Mandalas im tantrischen Buddhismus

Aus Kamigraphie
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Das tantrisch-buddhistische Weltbild

Der ursprüngliche Buddhismus erklärt die Existenz von zwei Ebenen, zwischen denen keinerlei Verbindung bestand, zwei völlig voneinander verschiedene Welten. Die eine war die unsrige (Samsara), in der das Karma wirkt und sich bewegt und wieder entsteht. Die andere war das Nirwana, auf die sich der Mensch durch einen veredelnden Sprung bewegen kann, wenn das Karma und seine Kraft zum Stillstand gebracht und unterdrückt wird.

Samsarischer Lauf der Dinge: Wiederholt erfüllen sich verschiedene Leben aneinandergereiht wie Glieder einer Kette, bis Wissen und inneres Erleben bestätigen, dass das Universum nur Werden und Dahinziehen ist. Wenn diese Tatsache bewusst wird, dann ist der samsarische Lauf der Dinge gebrochen und der Sprung ins Nirwana geschieht, was die Befreiung vom Karma (asamskrta) bedeutet. [1]

Das Mandala im tantrischen Buddhismus

Im tantrischen Buddhismus ist das Mandala wichtigstes Sinnbild für den Zusammenhang von Mensch und Kosmos. Dem Tantriker dient das Mandala als Mittel zur Meditation, als kosmisches Ordnungsschema. Mit seiner Hilfe strebt er die Visualisierung spiritueller Prinzipien an, versucht er tiefer einzudringen in geheime Lehren, die es ihm ermöglichen sollen, den leidvollen Kreislauf der Wiedergeburt zu verlassen und Erleuchtung zu erlangen. Der tantrische Buddhismus setzt in einer Intensität wie keine andere Form des Buddhismus und wie kaum eine andere Religion bildliche Darstellungen zur Vermittlung tiefster religiöser Wahrheiten ein.


„Beim Mandala handelt es sich im Grunde genommen um etwas Geheimes. Wenn du dich damit beschäftigst, um dir Ansehen zu verschaffen, und Stolz empfindest, das von dir Erarbeitete anderen Menschen zu zeigen, hast du nicht die richtige Einstellung. Falls deine Arbeit jedoch aus dem Bemühen entspringt, anderen Menschen Hilfe zu bieten, ist die die richtige Geisteshaltung, die zu deiner und anderen Befreiung beiträgt." (Der Mönch Khenpo Thubten zum Autor Martin Brauen)[2]


In der Regel ist ein Mandala (dkyil’khor) ein streng symmetrisches, auf die Mitte konzentriertes, zumeist in vier gleich große Sektoren aufgeteiltes Diagramm. Dieses Diagramm wird aus konzentrischen Kreisen (khor) und Quatraten aufgebaut, deren Mitte im Mittelpunkt der Kreise zusammenfällt.

Kalachakra-Tradition (Kalachakra (dus kyi‘khor lo))

Kalachakra bedeutet Zeitrad

Das Kalachakra- Mandala- Ritual gehört zur höchsten Tantra-Klasse, den weiblichen Anuttara-Yoga-Tantras.

Der Yogi der Kalachakra-Tradition befasst sich nur mit dem Moment des Todes und der Wiedergeburt, nicht jedoch mit dem dazwischenliegenden Zustand (bar do). Das Kalachakra-Tantra widmet sich deshalb nicht dem sublimen Körper eines Verstorbenen im Zwischenstadium.


Die Analogie zwischen menschlichem Leben und Meditationsweg. Wie ein Embryo in der Gebärmutter entsteht und sich zum Fötus entwickelt und dieser nach der Geburt zum Kleinkind, Kind und Erwachsenen entwickelt, so durchläuft der Tantriker eine analoge Entwicklung. Der Unterschied ist nur, dass der Tantriker diese Entwicklung willentlich und bewusst durchlebt und sich dadurch die Voraussetzung für eine vollkommene Erleuchtung schafft.


Grundsätzlich lassen sich zwei größere Phasen im Ritual des Kalachakra-Mandalas feststellen, da dieses zu Klasse der Anuttara-Yoga-Tantra gehört. Das Erschaffungs- und das Vollendungsstadium. Die erste Phase ist eine Reifephase, in der die Vollendung vorbereitet und eingeübt wird. Diese Einüben wird durch ein langsames Erkennen und Erleben der verschiedenen Analogien und eine Vorwegnahme, eine Imitation der einzelnen Phasen des Sterbeprozesses, aber auch des Werdens sowie der damit verbundenen komplexen Yoga-Übung des Vollendungsstadiums erzielt. Der gesamte Meditationsprozess weist Analogien zum Sterben und Wiedergeborenwerden auf und kommt somit selbst einer geistigen Wiedergeburt gleich. Der Todesprozess wird nachvollzogen und kultiviert bis ins Detail. Daraus resultiert die Überwindung der Angst vor dem Sterben und gleichzeitig wird es möglich das Klare Licht, das im Todesmoment aufleuchtet, bewusst zu erleben.


Das Kalachakra-Mandala

Das Äußere Kalachakra-Mandala

Das Innere Kalachakra-Mandala

Das Andere Kalachakra-Mandala

Literatur

Martin Brauen 1992
Das Mandala: Der heilige Kreis im tantrischen Buddhismus. Köln: DuMont 1992. (Zweite Auflage 1992, anlässlich der Ausstellung: "Mandala- der heilige Kreis im tantrischen Buddhismus", Völkerkundemuseum der Universität Zürich.)
Giuseppe Tucci 1972
Geheimnis des Mandala: Theorie und Praxis. Weilheim/Obb.: Otto Wilhelm Barth Verlag 1972.


Verweise

<references>

  1. Tucci, Giuseppe 1972, S.10 f
  2. Brauen 1992, S. 1