Nelly Naumann: Unterschied zwischen den Versionen

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Nelly Naumann war eine deutsche Japanologin und galt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als größte Autorität auf dem Gebiet der japanischen Volkskunde und Mythenfoschung im deutschen Sprachraum. Sie wurde am 20. Dezember 1922 in Lörrach unter dem bürgerlichen Namen Thusnelda Jost geboren und verstarb am 29. September 2000.  
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Nelly Naumann war eine deutsche Japanologin. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt sie auf dem Gebiet der japanischen Volkskunde und Mythenfoschung als größte Autorität des deutschen Sprachraumes. Sie wurde am 20. Dezember 1922 in Lörrach unter dem bürgerlichen Namen Thusnelda Jost geboren und verstarb am 29. September 2000.  
  
Nach dem Abitur 1941 studierte Naumann an der Universität Wien Japanologie, Sinologie, Völkerkunde und Philosophie. Ihr Zugang zu Japan erfolgte somit unter dem starken Einfluß der Wiener völkerkundlichen Schule, der auch das Dissertationsthema ''Das Pferd in Sage und Brauchtum Japans'' mitbestimmte. Auf die Promotion folgte ein mehrjähriger Aufenthalt in Shanghai. Im Jahr 1949 erschien ihre deutsche Übersetzung von Takeda Hisayoshis ''Jahresbrauchtum im japanischen Dorf''.
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Nach dem Abitur 1941 studierte Naumann an der Universität Wien Japanologie, Sinologie, Völkerkunde und Philosophie. Ihr Zugang zu Japan erfolgte somit unter dem starken Einfluß der Wiener völkerkundlichen Schule, der auch das Thema ihrer Dissertation ''Das Pferd in Sage und Brauchtum Japans'' mitbestimmte. Auf die Promotion folgte ein mehrjähriger Aufenthalt in Shanghai. Im Jahr 1949 erschien ihre deutsche Übersetzung von Takeda Hisayoshis ''Jahresbrauchtum im japanischen Dorf''.
  
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 1954 arbeitete sie an der Bayerischen Staatsbibliothek in München, wo sie ihre Forschungen wieder aufnahm, die sich von nun an hauptsächlich auf Phänomene religiösen Brauchtums konzentrierten. Eine ausführliche Arbeit über die japanische Berggottheit erschien 1963 und entfachte in Japan eine intensive Grundsatzdiskussion über die japanische kami-Vorstellung.  
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Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 1954 arbeitete sie an der Bayerischen Staatsbibliothek in München, wo sie ihre Forschungen wieder aufnahm, die sich von nun an hauptsächlich auf Phänomene religiösen Brauchtums konzentrierten. Eine ausführliche Arbeit über die japanische Berggottheit Yama no kami erschien 1963 und entfachte in Japan eine intensive Grundsatzdiskussion über die japanische kami-Vorstellung.  
  
In ihrer Habilitation über das Umwandeln des Himmelspfeilers 1970, der sich mehrere Detailstudien anschlossen, setzte sie sich intensiv mit den japanischen Mythen auseinander. Nelly Naumann wollte an zahlreichen Einzelbeispielen den für sie hinter den japanischen Mythen steckenden Sinngehalt als existentielle Aussagen über z.B Leben und Tod aufzeigen.
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In ihrer Habilitation ''Über das Umwandeln des Himmelspfeilers'', der sich mehrere Detailstudien anschlossen, setzte sie sich intensiv mit den japanischen Mythen auseinander. Nelly Naumann wollte an zahlreichen Einzelbeispielen den für sie hinter den japanischen Mythen steckenden Sinngehalt als existentielle Aussage, z.B. über Leben und Tod, aufzeigen.
  
Naumanns Forschung zeichnet sich durch eine komparative und universalistische Herangehensweise, kritische Betrachtung der historischen Quellen und eine philologische Hermeneutik aus. (Blümmel 2000)
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Naumanns Forschung zeichnet sich durch eine komparative und universalistische Herangehensweise, kritische Betrachtung der historischen Quellen und eine philologische Hermeneutik aus (Blümmel 2000).
  
  

Version vom 22. Juli 2014, 17:54 Uhr

Seiten-Infobox
Themengruppe Personen (Einzelpersonen, Familien, Gruppen)
Name Nelly Naumann
Lebenszeit geb. 1922 in Lörrach, gest. 2000
Funktion, Amt Japanologin

Nelly Naumann war eine deutsche Japanologin. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt sie auf dem Gebiet der japanischen Volkskunde und Mythenfoschung als größte Autorität des deutschen Sprachraumes. Sie wurde am 20. Dezember 1922 in Lörrach unter dem bürgerlichen Namen Thusnelda Jost geboren und verstarb am 29. September 2000.

Nach dem Abitur 1941 studierte Naumann an der Universität Wien Japanologie, Sinologie, Völkerkunde und Philosophie. Ihr Zugang zu Japan erfolgte somit unter dem starken Einfluß der Wiener völkerkundlichen Schule, der auch das Thema ihrer Dissertation Das Pferd in Sage und Brauchtum Japans mitbestimmte. Auf die Promotion folgte ein mehrjähriger Aufenthalt in Shanghai. Im Jahr 1949 erschien ihre deutsche Übersetzung von Takeda Hisayoshis Jahresbrauchtum im japanischen Dorf.

Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 1954 arbeitete sie an der Bayerischen Staatsbibliothek in München, wo sie ihre Forschungen wieder aufnahm, die sich von nun an hauptsächlich auf Phänomene religiösen Brauchtums konzentrierten. Eine ausführliche Arbeit über die japanische Berggottheit Yama no kami erschien 1963 und entfachte in Japan eine intensive Grundsatzdiskussion über die japanische kami-Vorstellung.

In ihrer Habilitation Über das Umwandeln des Himmelspfeilers, der sich mehrere Detailstudien anschlossen, setzte sie sich intensiv mit den japanischen Mythen auseinander. Nelly Naumann wollte an zahlreichen Einzelbeispielen den für sie hinter den japanischen Mythen steckenden Sinngehalt als existentielle Aussage, z.B. über Leben und Tod, aufzeigen.

Naumanns Forschung zeichnet sich durch eine komparative und universalistische Herangehensweise, kritische Betrachtung der historischen Quellen und eine philologische Hermeneutik aus (Blümmel 2000).


Für dieses Wiki verwendete Werke

  • Nelly Naumann 1959
    „Das Pferd in Sage und Brauchtum Japans.“ Asian Folklore Studies 18 (1959), S. 145-287.
  • Nelly Naumann 1963
    „Yama no Kami - Die japanische Berggottheit: Teil I: Grundvorstellungen.“ Asian Folklore Studies 22 (1963), S. 133-366. (Exzerpt.)
  • Nelly Naumann 1964
    „Yama no kami - Die japanische Berggottheit: Teil II: Zusätzliche Vorstellungen.“ Asian Folklore Studies 23/2 (1964), S. 48-199. (Exzerpt.)
  • Nelly Naumann 1971
    Das Umwandeln des Himmelspfeilers: Ein japanischer Mythos und seine kulturhistorische Einordnung. (Asian folklore studies, Monograph 5.) Tokyo: Soc. for Asian Folklore 1971.
  • Nelly Naumann, Wolfram Naumann 1973
    Die Zauberschale: Erzählungen aus dem Leben japanischer Damen, Herren, Mönche und Knechte. München: Hanser 1973.
  • Nelly Naumann 1974
    „Whale and fish cult in Japan: A basic feature of Ebisu worship.“ Asian Folklore Studies 33/1 (1974), S. 1-15. (Exzerpt.)
  • Nelly Naumann 1988
    Die einheimische Religion Japans: Teil 1: Bis zum Ende der Heian-Zeit. Leiden: Brill 1988. (Exzerpt.)
  • Nelly Naumann 1996
    Die Mythen des alten Japan. München: Beck 1996. (Exzerpt.)
  • Nelly Naumann 2000
    Japanese prehistory: The material and spiritual culture of the Jōmon period. Wiesbaden: Harrassowitz 2000.

Quellen