Susanoos Verbannung: Unterschied zwischen den Versionen

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==Buße und Verbannung ==
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{{Erzählung
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|schlagworte=''[[Kojiki]]'' 古事記, ''[[Nihon shoki]]'' 日本書紀,  [[Susanoo]], ''[[Kogo shūi]]'' 古語拾遺, [[Ame no Koyane]]
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|protagonisten=[[Susanoo]] 須佐之男, [[Ame no Koyane]] 天兒屋
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|kontext= [[Kogo shūi]]
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Dieser Artikel analisiert eine Episode des mythologischen Gottes Susanoo 須佐之男. Für einen Überblick dieser Mythen siehe: [[Susanoo no Mikoto]] 建速須佐之男.
  
Nach seinen [[Untaten des Susanoo|Untaten]] wird [[Susanoo no Mikoto]] von den Göttern eine Buße auferlegt, nach deren Absolvierung er verbannt wird.
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Nach seinen [[Untaten des Susanoo|Untaten]] wird Susanoo von den Göttern eine Buße auferlegt, nach deren Absolvierung er verbannt wird.
  
=== Mythologische Varianten ===
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== Mythologische Varianten ==
 
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| Kojiki <ref name=verbannung_kojiki />
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| ''[[Kojiki]]''<ref>Kojiki Buch 1, dt. Übersetzung Florenz 1919, S. 41. Englishe Übersetzung (Philippi 1968, Onlineversion JHTI):
|| 於是八百萬神共議而。於速須佐之男命。千位置戸。亦切鬚。及手足爪令拔而。神夜良比夜良比岐。|| Hierauf beratschlagten die achthundert Myriaden Götter miteinander und erlegten dem Haya-Susa-no-Wo no Mikoto eine Buße von tausend Tischen [mit Opfergaben] auf, und schnitten ihm auch den Bart ab und ließen ihm sogar die Nägel an seinen Händen und Füßen ausreißen und verbannten ihn mit göttlicher Verbannung.
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{{Zitat|quelle=|text=
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At this time the eighthundred myriad deities deliberated together, imposed upon PAYASUSANOWONO-MIKOTO a fine of a thousand tables of restitutive gifts, and also, cutting off his beard and the nails of his hands and feet, had him exorcised and expelled him with a divine expulsion.
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|| 於是八百萬神共議而。於速須佐之男命。千位置戸。亦切鬚。及手足爪令拔而。神夜良比夜良比岐。|| Hierauf beratschlagten die achthundert Myriaden Götter miteinander und erlegten dem [[Susanoo|Haya-Susa-no-Wo no Mikoto]] eine Buße von tausend Tischen [mit Opfergaben] auf, und schnitten ihm auch den Bart ab und ließen ihm sogar die Nägel an seinen Händen und Füßen ausreißen und verbannten ihn mit göttlicher Verbannung.
 
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| Nihon Shoki <ref name=verbannung_nihongi_main />|| 然後諸神。歸罪過於素戔鳴尊。而科之以千座置戸。遂促徴矣。至使拔髮。以贖其罪。
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| ''[[Nihon shoki]]''<ref>Nihon Shoki Buch 1 (Hauptvariante), dt. Übersetzung Florenz 1919, S. 156. Englische Übersetzung (Aston 1896, Onlineversion JHTI):
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{{Zitat|quelle=|text=
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After this all the Gods put the blame on Sosa no wo no Mikoto, and imposed on him a fine of one thousand tables, and so at length chastised him. They also had his hair plucked out, and made him therewith expiate his guilt.
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Another version is:-They made him expiate it by plucking out the nails of his hands and feet.
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When this was done, they at last banished him downwards.}}
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|| 然後諸神。歸罪過於素戔鳴尊。而科之以千座置戸。遂促徴矣。至使拔髮。以贖其罪。
  
 
亦曰。拔其手足之爪贖之。
 
亦曰。拔其手足之爪贖之。
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| Nihon Shoki V1<ref name=verbannung_nihongi_1 /> || 巳而科罪於素戔鳴尊。而責其秡具。是以有手端吉棄物。足端凶棄物。亦以唾爲白和幣。以洟爲青和幣。用此解除。竟遂以神逐之理。逐之。 || Hiernach wurde Susa no Wo no Mikoto für schuldig erklärt und es wurden von ihm Bußgegenstände gefordert, und zwar [nahmen sie] die Enden seiner Hände als gute wegzuwerfende Dinge und die Enden seiner Füße als schlechte wegzuwerfende Dinge; seinen Speichel wiederum nahmen sie als weiße weiche Opfergabe, und seinen Nasenfluß nahmen sie als grüne weiche Opfergabe, und damit war die Reinigung zu Ende geführt. Zuletzt verbannten sie ihn gemäß dem Gesetze der göttlichen Verbannung.
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| ''Nihon shoki'' V1<ref>Nihon Shoki Buch 1 (Nebenvariante 2), dt. Übersetzung Florenz 1919, S. 160. Englische Übersetzung (Aston 1896 Onlineversion JHTI):
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{{Zitat|quelle=|text=
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After this Sosa no wo no Mikoto was convicted, and fined the articles required for the ceremony of purification. Hereupon these were the things abhorrent of luck of then tips of his fingers, and the things abhorrent of calamity on the tips of his toes.1 Again, of his spittle he made white soft offerings, and of his nose-mucus he made blue soft offerings, with which the purification service was performed. Finally he was banished according to the law of Divine banishment.
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|| 巳而科罪於素戔鳴尊。而責其秡具。是以有手端吉棄物。足端凶棄物。亦以唾爲白和幣。以洟爲青和幣。用此解除。竟遂以神逐之理。逐之。 || Hiernach wurde Susa no Wo no Mikoto für schuldig erklärt und es wurden von ihm Bußgegenstände gefordert, und zwar [nahmen sie] die Enden seiner Hände als gute wegzuwerfende Dinge und die Enden seiner Füße als schlechte wegzuwerfende Dinge; seinen Speichel wiederum nahmen sie als weiße weiche Opfergabe, und seinen Nasenfluß nahmen sie als grüne weiche Opfergabe, und damit war die Reinigung zu Ende geführt. Zuletzt verbannten sie ihn gemäß dem Gesetze der göttlichen Verbannung.
  
 
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| Nihon Shoki V2<ref name=verbannung_nihongi_2 /> || 即科素戔鳴尊。千座置戸之解除。 以手爪。爲吉爪棄物。以足爪。爲凶爪棄物。乃使天兒屋命。掌其解除之太諄辭。而宣之焉。世人愼收己爪者。此其縁也。
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| ''Nihon shoki'' V2<ref>Nihon Shoki Buch 1 (Nebenvariante 2), dt. Übersetzung Florenz 1919, S. 162. Englische Übersetzung (Aston 1896 Onlineversion JHTI):
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{{Zitat|quelle=|text=
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[...] and imposed on Sosa no wo no Mikoto a fine of a thousand tables of (articles of) purification. Of the nails of his hands they made things abhorrent of luck, and of the nails of his feet they made things abhorrent of calamity. Then they caused Ama no Koyane no Mikoto to take charge of his Great Purification Liturgy, and made him recite it. This is the reason why the people of the world are careful in the disposal of their own nails.
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After this, all the Gods upbraided Sosa no wo no Mikoto, saying:-- „Thy conduct has been in the highest degree improper. Thou must, therefore, not dwell in Heaven. Nor must thou dwell in the Central Reed-plain Land. Thou must go speedily to the Bottom Nether Land.“ So together they drove him away downwards.
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|| 即科素戔鳴尊。千座置戸之解除。 以手爪。爲吉爪棄物。以足爪。爲凶爪棄物。乃使天兒屋命。掌其解除之太諄辭。而宣之焉。世人愼收己爪者。此其縁也。
  
 
既而諸神。嘖素戔鳴尊曰。汝所行甚無頼。故不可住於天上。亦不可居於葦原中國。宜急適於底根之國。乃共逐降去。
 
既而諸神。嘖素戔鳴尊曰。汝所行甚無頼。故不可住於天上。亦不可居於葦原中國。宜急適於底根之國。乃共逐降去。
 
  || [...] und legten dem Susa no Wo no Mikoto alsdann eine Buße von tausend Tischen auf. Die Nägel seiner Hände machten sie zu guten wegzuwerfenden Dingen, und die Nägel seiner Füße machten sie zu schlechten wegzuwerfenden Dingen. Dann ließen sie [[Ame no Koyane|Ama no Koyane]] no Mikoto die prächtigen Ritualworte mit Bezug auf jenes Reinigung handhaben und ließen ihn dieselben rezitieren. Dieses ist der Grund, warum die Leute der WeIt ihre eigenen Nägel sorgfältig aufbewahren.
 
  || [...] und legten dem Susa no Wo no Mikoto alsdann eine Buße von tausend Tischen auf. Die Nägel seiner Hände machten sie zu guten wegzuwerfenden Dingen, und die Nägel seiner Füße machten sie zu schlechten wegzuwerfenden Dingen. Dann ließen sie [[Ame no Koyane|Ama no Koyane]] no Mikoto die prächtigen Ritualworte mit Bezug auf jenes Reinigung handhaben und ließen ihn dieselben rezitieren. Dieses ist der Grund, warum die Leute der WeIt ihre eigenen Nägel sorgfältig aufbewahren.
  
Hierauf machten alle Götter dem Susa no Wo no Mikoto Vorwürfe und sprachen: "Dein Betragen ist im höchsten Grade frech gewesen. Deshalb darfst du nicht im Himmel wohnen, Auch darfst du nicht im Mittellande des Schilfgefildes wohnen. Mache schleunigst, daß du nach dem Grund- Unterlande fortkommst!" Damit trieben sie miteinander ihn nach unten fort.
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Hierauf machten alle Götter dem Susa no Wo no Mikoto Vorwürfe und sprachen: „Dein Betragen ist im höchsten Grade frech gewesen. Deshalb darfst du nicht im Himmel wohnen, Auch darfst du nicht im Mittellande des Schilfgefildes wohnen. Mache schleunigst, daß du nach dem Grund- Unterlande fortkommst!Damit trieben sie miteinander ihn nach unten fort.
 
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| Kogo Shūi <ref name=verbannung_kogo /> || 仍、歸罪過於素戔鳴神、而科之以千座置、令拔首髮及手足爪以贖之。  
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| ''[[Kogo shūi]]''<ref >Kogo shūi, dt. Übersetzung Florenz 1919, S. 424, Englische Übersetzung (Kato und Hoshino 1926 Onlineversion JHTI):
 
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As a punishment for bringing about this catastrophe the Gods inflicted on Susano-O-no-Kami a heavy expiatory fine - the hair of his head, and his finger and toe nails being also cut off for his offence; and thus satisfied, they banished that evil God Susano-O from Heaven.
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|| 仍、歸罪過於素戔鳴神、而科之以千座置、令拔首髮及手足爪以贖之。  
 
仍、解除其罪、逐降焉。
 
仍、解除其罪、逐降焉。
 
|| Hierauf schoben [alle Götter] die Schuld auf den Gott Susa no Wo und erlegten ihm eine Buße von tausend Tischen [Opfergaben] auf. Sie ließen ihm die Kopfhaare  und die Nägel der Hände und Füße ausreißen und dadurch für seine Schuld Genugtuung geben. Also ließen sie ihn für seine Vergehen die Reinigung vollziehen und trieben ihn nach unten fort.
 
|| Hierauf schoben [alle Götter] die Schuld auf den Gott Susa no Wo und erlegten ihm eine Buße von tausend Tischen [Opfergaben] auf. Sie ließen ihm die Kopfhaare  und die Nägel der Hände und Füße ausreißen und dadurch für seine Schuld Genugtuung geben. Also ließen sie ihn für seine Vergehen die Reinigung vollziehen und trieben ihn nach unten fort.
 
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==== Unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen ====
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===Variante des ''Sendai kuji hongi''===
Die Versionen dieser Episode in den ''[[Kiki]]'' und dem ''[[Kogo shūi]]'' sind bis auf wenige Details sehr ähnlich. In der ersten Nebenvariante des ''[[Nihon Shoki]]'' werden [[Susanoo no Mikoto|Susanoos]] Speichel und Nasenfluss, aus denen weiße bzw. grüne, weiche Opfergaben gemacht werden, erwähnt. Diese weißen und grünen, weichen Opfergaben scheinen fadenförmig zu sein und werden in ähnlicher Form, allerdings nicht aus [[Susanoo no Mikoto|Susanoos]] Speichel und Nasenfluss geschaffen, in der Episode erwähnt, in der [[Amaterasu]] aus der Felsenhöhle gelockt werden soll, erwähnt.
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{{Zitat|quelle=Bentley 2006, S. 152–153|text=
 
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The myriad of deities counseled among themselves, and levied a punishment for defilement of one thousand tables upon [[Susanoo]]. The deities pulled out his beard, and purged his crimes by pulling out his findernails. His fingernails were used as purgation of good things, and his toenails were used as purgation of evil things. His saliva was used as a mulberry-cloth offering, and his nasal mucus was used as hemp-cloth offering.
Einen weiteren Unterschied stellt die Erwähnung [[Ame no Koyane|Ama no Koyanes]], der Ahnengottheit der [[Nakatomi]]-Familie, in der zweiten Nebenvariante des ''[[Nihon Shoki]]'' dar.
 
 
 
 
 
=== Interpretationen ===
 
==== Die „tausend Tische“ ====
 
Die „tausend Tische“ (''chikura okito'' 千位置戸) sind als materielle Wiedergutmachung des Schadens zu sehen.
 
Bis zur Taika-Reform stand Geschädigten „Bußgegenstände“ zu, die ihnen von den Schädigenden gefordert wurde. Die Höhe der materiellen Entschädigung richtete sich nach Schwere des Vergehens und nach dem Vermögen des Schuldigen.
 
Laut Florenz handelt es sich in diesem Fall um „''harahe-tsu-mono'' ‚Reinigungs-Sachen‘“, die in einen Fluss geworfen und von den Göttern und von dort in die Unterwelt, von wo alles Böse stammen soll, weg gebracht werden (Florenz 1919: S. 41). Nelly Naumann zweifelt die Funktion als Reinigung in diesem Fall jedoch an und geht davon aus, dass es sich bei den „tausend Tischen“ eben um Wiedergutmachung an die Geschädigten handelt, die in diesem Fall Götter sind <ref>Naumann 1996: S. 88-89</ref>.
 
 
 
==== Ausreißen der Haare und Nägel ====
 
Hierbei dürfte es sich wohl um eine körperliche Strafe handeln. Im Haar wird der Sitz des Lebens, der Seele der Kraft vermutet. Nägel und Haar vertreten als Teil den ganzen Körper und werden in Heil- und Schadenszaubern verwendet. Das Abschneiden der Haare stellt also möglicherweise den Entzug von Susanoos Kraft dar.
 
Daneben gibt es die Vorstellung, dass das Haar etwas Dämonisches, Gefährliches ist und das Entfernen der Haare ein Akt der Reinigung sein kann.
 
 
 
Das Wegwerfen der Nägel als „gute“ bzw. „schlechte“ wegzuwerfende Dinge ist Teil von Reinigungszaubern oder Austreibungsritualen. Dem Gott Susanoo wird das Böse ausgetrieben <ref>Naumann 1996: S. 89-91</ref>.
 
 
 
==== Speichel und Nasenfluss ====
 
Nur in der ersten Nebenvariante des ''[[Nihon Shoki]]'' gibt es einen Hinweis auf „die weiße weiche Opfergabe“ und „die grüne weiche Opfergabe“, Susanoos Speichel und Nasenfluss. Das Zeichen 洟, das zur Schreibung des Worten „Nasenfluss“ gebraucht wird, kann auch als „Träne“ übersetzt werden.  Naumann stellt einen Bezug zum weinenden Susanoo her, dessen Tränen sich als „Wasser des Todes“ erwiesen, die den Tod der Natur mit sich brachten. Nun wird der tödliche Aspekt seiner Tränen durch das Austreiben des Bösen in einen lebensbringenden gewandelt und somit der Kreislauf von Tod und Leben, das wieder auf den Tod folgen muss, fortgesetzt <ref>Naumann 1996: S92-93</ref>.
 
 
 
== Kampf mit [[Yamata no Orochi]] ==
 
Nach seiner Verbannung kommt [[Susanoo]] ins Mittelland und kämpft mit der Schlange [[Yamata no Orochi]].
 
 
 
=== Mythologische Varianten ===
 
 
 
{| class="wikitable"
 
|-
 
| Kojiki <ref name = schlange_kojiki />
 
|| 故所避追而。降出雲國之肥【上】河上在鳥髮地。此時箸從其河流下。於是須佐之男命。以爲人有其河上而。尋覓上徃者。老夫與老女二人在而。童女置中而泣。爾問賜之汝等者誰。故其老夫荅言僕者國神。大山【上】津見神之子焉。僕名謂足【上】名椎。妻名謂手【上】名椎。女名謂櫛名田比賣。
 
 
 
亦問汝哭由者何。荅白言我之女者自本在八稚女。是高志之八俣遠呂智。【此三字以音】毎年來喫。今其可來時故泣。爾問其形如何。荅白彼目如赤加賀智而。身一有八頭八尾。亦其身生蘿及檜。其長度谿八谷峽八尾而。見其腹者。悉常血爛也。
 
 
 
爾速須佐之男命詔其老夫。是汝之女者。奉於吾哉。荅白恐亦不覺御名。爾荅詔吾者天照大御神之伊呂勢者也。【自伊下三字以音】故今自天降坐也。
 
 
 
爾足名椎手名椎神。白然坐者恐。立奉。爾速須佐之男命。乃於湯津爪櫛取成其童女而。刺御美豆良。告其足名椎手名椎神。汝等。釀八鹽折之酒。亦作廻垣。於其垣作八門。毎門結八佐受岐。【此三字以音】毎其佐受岐。置酒船而。毎船盛其八鹽折酒而待。
 
 
 
故隨告而。如此設備待之時。其八俣遠呂智。信如言來。乃毎船埀入己頭。飮其酒。於是飲酔。死由伏寝。爾速須佐之男命。拔其所御佩之十拳劔。切散其蛇者。肥河變血而流。故切其中尾時。御刀之刄毀。爾思怪。以御刀之前。刺割而見者。在都牟羽之大刀。故取此大刀。思異物而。白上於天照大御神也。是者草那藝之大刀也。【那藝二字以音】
 
 
 
|| Nachdem er nun verbannt worden war, stieg er zu dem Orte Tori-kami am Oberlaufe des Flusses Hi in der Provinz Idzumo hinab. Zu dieser Zeit kamen Eßstäbchen den Fluß hinabgeschwommen. Demnach vermutete Susano Wo no Mikoto, daß es am Oberlauf Leute geben müsse, und begab sich weiter hinauf auf die Suche. Da fand er zwei Leute, einen alten Mann und eine alte Frau, die zwischen sich in der Mitte ein junges Mädchen hatten und weinten. Als er sie nun gnädigst fragte: "Wer seid ihr?", antwortete der alte Mann und sagte: "Ich bin eine irdische Gottheit, ein Sohn des Gottes [[Ohoyama-tsumi|Ohoyama-tsu-mi]]. Ich heiße mit Namen Ashi-nadzu-chi, meine Frau heißt mit Namen Te-nadzu-chi, und die Tochter heißt mit Namen [[Kushinada hime|Kushi-nada-hime]]".
 
 
 
Wiederum fragte Er: "Warum weint ihr?", und jener antwortete und sprach: "Ich habe ursprünglich acht junge Mädchen zu Töchtern gehabt. Aber die achtgablige Riesenschlange von Koshi ist jedes Jahr gekommen und hat
 
[eine derselben] verschlungen, und es ist jetzt die Zeit, wo sie wieder kommen wird. Deshalb weinen wir." Da fragte Er ihn, wie ihre Gestalt beschaffen sei, und jener antwortete und sprach: "Ihre Augen sind wie Blasenkirschen und an ihrem einen Leibe hat sie acht Köpfe und acht Schwänze. Außerdem wachsen auf ihrem Körper Moos und auch Zypressen und Kryptomerien. Ihre Länge reicht über acht Täler und acht Hügel, und wenn man ihren Bauch betrachtet, so ist er überall beständig blutig (und) entzündet."
 
 
 
Darauf sagte Haya-Susa-no-Wo no Mikoto zu dem alten Mann: "Wenn diese hier deine Tochter ist, willst du mir sie geben?" Jener antwortete und sprach: "Ich bin dir zwar in Ehrfurcht ergeben, aber ich kenne deinen erlauchten
 
Namen nicht." Er antwortete und sprach: "Ich bin der liebe ältere Bruder von Ama-terasu Oho-mi-kami. Ich bin nämlich jetzt vom Himmel herabgestiegen."
 
 
 
Da sagten die Gottheiten Ashi-nadzu-chi und Te-nadzu-chi: "Wenn das so ist, wollen wir sie dir in Ehrfurcht übergeben." Nun nahm und verwandelte Haya-Susa-no Wo no Mikoto das junge Mädchen sofort in einen viel-engzähnigen Kamm, steckte denselben in seinen erlauchten Haarschopf und sagte zu den Gottheiten Ashi-nadzu-chi und Te-nadzu-chi: "Brauet achtfach-gebrauten Reisbranntwein! Machet ferner einen Zaun ringsherum, und in diesem Zaune machet acht Tore, und an jedem Tore bindet acht erhöhte Gestelle zusammen und auf jedes erhöhte Gestell stellet ein
 
Reisbranntwein-Gefäß und füllet jedes Gefäß mit dem achtfach-gebrauten Reisbranntwein, und wartet!"
 
 
 
Nachdem sie nun seinem Befehle gemäß alles so bereitet hatten und warteten, kam die achtgablige Riesenschlange wirklich wie er gesagt hatte herbei, ließ sofort in jedes Gefäß einen ihrer Köpfe hineinhängen und trank
 
den Reisbranntwein. Hierauf wurde sie vom Trinken betrunken, alle [ihre Köpfe] legten sich nieder und schliefen ein. Da zog Haya-Susa-no-Wo no Mikoto das von ihm erlaucht umgegürtete zehn Handbreiten lange Schwert
 
heraus und zerhieb die Riesenschlange in Stücke, so daß der Hi-Fluß in Blut verwandelt dahinfloß. Als er nun den mittleren Schwanz zerhieb, bekam die Schneide seines erlauchten Schwertes eine Scharte. Da ihm dies nun seltsam
 
vorkam, und er mit der Spitze seines erlauchten Schwertes hineinstieß und [den Schwanz] auseinander spaltete und nachsah, war ein scharfschneidiges großes Schwert darin. Daher nahm er dieses große Schwert, und da er es
 
für ein seltsames Ding hielt, erstattete er der Ama-terasu Oho-mi-kami achtungsvoll Bericht darüber. Dieses ist das Grasmähe-Schwert.
 
|-
 
| Nihon Shoki  <ref name = schlange_nihongi_main />
 
||是時。素戔鳴尊。自天而降。到於出雲國簸之川上。時聞川上有啼哭之聲。故尋聲覓往者。有一老公與老婆。中間置一少女。撫而哭之。素戔鳴尊。問曰。汝等誰也。何爲哭之如此耶。對曰。吾是國神。號摩乳。我妻號手摩乳。此童女。是吾兒也。號奇稻田姫。所以哭者。往時吾兒有八少女。毎年爲八岐大蛇所呑。今此少童。且臨被呑。無由脱免。故以哀傷。素戔鳴尊勅曰。若然者汝當以女奉吾耶。對曰。隨勅奉矣。故素戔鳴尊。立化奇稻田姫。爲湯津爪櫛。而挿於御髻。乃使摩乳手摩乳。釀八酒。并作假。八間。各置一口槽。而盛酒以待之也。至期果有大蛇。頭尾各有八岐。眼如赤酸漿。松栢生於背上。而蔓延於八丘八谷之間。及至得酒。頭各一槽。飮醉而睡。時素戔鳴尊。乃拔所帶十握劔。寸斬其蛇。至尾劔刄少缺。故割裂其尾視之。中有一劔。此所謂草薙劔也。
 
 
 
一書曰。本名天叢雲劔。[ 蓋大蛇所居之上。常有雲氣。故以名歟。至日本武皇子。改名曰草薙劔。]素戔鳴尊曰。是神劔也。吾何敢私以安乎。乃上獻於天神也。然後行覓將婚之處。遂到出雲之清地焉。乃言曰。吾心清清之。此今呼此地曰清。於彼處建宮。
 
 
 
或云。時武素戔鳴尊。歌之曰。
 
 
 
夜句茂多菟。
 
 
 
伊都毛夜覇餓岐。
 
 
 
菟磨語昧爾。
 
 
 
夜覇餓枳菟倶盧。
 
 
 
贈廼夜覇餓岐廻。
 
 
 
乃相與遘合。而生兒大巳貴神。
 
 
 
|| Nunmehr stieg Susa no Wo no Mikoto vom Himmel herab und gelangte an den Oberlauf des Flusses Hi im Lande Idzumo. Da hörte er am Oberlaufe des Flusses eine laut weinende Stimme, und als er deshalb nach der Stimme forschend auf die Suche ging, fand er daselbst einen alten Mann und eine alte Frau. Zwischen ihnen in der Mitte befand sich ein junges Mädchen, welches sie liebkosten und beweinten. Susa no Wo no Mikoto fragte sie und sprach: "Wer seid ihr, und warum weint ihr so?" Der Alte antwortete und sprach: "Ich bin eine irdische Gottheit und heiße Ashi-nadzu-chi. Meine Frau heißt Te-nadzu-chi. Dieses junge Mädchen ist unser Rind und heißt [[Kushinada hime|Kushinada-hime]]. Der Grund, warum wir weinen, ist, daß wir früher acht Töchter hatten, von denen in jedem Jahre [eine] von einer acht-gabligen Riesenschlange verschlungen worden ist, und jetzt ist die Zeit, wo auch dieses junge Mädchen verschlungen werden wird. Es gibt keine Möglichkeit zu entfliehen, und darum sind wir voll Kummer. " Susa no Wo no Mikoto sprach: "Wenn dies so ist, willst du mir •deine Tochter geben?" Er antwortete und sprach: "Eurem Befehle gehorsam will ich sie Euch geben."
 
Daher verwandelte Susa no Wo no Mikoto die Kushi-nada-hime auf der Stelle in einen viel-engzähnigen Kamm und steckte denselben in seinen erlauchten Haarschopf. Dann ließ er Ashinadzu-chi und Te-nadzu-chi achtmal-gebrauten Sake brauen, errichtete acht erhöhte Gestelle neben einander, stellte auf jedes derselben ein mit Sake angefülltes Gefäß und wartete. Als der Zeitpunkt gekommen war, kam die Riesenschlange wirklich zum Vorschein. Sowohl Kopf als Schwanz waren achtgablig, die Augen waren rot wie Blasenkirschen, und Kiefern und Raya wuchsen auf ihrem Rücken. Wie sie daherkroch, reichte sie über acht Hügel und acht Täler. Als sie nun herangekommen war und den Sake gefunden hatte, trank sie mit jedem Kopfe aus je einem der Gefäße, wurde betrunken und schlief ein. Da zog Susa no Wo no Mikoto das von ihm umgegürtet getragene zehnspannige Schwert heraus und hieb die Schlange in kleine Stücke. Wie er zum Schwanz kam, bekam die Schneide seines Schwertes eine kleine Scharte; und als er daher den Schwanz auseinander spaltete und nachsah, kam darinnen ein Schwert zum Vorschein. Dieses ist das sogenannte Kusa-nagi no tsurugi (Gras-mähe Schwert).
 
 
 
1. - In einer Schrift heißt es: .- Der ursprüngliche Name desselben war Ama no Mura-kumo no tsurugi.
 
 
 
Vielleicht bekam es diesen Namen deshalb, weil über dem Orte, wo die Schlange sich befand, beständig Wolkendunst war. Später zur Zeit des Prinzen Yamato-takeru wurde sein Name in Kusa-nagi no tsurugi umgewandelt.
 
 
 
Susa no Wo no Mikoto sprach: "Dieses ist ein Götterschwert. Wie dürfte ich wagen, es mir selbst anzueignen?" Hierauf gab er es ehrfurchtsvoll der Himmelsgöttin.
 
 
 
Hiernach ging er auf die Suche nach einem Orte, wo er seine Vermählung vollziehen könnte, und gelangte schließlich nach Suga in Idzumo. Dann sprach er und sagte: "Mein Herz ist heiter." - Deshalb nennt man jetzt
 
diesen Ort Suga. - Dort baute er sich einen Palast.
 
a) - Anders heißt es auch: Nun verfaßte Take  Susa no Wo no Mikoto ein Gedicht, welches lautet:
 
"In Idzumo, wo viele Wolken aufsteigen,
 
 
 
Einen achtfachen Zaun,
 
 
 
Um die Gemahlin aufzunehmen,
 
 
 
Einen achtfachen Zaun mache ich.
 
 
 
Oh, über den achtfachen Zaun!"
 
 
 
Hierauf pflegten sie geschlechtlichen Verkehr mit einander, und es wurde ein Kind geboren: Oho-na-muchi no Kami.
 
|-
 
| Nihon Shoki V1 <ref name = schlange_nihongi_1 />
 
||一書曰素戔鳴尊。自天而降。到於出雲簸之川上。則見稻田宮主簀狹之八箇耳女子號稻田媛。乃於竒御戸爲起而生兒。號清之湯山主三名狹漏彦八嶋篠。一云。清之繋名坂輕彦八嶋手命。又云。清之湯山主三名狹漏彦八嶋野。此神五世孫。即大國主神。
 
 
 
||In einer Schrift heißt es: Als Susa no Wo no Mikoto vom Himmel herabgestiegen war, gelangte er an den Oberlauf des Flusses Hi in Idzumo. Da sah er Susa no Yatsumimi's, des Herrn des Inada Schreins, Tochter mit Namen Inada-hime. Hierauf pflegte er geschlechtlichen Verkehr mit ihr und zeugte einen Sohn mit Namen Suga no Yu-yama-nushi Mina-sa-moru-hiko Ya-shima-shinu . Anders heißt er auch Suga no Kake-na-zaka Karu-hiko Yashimate no Mikoto. Noch anders heißt er auch Suga no Yu-yama-nushi Mina-sa-moru-hiko Yashima-nu. Ein Nachkomme dieses Gottes in der fünften Generation war Oho-kuni-nushi no Kami.
 
|-
 
| Nihon Shoki V2 <ref name = schlange_nihongi_2 />
 
||一書曰。是時素戔鳴尊。下到於安藝國可愛之川上也。彼處有神。名曰[[Datei:Kanji F183.gif|Kanji F183.gif]]摩手摩。其妻名曰稻田宮主簀狹之八箇耳。此神。正在妊身。夫妻共憂。乃告素戔鳴尊曰。我生兒雖多。毎生輙有八岐大蛇來呑。不得一存。今吾且産。恐亦見呑。是以哀傷。素戔鳴尊。乃教之曰。汝可以衆菓。釀酒八甕。吾當爲汝殺蛇。二神隨教設酒。至産時。必彼大蛇當戸。將呑兒焉。素戔鳴尊。勅蛇曰。汝是可畏之神。敢不饗乎。乃以八甕酒。毎口沃入。其蛇飮酒而睡。素戔鳴尊。拔劔斬之。至斬尾時。劔刃少缺。割而視之。則劔在尾中。是號草薙劔。此今在尾張國吾湯市村。即熱田祝部。所掌之神是也。其斷蛇劔。號曰蛇之[[Datei:Kanji 9ea4.gif]]正。此今在石上也。是後。以稻田宮主簀狹之八箇耳生兒。眞髮觸竒稻田媛。遷置於出雲國簸川上。而長養焉。然後素戔鳴尊。以爲妃。而所生兒之六世孫。是曰大巳貴命。大巳貴。此云於褒婀娜武智。
 
 
 
||In einer Schrift heißt es: - Zu dieser Zeit stieg Susa no Wo no Mikoto hinab und gelangte an den Oberlauf des Flusses Ye im Lande Agi. An jenem Orte war ein Gott Namens Ashi-nadzu-Te-nadzu. Der Name seiner Frau war Inada no Miya-nushi Susa no Ya-tsu-mimi. Diese Gottheit war damals gerade schwanger, und Mann und Frau miteinander waren in Betrübnis. Darauf berichteten sie Susa no Wo no Mikoto und sprachen: "Obgleich der von uns gezeugten Kinder viele sind, kommt jedesmal nach der Geburt eine achtgablige Riesenschlange und verschlingt sie, und wir haben kein einziges am Leben erhalten können. Jetzt sind wir wieder im Begriff ein Kind zu bekommen und sind in Furcht, daß es auch verschlungen werde. Deshalb sind wir traurig und betrübt."
 
Hierauf belehrte sie Susa no Wo no Mikoto und sprach: "Ihr sollt allerhand Früchte nehmen und daraus acht Krüge Sake brauen, und ich will für euch die Schlange töten." Die beiden Gottheiten bereiteten seiner Unterweisung gemäß Sake. Als die Zeit der Geburt herangenaht war, kam in der Tat jene Riesenschlange vor die Tür [des Hauses] und war im Begriff das Kind zu verschlingen. Susa no Wo no Mikoto redete die Schlange an und sprach: "Du bist eine ehrfurchtgebietende Gottheit. Wie könnte ich wagen dich nicht zu bewirten?" Hierauf nahm er die acht Krüge
 
Sake und goß einen in jedes Maul [der Schlange]. Die Schlange trank den Sake und schlief ein. Susa no Wo no Mikoto zog sein Schwert heraus und zerhieb sie. Als er dazu kam den Schwanz zu zerhauen, bekam die Schneide seines Schwertes ein wenig eine Scharte, und wie er [den Schwanz] auseinander spaltete und nachsah, war mitten
 
in dem Schwanz ein Schwert. Dieses Schwert nennt man Kusa-nagi no tsurugi. Dasselbe befindet sich jetzt in dem Dorfe Ayuchi im Lande Wohari. Dieses ist nämlich die Gottheit, welcher die Hafuri von Atsuta in Ehrfurcht dienen.
 
Das Schwert, womit die Schlange zerhauen wurde, heißt Worochi no Ara-masa. Es befindet sich jetzt in Iso-no-Kami.
 
Hiernach wurde das Kind, welches von Inada no Miya-nushi Susa no Ya-tsu-mimi geboren wurde, nämlich Ma-kami-furu [[Kushinada hime|Kushi-nada-hime], nach dem Oberlauf des Flusses Hi im Lande Idzumo fortgeschafft und dort großgezogen. Darauf machte Susa no Wo no Mikoto sie zu seiner Gemahlin, und der Nachkomme in sechster Generation des von ihm mit ihr gezeugten Kindes hieß Oho-na-muchi no Mikoto.
 
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| Nihon Shoki V3 <ref name = schlange_nihongi_3 />
 
||一書曰。素戔鳴尊。欲幸竒稻田媛。而乞之。 [[Datei:Kanji F183.gif|Kanji F183.gif]] 摩乳。手摩乳。對曰。請先殺彼蛇。然後幸者宜也。彼大蛇毎頭各有石松。兩脇有山。甚可畏矣。將何以殺之。素戔鳴尊。 乃計釀毒酒。以飮之。蛇醉而睡。素戔鳴尊。乃以蛇韓鋤之劔。斬頭斬腹。其斬尾之時。劔刄少缺。故裂尾而看。即別有一劔焉。名爲草薙劔。此劔昔在素戔鳴尊許。今在於尾張國也。其素戔鳴尊斷蛇之劔。今在吉備神部許也。其斬大蛇之地。則出雲簸之川上山是也。
 
|| In einer Schrift heißt es: Susa no Wo no Mikoto wünschte [[Kushinada hime|Kushi-nada-hime]] zum Weibe zu haben und bat um sie. Ashi-nadzuchi und Te-nadzu-chi antworteten und sprachen: "Wir bitten dich zuerst jene Schlange zu töten, und dann wird es gut sein, wenn du sie zur Frau nimmst. Jene große Schlange hat auf jedem Kopfe Fels-Kiefern, und an beiden Seiten [des Leibes] hat sie einen Berg. Sie ist überaus fürchterlich. Wie willst du es anfangen sie zu töten?"
 
Susa no Wo no Mikoto überlegte hierauf, braute giftigen Sake und gab ihn [der Schlange] zu trinken. Die Schlange wurde betrunken und schlief ein. Susa no Wo no Mikoto nahm hierauf sein Schwert Worochi no Kara-sahi, hieb ihr den Kopf ab und zerhieb ihren Leib. Als er ihren Schwanz zerhieb, bekam die Schneide seines Schwertes ein wenig eine Lücke, weshalb er den Schwanz auseinander spaltete und nachsah. Da war da ein anderes wunderbares Schwert, welches er Kusa-nagi no tsurugi nannte. Dieses Schwert befand sich früher bei Susa no Wo no Mikoto. Jetzt befindet es sich im Lande Wohari. Das Schwert, womit Susa no Wo no Mikoto die Schlange zerhieb, befindet sich jetzt bei den Kamu-tomo von Kibi. Der Ort, wo die Schlange getötet wurde, ist der Berg am Oberlauf des Flusses Hi in Idzumo.
 
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| Nihon Shoki V4 <ref name = schlange_nihongi_4 />
 
||是時。素戔鳴尊。帥其子五十猛神。降到於新羅國。居曾尸茂梨之處。乃興言曰。此地吾不欲居。遂以埴土作舟。乘之東渡。到出雲國簸川上所在鳥上之峯。時彼處有呑人大蛇。素戔鳴尊。乃以天蝿斫之劔。斬彼大蛇。時斬蛇尾而刃缺。即擘而視之。尾中有一神劔。素戔鳴尊曰。此不可以吾私用也。乃遺五世孫。天之葺根神。上奉於天。此今所謂草薙劔矣。
 
|| Zu dieser Zeit stieg Susa no Wo no Mikoto in Begleitung seines Sohnes Idakeru no Kami nach dem Lande Shiragi hinab und wohnte in dem Orte Soshimori. Dann erhob er seine Stimme und sprach: "ln diesem Lande will ich nicht wohnen!" Schließlich nahm er Lehmerde, machte daraus ein Schiff, setzte sich darauf und fuhr nach Osten hinüber, bis er an der Bergspitze Tori-kami no Mine, welche am Oberlauf des Flusses Hi im Lande Idzumo liegt, ankam. Nun war an diesem Orte eine menschenfressende Riesenschlange. Hierauf nahm Susa no Wo no Mikoto sein Schwert Ama no Haha-kiri und zerhieb die Riesenschlange. Da, als er den Schwanz der Schlange zerhieb, bekam die Schneide eine Scharte. Darauf spaltete er ihn auseinander und sah nach. Mitten im Schwanz war ein Götter-Schwert. Susa no Wo no Mikoto sprach: "Dieses darf ich nicht zu meinem eigenen Gebrauch nehmen." Darauf schickte er seinen Nachkommen in fünfter Generation, Ama no Fuki-ne no Kami, um es im Himmel zu überreichen. Dieses nennt man jetzt das Schwert Kusa-nagi.
 
|-
 
| Kogo Shūi <ref name = schlange_kogo />
 
||素戔鳴神、自天而降到於出雲國簸之川上。以天十握劍、其名-天羽羽斬。今、在石上神宮。古語、大虵謂之羽羽(はは)。言斬蛇也。斬八岐大蛇。其尾中得一靈劍。其名-天叢雲。大蛇之上、常有雲氣。故以為名。倭武尊東征之年、到相模國、遇野火難。即、以此劍薙草得免。更名-草薙劍也。乃、獻上於天神也。然後、素戔鳴神、娶國神女。
 
  生、大已貴神。古語-於保那武智神(おおむならのかみ)。遂就於根國矣。
 
 
 
||Der Gott Susa no Wo stieg vom Himmel herab und gelangte an den Oberlauf des Flusses Hi im Lande Idzumo. Vermittelst des Himmlischen zehnspannigen Schwertes (dessen Name ist Ama no Haha-kiri. Es befindet sich jetzt im Götterschrein von Iso-no-kami). In der alten Sprache nennt man eine große Schlange Haha. Es besagt: „Schlangen-Zerschneider") zerschnitt er die achtgablige Riesenschlange. In ihrem Schwanze fand er ein wunderbares Schwert. Dieses heißt mit Namen Ama no Mura-kumo "Himmlische Wolkenhaufen". (Über der Riesenschlange befand sich beständig Wolkendunst. Aus diesem Grunde erhielt es den Namen. ln dem Jahre seines östlichen  Feldzuges gelangte Yamato-takeru no Mikoto nach dem Lande Sagami  und geriet dort in die Kalamität eines Feld-Brandes. Da mähte er mit diesem Schwerte das Gras ab, und es gelang ihm so zu entkommen. Darauf wurde der Name in Kusa-nagi no tachi "Grasmähe-Schwert" umgewandelt.)
 
 
 
Darauf bot er es der Himmlischen Gottheit [Ama-terasu] dar. Später nahm der Gott Susa no Wo die Tochter einer Landes-Gottheit zum Weibe und erzeugte mit ihr den Gott Oho-na-muji. Schließlich begab er sich nach der Unterwelt.
 
 
 
|}
 
 
 
==== Unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen ====
 
Interessant ist, dass im ''[[Kogo shūi]]'' [[Kushinada hime]] in dieser Episode nicht namentlich erwähnt wird. Das zentrale Thema ist das Schwert [[Kusanagi]] 草薙, das ursprünglich Ama no Mura-kumo 天叢雲 (Himmlische Wolkenhaufen) hieß und das er seiner Schwester [[Amaterasu]] quasi als Wiedergutmachung für seine Taten überreicht.
 
 
 
Das Schwert, mit dem [[Susanoo]] das Ungeheuer tötet heißt im ''[[Kogo shūi]]'' Ama no Haha-kiri 天羽羽斬 (Schlangen-Zerschneider). Interessanterweise heißt die Schlange hier Haha 羽羽, was möglicherweise darauf hindeutet, dass es sich um ein gefiedertes Ungeheuer handelt (??).
 
 
 
Im ''[[Nihon shoki]]'' heißt das Schwert Worochi no Ara-masa 曰蛇之[[Datei:Kanji 9ea4.gif]]正.
 
 
 
Im ''[[Kojiki]]'' und ''[[Nihon shoki]]'' wird die Episode weitaus ausführlicher beschrieben. [[Susanoo]] trifft auf ein Paar, das ihm von seinem Leid berichtet. Sieben ihrer Töchter wurden bereits von dem Ungeheuer [[Yamata no Orochi]] verschlungen und jetzt wäre die achte Tochter an der Reihe. [[Susanoo]] bietet ihnen seine Hilfe an und bekommt im Gegenzug eben diese Tochter [[Kushinada hime]] zur Frau.
 
 
 
Die Namen des Paares sind nicht durchgängig gleich geschrieben. In den meisten Versionen lauten sie Ashi-nadzu-chi (''[[Kojiki]]'':足【上】名椎, ''[[Nihon shoki]]'': 號摩乳, [[Datei:Kanji F183.gif|Kanji F183.gif]]摩乳) und Te-nadzu-chi (''[[Kojiki]]'': 手【上】名椎, ''[[Nihon shoki]]'':手摩乳). In einer Nebenvariante des ''[[Nihon shoki]]'' heißt der Mann Ashi-nadzu-Te-nadzu [[Datei:Kanji F183.gif|Kanji F183.gif]]摩手摩 und seine Frau Inada no Miya-nushi Susa no Ya-tsu-mimi 稻田宮主簀狹之八箇耳. Die Namen Ashi-nadzu-chi und Te-nadzu-chi bedeuten "Fuß-streicheldner Alter" bzw. "Hand-streicheldne Alte" und verweisen auf die Liebkosungen des Paares gegenüber ihrer Tochter <ref>Florenz 1919: S. 42-43)</ref>.
 
 
 
Auch bei der Person von [[Kushinada hime]] gibt es Unterschiede. In einer Variante des ''[[Nihon shoki]]'' ist sie noch nicht geboren als [[Susanoo]] ihre Eltern trifft und wird nach ihrer Geburt "nach dem Oberlauf des Flusses Hi im Lande Idzumo fortgeschafft und dort großgezogen" <ref>Florenz 1919: S. 168)</ref>. Erst danach wird sie von [[Susanoo]] geehelicht.
 
 
 
Im ''[[Kojiki]]'' und der Hauptvariante des ''[[Nihon shoki]]'' wird [[Kushinada hime]] in einen "viel-engzähnigen Kamm" verwandelt, den [[Susanoo]] sich ins Haar steckt bevor er mit [[Yamata no Orochi]] kämpft. Im ''[[Kojiki]]'' wird ihr Name mit dem Zeichen 櫛 ''kushi'' (Kamm) geschrieben, was wohl schon auf ihre spätere Verwandlung in diesen Gegenstand hinweist <ref>Florenz 1919: S. 43</ref>.
 
  
==== Die verschiedenen Namen des Schwertes [[Kusanagi]] ====
+
[[Ame no Koyane]] 天兒屋 was in charge of the purification, and he recited the ceremonial words. The custom of keeping one's fingernails after they have been cut originates from this event.
Nur in der Version des ''[[Kogo shūi]]'' wird ein andere Name des Schwertes, nämlich Ama no Mura-kumo 天叢雲 (Himmlische Wolkenhaufen), erwähnt. Alle anderen Varianten geben nur den Namen [[Kusanagi]] (Grasmähe-Schwert) an. Nelly Naumann stellt einen Konnex zwischen dem Wort ''kusanagi'' und der Bedeutung "Schlange" in verschiedenen altaischen Sprachen her, indem sie auf die Etymologie des Wortes verweist. Leider gibt sie keine Beispiele für diese vermeintliche Wortverwandtschaft an, wodurch die Verbindung schwer nach zu vollziehen ist. Laut dieser Theorie kann das Schwert als stellvertretender Teil für das Ungeheuer [[Yamata no Orochi]] gesehen werden. Die Geschichte, dass das Schwert seinen Namen erst durch die im  ''[[Kogo shūi]]'' erwähnte Begebenheit mit [[Yamato Takeru]] erhielt, führt sie darauf zurück, dass dieser Name (als Assoziation zur Schlange) nicht mehr verstanden wurde und daher einer neuen Erklärung bedurfte <ref>Naumann 1996: Seitenzahl</ref>. Diese Theorie bedarf einer genaueren Überprüfung.
 
  
== Anmerkungen ==
+
The various deities accused Susanoo, saying, „Your actions have been extremely rude. You will not remain in Heaven! And you may not resiede in the Central Land of Asihara! You must go immediately to the Nether Land!“ And they expelled Susanoo from Heaven.
<references>
 
<ref name=verbannung_kojiki>Kojiki Buch 1, dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 41, Englishe Übersetzung:
 
{{
 
Zitat|quelle = Philippi 1968, Onlineversion JHTI|text=
 
At this time the eighthundred myriad deities deliberated together, imposed upon PAYASUSANOWONO-MIKOTO a fine of a thousand tables of restitutive gifts, and also, cutting off his beard and the nails of his hands and feet, had him exorcised and expelled him with a divine expulsion.
 
 
}}
 
}}
</ref>
 
<ref name=verbannung_nihongi_main>Nihon Shoki Buch 1 (Hauptvariante), dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 156, Englische Übersetzung:
 
{{Zitat|quelle = Aston 1896, Onlineversion JHTI|text=
 
After this all the Gods put the blame on Sosa no wo no Mikoto, and imposed on him a fine of one thousand tables, and so at length chastised him. They also had his hair plucked out, and made him therewith expiate his guilt.
 
  
Another version is:-They made him expiate it by plucking out the nails of his hands and feet.
+
=== Unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen ===
 +
Die Versionen dieser Episode in den ''[[Kiki]]'' 記紀, dem ''[[Sendai kuji hongi]]'' 先代旧事本紀 und dem ''[[Kogo shūi]]'' 古語拾遺 (807) sind bis auf wenige Details sehr ähnlich. In der ersten Nebenvariante des ''[[Nihon shoki]]'' 日本書紀 (720) werden [[Susanoo no Mikoto|Susanoos]] Speichel und Nasenfluss, aus denen weiße bzw. grüne, weiche Opfergaben gemacht werden, erwähnt. Diese weißen und grünen, weichen Opfergaben scheinen fadenförmig zu sein und werden in ähnlicher Form, allerdings nicht aus Susanoos Speichel und Nasenfluss geschaffen, in der Episode erwähnt, in der [[Amaterasu]] aus der Felsenhöhle gelockt werden soll. Benleys Übersetzung des ''Sendai kuji hongi'' liefert eine genauere Beschreibung mit „mullberry cloth offering“ und „hemp-cloth offering“.
  
When this was done, they at last banished him downwards.
+
Einen weiteren Unterschied stellt die Erwähnung [[Ame no Koyane|Ame no Koyanes]], der Ahnengottheit der [[Nakatomi]]-Familie 中臣, in der zweiten Nebenvariante des ''Nihon shoki'' und in der Variante des ''Sendai kuji hongi'' dar.
}}
 
</ref>
 
<ref name=verbannung_nihongi_1>Nihon Shoki Buch 1 (Nebenvariante 2), dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 160, Englische Übersetzung:
 
{{Zitat|quelle = Aston 1896 Onlineversion JHTI|text=
 
After this Sosa no wo no Mikoto was convicted, and fined the articles required for the ceremony of purification. Hereupon these were the things abhorrent of luck of then tips of his fingers, and the things abhorrent of calamity on the tips of his toes.1 Again, of his spittle he made white soft offerings, and of his nose-mucus he made blue soft offerings, with which the purification service was performed. Finally he was banished according to the law of Divine banishment.
 
}}
 
</ref>
 
<ref name=verbannung_nihongi_2>Nihon Shoki Buch 1 (Nebenvariante 2), dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 162, Englische Übersetzung:
 
{{Zitat|quelle = Aston 1896 Onlineversion JHTI|text=
 
[...] and imposed on Sosa no wo no Mikoto a fine of a thousand tables of (articles of) purification. Of the nails of his hands they made things abhorrent of luck, and of the nails of his feet they made things abhorrent of calamity. Then they caused Ama no Koyane no Mikoto to take charge of his Great Purification Liturgy, and made him recite it. This is the reason why the people of the world are careful in the disposal of their own nails.
 
  
After this, all the Gods upbraided Sosa no wo no Mikoto, saying:-- 'Thy conduct has been in the highest degree improper. Thou must, therefore, not dwell in Heaven. Nor must thou dwell in the Central Reed-plain Land. Thou must go speedily to the Bottom Nether Land.' So together they drove him away downwards.
+
== Interpretationen ==
}}
+
=== Die „tausend Tische“ ===
</ref>
+
Die „tausend Tische“ (''chikura okito'' 千位置戸) sind als materielle Wiedergutmachung des Schadens zu sehen.
<ref name=verbannung_kogo>Kogo Shūi, dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 424, Englische Übersetzung:
+
Bis zur Taika-Reform 大化改新 (645) standen Geschädigten „Bußgegenstände“ zu, die ihnen von den Schädigenden angefertigt wurden. Die Höhe der materiellen Entschädigung richtete sich nach der Schwere des Vergehens und nach dem Vermögen des Schuldigen.
{{Zitat|quelle=Kato und Hoshino 1926 Onlineversion JHTI|text=
+
Laut Florenz handelt es sich in diesem Fall um ''harahe-tsu-mono'' („Reinigungs-Sachen“), die in einen Fluss geworfen und von dort von den Göttern in die Unterwelt (von wo alles Böse stammen soll) weggebracht werden.<ref>Florenz 1919, S. 41</ref> Nelly Naumann zweifelt die Funktion als Reinigung in diesem Fall jedoch an und geht davon aus, dass es sich bei den „tausend Tischen“ eben um Wiedergutmachung an die Geschädigten handelt, die in diesem Fall jedoch Götter sind.<ref>Naumann 1996, S. 88–89</ref>
As a punishment for bringing about this catastrophe the Gods inflicted on Susano-O-no-Kami a heavy expiatory fine - the hair of his head, and his finger and toe nails being also cut off for his offence;
 
  
and thus satisfied, the banished that evil God Susano-O from Heaven.
+
=== Ausreißen der Haare und Nägel ===
}}
+
Hierbei dürfte es sich wohl um eine körperliche Strafe handeln. Im Haar wird der Sitz des Lebens, der Seele, der Kraft vermutet. Nägel und Haar vertreten als Teil den ganzen Körper und werden in Heil- und Schadenszaubern verwendet. Das Abschneiden der Haare stellt also möglicherweise den Entzug von Susanoos Kraft dar.
</ref>
+
Daneben gibt es die Vorstellung, dass das Haar etwas Dämonisches, Gefährliches ist und das Entfernen der Haare ein Akt der Reinigung sein kann.
<ref name=schlange_kojiki>Kojiki, dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 42-44, Englische Übersetzung:
 
{{Zitat|quelle=Philippi 1968, Onlineversion JHTI|text=
 
[Susanöwonömikötö] was expelled and descended to the upper reaches of the PÏ river in the land of IDUMO, to a place called TÖRIKAMI. At that time a chopstick came floating down the river. Thinking therefore that there were people upstream, SUSANÖ-WONÖMIKÖTÖ set out in search of them. [He found] an old man and an old woman, with a maiden between them, crying. He asked them: “Who are you?” The old man replied: “I am a child of the earthly deity OPOYAMATUMINÖKAMÏ. My name is ASINADUTI; my wife’s name is TENADUTI. Our daughter’s name is KUSINADAPIME.
 
  
He asked further: “Why are you crying?” He replied: “We originally had eight daughters. But the eighttailed dragon of Kosi has come every year and eaten them. We are crying because it is now time for him to come [again].” He asked: “What is his appearance?” He replied: “His eyes are like red ground cherries; his one body has eight heads and eight tails. On his body grow moss and cypress and cryptomeria trees. His length is such that he spans eight valleys and eight mountain peaks. If you look at his belly, you see that blood is oozing out all over it.
+
Das Wegwerfen der Nägel als „gute“ bzw. „schlechte“ wegzuwerfende Dinge ist Teil von Reinigungszaubern oder Austreibungsritualen. Dem Gott Susanoo wird somit das Böse ausgetrieben.<ref>Naumann 1996, S. 89–91</ref>
  
Then PAYASUSANÖWONÖMIKÖTÖ said to the old man: “Will you give me your daughter?” He answered: “Awed as I am, I do not know your name.” Then he replied: “I am the brother of AMATERASUOPOMIKAMÏ and have just descended from the heavens.
+
=== Speichel und Nasenfluss ===
 +
Nur in der ersten Nebenvariante des ''[[Nihon shoki]]'' gibt es einen Hinweis auf „die weiße weiche Opfergabe“ und „die grüne weiche Opfergabe“, Susanoos Speichel und Nasenfluss. Das Zeichen 洟, das zur Schreibung des Worten „Nasenfluss“ gebraucht wird, kann auch als „Träne“ übersetzt werden. Naumann stellt einen Bezug zum weinenden Susanoo her, dessen Tränen sich als „Wasser des Todes“ erwiesen, die den Tod der Natur mit sich brachten. Nun wird der tödliche Aspekt seiner Tränen durch das Austreiben des Bösen in einen lebensbringenden gewandelt und somit der Kreislauf von Tod und Leben, das wieder auf den Tod folgen muss, fortgesetzt.<ref>Naumann 1996, S. 92–93</ref>
  
Then ASINADUTI and TENADUTI said: “If that is so, we will with fearful reverence present her to you.” Then PAYASUSANÖWONÖMIKÖTÖ transformed the maiden into a haircomb, which he inserted into his hairbunch. He said to ASINADUTI and TENADUTINÖKAMÏ: “Distill thick wine of eightfold brewings; build a fence, and make eight doors in the fence. At each door, tie together eight platforms, and on each of these platforms place a wine barrel. Fill each barrel with the thick wine of eightfold brewings, and wait.”
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{{verweise
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| themen= <!-- Liste interner Links mit verwandten Themen -->
  
They made the preparations as he had instructed, and as they waited, the eighttailed dragon came indeed, as [the old man]had said. Putting one head into each of the barrels, he drank the wine; then, becoming drunk, he lay down and slept. Then PAYASUSANÖWONÖMIKÖTÖ unsheathed the sword ten hands long which he was wearing at his side, and hacked the dragon to pieces, so that the PÏ river ran with blood. When he cut [the dragon’s] middle tail, the blade of his sword broke. Thinking this strange, he thrust deeper with the stub of his sword, until a great sharp sword appeared. He took this sword out and, thinking it an extraordinary thing, reported [the matter] and presented [the sword] to AMATERASU-OPOMIKAMÏ. This is the sword Kusanagi.
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| literatur= <!-- verwendete Literatur  -->
}}
 
</ref>
 
<ref name=schlange_nihongi_main>Nihon Shoki Buch 1 (Hauptvariante), dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 164-166, Englische Übersetzung:
 
{{Zitat|quelle = Aston 1896, Onlineversion JHTI|text=
 
 
 
}}
 
</ref>
 
<ref name=schlange_nihongi_1>Nihon Shoki Buch 1 (Nebenvariante 2), dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 166-167, Englische Übersetzung:
 
{{Zitat|quelle = Aston 1896 Onlineversion JHTI|text=
 
 
 
}}
 
</ref>
 
<ref name=schlange_nihongi_2>Nihon Shoki Buch 1 (Nebenvariante 2), dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 167-168, Englische Übersetzung:
 
{{Zitat|quelle = Aston 1896 Onlineversion JHTI|text=
 
 
 
}}
 
</ref>
 
<ref name=schlange_nihongi_3>Nihon Shoki Buch 1 (Nebenvariante 3), dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 168-169, Englische Übersetzung:
 
{{Zitat|quelle = Aston 1896 Onlineversion JHTI|text=
 
 
 
}}
 
</ref>
 
<ref name=schlange_nihongi_4>Nihon Shoki Buch 1 (Nebenvariante 4), dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 169-170, Englische Übersetzung:
 
{{Zitat|quelle = Aston 1896 Onlineversion JHTI|text=
 
 
 
}}
 
</ref>
 
<ref name=schlange_kogo>Kogo Shūi, dt. Übersetzung Florenz 1919 S. 424-425, Englische Übersetzung:
 
{{Zitat|quelle=Kato und Hoshino 1926 Onlineversion JHTI|text=
 
 
 
}}
 
</ref>
 
 
 
</references>
 
 
 
== Quellen ==
 
 
* {{Literatur: Aston 1896}}
 
* {{Literatur: Aston 1896}}
 +
* {{Literatur: Bentley 2006}}
 
* {{Literatur: Florenz 1919}}
 
* {{Literatur: Florenz 1919}}
* {{Literatur: Kato 1926}}
+
* {{Literatur: Katō G 1926}}
 
* {{Literatur: Naumann 1996}}
 
* {{Literatur: Naumann 1996}}
 
* {{Literatur: Philippi 1968}}
 
* {{Literatur: Philippi 1968}}
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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 16:24 Uhr

Dieser Artikel analisiert eine Episode des mythologischen Gottes Susanoo 須佐之男. Für einen Überblick dieser Mythen siehe: Susanoo no Mikoto 建速須佐之男.

Nach seinen Untaten wird Susanoo von den Göttern eine Buße auferlegt, nach deren Absolvierung er verbannt wird.

Mythologische Varianten

Kojiki[1] 於是八百萬神共議而。於速須佐之男命。千位置戸。亦切鬚。及手足爪令拔而。神夜良比夜良比岐。 Hierauf beratschlagten die achthundert Myriaden Götter miteinander und erlegten dem Haya-Susa-no-Wo no Mikoto eine Buße von tausend Tischen [mit Opfergaben] auf, und schnitten ihm auch den Bart ab und ließen ihm sogar die Nägel an seinen Händen und Füßen ausreißen und verbannten ihn mit göttlicher Verbannung.
Nihon shoki[2] 然後諸神。歸罪過於素戔鳴尊。而科之以千座置戸。遂促徴矣。至使拔髮。以贖其罪。

亦曰。拔其手足之爪贖之。

巳而竟逐降焉。

Hierauf schoben alle Götter die Schuld auf Susa no Wo no Mikoto und erlegten ihm eine Buße von tausend Tischen [mit Opfergaben] auf und bestraften ihn schließlich [auf diese Weise]. Sie ließen ihm auch die Haare ausreißen und ließen ihn dadurch für seine Schuld Genugtuung geben.

Es wird auch berichtet, daß sie ihm die Nägel an seinen Händen und Füßen ausrissen und ihn so Genugtuung geben ließen.

Nachdem dies geschehen war, verbannten sie ihn endlich mit göttlicher Verbannung.

Nihon shoki V1[3] 巳而科罪於素戔鳴尊。而責其秡具。是以有手端吉棄物。足端凶棄物。亦以唾爲白和幣。以洟爲青和幣。用此解除。竟遂以神逐之理。逐之。 Hiernach wurde Susa no Wo no Mikoto für schuldig erklärt und es wurden von ihm Bußgegenstände gefordert, und zwar [nahmen sie] die Enden seiner Hände als gute wegzuwerfende Dinge und die Enden seiner Füße als schlechte wegzuwerfende Dinge; seinen Speichel wiederum nahmen sie als weiße weiche Opfergabe, und seinen Nasenfluß nahmen sie als grüne weiche Opfergabe, und damit war die Reinigung zu Ende geführt. Zuletzt verbannten sie ihn gemäß dem Gesetze der göttlichen Verbannung.
Nihon shoki V2[4] 即科素戔鳴尊。千座置戸之解除。 以手爪。爲吉爪棄物。以足爪。爲凶爪棄物。乃使天兒屋命。掌其解除之太諄辭。而宣之焉。世人愼收己爪者。此其縁也。

既而諸神。嘖素戔鳴尊曰。汝所行甚無頼。故不可住於天上。亦不可居於葦原中國。宜急適於底根之國。乃共逐降去。

[...] und legten dem Susa no Wo no Mikoto alsdann eine Buße von tausend Tischen auf. Die Nägel seiner Hände machten sie zu guten wegzuwerfenden Dingen, und die Nägel seiner Füße machten sie zu schlechten wegzuwerfenden Dingen. Dann ließen sie Ama no Koyane no Mikoto die prächtigen Ritualworte mit Bezug auf jenes Reinigung handhaben und ließen ihn dieselben rezitieren. Dieses ist der Grund, warum die Leute der WeIt ihre eigenen Nägel sorgfältig aufbewahren.

Hierauf machten alle Götter dem Susa no Wo no Mikoto Vorwürfe und sprachen: „Dein Betragen ist im höchsten Grade frech gewesen. Deshalb darfst du nicht im Himmel wohnen, Auch darfst du nicht im Mittellande des Schilfgefildes wohnen. Mache schleunigst, daß du nach dem Grund- Unterlande fortkommst!“ Damit trieben sie miteinander ihn nach unten fort.

Kogo shūi[5] 仍、歸罪過於素戔鳴神、而科之以千座置、令拔首髮及手足爪以贖之。

仍、解除其罪、逐降焉。

Hierauf schoben [alle Götter] die Schuld auf den Gott Susa no Wo und erlegten ihm eine Buße von tausend Tischen [Opfergaben] auf. Sie ließen ihm die Kopfhaare und die Nägel der Hände und Füße ausreißen und dadurch für seine Schuld Genugtuung geben. Also ließen sie ihn für seine Vergehen die Reinigung vollziehen und trieben ihn nach unten fort.

Variante des Sendai kuji hongi

The myriad of deities counseled among themselves, and levied a punishment for defilement of one thousand tables upon Susanoo. The deities pulled out his beard, and purged his crimes by pulling out his findernails. His fingernails were used as purgation of good things, and his toenails were used as purgation of evil things. His saliva was used as a mulberry-cloth offering, and his nasal mucus was used as hemp-cloth offering.

Ame no Koyane 天兒屋 was in charge of the purification, and he recited the ceremonial words. The custom of keeping one's fingernails after they have been cut originates from this event.

The various deities accused Susanoo, saying, „Your actions have been extremely rude. You will not remain in Heaven! And you may not resiede in the Central Land of Asihara! You must go immediately to the Nether Land!“ And they expelled Susanoo from Heaven.
Bentley 2006, S. 152–153

Unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen

Die Versionen dieser Episode in den Kiki 記紀, dem Sendai kuji hongi 先代旧事本紀 und dem Kogo shūi 古語拾遺 (807) sind bis auf wenige Details sehr ähnlich. In der ersten Nebenvariante des Nihon shoki 日本書紀 (720) werden Susanoos Speichel und Nasenfluss, aus denen weiße bzw. grüne, weiche Opfergaben gemacht werden, erwähnt. Diese weißen und grünen, weichen Opfergaben scheinen fadenförmig zu sein und werden in ähnlicher Form, allerdings nicht aus Susanoos Speichel und Nasenfluss geschaffen, in der Episode erwähnt, in der Amaterasu aus der Felsenhöhle gelockt werden soll. Benleys Übersetzung des Sendai kuji hongi liefert eine genauere Beschreibung mit „mullberry cloth offering“ und „hemp-cloth offering“.

Einen weiteren Unterschied stellt die Erwähnung Ame no Koyanes, der Ahnengottheit der Nakatomi-Familie 中臣, in der zweiten Nebenvariante des Nihon shoki und in der Variante des Sendai kuji hongi dar.

Interpretationen

Die „tausend Tische“

Die „tausend Tische“ (chikura okito 千位置戸) sind als materielle Wiedergutmachung des Schadens zu sehen. Bis zur Taika-Reform 大化改新 (645) standen Geschädigten „Bußgegenstände“ zu, die ihnen von den Schädigenden angefertigt wurden. Die Höhe der materiellen Entschädigung richtete sich nach der Schwere des Vergehens und nach dem Vermögen des Schuldigen. Laut Florenz handelt es sich in diesem Fall um harahe-tsu-mono („Reinigungs-Sachen“), die in einen Fluss geworfen und von dort von den Göttern in die Unterwelt (von wo alles Böse stammen soll) weggebracht werden.[6] Nelly Naumann zweifelt die Funktion als Reinigung in diesem Fall jedoch an und geht davon aus, dass es sich bei den „tausend Tischen“ eben um Wiedergutmachung an die Geschädigten handelt, die in diesem Fall jedoch Götter sind.[7]

Ausreißen der Haare und Nägel

Hierbei dürfte es sich wohl um eine körperliche Strafe handeln. Im Haar wird der Sitz des Lebens, der Seele, der Kraft vermutet. Nägel und Haar vertreten als Teil den ganzen Körper und werden in Heil- und Schadenszaubern verwendet. Das Abschneiden der Haare stellt also möglicherweise den Entzug von Susanoos Kraft dar. Daneben gibt es die Vorstellung, dass das Haar etwas Dämonisches, Gefährliches ist und das Entfernen der Haare ein Akt der Reinigung sein kann.

Das Wegwerfen der Nägel als „gute“ bzw. „schlechte“ wegzuwerfende Dinge ist Teil von Reinigungszaubern oder Austreibungsritualen. Dem Gott Susanoo wird somit das Böse ausgetrieben.[8]

Speichel und Nasenfluss

Nur in der ersten Nebenvariante des Nihon shoki gibt es einen Hinweis auf „die weiße weiche Opfergabe“ und „die grüne weiche Opfergabe“, Susanoos Speichel und Nasenfluss. Das Zeichen 洟, das zur Schreibung des Worten „Nasenfluss“ gebraucht wird, kann auch als „Träne“ übersetzt werden. Naumann stellt einen Bezug zum weinenden Susanoo her, dessen Tränen sich als „Wasser des Todes“ erwiesen, die den Tod der Natur mit sich brachten. Nun wird der tödliche Aspekt seiner Tränen durch das Austreiben des Bösen in einen lebensbringenden gewandelt und somit der Kreislauf von Tod und Leben, das wieder auf den Tod folgen muss, fortgesetzt.[9]

Verweise

Literatur

  • William George Aston (Ü.) 1896
    Nihongi: Chronicles of Japan from the earliest times to a.d. 697. London: Kegan Paul 1896. (Zahlreiche Neuauflagen, JHTI Onlineversion, Onlineversion (Wiki-Source).)
  • John R. Bentley 2006
    The authenticity of Sendai kuji hongi: A new examination of texts, with a translation and commentary. Leiden: Brill 2006.
  • Karl Florenz 1919
    Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1919. (Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki [in Auszügen] sowie Kogo shūi [ganz].)
  • Genchi Katō, Hoshino Hikoshiro (Ü.) 1926
    Kogoshūi: Gleanings from ancient stories. Tokyo: Meiji Japan Society 1926. (Exzerpt, JHTI Version, Onlineversion.)
  • Nelly Naumann 1996
    Die Mythen des alten Japan. München: Beck 1996. (Exzerpt.)
  • Donald L. Philippi (Ü.) 1969
    Kojiki. Tokyo: University of Tokyo Press 1969.

Internetquellen

Fußnoten

  1. Kojiki Buch 1, dt. Übersetzung Florenz 1919, S. 41. Englishe Übersetzung (Philippi 1968, Onlineversion JHTI):
    At this time the eighthundred myriad deities deliberated together, imposed upon PAYASUSANOWONO-MIKOTO a fine of a thousand tables of restitutive gifts, and also, cutting off his beard and the nails of his hands and feet, had him exorcised and expelled him with a divine expulsion.
  2. Nihon Shoki Buch 1 (Hauptvariante), dt. Übersetzung Florenz 1919, S. 156. Englische Übersetzung (Aston 1896, Onlineversion JHTI):
    After this all the Gods put the blame on Sosa no wo no Mikoto, and imposed on him a fine of one thousand tables, and so at length chastised him. They also had his hair plucked out, and made him therewith expiate his guilt.

    Another version is:-They made him expiate it by plucking out the nails of his hands and feet.

    When this was done, they at last banished him downwards.
  3. Nihon Shoki Buch 1 (Nebenvariante 2), dt. Übersetzung Florenz 1919, S. 160. Englische Übersetzung (Aston 1896 Onlineversion JHTI):
    After this Sosa no wo no Mikoto was convicted, and fined the articles required for the ceremony of purification. Hereupon these were the things abhorrent of luck of then tips of his fingers, and the things abhorrent of calamity on the tips of his toes.1 Again, of his spittle he made white soft offerings, and of his nose-mucus he made blue soft offerings, with which the purification service was performed. Finally he was banished according to the law of Divine banishment.
  4. Nihon Shoki Buch 1 (Nebenvariante 2), dt. Übersetzung Florenz 1919, S. 162. Englische Übersetzung (Aston 1896 Onlineversion JHTI):
    [...] and imposed on Sosa no wo no Mikoto a fine of a thousand tables of (articles of) purification. Of the nails of his hands they made things abhorrent of luck, and of the nails of his feet they made things abhorrent of calamity. Then they caused Ama no Koyane no Mikoto to take charge of his Great Purification Liturgy, and made him recite it. This is the reason why the people of the world are careful in the disposal of their own nails. After this, all the Gods upbraided Sosa no wo no Mikoto, saying:-- „Thy conduct has been in the highest degree improper. Thou must, therefore, not dwell in Heaven. Nor must thou dwell in the Central Reed-plain Land. Thou must go speedily to the Bottom Nether Land.“ So together they drove him away downwards.
  5. Kogo shūi, dt. Übersetzung Florenz 1919, S. 424, Englische Übersetzung (Kato und Hoshino 1926 Onlineversion JHTI):
    As a punishment for bringing about this catastrophe the Gods inflicted on Susano-O-no-Kami a heavy expiatory fine - the hair of his head, and his finger and toe nails being also cut off for his offence; and thus satisfied, they banished that evil God Susano-O from Heaven.
  6. Florenz 1919, S. 41
  7. Naumann 1996, S. 88–89
  8. Naumann 1996, S. 89–91
  9. Naumann 1996, S. 92–93