Wakō: Unterschied zwischen den Versionen

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Bis zum 16. Jahrhundert plünderten die ''wakō'' weiterhin häufig die Küsten Koreas und des Chinesischen Kaiserreiches. Der Begriff ''wakō'' umfasste auch bald nicht nur japanische Seefahrer, sondern alle jene, die vertraut mit dem ostasiatischen Mittelmeer waren und in dieser Zeit Schiffe angriffen und Häfen überfielen. Zu den ''wakō'' gehörten außer den Japanern auch Chinesen, Koreaner, portugiesische Rebellen, Freibeuter. Als die Basis der ''wakō'' auf Tsushima von den koreanischen Joseon Herrschern während der ''Ōei'' Invasion eingenommen wurde, reduzierten sich die Aktivitäten der japanischen Plünderer (Sajima 2009: 111).
 
Bis zum 16. Jahrhundert plünderten die ''wakō'' weiterhin häufig die Küsten Koreas und des Chinesischen Kaiserreiches. Der Begriff ''wakō'' umfasste auch bald nicht nur japanische Seefahrer, sondern alle jene, die vertraut mit dem ostasiatischen Mittelmeer waren und in dieser Zeit Schiffe angriffen und Häfen überfielen. Zu den ''wakō'' gehörten außer den Japanern auch Chinesen, Koreaner, portugiesische Rebellen, Freibeuter. Als die Basis der ''wakō'' auf Tsushima von den koreanischen Joseon Herrschern während der ''Ōei'' Invasion eingenommen wurde, reduzierten sich die Aktivitäten der japanischen Plünderer (Sajima 2009: 111).
  
Die Aktivitäten der ''wakō'' gingen im Jahre 1580 aufgrund des Bestreben der Regierung unter Toyotomi Hideyoshi den ''wakō'' Einhalt zu gebieten, zu Ende. Dieser nutzte die japanische Seemacht um seine Gewalt über die japanischen Inseln zu festigen und um seine Anti-Piraterie Erlasse in Kraft zu setzen, wodurch der internationale Handel reguliert werden sollte (Sajima 2009: 111).
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Die Herrschenden Japans wurden mit der Zeit auch immer mehr von den Piraten abhängig, etwa bei Schlachten, Handel, Schutz, etc. (Shapinsky 2010:27). Die Abhängigkeit bei Schlachten war dem Nicht-Vorhandensein einer Marine geschuldet. Die Machthabenden haben solche ''wakō'' oft als Vasallen dargestellt, was aber lediglich der Sicht der Daimyō entsprach (Shapinsky 2010:28-29).
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Das lässt sich auch an Seefahrern illustrieren, die einen Vasallenstatus hatten, aber den Piraten ähnliche Aufgaben erfüllten, wie etwa die Shirai, deren Auftrag es war, die Küsten zu sichern. Sie hatten möglicherweise die stärkste Meeresflotte zu dieser Zeit und ermöglichten den Daimyō die Kontrolle über den Handel zu haben. Die Unterstützer der Shirai sahen sie daher als Sicherheitskräfte, ihre Feinde als Piraten (Petrucci 2010:67-69).
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Als Piraten im 14.Jh. erstmals nachweisbar zum „Schutz“ (''keigo''), also für Schlachten eingesetzt wurden, gab es noch eine Begriffstrennung zwischen ''keigo'' und ''kaizoku'' (das gebräuchlichere Wort für Piraten in Japan) getrennt nach Legalität. Diese Distinktion verschwand jedoch im Laufe der Zeit. Die Dienstleistungen der Piraten weiten sich dabei auch aus zu Eskort, Verwaltung und Transport. Zwischen 1540 und 1582 setzte sich die Bande der [[Noshima Murakami]] durch, die über ein ganzes Netzwerk von Inseln und Häfen über die Inlandssee herrschten (Shapinsky 2010:32).
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Ein Schlüssel zum Erfolg schien auch in der Errichtung von Zollbarrieren auf See gelegen zu haben. Der Ursprung dieser wird von manchen Forschern in früheren Verbindungen zu Tempeln und Schreinen gesehen, wobei der Zoll als Opfer für die Götter eingetrieben wurde und dafür göttlicher Schutz geboten wurde. Piraten wurden eventuell bis zum frühen 14.Jh. in dieser Vermittlerrolle gesehen, ab dann wurde dieses Vorgehen stark verurteilt (Shapinsky 2010:34-35).
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Neben diesen geschickten Schachzügen der Piraten zur Erlangung von Macht, war es vor allem die Zeit der kämpfenden Domänen, die Möglichkeiten bat, durch Handel, Schmuggel sowie dem direkten Dienst an die Daimyō, in Macht und Bedeutung aufzusteigen (Petrucci 2010:59). Verbunden mit der Tatsache, dass die Handelsverbote in China nur lasch umgesetzt wurden, herrschten geradezu ideale Bedingungen um vom illegalen Handel zu profitieren (Petrucci 2010:60-62).
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In der zweiten Hälfte des 16.Jh. ging die chinesische Regierung allmählich gegen die ''wakō'' vor, welche zur selben Zeit in den Philippinen erschienen, vermutlich um den chinesischen Maßnahmen auszuweichen. Durch die häufige Piraterie-Verwicklung japanischer Tributmissionen, lehnte der chinesische Kaiser 1544 eine japanische Tributmission als inoffiziell ab (Igawa 2010:78). Diese Tributmission traf [[Wang Zhi]] und markierte damit gewissermaßen den Anfang einer extensiven, illegalen Handelsbeziehungen zwischen China und Japan. Auch die Portugiesen unterstützten vermutlich die Piraten und so konnte dem Aufschwung der Piraterie um die 1550er trotz der Maßnahmen Chinas erst 1559 mit der Exekution Wang Zhis ein kleiner Dämpfer versetzt werden (Igawa 2010:79).
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Es lässt sich dadurch auch sehr gut Internationalität der ''wakō' veranschaulichen - was 1574 sogar im Überfall auf Manila durch den Piraten Lin Feng gemeinsam mit 400 Japanern gipfelt (Igawa 2010:80).
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Die Aktivitäten der ''wakō'' gingen ab dem Jahre 1580 aufgrund des Bestreben der Regierung unter Toyotomi Hideyoshi den ''wakō'' Einhalt zu gebieten, zu Ende. Dieser nutzte die japanische Seemacht um seine Gewalt über die japanischen Inseln zu festigen und um seine Anti-Piraterie Erlasse in Kraft zu setzen, wodurch der internationale Handel reguliert werden sollte (Sajima 2009: 111).
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Einige Banden wie die Noshima Murakami oder Tagaya konnten aber durch die zuvor bestehende Akzeptanz zu Samurai und Daimyō werden und ihre Macht in anderer Form behalten (Shapinsky 2010:41).
  
 
==Verbindungen zu Hachiman==
 
==Verbindungen zu Hachiman==

Version vom 27. April 2016, 14:55 Uhr

Der Begriff wakō leitet sich von der Benennung waegu durch die Koreaner ab. Die Verschriftlichung dieses Ausdrucks (倭寇) wird sino-japanisch wakō gelesen.

Geschichte

Anfänge der wakō

Die wakō fanden zum ersten Mal Erwähnung im frühen 5. Jahrhundert in einer Inschrift des koreanischen Königreiches Goguryeo, aber wurden erst später durch ihre seeräuberischen Taten bekannt (Sajima 2009: 111).

1223 ist der erste Überfall auf Korea von einer Gruppe Japaner, die waegu genannt wurden, schriftlich festgehalten. Umstände die einen Anfang um diese Zeit günstig machten sind Hungersnöte. Auch das Wissen um die Seefahrt und Korea selbst stiegen erst wieder zu dieser Zeit, nachdem dies durch den Abbruch der Tributmissionen 894 verloren gegangen war. Zudem war Korea damals durch die Mongolenangriffe geschwächt (Hazard 1967:260).

Auch der Jōkyū-Krieg 1221 resultierte in einer Ansammlung verschiedenster, oft gewaltbereiter Gruppen in Kyūshū - so fand der erste Überfall nur zwei Jahre nach dem Krieg statt. Der zweite Überfall involvierte anscheinend nur wenige und geschah erst 1225. 1226 sind zwei Überfälle bekannt, deren Details durch den Brief koreanischem Beamten auch bis zur Hauptstadt vordrangen. Die Erwähnung einer „Matsuura Bande“ impliziert die Involvierung lokaler Herrscherfamilien (Hazard 1967:261-263).

Es folgten weitere Hungersnöte und darauf folgende Überfälle, die zwar abgewehrt wurden, Korea aber zur Beschwerde anregte und die Exekution der Beteiligten sowie eine offizielle Entschuldigung - jedoch ohne Rücksprache des Dazaifus - bewirkte (Hazard 1967:264-267). Ein Angriff 1232 involvierte Männern, die mit einem Shintō Schrein bei Karatsu sowie der Kusano Familie in Verbindung standen und sich durch ihren hohen Status keine negativen Konsequenzen erwarteten. Da Korea zu der Zeit mit Abwehr der Mongolen beschäftigt war, war die Gegenwehr nur gering (Hazard 1967:269-270).

Erneute Angriffe wurden wahrscheinlich um 1251 gestartet, da Korea trotz seiner schlechten Lage wegen der Mongolenangriffe die Verteidigung gegen Überfälle aus Japan ausbauten. Größere Hungersnöte um 1257 legen weiter Überfälle nahe, eine größere Konzentration von koreanischer Seite konnte jedoch erst nach ihrer Kapitulation 1259 erfolgen (Hazard 1967:272-273). 1263 gelang es den wakō koreanische Schiffe mit Steuersammlungen, großteils in Reis, erfolgreich zu überfallen (Hazard 1967:274-275). Doch schon zwei Jahre danach fand der vorerst letzte Angriff statt. Die Aktivität begann erst wieder 1350 erneut und zwar in hohem Organisationsgrad (Hazard 1967:276-277).

Spätere Geschichte

Bis zum 16. Jahrhundert plünderten die wakō weiterhin häufig die Küsten Koreas und des Chinesischen Kaiserreiches. Der Begriff wakō umfasste auch bald nicht nur japanische Seefahrer, sondern alle jene, die vertraut mit dem ostasiatischen Mittelmeer waren und in dieser Zeit Schiffe angriffen und Häfen überfielen. Zu den wakō gehörten außer den Japanern auch Chinesen, Koreaner, portugiesische Rebellen, Freibeuter. Als die Basis der wakō auf Tsushima von den koreanischen Joseon Herrschern während der Ōei Invasion eingenommen wurde, reduzierten sich die Aktivitäten der japanischen Plünderer (Sajima 2009: 111).

Die Herrschenden Japans wurden mit der Zeit auch immer mehr von den Piraten abhängig, etwa bei Schlachten, Handel, Schutz, etc. (Shapinsky 2010:27). Die Abhängigkeit bei Schlachten war dem Nicht-Vorhandensein einer Marine geschuldet. Die Machthabenden haben solche wakō oft als Vasallen dargestellt, was aber lediglich der Sicht der Daimyō entsprach (Shapinsky 2010:28-29).

Das lässt sich auch an Seefahrern illustrieren, die einen Vasallenstatus hatten, aber den Piraten ähnliche Aufgaben erfüllten, wie etwa die Shirai, deren Auftrag es war, die Küsten zu sichern. Sie hatten möglicherweise die stärkste Meeresflotte zu dieser Zeit und ermöglichten den Daimyō die Kontrolle über den Handel zu haben. Die Unterstützer der Shirai sahen sie daher als Sicherheitskräfte, ihre Feinde als Piraten (Petrucci 2010:67-69).

Als Piraten im 14.Jh. erstmals nachweisbar zum „Schutz“ (keigo), also für Schlachten eingesetzt wurden, gab es noch eine Begriffstrennung zwischen keigo und kaizoku (das gebräuchlichere Wort für Piraten in Japan) getrennt nach Legalität. Diese Distinktion verschwand jedoch im Laufe der Zeit. Die Dienstleistungen der Piraten weiten sich dabei auch aus zu Eskort, Verwaltung und Transport. Zwischen 1540 und 1582 setzte sich die Bande der Noshima Murakami durch, die über ein ganzes Netzwerk von Inseln und Häfen über die Inlandssee herrschten (Shapinsky 2010:32).

Ein Schlüssel zum Erfolg schien auch in der Errichtung von Zollbarrieren auf See gelegen zu haben. Der Ursprung dieser wird von manchen Forschern in früheren Verbindungen zu Tempeln und Schreinen gesehen, wobei der Zoll als Opfer für die Götter eingetrieben wurde und dafür göttlicher Schutz geboten wurde. Piraten wurden eventuell bis zum frühen 14.Jh. in dieser Vermittlerrolle gesehen, ab dann wurde dieses Vorgehen stark verurteilt (Shapinsky 2010:34-35).

Neben diesen geschickten Schachzügen der Piraten zur Erlangung von Macht, war es vor allem die Zeit der kämpfenden Domänen, die Möglichkeiten bat, durch Handel, Schmuggel sowie dem direkten Dienst an die Daimyō, in Macht und Bedeutung aufzusteigen (Petrucci 2010:59). Verbunden mit der Tatsache, dass die Handelsverbote in China nur lasch umgesetzt wurden, herrschten geradezu ideale Bedingungen um vom illegalen Handel zu profitieren (Petrucci 2010:60-62).

In der zweiten Hälfte des 16.Jh. ging die chinesische Regierung allmählich gegen die wakō vor, welche zur selben Zeit in den Philippinen erschienen, vermutlich um den chinesischen Maßnahmen auszuweichen. Durch die häufige Piraterie-Verwicklung japanischer Tributmissionen, lehnte der chinesische Kaiser 1544 eine japanische Tributmission als inoffiziell ab (Igawa 2010:78). Diese Tributmission traf Wang Zhi und markierte damit gewissermaßen den Anfang einer extensiven, illegalen Handelsbeziehungen zwischen China und Japan. Auch die Portugiesen unterstützten vermutlich die Piraten und so konnte dem Aufschwung der Piraterie um die 1550er trotz der Maßnahmen Chinas erst 1559 mit der Exekution Wang Zhis ein kleiner Dämpfer versetzt werden (Igawa 2010:79). Es lässt sich dadurch auch sehr gut Internationalität der wakō' veranschaulichen - was 1574 sogar im Überfall auf Manila durch den Piraten Lin Feng gemeinsam mit 400 Japanern gipfelt (Igawa 2010:80).

Die Aktivitäten der wakō gingen ab dem Jahre 1580 aufgrund des Bestreben der Regierung unter Toyotomi Hideyoshi den wakō Einhalt zu gebieten, zu Ende. Dieser nutzte die japanische Seemacht um seine Gewalt über die japanischen Inseln zu festigen und um seine Anti-Piraterie Erlasse in Kraft zu setzen, wodurch der internationale Handel reguliert werden sollte (Sajima 2009: 111). Einige Banden wie die Noshima Murakami oder Tagaya konnten aber durch die zuvor bestehende Akzeptanz zu Samurai und Daimyō werden und ihre Macht in anderer Form behalten (Shapinsky 2010:41).

Verbindungen zu Hachiman

Hachiman 八幡 spielte offenbar auch für die wakō eine Rolle als Identifikationsfigur.

Nichimin Flagge.jpg

Eine Verbindung zu Hachiman kann anhand der Beziehung der wakō zur Shō-Dynastie in Okinawa festgestellt werden. Einer der Herrscher Shō-Hashi soll eine Flagge mit tomoe geflogen haben.

Shohashi had a signal flag consisting of a crest in the shape of three heraldic designs of a counterclockwise eddy flown on all seaward bound tribute ships.[...]

In addition, Shotoku, who became the last of the early Sho dynasty rulers, built Naha Hachimandaibosatu to commemorate bringing Kikai Is under control. Plus, when he ascended to the throne as the Ryukyu King he named himself Hachiman's Aji.

The ships the wakō sailed were known as Hachiman ships in China and their ships' flag-mark was the Hachiman signal. This is indicative of their connection with the Ryukyu Kingdom.

Kameshima Yasushi, Mystery & Romance of Ryukyu History (Stand: 2012/10/28)


Auch ein alternativer chinesischer Name für die wakō legt diese Verbindung nahe - dieser Name bahan scheint durch die Präsenz der Symbole Hachimans auf den Flaggen der wakō entstanden zu sein.

Für japanische Piraten wurde oft der Begriff bahan (oder bafan) gebraucht. Das Wort wird als bafan (Hachiman) oder pofan ("Lumpensegel") geschrieben.
Wōkòu (Stand: 2012/10/28). Aus: Wikipedia(de)
[...]man gab ihnen [den wakō] sogar einen eigenen Namen: Bahan (Kriegsgötter – chinesische Lesung des Piratenbanners mit dem Namen des jap. Gottes Hachiman )[...]

Das Banner der wakō war eine Fahne mit dem Schriftzug des Japanischen Kriegsgottes Hachiman oder ein Wappen, welches einen Strudel aus drei Wellen symbolisierte - das Tomoe mon.


Siehe auch tomoe

Quellen

  • Benjamin H. Hazard 1967
    „The formative years of the wakō, 1223-63.“ Monumenta Nipponica 22/3-4 (1967), S. 260-277. (Exzerpt.)
  • Naoko Sajima, Kyochi Tachikawa 2009
    Japanese sea power: A maritime nation’s struggle for identity. Canberra: Sea Power Centre 2009.

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Hachiman-no-pedia verfasst.