Kumano mandara

Aus Kamigraphie
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Kumano Mandala.jpg
Kumano Mandala[Abb. 1]
Seiten-Infobox
Themengruppe Objekte (Gegenstände, Skulpturen, Bilder)
Name Kumano mandara 熊野曼荼羅
Typus Japanisches Mandala
Entstehungszeit Spätestes 13. oder frühes 14. Jh.
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Wintersemester 2011.

Die mandara von Kumano 熊野曼荼羅 sind sowohl in kunsthistorischer als auch in japanologischer Hinsicht von Bedeutung, da es unzählige von ihnen gibt, die mehrere Kunsttechniken umfassen und oft den gewohnten Alltag oder gängige Rituale der jeweiligen Zeit darstellen. Oft gibt es von einem mandara sogar mehrere Versionen, sodass es meist kein Problem darstellt, eine bis heute gut erhaltene zu finden.

Auf den mandara von Kumano wurden, da es sich um einen Pilgerort handelt, nicht nur die dem Schrein bzw. Tempel zugehörigen Gottheiten erklärt; häufig wurden auch der Pilgerweg und die verschiedenen Stationen darauf abgebildet.

Cleveland Museum of Art mandara

Dieses Kumano mandara entstand vermutlich im späten dreizehnten oder frühen vierzehnten Jahrhundert und gehört zu den seltenen synkretischen mandara (suijaku). Es zählt zu den am Besten konservierten suijaku 垂迹-Bildern.

Darf man der Beschreibung des Museums Glauben schenken, so stellt das mandara die drei großen Schreine von Kumano in hierarchischer Weise dar, die nach der spirituellen Wichtigkeit, mit Nachi 那智 an der Spitze, von oben nach unten angeordnet sind. Laut Max Moerman soll allerdings Hongū der Schrein von größter Bedeutung gewesen sein.

Suijaku

Im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert entstanden einige wenige mandara, die stark von Shintō inspiriert wurden. Auf solchen mandara stehen statt Figuren vor allem die Landschaft und die Natur im Vordergrund, sodass zum Beispiel der Schrein, oder, wie auf dem Kumano mandara, ein Wasserfall abgebildet wird. Es handelt sich somit um eine Verbindung zwischen der Darstellung von Natur, wie man sie aus dem Shintoismus kennt, und Abbildungen von buddhistischer Hierarchie.

Stil

Der Stil des Kumano mandara lässt sich zurückverfolgen auf den Stil der chinesischen Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.), wo Landschaften vermehrt blau, grün und gold dargestellt wurden. Jedoch lassen sich natürlich japanische Einflüsse, beispielsweise in den blühenden Bäumen in den Farben rosa, weiß und gold, finden. Das Bild macht dadurch einen etwas wärmeren Eindruck.

Kumano sankei mandara

Kumano kanshin jikkai mandara, 17. Jh. [Abb. 2]

Kumano Herzschau der Zehn Welten Mandala (Kumano kanshin jikkai mandara 熊野観心十界曼荼羅), gehört zur Kategorie der sankei mandara 参詣曼荼羅.

Bildinhalt

Das kumano kanshin jikkai mandara ist eine Abbildung der Lebensabschnitte und der zehn Bereiche der Wiedergeburt. Der obere Bereich des Bildes enthält eine Brücke, auf der sowohl Männer als auch Frauen in den jeweiligen Lebensabschnitten dargestellt werden, von der Geburt bis zum Tod. Das übrige mandara stellt die vier Erlösungs- und sechs Wiedergeburtswelten dar, die um das Schriftzeichen „Herz“ (心) angeordnet sind und mit diesem durch rote Linien verbunden sind. Der Gedanke des sogenannten jikkai gogu 十界互具 wurde besonders von der Tendai-Schule stark geprägt; Er besagt, dass jede der zehn Welten in den jeweils anderen neun ebenfalls existiere, jedoch im Endeffekt alle nur Illusionen seien. Die meisten der Darstellungen betreffen die buddhistischen Höllen, wie das Enma 閻魔-Gericht, die Waagen, auf denen das Karma gewogen wird, oder der Spiegel, in dem die früheren Taten eines Menschen reflektiert werden. Auch sieht man verschiedene Monster, die die Menschen foltern und quälen, wie im großen See des Feuers, wo sie gekocht werden, oder am großen Schwertberg, den sie überqueren müssen. Auch die Höllen speziell für Frauen, wie die der zeugungsunfähigen Frauen (umazume jigoku 石女地獄), die Bambussprossen mit Hilfe von Kerzendocht ernten müssen, oder die Blutteich-Hölle, der Frauen laut der Sutra ketsubon kyō 血盆經 aus biologischen Gründen nicht entkommen können, werden abgebildet. Alle ‚Eingänge‘ zu den verschiedenen Höllen sind durch torii 鳥居 gekennzeichnet.

Mokuren 目連, ein Schüler Buddhas, der seine Mutter aus der Hölle gerettet haben soll, spielt in diesem mandara ebenfalls eine wichtige Rolle: entlang der vertikalen und horizontalen Achsen des Bildes sollen die Stationen der Erzählung von Mokuren abgebildet sein, während in der Mitte, wo sich die Achsen treffen, die Erlösung aus diesen Höllen befindet: der Bodhisattva Jizō, der sich aufgrund seines besonderen Verhältnisses zu Kindern in der Vorhölle der Kinder aufhält.

Nachi sankei mandara

Nachi sankei mandara [Abb. 3]

Das Nachi sankei mandara 那智参詣曼荼羅 zählt zu den am besten erhaltenen mandaras. Es wurde mehrmals im 17. Jahrhundert angefertigt, und das stets auf die selbe Art und Weise. Aufgrund seiner Geschichten erzählenden Anordnung von Bildern gibt es Aufschluss über verschiedene Bräuche und Traditionen, die zu dieser Zeit in Kumano gängig waren.

Bildinhalt

Dieses mandara beschreibt die Pilgerroute zum höchsten Punkt von Nachi. Im Grunde ist es wie eine Bildrolle, die eine Geschichte erzählt - wobei die zwei Personen in weiß die Protagonisten sind. Sie kommen immer wieder auf dem mandara vor und praktizieren Rituale und Gebete bei den wichtigsten Stationen der Pilgerroute. Das alles spielt sich unter der Sonne und dem Mond ab, die sich in den oberen Bildecken befinden. Neben allen wichtigen Gebäuden von Nachi ist auch der Kaiser Go-Shirakawa 後白河天皇 abgebildet, der zu seiner Zeit ein bekannter Liebhaber des Pilgerns und besonders der Pilgerroute von Kumano gewesen sein soll. Über seinem Kopf sind Krähen zu sehen, die vermutlich die göttliche, dreibeinige Krähe Yatagarasu 八咫烏 symbolisieren sollen und daher seine Bedeutung als Kaiser unterstreichen sollen, bzw. darauf aufmerksam machen, dass es sich um einen Kaiser handelt.

Verweise

Literatur

  • Susanne Formanek 2006
    „Gewalt diesseits und jenseits: Zur Entwicklung der buddhistischen Höllenvorstellungen in Japan.“ Buddhismus in Geschichte und Gegenwart. (Vortragsmanuskript, Bd. 10.) Universität Hamburg: Asien-Afrika-Institut, Abteilung für Kultur und Geschichte Indiens und Tibets 2006.
  • Sherman E. Lee 1954
    „Kumano Mandala.“ The Bulletin of Cleveland Museum of Art 46/1, Teil 1 (1954), S. 116-118, 122.
  • Max D. Moerman 2005
    Localizing paradise: Kumano pilgrimage and the religious landscape of premodern Japan. Harvard: Harvard University Press 2005.

Internetquellen

Letzte Überprüfung der Linkadressen: 2021/08/19

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:

  1. Kumano Mandala.jpg
    The Three Sacred Shrines at Kumano: Kumano Mandala Mandala (Tusche und Farbe auf Seide). Kamakura-Zeit, um 1300; im Besitz des Cleveland Museum of Art; 134 x 62 cm
    Bild © The Cleveland Museum of Art. (Letzter Zugriff: 2021/8/10)
  2. Kumano sankei mandara.jpg
    Kumano Herzschau der Zehn Welten Mandala (Kumano kanshin jikkai mandara 熊野観心十界曼荼羅) Mandala. Edo-Zeit, 17. Jh.
  3. Nachi sankei mandara.jpg
    Nachi sankei mandara Mandala. Muromachi-Zeit, 16./17. Jh; Kumano Nachi Taisha 熊野那智大社, Kumano
    Bild © Wikimedia Commons. (Letzter Zugriff: 2014/8/27)