen Hof kam, dort zunächst freund·lich auf·ge·nom·men wurde, sich aber mit dem Kaiser über·warf und letzt·end·lich in der Region des Berges {{g|Songshan}}, einem der heiligen Berge Chinas, Exil fand. Hier befindet sich auch das berühmte Kloster {{g|Shaolinsi|Shaolin}}, wo Bodhi·dharma im Jahr 527 den bud·dhis·tisch-chinesischen Kampf·sport begründet haben soll. Während das Kloster bis heute für seine Kampf·künste ({{g|Kungfu}}) bekannt ist, ver·lagerte sich der Haupt·strang der chi·ne·sischen Chan-Tradition al·ler·dings in andere Klöster. <br />
<br />
Die Bio·graphie Bodhi·dharmas reicherte sich bald mit al·ler·lei Legenden an. So soll er — gleich {{s|Buddha}} — als Prinz geboren worden sein; auf seiner Flucht über·querte er den {{g|Yangtsekiang|Yangtse Fluss}} auf einem Schilf·halm, und als er schließlich von übel·wol·lenden Gegnern ver·giftet wurde — wieder eine Analogie zu Buddha — täuschte er seinen Tod lediglich vor. Daher fand man in seinem leeren Grab nur einen Schuh, den er als „Beweis“ seiner Auf·er·stehung zurück·gelas·sen hatte.<br />
<br />
== Vom Asketen zum Glücksgott ==<br />
<br />
{{w502 <br />
| rh= 260<br />
| daruma2.jpg<br />
| daruma4.jpg | top2= -120<br />
| caption= Bodhidharma mürrisch<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502<br />
| rh= 260<br />
| daruma_shohaku.jpg| left1=-160<br />
| daruma_kyosai.jpg| lr2=-90<br />
| caption= Bodhidharma mit stierem Blick<br />
| ref= 1<br />
}} <br />
{{w500<br />
| Daruma_kokan.jpg<br />
| rh=auto |t= -40 |b=-30 |lr=-5<br />
| caption= Bodhidharma realistisch<br />
| ref= 1<br />
}} <br />
{{w502 | rh= 345<br />
| daruma_hakuin.jpg<br />
| daruma_hokusai.jpg<br />
| caption= Bodhidharma freundlich<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
In Japan lässt sich über die Jahr·hun·derte eine deut·liche Tendenz vom asket·isch-strengen Rollen·vor·bild, über die Betonung der fremd·länd·ischen Merkmale zur Karikatur fest·stellen. Dies bedeutet aber nicht, dass Bodhi·dharma in blas·phe·mischer Absicht verun·glimpft wurde. Es ent·spricht vielmehr dem Hang zum Paradox im Zen, dass selbst der ehr·würdige Gründer mit Ironie dargestellt wurde. <br />
Im Zuge dieser Ent·wicklung wurde „Daruma-san“ zu einer Art Glücks·gott, der — ähnlich wie {{g|hotei}} — nicht mehr das al·lein·ige Eigen·tum der Zen-Schule war, sondern mit al·ler·lei popu·lären Vor·stel·lungen in Ver·bin·dung gebracht und dem·ent·spre·chend umge·staltet wurde. <br />
<br />
=== Daruma-Puppe ===<br />
<br />
Die humor·vol·len Bilder Bodhi·dharmas ver·festig·ten sich in der {{g|daruma2}}-Puppe, die in Form eines Steh·auf·männchens ({{g|okiagarikoboushi}}, „Stehauf-Mönchlein“) ein beliebter Glücks·bringer ({{g|engimono}}) wurde. Bodhi·dharmas Ent·schlos·sen·heit wurde dabei in eine an·spor·nende Symbolik (sich nicht unter·kriegen lassen) umgemünzt. <br />
Wesen·tliche Charak·teristika dieser Puppe sind die Ab·wesen·heit von Armen und Beinen (was laut Legende infolge un·aus·gesetzter Meditation auch bei Bodhi·dharma der Fall war) und die rote Farbe, in die diese Puppe aus·nahms·los gekleidet ist.<!--<br />
--><ref><br />
Bernard Faure (2011) sieht darin Hinweise auf einen embryo·nalen Symbo·lismus: Er interpretiert Bodhi·dharma als Sinn·bild der Ent·stehung neuen Lebens und als „Plazenta-Gott·heit“, was natür·lich über die kon·fes·sionel·len Grenzen des Bud·dhis·mus hinaus·weist. <br />
</ref><br />
Darüber hinaus werden die ''daruma''-Glücks·bringer zumeist mit Augen ohne Pupillen, also „blind“, verkauft. Die Augen soll man selbst aufmalen und damit einen bestimmten Wunsch ver·binden. Noch wirkungs·voller ist es, wenn man diese Aufgabe von einem Mönch machen lässt. ''Daruma''-Figuren werden daher auch oft in Tempeln bei sogenannten ''daruma''-Märkten ({{g|darumaichi}}){{qq|[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 18:18, 22. Sep. 2020 (CEST)|Glossar}} verkauft. <br />
<br />
{{w502 | rh= 240<br />
| daruma_takayama.jpg<br />
| daruma_und_hokora.jpg | right2= -130<br />
| caption= Daruma-Puppen als religiöse Opfergaben <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502 | rh= 320<br />
| darumaichi.jpg <br />
| daruma3.jpg | t2=-20 |lr2=-10<br />
| Daruma-Markt<br />
| Daruma-Neujahrskarte<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Die bereits lange andauernde Popular·ität der ''daruma''-Figur lässt sich unter anderem daran absehen, dass das, was hier·zu·lande als „Schnee·mann“ bekannt ist, seit der Edo-Zeit den Namen ''yuki daruma'' {{qq|[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 18:18, 22. Sep. 2020 (CEST)|Glossar}}(Schnee-Daruma) trägt. Die Ikono·graphie des strengen Asketen ging bei all dem nie ganz verloren, sondern wurde ironisch überhöht. Ähnlich wie bei den Sieben Glücks·göttern ({{g|shichifukujin}}) scheint die kanoni·sierte Komik der Daruma-Dar·stel·lung zu besagen, dass es gut und schön ist, diesen Daruma um weltliche Güter zu bitten, dass es aber hinter dieser Funktion noch andere Dimen·sionen gibt.<br />
Die Ironie schließt also den ernst·haften Glauben an Bodhi·dharmas aske·tisches Ver·mächtnis nicht aus.<br />
{{w502 | rh=360<br />
| yukidaruma.jpg<br />
| daruma_kuniyoshi.jpg<br />
| Schnee-Daruma<br />
| Kuniyoshi als Daruma<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
=== Daruma als Seuchengott ===<br />
<br />
Die Forschung ist sich heute weit·gehend einig, dass die Popu·larität der ''daruma''-Puppe — wo auch immer ihre Herkunft liegt — mit ihrer Verwen·dung als Seuchen·gott·heit in Ver·bindung steht. Ins·be·sondere bei der Bekämpfung der Pocken (''hōsō''),<br />
die Anfang des 19. Jahr·hun·derts eine große Bedrohung in Japan dar·stel·lten, <br />
wurde Daruma zu einer Pocken·gotthei ({{g|housougami}}), <br />
von der man sich Schutz vor der Krank·heit oder Heilung erhoffte. Die Pocken waren damals vor allem als le·bens·be·droh·liche Kinder·krankheit gefürchtet. <br />
Das ''daruma''-Steh·auf·männ·chen wurde zu einem Spielzeug für befallene Kinder, das ihre rasche Genesung vormachen und bewirken sollte. <br />
<br />
{{w502<br />
| Hosogami.jpg<br />
| Daruma_spielzeug.jpg<br />
| Daruma als ''hōsōgami''<br />
| rh= 260<br />
| top1= -60| top2= -70<br />
| Kinderspielzeug mit Daruma<br />
| ref=1<br />
}}<br />
In diesem Zu·sam·men·hang entstanden auch Talis·mane zur Bekämpfung der Pocken in Form von Bildern, auf denen Daruma und anderes Spielzeug mit ''hōsōgami''-Charakter dar·ges·tellt sind. Sie werden als „Pocken·bilder“ ({{g|housoue}}) oder auch „Rot·bilder“ ({{g|akae}}) bezeichnet, weil sie oft ganz in rot gehalten sind. Die Bilder wurden häufig neben dem Bett kranker Kinder an die Wand geklebt und nach ihrer Genesung wieder entfernt und verbrannt.<br />
Die rote Farbe soll die Pocken darstellen und zugleich ent·kräften. Die Dar·stellung der Gefahr bannt diese.<ref>S. dazu auch Rotermund 1991.</ref><br />
So soll auch die Tatsache, dass die ''daruma''-Puppen zumeist ohne Pupillen, also „blind“, verkauft werden, mit dem negativen Effekt der Pocken auf die Seh·kraft in Verbin·dung stehen.<br />
<br />
{{w500 <br />
| Hosogami_tametomo_kuniyoshi.jpg<br />
| Minamoto Tametomo und die Pockengötter (''hōsōgami'')<br />
| top= -75<br />
| ref=1<br />
}} <br />
Das obige Bild von {{g|Utagawakuniyoshi}} zeigt, wie der Held {{g|Minamotonotametomo}}, der selbst als eine Art ''hōsōgami'' verehrt wurde, die Talismane Treue·schwüre ablegen lässt. Ähnliche Motive finden sich häufig im Zusam·men·hang mit Seuchen·gott·heiten und zeigen, dass man sich bei den um Hilfe an·ge·beteten {{g|kami}} nie sicher sein konnte. Wenn sie Macht über eine Krank·heit hatten, konnten sie sie auch ver·ursachen. <br />
<br />
{{w502 | rh=335<br />
| Daruma_yokai_kuniyoshi.jpg<br />
| Hosogami_kunisada2.jpg<br />
| Daruma als ''yōkai''<br />
| ''Hōsōgami'' mit Daruma im Gepäck<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Daher konnten ''hōsōgami'' auch zu furcht·ein·flößenden Gestalten werden. Kuni·yoshi nahm auch diesen Gedanken auf und stellte Daruma in einem berühmten Triptychon als Anführer einer Horde von Gespenstern ({{g|youkai}}) dar. Die Figur ist eindeutig von der ''daruma''-Puppe inspiriert und trägt die kleine Eule als Kopf·putz, die sich auch unter den ''hōsōgami'' findet. Eine Buch·illustration von {{g|Utagawakunisada}} aus dieser Zeit zeigt einen ''hōsōgami'', der selbst von der Pocken·krank·heit gezeichnet ist. Im Korb auf seinem Rücken kann man wieder die verschie·denen Spiel·sachen erkennen, die gegen Pocken schützen sollten, unter anderem auch ''daruma''.<br />
<br />
== Daruma und Dame ==<br />
<br />
Zu den seltsamsten Formen der ja·pa·ni·schen Bodhi·dharma-Ikono·graphie gehört das immer wieder·keh·rende Motiv von Daruma und junger Dame, beson·ders in den {{g|ukiyoe}} der {{g|Edo}}-Zeit. Die beiden tauschen Kleider, Mädchen nehmen bekannte Posen des Bodhi·dharma ein und oft entspinnt sich eine zarte erotische Be·ziehung zwischen dem exot·ischen Asketen und der Schönen. Sogar {{g|Shunga}}-Motive mit Daruma als Prota·gonisten sind möglich.<br />
<br />
{{w502 | rh= 325<br />
| daruma_harunobu.jpg | lr1= -10 | top1= -10<br />
| daruma_harunobu2.jpg | lr2= -7 | top2= -7<br />
| Im gleichen Boot<br />
| Beim Rauchen<br />
| hell= hell<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502 | rh= 325<br />
| geisha-daruma.jpg | lr1= -7 | top1= -7<br />
| daruma shunga.jpg | top2= -85 | lr2= -7<br />
| caption = Parodie auf Bodhidharmas Überquerung des Yangtse<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Dieses bild·liche Motiv kor·res·pon·diert mit der Tatsache, dass ''daruma'' von der Edo-Zeit bis ins 20. Jahr·hun·dert auch als An·spielung für „Freuden·mädchen“ verwendet werden konnte. ''Daruma onna'' {{qq|[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 18:19, 22. Sep. 2020 (CEST)|Glossar}}(Daruma-Frau) wurde im 19. und 20. Jahr·hun·dert als ab·schätz·iger Ausdruck verwendet und bezog sich zumeist auf illegale, inoffizielle oder billige Formen der Prostitution.<!--<br />
--><ref><br />
''Nihon kokugo daijiten'' 8 (2001), S. 1166. Im 19. und frühen 20. Jh. sind auch Ausdrücke wie ''daruma geisha'' belegt. Diese bezeichneten jeweils inoffizielle, billige Prostituierte, während ''daruma-ya'' oder ''daruma-yado'' heimliche Bordelle meinten (ibid., S. 1167–1168). <br />
</ref><br />
Der umgekehrte Ausdruck, ''onna daruma'' {{qq|[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 18:19, 22. Sep. 2020 (CEST)|Glossar}}(Frauen-Daruma), bezeichnet dagegen ''daruma''-Figuren in weiblicher Form, die auch als ''engimono'' ausgeführt werden. Doch können natürlich auch diese Figuren sexuell konnotiert sein. <br />
<br />
{{w502 |rh= 300<br />
| Onna_daruma.jpg |lr1= -105<br />
| Daruma_shunga2_kuniyoshi.jpg<br />
| caption= ''Onna daruma'' <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Die {{g|Ukiyoe}}-Künstler ließen sich die viel·fäl·tigen erot·ischen An·spiel·ungen, die mit dem Dop·pel·sinn von Daruma verknüpft waren, natürlich nicht entgehen. Insofern kann jedes Daruma-Bild der Edo-Zeit sowohl bud·dhis·tisch als auch sexuell konnotiert sein. <br />
<br />
{{w502 | rh= 400<br />
| daruma_und_geisha.jpg | top1= -50 | w1=280 | rahmen_w1=280<br />
| daruma_togetsu.jpg | top2= -210 | w2=200 | rahmen_w2=200<br />
| caption= Kleidertausch<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Eines der obigen Bilder trägt eine In·schrift des Edo-zeit·lichen Literaten {{g|Outananpou}} (1749–1823), die diesen Dop·pel·sinn in Form einer bud·dhis·tisch ange·hauch·ten Dialektik aus·drückt. <br />
{{Zitat |text=<br />
Die Wahr·heit ist die Haut der Lüge, die Lüge ist das Skelett der Wahr·heit. Ist man un·wis·send, kann die Lüge zur Wahr·heit werden, ist man er·leuch·tet, kann auch die Wahr·heit eine Lüge sein. {{g|yoshiwara}} ist Lüge und Wahr·heit, ob man auf der Haupt·straße um·her·irrt oder ob man Yoshiwara gut kennt, bleibt sich gleich. Die Liebes·schwüre sind mal Lüge, mal Wahr·heit und die Gäste zahl·reich wie der Sand am Meer.<ref> Übersetzt nach [http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_object_details.aspx?objectId=784469&partId=1 Timothy Clark], The British Museum. </ref><br />
}}<br />
Bud·dhis·tische Er·leuch·tung steht hier für sexuelle Er·fül·lung und umgekehrt. Kurtisanen und ihre Kunden werden gleicher·maßen aufs Korn genommen, die Ambivalenz der Liebes·schwüre mit den ver·schie·denen Ebenen der Wahr·heit im Bud·dhismus ver·glichen. Mittels dieser Dialektik konnten die Litera·ten und Intellek·tuellen der Edo-Zeit im Grunde alles in sein Gegen·teil ver·kehren und bis zur Un·kennt·lichkeit in einem Reigen von An·spie·lungen und Wort·witzen auflösen. Wie aber konnte es zur Asso·ziation von Daruma und Prosti·tuierter überhaupt kommen? <br />
Dazu finden sich zwei unterschiedliche Begründungen, die sich jedoch nicht notwen·diger·weise ausschließen: <br />
<br />
* Zum ersten wird die Be·zeich·nung ''daruma-onna'' mit der Tatsache in Ver·bin·dung gebracht, dass die ''daruma''-Puppe als „Stehauf·männ·chen“ gestaltet ist. Auch wenn man sie seit·wärts legt, steht sie gleich wieder auf. Das lässt sich natürlich auch etwas zynisch auf Prosti·tuierte übertragen. <br />
* Eine andere Er·klär·ung knüpft die Ver·bin·dung von Daruma und Dame an eine Anek·dote aus der frühen Edo-Zeit. Damals gab es in Edos Freuden·viertel Yoshiwara eine berühmte Kurtisane namens Handaiyū, der zu Ohren gekommen war, dass Bodhi·dharma neun Jahre gegen eine Wand gewendet meditiert habe. Sie aber meinte, dann habe sie ihm etwas voraus, denn sie sitze bereits seit zehn Jahren in der Aus·lage ihres Bordells in Er·war·tung von Kunden. Dieser Aus·spruch soll den Künstler {{g|Hanabusaitchou}} (1652–1724) zu den ersten Bildern von Daruma und Dame inspiriert haben.<!--<br />
--><ref><br />
Vgl. u.a. [http://www.spencerart.ku.edu/exhibitions/divine-inspiration/marples-bodhidharma.shtml Spencer Museum of Art].<br />
</ref><br />
Obwohl manche Bilder von Daruma und Dame eher der sexistischen ersten Erklärung entsprechen, erscheint die Dame gegenüber dem Mönch auf vielen Darstellungen als die souveränere Figur, besonders wenn die beiden Kleider tauschen. Wie unter anderem Neill McFarland hervor·gehoben hat, ist der Rollen·tausch meist mit Unsicherheit oder Verstörung auf Seiten Bodhidharmas verbunden, während die weiblichen Figuren die Gelassenheit und Coolness eines Zen-Meisters ausstrahlen.<ref>McFarland 1986, S. 173–74.</ref> <br />
<br />
Natürlich lassen sich die Motive von Daruma und Dame auch als satirischer Kommentar zur Lebens·weise buddhis·tischer Mönche der Edo-Zeit zu verstehen. Mönche und Kurtisanen wohnten in Edo-zeitlichen Städten meist Tür an Tür, Freuden·viertel und Tempel·viertel gingen oft in einander über. Paradig·matisch für diese Struktur ist das Freuden·viertel Yoshiwara in Edo, das unmit·telbar an den heute noch existie·renden {{g|asakusadera|Asakusa}}-Tempel grenzte. Der genaue Grund für diese Verbindung ist mir nicht bekannt, doch scheinen Tempel so etwas wie Schutzpatrone für die Welt der Gaukler, Schausteller und Bordelle dargestellt zu haben. Die bedrückte Miene Darumas in Gegenwart von Damen scheint auf rührende Weise zu bekennen, dass Mönche dieses Nahe·verhältnis auch zur Befrie·digung eigener (verbo·tener) sexuel·ler Be·dürf·nisse aus·nützten. <br />
<br />
{{w500 <br />
| daruma_mimikaki.jpg<br />
| Daruma beim Ohrenputzen<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w500<br />
| kaika no daruma.jpg <br />
| Daruma und Landesöffnung<br />
| top=-30<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Die Nahe·beziehung von Daruma und Dame ist selbst in der frühen {{g|Meiji}}-Zeit noch zu finden: In der Darstel·lung von „Daruma zur Zeit der Landes·öffnung“ sind Daruma-Mönch und Daruma-Frau durch ein stilles Einvernehmen mit einander verbunden. Sie blättern verträumt in einer neumodischen (westlich gestalteten) Zeitung und scheinen dabei besseren Zeiten nachzutrauern. Zumindest buddhistische Tempel zählten damals in der Tat zu den „Moderni·sierungs·ver·lierern“. <br />
<br />
{{ThisWay}}<br />
{{Verweise<br />
| links=<br />
* [http://www.onmarkproductions.com/html/daruma.shtml Daruma] aus Mark Schumachers ''A to Z Photo Dictionary''<br />
| literatur= <br />
{{Literatur:Faure 2011}}<br />
{{Literatur:McFarland_1986}}<br />
{{Literatur:Rotermund 1991}}<br />
| update = Jul. 2020<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Alltag/Moenche/Wuerdentraeger&diff=82959Alltag/Moenche/Wuerdentraeger2020-09-25T08:02:53Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel2 <br />
| Buddhistische Würdenträger<br />
| Mönchsgalerie, Teil 2<br />
}} <br />
{{fl|I}}n großen Tem·pel·an·lagen – oder „Klöstern“ – gibt es eine stark aus·geprägte Hier·archie inner·halb der Mönchs·schaft, die sich ähn·lich wie in der katholischen Kirche u.a. in der Kleidung aus·drückt. Besonders bei feierlichen Zeremonien sind die Ornate bud·dhis·tischer Würden·träger enorm prächtig und farben·froh. Neben dem prunk·vollen Gewand können Würden·träger z.B. auch durch einen roten Schirm (im alten Indien Zeichen könig·licher Autorität) hervor·gehoben werden.<br />
<br />
== Zeremonialgewand ==<br />
<br />
{{w500<br />
| shingon_monk_koya.jpg<br />
| Hochrangige Shingon Mönche, Berg Kōya<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
Die Mönche auf dem obigen Bild tragen ein so·ge·nann·tes ''hōmo-shichigesa'' Gewand. Dieses ist bereits im Altertum do·ku·men·tiert, war damals aber nur den aller·höchsten Würden·trägern bei den wichtig·sten Zere·monien gestattet.<br />
{{w500<br />
| houmo.jpg<br />
| rh= auto<br />
| caption= Zeremonialgewand (''hōmo shichijōgesa'')<br />
|ref= 1<br />
| hell= hell<br />
}}<br />
<br />
Die oben dar·ge·stellen Bestand·teile des {{g|houmoshichigesa}} sind:{{qq|[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 10:02, 25. Sep. 2020 (CEST)|Glossareinträge erstellt}}<br />
<br />
:# {{g|mousu}}-Kapuze, heute meist wie ein Schal getragen<br />
:# {{g|Kesa}}-Umhang aus sieben Stoffbahnen ({{g|shichijougesa}})<br />
:# eine spezielle Schärpe zum Fixieren des ''kesa'' ({{g|ouhi}})<br />
:# Obergewand ({{g|hou2}}) mit einem charakteristischen, im Nacken hochgezogenen Kragen<br />
:# Untergewand ({{g|shitagasane}})<br />
:# Rock ({{g|mo}}).<br />
:# Überhose ({{g|uenohakama}})<br />
:# Hose ({{g|ouguchihakama}})<br />
:# Mönchssocken ({{g|shitouzu}})<br />
:# Gebetskette ({{g|juzu}})<br />
:# Fächer (ebenfalls Bestandteil der Kleidervorschrift){{qq|[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 10:02, 25. Sep. 2020 (CEST)|soll der Eintrag für "Uchiwa" oder "Ōgi" bzw. "Sensu" erstellt werden?}}<br />
<br />
==Hochrangige Dame im Nonnenstand==<br />
<br />
{{w500|t=-350|rh=350<br />
|nonne_eisho.jpg<br />
|Hochrangige Nonne, frühe Edo-Zeit<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
<br />
Die obige Ab·bil·dung zeigt das seltene Bild einer bud·dhis·tischen Nonne aus dem Samurai-Adel der frühen {{g|Edo}}-Zeit. Es handelt sich um die Nonne {{g|Joukouin}}, eine Nichte des {{g|Odanobunaga}}, die nach dem Tod ihres Mannes {{g|Kyougokutakatsugu}} der Welt ent·sag·te und ein Kloster gründete. Auf dem Bild trägt sie die übliche Kapuze (''mōsu'') sowie ein taschen·förmiges ''kesa'' und hält eine Gebetskette in der Hand. Äußerlich ist kaum zu unter·scheiden, ob es sich um das Portrait einer Nonne oder eines Mönchs handelt.<br />
<br />
== Weitere Bilder ==<br />
<br />
{{w503b | rh=200 <br />
| moench_schirm.jpg| top1= -50<br />
| yamabushi_mibudera_2007.jpg<br />
| monk_sensoji.jpg |top3= -20<br />
| caption= Schirme als Auszeichnung<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
{{w502| rh=200 <br />
| nichirenpriests.jpg | rahmen_w1= 326 | w1 = 326<br />
| monk_meiji1.jpg| rahmen_w2= 154| w2=154<br />
| Würdenträger des Nichiren Buddhismus<br />
| Mönch der Meiji-Zeit<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
<br />
{{ThisWay}}<br />
<br />
{{verweise<br />
|themen= <br />
* [[Alltag/Moenche/Moenchstracht|Mönchstrachten]]<br />
* [[Bauten/Tempel| Was ist ein Tempel?]]<br />
| FN=0<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Alltag/Moenche/Wuerdentraeger&diff=82958Alltag/Moenche/Wuerdentraeger2020-09-25T07:59:05Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel2 <br />
| Buddhistische Würdenträger<br />
| Mönchsgalerie, Teil 2<br />
}} <br />
{{fl|I}}n großen Tem·pel·an·lagen – oder „Klöstern“ – gibt es eine stark aus·geprägte Hier·archie inner·halb der Mönchs·schaft, die sich ähn·lich wie in der katholischen Kirche u.a. in der Kleidung aus·drückt. Besonders bei feierlichen Zeremonien sind die Ornate bud·dhis·tischer Würden·träger enorm prächtig und farben·froh. Neben dem prunk·vollen Gewand können Würden·träger z.B. auch durch einen roten Schirm (im alten Indien Zeichen könig·licher Autorität) hervor·gehoben werden.<br />
<br />
== Zeremonialgewand ==<br />
<br />
{{w500<br />
| shingon_monk_koya.jpg<br />
| Hochrangige Shingon Mönche, Berg Kōya<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
Die Mönche auf dem obigen Bild tragen ein so·ge·nann·tes ''hōmo-shichigesa'' Gewand. Dieses ist bereits im Altertum do·ku·men·tiert, war damals aber nur den aller·höchsten Würden·trägern bei den wichtig·sten Zere·monien gestattet.<br />
{{w500<br />
| houmo.jpg<br />
| rh= auto<br />
| caption= Zeremonialgewand (''hōmo shichijōgesa'')<br />
|ref= 1<br />
| hell= hell<br />
}}<br />
<br />
Die oben dar·ge·stellen Bestand·teile des {{g|houmoshichigesa}} sind:{{qq|[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 18:31, 24. Sep. 2020 (CEST)|Glossareinträge fehlen}}<br />
<br />
:# {{g|mousu}}-Kapuze, heute meist wie ein Schal getragen<br />
:# {{g|Kesa}}-Umhang aus sieben Stoffbahnen ({{g|shichijougesa}})<br />
:# eine spezielle Schärpe zum Fixieren des ''kesa'' ({{g|ouhi}})<br />
:# Obergewand ({{g|hou2}}) mit einem charakteristischen, im Nacken hochgezogenen Kragen<br />
:# Untergewand ({{g|shitagasane}})<br />
:# Rock ({{g|mo}}).<br />
:# Überhose ({{g|uenohakama}})<br />
:# Hose ({{g|ouguchihakama}})<br />
:# Mönchssocken ({{g|shitouzu}})<br />
:# Gebetskette ({{g|juzu}})<br />
:# Fächer (ebenfalls Bestandteil der Kleidervorschrift)<br />
<br />
==Hochrangige Dame im Nonnenstand==<br />
<br />
{{w500|t=-350|rh=350<br />
|nonne_eisho.jpg<br />
|Hochrangige Nonne, frühe Edo-Zeit<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
<br />
Die obige Ab·bil·dung zeigt das seltene Bild einer bud·dhis·tischen Nonne aus dem Samurai-Adel der frühen {{g|Edo}}-Zeit. Es handelt sich um die Nonne {{g|Joukouin}}, eine Nichte des {{g|Odanobunaga}}, die nach dem Tod ihres Mannes {{g|Kyougokutakatsugu}} der Welt ent·sag·te und ein Kloster gründete. Auf dem Bild trägt sie die übliche Kapuze (''mōsu'') sowie ein taschen·förmiges ''kesa'' und hält eine Gebetskette in der Hand. Äußerlich ist kaum zu unter·scheiden, ob es sich um das Portrait einer Nonne oder eines Mönchs handelt.<br />
<br />
== Weitere Bilder ==<br />
<br />
{{w503b | rh=200 <br />
| moench_schirm.jpg| top1= -50<br />
| yamabushi_mibudera_2007.jpg<br />
| monk_sensoji.jpg |top3= -20<br />
| caption= Schirme als Auszeichnung<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
{{w502| rh=200 <br />
| nichirenpriests.jpg | rahmen_w1= 326 | w1 = 326<br />
| monk_meiji1.jpg| rahmen_w2= 154| w2=154<br />
| Würdenträger des Nichiren Buddhismus<br />
| Mönch der Meiji-Zeit<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
<br />
{{ThisWay}}<br />
<br />
{{verweise<br />
|themen= <br />
* [[Alltag/Moenche/Moenchstracht|Mönchstrachten]]<br />
* [[Bauten/Tempel| Was ist ein Tempel?]]<br />
| FN=0<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Shitouzu&diff=82957Glossar:Shitouzu2020-09-25T07:58:34Z<p>Martin Liernberger: Die Seite wurde neu angelegt: „{{glossar | stichwort = {{{1|}}} | code = Shitouzu <!-- für Sonderfälle --> | romaji = ''shitōzu'' | kanji = 襪 | text = Mönchssocken die bei dem Zere…“</p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = Shitouzu <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = ''shitōzu''<br />
| kanji = 襪 <br />
| text = Mönchssocken die bei dem Zeremonialgewand {{gb|houmoshichigesa}} getragen werden<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> <br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> <br />
| map= <!-- such-stichwort für google maps --> <br />
| zoom= <!-- 5–19, 9 = standard --> <br />
| type= <!-- satellite (maps) --> <br />
| icon= <!-- Schrein oder Tempel --> <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Ouguchihakama&diff=82955Glossar:Ouguchihakama2020-09-25T07:55:50Z<p>Martin Liernberger: Die Seite wurde neu angelegt: „{{glossar | stichwort = {{{1|}}} | code = ouguchihakama <!-- für Sonderfälle --> | romaji = ''ōguchi-hakama'' | kanji = 大口袴 | text = rote {{gb|ha…“</p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = ouguchihakama <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = ''ōguchi-hakama''<br />
| kanji = 大口袴 <br />
| text = rote {{gb|hakama}} mit geschlossenem Schritt, werden an der linken Seite des Trägers gebunden und unter den {{gb|uenohakama}} getragen<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> <br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> <br />
| map= <!-- such-stichwort für google maps --> <br />
| zoom= <!-- 5–19, 9 = standard --> <br />
| type= <!-- satellite (maps) --> <br />
| icon= <!-- Schrein oder Tempel --> <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Uenohakama&diff=82954Glossar:Uenohakama2020-09-25T07:52:59Z<p>Martin Liernberger: Die Seite wurde neu angelegt: „{{glossar | stichwort = {{{1|}}} | code = uenohakama <!-- für Sonderfälle --> | romaji = ''ue no hakama'' | kanji = 表袴 | text = weiße {{gb|hakama}}…“</p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = uenohakama <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = ''ue no hakama''<br />
| kanji = 表袴 <br />
| text = weiße {{gb|hakama}} mit offenem Schritt welche über den {{gb|ouguchihakama}} getragen werden <br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> <br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> <br />
| map= <!-- such-stichwort für google maps --> <br />
| zoom= <!-- 5–19, 9 = standard --> <br />
| type= <!-- satellite (maps) --> <br />
| icon= <!-- Schrein oder Tempel --> <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Alltag/Schreinpriester&diff=82953Alltag/Schreinpriester2020-09-25T07:46:53Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel | Schreinpriester}}<br />
<br />
{{wmaxX|top=-110<br />
|meiji_prozession2.jpg <br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{fl|I}}m Zu·sam·men·hang mit dem shin·tō·is·tischen Klerus bevorzuge ich die Be·zeich·nung „Priester“, um eine einfache ter·mi·no·lo·gische Unter·scheidung zu [[Alltag/Mönche|bud·dhis·tischen Mönchen]] zu er·möglichen. Shintō-Priester leben zumeist mit ihrer Familie in·ner·halb einer lokalen Gemein·schaft. Im Unter·schied zu christ·lichen Priestern besteht ihre wichtig·ste Aufgabe aber nicht im Predigen bzw. in moral·ischer Er·bau·ung der Gemeinde, sondern im Ab·halten von re·ligiösen Zere·monien. Darunter befinden sich natürlich Zere·monien zu be·stimm·ten Festtagen des jeweiligen Schreins, an dem ein Priester tätig ist, in der Mehr·zahl handelt es sich aber um Seg·nun·gen ({{g|harae|''harae''}}) von einzelnen Personen oder Ge·gen·ständen, die indi·viduell in Auftrag gegeben werden (s.u.). Shintō-Priester sind also in erster Linie Ritualisten.<br />
<br />
{{w502<br />
| guji_sugiyamajinja.jpg |top1=-40<br />
| miko_shige_wallpaper.jpg |lr2=-100<br />
| Oberpriester<br />
|''Miko'' Schreindienerinnen<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Die all·ge·mei·ne ja·panische Be·zeich·nung für Shintō- oder Schrein-Priester ist {{g|shinshoku}}, ein ge·ne·rischer Terminus für alle, die ein religiöses Amt des {{g|kami|''kami''}}-Gottes·dienstes innehaben. In der Um·gangs·sprache vertrauter ist jedoch {{g|kannushi}} (wtl. ''kami''-Herr). Be·zeich·nungen wie {{g|guuji}} oder {{g|negi}} beziehen sich auf leitende Priester·ränge (etwa „Oberpriester“). <br />
Eine Be·zeich·nung, die nur auf Frauen an·ge·wandt wird, ist {{g|miko}} (in etwa „Schreindienerin“). <br />
<br />
==Priestergewand==<br />
<br />
{{Sidebox3<br />
| heiantate.jpg<br />
| ''tate-eboshi''<br />
| top= -20<br />
}}<br />
{{Sidebox3<br />
| kanmuri.jpg<br />
| ''kanmuri'' <br />
| top= -10<br />
}}<br />
{{Sidebox3<br />
| asagutsu.jpg<br />
| ''asagutsu'' <br />
| lr=-15 | top= -10 <br />
}}<br />
{{Sidebox3<br />
| kariginu.jpg<br />
| ''kariginu'' <br />
}}<br />
{{Sidebox3<br />
| hakama miko.jpg<br />
| ''hakama'' (''miko'')<br />
| rh=auto<br />
| top= -19 <br />
}} <br />
Das Ze·re·mo·nial·ge·wand eines Shintō-Priesters geht auf eine Adels·tracht der {{g|Heian}}-Zeit zurück, das sog. „Jagdgewand“ ({{g|kariginu}}, für die Jagd aller·dings kaum geeignet). Als Kopf·be·deckung dient ein Hut aus Papier, {{g|tateeboshi}}, oder bei be·son·ders feier·lichen Anlässen die sog. {{g|kanmuri}}-Krone (s. Abbildung rechts). Auch die schwarz-lackierten Holz·schuhe ({{g|asagutsu}}) trug man bereits am Heian-zeitlichen Hof. Ein weiteres Zeichen des Priester·amtes ist eine Art Zepter ({{g|shaku}}), wie es auch auf [[Ikonographie/Shinto-Götter|''kami''-Statuen]] zu sehen ist. Es war ur·sprüng·lich ein Emblem der welt·lichen Herrscher des Alter·tums. Die Grund·farbe des Priester·ge·wandes ist weiß, je höher·rangiger der Priester und je wichtiger die Zeremonie, umso mehr prächtig gefärbte Seiden·stoffe kommen zum Einsatz. Die Details variieren je nach Priester·rang, Anlass und Schrein·tradition.<br />
<br />
{{w500|rh=330<br />
| Fujinomiya_kannushi.jpg<br />
| Beginn eines Rituals (Fujinomiya Schrein, Kawagoe, Saitama-ken)<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Auf dem obigen Bild sind die wichtig·sten Elemente des Priester·ge·wan·des sehr schön zu erkennen: Mütze (''tate-eboshi''), Robe (''kariginu''); Schuhe (''asagutsu'') und Szepter (''shaku'').<br />
<br />
== Priesterinnen im Shintō ==<br />
<br />
In der japanischen [[Geschichte/Fruehzeit|Frühgeschichte]] scheint es eine Art ge·schlechts·spe·zi·fischer Teilung von re·ligiöser und welt·licher Auto·rität gegeben zu haben: Der Dienst für die Götter lag grund·sätzlich eher bei den Frauen, während Männer die welt·liche Auto·rität inne hatten. Im Laufe der Ge·schichte hat sich dieses Ver·hält·nis jedoch stark zugunsten der Männer verschoben. Zwar ist es in heutigen Schreinen grund·sätzlich nicht aus·ge·schlossen, dass Frauen ähnliche Positionen besetzen wie Männer, doch sind Frauen in füh·ren·den Priester·rollen sehr selten. Dagegen gibt es in jedem größeren Schrein ''miko'', die vor allem für den Verkauf von [[Alltag/Gluecksbringer|Glücksbringern]] und als Assis·tentinnen bei diversen Zeremonien ein·ge·setzt werden. <br />
<br />
{{w500<br />
| Miko_kamigamo.jpg | top= -20<br />
| Kamigamo Schrein<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w502 <br />
| miko.jpg | lr1= -10<br />
| miko schnee.jpg<br />
| caption= ''Miko'' in typischer Tracht<br />
| ref=1<br />
}}<br />
<br />
Bis auf das Geschlecht erinnern ''miko'' (was ihre Aufgaben, ihr Alter, und sogar die Kleidung betrifft) ein wenig an katho·lische Minis·tranten. Eine spe·zi·fische Quali·fikation ist grund·sätzlich nicht notwendig, um ''miko'' zu werden. In früherer Zeit waren ''miko'' hingegen auf kon·krete priesterliche Funk·tionen spezialisiert. Sie dienten vor allem bei verschie·densten Formen von Wahrsage- und Beses·senheits·ritualen als Medien, von denen man sich gött·liche Bot·schaften erhoffte. Als mytho·logisches Rollen·vorbild diente ihnen die tanzende Göttin {{g|amenouzume}}. ''Miko'' werden daher auch manchmal als „Shamaninnen“ bezeichnet. Solche shamanis·tischen Funk·tionen wurden aber im Jahr 1873 per Gesetz verboten,<ref><br />
[http://ja.wikipedia.org/wiki/%E5%B7%AB%E5%A5%B3 ''Miko''] (Wikipedia[jp]) und [http://ja.wikisource.org/wiki/%E6%A2%93%E5%B7%AB%E5%B8%82%E5%AD%90%E4%B8%A6%E6%86%91%E7%A5%88%E7%A5%B7%E5%AD%A4%E4%B8%8B%E3%82%B1%E7%AD%89%E3%83%8E%E6%89%80%E6%A5%AD%E7%A6%81%E6%AD%A2%E3%83%8E%E4%BB%B6 „Miko-Gesetz“] (Wikisource)<br />
</ref> <br />
was den Status der ''miko'' deutlich abwertete.<br />
<br />
Zu den sha·ma·nis·tischen Riten, die ehemals in großem Umfang von ''miko'' durchgeführt wurden, zählt das Her·bei·rufen von Totenseelen ({{g|kuchiyose}}), das von den blinden {{g|itako}}-Priester·innen in Nord-Japan auch heute noch prak·tiziert wird. <br />
<br />
Das Grund·gewand der ''miko'' unter·scheidet sich eigen·tlich nur in der Farbe von dem männlicher Priester: es ist durch besonders weite, hellrote Rockhosen ({{g|hakama}}) {{qq|[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 09:46, 25. Sep. 2020 (CEST)|Glossareintrag zu Hakama erstellt}} charakterisiert. Diese Hosen werden wie im Fall der männ·lichen Priester über einem weißen Unter·gewand getragen. Bei feierlichen Anlässen tragen die ''miko'' außerdem meist ein weit·ärmeliges, weißes Über·gewand (''chihaya''), das mit für den jeweiligen Schrein spezi·fischen Mustern versehen sein kann. Zusätzlich können ''miko'' mit kranzartigen Kopfzierden aus·ge·stat·tet sein.<br />
<br />
==Riten==<br />
<br />
{{sidebox3 <br />
| Haraegushi_nikko.jpg<br />
| ''haraegushi''<br />
| rh= auto |top= -40<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{sidebox3 <br />
| 753_kannushi.jpg<br />
| Segnung von Kindern<br />
| rh= auto<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Zu den ele·men·tarsten rituellen Hand·lungen eines Shintō-Priesters zählt das {{g|harae}} (oder ''harai''), wtl. Fegen oder Reinigen. Es handelt sich also um ein Pu·ri·fikations·ritual. Priester benützen dazu ein Instrument, das man {{g|haraegushi}} nennt. Es besteht aus einem Stab, an den Papier·streifen und Bast- oder Hanf·fäden gebunden sind. Dieses schwingt der Priester über Objekte oder Personen, die rituell gereinigt werden sollen. Die ent·spre·chenden Gebete, die er spricht, nennt man {{g|norito}}. <br />
Derartige Reinigungs·riten werden zumeist für die [[Alltag/Familie/Shichigosan|Segnung von Kindern]], für [[Alltag/Familie|Hochzeiten]], sowie für die Ein·weihung von Geräten (z.B. Autos) in An·spruch genommen. Der vielleicht häufigste Ritus, für den Shintō-Priester in Anspruch genommen werden, ist jedoch das {{g|jichinsai}}, die Weihe des Bodens, bevor ein neues Haus gebaut wird. Sie markiert ge·wohn·heits·mäßig den Bau·beginn. Nie·mandem würde einfallen, darauf zu verzichten. <br />
<br />
Andere typische Schreinriten sind {{g|kagura}}, Gesänge und Tänze für die Götter, die auch den Charakter von theat·ralischen Auf·führung annehmen können und meist von speziellen Tanz·gruppen auf·geführt werden.<br />
<br />
{{w500<br />
| jichinsai.jpg<br />
| Segnung eines Baugrunds (''jichinsai'')<br />
| lr= -20<br />
| rh= auto<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w500<br />
| carharai.jpg <br />
| Segnung eines Autos <br />
| ref=1<br />
}}<br />
<br />
== Weitere Bilder ==<br />
<br />
{{w500|top=-30<br />
|ema_hachimangu.jpg<br />
|Junge Priester beim Einsammeln von Votivbildern (''ema'')<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w502<br />
|Kaiserliche_boten.jpg|lr1=-70|top1=-160<br />
|Guji_iwashimizu.jpg<br />
|Priester des Kaiserhofes<br />
|Priester im Alltagsgewand<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{W500|top=-35<br />
|Wedding_meijijingu.jpg<br />
|Shintōistische Hochzeit<br />
|ref=1<br />
}}<br />
<br />
{{ThisWay|Alltag/Yamabushi}}<br />
<br />
{{Verweise<br />
|links=<br />
* [http://www.sengokudaimyo.com/garb/garb.html A History of Japanese Clothings and Accessories], Anthony Byrant (en.)<br />Nähere Informationen zur traditionellen höfischen Kleidung, von der sich auch die Roben der Shintō-Priester ableiten.<br />
* [http://onmarkproductions.com/html/shinto-priesthood.html Becoming a Shintō Priest or Priestess] aus Mark Schumachers ''A to Z Photo Dictionary of Japanese Sculpture and Art''<br />
|update= Jul. 2020<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Alltag/Schreinpriester&diff=82952Alltag/Schreinpriester2020-09-25T07:46:14Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel | Schreinpriester}}<br />
<br />
{{wmaxX|top=-110<br />
|meiji_prozession2.jpg <br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{fl|I}}m Zu·sam·men·hang mit dem shin·tō·is·tischen Klerus bevorzuge ich die Be·zeich·nung „Priester“, um eine einfache ter·mi·no·lo·gische Unter·scheidung zu [[Alltag/Mönche|bud·dhis·tischen Mönchen]] zu er·möglichen. Shintō-Priester leben zumeist mit ihrer Familie in·ner·halb einer lokalen Gemein·schaft. Im Unter·schied zu christ·lichen Priestern besteht ihre wichtig·ste Aufgabe aber nicht im Predigen bzw. in moral·ischer Er·bau·ung der Gemeinde, sondern im Ab·halten von re·ligiösen Zere·monien. Darunter befinden sich natürlich Zere·monien zu be·stimm·ten Festtagen des jeweiligen Schreins, an dem ein Priester tätig ist, in der Mehr·zahl handelt es sich aber um Seg·nun·gen ({{g|harae|''harae''}}) von einzelnen Personen oder Ge·gen·ständen, die indi·viduell in Auftrag gegeben werden (s.u.). Shintō-Priester sind also in erster Linie Ritualisten.<br />
<br />
{{w502<br />
| guji_sugiyamajinja.jpg |top1=-40<br />
| miko_shige_wallpaper.jpg |lr2=-100<br />
| Oberpriester<br />
|''Miko'' Schreindienerinnen<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Die all·ge·mei·ne ja·panische Be·zeich·nung für Shintō- oder Schrein-Priester ist {{g|shinshoku}}, ein ge·ne·rischer Terminus für alle, die ein religiöses Amt des {{g|kami|''kami''}}-Gottes·dienstes innehaben. In der Um·gangs·sprache vertrauter ist jedoch {{g|kannushi}} (wtl. ''kami''-Herr). Be·zeich·nungen wie {{g|guuji}} oder {{g|negi}} beziehen sich auf leitende Priester·ränge (etwa „Oberpriester“). <br />
Eine Be·zeich·nung, die nur auf Frauen an·ge·wandt wird, ist {{g|miko}} (in etwa „Schreindienerin“). <br />
<br />
==Priestergewand==<br />
<br />
{{Sidebox3<br />
| heiantate.jpg<br />
| ''tate-eboshi''<br />
| top= -20<br />
}}<br />
{{Sidebox3<br />
| kanmuri.jpg<br />
| ''kanmuri'' <br />
| top= -10<br />
}}<br />
{{Sidebox3<br />
| asagutsu.jpg<br />
| ''asagutsu'' <br />
| lr=-15 | top= -10 <br />
}}<br />
{{Sidebox3<br />
| kariginu.jpg<br />
| ''kariginu'' <br />
}}<br />
{{Sidebox3<br />
| hakama miko.jpg<br />
| ''hakama'' (''miko'')<br />
| rh=auto<br />
| top= -19 <br />
}} <br />
Das Ze·re·mo·nial·ge·wand eines Shintō-Priesters geht auf eine Adels·tracht der {{g|Heian}}-Zeit zurück, das sog. „Jagdgewand“ ({{g|kariginu}}, für die Jagd aller·dings kaum geeignet). Als Kopf·be·deckung dient ein Hut aus Papier, {{g|tateeboshi}}, oder bei be·son·ders feier·lichen Anlässen die sog. {{g|kanmuri}}-Krone (s. Abbildung rechts). Auch die schwarz-lackierten Holz·schuhe ({{g|asagutsu}}) trug man bereits am Heian-zeitlichen Hof. Ein weiteres Zeichen des Priester·amtes ist eine Art Zepter ({{g|shaku}}), wie es auch auf [[Ikonographie/Shinto-Götter|''kami''-Statuen]] zu sehen ist. Es war ur·sprüng·lich ein Emblem der welt·lichen Herrscher des Alter·tums. Die Grund·farbe des Priester·ge·wandes ist weiß, je höher·rangiger der Priester und je wichtiger die Zeremonie, umso mehr prächtig gefärbte Seiden·stoffe kommen zum Einsatz. Die Details variieren je nach Priester·rang, Anlass und Schrein·tradition.<br />
<br />
{{w500|rh=330<br />
| Fujinomiya_kannushi.jpg<br />
| Beginn eines Rituals (Fujinomiya Schrein, Kawagoe, Saitama-ken)<br />
| ref=1<br />
}}<br />
Auf dem obigen Bild sind die wichtig·sten Elemente des Priester·ge·wan·des sehr schön zu erkennen: Mütze (''tate-eboshi''), Robe (''kariginu''); Schuhe (''asagutsu'') und Szepter (''shaku'').<br />
<br />
== Priesterinnen im Shintō ==<br />
<br />
In der japanischen [[Geschichte/Fruehzeit|Frühgeschichte]] scheint es eine Art ge·schlechts·spe·zi·fischer Teilung von re·ligiöser und welt·licher Auto·rität gegeben zu haben: Der Dienst für die Götter lag grund·sätzlich eher bei den Frauen, während Männer die welt·liche Auto·rität inne hatten. Im Laufe der Ge·schichte hat sich dieses Ver·hält·nis jedoch stark zugunsten der Männer verschoben. Zwar ist es in heutigen Schreinen grund·sätzlich nicht aus·ge·schlossen, dass Frauen ähnliche Positionen besetzen wie Männer, doch sind Frauen in füh·ren·den Priester·rollen sehr selten. Dagegen gibt es in jedem größeren Schrein ''miko'', die vor allem für den Verkauf von [[Alltag/Gluecksbringer|Glücksbringern]] und als Assis·tentinnen bei diversen Zeremonien ein·ge·setzt werden. <br />
<br />
{{w500<br />
| Miko_kamigamo.jpg | top= -20<br />
| Kamigamo Schrein<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w502 <br />
| miko.jpg | lr1= -10<br />
| miko schnee.jpg<br />
| caption= ''Miko'' in typischer Tracht<br />
| ref=1<br />
}}<br />
<br />
Bis auf das Geschlecht erinnern ''miko'' (was ihre Aufgaben, ihr Alter, und sogar die Kleidung betrifft) ein wenig an katho·lische Minis·tranten. Eine spe·zi·fische Quali·fikation ist grund·sätzlich nicht notwendig, um ''miko'' zu werden. In früherer Zeit waren ''miko'' hingegen auf kon·krete priesterliche Funk·tionen spezialisiert. Sie dienten vor allem bei verschie·densten Formen von Wahrsage- und Beses·senheits·ritualen als Medien, von denen man sich gött·liche Bot·schaften erhoffte. Als mytho·logisches Rollen·vorbild diente ihnen die tanzende Göttin {{g|amenouzume}}. ''Miko'' werden daher auch manchmal als „Shamaninnen“ bezeichnet. Solche shamanis·tischen Funk·tionen wurden aber im Jahr 1873 per Gesetz verboten,<ref><br />
[http://ja.wikipedia.org/wiki/%E5%B7%AB%E5%A5%B3 ''Miko''] (Wikipedia[jp]) und [http://ja.wikisource.org/wiki/%E6%A2%93%E5%B7%AB%E5%B8%82%E5%AD%90%E4%B8%A6%E6%86%91%E7%A5%88%E7%A5%B7%E5%AD%A4%E4%B8%8B%E3%82%B1%E7%AD%89%E3%83%8E%E6%89%80%E6%A5%AD%E7%A6%81%E6%AD%A2%E3%83%8E%E4%BB%B6 „Miko-Gesetz“] (Wikisource)<br />
</ref> <br />
was den Status der ''miko'' deutlich abwertete.<br />
<br />
Zu den sha·ma·nis·tischen Riten, die ehemals in großem Umfang von ''miko'' durchgeführt wurden, zählt das Her·bei·rufen von Totenseelen ({{g|kuchiyose}}), das von den blinden {{g|itako}}-Priester·innen in Nord-Japan auch heute noch prak·tiziert wird. <br />
<br />
Das Grund·gewand der ''miko'' unter·scheidet sich eigen·tlich nur in der Farbe von dem männlicher Priester: es ist durch besonders weite, hellrote Rockhosen ({{g|hakama}}) charakterisiert. Diese Hosen werden wie im Fall der männ·lichen Priester über einem weißen Unter·gewand getragen. Bei feierlichen Anlässen tragen die ''miko'' außerdem meist ein weit·ärmeliges, weißes Über·gewand (''chihaya''), das mit für den jeweiligen Schrein spezi·fischen Mustern versehen sein kann. Zusätzlich können ''miko'' mit kranzartigen Kopfzierden aus·ge·stat·tet sein.<br />
<br />
==Riten==<br />
<br />
{{sidebox3 <br />
| Haraegushi_nikko.jpg<br />
| ''haraegushi''<br />
| rh= auto |top= -40<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{sidebox3 <br />
| 753_kannushi.jpg<br />
| Segnung von Kindern<br />
| rh= auto<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Zu den ele·men·tarsten rituellen Hand·lungen eines Shintō-Priesters zählt das {{g|harae}} (oder ''harai''), wtl. Fegen oder Reinigen. Es handelt sich also um ein Pu·ri·fikations·ritual. Priester benützen dazu ein Instrument, das man {{g|haraegushi}} nennt. Es besteht aus einem Stab, an den Papier·streifen und Bast- oder Hanf·fäden gebunden sind. Dieses schwingt der Priester über Objekte oder Personen, die rituell gereinigt werden sollen. Die ent·spre·chenden Gebete, die er spricht, nennt man {{g|norito}}. <br />
Derartige Reinigungs·riten werden zumeist für die [[Alltag/Familie/Shichigosan|Segnung von Kindern]], für [[Alltag/Familie|Hochzeiten]], sowie für die Ein·weihung von Geräten (z.B. Autos) in An·spruch genommen. Der vielleicht häufigste Ritus, für den Shintō-Priester in Anspruch genommen werden, ist jedoch das {{g|jichinsai}}, die Weihe des Bodens, bevor ein neues Haus gebaut wird. Sie markiert ge·wohn·heits·mäßig den Bau·beginn. Nie·mandem würde einfallen, darauf zu verzichten. <br />
<br />
Andere typische Schreinriten sind {{g|kagura}}, Gesänge und Tänze für die Götter, die auch den Charakter von theat·ralischen Auf·führung annehmen können und meist von speziellen Tanz·gruppen auf·geführt werden.<br />
<br />
{{w500<br />
| jichinsai.jpg<br />
| Segnung eines Baugrunds (''jichinsai'')<br />
| lr= -20<br />
| rh= auto<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w500<br />
| carharai.jpg <br />
| Segnung eines Autos <br />
| ref=1<br />
}}<br />
<br />
== Weitere Bilder ==<br />
<br />
{{w500|top=-30<br />
|ema_hachimangu.jpg<br />
|Junge Priester beim Einsammeln von Votivbildern (''ema'')<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{w502<br />
|Kaiserliche_boten.jpg|lr1=-70|top1=-160<br />
|Guji_iwashimizu.jpg<br />
|Priester des Kaiserhofes<br />
|Priester im Alltagsgewand<br />
| ref=1<br />
}}<br />
{{W500|top=-35<br />
|Wedding_meijijingu.jpg<br />
|Shintōistische Hochzeit<br />
|ref=1<br />
}}<br />
<br />
{{ThisWay|Alltag/Yamabushi}}<br />
<br />
{{Verweise<br />
|links=<br />
* [http://www.sengokudaimyo.com/garb/garb.html A History of Japanese Clothings and Accessories], Anthony Byrant (en.)<br />Nähere Informationen zur traditionellen höfischen Kleidung, von der sich auch die Roben der Shintō-Priester ableiten.<br />
* [http://onmarkproductions.com/html/shinto-priesthood.html Becoming a Shintō Priest or Priestess] aus Mark Schumachers ''A to Z Photo Dictionary of Japanese Sculpture and Art''<br />
|update= Jul. 2020<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Hakama&diff=82951Glossar:Hakama2020-09-25T07:45:45Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = Hakama <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = ''hakama''<br />
| kanji = 袴<br />
| text = Rockhosen mit weitgeschnittenen Beinen, traditionelles japanisches Obergewand<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> <br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> Objekt<br />
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| icon= <!-- Schrein oder Tempel --> <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Hakama&diff=82950Glossar:Hakama2020-09-25T07:43:43Z<p>Martin Liernberger: Die Seite wurde neu angelegt: „{{glossar | stichwort = {{{1|}}} | code = Hakama <!-- für Sonderfälle --> | romaji = ''hakama'' | kanji = 袴 | text = Rockhosen | sprache = <!-- chin. ko…“</p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = Hakama <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = ''hakama''<br />
| kanji = 袴<br />
| text = Rockhosen<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> <br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> Objekt<br />
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| zoom= <!-- 5–19, 9 = standard --> <br />
| type= <!-- satellite (maps) --> <br />
| icon= <!-- Schrein oder Tempel --> <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Alltag/Familie/Shichigosan&diff=82949Alltag/Familie/Shichigosan2020-09-25T07:42:12Z<p>Martin Liernberger: /* Geschichte */</p>
<hr />
<div>{{titel <br />
| ''Shichigosan'': Der Kinder Segen<br />
}}<br />
{{wmaxX |top= -75<br />
|Shichigosan_poster.jpg<br />
|Shichigosan Plakat<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{fl|D}}as {{g|Shichigosan}}-Fest besteht heutzutage aus einem fei·er·lichen Schrein·besuch rund um den 15. November, bei dem kleine Kinder tra·di·tio·nelle Kimonos anlegen, ganz bestimmte Süßig·keiten („Tausend-Jahr-Bonbons“ {{g|chitoseame}}) geschenkt be·kom·men und von ihren stolzen Eltern pausen·los fotografiert werden. ''Shichigosan'' bedeutet nichts anderes als „sieben, fünf, drei“. Der Schrein·be·such im Kimono ist nämlich nur für drei- oder fünf·jährige Buben bzw. drei- oder sieben·jährige Mädchen vor·ge·sehen.<br />
<br />
== Optische Eindrücke ==<br />
<br />
{{img_grid<br />
| caption= Kinder beim Shichigosan-Fest<br />
| rw= 200 | rh= 200 | ref= 1 | gap= 25px | max-width= 87% |<br />
{{img|shichigosan.jpg| t=-30 }} <br />
{{img|753_2.jpg | t=-30}} <br />
{{img|753_3.jpg | t=-30 }} <br />
<br />
{{img|753_1.jpg| r= -60 | l=-10 }} <br />
{{img|753_5.jpg }} <br />
{{img|shichigosan2.jpg | t=-30 }} <br />
<br />
{{img|753_sendai.jpg |t=-30 }} <br />
{{img|753_7.jpg | lr= -35 }} <br />
{{img|753_8.jpg | t=-30}} <br />
}} <br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
Das Shichigosan-Fest entstand aus drei ur·sprüng·lich un·ab·hän·gigen Zere·monien für kleine Kinder, die wahr·schein·lich alle auf Zeremonien des antiken Kaiser·hofs zurück·gehen, im Laufe des Mittel·alters dann vom Krieger·adel (Samurai) adaptiert wurden und in der Edo-Zeit schließ·lich zu einer Einheit ver·schmol·zen.<br />
<br />
* Die erste dieser Ze·re·mo·nien hieß ''kamioki'' („Haare [wachsen] lassen“) und markierte den Zeit·punkt, ab dem Klein·kindern der Kopf nicht mehr geschoren wurde. Diese Zeremonie wurde in Samurai·familien für Kinder im dritten Lebens·jahr am 15. des Elften Monats durch·geführt und war mit Bitten um ein langes Leben für das Kind verbunden.<br />
* Die zweite Ze·re·mo·nie hieß ''hakamagi'' („Anlegen von Hakama“). Kinder zwischen dem dritten und siebenten Lebens·jahr durften zu diesem Anlass erstmals die tradi·tionellen Pluder·hosen ({{g|hakama}}) anlegen. Erst durch diesen Ritus wurde das Kind formal als Fa·mi·lien·mit·glied anerkannt.<br />
* Die dritte Ze·re·mo·nie hieß ''himotoki'' oder ''obihajime'' („Lösen der Schnur“ bzw. „erster Gürtel“) und richtete sich an Kinder im siebenten Le·bens·jahr. Wie diese Namen ver·raten, erhielten die Kinder dabei einen Gürtel (''obi'') anstelle einer ein·fachen Schnur zum Zusammen·binden des Kimonos.<br />
<br />
{{floatright | rh=300 | style= jumpright<br />
| 753_kannushi.jpg <br />
| Segnung der Kinder<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
Die Zu·sam·men·le·gung dieser Riten soll auf Shōgun {{g|Tokugawatsunayoshi}} (1646–1709) zurückgehen. Die Ver·bindung mit einem Schrein·besuch scheint erst gegen Ende der {{g|Edo}}-Zeit zum Standard geworden zu sein. In der Kansai Region (rund um Kyōto) gab es beispiels·weise ehemals das sogenannte Jūsan-mairi („Andachtsbesuch mit dreizehn“), bei dem drei·zehn·jährige Kinder einen Tempel des {{s|Bodhisattva}} Kokuzō aufsuchten. Erst Anfang des zwanzigsten Jahr·hunderts wurde das Shichigosan Fest zu einem all·gemeinen Brauch, der heute von großen Teilen der Bevölkerung voll·zo·gen wird.<br />
<br />
Ähnliches gilt für das „Puppenfest“ ({{g|Hinamatsuri}}) am 3. 3., auf das sich die Mädchen besonders freuen, und das „Knabenfest“ ({{g|Kodomonohi}}) am 5.5., bei dem Wimpel in Karpfen-Form aufgehängt werden. Auch sie gehen auf höfische Bräuche aus der {{g|Heian}}-Zeit zurück, wurden aber erst zu Beginn des zwanzigsten Jahr·hunderts stan·dardisiert und stellen heute in erster Linie einen Anlass dar, sich ganz dem Zauber der tradi·tionellen Kultur hinzugeben.<br />
<br />
{{ThisWay}}<br />
<br />
{{Verweise| FN=0 <br />
| links=<br />
* [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/entry.php?entryID=1042 Shichigosan], Yumiyama Tatsuya (en.)<br/>Eintrag zum Shichigosan - Fest in der ''[http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/ Encyclopedia of Shintō]''.<br />
| update= Jul. 2020<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Endo_2003}}<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Mo&diff=82948Glossar:Mo2020-09-25T07:39:23Z<p>Martin Liernberger: Die Seite wurde neu angelegt: „{{glossar | stichwort = {{{1|}}} | code = mo <!-- für Sonderfälle --> | romaji = ''mo'' | kanji = 裳 | text = ein Rock, Teil des Zeremonialgewands {{gb|…“</p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = mo <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = ''mo''<br />
| kanji = 裳 <br />
| text = ein Rock, Teil des Zeremonialgewands {{gb|houmoshichigesa}}<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> <br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> Objekt<br />
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}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Hou2&diff=82947Glossar:Hou22020-09-25T07:36:59Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = hou2 <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = ''hō''<br />
| kanji = 袍 <br />
| text = Obergewand mit rundem, im Nacken hochgezogenen Kragen, wird ober dem {{gb|shitagasane}} getragen<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> <br />
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}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Shitagasane&diff=82946Glossar:Shitagasane2020-09-25T07:36:23Z<p>Martin Liernberger: Die Seite wurde neu angelegt: „{{glossar | stichwort = {{{1|}}} | code = shitagasane <!-- für Sonderfälle --> | romaji = ''shitagasane'' | kanji = 下襲 | text = Untergewand welches u…“</p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
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| romaji = ''shitagasane''<br />
| kanji = 下襲 <br />
| text = Untergewand welches unter dem {{gb|hou2}} getragen wird<br />
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<hr />
<div>{{glossar <br />
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<hr />
<div>{{glossar <br />
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}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Alltag/Moenche/Wuerdentraeger&diff=82943Alltag/Moenche/Wuerdentraeger2020-09-25T07:31:28Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel2 <br />
| Buddhistische Würdenträger<br />
| Mönchsgalerie, Teil 2<br />
}} <br />
{{fl|I}}n großen Tem·pel·an·lagen – oder „Klöstern“ – gibt es eine stark aus·geprägte Hier·archie inner·halb der Mönchs·schaft, die sich ähn·lich wie in der katholischen Kirche u.a. in der Kleidung aus·drückt. Besonders bei feierlichen Zeremonien sind die Ornate bud·dhis·tischer Würden·träger enorm prächtig und farben·froh. Neben dem prunk·vollen Gewand können Würden·träger z.B. auch durch einen roten Schirm (im alten Indien Zeichen könig·licher Autorität) hervor·gehoben werden.<br />
<br />
== Zeremonialgewand ==<br />
<br />
{{w500<br />
| shingon_monk_koya.jpg<br />
| Hochrangige Shingon Mönche, Berg Kōya<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
Die Mönche auf dem obigen Bild tragen ein so·ge·nann·tes ''hōmo-shichigesa'' Gewand. Dieses ist bereits im Altertum do·ku·men·tiert, war damals aber nur den aller·höchsten Würden·trägern bei den wichtig·sten Zere·monien gestattet.<br />
{{w500<br />
| houmo.jpg<br />
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| caption= Zeremonialgewand (''hōmo shichijōgesa'')<br />
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}}<br />
<br />
Die oben dar·ge·stellen Bestand·teile des {{g|houmoshichigesa}} sind:{{qq|[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 18:31, 24. Sep. 2020 (CEST)|Glossareinträge fehlen}}<br />
<br />
:# {{g|mousu}}-Kapuze, heute meist wie ein Schal getragen<br />
:# {{g|Kesa}}-Umhang aus sieben Stoffbahnen ({{g|shichijougesa}})<br />
:# eine spezielle Schärpe zum Fixieren des ''kesa'' ({{g|ouhi}})<br />
:# Obergewand ({{g|hou2}} 袍) mit einem charakteristischen, im Nacken hochgezogenen Kragen<br />
:# Untergewand ({{g|shitagasane}} 下襲)<br />
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:# Überhose ({{g|uenohakama}} 表袴)<br />
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:# Mönchssocken ({{g|shitouzu}} 襪)<br />
:# Gebetskette ({{g|juzu}})<br />
:# Fächer (ebenfalls Bestandteil der Kleidervorschrift)<br />
<br />
==Hochrangige Dame im Nonnenstand==<br />
<br />
{{w500|t=-350|rh=350<br />
|nonne_eisho.jpg<br />
|Hochrangige Nonne, frühe Edo-Zeit<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
<br />
Die obige Ab·bil·dung zeigt das seltene Bild einer bud·dhis·tischen Nonne aus dem Samurai-Adel der frühen {{g|Edo}}-Zeit. Es handelt sich um die Nonne {{g|Joukouin}}, eine Nichte des {{g|Odanobunaga}}, die nach dem Tod ihres Mannes {{g|Kyougokutakatsugu}} der Welt ent·sag·te und ein Kloster gründete. Auf dem Bild trägt sie die übliche Kapuze (''mōsu'') sowie ein taschen·förmiges ''kesa'' und hält eine Gebetskette in der Hand. Äußerlich ist kaum zu unter·scheiden, ob es sich um das Portrait einer Nonne oder eines Mönchs handelt.<br />
<br />
== Weitere Bilder ==<br />
<br />
{{w503b | rh=200 <br />
| moench_schirm.jpg| top1= -50<br />
| yamabushi_mibudera_2007.jpg<br />
| monk_sensoji.jpg |top3= -20<br />
| caption= Schirme als Auszeichnung<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
{{w502| rh=200 <br />
| nichirenpriests.jpg | rahmen_w1= 326 | w1 = 326<br />
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| Würdenträger des Nichiren Buddhismus<br />
| Mönch der Meiji-Zeit<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
<br />
{{ThisWay}}<br />
<br />
{{verweise<br />
|themen= <br />
* [[Alltag/Moenche/Moenchstracht|Mönchstrachten]]<br />
* [[Bauten/Tempel| Was ist ein Tempel?]]<br />
| FN=0<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Alltag/Moenche/Wuerdentraeger&diff=82942Alltag/Moenche/Wuerdentraeger2020-09-25T07:30:23Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel2 <br />
| Buddhistische Würdenträger<br />
| Mönchsgalerie, Teil 2<br />
}} <br />
{{fl|I}}n großen Tem·pel·an·lagen – oder „Klöstern“ – gibt es eine stark aus·geprägte Hier·archie inner·halb der Mönchs·schaft, die sich ähn·lich wie in der katholischen Kirche u.a. in der Kleidung aus·drückt. Besonders bei feierlichen Zeremonien sind die Ornate bud·dhis·tischer Würden·träger enorm prächtig und farben·froh. Neben dem prunk·vollen Gewand können Würden·träger z.B. auch durch einen roten Schirm (im alten Indien Zeichen könig·licher Autorität) hervor·gehoben werden.<br />
<br />
== Zeremonialgewand ==<br />
<br />
{{w500<br />
| shingon_monk_koya.jpg<br />
| Hochrangige Shingon Mönche, Berg Kōya<br />
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}}<br />
Die Mönche auf dem obigen Bild tragen ein so·ge·nann·tes ''hōmo-shichigesa'' Gewand. Dieses ist bereits im Altertum do·ku·men·tiert, war damals aber nur den aller·höchsten Würden·trägern bei den wichtig·sten Zere·monien gestattet.<br />
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| caption= Zeremonialgewand (''hōmo shichijōgesa'')<br />
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}}<br />
<br />
Die oben dar·ge·stellen Bestand·teile des {{g|houmoshichigesa}} sind:{{qq|[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 18:31, 24. Sep. 2020 (CEST)|Glossareinträge fehlen}}<br />
<br />
:# {{g|mousu}}-Kapuze, heute meist wie ein Schal getragen<br />
:# {{g|Kesa}}-Umhang aus sieben Stoffbahnen ({{g|shichijougesa}})<br />
:# eine spezielle Schärpe zum Fixieren des ''kesa'' ({{g|ouhi}})<br />
:# Obergewand ({{g|hou}} 袍) mit einem charakteristischen, im Nacken hochgezogenen Kragen<br />
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:# Mönchssocken ({{g|shitouzu}} 襪)<br />
:# Gebetskette ({{g|juzu}})<br />
:# Fächer (ebenfalls Bestandteil der Kleidervorschrift)<br />
<br />
==Hochrangige Dame im Nonnenstand==<br />
<br />
{{w500|t=-350|rh=350<br />
|nonne_eisho.jpg<br />
|Hochrangige Nonne, frühe Edo-Zeit<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
<br />
Die obige Ab·bil·dung zeigt das seltene Bild einer bud·dhis·tischen Nonne aus dem Samurai-Adel der frühen {{g|Edo}}-Zeit. Es handelt sich um die Nonne {{g|Joukouin}}, eine Nichte des {{g|Odanobunaga}}, die nach dem Tod ihres Mannes {{g|Kyougokutakatsugu}} der Welt ent·sag·te und ein Kloster gründete. Auf dem Bild trägt sie die übliche Kapuze (''mōsu'') sowie ein taschen·förmiges ''kesa'' und hält eine Gebetskette in der Hand. Äußerlich ist kaum zu unter·scheiden, ob es sich um das Portrait einer Nonne oder eines Mönchs handelt.<br />
<br />
== Weitere Bilder ==<br />
<br />
{{w503b | rh=200 <br />
| moench_schirm.jpg| top1= -50<br />
| yamabushi_mibudera_2007.jpg<br />
| monk_sensoji.jpg |top3= -20<br />
| caption= Schirme als Auszeichnung<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
{{w502| rh=200 <br />
| nichirenpriests.jpg | rahmen_w1= 326 | w1 = 326<br />
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| Würdenträger des Nichiren Buddhismus<br />
| Mönch der Meiji-Zeit<br />
|ref= 1<br />
}}<br />
<br />
{{ThisWay}}<br />
<br />
{{verweise<br />
|themen= <br />
* [[Alltag/Moenche/Moenchstracht|Mönchstrachten]]<br />
* [[Bauten/Tempel| Was ist ein Tempel?]]<br />
| FN=0<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Ouhi&diff=82941Glossar:Ouhi2020-09-25T07:26:30Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = ouhi <!-- für Sonderfälle --> <br />
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}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Shichijougesa&diff=82940Glossar:Shichijougesa2020-09-25T07:26:17Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
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<hr />
<div>{{titel2 <br />
| Buddhistische Würdenträger<br />
| Mönchsgalerie, Teil 2<br />
}} <br />
{{fl|I}}n großen Tem·pel·an·lagen – oder „Klöstern“ – gibt es eine stark aus·geprägte Hier·archie inner·halb der Mönchs·schaft, die sich ähn·lich wie in der katholischen Kirche u.a. in der Kleidung aus·drückt. Besonders bei feierlichen Zeremonien sind die Ornate bud·dhis·tischer Würden·träger enorm prächtig und farben·froh. Neben dem prunk·vollen Gewand können Würden·träger z.B. auch durch einen roten Schirm (im alten Indien Zeichen könig·licher Autorität) hervor·gehoben werden.<br />
<br />
== Zeremonialgewand ==<br />
<br />
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| shingon_monk_koya.jpg<br />
| Hochrangige Shingon Mönche, Berg Kōya<br />
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}}<br />
Die Mönche auf dem obigen Bild tragen ein so·ge·nann·tes ''hōmo-shichigesa'' Gewand. Dieses ist bereits im Altertum do·ku·men·tiert, war damals aber nur den aller·höchsten Würden·trägern bei den wichtig·sten Zere·monien gestattet.<br />
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}}<br />
<br />
Die oben dar·ge·stellen Bestand·teile des {{g|houmoshichigesa}} sind:{{qq|[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 18:31, 24. Sep. 2020 (CEST)|Glossareinträge fehlen}}<br />
<br />
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:# Obergewand (''hō'' 袍) mit einem charakteristischen, im Nacken hochgezogenen Kragen<br />
:# Untergewand (''shitagasane'' 下襲)<br />
:# Rock (''mo'' 裳).<br />
:# Überhose (''ue no hakama'' 表袴)<br />
:# Hose (''Ōguchi-hakama'' 大口袴)<br />
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:# Gebetskette ({{g|juzu}})<br />
:# Fächer (ebenfalls Bestandteil der Kleidervorschrift)<br />
<br />
==Hochrangige Dame im Nonnenstand==<br />
<br />
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|Hochrangige Nonne, frühe Edo-Zeit<br />
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}}<br />
<br />
Die obige Ab·bil·dung zeigt das seltene Bild einer bud·dhis·tischen Nonne aus dem Samurai-Adel der frühen {{g|Edo}}-Zeit. Es handelt sich um die Nonne {{g|Joukouin}}, eine Nichte des {{g|Odanobunaga}}, die nach dem Tod ihres Mannes {{g|Kyougokutakatsugu}} der Welt ent·sag·te und ein Kloster gründete. Auf dem Bild trägt sie die übliche Kapuze (''mōsu'') sowie ein taschen·förmiges ''kesa'' und hält eine Gebetskette in der Hand. Äußerlich ist kaum zu unter·scheiden, ob es sich um das Portrait einer Nonne oder eines Mönchs handelt.<br />
<br />
== Weitere Bilder ==<br />
<br />
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| Mönch der Meiji-Zeit<br />
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}}<br />
<br />
{{ThisWay}}<br />
<br />
{{verweise<br />
|themen= <br />
* [[Alltag/Moenche/Moenchstracht|Mönchstrachten]]<br />
* [[Bauten/Tempel| Was ist ein Tempel?]]<br />
| FN=0<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Houmoshichigesa&diff=82936Glossar:Houmoshichigesa2020-09-25T07:19:29Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
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<hr />
<div>{{glossar <br />
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| text = Mönchsgewand das im Altertum nur von den höchsten Würdenträgern bei wichtigen Zeremonien getragen wurde<br />
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<hr />
<div>{{glossar <br />
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<hr />
<div>{{glossar <br />
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}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Alltag/Moenche/Wuerdentraeger&diff=82931Alltag/Moenche/Wuerdentraeger2020-09-25T07:06:24Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel2 <br />
| Buddhistische Würdenträger<br />
| Mönchsgalerie, Teil 2<br />
}} <br />
{{fl|I}}n großen Tem·pel·an·lagen – oder „Klöstern“ – gibt es eine stark aus·geprägte Hier·archie inner·halb der Mönchs·schaft, die sich ähn·lich wie in der katholischen Kirche u.a. in der Kleidung aus·drückt. Besonders bei feierlichen Zeremonien sind die Ornate bud·dhis·tischer Würden·träger enorm prächtig und farben·froh. Neben dem prunk·vollen Gewand können Würden·träger z.B. auch durch einen roten Schirm (im alten Indien Zeichen könig·licher Autorität) hervor·gehoben werden.<br />
<br />
== Zeremonialgewand ==<br />
<br />
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| Hochrangige Shingon Mönche, Berg Kōya<br />
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}}<br />
Die Mönche auf dem obigen Bild tragen ein so·ge·nann·tes ''hōmo-shichigesa'' Gewand. Dieses ist bereits im Altertum do·ku·men·tiert, war damals aber nur den aller·höchsten Würden·trägern bei den wichtig·sten Zere·monien gestattet.<br />
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}}<br />
<br />
Die oben dar·ge·stellen Bestand·teile des {{g|houmoshichigesa}} sind:{{qq|[[Benutzer:Bescheid|Bernhard Scheid]] 18:31, 24. Sep. 2020 (CEST)|Glossareinträge fehlen}}<br />
<br />
:# {{g|mousu}}-Kapuze, heute meist wie ein Schal getragen<br />
:# {{g|Kesa}}-Umhang aus sieben Stoffbahnen (''shichijōgesa'')<br />
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<br />
==Hochrangige Dame im Nonnenstand==<br />
<br />
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|Hochrangige Nonne, frühe Edo-Zeit<br />
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}}<br />
<br />
Die obige Ab·bil·dung zeigt das seltene Bild einer bud·dhis·tischen Nonne aus dem Samurai-Adel der frühen {{g|Edo}}-Zeit. Es handelt sich um die Nonne {{g|Joukouin}}, eine Nichte des {{g|Odanobunaga}}, die nach dem Tod ihres Mannes {{g|Kyougokutakatsugu}} der Welt ent·sag·te und ein Kloster gründete. Auf dem Bild trägt sie die übliche Kapuze (''mōsu'') sowie ein taschen·förmiges ''kesa'' und hält eine Gebetskette in der Hand. Äußerlich ist kaum zu unter·scheiden, ob es sich um das Portrait einer Nonne oder eines Mönchs handelt.<br />
<br />
== Weitere Bilder ==<br />
<br />
{{w503b | rh=200 <br />
| moench_schirm.jpg| top1= -50<br />
| yamabushi_mibudera_2007.jpg<br />
| monk_sensoji.jpg |top3= -20<br />
| caption= Schirme als Auszeichnung<br />
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}}<br />
{{w502| rh=200 <br />
| nichirenpriests.jpg | rahmen_w1= 326 | w1 = 326<br />
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| Würdenträger des Nichiren Buddhismus<br />
| Mönch der Meiji-Zeit<br />
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}}<br />
<br />
{{ThisWay}}<br />
<br />
{{verweise<br />
|themen= <br />
* [[Alltag/Moenche/Moenchstracht|Mönchstrachten]]<br />
* [[Bauten/Tempel| Was ist ein Tempel?]]<br />
| FN=0<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Essays/Vajrapani&diff=82917Essays/Vajrapani2020-09-24T08:10:36Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel<br />
| Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus<br />
}}<br />
<br />
{{textbox<br />
| style= margin-top: 0;<br />
| text=<br />
''Gods can be de-con·text·ualized and re-con·text·ualized, but they always preserve traces of their former contexts, and these traces, when re-actualized, may affect their new status in surprising ways.''<ref> Faure 2015, S. 7</ref> <br />
}}<br />
{{fl|V}}{{s|Vajrapani|ajrapāṇi}} (skt. „der den {{s|Vajra}} in der Hand hält“) spielt im eso·teri·schen Bud·dhis·mus Tibets eine zen·trale Rolle. Er zählt hier zusam·men mit {{s|Avalokiteshvara}} (jap. {{g|Kannon}}) und {{s|Manjushri}} (jap. Monju) zu den drei wich·tigsten {{s|bodhisattva|Bodhisattvas}} und gilt als mäch·tigs·ter Be·schüt·zer des Bud·dhis·mus. In dieser Funktion nimmt er zu·meist die Gestalt eines zor·nigen {{s|Yaksha}}-Dämo·nen<!--<br />
--><ref> <br />
{{sb|Yaksha|Yaksha}} (jap. {{gb|yasha}}) ist ein mehr·deutiger Begriff. Er bezieht sich zunächst auf eine be·stimmte, eher nieder·rangige „Rasse“ indischer Gott·heiten, die oft als men·schen·fressende Dämonen auftreten. Als solche haben Yakshas Ähnlich·keiten mit den {{sb|Rakshasa}}s (jap. {{gb|rasetsu}}), aber auch mit den {{sb|Asura}}s (jap. {{gb|ashura}}), den krie·geri·schen Geistern. Die Yakshas kann man sich als mytholo·gische Söldner vorstellen: sie sind tüchtige Krieger und nur dann böse, wenn sie einem bösen Herren dienen. Wenn sie aber im Dienste positiv besetzter Figuren wie etwa {{sb|Vaishravana}}, jap. {{gb|bishamonten}}, stehen, ist gegen ihr Tun nichts einzu·wenden. Im eso·teri·schen Buddhis·mus geht die Gestalt der dick·bäuchigen Dämonen wahr·schein·lich auf die Yakshas zurück. Auch Vajrapani wird in dieser Gestalt dar·gestellt: Er agiert als Feldherr im Auftrag Buddhas, während seine ikono·graphi·sche Form einem ur·sprüng·lich nieder·rangigen, dick·bäuchigen Dämonen gleicht.<br />
</ref> <!--<br />
-->an, in der auch andere Schutz·gott·heiten, z.B. {{s|Mahakala}} auf·treten können. In Japan haben sich zwar andere zorn·volle Beschützer·gott·heiten durch·gesetzt, doch scheinen sowohl tibe·tische als auch japa·nische zornvolle Gottheiten auf ähn·liche Grund·typen des eso·terischen Bud·dhis·mus ({{g|mikkyou}}) zurück·zugehen. <br />
<br />
{{w500|rh=525|top=-70|left=0<br />
| vajrapani_tibet_18cent.jpg<br />
| Vajrapani auf einem tibetischen Thangka, 18. Jh. (Detail) <br />
| caption= Vier Arme, drei Augen, tanzt mit einem Vajra in der Hand auf einer Leiche<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Dämonen·artige Gott·heiten wie Vajrapani besit·zen Raub·tier·zähne und ein drittes Auge, zu ihrem Schmuck gehören Toten·schädel und ein Lenden·schurz aus Tiger·fell, sie tanzen eine Art Sieges·tanz auf den Leichen ihrer ge·töte·ten Gegner. Ähn·lich wie die fried·fertigen Bodhi·sattvas unter·scheiden sie sich unter·einander haupt·säch·lich durch die At·tri·bute, die sie in der Hand halten, oder durch bestimmte para·normale Körper·merk·male, etwa die Farbe der Haut oder die Anzahl der Arme und Beine. Der {{s|Vajra}} ist Vajrapanis typischstes At·tri·but, dem er auch seinen Namen verdankt. Ein ''vajra'' (manchmal auch als „Diamant“ oder „Donnerkeil“ übersetzt) dient im eso·teri·schen Bud·dhis·mus als wichtiger Ritual·gegen·stand und gilt zugleich als magische Waffe.<br />
<br />
{{Textbox |text=<br />
=== Was ist ein ''vajra''? ===<br />
# In den Veden das Zepter Indras in Form eines Don·ner·keils.<br />
# In der pura·nischen (hindu·istischen) Literatur eine Waffe aus den Knochen eines Heilers (''rishi'').<br />
# Ritual·instrument und Symbol des tantris·tischen/eso·teri·schen Bud·dhis·mus, des {{s|Vajrayana}} (Fahr·zeug des ''vajra''). Meist aus Metall mit fünf oder neun (in Japan auch ein oder drei) einwärts gebo·genen Zacken an beiden Enden. <br />
<p class=quelle>Definition nach [http://www.himalayanart.org/pages/glossary.cfm#V Himalayan Art]</p><br />
{{w500 <br />
| Vajra_tibet.jpg |top= -30<br />
| caption= Tibetischer ''vajra'' (tib. ''dorje'', jap. ''kongō'') <br />
| ref= <!-- 1 (Bildtext als Fußnote) --><br />
}}<br />
}}<br />
<br />
Die dämo·nischen Schutz·gott·heiten des tibe·tischen Buddhis·mus lassen sich zum Groß·teil auf indische Ur·sprünge zurück·führen und sind auch in anderen buddhis·tischen Regionen — wenn auch meist weniger prominent — vertreten. Wenn man sie zum ersten Mal betrachtet, drängt sich un·will·kürlich die Frage auf, wie diese Ikono·graphie mit dem fried·vollen Bild der üblichen {{g|bukkyou|Buddha-}} und {{g|bosatsu|Bodhisattva}}-Statuen in Ein·klang zu bringen ist. Man stößt in diesem Zu·sammen·hang recht bald auf Erklä·rungen, die in derar·tigen Dar·stel·lungen einen meta·physischen Kampf gegen Ver·blen·dung und welt·liche Begierden sehen und meist genau erläutern, wie etwa die Krone mit den fünf Toten·schädeln den Sieg über die „Fünf Gifte“ ({{s|pancakleshavisha}}) symbolisiert. Warum aber nimmt dabei die Dar·stellung der Gewalt bzw. der Be·strafung größeren Raum ein als die Darstellung der Belohnung? Und wieso tritt diese Art der Dar·stellung im Buddhis·mus offenbar erst relativ spät und zumeist im Zu·sammen·hang mit eso·teri·schen Richtungen auf? Mit den folgenden Bei·spielen aus der Ikono·graphie des „''vajra''-Trägers“ soll eine An·näherung an diese Fragen versucht werden. <br />
<br />
==Herkunft und früheste Ikonographie==<br />
<br />
Eine häufig zitierte Theorie besagt, dass Vajrapani sich ur·sprüng·lich aus dem vedischen Gewitter- und Kriegs·gott {{s|Indra}} ent·wickelt hat, der eben·falls ein ''vajra'' als Emblem besitzt, und den Namen Vajrapani zu seinen Bei·namen zählt. Der ''vajra'', den Indra in der Hand hält, ist übrigens zu·gleich Waffe und könig·liches Zepter und wird über·dies als „Donner·stab“ gedeutet, wie ihn auch Zeus oder Thor besitzen.<br />
<br />
Doch frühe Dar·stel·lungen aus {{s|Gandhara}} (1. bis 3. Jahr·hun·dert im heutigen Pakistan), die Vajrapani im graeco-bud·dhis·tischen Stil por·trait·ieren, weisen diese Figur nicht als König oder Herrscher aus. Er tritt hier als eine Art Leib·wächter im Gefolge des Buddha {{s|Shakyamuni}} in Erschei·nung. Auf·fal·lend ist dabei die starke Ver·wandt·schaft mit dem grie·chischen Helden {{g|herakles}}. Der ''vajra'' in seiner Hand ähnelt einem Knüppel, wie ihn auch Herakles gerne trägt.<br />
{{w502<br />
| vajrapani_gandhara.jpg | rh= 300<br />
| vajrapani_herakles3.jpg<br />
| Herakles/ Vajrapani<br />
| Buddha und Vajrapani<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502 | rh= 222<br />
| sarnath_kushan_metny.jpg | lr1= -15<br />
| vajrapani_kusana2_hunt.jpg <br />
| caption=Vajrapani/ Herakles als Leibwächter des Buddha <br/>Nordindien und Pakistan, 1.–3. Jh. <br />
| ref= 1<br />
}}<!--<br />
<div class="largebox"><br />
{{Galerie2|span=4|thumbspace=150|bilder= {{Dia2|<br />
sarnath_kushan_metny.jpg|w=350|rw=148|rh=230|left=-85|top=-70}}{{Dia2|<br />
vajrapani_kusana2_hunt.jpg|w=250|rw=148|rh=230|left=-60|top=-10}}{{Dia2|<br />
vajrapani_herakles3.jpg|w=190|rw=148|rh=230|left=-20|top=-10}}{{Dia2|<br />
vajrapani_gandhara.jpg|w=168|rw=148|rh=230|left=-10|top=-5}}<br />
|caption=Vajrapani/Herakles aus N-Indien und Pakistan, 1.–3.Jh. (bitte anklicken)<br />
}}</div>--><br />
Die kriege·rischen Figuren Herakles und Indra könnten also beide für die vielen gewalt·tätigen Aspekte in der späteren Aus·ge·staltung des Vajrapani ver·ant·wort·lich sein.<br />
<br />
==Vom friedlichen Bodhisattva zum zornigen Dämonen==<br />
<br />
Zunächst scheint sich Vajrapani jedoch von Buddhas Leib·wächter zu einem {{s|Bodhisattva}} hoch·gearbeitet zu haben. Als solcher wird er in fried·voller andro·gyner Gestalt mit mildem Lächeln und ent·spannten Zügen abge·bildet. Dar·stel·lungen dieser Art dürften v.a. im Indien des siebenten und achten Jahr·hun·derts häufig gewesen sein, tauchen ver·einzelt aber auch später noch in Tibet auf. Die einzige Ge·mein·sam·keit dieser ikono·graphi·schen Form mit dem zornigen Vajrapani ist der ''vajra'' in seiner Hand.<br />
<br />
{{w502 | rh= 400<br />
| vajrapani_nepal_7cent_metny.jpg<br />
| vajrapani_india_8cent_volke.jpg | lr2=-30 | top2= -10<br />
| caption= Vajrapani als friedlicher Bodhisattva <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502 | rh= 380<br />
| vajrapani_ajanta.jpg <br />
| vajrapani_peace.jpg | lr2=-30 | top2= -15<br />
| caption= Vajrapani als friedlicher Bodhisattva <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
Schon der friedliche Vajrapani wird bis·weilen von einem zwergen·haften Dämonen begleitet, der in der Fach·sprache als {{s|krodha}}-Gottheit, also als zorn·volle Schutz·gott·heit, bezeichnet wird. Dieser Dämon spielt zu·nächst gegen·über dem Bodhi·sattva Vajra·pani eine ähnliche Rolle, wie Vajrapani selbst gegen·über Buddha. <br />
Die beson·dere ikono·graphi·sche Aus·arbeitung des zornvoll-dämonischen Vajrapani mit seiner be·droh·lichen Mimik und dem charak·teris·tischen Tanz auf den Leichen seiner Feinde scheint aber erst mit dem Auf·kommen des {{s|tantra|Tantrismus}} oder esote·rischen Bud·dhis·mus zu erfolgen. <br />
{{w502| rh= 380<br />
| vajrapani_kashmir_8cent_cle.jpg<br />
| trailokavijaya.jpg | w2= 280 | left2= -20<br />
| Kashmir, 8. Jh. <br />
| Nalanda, Indien, 10. Jh. <br />
| caption= Die kriegerischen Aspekte Vajrapanis<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
== Die Unterwerfung Shivas durch Vajrapani ==<br />
<br />
Vajrapanis Wandel vom fried·lichen Bodhi·sattva zum krie·ge·ri·schen „Be·zwin·ger der Drei Wel·ten“ ist di·rekt mit einer tan·tris·ti·schen Le·gen·de ver·knüpft, die ihn als mar·tia·li·schen Be·glei·ter des höchs·ten aller eso·teri·schen Buddhas, {{s|Mahavairocana}} (jap. {{g|Dainichinyorai | Dainichi}}), aus·weist. In ihrer frühes·ten Form findet sich die Legende in einem chine·sischen Text aus dem achten Jahr·hun·dert:<br />
<br />
{{zitat| text=<br />
... Then Vajrapani raised his ''vajra'' away from his heart and waving it, he surveyed the whole circle of the three·fold world to its limits. He spoke: “Come my friends, to the teachings of the Tathagatas. Obey my command!” ... Then {{s|Maheshvara}}, the lord of the whole three·fold world in this worldly sphere, proud of his over·lord·ship of the whole three·fold world, appeared very wrathful and said:<br />
<br />
“Listen you yaksha,<br />
I am {{s|ishvara|Ishvara}}, Lord of the threefold world, creator, destroyer, Lord of all Spirits, God of Gods, Mighty God. So how should I carry out the order of a yaksha ...<br /> Listen, you evil being, quickly enter the {{s|Mandala}} and hold my pledge. ...”<br />
<br />
Then Maheshvara by the power of his over·lordship of the three·fold world and of his own know·ledge, to·get·her with his whole company, mani·fested a fearful and wrath·ful and greatly terri·fying form ... Then Vajrapani, waving his ''vajra'' and laughing, said:<br />
<br />
“Approach you eater of corpses and human flesh, you who use the ashes of the funeral pyres as your food, as your couch, as your clothing, obey my command! ...”<br />
<br />
Then Vajrapani pro·nounced his own ''vajra''-syllable: “Hum!” As soon as he pro·nounced this, all the great gods who belong to the three·fold world, fell down on their faces, emitting miserable cries, and they went to Vajrapani for pro·tection. The Great God himself remained motion·less on the ground, ...<!--<br />
--><ref>Auszug aus Mark Elmore, ''The Roots of a Warrior: The Early History(s) of Vajrapani'' nach dem <br />
''Sarvatathdgata-tattvasamgraha'' („The Summary of All Tathdgatasi Reality“) aus dem frühen achten Jh. (http://www.uweb.ucsb.edu/~elmorem/vajrapani/, inaktiv). <br />
Das ''Sarva-tathāgata-tattva-samgraha'' ist nur als chi·ne·sische Übersetzung bekannt. Der indische Text wird jedoch u.a. von {{sb|Amoghavajra}}, einem Mit·be·gründer des eso·teri·schen Bud·dhis·mus in China, zitiert (Linrothe 1999, S. 26, 30). </ref><br />
}} <br />
Nach dieser Legen·de be·kommt Vajra·pani also seinen Namen, „''vajra''-Träger“, nach·dem Maha·vairo·cana ihn durch ein {{s|Mantra}} (magi·sche Formel) in ein krie·ge·risches Monster ver·wandelt. Maha·vairo·cana übergibt dem ver·wan·del·ten Vajra·pani ein ''vajra''-Zepter und er·klärt ihn zu einem Feld·herrn der bud·dhis·ti·schen Lehre, um den mäch·tigs·ten Feind des Bud·dhis·mus, {{s|Shiva|Shiva}} zu un·ter·wer·fen. Es ge·lingt Vajra·pani, Shiva zu be·sie·gen, indem er das Mantra „Hum“ in·to·niert. Wäh·rend sich Shivas Ge·folge un·mit·telbar „bekeh·ren“ lässt, wider·setzt sich Shiva (zu·sam·men mit seiner Ge·spielin Umā) hart·näckig der Lehre des Buddha und muss daher von Vajra·pani ge·tötet wer·den.<ref><br />
S.a. Davidson 2002: 147–151. Linrothe 1999: 183–186. Shiva erlangt schließ·lich als Bhameshvara-nirgosa (der tonlose Herr der Asche) eine Wieder·geburt als Buddha.<br />
</ref> <br />
Dieser Mythos ist offen·sicht·lich aus der Aus·ein·ander·set·zung des Buddhis·mus mit dem Shivais·mus ent·stan·den. Er zählt zu den funda·men·talen Ur·sprungs·legenden des ge·sam·ten eso·teri·schen Bud·dhis·mus. <br />
<br />
In der späteren Ent·wicklung des eso·te·ri·schen Bud·dhis·mus in Tibet steigt Vajra·pani neben {{s|Avalokiteshvara}} ({{g|Kannon}}) und Mañjuśrī zu den drei wich·tigs·ten Bodhi·satt·vas auf. Sie stehen ge·mein·sam für das Mit·gefühl (Avalokiteśvara), die Weis·heit (Mañjuśrī) und die Macht (Vajra·pani) aller Buddhas der Ver·gan·gen·heit, Gegen·wart und Zukunft. Obwohl alle drei Bodhi·satt·vas so·wohl über zorn·volle als auch über fried·volle Erschei·nungs·formen verfügen, werden Avaloki·teshvara und Man·jushri über·wiegend friedlich, Vajra·pani dagegen vor·wie·gend zorn·voll dar·ge·stellt. Dies dürfte wohl mit der er·wähnten Legende der Unter·wer·fung Shivas zu tun haben. Ver·schie·dene tantris·tische Texte vari·ier·ten offen·bar sowohl die Legen·den als auch die Namen von Shivas Be·zwin·gern, sodass letzt·lich eine Reihe ähn·licher Be·schüt·zer·figuren (Mahakala, etc.) ent·stand. Es finden sich sogar weibliche Be·schützer·gott·heiten, die bei·spiels·weise als be·kehrte Dämo·ninnen ({{g|Dakini}}, {{s|Vajrayogini}}) gedeu·tet werden. Die ur·sprüng·lichen Modelle für all diese Figu·ren stellen aber jeweils die von ihnen be·kämpf·ten Feinde des Bud·dhis·mus (in erster Linie Shiva) dar. Die Attri·bute (Waffen, etc.) dieser Feinde werden in den Bud·dhis·mus auf·genom·men und auf die sieg·reichen bud·dhis·tischen Gestalten über·tragen. So tragen z.B. viele bud·dhis·tische Beschützer einen Lenden·schurz aus Tigerfell — ur·sprüng·lich ein Attribut Shivas.<br />
<br />
==Vajrapani in Japan==<br />
<br />
{{sidebox3<br />
| rh= auto<br />
| lr=-15 | top=-30<br />
| Vajrapani_dunhuang.jpg<br />
| Vajrapani aus China <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
In Japan ist die Figur des Vajrapani weniger prominent als im tibet·ischen Bud·dhis·mus und hat sich im übrigen in mehrere Einzel·figuren auf·ge·split·tert, die jeweils einen bestimmten Ent·wick·lungs·stand der Vajrapani-Ikono·graphie re·prä·sen·tieren. In einer ikono·graphisch frühen Form begegnet man Vajrapani unter dem Namen {{g|shukongoushin}} (s. Abb. unten). Diese Form ist in Japan schon seit dem achten Jahr·hun·dert belegt und ist eng verwandt mit den noch heute geläufigen Tor·wächtern ({{g|niou}}), die auch unter <br />
Be·zeich·nungen wie {{g|kongoushu}} oder {{g|Kongourikishi}} bekannt sind. Sie sind zumeist mit einem ein·zackigen ''vajra'' bewaff·net. Auch sie exis·tierten bereits im achten Jahr·hun·dert. Funde aus den Tausend-Buddha-Höhlen in {{g|Dunhuang}} (Nordwest-China) belegen, dass ähn·liche Figuren auch im China der dama·ligen Zeit recht bekannt gewesen sein müssen (Abb. re.). Als Wächter der Tempel·tore nehmen diese frühen Mani·festa·tionen Vajrapanis noch eher unter·geord·nete Rollen ein. Mit ein wenig Phantasie kann man in ihnen noch den hellenis·tischen Leib·wächter des Buddha in Gestalt des Herakles erkennen. <br />
<br />
{{w502| rh=360<br />
| right1= -25 | right2=-500 |top2=-550 |lr2=-110<br />
| Shukongojin_todaiji.jpg<br />
| fukukensaku kannon.jpg<br />
| Shukongōjin (Nara-Zeit)<br />
| Shukongōjin (Kamakura-Zeit) <br />
| caption= Proto-esoterische Form des Vajrapani<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502|rahmen_h1=360|top1=-20|rahmen_h2=360|w2=280|left2=-20|top2=-10<br />
| Gosanze_myoo_toji.jpg<br />
| Gozanze_zuzosho.jpg<br />
| Gōzanze Myōō (Heian-Zeit)<br />
| Gōzanze Myōō (Edo-Zeit)<br />
|caption= Eso·teri·sche Form des Vajrapani.<p style='width: 500px; margin: 1em auto'>Obwohl durch viele Jahr·hun·derte getrennt, bemerkt man eine er·staun·liche Über·ein·stim·mung in den ikono·graphi·schen Details dieser beiden Dar·stel·lungen. Die Abb. rechts ent·stammt dem ''Zūzō-shō'', einem ikono·graphi·schen Hand·buch, das um 1140 ange·fertigt wurde, aber nur in späteren Kopien überliefert ist.</p> <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Die voll aus·gebildete eso·te·rische Form Vajrapanis zeigt sich in {{g|gousanzemyouou}} (skt. {{s|Trailokyavijaya}}, Bezwinger der Drei Welten), einem der Fünf Großen Mantra-Könige. Sein Name bezieht sich auf die oben erwähnte Legende der Unter·werfung Shivas. Diese Figur wurde zu·sam·men mit dem eso·teri·schen Buddhis·mus Anfang des neunten Jahr·hunderts in Japan bekannt. Die ältesten japa·nischen Dar·stel·lungen sind ebenso alt oder älter als vergleich·bare Funde aus Indien, was beweist, dass sich die Texte, die als Grund·lage dieser Dar·stel·lung dienen, innerhalb von zwei oder drei Gene·rationen über die gesamte Welt des {{s|Mahayana}} Bud·dhis·mus verbrei·teten. Doch bleibt diese zorn·volle Schutz·gott·heit in Japan hin·sicht·lich Status und Be·deu·tung deut·lich hinter {{g|Fudoumyouou}} (skt. {{s|Acala}}) zurück und ist heute weit·gehend unbe·kannt. Umge·kehrt tritt Acala/Fudō außerhalb Japans weit weniger prominent in Erscheinung als Vajrapani. Dies zeigt, dass es innerhalb der verschie·denen eso·teri·schen Tradi·tionen des Buddhis·mus trotz gemein·samer Grund·texte große regionale Unter·schiede gibt.<br />
<br />
==Schlussfolgerungen==<br />
<br />
Geht man von rein äußer·lichen Merkmalen aus, so finden wir in der kriege·rischen Ikono·graphie Vajrapanis im Wesent·lichen zwei Grund·typen: Einer·seits die hoch·gewach·senen Figuren, die mitunter Rüstungen tragen, aber auch gerne fast nackt mit quellenden Muskeln und Adern darge·stellt werden. Anderer·seits die unter·setzten, dick·bäuchigen Zwerge, die häufig mit tier·ischen Merk·malen, etwa Raub·tier·zähnen, aus·ge·stattet sind, zumeist über zahlreiche Arme und Köpfe verfügen und vor·nehm·lich auf den Leichen ihrer Feinde tanzen. Der erste Typus lässt sich mög·licher·weise tat·säch·lich auf die Figur des hellenis·tischen Herakles zurück·führen. Der zweite dürfte auf die indi·schen Yaksha-Dämonen zurück·gehen, die ur·sprüng·lich Feinde des Bud·dhis·mus waren, dann aber „bekehrt“ und zu Wächtern um·funktio·niert wurden, ohne dass sie ihre furcht·ein·flößen·den Merkmale verloren. Vajrapani scheint keiner dieser Grund·formen eindeutig zu·zu·ordnen zu sein. Selbst sein namens·gebendes At·tri·but, der ''vajra'', lässt sich sowohl auf den Knüppel des Herakles als auch auf den „Donnerkeil“ der indischen Mytho·logie zurück·führen. Somit scheint es, als ob in der kriege·rischen Figur des Vajarapani zwei ikono·gra·phische Erinne·rungen, eine hellenis·tische und eine „hinduis·tische“, gespeichert sind. Während Vajrapani in Tibet heute zumeist der dick·bäuchige Dämon ist, erinnern die japa·nischen Niō eher an Herakles. Häufig gibt es auch Misch·formen, etwa musku·löse aber schlanke Figuren, die die charak·teris·tische Tanzpose der Yakshas einnehmen, wie der ja·pa·nische Gōzanze Myōō. <br />
<br />
Zu einer Auf·wertung Vajrapanis kam es erst relativ spät in der Ent·wicklung der buddhis·tischen Ikono·graphie, im Zu·sammen·hang mit dem so·genan·nten eso·teri·schen oder tantris·tischen Buddhis·mus. Erst in dieser Tradition erhalten „zorn·volle“ ''krodha''-Gott·heiten einen ähnlichen oder gar höheren Status als fried·volle Buddhas und Bodhi·sattvas. <br />
In einer 2002 erschie·nenen Studie bringt der Indologe {{g|davidsonronald}} die Ent·stehung des esote·rischen Bud·dhis·mus vor allem mit zwei Faktoren in Ver·bindung: 1) der zu·nehmen·den Militari·sierung Indiens im frühen indischen Mittel·alter (6.–8. Jh) und 2) den damit ein·her·gehen·den Sieges·zug des Shivaismus, also jener Richtung des „Hinduismus“, die Shiva als obersten Welten·herrscher ansieht. In einer politisch höchst wechsel·vollen Zeit mit zahl·reichen militä·rischen Aus·ein·ander·setzun·gen gelang es dieser Glau·bens·richtung, Shiva mit neuen, für die Kriegs·herren attraktiven kriege·rischen Aspekten auszu·statten. Der Bud·dhis·mus sah sich nach Ansicht Davidsons gezwungen, gegen die Konkurrenz der Shiva Anhänger eben·falls neue Gott·heiten ins Spiel zu bringen, die die Lehre des {{s|Buddha}} wehrhaft vertei·digten.<br />
<br />
Obwohl sich der eso·teri·sche Bud·dhis·mus rasch innerhalb der Welt des Mahayana verbreitete, sind die neuen Schutz·gott·heiten, die er mit sich brachte, nicht überall gleicher·maßen populär. Die unter·schied·lichen Bewer·tungen des Status von Vajrapani, Acala (Fudō) und anderen Wächter·göttern legen nahe, dass es ver·schie·dene Ansichten darüber gab und gibt, welcher krieger·ischen Gestalt der höchste Status gebühre und welches genau ihr Aufga·ben·bereich sein sollte. <br />
Der Kunst·historiker {{g|linrotherob}} versucht, die unter·schied·lichen Formen der ''krodha''-Ikono·graphie in histo·rische Ent·wicklungs·phasen zu unter·teilen, die mit Ver·ände·rungen von Theorie und Praxis inner·halb des esote·rischen Buddhis·mus selbst korrellieren. Mit Linrothes Modell lassen sich u.a. die Unter·schiede zwischen japanischen und tibetischen Vajrapani-Dar·stellun·gen gut erklären, da Tibet im Wesent·lichen vom späten eso·te·rischen Bud·dhis·mus geprägt wurde, während sich in Japan durch den domi·nanten Einfluss {{g|Kuukai|Kūkais}} und seiner Schule eine frühere Ent·wick·lungs·phase nach·haltig durch·setzen konnte und die japa·nische Ikono·graphie bis heute prägt. Japan reprä·sentiert also interes·santer·weise ein früheres Stadium des esote·rischen Bud·dhis·mus als Tibet.<br />
<br />
Unab·hängig von diesen Unter·schieden bleibt fest·zuhalten, dass diese kriege·rische Figuren in den meisten bud·dhis·tischen Regionen Einzug hielten. Sie wurden offen·bar besonders in kriege·rischen Zeiten benötigt, wenn auch bud·dhis·tische Mönche ge·zwungen waren, Besitz oder Leben mit der Waffe zu ver·tei·digen bzw. aktiv in mili·tärische Aus·ein·ander·setzungen ein·zu·schrei·ten. Auch in Japan ent·stan·den martia·lische Schutz·gott·heiten, die weniger die Gläubigen anziehen, als die Feinde des Bud·dhis·mus ab·schrecken sollten. Sie erlebten ihre Blüte im Zu·sammen·hang mit dem esote·rischen Bud·dhis·mus während des japani·schen Mittel·alters, als das Land politisch zer·splittert und von Bürger·kriegen gezeichnet war. Dass in zahl·reichen Regionen der bud·dhis·tischen Welt ein ausge·prägter Gewalt·aspekt in die Ikono·graphie Eingang fand, scheint somit mit der Erfahrung tat·säch·licher kriege·rischer Gewalt in Beziehung zu stehen.<br />
<br />
{{ThisWay|Essays/Bishamon-ten}}<br />
<br />
{{verweise<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Davidson_2002}}<br />
{{Literatur:Faure_2015}}<br />
{{Literatur:Linrothe_1999}}<br />
| links=<br />
* [http://www.himalayanart.org/pages/vajrapani/index.html Vajrapani: Bodhisattva and Deity], The Shelley & Donald Rubin Foundation (en.)<br/>Übersichtsseite zum Thema Vajrapani auf ''[http://www.himalayanart.org Himalayan Art]''.<br />
| update= Jul. 2020<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Roblinrothe&diff=82916Glossar:Roblinrothe2020-09-24T08:09:54Z<p>Martin Liernberger: Martin Liernberger verschob die Seite Glossar:Roblinrothe nach Glossar:Linrotherob</p>
<hr />
<div>#WEITERLEITUNG [[Glossar:Linrotherob]]</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Linrotherob&diff=82915Glossar:Linrotherob2020-09-24T08:09:53Z<p>Martin Liernberger: Martin Liernberger verschob die Seite Glossar:Roblinrothe nach Glossar:Linrotherob</p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = linrotherob <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = Rob Linrothe<br />
| romaji_g = Linrothe, Rob<br />
| kanji = <br />
| text = 1951–; amerikanischer Kunsthistoriker und Professor an der Northwestern University in Evanston, Illinois<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> west.<br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> Person<br />
| map= <!-- such-stichwort für google maps --> <br />
| zoom= <!-- 5–19, 9 = standard --> <br />
| type= <!-- satellite (maps) --> <br />
| icon= <!-- Schrein oder Tempel --> <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Essays/Vajrapani&diff=82914Essays/Vajrapani2020-09-24T08:09:23Z<p>Martin Liernberger: /* Schlussfolgerungen */</p>
<hr />
<div>{{titel<br />
| Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus<br />
}}<br />
<br />
{{textbox<br />
| style= margin-top: 0;<br />
| text=<br />
''Gods can be de-con·text·ualized and re-con·text·ualized, but they always preserve traces of their former contexts, and these traces, when re-actualized, may affect their new status in surprising ways.''<ref> Faure 2015, S. 7</ref> <br />
}}<br />
{{fl|V}}{{s|Vajrapani|ajrapāṇi}} (skt. „der den {{s|Vajra}} in der Hand hält“) spielt im eso·teri·schen Bud·dhis·mus Tibets eine zen·trale Rolle. Er zählt hier zusam·men mit {{s|Avalokiteshvara}} (jap. {{g|Kannon}}) und {{s|Manjushri}} (jap. Monju) zu den drei wich·tigsten {{s|bodhisattva|Bodhisattvas}} und gilt als mäch·tigs·ter Be·schüt·zer des Bud·dhis·mus. In dieser Funktion nimmt er zu·meist die Gestalt eines zor·nigen {{s|Yaksha}}-Dämo·nen<!--<br />
--><ref> <br />
{{sb|Yaksha|Yaksha}} (jap. {{gb|yasha}}) ist ein mehr·deutiger Begriff. Er bezieht sich zunächst auf eine be·stimmte, eher nieder·rangige „Rasse“ indischer Gott·heiten, die oft als men·schen·fressende Dämonen auftreten. Als solche haben Yakshas Ähnlich·keiten mit den {{sb|Rakshasa}}s (jap. {{gb|rasetsu}}), aber auch mit den {{sb|Asura}}s (jap. {{gb|ashura}}), den krie·geri·schen Geistern. Die Yakshas kann man sich als mytholo·gische Söldner vorstellen: sie sind tüchtige Krieger und nur dann böse, wenn sie einem bösen Herren dienen. Wenn sie aber im Dienste positiv besetzter Figuren wie etwa {{sb|Vaishravana}}, jap. {{gb|bishamonten}}, stehen, ist gegen ihr Tun nichts einzu·wenden. Im eso·teri·schen Buddhis·mus geht die Gestalt der dick·bäuchigen Dämonen wahr·schein·lich auf die Yakshas zurück. Auch Vajrapani wird in dieser Gestalt dar·gestellt: Er agiert als Feldherr im Auftrag Buddhas, während seine ikono·graphi·sche Form einem ur·sprüng·lich nieder·rangigen, dick·bäuchigen Dämonen gleicht.<br />
</ref> <!--<br />
-->an, in der auch andere Schutz·gott·heiten, z.B. {{s|Mahakala}} auf·treten können. In Japan haben sich zwar andere zorn·volle Beschützer·gott·heiten durch·gesetzt, doch scheinen sowohl tibe·tische als auch japa·nische zornvolle Gottheiten auf ähn·liche Grund·typen des eso·terischen Bud·dhis·mus ({{g|mikkyou}}) zurück·zugehen. <br />
<br />
{{w500|rh=525|top=-70|left=0<br />
| vajrapani_tibet_18cent.jpg<br />
| Vajrapani auf einem tibetischen Thangka, 18. Jh. (Detail) <br />
| caption= Vier Arme, drei Augen, tanzt mit einem Vajra in der Hand auf einer Leiche<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Dämonen·artige Gott·heiten wie Vajrapani besit·zen Raub·tier·zähne und ein drittes Auge, zu ihrem Schmuck gehören Toten·schädel und ein Lenden·schurz aus Tiger·fell, sie tanzen eine Art Sieges·tanz auf den Leichen ihrer ge·töte·ten Gegner. Ähn·lich wie die fried·fertigen Bodhi·sattvas unter·scheiden sie sich unter·einander haupt·säch·lich durch die At·tri·bute, die sie in der Hand halten, oder durch bestimmte para·normale Körper·merk·male, etwa die Farbe der Haut oder die Anzahl der Arme und Beine. Der {{s|Vajra}} ist Vajrapanis typischstes At·tri·but, dem er auch seinen Namen verdankt. Ein ''vajra'' (manchmal auch als „Diamant“ oder „Donnerkeil“ übersetzt) dient im eso·teri·schen Bud·dhis·mus als wichtiger Ritual·gegen·stand und gilt zugleich als magische Waffe.<br />
<br />
{{Textbox |text=<br />
=== Was ist ein ''vajra''? ===<br />
# In den Veden das Zepter Indras in Form eines Don·ner·keils.<br />
# In der pura·nischen (hindu·istischen) Literatur eine Waffe aus den Knochen eines Heilers (''rishi'').<br />
# Ritual·instrument und Symbol des tantris·tischen/eso·teri·schen Bud·dhis·mus, des {{s|Vajrayana}} (Fahr·zeug des ''vajra''). Meist aus Metall mit fünf oder neun (in Japan auch ein oder drei) einwärts gebo·genen Zacken an beiden Enden. <br />
<p class=quelle>Definition nach [http://www.himalayanart.org/pages/glossary.cfm#V Himalayan Art]</p><br />
{{w500 <br />
| Vajra_tibet.jpg |top= -30<br />
| caption= Tibetischer ''vajra'' (tib. ''dorje'', jap. ''kongō'') <br />
| ref= <!-- 1 (Bildtext als Fußnote) --><br />
}}<br />
}}<br />
<br />
Die dämo·nischen Schutz·gott·heiten des tibe·tischen Buddhis·mus lassen sich zum Groß·teil auf indische Ur·sprünge zurück·führen und sind auch in anderen buddhis·tischen Regionen — wenn auch meist weniger prominent — vertreten. Wenn man sie zum ersten Mal betrachtet, drängt sich un·will·kürlich die Frage auf, wie diese Ikono·graphie mit dem fried·vollen Bild der üblichen {{g|bukkyou|Buddha-}} und {{g|bosatsu|Bodhisattva}}-Statuen in Ein·klang zu bringen ist. Man stößt in diesem Zu·sammen·hang recht bald auf Erklä·rungen, die in derar·tigen Dar·stel·lungen einen meta·physischen Kampf gegen Ver·blen·dung und welt·liche Begierden sehen und meist genau erläutern, wie etwa die Krone mit den fünf Toten·schädeln den Sieg über die „Fünf Gifte“ ({{s|pancakleshavisha}}) symbolisiert. Warum aber nimmt dabei die Dar·stellung der Gewalt bzw. der Be·strafung größeren Raum ein als die Darstellung der Belohnung? Und wieso tritt diese Art der Dar·stellung im Buddhis·mus offenbar erst relativ spät und zumeist im Zu·sammen·hang mit eso·teri·schen Richtungen auf? Mit den folgenden Bei·spielen aus der Ikono·graphie des „''vajra''-Trägers“ soll eine An·näherung an diese Fragen versucht werden. <br />
<br />
==Herkunft und früheste Ikonographie==<br />
<br />
Eine häufig zitierte Theorie besagt, dass Vajrapani sich ur·sprüng·lich aus dem vedischen Gewitter- und Kriegs·gott {{s|Indra}} ent·wickelt hat, der eben·falls ein ''vajra'' als Emblem besitzt, und den Namen Vajrapani zu seinen Bei·namen zählt. Der ''vajra'', den Indra in der Hand hält, ist übrigens zu·gleich Waffe und könig·liches Zepter und wird über·dies als „Donner·stab“ gedeutet, wie ihn auch Zeus oder Thor besitzen.<br />
<br />
Doch frühe Dar·stel·lungen aus {{s|Gandhara}} (1. bis 3. Jahr·hun·dert im heutigen Pakistan), die Vajrapani im graeco-bud·dhis·tischen Stil por·trait·ieren, weisen diese Figur nicht als König oder Herrscher aus. Er tritt hier als eine Art Leib·wächter im Gefolge des Buddha {{s|Shakyamuni}} in Erschei·nung. Auf·fal·lend ist dabei die starke Ver·wandt·schaft mit dem grie·chischen Helden {{g|herakles}}. Der ''vajra'' in seiner Hand ähnelt einem Knüppel, wie ihn auch Herakles gerne trägt.<br />
{{w502<br />
| vajrapani_gandhara.jpg | rh= 300<br />
| vajrapani_herakles3.jpg<br />
| Herakles/ Vajrapani<br />
| Buddha und Vajrapani<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502 | rh= 222<br />
| sarnath_kushan_metny.jpg | lr1= -15<br />
| vajrapani_kusana2_hunt.jpg <br />
| caption=Vajrapani/ Herakles als Leibwächter des Buddha <br/>Nordindien und Pakistan, 1.–3. Jh. <br />
| ref= 1<br />
}}<!--<br />
<div class="largebox"><br />
{{Galerie2|span=4|thumbspace=150|bilder= {{Dia2|<br />
sarnath_kushan_metny.jpg|w=350|rw=148|rh=230|left=-85|top=-70}}{{Dia2|<br />
vajrapani_kusana2_hunt.jpg|w=250|rw=148|rh=230|left=-60|top=-10}}{{Dia2|<br />
vajrapani_herakles3.jpg|w=190|rw=148|rh=230|left=-20|top=-10}}{{Dia2|<br />
vajrapani_gandhara.jpg|w=168|rw=148|rh=230|left=-10|top=-5}}<br />
|caption=Vajrapani/Herakles aus N-Indien und Pakistan, 1.–3.Jh. (bitte anklicken)<br />
}}</div>--><br />
Die kriege·rischen Figuren Herakles und Indra könnten also beide für die vielen gewalt·tätigen Aspekte in der späteren Aus·ge·staltung des Vajrapani ver·ant·wort·lich sein.<br />
<br />
==Vom friedlichen Bodhisattva zum zornigen Dämonen==<br />
<br />
Zunächst scheint sich Vajrapani jedoch von Buddhas Leib·wächter zu einem {{s|Bodhisattva}} hoch·gearbeitet zu haben. Als solcher wird er in fried·voller andro·gyner Gestalt mit mildem Lächeln und ent·spannten Zügen abge·bildet. Dar·stel·lungen dieser Art dürften v.a. im Indien des siebenten und achten Jahr·hun·derts häufig gewesen sein, tauchen ver·einzelt aber auch später noch in Tibet auf. Die einzige Ge·mein·sam·keit dieser ikono·graphi·schen Form mit dem zornigen Vajrapani ist der ''vajra'' in seiner Hand.<br />
<br />
{{w502 | rh= 400<br />
| vajrapani_nepal_7cent_metny.jpg<br />
| vajrapani_india_8cent_volke.jpg | lr2=-30 | top2= -10<br />
| caption= Vajrapani als friedlicher Bodhisattva <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502 | rh= 380<br />
| vajrapani_ajanta.jpg <br />
| vajrapani_peace.jpg | lr2=-30 | top2= -15<br />
| caption= Vajrapani als friedlicher Bodhisattva <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
Schon der friedliche Vajrapani wird bis·weilen von einem zwergen·haften Dämonen begleitet, der in der Fach·sprache als {{s|krodha}}-Gottheit, also als zorn·volle Schutz·gott·heit, bezeichnet wird. Dieser Dämon spielt zu·nächst gegen·über dem Bodhi·sattva Vajra·pani eine ähnliche Rolle, wie Vajrapani selbst gegen·über Buddha. <br />
Die beson·dere ikono·graphi·sche Aus·arbeitung des zornvoll-dämonischen Vajrapani mit seiner be·droh·lichen Mimik und dem charak·teris·tischen Tanz auf den Leichen seiner Feinde scheint aber erst mit dem Auf·kommen des {{s|tantra|Tantrismus}} oder esote·rischen Bud·dhis·mus zu erfolgen. <br />
{{w502| rh= 380<br />
| vajrapani_kashmir_8cent_cle.jpg<br />
| trailokavijaya.jpg | w2= 280 | left2= -20<br />
| Kashmir, 8. Jh. <br />
| Nalanda, Indien, 10. Jh. <br />
| caption= Die kriegerischen Aspekte Vajrapanis<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
== Die Unterwerfung Shivas durch Vajrapani ==<br />
<br />
Vajrapanis Wandel vom fried·lichen Bodhi·sattva zum krie·ge·ri·schen „Be·zwin·ger der Drei Wel·ten“ ist di·rekt mit einer tan·tris·ti·schen Le·gen·de ver·knüpft, die ihn als mar·tia·li·schen Be·glei·ter des höchs·ten aller eso·teri·schen Buddhas, {{s|Mahavairocana}} (jap. {{g|Dainichinyorai | Dainichi}}), aus·weist. In ihrer frühes·ten Form findet sich die Legende in einem chine·sischen Text aus dem achten Jahr·hun·dert:<br />
<br />
{{zitat| text=<br />
... Then Vajrapani raised his ''vajra'' away from his heart and waving it, he surveyed the whole circle of the three·fold world to its limits. He spoke: “Come my friends, to the teachings of the Tathagatas. Obey my command!” ... Then {{s|Maheshvara}}, the lord of the whole three·fold world in this worldly sphere, proud of his over·lord·ship of the whole three·fold world, appeared very wrathful and said:<br />
<br />
“Listen you yaksha,<br />
I am {{s|ishvara|Ishvara}}, Lord of the threefold world, creator, destroyer, Lord of all Spirits, God of Gods, Mighty God. So how should I carry out the order of a yaksha ...<br /> Listen, you evil being, quickly enter the {{s|Mandala}} and hold my pledge. ...”<br />
<br />
Then Maheshvara by the power of his over·lordship of the three·fold world and of his own know·ledge, to·get·her with his whole company, mani·fested a fearful and wrath·ful and greatly terri·fying form ... Then Vajrapani, waving his ''vajra'' and laughing, said:<br />
<br />
“Approach you eater of corpses and human flesh, you who use the ashes of the funeral pyres as your food, as your couch, as your clothing, obey my command! ...”<br />
<br />
Then Vajrapani pro·nounced his own ''vajra''-syllable: “Hum!” As soon as he pro·nounced this, all the great gods who belong to the three·fold world, fell down on their faces, emitting miserable cries, and they went to Vajrapani for pro·tection. The Great God himself remained motion·less on the ground, ...<!--<br />
--><ref>Auszug aus Mark Elmore, ''The Roots of a Warrior: The Early History(s) of Vajrapani'' nach dem <br />
''Sarvatathdgata-tattvasamgraha'' („The Summary of All Tathdgatasi Reality“) aus dem frühen achten Jh. (http://www.uweb.ucsb.edu/~elmorem/vajrapani/, inaktiv). <br />
Das ''Sarva-tathāgata-tattva-samgraha'' ist nur als chi·ne·sische Übersetzung bekannt. Der indische Text wird jedoch u.a. von {{sb|Amoghavajra}}, einem Mit·be·gründer des eso·teri·schen Bud·dhis·mus in China, zitiert (Linrothe 1999, S. 26, 30). </ref><br />
}} <br />
Nach dieser Legen·de be·kommt Vajra·pani also seinen Namen, „''vajra''-Träger“, nach·dem Maha·vairo·cana ihn durch ein {{s|Mantra}} (magi·sche Formel) in ein krie·ge·risches Monster ver·wandelt. Maha·vairo·cana übergibt dem ver·wan·del·ten Vajra·pani ein ''vajra''-Zepter und er·klärt ihn zu einem Feld·herrn der bud·dhis·ti·schen Lehre, um den mäch·tigs·ten Feind des Bud·dhis·mus, {{s|Shiva|Shiva}} zu un·ter·wer·fen. Es ge·lingt Vajra·pani, Shiva zu be·sie·gen, indem er das Mantra „Hum“ in·to·niert. Wäh·rend sich Shivas Ge·folge un·mit·telbar „bekeh·ren“ lässt, wider·setzt sich Shiva (zu·sam·men mit seiner Ge·spielin Umā) hart·näckig der Lehre des Buddha und muss daher von Vajra·pani ge·tötet wer·den.<ref><br />
S.a. Davidson 2002: 147–151. Linrothe 1999: 183–186. Shiva erlangt schließ·lich als Bhameshvara-nirgosa (der tonlose Herr der Asche) eine Wieder·geburt als Buddha.<br />
</ref> <br />
Dieser Mythos ist offen·sicht·lich aus der Aus·ein·ander·set·zung des Buddhis·mus mit dem Shivais·mus ent·stan·den. Er zählt zu den funda·men·talen Ur·sprungs·legenden des ge·sam·ten eso·teri·schen Bud·dhis·mus. <br />
<br />
In der späteren Ent·wicklung des eso·te·ri·schen Bud·dhis·mus in Tibet steigt Vajra·pani neben {{s|Avalokiteshvara}} ({{g|Kannon}}) und Mañjuśrī zu den drei wich·tigs·ten Bodhi·satt·vas auf. Sie stehen ge·mein·sam für das Mit·gefühl (Avalokiteśvara), die Weis·heit (Mañjuśrī) und die Macht (Vajra·pani) aller Buddhas der Ver·gan·gen·heit, Gegen·wart und Zukunft. Obwohl alle drei Bodhi·satt·vas so·wohl über zorn·volle als auch über fried·volle Erschei·nungs·formen verfügen, werden Avaloki·teshvara und Man·jushri über·wiegend friedlich, Vajra·pani dagegen vor·wie·gend zorn·voll dar·ge·stellt. Dies dürfte wohl mit der er·wähnten Legende der Unter·wer·fung Shivas zu tun haben. Ver·schie·dene tantris·tische Texte vari·ier·ten offen·bar sowohl die Legen·den als auch die Namen von Shivas Be·zwin·gern, sodass letzt·lich eine Reihe ähn·licher Be·schüt·zer·figuren (Mahakala, etc.) ent·stand. Es finden sich sogar weibliche Be·schützer·gott·heiten, die bei·spiels·weise als be·kehrte Dämo·ninnen ({{g|Dakini}}, {{s|Vajrayogini}}) gedeu·tet werden. Die ur·sprüng·lichen Modelle für all diese Figu·ren stellen aber jeweils die von ihnen be·kämpf·ten Feinde des Bud·dhis·mus (in erster Linie Shiva) dar. Die Attri·bute (Waffen, etc.) dieser Feinde werden in den Bud·dhis·mus auf·genom·men und auf die sieg·reichen bud·dhis·tischen Gestalten über·tragen. So tragen z.B. viele bud·dhis·tische Beschützer einen Lenden·schurz aus Tigerfell — ur·sprüng·lich ein Attribut Shivas.<br />
<br />
==Vajrapani in Japan==<br />
<br />
{{sidebox3<br />
| rh= auto<br />
| lr=-15 | top=-30<br />
| Vajrapani_dunhuang.jpg<br />
| Vajrapani aus China <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
In Japan ist die Figur des Vajrapani weniger prominent als im tibet·ischen Bud·dhis·mus und hat sich im übrigen in mehrere Einzel·figuren auf·ge·split·tert, die jeweils einen bestimmten Ent·wick·lungs·stand der Vajrapani-Ikono·graphie re·prä·sen·tieren. In einer ikono·graphisch frühen Form begegnet man Vajrapani unter dem Namen {{g|shukongoushin}} (s. Abb. unten). Diese Form ist in Japan schon seit dem achten Jahr·hun·dert belegt und ist eng verwandt mit den noch heute geläufigen Tor·wächtern ({{g|niou}}), die auch unter <br />
Be·zeich·nungen wie {{g|kongoushu}} oder {{g|Kongourikishi}} bekannt sind. Sie sind zumeist mit einem ein·zackigen ''vajra'' bewaff·net. Auch sie exis·tierten bereits im achten Jahr·hun·dert. Funde aus den Tausend-Buddha-Höhlen in {{g|Dunhuang}} (Nordwest-China) belegen, dass ähn·liche Figuren auch im China der dama·ligen Zeit recht bekannt gewesen sein müssen (Abb. re.). Als Wächter der Tempel·tore nehmen diese frühen Mani·festa·tionen Vajrapanis noch eher unter·geord·nete Rollen ein. Mit ein wenig Phantasie kann man in ihnen noch den hellenis·tischen Leib·wächter des Buddha in Gestalt des Herakles erkennen. <br />
<br />
{{w502| rh=360<br />
| right1= -25 | right2=-500 |top2=-550 |lr2=-110<br />
| Shukongojin_todaiji.jpg<br />
| fukukensaku kannon.jpg<br />
| Shukongōjin (Nara-Zeit)<br />
| Shukongōjin (Kamakura-Zeit) <br />
| caption= Proto-esoterische Form des Vajrapani<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
{{w502|rahmen_h1=360|top1=-20|rahmen_h2=360|w2=280|left2=-20|top2=-10<br />
| Gosanze_myoo_toji.jpg<br />
| Gozanze_zuzosho.jpg<br />
| Gōzanze Myōō (Heian-Zeit)<br />
| Gōzanze Myōō (Edo-Zeit)<br />
|caption= Eso·teri·sche Form des Vajrapani.<p style='width: 500px; margin: 1em auto'>Obwohl durch viele Jahr·hun·derte getrennt, bemerkt man eine er·staun·liche Über·ein·stim·mung in den ikono·graphi·schen Details dieser beiden Dar·stel·lungen. Die Abb. rechts ent·stammt dem ''Zūzō-shō'', einem ikono·graphi·schen Hand·buch, das um 1140 ange·fertigt wurde, aber nur in späteren Kopien überliefert ist.</p> <br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Die voll aus·gebildete eso·te·rische Form Vajrapanis zeigt sich in {{g|gousanzemyouou}} (skt. {{s|Trailokyavijaya}}, Bezwinger der Drei Welten), einem der Fünf Großen Mantra-Könige. Sein Name bezieht sich auf die oben erwähnte Legende der Unter·werfung Shivas. Diese Figur wurde zu·sam·men mit dem eso·teri·schen Buddhis·mus Anfang des neunten Jahr·hunderts in Japan bekannt. Die ältesten japa·nischen Dar·stel·lungen sind ebenso alt oder älter als vergleich·bare Funde aus Indien, was beweist, dass sich die Texte, die als Grund·lage dieser Dar·stel·lung dienen, innerhalb von zwei oder drei Gene·rationen über die gesamte Welt des {{s|Mahayana}} Bud·dhis·mus verbrei·teten. Doch bleibt diese zorn·volle Schutz·gott·heit in Japan hin·sicht·lich Status und Be·deu·tung deut·lich hinter {{g|Fudoumyouou}} (skt. {{s|Acala}}) zurück und ist heute weit·gehend unbe·kannt. Umge·kehrt tritt Acala/Fudō außerhalb Japans weit weniger prominent in Erscheinung als Vajrapani. Dies zeigt, dass es innerhalb der verschie·denen eso·teri·schen Tradi·tionen des Buddhis·mus trotz gemein·samer Grund·texte große regionale Unter·schiede gibt.<br />
<br />
==Schlussfolgerungen==<br />
<br />
Geht man von rein äußer·lichen Merkmalen aus, so finden wir in der kriege·rischen Ikono·graphie Vajrapanis im Wesent·lichen zwei Grund·typen: Einer·seits die hoch·gewach·senen Figuren, die mitunter Rüstungen tragen, aber auch gerne fast nackt mit quellenden Muskeln und Adern darge·stellt werden. Anderer·seits die unter·setzten, dick·bäuchigen Zwerge, die häufig mit tier·ischen Merk·malen, etwa Raub·tier·zähnen, aus·ge·stattet sind, zumeist über zahlreiche Arme und Köpfe verfügen und vor·nehm·lich auf den Leichen ihrer Feinde tanzen. Der erste Typus lässt sich mög·licher·weise tat·säch·lich auf die Figur des hellenis·tischen Herakles zurück·führen. Der zweite dürfte auf die indi·schen Yaksha-Dämonen zurück·gehen, die ur·sprüng·lich Feinde des Bud·dhis·mus waren, dann aber „bekehrt“ und zu Wächtern um·funktio·niert wurden, ohne dass sie ihre furcht·ein·flößen·den Merkmale verloren. Vajrapani scheint keiner dieser Grund·formen eindeutig zu·zu·ordnen zu sein. Selbst sein namens·gebendes At·tri·but, der ''vajra'', lässt sich sowohl auf den Knüppel des Herakles als auch auf den „Donnerkeil“ der indischen Mytho·logie zurück·führen. Somit scheint es, als ob in der kriege·rischen Figur des Vajarapani zwei ikono·gra·phische Erinne·rungen, eine hellenis·tische und eine „hinduis·tische“, gespeichert sind. Während Vajrapani in Tibet heute zumeist der dick·bäuchige Dämon ist, erinnern die japa·nischen Niō eher an Herakles. Häufig gibt es auch Misch·formen, etwa musku·löse aber schlanke Figuren, die die charak·teris·tische Tanzpose der Yakshas einnehmen, wie der ja·pa·nische Gōzanze Myōō. <br />
<br />
Zu einer Auf·wertung Vajrapanis kam es erst relativ spät in der Ent·wicklung der buddhis·tischen Ikono·graphie, im Zu·sammen·hang mit dem so·genan·nten eso·teri·schen oder tantris·tischen Buddhis·mus. Erst in dieser Tradition erhalten „zorn·volle“ ''krodha''-Gott·heiten einen ähnlichen oder gar höheren Status als fried·volle Buddhas und Bodhi·sattvas. <br />
In einer 2002 erschie·nenen Studie bringt der Indologe {{g|davidsonronald}} die Ent·stehung des esote·rischen Bud·dhis·mus vor allem mit zwei Faktoren in Ver·bindung: 1) der zu·nehmen·den Militari·sierung Indiens im frühen indischen Mittel·alter (6.–8. Jh) und 2) den damit ein·her·gehen·den Sieges·zug des Shivaismus, also jener Richtung des „Hinduismus“, die Shiva als obersten Welten·herrscher ansieht. In einer politisch höchst wechsel·vollen Zeit mit zahl·reichen militä·rischen Aus·ein·ander·setzun·gen gelang es dieser Glau·bens·richtung, Shiva mit neuen, für die Kriegs·herren attraktiven kriege·rischen Aspekten auszu·statten. Der Bud·dhis·mus sah sich nach Ansicht Davidsons gezwungen, gegen die Konkurrenz der Shiva Anhänger eben·falls neue Gott·heiten ins Spiel zu bringen, die die Lehre des {{s|Buddha}} wehrhaft vertei·digten.<br />
<br />
Obwohl sich der eso·teri·sche Bud·dhis·mus rasch innerhalb der Welt des Mahayana verbreitete, sind die neuen Schutz·gott·heiten, die er mit sich brachte, nicht überall gleicher·maßen populär. Die unter·schied·lichen Bewer·tungen des Status von Vajrapani, Acala (Fudō) und anderen Wächter·göttern legen nahe, dass es ver·schie·dene Ansichten darüber gab und gibt, welcher krieger·ischen Gestalt der höchste Status gebühre und welches genau ihr Aufga·ben·bereich sein sollte. <br />
Der Kunst·historiker {{g|roblinrothe}} versucht, die unter·schied·lichen Formen der ''krodha''-Ikono·graphie in histo·rische Ent·wicklungs·phasen zu unter·teilen, die mit Ver·ände·rungen von Theorie und Praxis inner·halb des esote·rischen Buddhis·mus selbst korrellieren. Mit Linrothes Modell lassen sich u.a. die Unter·schiede zwischen japanischen und tibetischen Vajrapani-Dar·stellun·gen gut erklären, da Tibet im Wesent·lichen vom späten eso·te·rischen Bud·dhis·mus geprägt wurde, während sich in Japan durch den domi·nanten Einfluss {{g|Kuukai|Kūkais}} und seiner Schule eine frühere Ent·wick·lungs·phase nach·haltig durch·setzen konnte und die japa·nische Ikono·graphie bis heute prägt. Japan reprä·sentiert also interes·santer·weise ein früheres Stadium des esote·rischen Bud·dhis·mus als Tibet.<br />
<br />
Unab·hängig von diesen Unter·schieden bleibt fest·zuhalten, dass diese kriege·rische Figuren in den meisten bud·dhis·tischen Regionen Einzug hielten. Sie wurden offen·bar besonders in kriege·rischen Zeiten benötigt, wenn auch bud·dhis·tische Mönche ge·zwungen waren, Besitz oder Leben mit der Waffe zu ver·tei·digen bzw. aktiv in mili·tärische Aus·ein·ander·setzungen ein·zu·schrei·ten. Auch in Japan ent·stan·den martia·lische Schutz·gott·heiten, die weniger die Gläubigen anziehen, als die Feinde des Bud·dhis·mus ab·schrecken sollten. Sie erlebten ihre Blüte im Zu·sammen·hang mit dem esote·rischen Bud·dhis·mus während des japani·schen Mittel·alters, als das Land politisch zer·splittert und von Bürger·kriegen gezeichnet war. Dass in zahl·reichen Regionen der bud·dhis·tischen Welt ein ausge·prägter Gewalt·aspekt in die Ikono·graphie Eingang fand, scheint somit mit der Erfahrung tat·säch·licher kriege·rischer Gewalt in Beziehung zu stehen.<br />
<br />
{{ThisWay|Essays/Bishamon-ten}}<br />
<br />
{{verweise<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Davidson_2002}}<br />
{{Literatur:Faure_2015}}<br />
{{Literatur:Linrothe_1999}}<br />
| links=<br />
* [http://www.himalayanart.org/pages/vajrapani/index.html Vajrapani: Bodhisattva and Deity], The Shelley & Donald Rubin Foundation (en.)<br/>Übersichtsseite zum Thema Vajrapani auf ''[http://www.himalayanart.org Himalayan Art]''.<br />
| update= Jul. 2020<br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Ronalddavidson&diff=82913Glossar:Ronalddavidson2020-09-24T08:09:03Z<p>Martin Liernberger: Martin Liernberger verschob die Seite Glossar:Ronalddavidson nach Glossar:Davidsonronald</p>
<hr />
<div>#WEITERLEITUNG [[Glossar:Davidsonronald]]</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Davidsonronald&diff=82912Glossar:Davidsonronald2020-09-24T08:09:03Z<p>Martin Liernberger: Martin Liernberger verschob die Seite Glossar:Ronalddavidson nach Glossar:Davidsonronald</p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = Davidsonronald <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji_g = Davidson, Ronald<br />
| romaji = Ronald Davidson<br />
| kanji = <br />
| text = amerikanischer Indologe und Religionswissenschaftler an der Fairfield University in Connecticut {{qq|[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 10:49, 23. Sep. 2020 (CEST)|neuer Glossareintrag / konnte Geburtsdaten nicht finden}}<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> west.<br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> Person<br />
| map= <!-- such-stichwort für google maps --> <br />
| zoom= <!-- 5–19, 9 = standard --> <br />
| type= <!-- satellite (maps) --> <br />
| icon= <!-- Schrein oder Tempel --> <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Essays/Jindo_und_Shinto&diff=82911Essays/Jindo und Shinto2020-09-24T07:58:38Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel<br />
| ''Jindō'' und ''shintō'': Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der ''kami''‘<br />
}}<br />
<br />
{{fl|I}}n den 80er Jahren unterzog der einflussreiche Religionshistoriker {{g|kurodatoshio|Kuroda Toshio}} den Begriff „Shintō“ einer historischen Kritik und stellte die Existenz von Shintō als einer eigenständigen Religion damit erstmals grundsätzlich in Frage. Seither wird „Shintō“ von vielen Religions·spezialisten nur noch in An·führungs·zeichen gebraucht. Das drückt Vorsicht und einen Bedarf nach einer neuen Konzeption von Shintō aus, zumindest im akademischen Bereich. Versuche, tat·sächlich eine Neu·definition zu wagen, sind aller·dings spärlich. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung stellt die „''jindō''-These“ des Shintō-Spezialisten {{g|teeuwenmark}} dar. Teeuwen versucht dabei, die Ent·stehung des Begriffs {{g|shintou|Shintō}} historisch dort fest zu machen, wo er auch eine sprachliche Ver·schiebung, nämlich eine Änderung der Lesung von ''jindō'' zu ''shintō'' aus den Quellen her·aus·lesen zu können meint. Die Impli·kationen dieses Gedankens inklusive einiger Reaktionen seitens der Fach·welt und eigener Über·legungen sind das Thema dieses Essays.<ref><br />
Dieser Artikel ist aus einem Manus·kript für einen Vortrag entstanden, den der [[Bernhard Scheid|Autor dieses Handbuchs]] bei einem Workshop des ''Arbeits·kreises Japanische Religionen'' zum Thema „Her·aus·bildung religiöser Begriff·lich·keiten in Japan“ hielt. (Universität Tübingen, Seminar für Japanologie, 7. Mai 2010.)</ref><br />
<br />
==Kurodas Shintō-Kritik==<br />
<br />
{{floatright|rh=320<br />
| shendao.jpg<br />
| „Götter-Weg“ in Taiwan<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Zunächst ganz kurz zu Kuroda: In seinem Artikel „Shintō in the history of Japanese religion“ aus dem Jahr 1981<ref><br />
Der Artikel (Kuroda 1981) wurde von James Dobbins und Suzanne Gay auf der Grund·lage eines japanischen Manus·kripts übersetzt, das erst zwei Jahre später auf Japanisch, als Kapitel von Kurodas ''Ōbō to Buppō'' 王法と仏法 (Kuroda 1983: 52–78), veröffentlicht wurde.<br />
</ref> <br />
fasst er vorher·gehende Unter·suchungen zum Begriff Shintō und seiner Verwendung (namentlich von {{g|Tsudasoukichi}}) zusammen und zieht daraus den Schluss, dass es das Wort ''shintō'' zwar tatsächlich schon seit dem Alter·tum gibt, dass es aber nicht die Be·deutung hatte, die man heute damit verknüpft, nämlich „japanische Religion“ oder gar „japanische Ur·religion“. Vielmehr sei der Aus·druck in erster Linie auf einzelne Gott·heiten bezogen und würde keine systematisierte eigen·ständige Religion bezeichnen. Auch sei er nicht oder nur mit Ein·schränk·ungen als Gegen·begriff zum Bud·dhis·mus zu sehen. Im Unterschied zu früheren Autoren<ref><br />
Kritik am Shintō Begriff ist auch schon vor Kuroda laut geworden, selbst in der Ära des Staats·shintō. So schrieb etwa Oka Masao 岡正雄 in seiner 1933 auf Deutsch verfassten Dissertation ''Die Kultur·schichten Alt-Japans'', folgende be·mer·kens·werte Fest·stel·lung: <br />
:Schon der primitive Shintō, welcher gewöhnlich als ei·gent·liche Religion Japans be·zeichnet wird, war sicher·lich nicht ein·heit·lich, eher kann er als un·syste·matische Ver·schmelz·ung aller um Christi Geburt in Japan vor·handenen und ein·geführten Religionen an·gesprochen werden. Es geht daher nicht an, den Shintō als eine selbst·ständige Religion zu behandeln (Oka 2012 [1933]: 289).<br />
Ähnlich äußert sich {{gb|naumannnelly|Nelly Naumann}} in ihren „Bemerkungen zum sogenannten Ur-Shintō“ (Naumann 1970).<br />
</ref> <br />
leitet Kuroda aus dieser Erkenntnis eine fundamentale Kritik an eben jener Vor·stellung einer eigen·ständigen, auf die japanischen {{g|Kami|''kami''}} aus·gerichteten Religion namens Shintō ab: Eine solche hätte es in historischer Zeit erst gegeben, als sie im Zuge der {{g|Meiji}}-Restauration und der gewalt·samen Trennung von ''kami'' und {{s|buddha|Buddhas}} sozusagen von oben herab verordnet wurde. <br />
<br />
Zugespitzt lässt sich Kurodas Shintō-These so formulieren: Shintō ist, von einzelnen theo·logischen Speku·lationen einmal abgesehen, eine Erfindung der Moderne. In den tausend Jahren davor waren Schrein·kulte in den japanischen Bud·dhis·mus eingebettet. Die gängige Dar·stel·lung einer un·unter·broche·nen shintō·isti·schen Tradi·tions·linie oder die Vorstel·lung von Shintō als unbe·wusstes Stratum, das der ja·pa·nischen Kultur zugrunde liegt, sind nach Kuroda nichts anderes als Projektionen der Ideologie des Staats·shintō in die Ver·gangen·heit.<ref><br />
Kuroda 1981: 1–3 und 19–21.</ref><br />
<br />
Angefangen von {{g|grapardallan}} haben zahl·reiche west·liche Japanologen Kurodas Dekonstuktion des Shintō-Begriffs zum Aus·gangs·punkt eigener Studien gemacht. Für viele, einschließ·lich meiner selbst, ergibt sich jedoch früher oder später die Frage, wieso die ''kami'' über·haupt in der kollektiven Erinne·rung Japans verblieben und wie es dazu kam, dass sie zum Objekt einer nicht-bud·dhis·tischen Religion wurden, wann auch immer diese entstand. Darüber hinaus gibt es im Feld des Shintō zumindest auf rituellem Gebiet offenbar doch einige er·staun·lich alte und beständige Traditionen. Auch dieses beharr·liche Bei·behalten nicht-bud·dhis·tischer ritueller Gebräuche kann Kurodas Kritik nicht be·friedi·gend erklären. Doch viel·leicht sind es gerade diese un·geklärten Punkte, die Kurodas radikale Kritik zum Kataly·sator zahl·reicher neuerer Forschungen — etwa Forschungen zur Genese jener theo·logi·schen Spe·kula·tionen, die den moder·nen Shintō vorbe·reiteten, oder zur Koexistenz von ''kami''- und Buddha-Kulten ({{g|shinbutsushuugou}}) — werden ließen.<ref><br />
Zur Kuroda Rezeption s. u.a. James Dobbins 1996: ''The Legacy of Kuroda Toshio''. Sammel·bände mit westlichen Beiträgen zur von Kuroda Toshio auf·geworfenen Shintō-Problematik sind vor allem der Initiative Mark Teeuwens zu verdanken. Vgl. Breen und Teeuwen 2000: ''Shintō in History: Ways of the Kami''; Teeuwen und Scheid 2002, ''Tracing Shintō in the History of Kami Worship''; Teeuwen und Rambelli 2003: ''Kami and Buddhas: Honji suijaku as a Combinatory Paradigm''; Scheid und Teeuwen 2006: ''The Concept of Secrecy in Japanese Religion''; oder Faure, Como und Iyanaga 2009: ''Rethinking Medieval Shintō''.<br />
</ref> <br />
Trotz einer neuen thema·tischen Aus·rich·tung auf solche Fragen blieb es in der westlichen Forschung al·ler·dings bislang bei Einzel·studien.<br />
<br />
{{w500|rh=290<br />
| shikinensengu.jpg<br />
| Weg einer Gottheit (Ise)<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
==Teeuwens ''jindō''-These==<br />
{{qq|[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 09:25, 21. Sep. 2020 (CEST)|Glossareintrag erstellt}}<br />
Eine der wenigen Arbeiten, die Kurodas Ansatz sys·te·matisch aufnimmt und erweitert, ist {{g|teeuwenmark}} Aufsatz „From ''jindō'' to Shintō: A concept takes shape“ aus dem Jahr 2002. Ähnlich Kuroda widmet sich Teeuwen vor·wiegend der Begriffs·geschichte von Shintō, al·ler·dings bereichert um neues Material seitens der jüngeren japanischen Forschung und ein theore·tisches Instru·men·tarium, das vom deutschen Historiker {{g|koselleckreinhart}} (1923–2006) stammt. In seiner „Begriffs·geschichte“ des Shintō geht es Teeuwen darum:<br />
{{Zitat|text=<br />
…to lay bare the emergence of Shintō as a theological concept through an anal·ysis of the sem·an·tic develop·ment of the term 神道 (''jindō'', ''shintō'', ''kami no michi'') in histor·ical sources. <br />
<ref>Teeuwen 2002: 234.</ref><br />
}}<br />
Mit Koselleck sieht Teeuwen einen ent·scheidenden Unter·schied zwischen bloßen „Worten“ und „Be·griffen“ (''concepts'' in Teeuwens Übersetzung): Worte können klar definiert (bzw. auf konkrete Gegen·stände bezogen) werden, Begriffe lediglich inter·pretiert. Begriffe sind abstrakt und wandelbar, aber gerade deshalb auch geschichts·mächtig. Sie werden von ge·schicht·lichen Entwick·lungen beein·flusst, haben aber auch umgekehrt die Fähigkeit, Ent·wick·lungen zu beein·flussen.<ref><br />
Teeuwen beruft sich hier auf Koselleck 1979.<br />
</ref><br />
<br />
Auf der Grundlage dieser Unter·scheidung geht Teeuwen nun der Frage nach, wann „Shintō“ zu einem „Begriff“ wurde, der den abstrakten Rahmen für eine Reihe theo·logi·scher und schließ·lich auch poli·tischer Inter·pre·ta·tionen bildete. Als Quellen dienen ihm vor allem neuere ja·pa·nische Arbeiten, die die Ver·wendung von ''shintō'' wesen·tlich genauer und um·fassen·der dokumen·tieren als die Arbeiten, die Kuroda zugrunde lagen.<ref><br />
Im besonderen Studien von Murei Hitoshi (Murei 2000), Mitsuhashi Takeshi (Mitsuhashi 1996) und Yoshida Kazuhiko (Yoshida 1996).<br />
</ref> <br />
Aus diesem Material zieht Teeuwen einige Schluss·fol·ge·rungen, die der Diskus·sion um den Begriff Shintō eine neue Wen·dung geben.<br />
<br />
=== Von ''jindō'' zu Shintō ===<br />
<br />
Be·züg·lich des japanischen Altertums stellt Teeuwen die These auf, dass ''shintō'' anfänglich ein bud·dhis·tischer Begriff war, der in einem bud·dhis·tischen Kontext ver·wendet und dort auf nicht-bud·dhis·tische lokale Gott·heiten, also ''kami'', angewandt wurde. Die viel zitierten vier Er·wähn·ungen des Wortes „''shintō''“ im {{g|Nihonshoki}} (verfasst 720) schreibt er z.B. einem buddhis·tischen Mit·autor dieses Werkes zu.<ref><br />
Teeuwen 2002: 238-240.<br />
</ref><br />
In Texten aus der frühen {{g|Heian}}-Zeit findet sich der Begriff dann nach·weislich in hohem Ausmaß bei bud·dhis·tischen Autoren, v.a. wenn es um die Bekeh·rung von Schrein·gott·heiten geht. Z.B. klagt die Gott·heit des {{g|Tadotaisha|Tado}} Schreins, dass sie auf·grund karmischer Ver·strickung im Weg der ''kami'' (''shintō'') wieder·geboren wurde.<ref><br />
Teeuwen 2002: 241.<br />
</ref><br />
Für diese Klagen lassen sich im übrigen chine·sische Text·vorlagen finden.<ref><br />
Im speziellen die Mönchs·biographien ''Gaosengzhuan'' 高僧伝 und ''Xu Gaosengzhuan'' 続高僧伝 aus dem sechsten Jahr·hun·dert. Teeuwen stützt sich hierbei auf Yoshida Kazuhiko 1996.<br />
</ref> <br />
Dies ist insofern bemer·kens·wert, als damit die Behauptung, die bud·dhis·tische Be·kehrung ein·heimi·scher Götter sei eine spezi·fisch japani·sche Ent·wick·lung, in Zweifel gezogen wird. Der Bud·dhis·mus kam also offen·bar bereits mit einer be·stimm·ten ''shintō''-Vor·stel·lung im Gepäck von China nach Japan und wandte diese dann auf die japa·nischen ''kami'' an. <br />
<br />
Das {{g|Konjakumonogatari}} aus der späten Heian Zeit ist das früheste Werk, das eine {{g|Furigana}}-Lesung unseres Aus·drucks enthält, nämlich ''jindō''. Es handelt sich dabei um die {{g|goon}} Lesung der Zeichen ''kami'' 神 und ''michi'' 道, wie dies bei bud·dhis·tischen Texten zu erwarten ist. Es ist dies ein erster Beleg, aus dem Teeuwen die These ableitet, dass der zunächst bud·dhis·tische Fach·termi·nus für ''kami'' und ''michi'' im Alter·tum nicht ''shintō'', sondern ''jindō'' gelesen wurde. Dies wäre nicht weiter von allzu großer Bedeu·tung, wenn nicht, wie Teeuwen meint, diese Aus·sprache, oder genauer der Wechsel der Aus·sprache von ''jindō'' zu ''shintō'', mit dem Über·gang „vom Wort zum Begriff“ verbunden wäre.<br />
<br />
Die wichtigste Text·stelle, die diese Annahme belegt, ist ein Zitat aus einer {{g|Nihongi}}-Exegese des bud·dhis·tischen Mönchs {{g|Ryouhen}} aus dem Jahr 1419: <br />
{{Zitat|text=<br />
On the term 神道: we do not read this ''jindō'' but ''shintō'', without voic·ing, to indic·ate its straight·for·ward charac·ter (''sugu naru gi''). Straight·for·ward means that it is just as it is (''ari no mama'').<ref><br />
''Nihon shoki kan daiichi kikigaki'' 日本書紀巻第一聞書, nach Mitsuhashi 1996: 110–111; Ü.: Teeuwen 2002: 242.</ref><br />
}}<br />
Hier mahnt Ryōhen, dass das Wort eben ''shintō'' und nicht ''jindō'' aus·ge·sprochen werden soll. Die stimm·lose Variante wird von Ryōhen als „klar“, „unverfälscht“, „direkt“ charak·terisiert. <br />
<br />
Aus diesem Zitat geht hervor, dass ''jindō'' zu dieser Zeit offen·bar die gängige Lesung war, während Ryōhen eine neue, ungewohnte Lesung ins Spiel bringt. Der bewusste Versuch, den Begriff neu zu akzen·tuieren, geht Hand in Hand mit zahl·reichen Neu·inter·pretationen, die weiter unten noch genauer aufgezeigt werden. Daher unter·scheidet sich der Aus·druck ''jindō'', laut Teeuwen, nicht nur in der Aus·sprache vom späteren Shintō, er ist überdies kein „Begriff“ im Koselleck‘schen Sinn. ''Jindō'' bezeichnet lediglich konkrete, einzelne ''kami''-bezogene Praktiken und Vor·stel·lungen, nicht ihre abstrakte Gesamt·heit oder ein ihnen zugrunde liegendes System. <br />
<br />
Zusammen·fassend charakterisiert Teeuwen den alter·tümlichen ''jindō'' als einen bud·dhis·tischen Termi·nus, der eher abwer·tend die ein·heimi·schen Götter, die ihnen zu·ge·dachten Kulte, oder den Bereich der ''kami'' als eine Form der Wieder·geburt bezeichnete.<ref><br />
Teeuwen 2002: 247.<br />
</ref> <br />
Daher ist er auch in offiziellen Texten selten zu finden.<br />
<br />
Dem bud·dhis·tischen ''jindō'' steht das Kompositum {{g|jingi}}, wtl. „Götter des Himmels und der Erde“, gegenüber. Es besitzt eine ähnliche Be·deu·tung und ist natürlich ebenfalls dem Chinesi·schen ent·nommen, ent·springt aber einem offi·ziellen, „konfu·ziani·schen“ Diskurs. Diesen Ausdruck findet man im Altertum viel häufiger<ref><br />
Z.B. in den Bezeichnungen ''jingi-kan'' für das höfische „Götteramt“ oder ''jingi-ryō'' für die Gesetze, die dieses Amt und die höfi·schen Schrein·ange·legen·heiten regeln.<br />
</ref> <br />
und er ist eindeutig positiv konnotiert. Noch im 20. Jahr·hun·dert verwenden einige ja·pa·nische Autoren als Alternative zu ''shintō'' die Be·zeich·nung {{g|jingidou}}. Für das Altertum besteht nach Teeuwen jedoch eine klare Tren·nung zwischen den diskursiven Sphären von ''jindō'' und ''jingi'', auch wenn damit unter Um·ständen die gleichen Phäno·mene bezeichnet werden. ''Jindō'' ist also bud·dhis·tisch konnotiert, ''jingi'' höfisch.<ref><br />
Teeuwen 2002: 243. In diesem Punkt unterscheidet sich Teeuwen’s Auffassung von den erwähnten „Bemer·kun·gen“ Nelly Naumann’s, die ''shintō'' in eben jenem Sinn versteht, den Teeuwen dem Kompositum ''jingi'' zuschreibt (Naumann 1970: 13). <br />
</ref> <br />
<br />
Der „Begriff Shintō“, der sich laut Teeuwen Hand in Hand mit dem Aus·sprache·wandel verbreitet, äußert sich konkret in folgen·den histori·schen Phäno·menen: <br />
*Shintō wird im vier·zehnten und fünf·zehnten Jahr·hun·dert vermehrt zum Gegen·stand Theo·logischer und kosmo·logi·scher Speku·latio·nen, zu einem Schlüssel·begriff für der Welt zugrunde liegende Prinzi·pien, die dem Bud·dhis·mus vorausgehen. <br />
*Shintō taucht auf einmal in Werk·titeln und in den Selbst·bezeichnungen shintō·istischer Schulen auf.<ref>Teeuwen 2002: 255.</ref><br />
*Schließ·lich (und damit sind wir bereits beim {{g|Yoshidashintou|Yoshida Shintō}} und den Shintō-Schulen der Edo-Zeit) wird Shintō zu einem Gegen·begriff zum Bud·dhis·mus und zu einer Klammer für einen eigenen, nationalen „Weg“ (freilich ohne dass die theologi·schen Unter·schiede und Grenzen zu anderen „Wegen“ oder Religionen genau definiert wären).<br />
<br />
Diese Ver·änderungen sind natürlich nicht allein auf die zitierte Text·stelle des Ryōhen zurück·zu·führen. Ryōhen war wohl auch nicht der erste, der für die „ungetrübte“ Aus·sprache ''shintō'' plädierte. Es mag ähnliche frühere Text·zitate geben, die uns bislang un·bekannt sind. Aber mit dieser Text·stelle gelingt Teeuwen ein faktischer Beleg für eine bewusst voll·zogene Ver·ände·rung im Diskurs über ''jindō''/Shintō.<br />
<br />
===Die Aufwertung der ''kami''===<br />
<br />
Etliche Ent·wick·lungen deuten den Begriffs·wandel bereits an und bereiten ihn vor. Teeuwen zählt dazu in erster Linie die Auf·wertung von ''jindō'' (bzw. der ''kami'' allgemein) inner·halb der sog. {{g|honjisuijaku}} Konzeption. Also jener Auf·fassung, die die ''kami'' als „sicht·bare Spuren“ der Buddhas versteht. In der späteren Phase der ''honji-suijaku'' Konzeption werden ins·beson·dere {{g|Amaterasu}}, aber auch andere ''kami'' oder die ''kami'' schlecht·hin, als prim·ordia·les Prinzip inter·pre·tiert und den Buddhas gleich oder gar höher gestellt, ohne dass dies eine Ab·wen·dung vom Bud·dhis·mus bedeu·tet hätte. Der Heian-zeitliche Gelehrte {{g|Ooemasafusa}} ist ein wich·tiger Ver·treter und Ver·brei·ter dieser Auf·fassung,<ref><br />
Teeuwen 2002: 245–246.<br />
</ref><br />
die sich aller·dings auf kei·nen ein·zel·nen Autor zurück·füh·ren lässt und in An·sät·zen bereits zu Beginn der Heian-Zeit existiert. Die meisten ''honji-suijaku'' Texte stammen im übrigen von bud·dhis·ti·schen Mönchen. <br />
<br />
Eine weitere Inspiration, die zum Begriffswandel von ''jindō'' führt, geht von daois·ti·schen Quel·len aus, ins·beson·dere dem {{g|Yijing}}, mit dem be·rühm·ten „Shintō“- (oder ge·nauer {{g|shendao}}-)Zitat: <br />
{{zitat|text=<br />
When we contemplate the ''shendao'' of heaven, we see how the four seasons pro·ceed without error. The sages have laid down their teach·ing in ac·cord·ance with this ''shendao'', and all under heaven yield sub·mis·sion to them.<ref><br />
Teeuwen 2002: 254.</ref><br />
}}<br />
Aus·ge·hend von dieser Text·stelle, in der der „Gött·liche Weg“ (''shendao'') als Synonym des daois·ti·schen Weges auftritt, öffnet sich in Japan das Tor zu Spe·ku·la·tionen über den Weg der ''kami'' und die kosmo·logi·schen Prinzi·pien des Daois·mus. Diese sind aber eben nicht Teil des frühen ''jindō'' Begriffs. Daher weist Teeuwen die ver·brei·tete Ansicht, das ''Nihon shoki'' hätte seinen Begriff dem ''Yijing'' ent·nom·men, auch zurück.<ref><br />
Teeuwen 2002: 257.<br />
</ref><br />
Für die Entwicklung des mittel·alter·lichen Shintō-Konzepts spielt der {{g|doukyou2|Daoismus}} hin·ge·gen eine außer·or·dent·lich wich·tige Rolle. <br />
<br />
Letzt·lich ergeben sich aus der Auf·spaltung in ''jindō'', ''jingi'' und Shintō mehrere Bereiche der „''kami''-Religion“, die analytisch ge·trennt be·trach·tet werden müssen: 1) Das ''jingi''-System, also die höfi·schen Kulte für die ''kami''; 2) lokale Schrein·kulte und Praxis·formen; und 3) ''jindō'' als bud·dhis·tischer Diskurs über die ''kami'', aus dem schließ·lich der „Begriff Shintō“ entsteht. Erst nach·dem dieser Begriff Shintō ent·stan·den ist, kommt es unter der Ägide höfi·scher Pries·ter wie der {{g|Yoshidaurabe}} zu einer Syn·these von Shintō und — wenn man so will — ''jingi-dō'', also höfi·schem „Shintō“. Dies leitet die kon·zep·tio·nel·le Ab·spal·tung von Shintō und Bud·dhis·mus ein. Diese in die Praxis um·zu·setzen blieb aber in der Tat der Moderne vor·be·halten, wie schon Kuroda Toshio her·vor·ge·hoben hat.<br />
<br />
== Reaktionen ==<br />
<br />
Die akademischen Mühlen mahlen langsam und Teeuwens Thesen sind erst nach und nach in Fach·kreisen wahr·genommen und diskutiert worden. Einen Anlass bot z.B. ein Shintō Symposium an der Columbia Universität 2007, bei dem Teeuwen seine ''jindō''-These ein weiteres Mal präsen·tierte.<ref><br />
Das ''Symposium on Medieval Shintō'' unter der Ägide von Bernard Faure fand von 26.–29. April 2007 am Center for Japanese Religion der Columbia University in New York statt. Ein Band mit Bei·trägen des Symposiums ist 2009 erschienen (Faure/Como/Iyanaga 2009). Viele Teil·nehmer waren bereits drei Jahre zuvor bei einer ähnlichen Ver·anstaltung in Wien (''The Culture of Secrecy in Japanese Religion'') zu·sammen·getroffen und stehen durch die aus dieser Ver·anstaltung her·vor·gegangene Mailing Liste ''kuden-ML'' in fachlicher Verbindung. <br />
</ref> <br />
Vor allem von den japanischen Zuhörern, unter denen prominente Wissen·schaftler wie Sueki Fumihiko oder Abe Yasurō vertreten waren, kamen lebhaft vor·getra·gene Einwände, die sich in erster Linie auf die Frage kon·zen·trierten, in wie weit die Aus·sprache ''jindō'' linguis·tisch haltbar sei. Dieser Aspekt wurde von Sueki auch in der bilingualen Mailing-Liste ''kuden-ML'' auf·ge·griffen, wo er einräumte, dass die Aus·sprache ''jindō'' durchaus plausibel sei. Die Unter·scheidung von ''shintō'' und ''jindō'' sei jedoch nur schwer in japani·scher Text·form aus·zu·drücken, da man sich ja in beiden Fällen der gleichen Kanji bediene. Aus diesem Grunde sei ''jindō'' als Terminus in der heu·tigen japani·schen Religions·wissen·schaft nicht wirklich prakti·kabel.<ref><br />
Beitrag zur kuden-ML vom 11.5. 2007, Betreff: „jindo“.<br />
</ref> <br />
Ein anderer Teilnehmer, Iyanaga Nobumi, äußerte sich in ''kuden-ML'' wesentlich zustimmender. <br />
<br />
Dass Teeuwens These auch im Umfeld der Shintō-Universität Kokugakuin Daigaku wahr·genommen wird, lässt sich aus der Tatsache ent·nehmen, dass diese den Artikel im Rahmen ihres „Center of Excellence“ Programmes ins Japanische über·setzen ließ und die Über·setzung unentgeltlich im Internet anbietet.<ref><br />
„[http://21coe.kokugakuin.ac.jp/articlesintranslation/ Articles in Translation]“ (Kokugakuin Daigaku online).</ref> <br />
<br />
Zu einer breiteren in·halt·lichen Aus·ein·ander·setzung hat sich bisher aber meines Wissens lediglich {{g|kadoyaatsushi}} aufgerafft, der ebenfalls 2007 am Columbia Symposium teilnahm. In einem 2009 ver·öffent·lichten Artikel steuert er in erster Linie Material bei, das Teeuwens These weiter unterstützt. So weist er unter anderem auf den Autor Ikō Myōan hin, einen Sprach·gelehr·ten des 16. Jahr·hun·derts, der ganz ähnlich wie Teeuwen’s Ryōhen ebenfalls auf der nicht-nigorierten Aussprache ''shintō'' anstelle von ''jindō'' besteht.<ref><br />
Kadoya 2009: 38-39.<br />
</ref> <br />
Anfang des sieb·zehn·ten Jahr·hun·derts dürfte sich ''shintō'' jedenfalls durch·gesetzt haben, wie das japa·nisch-portu·giesi·sche Wörter·buch {{g|nippojisho}} aus dem Jahr 1603 belegt, indem es ledig·lich die Lesun·gen ''shintō'' und ''kami no michi'' enthält. Dennoch gibt es bis Mitte der Edo-Zeit japa·nische Wörter·bücher, die nach wie vor die Lesung ''jindō'' enthalten.<ref><br />
Kadoya 2009: 37.<br />
</ref><br />
<br />
Ein weiterer Punkt, den Kadoya in die Diskussion einbringt, ist die im japani·schen Mittel·alter beliebte Gleich·setzung von 神 ''shin'' (''kami'') und 心 ''shin'' (''kokoro''), an der sich eine Reihe von Speku·latio·nen über die Identität von Geist/Seele und den ''kami'' entspinnen. Kadoya meint, dass dieses theo·logi·sche Wortspiel einen weiteren Anreiz dar·gestellt haben könnte, die stimm·lose Aussprache ''shin'', dem stimm·haften ''jin'' vorzuziehen.<ref><br />
Kadoya 2009: 42.<br />
</ref><br />
Alles in allem erfährt die ''jindō''-These jedenfalls in Kadoyas Aufsatz durchaus eine Bestätigung. <br />
<br />
Schließ·lich hat auch ein westlicher Autor, nämlich {{g|comomichael}} (ebenfalls ein Teil·nehmer des Columbia Symposiums), Teeuwens These auf·ge·griffen, indem er sie ohne allzu große Um·schweife in den Titel seines Aufsatzes „Immigrant gods on the road to ''jindō''“ (Como 2009) inte·grierte.<br />
<br />
==Schlussbemerkung==<br />
<br />
Ich selbst habe, wie unschwer zu erkennen sein wird, natürlich eben·falls große Sympathien für die ''jindō''-These. In erster Linie eröffnet sie nämlich einen Be·griff, mit dem sich die seit Kuroda unsichere Haltung gegenüber „Shintō“ kon·zep·tionell meistern lässt. Un·abhängig, wann genau ''jindō'' durch ''shintō'' ersetzt wurde, kann ''jindō'' für uns heute zu einem Begriff (im Koselleck’schen Sinn) für „Shintō avant la lettre“ werden. Es wäre zudem ein Begriff, der auf „emischen“ Vor·stellungen beruht, also nicht allein auf einer wie immer gear·teten theo·reti·schen An·nahme beruht. Den·noch müssten wir uns be·wusst bleiben, dass unser ''jindō''-Begriff nicht iden·tisch sein kann mit dem, was ehe·mals darunter ver·standen wurde, weil er für uns zwangs·läufig zu einem abstrakten Con·tainer einer nicht mehr unmit·telbar erfahr·baren Wirk·lich·keit wird. Wie auch immer die Quellen·lage aussieht, werden wir überdies wohl nie mit Sicher·heit behaup·ten können, dass es die Aus·sprache ''shintō'' vor dem Mittelalter '''nicht''' gegeben hat. Es sollte daher der linguis·tischen Dis·kussion keine über·triebene Bedeutung bei·ge·messen werden. Wichtiger scheint mir das Faktum, dass es einzelne mittel·alter·liche Autoren gibt, die bewusst eine bestimmte Aus·sprache (''shintō'') bevorzugen, um eine bestimmte Bedeutung zu unter·streichen. Indem sich diese Autoren von ''jindō'' abgrenzen, wird daraus für uns ein Begriff, der den eigentlichen Gegenstand dieser Abgrenzung, nämlich den bud·dhis·tischen Diskurs über die ''kami'' im Altertum bezeichnet. <br />
<br />
Persönliche Einwände gegen Teeuwens Thesen habe ich allen·falls hin·sicht·lich der Unter·scheidung von Wort und Begriff. Wie ich an anderer Stelle vor·ge·schla·gen habe (Scheid 2009), scheinen mir die Begriffe „Primär·religion“ und „sekundäre Religion“, wie sie z.B. Jan Assmann verwendet, besser geeignet, um die Trag·weite des Begriffs·wandels von Shintō (bzw. von ''jindō'' zu Shintō) im Verlauf des Mittel·alters theore·tisch zu charak·teri·sieren.<ref><br />
S. z.B. Assmann 1999, ''Das kulturelle Gedächtnis''.<br />
</ref> <br />
Dass es aber gerade im vier·zehnten und fünf·zehnten Jahr·hun·dert zu einem Begriffs·wandel und damit einher·gehend zu einer neuen gesell·schaft·lichen Bedeutung von „Shintō“ kam, steht auch für mich fest. Sollten sich keine gravie·renden linguis·tischen Ein·wände gegen ''jindō'' ergeben, benö·tigen wir von nun an keine müh·seligen Um·schrei·bungen oder An·führungs·zeichen mehr, wenn wir diesen Wandel beschreiben, sondern können uns der Begriffe ''shintō'', ''jindō'' und ''jingi'' bedienen, um die verschie·denen Aspekte und Phasen der ''kami''-Verehrung zu umreißen. <br />
<br />
Wir könnten somit die Geschichte des Shintō in eine Phase der vor·bud·dhis·tischen Religionen, eine ''jindō/jingi-dō'' Phase und eine ''shintō'' Phase unterteilen. Ironischer·weise sind in diesem Fall natürlich westliche Autoren im Vorteil, weil sich der Unter·schied nicht nur in der Aus·sprache, sondern auch im Schrift·bild ausdrückt. Wie auch Kadoya anmerkt, mag dies ein Grund dafür sein, warum die Aus·sprache des Wegs der Götter aus·gerech·net von einem west·lichen Autor mit beson·derer Auf·merk·samkeit bedacht wurde.<br />
<br />
{{ThisWay|Essays/Okuninushi}}<br />
<br />
{{verweise<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Assmann_1999}}<br />
{{Literatur:Breen Teeuwen 2000}}<br />
{{Literatur:Como_2009}}<br />
{{Literatur:Dobbins_1996}}<br />
{{Literatur:Faure_2009}} <br />
{{Literatur:Kadoya_2009}}<br />
{{Literatur:Koselleck_1979}}<br />
{{Literatur:Kuroda_1981}}<br />
{{Literatur:Kuroda_1983}}<br />
{{Literatur:Naumann_1970}}<br />
{{Literatur:Mitsuhashi_1996}} <br />
{{Literatur:Murei_2000}} <br />
{{Literatur:Oka_2012}}<br />
{{Literatur:Scheid_2009}} <br />
{{Literatur:Scheid_Teeuwen_2006}} <br />
{{Literatur:Teeuwen_2002}}<br />
{{Literatur:Teeuwen_Scheid_2002}}<br />
{{Literatur:Teeuwen_Rambelli_2003}}<br />
{{Literatur:Yoshida_1996}}<br />
| links=<br />
* [http://21coe.kokugakuin.ac.jp/articlesintranslation/ Articles in Translation] (Kokugakuin Daigaku online)<br />
* [http://n-iyanaga.la.coocan.jp/kudenML/ KudenML] (Zweisprachige Mailinglist von Iyanaga Nobumi)<br />
| update= Jul. 2020 <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Essays/Jindo_und_Shinto&diff=82910Essays/Jindo und Shinto2020-09-24T07:45:48Z<p>Martin Liernberger: /* Teeuwens jindō-These */</p>
<hr />
<div>{{titel<br />
| ''Jindō'' und ''shintō'': Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der ''kami''‘<br />
}}<br />
<br />
{{fl|I}}n den 80er Jahren unterzog der einflussreiche Religionshistoriker {{g|kurodatoshio|Kuroda Toshio}} den Begriff „Shintō“ einer historischen Kritik und stellte die Existenz von Shintō als einer eigenständigen Religion damit erstmals grundsätzlich in Frage. Seither wird „Shintō“ von vielen Religions·spezialisten nur noch in An·führungs·zeichen gebraucht. Das drückt Vorsicht und einen Bedarf nach einer neuen Konzeption von Shintō aus, zumindest im akademischen Bereich. Versuche, tat·sächlich eine Neu·definition zu wagen, sind aller·dings spärlich. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung stellt die „''jindō''-These“ des Shintō-Spezialisten {{g|teeuwenmark}} dar. Teeuwen versucht dabei, die Ent·stehung des Begriffs {{g|shintou|Shintō}} historisch dort fest zu machen, wo er auch eine sprachliche Ver·schiebung, nämlich eine Änderung der Lesung von ''jindō'' zu ''shintō'' aus den Quellen her·aus·lesen zu können meint. Die Impli·kationen dieses Gedankens inklusive einiger Reaktionen seitens der Fach·welt und eigener Über·legungen sind das Thema dieses Essays.<ref><br />
Dieser Artikel ist aus einem Manus·kript für einen Vortrag entstanden, den der [[Bernhard Scheid|Autor dieses Handbuchs]] bei einem Workshop des ''Arbeits·kreises Japanische Religionen'' zum Thema „Her·aus·bildung religiöser Begriff·lich·keiten in Japan“ hielt. (Universität Tübingen, Seminar für Japanologie, 7. Mai 2010.)</ref><br />
<br />
==Kurodas Shintō-Kritik==<br />
<br />
{{floatright|rh=320<br />
| shendao.jpg<br />
| „Götter-Weg“ in Taiwan<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Zunächst ganz kurz zu Kuroda: In seinem Artikel „Shintō in the history of Japanese religion“ aus dem Jahr 1981<ref><br />
Der Artikel (Kuroda 1981) wurde von James Dobbins und Suzanne Gay auf der Grund·lage eines japanischen Manus·kripts übersetzt, das erst zwei Jahre später auf Japanisch, als Kapitel von Kurodas ''Ōbō to Buppō'' 王法と仏法 (Kuroda 1983: 52–78), veröffentlicht wurde.<br />
</ref> <br />
fasst er vorher·gehende Unter·suchungen zum Begriff Shintō und seiner Verwendung (namentlich von {{g|Tsudasoukichi}}) zusammen und zieht daraus den Schluss, dass es das Wort ''shintō'' zwar tatsächlich schon seit dem Alter·tum gibt, dass es aber nicht die Be·deutung hatte, die man heute damit verknüpft, nämlich „japanische Religion“ oder gar „japanische Ur·religion“. Vielmehr sei der Aus·druck in erster Linie auf einzelne Gott·heiten bezogen und würde keine systematisierte eigen·ständige Religion bezeichnen. Auch sei er nicht oder nur mit Ein·schränk·ungen als Gegen·begriff zum Bud·dhis·mus zu sehen. Im Unterschied zu früheren Autoren<ref><br />
Kritik am Shintō Begriff ist auch schon vor Kuroda laut geworden, selbst in der Ära des Staats·shintō. So schrieb etwa Oka Masao 岡正雄 in seiner 1933 auf Deutsch verfassten Dissertation ''Die Kultur·schichten Alt-Japans'', folgende be·mer·kens·werte Fest·stel·lung: <br />
:Schon der primitive Shintō, welcher gewöhnlich als ei·gent·liche Religion Japans be·zeichnet wird, war sicher·lich nicht ein·heit·lich, eher kann er als un·syste·matische Ver·schmelz·ung aller um Christi Geburt in Japan vor·handenen und ein·geführten Religionen an·gesprochen werden. Es geht daher nicht an, den Shintō als eine selbst·ständige Religion zu behandeln (Oka 2012 [1933]: 289).<br />
Ähnlich äußert sich {{gb|naumannnelly|Nelly Naumann}} in ihren „Bemerkungen zum sogenannten Ur-Shintō“ (Naumann 1970).<br />
</ref> <br />
leitet Kuroda aus dieser Erkenntnis eine fundamentale Kritik an eben jener Vor·stellung einer eigen·ständigen, auf die japanischen {{g|Kami|''kami''}} aus·gerichteten Religion namens Shintō ab: Eine solche hätte es in historischer Zeit erst gegeben, als sie im Zuge der {{g|Meiji}}-Restauration und der gewalt·samen Trennung von ''kami'' und {{s|buddha|Buddhas}} sozusagen von oben herab verordnet wurde. <br />
<br />
Zugespitzt lässt sich Kurodas Shintō-These so formulieren: Shintō ist, von einzelnen theo·logischen Speku·lationen einmal abgesehen, eine Erfindung der Moderne. In den tausend Jahren davor waren Schrein·kulte in den japanischen Bud·dhis·mus eingebettet. Die gängige Dar·stel·lung einer un·unter·broche·nen shintō·isti·schen Tradi·tions·linie oder die Vorstel·lung von Shintō als unbe·wusstes Stratum, das der ja·pa·nischen Kultur zugrunde liegt, sind nach Kuroda nichts anderes als Projektionen der Ideologie des Staats·shintō in die Ver·gangen·heit.<ref><br />
Kuroda 1981: 1–3 und 19–21.</ref><br />
<br />
Angefangen von {{g|grapardallan}} haben zahl·reiche west·liche Japanologen Kurodas Dekonstuktion des Shintō-Begriffs zum Aus·gangs·punkt eigener Studien gemacht. Für viele, einschließ·lich meiner selbst, ergibt sich jedoch früher oder später die Frage, wieso die ''kami'' über·haupt in der kollektiven Erinne·rung Japans verblieben und wie es dazu kam, dass sie zum Objekt einer nicht-bud·dhis·tischen Religion wurden, wann auch immer diese entstand. Darüber hinaus gibt es im Feld des Shintō zumindest auf rituellem Gebiet offenbar doch einige er·staun·lich alte und beständige Traditionen. Auch dieses beharr·liche Bei·behalten nicht-bud·dhis·tischer ritueller Gebräuche kann Kurodas Kritik nicht be·friedi·gend erklären. Doch viel·leicht sind es gerade diese un·geklärten Punkte, die Kurodas radikale Kritik zum Kataly·sator zahl·reicher neuerer Forschungen — etwa Forschungen zur Genese jener theo·logi·schen Spe·kula·tionen, die den moder·nen Shintō vorbe·reiteten, oder zur Koexistenz von ''kami''- und Buddha-Kulten ({{g|shinbutsushuugou}}) — werden ließen.<ref><br />
Zur Kuroda Rezeption s. u.a. James Dobbins 1996: ''The Legacy of Kuroda Toshio''. Sammel·bände mit westlichen Beiträgen zur von Kuroda Toshio auf·geworfenen Shintō-Problematik sind vor allem der Initiative Mark Teeuwens zu verdanken. Vgl. Breen und Teeuwen 2000: ''Shintō in History: Ways of the Kami''; Teeuwen und Scheid 2002, ''Tracing Shintō in the History of Kami Worship''; Teeuwen und Rambelli 2003: ''Kami and Buddhas: Honji suijaku as a Combinatory Paradigm''; Scheid und Teeuwen 2006: ''The Concept of Secrecy in Japanese Religion''; oder Faure, Como und Iyanaga 2009: ''Rethinking Medieval Shintō''.<br />
</ref> <br />
Trotz einer neuen thema·tischen Aus·rich·tung auf solche Fragen blieb es in der westlichen Forschung al·ler·dings bislang bei Einzel·studien.<br />
<br />
{{w500|rh=290<br />
| shikinensengu.jpg<br />
| Weg einer Gottheit (Ise)<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
==Teeuwens ''jindō''-These==<br />
{{qq|[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 09:25, 21. Sep. 2020 (CEST)|Glossareintrag erstellt}}<br />
Eine der wenigen Arbeiten, die Kurodas Ansatz sys·te·matisch aufnimmt und erweitert, ist {{g|teeuwenmark}} Aufsatz „From ''jindō'' to Shintō: A concept takes shape“ aus dem Jahr 2002. Ähnlich Kuroda widmet sich Teeuwen vor·wiegend der Begriffs·geschichte von Shintō, al·ler·dings bereichert um neues Material seitens der jüngeren japanischen Forschung und ein theore·tisches Instru·men·tarium, das vom deutschen Historiker {{g|koselleckreinhart}} (1923–2006) stammt. In seiner „Begriffs·geschichte“ des Shintō geht es Teeuwen darum:<br />
{{Zitat|text=<br />
…to lay bare the emergence of Shintō as a theological concept through an anal·ysis of the sem·an·tic develop·ment of the term 神道 (''jindō'', ''shintō'', ''kami no michi'') in histor·ical sources. <br />
<ref>Teeuwen 2002: 234.</ref><br />
}}<br />
Mit Koselleck sieht Teeuwen einen ent·scheidenden Unter·schied zwischen bloßen „Worten“ und „Be·griffen“ (''concepts'' in Teeuwens Übersetzung): Worte können klar definiert (bzw. auf konkrete Gegen·stände bezogen) werden, Begriffe lediglich inter·pretiert. Begriffe sind abstrakt und wandelbar, aber gerade deshalb auch geschichts·mächtig. Sie werden von ge·schicht·lichen Entwick·lungen beein·flusst, haben aber auch umgekehrt die Fähigkeit, Ent·wick·lungen zu beein·flussen.<ref><br />
Teeuwen beruft sich hier auf Koselleck 1979.<br />
</ref><br />
<br />
Auf der Grundlage dieser Unter·scheidung geht Teeuwen nun der Frage nach, wann „Shintō“ zu einem „Begriff“ wurde, der den abstrakten Rahmen für eine Reihe theo·logi·scher und schließ·lich auch poli·tischer Inter·pre·ta·tionen bildete. Als Quellen dienen ihm vor allem neuere ja·pa·nische Arbeiten, die die Ver·wendung von ''shintō'' wesen·tlich genauer und um·fassen·der dokumen·tieren als die Arbeiten, die Kuroda zugrunde lagen.<ref><br />
Im besonderen Studien von Murei Hitoshi (Murei 2000), Mitsuhashi Takeshi (Mitsuhashi 1996) und Yoshida Kazuhiko (Yoshida 1996).<br />
</ref> <br />
Aus diesem Material zieht Teeuwen einige Schluss·fol·ge·rungen, die der Diskus·sion um den Begriff Shintō eine neue Wen·dung geben.<br />
<br />
=== Von ''jindō'' zu Shintō ===<br />
<br />
Be·züg·lich des japanischen Altertums stellt Teeuwen die These auf, dass ''shintō'' anfänglich ein bud·dhis·tischer Begriff war, der in einem bud·dhis·tischen Kontext ver·wendet und dort auf nicht-bud·dhis·tische lokale Gott·heiten, also ''kami'', angewandt wurde. Die viel zitierten vier Er·wähn·ungen des Wortes „''shintō''“ im {{g|Nihonshoki}} (verfasst 720) schreibt er z.B. einem buddhis·tischen Mit·autor dieses Werkes zu.<ref><br />
Teeuwen 2002: 238-240.<br />
</ref><br />
In Texten aus der frühen {{g|Heian}}-Zeit findet sich der Begriff dann nach·weislich in hohem Ausmaß bei bud·dhis·tischen Autoren, v.a. wenn es um die Bekeh·rung von Schrein·gott·heiten geht. Z.B. klagt die Gott·heit des {{g|Tadotaisha|Tado}} Schreins, dass sie auf·grund karmischer Ver·strickung im Weg der ''kami'' (''shintō'') wieder·geboren wurde.<ref><br />
Teeuwen 2002: 241.<br />
</ref><br />
Für diese Klagen lassen sich im übrigen chine·sische Text·vorlagen finden.<ref><br />
Im speziellen die Mönchs·biographien ''Gaosengzhuan'' 高僧伝 und ''Xu Gaosengzhuan'' 続高僧伝 aus dem sechsten Jahr·hun·dert. Teeuwen stützt sich hierbei auf Yoshida Kazuhiko 1996.<br />
</ref> <br />
Dies ist insofern bemer·kens·wert, als damit die Behauptung, die bud·dhis·tische Be·kehrung ein·heimi·scher Götter sei eine spezi·fisch japani·sche Ent·wick·lung, in Zweifel gezogen wird. Der Bud·dhis·mus kam also offen·bar bereits mit einer be·stimm·ten ''shintō''-Vor·stel·lung im Gepäck von China nach Japan und wandte diese dann auf die japa·nischen ''kami'' an. <br />
<br />
Das {{g|Konjakumonogatari}} aus der späten Heian Zeit ist das früheste Werk, das eine {{g|Furigana}}-Lesung unseres Aus·drucks enthält, nämlich ''jindō''. Es handelt sich dabei um die {{g|goon}} Lesung der Zeichen ''kami'' 神 und ''michi'' 道, wie dies bei bud·dhis·tischen Texten zu erwarten ist. Es ist dies ein erster Beleg, aus dem Teeuwen die These ableitet, dass der zunächst bud·dhis·tische Fach·termi·nus für ''kami'' und ''michi'' im Alter·tum nicht ''shintō'', sondern ''jindō'' gelesen wurde. Dies wäre nicht weiter von allzu großer Bedeu·tung, wenn nicht, wie Teeuwen meint, diese Aus·sprache, oder genauer der Wechsel der Aus·sprache von ''jindō'' zu ''shintō'', mit dem Über·gang „vom Wort zum Begriff“ verbunden wäre.<br />
<br />
Die wichtigste Text·stelle, die diese Annahme belegt, ist ein Zitat aus einer {{g|Nihongi}}-Exegese des bud·dhis·tischen Mönchs {{g|Ryouhen}} aus dem Jahr 1419: <br />
{{Zitat|text=<br />
On the term 神道: we do not read this ''jindō'' but ''shintō'', without voic·ing, to indic·ate its straight·for·ward charac·ter (''sugu naru gi''). Straight·for·ward means that it is just as it is (''ari no mama'').<ref><br />
''Nihon shoki kan daiichi kikigaki'' 日本書紀巻第一聞書, nach Mitsuhashi 1996: 110–111; Ü.: Teeuwen 2002: 242.</ref><br />
}}<br />
Hier mahnt Ryōhen, dass das Wort eben ''shintō'' und nicht ''jindō'' aus·ge·sprochen werden soll. Die stimm·lose Variante wird von Ryōhen als „klar“, „unverfälscht“, „direkt“ charak·terisiert. <br />
<br />
Aus diesem Zitat geht hervor, dass ''jindō'' zu dieser Zeit offen·bar die gängige Lesung war, während Ryōhen eine neue, ungewohnte Lesung ins Spiel bringt. Der bewusste Versuch, den Begriff neu zu akzen·tuieren, geht Hand in Hand mit zahl·reichen Neu·inter·pretationen, die weiter unten noch genauer aufgezeigt werden. Daher unter·scheidet sich der Aus·druck ''jindō'', laut Teeuwen, nicht nur in der Aus·sprache vom späteren Shintō, er ist überdies kein „Begriff“ im Koselleck‘schen Sinn. ''Jindō'' bezeichnet lediglich konkrete, einzelne ''kami''-bezogene Praktiken und Vor·stel·lungen, nicht ihre abstrakte Gesamt·heit oder ein ihnen zugrunde liegendes System. <br />
<br />
Zusammen·fassend charakterisiert Teeuwen den alter·tümlichen ''jindō'' als einen bud·dhis·tischen Termi·nus, der eher abwer·tend die ein·heimi·schen Götter, die ihnen zu·ge·dachten Kulte, oder den Bereich der ''kami'' als eine Form der Wieder·geburt bezeichnete.<ref><br />
Teeuwen 2002: 247.<br />
</ref> <br />
Daher ist er auch in offiziellen Texten selten zu finden.<br />
<br />
Dem bud·dhis·tischen ''jindō'' steht das Kompositum {{g|jingi}}, wtl. „Götter des Himmels und der Erde“, gegenüber. Es besitzt eine ähnliche Be·deu·tung und ist natürlich ebenfalls dem Chinesi·schen ent·nommen, ent·springt aber einem offi·ziellen, „konfu·ziani·schen“ Diskurs. Diesen Ausdruck findet man im Altertum viel häufiger<ref><br />
Z.B. in den Bezeichnungen ''jingi-kan'' für das höfische „Götteramt“ oder ''jingi-ryō'' für die Gesetze, die dieses Amt und die höfi·schen Schrein·ange·legen·heiten regeln.<br />
</ref> <br />
und er ist eindeutig positiv konnotiert. Noch im 20. Jahr·hun·dert verwenden einige ja·pa·nische Autoren als Alternative zu ''shintō'' die Be·zeich·nung {{g|jingidou}}. Für das Altertum besteht nach Teeuwen jedoch eine klare Tren·nung zwischen den diskursiven Sphären von ''jindō'' und ''jingi'', auch wenn damit unter Um·ständen die gleichen Phäno·mene bezeichnet werden. ''Jindō'' ist also bud·dhis·tisch konnotiert, ''jingi'' höfisch.<ref><br />
Teeuwen 2002: 243. In diesem Punkt unterscheidet sich Teeuwen’s Auffassung von den erwähnten „Bemer·kun·gen“ Nelly Naumann’s, die ''shintō'' in eben jenem Sinn versteht, den Teeuwen dem Kompositum ''jingi'' zuschreibt (Naumann 1970: 13). <br />
</ref> <br />
<br />
Der „Begriff Shintō“, der sich laut Teeuwen Hand in Hand mit dem Aus·sprache·wandel verbreitet, äußert sich konkret in folgen·den histori·schen Phäno·menen: <br />
*Shintō wird im vier·zehnten und fünf·zehnten Jahr·hun·dert vermehrt zum Gegen·stand Theo·logischer und kosmo·logi·scher Speku·latio·nen, zu einem Schlüssel·begriff für der Welt zugrunde liegende Prinzi·pien, die dem Bud·dhis·mus vorausgehen. <br />
*Shintō taucht auf einmal in Werk·titeln und in den Selbst·bezeichnungen shintō·istischer Schulen auf.<ref>Teeuwen 2002: 255.</ref><br />
*Schließ·lich (und damit sind wir bereits beim {{g|Yoshidashintou|Yoshida Shintō}} und den Shintō-Schulen der Edo-Zeit) wird Shintō zu einem Gegen·begriff zum Bud·dhis·mus und zu einer Klammer für einen eigenen, nationalen „Weg“ (freilich ohne dass die theologi·schen Unter·schiede und Grenzen zu anderen „Wegen“ oder Religionen genau definiert wären).<br />
<br />
Diese Ver·änderungen sind natürlich nicht allein auf die zitierte Text·stelle des Ryōhen zurück·zu·führen. Ryōhen war wohl auch nicht der erste, der für die „ungetrübte“ Aus·sprache ''shintō'' plädierte. Es mag ähnliche frühere Text·zitate geben, die uns bislang un·bekannt sind. Aber mit dieser Text·stelle gelingt Teeuwen ein faktischer Beleg für eine bewusst voll·zogene Ver·ände·rung im Diskurs über ''jindō''/Shintō.<br />
<br />
===Die Aufwertung der ''kami''===<br />
<br />
Etliche Ent·wick·lungen deuten den Begriffs·wandel bereits an und bereiten ihn vor. Teeuwen zählt dazu in erster Linie die Auf·wertung von ''jindō'' (bzw. der ''kami'' allgemein) inner·halb der sog. {{g|honjisuijaku}} Konzeption. Also jener Auf·fassung, die die ''kami'' als „sicht·bare Spuren“ der Buddhas versteht. In der späteren Phase der ''honji-suijaku'' Konzeption werden ins·beson·dere {{g|Amaterasu}}, aber auch andere ''kami'' oder die ''kami'' schlecht·hin, als prim·ordia·les Prinzip inter·pre·tiert und den Buddhas gleich oder gar höher gestellt, ohne dass dies eine Ab·wen·dung vom Bud·dhis·mus bedeu·tet hätte. Der Heian-zeitliche Gelehrte {{g|Ooemasafusa}} ist ein wich·tiger Ver·treter und Ver·brei·ter dieser Auf·fassung,<ref><br />
Teeuwen 2002: 245–246.<br />
</ref><br />
die sich aller·dings auf kei·nen ein·zel·nen Autor zurück·füh·ren lässt und in An·sät·zen bereits zu Beginn der Heian-Zeit existiert. Die meisten ''honji-suijaku'' Texte stammen im übrigen von bud·dhis·ti·schen Mönchen. <br />
<br />
Eine weitere Inspiration, die zum Begriffswandel von ''jindō'' führt, geht von daois·ti·schen Quel·len aus, ins·beson·dere dem {{g|Yijing}}, mit dem be·rühm·ten „Shintō“- (oder ge·nauer {{g|shendao}}-)Zitat: <br />
{{zitat|text=<br />
When we contemplate the ''shendao'' of heaven, we see how the four seasons pro·ceed without error. The sages have laid down their teach·ing in ac·cord·ance with this ''shendao'', and all under heaven yield sub·mis·sion to them.<ref><br />
Teeuwen 2002: 254.</ref><br />
}}<br />
Aus·ge·hend von dieser Text·stelle, in der der „Gött·liche Weg“ (''shendao'') als Synonym des daois·ti·schen Weges auftritt, öffnet sich in Japan das Tor zu Spe·ku·la·tionen über den Weg der ''kami'' und die kosmo·logi·schen Prinzi·pien des Daois·mus. Diese sind aber eben nicht Teil des frühen ''jindō'' Begriffs. Daher weist Teeuwen die ver·brei·tete Ansicht, das ''Nihon shoki'' hätte seinen Begriff dem ''Yijing'' ent·nom·men, auch zurück.<ref><br />
Teeuwen 2002: 257.<br />
</ref><br />
Für die Entwicklung des mittel·alter·lichen Shintō-Konzepts spielt der {{g|doukyou2|Daoismus}} hin·ge·gen eine außer·or·dent·lich wich·tige Rolle. <br />
<br />
Letzt·lich ergeben sich aus der Auf·spaltung in ''jindō'', ''jingi'' und Shintō mehrere Bereiche der „''kami''-Religion“, die analytisch ge·trennt be·trach·tet werden müssen: 1) Das ''jingi''-System, also die höfi·schen Kulte für die ''kami''; 2) lokale Schrein·kulte und Praxis·formen; und 3) ''jindō'' als bud·dhis·tischer Diskurs über die ''kami'', aus dem schließ·lich der „Begriff Shintō“ entsteht. Erst nach·dem dieser Begriff Shintō ent·stan·den ist, kommt es unter der Ägide höfi·scher Pries·ter wie der {{g|Yoshidaurabe}} zu einer Syn·these von Shintō und — wenn man so will — ''jingi-dō'', also höfi·schem „Shintō“. Dies leitet die kon·zep·tio·nel·le Ab·spal·tung von Shintō und Bud·dhis·mus ein. Diese in die Praxis um·zu·setzen blieb aber in der Tat der Moderne vor·be·halten, wie schon Kuroda Toshio her·vor·ge·hoben hat.<br />
<br />
== Reaktionen ==<br />
<br />
Die akademischen Mühlen mahlen langsam und Teeuwens Thesen sind erst nach und nach in Fach·kreisen wahr·genommen und diskutiert worden. Einen Anlass bot z.B. ein Shintō Symposium an der Columbia Universität 2007, bei dem Teeuwen seine ''jindō''-These ein weiteres Mal präsen·tierte.<ref><br />
Das ''Symposium on Medieval Shintō'' unter der Ägide von Bernard Faure fand von 26.–29. April 2007 am Center for Japanese Religion der Columbia University in New York statt. Ein Band mit Bei·trägen des Symposiums ist 2009 erschienen (Faure/Como/Iyanaga 2009). Viele Teil·nehmer waren bereits drei Jahre zuvor bei einer ähnlichen Ver·anstaltung in Wien (''The Culture of Secrecy in Japanese Religion'') zu·sammen·getroffen und stehen durch die aus dieser Ver·anstaltung her·vor·gegangene Mailing Liste ''kuden-ML'' in fachlicher Verbindung. <br />
</ref> <br />
Vor allem von den japanischen Zuhörern, unter denen prominente Wissen·schaftler wie Sueki Fumihiko oder Abe Yasurō vertreten waren, kamen lebhaft vor·getra·gene Einwände, die sich in erster Linie auf die Frage kon·zen·trierten, in wie weit die Aus·sprache ''jindō'' linguis·tisch haltbar sei. Dieser Aspekt wurde von Sueki auch in der bilingualen Mailing-Liste ''kuden-ML'' auf·ge·griffen, wo er einräumte, dass die Aus·sprache ''jindō'' durchaus plausibel sei. Die Unter·scheidung von ''shintō'' und ''jindō'' sei jedoch nur schwer in japani·scher Text·form aus·zu·drücken, da man sich ja in beiden Fällen der gleichen Kanji bediene. Aus diesem Grunde sei ''jindō'' als Terminus in der heu·tigen japani·schen Religions·wissen·schaft nicht wirklich prakti·kabel.<ref><br />
Beitrag zur kuden-ML vom 11.5. 2007, Betreff: „jindo“.<br />
</ref> <br />
Ein anderer Teilnehmer, Iyanaga Nobumi, äußerte sich in ''kuden-ML'' wesentlich zustimmender. <br />
<br />
Dass Teeuwens These auch im Umfeld der Shintō-Universität Kokugakuin Daigaku wahr·genommen wird, lässt sich aus der Tatsache ent·nehmen, dass diese den Artikel im Rahmen ihres „Center of Excellence“ Programmes ins Japanische über·setzen ließ und die Über·setzung unentgeltlich im Internet anbietet.<ref><br />
„[http://21coe.kokugakuin.ac.jp/articlesintranslation/ Articles in Translation]“ (Kokugakuin Daigaku online).</ref> <br />
<br />
Zu einer breiteren in·halt·lichen Aus·ein·ander·setzung hat sich bisher aber meines Wissens lediglich {{g|kadoyaatsushi}} aufgerafft, der ebenfalls 2007 am Columbia Symposium teilnahm. In einem 2009 ver·öffent·lichten Artikel steuert er in erster Linie Material bei, das Teeuwens These weiter unterstützt. So weist er unter anderem auf den Autor Ikō Myōan hin, einen Sprach·gelehr·ten des 16. Jahr·hun·derts, der ganz ähnlich wie Teeuwen’s Ryōhen ebenfalls auf der nicht-nigorierten Aussprache ''shintō'' anstelle von ''jindō'' besteht.<ref><br />
Kadoya 2009: 38-39.<br />
</ref> <br />
Anfang des sieb·zehn·ten Jahr·hun·derts dürfte sich ''shintō'' jedenfalls durch·gesetzt haben, wie das japa·nisch-portu·giesi·sche Wörter·buch {{g|nippojisho}} aus dem Jahr 1603 belegt, indem es ledig·lich die Lesun·gen ''shintō'' und ''kami no michi'' enthält. Dennoch gibt es bis Mitte der Edo-Zeit japa·nische Wörter·bücher, die nach wie vor die Lesung ''jindō'' enthalten.<ref><br />
Kadoya 2009: 37.<br />
</ref><br />
<br />
Ein weiterer Punkt, den Kadoya in die Diskussion einbringt, ist die im japani·schen Mittel·alter beliebte Gleich·setzung von 神 ''shin'' (''kami'') und 心 ''shin'' (''kokoro''), an der sich eine Reihe von Speku·latio·nen über die Identität von Geist/Seele und den ''kami'' entspinnen. Kadoya meint, dass dieses theo·logi·sche Wortspiel einen weiteren Anreiz dar·gestellt haben könnte, die stimm·lose Aussprache ''shin'', dem stimm·haften ''jin'' vorzuziehen.<ref><br />
Kadoya 2009: 42.<br />
</ref><br />
Alles in allem erfährt die ''jindō''-These jedenfalls in Kadoyas Aufsatz durchaus eine Bestätigung. <br />
<br />
Schließ·lich hat auch ein westlicher Autor, nämlich {{g|michaelcomo}} (ebenfalls ein Teil·nehmer des Columbia Symposiums), Teeuwens These auf·ge·griffen, indem er sie ohne allzu große Um·schweife in den Titel seines Aufsatzes „Immigrant gods on the road to ''jindō''“ (Como 2009) inte·grierte.<br />
<br />
==Schlussbemerkung==<br />
<br />
Ich selbst habe, wie unschwer zu erkennen sein wird, natürlich eben·falls große Sympathien für die ''jindō''-These. In erster Linie eröffnet sie nämlich einen Be·griff, mit dem sich die seit Kuroda unsichere Haltung gegenüber „Shintō“ kon·zep·tionell meistern lässt. Un·abhängig, wann genau ''jindō'' durch ''shintō'' ersetzt wurde, kann ''jindō'' für uns heute zu einem Begriff (im Koselleck’schen Sinn) für „Shintō avant la lettre“ werden. Es wäre zudem ein Begriff, der auf „emischen“ Vor·stellungen beruht, also nicht allein auf einer wie immer gear·teten theo·reti·schen An·nahme beruht. Den·noch müssten wir uns be·wusst bleiben, dass unser ''jindō''-Begriff nicht iden·tisch sein kann mit dem, was ehe·mals darunter ver·standen wurde, weil er für uns zwangs·läufig zu einem abstrakten Con·tainer einer nicht mehr unmit·telbar erfahr·baren Wirk·lich·keit wird. Wie auch immer die Quellen·lage aussieht, werden wir überdies wohl nie mit Sicher·heit behaup·ten können, dass es die Aus·sprache ''shintō'' vor dem Mittelalter '''nicht''' gegeben hat. Es sollte daher der linguis·tischen Dis·kussion keine über·triebene Bedeutung bei·ge·messen werden. Wichtiger scheint mir das Faktum, dass es einzelne mittel·alter·liche Autoren gibt, die bewusst eine bestimmte Aus·sprache (''shintō'') bevorzugen, um eine bestimmte Bedeutung zu unter·streichen. Indem sich diese Autoren von ''jindō'' abgrenzen, wird daraus für uns ein Begriff, der den eigentlichen Gegenstand dieser Abgrenzung, nämlich den bud·dhis·tischen Diskurs über die ''kami'' im Altertum bezeichnet. <br />
<br />
Persönliche Einwände gegen Teeuwens Thesen habe ich allen·falls hin·sicht·lich der Unter·scheidung von Wort und Begriff. Wie ich an anderer Stelle vor·ge·schla·gen habe (Scheid 2009), scheinen mir die Begriffe „Primär·religion“ und „sekundäre Religion“, wie sie z.B. Jan Assmann verwendet, besser geeignet, um die Trag·weite des Begriffs·wandels von Shintō (bzw. von ''jindō'' zu Shintō) im Verlauf des Mittel·alters theore·tisch zu charak·teri·sieren.<ref><br />
S. z.B. Assmann 1999, ''Das kulturelle Gedächtnis''.<br />
</ref> <br />
Dass es aber gerade im vier·zehnten und fünf·zehnten Jahr·hun·dert zu einem Begriffs·wandel und damit einher·gehend zu einer neuen gesell·schaft·lichen Bedeutung von „Shintō“ kam, steht auch für mich fest. Sollten sich keine gravie·renden linguis·tischen Ein·wände gegen ''jindō'' ergeben, benö·tigen wir von nun an keine müh·seligen Um·schrei·bungen oder An·führungs·zeichen mehr, wenn wir diesen Wandel beschreiben, sondern können uns der Begriffe ''shintō'', ''jindō'' und ''jingi'' bedienen, um die verschie·denen Aspekte und Phasen der ''kami''-Verehrung zu umreißen. <br />
<br />
Wir könnten somit die Geschichte des Shintō in eine Phase der vor·bud·dhis·tischen Religionen, eine ''jindō/jingi-dō'' Phase und eine ''shintō'' Phase unterteilen. Ironischer·weise sind in diesem Fall natürlich westliche Autoren im Vorteil, weil sich der Unter·schied nicht nur in der Aus·sprache, sondern auch im Schrift·bild ausdrückt. Wie auch Kadoya anmerkt, mag dies ein Grund dafür sein, warum die Aus·sprache des Wegs der Götter aus·gerech·net von einem west·lichen Autor mit beson·derer Auf·merk·samkeit bedacht wurde.<br />
<br />
{{ThisWay|Essays/Okuninushi}}<br />
<br />
{{verweise<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Assmann_1999}}<br />
{{Literatur:Breen Teeuwen 2000}}<br />
{{Literatur:Como_2009}}<br />
{{Literatur:Dobbins_1996}}<br />
{{Literatur:Faure_2009}} <br />
{{Literatur:Kadoya_2009}}<br />
{{Literatur:Koselleck_1979}}<br />
{{Literatur:Kuroda_1981}}<br />
{{Literatur:Kuroda_1983}}<br />
{{Literatur:Naumann_1970}}<br />
{{Literatur:Mitsuhashi_1996}} <br />
{{Literatur:Murei_2000}} <br />
{{Literatur:Oka_2012}}<br />
{{Literatur:Scheid_2009}} <br />
{{Literatur:Scheid_Teeuwen_2006}} <br />
{{Literatur:Teeuwen_2002}}<br />
{{Literatur:Teeuwen_Scheid_2002}}<br />
{{Literatur:Teeuwen_Rambelli_2003}}<br />
{{Literatur:Yoshida_1996}}<br />
| links=<br />
* [http://21coe.kokugakuin.ac.jp/articlesintranslation/ Articles in Translation] (Kokugakuin Daigaku online)<br />
* [http://n-iyanaga.la.coocan.jp/kudenML/ KudenML] (Zweisprachige Mailinglist von Iyanaga Nobumi)<br />
| update= Jul. 2020 <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Reinhartkoselleck&diff=82909Glossar:Reinhartkoselleck2020-09-24T07:45:32Z<p>Martin Liernberger: Martin Liernberger verschob die Seite Glossar:Reinhartkoselleck nach Glossar:Koselleckreinhart</p>
<hr />
<div>#WEITERLEITUNG [[Glossar:Koselleckreinhart]]</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Koselleckreinhart&diff=82908Glossar:Koselleckreinhart2020-09-24T07:45:32Z<p>Martin Liernberger: Martin Liernberger verschob die Seite Glossar:Reinhartkoselleck nach Glossar:Koselleckreinhart</p>
<hr />
<div>{{glossar <br />
| stichwort = {{{1|}}} <br />
| code = koselleckreinhart <!-- für Sonderfälle --> <br />
| romaji = Reinhart Koselleck<br />
| romaji_g = Koselleck, Reinhart<br />
| kanji = <br />
| text = 1923–2006; deutscher Historiker des 20. Jahrhundert<br />
| sprache = <!-- chin. kor. west.--> west.<br />
| link = <!-- wichtigste Seite --> <br />
| tags = <!-- Bauwerk, Bild, Fabelwesen, Geschichte, Gottheit, Kalender, <br />
Konzept, Objekt, Ort, Person, Praxis, Schule, Text, Tier --> Person<br />
| map= <!-- such-stichwort für google maps --> <br />
| zoom= <!-- 5–19, 9 = standard --> <br />
| type= <!-- satellite (maps) --> <br />
| icon= <!-- Schrein oder Tempel --> <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Essays/Jindo_und_Shinto&diff=82907Essays/Jindo und Shinto2020-09-24T07:44:46Z<p>Martin Liernberger: /* Teeuwens jindō-These */</p>
<hr />
<div>{{titel<br />
| ''Jindō'' und ''shintō'': Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der ''kami''‘<br />
}}<br />
<br />
{{fl|I}}n den 80er Jahren unterzog der einflussreiche Religionshistoriker {{g|kurodatoshio|Kuroda Toshio}} den Begriff „Shintō“ einer historischen Kritik und stellte die Existenz von Shintō als einer eigenständigen Religion damit erstmals grundsätzlich in Frage. Seither wird „Shintō“ von vielen Religions·spezialisten nur noch in An·führungs·zeichen gebraucht. Das drückt Vorsicht und einen Bedarf nach einer neuen Konzeption von Shintō aus, zumindest im akademischen Bereich. Versuche, tat·sächlich eine Neu·definition zu wagen, sind aller·dings spärlich. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung stellt die „''jindō''-These“ des Shintō-Spezialisten {{g|teeuwenmark}} dar. Teeuwen versucht dabei, die Ent·stehung des Begriffs {{g|shintou|Shintō}} historisch dort fest zu machen, wo er auch eine sprachliche Ver·schiebung, nämlich eine Änderung der Lesung von ''jindō'' zu ''shintō'' aus den Quellen her·aus·lesen zu können meint. Die Impli·kationen dieses Gedankens inklusive einiger Reaktionen seitens der Fach·welt und eigener Über·legungen sind das Thema dieses Essays.<ref><br />
Dieser Artikel ist aus einem Manus·kript für einen Vortrag entstanden, den der [[Bernhard Scheid|Autor dieses Handbuchs]] bei einem Workshop des ''Arbeits·kreises Japanische Religionen'' zum Thema „Her·aus·bildung religiöser Begriff·lich·keiten in Japan“ hielt. (Universität Tübingen, Seminar für Japanologie, 7. Mai 2010.)</ref><br />
<br />
==Kurodas Shintō-Kritik==<br />
<br />
{{floatright|rh=320<br />
| shendao.jpg<br />
| „Götter-Weg“ in Taiwan<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Zunächst ganz kurz zu Kuroda: In seinem Artikel „Shintō in the history of Japanese religion“ aus dem Jahr 1981<ref><br />
Der Artikel (Kuroda 1981) wurde von James Dobbins und Suzanne Gay auf der Grund·lage eines japanischen Manus·kripts übersetzt, das erst zwei Jahre später auf Japanisch, als Kapitel von Kurodas ''Ōbō to Buppō'' 王法と仏法 (Kuroda 1983: 52–78), veröffentlicht wurde.<br />
</ref> <br />
fasst er vorher·gehende Unter·suchungen zum Begriff Shintō und seiner Verwendung (namentlich von {{g|Tsudasoukichi}}) zusammen und zieht daraus den Schluss, dass es das Wort ''shintō'' zwar tatsächlich schon seit dem Alter·tum gibt, dass es aber nicht die Be·deutung hatte, die man heute damit verknüpft, nämlich „japanische Religion“ oder gar „japanische Ur·religion“. Vielmehr sei der Aus·druck in erster Linie auf einzelne Gott·heiten bezogen und würde keine systematisierte eigen·ständige Religion bezeichnen. Auch sei er nicht oder nur mit Ein·schränk·ungen als Gegen·begriff zum Bud·dhis·mus zu sehen. Im Unterschied zu früheren Autoren<ref><br />
Kritik am Shintō Begriff ist auch schon vor Kuroda laut geworden, selbst in der Ära des Staats·shintō. So schrieb etwa Oka Masao 岡正雄 in seiner 1933 auf Deutsch verfassten Dissertation ''Die Kultur·schichten Alt-Japans'', folgende be·mer·kens·werte Fest·stel·lung: <br />
:Schon der primitive Shintō, welcher gewöhnlich als ei·gent·liche Religion Japans be·zeichnet wird, war sicher·lich nicht ein·heit·lich, eher kann er als un·syste·matische Ver·schmelz·ung aller um Christi Geburt in Japan vor·handenen und ein·geführten Religionen an·gesprochen werden. Es geht daher nicht an, den Shintō als eine selbst·ständige Religion zu behandeln (Oka 2012 [1933]: 289).<br />
Ähnlich äußert sich {{gb|naumannnelly|Nelly Naumann}} in ihren „Bemerkungen zum sogenannten Ur-Shintō“ (Naumann 1970).<br />
</ref> <br />
leitet Kuroda aus dieser Erkenntnis eine fundamentale Kritik an eben jener Vor·stellung einer eigen·ständigen, auf die japanischen {{g|Kami|''kami''}} aus·gerichteten Religion namens Shintō ab: Eine solche hätte es in historischer Zeit erst gegeben, als sie im Zuge der {{g|Meiji}}-Restauration und der gewalt·samen Trennung von ''kami'' und {{s|buddha|Buddhas}} sozusagen von oben herab verordnet wurde. <br />
<br />
Zugespitzt lässt sich Kurodas Shintō-These so formulieren: Shintō ist, von einzelnen theo·logischen Speku·lationen einmal abgesehen, eine Erfindung der Moderne. In den tausend Jahren davor waren Schrein·kulte in den japanischen Bud·dhis·mus eingebettet. Die gängige Dar·stel·lung einer un·unter·broche·nen shintō·isti·schen Tradi·tions·linie oder die Vorstel·lung von Shintō als unbe·wusstes Stratum, das der ja·pa·nischen Kultur zugrunde liegt, sind nach Kuroda nichts anderes als Projektionen der Ideologie des Staats·shintō in die Ver·gangen·heit.<ref><br />
Kuroda 1981: 1–3 und 19–21.</ref><br />
<br />
Angefangen von {{g|grapardallan}} haben zahl·reiche west·liche Japanologen Kurodas Dekonstuktion des Shintō-Begriffs zum Aus·gangs·punkt eigener Studien gemacht. Für viele, einschließ·lich meiner selbst, ergibt sich jedoch früher oder später die Frage, wieso die ''kami'' über·haupt in der kollektiven Erinne·rung Japans verblieben und wie es dazu kam, dass sie zum Objekt einer nicht-bud·dhis·tischen Religion wurden, wann auch immer diese entstand. Darüber hinaus gibt es im Feld des Shintō zumindest auf rituellem Gebiet offenbar doch einige er·staun·lich alte und beständige Traditionen. Auch dieses beharr·liche Bei·behalten nicht-bud·dhis·tischer ritueller Gebräuche kann Kurodas Kritik nicht be·friedi·gend erklären. Doch viel·leicht sind es gerade diese un·geklärten Punkte, die Kurodas radikale Kritik zum Kataly·sator zahl·reicher neuerer Forschungen — etwa Forschungen zur Genese jener theo·logi·schen Spe·kula·tionen, die den moder·nen Shintō vorbe·reiteten, oder zur Koexistenz von ''kami''- und Buddha-Kulten ({{g|shinbutsushuugou}}) — werden ließen.<ref><br />
Zur Kuroda Rezeption s. u.a. James Dobbins 1996: ''The Legacy of Kuroda Toshio''. Sammel·bände mit westlichen Beiträgen zur von Kuroda Toshio auf·geworfenen Shintō-Problematik sind vor allem der Initiative Mark Teeuwens zu verdanken. Vgl. Breen und Teeuwen 2000: ''Shintō in History: Ways of the Kami''; Teeuwen und Scheid 2002, ''Tracing Shintō in the History of Kami Worship''; Teeuwen und Rambelli 2003: ''Kami and Buddhas: Honji suijaku as a Combinatory Paradigm''; Scheid und Teeuwen 2006: ''The Concept of Secrecy in Japanese Religion''; oder Faure, Como und Iyanaga 2009: ''Rethinking Medieval Shintō''.<br />
</ref> <br />
Trotz einer neuen thema·tischen Aus·rich·tung auf solche Fragen blieb es in der westlichen Forschung al·ler·dings bislang bei Einzel·studien.<br />
<br />
{{w500|rh=290<br />
| shikinensengu.jpg<br />
| Weg einer Gottheit (Ise)<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
==Teeuwens ''jindō''-These==<br />
{{qq|[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 09:25, 21. Sep. 2020 (CEST)|Glossareintrag erstellt}}<br />
Eine der wenigen Arbeiten, die Kurodas Ansatz sys·te·matisch aufnimmt und erweitert, ist {{g|teeuwenmark}} Aufsatz „From ''jindō'' to Shintō: A concept takes shape“ aus dem Jahr 2002. Ähnlich Kuroda widmet sich Teeuwen vor·wiegend der Begriffs·geschichte von Shintō, al·ler·dings bereichert um neues Material seitens der jüngeren japanischen Forschung und ein theore·tisches Instru·men·tarium, das vom deutschen Historiker {{g|reinhartkoselleck}} (1923–2006) stammt. In seiner „Begriffs·geschichte“ des Shintō geht es Teeuwen darum:<br />
{{Zitat|text=<br />
…to lay bare the emergence of Shintō as a theological concept through an anal·ysis of the sem·an·tic develop·ment of the term 神道 (''jindō'', ''shintō'', ''kami no michi'') in histor·ical sources. <br />
<ref>Teeuwen 2002: 234.</ref><br />
}}<br />
Mit Koselleck sieht Teeuwen einen ent·scheidenden Unter·schied zwischen bloßen „Worten“ und „Be·griffen“ (''concepts'' in Teeuwens Übersetzung): Worte können klar definiert (bzw. auf konkrete Gegen·stände bezogen) werden, Begriffe lediglich inter·pretiert. Begriffe sind abstrakt und wandelbar, aber gerade deshalb auch geschichts·mächtig. Sie werden von ge·schicht·lichen Entwick·lungen beein·flusst, haben aber auch umgekehrt die Fähigkeit, Ent·wick·lungen zu beein·flussen.<ref><br />
Teeuwen beruft sich hier auf Koselleck 1979.<br />
</ref><br />
<br />
Auf der Grundlage dieser Unter·scheidung geht Teeuwen nun der Frage nach, wann „Shintō“ zu einem „Begriff“ wurde, der den abstrakten Rahmen für eine Reihe theo·logi·scher und schließ·lich auch poli·tischer Inter·pre·ta·tionen bildete. Als Quellen dienen ihm vor allem neuere ja·pa·nische Arbeiten, die die Ver·wendung von ''shintō'' wesen·tlich genauer und um·fassen·der dokumen·tieren als die Arbeiten, die Kuroda zugrunde lagen.<ref><br />
Im besonderen Studien von Murei Hitoshi (Murei 2000), Mitsuhashi Takeshi (Mitsuhashi 1996) und Yoshida Kazuhiko (Yoshida 1996).<br />
</ref> <br />
Aus diesem Material zieht Teeuwen einige Schluss·fol·ge·rungen, die der Diskus·sion um den Begriff Shintō eine neue Wen·dung geben.<br />
<br />
=== Von ''jindō'' zu Shintō ===<br />
<br />
Be·züg·lich des japanischen Altertums stellt Teeuwen die These auf, dass ''shintō'' anfänglich ein bud·dhis·tischer Begriff war, der in einem bud·dhis·tischen Kontext ver·wendet und dort auf nicht-bud·dhis·tische lokale Gott·heiten, also ''kami'', angewandt wurde. Die viel zitierten vier Er·wähn·ungen des Wortes „''shintō''“ im {{g|Nihonshoki}} (verfasst 720) schreibt er z.B. einem buddhis·tischen Mit·autor dieses Werkes zu.<ref><br />
Teeuwen 2002: 238-240.<br />
</ref><br />
In Texten aus der frühen {{g|Heian}}-Zeit findet sich der Begriff dann nach·weislich in hohem Ausmaß bei bud·dhis·tischen Autoren, v.a. wenn es um die Bekeh·rung von Schrein·gott·heiten geht. Z.B. klagt die Gott·heit des {{g|Tadotaisha|Tado}} Schreins, dass sie auf·grund karmischer Ver·strickung im Weg der ''kami'' (''shintō'') wieder·geboren wurde.<ref><br />
Teeuwen 2002: 241.<br />
</ref><br />
Für diese Klagen lassen sich im übrigen chine·sische Text·vorlagen finden.<ref><br />
Im speziellen die Mönchs·biographien ''Gaosengzhuan'' 高僧伝 und ''Xu Gaosengzhuan'' 続高僧伝 aus dem sechsten Jahr·hun·dert. Teeuwen stützt sich hierbei auf Yoshida Kazuhiko 1996.<br />
</ref> <br />
Dies ist insofern bemer·kens·wert, als damit die Behauptung, die bud·dhis·tische Be·kehrung ein·heimi·scher Götter sei eine spezi·fisch japani·sche Ent·wick·lung, in Zweifel gezogen wird. Der Bud·dhis·mus kam also offen·bar bereits mit einer be·stimm·ten ''shintō''-Vor·stel·lung im Gepäck von China nach Japan und wandte diese dann auf die japa·nischen ''kami'' an. <br />
<br />
Das {{g|Konjakumonogatari}} aus der späten Heian Zeit ist das früheste Werk, das eine {{g|Furigana}}-Lesung unseres Aus·drucks enthält, nämlich ''jindō''. Es handelt sich dabei um die {{g|goon}} Lesung der Zeichen ''kami'' 神 und ''michi'' 道, wie dies bei bud·dhis·tischen Texten zu erwarten ist. Es ist dies ein erster Beleg, aus dem Teeuwen die These ableitet, dass der zunächst bud·dhis·tische Fach·termi·nus für ''kami'' und ''michi'' im Alter·tum nicht ''shintō'', sondern ''jindō'' gelesen wurde. Dies wäre nicht weiter von allzu großer Bedeu·tung, wenn nicht, wie Teeuwen meint, diese Aus·sprache, oder genauer der Wechsel der Aus·sprache von ''jindō'' zu ''shintō'', mit dem Über·gang „vom Wort zum Begriff“ verbunden wäre.<br />
<br />
Die wichtigste Text·stelle, die diese Annahme belegt, ist ein Zitat aus einer {{g|Nihongi}}-Exegese des bud·dhis·tischen Mönchs {{g|Ryouhen}} aus dem Jahr 1419: <br />
{{Zitat|text=<br />
On the term 神道: we do not read this ''jindō'' but ''shintō'', without voic·ing, to indic·ate its straight·for·ward charac·ter (''sugu naru gi''). Straight·for·ward means that it is just as it is (''ari no mama'').<ref><br />
''Nihon shoki kan daiichi kikigaki'' 日本書紀巻第一聞書, nach Mitsuhashi 1996: 110–111; Ü.: Teeuwen 2002: 242.</ref><br />
}}<br />
Hier mahnt Ryōhen, dass das Wort eben ''shintō'' und nicht ''jindō'' aus·ge·sprochen werden soll. Die stimm·lose Variante wird von Ryōhen als „klar“, „unverfälscht“, „direkt“ charak·terisiert. <br />
<br />
Aus diesem Zitat geht hervor, dass ''jindō'' zu dieser Zeit offen·bar die gängige Lesung war, während Ryōhen eine neue, ungewohnte Lesung ins Spiel bringt. Der bewusste Versuch, den Begriff neu zu akzen·tuieren, geht Hand in Hand mit zahl·reichen Neu·inter·pretationen, die weiter unten noch genauer aufgezeigt werden. Daher unter·scheidet sich der Aus·druck ''jindō'', laut Teeuwen, nicht nur in der Aus·sprache vom späteren Shintō, er ist überdies kein „Begriff“ im Koselleck‘schen Sinn. ''Jindō'' bezeichnet lediglich konkrete, einzelne ''kami''-bezogene Praktiken und Vor·stel·lungen, nicht ihre abstrakte Gesamt·heit oder ein ihnen zugrunde liegendes System. <br />
<br />
Zusammen·fassend charakterisiert Teeuwen den alter·tümlichen ''jindō'' als einen bud·dhis·tischen Termi·nus, der eher abwer·tend die ein·heimi·schen Götter, die ihnen zu·ge·dachten Kulte, oder den Bereich der ''kami'' als eine Form der Wieder·geburt bezeichnete.<ref><br />
Teeuwen 2002: 247.<br />
</ref> <br />
Daher ist er auch in offiziellen Texten selten zu finden.<br />
<br />
Dem bud·dhis·tischen ''jindō'' steht das Kompositum {{g|jingi}}, wtl. „Götter des Himmels und der Erde“, gegenüber. Es besitzt eine ähnliche Be·deu·tung und ist natürlich ebenfalls dem Chinesi·schen ent·nommen, ent·springt aber einem offi·ziellen, „konfu·ziani·schen“ Diskurs. Diesen Ausdruck findet man im Altertum viel häufiger<ref><br />
Z.B. in den Bezeichnungen ''jingi-kan'' für das höfische „Götteramt“ oder ''jingi-ryō'' für die Gesetze, die dieses Amt und die höfi·schen Schrein·ange·legen·heiten regeln.<br />
</ref> <br />
und er ist eindeutig positiv konnotiert. Noch im 20. Jahr·hun·dert verwenden einige ja·pa·nische Autoren als Alternative zu ''shintō'' die Be·zeich·nung {{g|jingidou}}. Für das Altertum besteht nach Teeuwen jedoch eine klare Tren·nung zwischen den diskursiven Sphären von ''jindō'' und ''jingi'', auch wenn damit unter Um·ständen die gleichen Phäno·mene bezeichnet werden. ''Jindō'' ist also bud·dhis·tisch konnotiert, ''jingi'' höfisch.<ref><br />
Teeuwen 2002: 243. In diesem Punkt unterscheidet sich Teeuwen’s Auffassung von den erwähnten „Bemer·kun·gen“ Nelly Naumann’s, die ''shintō'' in eben jenem Sinn versteht, den Teeuwen dem Kompositum ''jingi'' zuschreibt (Naumann 1970: 13). <br />
</ref> <br />
<br />
Der „Begriff Shintō“, der sich laut Teeuwen Hand in Hand mit dem Aus·sprache·wandel verbreitet, äußert sich konkret in folgen·den histori·schen Phäno·menen: <br />
*Shintō wird im vier·zehnten und fünf·zehnten Jahr·hun·dert vermehrt zum Gegen·stand Theo·logischer und kosmo·logi·scher Speku·latio·nen, zu einem Schlüssel·begriff für der Welt zugrunde liegende Prinzi·pien, die dem Bud·dhis·mus vorausgehen. <br />
*Shintō taucht auf einmal in Werk·titeln und in den Selbst·bezeichnungen shintō·istischer Schulen auf.<ref>Teeuwen 2002: 255.</ref><br />
*Schließ·lich (und damit sind wir bereits beim {{g|Yoshidashintou|Yoshida Shintō}} und den Shintō-Schulen der Edo-Zeit) wird Shintō zu einem Gegen·begriff zum Bud·dhis·mus und zu einer Klammer für einen eigenen, nationalen „Weg“ (freilich ohne dass die theologi·schen Unter·schiede und Grenzen zu anderen „Wegen“ oder Religionen genau definiert wären).<br />
<br />
Diese Ver·änderungen sind natürlich nicht allein auf die zitierte Text·stelle des Ryōhen zurück·zu·führen. Ryōhen war wohl auch nicht der erste, der für die „ungetrübte“ Aus·sprache ''shintō'' plädierte. Es mag ähnliche frühere Text·zitate geben, die uns bislang un·bekannt sind. Aber mit dieser Text·stelle gelingt Teeuwen ein faktischer Beleg für eine bewusst voll·zogene Ver·ände·rung im Diskurs über ''jindō''/Shintō.<br />
<br />
===Die Aufwertung der ''kami''===<br />
<br />
Etliche Ent·wick·lungen deuten den Begriffs·wandel bereits an und bereiten ihn vor. Teeuwen zählt dazu in erster Linie die Auf·wertung von ''jindō'' (bzw. der ''kami'' allgemein) inner·halb der sog. {{g|honjisuijaku}} Konzeption. Also jener Auf·fassung, die die ''kami'' als „sicht·bare Spuren“ der Buddhas versteht. In der späteren Phase der ''honji-suijaku'' Konzeption werden ins·beson·dere {{g|Amaterasu}}, aber auch andere ''kami'' oder die ''kami'' schlecht·hin, als prim·ordia·les Prinzip inter·pre·tiert und den Buddhas gleich oder gar höher gestellt, ohne dass dies eine Ab·wen·dung vom Bud·dhis·mus bedeu·tet hätte. Der Heian-zeitliche Gelehrte {{g|Ooemasafusa}} ist ein wich·tiger Ver·treter und Ver·brei·ter dieser Auf·fassung,<ref><br />
Teeuwen 2002: 245–246.<br />
</ref><br />
die sich aller·dings auf kei·nen ein·zel·nen Autor zurück·füh·ren lässt und in An·sät·zen bereits zu Beginn der Heian-Zeit existiert. Die meisten ''honji-suijaku'' Texte stammen im übrigen von bud·dhis·ti·schen Mönchen. <br />
<br />
Eine weitere Inspiration, die zum Begriffswandel von ''jindō'' führt, geht von daois·ti·schen Quel·len aus, ins·beson·dere dem {{g|Yijing}}, mit dem be·rühm·ten „Shintō“- (oder ge·nauer {{g|shendao}}-)Zitat: <br />
{{zitat|text=<br />
When we contemplate the ''shendao'' of heaven, we see how the four seasons pro·ceed without error. The sages have laid down their teach·ing in ac·cord·ance with this ''shendao'', and all under heaven yield sub·mis·sion to them.<ref><br />
Teeuwen 2002: 254.</ref><br />
}}<br />
Aus·ge·hend von dieser Text·stelle, in der der „Gött·liche Weg“ (''shendao'') als Synonym des daois·ti·schen Weges auftritt, öffnet sich in Japan das Tor zu Spe·ku·la·tionen über den Weg der ''kami'' und die kosmo·logi·schen Prinzi·pien des Daois·mus. Diese sind aber eben nicht Teil des frühen ''jindō'' Begriffs. Daher weist Teeuwen die ver·brei·tete Ansicht, das ''Nihon shoki'' hätte seinen Begriff dem ''Yijing'' ent·nom·men, auch zurück.<ref><br />
Teeuwen 2002: 257.<br />
</ref><br />
Für die Entwicklung des mittel·alter·lichen Shintō-Konzepts spielt der {{g|doukyou2|Daoismus}} hin·ge·gen eine außer·or·dent·lich wich·tige Rolle. <br />
<br />
Letzt·lich ergeben sich aus der Auf·spaltung in ''jindō'', ''jingi'' und Shintō mehrere Bereiche der „''kami''-Religion“, die analytisch ge·trennt be·trach·tet werden müssen: 1) Das ''jingi''-System, also die höfi·schen Kulte für die ''kami''; 2) lokale Schrein·kulte und Praxis·formen; und 3) ''jindō'' als bud·dhis·tischer Diskurs über die ''kami'', aus dem schließ·lich der „Begriff Shintō“ entsteht. Erst nach·dem dieser Begriff Shintō ent·stan·den ist, kommt es unter der Ägide höfi·scher Pries·ter wie der {{g|Yoshidaurabe}} zu einer Syn·these von Shintō und — wenn man so will — ''jingi-dō'', also höfi·schem „Shintō“. Dies leitet die kon·zep·tio·nel·le Ab·spal·tung von Shintō und Bud·dhis·mus ein. Diese in die Praxis um·zu·setzen blieb aber in der Tat der Moderne vor·be·halten, wie schon Kuroda Toshio her·vor·ge·hoben hat.<br />
<br />
== Reaktionen ==<br />
<br />
Die akademischen Mühlen mahlen langsam und Teeuwens Thesen sind erst nach und nach in Fach·kreisen wahr·genommen und diskutiert worden. Einen Anlass bot z.B. ein Shintō Symposium an der Columbia Universität 2007, bei dem Teeuwen seine ''jindō''-These ein weiteres Mal präsen·tierte.<ref><br />
Das ''Symposium on Medieval Shintō'' unter der Ägide von Bernard Faure fand von 26.–29. April 2007 am Center for Japanese Religion der Columbia University in New York statt. Ein Band mit Bei·trägen des Symposiums ist 2009 erschienen (Faure/Como/Iyanaga 2009). Viele Teil·nehmer waren bereits drei Jahre zuvor bei einer ähnlichen Ver·anstaltung in Wien (''The Culture of Secrecy in Japanese Religion'') zu·sammen·getroffen und stehen durch die aus dieser Ver·anstaltung her·vor·gegangene Mailing Liste ''kuden-ML'' in fachlicher Verbindung. <br />
</ref> <br />
Vor allem von den japanischen Zuhörern, unter denen prominente Wissen·schaftler wie Sueki Fumihiko oder Abe Yasurō vertreten waren, kamen lebhaft vor·getra·gene Einwände, die sich in erster Linie auf die Frage kon·zen·trierten, in wie weit die Aus·sprache ''jindō'' linguis·tisch haltbar sei. Dieser Aspekt wurde von Sueki auch in der bilingualen Mailing-Liste ''kuden-ML'' auf·ge·griffen, wo er einräumte, dass die Aus·sprache ''jindō'' durchaus plausibel sei. Die Unter·scheidung von ''shintō'' und ''jindō'' sei jedoch nur schwer in japani·scher Text·form aus·zu·drücken, da man sich ja in beiden Fällen der gleichen Kanji bediene. Aus diesem Grunde sei ''jindō'' als Terminus in der heu·tigen japani·schen Religions·wissen·schaft nicht wirklich prakti·kabel.<ref><br />
Beitrag zur kuden-ML vom 11.5. 2007, Betreff: „jindo“.<br />
</ref> <br />
Ein anderer Teilnehmer, Iyanaga Nobumi, äußerte sich in ''kuden-ML'' wesentlich zustimmender. <br />
<br />
Dass Teeuwens These auch im Umfeld der Shintō-Universität Kokugakuin Daigaku wahr·genommen wird, lässt sich aus der Tatsache ent·nehmen, dass diese den Artikel im Rahmen ihres „Center of Excellence“ Programmes ins Japanische über·setzen ließ und die Über·setzung unentgeltlich im Internet anbietet.<ref><br />
„[http://21coe.kokugakuin.ac.jp/articlesintranslation/ Articles in Translation]“ (Kokugakuin Daigaku online).</ref> <br />
<br />
Zu einer breiteren in·halt·lichen Aus·ein·ander·setzung hat sich bisher aber meines Wissens lediglich {{g|kadoyaatsushi}} aufgerafft, der ebenfalls 2007 am Columbia Symposium teilnahm. In einem 2009 ver·öffent·lichten Artikel steuert er in erster Linie Material bei, das Teeuwens These weiter unterstützt. So weist er unter anderem auf den Autor Ikō Myōan hin, einen Sprach·gelehr·ten des 16. Jahr·hun·derts, der ganz ähnlich wie Teeuwen’s Ryōhen ebenfalls auf der nicht-nigorierten Aussprache ''shintō'' anstelle von ''jindō'' besteht.<ref><br />
Kadoya 2009: 38-39.<br />
</ref> <br />
Anfang des sieb·zehn·ten Jahr·hun·derts dürfte sich ''shintō'' jedenfalls durch·gesetzt haben, wie das japa·nisch-portu·giesi·sche Wörter·buch {{g|nippojisho}} aus dem Jahr 1603 belegt, indem es ledig·lich die Lesun·gen ''shintō'' und ''kami no michi'' enthält. Dennoch gibt es bis Mitte der Edo-Zeit japa·nische Wörter·bücher, die nach wie vor die Lesung ''jindō'' enthalten.<ref><br />
Kadoya 2009: 37.<br />
</ref><br />
<br />
Ein weiterer Punkt, den Kadoya in die Diskussion einbringt, ist die im japani·schen Mittel·alter beliebte Gleich·setzung von 神 ''shin'' (''kami'') und 心 ''shin'' (''kokoro''), an der sich eine Reihe von Speku·latio·nen über die Identität von Geist/Seele und den ''kami'' entspinnen. Kadoya meint, dass dieses theo·logi·sche Wortspiel einen weiteren Anreiz dar·gestellt haben könnte, die stimm·lose Aussprache ''shin'', dem stimm·haften ''jin'' vorzuziehen.<ref><br />
Kadoya 2009: 42.<br />
</ref><br />
Alles in allem erfährt die ''jindō''-These jedenfalls in Kadoyas Aufsatz durchaus eine Bestätigung. <br />
<br />
Schließ·lich hat auch ein westlicher Autor, nämlich {{g|michaelcomo}} (ebenfalls ein Teil·nehmer des Columbia Symposiums), Teeuwens These auf·ge·griffen, indem er sie ohne allzu große Um·schweife in den Titel seines Aufsatzes „Immigrant gods on the road to ''jindō''“ (Como 2009) inte·grierte.<br />
<br />
==Schlussbemerkung==<br />
<br />
Ich selbst habe, wie unschwer zu erkennen sein wird, natürlich eben·falls große Sympathien für die ''jindō''-These. In erster Linie eröffnet sie nämlich einen Be·griff, mit dem sich die seit Kuroda unsichere Haltung gegenüber „Shintō“ kon·zep·tionell meistern lässt. Un·abhängig, wann genau ''jindō'' durch ''shintō'' ersetzt wurde, kann ''jindō'' für uns heute zu einem Begriff (im Koselleck’schen Sinn) für „Shintō avant la lettre“ werden. Es wäre zudem ein Begriff, der auf „emischen“ Vor·stellungen beruht, also nicht allein auf einer wie immer gear·teten theo·reti·schen An·nahme beruht. Den·noch müssten wir uns be·wusst bleiben, dass unser ''jindō''-Begriff nicht iden·tisch sein kann mit dem, was ehe·mals darunter ver·standen wurde, weil er für uns zwangs·läufig zu einem abstrakten Con·tainer einer nicht mehr unmit·telbar erfahr·baren Wirk·lich·keit wird. Wie auch immer die Quellen·lage aussieht, werden wir überdies wohl nie mit Sicher·heit behaup·ten können, dass es die Aus·sprache ''shintō'' vor dem Mittelalter '''nicht''' gegeben hat. Es sollte daher der linguis·tischen Dis·kussion keine über·triebene Bedeutung bei·ge·messen werden. Wichtiger scheint mir das Faktum, dass es einzelne mittel·alter·liche Autoren gibt, die bewusst eine bestimmte Aus·sprache (''shintō'') bevorzugen, um eine bestimmte Bedeutung zu unter·streichen. Indem sich diese Autoren von ''jindō'' abgrenzen, wird daraus für uns ein Begriff, der den eigentlichen Gegenstand dieser Abgrenzung, nämlich den bud·dhis·tischen Diskurs über die ''kami'' im Altertum bezeichnet. <br />
<br />
Persönliche Einwände gegen Teeuwens Thesen habe ich allen·falls hin·sicht·lich der Unter·scheidung von Wort und Begriff. Wie ich an anderer Stelle vor·ge·schla·gen habe (Scheid 2009), scheinen mir die Begriffe „Primär·religion“ und „sekundäre Religion“, wie sie z.B. Jan Assmann verwendet, besser geeignet, um die Trag·weite des Begriffs·wandels von Shintō (bzw. von ''jindō'' zu Shintō) im Verlauf des Mittel·alters theore·tisch zu charak·teri·sieren.<ref><br />
S. z.B. Assmann 1999, ''Das kulturelle Gedächtnis''.<br />
</ref> <br />
Dass es aber gerade im vier·zehnten und fünf·zehnten Jahr·hun·dert zu einem Begriffs·wandel und damit einher·gehend zu einer neuen gesell·schaft·lichen Bedeutung von „Shintō“ kam, steht auch für mich fest. Sollten sich keine gravie·renden linguis·tischen Ein·wände gegen ''jindō'' ergeben, benö·tigen wir von nun an keine müh·seligen Um·schrei·bungen oder An·führungs·zeichen mehr, wenn wir diesen Wandel beschreiben, sondern können uns der Begriffe ''shintō'', ''jindō'' und ''jingi'' bedienen, um die verschie·denen Aspekte und Phasen der ''kami''-Verehrung zu umreißen. <br />
<br />
Wir könnten somit die Geschichte des Shintō in eine Phase der vor·bud·dhis·tischen Religionen, eine ''jindō/jingi-dō'' Phase und eine ''shintō'' Phase unterteilen. Ironischer·weise sind in diesem Fall natürlich westliche Autoren im Vorteil, weil sich der Unter·schied nicht nur in der Aus·sprache, sondern auch im Schrift·bild ausdrückt. Wie auch Kadoya anmerkt, mag dies ein Grund dafür sein, warum die Aus·sprache des Wegs der Götter aus·gerech·net von einem west·lichen Autor mit beson·derer Auf·merk·samkeit bedacht wurde.<br />
<br />
{{ThisWay|Essays/Okuninushi}}<br />
<br />
{{verweise<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Assmann_1999}}<br />
{{Literatur:Breen Teeuwen 2000}}<br />
{{Literatur:Como_2009}}<br />
{{Literatur:Dobbins_1996}}<br />
{{Literatur:Faure_2009}} <br />
{{Literatur:Kadoya_2009}}<br />
{{Literatur:Koselleck_1979}}<br />
{{Literatur:Kuroda_1981}}<br />
{{Literatur:Kuroda_1983}}<br />
{{Literatur:Naumann_1970}}<br />
{{Literatur:Mitsuhashi_1996}} <br />
{{Literatur:Murei_2000}} <br />
{{Literatur:Oka_2012}}<br />
{{Literatur:Scheid_2009}} <br />
{{Literatur:Scheid_Teeuwen_2006}} <br />
{{Literatur:Teeuwen_2002}}<br />
{{Literatur:Teeuwen_Scheid_2002}}<br />
{{Literatur:Teeuwen_Rambelli_2003}}<br />
{{Literatur:Yoshida_1996}}<br />
| links=<br />
* [http://21coe.kokugakuin.ac.jp/articlesintranslation/ Articles in Translation] (Kokugakuin Daigaku online)<br />
* [http://n-iyanaga.la.coocan.jp/kudenML/ KudenML] (Zweisprachige Mailinglist von Iyanaga Nobumi)<br />
| update= Jul. 2020 <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Essays/Jindo_und_Shinto&diff=82906Essays/Jindo und Shinto2020-09-24T07:43:24Z<p>Martin Liernberger: </p>
<hr />
<div>{{titel<br />
| ''Jindō'' und ''shintō'': Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der ''kami''‘<br />
}}<br />
<br />
{{fl|I}}n den 80er Jahren unterzog der einflussreiche Religionshistoriker {{g|kurodatoshio|Kuroda Toshio}} den Begriff „Shintō“ einer historischen Kritik und stellte die Existenz von Shintō als einer eigenständigen Religion damit erstmals grundsätzlich in Frage. Seither wird „Shintō“ von vielen Religions·spezialisten nur noch in An·führungs·zeichen gebraucht. Das drückt Vorsicht und einen Bedarf nach einer neuen Konzeption von Shintō aus, zumindest im akademischen Bereich. Versuche, tat·sächlich eine Neu·definition zu wagen, sind aller·dings spärlich. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung stellt die „''jindō''-These“ des Shintō-Spezialisten {{g|teeuwenmark}} dar. Teeuwen versucht dabei, die Ent·stehung des Begriffs {{g|shintou|Shintō}} historisch dort fest zu machen, wo er auch eine sprachliche Ver·schiebung, nämlich eine Änderung der Lesung von ''jindō'' zu ''shintō'' aus den Quellen her·aus·lesen zu können meint. Die Impli·kationen dieses Gedankens inklusive einiger Reaktionen seitens der Fach·welt und eigener Über·legungen sind das Thema dieses Essays.<ref><br />
Dieser Artikel ist aus einem Manus·kript für einen Vortrag entstanden, den der [[Bernhard Scheid|Autor dieses Handbuchs]] bei einem Workshop des ''Arbeits·kreises Japanische Religionen'' zum Thema „Her·aus·bildung religiöser Begriff·lich·keiten in Japan“ hielt. (Universität Tübingen, Seminar für Japanologie, 7. Mai 2010.)</ref><br />
<br />
==Kurodas Shintō-Kritik==<br />
<br />
{{floatright|rh=320<br />
| shendao.jpg<br />
| „Götter-Weg“ in Taiwan<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
Zunächst ganz kurz zu Kuroda: In seinem Artikel „Shintō in the history of Japanese religion“ aus dem Jahr 1981<ref><br />
Der Artikel (Kuroda 1981) wurde von James Dobbins und Suzanne Gay auf der Grund·lage eines japanischen Manus·kripts übersetzt, das erst zwei Jahre später auf Japanisch, als Kapitel von Kurodas ''Ōbō to Buppō'' 王法と仏法 (Kuroda 1983: 52–78), veröffentlicht wurde.<br />
</ref> <br />
fasst er vorher·gehende Unter·suchungen zum Begriff Shintō und seiner Verwendung (namentlich von {{g|Tsudasoukichi}}) zusammen und zieht daraus den Schluss, dass es das Wort ''shintō'' zwar tatsächlich schon seit dem Alter·tum gibt, dass es aber nicht die Be·deutung hatte, die man heute damit verknüpft, nämlich „japanische Religion“ oder gar „japanische Ur·religion“. Vielmehr sei der Aus·druck in erster Linie auf einzelne Gott·heiten bezogen und würde keine systematisierte eigen·ständige Religion bezeichnen. Auch sei er nicht oder nur mit Ein·schränk·ungen als Gegen·begriff zum Bud·dhis·mus zu sehen. Im Unterschied zu früheren Autoren<ref><br />
Kritik am Shintō Begriff ist auch schon vor Kuroda laut geworden, selbst in der Ära des Staats·shintō. So schrieb etwa Oka Masao 岡正雄 in seiner 1933 auf Deutsch verfassten Dissertation ''Die Kultur·schichten Alt-Japans'', folgende be·mer·kens·werte Fest·stel·lung: <br />
:Schon der primitive Shintō, welcher gewöhnlich als ei·gent·liche Religion Japans be·zeichnet wird, war sicher·lich nicht ein·heit·lich, eher kann er als un·syste·matische Ver·schmelz·ung aller um Christi Geburt in Japan vor·handenen und ein·geführten Religionen an·gesprochen werden. Es geht daher nicht an, den Shintō als eine selbst·ständige Religion zu behandeln (Oka 2012 [1933]: 289).<br />
Ähnlich äußert sich {{gb|naumannnelly|Nelly Naumann}} in ihren „Bemerkungen zum sogenannten Ur-Shintō“ (Naumann 1970).<br />
</ref> <br />
leitet Kuroda aus dieser Erkenntnis eine fundamentale Kritik an eben jener Vor·stellung einer eigen·ständigen, auf die japanischen {{g|Kami|''kami''}} aus·gerichteten Religion namens Shintō ab: Eine solche hätte es in historischer Zeit erst gegeben, als sie im Zuge der {{g|Meiji}}-Restauration und der gewalt·samen Trennung von ''kami'' und {{s|buddha|Buddhas}} sozusagen von oben herab verordnet wurde. <br />
<br />
Zugespitzt lässt sich Kurodas Shintō-These so formulieren: Shintō ist, von einzelnen theo·logischen Speku·lationen einmal abgesehen, eine Erfindung der Moderne. In den tausend Jahren davor waren Schrein·kulte in den japanischen Bud·dhis·mus eingebettet. Die gängige Dar·stel·lung einer un·unter·broche·nen shintō·isti·schen Tradi·tions·linie oder die Vorstel·lung von Shintō als unbe·wusstes Stratum, das der ja·pa·nischen Kultur zugrunde liegt, sind nach Kuroda nichts anderes als Projektionen der Ideologie des Staats·shintō in die Ver·gangen·heit.<ref><br />
Kuroda 1981: 1–3 und 19–21.</ref><br />
<br />
Angefangen von {{g|grapardallan}} haben zahl·reiche west·liche Japanologen Kurodas Dekonstuktion des Shintō-Begriffs zum Aus·gangs·punkt eigener Studien gemacht. Für viele, einschließ·lich meiner selbst, ergibt sich jedoch früher oder später die Frage, wieso die ''kami'' über·haupt in der kollektiven Erinne·rung Japans verblieben und wie es dazu kam, dass sie zum Objekt einer nicht-bud·dhis·tischen Religion wurden, wann auch immer diese entstand. Darüber hinaus gibt es im Feld des Shintō zumindest auf rituellem Gebiet offenbar doch einige er·staun·lich alte und beständige Traditionen. Auch dieses beharr·liche Bei·behalten nicht-bud·dhis·tischer ritueller Gebräuche kann Kurodas Kritik nicht be·friedi·gend erklären. Doch viel·leicht sind es gerade diese un·geklärten Punkte, die Kurodas radikale Kritik zum Kataly·sator zahl·reicher neuerer Forschungen — etwa Forschungen zur Genese jener theo·logi·schen Spe·kula·tionen, die den moder·nen Shintō vorbe·reiteten, oder zur Koexistenz von ''kami''- und Buddha-Kulten ({{g|shinbutsushuugou}}) — werden ließen.<ref><br />
Zur Kuroda Rezeption s. u.a. James Dobbins 1996: ''The Legacy of Kuroda Toshio''. Sammel·bände mit westlichen Beiträgen zur von Kuroda Toshio auf·geworfenen Shintō-Problematik sind vor allem der Initiative Mark Teeuwens zu verdanken. Vgl. Breen und Teeuwen 2000: ''Shintō in History: Ways of the Kami''; Teeuwen und Scheid 2002, ''Tracing Shintō in the History of Kami Worship''; Teeuwen und Rambelli 2003: ''Kami and Buddhas: Honji suijaku as a Combinatory Paradigm''; Scheid und Teeuwen 2006: ''The Concept of Secrecy in Japanese Religion''; oder Faure, Como und Iyanaga 2009: ''Rethinking Medieval Shintō''.<br />
</ref> <br />
Trotz einer neuen thema·tischen Aus·rich·tung auf solche Fragen blieb es in der westlichen Forschung al·ler·dings bislang bei Einzel·studien.<br />
<br />
{{w500|rh=290<br />
| shikinensengu.jpg<br />
| Weg einer Gottheit (Ise)<br />
| ref= 1<br />
}}<br />
<br />
==Teeuwens ''jindō''-These==<br />
{{qq|[[Benutzer:Martin Liernberger|Martin Liernberger]] 09:25, 21. Sep. 2020 (CEST)|Glossareintrag erstellt}}<br />
Eine der wenigen Arbeiten, die Kurodas Ansatz sys·te·matisch aufnimmt und erweitert, ist {{g|markteeuwen}} Aufsatz „From ''jindō'' to Shintō: A concept takes shape“ aus dem Jahr 2002. Ähnlich Kuroda widmet sich Teeuwen vor·wiegend der Begriffs·geschichte von Shintō, al·ler·dings bereichert um neues Material seitens der jüngeren japanischen Forschung und ein theore·tisches Instru·men·tarium, das vom deutschen Historiker {{g|reinhartkoselleck}} (1923–2006) stammt. In seiner „Begriffs·geschichte“ des Shintō geht es Teeuwen darum:<br />
{{Zitat|text=<br />
…to lay bare the emergence of Shintō as a theological concept through an anal·ysis of the sem·an·tic develop·ment of the term 神道 (''jindō'', ''shintō'', ''kami no michi'') in histor·ical sources. <br />
<ref>Teeuwen 2002: 234.</ref><br />
}}<br />
Mit Koselleck sieht Teeuwen einen ent·scheidenden Unter·schied zwischen bloßen „Worten“ und „Be·griffen“ (''concepts'' in Teeuwens Übersetzung): Worte können klar definiert (bzw. auf konkrete Gegen·stände bezogen) werden, Begriffe lediglich inter·pretiert. Begriffe sind abstrakt und wandelbar, aber gerade deshalb auch geschichts·mächtig. Sie werden von ge·schicht·lichen Entwick·lungen beein·flusst, haben aber auch umgekehrt die Fähigkeit, Ent·wick·lungen zu beein·flussen.<ref><br />
Teeuwen beruft sich hier auf Koselleck 1979.<br />
</ref><br />
<br />
Auf der Grundlage dieser Unter·scheidung geht Teeuwen nun der Frage nach, wann „Shintō“ zu einem „Begriff“ wurde, der den abstrakten Rahmen für eine Reihe theo·logi·scher und schließ·lich auch poli·tischer Inter·pre·ta·tionen bildete. Als Quellen dienen ihm vor allem neuere ja·pa·nische Arbeiten, die die Ver·wendung von ''shintō'' wesen·tlich genauer und um·fassen·der dokumen·tieren als die Arbeiten, die Kuroda zugrunde lagen.<ref><br />
Im besonderen Studien von Murei Hitoshi (Murei 2000), Mitsuhashi Takeshi (Mitsuhashi 1996) und Yoshida Kazuhiko (Yoshida 1996).<br />
</ref> <br />
Aus diesem Material zieht Teeuwen einige Schluss·fol·ge·rungen, die der Diskus·sion um den Begriff Shintō eine neue Wen·dung geben.<br />
<br />
=== Von ''jindō'' zu Shintō ===<br />
<br />
Be·züg·lich des japanischen Altertums stellt Teeuwen die These auf, dass ''shintō'' anfänglich ein bud·dhis·tischer Begriff war, der in einem bud·dhis·tischen Kontext ver·wendet und dort auf nicht-bud·dhis·tische lokale Gott·heiten, also ''kami'', angewandt wurde. Die viel zitierten vier Er·wähn·ungen des Wortes „''shintō''“ im {{g|Nihonshoki}} (verfasst 720) schreibt er z.B. einem buddhis·tischen Mit·autor dieses Werkes zu.<ref><br />
Teeuwen 2002: 238-240.<br />
</ref><br />
In Texten aus der frühen {{g|Heian}}-Zeit findet sich der Begriff dann nach·weislich in hohem Ausmaß bei bud·dhis·tischen Autoren, v.a. wenn es um die Bekeh·rung von Schrein·gott·heiten geht. Z.B. klagt die Gott·heit des {{g|Tadotaisha|Tado}} Schreins, dass sie auf·grund karmischer Ver·strickung im Weg der ''kami'' (''shintō'') wieder·geboren wurde.<ref><br />
Teeuwen 2002: 241.<br />
</ref><br />
Für diese Klagen lassen sich im übrigen chine·sische Text·vorlagen finden.<ref><br />
Im speziellen die Mönchs·biographien ''Gaosengzhuan'' 高僧伝 und ''Xu Gaosengzhuan'' 続高僧伝 aus dem sechsten Jahr·hun·dert. Teeuwen stützt sich hierbei auf Yoshida Kazuhiko 1996.<br />
</ref> <br />
Dies ist insofern bemer·kens·wert, als damit die Behauptung, die bud·dhis·tische Be·kehrung ein·heimi·scher Götter sei eine spezi·fisch japani·sche Ent·wick·lung, in Zweifel gezogen wird. Der Bud·dhis·mus kam also offen·bar bereits mit einer be·stimm·ten ''shintō''-Vor·stel·lung im Gepäck von China nach Japan und wandte diese dann auf die japa·nischen ''kami'' an. <br />
<br />
Das {{g|Konjakumonogatari}} aus der späten Heian Zeit ist das früheste Werk, das eine {{g|Furigana}}-Lesung unseres Aus·drucks enthält, nämlich ''jindō''. Es handelt sich dabei um die {{g|goon}} Lesung der Zeichen ''kami'' 神 und ''michi'' 道, wie dies bei bud·dhis·tischen Texten zu erwarten ist. Es ist dies ein erster Beleg, aus dem Teeuwen die These ableitet, dass der zunächst bud·dhis·tische Fach·termi·nus für ''kami'' und ''michi'' im Alter·tum nicht ''shintō'', sondern ''jindō'' gelesen wurde. Dies wäre nicht weiter von allzu großer Bedeu·tung, wenn nicht, wie Teeuwen meint, diese Aus·sprache, oder genauer der Wechsel der Aus·sprache von ''jindō'' zu ''shintō'', mit dem Über·gang „vom Wort zum Begriff“ verbunden wäre.<br />
<br />
Die wichtigste Text·stelle, die diese Annahme belegt, ist ein Zitat aus einer {{g|Nihongi}}-Exegese des bud·dhis·tischen Mönchs {{g|Ryouhen}} aus dem Jahr 1419: <br />
{{Zitat|text=<br />
On the term 神道: we do not read this ''jindō'' but ''shintō'', without voic·ing, to indic·ate its straight·for·ward charac·ter (''sugu naru gi''). Straight·for·ward means that it is just as it is (''ari no mama'').<ref><br />
''Nihon shoki kan daiichi kikigaki'' 日本書紀巻第一聞書, nach Mitsuhashi 1996: 110–111; Ü.: Teeuwen 2002: 242.</ref><br />
}}<br />
Hier mahnt Ryōhen, dass das Wort eben ''shintō'' und nicht ''jindō'' aus·ge·sprochen werden soll. Die stimm·lose Variante wird von Ryōhen als „klar“, „unverfälscht“, „direkt“ charak·terisiert. <br />
<br />
Aus diesem Zitat geht hervor, dass ''jindō'' zu dieser Zeit offen·bar die gängige Lesung war, während Ryōhen eine neue, ungewohnte Lesung ins Spiel bringt. Der bewusste Versuch, den Begriff neu zu akzen·tuieren, geht Hand in Hand mit zahl·reichen Neu·inter·pretationen, die weiter unten noch genauer aufgezeigt werden. Daher unter·scheidet sich der Aus·druck ''jindō'', laut Teeuwen, nicht nur in der Aus·sprache vom späteren Shintō, er ist überdies kein „Begriff“ im Koselleck‘schen Sinn. ''Jindō'' bezeichnet lediglich konkrete, einzelne ''kami''-bezogene Praktiken und Vor·stel·lungen, nicht ihre abstrakte Gesamt·heit oder ein ihnen zugrunde liegendes System. <br />
<br />
Zusammen·fassend charakterisiert Teeuwen den alter·tümlichen ''jindō'' als einen bud·dhis·tischen Termi·nus, der eher abwer·tend die ein·heimi·schen Götter, die ihnen zu·ge·dachten Kulte, oder den Bereich der ''kami'' als eine Form der Wieder·geburt bezeichnete.<ref><br />
Teeuwen 2002: 247.<br />
</ref> <br />
Daher ist er auch in offiziellen Texten selten zu finden.<br />
<br />
Dem bud·dhis·tischen ''jindō'' steht das Kompositum {{g|jingi}}, wtl. „Götter des Himmels und der Erde“, gegenüber. Es besitzt eine ähnliche Be·deu·tung und ist natürlich ebenfalls dem Chinesi·schen ent·nommen, ent·springt aber einem offi·ziellen, „konfu·ziani·schen“ Diskurs. Diesen Ausdruck findet man im Altertum viel häufiger<ref><br />
Z.B. in den Bezeichnungen ''jingi-kan'' für das höfische „Götteramt“ oder ''jingi-ryō'' für die Gesetze, die dieses Amt und die höfi·schen Schrein·ange·legen·heiten regeln.<br />
</ref> <br />
und er ist eindeutig positiv konnotiert. Noch im 20. Jahr·hun·dert verwenden einige ja·pa·nische Autoren als Alternative zu ''shintō'' die Be·zeich·nung {{g|jingidou}}. Für das Altertum besteht nach Teeuwen jedoch eine klare Tren·nung zwischen den diskursiven Sphären von ''jindō'' und ''jingi'', auch wenn damit unter Um·ständen die gleichen Phäno·mene bezeichnet werden. ''Jindō'' ist also bud·dhis·tisch konnotiert, ''jingi'' höfisch.<ref><br />
Teeuwen 2002: 243. In diesem Punkt unterscheidet sich Teeuwen’s Auffassung von den erwähnten „Bemer·kun·gen“ Nelly Naumann’s, die ''shintō'' in eben jenem Sinn versteht, den Teeuwen dem Kompositum ''jingi'' zuschreibt (Naumann 1970: 13). <br />
</ref> <br />
<br />
Der „Begriff Shintō“, der sich laut Teeuwen Hand in Hand mit dem Aus·sprache·wandel verbreitet, äußert sich konkret in folgen·den histori·schen Phäno·menen: <br />
*Shintō wird im vier·zehnten und fünf·zehnten Jahr·hun·dert vermehrt zum Gegen·stand Theo·logischer und kosmo·logi·scher Speku·latio·nen, zu einem Schlüssel·begriff für der Welt zugrunde liegende Prinzi·pien, die dem Bud·dhis·mus vorausgehen. <br />
*Shintō taucht auf einmal in Werk·titeln und in den Selbst·bezeichnungen shintō·istischer Schulen auf.<ref>Teeuwen 2002: 255.</ref><br />
*Schließ·lich (und damit sind wir bereits beim {{g|Yoshidashintou|Yoshida Shintō}} und den Shintō-Schulen der Edo-Zeit) wird Shintō zu einem Gegen·begriff zum Bud·dhis·mus und zu einer Klammer für einen eigenen, nationalen „Weg“ (freilich ohne dass die theologi·schen Unter·schiede und Grenzen zu anderen „Wegen“ oder Religionen genau definiert wären).<br />
<br />
Diese Ver·änderungen sind natürlich nicht allein auf die zitierte Text·stelle des Ryōhen zurück·zu·führen. Ryōhen war wohl auch nicht der erste, der für die „ungetrübte“ Aus·sprache ''shintō'' plädierte. Es mag ähnliche frühere Text·zitate geben, die uns bislang un·bekannt sind. Aber mit dieser Text·stelle gelingt Teeuwen ein faktischer Beleg für eine bewusst voll·zogene Ver·ände·rung im Diskurs über ''jindō''/Shintō.<br />
<br />
===Die Aufwertung der ''kami''===<br />
<br />
Etliche Ent·wick·lungen deuten den Begriffs·wandel bereits an und bereiten ihn vor. Teeuwen zählt dazu in erster Linie die Auf·wertung von ''jindō'' (bzw. der ''kami'' allgemein) inner·halb der sog. {{g|honjisuijaku}} Konzeption. Also jener Auf·fassung, die die ''kami'' als „sicht·bare Spuren“ der Buddhas versteht. In der späteren Phase der ''honji-suijaku'' Konzeption werden ins·beson·dere {{g|Amaterasu}}, aber auch andere ''kami'' oder die ''kami'' schlecht·hin, als prim·ordia·les Prinzip inter·pre·tiert und den Buddhas gleich oder gar höher gestellt, ohne dass dies eine Ab·wen·dung vom Bud·dhis·mus bedeu·tet hätte. Der Heian-zeitliche Gelehrte {{g|Ooemasafusa}} ist ein wich·tiger Ver·treter und Ver·brei·ter dieser Auf·fassung,<ref><br />
Teeuwen 2002: 245–246.<br />
</ref><br />
die sich aller·dings auf kei·nen ein·zel·nen Autor zurück·füh·ren lässt und in An·sät·zen bereits zu Beginn der Heian-Zeit existiert. Die meisten ''honji-suijaku'' Texte stammen im übrigen von bud·dhis·ti·schen Mönchen. <br />
<br />
Eine weitere Inspiration, die zum Begriffswandel von ''jindō'' führt, geht von daois·ti·schen Quel·len aus, ins·beson·dere dem {{g|Yijing}}, mit dem be·rühm·ten „Shintō“- (oder ge·nauer {{g|shendao}}-)Zitat: <br />
{{zitat|text=<br />
When we contemplate the ''shendao'' of heaven, we see how the four seasons pro·ceed without error. The sages have laid down their teach·ing in ac·cord·ance with this ''shendao'', and all under heaven yield sub·mis·sion to them.<ref><br />
Teeuwen 2002: 254.</ref><br />
}}<br />
Aus·ge·hend von dieser Text·stelle, in der der „Gött·liche Weg“ (''shendao'') als Synonym des daois·ti·schen Weges auftritt, öffnet sich in Japan das Tor zu Spe·ku·la·tionen über den Weg der ''kami'' und die kosmo·logi·schen Prinzi·pien des Daois·mus. Diese sind aber eben nicht Teil des frühen ''jindō'' Begriffs. Daher weist Teeuwen die ver·brei·tete Ansicht, das ''Nihon shoki'' hätte seinen Begriff dem ''Yijing'' ent·nom·men, auch zurück.<ref><br />
Teeuwen 2002: 257.<br />
</ref><br />
Für die Entwicklung des mittel·alter·lichen Shintō-Konzepts spielt der {{g|doukyou2|Daoismus}} hin·ge·gen eine außer·or·dent·lich wich·tige Rolle. <br />
<br />
Letzt·lich ergeben sich aus der Auf·spaltung in ''jindō'', ''jingi'' und Shintō mehrere Bereiche der „''kami''-Religion“, die analytisch ge·trennt be·trach·tet werden müssen: 1) Das ''jingi''-System, also die höfi·schen Kulte für die ''kami''; 2) lokale Schrein·kulte und Praxis·formen; und 3) ''jindō'' als bud·dhis·tischer Diskurs über die ''kami'', aus dem schließ·lich der „Begriff Shintō“ entsteht. Erst nach·dem dieser Begriff Shintō ent·stan·den ist, kommt es unter der Ägide höfi·scher Pries·ter wie der {{g|Yoshidaurabe}} zu einer Syn·these von Shintō und — wenn man so will — ''jingi-dō'', also höfi·schem „Shintō“. Dies leitet die kon·zep·tio·nel·le Ab·spal·tung von Shintō und Bud·dhis·mus ein. Diese in die Praxis um·zu·setzen blieb aber in der Tat der Moderne vor·be·halten, wie schon Kuroda Toshio her·vor·ge·hoben hat.<br />
<br />
== Reaktionen ==<br />
<br />
Die akademischen Mühlen mahlen langsam und Teeuwens Thesen sind erst nach und nach in Fach·kreisen wahr·genommen und diskutiert worden. Einen Anlass bot z.B. ein Shintō Symposium an der Columbia Universität 2007, bei dem Teeuwen seine ''jindō''-These ein weiteres Mal präsen·tierte.<ref><br />
Das ''Symposium on Medieval Shintō'' unter der Ägide von Bernard Faure fand von 26.–29. April 2007 am Center for Japanese Religion der Columbia University in New York statt. Ein Band mit Bei·trägen des Symposiums ist 2009 erschienen (Faure/Como/Iyanaga 2009). Viele Teil·nehmer waren bereits drei Jahre zuvor bei einer ähnlichen Ver·anstaltung in Wien (''The Culture of Secrecy in Japanese Religion'') zu·sammen·getroffen und stehen durch die aus dieser Ver·anstaltung her·vor·gegangene Mailing Liste ''kuden-ML'' in fachlicher Verbindung. <br />
</ref> <br />
Vor allem von den japanischen Zuhörern, unter denen prominente Wissen·schaftler wie Sueki Fumihiko oder Abe Yasurō vertreten waren, kamen lebhaft vor·getra·gene Einwände, die sich in erster Linie auf die Frage kon·zen·trierten, in wie weit die Aus·sprache ''jindō'' linguis·tisch haltbar sei. Dieser Aspekt wurde von Sueki auch in der bilingualen Mailing-Liste ''kuden-ML'' auf·ge·griffen, wo er einräumte, dass die Aus·sprache ''jindō'' durchaus plausibel sei. Die Unter·scheidung von ''shintō'' und ''jindō'' sei jedoch nur schwer in japani·scher Text·form aus·zu·drücken, da man sich ja in beiden Fällen der gleichen Kanji bediene. Aus diesem Grunde sei ''jindō'' als Terminus in der heu·tigen japani·schen Religions·wissen·schaft nicht wirklich prakti·kabel.<ref><br />
Beitrag zur kuden-ML vom 11.5. 2007, Betreff: „jindo“.<br />
</ref> <br />
Ein anderer Teilnehmer, Iyanaga Nobumi, äußerte sich in ''kuden-ML'' wesentlich zustimmender. <br />
<br />
Dass Teeuwens These auch im Umfeld der Shintō-Universität Kokugakuin Daigaku wahr·genommen wird, lässt sich aus der Tatsache ent·nehmen, dass diese den Artikel im Rahmen ihres „Center of Excellence“ Programmes ins Japanische über·setzen ließ und die Über·setzung unentgeltlich im Internet anbietet.<ref><br />
„[http://21coe.kokugakuin.ac.jp/articlesintranslation/ Articles in Translation]“ (Kokugakuin Daigaku online).</ref> <br />
<br />
Zu einer breiteren in·halt·lichen Aus·ein·ander·setzung hat sich bisher aber meines Wissens lediglich {{g|kadoyaatsushi}} aufgerafft, der ebenfalls 2007 am Columbia Symposium teilnahm. In einem 2009 ver·öffent·lichten Artikel steuert er in erster Linie Material bei, das Teeuwens These weiter unterstützt. So weist er unter anderem auf den Autor Ikō Myōan hin, einen Sprach·gelehr·ten des 16. Jahr·hun·derts, der ganz ähnlich wie Teeuwen’s Ryōhen ebenfalls auf der nicht-nigorierten Aussprache ''shintō'' anstelle von ''jindō'' besteht.<ref><br />
Kadoya 2009: 38-39.<br />
</ref> <br />
Anfang des sieb·zehn·ten Jahr·hun·derts dürfte sich ''shintō'' jedenfalls durch·gesetzt haben, wie das japa·nisch-portu·giesi·sche Wörter·buch {{g|nippojisho}} aus dem Jahr 1603 belegt, indem es ledig·lich die Lesun·gen ''shintō'' und ''kami no michi'' enthält. Dennoch gibt es bis Mitte der Edo-Zeit japa·nische Wörter·bücher, die nach wie vor die Lesung ''jindō'' enthalten.<ref><br />
Kadoya 2009: 37.<br />
</ref><br />
<br />
Ein weiterer Punkt, den Kadoya in die Diskussion einbringt, ist die im japani·schen Mittel·alter beliebte Gleich·setzung von 神 ''shin'' (''kami'') und 心 ''shin'' (''kokoro''), an der sich eine Reihe von Speku·latio·nen über die Identität von Geist/Seele und den ''kami'' entspinnen. Kadoya meint, dass dieses theo·logi·sche Wortspiel einen weiteren Anreiz dar·gestellt haben könnte, die stimm·lose Aussprache ''shin'', dem stimm·haften ''jin'' vorzuziehen.<ref><br />
Kadoya 2009: 42.<br />
</ref><br />
Alles in allem erfährt die ''jindō''-These jedenfalls in Kadoyas Aufsatz durchaus eine Bestätigung. <br />
<br />
Schließ·lich hat auch ein westlicher Autor, nämlich {{g|michaelcomo}} (ebenfalls ein Teil·nehmer des Columbia Symposiums), Teeuwens These auf·ge·griffen, indem er sie ohne allzu große Um·schweife in den Titel seines Aufsatzes „Immigrant gods on the road to ''jindō''“ (Como 2009) inte·grierte.<br />
<br />
==Schlussbemerkung==<br />
<br />
Ich selbst habe, wie unschwer zu erkennen sein wird, natürlich eben·falls große Sympathien für die ''jindō''-These. In erster Linie eröffnet sie nämlich einen Be·griff, mit dem sich die seit Kuroda unsichere Haltung gegenüber „Shintō“ kon·zep·tionell meistern lässt. Un·abhängig, wann genau ''jindō'' durch ''shintō'' ersetzt wurde, kann ''jindō'' für uns heute zu einem Begriff (im Koselleck’schen Sinn) für „Shintō avant la lettre“ werden. Es wäre zudem ein Begriff, der auf „emischen“ Vor·stellungen beruht, also nicht allein auf einer wie immer gear·teten theo·reti·schen An·nahme beruht. Den·noch müssten wir uns be·wusst bleiben, dass unser ''jindō''-Begriff nicht iden·tisch sein kann mit dem, was ehe·mals darunter ver·standen wurde, weil er für uns zwangs·läufig zu einem abstrakten Con·tainer einer nicht mehr unmit·telbar erfahr·baren Wirk·lich·keit wird. Wie auch immer die Quellen·lage aussieht, werden wir überdies wohl nie mit Sicher·heit behaup·ten können, dass es die Aus·sprache ''shintō'' vor dem Mittelalter '''nicht''' gegeben hat. Es sollte daher der linguis·tischen Dis·kussion keine über·triebene Bedeutung bei·ge·messen werden. Wichtiger scheint mir das Faktum, dass es einzelne mittel·alter·liche Autoren gibt, die bewusst eine bestimmte Aus·sprache (''shintō'') bevorzugen, um eine bestimmte Bedeutung zu unter·streichen. Indem sich diese Autoren von ''jindō'' abgrenzen, wird daraus für uns ein Begriff, der den eigentlichen Gegenstand dieser Abgrenzung, nämlich den bud·dhis·tischen Diskurs über die ''kami'' im Altertum bezeichnet. <br />
<br />
Persönliche Einwände gegen Teeuwens Thesen habe ich allen·falls hin·sicht·lich der Unter·scheidung von Wort und Begriff. Wie ich an anderer Stelle vor·ge·schla·gen habe (Scheid 2009), scheinen mir die Begriffe „Primär·religion“ und „sekundäre Religion“, wie sie z.B. Jan Assmann verwendet, besser geeignet, um die Trag·weite des Begriffs·wandels von Shintō (bzw. von ''jindō'' zu Shintō) im Verlauf des Mittel·alters theore·tisch zu charak·teri·sieren.<ref><br />
S. z.B. Assmann 1999, ''Das kulturelle Gedächtnis''.<br />
</ref> <br />
Dass es aber gerade im vier·zehnten und fünf·zehnten Jahr·hun·dert zu einem Begriffs·wandel und damit einher·gehend zu einer neuen gesell·schaft·lichen Bedeutung von „Shintō“ kam, steht auch für mich fest. Sollten sich keine gravie·renden linguis·tischen Ein·wände gegen ''jindō'' ergeben, benö·tigen wir von nun an keine müh·seligen Um·schrei·bungen oder An·führungs·zeichen mehr, wenn wir diesen Wandel beschreiben, sondern können uns der Begriffe ''shintō'', ''jindō'' und ''jingi'' bedienen, um die verschie·denen Aspekte und Phasen der ''kami''-Verehrung zu umreißen. <br />
<br />
Wir könnten somit die Geschichte des Shintō in eine Phase der vor·bud·dhis·tischen Religionen, eine ''jindō/jingi-dō'' Phase und eine ''shintō'' Phase unterteilen. Ironischer·weise sind in diesem Fall natürlich westliche Autoren im Vorteil, weil sich der Unter·schied nicht nur in der Aus·sprache, sondern auch im Schrift·bild ausdrückt. Wie auch Kadoya anmerkt, mag dies ein Grund dafür sein, warum die Aus·sprache des Wegs der Götter aus·gerech·net von einem west·lichen Autor mit beson·derer Auf·merk·samkeit bedacht wurde.<br />
<br />
{{ThisWay|Essays/Okuninushi}}<br />
<br />
{{verweise<br />
| literatur=<br />
{{Literatur:Assmann_1999}}<br />
{{Literatur:Breen Teeuwen 2000}}<br />
{{Literatur:Como_2009}}<br />
{{Literatur:Dobbins_1996}}<br />
{{Literatur:Faure_2009}} <br />
{{Literatur:Kadoya_2009}}<br />
{{Literatur:Koselleck_1979}}<br />
{{Literatur:Kuroda_1981}}<br />
{{Literatur:Kuroda_1983}}<br />
{{Literatur:Naumann_1970}}<br />
{{Literatur:Mitsuhashi_1996}} <br />
{{Literatur:Murei_2000}} <br />
{{Literatur:Oka_2012}}<br />
{{Literatur:Scheid_2009}} <br />
{{Literatur:Scheid_Teeuwen_2006}} <br />
{{Literatur:Teeuwen_2002}}<br />
{{Literatur:Teeuwen_Scheid_2002}}<br />
{{Literatur:Teeuwen_Rambelli_2003}}<br />
{{Literatur:Yoshida_1996}}<br />
| links=<br />
* [http://21coe.kokugakuin.ac.jp/articlesintranslation/ Articles in Translation] (Kokugakuin Daigaku online)<br />
* [http://n-iyanaga.la.coocan.jp/kudenML/ KudenML] (Zweisprachige Mailinglist von Iyanaga Nobumi)<br />
| update= Jul. 2020 <br />
}}</div>Martin Liernbergerhttps://religion-in-japan.univie.ac.at/r/index.php?title=Glossar:Markteeuwen&diff=82905Glossar:Markteeuwen2020-09-24T07:42:05Z<p>Martin Liernberger: Martin Liernberger verschob die Seite Glossar:Markteeuwen nach Glossar:Teeuwenmark</p>
<hr />
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