Shōtoku Taishi: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Rollbilder des Metropolitan Museum of Art===
 
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Zwei Hängerollbilder, die sich heute im Besitz des Metropolitan Museum of Art befinden, veranschaulichen die Biografie des zur Legende gewordenen Prinzen. Die Rollbilder sind etwa 1,7m lang und 0,9m breit und entsprechen dem Stil der Kamakura-Zeit (1185-1333). Die 62 abgebildeten Szenen – ausgeführt in opaken Farben auf Seide – werden durch Gebäude, Landschaften und Wolkenschichten voneinander getrennt.   
 
Zwei Hängerollbilder, die sich heute im Besitz des Metropolitan Museum of Art befinden, veranschaulichen die Biografie des zur Legende gewordenen Prinzen. Die Rollbilder sind etwa 1,7m lang und 0,9m breit und entsprechen dem Stil der Kamakura-Zeit (1185-1333). Die 62 abgebildeten Szenen – ausgeführt in opaken Farben auf Seide – werden durch Gebäude, Landschaften und Wolkenschichten voneinander getrennt.   

Version vom 18. Mai 2013, 21:30 Uhr

Shōtoku Taishi

Shōtoku Taishi 聖徳太子 (574-622), eine der bekanntesten Personen aus der japanischen Frühgeschichte, war von 593 bis 622 Prinzregent des Yamato-Hofes. Er ist auch unter den Bezeichnungen Kamitsumiya Umayado Toyotomimi Taishi 上宮廐戸豊聰耳太子 (Nihon shoki), als Prinz Umayado oder als Toyosatomimi bekannt. Der Name Shōtoku (Heilige Tugend) ist erstmals im Kaifuso (751) erwähnt, stammt also — wie die posthumen Namen der meisten Angehörigen des Kaiserhauses — aus der Zeit nach der Abfassung der frühesten erhaltenen Geschichtsquellen, Kojiki und Nihon shoki. Shōtoku ist der zweite Sohn des Yōmei Tennō und der Prinzessin Anahobe no Hashibito, einer Frau aus dem Soga-Klan.

Banknote mit Shōtoku-Motiv

Gesicherte Aussagen über den Werdegangs Shōtokus können nicht mit absoluter Sicherheit erfolgen, da alle Aufzeichnungen über ihn, angefangen von der zeitnächsten Quelle Nihon shoki (720), legendenhafte Züge tragen. Als Hauptquelle der legendenhaften Beschreibung des Lebens des Prinzen (s.u.) gilt die Biografie Shōtoku Taishi denreki, die vermutlich 917 vom Hofbeamten Fujiwara no Kanesuke verfasst wurde. Die Struktur dieses Werkes baut inhaltlich auf dem Nihon shoki auf.

Wichtigste Leistungen

Förderung des Buddhismus

Shōtoku betend

Der Buddhismus war zu Shōtokus Zeit in Japan noch nicht fest etabliert, fand aber im Soga-Klan mächtige Förderer. Durch den Sieg des Soga no Umako über die verfeindeten Mononobe wurde der Buddhismus schließlich allgemein akzeptiert. Shōtoku Taishi soll noch als Kind in diesen Kampf zugunsten der Soga eingegriffen und mit Hilfe der Vier Himmelskönige den Sieg herbeigeführt haben. Er gilt daher als Sinnbild dieser pro-buddhistischen Entwicklung. Als Regent seiner Tante Suiko Tennō setzte er sich durch die Errichtung wichtiger Tempel weiter dafür ein, den Buddhismus als neuen Glauben in der Bevölkerung bekannt zu machen.

Die Legende berichtet außerdem, dass Shōtoku Taishi bereits im Alter von zwei Jahren die Handflächen aneinander gepresst und kniend gesagt habe: „Namu butsu“ („Ehre dem Buddha“). Weitere Legenden identifizieren ihn mit verschiedenen buddhistischen Gestalten, insbesondere gilt er als Inkarnation von Bodhisattva Kannon. Auch Shōtokus früher, plötzlicher Tod wurde u.a. damit erklärt, dass er während seines Lebens eine Inkarnation des „Guze Kanzeon Bosatsu“, eine Erscheinungsform Kannons, gewesen sei.

Regentschaft

Zu Shōtokus Zeit, dem späten sechsten und frühen siebenten Jahrhundert, lag die politische Autorität in den Händen der Soga Familie, deren stärkstem Stammesfürsten, Soga no Umako (?–626), es gelang, unter vier Herrschern — den Brüdern Bidatsu, Yōmei und Shushun, sowie Bidatsus Witwe und Halbschwester Suiko — die Regierung des Yamato-Reiches durch eine Mischung aus Gewalt und Heiratspolitik maßgeblich zu bestimmen. Den Höhepunkt seiner Macht erreichte Umako 587 durch einen entscheidenden Sieg über die Mononobe. Im selben Jahr wurde Shushun als Nachfolger des früh verstorbenen Yōmei Tennō eingesetzt, 793 aber ermordet und durch seine Halbschwester Suiko ersetzt. Beide waren Neffen und Nichten Umakos. Zudem wurde Shōtoku zum Thronfolger (kōtaishi 皇太子) bestimmt und erhielt die Funktionen eines Regenten, stand jedoch in der Rangordnung unter der Kaiserin. Prinz Shōtoku war erst 20 Jahre alt, als er diese Führungsposition 793 übernahm. Dennoch werden ihm wichtige politische Erneuerungen zugeschrieben.

  • Shōtoku Taishi schickte im Jahr 600 eine Gesandtschaft nach China, um dort unter anderem die Machtstrukturen zu erforschen.
  • Im Jahr 603 schuf er 12 Ränge (kan’i jūni kai 冠位十二階) für die Hofbeamten. Der jeweilige Status war durch verschiedenfarbige Mützen erkennbar (Mützenränge).
  • Ein Jahr später, im Alter von 31 Jahren, soll er den chinesischen Kalender eingeführt und die „Verfassung der 17 Artikel“ erlassen haben. Diese beruhte großteils auf konfuzianischen Prinzipien. (Shōtoku Taishi war auch sehr bewandert im Konfuzianismus.) Punkt 2 der Verfassung erklärt jedoch den Buddhismus zu einem leitenden moralischen Prinzip.
  • Buddhistische Tempel, die Shōtoku Taishi erbauen ließ, waren unter anderem der Hōryū-ji in Ikaruga, der Hōkō-ji und Shitennō-ji in Naniwa.

Legendenhafte Züge

Als legendäre Figur vereinigt Shōtoku Einflüsse aller für Japan wichtigen geistigen Traditionen:

  • Seine Kindheit ähnelt der des historischen Buddha - seine Empfängnis erfolgt durch ein übernatürliches Ereignis; er ist als Kind frühreif und ein eifriger Schüler. Zudem hat er die Erinnerung an ein früheres Leben - er ist die Reinkarnation eines chinesischen Zen-Meisters.
  • Shōtokus Verhalten basiert auf elementaren konfuzianistischen Tugenden, u.a. kindliche Pietät, Loyalität und zeremonielle Höflichkeit.
  • Die Shōtoku zugeschriebenen übernatürlichen Fähigkeiten beinhalten u.a. das taoistische Element der Reise durch den Himmel.

Illustrierte Legende

Rollbilder des Metropolitan Museum of Art

Illustrierte Biografie des Prinzen Shôtoku - erstes Rollbild
Illustrierte Biografie des Prinzen Shôtoku - zweites Rollbild

Zwei Hängerollbilder, die sich heute im Besitz des Metropolitan Museum of Art befinden, veranschaulichen die Biografie des zur Legende gewordenen Prinzen. Die Rollbilder sind etwa 1,7m lang und 0,9m breit und entsprechen dem Stil der Kamakura-Zeit (1185-1333). Die 62 abgebildeten Szenen – ausgeführt in opaken Farben auf Seide – werden durch Gebäude, Landschaften und Wolkenschichten voneinander getrennt.

Die unsignierten Rollbilder wurden Tosa Tsunetaka zugeschrieben, der ein unbedeutender Hofkünstler des späten zwölften oder frühen dreizehnten Jahrhunderts war. Laut Soper ist diese Annahme jedoch falsch, da die Rollbilder wegen ihrer Komposition, Farben und kleinen Details, die Kenntniss des Yamato-e Stils um 1300 und des Zen Stiles voraussetzen.

Weil die üblichen Kennzeichen einer späteren Periode, wie trübe Farben oder das Eindringen chinesischer Zeichenkniffe, fehlen, geht Soper davon aus, dass die Rollbilder Mitte des vierzehnten Jahrhunderts angefertigt wurden. Diese Annahme wird auch dadurch unterstützt, dass die Rollbilder, die denen des Metropolitan Museums am nächsten kommen, die des Tempels Daizoji in den Yoshino Bergen sind, in denen der Tennō der Süd-Hofes 1337 Zuflucht suchte.

Empfängnis, Geburt und Kindheit

Prinz Shōtokus Empfängnis
Prinz Shōtoku bei der zeremoniellen Waschung in den Armen seines Onkels Bidatsu Tennō

(570) Eines Nachts träumt die Prinzessin Anahobe von einem goldenen Priester, der sich ihr als der Bodhisattva aus dem Westen vorstellt. Er sagt ihr, dass er einen Schwur geleistet habe die Welt zu retten und sich deswegen in ihren Mutterleib einnisten müsse. Anschließend springt er durch den Mund der Prinzessin in sie hinein.

(571) Als Prinzessin Anahobe am Neujahrstag, genau ein Jahr nach dem Traum, die verschiedenen Ämter des Palastes kontrolliert, kommt sie gerade in dem Moment mit dem Prinzen nieder, als sie die Türen des Pferdestallamtes erreicht. Die Geburt verläuft mühelos und Shōtoku kann sofort danach sprechen.

Da der Prinz vor dem Pferdestallamt geboren wurde, wird er nicht mit seinem eigentlichen Namen, Toyo[sa]tomimi (großzügig mit scharfem Gehör), sondern Umayado (Pferdestalltür), der Stallprinz, gerufen.

Prinz Shōtokus Geburt vor dem Pferdestall

Kampf gegen Mononobe no Moriya

(584) Soga no Umako errichtet eine private Kapelle, die eine steinerne Buddhastatue und einen Mönch aus Korea, sowie drei japanische Nonnen unterbringen soll.

(585) Mononobe no Moriya, der gegen Erneuerungen und ein Führsprecher der alten isolierenden Politik ist, schüchtert Bidatsu Tennō ein, der daraufhin seine Zustimmung für buddhistische Verehrungen wiederruft. Moriya greift hernach die Soga Kapelle an und lässt diese von seinen Truppen niederbrennen.

Mononobe no Moriya leitet den Angriff auf die Soga Kapelle; links: Moriya gibt zu Pferde seinen Männern Anweisungen; Mitte oben: ein Mann hebt eine Tür, auf der ein Himmelskönig abgebildet ist, aus den Angeln; Mitte unten: ein Mann zerstört mit seiner Hellebarde einen Lackaltar; rechts: ein Soldat wirft die steinerne Statue in den Kanal der Stadt Naniwa (Ōsaka);)
Prinz Shōtoku reitet in den Kampf gegen Moriya
Prinz Shōtoku betet zu den vier Himmelskönigen

(587) Shōtoku, 16 Jahre, schließt sich in Provinz Kawachi, Ufer des Ekagawa 餌香川, bei Berg Shigi) den Truppen der Soga gegen Moriya an. Als Zeichen des Jugendalters nach alter Sitte bindet er das Haar an den Schläfen nach oben. Er äußert jedoch Bedenken, dass es nicht möglich sein wird, ohne zu den Buddhas zu beten den Kampf zu gewinnen. Deshalb fällt er einen Lackbaum[1], fertigt aus dessen Holz die Gestalten der vier Himmelskönige (shi tennō - die Welthütern der Himmelsrichtungen)[2] an, schiebt diese in sein Scheitelhaar und verspricht den Welthütern einen Tempel für sie zu errichten, wenn sie ihm zum Sieg verhelfen. Soga no Umako, der Anführer, tut es ihm gleich und schwört, den Welthütern und dem großem Götterkönig[3], für deren Beistand einen Tempel zu errichten und die drei Kleinodien[4] zu verbreiten. Hierauf sammeln sie die Truppen und greifen Mononobe no Moriya an.

Die Partei Shōtokus geht aus dem Kampf siegreich hervor und Moriya und die Seinigen werden erschlagen. Hierauf lässt Prinz Shōtoku in der Provinz Settsu einen Tempel, den Shitennō ji im heutigen Ōsaka, errichten, während Soga no Umako in Asuka den Tempel Hōkō-ji[5] bauen lässt.

Mononobe no Moriya wird von Tomi no Obito Ichihi erschossen (Moriya steht auf der Mauer, fällt mit einem Pfeil im Nacken herunter und wird von einem der Kämpfer enthauptet.)

Prinz Shōtoku und der darbende Mann

Prinz Shōtoku und der darbende Mann

Eine bereits im Nihon shoki überlieferte Legende schildert die Begegnung des Prinzen mit einem hungernden Bettler, den er verköstigt und dem er seinen Umhang gibt. Als der Mann am nächsten Tag dennoch stirbt, lässt er ihn feierlich bestatten. Wieder einige Tage später ist der Leichnam verschwunden, nur das Gewand des Prinzen liegt säuberlich gefaltet auf dem Sarg. Der Prinz sieht darin bestätigt, dass es sich um einen Heiligen gehandelt haben muss, und zieht das Gewand wieder an.

Weitere Bilder

Verbindung zu Hachiman

Shōtoku-Statue im Iwashimizu Hachiman-gu.jpg

Einer von Shōtokus Diener ist in einem großen Hachiman-Grab beigesetzt. Des Weiteren befindet sich im Iwashimizu Hachiman-gū eine wertvolle Shōtoku Taishi Statue.

Verweise

Anmerkungen

  1. nuride- oder nurude-Baum; nuri = Lack (Florenz:1919)
  2. Bishamon (Norden), Jikoku (Osten), Zōjō (Süden) und Kōmoku (Westen). (Florenz:1919) siehe Lokapala (wikipedia)
  3. taijinnō, laut Florenz und Aston identisch mit Daikoku
  4. Buddha, das Gesetz und die Priesterschaft
  5. "Tempel des Gedeihens des Gesetzes" (Florenz:1919); siehe Asuka-dera (wikipedia)

Literatur

  • William George Aston (Ü.) 1896
    Nihongi: Chronicles of Japan from the earliest times to a.d. 697. London: Kegan Paul 1896. (Zahlreiche Neuauflagen, JHTI Onlineversion, Onlineversion (Wiki-Source).)
  • Karl Florenz 1919
    Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1919. (Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki [in Auszügen] sowie Kogo shūi [ganz].)
  • Alexander C. Soper 1967
    „A pictorial biography of prince Shotoku.“ The Metropolitan Museum of Art Bulletin, New Series, Vol. 25, No. 5 (1967), S. 197-215.

Links

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Hachiman-no-pedia verfasst.