Kusanagi

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Seiten-Infobox
Themengruppe Objekte (Gegenstände, Skulpturen, Bilder)
Name Kusanagi no tsurugi 草薙の剣/草薙剣 („Grasmähe-Schwert“)
Typus Schwert
Funktion Throninsignie des Tennō
Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.

Kusanagi no tsurugi 天叢雲剣/草薙剣, wtl. das „Grasmähe-Schwert“, ist ein sagenumwobenes Schwert, das bereits in den ältesten Mythen Japans erwähnt wird und zu den drei Throninsignien des Tennōs – Schwert, Spiegel und Krummjuwelen – zählt. Unter diesen Symbolen der kaiserlichen Herrschaft ist es das einzige, das von der Erde stammt. Es soll sich seit vorhistorischer Zeit im Atsuta Schrein 熱田神宮 befinden und wird dort als Repräsentant (tamashiro 霊代) der Schreingottheit verehrt.

Mythologischer Ursprung

Das Kojiki 古事記 (712) erzählt, dass Susanoo 素戔嗚/須佐之男 das Schwert Kusanagi an Amaterasu 天照 überreicht, im Nihon shoki 日本書紀 (720) bringt er es den Himmelgöttern dar.

Das Schwert wird später dem Himmelsenkel Ninigi 邇邇芸 beim Hinabsteigen auf die Erde als Insignium seine Herrschaft mit auf den Weg gegeben und danach von Herrscher zu Herrscher weiter vererbt. (S. Abstieg des Himmelsenkels.)

Yamato-hime, eine Tochter des Suinin Tennō, bringt das Schwert schließlich zusammen mit dem göttlichen Spiegel nach Ise. Ihr Neffe, Yamato Takeru 日本武 erhält das Schwert schließlich von Yamato-hime, um im Auftrag seines Vaters Keikō Tennō 景行天皇 Ostjapan zu erobern („die bösen Menschen auf den zwölf Wegen der Ostgegend zu beruhigen“).[1] Yamato Takeru hinterlässt das Schwert allerdings bei seiner Frau im späteren Atsuta Schrein in Owari, worauf er seinen göttlichen Schutz verliert und rasch von einer Krankheit dahingerafft wird. Es ist also nicht nur ein Instrument der Zerstörung, sondern auch eine Quelle des Lebens und der Stärke für jenen, der es trägt.[2]

Deutung Nelly Naumanns

Die Übergabe des Schwertes an Amaterasu bzw. die Himmelsgottheiten ist nach Nelly Naumann ein politisch motivierter Eingriff in den ursprünglichen Mythos.[3] Als spätere Throninsignie musste das Schwert an Amaterasu übergeben werden, damit sie es dem Himmelsenkel geben konnte.

Laut Naumann muss das Schwert jedoch mit dem „Schwert des Lebens“ identisch sein, das Ōkuninushi 大国主 von Susanoo als Instrument der Herrschaft und als Zeichen der Legitimation erhält.[4] In der weiteren Erzählung von Ōkuninushi ist aber von einem Speer die Rede: Bevor Ōkuninushi abdankt, überreicht er laut Nihon shoki den Abgesandten des Himmels, Futsunushi 経津主神 und Takemikazuchi 建御雷, einen Speer, mit dem er das Land unterworfen hat:[5] „Ich habe mit diesem Speer erfolgreich regiert. Wenn der Himmelsenkel mit diesem Speer das Land regiert, wird er es gewiss unterwerfen und befrieden.“[6] (S.a. kuniyuzuri.)

Laut Naumann war also das Schwert des Susanoo das eigentliche Insignium der Herrschaft, mit dem Ōkuninushi das Land unterwarf. Nachdem es aber in einer späteren Abänderung des Mythos an die Götter des Himmels übergeben wurde, bevor Ōkuninushi die Bühne betritt, wurde es in der Ōkuninushi-Mythe schließlich durch einen Speer ersetzt.[7]

Spätere Legenden

Im 7. Jahrhundert versucht der „Shiragenser Bonze Dōgyō“[8] das Schwert zu stehlen und nach Silla zu bringen. Laut der Gründungsgeschichte des Atsuta-Schreins befreit sich das Schwert selbständig und kehrt an seinen Platz im Schrein zurück. Dōgyō versucht erneut, das Schwert nach Silla zu bringen scheitert aber schließlich an den Wetterverhältnissen während der Überfahrt nach Silla und muss nach Japan zurückkehren.[9]

Nachdem es wieder gefunden wird, wird das Schwert im kaiserlichen Palast aufbewahrt, weil man es im Atsuta-Schrein nicht sicher genug wähnt.[10] Dort wird es aber Tenmu Tennō 天武天皇 zum Verhängnis. Er fällt ebenfalls einer Krankheit zum Opfer, die mit dem Schwert in Verbindung gebracht wird. Laut einer Weissagung liegt das Schwert einem Fluch zugrunde, der auf Tenmu lastet. Es wird daraufhin in den Atsuta Schrein zurückgebracht.

Der Name des Schwertes Kusanagi

Kusanagi no tsurugi 草薙の剣, wie die volle Bezeichnung lautet, wird üblicherweise als „grasmähendes Schwert“ übersetzt. Dieser Name wird auf eine Episode aus dem Leben von Yamato Takeru zurückgeführt, in der er während seines Feldzuges in einen Feldbrand gerät und um sich zu retten das brennende Gras um sich herum mit dem Schwert niedermäht.

In der Version der Episode in der Susanoo die Schlange Yamata no Orochi 八又大蛇[11] besiegt, des Kogo shūi 古語拾遺 wird ein anderer Name des Schwertes, nämlich Ama no Mura-kumo 天叢雲 (Himmlische Wolkenhaufen), erwähnt. Kojiki und Nihon Shoki geben nur den Namen Kusanagi an.

Nelly Naumann stellt einen Konnex zwischen dem Wort kusanagi und der Bedeutung „Schlange“ in verschiedenen altaischen Sprachen her, indem sie auf die Etymologie des Wortes verweist. Leider gibt sie keine Beispiele für diese vermeintliche Wortverwandtschaft an, wodurch die Verbindung schwer nach zu vollziehen ist. Laut dieser Theorie kann das Schwert als stellvertretender Teil für das Ungeheuer Yamata no Orochi gesehen werden. Die Geschichte, dass das Schwert seinen Namen erst durch die im Kogo shūi erwähnte Begebenheit mit Yamato Takeru erhielt, führt sie darauf zurück, dass dieser Name (als Assoziation zur Schlange) nicht mehr verstanden wurde und daher einer neuen Erklärung bedurfte.[12] Diese Theorie bedarf einer genaueren Überprüfung.

Der Verlust des Schwerts bei Dan-no-ura

Im Heike monogatari 平家物 wird der mythologische Hintergrund des Schwertes zusammenfassend nacherzählt, da dieses während der Schlacht von Dan-no-ura 壇ノ浦の戦い im Meer verloren ging. Obwohl für die Bergung des Schwertes viel unternommen wurde, konnte es nicht gefunden werden. Einige meinen, dass Yamata no Orochi durch den Verlust des Schwertes einen Groll hegte und nach 80 Generationen in den achtjährigen Antoku 安徳天皇 gefahren ist, um das Schwert zurück in die Tiefen des Meeres zu nehmen.[13] Das Schwert ist dabei aber abhängig von der Version entweder das echte oder nur eine Fälschung.[14]

Verweise

Literatur

  • Herman Ooms 2009
    Imperial politics and symbolics in ancient Japan: The Tenmu dynasty, 650 - 800. Honolulu: University of Hawai'i Press 2009.
  • Ratnam Selinger Vyjayanthi 2013
    Authorizing the Shogunate: Ritual and material symbolism in the literary construction of warrior order. (Brill's Japanese studies library 44.) Leiden: Brill 2013.

Fußnoten

  1. Florenz 1919, S. 103
  2. Ooms 2009, S. 124
  3. Naumann 1996, S. 109
  4. Naumann 1996, S. 110
  5. Aston 1956, S. 68–69
  6. Aston 2008, S. 68–69
  7. Naumann 1996, S. 141
  8. Florenz 1919, S. 365
  9. Florenz 1919, S. 365–366
  10. Florenz 1919, S. 366
  11. siehe auch Susanoo und Yamata no Orochi
  12. Naumann 1996, Seitenzahl
  13. Kitagawa 1975, S. 684–689
  14. Vyjayanthi 2013, S. 116–117