Weibliche Geister im Ugetsu monogatari

Aus Kamigraphie
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Vorlage:Geist, Dämon

Die Novellensammlung Ugetsu monogatari 雨月物語 (Unter dem Regenmond) aus der Feder von Ueda Akinari 上田秋成 (1734-1809), welches als eines der ersten yomihon 読本 erschien, wird als der Höhepunkt der japanischen Gespensterliteratur gesehen. Das Werk setzt sich aus neun Geschichten zusammen, unter denen sich drei befinden, in denen übernatürliche Frauengestalten im Vordergrund stehen, welche von unterschiedlichen Motiven getrieben werden (Scherer 2011:80). In der ersten Geschichte Asaji ga yado 浅茅が宿 (Das Haus im Schilfgras), geht es um eine Frau, deren Mann Jahre fernbleibt und schließlich in seiner Abwesenheit stirbt. Sie erscheint ihm nach seiner Rückkehr als sogenannter yūrei 幽霊Geist, weil sie ihm versprochen hat, auf ihn zu warten. In der nächsten Erzählung Kibitsu no kama 吉備津の釜(Der Wasserkessel von Kibitsu) rächt sich eine betrogene Ehefrau, als Geist an ihrem untreuen Mann, und zwar derart gründlich, dass von diesem am nächsten Tag nur noch ein Haarknoten aufgefunden werden konnte. In der Geschichte Jasei no in 蛇性の婬 (Die Liebe einer Schlange) dreht sich alles um einen Schlangendämon in verführerischer Gestalt (Scherer 2011:80-81). Dieser Artikel wird sich den soeben erwähnten übernatürlichen Frauengestalten und ihren Beweggründen annehmen. Das Ugetsu monogatari übte erheblichen Einfluss bis ins zwanzigste Jahrhundert aus. Viele Literaten – darunter Izumi Kyoka (1873–1939), Tanizaki Junichiro (1886–1965), Akutagawa Ryunosuke (1892–1927), Ishikawa Jun (1899–1987), Enchi Fumiko (1905–1986) und Mishima Yukio (1925–1970) - waren begeisterte Leser der Novellensammlung. Zwei Geschichten dieses Werkes inspirierten Mizoguchi Kenjis filmisches Meisterwerk Ugetsu monogatari (1953; westlichen Zuschauern bekannt als Ugetsu), der weithin als ein herausragender Film betrachtet wird. Tief verwurzelt im kulturellen Kontext des 18. Jahrhunderts ist das Ugetsu monogatari dennoch eine Arbeit von zeitloser Bedeutung und Faszination (Ueda 2007:1-2).


Über den Titel

Der Titel Ugetsu monogatari (wörtlich „Regen-Mond-Geschichten“) stammt von der Phrase "nebliger Mond nach dem Regen" im Vorwort. Es spielt auf das Nō Stück Ugetsu an, in welchem der Dichtermönch Saigyō erscheint, und in welchem der Regen und der Mond zentrale Bilder darstellen. Literaturhistoriker verweisen auch auf eine Stelle in Mudan deng ji (Pfingstrosenlaterne), eine Geschichte in Qu Yous Jiandeng Xinhua (Neue Geschichten nach dem Trimmen) eine der Hauptquellen von Uedas Der Kessel von Kibitsu. In welchen suggeriert wird, dass mysteriöse Wesen in wolkigen, regnerischen Nächten und morgens mit einem noch zu erkennenden Mond erscheinen. Man geht davon aus, dass gebildete ostasiatische Leser wohl gleich erraten würden, dass ein Buch welches den Begriff "Regen-Mond" in seinem Titel enthält, sich mit dem Fremden, wunderbaren, übernatürlichen befassen würde (Ueda 2007:13). Den Begriff monogatari könnte man als "Erzählungen des alten Stils" begreifen. Diese vom 9. Bis 15. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung wählte Ueda wohl deshalb, um kundzutun, dass er im Geist und Stil der klassischen Epoche zu schreiben gedenkt und um sich damit von der leichten Unterhaltungsliteratur abzugrenzen (Ueda 1980: 164).


Über den Autor

Ueda Akinaris Herkunft war lange Zeit ungeklärt. Ein paar Bemerkungen finden sich in zwei autobiographischen Skizzen, welche er im hohen alter verfasste. Sorgfältige Forschungen haben jedoch ergeben, dass er 1734 in Ōsaka geboren wurde. Er war der uneheliche Sohn einer Geisha und als sein Vater wurde Kobori Samon Masatsugu genannt. Mit drei bis vier Jahren wurde Ueda von seiner Mutter ausgesetzt, oder wie er später selbst schreiben wird "weggeworfen". Er wurde jedoch von dem Papier und Ölhändler Ueda Mitsuyoshi adoptiert. Eine lebensgefährliche Pockenerkrankung befiehl den fünfjährigen Ueda und ließ den Mittelfinger seiner rechten und den Zeigefinger seiner linken Hand deformiert zurück, so dass er zeitlebens nur mühsam einen Pinsel halten konnte. Diese Pockenerkrankung führte in weiterer Folge auch zu einer Gehirnhautentzündung, welche Ueda zum Epileptiker machte. Durch dieses Schicksal entmutigt, betrieb er sein Studium nur, weil ihn sein hochgebildeter Adoptivvater antrieb. Nach dessen Tod übernahm er das Familiengeschäft. Dieses brannte jedoch 1771 nieder und ließ Ueda nun genügend Zeit um sich vollends seiner literarischen und wissenschaftlichen Arbeiten zu widmen. Die ersten beiden von ihm verfassen Werke, zählten zu den sogenannten ukiyo zōshi 浮世草子 (Hefte der flüchtigen Welt) welche man als Unterhaltungsliteratur beschreiben könnte. Obwohl er mit seinen frühen Werken kommerzielle Erfolge verbuchen konnte, wendete er sich von diesem Genre ab und verfasste 1774 ein viel beachtetes Essay über die Haikai-Problematik. Seine Beziehungen zu diversen Haikai-Dichteren waren auch daher wertvoll, da sie es waren, die ihn an die in Umgangssprache verfassten chinesischen Novellen heranführten. Er widmete sich auch im großen Umfang den japanischen Klassikern. In den vierzig Jahren, die zwischen den Ugetsu monogatari und dem Harusame monogatari (Geschichten vom Frühlingsregen) liegen, schrieb Ueda keine Gespenstergeschichten mehr, er verfasste zwei, wenig Umfangreiche Erzählungen. Der größte Teil seines literarischen Schaffens galt der Philologie. Ach ließ er sich nach Jahren der intensiven Studiums 1775 als Arzt nieder. Er nutzte dieses medizinische Wissen auch in seinen literarischen Werken in welchen Krankheiten oft eine wichtige Rolle einnahmen. Als eine Patientin durch eine Fehldiagnose starb, stellte er seine medizinische Tätigkeit schweren Herzens ein. So widmete er sich seit 1788 nur noch der Philologie. Trotz seiner Anerkannten Leistungen auf diesem Gebiet, lebte ein sehr bescheidenes Leben. Seine Frau Otama starb 1797. Um 1800 begann und um 1807 vollendete er seine Arbeit am Harusame monogatari 春雨物語. Zwei Jahre später, also im Jahre 1809, starb er (Ueda 1980:173-178).


Zur Entstehung

Die Novellensammlung Ugetsu monogatari entstand zu einer Zeit, in der zahlreiche chinesische Erzählungen, welche in Umgangssprache verfasst waren, ins japanische Übersetzt wurden. Er schloss sich den Vorstellungen der kokugaku Schule 国学, was als National Schule betrachtet werden kann an (Scherer 2011:80). Auf diesem Weg kam auch Ueda Akinari mit chinesischen Erzählungen in Kontakt, in welchen häufig das Übernatürliche im Fordergrund stand und ungewöhnliche Begebnisse beschrieben wurden. In diesem Sinne entstand auch diese besagte Sammlung. Man geht davon aus, dass sie in Rohform 1768 fertiggestellt war, aber erst 1776 im Druck erschien. Einzureihen ist das Ugetsu monogatari in die Reihen des yomihon (Bücher für Lektüre), die sich häufig mit Thematiken der japanischen und chinesischen Klassik annahmen und im Vergleich zu den meisten ukiyo zōshi (Hefte der fließenden Welt) inhaltlich sowie auch stilistisch anspruchsvoller waren. Da das Ugetsu monogatari in einem so elegantem Still verfasst wurde, wird von zahlreichen Literaturhistorikern, der vom Autor im Vorwort angegebene Verfassungszeitpunkt angezweifelt. Heute nimmt man daher an, dass Ueda das Werk bis zum eigentlichen Druck, einer mehrfachen Überarbeitung unterzog. Die Mehrzahl der enthaltenen Erzählungen lassen sich auf chinesische Quellen zurückführen. Wie Dominic Cheung in seiner Untersuchung des Geister-Ehefrauen-Motivs hervorhebt, lassen sich allein im Vorwort zum Ugetsu monogatari zehn Anspielungen auf klassische chinesische Werke finden (Ueda 1990:204-206/ Scherer 2011:80-81).

Asaji ga yado

Im Dorf Mama in der Provinz Shimōsa lebte ein Mann, dessen Familie seit Generation ihren Wohlstand aus den landwirtschaftlichen Erträgen ihres Landes zu verdanken hat. Doch der Mann wollte mehr als nur das Land zu bewirten und so gingen das Ansehen und Vermögen der Familie nach und nach verloren. Als die Familie völlig verarmt war, beschämte ihn dies jedoch und er wollte den Reichtum und das Ansehen der Familie wieder herstellen in dem der in die Hauptstadt ging um mit Seide zu handeln. Dafür verkauft er auch noch die restlichen Felder der Familie. Seine schöne und intelligente Frau sprach sich gegen sein Vorhaben aus, da unruhige Zeiten bevorstanden. Alle Einwende halfen nichts und als er schließlich aufbrach, musste sie ihrem Mann versprechen, hier auf seine baldige Rückkehr zu warten. Kurz nach dem Aufbruch des Mannes, kam es an der östlichen Grenze zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Die meisten Menschen aus dem Dorf ergriffen, um ihr Leben bangend die Flucht, doch die Frau hielt an ihrem Versprechen fest und blieb in ihrem Heim zurück. Der Mann hatte in der Zwischenzeit die Seide in der Hauptstadt gewinnbringend verkaufen können und wollte sich gerade auf den Weg nach Hause begeben, als ihm zu Ohren kam, dass sein Dorf von den wirren des Krieges verschluckt wurde und die Pässe die er überqueren müsste um zu seinem Dorf zu gelangen, von Räuberbanden kontrolliert wurden. So blieb er in der Hauptstadt und baute sich ein neues Leben auf. Als nach sieben Jahren auch Unruhen in der Nähe der Hauptstadt ausbrachen und diese dann zusätzlich auch noch von Epidemien heimgesucht wurde, beschloss der Mann in sein Dorf zurückzukehren. Wie er erwartet hatte, glich das Dorf einem Brachland, er war auch sicher, dass seine Frau bereits seit langem verstorben war. Las er jedoch den bewachsenen Weg zu seinem Haus ging, schien Licht darin Licht zu brennen. Verwundert trat er näher und räusperte sich an der Tür, als eine Stimme antwortete, die der seiner Frau glich, war er überglücklich. Sie öffnete die Türe und tatsächlich, sie war zwar etwas von den harten Umständen gezeichnet, aber es war seine Frau. Sie umarmten sich und erzählten sich von der Zeit, in der sie von einander getrennt waren. Die Frau musste sich durch harte Zeiten kämpfen und trotzte zahlreichen Verehrern und Banditen um ihr Versprechen einzuhalten. Die beiden schliefen schließlich ein. Der Mann erwachte jedoch als ein kalter Windhauch seinen Körper erschüttern lies. Auch bemerkte er, dass seine Ärmel völlig durchnässt waren und als er seinen Blick zur Decke wandern lies, bemerkte er, dass dort keine war und sich der Nachthimmel über ihn ausbreitete. Erschrocken blickte er sich um und musste feststellen, dass seine Frau nirgends zu finden war und sein Haus einer Ruine glich. Schließlich fand er einen Grabhügel mit einer Grabtafel, auf der kein posthumer Name oder Sterbetag verzeichnet war, nur ein wehmütiges Gedicht. Am nächsten machte der Mann sich auf den Weg um Informationen über das Schicksal seiner Frau zu sammeln und er wurde zu einem alten Mann geschickt, der seine Frau ca. 1 Jahr nach dem Aufbruch des Mannes beerdigte. Der alte Mann war zutiefst gerührt von der Treue der Frau und verglich sie mit der schönen Tekona aus Mama, welche sich ins Meer stürzte, weil sich unzählige Männer in sie verliebt hatten. Auch der Mann war sehr gerührt von der Treue seiner Frau (Ueda 1980: 17-31).


Jasei no in

Diese Geschichte trägt sich in Miwagasaki in der Provinz Kii zu. Ein Mann, der jüngste Sohn einer Familie die mit Fischfang reich wurde. Er liebte alles schöne und da er nicht zum Arbeiten geboren wurde, durfte er bei einem Priester alte Schriften studieren. Auf seinem Heimweg geriet er in ein Unwetter und musste in einer Fischerhütte Schutz suchen. Eine sehr schöne Frau und ihre Dienerin taten es ihm gleich. Sie unterhielten sich und der Mann bot der Frau seinen Schirm an, damit diese sich auf den Weg zu ihrem in der Nähe gelegenem Heim machen konnte. Er träumte in der Nacht von ihr und fragte am nächsten Tag überall im Dorf nach seiner neuen Bekanntschaft, doch niemand wusste wer sie war, und wo ihr Haus stand. Da traf er ihre Dienerin, die ihn zum Heim ihrer Herrin führte. Es war ein herrschaftliches Anwesen, doch die schöne Frau beteuerte, dass es keinen Hausherren mehr geben würde und ob nicht er willens wäre diese Position zu besetzen. Mit der Begründung, er müsse zuerst Vater und Bruder konsultieren, lehnte er geschmeichelt ab. Als er sich auf den Heimweg machte, gab sie ihm als Zeichen ihrer Dankbarkeit ein Schwert mit. Als der junge Mann damit in seinem Heim angekommen war, stellte sich heraus, dass es sich bei dem Geschenk um einen Tempelschatz handelte, der vor nicht allzu langer Zeit gestohlen wurde. Nun glaubten alle er wäre ein Dieb und er versuchte die Dinge zu berichtigen und er zählte seine Geschichte, welche ihm niemand glaubte und er wurde verhaftet. Um seine Unschuld zu beweisen, gingen sie zu dem Haus der Frau, doch sie fanden nur eine Ruine vor. Als sie im Haus dann die Silhouette einer Frau erblickte, welche als sie sich näherten mit einem lauten Donner verschwand, waren sie sich sicher, dass es hier nicht mit rechten Dingen zu geht. Um das geistige Wohl ihres Sohnes bemüht, schickten die Eltern den Mann zu seiner Schwester, welche in der Nähe eines berühmten Hatsue Tempels wohnte. In mitten einer belebten Straße entdeckte er die Frau und wich während er sie als Dämon bezeichnete zurück. Sie erklärte ihm, dass sie kein Dämon, im japanischen Original wird die Bezeichnung ばけもの verwendet, sein könnte da man an ihrem Gewand Nähte sehe, sie einen Schatten wirft und sich in einer Menschenmenge am helllichten Tag begeben könnte. Sie erklärte ihm auch, dass es sich bei allen anderen Vorkommnissen um Missverständnisse handelte und so lebten die beiden im Haus seiner Schwester und schworen sich tausend Jahre unwandelbare Treue. Als die ganze Familie zu einer Wanderung aufbrach, begegneten sie einem alten Mann, der die Frau und seine Dienerin als Dämonen bezichtigte, worauf die beiden Beschuldigten Frauen flüchteten. Die restliche Gruppe blieb verblüfft zurück und der alte Wanderer erklärte ihnen, dass er ein Diener des O-Yamato Schreins sei und dass es sich bei der Frau und ihrer Dienerin um gefährliche Schlangendämonen handelte. Der Mann und seine Schwester bitten ihn um Hilfe und der alte Mann erklärt ihnen, dass er nur so von einem Dämon eingenommen werden konnte, weil er seinen Pflichten gegenüber seinem Vater und Bruder nicht nachgekommen ist und er heiraten sollte. Seine angedachte Frau wurde jedoch vom besagten Dämon besessen und an sein Versprechen der Treue erinnert. Um ihn auszutreiben, wurde nach einem Mönch geschickt, der dem Dämon, der sich nun in eine riesige schneeweise Schlange, dessen Kopf so größer als eine Türöffnung war, jedoch nicht Herr wurde. Der Mann wollte sich seinem Schicksal ergeben, doch der Vater der Braut schickte nach einem erfahrenen Mönch. Dieser überreichte dem Mann eine mit Mohn getränkte Stola, welche er dem Dämon über den Kopf warf und sie so zu Boden rang während der alte Mönch Beschwörungsformeln rezitierte. So erschien eine kleine weise Schlange auf dem Rücken der Braut, zusammen mit der kleinen braunen Schlange, in welche sich die Dienerin verwandelte, wurden sie in einen Kessel gesperrt und vor dem Kloster des Mönches vergraben. Die Braut starb nichtsdestotrotz (Ueda 1980:33-64).


Kibitsu no Kama

Der Spross einer großen Familie, versteht nicht viel von Arbeit und vertreibt sich seine Zeit lieber mit diversen Vergnügungen. Um ihn auf den rechten Weg zu bringen, soll er die hübsche und kluge Tochter der Hauptpriesters von Kibitsu heiraten. Vor der Hochzeit führen die Priesterinnen von Kibitsu die Kesselbefragung durch. Mann opfert Wasser und bringt dieses im Kessel von Kibitsu zu kochen, wenn ein lauter Ton zu hören ist, dann bedeutet dies eine glückliche Ehe, ist jedoch kein Ton zu hören, kann dies als schlechtes Omen betrachtet werden. Letzteres war bei diesem Paar der Fall, man fuhr jedoch mit den Vorbereitungen fort und die beiden heirateten. Alles schien perfekt und man war mit der neuen Schwiegertochter sehr zufrieden. Jedoch verliebte ich der frische Gemahl in eine Kurtisane und verbrachte mehr und mehr Zeit mit ihr. Als er ihr ein Haus kaufte, schritten seine Eltern ein und versagten ihm alle finanziellen Mittel. So ging er zu seiner Gattin und bat diese um Geld, damit er seine Geliebte in die Stadt schicken könnte, diese willigte ein. Anstatt seine Geliebte jedoch wegzuschicken, lief er mit ihr fort und seiner Frau brach dieser Verrat das Herz und sie starb kurz darauf. Auf der Flucht wurde seine Geliebte plötzlich krank, so dass die beiden bei einem der Verwandten seiner Geliebten halt machen mussten. Die Frau wurde jedoch schwächer und schwächer, als würde sie von einem Dämon gequält und starb schließlich. Dem Mann war untröstlich über diesen Verlust und verbrachte seine Tage am Grabhügel seiner Geliebten. Als er eines Tages eine Frau neben ihn bemerkte, welche um den Verlust ihres Herren trauerte. Diese Frau lud den Mann zum Haus ihrer schönen, trauernden Herrin ein, damit sie sich über ihren Gemütszustand austauschen können. Der Mann folgte der Einladung, und sie erreichten bald ein kleines Häuschen. Als er eintrat, waren die Räume jedoch größer, als man vermutet hätte und er wurde erstaunt zur Herrin des Hauses geleitet. Sie sprachen zunächst durch einen Wandschirm miteinander doch musste er erschrocken feststellen, dass es sich hier um seine Gattin handelte. Diese war totenfahl, abgemagert und als sie ihn am Arm packte, fiel er in Ohnmacht. Als er wiedererwachte, befand er sich in einem zerfallenen Buddha Tempel. Schnell rannte er zu dem Verwandten seiner Geliebten und erzählte ihm von den Geschehnissen der letzten Nacht. Dieser meinte, dass es sich hier um das Werk eines Fuchsdämons handelte und schickte ihn zu einem Magier. Dieser erklärt, dass es sich um einen Totendämon (Totengeist) handelte, welcher vor 7 Tagen die Welt der lebenden verlassen hat. Der Magier erklärt dem Mann, dass er sich 42 Tage in seinem Haus einschließen müsste und schreibt ihm magische Zeichen auf Beine und Arme. Er gibt ihm auch Zettel mit magischen Formeln mit, welche der Mann auf alle Ausgänge seines Hauses befestigen sollte. Er folgt den Anweisungen und jede Nacht kam der Totengeist zu seinem Haus. Als die letzte Nacht gekommen war und er schließlich ein helles erblickte, ging er davon aus das er die letzte Nacht überstanden hatte und trat aus seinem Haus heraus. Da realisierte er, dass er das Licht des Mondes für die ersten Sonnenstrahlen hielt. Der Verwandte der Geliebten hörte einen lauten Schrei, und als er nach dem Mann sah, konnte er ihn nicht finden nur vom Dach hing ein männlicher Haarknoten (Ueda 1980:94-108).


Interpretation

Interessant ist an diesen drei Erzählungen, dass sich der Anfang sehr ähnlich gestaltet wurde. So beginnen alle drei Geschichten mit der Vorstellung eines Sohnes aus einem wohlhabenden Elternhaus. Die Perspektivierung ist ebenfalls eher auf die männlichen Akteure der Geschichten ausgerichtet. Auch in lassen sich parallelen in den Charakterzügen der männlichen Protagonisten finden. So sind die Eltern in keiner Geschichte mit ihrem Sohn zufrieden, der Mann in Asaji ga yado, verliert nahezu den gesamten Besitz der Familie, weil er sich zu höherem als Landwirtschaft berufen fühlt. Der Sohn in Jasei no in hat auch wenig für körperliche Arbeit übrig und konzentriert sich auf die schöngeistigen Dinge der Welt. Der Mann in der Geschichte Kibitsu no kama, spielt und trinkt und läuft mit einer Kurtisane davon. Auch ist es wichtig zu erwähnen, dass alle drei ihr Versprechen gegenüber ihren Frauen bzw. Geliebten gebrochen haben und dies ein entscheidender Wendepunkt in den Geschichten darstellte. In Asaji ga yado war es das Versprechen, dass seine Frau auf seine Rückkehr im Herbst warten würde. Während der Mann, sein Versprechen brach, wartete seine Frau über ihren Tod hinaus auf ihn und erfüllte so ihren Teil des Versprechens und als er schließlich nach 7 Jahren seinen Teil des Versprechens einlöste, wurde sie erlöst. Hier können wir klar das Motiv der treuen, wartenden Ehefrau, welche von dem unvollendeten Versprechen an das Diesseits gebunden ist. Ein weiterer interessanter Punkt in dieser Geschichte stellt die Beerdigung der Ehefrau dar. So erhielt sie auf Grund der schwierigen Umstände keine „richtige“ Grabtafel mit dem Tag ihres verscheidens und einem posthumen Namen, sondern nur eine Holztafel mit ihrem zuletzt verfassten Gedicht. Seelen nach ihrem Tode nicht entsprechend geehrt werden dann kann dies auch ein Faktor neben Groll sein, der die Seele des Toten an diese Welt bindet (Scherer 2011:40-41). In Jasei no in ist der Bruch des Versprechens der tausendjährigen unwandelbare Treue ebenfalls essenziell den hier beginnt die schöne Frau ihre Verwandlung in einen eifersüchtigen Schlangendämon. Zuvor waren durch ihre Lügen, bei genauerer Betrachtung, niemand ernsthaft zu Schaden gekommen und die beiden lebten bei der Schwester des Mannes glücklich zusammen. Auch nachdem sie vom alten Priester auf der Wanderung als ein Dämon bezeichnet wurde, hatte dies keine direkten Konsequenzen für ihre Begleiter. Erst als er die Treue zu ihr brach, und somit auch sein Versprechen, stellte sie eine Gefahr für ihr Umfeld dar. In dieser Geschichte wird die Emotion Eifersucht klar durch die Schlange symbolisiert. Des Weiteren wird man auch dazu angehalten, allzu schönen Frauen zu Misstrauen, die sie möglicherweise nicht irdischen Ursprungs sind. Auch wird der Mann dieser Geschichte vom alten Priester getadelt, weil er seine leidenschaftlichen Begierden über seine Pflichten gegenüber seinem Vater und Bruder gestellt hatte, und er beschreibt dieses Versäumnis als den Auslöser für seine Miseren. Für den männlichen Protagonisten nimmt die Geschichte ein relativ "gutes" Ende und er konnte aus seinen vorherigen Fehlern lernen. Für die weiblichen Akteure gestaltet sich das Ende jedoch etwas anders. Obwohl der Schlangendämon niemand nachweislich verletzte, oder gar tötete, wurde sie zusammen mit ihrer Dienerin in einen Kessel gesperrt und vor dem Tempel vergraben und verbot ihnen zu dieser Weltperiode noch einmal auf der Erde zu erscheinen. Interessant ist hier auch die Wortwahl des Priesters, den hatte er die beiden Frauen noch bevor er sie unter Kontrolle brachte, noch als Dämonen bezeichnet, so nannte er sie, als er ihnen verbot wieder zu erscheinen, Tiere. Durch sein sakrales Wissen konnte er etwas Übersinnlichem, seinen Schrecken nehmen und Herr darüber werden. Die verlobte des jungen Mannes starb wenig später an den Folgen dieser Prozedur. Dies hinterlässt einen bitteren Geschmack, da sie nicht auf die Geschehnisse um sie einwirken konnte und auch die einzige Person, dass in dieser Geschichte, ohne eigenes zutuen, ihr Leben geben musste. In Kibitsu no kama wird im Prolog die Beschäftigung mit der Thematik Eifersucht auf eine neue Ebene geführt. Im Prolog wird darauf hingewiesen, dass die Eifersucht eine Frau einen Mann nicht nur von seinen Pflichten abhalten kann, nein sogar der Zusammenbruch der Familie oder der Ruin des Landes mit sich ziehen kann. Nur die strenge Hand des Mannes und damit die Kontrolle über seine Frau, kann dieses Unglück abwenden. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei dem männlichen Hauptakteur dieser Geschichte empfand Wiederwillen gegen die Erhaltung der Familie mittels Feldarbeit. So verfiel er der Spiel- und Trinksucht. Hier können wieder klare Parallelen zu den beiden anderen Geschichten gezogen werden. Ein interessantes neues Element in diesem Kontext, stellt die Kesselbefragung dar. Das Ergebnis dieser suggerierte ein ungünstiges Ende der Verbindung, doch die Eltern fuhren trotz diesem übernatürlichen Einwand mit den Vorbereitungen fort. Vielleicht könnte man so das unglückselige Ende der beiden auch als eine Strafe gegen die Vorsage betrachten. In einem weiteren Punkt stimmen die Erzählungen überein, der Bruch eines Versprechens markiert den Anfang vom Ende. Der Mann versprach seiner Frau, seine Geliebte mit dem von ihrem erhaltenen Geld fortzuschicken, um dann jedoch mit ihr fortzulaufen. Dieser Vertrauensbruch kränkte die Ehefrau in einem solchen Maße, dass sie bis zum Zeitpunkt ihres Todes ein ikkiryō 生き霊。Hierbei handelt es sich um eine Sonderform der yūrei 幽霊, bei der der Geist eines lebenden Menschen vom Körper eines anderen lebenden Menschen, Besitz ergreift. Nach dem Zeitpunkt des Todes wurde sie jedoch zu einem shiryō 死霊, also einer Totenseele. Die gewöhnlichen Totenseelen schweben über einen bestimmten Zeitraum hinweg losgelöst vom Körper zwischen Leben und Tod, wobei dieser Zeitraum mit Institutionalisierung des Buddhismus auf 49 Tage festgelegt worden ist (Scherer 2011: 37). Dieser Zeitraum wird auch in dieser Erzählung angegeben. Von Bedeutung ist auch die Tatsache, dass dieser Wandel der Seele, nur in der japanischen Geschichte erläutert wird. Wenn man die Aufmerksamkeit nun wieder auf das Motiv der weiblichen Hauptfigur lenkt, dann scheint es, als ob die treibende Kraft nicht die Eifersucht, sondern der Vertrauensbruch war. Hier sieht man auch wieder, dass man sich in diesen Geschichten als Frau zwar den Regeln und Erwartungen seiner Mitmenschen entsprechen, und trotzdem ein unglückliches Los ziehen. Dies ist eine weitere Gemeinsamkeit, die sich in allen drei Erzählungen finden lässt.


Quellen

  • Ueda Akinari (Stand: 2019/03/27). Aus: Wikipedia, the free encyclopedia (Wikimedia Foundation, seit 2001).
  • Scherer, Elisabeth (2011). Spuk der Frauenseele. Weibliche Geister im japanischen Film und ihre kulturhistorischen Ursprünge.Bielefeld:Transcript-Verlag.
  • Ueda, Akinari (1980).Unter dem Regenmond. Phantastische Geschichten. Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Ueda, Akinari (1990). Erzählungen beim Frühlingsregen.Frankfurt: Insel Verlag.
  • Ueda, Akinari (2007). Tales of moonlight and rain. New York: Columbia University Press.
  • Ueda, Akinari (2010). Ugetsu monogatari.Tōkyō: Kodānsha.