Mystik, Religion und Politik in der frühen japanischen Geschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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(kein Unterschied)

Version vom 29. Januar 2017, 17:28 Uhr

>Mystik, Schamanismus, Rachegeister >politischer Einfluss durch Einwirkung eines Kami/Dämon/...

Einleitung: Historischer Abriss über gesellschaftliche/religiöse/politische Entwicklungen von Yayoi bis Heian Zeit (Abwechselnd ca. 3 Leute, jeder ein paar Sätze dazu) – ca. 10min

Hauptteil (jeweils ca. 7min):

->> Fokus auf das gemeinsame Thema der Übernatürlichkeit/Religion

Schluss: Zusammenfassung, Gemeinsamkeiten zw. einzelnen Personen – ca. 5min


in Bearbeitung

Yayoi-Zeit

  • 5. Jahrhundert v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.
  • Benannt nach Keramikart
  • Chinesische Quellen vs. kiki
  • „Urreligionen“

Jingū Kōgō

Legende?

Asuka-Zeit

Andauernd von 592 bis 710 kam in dieser Zeit der Buddhismus aus dem koreanischen Reich Baekje nach Japan. Es ist eine Zeit zuerst unter dem Einfluss der Soga, dem Durchbruch des Buddhismus unter Shōtoku Taishi und politischen Wandels. Japan entwickelte sich langsam von einem Zusammenschluss mehrerer untereinander konkurrierenden uji zu einem Staatswesen nach chinesischem Vorbild.

Fujiwara no Kamatari

Aus Sicht der Religion und der Mystik ist Kamatari deswegen interessant, weil um ihn nach seinem Tod ein Verehrungskult entstand, der zuerst wohl vor allem innerhalb der Familie blieb. Kamataris Grab wurde zunächst am Berg Ai in der Präfektur Settsu (heute Ōsaka) errichtet, aber 678 auf den Berg Tōnomine verlegt. Im Jahr 701 wurde dort ein Schrein errichtet, der heutige Tanzan Jinja der seit der Gründung von Tendai Mönchen des Berg Hie unterhalten wird, und darin befindet sich eine Holzstatue Kamataris. Diese Statue ist zentral für den Vehrehrungskult um Kamtaris Geist.

Kamatari wurde nicht als ein onryō angesehen, sondern eher als ein wohlwollender Beschützer der politischen Interessen der Fujiwara. Sein Geist warnte im Voraus vor Schwierigkeiten. Diese Warnungen kamen in Form von kosmischen Geräuschen: entweder durch Risse am Kopf der Kamatari-Statue oder durch ein Rumpeln des Berges (Tōnomine). Immer wenn sich die Statue meldete, wurden die Risse auf der Suche nach dem Epizentrum untersucht. Berichte wurden dem Hof überbracht, wo weitere Weissagungen im Zuge des Entscheidungsprozesses folgten. Insgesamt meldete sich die Statue von 1012 bis 1187 ganze 36 Mal, dass letzte Mal nach der Gründung der Kamakura Regierung. In dieser neuen gesellschaftlichen und politischen Ordnung war der Einfluss der Fujiwara nur noch gering, und weder die Statue noch der Berg gaben nochmals Geräusche von sich.

Weiters wurde Kamatari als Tōnomine-gongen als ein Avatar für Vimalakirti (jap. Yuima koji) angesehen. Es ist u. a. auf den Kult am Tōnomine zurückzuführen, dass diese Identifikation stattfand. Auch bezeichnet ein Dokument aus 1158 den Taishōkan als einen Avatar des Jōmyō daishi. Taishōkan ist ein Titel den nur Kamatari erhielt, und ist der höchste Rang in einem System, dass nur von 647 bis 685 benutzt wurde. Als Jōmyō wird Vimalakirti im Vimalakirti nirdesa Sutra bezeichnet. Kamatari = Jōmyō = Vimalakirti

Auf Kamataris Verbindung zu Vimalakirti geht auch die Entstehung des Yuima-e, des Vimalakirti Fests, im Kōfukuji zurück. Als er 656 schwer krank war, schlug eine Nonne aus Baekje vor, den „Abschnitt der Fragen über die Krankheit“ aus dem Yuima-gyo (Vimalakirit nirdesa sutra) zu lesen. Als Kamatari wundersamer Weiße genas, ließ er aus Dankbarkeit seine Residenz in Yamashina in einen Tempel umwandeln. Bei der Einweihungsfeier wurde das Yuima-gyo gelesen und das Fest fand danach zuerst jährlich statt, und wurde nachdem der Yamashinadera nach Nara umsiedelte und den Namen Kōfukuji annahm, erneut etabliert. Abgehalten wurde das Fest immer vom 10. bis zum 16. Tag des 10. Monats, da der 16. Tag als der Tag gilt, an dem Kamatari gestorben sei, und wurde erst mit den anti-buddhistischen Reformen der Meiji Restauration abgeschafft.

Das Yuima-e wurde über die Zeit von einer Lesung für den Wohlstand der Fujiwara zusätzlich zu einem Fest zur Unterstützung der kaiserlichen Familie, zur Unterstützung des Buddhismus und sollte auch Gelehrsamkeit und Weisheit fördern.

En no Gyōja

In der Asuka Zeit wurde das gesellschaftliche und religiöse Leben auch durch den aus Korea einströmenden Buddhismus mitgeprägt. Im Volk herrschte der Glaube an Magie und magische Rituale vor, es wurden auch Exorzismen durchgeführt. Der Buddhismus wurde durch sogenannte „ubasoku“ (= nicht offi¬ziell ge¬weih¬ter bzw. selbst¬er¬nann¬ter bud¬dhis¬tischer Mönch oder Laienpriester) in die Dörfer gebracht und so dem einfachen Volk vermittelt. In dieser Zeit lebte En no Gyōja, der legendäre Begründer des Shugendō(Erlangen von Wunderkräften durch Übung und magische Rituale) und der Ahnherr der Yamabushi. Er galt als Kräuterheiler, Magier und Exorzist und zog sich auf den Katsuragi Berg(Präfektur Nara) zurück, um dort magische Übungen zu praktizieren. Im Volk entstehen zahlreiche Legenden (die teilweise taoistisch mitgeprägt sind) um das Leben von En no Gyōja. Am bekanntesten ist die Geschichte von En als Dämonen-Zähmer: er soll seine magischen Kräfte so trainiert haben, dass er Dämonen bezwingen konnte und diese für sich arbeiten lies(Wasser holen usw.). Auf dem Berg Katsuragi hat En eine magische Be¬geg¬nung mit einem Skelett, das einen vajra fest umklammert hält und sich als Ens eigener Leich¬nam aus einer früheren Existenz heraus¬stellt. Miroku (Maitreya), der Buddha der Zukunft, offenbart En das „Mantra des Pfauen-Königs (Kujaku Myōō)“, um den Vajra aus der Um¬klamme¬rung des Skeletts zu lösen. Neben¬bei erlernt En damit auch die Kunst des Fliegens. Außerdem soll es mit einer Berggottheit zum Streit gekommen sein, woraufhin er diese mit magischen Sprüchen fesselt und auf dem Grund eines tiefen Tals einschließt. Er lebte zur Zeit des Monmu Tennō und wird in frühen Berich¬ten auch als ubasoku be¬zeich¬net. Ein Hofbeamter und Mediziner nimmt eine Zeit bei ihm Unterricht, bis er seinen Meister der Unruhestiftung mit seiner Magie bezichtigt, woraufhin En no Gyōja nach Izu verbannt wird. Diese Verbannung ist der am glaubwürdigsten dokumentierte Teil aus seiner Biografie. In einer anderen Version verschafft sich die gefangene Berggottheit durch einen Hofbeamten gehör und En wird deswegen verbannt. Die Orte, an welche En no Gyōja angeblich gepilgert ist, sind heute die religiösen Zentren der Yamabushi.

Heian-Zeit

  • Ca. 8. bis 12. Jahrhundert n. Chr.
  • Benannt nach der Stadt Heian-kyō 平安京 (heute: Kyōto 京都)
  • Fujiwara Familie hatte die eigentliche Macht
  • Erklärung von Katastrophen durch religiöse Praktiken
  • Glaube an Rachegeister und Dämonen (jp. goryō shinkō 御霊信仰)

Sugawara no Michizane

Tenjin Kult

Abe no Seimei

Der historische Abe no Seimei 安倍晴明 (921–1005) war Teil einer etablierten Hofbürokratie (jap. onmyō-ryō 陰陽寮), die für Rituale und Magie konstituiert wurde. Dabei handelt es sich um eine synkretistische Form der esoterischen Kosmologie und Wahrsagerei namens onmyōdō 陰陽道 (dt. die Lehre von Yin und Yang). Onmyōdō entwickelte sich im späten 7. Jahrhundert aus einer Mischung aus daoistischen, buddhistischen und aufkommenden Shintō-Glauben und Ritualen. Während die onmyōji 陰陽師 auf die Gesuche der noblen Gesellschaft reagierten, wurde eine große Anzahl von onmyōdō-Ritualen formuliert, und allmählich entwickelte sich onmyōdō zu einem individuellen religiösen Körper. Allerdings kann der Begriff onmyōdō nicht in China oder Korea gefunden werden. Onmyōdō ist eine Religion , die nur in Japan entstand.

Die offiziellen Aufgaben des onmyō-ryō bestanden also aus vier Hauptabteilungen: eine Abteilung für Prophezeiung, eine zweite für Kalenderkunde, eine weitere für Astronomie und eine Abteilung für das Zeitnehmen der Wasseruhr. Abe no Seimei war der erste in der gesamten Abe-Familie, der den Beruf eines onmyōji ausübte und wurde erst im Alter von 40 Jahren als Schüler in die Abteilung der Astronomie aufgenommen. Zu Seimeis Aufgaben zählten, soweit man den historischen Quellen vertrauen kann, hauptsächlich das Wahrsagen über verschiedenste ungewöhnliche Erscheinungen wie Krankheiten, die Organisation und Abhaltung von Zeremonien und Festen sowie die Auswahl der Tage zur Durchführung dieser offiziellen Riten und Veranstaltungen.

Im Jahr 1000 führte Seimei für Ichijō Tennō, als dieser aus seiner temporären Residenz Ichijō-in 一条院 in den nach einem Brand neu errichteten Seiryō-den 清涼殿 zog, das Ritual Henbai 反閇 [1] durch. Laut dem Gonki 権記 [2] war es das erste Mal, dass aus Anlass des Umzugs eines Tennō in einen neu errichteten Palast ein Henbai durchgeführt wurde.

1001 wurde wegen der am Hof herrschenden Trauer um die verstorbenen Kaiserinmutter Senshi das Tsuina 追儺 [3] abgebrochen. Eigentlich hätte der Abbruch am Hof geheißen, dass auch alle anderen auf die Durchführung des Festes verzichten, doch Seimei veranstaltete es trotzdem in seiner eigenen Residenz. Shigeta sieht hierin den Anlass dafür, dass die Bewohner der Stadt angefangen hätten, das Fest auch privat durchzuführen.

Im Jahr 1002 führte Seimei für Fujiwara no Yukinari 藤原行成 das Ritual Taizan Fukun sai 泰山府君祭 durch. Dabei handelt es sich um eine Anrufung von Taizan Fukun und anderen Gottheiten, die mit dem Reich der Toten verbunden waren, um die Lebensspanne des Bittstellers zu verlängern, ihm Reichtum und Ehre zu bringen und Unglück abzuwenden. Das Ritual erlangte unter der Regentschaft von Kaiser Ichijō 一条天皇 zunehmend an Popularität und wurde schließlich eines der charakteristischsten Rituale, die von onmyōji durchgeführt wurden.

Die Legendenbildung über Abe no Seimei hat etwa hundert Jahre nach seinem Tod eingesetzt und die Geschichten über ihn verbreiteten sich rasch. Irgendwann haben sich jedoch die Details seines Lebens so mit unzähligen Legenden verflochten, dass die Wahrheit kaum mehr vom Mythos unterscheidbar war. Viele dieser Legenden um Seimei wurden in Textsammlungen wie Konjaku monogatarishū 今昔物語集, Uji shūi monogatari 宇治拾遺物語 , Ōkagami 大鏡 oder Heike monogatari 平家物語 niedergeschrieben.

Laut einer Legende war Abe no Seimei zu Lebzeiten halb Mensch und halb yōkai 妖怪 (dt. Monster). Sein Vater war ein Beamter am kaiserlichen Hof namens Abe no Yasuna 安部保名 und seine Mutter eine berühmte Schönheit namens Kuzunoha 葛の葉. Eines Tages reist Yasuna auf dem Lande, als er auf einen Offizier trifft, der Füchse jagt, um medizinische Tränke herzustellen. Yasuna empfindet Mitleid für einen weißen Fuchs den der Offizier gefangen hat. Er kämpft schließlich mit dem Offizier, um den Fuchs zu befreien. Später begegnet er dann einer schönen Frau namens Kuzunoha, die in Wirklichkeit der Geist des weißen Fuchs ist. Kuzunoha pflegt den verletzten Yasuna und begleitet ihn in seine Heimat, in der sie dann heiraten. Im Laufe der Zeit bekommen sie einen Sohn namens Seimei. Dieser scheint die Intelligenz und paranormalen Kräfte von seiner Mutter geerbt zu haben. Im Alter von fünf Jahren war Seimei bereits in der Lage, schwache oni 鬼 (dt. Dämon) zu kontrollieren und zu befehligen. Eines Tages erblickt Seimei jedoch den Fuchsschweif seiner Mutter, und jetzt, wo ihre wahre Identität offenbart wurde, beschließt sie, ihr Leben als Mensch aufzugeben und in den Wald zurückzukehren. Als Abschiedsgeschenk an Seimei verleiht sie ihm u.a. die Kraft, die Sprache der Tiere zu verstehen. Kuzunoha vertraut Seimei dann dem onmyōji Kamo no Tadayuki 賀茂忠行 an, damit er ein normales menschliches Leben führen könne und er nicht eines Tages selbst böse werden würde.

In einer Geschichte des Konjaku monogatarishū (16. Geschichte, 24. Kapitel) erkennt Kamo no Tadayuki, dass sein junger Schüler Abe no Seimei offenbar eine besondere Begabung als onmyōji besitzt, da Seimei eines Nachts fähig ist, eine Gruppe oni zu sehen und seinen Lehrer rechtzeitig vor ihnen zu warnen.

Interessant ist auch, dass Seimei v.a. in den Erzählungen von Ōkagami und Konjaku monogatarishū die Fähigkeit besaß, shikigami 式神/識神 zu befehligen. Meistens werden sie als unsichtbare Diener von onmyōji dargestellt. Sie sprechen mit Seimei, nehmen seine Befehle entgegen, überbringen Nachrichten und öffnen für Besucher die Fensterläden und das Tor zu Seimeis Residenz, bleiben dabei aber immer unsichtbar.

Einige andere Legenden handeln von einer Reihe magischer Duelle mit einem Konkurrenten Seimeis namens Dōman Ashiya 道満蘆屋, der oft versuchte, Seimei zu blamieren, damit er seine Position usurpieren könne. Dies gelang ihm jedoch nie.

Die Geschichten über Seimeis Herkunft und die Rivalität zwischen Seimei und Dōman Ashiya entstanden in der späten Muromachi-Zeit (1336–1573). Sie wurden danach immer wieder aufgegriffen und bis in die Meiji-Zeit (1868-1912) in etlichen Werken und Theaterstücken, wie zum Beispiel Jōruri 浄瑠璃 und Kabuki 歌舞伎, überliefert und weiterverarbeitet.

Anmerkungen

  1. Ein Ritual, das bei Betreten eines fremden Raumes oder an einem gefährlichen Ort, durchgeführt wurde, um möglichen Schaden abzuwenden.
  2. Tagebuch von Fujiwara no Yukinari 藤原行成 (972–1027)
  3. Diese Zeremonie wurde in den letzten Tagen des Jahres im Palast abgehalten, um Krankheiten auslösende Dämonen aus der Stadt zu treiben.

Quellen

  • Oliver Freiberger, Kleine Christoph 2015
    Buddhismus: Handbuch und kritische Einführung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2015. (2. Auflage.)
  • Allan Georges Grapard 1984
    „Japan's ignored cultural revolution: The separation of Shintō and buddhist divinities in Meiji "shimbutsu bunri" and a case study; tōnomine.“ History of Religions 23 (1984), S. 240-265. (Exzerpt.)
  1. WEITERLEITUNG Literatur:Hayashi 2013b
  • Shin’ichirō Masuo 2013
    „Chinese religion and the formation of Onmyōdō.“ Japanese Journal of Religious Studies 40/1 (2013), S. 19-43. ( Exzerpt.)
  • Laura Miller 2008
    „Extreme makeover for a Heian-era wizard.“ Mechademia 3 (2008), S. 30-45. (Exzerpt.)
  • Douglas E. Mills 1970
    A collection of tales from Uji: A study and translation of Uji shūi monogatari. Cambridge: Cambridge University Press 1970.
  • Nana Miyata 2012
    „Die Hintergründe der Legendenbildung über Abe no Seimei, dem namhaftesten Divinationsmeister der Heian-Zeit.“ In: Triplett Katja (Hg.), Religiöse Tradierung in Japan. Halle an der Saale: Universitätsverlag Halle-Wittenberg 2012, S. 119-146. (Exzerpt.)
  • Shin'ichi Shigeta 2013
    „A portrait of Abe no Seimei.“ Japanese Journal of Religious Studies 40/1 (2013), S. 77-97.
  • Nina Theile 2013
    Der on’yōji Abe no Seimei und die oni: Genese einer literarischen Figur. Würzburg: Ergon 2013. (Dissertation.)
  • Melanie Trede 2003
    Image, text and audience: The Taishokan narrative in visual representations of the early modern period in Japan. (Europäische Hochschulschriften Kunstgeschichte Bd. 399.) Frankfurt am Main: Peter Lang 2003.
  • Royall Tyler 1990
    The miracles of the Kasuga deity. (Records of Civilisation 98.) New York: Columbia Univ. Press 1990.