Ise Schrein: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Großschrein von Ise jap. Ise Daijingū 伊勢大神宮 bzw. Ise Jingū 伊勢神宮 gilt als wichtigste shintōistische Kultstätte in Japan. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in der Größe der religiösen Anlage.
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Der Großschrein von Ise jap. Ise Daijingū 伊勢大神宮 bzw. Ise Jingū 伊勢神宮 gilt als wichtigste shintōistische Kultstätte in Japan. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in der Größe der religiösen Anlage.
  
 
== Schreinanlage ==
 
== Schreinanlage ==
 
Siehe dazu auch [[Ise Schreingebäude]].
 
Siehe dazu auch [[Ise Schreingebäude]].
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{{abb|bild=Karte_Schreinanlage_Naiku.gif|text=Anlage des Inneren Schreins (Naikū oder Kōtaijingū 皇大神宮)}}
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Die gesamte Schreinanlage besteht aus zwei Hauptschreinen sowie 123 Hilfs- und Nebenschreinen. Die Hauptschreine sind der sog. Innere Schrein (Naikū 内宮; auch Kōtai jingū 皇大神宮), welcher der Sonnengottheit [[Amaterasu]] 天照 geweiht ist, und der Äußere Schrein (Gekū 外宮; auch Toyouke Daijingū 豊受大神宮), der die Nahrungsgottheit Toyouke beherbergt. 91 Hilfs- und Nebenschreine sind dem Inneren,  32 dem Äußeren Schrein unterstellt.
 
Die gesamte Schreinanlage besteht aus zwei Hauptschreinen sowie 123 Hilfs- und Nebenschreinen. Die Hauptschreine sind der sog. Innere Schrein (Naikū 内宮; auch Kōtai jingū 皇大神宮), welcher der Sonnengottheit [[Amaterasu]] 天照 geweiht ist, und der Äußere Schrein (Gekū 外宮; auch Toyouke Daijingū 豊受大神宮), der die Nahrungsgottheit Toyouke beherbergt. 91 Hilfs- und Nebenschreine sind dem Inneren,  32 dem Äußeren Schrein unterstellt.
  
Eingebettet sind all diese Gebäude in einem 5500 Hektar großen, „göttlichen“ Waldstück. Unter anderem gehören auch Reisfelder, Äcker und Fischgründe zum Besitz der Schreinanlage (s.u.). Während sich der Naikū an einem Fluss nahe der Uji-Tachi-chō 宇治館町{{batsu}} befindet, ist der Gekū in der Nähe der Stadt Yamada ebenfalls an einem Fluss gelegen. Zwischen den beiden Hauptschreinen besteht eine Distanz von sechs Kilometern.<ref>http://www.isejingu.or.jp/ Administrationsbüro des Ise Jingū](Stand: 2012/09/30). isejingu.or.jp</ref>.
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Eingebettet sind all diese Gebäude in einem 5500 Hektar großen, „göttlichen“ Waldstück. Unter anderem gehören auch Reisfelder, Äcker und Fischgründe zum Besitz der Schreinanlage (s.u.). Während sich der Naikū an einem Fluss nahe der Uji-Tachi-chō 宇治館町{{batsu}} befindet, ist der Gekū in der Nähe der Stadt Yamada ebenfalls an einem Fluss gelegen. Zwischen den beiden Hauptschreinen besteht eine Distanz von sechs Kilometern.<ref>[http://www.isejingu.or.jp/ ''Ise Jingū''] 伊勢神宮 (Stand: 2021/08/17) </ref>
  
Der Innere Schrein ist der Sonnengöttin [[Amaterasu]] (auch Amaterasu Ōmikami 天照大御神) geweiht – die Ahnherrin des Kaiserhauses wird in diesem Schrein durch einen Spiegel namens Yata no kagami 八咫の鏡 symbolisiert. Die Funktion des Äußeren Schreins, welcher Toyouke (auch Toyouke Ōmikami 豊受大御神) – der Göttin für Agrarkultur, Industrie, Kleidung, Wohnen und Reisanbau beziehungsweise Nahrung im allgemeinen gewidmet ist, besteht unter anderem darin, Amaterasu mit den gerade eben erwähnten Gütern zu versorgen <ref>[http://www.isejingu.or.jp/Ise Schrein](Stand: 2012/09/30). isejingu.or.jp</ref>.
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Der Innere Schrein ist der Sonnengöttin [[Amaterasu]] (auch Amaterasu Ōmikami 天照大御神) geweiht – die Ahnherrin des Kaiserhauses wird in diesem Schrein durch einen Spiegel namens Yata no kagami 八咫の鏡 symbolisiert. Die Funktion des Äußeren Schreins, welcher Toyouke (auch Toyouke Ōmikami 豊受大御神) – der Göttin für Agrarkultur, Industrie, Kleidung, Wohnen und Reisanbau beziehungsweise Nahrung im Allgemeinen gewidmet ist, besteht unter anderem darin, Amaterasu mit den gerade eben erwähnten Gütern zu versorgen.<ref>[http://www.isejingu.or.jp/ ''Ise Jingū''] 伊勢神宮 (Stand: 2021/08/17) </ref>
  
 
Die Bedeutung der Anlage lässt sich u.a. an den Besucherzahlen ablesen.
 
Die Bedeutung der Anlage lässt sich u.a. an den Besucherzahlen ablesen.
Die gesamte Anlage wird jährlich von zirka 6 Millionen Menschen besucht. Diese Zahl soll in Jahren, in denen ein ''sengū'' 遷宮 statt findet, um weitere 4 Millionen steigen.<ref>Asahi Shinbun, 30.9.1993:8</ref>
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Die gesamte Anlage wird jährlich von zirka 6 Millionen Menschen besucht. Diese Zahl soll in Jahren, in denen ein ''sengū'' 遷宮 statt findet, um weitere 4 Millionen steigen.<ref>Asahi Shinbun, 30.9.1993, S. 8</ref>
Neben vielen bürgerlichen Gläubigen statten auch die Mitglieder des japanischen Kaiserhauses dem Schrein regelmäßige Besuche zu wichtigen Ereignissen im Leben der kaiserlichen Familie ab - zum Beispiel zu Inthronisierungsfeierlichkeiten oder auch nach einer Heirat. Auch der Premierminister und sein Kabinett begeben sich regelmäßig zu Neujahr und nach Einsetzung einer neuen Regierung zum Großschrein. <ref>[http://www.isejingu.or.jp/ Ise Schrein](Stand: 2012/09/30). isejingu.or.jp</ref>.
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Neben vielen bürgerlichen Gläubigen statten auch die Mitglieder des japanischen Kaiserhauses dem Schrein regelmäßige Besuche zu wichtigen Ereignissen im Leben der kaiserlichen Familie ab zum Beispiel zu Inthronisierungsfeierlichkeiten oder auch nach einer Heirat. Auch der Premierminister und sein Kabinett begeben sich regelmäßig zu Neujahr und nach Einsetzung einer neuen Regierung zum Großschrein.<ref>[http://www.isejingu.or.jp/ ''Ise Jingū''] 伊勢神宮 (Stand: 2021/08/17) </ref>
 
 
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== Ursprungslegenden und geschichtliche Entwicklung ==
 
== Ursprungslegenden und geschichtliche Entwicklung ==
  
Wie um fast alle bedeutenden Bauwerke der Menschheit, so ranken sich auch um den Großschrein von Ise und dessen Entstehung einige Legenden. Laut Ōbayashi Taryōs und Watanabe Yoshios Werk geht aus dem ''[[Nihon shoki]]'' 日本書紀 (720 n. Chr.) hervor, dass [[Sujin tennō|Sujin Tennō]] 崇神天皇 seiner Tochter, der Prinzessin Toyosukiiri 豊鍬入姫, den Auftrag erteilte, der Sonnengöttin einen neuen Schrein zu erbauen. Dieser Entschluss beruhte darauf, dass im fünften Regierungsjahr des Tennōs das Land von Epidemien heimgesucht wurde und dieser es darauf zurückführte, dass sowohl Amaterasu als auch Yamato Ōkunitama 大和大国魂 im Kaiserpalast angebetet wurden. Somit wurde beschlossen, dass diese beiden unterschiedlichen Gottheiten eigene Orte bräuchten, an denen sie zur Ruhe kommen und gebührend verehrt werden konnten. Die Prinzessin errichtete dann in der Provinz [[Yamato]], am Fuß [[Der Berg Miwa|des Bergs Miwa]] 三輪山 in einem Dorf namens Kasanui 笠縫邑 ein ''himorogi'' 神籬 <ref>Übernommen aus [http://en.wiktionary.org/wiki/神籬 Himoroki 神籬](Stand: 2012/09/30).en.wiktionary.org
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Wie um fast alle bedeutenden Bauwerke der Menschheit, so ranken sich auch um den Großschrein von Ise und dessen Entstehung einige Legenden. Laut Ōbayashi Taryōs und Watanabe Yoshios Werk geht aus dem ''[[Nihon shoki]]'' 日本書紀 (720 n. Chr.) hervor, dass [[Sujin tennō|Sujin Tennō]] 崇神天皇 seiner Tochter, der Prinzessin Toyosukiiri 豊鍬入姫, den Auftrag erteilte, der Sonnengöttin einen neuen Schrein zu erbauen. Dieser Entschluss beruhte darauf, dass im fünften Regierungsjahr des Tennōs das Land von Epidemien heimgesucht wurde und dieser es darauf zurückführte, dass sowohl Amaterasu als auch Yamato Ōkunitama 大和大国魂 im Kaiserpalast angebetet wurden. Somit wurde beschlossen, dass diese beiden unterschiedlichen Gottheiten eigene Orte bräuchten, an denen sie zur Ruhe kommen und gebührend verehrt werden konnten. Die Prinzessin errichtete dann in der Provinz [[Yamato]], am Fuß [[Der Berg Miwa|des Bergs Miwa]] 三輪山 in einem Dorf namens Kasanui 笠縫邑 ein ''himorogi'' 神籬 <ref>Übernommen aus [http://en.wiktionary.org/wiki/神籬 Himoroki 神籬]“, ''Wiktionary[en]'' (Stand: 2021/08/17)  
 
{{batsu|Zitate interessant, aber besser in einen eigenen Artikel mit genauerer Erklärung.}}
 
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             三年春三月、新羅王子天日槍來歸焉。將來物、羽太玉一箇、足高玉一箇、鵜鹿々赤石玉一箇、出石小刀一口、出石桙一枝、日鏡一面、熊'''神籬'''一具、併七物。[...] 仍貢獻物、葉細珠、足高珠鵜鹿々赤石珠、出石刀子、出石槍、日鏡、熊神籬、膽狹淺大刀、併八物。<br /><br />
 
             三年春三月、新羅王子天日槍來歸焉。將來物、羽太玉一箇、足高玉一箇、鵜鹿々赤石玉一箇、出石小刀一口、出石桙一枝、日鏡一面、熊'''神籬'''一具、併七物。[...] 仍貢獻物、葉細珠、足高珠鵜鹿々赤石珠、出石刀子、出石槍、日鏡、熊神籬、膽狹淺大刀、併八物。<br /><br />
  
         *720: Nihon Shoki (page 277-279)<br />
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         *720: Nihon Shoki (page 277–279)<br />
  
 
             於是、清彦被勅、乃自捧神寶而獻之。羽太玉一箇・足高玉一箇・鵜鹿鹿赤石玉一箇・日鏡一面・熊'''神籬'''一具。<br /><br />
 
             於是、清彦被勅、乃自捧神寶而獻之。羽太玉一箇・足高玉一箇・鵜鹿鹿赤石玉一箇・日鏡一面・熊'''神籬'''一具。<br /><br />
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             神名火尓 '''紐呂'''寸立而 雖忌 人心者 間守不敢物
 
             神名火尓 '''紐呂'''寸立而 雖忌 人心者 間守不敢物
  
</ref> für [[Amaterasu]] (Ōbayashi/Watanabe 1982:30, 133).
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</ref> für [[Amaterasu]] (Obayashi/Watanabe 1982, S. 30, 133).
  
 
Hierzu lassen sich zwei genauere Beschreibungen aus dem ''Nihon shoki'' entnehmen. Der erste Eintrag aus dem 5. Jahr von [[Sujin tennō|Sujins]] Regentschaft (93 vor Chr.) lautet:  
 
Hierzu lassen sich zwei genauere Beschreibungen aus dem ''Nihon shoki'' entnehmen. Der erste Eintrag aus dem 5. Jahr von [[Sujin tennō|Sujins]] Regentschaft (93 vor Chr.) lautet:  
 
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|"[...]Im ganzen Land herrschten viele Seuchen, und mehr als die Hälfte des Volkes starb.[...]" (Florenz 1919:243)}}
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|"[...]Im ganzen Land herrschten viele Seuchen, und mehr als die Hälfte des Volkes starb.[...]" (Florenz 1919, S. 243)}}
  
 
Im darauf folgenden Jahr konnte der Kaiser weder die Seuche noch sein Volk unter Kontrolle bringen:  
 
Im darauf folgenden Jahr konnte der Kaiser weder die Seuche noch sein Volk unter Kontrolle bringen:  
 
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|"[…]Am frühen Morgen sich erhebend und bis zum Abend voller Ehrfurcht flehte [der Kaiser] die Himmels- und Erdengötter um Bestrafung seiner Schuld an.[…]" (Florenz 1919:243)}}  
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|"[…]Am frühen Morgen sich erhebend und bis zum Abend voller Ehrfurcht flehte [der Kaiser] die Himmels- und Erdengötter um Bestrafung seiner Schuld an.[…]" (Florenz 1919, S. 243)}}  
  
Daraufhin erteilte [[Sujin tennō|Sujin Tennō]] 崇神天皇 seiner Tochter, wie bereits erwähnt den Auftrag für Amaterasu im Dorf Kasanui eine neue Verehrungsstätte zu errichten. Wie aus Horst Hammitzschs Werk ''Yamatohime no Mikoto seiki: Bericht über den Erdenwandel ihrer Hoheit  der Prinzessin Yamato'' hervorgeht, wurde in weiterer Folge der Prinzessin Toyosukiiri auferlegt der Sonnengöttin als Priesterin zu dienen. Ihr folgte auf diesen Posten als Priesterin laut der Überlieferung [[Yamato hime]] no Mikoto 倭姫の命. Diese beiden Prinzessinnen, sind somit die Ersten, welche nach der Legende mit dem kultischen Dienst an der Sonnengöttin betraut wurden. Die 'Tradition' der Kultprinzessinnen setzte sich bis zu Godaigo Tennō 後醍醐天皇<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Go-Daigo Go-Daigo](Stand: 2012/09/30). Wikipedia(de).</ref>)} fort. Die letzte Prinzessin die dieses Amt ausübte war laut Hammitzsch Prinzessin Sachiko 祥子内親王 (1333–1336 ''itsuki no miko'' im Ise Schrein; später Nonne im Hōan-ji). Nach ihr wurde das Amt nicht mehr besetzt (Hammitzsch 1937:9ff.).  
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Daraufhin erteilte [[Sujin tennō|Sujin Tennō]] 崇神天皇 seiner Tochter, wie bereits erwähnt, den Auftrag für Amaterasu im Dorf Kasanui eine neue Verehrungsstätte zu errichten. Wie aus Horst Hammitzschs Werk ''Yamatohime no Mikoto seiki: Bericht über den Erdenwandel ihrer Hoheit  der Prinzessin Yamato'' hervorgeht, wurde in weiterer Folge der Prinzessin Toyosukiiri auferlegt der Sonnengöttin als Priesterin zu dienen. Ihr folgte auf diesen Posten als Priesterin laut der Überlieferung [[Yamato hime]] no Mikoto 倭姫の命. Diese beiden Prinzessinnen, sind somit die Ersten, welche nach der Legende mit dem kultischen Dienst an der Sonnengöttin betraut wurden. Die 'Tradition' der Kultprinzessinnen setzte sich bis zu Godaigo Tennō 後醍醐天皇 (1288-1339, r. 1318-1339)<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Go-Daigo Go-Daigo]“, ''Wikipedia[de]'' (Stand: 2021/08/17) </ref>)} fort. Die letzte Prinzessin die dieses Amt ausübte war laut Hammitzsch Prinzessin Sachiko 祥子内親王 (1333–1336 ''itsuki no miko'' im Ise Schrein; später Nonne im Hōan-ji). Nach ihr wurde das Amt nicht mehr besetzt (Hammitzsch 1937, S. 9ff).  
  
 
Der erwähnten Yamatohime wird laut den Legenden auch die Wahl des endgültigen Standpunkts des Schreins für Amaterasu zugeschrieben. So soll sie im 26. Regierungsjahr von [[Suinin Tennō]] 垂仁天皇 am Oberlauf des Isuzu eine Erscheinung gehabt haben, in der ihr von Amaterasu persönlich mitgeteilt worden war, dass sie an diesem Ort verehrt werden wolle.
 
Der erwähnten Yamatohime wird laut den Legenden auch die Wahl des endgültigen Standpunkts des Schreins für Amaterasu zugeschrieben. So soll sie im 26. Regierungsjahr von [[Suinin Tennō]] 垂仁天皇 am Oberlauf des Isuzu eine Erscheinung gehabt haben, in der ihr von Amaterasu persönlich mitgeteilt worden war, dass sie an diesem Ort verehrt werden wolle.
  
 
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|In dieser Zeit geruhte die souveräne Große Gottheit den erlauchten Traum der Yamato-hime no Mikoto zu erfüllen und sie geruhte sie zu unterweisen: 'Das Land und der Platz für den großen erlauchten Schrein, die ich so wie ich sie, als ich im hohen Himmelsgefilde saß und die erlauchte Tür aufstieß, vormals erblickte, gesehen und gesucht habe, sind diese hier. Ich geruhe (hier) zu bleiben und mich festzusetzen […]. (Hammitzsch 1937:32)}}
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|In dieser Zeit geruhte die souveräne Große Gottheit den erlauchten Traum der Yamato-hime no Mikoto zu erfüllen und sie geruhte sie zu unterweisen: 'Das Land und der Platz für den großen erlauchten Schrein, die ich so wie ich sie, als ich im hohen Himmelsgefilde saß und die erlauchte Tür aufstieß, vormals erblickte, gesehen und gesucht habe, sind diese hier. Ich geruhe (hier) zu bleiben und mich festzusetzen […]. (Hammitzsch 1937, S. 32)}}
  
 
Um diesem ausdrücklichen Wunsch Folge zu leisten, lässt Yamatohime einen Schrein in der Nähe des Isuzu errichten, um dort ausschließlich Amaterasu zu verehren und ihrer Position als Kultprinzessin gerecht zu werden.
 
Um diesem ausdrücklichen Wunsch Folge zu leisten, lässt Yamatohime einen Schrein in der Nähe des Isuzu errichten, um dort ausschließlich Amaterasu zu verehren und ihrer Position als Kultprinzessin gerecht zu werden.
  
Auch die Gründung des Naikū findet im ''Nihon shoki'' Erwähnung. Allerdings hält sich das ''Nihon shoki'' bezüglich der Schreingründung des Gekū bedeckt - beziehungsweise erwähnt die Gründung mit keinem einzigen Wort. Allerdings wird von Ōbayashi und Watanabe darauf hingewiesen, dass laut ''Toyoukegū-gishikichō'' 豊受宮儀式長 (804 n. Chr.; Chronik der Rituale des Schreins)  Yūrayaku Tennō 雄略天皇 im 21. Regierungsjahr in einem Traum von der Sonnengöttin dazu aufgefordert wurde, die Gottheit des Gekū, Toyouke, aus der Provinz Tanba 丹波国 (heute die Präfekturen Kyōto und Hyōgo) herbeizurufen, da sie selbst nicht in Frieden Essen könnte (Ōbayashi/ Watanabe, S.34).
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Auch die Gründung des Naikū findet im ''Nihon shoki'' Erwähnung. Allerdings hält sich das ''Nihon shoki'' bezüglich der Schreingründung des Gekū bedeckt beziehungsweise erwähnt die Gründung mit keinem einzigen Wort. Allerdings wird von Ōbayashi und Watanabe darauf hingewiesen, dass laut ''Toyoukegū-gishikichō'' 豊受宮儀式長 (804 n. Chr.; Chronik der Rituale des Schreins)  Yūrayaku Tennō 雄略天皇 im 21. Regierungsjahr in einem Traum von der Sonnengöttin dazu aufgefordert wurde, die Gottheit des Gekū, Toyouke, aus der Provinz Tanba 丹波国 (heute die Präfekturen Kyōto und Hyōgo) herbeizurufen, da sie selbst nicht in Frieden Essen könnte (Obayashi/Watanabe 1982, S. 34).
  
Zusätzlich zur Schreinlegende und um die Entstehung des architektonischen Stils des Großschreins von Ise besser nachvollziehen zu können ist es auch unerlässlich sich mit der Entwicklung der Naturverehrung in Japan zu näher zu befassen.
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Zusätzlich zur Schreinlegende und um die Entstehung des architektonischen Stils des Großschreins von Ise besser nachvollziehen zu können, ist es auch unerlässlich, sich mit der Entwicklung der Naturverehrung in Japan zu näher zu befassen.
  
 
==Naturverehrung==
 
==Naturverehrung==
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Die Ursprünge der Naturverehrung sollen laut Kawazoe und Tange bereits in der mittleren Jōmon-Zeit 縄文時代 (8000 v. Chr. – 300 v. Chr.) gefunden werden können. In der mittleren Jōmon-Zeit soll der Glaube vorgeherrscht haben, dass die gesamte Natur von übernatürlichen Kräften durchdrungen sei. Vor allem natürliche (wenn auch herausragende) Stein- und Felsformationen wurden als religiöse Symbole übernatürlicher Erscheinungen (''kami'' 神) angesehen und verehrt.  
 
Die Ursprünge der Naturverehrung sollen laut Kawazoe und Tange bereits in der mittleren Jōmon-Zeit 縄文時代 (8000 v. Chr. – 300 v. Chr.) gefunden werden können. In der mittleren Jōmon-Zeit soll der Glaube vorgeherrscht haben, dass die gesamte Natur von übernatürlichen Kräften durchdrungen sei. Vor allem natürliche (wenn auch herausragende) Stein- und Felsformationen wurden als religiöse Symbole übernatürlicher Erscheinungen (''kami'' 神) angesehen und verehrt.  
  
In der späten Jōmon-Zeit vollzog sich dann ein Wandel – die natürlichen Formationen wurden nicht länger als eigentliche Besitzer der übernatürlichen Kräfte betrachtet. Die Formationen dienten eher als „Wohnorte“ der übernatürlichen Erscheinungen (Kawazoe/ Tange 1965:23). Im Hinblick auf die Entwicklung der Naturverehrung mag die Erklärung von Kawazoe und Tange durchaus stimmen, allerdings sollte darauf hingewiesen werden, dass die Angabe der Jahreszahlen fraglich ist. In verschiedenen Werken, welche die Geschichte Japans behandeln findet man teilweise sehr unterschiedliche Angaben. So dauert die Jōmon-Zeit laut Linhart von 10 000 vor Christus bis 300 vor Christus – auch beschränkt er die mittlere Jōmon-Zeit auf einen Zeitraum von 3500 vor Christus bis 2500 vor Christus (Linhart, S. 255 und 257). Als Erklärung der Änderung in der Betrachtungsweise der „heiligen“ Naturerscheinungen kann man vermutlich auf die Veränderung des Klimas zurückführen. Linhart schreibt außerdem, dass es in der späten Jōmon-Zeit zu einer Verschlechterung des Klimas kam – diese Entwicklung brachte die Menschen dazu, die unwirtlich gewordenen Berge zu verlassen und sich dem Leben der östlichen Küstenbewohner anzupassen und auch deren Bräuche und Eigenheiten anzunehmen. So weisen zum Beispiel, die in Nordjapan vorkommenden rund 30 Steinkreise, welche vermutlich als Begräbnisstätten gedient haben, auf die vermutlich erste Form des Totenkults hin. Aber Linhart weist auch darauf hin, dass neben der Bestattungsfunktion diese Steinkreise auch als Zerimonialstätten für eine gute Lachsfangsaison gedient haben könnten – da Lachs im Norden eines der wichtigsten Nahrungsmittel darstellte. Diese Schlussfolgerung wird durch eingravierte Lachsdarstellungen in mehreren Steinen nahe gelegt.  
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In der späten Jōmon-Zeit vollzog sich dann ein Wandel – die natürlichen Formationen wurden nicht länger als eigentliche Besitzer der übernatürlichen Kräfte betrachtet. Die Formationen dienten eher als „Wohnorte“ der übernatürlichen Erscheinungen (Kawazoe 1965, S. 23). Im Hinblick auf die Entwicklung der Naturverehrung mag die Erklärung von Kawazoe und Tange durchaus stimmen, allerdings sollte darauf hingewiesen werden, dass die Angabe der Jahreszahlen fraglich ist. In verschiedenen Werken, welche die Geschichte Japans behandeln, findet man teilweise sehr unterschiedliche Angaben. So dauert die Jōmon-Zeit laut Linhart von 10 000 vor Christus bis 300 vor Christus – auch beschränkt er die mittlere Jōmon-Zeit auf einen Zeitraum von 3500 vor Christus bis 2500 vor Christus (Linhart, S. 255 und 257). Als Erklärung der Änderung in der Betrachtungsweise der „heiligen“ Naturerscheinungen kann man vermutlich auf die Veränderung des Klimas zurückführen. Linhart schreibt außerdem, dass es in der späten Jōmon-Zeit zu einer Verschlechterung des Klimas kam – diese Entwicklung brachte die Menschen dazu, die unwirtlich gewordenen Berge zu verlassen und sich dem Leben der östlichen Küstenbewohner anzupassen und auch deren Bräuche und Eigenheiten anzunehmen. So weisen zum Beispiel, die in Nordjapan vorkommenden rund 30 Steinkreise, welche vermutlich als Begräbnisstätten gedient haben, auf die vermutlich erste Form des Totenkults hin. Aber Linhart weist auch darauf hin, dass neben der Bestattungsfunktion diese Steinkreise auch als Zerimonialstätten für eine gute Lachsfangsaison gedient haben könnten – da Lachs im Norden eines der wichtigsten Nahrungsmittel darstellte. Diese Schlussfolgerung wird durch eingravierte Lachsdarstellungen in mehreren Steinen nahe gelegt.  
  
Eine andere Auslegung dieser Steinkreise wäre, dass es sich um Kultstätten für ein Sonnenverehrungsritual handelt. Interessant hierbei ist auch, dass aus der späten und spätesten Jōmon-Zeit viele Gegenstände bekannt sind, die in Zusammenhang mit diesem Kult gestanden haben dürften: Tonmasken, Tierdarstellungen und Tonfigürchen. Mittlerweile hat sich nun auch die Ansicht laut Linhart durchgesetzt, dass die einheimische japanische Religion wohl ihre Ursprünge im Kult der Jōmon-Bevölkerung hat. (Linhart 1983: 258-259)
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Eine andere Auslegung dieser Steinkreise wäre, dass es sich um Kultstätten für ein Sonnenverehrungsritual handelt. Interessant hierbei ist auch, dass aus der späten und spätesten Jōmon-Zeit viele Gegenstände bekannt sind, die in Zusammenhang mit diesem Kult gestanden haben dürften: Tonmasken, Tierdarstellungen und Tonfigürchen. Mittlerweile hat sich nun auch die Ansicht laut Linhart durchgesetzt, dass die einheimische japanische Religion wohl ihre Ursprünge im Kult der Jōmon-Bevölkerung hat (Linhart 1983, S. 258–259).
  
 
===Yayoi-Zeit===
 
===Yayoi-Zeit===
In der Yayoi-Zeit 弥生時代 (300 v. Chr. bis 300 n. Chr.) kam es zu mehreren großen Errungenschaften. Sowohl aus gesellschaftlicher, handwerklicher als auch landwirtschaftlicher Sicht. Als größte Neuheit dieser 600 Jahre umfassenden Epoche kann die Einführung des Nassreisanbaus betrachtet werden. Diese Entwicklung forderte von den Menschen jedoch einige Änderungen in der Gesellschaftsstruktur. Linhart führt an, dass üblicherweise der Reisanbau mit einer höheren Bevölkerungsdichte in Verbindung gebracht werden kann. Er weist aber darauf hin, dass diese Entwicklung in Japan wohl etwas langsamer vorangegangen sein dürfte und anfangs nur dort Reis angebaut wurde, wo keine künstliche Bewässerung erforderlich war.  Die gesicherte Nahrungsmittelproduktion, welche der Nassreisanbau bot und die sesshafte Lebensweise, welche für einen produktiven Nassreisanbau notwendig war, führten zu einer raschen Zunahme der Bevölkerung (Linhart 1983: 260).  
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In der Yayoi-Zeit 弥生時代 (300 v. Chr. bis 300 n. Chr.) kam es zu mehreren großen Errungenschaften. Sowohl aus gesellschaftlicher, handwerklicher als auch landwirtschaftlicher Sicht. Als größte Neuheit dieser 600 Jahre umfassenden Epoche kann die Einführung des Nassreisanbaus betrachtet werden. Diese Entwicklung forderte von den Menschen jedoch einige Änderungen in der Gesellschaftsstruktur. Linhart führt an, dass üblicherweise der Reisanbau mit einer höheren Bevölkerungsdichte in Verbindung gebracht werden kann. Er weist aber darauf hin, dass diese Entwicklung in Japan wohl etwas langsamer vorangegangen sein dürfte und anfangs nur dort Reis angebaut wurde, wo keine künstliche Bewässerung erforderlich war.  Die gesicherte Nahrungsmittelproduktion, welche der Nassreisanbau bot und die sesshafte Lebensweise, welche für einen produktiven Nassreisanbau notwendig war, führten zu einer raschen Zunahme der Bevölkerung (Linhart 1983, S. 260).  
  
Mit dem Nassreisanbau kamen allerdings auch die für Südostasien typischen Speicherbauten (''takakura'' 高倉) nach Japan. Diese Speicher, mit ihren erhöhten Fußboden welcher Schutz gegen Feuchtigkeit und Ratten bot, waren Zentrum des Dorfes, sie dienten der Aufbewahrung der Ernte – welche auch in Gegenwart der Götter gefeiert wurde (Kawazoe/Tange, 1962). Unter diesem Standpunkt fällt auch die Vorstellung nicht schwer, dass die Menschen der Yayoi-Zeit anfingen auch in Form von Räumen oder Gebäuden die Anwesenheit von Göttern wahrzunehmen. Es kristalisierten sich also verschieden gestaltete Räume heraus, von denen man annahm, dass sich dort Götter aufhalten sollen. Laut Tange lässt sich damit auch am besten erklären, warum einem bedeutenden Schrein wie dem Großschrein von Ise als architektonische Basis die Speicherbauweise zu Grunde liegt (Tange, S. 75).  
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Mit dem Nassreisanbau kamen allerdings auch die für Südostasien typischen Speicherbauten (''takakura'' 高倉) nach Japan. Diese Speicher mit ihren erhöhten Fußboden welcher Schutz gegen Feuchtigkeit und Ratten bot, waren Zentrum des Dorfes, sie dienten der Aufbewahrung der Ernte – welche auch in Gegenwart der Götter gefeiert wurde (Kawazoe/Tange, 1962). Unter diesem Standpunkt fällt auch die Vorstellung nicht schwer, dass die Menschen der Yayoi-Zeit anfingen, auch in Form von Räumen oder Gebäuden die Anwesenheit von Göttern wahrzunehmen. Es kristallisierten sich also verschieden gestaltete Räume heraus, von denen man annahm, dass sich dort Götter aufhalten sollen. Laut Tange lässt sich damit auch am besten erklären, warum einem bedeutenden Schrein wie dem Großschrein von Ise als architektonische Basis die Speicherbauweise zugrunde liegt (Tange, S. 75).  
  
Die älteste Form eines solchen heiligen Bezirks wird durch ein rechteckiges Areal repräsentiert, dessen Fläche mit Kieselsteinen bedeckt ist und ''shiki'' genannt wird. In der Mitte des Areals befindet sich entweder ein Stein (''iwakura'' 岩倉), ein Pfahl oder Baum (''himorogi'' 神籬). Die Bedeutung dieser ''iwakura'' oder ''himorogi'' liegt darin, dass an dieser Stelle die Götter – ob nun einer oder mehrere zugleich – vom Himmel herabsteigen. Hinzu kommt, dass diese Bereiche meist  erhöht sind und auch über eine Begrenzung durch Steine oder Felsen verfügten. Neben diesen heiligen Arealen gab es auch Bereiche die durch sogenannte ''shimenawa'' 注連縄 (geweihtes Strohseil) von der Umwelt abgegrenzt wurden und als Lebensräume der Götter betrachtet wurden.
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Die älteste Form eines solchen heiligen Bezirks wird durch ein rechteckiges Areal repräsentiert, dessen Fläche mit Kieselsteinen bedeckt ist und ''shiki'' genannt wird. In der Mitte des Areals befindet sich entweder ein Stein (''iwakura'' 岩倉), ein Pfahl oder Baum (''himorogi'' 神籬). Die Bedeutung dieser ''iwakura'' oder ''himorogi'' liegt darin, dass an dieser Stelle die Götter – ob nun einer oder mehrere zugleich – vom Himmel herabsteigen. Hinzu kommt, dass diese Bereiche meist  erhöht sind und auch über eine Begrenzung durch Steine oder Felsen verfügten. Neben diesen heiligen Arealen gab es auch Bereiche, die durch sogenannte ''shimenawa'' 注連縄 (geweihtes Strohseil) von der Umwelt abgegrenzt wurden und als Lebensräume der Götter betrachtet wurden.
  
An dieser Stelle sollte darauf hingewiesen werden, dass auch heute noch zahlreiche dem ''naikū'' und dem ''gekū'' untergeordnete Schreine den klassischen ''iwakura'' entsprechen und sich in ihrer Mitte nur ein Stein befindet – oder sie haben ein Gebäude und der darin aufbewahrte heilige Gegenstand ist ein Stein. (Kawazoe/Tange 1965:95)
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An dieser Stelle sollte darauf hingewiesen werden, dass auch heute noch zahlreiche dem ''naikū'' und dem ''gekū'' untergeordnete Schreine den klassischen ''iwakura'' entsprechen und sich in ihrer Mitte nur ein Stein befindet – oder sie haben ein Gebäude und der darin aufbewahrte heilige Gegenstand ist ein Stein (Kawazoe 1965, S. 95).
  
Wie bereits erwähnt, kam es ebenfalls auf handwerklicher Ebene zu neuen Errungenschaften. Eisen- und Bronzegeräte wurden laut Linhart zuerst aus Südkorea übernommen beziehungsweise importiert und vermutlich in Japan überarbeitet. Vor allem drei Arten von Gegenständen sind charakteristisch für die japanische Bronzekultur: Bronzespiegel, welche als Zeichen für Wohlhabenheit angesehen wurden, denen aber auch magische Kräfte zugeschrieben worden sein dürften – denn immerhin waren sie das Symbol der Sonne. Dazu kamen Bronzewaffen. Eine besondere Bedeutung wird aber auch den „Glocken“ (''dōtaku'' 銅鐸) beigemessen. Diese Glocken ohne Klöppel aus der Yayoi-Zeit dürften besonders wertvoll gewesen sein und fanden ebenfalls im Kult Verwendung. Was die Gesellschaft der Yayoi-Zeit betrifft weist Linhart darauf hin, dass es besonders interessant ist, dass immer wieder von "Höherstehenden" und "Niederstehenden" – also auf eine herrschende Schicht und eine untergebene Schicht hingewiesen wird. Auf welche Quellen er sich hierbei beruft geht allerdings nicht aus seinem Werk hervor. Von großem Interesse dürfte auch noch sein, dass in Gräbern der herrschenden Schicht aus dieser Zeit erstmals die späteren [[Sanshu no jingi|Throninsignien]] findet: Schwert, Spiegel und Krummjuwelen (''magatama'' 勾玉) – die am Beginn der japanischen Mythologie auftauchen. Linhart schließt daraus, dass sich schon damals Häuptlinge von kleinen politischen Gemeinschaften durch den Besitz dieser Gegenstände legitimiert haben dürften. Außerdem stellt er die Vermutung an, dass die Häuptlinge mit großer Wahrscheinlichkeit auch als oberste Priester fungierten, was die Verbindung dieser drei Symbole und dem Kult betonen dürfte (Linhart 1983: 266–267).
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Wie bereits erwähnt, kam es ebenfalls auf handwerklicher Ebene zu neuen Errungenschaften. Eisen- und Bronzegeräte wurden laut Linhart zuerst aus Südkorea übernommen beziehungsweise importiert und vermutlich in Japan überarbeitet. Vor allem drei Arten von Gegenständen sind charakteristisch für die japanische Bronzekultur: Bronzespiegel, welche als Zeichen für Wohlhabenheit angesehen wurden, denen aber auch magische Kräfte zugeschrieben worden sein dürften – denn immerhin waren sie das Symbol der Sonne. Dazu kamen Bronzewaffen. Eine besondere Bedeutung wird aber auch den „Glocken“ (''dōtaku'' 銅鐸) beigemessen. Diese Glocken ohne Klöppel aus der Yayoi-Zeit dürften besonders wertvoll gewesen sein und fanden ebenfalls im Kult Verwendung. Was die Gesellschaft der Yayoi-Zeit betrifft weist Linhart darauf hin, dass es besonders interessant ist, dass immer wieder von "Höherstehenden" und "Niederstehenden" – also auf eine herrschende Schicht und eine untergebene Schicht hingewiesen wird. Auf welche Quellen er sich hierbei beruft, geht allerdings nicht aus seinem Werk hervor. Von großem Interesse dürfte auch noch sein, dass in Gräbern der herrschenden Schicht aus dieser Zeit erstmals die späteren [[Sanshu no jingi|Throninsignien]] findet: Schwert, Spiegel und Krummjuwelen (''magatama'' 勾玉) – die am Beginn der japanischen Mythologie auftauchen. Linhart schließt daraus, dass sich schon damals Häuptlinge von kleinen politischen Gemeinschaften durch den Besitz dieser Gegenstände legitimiert haben dürften. Außerdem stellt er die Vermutung an, dass die Häuptlinge mit großer Wahrscheinlichkeit auch als oberste Priester fungierten, was die Verbindung dieser drei Symbole und dem Kult betonen dürfte (Linhart 1983, S. 266–267).
  
 
== Bauweise und architektonische Besonderheiten ==
 
== Bauweise und architektonische Besonderheiten ==
Wenn man sich näher mit den architektonischen Besonderheiten des Schreinkomplexes beschäftigen möchte, ist anzumerken, dass die 123 Neben- und Hilfsschreine im Stil der Speicher beziehungsweise Schatzhäuser namens ''hokura'' 保倉 errichtet sind. Die eigentlichen Proportionen und Konstruktionsweisen dieser Gebäude bleiben hierbei immer konstant – allerdings unterscheiden sich die Größe und die Ausführung je nach Wichtigkeit und Bedeutung der ihr übergeordneten Schreinbauten. Hier werden als Baumaterialen ausschließlich Holz und Stroh verwendet – dieser Baustil trägt die japanische Bezeichnung ''shiraki-zukuri'' 素木造. Die beiden Hauptschreine unterscheiden sich in einigen Punkten von den anderen Schreinen. Beide sind im ''yuiitsu shinmei-zukuri'' 唯一神明造 genannten Stil errichtet - welcher übersetzt so viel wie "Stil Göttlicher Klarheit" bedeutet – dieser Stil ist in seiner Weise einzigartig und findet nirgendwo anders in der Shintō Architektur Verwendung.
 
 
Laut den Erläuterungen von Ōbayashi und Watanabe versteht man unter dem ''yuiitsu shinmei''-Stil, dass zwischen den tragenden Pfeilern, in welche senkrechte Vertiefungen eingearbeitet sind, Holzbohlen eingelassen werden. Als architektonische Ausnahme  wäre der ''mikeden'' 御饌殿 (auch ''mikedono'' genannt) des äußeren Schreins zu nennen. Hier werden die Bohlen der Seitenwände durch Verzahnung miteinander verbunden – was dann als ''itaazekura'' 板校倉 bezeichnet wird. Weiters gehen Ōbayashi und Watanabe davon aus, dass sowohl ''naikū'' als auch ''gekū'' in frühester Zeit ebenfalls in diesem Stil errichtet worden waren (Ōbayashi/Watanabe 1982:35).
 
 
Der eben erwähnte Mikeden des Gekū ist zwar nicht der einzige seiner Art, kann aber laut JAANUS als der bedeutendste seiner Art bezeichnet werden. Im Großschrein von Ise wird jeden Morgen und Abend von den Priestern eine Zeremonie abgehalten um den Göttern rituell Speisen darzubringen (JAANUS, 29.1.2012). Bezüglich des Mikeden stellt Kawazoe auch die Vermutung an, dass der Mikeden, obgleich verschiedener Umstände die eine komplette Rekonstruierung der Hauptgebäude des Großschreins verhinderten, das einzige Gebäude darstellte welches trotzdem regelmäßig rekonstruiert wurde (Kawazoe 1962:290).
 
 
Die ebenfalls bereits erwähnte Konstruktionsart ''itaazekura'' 板校倉 kann als leicht weiterentwickelte Version der alten Speichergebäude mit erhöhtem Fußboden verstanden werden. In den Ausführungen zum Mikeden auf JAANUS wird darauf hingewiesen, dass mache Forscher davon ausgehen, dass diese Konstruktionsweise ursprünglich für die östlichen und die westlichen Schatzhäuser also ''higashi-nishi hōden'' 東西宝殿, die Halle für Opfergaben, ''heiden'' 弊殿 , die vier Speichergebäude des Mikura-in 御倉印 und alle Hauptheiligtümer der untergeordneten Schreine benutzt wurde. Die eigentliche Konstruktionsweise ist eigentlich sehr simpel und hat ein Verhältnis von 3 zu 2. Außerdem wird es wie die ursprünglichen Speichergebäude auf Pfosten errichtet, welche im Erdboden versenkt sind – sogenannte ''hottate-bashira'' 掘立柱 die an jedem Ende die Firstbalken stützen. Der Eingang zum Mikeden befindet sich auch immer zwischen den mittleren Pfosten. Grundlegend kann gesagt werden, dass die klassische Konstruktionsweise vorsieht, dass sie auf 12 dieser Pfosten errichtet wird.
 
 
Das Dach wird bei dieser Konstruktionsform ebenfalls durch die Bretterwände, querverlaufende Bretter, welche mit Druckstreben versehen sind, ebenfalls durch Dachsparren gestützt. Es gibt auch gegabelte Enden namens ''chigi'' 千木 an jedem Ende des Gebäudes. Des weiteren weist JAANUS im Gegensatz zu der oberhalb erwähnten Ansicht von Kawazoe darauf hin, dass dieser Stil zwischen dem fünfzehnten- und dem sechzehnten Jahrhundert fast vollständig verloren ging – zu dieser Zeit wurde wegen des damals wütenden Bürgerkriegs nämlich auf die zyklische Schreinerneuerung verzichtet (JAANUS, 29.1.2012).
 
 
Wenn man den architektonischen Aufbau von den Neben- und Hilfsschreinen mit den beiden Hauptschreinen vergleicht, fällt zusätzlich auf, dass ausschließlich die beiden Hauptgebäude über eine Galerie und ein Geländer verfügen, welches allerdings nicht benutzbar ist. Nach eigenen Angaben des Administrationsbüros des Ise Schreins sollen die beiden Hauptgebäude des Großschreins von Ise auch einige Elemente des Palastbaus aufweisen.
 
 
 
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| text= <!-- Kurzbeschreibung  -->Architektonische Details des ''itaazekura'' 板校倉
 
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Wenn man sich näher mit den architektonischen Besonderheiten des Schreinkomplexes beschäftigen möchte, ist anzumerken, dass die 123 Neben- und Hilfsschreine im Stil der Speicher beziehungsweise Schatzhäuser namens ''hokura'' 保倉 errichtet sind. Die eigentlichen Proportionen und Konstruktionsweisen dieser Gebäude bleiben hierbei immer konstant – allerdings unterscheiden sich die Größe und die Ausführung je nach Wichtigkeit und Bedeutung der ihr übergeordneten Schreinbauten. Hier werden als Baumaterialen ausschließlich Holz und Stroh verwendet – dieser Baustil trägt die japanische Bezeichnung ''shiraki-zukuri'' 素木造. Die beiden Hauptschreine unterscheiden sich in einigen Punkten von den anderen Schreinen. Beide sind im ''yuiitsu shinmei-zukuri'' 唯一神明造 genannten Stil errichtet - welcher übersetzt so viel wie "Stil Göttlicher Klarheit" bedeutet – dieser Stil ist in seiner Weise einzigartig und findet nirgendwo anders in der Shintō Architektur Verwendung.
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Laut den Erläuterungen von Ōbayashi und Watanabe versteht man unter dem ''yuiitsu shinmei''-Stil, dass zwischen den tragenden Pfeilern, in welche senkrechte Vertiefungen eingearbeitet sind, Holzbohlen eingelassen werden. Als architektonische Ausnahme  wäre der ''mikeden'' 御饌殿 (auch ''mikedono'' genannt) des äußeren Schreins zu nennen. Hier werden die Bohlen der Seitenwände durch Verzahnung miteinander verbunden – was dann als ''itaazekura'' 板校倉 bezeichnet wird. Weiters gehen Ōbayashi und Watanabe davon aus, dass sowohl ''naikū'' als auch ''gekū'' in frühester Zeit ebenfalls in diesem Stil errichtet worden waren (Obayashi/Watanabe 1982, S. 35).
  
Auch auf die eigentliche Firststütze, ''munamochi-bashira'' 棟持柱 (auch ''osabashira'' 小狭柱 oder ''futabashira'' 二柱genannt) hat hierbei keine bedeutende Funktion mehr. Ursprünglich wurden Speicher nämlich von der Firstseite betreten und hatten zum Schutz des Innenraumes und der darin aufbewahrten Vorräte ein verlängertes Dach – welches allerdings bei den Schreinbauten so nicht mehr länger existiert. Im Allgemeinen bezeichnet ''munamochi-bashira''  einen Pfeiler, welcher vom Erdboden ausgehend direkt bis zum Dachfirst reicht (siehe Abbildung 1). In Verbindung mit der Schreinarchitektur werden diese Pfeiler mit dem shinmei Stil, ''shinmei-zukuri'' 神明造 assoziiert und finden als freistehende Pfeiler, welche bis zum ''chigi'' reichen Verwendung (JAANUS, 1.2.2012).
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Der eben erwähnte Mikeden des Gekū ist zwar nicht der einzige seiner Art, kann aber laut JAANUS als der bedeutendste seiner Art bezeichnet werden. Im Großschrein von Ise wird jeden Morgen und Abend von den Priestern eine Zeremonie abgehalten, um den Göttern rituell Speisen darzubringen (JAANUS, 29.1.2012). Bezüglich des Mikeden stellt Kawazoe auch die Vermutung an, dass der Mikeden, obgleich verschiedener Umstände die eine komplette Rekonstruierung der Hauptgebäude des Großschreins verhinderten, das einzige Gebäude darstellte welches trotzdem regelmäßig rekonstruiert wurde (Kawazoe 1962, S. 290).
  
Neben ''munamochi-bashira'' haben sowohl ''chigi'als auch ''katsuogi'' 堅魚木 (auch kurz 鰹木 genannt – wie in Abbildung 1) keinerlei funktionellen Wert mehr, sondern vielmehr eine symbolische Bedeutung. Bei ''katsuogi'' handelt es sich um Firstscheite, deren Gewicht dazu dient das Strohdach gegen Wind zu schützen und zu stabilisieren. Kawazoe und Tange vermuten außerdem, dass sowohl ''chigi'' als auch ''katsuogi'' bereits zur Zeit Kaiser Yūryakus ebenfalls zu den Schmuckelementen des kaiserlichen Palastes geworden waren. Weshalb sie in der Architektur des Großschreins von Ise ebenfalls Merkmale des Palastbaus wiedererkennen wollen (Kawazoe/Tange 1965:46).  
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Die ebenfalls bereits erwähnte Konstruktionsart ''itaazekura'' 板校倉 kann als leicht weiterentwickelte Version der alten Speichergebäude mit erhöhtem Fußboden verstanden werden. In den Ausführungen zum Mikeden auf JAANUS wird darauf hingewiesen, dass mache Forscher davon ausgehen, dass diese Konstruktionsweise ursprünglich für die östlichen und die westlichen Schatzhäuser also ''higashi-nishi hōden'' 東西宝殿, die Halle für Opfergaben, ''heiden'' 弊殿 , die vier Speichergebäude des Mikura-in 御倉印 und alle Hauptheiligtümer der untergeordneten Schreine benutzt wurde. Die eigentliche Konstruktionsweise ist eigentlich sehr simpel und hat ein Verhältnis von 3 zu 2. Außerdem wird es wie die ursprünglichen Speichergebäude auf Pfosten errichtet, welche im Erdboden versenkt sind – sogenannte ''hottate-bashira'' 掘立柱 die an jedem Ende die Firstbalken stützen. Der Eingang zum Mikeden befindet sich auch immer zwischen den mittleren Pfosten. Grundlegend kann gesagt werden, dass die klassische Konstruktionsweise vorsieht, dass sie auf 12 dieser Pfosten errichtet wird.  
Mitunter wird durch die Zuhilfenahme von zahlenmäßigen Unterschieden der ''katsuogi'' ( Naikū zehn und Gekū neun) und den unterschiedlich gestalteten ''chigi'' der beiden Hauptschreine auch auf deren unterschiedliche Bedeutung hingewiesen (Fukuyama 1964:49).
 
  
 
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Traditionellerweise werden die Holzpfeiler der Schreingebäude direkt in den Boden eingelassen, weswegen diese laut Zwerger erbarmungslos der Feuchtigkeit und somit der Fäulnis ausgesetzt sind. Obwohl diese Problematik durchaus bekannt ist, werden dennoch die Pfosten der Schreingebäude in Ise nach einer Neuerrichtung wieder im Boden versenkt – weshalb Zwerger daraus schließt, dass hier wirklich das Hauptaugenmerk auf der Pflege der Traditionen liegen muss.
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Das Dach wird bei dieser Konstruktionsform ebenfalls durch die Bretterwände querverlaufende Bretter, welche mit Druckstreben versehen sind, ebenfalls durch Dachsparren gestützt. Es gibt auch gegabelte Enden namens ''chigi'' 千木 an jedem Ende des Gebäudes. Des Weiteren weist JAANUS im Gegensatz zu der oberhalb erwähnten Ansicht von Kawazoe darauf hin, dass dieser Stil zwischen dem fünfzehnten- und dem sechzehnten Jahrhundert fast vollständig verloren ging – zu dieser Zeit wurde wegen des damals wütenden Bürgerkriegs nämlich auf die zyklische Schreinerneuerung verzichtet (JAANUS, 29.1.2012).
 
 
Interessanterweise wird die Erde, welche beim Ausheben der Löcher für die Pfeiler weggeschaufelt werden musste mit Gips vermischt. Eigentlich wäre das doch sehr ungewöhnlich, denn Gips zieht bekanntlich Wasser noch zusätzlich an. Obwohl dies äußerst unkonventionell scheinen mag, könnte darin durchaus eine gewisse Logik laut Zwerger stecken – denn wenn das Erde-Gipsgemisch das Wasser bindet, kann es nicht an die Pfosten gelangen, beziehungsweise wird der Fäulnisprozess vermutlich durch diese Praxis hinausgezögert (Zwerger 2000:23).
 
  
===Shin no mihashira ===
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Wenn man den architektonischen Aufbau von den Neben- und Hilfsschreinen mit den beiden Hauptschreinen vergleicht, fällt zusätzlich auf, dass ausschließlich die beiden Hauptgebäude über eine Galerie und ein Geländer verfügen, welches allerdings nicht benutzbar ist. Nach eigenen Angaben des Administrationsbüros des Ise Schreins sollen die beiden Hauptgebäude des Großschreins von Ise auch einige Elemente des Palastbaus aufweisen.
In Zusammenhang mit den Holzpfeilern, lässt sich laut Kawazoe und Tange die Vermutung anstellen, dass die Verwendung der munamochibashira wohl ihren Ursprung bei den ''sakaki''-Bäumen 榊 oder Holzpfeilern als ''himorogi'' haben. Das Basismaterial für die Kernsäule des ''naikū'' (''shin no mihashira''; 心の御柱) ist unbehandeltes japanisches Zypressenholz und wird ''hinoki'' 檜 genannt (Kawazoe/Tange 1965:43). Aus JAANUS geht hervor, dass ''shin no mihashira'' auch unter drei weiteren Bezeichnungen bekannt ist, nämlich shin no ''hashira'' 心の柱, ''imibashira'' 忌柱 was alternativ auch 斎柱 geschrieben werden kann und letztendlich auch ''shin no mihashira'' 心の御柱. Dabei handelt es sich um einen heiligen und symbolischen Pfosten und die eigentlichen heiligen Stätten, Shōden 昇殿 werden oberhalb dieser Pfosten errichtet . Der Pfosten des Inneren Schreins ist direkt unter dem Schrein vergraben. Im Fall des Äußeren Schreins ist die Sachlage etwas interessanter, denn dort ist der Pfosten zwar im Boden eingelassen, aber berührt nicht den eigentlichen Boden des Gebäudes. Der Durchmesser beider Pfosten beträgt ungefähr 10 Zentimeter und beide haben eine Länge von circa 2 Metern. Diese Pfosten existieren ebenfalls auf dem angrenzenden Grundstück der jeweiligen Hauptgebäude und werden durch ein kleines Giebeldach namens ''oiya'' 御厭 geschützt. Diese Grundstücke,  mit ihren ''shin no mihashira'' markieren dann den Ort an dem bei der nächsten zyklischen Schreinverlegung der neue Schrein errichtet wird (JAANUS, 1.2.2012).
 
  
Der ''shin no mihashira'' wird laut Ōbayashi und Watanabe als "Symbol für die Stabilität der kaiserlichen Herrschaft und Sicherheit des Landes" verstanden. Auch führen sie an, dass über dem oberen Ende des ''shin no mihashira'' ein Behälter aus Holz in der Form eines Bootes Mifunashiro 御船代 ist. In diesem Boot, mit seinen 2,20 Metern Länge befindet sich der Götterleib der Amaterasu, welcher durch den heiligen Spiegel Yata no kagami 八咫の鏡 symbolisiert wird (Ōbayashi/Watanabe 1982:40,43).
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Auch auf die eigentliche Firststütze, ''munamochi-bashira'' 棟持柱 (auch ''osabashira'' 小狭柱 oder ''futabashira'' 二柱genannt) hat hierbei keine bedeutende Funktion mehr. Ursprünglich wurden Speicher nämlich von der Firstseite betreten und hatten zum Schutz des Innenraumes und der darin aufbewahrten Vorräte ein verlängertes Dach – welches allerdings bei den Schreinbauten so nicht mehr länger existiert. Im Allgemeinen bezeichnet ''munamochi-bashira'' einen Pfeiler, welcher vom Erdboden ausgehend direkt bis zum Dachfirst reicht (siehe Abbildung 1). In Verbindung mit der Schreinarchitektur werden diese Pfeiler mit dem shinmei Stil, ''shinmei-zukuri'' 神明造 assoziiert und finden als frei stehende Pfeiler, welche bis zum ''chigi'' reichen Verwendung (JAANUS, 1.2.2012).
  
 
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Auffällig ist auch, dass die Seitenlänge des Shōden 昇殿 seit der Nara-Zeit laut Kawazoe und Tange unverändert sein sollen. Hierbei beträgt die Breite der Längsseite 36 ''shaku'' 尺 (ungefähr 10,8 Meter) und die der Giebelseite 18'' shaku'' 尺, was ungefähr 5,4 Metern entspricht (Kawazoe/Tange 1965:56)
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Neben ''munamochi-bashira'' haben sowohl ''chigi''  als auch ''katsuogi'' 堅魚木 (auch kurz 鰹木 genannt – wie in Abbildung 1) keinerlei funktionellen Wert mehr, sondern vielmehr eine symbolische Bedeutung. Bei ''katsuogi'' handelt es sich um Firstscheite, deren Gewicht dazu dient, das Strohdach gegen Wind zu schützen und zu stabilisieren. Kawazoe und Tange vermuten außerdem, dass sowohl ''chigi'' als auch ''katsuogi'' bereits zur Zeit Kaiser Yūryakus ebenfalls zu den Schmuckelementen des kaiserlichen Palastes geworden waren. Weshalb sie in der Architektur des Großschreins von Ise ebenfalls Merkmale des Palastbaus wiedererkennen wollen (Kawazoe 1965, S. 46).
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Mitunter wird durch die Zuhilfenahme von zahlenmäßigen Unterschieden der ''katsuogi'' ( Naikū zehn und Gekū neun) und den unterschiedlich gestalteten ''chigi'' der beiden Hauptschreine auch auf deren unterschiedliche Bedeutung hingewiesen (Fukuyama 1964, S. 49).
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Traditionellerweise werden die Holzpfeiler der Schreingebäude direkt in den Boden eingelassen, weswegen diese laut Zwerger erbarmungslos der Feuchtigkeit und somit der Fäulnis ausgesetzt sind. Obwohl diese Problematik durchaus bekannt ist, werden dennoch die Pfosten der Schreingebäude in Ise nach einer Neuerrichtung wieder im Boden versenkt – weshalb Zwerger daraus schließt, dass hier wirklich das Hauptaugenmerk auf der Pflege der Traditionen liegen muss.
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Interessanterweise wird die Erde, welche beim Ausheben der Löcher für die Pfeiler weggeschaufelt werden musste, mit Gips vermischt. Eigentlich wäre das doch sehr ungewöhnlich, denn Gips zieht bekanntlich Wasser noch zusätzlich an. Obwohl dies äußerst unkonventionell scheinen mag, könnte darin durchaus eine gewisse Logik laut Zwerger stecken – denn wenn das Erde-Gipsgemisch das Wasser bindet, kann es nicht an die Pfosten gelangen, beziehungsweise wird der Fäulnisprozess vermutlich durch diese Praxis hinausgezögert (Zwerger 2000, S. 23).
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===Shin no mihashira ===
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In Zusammenhang mit den Holzpfeilern lässt sich laut Kawazoe und Tange die Vermutung anstellen, dass die Verwendung der munamochibashira wohl ihren Ursprung bei den ''sakaki''-Bäumen 榊 oder Holzpfeilern als ''himorogi'' haben. Das Basismaterial für die Kernsäule des ''naikū'' (''shin no mihashira''; 心の御柱) ist unbehandeltes japanisches Zypressenholz und wird ''hinoki'' 檜 genannt (Kawazoe/Tange 1965, S. 43). Aus JAANUS geht hervor, dass ''shin no mihashira'' auch unter drei weiteren Bezeichnungen bekannt ist, nämlich shin no ''hashira'' 心の柱, ''imibashira'' 忌柱 was alternativ auch 斎柱 geschrieben werden kann und letztendlich auch ''shin no mihashira'' 心の御柱. Dabei handelt es sich um einen heiligen und symbolischen Pfosten und die eigentlichen heiligen Stätten, Shōden 昇殿 werden oberhalb dieser Pfosten errichtet . Der Pfosten des Inneren Schreins ist direkt unter dem Schrein vergraben. Im Fall des Äußeren Schreins ist die Sachlage etwas interessanter, denn dort ist der Pfosten zwar im Boden eingelassen, aber berührt nicht den eigentlichen Boden des Gebäudes. Der Durchmesser beider Pfosten beträgt ungefähr 10 Zentimeter und beide haben eine Länge von circa 2 Metern. Diese Pfosten existieren ebenfalls auf dem angrenzenden Grundstück der jeweiligen Hauptgebäude und werden durch ein kleines Giebeldach namens ''oiya'' 御厭 geschützt. Diese Grundstücke  mit ihren ''shin no mihashira'' markieren dann den Ort, an dem bei der nächsten zyklischen Schreinverlegung der neue Schrein errichtet wird (JAANUS, 1.2.2012).
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Der ''shin no mihashira'' wird laut Ōbayashi und Watanabe als "Symbol für die Stabilität der kaiserlichen Herrschaft und Sicherheit des Landes" verstanden. Auch führen sie an, dass über dem oberen Ende des ''shin no mihashira'' ein Behälter aus Holz in der Form eines Bootes Mifunashiro 御船代 ist. In diesem Boot, mit seinen 2,20 Metern Länge befindet sich der Götterleib der Amaterasu, welcher durch den heiligen Spiegel Yata no kagami 八咫の鏡 symbolisiert wird (Obayashi/Watanabe 1982, S. 40, 43).
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Auffällig ist auch, dass die Seitenlänge des Shōden 昇殿 seit der Nara-Zeit laut Kawazoe und Tange unverändert sein sollen. Hierbei beträgt die Breite der Längsseite 36 ''shaku'' 尺 (ungefähr 10,8 Meter) und die der Giebelseite 18'' shaku'' 尺, was ungefähr 5,4 Metern entspricht (Kawazoe/Tange 1965, S. 56).
  
 
===Zwischenresümee===
 
===Zwischenresümee===
Abschließend zu diesem Bereich sollte vielleicht angemerkt werden, dass im Allgemeinen es einem aufmerksamen Betrachter von Holzbauten gestattet wird den Gedanken des Erbauers folgen zu können (der Schreiner errichtet das Gebäude von dessen Form wir auf seine Gedanken bei jedem Schritt zurückschließen können). Die eigentlichen Überlegungen bezüglich des Designs des Erschaffers werden heute im Allgemeinen als Reflektion dessen verstanden, was zur Zeit der Errichtung des Gebäudes als „gut“ und für die Bestimmung des Gebäudes als „passend“ empfunden wurde. Außerdem zeigt die Sorgfalt mit der die Ausführung der Arbeit begangen wurde, dass die Bereitschaft komplexe Gebäude zu errichten ebenso dem Wandel der Zeit unterliegt (Zwerger 2000:7)
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Abschließend zu diesem Bereich sollte vielleicht angemerkt werden, dass im Allgemeinen es einem aufmerksamen Betrachter von Holzbauten gestattet wird den Gedanken des Erbauers folgen zu können (der Schreiner errichtet das Gebäude von dessen Form wir auf seine Gedanken bei jedem Schritt zurückschließen können). Die eigentlichen Überlegungen bezüglich des Designs des Erschaffers werden heute im Allgemeinen als Reflektion dessen verstanden, was zur Zeit der Errichtung des Gebäudes als „gut“ und für die Bestimmung des Gebäudes als „passend“ empfunden wurde. Außerdem zeigt die Sorgfalt mit der die Ausführung der Arbeit begangen wurde, dass die Bereitschaft komplexe Gebäude zu errichten ebenso dem Wandel der Zeit unterliegt (Zwerger 2000, S. 7).
  
 
Auch Ellwood schreibt in seinem Werk:
 
Auch Ellwood schreibt in seinem Werk:
{{Zitat|"Die Schlichtheit des Stils wird jedoch durch  den majestätischen Rahmen kompen-siert. Der Ort, nicht weit entfernt vom Pazifik und am kalten, klaren Fluss Isuzu gele-gen, inmitten der Zypressenwäldern von  wundersamer und numinoser Schönheit, legt nahe, dass nur wenig von Menschen hinzugefügt werden muss um einer der größten Göttinnen eine weltliche Bleibe zu bieten. ".|quelle = Ellwood 1968:167}}
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{{Zitat|"Die Schlichtheit des Stils wird jedoch durch  den majestätischen Rahmen kompen-siert. Der Ort, nicht weit entfernt vom Pazifik und am kalten, klaren Fluss Isuzu gele-gen, inmitten der Zypressenwäldern von  wundersamer und numinoser Schönheit, legt nahe, dass nur wenig von Menschen hinzugefügt werden muss um einer der größten Göttinnen eine weltliche Bleibe zu bieten. ".|quelle = Ellwood 1968, S. 167}}
  
Ferner bemerkt Zwerger über die Architekur von Holzbauten im allgemeinen Kontext an, dass es fast unmöglich ist die weitere Entwicklung eines Gebäudes auf nur einen einzigen Beweggrund festzulegen. In der Regel wird die Entwicklung immer durch mehrere unterschiedliche Faktoren beeinflusst, die in einer Wechselwirkung stehenden Bedingungen und die Interdependenzen welche so eng miteinander verflochten sind, sodass die Wahl des Einen oder des Anderen in manchen Fällen nur als arbiträr erachtet werden kann. Die regionalen klimatischen Komponenten können nicht von der Verfügbark der Materialien, genauso wenig wie die Verfügbarkeit von der der Entwicklung der benötigten Werkzeuge getrennt werden kann. Gleichzeitig müssen auch das Auftreten des benötigten Bauholzes und die erforderlichen Bauschritte immer in Beziehung zueinander betrachtet werden (Zwerger 2000:7).  
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Ferner bemerkt Zwerger über die Architekur von Holzbauten im allgemeinen Kontext an, dass es fast unmöglich ist die weitere Entwicklung eines Gebäudes auf nur einen einzigen Beweggrund festzulegen. In der Regel wird die Entwicklung immer durch mehrere unterschiedliche Faktoren beeinflusst, die in einer Wechselwirkung stehenden Bedingungen und die Interdependenzen welche so eng miteinander verflochten sind, sodass die Wahl des Einen oder des Anderen in manchen Fällen nur als arbiträr erachtet werden kann. Die regionalen klimatischen Komponenten können nicht von der Verfügbark der Materialien, genauso wenig wie die Verfügbarkeit von der der Entwicklung der benötigten Werkzeuge getrennt werden kann. Gleichzeitig müssen auch das Auftreten des benötigten Bauholzes und die erforderlichen Bauschritte immer in Beziehung zueinander betrachtet werden (Zwerger 2000, S. 7).  
  
 
Daraus folgt vielleicht auch ein weiterer Zweck des ''shikinen sengū'' 式年遷宮, die Bewahrung von alten kulturellen-, spirituellen- und handwerklichen Traditionen die im nächsten Kapitel näher behandelt werden sollen.
 
Daraus folgt vielleicht auch ein weiterer Zweck des ''shikinen sengū'' 式年遷宮, die Bewahrung von alten kulturellen-, spirituellen- und handwerklichen Traditionen die im nächsten Kapitel näher behandelt werden sollen.
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==Shikinen sengū ==
 
==Shikinen sengū ==
 
===Einführung des ''sengū''-Systems===
 
===Einführung des ''sengū''-Systems===
Das System des ''sengū'' 遷宮 wurde laut Tokoro gegen Ende des siebten Jahrhunderts etabliert. Die ursprünglichen Pläne dafür sollen unter Kaiser Tenmu 天武天皇 entwickelt worden sein. Allerdings wurde schlussendlich durch seine Witwe, Kaiserin Jitō 持統天皇 das ''sengū'' im Jahr 688 endgültig institutionalisiert (Tokoro 1973:104).
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Das System des ''sengū'' 遷宮 wurde laut Tokoro gegen Ende des siebten Jahrhunderts etabliert. Die ursprünglichen Pläne dafür sollen unter Kaiser Tenmu 天武天皇 entwickelt worden sein. Allerdings wurde schlussendlich durch seine Witwe, Kaiserin Jitō 持統天皇 das ''sengū'' im Jahr 688 endgültig institutionalisiert (Tokoro 1973, S. 104).
  
Am Anfang dieser Geschichte steht der Thronfolgestreit von Ōama (Ōama no miko 大海人皇子, der jüngere Bruder von Tenji Tennō 天智天皇) und dem Sohn von Tenji namens Ōtomo  (Ōtomo no miko 大友皇子). Im Sechsten Monat 672 kam es schlussendlich doch zum Krieg, nachdem sich die beiden Parteien nicht einigen konnten. Mit seinen Verbündeten aus den Provinzen Owari 尾張国, Mino 美濃国 und vielleicht auch Shinano 信濃国 und Kai 甲斐国 zog Ōama mit seinen Truppen von Yoshino 芳野監 ausgehend durch die Provinzen Ise und Mino in Richtung der Hauptstadt. Weiters schreibt Tokoro, dass laut seiner Quellen Ōama am Fluss Tohogawa 迹太川 die Göttin Amaterasu verehrt und für eine erfolgreiche Schlacht gebetet haben soll (Tokoro 1973:102-103). Der darauffolgende zwei Monate währende Krieg konnte zugunsten von Ōama entschieden werden, der schließlich als Kaiser Tenmu den Thron sein Eigen nennen konnte. Im Wesentlichen hatte Kaiser Tenmu den Sieg über seinen Neffen Ōtomo der Hilfe der Lokalherrscher zu verdanken. Aus Verbundenheit gegenüber seinen Unterstützern und nicht zuletzt auch um seine Macht zu festigen wurde es Tenmus Ziel den Großschrein von Ise mit gesetzlichen Grundlagen und  zahlreichen Einrichtungen zu versehen (Ōbayashi/Watanabe 1982:11).  
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Am Anfang dieser Geschichte steht der Thronfolgestreit von Ōama (Ōama no miko 大海人皇子, der jüngere Bruder von Tenji Tennō 天智天皇) und dem Sohn von Tenji namens Ōtomo  (Ōtomo no miko 大友皇子). Im Sechsten Monat 672 kam es schlussendlich doch zum Krieg, nachdem sich die beiden Parteien nicht einigen konnten. Mit seinen Verbündeten aus den Provinzen Owari 尾張国, Mino 美濃国 und vielleicht auch Shinano 信濃国 und Kai 甲斐国 zog Ōama mit seinen Truppen von Yoshino 芳野監 ausgehend durch die Provinzen Ise und Mino in Richtung der Hauptstadt. Weiters schreibt Tokoro, dass laut seiner Quellen Ōama am Fluss Tohogawa 迹太川 die Göttin Amaterasu verehrt und für eine erfolgreiche Schlacht gebetet haben soll (Tokoro 1973, S. 102–103). Der darauffolgende zwei Monate währende Krieg konnte zugunsten von Ōama entschieden werden, der schließlich als Kaiser Tenmu den Thron sein Eigen nennen konnte. Im Wesentlichen hatte Kaiser Tenmu den Sieg über seinen Neffen Ōtomo der Hilfe der Lokalherrscher zu verdanken. Aus Verbundenheit gegenüber seinen Unterstützern und nicht zuletzt auch um seine Macht zu festigen wurde es Tenmus Ziel den Großschrein von Ise mit gesetzlichen Grundlagen und  zahlreichen Einrichtungen zu versehen (Obayashi/Watanabe 1982, S. 11).  
  
Eine dieser „Einrichtungen“ ist die bereits erwähnte ''itsuki no miko'' (Kultprinzessin), sowie die Einsetzung eines Zerimonialmeisters. Eine weitere Änderung die ebenfalls vorgenommen wurde betraf die Familie Watarai, diese hatte bis zu diesem Zeitpunkt die Hohepriester (''ōkannushi'' 大神主) sowohl für Naikū als auch Gekū gestellt und sollte nun nur noch das Amt des Oberpriesters (''negi'' 禰宜 oder auch 祢宜 geschrieben) im Gekū stellen. Das Amt des Oberpriesters für den Naikū wurde der Familie Arakida zugesprochen (Tokoro 1973:104). Nach dem Tod Kaiser Tenmus nahm seine Ehefrau und Cousine Jitō 持統 seinen Platz ein und setzte seine Pläne für den Großschrein von Ise in die Tat um. Dazu erließ sie ein kaiserliches Edikt im zweiten Jahr ihrer Regentschaft (688 n.Chr.), dem zufolge alle 20 Jahre eine Schreinüberführung für naikū und gekū stattfinden sollte. Tokoro verweist für diese Informationen auf das ''Daijingū shozajiki''. In diesem Schriftstück liest man ebenfalls, dass der Naikū in Jitō 4 und der Gekū in Jitō 6 erstmal verlegt wurden (Tokoro 1973:104ff.).
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Eine dieser „Einrichtungen“ ist die bereits erwähnte ''itsuki no miko'' (Kultprinzessin), sowie die Einsetzung eines Zerimonialmeisters. Eine weitere Änderung die ebenfalls vorgenommen wurde betraf die Familie Watarai, diese hatte bis zu diesem Zeitpunkt die Hohepriester (''ōkannushi'' 大神主) sowohl für Naikū als auch Gekū gestellt und sollte nun nur noch das Amt des Oberpriesters (''negi'' 禰宜 oder auch 祢宜 geschrieben) im Gekū stellen. Das Amt des Oberpriesters für den Naikū wurde der Familie Arakida zugesprochen (Tokoro 1973, S. 104). Nach dem Tod Kaiser Tenmus nahm seine Ehefrau und Cousine Jitō 持統 seinen Platz ein und setzte seine Pläne für den Großschrein von Ise in die Tat um. Dazu erließ sie ein kaiserliches Edikt im zweiten Jahr ihrer Regentschaft (688 n. Chr.), dem zufolge alle 20 Jahre eine Schreinüberführung für naikū und gekū stattfinden sollte. Tokoro verweist für diese Informationen auf das ''Daijingū shozajiki''. In diesem Schriftstück liest man ebenfalls, dass der Naikū in Jitō 4 und der Gekū in Jitō 6 erstmal verlegt wurden (Tokoro 1973, S. 104ff.).
  
Wenn man aus diesen Angaben nun seine Schlüsse ziehen darf, dann hätte die erste Schreinverlegung des Naikū 690 n.Chr. stattgefunden und die des Gekū 692 n.Chr. – jedoch verweist das ''Kōtai jingū gishikichō'' 皇太神宮儀式帳 nach den Angaben von Ōbayashi und Watanabe auf das Jahr 785 als erstmalige Durchführung der Schreinüberführung (Ōbayashi/Watanabe 1982:39).
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Wenn man aus diesen Angaben nun seine Schlüsse ziehen darf, dann hätte die erste Schreinverlegung des Naikū 690 n.Chr. stattgefunden und die des Gekū 692 n.Chr. – jedoch verweist das ''Kōtai jingū gishikichō'' 皇太神宮儀式帳 nach den Angaben von Ōbayashi und Watanabe auf das Jahr 785 als erstmalige Durchführung der Schreinüberführung (Obayashi/Watanabe 1982, S. 39).
  
Vor allem die große kulturelle Bedeutung des ''sengūs'' im Großschrein von Ise in Bezug auf die vielschichtigen religiösen, kulturellen und  politischen Zusammenhänge ist in Ise besonders bemerkenswert (Adams 1998:49).
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Vor allem die große kulturelle Bedeutung des ''sengūs'' im Großschrein von Ise in Bezug auf die vielschichtigen religiösen, kulturellen und  politischen Zusammenhänge ist in Ise besonders bemerkenswert (Adams 1998, S. 49).
  
Bei ''shikinen sengū'' 式年遷宮, einer Tradition, die in einem Intervall von 20 Jahren stattfindet, werden alle Gebäude in identischer Art und Weise neu aufgebaut. Diese fast 1300 jährige Tradition wurde bis auf wenige Ausnahmen kontinuierlich durchgeführt. Die längste Unterbrechung des zwanzigjährigen Zyklus, war bedingt durch die Bürgerkriegszeit der Sengoku-Periode (1467-1956) und somit fand bei dem Naikū für 123 Jahre und bei dem Gekū für 129 Jahre keine Schreinverlegung statt. Die Wiederaufnahme des zwanzigjährigen Zyklus erfolgte laut Ōbayashi und Watanabe im Jahr 1585 (Ōbayashi/Watanabe 1982:40).
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Bei ''shikinen sengū'' 式年遷宮, einer Tradition, die in einem Intervall von 20 Jahren stattfindet, werden alle Gebäude in identischer Art und Weise neu aufgebaut. Diese fast 1300 jährige Tradition wurde bis auf wenige Ausnahmen kontinuierlich durchgeführt. Die längste Unterbrechung des zwanzigjährigen Zyklus, war bedingt durch die Bürgerkriegszeit der Sengoku-Periode (1467–1956) und somit fand bei dem Naikū für 123 Jahre und bei dem Gekū für 129 Jahre keine Schreinverlegung statt. Die Wiederaufnahme des zwanzigjährigen Zyklus erfolgte laut Ōbayashi und Watanabe im Jahr 1585 (Obayashi/Watanabe 1982, S. 40).
  
===Der 20jährige Zyklus===
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===Der 20-jährige Zyklus===
 
Was sind nun genau die Gründe für den zwanzigjährigen Zyklus?  
 
Was sind nun genau die Gründe für den zwanzigjährigen Zyklus?  
  
 
* Als möglichen Grund für den Zyklus von zwanzig Jahren könnte man zum einen die Beispiele wie Abbildung 2 anführen (siehe 2.2 Architektonische Besonderheiten). Die Verwendung von unbehandelten Baumaterialien, welche schonungslos Wind und Wetter ausgesetzt sind führen zu einem beschleunigten Verfall. Auch ist das Schilfstrohdach nicht gerade mit einer langen Lebensdauer gesegnet (Schimmel durch Feuchtigkeit und Verwitterung). Allerdings sind vor allem beim verwendeten Bauholz vorwiegend nur die Pfeiler betroffen, die direkt im Kontakt mit der Erde stehen.
 
* Als möglichen Grund für den Zyklus von zwanzig Jahren könnte man zum einen die Beispiele wie Abbildung 2 anführen (siehe 2.2 Architektonische Besonderheiten). Die Verwendung von unbehandelten Baumaterialien, welche schonungslos Wind und Wetter ausgesetzt sind führen zu einem beschleunigten Verfall. Auch ist das Schilfstrohdach nicht gerade mit einer langen Lebensdauer gesegnet (Schimmel durch Feuchtigkeit und Verwitterung). Allerdings sind vor allem beim verwendeten Bauholz vorwiegend nur die Pfeiler betroffen, die direkt im Kontakt mit der Erde stehen.
  
* Im Werk von Ōbayashi und Watanabe wird der fühere Oberpriester Kastunoshin Sakurai 桜井勝之進 zitiert, der vielmehr einen spirituellen Hintergrund hinter dem shikinen sengū sieht. So führt er an, dass die Zahl 20 als ideale Bezugsgröße verstanden werden könnte um Ganzheiten oder Zeitabschnitte zu messen. Als Erklärung dafür weist der ehemalige Oberpriester darauf hin, dass unter anderem das ''Manyōshū'' 萬葉集 beziehungsweise 万葉集 was übersetzt so viel heißt wie Sammlung der zehntausend Blätter (entstanden 8. Jahrhundert) und das ''Kokinwakashū''古今和歌集 oder auch ''Kokin-shū''  古今集  gelesen - also die  Sammlung alter und moderner Gedichte (entstanden im 10. Jahrhundert) je 20 Bände haben (Ōbayashi/Watanabe 1982:40ff.).  
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* Im Werk von Ōbayashi und Watanabe wird der fühere Oberpriester Kastunoshin Sakurai 桜井勝之進 zitiert, der vielmehr einen spirituellen Hintergrund hinter dem shikinen sengū sieht. So führt er an, dass die Zahl 20 als ideale Bezugsgröße verstanden werden könnte um Ganzheiten oder Zeitabschnitte zu messen. Als Erklärung dafür weist der ehemalige Oberpriester darauf hin, dass unter anderem das ''Manyōshū'' 萬葉集 beziehungsweise 万葉集 was übersetzt so viel heißt wie Sammlung der zehntausend Blätter (entstanden 8. Jahrhundert) und das ''Kokinwakashū''古今和歌集 oder auch ''Kokin-shū''  古今集  gelesen also die  Sammlung alter und moderner Gedichte (entstanden im 10. Jahrhundert) je 20 Bände haben (Obayashi/Watanabe 1982, S. 40ff).  
  
Tokoro ist kein Anhänger der „Verfallstheorie“ und geht von einem komplett anderen Standpunkt aus, indem er vermutet, dass vielmehr eine Verbindung zu einem alten Kalendergesetz besteht. Demnach der Mondkalender das Jahr in 12 Monate beziehungsweise in 353 Tage teilt. Nach dieser Berechnung war jedoch das Jahr kürzer als das natürliche Jahr, weshalb knapp alle dreißig Monate ein Schaltmonat hinzukam. Durch diese Schaltmonate kam man dann innerhalb eines Zeitraums von neunzehn Jahren nach dem alten Kalendergesetz und somit 228 Monaten auf zusätzliche sieben Schaltmonate und somit 235 Monate, die dann vollständigen neunzehn Jahren entsprechen. Hinzu kommt, dass durch diese Rechenweise alle zwanzig Jahre der 1.11 und die Wintersonnenwende auf einen Tag zusammenfallen. In diesem Zusammenhang erwähnt Tokoro, dass der Kaiserhof dieses Datum in Kombination mit der Wintersonnenwender als gutes Omen wahrnahmen mit dem unter anderem der Gedanke an eine Rückkehr zum Anfang einhergehen soll (Tokoro 1973:140).
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Tokoro ist kein Anhänger der „Verfallstheorie“ und geht von einem komplett anderen Standpunkt aus, indem er vermutet, dass vielmehr eine Verbindung zu einem alten Kalendergesetz besteht. Demnach der Mondkalender das Jahr in 12 Monate beziehungsweise in 353 Tage teilt. Nach dieser Berechnung war jedoch das Jahr kürzer als das natürliche Jahr, weshalb knapp alle dreißig Monate ein Schaltmonat hinzukam. Durch diese Schaltmonate kam man dann innerhalb eines Zeitraums von neunzehn Jahren nach dem alten Kalendergesetz und somit 228 Monaten auf zusätzliche sieben Schaltmonate und somit 235 Monate, die dann vollständigen neunzehn Jahren entsprechen. Hinzu kommt, dass durch diese Rechenweise alle zwanzig Jahre der 1.11 und die Wintersonnenwende auf einen Tag zusammenfallen. In diesem Zusammenhang erwähnt Tokoro, dass der Kaiserhof dieses Datum in Kombination mit der Wintersonnenwender als gutes Omen wahrnahmen mit dem unter anderem der Gedanke an eine Rückkehr zum Anfang einhergehen soll (Tokoro 1973, S. 140).
  
Eine weitere Erklärung für den zwanzigjährigen Zyklus, die durchaus ihre Berechtigung hat, liefert Bock in ihrem Werk. Sie nimmt an das ein wichtiger Beweggrund für diesen Zeitraum die Überschneidung der Generationen war. Die Dauer einer Generation war damals durchschnittlich zwanzig Jahre, weshalb in diesem Zeitraum die Kenntnisse über die Bauweise des Großschreins aber auch das Wissen um die Herstellung der heiligen Schätze an die nächste Generation von Handwerkern weitergegeben werden musste (Bock 1974:55).
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Eine weitere Erklärung für den zwanzigjährigen Zyklus, die durchaus ihre Berechtigung hat, liefert Bock in ihrem Werk. Sie nimmt an das ein wichtiger Beweggrund für diesen Zeitraum die Überschneidung der Generationen war. Die Dauer einer Generation war damals durchschnittlich zwanzig Jahre, weshalb in diesem Zeitraum die Kenntnisse über die Bauweise des Großschreins aber auch das Wissen um die Herstellung der heiligen Schätze an die nächste Generation von Handwerkern weitergegeben werden musste (Bock 1974, S. 55).
 
   
 
   
Damals wie heute wird das Handwerk in Japan sehr geschätzt. Zwerger schreibt hierzu, dass Anachronismus wohl solange leben wird, solange eine Nachfrage nach hoher Qualität wertgeschätzt wird. Heutzutage gibt es laut Zwerger noch 5 Schreiner im Raum Tōkyō die immer noch beschäftigt sind und eine große Zahl von Kunden haben, welche den Qualitätsunterschied wirklich schätzen. In diesem Kontext stellt er die Vermutung an, dass es hierbei zwar vermutlich in erster Linie um Prestige geht. Allerdings sind immer noch die Fähigkeiten dieser Handwerker legendär in Japan. Die Kunstfertigkeit dieser Schreiner soll sogar so weit gehen, dass sie mit bloßer Handarbeit Planken in einer Stärke von unglaublichen 3,5 Millimeter schneiden können. Holz gilt heute mehr denn je in Japan als so wertvolle Ressource, dass die besten Schreiner stolz von sich behaupten können zwölf Planken von gleicher Stärke aus einem Baum schneiden zu können. Als Vergleich dazu führt Zwerger an, dass ein weniger begabter Schreiner bloß 10 Planken schafft. Dies hört sich jetzt nicht nach einem allzu großem Unterschied an, aber wenn man bedenkt, dass 12 Planken für einen 8 Tatami-Raum reichen während 10 nur für einen 6 Tatami-Raum ausreichen, müsste der Kunde einen zweiten Baumstamm zuzüglich der Arbeitszeit bezahlen. (Zwerger 2000:54)
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Damals wie heute wird das Handwerk in Japan sehr geschätzt. Zwerger schreibt hierzu, dass Anachronismus wohl solange leben wird, solange eine Nachfrage nach hoher Qualität wertgeschätzt wird. Heutzutage gibt es laut Zwerger noch 5 Schreiner im Raum Tōkyō die immer noch beschäftigt sind und eine große Zahl von Kunden haben, welche den Qualitätsunterschied wirklich schätzen. In diesem Kontext stellt er die Vermutung an, dass es hierbei zwar vermutlich in erster Linie um Prestige geht. Allerdings sind immer noch die Fähigkeiten dieser Handwerker legendär in Japan. Die Kunstfertigkeit dieser Schreiner soll sogar so weit gehen, dass sie mit bloßer Handarbeit Planken in einer Stärke von unglaublichen 3,5 Millimeter schneiden können. Holz gilt heute mehr denn je in Japan als so wertvolle Ressource, dass die besten Schreiner stolz von sich behaupten können zwölf Planken von gleicher Stärke aus einem Baum schneiden zu können. Als Vergleich dazu führt Zwerger an, dass ein weniger begabter Schreiner bloß 10 Planken schafft. Dies hört sich jetzt nicht nach einem allzu großem Unterschied an, aber wenn man bedenkt, dass 12 Planken für einen 8 Tatami-Raum reichen während 10 nur für einen 6 Tatami-Raum ausreichen, müsste der Kunde einen zweiten Baumstamm zuzüglich der Arbeitszeit bezahlen (Zwerger 2000, S. 54).
  
 
===Umfang des ''shikinen sengū'' ===
 
===Umfang des ''shikinen sengū'' ===
 
Wichtig ist natürlich auch der Verweis darauf, dass die ''sengū''-Tradition nicht nur eine exklusive Praxis des Ise-Schreins ist.  
 
Wichtig ist natürlich auch der Verweis darauf, dass die ''sengū''-Tradition nicht nur eine exklusive Praxis des Ise-Schreins ist.  
  
Der Artikel von Adams verweist darauf, dass bis ins Mittelalter hinein eine große Anzahl an Schreinen eine Rekonstrukitonspraxis vollzogen und ungefähr 30 Schreine diese Sitte bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein weiterhin praktizierten (Adams 1998:49). In seinem Werk ''Shintō: Japan’s Spiritual Roots'' erwähnt Picken, dass unter anderem der Nukisaki-Schrein 貫前神社(Präfektur Gunma 群馬県) alle 13 Jahre, der Kasuga-Schrein 春日大社 (Nara) alle 30 Jahre und der Kamo-Schrein 賀茂神社(Kyōto) alle 50 Jahre erneuert werden (Picken 1980:39). In diesem Kontext weist Adams darauf hin, dass die Wiedererrichtung der Schreinbauten in Ise zu den größten und bedeutendsten ''sengūs'' zählt – auch Ota Hakutaro <ref>„Shikinen zodaisei no seiritsu“. 1993, S. 259 – 290</ref> und Tani Shigeo <ref>„Kyukankoku heisha ni okeru shikinen zodai sei no chosa“. 1975, S. 26 – 38</ref> teilen diese Ansicht (Adams 1998:49). Auch aus der Sicht von Ōbayashi und Watanabe „[…]ist die Sitte in Ise ihres Alters und Umfangs wegen besonders interessant.“ (Ōbayashi/Watanabe 1982:40).
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Der Artikel von Adams verweist darauf, dass bis ins Mittelalter hinein eine große Anzahl an Schreinen eine Rekonstrukitonspraxis vollzogen und ungefähr 30 Schreine diese Sitte bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein weiterhin praktizierten (Adams 1998, S. 49). In seinem Werk ''Shintō: Japan’s Spiritual Roots'' erwähnt Picken, dass unter anderem der Nukisaki-Schrein 貫前神社 (Präfektur Gunma 群馬県) alle 13 Jahre, der Kasuga-Schrein 春日大社 (Nara) alle 30 Jahre und der Kamo-Schrein 賀茂神社(Kyōto) alle 50 Jahre erneuert werden (Picken 1980, S. 39). In diesem Kontext weist Adams darauf hin, dass die Wiedererrichtung der Schreinbauten in Ise zu den größten und bedeutendsten ''sengūs'' zählt – auch Ota Hakutaro<ref>„Shikinen zodaisei no seiritsu“. 1993, S. 259–290</ref> und Tani Shigeo<ref>„Kyukankoku heisha ni okeru shikinen zodai sei no chosa“. 1975, S. 26–38</ref> teilen diese Ansicht (Adams 1998, S. 49). Auch aus der Sicht von Ōbayashi und Watanabe „[…]ist die Sitte in Ise ihres Alters und Umfangs wegen besonders interessant.“ (Obayashi/Watanabe 1982, S. 40).
 
   
 
   
In ihren Ausführungen zum Umfang der ''sengū''-Tradition schreibt Adams, dass der zeitliche Abstand des ''sengū'' zwischen zwei und 60 Jahren variiert. Genauso wird auch auf den unterschiedlichen Umfang der durchgeführten Arbeiten von Adams hingewiesen – ob streichen, Dachreparaturen oder die Rekonstruktion von ganzen Gebäuden (Adams 1998:49)
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In ihren Ausführungen zum Umfang der ''sengū''-Tradition schreibt Adams, dass der zeitliche Abstand des ''sengū'' zwischen zwei und 60 Jahren variiert. Genauso wird auch auf den unterschiedlichen Umfang der durchgeführten Arbeiten von Adams hingewiesen – ob streichen, Dachreparaturen oder die Rekonstruktion von ganzen Gebäuden (Adams 1998, S. 49).
  
 
Um die Ausmaße der ''sengū''-Tradition im Großschrein von Ise besser nachvollziehen zu können muss auch bedacht werden, dass zusätzlich zur Neuerrichtung der beiden Hauptgebäude und der vierzehn Hilfsschreine, welche zum Teil auch mehrgebäudig sind, sowie den dazugehörigen Toren und Zäunen (alles zusammen 90 Bauten) ebenfalls die heilige Schätze und Gewänder nach den traditionellen Entwürfen neu hergestellt werden.
 
Um die Ausmaße der ''sengū''-Tradition im Großschrein von Ise besser nachvollziehen zu können muss auch bedacht werden, dass zusätzlich zur Neuerrichtung der beiden Hauptgebäude und der vierzehn Hilfsschreine, welche zum Teil auch mehrgebäudig sind, sowie den dazugehörigen Toren und Zäunen (alles zusammen 90 Bauten) ebenfalls die heilige Schätze und Gewänder nach den traditionellen Entwürfen neu hergestellt werden.
  
 
=====Heilige Schätze und Gegenstände=====
 
=====Heilige Schätze und Gegenstände=====
Hinter dem Sammelbegriff ''onshōzokushinpō'' 御装束神宝 verbirgt sich die fast schon unglaubliche Anzahl von 1085 geweihten Gewändern (''onshōzoku'' 御装束), welche in 525 unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden und 491 heilige Schätze (''goshinpō'' 御神宝) die auch in 189 Kategorien unterteilt werden.   
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Hinter dem Sammelbegriff ''onshōzokushinpō'' 御装束神宝 verbirgt sich die fast schon unglaubliche Anzahl von 1085 geweihten Gewändern (''onshōzoku'' 御装束), welche in 525 unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden und 491 heilige Schätze (''goshinpō'' 御神宝) die auch in 189 Kategorien unterteilt werden.   
  
 
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Bei den heiligen Gewändern handelt es sich zum einen um Kleidung für die Gottheit, Stoffe zum einwickeln oder verkleiden von Gegenständen und zum anderen auch Dinge für den privaten Gebrauch der Göttin – darunter auch Gegenstände für die Schönheitspflege. Zusätzlich zu den Ritualgegenständen, die der Göttin eigens für die Schreinüberführung zur Verfügung gestellt werden, zählen auch Geräte und Werkzeuge wie zum Beispiel: Pferdegeschirr, Schreibutensilien und Musikinstrumente zu den heiligen Schatzgegenständen, deren Benutzung ausschließlich der Göttin vorbehalten ist. Als heilige Schätze zählen ebenfalls: 60 Zeremonialschwerter, deren Wert und Kunstfertigkeitsgrad leichte Unterschiede aufweist jedoch keines das Tamamaki no ontachi 玉纏御太刀, dessen Scheide mit mehr als 450 verschiedenen Edelsteinen verziert ist; Zeremonialbögen, die dazugehörigen Pfeile, die verschiedensten Arten von Köchern, Speere, Schilde und Banner gehören genauso zu den heiligen Schätzen wie 31 kunstvoll verzierte Spiegel, Kämme, Instrumente sowie ein betriebsbereiter Miniaturwebstuhl<ref>Verweis auf die Bedeutung von Amaterasu als Göttin der Webkunst. Siehe: Nelly Naumann (1983)  „Die Webende Göttin“ Nachricht der Gesellschaft der Natur- und Völkerkunde Ostasiens,  S.5-76. </ref> (Coulmas 1994:41-43).
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Bei den heiligen Gewändern handelt es sich zum einen um Kleidung für die Gottheit, Stoffe zum einwickeln oder verkleiden von Gegenständen und zum anderen auch Dinge für den privaten Gebrauch der Göttin – darunter auch Gegenstände für die Schönheitspflege. Zusätzlich zu den Ritualgegenständen, die der Göttin eigens für die Schreinüberführung zur Verfügung gestellt werden, zählen auch Geräte und Werkzeuge wie zum Beispiel: Pferdegeschirr, Schreibutensilien und Musikinstrumente zu den heiligen Schatzgegenständen, deren Benutzung ausschließlich der Göttin vorbehalten ist. Als heilige Schätze zählen ebenfalls: 60 Zeremonialschwerter, deren Wert und Kunstfertigkeitsgrad leichte Unterschiede aufweist jedoch keines das Tamamaki no ontachi 玉纏御太刀, dessen Scheide mit mehr als 450 verschiedenen Edelsteinen verziert ist; Zeremonialbögen, die dazugehörigen Pfeile, die verschiedensten Arten von Köchern, Speere, Schilde und Banner gehören genauso zu den heiligen Schätzen wie 31 kunstvoll verzierte Spiegel, Kämme, Instrumente sowie ein betriebsbereiter Miniaturwebstuhl<ref>Verweis auf die Bedeutung von Amaterasu als Göttin der Webkunst. Siehe: Nelly Naumann (1983)  „Die Webende Göttin“ Nachricht der Gesellschaft der Natur- und Völkerkunde Ostasiens,  S.5–76. </ref> (Coulmas 1994, S. 41–43).
  
In ihrer Ausführung zum Umfang des ''shikinen sengū'' schreibt Bock, dass bei der Produktion der eben erwähnten Gegenstände mehr als 900 Meter handgewebte Seide von feinster Qualität für Verkleidungen, Vorhänge, Bettzeug und Kleidung verwendet werden. Weiters werden 3,75 Kilo reines Gold und 262 Kilo Lack bei der Herstellung verwendet. Außerdem braucht man neben den verschiedensten hochwertigen Metallen für die Fertigung von Nägeln, Klemmen, Schlösser, Schlüssel und Türverzierungen. Für die Verzierung des Schmucks, der Kämme, Spiegel und Zeremonialschwerter werden zusätzlich noch unzählige Perlen und Edelsteine wie Bernstein, Achat und andere Kristalle verwendet (Bock 1974:60).
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In ihrer Ausführung zum Umfang des ''shikinen sengū'' schreibt Bock, dass bei der Produktion der eben erwähnten Gegenstände mehr als 900 Meter handgewebte Seide von feinster Qualität für Verkleidungen, Vorhänge, Bettzeug und Kleidung verwendet werden. Weiters werden 3,75 Kilo reines Gold und 262 Kilo Lack bei der Herstellung verwendet. Außerdem braucht man neben den verschiedensten hochwertigen Metallen für die Fertigung von Nägeln, Klemmen, Schlösser, Schlüssel und Türverzierungen. Für die Verzierung des Schmucks, der Kämme, Spiegel und Zeremonialschwerter werden zusätzlich noch unzählige Perlen und Edelsteine wie Bernstein, Achat und andere Kristalle verwendet (Bock 1974, S. 60).
 
 
 
In Anbetracht all dieser nach alten, traditionellen Mustern hergestellten Gegenständen sowie der Beibehaltung der typischen Schreinbauweise hat die zyklische Schreinerneuerung dazu beigetragen, dass architektonische und handwerkliche Traditionen und Kunstfertigkeiten auf fast allen Gebieten über die Jahrhunderte hinweg erhalten werden konnten und somit auch heute noch erfolgreich reproduziert werden können und das wertvolle Wissen weiterhin für die Nachwelt erhalten werden konnte.
 
In Anbetracht all dieser nach alten, traditionellen Mustern hergestellten Gegenständen sowie der Beibehaltung der typischen Schreinbauweise hat die zyklische Schreinerneuerung dazu beigetragen, dass architektonische und handwerkliche Traditionen und Kunstfertigkeiten auf fast allen Gebieten über die Jahrhunderte hinweg erhalten werden konnten und somit auch heute noch erfolgreich reproduziert werden können und das wertvolle Wissen weiterhin für die Nachwelt erhalten werden konnte.
  
Abschließend zu diesem Bereich sollte noch beantwortet werden, was mit den alten Gegenständen und Gewändern passiert nachdem die neu hergestellten Gegenstände ihren Platz eingenommen haben. Hierzu äußert sich Bock, dass traditionell die alten Gegenstände nach der Überführung vergraben wurden. Manche davon wurden entgegen dieser Tradition jedoch ausgegraben und haben heute einen ihren Platz in dem eigenen Museum des Großscheins. Durch diese Schritt entgegen der Tradition ist es nun auch so, dass man im Chōkokann-Museum die prächtigen Gewänder aus der späten Meiji-Zeit bis zur frühen Shōwa-Zeit bewundern kann. Einige der heiligen Schätze gehen mit Ausnahme der Zeremonialschwerter, nachdem sie ihren Dienst erfüllt haben in den Besitz der Priester von Ise oder an andere Schreine über. Die wertvollen Zeremonialschwerter werden entweder im kaiserlichen Palast aufbewahrt oder an andere Schreine übergeben (Bock 1974:68).
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Abschließend zu diesem Bereich sollte noch beantwortet werden, was mit den alten Gegenständen und Gewändern passiert nachdem die neu hergestellten Gegenstände ihren Platz eingenommen haben. Hierzu äußert sich Bock, dass traditionell die alten Gegenstände nach der Überführung vergraben wurden. Manche davon wurden entgegen dieser Tradition jedoch ausgegraben und haben heute einen ihren Platz in dem eigenen Museum des Großscheins. Durch diese Schritt entgegen der Tradition ist es nun auch so, dass man im Chōkokann-Museum die prächtigen Gewänder aus der späten Meiji-Zeit bis zur frühen Shōwa-Zeit bewundern kann. Einige der heiligen Schätze gehen mit Ausnahme der Zeremonialschwerter, nachdem sie ihren Dienst erfüllt haben in den Besitz der Priester von Ise oder an andere Schreine über. Die wertvollen Zeremonialschwerter werden entweder im kaiserlichen Palast aufbewahrt oder an andere Schreine übergeben (Bock 1974, S. 68).
  
 
===Riten===
 
===Riten===
Außerhalb des ''shikinen sengū'' kann man die Feste des liturgischen Zyklus in Ise laut Ellwood in 3 Gruppen einteilen. Als erste Gruppe wären jene Feierlichkeiten zu erwähnen die direkt vom narazeitlichen- beziehungsweise vom anschließend folgenden heianzeitlichen Hof stammen <ref>Robert S. Ellwood, "Harvest and Renewal at the Grand Shrine of Ise". 1968, Seite: 169ff.</ref>. Dieser Umstand basiert darauf, dass zu diesen Anlässen oft Gesandte des kaiserlichen Hofs zu diesen Gelegenheiten gesendet wurden. Als zweite Gruppe wären die Feierlichkeiten anzuführen, die nicht von der höfischen Kultur beeinflusst <ref>Robert S. Ellwood, "Harvest and Renewal at the Grand Shrine of Ise". 1968, Seite: 172ff.</ref> wurden und wie das Kanname-sai 神嘗祭 als unabhängige Tradition des Schreins betrachtet werden können. Die letzte Gruppe stellen all die Festivals dar, die eine vorbereitende Funktion für das Kanname-sai haben (Ellwood 1968:182).
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Außerhalb des ''shikinen sengū'' kann man die Feste des liturgischen Zyklus in Ise laut Ellwood in 3 Gruppen einteilen. Als erste Gruppe wären jene Feierlichkeiten zu erwähnen die direkt vom narazeitlichen- beziehungsweise vom anschließend folgenden heianzeitlichen Hof stammen.<ref>Robert S. Ellwood, "Harvest and Renewal at the Grand Shrine of Ise". 1968, S. 169ff.</ref> Dieser Umstand basiert darauf, dass zu diesen Anlässen oft Gesandte des kaiserlichen Hofs zu diesen Gelegenheiten gesendet wurden. Als zweite Gruppe wären die Feierlichkeiten anzuführen, die nicht von der höfischen Kultur beeinflusst<ref>Robert S. Ellwood, "Harvest and Renewal at the Grand Shrine of Ise". 1968, S. 172ff.</ref> wurden und wie das Kanname-sai 神嘗祭 als unabhängige Tradition des Schreins betrachtet werden können. Die letzte Gruppe stellen all die Festivals dar, die eine vorbereitende Funktion für das Kanname-sai haben (Ellwood 1968, S. 182).
  
 
Die wichtigsten und bedeutendsten Feste der ersten beiden Kategorien werden nachfolgend aufgelistet:   
 
Die wichtigsten und bedeutendsten Feste der ersten beiden Kategorien werden nachfolgend aufgelistet:   
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Nun soll der Fokus auf dem Kanname-sai beziehungsweise dem Erntedankfest als einem der wichtigsten Feierlichkeiten im liturgischen Zyklus des Großschreins von Ise liegen. Ellwoods Erklärung hierfür ist, dass es sich bei dem Erntedankfest im Shinto-Kalender ähnlich wie im christlichen Kalender zu Ostern um den Neubeginn des liturgischen Zyklus handelt. Hierbei werden die ersten Früchte der Ernte als Opfergaben in den beiden Hauptschreinen dargeboten (Ellwood  1968:172).  
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Nun soll der Fokus auf dem Kanname-sai beziehungsweise dem Erntedankfest als einem der wichtigsten Feierlichkeiten im liturgischen Zyklus des Großschreins von Ise liegen. Ellwoods Erklärung hierfür ist, dass es sich bei dem Erntedankfest im Shinto-Kalender ähnlich wie im christlichen Kalender zu Ostern um den Neubeginn des liturgischen Zyklus handelt. Hierbei werden die ersten Früchte der Ernte als Opfergaben in den beiden Hauptschreinen dargeboten (Ellwood  1968, S. 172).  
  
 
Im Vorfeld dieser großen Feierlichkeit finden einige religiöse Feste statt:
 
Im Vorfeld dieser großen Feierlichkeit finden einige religiöse Feste statt:
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Die Rituale des ''shikinen sengū''<ref>[http://www.isejingu.or.jp/shikinensengu/62kai-index.html Shikinensengu 式年遷宮]“, ''Ise Jingū'' (Stand: 2021/08/17)</ref> finden bei wichtigen Schritten der Bauphase statt. Als Beispiele wäre das Fällen des Bauholzes (Misomahajimesai 御杣始祭), das Austauschen der heiligen Schätze und Gewänder (Okazari 御飾), beim erstmaligen überqueren der neu errichteten Uji-Bücke (Ujibashi watarihajime shiki 宇治橋渡始式)und schließlich bei der eigentlichen Überführung der Gottheiten zu ihren neuen Wohnsitzen (''sengyo'' 遷御). Somit kommt es während einer Bauzeit von 8 Jahren zu der stattlichen Summe von 30 Zeremonien, welche jeweils im Naikū, Gekū und den wichtigsten Hilfsschreinen abgehalten werden. Die zeitlich „beschränkte“ Vorbereitungszeit von acht Jahren wurde 1869 (46. ''sengū'') eingeführt und seither beibehalten. Ferner merken Ōbayashi und Watanabe an, dass fast alle Festdaten genauso wie das Datum für die eigentliche Schreinüberführung der Gottheiten durch ein kaiserliches Dekret festgelegt wird (Obayahsi 1982, S. 42).
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===== Feste und Riten im Rahmen des ''shikinen sengū'' =====
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===== Feste und Riten im Rahmen des ''shikinen sengū'' =====
 
 
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| Das Holz für den Naikū wird auf dem Isuzu - und das Holz für den Gekū auf speziellen Karren feierlich transportiert.
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===Kritik am sengū-System===
 
===Kritik am sengū-System===
Die anfallenden Kosten für die 61. Schreinüberführung beliefen sich laut des Artikels der ''Asahi Shinbun'' 朝日新聞 (30.9.1993) auf 32,7 Milliarden Yen - was anhand der großen Mengen an benötigtem Material und der immensen Arbeitszeit nicht schwer zu glauben ist. Im Vergleich dazu die Kosten von 1973 mit 4,5 Milliarden Yen welche somit siebenmal niedriger ausfielen (Bock 1974:58).  
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Die anfallenden Kosten für die 61. Schreinüberführung beliefen sich laut des Artikels der ''Asahi Shinbun'' 朝日新聞 (30.9.1993) auf 32,7 Milliarden Yen was anhand der großen Mengen an benötigtem Material und der immensen Arbeitszeit nicht schwer zu glauben ist. Im Vergleich dazu die Kosten von 1973 mit 4,5 Milliarden Yen welche somit siebenmal niedriger ausfielen (Bock 1974, S. 58).  
  
Aus rechtlicher Sicht hat sich der Status der Shintō-Schreine seit dem 23.1.1946 stark verändert und wurden in eine religiöse Körperschaft umgewandelt. Nach Ende des zweiten Weltkriegs setzte die amerikanische Besatzungsmacht mit der Shintō-Direktive (15.12.1945) der staatlichen Kontrolle und der weiteren Verbreitung des Staats-Shintō ein Ende (Creemers 1968:55, 219). Des weiteren merkt Creemers an, dass seit 1947 auch in der japanischen Verfassung die Trennung von Staat und Religion durch Artikel 89 fest verankert ist (ibid.:S 229). Aus dieser Veränderung resultiert ein großes finanzielles Problem für die Schreine, denn bis zu diesem Zeitpunkt genossen fast 200 Schreine in ganz Japan die finanzielle Unterstützung des Staates – mit dem Ende dieser Zuwendung wurden viele Schreine, darunter auch der Großschrein von Ise in eine finanzielle Krise gestürzt. Daraus resultierte auch die Verschiebung der 59. zyklischen Schreinverlegung (ursprünglich 1949) um 4 Jahre durch eine Anweisung des Kaiserhauses verschoben wurde (ibid.:55, 74, 218).
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Aus rechtlicher Sicht hat sich der Status der Shintō-Schreine seit dem 23.1.1946 stark verändert und wurden in eine religiöse Körperschaft umgewandelt. Nach Ende des zweiten Weltkriegs setzte die amerikanische Besatzungsmacht mit der Shintō-Direktive (15.12.1945) der staatlichen Kontrolle und der weiteren Verbreitung des Staats-Shintō ein Ende (Creemers 1968, S. 55, 219). Des weiteren merkt Creemers an, dass seit 1947 auch in der japanischen Verfassung die Trennung von Staat und Religion durch Artikel 89 fest verankert ist (ibid., S. 229). Aus dieser Veränderung resultiert ein großes finanzielles Problem für die Schreine, denn bis zu diesem Zeitpunkt genossen fast 200 Schreine in ganz Japan die finanzielle Unterstützung des Staates – mit dem Ende dieser Zuwendung wurden viele Schreine, darunter auch der Großschrein von Ise in eine finanzielle Krise gestürzt. Daraus resultierte auch die Verschiebung der 59. zyklischen Schreinverlegung (ursprünglich 1949) um 4 Jahre durch eine Anweisung des Kaiserhauses verschoben wurde (ibid., S. 55, 74, 218).
  
Wenn man die Mengen an benötigten Materialien näher betrachtet (siehe 3.2. Umfang des shikinen sengū), so ist es nicht weiter verwunderlich, dass in diesem Zusammenhang in Japan Kritik laut wurde. So stand ebenfalls in dem Artikel, dass Stimmen laut geworden wären, dass die Verschwendung von wertvollen Ressourcen nicht mehr länger ökologisch vertretbar wäre. Diesen Stimmen gegenüber verteidigt sich der Großschrein mit Aufforstungsprogrammen und einem 5400 Hektar großen schreineigenen Waldstück, welches sich hinter dem inneren Schrein erstreckt. Neben diesen bereits bestehenden Eigenressourcen besteht zusätzlich der Plan ein 1000 Hektar großes Waldstück zwischen den Präfekturen Kumamoto und Miyazaki zu kaufen um in Zukunft den Bedarf an Bauholz aus eigenen Mitteln heraus decken zu können. Außerdem wird argumentiert der Großschrein, dass das noch verwendbare Holz der alten Gebäude in den Schreinen von ganz Japan Wiederverwendung findet (Asahi Shinbun 30.9.1993:8).
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Wenn man die Mengen an benötigten Materialien näher betrachtet (siehe 3.2. Umfang des shikinen sengū), so ist es nicht weiter verwunderlich, dass in diesem Zusammenhang in Japan Kritik laut wurde. So stand ebenfalls in dem Artikel, dass Stimmen laut geworden wären, dass die Verschwendung von wertvollen Ressourcen nicht mehr länger ökologisch vertretbar wäre. Diesen Stimmen gegenüber verteidigt sich der Großschrein mit Aufforstungsprogrammen und einem 5400 Hektar großen schreineigenen Waldstück, welches sich hinter dem inneren Schrein erstreckt. Neben diesen bereits bestehenden Eigenressourcen besteht zusätzlich der Plan ein 1000 Hektar großes Waldstück zwischen den Präfekturen Kumamoto und Miyazaki zu kaufen um in Zukunft den Bedarf an Bauholz aus eigenen Mitteln heraus decken zu können. Außerdem wird argumentiert der Großschrein, dass das noch verwendbare Holz der alten Gebäude in den Schreinen von ganz Japan Wiederverwendung findet (Asahi Shinbun 30.9.1993, S. 8).
  
Mit dem Event ''sengū'' sind zum einen hohe Investitionen und zum anderen auch hohe Gewinne verwunden. Im Jahr besuchen durchschnittlich sechs Millionen Menschen den Großschrein von Ise und hinzu kommt, dass im Jahr nach der Schreinverlegung diese Zahl noch bei weitem überschritten werden wird. So rechnet der Großschrein von Ise mit einem zusätzlichen Besucheransturm von 4 Millionen (Asahi Shinbun, 30.9.1993:8). Dementsprechend sind die Erwartungen von Wirtschaft und Hotellerie an die zyklische Schreinverlegung immer wieder hoch.
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Mit dem Event ''sengū'' sind zum einen hohe Investitionen und zum anderen auch hohe Gewinne verwunden. Im Jahr besuchen durchschnittlich sechs Millionen Menschen den Großschrein von Ise und hinzu kommt, dass im Jahr nach der Schreinverlegung diese Zahl noch bei weitem überschritten werden wird. So rechnet der Großschrein von Ise mit einem zusätzlichen Besucheransturm von 4 Millionen (Asahi Shinbun 30.9.1993, S. 8). Dementsprechend sind die Erwartungen von Wirtschaft und Hotellerie an die zyklische Schreinverlegung immer wieder hoch.
  
 
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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 16:22 Uhr

Ise2.png
Ise Schrein[Abb. 1]
Seiten-Infobox
ThemengruppeArchitektur (religiöse Gebäude, Anlagen, Details)
Name Ise Daijingū 伊勢大神宮 („Großschrein von Ise“)
Funktion Schrein (Shinto)
Ort Ise, Mie Präfektur
Sonstige Namen Ise Jingū 伊勢神宮
Gottheiten Amaterasu 天照, Toyouke
Architekturstil Shinmei-zukuri 神明造, shiraki-zukuri 素木造, yuiitsu shinmei-zukuri 唯一神明造
Bemerkung Gilt als höchstes Heiligtum Japans
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Der Großschrein von Ise – jap. Ise Daijingū 伊勢大神宮 bzw. Ise Jingū 伊勢神宮 – gilt als wichtigste shintōistische Kultstätte in Japan. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in der Größe der religiösen Anlage.

Schreinanlage

Siehe dazu auch Ise Schreingebäude.

Die gesamte Schreinanlage besteht aus zwei Hauptschreinen sowie 123 Hilfs- und Nebenschreinen. Die Hauptschreine sind der sog. Innere Schrein (Naikū 内宮; auch Kōtai jingū 皇大神宮), welcher der Sonnengottheit Amaterasu 天照 geweiht ist, und der Äußere Schrein (Gekū 外宮; auch Toyouke Daijingū 豊受大神宮), der die Nahrungsgottheit Toyouke beherbergt. 91 Hilfs- und Nebenschreine sind dem Inneren, 32 dem Äußeren Schrein unterstellt.

Eingebettet sind all diese Gebäude in einem 5500 Hektar großen, „göttlichen“ Waldstück. Unter anderem gehören auch Reisfelder, Äcker und Fischgründe zum Besitz der Schreinanlage (s.u.). Während sich der Naikū an einem Fluss nahe der Uji-Tachi-chō 宇治館町 befindet, ist der Gekū in der Nähe der Stadt Yamada ebenfalls an einem Fluss gelegen. Zwischen den beiden Hauptschreinen besteht eine Distanz von sechs Kilometern.[1]

Der Innere Schrein ist der Sonnengöttin Amaterasu (auch Amaterasu Ōmikami 天照大御神) geweiht – die Ahnherrin des Kaiserhauses wird in diesem Schrein durch einen Spiegel namens Yata no kagami 八咫の鏡 symbolisiert. Die Funktion des Äußeren Schreins, welcher Toyouke (auch Toyouke Ōmikami 豊受大御神) – der Göttin für Agrarkultur, Industrie, Kleidung, Wohnen und Reisanbau beziehungsweise Nahrung im Allgemeinen gewidmet ist, besteht unter anderem darin, Amaterasu mit den gerade eben erwähnten Gütern zu versorgen.[2]

Die Bedeutung der Anlage lässt sich u.a. an den Besucherzahlen ablesen. Die gesamte Anlage wird jährlich von zirka 6 Millionen Menschen besucht. Diese Zahl soll in Jahren, in denen ein sengū 遷宮 statt findet, um weitere 4 Millionen steigen.[3] Neben vielen bürgerlichen Gläubigen statten auch die Mitglieder des japanischen Kaiserhauses dem Schrein regelmäßige Besuche zu wichtigen Ereignissen im Leben der kaiserlichen Familie ab – zum Beispiel zu Inthronisierungsfeierlichkeiten oder auch nach einer Heirat. Auch der Premierminister und sein Kabinett begeben sich regelmäßig zu Neujahr und nach Einsetzung einer neuen Regierung zum Großschrein.[4]

Ursprungslegenden und geschichtliche Entwicklung

Wie um fast alle bedeutenden Bauwerke der Menschheit, so ranken sich auch um den Großschrein von Ise und dessen Entstehung einige Legenden. Laut Ōbayashi Taryōs und Watanabe Yoshios Werk geht aus dem Nihon shoki 日本書紀 (720 n. Chr.) hervor, dass Sujin Tennō 崇神天皇 seiner Tochter, der Prinzessin Toyosukiiri 豊鍬入姫, den Auftrag erteilte, der Sonnengöttin einen neuen Schrein zu erbauen. Dieser Entschluss beruhte darauf, dass im fünften Regierungsjahr des Tennōs das Land von Epidemien heimgesucht wurde und dieser es darauf zurückführte, dass sowohl Amaterasu als auch Yamato Ōkunitama 大和大国魂 im Kaiserpalast angebetet wurden. Somit wurde beschlossen, dass diese beiden unterschiedlichen Gottheiten eigene Orte bräuchten, an denen sie zur Ruhe kommen und gebührend verehrt werden konnten. Die Prinzessin errichtete dann in der Provinz Yamato, am Fuß des Bergs Miwa 三輪山 in einem Dorf namens Kasanui 笠縫邑 ein himorogi 神籬 [5] für Amaterasu (Obayashi/Watanabe 1982, S. 30, 133).

Hierzu lassen sich zwei genauere Beschreibungen aus dem Nihon shoki entnehmen. Der erste Eintrag aus dem 5. Jahr von Sujins Regentschaft (93 vor Chr.) lautet:

"[...]Im ganzen Land herrschten viele Seuchen, und mehr als die Hälfte des Volkes starb.[...]" (Florenz 1919, S. 243)

Im darauf folgenden Jahr konnte der Kaiser weder die Seuche noch sein Volk unter Kontrolle bringen:

"[…]Am frühen Morgen sich erhebend und bis zum Abend voller Ehrfurcht flehte [der Kaiser] die Himmels- und Erdengötter um Bestrafung seiner Schuld an.[…]" (Florenz 1919, S. 243)

Daraufhin erteilte Sujin Tennō 崇神天皇 seiner Tochter, wie bereits erwähnt, den Auftrag für Amaterasu im Dorf Kasanui eine neue Verehrungsstätte zu errichten. Wie aus Horst Hammitzschs Werk Yamatohime no Mikoto seiki: Bericht über den Erdenwandel ihrer Hoheit der Prinzessin Yamato hervorgeht, wurde in weiterer Folge der Prinzessin Toyosukiiri auferlegt der Sonnengöttin als Priesterin zu dienen. Ihr folgte auf diesen Posten als Priesterin laut der Überlieferung Yamato hime no Mikoto 倭姫の命. Diese beiden Prinzessinnen, sind somit die Ersten, welche nach der Legende mit dem kultischen Dienst an der Sonnengöttin betraut wurden. Die 'Tradition' der Kultprinzessinnen setzte sich bis zu Godaigo Tennō 後醍醐天皇 (1288-1339, r. 1318-1339)[6])} fort. Die letzte Prinzessin die dieses Amt ausübte war laut Hammitzsch Prinzessin Sachiko 祥子内親王 (1333–1336 itsuki no miko im Ise Schrein; später Nonne im Hōan-ji). Nach ihr wurde das Amt nicht mehr besetzt (Hammitzsch 1937, S. 9ff).

Der erwähnten Yamatohime wird laut den Legenden auch die Wahl des endgültigen Standpunkts des Schreins für Amaterasu zugeschrieben. So soll sie im 26. Regierungsjahr von Suinin Tennō 垂仁天皇 am Oberlauf des Isuzu eine Erscheinung gehabt haben, in der ihr von Amaterasu persönlich mitgeteilt worden war, dass sie an diesem Ort verehrt werden wolle.

In dieser Zeit geruhte die souveräne Große Gottheit den erlauchten Traum der Yamato-hime no Mikoto zu erfüllen und sie geruhte sie zu unterweisen: 'Das Land und der Platz für den großen erlauchten Schrein, die ich so wie ich sie, als ich im hohen Himmelsgefilde saß und die erlauchte Tür aufstieß, vormals erblickte, gesehen und gesucht habe, sind diese hier. Ich geruhe (hier) zu bleiben und mich festzusetzen […]. (Hammitzsch 1937, S. 32)

Um diesem ausdrücklichen Wunsch Folge zu leisten, lässt Yamatohime einen Schrein in der Nähe des Isuzu errichten, um dort ausschließlich Amaterasu zu verehren und ihrer Position als Kultprinzessin gerecht zu werden.

Auch die Gründung des Naikū findet im Nihon shoki Erwähnung. Allerdings hält sich das Nihon shoki bezüglich der Schreingründung des Gekū bedeckt – beziehungsweise erwähnt die Gründung mit keinem einzigen Wort. Allerdings wird von Ōbayashi und Watanabe darauf hingewiesen, dass laut Toyoukegū-gishikichō 豊受宮儀式長 (804 n. Chr.; Chronik der Rituale des Schreins) Yūrayaku Tennō 雄略天皇 im 21. Regierungsjahr in einem Traum von der Sonnengöttin dazu aufgefordert wurde, die Gottheit des Gekū, Toyouke, aus der Provinz Tanba 丹波国 (heute die Präfekturen Kyōto und Hyōgo) herbeizurufen, da sie selbst nicht in Frieden Essen könnte (Obayashi/Watanabe 1982, S. 34).

Zusätzlich zur Schreinlegende und um die Entstehung des architektonischen Stils des Großschreins von Ise besser nachvollziehen zu können, ist es auch unerlässlich, sich mit der Entwicklung der Naturverehrung in Japan zu näher zu befassen.

Naturverehrung

Jōmon-Zeit

Die Ursprünge der Naturverehrung sollen laut Kawazoe und Tange bereits in der mittleren Jōmon-Zeit 縄文時代 (8000 v. Chr. – 300 v. Chr.) gefunden werden können. In der mittleren Jōmon-Zeit soll der Glaube vorgeherrscht haben, dass die gesamte Natur von übernatürlichen Kräften durchdrungen sei. Vor allem natürliche (wenn auch herausragende) Stein- und Felsformationen wurden als religiöse Symbole übernatürlicher Erscheinungen (kami 神) angesehen und verehrt.

In der späten Jōmon-Zeit vollzog sich dann ein Wandel – die natürlichen Formationen wurden nicht länger als eigentliche Besitzer der übernatürlichen Kräfte betrachtet. Die Formationen dienten eher als „Wohnorte“ der übernatürlichen Erscheinungen (Kawazoe 1965, S. 23). Im Hinblick auf die Entwicklung der Naturverehrung mag die Erklärung von Kawazoe und Tange durchaus stimmen, allerdings sollte darauf hingewiesen werden, dass die Angabe der Jahreszahlen fraglich ist. In verschiedenen Werken, welche die Geschichte Japans behandeln, findet man teilweise sehr unterschiedliche Angaben. So dauert die Jōmon-Zeit laut Linhart von 10 000 vor Christus bis 300 vor Christus – auch beschränkt er die mittlere Jōmon-Zeit auf einen Zeitraum von 3500 vor Christus bis 2500 vor Christus (Linhart, S. 255 und 257). Als Erklärung der Änderung in der Betrachtungsweise der „heiligen“ Naturerscheinungen kann man vermutlich auf die Veränderung des Klimas zurückführen. Linhart schreibt außerdem, dass es in der späten Jōmon-Zeit zu einer Verschlechterung des Klimas kam – diese Entwicklung brachte die Menschen dazu, die unwirtlich gewordenen Berge zu verlassen und sich dem Leben der östlichen Küstenbewohner anzupassen und auch deren Bräuche und Eigenheiten anzunehmen. So weisen zum Beispiel, die in Nordjapan vorkommenden rund 30 Steinkreise, welche vermutlich als Begräbnisstätten gedient haben, auf die vermutlich erste Form des Totenkults hin. Aber Linhart weist auch darauf hin, dass neben der Bestattungsfunktion diese Steinkreise auch als Zerimonialstätten für eine gute Lachsfangsaison gedient haben könnten – da Lachs im Norden eines der wichtigsten Nahrungsmittel darstellte. Diese Schlussfolgerung wird durch eingravierte Lachsdarstellungen in mehreren Steinen nahe gelegt.

Eine andere Auslegung dieser Steinkreise wäre, dass es sich um Kultstätten für ein Sonnenverehrungsritual handelt. Interessant hierbei ist auch, dass aus der späten und spätesten Jōmon-Zeit viele Gegenstände bekannt sind, die in Zusammenhang mit diesem Kult gestanden haben dürften: Tonmasken, Tierdarstellungen und Tonfigürchen. Mittlerweile hat sich nun auch die Ansicht laut Linhart durchgesetzt, dass die einheimische japanische Religion wohl ihre Ursprünge im Kult der Jōmon-Bevölkerung hat (Linhart 1983, S. 258–259).

Yayoi-Zeit

In der Yayoi-Zeit 弥生時代 (300 v. Chr. bis 300 n. Chr.) kam es zu mehreren großen Errungenschaften. Sowohl aus gesellschaftlicher, handwerklicher als auch landwirtschaftlicher Sicht. Als größte Neuheit dieser 600 Jahre umfassenden Epoche kann die Einführung des Nassreisanbaus betrachtet werden. Diese Entwicklung forderte von den Menschen jedoch einige Änderungen in der Gesellschaftsstruktur. Linhart führt an, dass üblicherweise der Reisanbau mit einer höheren Bevölkerungsdichte in Verbindung gebracht werden kann. Er weist aber darauf hin, dass diese Entwicklung in Japan wohl etwas langsamer vorangegangen sein dürfte und anfangs nur dort Reis angebaut wurde, wo keine künstliche Bewässerung erforderlich war. Die gesicherte Nahrungsmittelproduktion, welche der Nassreisanbau bot und die sesshafte Lebensweise, welche für einen produktiven Nassreisanbau notwendig war, führten zu einer raschen Zunahme der Bevölkerung (Linhart 1983, S. 260).

Mit dem Nassreisanbau kamen allerdings auch die für Südostasien typischen Speicherbauten (takakura 高倉) nach Japan. Diese Speicher mit ihren erhöhten Fußboden welcher Schutz gegen Feuchtigkeit und Ratten bot, waren Zentrum des Dorfes, sie dienten der Aufbewahrung der Ernte – welche auch in Gegenwart der Götter gefeiert wurde (Kawazoe/Tange, 1962). Unter diesem Standpunkt fällt auch die Vorstellung nicht schwer, dass die Menschen der Yayoi-Zeit anfingen, auch in Form von Räumen oder Gebäuden die Anwesenheit von Göttern wahrzunehmen. Es kristallisierten sich also verschieden gestaltete Räume heraus, von denen man annahm, dass sich dort Götter aufhalten sollen. Laut Tange lässt sich damit auch am besten erklären, warum einem bedeutenden Schrein wie dem Großschrein von Ise als architektonische Basis die Speicherbauweise zugrunde liegt (Tange, S. 75).

Die älteste Form eines solchen heiligen Bezirks wird durch ein rechteckiges Areal repräsentiert, dessen Fläche mit Kieselsteinen bedeckt ist und shiki genannt wird. In der Mitte des Areals befindet sich entweder ein Stein (iwakura 岩倉), ein Pfahl oder Baum (himorogi 神籬). Die Bedeutung dieser iwakura oder himorogi liegt darin, dass an dieser Stelle die Götter – ob nun einer oder mehrere zugleich – vom Himmel herabsteigen. Hinzu kommt, dass diese Bereiche meist erhöht sind und auch über eine Begrenzung durch Steine oder Felsen verfügten. Neben diesen heiligen Arealen gab es auch Bereiche, die durch sogenannte shimenawa 注連縄 (geweihtes Strohseil) von der Umwelt abgegrenzt wurden und als Lebensräume der Götter betrachtet wurden.

An dieser Stelle sollte darauf hingewiesen werden, dass auch heute noch zahlreiche dem naikū und dem gekū untergeordnete Schreine den klassischen iwakura entsprechen und sich in ihrer Mitte nur ein Stein befindet – oder sie haben ein Gebäude und der darin aufbewahrte heilige Gegenstand ist ein Stein (Kawazoe 1965, S. 95).

Wie bereits erwähnt, kam es ebenfalls auf handwerklicher Ebene zu neuen Errungenschaften. Eisen- und Bronzegeräte wurden laut Linhart zuerst aus Südkorea übernommen beziehungsweise importiert und vermutlich in Japan überarbeitet. Vor allem drei Arten von Gegenständen sind charakteristisch für die japanische Bronzekultur: Bronzespiegel, welche als Zeichen für Wohlhabenheit angesehen wurden, denen aber auch magische Kräfte zugeschrieben worden sein dürften – denn immerhin waren sie das Symbol der Sonne. Dazu kamen Bronzewaffen. Eine besondere Bedeutung wird aber auch den „Glocken“ (dōtaku 銅鐸) beigemessen. Diese Glocken ohne Klöppel aus der Yayoi-Zeit dürften besonders wertvoll gewesen sein und fanden ebenfalls im Kult Verwendung. Was die Gesellschaft der Yayoi-Zeit betrifft weist Linhart darauf hin, dass es besonders interessant ist, dass immer wieder von "Höherstehenden" und "Niederstehenden" – also auf eine herrschende Schicht und eine untergebene Schicht hingewiesen wird. Auf welche Quellen er sich hierbei beruft, geht allerdings nicht aus seinem Werk hervor. Von großem Interesse dürfte auch noch sein, dass in Gräbern der herrschenden Schicht aus dieser Zeit erstmals die späteren Throninsignien findet: Schwert, Spiegel und Krummjuwelen (magatama 勾玉) – die am Beginn der japanischen Mythologie auftauchen. Linhart schließt daraus, dass sich schon damals Häuptlinge von kleinen politischen Gemeinschaften durch den Besitz dieser Gegenstände legitimiert haben dürften. Außerdem stellt er die Vermutung an, dass die Häuptlinge mit großer Wahrscheinlichkeit auch als oberste Priester fungierten, was die Verbindung dieser drei Symbole und dem Kult betonen dürfte (Linhart 1983, S. 266–267).

Bauweise und architektonische Besonderheiten

Architektonische Details des itaazekura 板校倉 [Abb. 4]

Wenn man sich näher mit den architektonischen Besonderheiten des Schreinkomplexes beschäftigen möchte, ist anzumerken, dass die 123 Neben- und Hilfsschreine im Stil der Speicher beziehungsweise Schatzhäuser namens hokura 保倉 errichtet sind. Die eigentlichen Proportionen und Konstruktionsweisen dieser Gebäude bleiben hierbei immer konstant – allerdings unterscheiden sich die Größe und die Ausführung je nach Wichtigkeit und Bedeutung der ihr übergeordneten Schreinbauten. Hier werden als Baumaterialen ausschließlich Holz und Stroh verwendet – dieser Baustil trägt die japanische Bezeichnung shiraki-zukuri 素木造. Die beiden Hauptschreine unterscheiden sich in einigen Punkten von den anderen Schreinen. Beide sind im yuiitsu shinmei-zukuri 唯一神明造 genannten Stil errichtet - welcher übersetzt so viel wie "Stil Göttlicher Klarheit" bedeutet – dieser Stil ist in seiner Weise einzigartig und findet nirgendwo anders in der Shintō Architektur Verwendung.

Laut den Erläuterungen von Ōbayashi und Watanabe versteht man unter dem yuiitsu shinmei-Stil, dass zwischen den tragenden Pfeilern, in welche senkrechte Vertiefungen eingearbeitet sind, Holzbohlen eingelassen werden. Als architektonische Ausnahme wäre der mikeden 御饌殿 (auch mikedono genannt) des äußeren Schreins zu nennen. Hier werden die Bohlen der Seitenwände durch Verzahnung miteinander verbunden – was dann als itaazekura 板校倉 bezeichnet wird. Weiters gehen Ōbayashi und Watanabe davon aus, dass sowohl naikū als auch gekū in frühester Zeit ebenfalls in diesem Stil errichtet worden waren (Obayashi/Watanabe 1982, S. 35).

Der eben erwähnte Mikeden des Gekū ist zwar nicht der einzige seiner Art, kann aber laut JAANUS als der bedeutendste seiner Art bezeichnet werden. Im Großschrein von Ise wird jeden Morgen und Abend von den Priestern eine Zeremonie abgehalten, um den Göttern rituell Speisen darzubringen (JAANUS, 29.1.2012). Bezüglich des Mikeden stellt Kawazoe auch die Vermutung an, dass der Mikeden, obgleich verschiedener Umstände die eine komplette Rekonstruierung der Hauptgebäude des Großschreins verhinderten, das einzige Gebäude darstellte welches trotzdem regelmäßig rekonstruiert wurde (Kawazoe 1962, S. 290).

Die ebenfalls bereits erwähnte Konstruktionsart itaazekura 板校倉 kann als leicht weiterentwickelte Version der alten Speichergebäude mit erhöhtem Fußboden verstanden werden. In den Ausführungen zum Mikeden auf JAANUS wird darauf hingewiesen, dass mache Forscher davon ausgehen, dass diese Konstruktionsweise ursprünglich für die östlichen und die westlichen Schatzhäuser also higashi-nishi hōden 東西宝殿, die Halle für Opfergaben, heiden 弊殿 , die vier Speichergebäude des Mikura-in 御倉印 und alle Hauptheiligtümer der untergeordneten Schreine benutzt wurde. Die eigentliche Konstruktionsweise ist eigentlich sehr simpel und hat ein Verhältnis von 3 zu 2. Außerdem wird es wie die ursprünglichen Speichergebäude auf Pfosten errichtet, welche im Erdboden versenkt sind – sogenannte hottate-bashira 掘立柱 die an jedem Ende die Firstbalken stützen. Der Eingang zum Mikeden befindet sich auch immer zwischen den mittleren Pfosten. Grundlegend kann gesagt werden, dass die klassische Konstruktionsweise vorsieht, dass sie auf 12 dieser Pfosten errichtet wird.

Tori des Zeniarai Benten in Kamakura [Abb. 5]

Das Dach wird bei dieser Konstruktionsform ebenfalls durch die Bretterwände querverlaufende Bretter, welche mit Druckstreben versehen sind, ebenfalls durch Dachsparren gestützt. Es gibt auch gegabelte Enden namens chigi 千木 an jedem Ende des Gebäudes. Des Weiteren weist JAANUS im Gegensatz zu der oberhalb erwähnten Ansicht von Kawazoe darauf hin, dass dieser Stil zwischen dem fünfzehnten- und dem sechzehnten Jahrhundert fast vollständig verloren ging – zu dieser Zeit wurde wegen des damals wütenden Bürgerkriegs nämlich auf die zyklische Schreinerneuerung verzichtet (JAANUS, 29.1.2012).

Wenn man den architektonischen Aufbau von den Neben- und Hilfsschreinen mit den beiden Hauptschreinen vergleicht, fällt zusätzlich auf, dass ausschließlich die beiden Hauptgebäude über eine Galerie und ein Geländer verfügen, welches allerdings nicht benutzbar ist. Nach eigenen Angaben des Administrationsbüros des Ise Schreins sollen die beiden Hauptgebäude des Großschreins von Ise auch einige Elemente des Palastbaus aufweisen.

Auch auf die eigentliche Firststütze, munamochi-bashira 棟持柱 (auch osabashira 小狭柱 oder futabashira 二柱genannt) hat hierbei keine bedeutende Funktion mehr. Ursprünglich wurden Speicher nämlich von der Firstseite betreten und hatten zum Schutz des Innenraumes und der darin aufbewahrten Vorräte ein verlängertes Dach – welches allerdings bei den Schreinbauten so nicht mehr länger existiert. Im Allgemeinen bezeichnet munamochi-bashira einen Pfeiler, welcher vom Erdboden ausgehend direkt bis zum Dachfirst reicht (siehe Abbildung 1). In Verbindung mit der Schreinarchitektur werden diese Pfeiler mit dem shinmei Stil, shinmei-zukuri 神明造 assoziiert und finden als frei stehende Pfeiler, welche bis zum chigi reichen Verwendung (JAANUS, 1.2.2012).

munamochi-bashira 棟持柱 des Ise Jingū [Abb. 6]

Neben munamochi-bashira haben sowohl chigi als auch katsuogi 堅魚木 (auch kurz 鰹木 genannt – wie in Abbildung 1) keinerlei funktionellen Wert mehr, sondern vielmehr eine symbolische Bedeutung. Bei katsuogi handelt es sich um Firstscheite, deren Gewicht dazu dient, das Strohdach gegen Wind zu schützen und zu stabilisieren. Kawazoe und Tange vermuten außerdem, dass sowohl chigi als auch katsuogi bereits zur Zeit Kaiser Yūryakus ebenfalls zu den Schmuckelementen des kaiserlichen Palastes geworden waren. Weshalb sie in der Architektur des Großschreins von Ise ebenfalls Merkmale des Palastbaus wiedererkennen wollen (Kawazoe 1965, S. 46). Mitunter wird durch die Zuhilfenahme von zahlenmäßigen Unterschieden der katsuogi ( Naikū zehn und Gekū neun) und den unterschiedlich gestalteten chigi der beiden Hauptschreine auch auf deren unterschiedliche Bedeutung hingewiesen (Fukuyama 1964, S. 49).

Traditionellerweise werden die Holzpfeiler der Schreingebäude direkt in den Boden eingelassen, weswegen diese laut Zwerger erbarmungslos der Feuchtigkeit und somit der Fäulnis ausgesetzt sind. Obwohl diese Problematik durchaus bekannt ist, werden dennoch die Pfosten der Schreingebäude in Ise nach einer Neuerrichtung wieder im Boden versenkt – weshalb Zwerger daraus schließt, dass hier wirklich das Hauptaugenmerk auf der Pflege der Traditionen liegen muss.

Interessanterweise wird die Erde, welche beim Ausheben der Löcher für die Pfeiler weggeschaufelt werden musste, mit Gips vermischt. Eigentlich wäre das doch sehr ungewöhnlich, denn Gips zieht bekanntlich Wasser noch zusätzlich an. Obwohl dies äußerst unkonventionell scheinen mag, könnte darin durchaus eine gewisse Logik laut Zwerger stecken – denn wenn das Erde-Gipsgemisch das Wasser bindet, kann es nicht an die Pfosten gelangen, beziehungsweise wird der Fäulnisprozess vermutlich durch diese Praxis hinausgezögert (Zwerger 2000, S. 23).

Shin no mihashira

In Zusammenhang mit den Holzpfeilern lässt sich laut Kawazoe und Tange die Vermutung anstellen, dass die Verwendung der munamochibashira wohl ihren Ursprung bei den sakaki-Bäumen 榊 oder Holzpfeilern als himorogi haben. Das Basismaterial für die Kernsäule des naikū (shin no mihashira; 心の御柱) ist unbehandeltes japanisches Zypressenholz und wird hinoki 檜 genannt (Kawazoe/Tange 1965, S. 43). Aus JAANUS geht hervor, dass shin no mihashira auch unter drei weiteren Bezeichnungen bekannt ist, nämlich shin no hashira 心の柱, imibashira 忌柱 was alternativ auch 斎柱 geschrieben werden kann und letztendlich auch shin no mihashira 心の御柱. Dabei handelt es sich um einen heiligen und symbolischen Pfosten und die eigentlichen heiligen Stätten, Shōden 昇殿 werden oberhalb dieser Pfosten errichtet . Der Pfosten des Inneren Schreins ist direkt unter dem Schrein vergraben. Im Fall des Äußeren Schreins ist die Sachlage etwas interessanter, denn dort ist der Pfosten zwar im Boden eingelassen, aber berührt nicht den eigentlichen Boden des Gebäudes. Der Durchmesser beider Pfosten beträgt ungefähr 10 Zentimeter und beide haben eine Länge von circa 2 Metern. Diese Pfosten existieren ebenfalls auf dem angrenzenden Grundstück der jeweiligen Hauptgebäude und werden durch ein kleines Giebeldach namens oiya 御厭 geschützt. Diese Grundstücke mit ihren shin no mihashira markieren dann den Ort, an dem bei der nächsten zyklischen Schreinverlegung der neue Schrein errichtet wird (JAANUS, 1.2.2012).

Der shin no mihashira wird laut Ōbayashi und Watanabe als "Symbol für die Stabilität der kaiserlichen Herrschaft und Sicherheit des Landes" verstanden. Auch führen sie an, dass über dem oberen Ende des shin no mihashira ein Behälter aus Holz in der Form eines Bootes Mifunashiro 御船代 ist. In diesem Boot, mit seinen 2,20 Metern Länge befindet sich der Götterleib der Amaterasu, welcher durch den heiligen Spiegel Yata no kagami 八咫の鏡 symbolisiert wird (Obayashi/Watanabe 1982, S. 40, 43).

Auffällig ist auch, dass die Seitenlänge des Shōden 昇殿 seit der Nara-Zeit laut Kawazoe und Tange unverändert sein sollen. Hierbei beträgt die Breite der Längsseite 36 shaku 尺 (ungefähr 10,8 Meter) und die der Giebelseite 18 shaku 尺, was ungefähr 5,4 Metern entspricht (Kawazoe/Tange 1965, S. 56).

Zwischenresümee

Abschließend zu diesem Bereich sollte vielleicht angemerkt werden, dass im Allgemeinen es einem aufmerksamen Betrachter von Holzbauten gestattet wird den Gedanken des Erbauers folgen zu können (der Schreiner errichtet das Gebäude von dessen Form wir auf seine Gedanken bei jedem Schritt zurückschließen können). Die eigentlichen Überlegungen bezüglich des Designs des Erschaffers werden heute im Allgemeinen als Reflektion dessen verstanden, was zur Zeit der Errichtung des Gebäudes als „gut“ und für die Bestimmung des Gebäudes als „passend“ empfunden wurde. Außerdem zeigt die Sorgfalt mit der die Ausführung der Arbeit begangen wurde, dass die Bereitschaft komplexe Gebäude zu errichten ebenso dem Wandel der Zeit unterliegt (Zwerger 2000, S. 7).

Auch Ellwood schreibt in seinem Werk:

"Die Schlichtheit des Stils wird jedoch durch den majestätischen Rahmen kompen-siert. Der Ort, nicht weit entfernt vom Pazifik und am kalten, klaren Fluss Isuzu gele-gen, inmitten der Zypressenwäldern von wundersamer und numinoser Schönheit, legt nahe, dass nur wenig von Menschen hinzugefügt werden muss um einer der größten Göttinnen eine weltliche Bleibe zu bieten. ".
Ellwood 1968, S. 167

Ferner bemerkt Zwerger über die Architekur von Holzbauten im allgemeinen Kontext an, dass es fast unmöglich ist die weitere Entwicklung eines Gebäudes auf nur einen einzigen Beweggrund festzulegen. In der Regel wird die Entwicklung immer durch mehrere unterschiedliche Faktoren beeinflusst, die in einer Wechselwirkung stehenden Bedingungen und die Interdependenzen welche so eng miteinander verflochten sind, sodass die Wahl des Einen oder des Anderen in manchen Fällen nur als arbiträr erachtet werden kann. Die regionalen klimatischen Komponenten können nicht von der Verfügbark der Materialien, genauso wenig wie die Verfügbarkeit von der der Entwicklung der benötigten Werkzeuge getrennt werden kann. Gleichzeitig müssen auch das Auftreten des benötigten Bauholzes und die erforderlichen Bauschritte immer in Beziehung zueinander betrachtet werden (Zwerger 2000, S. 7).

Daraus folgt vielleicht auch ein weiterer Zweck des shikinen sengū 式年遷宮, die Bewahrung von alten kulturellen-, spirituellen- und handwerklichen Traditionen die im nächsten Kapitel näher behandelt werden sollen.

Shikinen sengū

Einführung des sengū-Systems

Das System des sengū 遷宮 wurde laut Tokoro gegen Ende des siebten Jahrhunderts etabliert. Die ursprünglichen Pläne dafür sollen unter Kaiser Tenmu 天武天皇 entwickelt worden sein. Allerdings wurde schlussendlich durch seine Witwe, Kaiserin Jitō 持統天皇 das sengū im Jahr 688 endgültig institutionalisiert (Tokoro 1973, S. 104).

Am Anfang dieser Geschichte steht der Thronfolgestreit von Ōama (Ōama no miko 大海人皇子, der jüngere Bruder von Tenji Tennō 天智天皇) und dem Sohn von Tenji namens Ōtomo (Ōtomo no miko 大友皇子). Im Sechsten Monat 672 kam es schlussendlich doch zum Krieg, nachdem sich die beiden Parteien nicht einigen konnten. Mit seinen Verbündeten aus den Provinzen Owari 尾張国, Mino 美濃国 und vielleicht auch Shinano 信濃国 und Kai 甲斐国 zog Ōama mit seinen Truppen von Yoshino 芳野監 ausgehend durch die Provinzen Ise und Mino in Richtung der Hauptstadt. Weiters schreibt Tokoro, dass laut seiner Quellen Ōama am Fluss Tohogawa 迹太川 die Göttin Amaterasu verehrt und für eine erfolgreiche Schlacht gebetet haben soll (Tokoro 1973, S. 102–103). Der darauffolgende zwei Monate währende Krieg konnte zugunsten von Ōama entschieden werden, der schließlich als Kaiser Tenmu den Thron sein Eigen nennen konnte. Im Wesentlichen hatte Kaiser Tenmu den Sieg über seinen Neffen Ōtomo der Hilfe der Lokalherrscher zu verdanken. Aus Verbundenheit gegenüber seinen Unterstützern und nicht zuletzt auch um seine Macht zu festigen wurde es Tenmus Ziel den Großschrein von Ise mit gesetzlichen Grundlagen und zahlreichen Einrichtungen zu versehen (Obayashi/Watanabe 1982, S. 11).

Eine dieser „Einrichtungen“ ist die bereits erwähnte itsuki no miko (Kultprinzessin), sowie die Einsetzung eines Zerimonialmeisters. Eine weitere Änderung die ebenfalls vorgenommen wurde betraf die Familie Watarai, diese hatte bis zu diesem Zeitpunkt die Hohepriester (ōkannushi 大神主) sowohl für Naikū als auch Gekū gestellt und sollte nun nur noch das Amt des Oberpriesters (negi 禰宜 oder auch 祢宜 geschrieben) im Gekū stellen. Das Amt des Oberpriesters für den Naikū wurde der Familie Arakida zugesprochen (Tokoro 1973, S. 104). Nach dem Tod Kaiser Tenmus nahm seine Ehefrau und Cousine Jitō 持統 seinen Platz ein und setzte seine Pläne für den Großschrein von Ise in die Tat um. Dazu erließ sie ein kaiserliches Edikt im zweiten Jahr ihrer Regentschaft (688 n. Chr.), dem zufolge alle 20 Jahre eine Schreinüberführung für naikū und gekū stattfinden sollte. Tokoro verweist für diese Informationen auf das Daijingū shozajiki. In diesem Schriftstück liest man ebenfalls, dass der Naikū in Jitō 4 und der Gekū in Jitō 6 erstmal verlegt wurden (Tokoro 1973, S. 104ff.).

Wenn man aus diesen Angaben nun seine Schlüsse ziehen darf, dann hätte die erste Schreinverlegung des Naikū 690 n.Chr. stattgefunden und die des Gekū 692 n.Chr. – jedoch verweist das Kōtai jingū gishikichō 皇太神宮儀式帳 nach den Angaben von Ōbayashi und Watanabe auf das Jahr 785 als erstmalige Durchführung der Schreinüberführung (Obayashi/Watanabe 1982, S. 39).

Vor allem die große kulturelle Bedeutung des sengūs im Großschrein von Ise in Bezug auf die vielschichtigen religiösen, kulturellen und politischen Zusammenhänge ist in Ise besonders bemerkenswert (Adams 1998, S. 49).

Bei shikinen sengū 式年遷宮, einer Tradition, die in einem Intervall von 20 Jahren stattfindet, werden alle Gebäude in identischer Art und Weise neu aufgebaut. Diese fast 1300 jährige Tradition wurde bis auf wenige Ausnahmen kontinuierlich durchgeführt. Die längste Unterbrechung des zwanzigjährigen Zyklus, war bedingt durch die Bürgerkriegszeit der Sengoku-Periode (1467–1956) und somit fand bei dem Naikū für 123 Jahre und bei dem Gekū für 129 Jahre keine Schreinverlegung statt. Die Wiederaufnahme des zwanzigjährigen Zyklus erfolgte laut Ōbayashi und Watanabe im Jahr 1585 (Obayashi/Watanabe 1982, S. 40).

Der 20-jährige Zyklus

Was sind nun genau die Gründe für den zwanzigjährigen Zyklus?

  • Als möglichen Grund für den Zyklus von zwanzig Jahren könnte man zum einen die Beispiele wie Abbildung 2 anführen (siehe 2.2 Architektonische Besonderheiten). Die Verwendung von unbehandelten Baumaterialien, welche schonungslos Wind und Wetter ausgesetzt sind führen zu einem beschleunigten Verfall. Auch ist das Schilfstrohdach nicht gerade mit einer langen Lebensdauer gesegnet (Schimmel durch Feuchtigkeit und Verwitterung). Allerdings sind vor allem beim verwendeten Bauholz vorwiegend nur die Pfeiler betroffen, die direkt im Kontakt mit der Erde stehen.
  • Im Werk von Ōbayashi und Watanabe wird der fühere Oberpriester Kastunoshin Sakurai 桜井勝之進 zitiert, der vielmehr einen spirituellen Hintergrund hinter dem shikinen sengū sieht. So führt er an, dass die Zahl 20 als ideale Bezugsgröße verstanden werden könnte um Ganzheiten oder Zeitabschnitte zu messen. Als Erklärung dafür weist der ehemalige Oberpriester darauf hin, dass unter anderem das Manyōshū 萬葉集 beziehungsweise 万葉集 was übersetzt so viel heißt wie Sammlung der zehntausend Blätter (entstanden 8. Jahrhundert) und das Kokinwakashū古今和歌集 oder auch Kokin-shū 古今集 gelesen – also die Sammlung alter und moderner Gedichte (entstanden im 10. Jahrhundert) je 20 Bände haben (Obayashi/Watanabe 1982, S. 40ff).

Tokoro ist kein Anhänger der „Verfallstheorie“ und geht von einem komplett anderen Standpunkt aus, indem er vermutet, dass vielmehr eine Verbindung zu einem alten Kalendergesetz besteht. Demnach der Mondkalender das Jahr in 12 Monate beziehungsweise in 353 Tage teilt. Nach dieser Berechnung war jedoch das Jahr kürzer als das natürliche Jahr, weshalb knapp alle dreißig Monate ein Schaltmonat hinzukam. Durch diese Schaltmonate kam man dann innerhalb eines Zeitraums von neunzehn Jahren nach dem alten Kalendergesetz und somit 228 Monaten auf zusätzliche sieben Schaltmonate und somit 235 Monate, die dann vollständigen neunzehn Jahren entsprechen. Hinzu kommt, dass durch diese Rechenweise alle zwanzig Jahre der 1.11 und die Wintersonnenwende auf einen Tag zusammenfallen. In diesem Zusammenhang erwähnt Tokoro, dass der Kaiserhof dieses Datum in Kombination mit der Wintersonnenwender als gutes Omen wahrnahmen mit dem unter anderem der Gedanke an eine Rückkehr zum Anfang einhergehen soll (Tokoro 1973, S. 140).

Eine weitere Erklärung für den zwanzigjährigen Zyklus, die durchaus ihre Berechtigung hat, liefert Bock in ihrem Werk. Sie nimmt an das ein wichtiger Beweggrund für diesen Zeitraum die Überschneidung der Generationen war. Die Dauer einer Generation war damals durchschnittlich zwanzig Jahre, weshalb in diesem Zeitraum die Kenntnisse über die Bauweise des Großschreins aber auch das Wissen um die Herstellung der heiligen Schätze an die nächste Generation von Handwerkern weitergegeben werden musste (Bock 1974, S. 55).

Damals wie heute wird das Handwerk in Japan sehr geschätzt. Zwerger schreibt hierzu, dass Anachronismus wohl solange leben wird, solange eine Nachfrage nach hoher Qualität wertgeschätzt wird. Heutzutage gibt es laut Zwerger noch 5 Schreiner im Raum Tōkyō die immer noch beschäftigt sind und eine große Zahl von Kunden haben, welche den Qualitätsunterschied wirklich schätzen. In diesem Kontext stellt er die Vermutung an, dass es hierbei zwar vermutlich in erster Linie um Prestige geht. Allerdings sind immer noch die Fähigkeiten dieser Handwerker legendär in Japan. Die Kunstfertigkeit dieser Schreiner soll sogar so weit gehen, dass sie mit bloßer Handarbeit Planken in einer Stärke von unglaublichen 3,5 Millimeter schneiden können. Holz gilt heute mehr denn je in Japan als so wertvolle Ressource, dass die besten Schreiner stolz von sich behaupten können zwölf Planken von gleicher Stärke aus einem Baum schneiden zu können. Als Vergleich dazu führt Zwerger an, dass ein weniger begabter Schreiner bloß 10 Planken schafft. Dies hört sich jetzt nicht nach einem allzu großem Unterschied an, aber wenn man bedenkt, dass 12 Planken für einen 8 Tatami-Raum reichen während 10 nur für einen 6 Tatami-Raum ausreichen, müsste der Kunde einen zweiten Baumstamm zuzüglich der Arbeitszeit bezahlen (Zwerger 2000, S. 54).

Umfang des shikinen sengū

Wichtig ist natürlich auch der Verweis darauf, dass die sengū-Tradition nicht nur eine exklusive Praxis des Ise-Schreins ist.

Der Artikel von Adams verweist darauf, dass bis ins Mittelalter hinein eine große Anzahl an Schreinen eine Rekonstrukitonspraxis vollzogen und ungefähr 30 Schreine diese Sitte bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein weiterhin praktizierten (Adams 1998, S. 49). In seinem Werk Shintō: Japan’s Spiritual Roots erwähnt Picken, dass unter anderem der Nukisaki-Schrein 貫前神社 (Präfektur Gunma 群馬県) alle 13 Jahre, der Kasuga-Schrein 春日大社 (Nara) alle 30 Jahre und der Kamo-Schrein 賀茂神社(Kyōto) alle 50 Jahre erneuert werden (Picken 1980, S. 39). In diesem Kontext weist Adams darauf hin, dass die Wiedererrichtung der Schreinbauten in Ise zu den größten und bedeutendsten sengūs zählt – auch Ota Hakutaro[7] und Tani Shigeo[8] teilen diese Ansicht (Adams 1998, S. 49). Auch aus der Sicht von Ōbayashi und Watanabe „[…]ist die Sitte in Ise ihres Alters und Umfangs wegen besonders interessant.“ (Obayashi/Watanabe 1982, S. 40).

In ihren Ausführungen zum Umfang der sengū-Tradition schreibt Adams, dass der zeitliche Abstand des sengū zwischen zwei und 60 Jahren variiert. Genauso wird auch auf den unterschiedlichen Umfang der durchgeführten Arbeiten von Adams hingewiesen – ob streichen, Dachreparaturen oder die Rekonstruktion von ganzen Gebäuden (Adams 1998, S. 49).

Um die Ausmaße der sengū-Tradition im Großschrein von Ise besser nachvollziehen zu können muss auch bedacht werden, dass zusätzlich zur Neuerrichtung der beiden Hauptgebäude und der vierzehn Hilfsschreine, welche zum Teil auch mehrgebäudig sind, sowie den dazugehörigen Toren und Zäunen (alles zusammen 90 Bauten) ebenfalls die heilige Schätze und Gewänder nach den traditionellen Entwürfen neu hergestellt werden.

Heilige Schätze und Gegenstände

Hinter dem Sammelbegriff onshōzokushinpō 御装束神宝 verbirgt sich die fast schon unglaubliche Anzahl von 1085 geweihten Gewändern (onshōzoku 御装束), welche in 525 unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden und 491 heilige Schätze (goshinpō 御神宝) die auch in 189 Kategorien unterteilt werden.

Tamamaki no ontachi 玉纏御太刀 [Abb. 7]

Bei den heiligen Gewändern handelt es sich zum einen um Kleidung für die Gottheit, Stoffe zum einwickeln oder verkleiden von Gegenständen und zum anderen auch Dinge für den privaten Gebrauch der Göttin – darunter auch Gegenstände für die Schönheitspflege. Zusätzlich zu den Ritualgegenständen, die der Göttin eigens für die Schreinüberführung zur Verfügung gestellt werden, zählen auch Geräte und Werkzeuge wie zum Beispiel: Pferdegeschirr, Schreibutensilien und Musikinstrumente zu den heiligen Schatzgegenständen, deren Benutzung ausschließlich der Göttin vorbehalten ist. Als heilige Schätze zählen ebenfalls: 60 Zeremonialschwerter, deren Wert und Kunstfertigkeitsgrad leichte Unterschiede aufweist jedoch keines das Tamamaki no ontachi 玉纏御太刀, dessen Scheide mit mehr als 450 verschiedenen Edelsteinen verziert ist; Zeremonialbögen, die dazugehörigen Pfeile, die verschiedensten Arten von Köchern, Speere, Schilde und Banner gehören genauso zu den heiligen Schätzen wie 31 kunstvoll verzierte Spiegel, Kämme, Instrumente sowie ein betriebsbereiter Miniaturwebstuhl[9] (Coulmas 1994, S. 41–43).

In ihrer Ausführung zum Umfang des shikinen sengū schreibt Bock, dass bei der Produktion der eben erwähnten Gegenstände mehr als 900 Meter handgewebte Seide von feinster Qualität für Verkleidungen, Vorhänge, Bettzeug und Kleidung verwendet werden. Weiters werden 3,75 Kilo reines Gold und 262 Kilo Lack bei der Herstellung verwendet. Außerdem braucht man neben den verschiedensten hochwertigen Metallen für die Fertigung von Nägeln, Klemmen, Schlösser, Schlüssel und Türverzierungen. Für die Verzierung des Schmucks, der Kämme, Spiegel und Zeremonialschwerter werden zusätzlich noch unzählige Perlen und Edelsteine wie Bernstein, Achat und andere Kristalle verwendet (Bock 1974, S. 60).

In Anbetracht all dieser nach alten, traditionellen Mustern hergestellten Gegenständen sowie der Beibehaltung der typischen Schreinbauweise hat die zyklische Schreinerneuerung dazu beigetragen, dass architektonische und handwerkliche Traditionen und Kunstfertigkeiten auf fast allen Gebieten über die Jahrhunderte hinweg erhalten werden konnten und somit auch heute noch erfolgreich reproduziert werden können und das wertvolle Wissen weiterhin für die Nachwelt erhalten werden konnte.

Abschließend zu diesem Bereich sollte noch beantwortet werden, was mit den alten Gegenständen und Gewändern passiert nachdem die neu hergestellten Gegenstände ihren Platz eingenommen haben. Hierzu äußert sich Bock, dass traditionell die alten Gegenstände nach der Überführung vergraben wurden. Manche davon wurden entgegen dieser Tradition jedoch ausgegraben und haben heute einen ihren Platz in dem eigenen Museum des Großscheins. Durch diese Schritt entgegen der Tradition ist es nun auch so, dass man im Chōkokann-Museum die prächtigen Gewänder aus der späten Meiji-Zeit bis zur frühen Shōwa-Zeit bewundern kann. Einige der heiligen Schätze gehen mit Ausnahme der Zeremonialschwerter, nachdem sie ihren Dienst erfüllt haben in den Besitz der Priester von Ise oder an andere Schreine über. Die wertvollen Zeremonialschwerter werden entweder im kaiserlichen Palast aufbewahrt oder an andere Schreine übergeben (Bock 1974, S. 68).

Riten

Außerhalb des shikinen sengū kann man die Feste des liturgischen Zyklus in Ise laut Ellwood in 3 Gruppen einteilen. Als erste Gruppe wären jene Feierlichkeiten zu erwähnen die direkt vom narazeitlichen- beziehungsweise vom anschließend folgenden heianzeitlichen Hof stammen.[10] Dieser Umstand basiert darauf, dass zu diesen Anlässen oft Gesandte des kaiserlichen Hofs zu diesen Gelegenheiten gesendet wurden. Als zweite Gruppe wären die Feierlichkeiten anzuführen, die nicht von der höfischen Kultur beeinflusst[11] wurden und wie das Kanname-sai 神嘗祭 als unabhängige Tradition des Schreins betrachtet werden können. Die letzte Gruppe stellen all die Festivals dar, die eine vorbereitende Funktion für das Kanname-sai haben (Ellwood 1968, S. 182).

Die wichtigsten und bedeutendsten Feste der ersten beiden Kategorien werden nachfolgend aufgelistet:

Feste die durch die höfische Kultur beeinflusst wurden
Fest Kanji Datum bzw. Zeitraum Geschehen
1 Saitan-sai 採炭祭 1.Monat 1.Tag Dabei handelt es sich um das Neujahrsfest. Dieses Festival resultiert aus dem importierten chinesischen Brauch des Erntedankfests im Frühling und im Herbst.
Wie bei dem Erntedankfest im Herbst werden Speisen dargebracht.
2 Mike 御饌 1.Monat 11.Tag An diesem Tag werden alle Opfergaben aller Schreine im Yojoden des Naikū statt im im Mikeden des Gekū dargebracht. Ebenfalls wird an diesem Tag für das
Wohlwollen der Götter in Bezug auf Wind und Sonne gebetet.
3 Toshigoi 祈年 2.Monat 17.Tag Der Kaiser sendet Frühlingsopfergaben mittels Gesandter an die Hauptschreine um für eine gute Ernte zu bitten.
4 Kami miso no matsuri 神味噌の祭 5. Monat 14.Tag und 10.Monat 14.Tag Oder auch das Fest der geweihten Kleidung. Enge Verbindung zum Erntedank- und zum Mike-Fest und wird ausschließlich im Naikū abgehalten. Zu beiden Terminen wird
Amaterasu Kleidung dargebracht.
5 Tsukinami 月並 6.Monat 15.Tag/16.Tag und 12.Monat 15.Tag/16.Tag Stammt vermutlich von Tsuki no minori sai 月の稔祭 ab. Die Feierlichkeit ähnelt sehr stark dem Erntedankfest.
6 Ōharae oder auch Ōharai 大祓 6.Monat 15.Tag/16.Tag und 12.Monat 15.Tag/16.Tag Auch als große Reinigung bekannt. Wird am letzten Tag des Monats abgehalten, wenn darauf ein bedeutendes Fest des Großschreins folgt – oder auch am Ende des sechsten
und zwölften Monats. Dieses Fest wird am Ufer des Isuzu Flusses zelebriert.

Nun soll der Fokus auf dem Kanname-sai beziehungsweise dem Erntedankfest als einem der wichtigsten Feierlichkeiten im liturgischen Zyklus des Großschreins von Ise liegen. Ellwoods Erklärung hierfür ist, dass es sich bei dem Erntedankfest im Shinto-Kalender ähnlich wie im christlichen Kalender zu Ostern um den Neubeginn des liturgischen Zyklus handelt. Hierbei werden die ersten Früchte der Ernte als Opfergaben in den beiden Hauptschreinen dargeboten (Ellwood 1968, S. 172).

Im Vorfeld dieser großen Feierlichkeit finden einige religiöse Feste statt:

Feste die nicht durch die höfische Kultur beeinflusst wurden
Fest Kanji Datum bzw. Zeitraum Geschehen
1 Misono 御園 1.Tag des Frühlingsbeginns Die Einleitung des Erntedankfests und wird in den Gärten abgehalten die vom Großschrein betrieben werden.
2 Shinden geshu matsuri 新田下手祭 k.A. Das Fest, welches bei der Bepflanzung der heiligen Felder abgehalten wird. Dabei handelt es sich um das interessanteste agrarkulturelle Fest des Schreins.
3 Nukiho 抜穂 ein Monat vor dem Erntedankfest Das Gegenstück zum Shinden geshu matsuri. Der Oberpriester betritt die Felder nach der rituellen Reinigung, Opfergaben und Gebeten und erntet den ersten Weizen,
welcher anschließend zur Opfergabe wird.
4 Misakadono no matsuri 御酒殿祭 letzter Tag im Monat vor dem Erntedankfest Feierlichkeit zu Beginn des Sake brauens.
5 Mishiodono no matsuri 御塩殿祭 10 Tage vor dem Erntedankfest Opfergaben und rituelle Reinigung werden mit sakaki-Zweigen im Salz-Haus für die Vorbereitungsarbeiten praktiziert.

Die Rituale des shikinen sengū[12] finden bei wichtigen Schritten der Bauphase statt. Als Beispiele wäre das Fällen des Bauholzes (Misomahajimesai 御杣始祭), das Austauschen der heiligen Schätze und Gewänder (Okazari 御飾), beim erstmaligen überqueren der neu errichteten Uji-Bücke (Ujibashi watarihajime shiki 宇治橋渡始式)und schließlich bei der eigentlichen Überführung der Gottheiten zu ihren neuen Wohnsitzen (sengyo 遷御). Somit kommt es während einer Bauzeit von 8 Jahren zu der stattlichen Summe von 30 Zeremonien, welche jeweils im Naikū, Gekū und den wichtigsten Hilfsschreinen abgehalten werden. Die zeitlich „beschränkte“ Vorbereitungszeit von acht Jahren wurde 1869 (46. sengū) eingeführt und seither beibehalten. Ferner merken Ōbayashi und Watanabe an, dass fast alle Festdaten genauso wie das Datum für die eigentliche Schreinüberführung der Gottheiten durch ein kaiserliches Dekret festgelegt wird (Obayahsi 1982, S. 42).

Feste und Riten im Rahmen des shikinen sengū
Fest Kanji Geschehen
1 Yamaguchisai 山口祭 Ein Fest, dass vor Beginn der Holzfällerarbeiten in der Bergregion durchgeführt wird wo das Holz für den Neubau der Schreine geschlagen wird.
Es wird um Sicherheit während des Fällens der Bäume und des Transports gebeten.
2 Konomotosai 木本祭 Diese Zeremonie findet am Abend des Yamaguchisai für die Gottheit des Baumes statt, dessen Stamm als neue Kernsäule (shin no mihashira) fungiert.
3 Misomahajimesai 御杣始祭 Feierlichkeit zum Beginn der Holzfällarbeiten in den Kiso-Bergen.
4 Mihishirogi houeishiki 御樋代木奉曳式 Die Zeremonie begleitet den Baum, der später als Behälter (mihishirogi) für den Götterleib im neuen Schrein wird.
5 Mifunashirosai 御船代祭 Diese Zeremonie für das Holz des neuen Mifunashiro wird in den Schreinbezirken des Naikū und Gekū durchgeführt.
6 Kozukurihajimesai 木造始祭 Diese Zeremonie wird zum Beginn der Schreinarbeiten durchgeführt. Ebenfalls mit einem Gebet um Sicherheit bei der Verrichtung der Arbeit.
7 Okihikigyōji (1.) 御木曳行事 Mit Hilfe der Gläubigen (Ise und aus anderen Teilen Japans) werden die Holzpfähle zu den neuen Schreinstandorten gezogen.
8 Karimihishirogi bassaishiki 仮御樋代木伐採式 Diese Zeremonie ist den Göttern der Bäume gewidmet, deren Holz für den Bau des vorübergehenden mihishiro dient. Dieser mihishiro wird für den eigentlichen Transfer des Götterleibs benötigt.
9 Okihikigyōji (2.) 御木曳行事 Das Holz für den Naikū wird auf dem Isuzu – und das Holz für den Gekū auf speziellen Karren feierlich transportiert.
10 Chinchisai 鎮地祭 Bei diesem Ritual werden die Gottheiten der neuen Schreinstandorte um Schutz für die neuen Schreingebäude gebeten.
11 Ujibashi watarihajimeshiki 宇治橋渡始式 Die Zeremonie findet anlässlich der ersten Überquerung der neu errichteten Uji Brücke statt.
12 Ritchūsai 立柱祭 Feier zur Errichtung der Gebäudepfeiler.
13 gogyōsai 御形祭 Am gleichen Tag des Ritchūsai 立柱祭 werden an den östlich- und westlich gelegenen Enden die Pfeiler der Schreingebäude befestigt.
14 Jōtōsai 上棟祭 Eine feierliche Zeremonie zur Errichtung der Firstbalken.
15 Nokitsukesai 檐付祭 Mit dieser Zeremonie wird der Beginn der Dachdeckerarbeiten gefeiert.
16 Irakasai 甍祭 Bei dem Irakasai findet eine Feier zum Abschluss der Dachdeckerarbeiten statt. Der Höhepunkt dieses Festes stellt die Anbringung der Metallverzierungen dar.
17 Oshiraishimochigyōji 御白石持行事 Bei dieser Zeremonie wird die Fertigstellung des Shōden 正殿 gefeiert. Gläubige reinigen die alten Kieselsteine oder bringen neue dar um den Boden damit zu bedecken.
18 Mitosai 御戸祭 Diese Zeremonie findet statt wenn im hinteren Bereich des Hauptschreins die Türen eingesetzt werden.
19 Mifunashirohōnōshiki 御船代奉納式 Im Rahmen dieser Festlichkeit wird der Mifunashiro dem Schrein dargebracht.
20 Araikyome 洗清 Hierbei werden die Schreingebäude in einer Zeremonie rituell gereinigt und für die Überführung der Gottheiten vorbereitet.
21 Shin no mihashira hōken 心御柱奉建 Bei diesem Ritual wird von den Priestern die Kernsäule des Schreinhauptgebäudes spät in der Nacht verehrt.
22 Kotsukisai 杵築祭 Das Kotsukisai dient dazu die Pfeiler der Neubauten rituell zu verstärken um eine lange Haltbarkeit zu erbitten.
23 Gochinsai 後鎮祭 Bei diesem Ritual werden die Götter um Schutz für die Zukunft gebeten.
24 Onshōzoku shinpō tokugō 御装束神宝読合 In einer feierlichen Zeremonie werden die neuen heiligen Schätze und Gewänder an die Zeremoniemeister übergeben und gleichzeitig inventarisiert.
25 Kawara ōharai 川原大祓 Sowohl Hohepriester jingūsaishu 神宮祭主 als auch niedrigere Geistliche, die am sengyo 遷御 beteiligt sind unterziehen sich einer rituellen Waschung im Fluss.
26 Okazari 御飾 An diesem Tag werden die Innenräume der neuen Gebäude in Vorbereitung auf das sengyo 遷御 verkleidet
27 Sengyo 遷御 Hierbei handelt es sich um den bedeutendsten Punkt des shikinen sengū. Die Götter wechseln in einer feierlichen Prozession von den alten in die neuen Gebäude.
28 Ōmike 大御饌 Am Tag nach dem sengyo werden den Göttern das erste Mal in den neuen Schreinen Speisen geopfert.
29 Hōhei 奉幣 Bei dieser Zeremonie werden die Opfergaben des Tennō den Göttern dargebracht.
30 Komotsuwatashi 古物渡 Bei dieser Zeremonie werden die alten heiligen Schätze in das westliche Schatzhaus verlegt.
31 Mikaguramike 御神楽御饌 Im Anschluss an Mikagura 御神楽 (shintōistischer Tanz im Tempel) werden den Göttern Speisen geopfert.
32 Mikagura 御神楽 Nach dem sengyo findet für den Tennō eine eigene Aufführung des Mikagura 御神楽 im Palast statt.

Kritik am sengū-System

Die anfallenden Kosten für die 61. Schreinüberführung beliefen sich laut des Artikels der Asahi Shinbun 朝日新聞 (30.9.1993) auf 32,7 Milliarden Yen – was anhand der großen Mengen an benötigtem Material und der immensen Arbeitszeit nicht schwer zu glauben ist. Im Vergleich dazu die Kosten von 1973 mit 4,5 Milliarden Yen welche somit siebenmal niedriger ausfielen (Bock 1974, S. 58).

Aus rechtlicher Sicht hat sich der Status der Shintō-Schreine seit dem 23.1.1946 stark verändert und wurden in eine religiöse Körperschaft umgewandelt. Nach Ende des zweiten Weltkriegs setzte die amerikanische Besatzungsmacht mit der Shintō-Direktive (15.12.1945) der staatlichen Kontrolle und der weiteren Verbreitung des Staats-Shintō ein Ende (Creemers 1968, S. 55, 219). Des weiteren merkt Creemers an, dass seit 1947 auch in der japanischen Verfassung die Trennung von Staat und Religion durch Artikel 89 fest verankert ist (ibid., S. 229). Aus dieser Veränderung resultiert ein großes finanzielles Problem für die Schreine, denn bis zu diesem Zeitpunkt genossen fast 200 Schreine in ganz Japan die finanzielle Unterstützung des Staates – mit dem Ende dieser Zuwendung wurden viele Schreine, darunter auch der Großschrein von Ise in eine finanzielle Krise gestürzt. Daraus resultierte auch die Verschiebung der 59. zyklischen Schreinverlegung (ursprünglich 1949) um 4 Jahre durch eine Anweisung des Kaiserhauses verschoben wurde (ibid., S. 55, 74, 218).

Wenn man die Mengen an benötigten Materialien näher betrachtet (siehe 3.2. Umfang des shikinen sengū), so ist es nicht weiter verwunderlich, dass in diesem Zusammenhang in Japan Kritik laut wurde. So stand ebenfalls in dem Artikel, dass Stimmen laut geworden wären, dass die Verschwendung von wertvollen Ressourcen nicht mehr länger ökologisch vertretbar wäre. Diesen Stimmen gegenüber verteidigt sich der Großschrein mit Aufforstungsprogrammen und einem 5400 Hektar großen schreineigenen Waldstück, welches sich hinter dem inneren Schrein erstreckt. Neben diesen bereits bestehenden Eigenressourcen besteht zusätzlich der Plan ein 1000 Hektar großes Waldstück zwischen den Präfekturen Kumamoto und Miyazaki zu kaufen um in Zukunft den Bedarf an Bauholz aus eigenen Mitteln heraus decken zu können. Außerdem wird argumentiert der Großschrein, dass das noch verwendbare Holz der alten Gebäude in den Schreinen von ganz Japan Wiederverwendung findet (Asahi Shinbun 30.9.1993, S. 8).

Mit dem Event sengū sind zum einen hohe Investitionen und zum anderen auch hohe Gewinne verwunden. Im Jahr besuchen durchschnittlich sechs Millionen Menschen den Großschrein von Ise und hinzu kommt, dass im Jahr nach der Schreinverlegung diese Zahl noch bei weitem überschritten werden wird. So rechnet der Großschrein von Ise mit einem zusätzlichen Besucheransturm von 4 Millionen (Asahi Shinbun 30.9.1993, S. 8). Dementsprechend sind die Erwartungen von Wirtschaft und Hotellerie an die zyklische Schreinverlegung immer wieder hoch.

Verweise

Literatur

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  • Felicia G. Bock 1970-72
    Engi-shiki: Procedures of the Engi Era. Tokyo: Sophia University 1970-72. (Bd. 1 (1970): Engishiki 1-5; Bd. 2 (1972): Engishiki 6-10.)
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    „Eternal change at the grand shrine of Ise.“ Japan Quaterly 1 (1994), S. 36-43.
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    „Harvest and renewal at the Grand Shrine of Ise.“ Numen 15/3 (1968), S. 165-190.
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    Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1919. (Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki [in Auszügen] sowie Kogo shūi [ganz].)
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    Nihon no yashiro. Tōkyō: Bijutsu Shuppansha 1964.
  • Horst Hammitzsch 1937
    Yamato-hime no mikoto seiki: Bericht über den Erdenwandel ihrer Hoheit der Prinzessin Yamato. Leipzig: A. Richter 1937.
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  • Sepp Linhart 1983
    „Japan.“ In: Otto Ladstätter und Sepp Linhart (Hg.), China und Japan - Die Kulturen Ostasiens. Wien: Ueberreuter 1983, S. 245-400.
  • Elke Mähner 1994
    „Ise Jingū: Der ewige Schrein.“ Japan Magazin 2/94 (1994), S. 36-39.
  • Taryō Ōbayashi, Yoshio Watanabe 1982
    Ise und Izumo: Die Schreine des Shintoismus. Freiburg: Herder 1982.
  • Stuart Picken 1980
    Shintō: Japan's spiritual roots. Tōkyō: Kodansha 1980.
  • Tange Kenzō 丹下 健三 1965
    Ise: Prototype of Japanese architecture. Cambridge: The M.I.T. Press 1965.
  • Tokoro Isao 所功 1973
    Ise no jingū. Tōkyō: Shinjinbutsu Ōraisha 1973.
  • Yamauchi Yasushi Akira 山内泰明 1972
    Jinja kenchiku. Tōkyō: Jinja shinpō 1972. (3. Auflage.)
  • Klaus Zwerger 2000
    Wood and wood joints: building traditions of Europe and Japan. Basel: Brickhäuser 2000.

Fußnoten

  1. Ise Jingū 伊勢神宮 (Stand: 2021/08/17)
  2. Ise Jingū 伊勢神宮 (Stand: 2021/08/17)
  3. Asahi Shinbun, 30.9.1993, S. 8
  4. Ise Jingū 伊勢神宮 (Stand: 2021/08/17)
  5. Übernommen aus „Himoroki 神籬“, Wiktionary[en] (Stand: 2021/08/17) (hiragana ひもろき, romaji himoroki)

    in Shintō, a holy area surrounded by a barrier of trees; used as a place to summon and worship gods
    *720: Nihon Shoki (page 153)
    汝天兒屋命・太玉命、宜持天津神籬、降於葦原中國、亦爲吾孫奉齋焉。

    *720: Nihon Shoki (page 239)
    [...] 祭於倭笠縫邑。仍立磯堅城神籬。神籬、此云此莽呂岐。

    *720: Nihon Shoki (page 261)
    三年春三月、新羅王子天日槍來歸焉。將來物、羽太玉一箇、足高玉一箇、鵜鹿々赤石玉一箇、出石小刀一口、出石桙一枝、日鏡一面、熊神籬一具、併七物。[...] 仍貢獻物、葉細珠、足高珠鵜鹿々赤石珠、出石刀子、出石槍、日鏡、熊神籬、膽狹淺大刀、併八物。

    *720: Nihon Shoki (page 277–279)
    於是、清彦被勅、乃自捧神寶而獻之。羽太玉一箇・足高玉一箇・鵜鹿鹿赤石玉一箇・日鏡一面・熊神籬一具。

    *c. 759: Man'yōshū (book 11, poem #2657)
    神名火尓 紐呂寸立而 雖忌 人心者 間守不敢物
  6. Go-Daigo“, Wikipedia[de] (Stand: 2021/08/17)
  7. „Shikinen zodaisei no seiritsu“. 1993, S. 259–290
  8. „Kyukankoku heisha ni okeru shikinen zodai sei no chosa“. 1975, S. 26–38
  9. Verweis auf die Bedeutung von Amaterasu als Göttin der Webkunst. Siehe: Nelly Naumann (1983) „Die Webende Göttin“ Nachricht der Gesellschaft der Natur- und Völkerkunde Ostasiens, S.5–76.
  10. Robert S. Ellwood, "Harvest and Renewal at the Grand Shrine of Ise". 1968, S. 169ff.
  11. Robert S. Ellwood, "Harvest and Renewal at the Grand Shrine of Ise". 1968, S. 172ff.
  12. Shikinensengu 式年遷宮“, Ise Jingū (Stand: 2021/08/17)

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:

  1. Ise2.png
    Schreingebäude
  2. Karte Schreinanlage Naiku.gif
    Ise Jingū Naikū Landkarte; Mie
    Bild © ry-fujiwara. (Letzter Zugriff: 2014/8/31)
    Lageplan vom Inneren Schrein Kōtai Jingū 皇大神宮.
  3. Karte Schreinanlage Geku.gif
    Ise Jingū Gekū Schreingebäude; Mie
    Bild © ry-fujiwara. (Letzter Zugriff: 2021/8/23)
    Lageplan vom Äußeren Schrein Toyouke Daijingū 豊受大神宮
  4. Ise kenchiku.jpeg
    Itaazekura Schreingebäude
    Bild © plaza.rakuten.co.jp. (Letzter Zugriff: 2014/9/10)
    Architektonische Details des itaazekura 板校倉. Schematische Darstellung des Ise-Baustils.
  5. Tori Zeniarai benten.png
    Torii-Pfeiler Torii (Holz); Zeniarai Benzai-ten Ugafuku Jinja 銭洗辨戝天宇賀福神社, KamakuraDie Pfeiler werden direkt in den Boden eingelassen, womit sie der Feuchtigkeit schutzlos ausgesetzt sind.
  6. Ise-fussis.png
    Munamochi-bashira Schreingebäude, munamochi-bashira 棟持柱 (Holz)
    Bild © Zwerger 2000
    Eine Dachfirst-Stütze munamochi-bashira 棟持柱 des Ise Jingū.
  7. Tamamakinoontachi.jpg
    Tamamaki no ontachi Kultgegenstand
    Bild © Nakasugi. (Letzter Zugriff: 2021/8/24)
    Zeremonialschwert Tamamaki no ontachi 玉纏御太刀.
  8. Yamaguchi-sai.jpg
    Yamaguchi-sai Zeremonie
    Bild © Isemonogatari, Blog. (Letzter Zugriff: 2014/8/11)
    Yamaguchi-sai 山口祭: Ein Fest, dass vor Beginn der Holzfällerarbeiten in der Bergregion durchgeführt wird wo das Holz für den Neubau der Schreine geschlagen wird. Es wird um Sicherheit während des Fällens der Bäume und des Transports gebeten.
  9. Chinchisai.jpg
    Chinchi-sai Zeremonie
    Bild © blogs.yahoo.co.jp. (Letzter Zugriff: 2014/9/12)
    Bei diesem Ritual werden die Gottheiten der neuen Schreinstandorte um Schutz für die neuen Schreingebäude gebeten.